Red Silver von minowari (Vampire AU) ================================================================================ Kapitel 17: Battle ------------------ Er wusste nicht mehr, wann er das Gefühl über die Zeit verloren hatte. Mal war er wach, dann wurde er wieder betäubt. Vielleicht waren es Stunden oder aber es waren schon ganze Tage. Shizuo wusste es nicht mehr. Jetzt gerade war er wach und rüttelte wild an dem Metallstuhl, an den er gefesselt war. Dicke Stahlseile bohrten sich schmerzhaft in seine Seite, je mehr er sich wehrte. Doch Shizuo dachte gar nicht daran, aufzuhören! Wäre ja noch besser, diesem Schnösel die Genugtuung zu geben, er würde sich nun fügen. Pah! Muroko hatte es inzwischen aufgegeben, ihn zu besänftigen. Stattdessen begegnete er ihm nun mit den „harten Methoden“, wie er es genannt hatte. Kein Essen, kein Trinken, kein Bett, keine Ruhe. Nur das Betäubungsmittel injizierten sie ihm. Und dieses schickte ihn angeblich für sechsunddreißig Stunden in eine Art Schlaf. Doch Shizuo traute keinem Wort mehr, das Muroko von sich gab. Deswegen wusste er nicht, wie lange er tatsächlich nun schon hier unten in seinem weißen Gefängnis war. Shizuos Magen knurrte. Er seufzte und atmete schwer. Er wusste nicht, wie lange er das noch durchhalten sollte. Er brauchte dringend Wasser. Selbst seine geliebten Zigaretten würde er nun gegen Wasser eintauschen, wenn er sie denn hätte… Er rüttelte ein weiteres Mal an dem Stuhl, doch während er betäubt war, hatten sie ihm so fest die Hände auf seinen Rücken gebunden, dass er sie kaum einen Millimeter bewegen konnte. Sie wussten von seiner monströsen Kraft und wussten sie geschickt zu bändigen. Und geschwächt wie er war, konnte er seine sonstige Kraft nicht zum Vorschein bringen. Verdammt…hätte er doch nur- Seine Gedanken wurden unterbrochen, als ein plötzliches Beben den gesamten Raum erschütterte. Die Leuchtröhren über seinem Kopf wackelten bedrohlich. Was war das? Ein Erdbeben? Nichts Ungewöhnliches in Tokyo. Doch ein so starkes? Ein paar Sekunden später war es schon wieder vorbei. Shizuo runzelte verwirrt die Stirn. Dann krachte es laut. Es klang, als würde Metall auf Metall erklingen, doch irgendwie war es anders. Härter und um Meilen lauter, als Shizuo es je gehört hatte. Dann ertönte schließlich ein lautes Röhren und Shizuo erkannte, dass es ein Alarm war. Und so laut, dass er sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Er verzog schmerzhaft das Gesicht. „Was zur Hölle…“, murmelte Shizuo und blickte zur Verriegelung, als er sah, wie einige Rekruten auf sein Gefängnis zukamen. Sie brüllten irgendetwas und fuchtelten mit ihren Waffen wild hin und her, während sie immer näher an die Verriegelung rückten. Aber durch den Lärm der Alarmanlage konnte Shizuo kein einziges Wort verstehen. Schließlich begann auch noch das Licht über seinem Kopf zu flackern. Was auch immer dort oben in der Basis passierte, schien nicht gut zu sein. Waren es Vampire? Mit verengten Augen beobachtete Shizuo die Rekruten vor der Verriegelung. Sie blieben davor stehen, als wollten sie Wache stehen. Doch ihre Haltung war die einer Verteidigungslinie. Das Licht über ihn flackerte immer schneller und Shizuo wurde langsam unruhig. Was war hier verdammt nochmal los? War er in einem schlechten Horrorfilm gelandet? Er rüttelte erneut an den Stahlseilen, doch wie die Male zuvor, brachte es rein gar nichts. Shizuo fluchte. Was auch immer oben passierte, er wollte nicht Teil davon sein! Er musste endlich hier raus! Das Flackern der Lampe war nun zu einem epileptischen Ausmaß angeschwollen. Es blitzte so oft, dass Shizuo kaum noch etwas erkennen konnte. Alle paar Sekunden sah er nur noch Bruchstücke des Raumes. Dann plötzlich flog einer der Rekruten mit einem lauten Krachen gegen die Verriegelung. Blut spritzte an die gesamte Glasscheibe, dann sackte der Mann leblos zu Boden. Dabei hinterließ er eine schmierige rote Spur. Shizuo konnte nicht glauben was er da sah. Wer…wer war das? Wer hatte den Rekruten gegen die Wand geschmettert? Durch das Flackern der Lampe fühlte sich Shizuo wie in einem alten Film, denn alles geschah abgehakt und doch irgendwie gleichzeitig. Die verbliebenen Rekruten wirbelten wie von Geisterhand durch die Luft, wurden gegen die Metallwand geschmettert oder sackten einfach so zu Boden. Ein Schauer durchfuhr ihn. Das war zum Teufel nicht normal! Shizuo rüttelte erneut an den Stahlseilen. Er musste hier raus! Sofort! Oder er war bald Geisterfutter! Plötzlich ertönte ein warnendes Signal über der lauten Sirene und die erste Verriegelung fuhr nach oben. Was… Warum? Wieso fuhr sie nach oben? Hatte Muroko etwa- All seine Gedanken stoppten, als er die Gestalt erkannte, die sich ihren Weg zu ihm bahnte. Mit offenem Mund sah Shizuo ihm dabei zu, wie er grinsend auf seinem Handy herumtippte und plötzlich auch die zweite Verriegelung hochfuhr. Dann trat er in sein weißes Gefängnis. Auf seinen Lippen lag ein höhnisches Grinsen. Nur ein paar Meter von ihm entfernt blieb er stehen. „Hi Shizu-chan. Du auch hier?“ Shizuo konnte nicht einmal etwas erwidern. Ihm steckten die Worte im Halse fest. Was zum Teufel machte der Floh hier? Inmitten dieses Chaos? Wie hatte er sich seinen Weg hierher erkämpft? Ganz allein? Was war mit Muroko? Es gab so viele Rekruten im Hauptquartier…die konnte er nicht alle beseitigt haben! „Wieso…Wieso bist du hier?“, krächzte Shizuo aus heiserer Kehle hinaus und hatte Mühe den anderen anzusehen. Das Licht flackerte immer noch. Izaya lachte laut auf. „Natürlich um dich Muskelprotz aus deiner beschissenen Lage zu befreien. Jetzt mal ehrlich, wie konntest du dich bloß von Muroko gefangen nehmen lassen?“ Izayas Stimme klang plötzlich genervt und auch irgendwie leiser. Allgemein sah der andere nicht gut aus. Seine Haut wirkte aschfahl und müde. Seine Augen leuchteten ungewöhnlich. Doch das konnte auch der Schein der Alarmanlage sein, die immer noch wütete. Izayas schwarzes Haar war zerzaust, während Blutspritzer in seinem Gesicht klebten. Das Blut von Rekruten. Den Menschen, die er umgebracht hatte. Erst wallte Ekel in ihm auf. Dann Angst. Und dann die Wut. Die Wut, die immer die Oberhand über ihn hatte. Izaya war hier um ihn zu befreien? Das war doch ein Scherz! Shizuo knurrte wütend. „Du bist doch eh nur hier um mich zu verarschen! Na los! Ergötz dich an meinem Anblick, wie ich hier fest sitze, während du draußen frei herum laufen kannst und Chaos verbreitest!“, brüllte Shizuo und rüttelte demonstrativ an den Stahlseilen. „Wenn du mal Gebrauch von deiner letzten Gehirnzelle machen würdest, dann wüsstest du weshalb ich hier bin.“, antwortete Izaya leise und Shizuo dachte erst, er hätte sich verhört, doch dann sprach der andere weiter. „Aber ja du hast recht, Shizu-chan. Ich ergötze mich daran, wie verwundbar du gerade vor mir sitzt…“ Izayas braune Augen begannen nun definitiv rot zu leuchten…! Shizuo schluckte. Er kannte diesen Blick. Der Vampir trat einen Schritt näher. Instinktiv rüttelte Shizuo mit seinen Fäusten, doch keines der Stahlseile lockerte oder löste sich. Verdammt! Shizuo spürte wie sich eine Gänsehaut bildete, auch wenn der Raum total aufgeheizt war. Sein Herz schlug ungewollt schneller. Izaya lief weiterhin auf ihn zu und hob bereits den rechten Arm an. Verdammte Scheiße! Und genau in jenem Augenblick versagte die Lampe über Shizuos Kopf, und quittierte ihren Dienst. Es zischte kurz, dann verabschiedete sich der gesamte Strom. Alles fiel aus, selbst die nervtötende Alarmanlage. Für einen langen Moment war es totenstill, nur Shizuos Keuchen war zu hören. Dann sah Shizuo rubinrote Augen. Nein. Als nächstes spürte er die Hand an seiner Wange. Die eiskalte Hand. Sie fuhr von seinem Kinn langsam hinab zu seinem Hals. Seine Haut kribbelte. Nein! Shizuos Körper wehrte sich, als er ahnte, was der andere gleich tun würde. Er wandte wild den Kopf zur Seite, versuchte den anderen irgendwie abzuwehren. Muroko hatte Recht gehabt. Izaya war nur hier um von ihm zu trinken. Aber warum? Wozu machte er sich die Mühe extra hierher zu kommen wo er doch jeden anderen hätte beißen können? Es machte Shizuo wütend aber zugleich war er auch verwirrt. „Verpiss dich, du Blutsauger!“ Doch Izaya reagierte nicht auf die Beleidigung, und das machte Shizuo nur noch panischer. Denn sonst hatte er immer etwas zu sagen. Der elendige Floh musste wieder in seine Trance gefallen sein. Shizuo hörte Rascheln von Kleidung und spürte plötzlich Gewicht auf seinem Schoß. Dann eine zweite Hand, die seinen Kiefer kraftvoll zur Seite drückte. Shizuo kniff die Augen zu und erwartete das Schlimmste, doch als Izaya ihn dann tatsächlich biss, spürte er keinen Schmerz. Stattdessen fühlte er nur ein Kribbeln an seinem Hals. Shizuo keuchte auf. Izaya sah dies scheinbar als Ansporn und drängte sich noch enger an sein Opfer heran. Erst war sein Griff hart und unnachgiebig wie eine Schraubklemme. Doch nach ein paar Sekunden lockerte er sich. Izayas kalte Hände begannen an Shizuos Hals hinab zu fahren, so als ob sie auf Erkundungstour gehen wollten. Es war…angenehm. Diese Erkenntnis traf Shizuo aus heiterem Himmel. Nein! Es war nicht…angenehm! Es war schrecklich, es war demütigend, es war- Shizuo kämpfte innerlich gegen seine Gefühle an und doch landete sein Körper immer wieder bei demselben Gedanken. Es war angenehm. Er verstand dieses Gefühl nicht. Dieser elendige Floh biss ihn einfach und es war ihm angenehm? Hätte Shizuo gekonnt, hätte er vor Frustration laut geschrien, doch seine Stimme blieb ihm im Hals stecken. Auch wenn es plötzlich angenehm war, so ließ sich die Tatsache nicht leugnen, dass Izaya rücksichtlos von ihm raubte. Und zwar seine Lebenskraft. Sein Blut. Shizuo wusste nicht wie viel Izaya von ihm trank, jedoch schien es eine beträchtliche Menge zu sein, denn sein Bewusstsein flimmerte bereits jetzt schon. Müdigkeit benebelte seine Sinne, Sterne tanzten vor seinem inneren Auge, wurden zu kreisenden Punkten die sein gesamtes Sichtfeld einnahmen. Nein… Nicht… Er wollte nicht… Er musste-! Bevor er weiter nachdenken konnte, ertönte ein Schuss. Im nächsten Moment fuhr eine Windböe plötzlich an ihm vorbei und Izayas Gewicht verschwand von seinem Körper. Dann krachte es laut und Shizuo wusste nicht, was los war. Denn so sehr er auch den Kopf drehen wollte, es passierte nichts. Er war zu kraftlos. Ein seltsames Zischen war zu hören und plötzlich wurde es hell. Das schwarze Gemisch von Sternen und Dunkelheit vor Shizuos Augen wurde durch ein grelles Weiß ausgewechselt. Der blonde Mann war wie geblendet. Verwirrt öffnete Shizuo lasch die Augen und stellte fest, dass der Strom anscheinend wieder da war. Dann hallte eine Stimme durch den Raum, die sein Blut zum Kochen brachte. „Wie es scheint, hat er sich doch von ihnen bedient, Heiwajima-san. Glauben Sie mir jetzt?“   ☥   „Und wie war das Kaffee Kränzchen? Hat es Ihnen gemundet, Orihara-san?“, wandte sich Muroko an Izaya und trat langsam auf ihn zu. In seiner linken Hand hatte er eine Pistole, in der rechten sein Katana, welches sich noch in seiner Scheide befand. Seelenruhig ging der alte Mann an Shizuos zusammen gesunkener Gestalt vorbei. Der blonde Mann zitterte vor Wut, auch wenn sein Blick dem eines Betrunkenen glich. Denn er starrte nur geradeaus und blinzelte so oft, dass man denken könnte, er hätte einen epileptischen Anfall. Doch Izaya wusste, dass sein Opfer nur gegen die Bewusstlosigkeit kämpfte. Er wusste beim besten Willen nicht, wie Shizuo noch wach bleiben konnte. Der Informant begann bitter zu grinsen. Einmal ein Monster, immer ein Monster. „Hat man Ihnen keine Manieren beigebracht, Muroko-san?“, fragte Izaya grinsend, „Man unterbricht keinen Vampir bei seinem Mahl.“ Muroko kam ihm viel zu nahe, für seinen Geschmack. Die Schmerzen knapp unterhalb seines sechsten Brustwirbels ließen ihn zusammenzucken. Keuchend stand der schwarzhaarige Vampir auf seinen Beinen, während sich das Fleisch um seine Wunde bereits grau verfärbte und begann abzusterben. Murokos Kugel hatte sich in der Nähe seines Herzens hinein gebohrt und hatte nur mit Glück – oder vielleicht war es ja auch Absicht – sein wichtigstes Organ verfehlt. „Spüren Sie es schon? Oder wirkt es bei Ihnen gar nicht?“, fragte der alte Mann weiter, als er ein paar Meter vor ihm stehen blieb und in aller Seelenruhe seine Pistole inspizierte. Der Informant verengte die Augen. Izaya blickte wieder zu Shizuo. Wie sollte er ihn bloß hier raus bekommen? Er hatte keine Zeit gegen Muroko zu kämpfen, und schon gar nicht, wenn Shizuo im selben Raum war. Die Gefahr, dass er verletzt werden würde, war viel zu hoch. Aber so wie es schien, blieb ihm kaum eine andere Wahl… Niemand der anderen hatte es bis hierher geschafft. Shikis Männer hatten wirklich fantastische Arbeit geleistet. Doch für jeden Vampir gab es Grenzen. Mikage und Manami würden es wohl kaum zu ihm herunter schaffen. Sie alle waren gut beschäftigt bei der Anzahl an Rekruten, die im ersten und zweiten Untergeschoss kämpften. Kine war seine einzige Chance gewesen, wohlbehalten wieder ans Tageslicht zu kommen. Nun war auch diese Möglichkeit ausgemerzt worden. Die einzigen, die ihm hier unten assistieren könnten, wären Namie und Oshiro. Namie hatte er bewusst heraus gehalten, da sie sich während seiner Abwesenheit um seinen Clan und seine geschäftlichen Aktivitäten zu kümmern hatte. Und Oshiro…hatte sich seit sechs Tagen nicht mehr gemeldet. Nun gut, vielleicht würde sich Shino noch zeigen. Er könnte sich vielleicht in Muroko verwandeln und für Aufsehen sorgen. Das wäre witzig. Ein kleines Lachen entwich ihm. Doch in diesem Augenblick stand er hier, allein mit seinem zwei Erzfeinden, wovon einer halb bewusstlos und der andere ein alter verrückter Mann war, der ihn tot sehen wollte. Nun gut, beide wollten ihn tot sehen. „Sind wir sprachlos, Orihara-san?“ Izayas volle Aufmerksamkeit lag nun ganz bei dem alten Mann. „Ich bin nicht in der Stimmung für Rätsel, Muroko-san. Vor allem nicht, weil Sie mein Mahl gestört haben.“, antwortete Izaya leicht gereizt. Er hatte sich nicht mehr lange im Griff. Verdammt. Reiß dich zusammen, Orihara! „Wirklich nicht? Das ist zu schade. Aber ich bin gespannt, wie das Betäubungsmittel bei Ihnen wirkt.“ Muroko beobachtete gespannt seinen Erzfeind auf dessen Reaktion über diese Enthüllung. Doch für Izaya war es keine Überraschung. Er hatte bereits beim ersten Schluck gemerkt, dass etwas anderes zwischen Shizuos Blutzellen war. Enttäuscht darüber, dass Izaya anscheinend nicht überrascht den Mund öffnete oder seine Augen weit aufriss, begann Muroko zu lächeln. „Sie wissen es bereits.“, entgegnete der alte Mann. „Und ich kann auch sehen, dass das Mittel bereits wirkt.“ Da hatte er leider Recht. Deswegen konnte er seine Kräfte nicht einwandfrei nutzen. Sein Schutzschild ließ sich schon lange nicht mehr aufrechterhalten. Doch er wäre nicht Izaya Orihara, wenn es so einfach wäre, ihn aufzuhalten. Was ihm momentan fehlte war Zeit. Zeit, damit er seine Flucht organisieren konnte. Er betrachtete sein Gegenüber genauer. Muroko hatte sich für den heutigen Tag wahrlich heraus geputzt. Ein weinroter Anzug, weiße Krawatte, schwarze Schuhe und natürlich denselben weinroten Farbton bei seiner Fedora. Izaya musste unwillkürlich lachen. „Haben Sie dies wirklich nur für mich aus ihrem Kleiderschrank hervor gezaubert, Muroko-san?“, lachte der Informant mit einem Fingerzeig auf dessen Kleidung. „Ich fühle mich geehrt.“ „Sparen Sie sich ihre albernen Worte lieber. Wer weiß, vielleicht sind es ihre letzten.“ Izayas Blick verdunkelte sich. „Wenn es eines ist an dem ich nicht spare, dann sind es meine Worte. Selbst wenn Sie meinen, ich würde heute sterben.“ Muroko blickte ihm siegessicher entgegen, und zückte plötzlich seine Pistole in Richtung Shizuo. „Oh ja, das werden Sie noch. Aber nicht heute. Ich werde Sie gefangen nehmen und bis in die Unendlichkeit auseinander nehmen und Ihnen zurückzahlen, was Sie mir all die Jahre angetan haben.“ Für einen Moment war Izaya versucht zu lachen, doch er hielt sich zurück, als sein Augenmerk auf die Pistole fiel. „Also lassen Sie sich ohne Gegenwehr festnehmen. Oder er wird sterben.“ Langsam aber sicher war es mit Izayas Selbstbeherrschung vorbei. Sein Grinsen verwandelte sich in jenen eiskalten Ausdruck, der vor ein paar Jahren noch alltäglich für ihn war. „Ich hätte Sie damals töten sollen…“, sagte Izaya nur, bevor er von der einen auf die andere Sekunde auf den anderen losging.   ☥   Shizuo kämpfte immer noch mit seinem Bewusstsein. Muroko hatte Izaya von ihm runter katapultiert. Er wusste nicht, ob er diesem Schnösel dankbar sein sollte oder nicht. Vielleicht hätte Izaya ihn sonst… Nein. Izaya würde ihn nicht umbringen. Er würde sich nie selbst die Hände schmutzig machen…oder? Shizuo stockte in seinen Gedanken. Er kannte Izaya nur als einen Menschen. Nicht als einen Vampir. Toms Worte hallten plötzlich in seinem Gedächtnis umher. „Ich meine es ernst, Shizuo. Sei vorsichtig. Du magst ihn nur als einen Menschen kennen, aber ich kenne ihn als einen Vampir. Unter uns ist er als einer der letzten reinblütigen Vampire bekannt. Er ist sehr mächtig.“ Vielleicht hätte Izaya ihn tatsächlich umbringen können. Aber warum hatte er das dann nicht schon die ganzen Jahre zuvor getan? Nein, Muroko verdiente seinen Dank nicht! Eher sollte er schmoren in der Hölle für das was er ihm hier drinnen angetan hatte! Da war ja selbst der Floh beinahe netter gewesen. Aber nur beinahe… Also warum war der Floh tatsächlich hier eingebrochen? Wollte er wirklich nur von ihm trinken? Aber warum? Soweit Shizuo es beurteilen konnte, hatte Izaya doch freie Auswahl was seine Opfer angeht. Oder…? Er wollte Murokos Theorie keinen Glauben schenken. Der war ja eh total besessen von dem Floh. Wenn er diesen verdammten Mist hier überleben sollte, würde Muroko hart dafür bezahlen und Izaya musste eine glaubhafte Geschichte für ihn parat haben! Shizuo spürte auf einmal, wie Muroko an ihm vorbei lief. Dieser alte Schnösel und der Floh sprachen gerade über irgendwelche Dinge, die sein Gehirn nicht für wichtig erachtete. Denn wichtiger war nur, dass sein Blutkreislauf sich erholte und dass er Schlaf bekam. Doch Shizuo wollte nicht schlafen! „Haben Sie dies wirklich nur für mich aus ihrem Kleiderschrank hervor gezaubert, Muroko-san?“, höhnte Izaya gerade. „Ich fühle mich geehrt.“ Shizuos Mundwinkel hoben sich wie von selbst nach oben, denn für ein richtiges Lachen war er zu schwach. Selbst der Parasit schien Murokos Garderobe lächerlich zu finden. Etwas, dass er im gesunden Zustand nicht mal wirklich lustig gefunden hätte. Doch nun, kurz vor der Bewusstlosigkeit, fand er es urkomisch. „Sparen Sie sich ihre albernen Worte lieber. Wer weiß, vielleicht sind es ihre letzten.“ Die Stimme von dem alten Sack. „Wenn es eines ist an dem ich nicht spare, dann sind es meine Worte. Selbst wenn Sie meinen, ich würde heute sterben.“ Seltsamer Weise war Shizuo auf Izayas Seite. Wenn er jemals eine Chance haben sollte hier herauszukommen, dann war es eher der beschissene Parasit als der Chef der Bruderschaft, der ihm helfen konnte. So ungern es Shizuo auch zugab. Schließlich hörte Shizuo das Nachladen einer Pistole. Ganz nah vor seinem Gesicht. Er öffnete soweit es ging die Augen und versuchte sich zu fokussieren. „Oh ja, das werden Sie noch. Aber nicht heute. Ich werde Sie gefangen nehmen und bis in die Unendlichkeit auseinander nehmen und Ihnen zurückzahlen, was Sie mir angetan haben.“ Murokos Stimme triefte nur vor Hass. „Also lassen Sie sich ohne Gegenwehr festnehmen oder er wird sterben.“ Er? Muroko hatte wirklich den Mumm ihm eine beschissene Pistole ins Gesicht zu halten?! Egal ob silberne Munition oder nicht, die Kugeln würden ihm definitiv das Gehirn aus dem Kopf pusten. Wollte dieser verdammte Schnösel ihn nun tatsächlich umbringen? Wut durchströmte Shizuo und gab ihm ein kleines bisschen Lebenskraft zurück, die er dringend nötig hatte. „Ich hätte Sie damals töten sollen…“ Izayas Stimme. Sie war so dunkel, so kalt, dass Shizuo eine unangenehme Gänsehaut bekam. Was meinte der Floh mit damals…? Doch darüber hatte Shizuo keine Kraft sich den Kopf zu zerbrechen, vielmehr musste er sich nun auf das Geschehen vor ihm konzentrieren, denn plötzlich schien ein Kampf auszubrechen, den er nicht richtig sehen konnte. Nur schemenhaft konnte er den schwarzen Plüschmantel Izayas und den weinroten Anzug Murokos erkennen. Es folgten mehrere dumpfe Aufprälle, harte Schläge und Stöhnen beider Partien. Sie prügelten sich! Man, wäre das eine Show wenn er bloß vernünftig sehen könnte. Seine beiden Feinde konnten sich nicht ausstehen! Und sie prügelten sich…und das vor seinen Augen! „Benutzen Sie heute gar nicht Ihr Katana?“, höhnte Izaya irgendwann. „Sie Schandfleck sind es nicht wert, es gegen Sie zu benutzen!“, antwortete Muroko knurrend und schien wieder auf den anderen loszugehen. Shizuo fragte sich, wie sich Muroko gegen Izaya behaupten konnte. Shizuo hatte Izayas Körperkraft am eigenen Leibe gespürt und wusste, dass er alles andere als schwach war. Und Muroko konnte unmöglich ohne sein Katana überhaupt etwas gegen den Bastard unternehmen. Dann plötzlich ertönte ein Donnern direkt zu seinen Füßen. Shizuo konnte schemenhaft Izayas Gesicht erkennen, dann Muroko, der sich über ihn beugte, die Hand an Izayas Hals. Was… Was war hier los? Hatte Muroko Superkräfte bekommen? Izaya gab ein gurgelndes Lachen von sich. „Gefällt Ihnen Ihre neue Kraft? Ich wusste, Sie würden Sie irgendwann gegen mich einsetzen.“ „Halten Sie verdammt nochmal Ihre große Klappe!“ Nachdem Murokos wütendes Brüllen verklang, hörte Shizuo dass Izayas Röcheln lauter wurde. Was auch immer Muroko mit ihm machte, war nicht gut. Der Floh würde doch nicht etwa verlieren? Nein. Dieser Bastard stand immer wieder auf. Er würde ihn nie in Ruhe lassen. Doch Izaya sagte plötzlich nichts mehr. Und dieses schmerzhafte Röcheln war schlimmer als jedes Wort, dass der Floh hätte sagen können. Shizuo wusste nicht einmal wieso er so fühlte, doch dann tat sein Körper reflexartig etwas, womit er selbst nicht gerechnet hätte. „Verdammt Izaya…!“, keuchte Shizuo, „wage es ja nicht…gegen Muroko zu verlieren…kapiert?!“ Stille. Kein schmerzhaftes Röcheln, keine Worte. Das entfachte Shizuos Panik nur noch mehr. Dann Murokos hysterisches Lachen. „Er kann Sie nicht hören, Heiwajima-san.“ Weil Shizuo nichts von dem Floh hörte und mittlerweile auch wieder schlechter sah, wusste er nicht, ob Muroko ihm die Wahrheit erzählte. „Sie…Bastard!“ Jedes einzelne Wort kostete ihn Anstrengung, doch Shizuo tat es trotzdem. „Wenn ich…Sie… in die…Finger-“ Shizuo wurde unterbrochen, als Muroko plötzlich lauthals zu schreien anfing. Es schepperte laut und Shizuo realisierte, dass es das Katana gewesen sein musste. Das Bild vor Shizuos Augen schwankte, doch er zwang sich zur Konzentration. Als sich seine Sicht fokussierte, wandte sich Muroko kreischend auf dem Boden, die Hände vors Gesicht geschlagen, so als ob sein Körper in Flammen wäre. Verwirrt blickte Shizuo zu Izaya. Doch dann wünschte er, er hätte es nicht getan. Auf Izayas Lippen lag ein boshaftes Grinsen, das Shizuo noch nie gesehen hatte.   ☥   Er blickte hinab auf den alten Mann, der sich am Boden wandte. Früher hatte Izaya gedacht, dass es lustig war, andere zu verwandeln. Für andere die Hölle auf Erden zu sein. Doch nicht immer hatte er seinen Willen bekommen. In den meisten Fällen, hatten diese Vampire einen Weg gefunden, sich umzubringen. Etwas, dass Izaya enttäuschte. Er hatte so viel mehr von seinen Experimenten erwartet. Und doch war eines dieser Experimente stärker als alle anderen, die er zuvor verwandelt hatte. Dieses besondere Experiment schwor sich Rache an ihm zu nehmen. Etwas, dass bislang noch nie vorgekommen war. Sich gegen seinen Schöpfer zu wenden, war in etwa so, als wollte die Maus gegen die Katze kämpfen. Doch Izaya fand es interessant, also ließ er das Experiment laufen. Bis sie durch mehrere Auseinandersetzungen und feindlichen Gesprächen nun in diesem weißen Raum gelandet waren. Muroko hörte auf sich zu winden, und kniff nur noch die Zähne aufeinander. Izayas Gesicht verzog sich in eine enttäuschte Mimik. Es wurde Zeit seinem Experiment ein Ende zu bereiten… Izayas Finger glitten zu dem Katana, dass Muroko fallen gelassen hatte. Andächtig fuhr er mit den Fingerspitzen über die glatte Klinge. Sie glänzten verwegen im Schein der Leuchtröhre über seinem Kopf. Und lag erstaunlich gut in der Hand. Gerade als er die spitze Klinge in Murokos Hals stechen wollte, lenkte ihn eine Stimme ab. „Oi…Izaya!“ Izayas Augen weiteten sich. „Shizu-chan…“, murmelte er gedankenverloren. Shizu-chan war hier? Wo… Der Vampir blinzelte ein paar Mal. Die Bruderschaft. „Wag es ja nicht den ollen Schnösel umzubringen! Das ist mein Job!“ Izaya drehte sich zu ihm um und bei Shizuos erbärmlichen Zustand konnte Izaya nicht anders, als zu lachen. „Wie willst du das bitte anstellen? Du bist gefesselt.“ „Dann binde mich los und ich zeige dir, wie ich ihn umbringe!“, knurrte Shizuo schwach und nicht sehr überzeugend. Izaya lachte leise. Muroko konnte warten. Der Informant ließ das Katana klirrend zu Boden fallen. Dann ging er auf Shizuo zu. „Wie bist du eigentlich noch bei Bewusstsein, Shizu-chan? Du bist wirklich ein Monster.“ Shizuos Antwort war ein tiefes Luftholen und dann ein halbherziges Knurren. „Wieso…“, hauchte Shizuo sehr schwach, „hast du…“ „Spar dir deine Fragen für später auf.“, sagte Izaya nur und machte sich an den Stahlseilen zu schaffen. Dabei musste er sich zusammen reißen, nicht auf Shizuo anziehenden Duft einzugehen. Noch eine Mahlzeit würde Shizuo definitiv ins Koma schleudern. Außerdem schien das Betäubungsmittel so langsam zu wirken, denn Izaya spürte eine Verlangsamung seiner Sinne. Mit einem kräftigen Ruck waren die Stahlseile durchtrennt, doch das kostete Izaya weitere Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Shizuo erging es ähnlich, denn sein Atem wurde schwerfälliger. Blinzelnd hob der blonde Mann seine verletzten Hände vors Gesicht. Dann blickte er Izaya an. „Du hast mich…“, setzte Shizuo an, doch ein Geräusch von klirrendem Metall unterbrach ihn. „So schnell lasse ich Sie nicht gehen…“ Ehe Izaya überhaupt blinzeln konnte, hatte Muroko ihm das Katana in die Seite gerammt.   ☥   Shizuo wusste nicht, was er tun sollte. Muroko hatte mit seinem Katana Izaya in der Bauchgegend erwischt. Butterweich glitt es in Izayas Körper und tauchte am anderen Ende wieder hervor. Der Vampir schrie kurz auf vor Schmerz. Innerhalb von Millisekunden schwirrten tausend Gedanken durch Shizuos Kopf, während die Klinge immer weiter in Izayas Körper eindrang. Sollte er weglaufen? Er war ja nicht mehr an den Stuhl gefesselt. Und Muroko hatte endlich bekommen was er wollte: Den elendigen Parasiten. Nun konnte er ihn… Shizuo verzog das Gesicht. Nein. Selbst der Floh hatte es nicht verdient, von Muroko dermaßen aufgespießt zu werden. Und wenn, dann sollte er es selbst tun! Verdammt! Oder sollte er doch hierbleiben und gegen Muroko kämpfen? So ungern er es auch zugab, der Floh hatte die Stahlseile durchtrennt, die ihn hier festgehalten hatten. Dieser elendige Bastard hätte auch einfach abhauen können. Getrunken hatte er ja bereits von ihm. Aber der Floh war geblieben… Shizuo blinzelte gegen seine Bewusstlosigkeit an und versuchte sich zu konzentrieren. „Haben Sie immer noch nicht genug, Muroko-san?“, fragte Izaya heiser, während er Blut ausspuckte. „Ich werde erst ruhen, wenn Sie nicht mehr existieren!“, rief Muroko hysterisch. „Wie charmant…“, murmelte Izaya, doch seine Stimme wurde immer schwächer. Shizuo überlegte fieberhaft, was er tun könnte, ohne selbst aufgeschlitzt zu werden, doch da bewegten sich die beiden bereits wieder. Dieses Mal schien plötzlich Izaya die Oberhand zurückzugewinnen. Mit einem schnellen Ruck packte er die Klinge mit seiner rechten Hand und schleuderte Muroko über Kopf gegen die Wand. Das Schwert wurde dabei ruckartig herausgezogen. Eine beachtliche Menge an Blut floss auf den Metallboden, während Izaya sich die klaffende Wunde hielt und schweratmend den anderen anstarrte. Verdammt, was sollte er bloß tun? Vielleicht konnte er… „Ich dachte Sie wollten Ihr Katana nicht benutzen?“ Izaya wagte es trotz seines schwachen Zustandes den anderen noch zu verhöhnen. Er hustete Blut, doch in seinem Gesicht war ein völlig seltsamer Gesichtsausdruck, der Shizuo gar nicht gefiel. Der blonde Mann blinzelte mehrmals, als das Bild vor seinem Auge wieder begann zu verschwimmen. Schnell! Er musste es probieren! „Sie Witzfigur…“, keuchte Shizuo angestrengt. Dabei sah er nicht, wie Izaya ihn überrascht anstierte, als der blonde Mann mit dem Finger auf Muroko zeigte. „Sie sind…wirklich…erbärmlich…“ Shizuo wusste nicht, ob sein Plan funktionierte, denn noch immer hatte er Schwierigkeiten den Fokus zu bewahren. „Nutzen einfach…andere Menschen aus…und sperren sie ein…nur um-“ Shizuo stoppte, als plötzlich ein Knall ertönte und knapp neben seinem Kopf entlang schoss. Plötzlich hellwach starrte Shizuo mit geweiteten Augen auf die Pistole. „Um ehrlich zu sein, ist meine Geduld mit Ihnen am Ende, Heiwajima-san.“, sagte Muroko und auch er keuchte inzwischen. „Tot sind Sie mir nützlicher, als lebendig. Also tun Sie mir den Gefallen, und sterben Sie. Zum Wohle der Bruderschaft.“ Als Muroko den Abzug erneut drücken wollte, passierte alles in Slow Motion. Izaya bewegte sich ruckartig, schoss trotz seiner Verletzung an ihm vorbei wie eine Rakete und schlug mit einer gradlinigen Bewegung die Pistole aus Murokos Hand. Als nächstes schnappte sich der Floh Murokos Katana und stach damit in dessen Bauch. Der alte Mann war innerhalb von Sekunden überrumpelt. „Respekt, Muroko-san. Dafür, dass ich Ihnen so zugesetzt habe, halten Sie sich wacker.“ Izayas Stimme war nicht in der typischen neckischen Stimmlage. Stattdessen lag kaltes Eis darin. Muroko hustete unter Schmerzen. „Dasselbe…könnte ich auch…über Sie sagen…“ Das stimmte. Shizuo konnte sehen, wie Izayas Beine zitterten. Auch wenn er versuchte, standhaft zu bleiben. Es schien ihm alle Mühe zu kosten, das Katana gegen Muroko zu drücken. Blut tropfte von Izayas Mantel hinunter. Shizuo holte tief Luft und versuchte die Augen offen zu halten. Der Adrenalinschub ließ nach. Viel länger würde er nicht… Dann ertönte erneut ein lauter Knall und Shizuos zugefallenen Augen öffneten sich schlagartig. Irritiert blickte er um sich. Was war passiert? Hatte Muroko sich die Pistole zurück ergattern können? Nein. Das konnte nicht sein. Izaya hatte sie weit weg geschleudert. Als sich Shizuos Blick fokussierte, erkannte er gerade noch, wie Izaya in sich zusammen sackte. Muroko blieb keuchend über Izaya stehen. Nein! Shizuo wusste nicht warum oder weshalb, aber sein Körper reagierte von selbst, als er versuchte aufzustehen. Doch seine Beine gehorchten ihm nicht und er kippte wie ein Sack Mehl auf den kalten Stahlboden. Verzweifelt versuchte er Izaya zu erreichen, der sich nun gar nicht mehr bewegte, sondern nur ein Haufen aus schwarzen Haaren und seinem blutdurchtränkten Plüschmantel war. Dieser verdammte Parasit! Er durfte nicht sterben! Nicht jetzt! Wer sollte ihm denn sonst hier raushelfen? Shizuo blinzelte zu Muroko. Dieser blickte mit einem undefinierbaren Ausdruck hinab und bewegte sich nicht. „Muroko…“, knurrte Shizuo, „Was…was haben Sie-“ „Geht es ihnen gut? Sind Sie wohlauf?“, unterbrach eine weibliche Stimme Shizuos schwachen Ausruf von Wut und der blonde Mann wandte überrascht den Kopf zur Seite. Erst nach einigen Sekunden des Fokussierens erkannte er die Gestalt. Es war die Frau, die ihn an seinem ersten Tag in der Bruderschaft festgehalten hatte. Die Frau mit dem strengen Dutt. In ihrer Hand funkelte eine Pistole. Sie war es! Sie hatte Izaya erwischt! „Ja…es…es geht mir gut, Yumi-san.“, antwortet Muroko schwächlich, doch seine Stimme war wie betäubt. Im nächsten Moment kippte der alte Mann zur Seite und brach ebenfalls zusammen. Eigentlich hätte er sich über diesen Anblick ergötzen müssen. Beide seine Erzfeinde lagen nebeneinander zusammen auf den Boden, reglos. Doch Shizuo spürte nichts als Entsetzen in ihm aufkeimen, als er zurück zu Izaya blickte. „Muroko-sama!“, rief Yumi verzweifelt und rannte bereits zu ihm hin. Shizuo ignorierte ihr Wimmern und ihre hektischen Worte. Shizuos Fokus lag darauf, voran zu kommen. Er setzte seine ganze Energie darauf, seine Beine und Arme zu bewegen. „Wach auf…du Parasit!“, knurrte Shizuo keuchend, während er mit kleinen Schüben vorwärts robbte. Doch Izaya antwortete ihm nicht. Shizuos Entsetzen wurde stärker. „Das ist alles Ihre Schuld!“, rief plötzlich die Frau aus und stapfte auf ihn zu. Shizuo ignorierte sie. „Izaya! Wach endlich auf! Wir müssen hier raus!“ „Ihr werdet nirgendwo hingehen!“, sagte Yumi mit erboster Stimme und Shizuo sah nicht, wie sie die Pistole auf seinen blonden Schopf richtete. Nein! Er würde jetzt nicht aufgeben! Er musste nur zu Izaya gelangen! Und dann- „Ganz recht, ihr werdet nirgendwo hingehen.“ Eine ruhige Stimme hatte geantwortet, dann hörte Shizuo ein widerliches Knacken und die Frau, die ihn eben noch von oben herab mit einer Pistole bedroht hatte, lag plötzlich neben ihm auf den Boden. Ihre Waffe schlitterte geräuschvoll über den Boden davon. Shizuo konnte ihre geweiteten Augen sehen und dass ihr Mund zu einem stummen Schrei verformt war, der nicht mal hinaus kommen konnte. So schnell war sie tot. Völlig überfordert reckte Shizuo seinen Hals nach oben und versuchte zu erkennen, wer da war. Als er jemanden sehen konnte, blickte ihm ein fremder Mann mit langen schwarzen Haaren und heller Haut entgegen. Hinter ihm reihten sich mehrere Personen auf. Zu viele, als dass Shizuo sich auf sie konzentrieren konnte. „Hi! Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Wir helfen euch aus diesem stinkenden Loch heraus.“, sagte der Fremde und Shizuo wusste nicht, ob er erleichtert oder entsetzt sein sollte. Dieser fremde „Retter“ hatte einfach so diese Yumi umgebracht. „Wer…wer bist du…?“, fragte Shizuo schwach und er spürte, wie seine Kraft ihn endgültig verlassen wollte. Nein! Nicht…jetzt! „Manju-kun, helf ihm auf die Beine. Ich werde mich um Ori-chan kümmern.“ „Verstanden!“, ertönte es gehorsam. „…Oi…!“, protestierte Shizuo schwach, als er plötzlich von jemanden hoch getragen wurde. Der fremde Mann hatte auf seine Frage nicht geantwortet. Doch Shizuo hatte nicht einmal mehr die Kraft zu sprechen. Im nächsten Moment forderte sein Körper den Tribut und er versank in die Bewusstlosigkeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)