Red Silver von minowari (Vampire AU) ================================================================================ Kapitel 4: Clan --------------- Wieso zum Teufel konnte er nicht aufhören daran zu denken? Es war nur… Nein. Izaya wusste ganz genau, dass es nicht nur eine kleine Mahlzeit für zwischendurch gewesen war. Er hatte von ihm getrunken. Diesem...Monster. Allein als er an den Geschmack seines Blutes dachte, kam ihm Durst und zugleich der Ekel die Speiseröhre hoch. Nein! Wie konnte er Shizuos Blut nur als lecker empfinden? Izaya stöhnte verzweifelt, als er sich zurücklehnte und theatralisch die Augen schloss. „Schmeckt dein Tuna nicht?“, fragte ihn Dennis über der Theke hinweg, der hinter dem Tresen mit Essen hantierte. Izaya grinste. „Ich habe mich nur gefragt, wie du diese Köstlichkeit nur immer und immer wieder perfekt anfertigst. Fettig und salzig und irgendwie auch etwas bitter, genau wie ich es mag. Wie machst du das nur immer Dennis? Zauberst du etwa? Du musst mich unbedingt in dein Geheimnis einweihen!“, legte Izaya eine große Parade an Worten hin und dann sah der Informant, dass sich Dennis Mundwinkel kurz nach oben hoben, bevor er sich zurück zu seinem Essen wandte. Ihm Komplimente zu geben war gerade alles, was Izaya tun konnte, um von sich selbst abzulenken. Alles andere erreichte ihn nicht, alles andere interessierte ihn nicht. Izaya zischte leise zu sich selbst, als er sich nach weiteren fünf Minuten verzweifelten Nachdenkens sein Tuna von Simon einpacken ließ. „Yo Izaya! Vielleicht nächstes Mal doch Sushi? Sushi ist gut!“ Izaya blickte auf und blickte in Simons lächelndes Gesicht. Wie immer schien der dunkelhäutige Mann gut gelaunt zu sein und versuchte ihn zu überreden, sein Sushi zu essen. Offensichtlich deutete er damit auf die Tatsache hin, dass Izaya sein Tuna kaum angerührt hatte. Normalerweise genoss er sein Tuna in vollen Zügen – auch wenn er als Vampir etwas ganz anderes als Mahlzeit benötigte. Die meisten Vampire konnten heutzutage das Meiste ohne Gefahr konsumieren. Ein großer Vorteil, der in der heutigen Welt absolut notwendig war. Sonst wären sie mit Sicherheit bereits vor Jahrzehnten ausgerottet worden. Doch Izaya fand es faszinierend. Er fand es faszinierend, was die Menschen aßen und vor allem wie sie aßen. Die meisten verzehrten ihre Mahlzeit inzwischen, als wäre es nichts Spannendes, als wäre es alltäglich. Viele Jugendliche sahen nebenbei auf ihr Smartphone oder blickten wie hypnotisiert auf ihren viereckigen Kasten namens Fernseher. Doch es gab immer noch hier und da einige Menschen, die mit leuchtenden Augen ihr Essen verzehrten. Manchmal waren es Kinder, die gerade ihr Lieblingsgericht serviert bekamen, manchmal aber auch Obdachlose, die seit Tagen nichts Vernünftiges gegessen hatten. Sie nahmen es nicht als selbstverständlich an. Sie dankten – wem auch immer – für die Mahlzeit und zögerten sie so lange wie möglich hinaus. Die überglückliche Mimik, die Izaya in all seinen Jahren dabei hatte beobachten können, konnte er immer noch nicht verstehen. Einige strichen sich hinterher sogar zufrieden über den Bauch, so als ob sie ihren Körper beruhigen wollten. Doch wenn Izaya etwas aß, dann war da nur Leere. Nichts als Leere. Er konnte genauso schmecken wie die Menschen auch und doch, sobald er schluckte, verschwand das Essen ins Nichts. Sein Magen war so konzipiert, dass alles, was kein Blut war, verrotten würde. Das Essen und deren Nährstoffe würden nie bis in seine Zellen ankommen. Er konnte noch so viel Schokolade essen – er würde nicht dicker werden. Sein Vater hatte ihm damals erklärt, dass der Magen eines Vampires anders war. Blut war das einzige, dass den Vampiren Kraft gab und dass sie wahrhaftig sättigte. „Izaya?“, kam es fragend von Simon, als dieser bemerkte, dass Izaya ihm nicht antwortete. Der Informant fluchte in seinen Gedanken. „Nächstes Mal, Simon!“, rief er mit einem gefakten Lächeln, erhob sich von seinem Hocker und schnappte sich eilig die Plastiktüte mit seinem Tuna. Als er an Dennis vorbei kam, reichte er über den Tresen etwas zu viel Geld hinüber. Dennis starrte weiterhin auf seine arbeitenden Hände, doch Izaya wusste, dass er es aus den Augenwinkeln gesehen hatte. Winkend verschwand er aus dem Russia Sushi. Eilig huschte er in die nächste ruhigere Straße und fischte sein schwarzes Telefon hervor. Er war seit drei Tagen nur am Nachdenken und es hörte nicht auf. Es verfolgte ihn Tag und Nacht. Shizuo. Wann er wieder auftauchte. Was sie ihm eingeflößt hatten… Denn Izaya wusste ganz genau, dass sie sich ihn geschnappt hatten. Warum sonst, hatte er sich noch nicht gezeigt oder ihn bis zu seinem Haus verfolgt, um ihn zu verprügeln? Würde er sich erinnern? Würde er durch das Mal an seinem Hals Verdacht schöpfen? Würde er ihn mit anderen Augen ansehen als zuvor? Irgendwie wurde Izaya neugierig und empfand die Entwicklung, die Shizuo womöglich gerade durchlief als interessant. Und er fand dieses Monster noch nie interessant. Also wieso jetzt? Warum konnte er nicht aufhören an ihn zu denken? Shizuo. Sein blondes Haar. Sein rauchiger Duft, vermischt mit einer bestimmten Vanillesorte. Sein flacher Atem… Sein Blut- Izaya knirschte mit sein Zähnen und hätte beinahe vor Wut auf sich selbst das Handy mit seinen Vampirkräften zerdrückt. „Beruhige dich Orihara…du bist nicht wie er…du bist…“ Seine gemurmelten Worte gingen im Lärm von Ikebukuro unter und er blieb schließlich seufzend auf einer Stelle stehen. Sein Daumen fuhr über den Touchscreen, als er eilig einen Kontakt aus seiner Favoritenliste anwählte. Es wählte ein paar Mal, bevor es in der Leitung knackte. Kaum, dass sein Gesprächspartner Zeit hatte etwas zu sagen, sprach Izaya bereits ins Telefon. „Oshiro-san? Ich muss mit dir sprechen.“ Erst war es eine Weile still, bevor schließlich ein dunkles Lachen ertönte. „Ori-chan! Lange nichts mehr gehört von dir! Wie geht es dir und deinen Schwestern? Sind sie immer noch solche Kletten wie damals?“, begrüßte der Mann den anderen wie einen alten Freund, von dem er schon lange nichts mehr gehört hatte. „Ich werde noch heute zu dir fahren. Sei vor Ort.“, ignorierte Izaya das Geplänkel und als Oshiro Izayas miese Laune wohl endlich gehört hatte, wandelte sich sein Verhalten. „Was ist passiert, Izaya?“ Izayas Hand verkrampfte sich um das Smartphone. „Ich sehe dich dann in ein paar Stunden.“ Izaya tippte hektisch auf den roten Knopf, bevor er angestrengt ausatmete. Dass er sogar Oshiro in Erwägung zog…er musste wohl wahrhaftig an seinen mentalen Grenzen sein. Izaya grinste bitter, bevor er bereits die nächste Nummer auf seiner Favoritenliste anwählte. Es läutete an seinem Ohr und es wählte so lange durch, dass Izaya begann zu grinsen. Das machte sie doch extra… „Ja?“, kam es eher genervt von ihr und Izaya lachte. „Was ist los? Störe ich dich gerade beim Stalken von Seiji-san und seiner Freundin?“ „Ja.“, kam es ohne zu zögern. Ah, Volltreffer. „Tut mir Leid dich aus deinen Träumen zu reißen, Namie-san, aber du musst den Clan zusammen trommeln. Ich muss etwas verkünden.“ Dieses Mal wurde sie hellhörig. „Wird es Zeit für deinen Austritt? Na endlich.“ Leider meinte sie es auch so ernst, wie sie es gesagt hatte. Doch Izaya musste daraufhin erneut lachen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt Namie-san. Genauso wie die Hoffnung, dass du jemals mit Seiji-san zusammen kommen wirst. Sieh es ein. Ich werde nie meinen Posten verlassen.“ Er hörte, wie sie ein genervtes Geräusch von sich gab, bevor sie wieder ernst wurde. „Wie spät? Ich habe noch andere Sachen zu erledi-“ „Jetzt gleich. In einer halben Stunde.“, unterbrach Izaya. „Verstehe…“, sagte sie nur und doch war ein genervter Unterton bei ihr unvermeidbar. Izaya grinste. „Danach kannst du gerne wieder Seiji-san aus der Ferne betrachten und deinen…wichtigen Dingen nachgehen, die du ja noch zu erledigen hast.“, höhnte Izaya und er merkte, wie gut es ihm gerade tat, seine Sekretärin zu ärgern. Es machte einfach zu viel Spaß. „Tch. Halt die Klappe. Ich nehme an, wir treffen uns am üblichen Ort?“ „Wie kannst du nur so fies zu deinem Chef sein? Unglaublich!“, säuselte Izaya weiter und verdrehte seine Augen, wohlwissend, dass Namie ihn eh nicht sehen konnte. Er hörte ein Seufzen. „Am selben Ort in einer halben Stunde.“ Sie verabschiedete sich nicht, als sie stumpf auflegte und Izaya nur den wiederholenden Ton hören konnte. Izaya lachte. Er hatte sie alle lange nicht mehr gesehen, das würde also interessant werden. Mit deutlich besserer Laune als zuvor bestellte er sich ein Taxi zum besagten Ort. Als er dem Fahrer das Geld in die Hand drückte, wollte er es kopfschüttelnd nicht annehmen, doch Izaya war bereits über den Gehweg in das anliegende Gebäude gehuscht, bevor der arme Mann überhaupt etwas sagen konnte. Geld war eine Tatsache, die keinen wirklichen Wert mehr für ihn hatte. Schon als kleines Kind war er es gewohnt von seinen Eltern mit allem Möglichen verwöhnt zu werden. Darunter auch Spielzeug, das sich die anderen Kinder nie hatten leisten können. Seitdem er sich vor mehreren Jahren von Ihnen abgewandt hatte, war er frei. Frei von ihrer Fürsorge, die nur aus Geld und keiner wahren Liebe bestand. Izayas Blick verdunkelte sich. „Orihara-dono, Sie werden bereits erwartet.“, ertönte es von seiner linken Seite und der Informant trat näher an den Empfangstresen. Das Hotel hatte eine sehr große Empfangshalle, doch die Damen an der Rezeption hatten sofort jeden neuen Besucher im Blick. „Umi-chan, wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du mich einfach nur Izaya nennen sollst.“, säuselte der schwarzhaarige Mann schmeichelnd und die junge Frau wurde rot im Gesicht. „A-Aber...Sie sind doch…“, stammelte sie unwohl und wollte ihn nach drei Jahren immer noch nicht beim Vornamen nennen. Selbst wenn Izaya schon lange die Erlaubnis gegeben hatte. Er grinste ihr vergnügt entgegen. Umi Tanae war eine junge Vampirin, die mit ihren langen hellbraunen Haaren und ihrem strahlenden Gesicht als eine der schönsten Frauen galt, die Izaya je in Japan gesehen hatte. Sie arbeitete bereits seit mehreren Jahren in diesem Hotel und seitdem Izaya sie letztes Jahr vor einem Vampirjäger gerettet hatte, wollte sie ihm helfen, wo sie nur konnte. Natürlich hatte Izaya das Angebot dankend angenommen und so kam es, dass sich der übliche Treffpunkt seines Clans seit Neustem in einer VIP Lounge in dem höchsten Stockwerk befand. „Ich bin, wer ich bin, Umi-chan. Bitte nenne mich einfach Izaya.“, erklärte der schwarzhaarige Mann und richtete seine Hand auf die Dame hinterm Tresen in einer Andeutung, dass sie ihn erneut ansprechen sollte. „I-Izaya...san…“, stammelte sie, während ihr Kopf hochrot anlief. „Nein, nein! Ohne das ‘san', bitte!“, forderte Izaya grinsend und wusste genau, wie sehr er damit Umi an ihre Grenzen brachte. Sie war bildhübsch und wirkte auf Fotografien wie ein Model und dennoch hatte sie eine völlig entgegen gesetzte Persönlichkeit. Naiv und schüchtern. Grund genug für Izaya, sie zu necken. „...I...I-zaya…“, murmelte sie schließlich schüchtern und wandte den Blick ab. „Geht doch. Dann bis demnächst, Umi-chan! Ich lasse mich selbst hoch, ja?“ Ein Nicken folgte, bevor sie schüchtern auf sein Winken antwortete. Izaya stolzierte pfeifend auf den Fahrstuhl zu und drückte auf die Nummer dreiundfünfzig. Die Fahrt dauerte nicht lange, dann stand er auch schon vor der besagten Tür. „Da bist du ja endlich…“, kam sofort der bissige Kommentar seiner Sekretärin, als er die Tür öffnete und sich selbst hinein ließ. Izaya grinste lässig. „Komm schon, Namie-san. Ich weiß genau, dass du ebenfalls erst seit einigen Minuten hier bist.“, konterte er geschickt und die schwarzhaarige Frau verschränkte schnaubend die Arme. Izaya blickte sich um. Der Raum sah wie immer aus. Ein kleiner Absatz, an dem man die Straßenschuhe gegen Hausschuhe tauschen konnte und direkt dahinter begann nach einem kleinen Holzvorsatz direkt der lange Tisch aus dunklem polierten Holz. Drumherum existierte die gemütlichste Lounge im ganzen Hotel. Das Leder der Sitzgelegenheit strahlte in seinem dunklen Rot schon VIP und die gedämmten Lichter ließen den gesamten Raum in einer gewissen Atmosphäre erstrahlen. Doch wie immer behielt jeder seine Straßenschuhe an und machte sich nicht die Mühe, länger als nötig zu bleiben. „Also, wofür hast du uns hierher beordern lassen, Izaya-san?“ Sein Blick schnellte ruckartig zu der Person, die gesprochen hatte. Aoba Kuronuma. Dieses freche Gör. Izaya lachte innerlich. Der Schüler hatte einfach keinen Respekt vor ihm und vermutlich würde er ihn auf ewig verfluchen. Aber damit konnte Izaya gut leben. Aoba hatte dunkle Haare mit einem blauen Teint, zusammengekniffene Augenbrauen (zumindest immer wenn er mit ihm sprach), und einen genervten Blick. Er trug immer noch seine Schuluniform – vermutlich hatte er seine Clubaktivitäten aussetzten müssen – denn man merkte ihm sofort an, dass er nicht freiwillig gekommen war und vermutlich nichts weiter als weg wollte. Wie fast alle in seinem Clan. Wie wundervoll. „Alles nach der Reihe, Aoba-san. Immerhin sind wir noch gar nicht vollzählig.“, antwortete der Informant, als er weiter in die Runde blickte. Die einzige Person, die sich noch mit im Raum befand, saß beinahe am anderen Ende der Lounge. Sie hatte die Augen verschlossen und die Arme verschränkt. Es wirkte beinahe, als ob sie ein kleines Nickerchen hielt, jedoch wusste Izaya, dass sie mit ihren spitzen Ohren genau zuhörte. „Mikage-chan~, wir haben uns ja so lange nicht mehr gesehen! Wie ist es dir die restliche Zeit ergangen, konntest du-“ „Nerv mich nicht.“ Brutal abgewehrt wie immer. „Heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?“, neckte Izaya, während er sich ihr Äußeres genauer ansah. Von ihrem roten, leicht strubbeligen Haar mal abgesehen, sah sie aus wie immer. Sportlich bekleidet mit nur einer weißen Sporthose und einer Art Bandeau, das geradeso ihre Oberweite bedeckte. Sie saß breitbeinig auf der Couch und hatte das rechte Bein über das andere gelegt. „Ich habe nur keine Lust auf dein Gesicht.“ „Das tat mir im Herzen weh, Mikage-chan…“ „Wenn du nur eins hättest.“, gab sie blank zurück, als sie endlich ihre Augen öffnete und ihn mit einem bestrafenden Blick anstierte. Izaya seufzte. Sie nahm es ihm wohl immer noch übel… „Weiß jemand, wo Mikado-kun steckt?“, fragte er dann in die Runde, als er sich von der Frau abwandte. Aoba begann nur zu grinsen, bevor er sich zurücklehnte und ihn wissend ansah. „Ich glaube, der hat noch eine Überraschung für dich.“ Izaya runzelte fragend die Stirn, bevor er zurück grinste. „Oh…? Eine Überraschung?“ Der Informant legte den Kopf schief und ließ sich auf den Anfang der roten Couch nieder. „Zumindest verhält er sich momentan ziemlich auffällig in der Schule. Da ist definitiv was im Busch. Und es ist doch seltsam, dass er zu spät kommt. Findest du nicht auch, Izaya-san?“ Izaya ließ sich davon nicht beeindrucken, jedoch hatte der Schüler Recht. Mikado war meist einer der pünktlichsten Mitglieder und schon gar nicht der Letzte. „Du weißt Aoba-kun, ich liebe Überraschungen! Also was auch immer er mir zu bieten hat, ich bin gespannt!“, rief er euphorisch und legte den Kopf in den Nacken, woraufhin Aoba nur begann zu schnauben, als er sah, dass er Izaya mit seinen Worten nicht einschüchtern konnte. Mikado Ryūgamine war das neuste Mitglied in seinem Clan und mitunter einer der Interessantesten. Er kam freiwillig zu ihm, nachdem Izaya ihn mehrere Monate nach seinen Umzug nach Tokyo beobachtet hatte. Er hätte Potenzial einen eigenen Clan gründen, jedoch schien er die Last, die damit kam, nicht tragen zu können. Zudem war er ein Mischling und er war im Gegensatz zu den anderen Clanleitenden Vampiren nicht wirklich stark. Izaya fand das passend. Er hatte ihn lieber hier, als bei feindlichen Vampiren… „Wenn er nicht gleich hier aufkreuzt, verschwinde ich von hier.“, kam es von Mikage, die immer noch bewegungslos in der hinteren Ecke verweilte und inzwischen ziemlich gereizt klang. „Aber, aber, Mikage-chan~ Er wird bestimmt-“ Izaya verstummte in seinem Geplänkel, als plötzlich ein Klopfen an der schweren Holztür ertönte. Wissend ließ Izaya Mikage seinen amüsierten Blick spüren, bevor er sich an die Tür wandte. „Komm herein, Mikado-kun.“, rief der schwarzhaarige Mann, bevor direkt danach die Tür auf eine schüchterne Art und Weise geöffnet wurde. Man sah nur den Kopf, als der junge Mann sich blicken ließ und mehrmals unruhig in den Raum blinkte, auf der Suche nach seinem Anführer. Als er Izaya schließlich entdeckte, blieb sein unruhiger Blick bei ihm hängen und er räusperte sich. „Hallo zusammen. Guten Tag, Izaya-san…“, begrüßte er alle und legte bei Izaya besonders Wert auf einen respektvollen Ton. Der Informant musste jedes Mal wegen seiner höflichen Art grinsen. „Was ist los, Mikado-kun? Komm doch herein. Oder sollen andere wissen, dass wir hier eine wichtige Besprechung führen?“ „Pah, wichtig…“, kam es zischend aus der Ecke und es war Namie, die weiterhin ungeduldig auf den Jungen blickte. „Es ist nur…sie…es ist...“ Erst stotterte der Highschool-Schüler und versuchte passende Worte zu finden, die ihm wohl nicht kamen, bis er sich zusammen riss und seinen Anführer ernst ansah. „Izaya-san. Ich habe jemanden mitgebracht.“ Izayas Blick verdunkelte sich innerhalb von Sekunden, was die anderen Vampire im Raum unruhig werden ließ. Mikage öffnete nun ihre Augen und setzte sich vernünftig hin, während Aoba hektisch aufgestanden war und Izaya mit einem nervösen Blick bedachte. Namie starrte ebenfalls zu ihrem Chef, denn sie wusste genau, wie wenig er es mochte, wenn man gegen seinen Willen jemanden mit zu einem Clantreffen schleppte. Das letzte Mal musste Aoba dafür leiden, der es nicht einmal mehr wagte, überhaupt daran zu denken. „Wieso?“, fragte Izaya schließlich ruhig und noch immer blieb Mikado hinter seiner Verteidigung stehen – nämlich der Tür. Dieser Junge… Hatte er nicht verstanden, was mit Aobas letzten Mitbringsel passiert war? „Ich konnte sie nicht alleine lassen, Izaya-san! Sie wäre sonst da draußen von anderen…Vampiren…“ Der Highschool-Schüler beendete seinen unheilvollen Satz nicht und starrte Izaya weiterhin mit einem bettelnden Blick an. Er wollte, dass er sie in seinen Clan aufnahm. Das brauchte der Junge nicht einmal aussprechen, er kommunizierte allein mit seinem bettelnden Blick. Izaya fluchte innerlich. Er konnte den Neuankömmling bereits riechen. Ein junges Mädchen, vermutlich im demselben Alter wie Mikado selbst. Sie war gerade erst aus ihrer Frischblüter Phase heraus und noch ungefähr so, wie ein junges ungezähmtes Tier. Er konnte keine weiteren Personen in seinem Clan gebrauchen. Izaya seufzte. „Sie darf eintreten.“, kam die Erlaubnis von dem Informanten, was bei Mikage und Namie einen verdutzten Blick hervor brachte. Mikado blickte erst von einem zum anderen, bevor er schließlich nickte und wieder hinter der Tür verschwand. „Du denkst doch nicht wirklich daran, sie aufzunehmen, oder?“, kam es zischend von Namie, die hinter ihrer genervten Fassade in Wahrheit ziemlich beunruhigt wirkte. Immerhin bedeutete ein weiterer Vampir in der Runde, dass ihre festen Ränge in Gefahr schwebten. „Ganz ruhig, liebste Namie-san! Ich habe noch gar nichts entschieden.“, erwiderte er und bestrafte seine Sekretärin mit einem glühenden Blick. Sie schluckte hörbar und wandte den Blick ab. Wenn es einen Vorteil hatte, einen Clan zu haben, so waren es die Verbündeten in einem Kampf und die Macht, die er über andere Vampire walten lassen konnte. „Hier ist sie, Izaya-san.“, sagte plötzlich Mikado, der neben sich ein junges Mädchen stehen hatte. Izayas Augen weiteten sich. Sie! Ihm entgegen blickte ein junges Mädchen, mit kurzen schwarzen Haaren und einer großen, runden Brille. Ihre Augen leuchteten bestialisch rot, als Beweis dafür, dass sie erst vor kurzem aus ihrer Frischblüter Phase heraus gekommen war. Genau wie Aoba und Mikado trug sie dieselbe Schuluniform, was deuten ließ, dass sie alle drei auf dieselbe Schule gingen. Wie passend. Anri Sonohara. Das Mädchen, das sich ziemlich auffällig benommen hatte in den letzten Wochen. Immer wieder hatte er Geschichten gehört. Geschichten über ein Mädchen mit roten Augen und einem silbernen Katana. Dem verfluchten Schwert. Saika. Er konnte sich bislang noch nicht selbst davon überzeugen, aber vielleicht hatte er nun Gelegenheit dazu. Izaya verengte die Augen, als er das Mädchen ganz genau unter die Lupe nahm. Sie roch trotz ihrer Frischblüter Phase kaum nach Blut, was sehr verdächtig war. Entweder hieß das, dass sie sich bewusst zurückgehalten hatte oder dass sie gut im Spuren verwischen war – was bei Neugeborenen kaum der Fall sein konnte. Sie wirkte nicht wie ein Neuling als Vampir und das machte sie verdächtig. Das schienen die anderen im Raum auch zu merken, denn kaum, dass das Mädchen stehen blieb, begannen die anderen Vampire zu knurren. „Sie soll verschwinden.“, zischte Mikage, die in einer Kampfstellung nach vorne getreten kam. „Ich kann dem nur zustimmen. Sie riecht verdächtig.“, kam es selbst von Aoba, der sonst bei weiblichen Vampiren schwach wurde. Namie sagte gar nichts, ließ das Mädchen aber mit ihrem Blick spüren, dass sie hier nicht willkommen war. „Seid ruhig.“ Izaya gab einen knappen Befehl, auf den die anderen widerwillig hörten, bevor er sich selbst aufrichtete und mit einem dunklen Blick auf Mikado und seine Freundin zuging. „Bitte, Izaya-san, tue ihr nichts…sie-“, begann Mikado augenblicklich zu flehen, als er spürte, dass Izaya nicht mit guten Absichten auf sie zuging. „Ich werde ihr nicht wehtun, Mikado-kun. Ich werde ihr nur einige Fragen stellen.“, säuselte Izaya mit einem Fakelächeln, dass in Wahrheit alles andere als freundlich gemeint war. Das Mädchen jedoch blieb stehen und schien nicht einmal Angst zu verspüren. „Wie heißt du?“, fragte er an das Mädchen gewandt, obwohl er ganz genau wusste, wer sie war. „Anri Sonohara.“, sprach das Mädchen nach einigen Sekunden mit leiser Stimme und neigte dabei höflich den Kopf. „Anri-chan~! Ein schöner Name! Was führt dich heute zu uns? Wir sind nämlich in einer wichtigen Besprechung musst du wissen.“ Izaya blieb weiterhin bei seiner Methode, nett und dennoch bedeutungsvoll ablehnend zu wirken. Er konnte es sich nicht leisten, einen weiteren Vampir in die Runde aufzunehmen, selbst wenn sie noch so interessant war. Anri Sonohara hob langsam den Blick und sah ihn einige Sekunden herausfordernd an. Izaya sah bereits den bestialischen Kampfeswillen in ihren roten Augen, bevor sie blitzartig den Arm hob. Aber ehe sie Izaya damit überhaupt erwischen konnte, war Mikage dazwischen gesprungen und hatte die junge Frau an der Kehle in den Boden gedrückt. Die Vibration des Aufpralls ging durch den gesamten Raum und Izaya blinzelte grinsend hinunter, als er sah, dass Mikage doch nicht ganz untätig gewesen war. Hatte er doch vorerst vermutet, sie würde zulassen, dass die Neugeborene ihn angriff. Anri knurrte wütend und schlug mit ihren freien Armen auf Mikage ein, doch die borstige Frau schien die Schläge nicht einmal wahrzunehmen. „Sonohara-san!“, rief Mikado überrascht, als er mit geweiteten Augen hinunter zu seiner Freundin sah. „Was…was ist los? I-Ich…ich dachte du-“ „Ich wusste es. Sie ist nur hier, um dir zu schaden, Izaya. Sieh her.“, sprach Mikage wissend und unterbrach damit gleichzeitig den jungen Vampir, der immer noch wie gebannt auf seine Freundin starrte. Izaya ignorierte ebenfalls Mikado, denn was Mikage ihm zeigen wollte, war weitaus interessanter. Als die borstige Frau den Nacken des Mädchens etwas mehr zur rechten Seite drückte, konnte man es schließlich erkennen. Es waren drei kleine schwarze Punkte auf ihrer Haut, die man nur sehen konnte, wenn man die Augen eines Vampires hatte. Izaya lachte innerlich. Was für ein Entertainment heute… „Wer hat dich geschickt?“ Der Informant war in die Hocke gegangen und betrachtete das wilde Mädchen vor seinen Augen. Sie atmete heftig und schien sich über Mikages dämonische Körperkraft zu wundern, denn noch immer war es ihr nicht gelungen, sich zu befreien. Anri sah nach einigen weiteren Sekunden wohl ein, dass sie keine Chance hatte und blieb schließlich unbeweglich liegen. Ihre roten Augen hatte ihn die ganze Zeit im Blick und Izaya grinste ihr höhnisch zu. Wer auch immer sie geschickt hatte, war ein Feind und ganz sicher kein Freund. Und dann dazu noch einen Frischling. Was hatte sich derjenige dabei gedacht? Sie- Plötzlich begann das Mädchen zu lächeln und ihre Aura wandelte sich. Izaya sprang ruckartig von ihr weg, bevor ihn das Schwert hatte treffen können. Seine Augen weiteten sich, als er das Spektakel vor sich wahrnahm. Ein silbernes Katana war aus ihrem Bauch gekommen, hatte sich von wer weiß wo manifestiert und zwang gerade Mikage, sich von dem Mädchen zu lösen. Sie sind also wahr. Die Geschichten mit dem Schwert. Izaya sah, wie Namie überrascht wirkte und selbst Aoba blickte mit erstauntem Interesse zu dem Mädchen auf dem Boden. Soweit kam es noch, dass hier jemand seine Verkündung unterbrach… Anri war gerade dabei sich aufzurichten, als Izaya mit nur ein paar Schritten vor ihr stand und sie mit der flachen Hand in die nächstbeste Wand stieß. Der Körper kam geräuschvoll auf, drückte ihr die Luft aus den Lungen, bevor sie aus der Wand bröckelte wie kaputtes Gestein. Der Informant trat mit dem Fuß ihr zur Boden gefallenes Katana zur Seite, und man hörte, wie es geräuschvoll über den Boden davon schlitterte. Izayas Hand schnappte sich ihre Kehle in dem Bruchteil einer Sekunde und drückte Anri zurück auf den kalten Boden, wo sie vorhin erst noch gelegen hatte. „Beweg dich nicht.“ Izayas Stimme drückte Autorität aus und es war ein Reflex eines jeden Vampires auf die Stimme eines Anführers zu hören. Auch wenn er nicht ihr Anführer war. „Wessen Clan gehörst du an?“, fragte Izaya das Mädchen. „Sonohara-san! W-Warum hast du das getan? Ich d-dachte, du wärst ausgestoßen worden!“, ertönte erneut Mikados zitternde Stimme. „W-Wieso machst du dir die einzige Chance zum Überleben kaputt?“ „Sei still!“, zischte Nami ihm schließlich warnend zu und Mikado zog unterwürfig den Kopf ein. Izayas dunkler Blick wandte sich wieder dem Mädchen zu. Es war viel mehr als das. „Sie war niemals ausgestoßen, Mikado-kun. Sie ist immer noch ihrem Clan untergeordnet.“, erklärte er. „A-Aber…“, begann Mikado-kun, doch verstummte, als seine Mitschülerin ihn mit ihrem bestialischen Blick durchbohrte und allein mit ihrem Blick töten wollte. „Rede, Anri-chan~ oder ich kann nicht versprechen, dass du heile hier raus kommst…“, säuselte Izaya nun und setzte ein gefaktes Engelslächeln auf. „Dich jagen weitaus mehr Leute, als du dir vorstellen kannst, Izaya Orihara. Ich war nur die Betaversion von dem, was noch auf dich zukommen wird.“ Anris ruhige, aber dennoch wütende Stimme, durchschnitt den Raum wie ein Blitz den Himmel. Izaya lachte quer durch den angespannten Raum. Was dachte sich dieses Mädchen eigentlich…? „Ach was du nicht sagst, liebe Anri-chan. Ich glaube schon, dass ich mir bewusst bin, wer mich jagt und wer nicht, immerhin bin ich bei den meisten Leuten eher unbeliebt als beliebt. Das weiß so gut wie jeder, der mit mir zusammen arbeitet.“ Sein Blick schweifte kurz von Gesicht zu Gesicht seiner Clanmitglieder, bevor er wieder das junge Mädchen anblickte. „Das weißt du nicht, Orihara.“, widersprach sie, „Du hättest schon vor Jahren von der Bildfläche verschwinden sollen...!“ Oh? Also waren auch persönliche Gefühle involviert? Wie reizend. „Meine Zeit heute ist leider begrenzt, Anri-chan. Also entweder sprichst du nun Klartext mit mir oder ich werde mich persönlich um dich kümmern.“ Für einen Moment flackerte so etwas wie Angst in den Augen von dem Mädchen und es schien das erste Mal zu sein, dass sie zögerte. Selbst diese junge Vampirin schien von seinen Kräften oder eher gesagt von seinem Status gehört zu haben. „Es…es tut mir leid…Ryūgamine-kun…“, sagte sie als einziges, als sie zu ihrem Mitschüler blickte und anscheinend wieder bei Vernunft war. Mikado wollte daraufhin zu ihr laufen, doch wurde von Namie mit Leichtigkeit festgehalten. „Nein! Izaya-san! Bitte!“ Izaya zeigte jedoch kein Erbarmen. Für einen Moment schloss er die rubinfarbenen Augen, bevor er sie mit einem Ruck öffnete und das Mädchen mit seinem Blick fesselte. Der gesamte Raum wurde still, als alle Vampire die geballte Ladung an Macht spüren konnten, die von Izaya ausging wie spitze Nadeln, die sich in die Haut bohren. Keiner sagte etwas und keiner wagte es, überhaupt einen Muskel zu bewegen. Es war, als wären alle zu Eis erstarrt. Es dauerte nur einige Sekunden, ehe das Mädchen qualvoll schrie. Sie kreischte erbarmungslos, wandte sich mit all ihrer Kraft die sie noch aufbringen konnte; versuchte den Kopf zu bewegen um sich zu befreien, doch Izayas eiserener Griff ließ es nicht zu. Namie wollte sich vor dem Anblick abwenden, als sie die Szene nicht mehr ertragen konnte. Doch dann stoppte das Geschrei. Sie blinzelte erst irritiert und realisierte dann, dass ihr Chef seine zweite Fähigkeit eingesetzt haben musste. Sein Schutzschild. Wie ein durchsichtiger Film umgab es den Informanten und das Mädchen und man sah immer noch wie sie sich unter ihm wandte und schrie, auch wenn die Geräusche aufgehört hatten. So als würde die junge Vampirin keine Stimme mehr haben. „Aoba-san, bitte halte draußen Wache. Ich glaube, wir waren zu laut.“, kam es von Namie, die nun endlich den Blick abwenden konnte. Angesprochener musste ebenfalls ein paar Mal blinzeln, bevor er aus seiner Starre erwachte. Er sah mit einem unruhigen Blick zu Namie und bemerkte, dass sie genauso überrascht war, wie er selbst. Doch er hinterfragte sie nicht, sondern erledigte, was sie verlangte und huschte durch die Tür nach draußen. „Sonohara-san! Sonohara-san!“, rief Mikado nun unter Tränen, als er ebenfalls realisierte, dass Izaya ihr psychische Qualen zuteilwerden ließ. Daraufhin schlug Namies Hand auf seinen Mund, wie ein Deckel auf seinen Topf und verstummte damit sein Geschrei. Mikage war in der Zwischenzeit näher getreten und schien auf Befehle zu warten, falls man sie brauchte. Doch selbst die borstige Frau war nervös. Die Sekretärin schluckte ihre eigene Angst hinunter und blickte wieder zu dem Informanten. Als sich das Mädchen ein letztes Mal unter ihm wandte, erstarb ihr Schrei in ihrem Mund, bevor sie völlig bewegungslos wurde. Daraufhin verschwand das Schutzschild, das die beiden Vampire umgeben hatte, wie ein Zaubertrick von einem Künstler. Alle hörten, wie Izaya seufzte, bevor er sich langsam aufrichtete und hinab auf sein Opfer blickte. Noch immer wagte es keiner etwas zu sagen. Namie spürte bereits seine schlechte Laune und es war nicht mit ihm zu spaßen, wenn er so drauf war. „Mikado-kun…“ Angesprochener zuckte bei Izayas dunklen Stimme zusammen und begann schneller zu atmen. Selbst Namie bekam eine unangenehme Gänsehaut, als Izaya sich zu Ihnen umwandte und Mikado mit seinen rubinfarbenen Augen durchlöcherte, als würde er ihn am Liebsten töten wollen. „Es war das letzte Mal, dass du jemanden mitgebracht hast, verstanden?“ Eilig nickte der junge Vampir hinter Namies Hand, unfähig sich seinen Worten zu widersetzen. „Das gilt für alle.“ Er brauchte keine kommunikative Bestätigung. Er wusste auch so, dass es nun endgültig entschieden war und dass selbst Aoba vor der Tür alles gehört hatte. Izaya seufzte tief und fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. Was er durch das Mädchen erfahren hatte, war alles andere als erfreulich. Er hatte feststellen dürfen, dass Anri Sonohara leider nicht gelogen hatte. Zu allem Übel stammte sie noch dazu aus einem Clan, der sich aus den gefährlichsten Vampiren Japans zusammensetzte. „Was machen wir mit ihr?“, wagte irgendwann Mikage zu fragen und Izaya war in dem Moment dankbar für ihre grobe Art sich einzumischen. Es beruhigte ihn auf eine gewisse Weise, die er nicht verstand. Er holte nochmals tief Luft und sein Körper beruhigte sich. „Sie wird sich an nichts erinnern. Weder an uns, diesem Vorfall oder überhaupt, dass sie einem Clan angehört hat. Ich habe ihr Mal entfernen lassen.“, begann Izaya zu erklären, als er sich wieder zurück auf die Couch setzte. Namie sah dies als Zeichen, dass die meiste Gefahr vorüber war und ließ den jungen Vampir los, der sich daraufhin sofort zu seiner Freundin bemühte und immer wieder ihren Namen rief, während er an ihr rüttelte. „Du weißt, dass der Anführer es merken wird, wenn du ihr Mal entfernst.“, erwähnte Namie ihre Zweifel mit einem ernsten Gesichtsausdruck. Izaya grinste sie an. „Und genau das soll sie ja merken.“ „Sie?“, hinterfragte nun Aoba, der es nach der kurzen Zeit wagte, zurück in den Raum zu treten. Er sah mit einem mitfühlenden Blick zu seinen Mitschülern herüber, bevor er neben Namie zum Stehen kam. „Ihr Name ist für euch nicht von Interesse. Sollte es jemals von Bedeutung sein, werde ich ihn euch mitteilen.“, stellte Izaya klar und Aoba verengte misstrauisch die Augen. Izaya zischte innerlich. Kasane Kujiragi. Es war ein Name, der nichts Gutes verhieß. Diese Frau hatte es seit Jahren auf ihn abgesehen, so ziemlich seit er denken konnte. Auch wenn er noch nie persönlichen Kontakt zu ihr hatte. Sein Vater hatte sie so lange von ihm ferngehalten, wie er konnte. Und nun war es das erste Mal, dass sie versucht hatte ihn direkt anzugreifen, nachdem er sich von seinen Eltern abgewandt hatte… „Ich kenne sie nur aus Gerüchten der Adligen. Ich hatte nicht gedacht, dass sie sich in Japan herum treibt. Aber ich werde sie finden, bevor sie mich findet.“, erwiderte Izaya, bevor er im gleichen Atemzug weitersprach. „Aber das war ja nicht der Grund wieso ich euch heute hergebeten hatte, nicht wahr?“ Izayas Stimme glich wieder einem gefakten Zwitschern und alle Clansmitglieder wussten, dass ihr Anführer zurück auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt war. Eine gewisse Anspannung, die den Raum erfüllt hatte, legte sich. Doch bevor Izaya seinen wahren Grund erklären konnte, sprach eine andere Stimme. „Izaya-san…wieso?“, ertönte eine schluchzende Stimme, die genährt von Zorn war. Der Informant blickte nun mit einem gelangweilten Blick auf sein jüngstes Clanmitglied und sah, wie sich Tränen auf Mikados Wangen gebildet hatten. Du meine Güte, er war aber doch nicht etwa in dieses Mädchen verliebt…oder etwa doch? Izaya schüttelte den Kopf. „Mikado-kun…“, begann Izaya ungewöhnlich sanft zu sprechen und achtete darauf, seinen Tonfall zurückzuhalten. „Anri-chan wurde von ihr benutzt. Ich habe deiner Mitschülerin einen Gefallen erwiesen, ihr Gedächtnis soweit zu löschen, wie es mir möglich war.“ Der Informant erhob sich und trat auf den jungen Vampir zu. „Sie hat damit eine Chance, sich ihr Leben neu aufzubauen. Und ich gebe dir die Aufgabe, sie an einen sicheren Ort zu bringen.“ „S-Sicheren Ort…?“, hinterfragte Mikado und wischte sich die hartnäckigen Tränenspuren aus dem Gesicht, als er Izaya ernst ansah. „Es gibt keinen…sicheren Ort für sie! Diese ‚Sie‘ – wer auch immer das überhaupt ist – wird sie finden und erneut benutzen! Das weißt du genauso gut wie ich!“, rief Mikado laut und war aufgestanden, während er seinen Anführer wild anfunkelte. Izaya legte die Hand an die Stirn und schüttelte leicht den Kopf. Es wäre alles so schön gewesen, wenn der kleine Vampir einfach ein Dümmling gewesen wäre. Natürlich wusste Mikado, wie es kommen würde. Natürlich wusste er, wie es in der Welt der Vampire nun mal zuging. Es war nicht einfach sich durchzuschlagen. Vor allem für unwillkommene Frischblüter. „Du hast Recht Mikado-kun. Es gibt nirgendwo einen sicheren Ort für Wesen wie uns. Aber Anri-chan kann nicht hier bleiben und ich überlasse es dir, wo du sie hinbringst. Also erledige deine Aufgabe, bevor ich es tun muss.“ Es musste keiner aussprechen, was ihr Anführer mit dem letzten Satz gemeint hatte. Er tat es ungerne, doch auch Izaya hatte bereits Vampire getötet. Mikado schluckte, bevor er einen letzten Versuch startete. „W-Wieso nicht? Wieso können wir sie nicht in unseren Clan aufnehmen, Izaya-san?“ Innerlich war Izaya langsam an seinen Grenzen mit diesem Jungen. Er seufzte tief. „Mikado-kun…“, sagte der Informant, „du verstehst die große Belastung nicht, die mit einem neuen Clansmitglied einhergeht.“ Innerhalb eines Augenblickes war Izaya vor dem jungen Vampir und stand ihm so dicht vor der Nase, dass er sein nervöses Schnappen nach Luft spüren konnte. „Hör mir zu, Frischling. Ich bin für euch und eure Taten verantwortlich. Sollte irgendjemand von euch auf dumme Gedanken kommen, fällt dies auf mich zurück. Ich habe dir eine Chance gegeben, weil ich in dir Potenzial sehe. Mach dir diese Chance nicht mit einem Frischblüter zunichte, Mikado-kun. Sonst kannst du gleich mit ihr gehen, verstanden?“ Für einen ganzen Moment lang starrte der junge Vampir ihn auf eine Art und Weise an, die trotzig, aber dennoch dankbar wirkte. Izaya wusste, dass Mikado ihn nicht nur als einen Anführer sah. Er sah alle Clanmitglieder nicht nur als einen Clan. Sie waren alle wie eine Familie für ihn. „Ich…ich habe verstanden.“, sagte er schließlich mit einem traurigen Unterton und senkte den Blick. Der Informant seufzte erneut, bevor er den Blick schließlich in die Runde schweifen ließ. Alle sahen angespannt aus und blickten ihn unruhig an und beinahe musste Izaya lachen. Das letzte Mal wo sie ihn so angesehen hatten, war vor über drei Jahren, als die Bruderschaft ihr ehemaliges Versteck entdeckt hatte. Sie alle waren in dem Moment wie hilflose Kinder, die sich an ihre Mutter „geklammert“ hatten, so als ob sie dadurch in Sicherheit waren. Nur dass Izaya ganz sicher keine Mutter war. Izaya grinste. „Was zieht ihr denn für Gesichter? Ihr habt heute einen Grund zu feiern!“, rief Izaya schließlich euphorisch und warf die Hände in die Luft. Namie verzog augenblicklich ihr Gesicht und ließ sich nicht anmerken, wie nervös sie noch vor einigen Momenten gewesen war. Aoba hingegen hob fragend die Augenbraue, während Mikage ihn wartend anstierte. Izaya grinste und schweifte von einem Gesicht zum anderen. „Hiermit teile ich euch mit, dass ich für zwei Tage zu einem alten Freund fahren werde!“, verkündete der schwarzhaarige Mann, als hätte er im Lotto gewonnen. Die Verwirrung und auch Enttäuschung über diese lahme Mitteilung machte sich sofort bemerkbar. Izaya begann zu lachen. Diese Mimik war einfach unglaublich! „Das ist nicht dein Ernst! All dies hier, weil du einen alten Freund wiedersehen willst? Du hättest uns auch eine SMS schreiben können!“, rief Mikage und sie verschränkte genervt ihre Arme. „Vielleicht hätte ich das tun können, Mikage-chan~“, gab Izaya belustigt zu, „aber dann hätte ich heute diese absurden Gesichtsausdrücke nicht gesehen!“ Ein weiteres Mal ertönte Izayas Gelächter und Namie seufzte genervt. „…nur deswegen habe ich Seijis Ausflug verpasst…“, fluchte seine Sekretärin und Izayas Grinsen vertiefte sich. Auch wenn dieses kleine Treffen mit seinem Clan ihm die Laune etwas heben konnte, so sank sie wieder mit der bevorstehenden Gefahr, die ihn und seine Mitglieder bedrohte. Es war wie eine Gewitterwolke in der Ferne. Man konnte sie bereits sehen und auch hören, aber es würde noch dauern, bis sie bei ihm ankäme. Jedoch glaubte Izaya nicht daran, dass Kasane Kujiragi weit entfernt war… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)