Four Times von Quiana (Naruto didn't want to know) ================================================================================ Four Times ---------- – Naruto didn't want to know ▲▼▲ no. 1 the one where he didn't want to know The Horse Das hatte er nicht gewollt. Wirklich, wirklich nicht gewollt. Und deshalb schloss er die Tür auch wieder ganz schnell und so leise wie er konnte. Nachdem er ein paar Sekunden gestarrt hatte. Oops? Die Sache war nämlich folgende: Naruto und Sasuke waren schon seit so ungefähr immer Freunde, die sich ebenso ungefähr alles teilten. Vor über zwei Jahrzehnten trugen sie Windeln aus derselben Großpackung. Getränke und Besteck? Wurden geteilt. Natürlich waren sie auch stets in einer Klasse. Da konnte es schon einmal vorkommen, dass sich ihre Hausaufgaben erstaunlich ähnelten. Der letzte Urlaub, den sie nicht zusammen unternommen haben, war ebenfalls eine halbe Ewigkeit her. Eventuell hatten sie ihr erstes Mal auch mit dem gleichen Mädchen verbracht – auch wenn Sasuke ein Jahr später dran war und er und Naruto aufgrund dieser Unannehmlichkeit für ein paar Wochen nicht miteinander geredet haben. Sie wurden in der gleichen Universität angenommen und hatten die Verwaltung des Wohnheims solange belagert, bis sie schließlich zwei nebeneinanderliegende Zimmer bekamen, die durch ein Badezimmer miteinander verbunden waren. Das Putzen des Bades wurde übrigens auch durch einen sporadischen Plan aufgeteilt. Lange rede, kurzer Sinn: Sie taten alles gemeinsam. Eigentlich gab es sie nur im Doppelpack. Den Anblick, der sich Naruto geboten hatte, wollte er dann aber lieber doch nicht teilen. Er war von einem sehr anstrengenden Seminar, das ihm beinahe Kopfschmerzen bereitet hätte, zurückgekommen und hatte die feste Absicht, sich bei Sasuke ganz nach guter Manier auszuheulen und danach etwas Essbares ausfindig zu machen. Wie schon immer, seit sie studierten. Naruto war also einem routinierten Weg nachgegangen, in dem er sein Zimmer aufschloss, seine Tasche auf sein Bett pfefferte und dann durch die wenigen Quadratmeter lief, die er als sein Eigen bezeichnen konnte. Sobald er die Badezimmertür erreicht hatte, wurde er still. Er und Sasuke befanden sich in einem langanhaltenden Wettstreit darüber, wer am leisesten in das Zimmer des anderen schleichen konnte. Die Schwierigkeit war dabei, dass es zwei Türen aufzuschließen galt. Die eigene Tür zum Bad und die des anderen auf der gegenüberliegenden Seite (sie hatten sich eigens dafür und verbotener Weise Ersatzschlüssel anfertigen lassen, aber was die Verwaltung nicht weiß, macht sie nicht heiß). Sie beide waren beinahe Profis in diesem Gebiet und hatten sich beide mehr als nur einmal beinahe einen Herzinfarkt eingefangen, als sie den anderen plötzlich neben sich gefunden hatten. Einmal saß Sasuke mehrere Minuten regungslos auf seinem Schreibtischstuhl, bis er ihn endlich bemerkt hatte. Der Schrei, der ihm dabei entfuhr, war tatsächlich alles andere als männlich gewesen. Wahrscheinlich ist Naruto dabei vor lauter Schreck mindestens einen Meter von seinem Bett aus in die Luft gesprungen und hat wahrscheinlich auch sein Handy dabei gegen die nächst beste Wand geschleudert. Naruto schob den Schlüssel zu Sasukes Zimmer in Zeitlupentempo in das Schloss und schloss sehr vorsichtig auf. Er hätte das Ohr gegen das Holz legen müssen, um es überhaupt klacken hören zu können. Er war zufrieden mit sich. Diesen Einbruch konnte er bestimmt auf seiner Bestenliste der unbemerkten Einbrüche vermerken und wäre er nicht gerade auf seiner hiesigen Mission, dann hätte er sich nun selbst sehr anerkennend auf die Schulter geklopft. Aber dafür hatte er nun einmal im Moment keine Zeit – und auch nur ganz vielleicht sähe das etwas merkwürdig aus. Deshalb ließ Naruto seine lobenden Gedanken lieber einfach nur Gedanken sein. Er öffnete die Tür so weit, dass er geradeso durch den Spalt passte. Mit dem Kopf voran lehnte er sich in den Raum und fast hätte er ihn auch betreten, hätte er es nicht gesehen. Es. Naruto hatte nicht damit gerechnet, dass Sasuke Besuch hatte. Vor allem keinen weiblichen, der nackt auf seinem ebenso nackten besten Freund saß, der wiederum bequem auf seinem Bett positioniert war. Es war sein Glück, dass sie sich mit dem Rücken ihm zugewandt befanden, ansonsten wäre er erwischt worden (er verstand bis heute nicht, warum Sasuke sein Zimmer so umgestellt hatte, dass sein Bett der Badezimmertür gegenüberstand. Wer wollte schon von seinem Bett aus Sicht auf das Badezimmer haben? Allerdings war Naruto im Moment sehr froh darüber). Sein erster Instinkt war, wie bei jedem anderen Menschen wahrscheinlich auch, zu flüchten. Wenn auch leise und im besten Falle unbemerkt. Vor allem nachdem er erkannt hatte, mit wem sich sein lieber Freund da gerade vergnügte. Und eigentlich war er schon auf dem Rückweg, doch wanderte sein Blick zu … naja, dieser Stelle. Er und Sasuke hatten sich schon öfter nackt gesehen. In Kindertagen, dann beim Duschen nach dem Sport oder in den Umkleidekabinen im Schwimmbad. Allerdings war sein Penis in diesen Fällen jedes Mal ein Organ gewesen, das einfach nur herumhing. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wortspiel, hallo?! Sasuke war natürlich kein Pferd (Naruto hoffte wirklich, dass es niemanden gab, der einen Schwanz wie ein Pferd hatte. Der arme Kerl hätte dann wahrscheinlich so einige Probleme. Begonnen damit, überhaupt eine Hose zu finden, die nicht versehentlich Dinge einquetscht, die Mann nicht eingequetscht haben möchte), aber was er da sehen konnte, das konnte er selbst als heterosexueller Kerl sagen, ließ auch nicht zu wünschen übrig. Zumindest soweit Naruto das sehen konnte – schließlich bewegte sich jemand auf diesem Ding. Er zog sich zurück, schloss sogar die Tür wieder ab und ging rückwärts durch das Badezimmer, bis seine Füße das Kalt der Fliesen endlich verließen und er wieder in seinem Zimmer stand. Anschließend machte er auch seine Tür zu und dann, wirklich erst dann verfiel er in einen kleinen Anfall. Ohne Ton allerdings. Er hatte ein bisschen Angst, dass sein lieber Nachbar und sein Vergnügen ihn doch hören konnten und wussten, dass bei ihm irgendetwas nicht stimmte. Leider war Sasuke auch sehr gut darin herauszufinden, was genau schiefgelaufen war, sodass er spätestens nach wenigen Minuten wüsste, was Sache war und Naruto sie gesehen hatte. Er stand also in seinem Zimmer und imitierte in Etwa Edvard Munchs Der Schrei. Bei diesem Bild gab es nämlich auch keinen Ton zu hören. Dann wusste Naruto nicht, was er schlimmer finden sollte. Entweder, dass er Sasuke im erregten Zustand gesehen hatte, oder dass es Sakura war, die ihn da ritt. Die Haarfarbe war unverkennbar und ihm fiel niemand ein, der ansonsten so aussah. Sakura, die kleine süße Sakura, die ihr Zimmer direkt unter seinem hatte. Die, wenn er eigentlich an seinen Hausarbeiten sitzen sollte und stattdessen mal wieder sehr laut ein Liedchen vor sich her trällerte, einfach ein Stockwerk unter ihm mitsang und ihm gelegentlich aushalf, wenn ihm der Liedtext mal wieder nicht einfiel (wirklich, ihre Duette über die Decken und Wände der Etagen hinweg waren superklasse). Die, von der er bis jetzt ein sehr unschuldiges, braves Bild hatte. Stattdessen wusste er jetzt, dass sie auch ohne Hosen einen runden Hintern und eindeutig Kraft in den Oberschenkeln hatte. Es war nicht die Tatsache, dass da und in welcher Position jemand Sex hatte, die ihn so aus der Bahn warf. Schließlich schaute er Pornos und das, was da in seinem Nachbarzimmer passierte, gehörte auf alle Fälle lediglich zum Standartprogramm. Er hatte Sachen gesehen, von denen er nicht einmal wusste, dass der menschliche Körper dazu fähig war und mit denen er niemals während einer Eigenerfahrung in Berührung kommen wollte. Es waren eher die Leute, die er dabei sehen wollte. Oder eben nicht. Natürlich gab es diejenigen, die darauf standen, wenn andere ihnen zusahen oder sie anderen zusehen konnten, aber Naruto gehörte nicht dazu. Seiner Meinung nach gehörten diese Sachen in tiefsten Tiefen der Privatleben aller derjenigen, die er kannte. Und er kannte Sasuke nun einmal sehr gut – jetzt vielleicht sogar ein bisschen zu gut. So blöd er diesen Spruch auch fand, Sasuke war sein brother from another mother und er wäre vollkommen einverstanden damit zu wissen, dass seine Geschwister ein gesundes Sexualleben führten, seinetwegen konnten sie ihm auch ein wenig drüber erzählen, wenn es sie glücklich machte, aber er musste nun wirklich nicht dabei sein. Vielen Dank auch. Naruto holte einmal sehr tief Luft (und noch einmal und noch einmal, er musste sich wirklich sammeln), dann räumte er den ganzen unnützen Bücher- und Papierkram sowie einen Haufen loser Stifte, von denen er einige seit einer Ewigkeit vermisste, aus seiner Tasche, suchte die wirklich wichtigen Gegenstände in seinem Besitz – sprich Geld, Ausweis, Handy, Laptop, mehrere Ladekabel und ein Paar verknoteter Kopfhörer – zusammen und verließ sein Zimmer. Er hatte Dinge gesehen, die er nun erst einmal verarbeiten musste, wenn er es denn überhaupt konnte. Schwere, große Dinge. Nur um mal wieder ein bisschen Zweideutigkeit ins Spiel zu bringen. Auch wenn Naruto selbst nur noch über seinen wirklich sehr lahmen Gedanken seufzen konnte. Er musste hier raus. Sehr dringend und absolut und ohne weitere Umschweife sofort. Sonst würde er verrückt und es drohte Gefahr, so wie seine (im lieb gemeinten Sinne) durchgeknallte Mutter zu enden. Sie war toll, ehrlich. Aber sie hatte auch gehörig einen an der Waffel. Sein Tag war endgültig gelaufen. Hoffentlich würde er kein Trauma bekommen. Und verdammt, um noch einen letzten der verstörenden Gedanken hinzuzufügen, wie konnte es sein, dass Sasuke und Sakura wirklich gar keine Geräusche von sich gaben? Naruto hatte sie nicht einmal laut atmen hören können! Machte das dann überhaupt noch Spaß, oder war das ein Ding, worauf die beiden standen? Eindeutig, er musste ganz dringend und ganz schnell hier raus. ▲▼▲ no. 2 the one where he didn't want to know he's still single Naruto kratzte sich an der Nase. "Und warum sitzen wir jetzt hier im Dunkeln herum?" Er war mitten in der Nacht aufgewacht und konnte partout nicht wieder einschlafen. Sein Bettlaken war vom vielen Herumdrehen an einer Ecke von der dünnen Matratze gesprungen und die Federn in seinem Kopfkissen waren der Meinung, ständig eine Versammlung in der gleichen Ecke halten zu müssen und einen teuflischen Plan zu schmieden, wie sie sich am besten gegen ihn verbünden konnten. Egal, wie oft er es wieder aufschüttelte, das Kissen war nicht dazu bereit, mit ihm zu kooperieren. Es hatte alles keinen Sinn. Gut, dass es für solche Gelegenheiten Sasuke gab. Er hatte bestimmt nichts dagegen, wenn er geweckt wurde und dann Zeitvertreiber zu spielen. Es wäre schließlich nicht das erste Mal und ein grummeliger Sasuke konnte ab und an auch ganz lustig sein. Zumindest für Naruto. Sein Freund allerdings musste ihn in diesen Momenten bestimmt hassen und so stark verfluchen, dass Naruto eigentlich auf der Stelle tot umfallen oder zumindest ein wenig brennen sollte. Gut, dass Zauberei nur Fiktion war. Zumindest hoffte er es. Ansonsten hatte er ein ziemlich großes Problem und er sollte überlegen, ob er sich nicht doch besser war, sich schleunigst bei Sasuke zu entschuldigen. Nicht, dass er noch bei all den anderen Verfluchten landete und dann nicht mehr zu den ganzen langweiligen Normalsterblichen zurückkommen konnte, denn wenn er ganz ehrlich war, war er gerne ein Normalsterblicher mit keinen lebensmüden Missionen, um die Welt vor anderen übernatürlichen Gestalten und dem Untergang zu retten. Jedenfalls konnte er nicht schlafen und wollte seinen lieben Nachbarn besuchen, um die Sache kurz zu halten. Als Naruto sich dann allerdings durch ihr gemeinsames Badezimmer und in Sasukes Zimmer geschlichen hatte (er wollte dieses Mal kein Risiko eingehen und hatte vorher sichergestellt, dass Sakura nicht auch wieder da war), war dieses leer. Er musste geguckt haben wie ein Auto und er konnte schwören, dass er seinen besten Freund vor ein paar Stunden genau hier zurückgelassen hatte, als seine innere Uhr der Meinung war, dass er sich jetzt hinlegen müsse (von wegen. Man konnte ja sehen, wie lange das angehalten hat, vielen Dank auch). Vielleicht rief er sogar ein paar Hallos und Sasukes in den Raum um sicherzugehen, dass sein werter Nachbar auch wirklich nicht mehr da war. Er hatte mit den Schultern gezuckt und sich auf die Suche gemacht. Da Sasukes Zimmertür Richtung Flur nicht abgeschlossen war, ging Naruto davon aus, dass er sich irgendwo in der Nähe befinden musste. Auch wenn es etwas merkwürdig war, wenn Sasuke nachts auf Wanderschaft gehen sollte. Ein Schlafwandler war er zumindest nicht, das wüsste Naruto mit Sicherheit. Ansonsten wäre er jetzt sehr enttäuscht. Ihm fielen auf Anhieb eine Handvoll Dinge ein, die er ihm ansonsten hätte antun können. Der Flur hatte im Dunkeln gelegen, allerdings drangen aus Richtung Tür zur Küche leise Geräusche zu ihm hervor. Er hatte einmal seine Boxershorts richtig positioniert und war dann schnurstracks zu dem Ort gelaufen, an dem sich scheinbar eine noch nicht schlafende Person und seiner Vermutung nach Sasuke aufhielten. Naruto hatte recht. Sein Zeitvertreiber saß an dem großen leeren Tisch, eine Kaffeetasse vor ihm. Neben ihm und komischerweise hockte Kiba ("Jo K! Alter, bist du nicht in der falschen Etage gelandet? Was machst du hier?" Der einzige, bei dem er seinen seltenen Drang, Slang zu nutzen, ausleben konnte und sich nicht blöd dabei fühlte), der wiederum an einer Flasche Bier nippte. Narutos Hand lag schon am Lichtschalter, da es nur mit dem Licht, das von außen durch das Fenster hereinschien, ziemlich düster war, überlegte es sich nach zwei bösen Blicken aber anders. Für einen Moment stand er unschlüssig auf der Türschwelle, dann setzt er sich Sasuke und Kiba gegenüber. Eine kurze Weile der Stille, die Naruto als etwas unangenehm empfand, war entstanden und die schließlich gebrochen wurde. Da saßen sie also nun. Drei Kerle in ihren jeweiligen Schlafklüften in der dunklen Küche. Sehr schön. "Und warum bist du hier?", fragte Sasuke, anstatt auf Narutos Frage zu antworten. "Ich bin aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Ich wollte zu dir, aber du warst nicht da. Also bin ich dich suchen gegangen und jetzt bin ich hier. Habt ihr hier ein geheimes Treffen, oder was?" Sasuke rollte nur mit den Augen, griff unter sein Shirt oder seine Hose (oder wohin auch immer, Naruto wollte es nicht wissen) und holte eine Packung Zigaretten hervor. "Lass das", grunzte Naruto, Kiba zuckte nur mit den Schultern. "Eigentlich habe ich Sasuke nur gesehen, weil ich auf dem Weg nach draußen war", sagte er. "Bei mir ist gerade auch nichts mit schlafen." "Aha." Das Fragezeichen auf Narutos Stirn sprang wahrscheinlich gerade in roten Lettern von seiner Haut und schwebte fröhlich im Raum herum. Konnte es vielleicht auch noch genauer gehen? Er war kein Gedankenleser und konnte bis jetzt auch nicht hellsehen. Das Ende Sasukes Zigarette glühte rot auf, als er sein Feuerzeug wieder sicher in der Packung verstaute. Ärgerlich zog Naruto die Brauen zusammen. Rauchen war wahrscheinlich das Thema, über das sie sich am längsten und meisten streiten konnten. Ohne weiter nachzudenken lehnte er sich über den Tisch, zog den widerlichen Stummel aus Sasukes Lippen und versenkte ihn geradewegs in seiner Kaffeetasse. "Ich habe gesagt, dass du das lassen sollst", grollte er. Danach entstand ein weiterer Moment der Stille. Kibas Augen mussten bald aus ihren Höhlen fallen, so weit riss er sie auf, Naruto starrte mit zusammengebissenen Kiefer Sasuke und Sasuke erst unglaublich in sein Getränk und dann wütend Naruto an. "Das wollte ich noch trinken, du Arschgesicht." "Dann hör halt auf zu rauchen. Ich wette, in dir sieht es schlimmer aus, als in jedem nie geputzten Schornstein. Außerdem stinkst du." Kibas Mundwinkel zuckte und er musste einmal grunzen. Es dauerte einige Zeit, bis sich jede der drei Parteien wieder beruhigt hatte. Sasuke, weil er wirklich, wirklich wütend war. Naruto, weil er wirklich, wirklich mit üblen Wörtern beschimpft wurde. Kiba, weil er wirklich, wirklich lachen musste. Insgesamt waren sie einfach nur aus den verschiedensten Gründen sehr laut und konnten wahrscheinlich von Glück reden, trotz verschlossener Türen die anderen Bewohner des Flures nicht aufgeweckt zu haben. "Also, warum sitzt ihr jetzt hier?", fragte Naruto noch einmal, nachdem auch der letzte Klanginput, Kibas wirklich nicht schönes Gelächter, verebbt war. "Neji hat seine Ische da." Kiba setzte sich die Bierflasche an die Lippen, legte den Kopf weit in den Nacken und trank die letzten Schaumblasen, die von dem Alkohol noch übriggeblieben waren. Naruto blinzelte. War das eine Antwort auf seine Frage? Hatte er etwas anderes gesagt, als er dachte? "Aha?", stutzte er deshalb nur und versuchte, mit seinem Blick den von Sasuke einzufangen, der daraufhin nur seufzen konnte. "Neji hat sein Zimmer über meinem und neben Kibas –" "Das weiß ich auch, Blödmann", unterbrach Naruto ihn grummelnd, immerhin war Kibas Zimmer nach Sasukes sozusagen sein drittes Zuhause. "Sagen wir", begann Kiba und leckte sich einmal über die Lippen, "wir wissen jetzt, wann unser sonst so ruhiger Neji laut wird. Und dass er einen guten Hüftschwung draufhat, wann man den Wänden glauben darf." "Oh." Die Glühlampe, die ihm aufging, erleuchtete wahrscheinlich nicht nur die dunkle Küche, sondern ließ auch gleich noch die Sonne mit aufgehen, das rote Fragezeichen dafür untergehen. "Richtig." Sasuke griff nach seiner Kaffeetasse, wollte sie schon anheben. Dann musste ihm wieder eingefallen sein, dass sich in seinem Coffein nun auch noch Nikotin befand, denn dann er ließ seine Tasse Tasse sein. Da war dieser Teil in Naruto, der sich so diebisch freute wie eine Elster. Und dann war da dieser Teil, der noch immer die neu gewonnenen Informationen über Nejis Sexualleben verarbeitete. "Ich war eigentlich auf dem Weg nach draußen gewesen, da habe ich gesehen, dass Sasuke auch gerade aufgestanden ist. Da dachte ich mir, dass ich eurem Flur mal wieder einen Besuch abstatte. Hier ist es wenigstens ruhig." Kiba streckte sich einmal auf seinem Stuhl und gähnte. Naruto nickte nur. "Ist nachvollziehbar. Ich wäre auch gegangen, wenn ich ihn gehört hätte. Oder schlimmer noch, wenn ich Sasuke hören würde!" Erst wollte Naruto lachen, dann kam ihm dieser eine Vorfall, der nicht weiter benannt werden sollte, von vor einiger Zeit wieder in den Sinn. Das Lachen blieb ihm im Hals stecken und an dessen Stelle kam ein sehr klägliches Gurgeln aus seinem Rachen. "Wärst du das?", fragte Sasuke, um sein kleines, großes Fettnäpfchen noch weiterzuziehen, schmunzelnd und mit einer hochgezogenen Augenbraue und was war das?! Bildete er es sich nur ein, oder warf Sasuke ihm einen schnellen, wissenden Blick zu, als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und anschließend die Arme vor der Brust verschränkte?! Sein unteres Augenlid zuckte einmal und sein Herz begann unweigerlich, schneller zu schlagen. Sasuke wusste nicht, dass Naruto in seinem Zimmer gestanden hatte, als er gerade mit Sakura …, oder? Er konnte praktisch den kalten Schweiß spüren, der jetzt seinen Rücken hinunterlaufen sollte. Er könnte jetzt fragen, was Sasuke damit gemeint hat – und dann würde sich entweder seine Angst bestätigen, oder es kam irgendein anderer blöder Kommentar. Auf die erste Option wollte er unbedingt verzichten. Auf die zweite konnte er. "Moment mal, Neji hat eine Freundin? Seit wann das denn?", fragte Naruto daher, um von diesem wirklich heiklen Thema abzulenken und weil ihm nicht bewusst war, dass Kibas leicht verschrobener Nachbar überhaupt dazu in der Lage war, eine Beziehung zu führen. Kiba blinzelte ich einmal ungläubig an. "Seit so ungefähr schon immer? Die hatte er schon, als er hier angefangen hat, zu studieren und hundert Jahre davor. Ich wette, die haben sich schon in Kindergarten kennengelernt, oder so etwas in der Art." "Und kenne ich die?" Sasuke stöhnte gequält auf. "Ist das dein verdammter Ernst?" "Lass mich doch dumm und unwissend sein, irgendwer muss schließlich diese Rolle übernehmen. Ich frage ja nur …", murmelte Naruto gekränkt, war innerlich aber erleichtert darüber, von anderen pikanten Themen abgelenkt zu haben. Hoffentlich. "Eigentlich will ich es auch gar nicht wissen." Sasuke rollte mit den Augen, musste dann aber schief grinsen, was Narutos Meinung nach in der wirklich nur spärlich beleuchteten Küche etwas gruslig aussah. "Ach ja? Weil du schon gar nicht mehr weißt, was eine Freundin überhaupt ist? Dabei ist das nicht einmal ein Fremdwort." "Haha." Narutos Schultern sackten in sich zusammen und er versuchte, seinen Freund mit seinen Blicken zu erdolchen. Immer schön mitten in die Wunde hinein, genau dahin, wo es unangenehm war, was? "Ich warte eben auf die Richtige!" Sasuke schnaubte amüsiert und wüsste Naruto nicht, dass Sasukes Launen immer so schnell umschlugen, hätte er nun vielleicht an seinem emotionalen Zustand gezweifelt. "Das letzte Mal, also du überhaupt so weit gekommen bist, jemanden zu küssen, war das der Pickel auf Kibas Kinn. Hättest du diese Wette nicht verloren, wärst du noch nicht einmal in diesen Genuss gekommen." "Hey!", platzte es unisono aus den anderen beiden Küchensitzern heraus. "Nur die Wahrheit", zuckte Sasuke mit den Schultern. "Als würde es bei dir besser aussehen", stichelte Naruto zurück. "Deine letzte Beziehung war auch irgendwann in der Steinzeit." Stimmte nicht, aber egal. Vor zwei Jahren. Fast drei. Vielleicht hatte er mitgezählt. "Und trotzdem geht bei mir was." Okay, dieses Mal war Naruto sich sicher, dass Sasuke wusste, dass er wusste, dass Sakura bei ihm gewesen war. Dieser Blick und dieser Spruch. Das konnte doch nur heißen, dass er bei seinem versehentlichen Versehen (Naruto hatte sich nun einmal versehen und anstatt gleich wieder zu gehen, hatte er nun einmal versehentlich auf Sasukes Teil gestarrt. Punkt) erwischt wurde. Eindeutig. Sonst würde er auch nicht für ihn so untypische Kommentare von sich geben und auf ihm herumhacken. "Du bist nur schon so lange alleine, dass du fast als Eremit durchgehen könntest." Da ging die Stichelei weiter, hatte er es nicht gesagt? "Jooo!", jubelte Kiba und animierte Sasuke zu einem High five. "Seid doch leise, alle beide!" Naruto sackte nun vollkommen in sich zusammen und legte sein Kinn auf dem Tisch ab. "Es ist nichts falsch daran, keine Beziehung zu führen. Sagt einfach gar nichts mehr, ich will es nicht wissen! Ihr seid total blöd, alle beide." ▲▼▲ no. 3 the one where he didn't want to know he's bad at reading other people Die Sache war folgende: Naruto dachte wirklich, dass sich seine Menschenkenntnis auf einem vernünftigen, wenn nicht sogar hohem Level befand. Damit, dass er so sehr auf dem Schlauch stehen konnte, hatte er nicht gerechnet. Seine Selbsteinschätzung musste so falsch gelaufen sein, wie der Versuch, das brennende Öl in der Pfanne auf dem Herd mit Wasser zu löschen. Was Naruto natürlich nicht gemacht hat, nur um das mal klarzustellen. Weiß doch jedes Kind, dass man das nicht machen darf … Alles hatte in seinen Augen recht harmlos begonnen, hat letztendlich aber im Krankenhaus geendet (sowohl diese Situation in der er sich gerade befand und die, in der das Öl in der Pfanne Feuer gefangen hatte. Zum Glück nur eine kleine, leichtere Verbrennung. Keinen Grund zur Sorge) und er überlegte wirklich, ob er nicht einen Kurs belegen sollte, in dem Menschenlesen Für Dumme – Anfängerkurs Minus Zehn gelehrt wurde. Er musste so blind und mit einem so enormen Brett vor dem Kopf herumgelaufen sein, dass er genauso gut jemanden einen Apfel in die Hand gedrückt und gleichzeitig voller Überzeugung gesagt haben könnte, dass dies eine Banane wäre. Er saß hier nun also im Krankenhaus und ließ die schiefen Seitenblicke der Schwester, die auf einem Stuhl in dem Stationszimmer ihm gegenübersaß, über sich ergehen. Er schämte sich ein wenig, war ein wenig aufgeregt und wollte auch wirklich nur ein wenig weglaufen. Der Tag hätte wahrscheinlich nicht komischer laufen können, das hier war jetzt nur noch der krönende Abschluss. Die berühmte Kirsche auf dem genauso berühmten Sahnehäubchen und so weiter. Würde er ein Tagebuch führen, würde er für die Ereignisse der letzten Stunden wahrscheinlich so viele Seiten brauchen, dass er sie fast schon als eine Kurzgeschichte bei einem Prosawettbewerb für junge Literaten einreichen konnte. Aber erst einmal zurück zum Anfang. "Äh, hier. Das hast du, glaube ich, gerade fallengelassen." Naruto musste nicht zu ihm gucken um zu wissen, dass Sasuke sich für alle sichtbar mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug. Naruto reichte der wirklich kurz geratenen Kommilitonin trotzdem weiterhin ein Biologiebuch und einen Schreibblock, die sie fallengelassen hatte. Zugegeben, ein bisschen merkwürdig war es schon. Er und sein Arsch an bester Freund waren von einer ihrer Veranstaltungen auf dem Weg in die Cafeteria und Naruto hatte wie immer mehr oder minder interessiert die vielen von einem Raum zum nächsten hetzenden Gesichter um sich herum beobachtet, als sein Blick völlig unerwartet den ihren traf. Er würde nicht von sich behaupten, dass er erschrocken war, aber sie musste es sehr wohl gewesen sein. Dabei war sie ihnen frontal entgegengekommen und musste Naruto bereits angeschaut haben, dann als er sie ebenfalls anguckte, blieb sie wie aus weiterem Himmel stehen und ließ Buch und Block fallen. Naruto wusste, dass er keine unheimliche Erscheinung war und sie die Sachen deshalb sicherlich nicht fallengelassen hatte und nett wie er nun einmal war und sie keine Anstalten machte, sich auch nur irgendwie zu bewegen, überlegte er nicht lange, ging die wenigen weiteren Schritte auf sie zu, las ihre Sachen vom Boden auf und reichte sie ihr. Sein Gegenüber wurde erst kalkweiß, dann rot wie eine Tomate. "Entschuldigung. Danke. Entschuldigung. Ich …", stotterte sie, zog Naruto im Zeitlupentempo ihre Unterlagen aus den Händen und verschwand dann urplötzlich mit wenigen großen Schritten hinter ihm und in der Menge der anderen Studenten. "Bitteschön, schätze ich mal", sagte Naruto zu niemanden bestimmten, während er sich ihr nachdrehte und am Hinterkopf kratzte. Sasuke rollte mit den Augen, schnaubte einmal und setzte sich dann, so als wäre nie irgendetwas gewesen, wieder in Bewegung. Naruto versuchte wirklich, dass er nicht allzu auffällig von Sakuras Hintern, der heute in einer hellen Jeans steckte, zu Sasuke und wieder zurück starrte. Es wurde auch dadurch nicht besser, dass Sakuras Hintern rhythmisch hin und her schwang, während sie den Teig in der Schüssel genauso schwungvoll umrührte. Der Vorfall, dessen Namen nicht genannt werden darf, verfolgte ihn noch immer. Vor einigen Nächten hatte er sogar einen Alptraum gehabt. Er hatte wie auch in besagter Nacht in Sasukes Zimmer gestanden und Sakura ist auf ihrem Pferd das Wettrennen ihres Lebens geritten, als plötzlich überall um sie herum Dampf und Rauch aufgestiegen waren. Naruto wusste nicht mehr so ganz genau, was danach passiert ist, aber er ist in Feuer aufgegangen und er war sich ziemlich sicher, dass das Feuer dabei aus Sasukes Ding kam. Es musste wohl nicht erwähnt werden, dass er mit einem Schrei aufgewacht und noch in der gleichen Minute aufgesprungen ist, um sich vor seiner eigenen Haut ekelnd unter die Dusche zu stellen. Danach konnte er nicht mehr einschlafen und wollte es auch nicht. Die Befürchtung, den gleichen Traum noch einmal zu erleben, war größer als die Müdigkeit, die ihm eigentlich in den Knochen saß. Die Uni war anstrengend und er kam kaum mit seinen Vor- und Nachbereitungen hinterher, aber in diesem Falle galt es eindeutig, Prioritäten zu setzten. Und die waren, nicht wieder von Sasukes Ausstattung sowie fragwürdigen Feuerwerfern zu träumen. Das war nachvollziehbar, oder? Vielen Dank auch. Die eh schon kleine Küche, die Naruto und Sasuke mitnutzen durften, war wahrscheinlich so voll und warm wie noch nie. Ihr gesamter Flur – sprich rund zehn Leute, immer zwei die sich ein Bad teilten – und Freunde hatten sich hier versammelt. Herd und Ofen liefen permanent auf Hochtouren, produzierten die wundersamsten Speisen, auch wenn nicht immer so ganz klar war, ob man die überhaupt essen konnte, so, wie sie aussahen und der kleine Gartentisch, den irgendjemand mitgebracht hatte, bog sich beinahe unter Last all der Flaschen, die auf ihm abgestellt wurden. Eigentlich konnte man es schon als eine kleine Party bezeichnen, auch wenn ursprünglich keine geplant war. Sakura war zu Naruto und Sasuke gekommen, mit der Frage, ob sie ihre Küche benutzten könnte, da ihre von Kommilitonen belegt wäre. Im Gegenzug dürften sie auch die Waffeln, die sie machen wollte, mit ihr zusammen essen. Es war wie bei der Geschichte mit dem Rattenfänger, nur verkehrtherum. Ganz so, als ob der Geruch der frischen Waffeln sich langsam aus der Küche in den Flur und dann in die einzelnen Zimmer geschlichen hatte, kamen alle anderen Bewohner des Flurs aus ihren dunklen Höhlen und in die Küche geschlichen. Es hatte keine volle Stunde gedauert, bis weitere Rezepte ausgepackt und auch ausprobiert, Stühle, Getränke, Gläser und Freunde in jeden erdenklichen Winkel der Küche abgestellt wurden. Irgendwer hatte ursprünglich eine kleine tragbare Box mitgebracht, aber die vielen Gespräche ergaben eine solch hohe Lautstärker, dass von der Musik nichts mehr zu hören war. "Hier, bitteschön." Sakura drückte ihm und Sasuke jeweils einen Teller mit einer frischen Waffel, mit Haselnusskrokant und aufgrund der Himbeeren im Teig rosa angelaufen, in die Hand. Dann schaute sie sich um. Die Küche war zum Platzen voll, sogar auf den wenigen freien Thekenflächen saßen Leute und unterhielten sich. Für einen kurzen Moment guckte sie zu Sasuke, das sah Naruto ganz genau, doch dann platzierte sie ohne weiteren Kommentar ihren Hintern auf seinem eigenen Schoß und begann, ihre eigene Waffel auseinanderzunehmen. Naruto schluckte, bereute es für einen kleinen Moment, seinen Sitzplatz niemand anderen angeboten zu haben und versuchte dann, möglichst geschickt seinen Teller um sie herum zu balancieren, denn so sehr er Mädchen mit langen Haaren auch mochte, in seinem Essen wollte er sie dann doch nicht haben. Also die Haare. Mädchen natürlich auch nicht, aber ihm ging es im Moment primär um Sakuras bonbonfarbene Kopfbedeckung. Anschließend rutschte er so auf dem kleinen Plastikstuhl herum, dass er halbwegs anständig saß und Sakuras Arschknochen nicht gleichzeitig unangenehm in seinen Oberschenkel drückte. Dann versuchte er nicht daran zu denken, auf wem und wo dieser Hintern noch alles gesessen und was er zu allem Überfluss noch gemacht hatte … Es dauerte etwas, bis er endlich seine Waffel, die bis dahin auch schon merklich abgekühlt war, essen konnte. Und während er an dem Stück Teig aß, warf er Sasuke immer wieder Seitenblicke zu, aber den schien es nicht zu interessieren, dass Sakura sich dieses mal nicht auf ihn gesetzt hatte. Naruto war wirklich, wirklich verwirrt. Vielleicht hatten die beiden ja tatsächlich nur Sex, vielleicht sogar nur das eine Mal, aber dass er so gar keine Reaktion von Sasuke ausmachen konnte … Selbst wenn sie sich nicht in einer Beziehung befanden, musste es doch wenigstens einen kurzen Blick oder so etwas geben, oder? Einer der sagt, dass sie sich auch zu ihm (auf ihn) hätte setzen können. Naruto bezweifelte nämlich, dass das eine einmalige Sache war, nach der sich die beiden nicht einmal mehr in die Augen gucken können. Denn dann wäre Sakura sicherlich gar nicht erst zu ihnen gekommen. Er konnte nicht sagen, was genau er erwartete, aber auf jeden Fall etwas anderes, als dieses nichtssagende Nichts. Fast könnte man meinen, dass Sakura und Sasuke sich vollkommen gleichgültig waren. "Oh! Hey, Hinata! Ich hätte nicht damit gerechnet, dich hier zu sehen." Naruto war gerade dabei, einen Bissen zu nehmen und das Stück Waffel hing nicht sehr ansehnlich aus seinem Mund heraus, als Sakuras Stimme diese unangenehm hohe Stimmlage bekam, mit der Frauen so oft sprachen, um netter oder süßer rüberzukommen. Sie stand von seinem Schoß auf und umarmte den Neuankömmling, den Naruto als das Mädchen (kann man das in dem Alter überhaupt noch sagen?) ausmachen konnte, das neulich ihr Biologiebuch fallengelassen hatte. "Leute, das hier", begann Sakura, nachdem sie sich wieder ihm und Sasuke zugedreht hatte und fuchtelte, obwohl sie noch immer ihren Teller festhielt, vor ihrer deutlich kleineren Freundin herum, "ist Hinata. Wir haben einige Kurse zusammen. Das sind Sasuke und Naruto. Sie haben mir ihre Küche ausgeliehen und jetzt ... ist alles etwas eskaliert, würde ich mal sagen." Sakura kicherte. Sasuke nickte und grummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart (nein wirklich. Da war nichts. Ein paar vereinzelte, sehr traurige Stoppel auf seinen Wangen, ansonsten hatte Sasuke eine Haut wie ein verdammter Babypo), woraufhin Naruto seine Augen verdrehte. Sein Kumpel war mal wieder der Meister der vielen Worte. "Hey, Hinata", sagte er stattdessen an ihrer beider Stelle und strahlte ihr sein breitestes Lächeln entgegen, weil man sich dadurch gleich viel willkommener fühlte, wie er sich einmal hat sagen lassen. "Wir kennen uns von neulich auf dem Flur in dem Hauptgebäude, als dir dein Buch runtergefallen ist. Sasuke hier und ich waren da gerade auf dem Weg zum Essen." "Richtig", piepste Hinata und nickte sehr fanatisch mit ihrem Kopf. "Und mit wem bist du hier?", fragte Naruto weiter, weil er ein netter und auch wirklich sehr neugieriger Mensch war und schaute sich interessiert um. "Oh, ich … Neji-" "Du bist mit … Neji?!", unterbrach Naruto sie und überlegte für einen kurzen Moment, ob er durch die Zähne pfeifen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Dafür warf er Sasuke einen wissenden Seitenblick zu, der allerdings noch immer ziemlich unbeteiligt auf seinem Stuhl saß und gerade seinen leeren Waffelteller auf ein paar geöffneten Bierfalschen auf dem Tisch zwischen ihnen abstellte. Äh, hallo?! War der blöd? Waren er und Kiba nicht erst vor ein paar Tagen mitten in der Nacht aus ihren Zimmern geflüchtet, weil Neji und seine Freundin so laut waren? Genau das war der Moment, in dem sie ein paar spöttische Blicke miteinander tauschen müssten! Aber da Sasuke allen Anschein nach nicht mit auf den Zug aufspringen wollte, lag es wohl an Naruto allein, die Situation ein bisschen auszukosten und ein bisschen Spaß zu haben. "Und wie ist er so?" Er schaute Hinata unverwandt an, woraufhin sie sehr rot wurde, und zog dann zweimal hintereinander eine Augenbraue in die Höhe. "Man hört ja so einiges von euch. Haltet nachts Nejis Flur wach, was?" Hinatas Kehle entfloh ein sehr hohes, sehr unnatürlich Piepsen und so plötzlich sie aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder. Naruto hatte nicht einmal blinken können und zack! war sie weg. Er konnte ihr für eine Sekunde nachschauen, dann verschwand sie zwischen all den Leuten, die zu seinem Leidwesen auch noch so groß waren, dass sie sie problemlos verdeckten. "Äh … war das zu viel?" Sakura war so nett ihn aufzuklären, dass nein, Hinata nicht mit Neji schlief und dass sie seine Cousine war, die außerdem mit ihrer starken Schüchternheit zu kämpfen hatte. Äh, oops? Naruto lachte leicht beschämt auf und kratzte sich am Hinterkopf. Sasuke verdrehte nur noch einmal seine Augen. "Hast du ja super hinbekommen, Hohlbirne. Vor allem mit deinem Kommentar. Besser hättest du es nicht hinbekommen können." "Hey! Ich dachte halt, dass sie seine Freundin wäre, nach dem, was du und Kiba mit erzählt habt." "Du hättest sie ja trotzdem nicht gleich auf ihr Sexleben ansprechen müssen." Sasuke kramte in seiner Hosentasche und holte eine Packung Zigaretten hervor. Kurz betrachtete er sie, wendete die Schachtel in seinen Händen und steckte sie anschließend wieder weg. Naruto war ein ganz kleines bisschen stolz auf seinen Freund, aber trotzdem: "Ich kann ja nicht wissen, dass sie so schüchtern ist", versuchte er sich zu verteidigen und erntete dafür einen Klaps auf den Hinterkopf von Sakura, die dazu übergangen ist, einfach vor ihnen stehenzubleiben. "Du erzählst doch immer davon, wie gut deine Menschenkenntnis angeblich ist. Und trotzdem ist das nicht unbedingt das Thema, um mit Fremden darüber zu reden", gab sie nun auch ihren Senf dazu und Sasuke nickte kurz. "Sonst redest du doch auch nie darüber, was du so hörst", meinte er und bedachte Naruto mit einem sehr abschätzigen Blick. "Oder was du so siehst", fügte er mit dem Hauch eines Schmunzelns hinzu. Naruto lief es kalt den Rücken hinunter und er erschauderte. Da war es wieder. Dieses Gefühl, als wisse Sasuke ganz genau, von was er in jener Nacht Zeuge geworden war. Das nächste Mal, dass Naruto Hinata sah, war in der Bibliothek. Gehört hatte er noch öfter von ihr, denn Sakura hatte ihm mehrmals haarklein vorgeworfen, wie entsetzt Hinata von seinen vielleicht wirklich etwas unüberlegten Aussagen war. Hinzu kam auch noch, dass sie vor lauter Scham sofort wieder abgehauen ist, obwohl es sie schon so viel Überwindung gekostet hatte, mit ihrem Cousin zusammen überhaupt erst in die übervolle Küche zu kommen. Naruto hatte gebettelt, sie auf den Knien angefleht, dass Sakura sich doch bitte in seinem Namen bei Hinata entschuldigen möge, bis er selber die Chance dazu hatte, aber Sakura hatte jedes Mal stur verweigert und ihn und sein Gewissen alleine gelassen. Er hatte eine Menge Zeit, um sich eine passende Entschuldigung zurechtzulegen, die er an mehreren Abenden unzählige Male mental vortrug. So lange, bis er zufrieden mit sich war und sich sichersein konnte, dass Hinata sie auch akzeptieren würde. Als er sie dann einige Tage später zufällig in der Bibliothek gesehen hatte, hatte er sie zur Seite gezogen und sich mehrmals bei ihr entschuldigt und versucht, sein Versehen zu erklären. Muss erwähnt werden, dass natürlich keines der so toll zurechtgelegten Worte über seine Lippen kam? Stattdessen hatte er einige sehr interessante Satzkombinationen zustande gebracht – aber im Endeffekt hatte er es geschafft und ihr klarmachen können, dass er eine blöde große Klappe hatte und vorlaut war und es ihm leidtat. Hinata war allerdings die ganze Zeit über so rot im Gesicht und hatte überall hingeguckt, nur nicht zu ihm, dass Naruto sich nicht sicher war, ob sie seine Worte überhaupt mitbekommen hatte (vielleicht hätte er ihr einfach genauso gut sagen können, dass eine seiner Unterhosen ein fingerspitzengroßes Loch auf der rechten Pobacke hatte, er sie aber nicht wegschmeißen wollte, weil es seine Lieblingsunterhose war. Dann hätte er sich all die anderen Worte erspart). Jedenfalls hatte sie ihm nur sehr vage zugenickt und war dann wie ein geölter Blitz abgehauen, nachdem er seine Entschuldigungsrede beendet hatte. Langsam glaubte er, in ihren schnellen Abgängen eine Art Muster erkennen zu können. "Hinata? Klar kenne ich die. Ich glaube, Neji ist manchmal etwas genervt von ihr, kann aber auch nicht nein zu ihr sagen. Weil sie nicht so viele Freunde hat und doch seine Cousine ist und so. Sakura hat ja auch nicht immer Zeit, da muss er dann halt herhalten. Deshalb ist sie so oft bei ihm." Naruto hatte es sich auf der kleinen Wiese, die das Wohnheim von dem Campus trennte, bequem gemacht. Zumindest so gut, wie das eben auf einem harten Boden ging. Das Handy hatte er zwischen Ohr und Schulter geklemmt und telefonierte mit Kiba, während er sein aufgeschlagenes Mathebuch drehte und wendete und versuchte, irgendwie aus den neuen Formeln schlau zu werden, mit denen er in seiner letzten Veranstaltung belästigt wurde. Er war nicht der Dümmste in diesem Fach (ehrlich, er bekam halbwegs anständige Noten in den Klausuren, während beinahe zwei Drittel der Kurse durchfielen. So gesehen gehörte er noch immer zu den Gewinnern. Irgendwie … Er brauchte halt nur ein wenig, bis er alles verstand), aber fragte sich trotzdem, welche gemeinen Leute sich einen Spaß daraus machten, arme Studenten auf dem Weg in ihr hoffentlich erfolgreiches Berufsleben zu quälen. Und er hatte auch noch das Glück, in seinem Studiengang nicht um den ein oder anderen Mathekurs herumzukommen. Was für ein Pech. "Warum fragst du eigentlich? Kennst du sie denn?" Kiba hörte sich an, als hätte er sich so eben ein ganzes Brötchen in den Mund gestopft und Naruto schüttelte sich einmal angeekelt, als er ihn auch noch durch den Hörer schmatzen hören konnte. "Vielleicht habe ich sie neulich mit Nejis Freundin verwechselt und einen Kommentar dazu gemacht, dass sie laut miteinander Sex haben? Obwohl sie das ja nicht haben. Weil sie ja nicht seine Freundin ist. Und vielleicht ist sie dann einfach weggelaufen? Wann bist du eigentlich da?" "Jetzt." Kibas Stimme kam sowohl durch das Handy, als auch von neben ihm. "Und du bist ein Idiot", sagte sein Kumpel, ehe er auflegte. Dann ließ er sich ohne weitere Umschweife neben Naruto in das Gras plumpsen, verzog einmal schmerzlich das Gesicht und kramte dann einen Stein unter seinem Hintern hervor, auf den er sich gesetzt hatte. "Man kann ja mal Fehler machen", grummelte Naruto, nachdem auch er aufgelegt und sein Handy in seine Tasche gesteckt hatte. Trotzdem war er insgeheim froh, dass Kiba es bei diesem Kommentar beließ und er sich nicht noch eine Schimpftriade darüber anhören musste, was für ein unsensibler Vollarsch er doch gewesen war. Dabei kam er sonst auch immer super mit seinen Mitmenschen aus und wusste, wann er was zu sagen hatte. Seine Mutter hatte ihm schon mehrmals vorgeschlagen, nicht in die Politik zu gehen. Da müsste man schließlich auch mit großen Worten um sich werfen, die dann mehr oder weniger in die Tat umgesetzt wurden. "Gefällt sie dir?" Kiba schnappte sich das Buch aus seinen Händen, betrachtete kurz die aufgeschlagene Seite und klappte das Buch dann geräuschvoll zu. "Genug Uni für heute. Sie hat große Brüste, so viel ist sicher." Naruto wurde warm im Gesicht und sein Mundwinkel zuckte leicht. Ja, er war schon lange nicht mehr in der Pubertät, sondern in den frühen Zwanzigern aber musste eigentlich noch immer lachen, wenn jemand das B-Wort sagte. Aber er konnte sich zusammenreißen. Okay. Er musste zumindest grinsen. Irgendwie. Aber es stimmte ja auch. "Das ist mir auch aufgefallen. Aber erst, als ich mich bei ihr entschuldigt habe. Ist sie immer so schüchtern? Sie hat kaum ein Wort rausbekommen und ist dann gleich wieder abgehauen." Kiba zuckte mit den Schultern. "Ich kenne sie nicht so wirklich. Aber wenn ich sie sehe, sagt sie meistens auch nichts. Und Neji ist bekanntlich auch nicht der wortreichste Typ. Kannst dir vorstellen, wie das ist, wenn man auf die beiden trifft. Unterhaltung pur. Aber vielleicht können sie ja über Telepathie oder so miteinander reden und deshalb können wir sie nicht hören. Ich denke, sie ist nett." Sie saßen eine Weile stumm nebeneinander und beobachteten das rege Treiben der anderen Studenten um sie herum. So gerne Naruto und Kiba laut waren und sich wegen jedem noch so kleinen erdenklichen Grund anpöbelten, befanden sie sich gleichzeitig in dem Verhältnis, in der sie in einer angenehmen Stille nebeneinandersitzen konnten, ohne dass es unangenehm wurde. Naruto zählte Kiba zwar zu seinen guten Freunden, würde mit ihm aber nicht unbedingt über seine Probleme oder ähnliches reden. Bei Kiba wollte er cool sein, ein gechillter Kumpel. Und wenn man über Gefühle oder Probleme redete, dann war man nicht cool, also sagte man einfach nichts. Das hat nämlich mal irgendein toller Muskelmann so festgelegt. Naruto ärgerte sich ein wenig darüber und vor allem über diesen Muskelmann, aber hielt sich trotzdem daran. Manchmal war er der Meinung, dass es seinem Freund ging wie ihm auch, aber sobald es in ihren Gesprächen zu heikel wurde, hatten sowohl Kiba als auch er immer möglichst schnell und mit einer wegwerfenden Handbewegung das Thema gewechselt. Dafür konnte Naruto gut nachdenken, wenn sie zusammen und ausnahmsweise mal still sein sollte. "Warum hast du mich jetzt eigentlich hierher bestellt?" Kiba wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. "Damit du mir in Mathe helfen kannst?", fragte Naruto vorsichtig und mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht zurück, während er aus den Augenwinkeln sein Mathebuch beäugte. Kiba stöhnte. "Ich habe gesagt, genug Uni für heute." "Aber du kannst Mathe! Du hast deine Kurse alle bestanden!" "Alle?" Kiba zog eine Augenbraue in die Höhe. "Alter, das waren zwei Kurse. In Statistik. Mehr kann ich auch nicht, wenn ich das überhaupt noch hinbekomme. Wenn ich mich anstrenge, könnte ich dir höchstens noch was über Streuungsparameter erzählen. Und ich weiß immer noch nicht, ob mir das überhaupt irgendwann mal was bringt." "Also hilfst du mir jetzt?" "Nein!" "Vielen Dank auch." Jetzt war es an Naruto, zu stöhnen. Vielleicht sollte er die Aussage, dass Kiba ein guter Freund war, noch einmal überdenken. Immerhin waren Freunde doch da, um sich in jeder Situation zu helfen, oder? Dann sollte er ihm doch auch bei seinen mathematischen Schwierigkeiten helfen, oder? Gleichzeitig war Kiba nun einmal nicht unbedingt jemand, zu dem er mit seinen Problemen rennen würde – wobei Mathe sicherlich als eine andere Art eines Problems eingestuft werden konnte und deshalb auch eine Ausnahme war. Hier ging es natürlich auch um einen emotionalen Angriff, aber um einen im schulischen Sinne. Das zählte nicht! Naruto würde ihm nie erzählen, dass er Sasukes Hengst gesehen hatte und er nun eine kleine innerliche Krise hatte, auch wenn das wahrscheinlich genau das war, was sehr zu Kibas Belustigung beitragen würde. Er konnte jetzt schon all den Spott hören, den er dann über sich ergehen lassen müsste. Er betrachtete ausgiebig sein Mathebuch und setzte dann seinen besten, bettelnden Hundeblick auf. Den, bei dem selbst seine fuchsige Mutter weich wurde. "Komm schon!" "Nö." Kiba zuckte mit den Achseln. "Ich wette, davon verstehe ich auch nichts mehr. Aber weißt du, wer gut in Mathe ist? Hinata! Zumindest, wenn man Neji Glauben schenkt." Naruto klappte der Mund auf. Hinata? Gut in Mathe? Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte zwar vermutet, dass sie etwas in Richtung Naturwissenschaften studierte, immerhin hatte sie damals Biologiebücher fallen gelassen. Allerdings musste das ja nichts heißen. Aber war er wirklich so verzweifelt? Ja, verdammt! Vor allem in Anbetracht des voranschreitenden Semesters und der näher rückenden Klausurtermine! Und ihm war der rechnerische Vorgang noch immer nicht ganz eindeutig … "Und wie stellst du dir das vor?" Naruto schaute in den Himmel. Wenn jetzt ein Vogel über ihm flöge, würde er ihm bestimmt auf die Nase kacken. "Soll ich einfach zu ihr gehen und sagen 'Hey, Hinata! Ich bin Naruto, der Typ, der dachte, dass du mit deinem Cousin vögelst, falls du dich nicht mehr an mich erinnerst. Ich habe gehört, dass du ein Ass in Mathe bist. Meinst du, dass du mir mal bei ein paar Aufgaben helfen könntest?', oder was?" "Ich fände es geil, wenn du das machst. Wenn ich es für spätere Belustigungszwecke filmen darf, würde ich dich sogar bezahlen." Es war ein paar Tage später und Naruto zog tatsächlich in Erwägung, es zu machen. Vielleicht nicht genau in den Worten, die er Kiba erzählt hatte, er wollte Hinata schließlich nicht schon wieder so rüpelhaft mit seinen Sprüchen überfallen, aber sie um Hilfe zu bitten schien ihm nun doch eine gute Option. Vor allem nach seinem letzten Seminar. Er hatte die Zahlen verstanden, die mathematischen Zeichen, die Buchstaben … aber mehr leider auch nicht. An sich wusste er, was er zu tun hatte – nur dass er nie auf die Lösung kam, die laut seines Professors die richtige war. Hinata zu fragen war also alles andere als abwegig. Verzweiflung, schön, dass du mal wieder da bist. Und vielleicht hatte er sich öfter, als es ihm lieb war, dabei ertappt, dass er an sie denken musste. Naruto war neugierig. Wie war sie so, wer versteckte sich hinter dieser andauernd rot werdenden Hülle? Und am wichtigsten: Dachte sie, dass er nach ihren eher unglücklichen Treffen ein Vollidiot war? Er hoffte, dass sie das wirklich nicht dachte. Dann könnte er sich auch abschminken, sie nach Hilfe in Sachen Mathe zu fragen. Und die brauchte er, wie er nun feststellen durfte. Dringend. Sofort. Er war wirklich hin- und hergerissen. Sollte er wirklich – oder lieber doch nicht? Sasuke hatte sich nach einem kurzen Treffen von ihm und Kiba abgenabelt, um der Bibliothek einen längeren Besuch abzustatten und ließ die anderen beiden erschöpft von ihrem bisherigen Tag auf sich alleine gestellt zurück. "Ich glaube, ich brauche einen Kaffee", murmelte Kiba und schulterte seine Tasche erneut, aus der ein paar beschriftete und ebenso zerknitterte Zettel herauslugten. Auf einem stand sogar in Kibas krakeliger Schrift, auch noch mit rotem Stift geschrieben, das böse Wort 'Klausurrelevant'. "Bin dabei. Ich glaube, ich schlafe sonst gleich ein", nickte Naruto und gähnte wie zur Bestätigung einmal. Kiba grunzte einmal und plötzlich war da dieses kurze Aufblitzen in seinen Augen, das eigentlich nur bedeutete, dass Naruto ganz bestimmt sein Fett wegbekommen würde. Er kannte diesen Ausdruck. Egal, wie fertig Kiba auch sein mochte, wenn es darum ging, jemand anderen zum Gespött zu machen, war er immer zu hundert Prozent dabei. Das war kein Moment, den er einfach so vergehen lassen konnte. "Du und Kaffee? Ich schwöre, ich habe dich noch nie etwas anderes als einen großen Kakao trinken sehen. Mit extra Sahne und Schokoladensoße oben drauf." Ach ja. Die lieben Freunde. Die Schlange in dem kleinen Studentencafé war lang und jede erdenkliche Sitzmöglichkeit in dem kleinen Laden ausgelastet. Einige hatten sogar auf den Heizungen Platz genommen, was Naruto fast schon als etwas unhöflich empfand. "Hey." Kiba stieß ihm seinen Ellenbogen in die Seite, während sich die nächsten Leute hinter ihnen anstellten. "Da hinten sitzen Sakura und Hinata." Vielleicht, aber auch nur ganz vielleicht schlug Narutos Herz etwas höher und er hat schneller in die Richtung geschaut, in die Kiba deutete, als es nötig gewesen wäre. Aber er behielt recht. Die beiden Freundinnen hatten sogar einen Tisch für sich, auf dem zwei Becher und leere Kuchenteller standen. "Kannst ja gleich mal wegen Mathe fragen, wenn wir schon mal alle hier sind." "Mal gucken …", murmelte Naruto. Bei dem Anblick der beiden ist ihm die bevorstehende Klausur plötzlich wieder schmerzlich bewusstgeworden (Hinata, Nachhilfe in Mathe, Matheklausur. Eine sehr plausible Gedankenkette) und auch, dass er sich am liebsten verkriechen würde. Sollte doch jemand anderes die Arbeit schreiben. "Wie sieht es eigentlich mit meinem Angebot aus?" Kiba gähnte einmal, trotzdem grinste er sofort danach schief. "Ich würde dir immer noch was geben, wenn ich dich filmen darf." Naruto rollte mit den Augen. "Ganz sicher nicht." Sie endeten vor Sakuras und Hinatas Tisch. Kiba mit seinem lang benötigten Kaffee in der Hand, Naruto mit einem Kakao. Mit extra Sahne und Schokoladensoße oben drauf. Während Sakura sie freudig begrüßte, nickte Hinata nur wieder und betrachtete angestrengt die übriggebliebenen Kuchenkrümel auf ihrem Teller. Naruto wusste, dass es schüchterne Leute gab und dass sie auf jeden Fall zu ihnen gehörte, vielleicht war sie ja sogar die heimliche Anführerin von ihnen, aber ein bisschen unhöflich fand er es dann doch, dass sie es nicht einmal hinbekam, Kiba und ihn wenigstens ganz kurz anzuschauen. Wie sollte er es dann schaffen, Hinatas Aufmerksamkeit zu erregen und sie in Sachen Mathe nach Rat zu fragen? Er konnte ja nicht einfach so mir nichts, dir nichts mit der Tür ins Schloss fallen und ohne Umschweife fragen. "Hinata, könntest du Naruto in Mathe helfen? Bei dem Stoff, den er macht, bin ich nämlich schon überfragt und alleine schafft er das nicht." Aber Kiba konnte. Natürlich. Und wollte er nicht eigentlich filmen, wie Naruto selbst fragt? Nicht, dass er zugestimmt hätte, aber Kiba sollte seine Prioritäten ganz dringend noch einmal überdenken. "Helfen?", fragte Sakura, schaute Hinata – oder eher ihren Haaransatz – an und legte den Kopf schief. "Klar macht sie das. Hinata ist super in Mathe!" Sakura konnte scheinbar auch für andere reden. Schön, mit was für Leuten er sich täglich abgab. Danach ging alles schneller, als Naruto überhaupt denken konnte und eher er sich versah, hatte er ein Treffen mit Hinata in ein paar Tagen in der Bibliothek, um Mathe zu lernen. Arrangiert von Sakura und Kiba. War ja egal, ob die beiden anderen überhaupt konnten, oder nicht. Wenigstens hatte Naruto sich noch das Datum und die Uhrzeit merken können, bevor er auch schon von einem plötzlich wieder sehr energetisierten Kiba aus dem kleinen Café gezogen wurde … Eines musste man zugeben, Hinata verstand tatsächlich etwas von Mathe. Jeder, der etwas anderes behauptete, musste Tomaten oder ähnliches auf den Augen haben. Sie hatte sich angehört, wo Narutos Schwierigkeiten lagen und hatte dann jeden einzelnen Schritt noch einmal von ganz vorne erklärt. Dabei ging sie so simpel vor, dass Naruto die meisten Probleme nach wenigen Durchgängen verstand, erkannte und auch von alleine lösen konnte. Und sollte es doch hapern, half Hinata ihm wieder aus. Sie hätte bestimmt eine gute Lehrerin abgegeben – aber Naruto bezweifelte, dass sie eine werden würde. Schließlich schaffte sie es ja kaum, zu sprechen. Ehrlichgesagt hatte er manchmal echt Schwierigkeiten gehabt, sie überhaupt verstehen zu können. Mit dem Ohr voran hatte er sich mehrmals näher zu ihr gelehnt, nur dass sie daraufhin jedes Mal, so weit es ihr Stuhl erlaubte, wieder vom ihm wegrückte. Sie befanden sich zwar in dem Lernbereich der Bibliothek. Trotzdem, ein paar Dezibel mehr hätten nicht geschadet. Naruto war sich sicher, dass die anderen sie auch dann noch immer nicht hätten hören können. Aber nach zwei Stunden, in denen sein Kopf mehr als nur einmal aus Frustration gedampft hatte, konnte er nun von sich behaupten, ein besseres Gefühl hinsichtlich der bevorstehenden Klausur zu haben. Er würde noch ein paar weitere lernintensive Stunden dauern, bis er sie mit Zuversicht bestehen würde, aber noch hatte er ja ein wenig Zeit. "Du bist klasse Hinata, echt!" Naruto warf sich gegen die Lehne seines Stuhls zurück und streckte sich ausgiebig. "Ohne dich hätte ich viel länger gebraucht, bis ich es endlich verständen hätte." "Dankeschön", murmelte Hinata. Sie lief schon wieder rot im Gesicht an und fuhr mit einer Fingerspitze die Maserung des Tisches nach, während sie wieder einmal angestrengt seinem Blick auswich. "Können wir uns trotzdem in den nächsten Tagen noch einmal treffen? Nur um sicherzugehen, dass ich auch wirklich alles kann. Und nach den Klausuren lade ich dich dann als Dankeschön auf einen Kaffee ein. Versprochen!" ("Du musst sie unbedingt noch auf einen Kaffee einladen und daraus – oops, wie ist das denn nur passiert? – ein Date machen!" Kiba schlug ihm, aus lauter Begeisterung über seinen eigenen Vorschlag, laut klatschend zwischen seine Schulterblätter. Naruto konnte den kurzen, ziehenden Schmerz bis in seine Zehenspitzen führen. "Ich kann ihr auch einfach Schokolade oder so schenken." Entgeistert sackte Kiba in die Matratze von Narutos Bett zurück. "Du hast echt keinen Plan", stöhnte er und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. "Was soll sie mit Schokolade, außer einen Rettungsring anzusetzen?" Für diesen Kommentar bekam er einen Tritt gegen das Schienbein. Hätte Naruto ein Buch, hätte er es Kiba auch in die Eier geworfen, aber da sich solche Dinge nie in der Nähe seines Bettes aufhielten und er seinem Kumpel sicherlich nicht mit der Hand an die privaten Teile fassen wollte, musste ein Tritt auch reichen. "Was denn?", fragte Kiba während des eher kläglichen Versuchs, zurückzutreten, "Du kannst mir nicht erzählen, dass du sie nicht magst. So blöd bin ich nun auch wieder nicht. Und wer weiß, vielleicht kommst du ja dann auch endlich mal zum Zug. Oder du endest sogar auch mal in einer Beziehung!") "O-oh, ich … ich …", stotterte Hinata und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum. Für ein paar Augenblicke schaute Naruto sie erwartungsvoll an, aber mehr Worte schienen ihren Mund nicht mehr zu verlassen. Da sie ihm nicht widersprochen hatte, konnte er das Gestammel als Zustimmung betrachten, oder? "Super!", sagte er daher. "Wie sieht es in zwei Tagen aus? Da ist Samstag, jeder kann Samstag! Ich würde vorschlagen, dass wir uns wieder zur gleichen Zeit hier treffen, okay? Und dann musst du mir nur noch sagen, wann du deine letzten Klausuren schreibst und danach gucken wir einfach weiter." Wirklich sehr elegant gelöst, Naruto. Eins plus mit Sternchen! Es war ein paar Wochen später, die Klausuren alle geschafft (sogar in seiner Matheklausur hatte Naruto für jede Aufgabe eine Lösung errechnen können. Ob sich auch richtig waren, war eine andere Sache, die sich erst noch herausstellen sollte), Hausarbeiten gab es für ihn dieses Semester zum Glück nicht und er kam endlich zu seinem Date. Also, er kam dazu, endlich sein Versprechen einzulösen. Natürlich. Er wusste noch immer nicht genau, wie er es angestellt hatte, aber er saß mit Hinata in einem kleinen, urigen Café in der Nähe der Innenstadt. Er hatte gewartet, bis Hinata am Tresen ihre Bestellung – ein Stück Käsekuchen und einen Tee – aufgegeben hatte, um danach mit einem breiten Grinsen für ihre und seine eigene – ebenfalls ein Stück Käsekuchen, weil er gut aussah und einen heißen Kakao. Mit extra Sahne und Schokoladensoße oben drauf. Natürlichh – zu bezahlen. Zugegeben, ihre Unterhaltung war ein wenig einseitig, aber Naruto fand, dass Hinata für ihre Verhältnisse schon sehr, aufgetaut sein musste. Nicht nur, dass sie sich überhaupt noch einmal mit ihm traf, sie hatte sogar in kurzen Zügen und mit ein wenig Gestotter von ihrem Studium erzählt, von Neji und von ihrer Freundschaft zu Sakura, die sie manchmal etwas als anstrengend empfand, aber über die sie trotzdem sehr dankbar war. Und so gut, wie ihr Treffen nun auch verlaufen mochte (oder eben nicht. Wie gesagt, Naruto konnte das nicht so ganz einschätzen), er schaffte es nicht zu sagen, ob Hinata ihn denn nun mochte, oder ob sie ihn wohlmöglich noch immer für einen Idioten hielt. Dieser Idiot, der, bevor er sie überhaupt kannte, für alle gut hörbar indirekt herumposaunt hatte, sie würde mit ihrem Cousin in die Kiste steigen. Aber er konnte sich da nur wiederholen, Fehler konnte jeder mal machen und das hier war wahrscheinlich sogar ein etwas größerer Fehler. Naruto wollte ehrlich sein: Er würde nicht zu einem riesigen Trauerkloß mutieren, wenn sie seine Annäherungsversuche, die bis jetzt allerdings noch nicht existierten, nicht erwiderte, aber er wäre ein kleines wenig enttäuscht. Solange er nicht wusste, ob er überhaupt bei Hinata landen konnte, wollte er nämlich nichts überstürzen. Er hatte keine großartigen Gefühle ihr gegenüber, die konnten sich schließlich auch noch später entwickeln, aber Naruto mochte sie und das reiche für ihn. Wenn sie sich für ihn interessierte, konnte man auch noch hinterher an allem anderen arbeiten. Aber dieses Wenn beinhaltete nun einmal, dass Hinata endlich irgendein Zeichen von sich gab. Was sie natürlich nicht tat und Naruto dazu brachte, nach einem weiteren Treffen zu fragen, als sie sich von ihren Plätzen erhoben und ihre Jacken angezogen hatten. "Oh … okay", murmelte sie nach einiger Zeit des Zögerns und, wie sollte es anders sein, schaute sich während dessen wieder den Boden an. Diese Schüchternheit störte ihn zugegebenermaßen etwas, aber vielleicht würde sich das legen, wenn sie ihn erst einmal ein bisschen besser kannte. Sakura konnte sie ja schließlich auch in die Augen sehen, ohne knallrot anzulaufen oder wie ein stummer Fisch den Mund auf- und zuzuklappen. Aber hey! Dieses Mal hat sie tatsächlich von sich aus zugestimmt, auch wenn ihn dieses kleine Oh ihrerseits etwas verunsicherte, und Naruto versuchte, das irgendwie als einen Gewinn zu verbuchen. Das hieß nämlich, dass sie ihn immerhin nicht nicht mochte. "Cool! Dann freue ich mich schon mal." Er setzte sein strahlenstes Lächeln auf und war drauf und dran, Hinata in eine Umarmung zu ziehen. Danach passierte alles irgendwie ganz schnell. Noch nie hatte irgendjemand eine seiner Umarmungen ausgeschlagen, nicht einmal Sasuke und das sollte schon etwas heißen, aber Hinata schien beschlossen zu haben, diese Tradition zu unterbrechen. Anstatt sich gegen ihn zu lehnen, lehnte sie sich nach hinten. Hinten, im Sinne von gegen den Tisch, der ihr natürlich keinen Halt bieten konnte. Die obere Hälfte ihres Körpers bog sich sehr unelegant zurück (vielleicht war Naruto ja doch nicht der einzige, der so ungelenk wie ein altes Scharnier war, nicht aus dem Stand mit den Händen den Boden berühren und einen Spagat aus dem Stehgreif machen konnte) und um nicht umzufallen und irgendwie das Gleichgewicht zu halten, streckte sie ihm mit einer fast schon komischen Grimasse das Gesicht entgegen und versuchte gleichzeitig, sich mit den Händen an dem Tisch abfangen konnte. Naruto hatte es nicht sehen können, wusste nicht einmal, wie sie es geschafft hatte, aber es klirrte und knirschte einmal sehr unschön und Hinata schnellte mit einem Fiepen und plötzlich gewonnener kraft wieder in eine senkrechte Position zurück. Sie hatte Scherben in der Hand, die sie nun vor ihr Gesicht hielt. Von der fragilen Teetasse, die nun keine Tasse mehr war, weil sie sich versehentlich auf ihr abgestützt hatte – auf die Schnelle konnte Naruto eine große und drei kleine Splitterscherben ausmachen. "Oh nein!", japste er. "Es tut mit leid!" Musste er sich jetzt eigentlich entschuldigen? War das seine Schuld? "Da ist Blut", war das letzte, was Hinata nuschelte, ehe sie schon wieder umfiel. Dieses Mal immerhin gegen ihn und Naruto war schlau und Herr seiner eigenen Lage genug, um sie aufzufangen. Ein bisschen fragte er sich auch, wo verdammt er hier gelandet war. Und, ob Hinata ihn so wenig leiden konnte, dass sie sich lieber von ihm weglehnte und sich verletzte, als von ihm umarmt zu werden. Aber warum sollte sie sich dann an erster Stelle überhaupt mit ihm treffen? Wenn sie ihn gar nicht ausstehen konnte, dass hätte sie ihm das sagen sollen und dann wäre es okay. Und wenn sie sich nicht getraut hatte, hätte sie es auch einfach einer Freundin sagen können, die es dann wiederum an ihn weitergab. Zugegeben, das wäre vielleicht etwas komisch gewesen, aber dann hätte Hinata nichts machen müssen, worauf sie gar keine Lust hatte. Man hatte dafür gesorgt, dass Hinata in das nächste Krankenhaus gebracht wurde und Naruto hatte auf dem Weg zusätzlich Sakura angerufen. Sie war die erste, die ihm in den Sinn gekommen war und außerdem war sie ja auch mit Hinata befreundet. Danach hatte er überlegt, Neji Bescheid zu geben, aber zum einen hatte er seine Handynummer nicht und zum anderen wollte er es nicht riskieren, dass er wohlmöglich noch wütend wurde und Naruto eigenhändig erwürgte. Zutrauen würde er es ihm. Während er versuchte, einer Krankenschwester den ganzen Sachverhalt zu erklären, schaute sich in einem der unzähligen Zimmer ein Arzt Hinatas Wunden an und sorgte dafür, dass sie nicht noch einmal umkippen würde. Naruto war gerade dabei, der skeptischen Schwester zum zweiten Mal zu erklären, dass er Hinata wirklich nur umarmen wollte und sie nicht wie ein kleiner, dummer Junge geschubst hatte, als Sakura wie eine Dampflok in den Flur gewalzt kam und schwer schnaufend vor Naruto zum Stehen kam. Sie schnappte ein, zwei Mal nach Luft, ehe sie ihm eine Kopfnuss verteilte, die ihn wörtlich schmerzhaft an seine Mutter erinnerte. Die Krankenschwester schaute nur noch irritierter, sagte aber nichts. Na vielen Dank auch. Sie sollte doch dafür sorgen, dass den Leuten nichts passierte! "Bist du jetzt völlig blöd geworden, oder was?", zischte Sakura ihm zu und Naruto bekam das dringende Bedürfnis, seine Ohren zu schützen, damit sie nicht auch noch an ihnen zog, denn das hatte seine Mutter auch immer liebend gerne gemacht, wenn sie wütend auf ihn war. "Woher soll ich denn wissen, dass sie mich anscheinend doch so wenig mag, dass sie noch nicht einmal von mir umarmt werden möchte? Ich kann doch nicht hellsehen!", maulte er und fing sich prompt eine weitere Kopfnuss ein. Er würde bestimmt eine Beule mit einer Beule oben drauf sehen können, wenn er sich morgen seinen Kopf im Spiegel anschaute. "Entschuldigen Sie uns bitte." Sakura drehte sich mit einem Lächeln kurz der Krankenschwester zu, die mit großen Augen zwischen ihnen hin- und herschaute, und zog Naruto dann ein Stück weiter. "Mensch, bist du blind?", fragte sie weiter – und nein, danke. Er war weder blöd noch blind und wollte auch nicht weiter verkloppt werden. "Hinata mag dich. Steht auf dich, was auch immer!" Oh. Aber … "Woher soll ich das denn wissen, wenn sie so schüchtern ist und kaum ein Wort sagt?" Sakura seufzte genervt auf und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ist das ernstahft das erste, was du dazu zu sagen hast? Als würde sie das bei jedem so haben. Was glaubst du, wie wir uns sonst kennengelernt haben? Durch Briefeschreiben, oder wie?" So hatte er das ganze natürlich noch nicht betrachtet. Naruto war einfach davon ausgegangen, dass Hinata sich jedem Fremden gegenüber zurückhaltend verhielt und erst mit der Zeit auftaute. Und da sie es bei ihm nie weiter als bis zum Smalltalk hat laufen lassen, hatte er deshalb in den letzten Stunden angenommen, dass sie einfach nicht mit ihm warmwerden konnte. "Sie mag mich also?" "Oh mein Gott, Naruto!" Es traf ihn so plötzlich wie Vogelscheiße, die einem auf den eigenen Kopf fiel. Hinata mochte ihn. Es hatte tatsächlich eine Weile gedauert, bis die Bedeutung hinter diesen Worten bis zu seinem Gehirn vorgedrungen waren, fast schon etwas zu lange. Sie mochte ihn nicht, wie man einen einfachen Freund mochte, sie stand auf ihn. Das war ein feiner, aber wichtiger Unterschied. Sakura hatte ihm angeordnet, im Flur zu warten, während sie zu Hinata gegangen war, die noch immer von einem Arzt untersucht wurde. Er durfte nur nicht mit, damit sie nicht wieder versehentlich ohnmächtig wurde, zumindest hatte Sakura das zu ihm gesagt. Und wenn sie ihm sagte, dass Hinata ihn mochte und sich ihm nur deshalb (noch immer) so gegenüber verhielt, dann glaubte er ihr auch und wollte Hinatas Nerven nicht noch weiter strapazieren. Denn wenn (oder weil) sie ihn auch mochte, würde sie wegen der ganzen Krankenhaussache hoffentlich nicht vor ihm wegrennen, sondern würde sich auch danach noch mit ihm abgeben. Dann könnte er sich nämlich noch einmal bei ihr entschuldigen (vielleicht hatte nicht nur Hinata damit ein Muster gelegt, dass sie schnell weglief, wenn es ihr unangenehm wurde. Auch Naruto meinte, dass mit seinen Entschuldigungen langsam eine Kette entstand. Wahrscheinlich würden sie zusammen tatsächlich gar kein so schlechtes Bild abgeben) und überlegen, wie er sie am besten auf ihre Beziehung ansprechen sollte. Die es bis jetzt zwar noch nicht gab. Aber was noch nicht ist, konnte ja noch etwas werden. Hinata sollte dabei nur nicht wieder ohnmächtig werden oder sich Splitter in die Hand hauen, die dann erst einmal umständlich ambulant entfernt werden mussten. Dann würde er nämlich noch irgendwann verrückt werden. Naruto musste grinsen. Sein Herz schlug ihm plötzlich schneller in der Brust und um nicht sofort aufzuspringen und zu jauchzen, setzte er sich auf seine Hände und drückte seine Lippen fest aufeinander. Den schiefen Blick, den die Krankenschwester ihm aus ihrem Zimmer aus zuwarf, ignorierte er einfach mal. ▲▼▲ no. 4 the one where he really didn't want to know. seriously Immer, aber auch wirklich immer musste Sasuke zu allem, was er tat, seinen Kommentar abgeben. Und das nervte Naruto. Aber so richtig. Er sagte ja schließlich auch nichts zu Sasukes und Sakuras Schäferstündchen. Oder Pferdestündchen, wie auch immer. Übrigens, noch so eine Sache, die ihn verunsicherte. Sasuke, wenn er sich wie ein typischer Sasuke verhielt, hätte doch sicherlich schon längst etwas zu Narutos versehentlichen Spioniertätigkeiten gesagt, oder? Naruto musste zugeben, das ganze beschäftigte ihn nach all der Zeit noch immer. Immerhin hatte er keine grusligen Träume mehr, die weder seine lieben Freunde noch Feuer beinhalteten. Als Naruto aus dem Krankenhaus zurückkam, hatte Sasuke lachen müssen. Ausgelacht hatte er ihn und das sollte bei seinem sonst so auf die Gesichtsregungen bedachten Freund etwas heißen. Danach hatte er noch etwas von Narutos Unfähigkeit in vielen Lebenslagen und viel Erfolg gemurmelt und war dann noch immer vor sich her schmunzelnd aus Narutos Raum, durch ihr Bad und in sein eigenes Zimmer gegangen. Das war nun einige Tage her, in der Zwischenzeit hatte er sogar erfahren, dass er seine Matheklausur mit einer halbwegs passablen Note bestanden hatte, aber er schmollte noch immer. Sasuke schien das leider nicht zu stören. Er tat so, als hätte er nie etwas gesagt und vergrub sich die restliche Zeit hinter seinen Büchern und seinem Laptop. Der Idiot musste nämlich, anders als gewisse andere Leute, Hausarbeiten schreiben. Geschah ihm nur recht! Leider gehörte Sasuke aber auch nicht zu den Leuten, die sich beschwerten oder sonstiges, sondern einfach tat, was man von ihm verlangte. Zumindest, was die Universität oder seine Arbeit betraf, denn wenn Naruto sich beschwerte, dass sie sich nur noch sahen, wenn sie zufällig beide gleichzeitig auf das Klo wollten und verlangte, dass sie sich mal wieder trafen, dann tat Sasuke natürlich nicht, was Naruto wollte. Naruto hatte noch nicht einmal jemanden, bei dem er sich darüber ausheulen konnte. Kiba war zu seinen Eltern gefahren und hätte ihn eh nur ausgelacht und Sakura war noch immer nicht gut auf ihn zu sprechen, wenn es um Hinata ging. Die übrigens auch in ihre Heimat gefahren war. Aber Naruto hatte ihre Handynummer und sich mehrmals erkundigt, wie es ihr ging (soweit gut) und dass er es auf jeden Fall wiedergutmachen würde, dieses Mal auch ohne jegliche Verletzungen, dafür werde er schon sorgen (auf diesen Text hatte Hinata mit einer geschickten Ausweichnachricht geantwortet). Am besten war es wahrscheinlich, wenn er sie zu einem Film in Kino einlud, das schien eine relativ ungefährliche Aktivität zu sein. Und wenn er sich schlau genug anstellte, könnte er es zumindest schaffen, ihre Hand zu halten. In der Dunkelheit sah sie ihn nicht richtig und müsste dementsprechend auch nicht beschämt sein. Wenn das irgendwie Sinn ergab … Aber da sie nun für einige Zeit nicht da war, musste Naruto mit seinem tollen Plan noch warten. Allerdings hatte er auch Zeit, wie er sich selbst immer wieder sagte. Hinata hatte ihn gern und das sollte sich in den Tagen, in denen sie sich nicht sehen konnten, wohl auch nicht ändern. Trotzdem stand er nun erst einmal auf der Stelle. Wer allerdings nicht auf der Stelle stand, war Sasuke. Naruto konnte ganz genau sehen, wie sein Kumpel Sakura in den Hintern gekniffen hatte, als er der Meinung war, unbeobachtet zu sein. Allerdings sollte er wissen, dass man auf der offenen Straße nie wirklich unbeobachtet ist. Da hätte er schon dreimal hinter jede Ecke gucken müssen. Eine der Arbeiten von Sasuke musste am nächsten Tag abgegeben werden und weil Naruto das wusste und ein guter Freund war, hatte er von seinem Gang in die Stadt etwas zum Essen mitgebracht. Er hatte sogar extra die Zeit abgepasst, in der Sasuke wieder aus der Bibliothek zurück in das Wohnheim kommen wollte, damit alles noch warm und frisch war (so frisch, wie es aus einem einfach Imbiss eben sein konnte) und sie gleich zu essen anfangen konnten. Naruto kam genau zum richtigen Zeitpunkt, für Sasuke und Sakura noch halb hinter dem kleinen Müllhäuschen versteckt. Er wusste nicht genau, warum er bei diesem Anblick leicht rot wurde und er so schnell wegschauen musste, dass er gerade noch so den verschmitzten Blick von Sakura mitbekam. Schließlich hatte er noch ganz andere Dinge von den beiden gesehen … Trotzdem kam es ihm so vor, als hätte er soeben etwas Verbotenes mitbekommen, das mal wieder und vor allem ganz bestimmt nicht für seine Augen gedacht war. Jedenfalls konnte er jetzt mit Sicherheit sagen, dass das kleine Wettreiten zwischen den beiden keine einmalige Sache war und sie sich noch immer an die Wäsche gingen. "Warum schaust du mich immer wieder so an? Habe ich Essen im Gesicht kleben, oder so etwas?" Sasuke fuhr sich mit der Serviette über den fettigen Mund und schaute Naruto fragend an. "Ist alles gut. Wie kommst du darauf, darf ich dich nicht angucken?", murmelte Naruto schnell und wischte sich ebenfalls den Mund ab. Allerdings mit seinem Handrücken. Sasuke hatte das mitgebrachte Essen dankbar akzeptiert (dafür war Naruto also gut genug. Na, vielen Dank auch) und zusammen hatten sie es sich auf dem kleinen Teppich zwischen Narutos Bett und Schrank bequem gemacht, Takeout-Boxen und Getränke vor ihnen. "Du hast diesen Blick drauf, als hättest du einen Stock im Arsch stecken. Du hast dann immer ein paar sehr komische Gedanken, von denen ich nie weiß, ob ich sie so unbedingt wissen möchte." "Woher weißt du, wie jemand guckt, wenn er einen Stock im Arsch hat?" Naruto stellte sich auf dumm, das konnte er gut. Sasuke rollte mit den Augen. "Du weißt, wie ich das meine. Wie du es mit deiner Intelligenz an die Uni geschafft hast, ist mir ein Rätsel …" "Danke. Sehr freundlich." Empört drückte Naruto seine Stäbchen in die dampfenden Nudeln vor ihm und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Natürlich wusste er, was Sasuke meinte. Aber ob er ihm wirklich auf die Nase binden wollte, dass er sich fragte, ob er und Sakura einfach nur ihren Spaß miteinander hatten oder eine Beziehung führten, die sie ihm aus welchem Grund auch immer vorenthielten? Lieber nicht. "Ich habe nur daran gedachte, dass du bestimmt bald sehr einsam sein wirst, wenn Hinata wieder da ist. Ich hoffe, dass du das verkraften kannst. Und, dass du nicht traurig wirst, weil ich tatsächlich mal eine Beziehung habe und du nicht." Hoffentlich stellte das Sasuke zufrieden und sie konnten das Thema wechseln. Und siehe da, was sollte er sagen, Sasuke verdrehte die Augen. "Lass mich mit dem Kram bloß alleine. Wenn du über Hinata reden willst, dann geh zu Sakura oder so, aber nicht zu mir. In letzter Zeit habt ihr euch doch eh öfters getroffen." "Mit Sakura? Ich glaube, dass du sie immer noch besser kennst, als ich." Oh, oh. Mission abbrechen! Sofort Mission abbrechen, Naruto! Da hatte er es irgendwie geschafft, die Kurve zu kriegen und das Thema zu wechseln, nur um dann selbst wieder mit Sakura anzufangen. Vielleicht ist ja wirklich irgendetwas mit seiner Intelligenz nicht ganz richtig. "Wie bitte?" Nun legte auch Sasuke seine Stäbchen beiseite und starrte Naruto prüfend in die Augen. Es war dieser dunkle, ernste Sasuke-Blick, bei dem ihm immer heiß und kalt gleichzeitig wurde und er am liebsten in die Hose pinkeln wollte. Okay, okay … Jetzt musste ganz schnell eine Lüge her. Aber eine, die eigentlich fast nur aus der Wahrheit bestand. Naruto schwor, Sasuke hatte einen Radar für Lügen. Er konnte sie aus einem Kilometer Entfernung riechen! "Ach, ich habe gesehen, dass ihr zusammen zurückgekommen seid. War sie auch in der Bibliothek? Ich bin gerade um die Ecke gekommen, da seid ihr gerade in das Haus rein. Deshalb habt ihr mich vielleicht auch nicht mehr gehört." Naruto hoffte, keine lange Nase zu bekommen. Schließlich war das hier ja die Wahrheit, er hatte einfach nur verschwiegen, dass er auch gesehen hatte, wie Sasuke Sakura in den Hintern kniff. "Ich habe sie auch erst vor der Tür getroffen. Ich glaube, sie ist vom Einkaufen gekommen", sagte Sasuke langsam. Sein Blick hatte sie noch immer nicht geändert, dafür hatte er jetzt auch noch eine Augenbraue hochgezogen. "Bist du-" Weiter kam Sasuke nicht, denn Narutos Handy begann zu klingeln. Und Naruto musste sagen, dass er noch nie so froh über einen Anruf seiner Mutter wie jetzt gerade war. Meistens war sie zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, aber manchmal klappte ihr Timing dann doch ganz gut. "Sorry, sorry! Das ist meine Mutter, da muss ich drangehen. Irgendetwas wegen ihres Geburtstages, oder so. Da gab es noch etwas, das sie mit mir besprechen wollte. Du weißt ja, wie sie so ist." Naruto beeilte sich, abzuheben, verdrehte aber für den Effekt, dass es ihn auch nerve, noch schnell die Augen Richtung Sasuke. "Deine Mutter hatte vor ein paar Monaten Geburtstag, Naruto …" Der Tag war tatsächlich gekommen. Der Tag, an dem er am liebsten irgendwo hingehen würde und nicht wiederkommen müsste. Hauptsache weit weg von Sasuke und seinem eigenen Schamgefühl, dass sich sehr heiß durch seine Adern schlängelte und ihm immer wieder von vorne zuschrie, was für ein Idiot er doch nur war. Es war ein normaler Abend eines normalen Tages gewesen. Sasuke hatte seine Hausarbeit abgegeben und mit Naruto ein, zwei, vielleicht auch drei Flaschen Bier in der Küche getrunken. Ganz so, wie sie es nach einer abgegebenen Arbeit immer taten. Dazu hatten sie sich Pizza bestellt, die neidischen Blicke der anderen Bewohner des Studentenwohnheimes genossen und sich vorgenommen, innerhalb der nächsten Stunden nicht mehr an irgendwelche Aufsätze, Bücher und Problemanalysen zu denken. Alles also eigentlich wie immer. Eigentlich. Denn als Naruto, nachdem sie sich vor einigen Stunden in ihre Zimmer zurückgezogen hatten, noch einmal zu Sasuke wollte, weil er einen Film entdeckt hatte, der ihm auch gefallen könnte, klebte in ihrem Badezimmer ein Zettel zu Sasukes Tür. Zuerst hatte Naruto sich gar nicht von dem Stück Papier angesprochen gefühlt, völlig in dem Gedanken, dass sein Freund sich eine Erinnerung für den nächsten Tag geschrieben hätte, als er seinen eigenen Namen ganz am Anfang des Textes lesen konnte. Er ließ seine Faust, mit der er eigentlich gerade klopfen wollte wieder sinken (Naruto musste zugeben, dass er sich nachts nicht mehr so recht traute, heimlich in Sasukes Zimmer zu schleichen und machte sich daher lieber bemerkbar, in dem er durch Klopfen sein Eintreten signalisierte) und schluckte einmal. Mit leicht zittrigen Händen strich er einmal vorsichtig den Zettel glatt, um ihn lesen zu können. Naruto, hiermit warne ich dich offiziell davor, nicht in mein Zimmer zu kommen. Sakura ist da und ja, ich habe wahrscheinlich gerade Sex mit ihr und ja, ich weiß auch, dass du uns vor ein paar Wochen gesehen hast. Ich weiß, dass du denkst, dass man dich nicht hören könnte, aber ganz so leise bist du dann auch wieder nicht. Manchmal kommt es mir sogar so vor, als wäre ein Auto, das über Kopfsteinpflaster fährt, leiser als du. Ich habe Ohren und sehen kann ich auch, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte. Ich kann aus den Augenwinkeln sehen, wenn die Tür aufgeht. Trotzdem nett von dir, einfach wieder zu gehen. Da hast du endlich mal etwas richtiggemacht. Es war übrigens äußerst amüsant zuzusehen, wie du dir ständig den Kopf darüber zerbrochen hast, ob ich dich nun bemerkt habe, oder nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)