Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 23: Herzlich willkommen in Tokio ---------------------------------------- Verwirrt schaute sich Takeru noch einmal in der Halle um, bevor Jean und Louisa ihn mit Fragen bombardierten. Schnell waren seine chaotischen Gedankengänge vergessen, als er sich auf das Gespräch mit den beiden konzentrierte. Yamato kam es vor, als würde er mitten in Paris stehen. So schnell und durcheinander hatte er die französische Sprache schon lange nicht mehr gehört. Es wunderte ihn, das jeder die Frage die an ihn gestellt wurde beantworten konnte um im nächsten Moment sich den anderen Gesprächspartner zu zuwenden. Lange hatte er Takeru nicht mehr so gelöst gesehen. Stolz hatte er einen Arm um Louisas Schulter gelegt und sie zärtlich an seinen Oberkörper geschoben. Diese Geste kam ihm sehr bekannt vor, wenn er an seinen besten Freund und dessen Schwester dachte. Langsam fing sein Kopf an zu pochen. Japanisches Stimmenwirrwarr gemischt mit französischen Gesprächen und englischen Wortfetzen war einfach zu viel für seine Nerven. Der Schlafmangel der letzten Nacht machte sich bemerkbar. Ihm taten immer noch seine Ohren weh, wenn er an das Rumgeheule von Taichi dachte. Yamato wusste nicht, wer mehr leiden musste: Taichi, weil er aus seiner Wohnung geflogen war. Mimi, die einen Trottel zum Ehemann hatte. Sora, die einer wütenden Mimi alleine ausgesetzt war. Hikari, weil sie Taichis Schwester war. Takeru, weil er Taichis Unmut auf sich gezogen hatte. Oder er selbst, weil er eine Nacht auf seine geliebte Frau verzichten musste. Dies musste der Sänger auf den Tourneen zu genüge machen. Er kam zu einem Ergebnis: Er musste so schnell wie möglich das Flughafengebäude verlassen. „TK! Ich gehe schon zum Auto. Kommt bitte so schnell wie möglich hinterher.“ „Wir kommen gleich mit. Ist alles in Ordnung?“ Yamato nickte. „Ich bekomme nur Kopfschmerzen. Daran bist du nicht unschuldig. Ich durfte mir die ganze Nacht von Tai anhören, dass du dich an seine Schwester rangemacht hast.“ „Wir haben getanzt, Matt. Was normal ist auf einem Tanzabend.“ „Erst habt ihr einen Walzer miteinander getanzt. Danach eure Zungen einen Samba.“ Louisa quietschte erfreut auf. Jean sah sie verständnislos an. Die Brüder hatten sich auf Japanisch unterhalten. Daher konnte er dem Gespräch nicht folgen. Takeru stöhnte genervt auf, als er den Freudenschrei seiner Schwester wahrnahm. „Was habt ihr zwei?“, fragte Yamato auf Französisch bei seinen Geschwistern nach. „Matt, ich hatte dir doch gesagt, dass Louisa japanisch versteht. Das war der Beweis.“ „Sorry! Daran habe ich nicht gedacht.“ „Takeru hat eine Frau geküsst“, erzählte sie Jean. Dieser sah erst erstaunt Louisa an und danach seinen besten Freund. „Du hast was?“ Kurz stöhnte Takeru auf. „Zu spät“, zischte er Yamato an. „In der Hinsicht bin ich dir keine Rechenschaft mehr schuldig, Jean. Ich bin nicht mehr mit Chloé zusammen“, fauchte der jüngere Blonde seinen besten Freund an. Jetzt war das eingetreten, was er eigentlich umgehen wollte. „Was denn? Ich würde mich für dich freuen, wenn du wieder jemanden findest, der zu dir passt.“ „Danke sehr, aber das ist … Lasst und endlich zum Auto gehen.“ Gemeinsam machten sich die Vier auf den Weg zum Parkplatz. Takeru und Jean schoben die Kofferwagen, während Yamato die Handgepäcktasche von Louisa trug. Die junge Frau ging zwischen ihren Brüdern. Sie schaute zwischen Yamato und Takeru hin und her. Die Ähnlichkeit zwischen den Beiden war nicht zu verkennen. Trotzdem gab es Unterschiede: Yamato war ein kleines Stück größer, als Takeru. Dafür hatte Takeru einen austrainierten Körper. Die Haare waren bei dem Älteren ein wenig heller. Die Charaktere waren in vielen Dingen gleich und doch wieder verschieden. Louisa richtete ihren Blick auf ihren ältesten Bruder. Yamato hatte einen verschlossen und ernsten Gesichtsausdruck. Es war schwer seine Gefühlswelt wahr zu nehmen. Als er Louisa anschaute verschwand sein Pokerface und er lächelte sie an. Er wirkte selbstbewusst, glücklich und irgendwie erleichtert. Der Ältere konnte es nicht offen zeigen, aber sie spürte, dass er sich aufrichtig freute sie wiederzusehen. Sie sah sich Takerus Profil an. Der ernste, verbitterte und wütende Gesichtsausdruck war einem freundlichen, offenen und lebenslustigen Blick gewichen. Seine Augen waren nicht mehr matt sondern strahlten. Diese erinnerten sie an kleine Diamanten. Diesen Ausdruck kannte Louisa nur, wenn Takeru früher Chloé angeschaut hatte. Selbst sein Gangbild hatte sich verändert. Er ging aufrechter, was ihn noch größer wirken ließ, als er ohnehin schon war. Die Blondine musste schmunzeln. „Du hast eine Freundin Großer?“ Kam Louisa fragend zu einem Ergebnis. ‚Ich habe ihren siebten Sinn vergessen. So wie die Sache jetzt läuft hätte Hika auch gleich mitkommen können. Wie komme ich jetzt aus der Sache wieder raus?‘ „Nein, habe ich nicht.“ ‚Gelogen ist es nicht. Wir wissen immerhin nicht, was das gestern Abend und heute Morgen war.‘ „Habt ihr eine Affäre?“, bohrte sie weiter nach. ‚ Wir haben uns geküsst. Mehr war nicht. Okay, wir sind zusammen auf der Couch eingeschlafen und haben gekuschelt. Fängt so eine Affäre an?‘ „Wie bitte?“, empörte Takeru sich. „Das hört sich nach einem Flirt ein“, gab Jean amüsiert von sich. ‚Jetzt fängt der auch noch an. Klasse! Danke Matt!‘ „Ihr nervt. Habt ihr keine anderen Sorgen, als mein Liebesleben?“ „Dazu müsstest du erst einmal eines haben, damit man sich Sorgen machen kann“, kam es trocken von Yamato. ‚Super, erst brockt er mir die Suppe ein und jetzt muss er seinen Senf auch noch dazugeben.‘ Mittlerweile hatten sie den Parkplatz erreicht und die Brüder verstauten das Gepäck im Kofferraum. „Ich bin froh, dass mir Sora den Rat gegeben hat mit der Familienkutsche zu fahren“, murmelte der Sänger vor sich her. „Ich wäre froh gewesen, wenn du deine Klappe gehalten hättest, Matt.“ „Ich habe mich entschuldigt. Mehr kann ich nicht machen. Mir fehlt mein Schlaf. So gesehen bist du selber schuld“, grinste Yamato seinen Bruder an. „Du bist wirklich mit keiner anderen zusammen gewesen, seitdem du in Tokio lebst?“ Jean hatte eine Augenbraue hochgezogen und musterte seinen besten Freund skeptisch. ‚Nicht schon wieder.‘ „Ich war mit mir selber beschäftigt.“ „Dann ist es etwas ernstes, wenn du die Kleine abgeknutscht hast.“ Takeru wollte gerade zum Gegenschlag ausholen, als Yamato Jean einen wütenden Blick zuwarf. „Ihr Bruder und ich sind die Einzigen, die Hikari ‚Kleine‘ nennen. Klar?“ Eingeschüchtert nickte Takerus Freund und sah dessen Bruder an. „Hikari? Etwa die Hikari?“ Erstaunt blickte Louisa in die Augen von Takeru. ‚Jackpot!‘ „Ähm …“ „Sag einfach was Sache ist, TK. Vielleicht geben die Beiden dann Ruhe.“ „Ich -“, versuchte es der jüngere Blonde erneut mit einer Erklärung. Verwundert sah Yamato auf seine Schwester. „Momentmal: Louisa, du kennst Hikari?“ „Ich weiß es nicht. Bei dem was Takeru erzählt hat glaube ich schon, dass ich sie kenne. Ich hatte vor Jahren in Paris eine Fotografin getroffen, die Hikari hieß und aus Japan kam. Wir hatten einen lustigen Nachmittag. Gemeinsam hatten wir viele Fotos von Paris aufgenommen. Takeru brauchte Fotos für seine Arbeit. Er fragte mich, ob er mein Foto, welches ich mit Hikaris Hilfe gemacht hatte, veröffentlichen konnte.“ „Wie hattet ihr euch unterhalten?“ Neugierig schaute Yamato Louisa an. „Sie sprach fließend Französisch.“ Der Älteste in der Runde zog seine Augenbraue nach oben und schaute seinen Bruder an. „Diese Unterhaltung sollten wir im Auto führen TK. Alle Einsteigen.“ Yamato startete den Motor. Sofort erklang Musik. Er fuhr langsam aus der Parklücke. Als sie nach kurzer Zeit auf die Autobahn fuhren schaute Yamato in den Rückspiegel. „Ich hoffe, dass ich das was ich gerade sehe falsch interpretiere. Sonst hat dein Freund ein echtes Problem.“ Er deute mit seinem Daumen nach hinten. Takeru drehte sich nach hinten und musste schmunzeln. Louisa hatte ihren Kopf an die Schulter von Jean gelehnt. Seine Wange war auf ihren Kopf gebettet. Ihre Hände waren übereinander gelegt. Er schaute seinen Bruder in die Augen. „Definitiv. Sie ist wie eine kleine Schwester für ihn. Die Beiden hatten einen langen Flug. Die Zeitverschiebung darfst du auch nicht vergessen.“ „Ich hoffe, du hast Recht.“ „Das habe ich.“ Nachdenklich schaute er seinen Bruder von der Seite an. „Was hast du?“ „Louisa kennt Kari?“ Der Angesprochene nickte. „Hikari und ich waren sehr überrascht, als wir das festgestellt hatten.“ „Was läuft zwischen Kari und dir?“ Kurz schauten die blauen Augen Yamatos seinen Bruder an, bevor er sich wieder auf den Straßenverkehr konzentrierte. „Wir wissen es nicht.“ Nachdenklich schaute Takeru aus dem Fenster. Diese Frage beschäftigte ihn schon den ganzen Tag. Er fand einfach keine Antwort. „Du küsst nicht ohne einen Grund eine Frau.“ „Ich weiß nur, dass wir gemeinsam versuchen eine Antwort zu finden.“ „Sei einfach ehrlich Kari und dir gegenüber.“ Der jünger Blonde nickte. „Falls es um Ken geht -“ „Er ist ihr Tanzpartner. Das hat sie mir schon mehrfach erklärt.“ „Wie geht es dir dabei?“ „Was meinst du?“ „Kari in den Armen von Ken zu sehen.“ Takeru verzog sein Gesicht kurz zu einer Grimasse. „Es ist schon komisch. Tanzen ist ein Sport mit viel Körperkontakt.“ „Hör mal gut zu TK: Ken ist Karis Tanzpartner, mehr nicht. Die beiden sind seit vierzehn Jahren ein Tanzpaar. Da war nie etwas zwischen den Beiden was über das Tanzen hinausging.“ „Was nicht ist kann noch werden.“ „Du kannst deine schlechten Erfahrungen, die du mit Chloé gemacht hast, nicht auf Kari übertragen. Das ist unfair ihr gegenüber. Ich kenne Kari ihr ganzes Leben. Sie ist wie eine kleine Schwester für mich. Eines kann ich dir mit Sicherheit sagen: Sie ist eine der ehrlichsten Menschen die ich kenne. Kari würde dir nicht sprichwörtlich das Messer von hinten in den Rücken rammen. Sie würde dir in die Augen sehen. Jetzt nochmal zu Ken: Er ist verheiratet hat zwei Kinder und liebt seine Frau.“ Erstaunt sah Takeru seinen Bruder an. „Die Frau, mit der er nach dem Eröffnungstanz getanzt hatte ist seine Ehefrau?“ „Richtig, sie heißt Miyako, wird aber fast immer Yolei gerufen. Außerdem ist sie die Mutter seiner Kinder.“ Takeru merkte, wie erleichtert er sich mit einmal fühlte. Diese Information warf ein ganz anderes Licht auf die ganzen Fragen, die er sich stellte. „Danke dir, Matt.“ „Gerne doch. Kari ist eine wundervolle Frau. Mach das Richtige, mit dem was ich dir gesagt habe.“ Takeru nickte seinem Bruder zu. „Du solltest die Schlafnasen hinter uns wecken. Wir sind gleich da.“ --- „Möchte jemand einen Kaffee oder etwas anderes zu trinken?“ Fragend sah Takeru seinen Besuch und seinen Bruder an. „Kaffee! Stark!“, kam es einsilbig von Yamato. „Ich würde auch gerne einen Kaffee trinken“, kam es von Jean. „Hast du ‚Grenadine‘ da?“ Takeru nickte und grinste seine Schwester an. „Manche Gewohnheiten legst du wohl nicht ab? Immer noch mit stillem Wasser?“ Louisa lächelte ihren Bruder an. „Richtig.“ Diesen Sirup hatte die Blondine schon als kleines Mädchen gerne getrunken. Am besten schmeckte ihr dieser mit stillem Mineralwasser. Zeitweise trank sie den Sirup auch mit Milch. Takeru stellte die fertigen Getränke auf den Tisch. Die Männer nahmen sich jeder eine Kaffeetasse. Während Louisa nach ihrem Glas mit dem Sirup griff. „Warte Krümel, ich habe etwas vergessen.“ Takeru ging in die Küche und kramte in einer Schublade. Er nahm den gesuchten Gegenstand in die Hand und reicht diesen seiner Schwester. „Bitte, der Strohhalm gehört dazu.“ „Danke dir.“ Genüsslich tank sie ihr Getränk mit dem Strohhalm. Kurze Zeit später verabschiedete sich Yamato. Er nahm seine Schwester in die Arme und drückte ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn. „Grüße bitte Sora und Haru von mir.“ „Das werde ich machen. Danke dir. Ich freue mich, dass du da bist.“ „Ich habe dich auch lieb.“ Louisa drückte Yamato einen Kuss auf seine Wange. Louisa, Takeru und Jean saßen auf der Couch und unterhielten sich. „Sag mal Jean, was macht Chloé eigentlich?“ Verwundert schaute der Braunhaarige Takeru an. „Wieso interessiert dich das?“ „Eigentlich ist es mir egal, was sie macht. Ich hatte heute nur das Gefühl, dass ich sie am Flughafen gesehen habe.“ „Das kann nicht sein, Takeru. Sie war vor einer Woche bei mir. Sie hat mir erzählt, dass sie sich auf die Semesterprüfung vorbereiten muss.“ „Was sollte sie auch hier? Außerdem hätten wir sie auf dem Flughafen in Paris oder im Flieger sehen müssen“, kam es von Louisa. „Das muss nicht unbedingt stimmen“, sprach Jean nachdenklich. „Wie meinst du das?“ „Ach nichts. Wie gesagt, sie ist in Marseille.“ Leise fügte er hinzu: „So viel ich weiß.“ Für Takeru war das Thema abgeschlossen. Schnell lenkte er das Gespräch in eine andere Richtung. „Lasst uns von was anderem sprechen: Louisa, du schläfst in meinem Schlafzimmer. Jean, für dich habe ich ein Bett in meinem Arbeitszimmer fertig gemacht.“ „Wo schläfst du?“ Neugierig sah Louisa ihren Bruder an. „Hier auf der Couch.“ „Ich schlafe hier.“ „Nein! Louisa du schläfst in meinem Schlafzimmer.“ Takerus Handy klingelte. Er sah auf das Display und lächelte. „Ende der Diskussion, Louisa. Entschuldigt mich kurz, dass ist ein wichtiger Anruf.“ „Ist der Anruf von deiner Freundin?“ „Halt die Klappe, Jean.“ „Es ist deine Freundin“, stichelte er weiter. „Du bist ein Depp“, faucht Takeru ihn an und ging Richtung Schlafzimmer. „Ich bleibe bei meiner Meinung.“ „Glaub doch was du willst.“ „Das mache ich auch“, kam die freche Antwort. „Wie ich das vermisst habe“, lachte Takeru auf und schloss die Tür, damit er ungestört mit Hikari telefonieren konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)