♦️ Süßigkeiten ♦️ von IGNIS_BENZORN (J E S T E R) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- J E S T E R VOL. 1 „Wann seit ihr denn endlich fertig?“ „Ja, noch einen Moment, Tracy! Wir haben Zeit, komm runter!“ Tracy schüttelte nur den Kopf und lehnte sich lässig an die Haustür. Manchmal hasste sie es die schnellste zu sein. Diesmal konnte es aber auch nur daran liegen, dass ihr Kostüm dieses Jahr nicht besonders aufwendig war. Es bestand nur aus einem schwarzen zerrissenen und durchlöcherten Kleid, ebenso eine zerrissene Strumpfhose. Sie hatte sich noch weiße Kontaktlinsen reingezwenkt, ihre Wimperntusche um die Augen verschmiert und sich einen knallroten Lippenstift draufgeklatscht. Dieses Jahr hatte sie herzlich wenig Lust auf Halloween, tat es nur ihren Freundinnen zu Liebe. Aber das würde alles schon werden… Endlich hörte sie Schritte, sah die Treppe zu ihrer rechten hinauf und erblickte ihre Freundinnen. Lucy schritt voran, hinter ihr Alex, darauf Sarah und zu guter Letzt deren Kumpel Troy. „Ich möchte aber nicht, dass wir zu lange draußen bleiben. Ich passe auf eu-“ „TROY!“ , hallte es durch seine Ohren. „Wir sind keine Babys mehr! Wann geht das endlich in deinen Kopf rein?“ , fragte Lucy grimmig, während Alex sich das Grinsen verkneifen musste. „Ist ja schon gut… ich meine es ja nur gut mit euch, Ladys.“ Darauf verließen alle mit ihren Beuteln, welche Alex mit Kürbissen, gruseligen Monstern und Hexen bemalt hatte. Die Kostüme der anderen waren weitaus aufwendiger als das von Tracy. Lucy hatte sich wahrlich gut als Hexe verkleidet, perfekt geschminkt. Troy ging bloß als Pirat, jedoch trug er nicht das standartmäßig rot-weiß-gestreifte Kostüm mit Augenklappe, sondern eher ein Jack Sparrow Kostüm. Sarah ging als Joker, mit dem bekannten lila farbenen Anzug. Alex war an diesem Abend jedoch die Queen! Sie hatte sich ein Grinsen ins Gesicht gemalt, auf den Lippen die Zähne und das Grinsen sah so breit und monströs aus, als würde man ihr die Mundwinkel mit voller Gewalt hochziehen. Kaum zu glauben, dass das nur Schminke war. Aber wer künstlerisch begabt ist, soll dies auch ausleben! Die Straßen wurden nur von den jeweiligen Straßenlaternen beleuchet und von ein par Gastronomien beleuchtet. Welch ein Glück, dass hier in dieser Nachbarschaft nette Leute wohnten und sich nicht beschwerten, dass spät Abends noch verkleidete Teenager an den Türen standen und nach Süßigkeiten bettelten. Warum se das genau dieses Jahr taten, wussten sie allerdings nicht. Denn eigentlich waren sie schon längst aus diesem Alter raus. Durchschnittlich waren sie siebzehn Jahre. Doch sie wollten es wohl noch ein letztes mal erleben, ein letztes mal wie ein Kind durch die Straßen laufen und leckere Sachen bekommen. Völlig gratis und ohne viel Gelaber. „Seid ihr nicht schon ein wenig zu alt dafür?“ , fragte tatsächlich ein junger, gut aussehender Mann, der vielleicht Mitte zwanzig war. Alle nickten etwas beschämt. „Eigentlich schon, aber irgendwie hat uns die Lust dieses Jahr wieder gepackt.“ , erklärte Sarah grinsend, während der Herr ihren Beutel mit Milka Schokolade füllte. Er lachte leise, wünschte ihnen noch einen schönen Abend. Welch ein Glück, dass Halloween dieses Jahr auf die Ferien fiel. Das hieß also so lange draußen bleiben und sammeln bis der Arzt kommt… und sich die Nachbarn doch irgendwann beschwerten. Alex’s Eltern waren für eine Woche nicht im Hause, ihre Freunde würden daher bei ihr übernachten. Durch ihre Kindheit wusste sie auch noch ungefähr, wo man recht große Beute abstauben konnte. Zudem würden sie später sicher auch noch mal bei ihrer Tante vorbeischauen. Zwischenzeitlich setzten sich die Jugendlichen irgendwo hin um eine kurze Pause zu machen. Allerdings griffen sie auch gegenseitig in ihre Beutel und schauten, was der andere so bekommen hatte. Jedoch würden sie später alles gerecht aufteilen. Alex schaute in den wolkenlosen Himmel, erblicke einige Sterne und einen wohlgeformten Halbmond. „Welch ein Glück wir mit dem Wetter doch haben, nicht wahr?“ , ertönte Lucy’s Stimme. „Wohl wahr.“ , antwortete Troy. Nach ein paar Minuten standen sie wieder auf um weiter zu ziehen. Sie erblickten plötzlich eine große Gruppe von jüngeren Kindern mit ihren Eltern. Ihre Beutel waren reichlich gefüllt, drohten beinahe überzuquellen. Ab hier wusste Alex auch nicht mehr so genau, wo man jetzt noch etwas gutes abziehen konnte. „Hey! Entschuldigung? Wo kann man denn hier noch gute Süßigkeiten bekommen?“ , fragte Alex eine der Mütter. Diese bekam wohl fast einen Herzintfarkt, als sie in Alex’s geschminktes Gesicht sah. „Ehe… Entschuldigung, Miss.“ „Nein nein. Keine Ursache. Wir kommen von dort drüben. Lange Straße, nette Leute.“ Sie zeigte mit dem Finger hinter Alex. Diese drehte sich rum und schaute auf das Straßenschild. „Gut, vielen Dank.“ „Gerne, einen schönen Abend euch.“ Alex lief zu en anderen zurück und wies ihnen an, ihr zu folgen. „Wie viel Uhr haben wir mittlerweile?“ , fragte Lucy. Troy, der gerade sowieso sein Handy in den Händen hielt, beantwortete ihre Frage. „Circa halb zehn.“ „Ach, perfekt!“ , grinste Alex und zog ein Bon Bon aus ihrer Hosentasche. „Dann haben wir ja noch genüüüüügend Zeit.“ „Ja dann weiter! Ich will mehr Süßigkeiten!“ , rief Troy und rannte an Alex vorbei die Straße hoch. „Troy! Warte!“ , riefen die Mädchen und nahmen die Verfolgung auf. ‘So ein Hund!‘ , dachte Alex verärgert. Erfreulicherweise entdeckten sie ihn allerdings schon direkt am ersten Haus, wo man bereits seinen Beutel reich befüllte. „Wir wollen auch was! Moment!“ , rief Lucy wie ein kleines Kind und rannte auch wie eines zu der Tür. Alle anderen hielten ebenfalls mit einem breiten Grinsen im Gesicht den Beutel hin. „Hehe, vielen lieben Dank.“ Man lächelte ihnen zum Abschied zu. „Guckt euch das an! Auf zum nächstem Haus!“ , jubelte Troy. ‘Na, wer ha jetzt Spaß?‘ , dachte Alex und schüttelte lächelnd den Kopf. „Seht ihn euch an… ist er nicht zuckersüß?“ , entfuhr es ihr. „Hahahahaha… das kann man wirklich wörtlich nehmen!“ , lachte Lucy lautstark und Alex grinste fies. „Ja… das kann man laut sagen.“ Eine gute Dreiviertelstunde später waren ihre Beutel und Hosentaschen komplett gefüllt. Dennoch liefen sie draußen noch etwas umher, gaben sogar anderen noch etwas ab. Sie bogen um eine Ecke, links von ihnen wieder Gastronomien, welche noch geöffnet hatten. Die Straße wurde dadurch hell beleuchtet und von weiten hörten sie plötzlich laute Musik. „Ach ja, die Party. Wollt ihr noch dort hin?“ Sie überlegten kurz, schüttelten jedoch den Kopf. „Nein, morgen ist doch Samstag. Morgen geht dort die Party weiter. Ich wünschte, Halloween würde man offiziell wirklich zwei oder drei Tage Halloween feiern. Ich habe es einfach am liebsten.“ „JAAA, ALEX! Das ist so ziemlich das erste was man an dir merkt! Du hast echt vor nichts Angst, kannst dir jeden doch so kranken scheiß ansehen ohne kotzen zu müssen.“ , lachte Troy. „Sie ist halt mutig. Wir wissen doch alle warum sie so ist, wie sie ist.“ , meckerte Lucy Troy an, der schon beschwichtigend die Hände hob. „Jetzt seid doch endlich ruhig! Lasst uns noch ein wenig draußen bleiben und später noch einen Film schauen.“ , meinte Alex und zog die Augenbrauen hoch. „Ja, ist gut.“ , lächelte Sarah und ging Alex hinterher. Die anderen sahen sich an, folgen schließlich ihren Freunden. Sie bogen des Öfteren ab, kamen irgendwann in einen Park, wo sie vielleicht zwei Jahre ältere Teenager erblickten, die vor einem in orange farbenen Anzug standen und klatschten. „Was ist denn da los?“ , fragte Sarah. „Keine Ahnung, sieht aber nicht sehr interessant aus, oder?“ , meinte Lucy. „Die beiden sehen aber ziemlich begeistert aus.“ Der Mann im Anzug verbeugte sich, die beiden anderen klatschten und gingen darauf. Alex, Lucy, Sarah und Troy setzten sich auf eine der vielen Bänke und beobachteten den Mann. Oranger Anzug, ebenso eine orange Hose und einen großen schwarzen Hut. Zumindest konnte man so viel von hinten erkennen. Er stand erst einfach da, ging dann etwas auf und ab. Er schien auf neue Leute zu warten. „Hey, lasst uns zu i-“ Lucy unterbrach sich selbst, als der Mann sich zu den Teenagern herumgedreht hatte und anschaute. Er trug eine Horrormaske, die beim ersten Blick etwas einer V For Vendetta Maske ähnelte. Doch in dieser war ein breites Grinsen mit Zähnen und bösen Blick zu erkennen. „Okay… lieber doch nicht.“ , kniff sie. „Angsthase.“ , sprach Lucy zu Sarah und rollte mit den Augen. Der Mann schaute noch immer in ihre Richtung, winkte sie nun zu sich. „Obwohl… mir ist es auch nicht ganz geheuer.“ , meinte Lucy doch plötzlich. „Mir auch nicht. Lass uns gehen.“ , stimmte Troy mit ein. „Spielverderber, wirklich. Ich traue mich!“ , sagte Alex stolz und trat zielsicher auf den Mann zu, der bereits wartete. Er hatte einen schwarzen Gehstock bei sich und als Alex fast bei ihm war, zeigte er mit diesen auf die anderen. Die drei schüttelten den Kopf. Der Mann mit der Maske ließ für einen Moment traurig den Kopf hängen, blickte dann aber zu Alex, welche nun bei ihm stand. Der große Mann schaute sie für fünf Sekunden einfach nur an, musterte sie dann von oben bis unten und klatschte darauf freudig in die Hände. ‘Welch ein Meisterwerk‘ „Danke.“ , lächelte sie. „Schöne Maske. Sieht fast aus wie meine Schminke.“ Der Mann nickte, hielt ihr die Hand hin. Alex überlegte kurz, nahm sie dann aber und der Mann mit der Maske schüttelte sie extrem, aber nicht schmerzhaft. Sie musste kurz lachen. Der Maskenmann blickte kurz vorbei zu ihre Freunde und deutete mit seinem Gehstock auf diese. „Sie haben Angst. Kleine Schisshasen eben.“ , grinste sie böse. „Alex, nimm das zurück!“ , hörte sie Lucy’s Stimme, welche nun zu ihr trat. Der Mann senkte den Kopf zu ihr und hielt ihr ebenfalls die Hand hin. Doch sie nahm nicht an. Der Mann schüttelte den Kopf und stellte sich wieder aufrecht hin. Seine beiden Hände bewegten sich zu den Ohren der Mädchen, ein knappes Fingerschnippsen und jeweils ein Bon Bon in der Hand, welche er den beiden hinhielt. Alex klatschte und nahm ihres, während Lucy es ihm einfach abnahm. „Der Trick ist alt.“ , sagte sie gelangweilt. „Lucy!“ , entfuhr es Alex. „Heh, Zaubermann! Jetzt lass die beiden in Ruhe! Kommt, wir gehen jetzt!“ , knurrte Troy, als er auf die drei zutrat. „Ist gut, wir wollten ja auch noch einen Film schauen. Zudem sollten wir noch irgendwie Alex’s Geburtstag feiern. Du hast nur noch eine Stunde zu feiern.“ ‘Sie hat heute Geburtstag? Heute?‘ Der Mann legte den Kopf schief und zeigte auf Alex. „Ja, sie ist Alex.“ Wieder klatschte der Mann freudig in die Hände und verneigte sich tief vor ihr und streckte dabei eine Hand in die Höhe, die andere auf seinem Brustkorb abgelegt. ‘Happy Birthday, Alex‘ Kaum hatte er sich wieder erhoben, hielt er eine dunkelrote Rose in die Hand und hielt sie dem Mädchen hin. Alex strahlte vor Freude und nahm sie mit strahlenden Augen an. „Sie hat wirklich vor nichts Angst. Eine völlig Furchtlose.“ , hörte er Lucy’s Stimme. ‘Ist das wirklich so? Liebe Alex, bist du furchtlos?‘ Irgendwie war sie ihm… sympathisch. Er zauberte ein weiteres, großes Bon Bon in goldenem Papier hervor, nahm Alex’s Hand und legte es in ihre. Sie schloss die Hand und ließ sie wieder sinken. Der Mann mit der teuflisch grinsenden Maske setzte den großen schwarzen Hut ab, als Zeichen der Verabschiedung. ‘Sie muss jetzt wohl schon gehen…‘ „Auf wiedersehen! Und vielen Dank für die nette Vorführung.“ , lachte Alex freudig. Der Mann nickte dankend. Die Mädchen drehten sich um und zusammen mit Troy und Sarah gingen sie, verschwanden irgendwann aus der Sicht des Jester’s. Mittlerweile war es 22:39 Uhr. Die Teenager waren noch ein paar Minuten von ihrem Ziel entfernt und unterhielten sich darüber, was sie morgen machen sollten und wie sie sich verkleiden sollten. „Also ich denke ich bleibe bei diesem Kostüm. Auch wenn die Schminke wirklich aufwendig ist.“ , erklärte Alex. „Ich bleibe auch bei meinem. Alex hat mich schließlich geschminkt.“ , meinte Lucy. „Hmm, ich überlege mal.“ , sprach Troy. Sarah ebenfalls. Sie waren wieder an der hellbeleuchteten Straße angekommen, doch nun hatten auch die kleineren Gastronomien zu. „Schön zu wissen, dass selbst für solche Leute Halloween ein Feiertag ist.“ , lächelte Alex. Sie sah wieder auf und erblickte plötzlich einen Mann in einem orangen Anzug, Hose und schwarzem Hut. Lässig lehnte dieser sich mit seinem rechten Arm an einer der Straßenlaternen und wartete noch auf ein paar Zuschauer. Er drehte seinen Kopf nach links, konnte förmlich riechen wie er angestarrt wurde. Also drehte sich der Mann um und schaute die Teenager an. „Wie… wie ist das möglich? Eben war er doch noch dort hinten und jetzt… hier?“ , fragte Lucy etwas ängstlich. Die anderen verstanden auch nicht, aber es würde sicherlich eine Erklärung geben. Doch bevor sie auch nur weiter darüber nachdenken konnten, streckte der Mann mit der Maske die Hände schräg nach oben. Beinahe so, als würde er sich freuen sie wieder zu sehen. Er trat langsam und lässig auf die vier zu, den Gehstock warf er von der einen zur anderen Hand. ‘… oder auch nicht‘ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)