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Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...?

von

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Nachdenklich

Nachdem sich Hikari von Takeru verabschiedet hatte ging sie in die Wohnstube. Sie setzte sich auf die Couch, nahm sich ihre Kuscheldecke, die immer auf der Lehne der Couch lag, und legte diese über ihre Beine.

Kurze Zeit später war Gatomon auf ihrem Schoß und wollte gestreichelt werden.

Verträumt schaute sie aus dem Fenster, dabei ließ sie den Abend Revue passieren.
 

An diesen Abend hatte Hikari nichts mehr von dem ‚eingebildeten Fatzke‘ in Takeru gefunden, den er im Park verkörpert hatte.

Seine ernste und starre Mimik war einem aufgeschlossenen und neugierigen Gesichtsausdruck gewichen.

Die Arroganz hatte sich in ein freundliches und respektvolles Wesen verwandelt.

Die Ignoranz ihr gegenüber war verschwunden.

Das aufgesetzte Lächeln war zu einem aufrechten Lachen geworden.

Seine Augen spiegelten seine neu gewonnene Lebensfreude wieder.

Selbst seine Stimme hatte einen angenehmeren Klang.

Hikari kam es fast so vor, als wenn sie zwei verschiedene Menschen kennengelernt hatte.
 

Als Takeru vor ihr stand kam Hikari sich, mal wieder, winzig vor.

Sie musste sich fast den Hals ausrenken, um ihn in seine Augen sehen zu können.

Kurz fragte sie sich, warum sie sich Gedanken über seine Körpergröße machte.

Immerhin waren Taichi, Yamato und Ken auch nicht gerade kleine Männer.

Um beim Tanzen den Größenunterschied zwischen Ken und ihr zu kaschieren musste Hikari Tanzschuhe tragen die einem High Heel Konkurrenz machten.
 

Der Gedanke über ihre Körpergröße wurde von einer anderen Erinnerung verdrängt.

Ein Rotschimmer zierte ihr Gesicht, als sie an sein Lächeln dachte. Es bildeten sich immer kleine Grübchen an den Wangen. Seine Augen wurden durch kleinen Lachfältchen noch mehr betont.

Schnell verbannte sie den Gedanken über sein Lächeln wieder aus ihrem Hirn.
 

Ihr kam das Gespräch über Nizza wieder in den Sinn.

Sie überlegte kurz, ob sie Yamato einen Kopf kürzer machen sollte oder nicht, da er sich - ohne ihr Wissen - mit seinem Bruder über sie unterhalten hatte. Sie kam letztendlich zu dem Schluss es bleiben zu lassen.

Die Erklärung von Takeru hatte ihr gezeigt, dass er sie, als sie sich seine Kampagne durchgelesen hatte, sowieso durchschaut hatte. Yamato hatte nur das fehlende Puzzleteil ersetzt.
 

Hikari seufzte kurz auf, als sie an die Zeit in Nizza dachte. Es war eine wunderschöne Zeit gewesen.

Sie hatte viel gesehen, gelernt und sich in ihren Gastbruder verliebt.

Die Beiden hatten anfangs eine schöne Zeit miteinander. Je dichter der Abschied kam, desto mehr Probleme tauchten auf. Es waren nicht nur die kulturellen Unterschiede.

Sie wollte Klarheit über ihre gemeinsame Zukunft haben. Er wollte nur im Hier und Jetzt leben.

Er wollte eindeutig einen Schritt weiter gehen. Dafür fühlte sie sich nicht bereit.

Sie fühlte sich bedrängt und unverstanden.

Diese Erfahrung wollte sie mit jemand erleben, der sie so liebte wie sie war. Jemanden der ihr die Zeit gab, die sie brauchte. Ihr Gastbruder gehörte eindeutig nicht dazu.

Schließlich kam es zum großen Streit und zur Trennung.
 

Diese Erfahrung hatte sie geprägt. Sie wollte ihr Herz und ihre Seele schützen, daher hatte sie im Unterbewusstsein beschlossen um die Französische Sprache eine Bogen zu machen.

Als Yamato vor zwei Jahren auf die Idee kam seine Verwandten in Paris zu besuchen fragte er seine Freunde ob sie mit wollten.

Das war das erste Mal- seit ihrem Besuch in Nizza – das sie wieder Französisch gesprochen hatte.

Das dieses Gespräch ausgerechnet mit Takerus Schwester war ließ sie kurz auflachen.

Das neu gewonnene Selbstvertrauen hatte sich nach ihrem dämlichen Versprecher wieder in Luft aufgelöst.
 

Irgendwie kam es ihr vor, als wären Yamato, Takeru und Louisa ihr Schicksal.

Die Geschwister hatten alle einen wichtigen Abschnitt in ihrem Leben begleitet.

Yamato war schon ihr ganzes Leben als ein sehr guter Freund an ihrer Seite.

Louisa hatte ihre Liebe zu Frankreich wieder geweckt.

Takeru war ihr Vorgesetzter, benahm sich aber nicht so.

In der kurzen Zeit, in der sie sich kannten, war er ein guter Freund geworden.

Mit ihrem kurzen französischen Gespräch hatte er ihr ein kleines bisschen ihr Selbstwertgefühl gesteigert. Sie unbewusst ein wenig gestärkt, doch wieder diese Sprache, die sie im Grunde ihres Herzens liebte, wieder zu sprechen.
 

Hikari sah neben dem Fernseher ein paar Zettel liegen. Sie stand auf und holte sich die Blätter.

Gatomon war gar nicht glücklich darüber, dass ihr Frauchen sie von ihren Schoß geschubst hatte.

Beleidigt verzog sie die weiße Katze.

Belustigt schaute Hikari Gatomon hinterher.

Sie setzte sich wieder auf die Couch. Die junge Frau faltete die Zettel auseinander. Sie blickte auf die Choreographie für den Eröffnungstanz des nächsten Tanzabends.

Der Besitzer der Tanzschule hatte Hikari und Ken mal wieder darum gebeten diesen zu tanzen.
 

Erschrocken riss sie ihre Augen auf. Was hatte sie mit ihrer unbedachten Frage angerichtet?

Schnell nahm sie ihr Handy und suchte sich den gewünschten Kontakt heraus.
 

>Hey Süße, bist du noch wach? Ich brauche dringend deinen Rat. Am besten sofort. Kari<
 

Eine Minute …

Zwei Minuten …

Drei Minuten …

Fünfzehn Minuten …
 

„Verdammt Yolei, komm schon“, murmelte Hikari vor sich her.
 

Nach weiteren fünfzehn Minuten beschloss sie missmutig ins Bett zu gehen.

Hikari war kurz vor dem Einschlafen, als ihr Handy sich bemerkbar machte.

Schlaftrunken las sie die Nachricht:
 

>Bingo, bin wach. Was gibt es so wichtiges? Wehe du schläfst jetzt. Yolei<

>Ich bin dank dir wieder wach. Ich habe Takeru zum Tanzabend eingeladen.<

>Ist Ken das Problem?<

>Nein. Eher Tai und Matt.<

>Tai verstehe ich. Aber wieso Matt?<

>Takeru ist sein Bruder.<

>Und?<

>Keine Ahnung.<

>Kari, sage endlich wo dein Problem ist? Stehst du auf Takeru?<

>Was? Nein.<

>Ich wiederhole: Wo ist dein Problem?<

>Er ist mein Chef.<

>Das Argument zählt nicht mehr.<

>Wieso nicht? Es ist nun mal so.<

>Weil es ständig kommt und ich es nicht mehr hören kann, deswegen. ;)<

>Was mache ich jetzt?<

>Ganz einfach: Erst legst du eine flotte Sohle mit Ken aufs Parkett. Danach machst du dir einen schönen Abend mit Takeru und Ken gehört mir.<

>Quatschkopf.<

>Hab dich auch lieb.<

>Danke Süße. Grüß Ken von mir und schlaf gut. Wir sehen uns Samstag.<

>Bingo.<
 

Hikari ging in die Küche um sich einen Tee zu kochen.

Dabei fragte sich, ob es wirklich so einfach werden würde, wie Miyako geschrieben hatte.

Insgeheim hatte sie sich schon eingestanden, dass Takeru ein gut aussehender Mann war.

Die blauen Augen, seine blonden Haare, die Stimme und sein Lächeln berührten ihr Inneres.
 

Der Wasserkocher riss sie mit seinen nervenden Ton aus ihren Gedanken. Schnell goss sie das Wasser in ihre Teetasse, nahm diese und ging zum Wohnstubenfenster.

Ihr Blick richtete sich auf das nächtliche Tokio. Dabei versank sie wieder in ihre Gedankenwelt.
 

Es gab, in ihren Augen, so viele Probleme die ihr Herz schwerer werden ließen.

Was war mit ihrem Versprechen, welches sie Takeru gegeben hatte?
 

‚„Versprechen Sie mir nur, dass Sie die Beziehungen zur Chefetage nicht ausnutzen werden.“‘
 

Durch seine Position bei der ‚Ishida Group‘ gehörte Takeru zur Chefetage.

Das Hiroaki sein Vater war – daran wollte sie gar nicht denken.

Abgesehen davon war Takeru ihr Vorgesetzter.

Was würden ihre Kollegen und sein Vater von ihr halten?

Was würden ihre Freunde und ihr Bruder von ihr halten?
 

‚Tai wird eindeutig ein Problem.‘
 

Frustriert seufzte Hikari auf.

Sie nippte an ihrem Tee. Angewidert verzog sie ihr Gesicht. Das Getränk war schon eiskalt.

Hikari ging zurück zur Küche. Sie kippte den kalten Tee in den Ausguss und stellte die Tasse in den Geschirrspüler.

Danach ging sie in ihr Bett.
 

Der nächste Morgen kam für die junge Frau viel zu schnell.

Schlaftrunken schaltete sie den Wecker aus.

Kurz überlegte sie was an diesem Tag alles anstand.

Danach schob sie ihre Beine über die Bettkante und stand auf.
 

Sie machte sich tagfertig, als sie aus dem Bad kam stellte sie fest, dass sie keine Zeit mehr hatte ihr Frühstück zu essen.

Genervt stöhnte Hikari auf. Sie schnappte sich ihre Sachen und machte sich auf den Weg zur Arbeit.
 

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Als Hikari das Verlagsgebäude betrat war ihr erster Weg in die Kantine.

Ihr Magen hatte sie auf den ganzen Weg zur Arbeit laut stark daran erinnert, dass sie noch kein Frühstück gegessen hatte.

Hikari bestellte sich einen Tee und ein abgepacktes Putensandwich.

Sie wollte gerade in ihr Büro gehen, als sie eine starke Ausstrahlung war nahm. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten.
 

‚Oh man, ich leide eindeutig an Schlafmangel. Das ist pure Einbildung, wenn ich mich umdrehe …blaue Augen. ‘
 

„Guten Morgen Hikari“, begrüßte Takeru sie freundlich.

„Guten Morgen Takeru. Wie ich sehe bist du auch spät dran.“

Er setzte ein schiefes Lächeln auf. „Kann man so sagen.“

„Lass mich raten: Wenig Schlaf?“

„Ich weiß nicht wie du auf die Idee kommst.“

„Nur geraten.“

Er holte sich seinen Kaffee und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Fahrstuhl.

„Ich werde gleich die Fotos überarbeiten. Steht heute sonst noch etwas an?“

„Das Meeting um zehn Uhr in meinem Büro.“

„Okay. Denkst du bitte noch daran -“

„Ich habe Louisa schon geschrieben.“

„Was hat sie gesagt?“

„Keine Ahnung. Ich hoffe, sie schläft noch. In Paris ist es gerade Mitternacht.“

„Oh, an die Zeitverschiebung hatte ich nicht gedacht“, kam es nachdenklich von seiner Gesprächspartnerin.

„Da bist du nicht die Einzige“, kam es trocken von Takeru. „Ich freue mich schon auf Samstag. Tanzt du da eigentlich auch mit deinem Tanzpartner?“

Hikari nickte. „Wir wurden gebeten den Eröffnungstanz zu tanzen. Ist das ein Problem für dich?“

„Ich glaube nicht. Welchen Tanz tanzt ihr?“

„Das verrate ich nicht. Nur so viel: Es ist ein spanischer/südfranzösischer Tanz mit Flamenco-Elementen.“

„Aha! Ich bin mir ganz sich das ich nicht weiß wovon du sprichst.“

„Das merkt man sofort. Du wirst es bald sehen“, neckte sie ihn.

„Ich freue mich darauf.“
 

Gemeinsam hatten sie das Büro von Hikari erreicht.

„Bis später“, kam es gleichzeitig von Beiden. Kurz darauf erklang das Lachen zweier Menschen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Tasha88
2019-01-14T08:40:05+00:00 14.01.2019 09:40
Ein schönes Kapitel :)
Nachdem das letzte aus tks Sicht war, ist es gut, jetzt hikaris Sicht zu sehen.
Das mit dem ex Freund hatte ich nicht erwartet. Aber es ergibt Sinn

Ach ja, ich verstehe schon, dass sie sich Gedanken darüber macht, dass tk ihr Chef ist. Das ist ja auch richtig so. Aber ich denke, dass das hier kein Hinterungsgrund ist ;)

Es hat mir gefallen :)
Weiter darfst gehen ;p

Liebe Grüße <3
Antwort von: abgemeldet
19.01.2019 21:16
Hallo kleiner Geist :)

Danke dir :*

Wer würde bei dieser Konstellation keine Magenschmerzen bekommen?
Mal schauen,ob ihre Bedenken sich in Luft auflösen.

Ja, ich weiß, man merkt, dass mein Rehchen fehlt. *schnief*

Liebe Grüße :)
Von:  SuperCraig
2019-01-13T23:56:49+00:00 14.01.2019 00:56
Awwwww - sie hat es also auch erwischt, und gleich das Problem in Tai erkannt. :D

Wenn mir der Gastbruder unterkäme, ich würde dem ordentlich die Meinung geigen - auch wenn ich es ein wenig verstehen kann; eine Hikari verliert man nicht so einfach, die ist einzigartig.

Yolei hast du perfekt eingebunden - genauso stelle ich mir ihre schrullig/liebevolle Art vor. Dazu noch diese Neugierde...hach, ging mir direkt das Herz auf. Musste an die Stelle denken, wo sie Kari eine gewischt hat, nur um am Ende die DNA-Digitation hinzubekommen.

Ein Einblick in Karis Vergangenheit, der Sehnsucht und Bedauern, aber auch Freude widerspiegelt, und sie in Richtung Takeru schubst. Bin auf den Tanzabend gespannt. :D

War ein tolles Kapitel! Freue mich schon auf das Nächste.

Liebe Grüße
SuperCraig
Antwort von: abgemeldet
19.01.2019 21:12
Guten Abend :)

Mal schauen, ob du richtig liegst was Karis Gemütszustand angeht. ;)

Danke für deine lieben Worte.
Irgendwie sollte man auch ein wenig über Karis Vergangenheit erfahren, damit man ihr Handeln besser verstehen kann.

Der Tanzabend - es wird spannend.
Dieser wird vier Kapitel lang sein. Und er startet mit dem nächsten Kapitel.

Nochmals Danke und viel Spaß beim Lesen des nächsten Beitrages. :)

Liebe Grüße von mir


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