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Nicht Zu Spät

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Enthält Erinnerung #8 und Hinweise auf Daruks Tagebuch und ein wenig vorbereitendes für folgende Erinnerungen. Danke für eure lieben Worte, da ich immer noch ein wenig zäh vorwärts komme, ist jedes motivierende Wort gern gesehen. Ich denke ich werde von nun an deutlich länger brauchen. Ich werde immer noch jeden Tag schreiben. Einfach um drin zu bleiben. Aber nur dass ihr wisst, dass ich das Tempo nicht werde aufrecht erhalten können.

Habt Spaß bei dem Kapitel :) Komplett anzeigen

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Kapitel 10

Nachdem sie die Hürde Robelo zum Aufstehen zu überreden, überwunden hatten, waren sie schneller als vorausgesehen auf dem Weg Richtung Akkala Festung.

Der Wissenschaftler hatte sein Pferd ebenfalls im Stall am Fuße des Hügels untergebracht und nach einem ausgiebigen Frühstück ritten sie gemächlichen Schrittes nach Süden.

 

Zelda ertappte sich dabei, wie sie Links Blick auswich. Nicht dass er ihren aktiv suchte, es war eher ein Bemühen sich nicht dabei erwischen zu lassen, wie sie ihn anstarrte.

Was sie tun wollte. So sehr.

Stattdessen zwang sie sich, die Umgebung zu betrachten. Ein stummes Gebet an die Göttin zu schicken.

Und mit Robelo zu sprechen.

Er berichtete ihr von Purahs Forschung. Nun, da er den kindischen Wettbewerb in seinem einsamen Institut zurückgelassen hatte, konnte er der befreundeten Konkurrenz mit der Faszination eines Wissenschaftlers seine Aufmerksamkeit widmen.

 

„Und du willst mir sagen, dass dieser Fund rein zufällig war?“

Robelo lachte.

„Glaubt mir, Purah hätte es mir auf die Nase gebunden, wenn sie für die Entdeckung verantwortlich wäre.“

Zelda zuckte unverbindlich mit dem Kopf. Da gab es wirklich nichts hinzuzufügen.

„Ich frage mich, was sie dort eigentlich gesucht haben“, murmelte Robelo und seine Augen wurden schmal, als er überlegend in die Ferne starrte.

„Wen kümmert das schon“, antwortete Zelda ungeduldig. „Warum hat sie mir nicht geschrieben? Das ist phänomenal.“ Aufgeregt und verärgert zugleich umfasste sie fester die Zügel. Den Pferdekörper unter ihr durchfuhr ein Zittern und Zelda tätschelte abwesend Storms Hals. Sofort beruhigte sich das Tier.

Links Verdienst.

Zelda warf ihrem Leibwächter einen kurzen Blick zu. Er ritt vor ihnen, suchte die sanften Hügel über die sie ritten mit nie ruhenden Augen nach potentiellen Gefahren ab.

„Wollte wahrscheinlich mehr in Erfahrung bringen, bevor sie Euch damit behelligt“, vermutete Robelo.

„Bisher konnten sie nicht viel herausfinden“, fügte er hinzu.

Zeldas Blick fiel auf den Shiekah Stein. „Es ist die erste antike Einrichtung, die wir betreten können. Das allein ist Grund genug, um mir davon zu berichten.“ Sie warf Robelo einen strengen Blick zu. „Purah weiß, dass ich die Ruinen erforsche. Was sie gefunden hat, könnte wichtige Hinweise darauf geben, wie wir die Schreine öffnen können.“

Aufgeregt leckte sie sich über die Lippen. „Es besteht zumindest die Möglichkeit.“

„Ich weiß nicht, Prinzessin. Es klingt mir ganz und gar nicht wie einer der Schreine. Es ist eine Höhle, etwas, das sich die natürlichen Voraussetzungen zunutze gemacht hat, kein artifiziell errichteter Bau.“ Er hatte die Stirn gerunzelt.

Aber Zelda fand, dass er das Ganze zu buchstäblich sah.

Jeder Hinweis konnte sie auf die richtige Fährte führen.

Doch sie entschloss sich, es dabei zu belassen.

„Jedenfalls werde ich ihr schreiben, sobald wir in der Festung angekommen sind. Unverzüglich.“

Robelo sah sie von der Seite an.

„Vielleicht solltet Ihr nicht erwähnen, dass sie es Euch hätte berichten sollen. Purah ist so ...“, er brach ab und sah wieder nach vorne. Verzog das Gesicht.

Zelda betrachtete ihn, war eher amüsiert als verärgert darüber, dass er versuchte ihr Vorschriften zu machen. Ihre Beziehung war von Beginn an eher freundschaftlich gewesen. Gleichberechtigt. Sie bezweifelte, dass er sie wirklich als Prinzessin sah. Als seine zukünftige Herrscherin. Zumal die Shiekah seit je her ein wenig Außen vor waren.

Gewollt.

Sie entschied sich dazu, seine Worte zu ignorieren. Zelda vermutete, dass er nicht allzu positiv auf ihren Eindruck reagieren würde: dass er sich ein wenig vor Purah fürchtete.

Der Gedanke war wirklich zu komisch.

„Keine Sorge, Robelo, ich werde nichts tun, dass Purah erzürnen könnte.“

Der Forscher atmete hörbar auf.

„Zumindest nicht, bis ich nicht jedes bisschen an Information über diese mysteriöse Höhle aus ihr heraus gequetscht habe“, fügte Zelda hinzu. Beinahe sofort spannte sich Robelo wieder an.

„Prinzessin“, warnte er mit hochgezogenen Schultern, was Zelda zum Lachen brachte.

„Oh, schon gut. Ich freue mich einfach nur über diese Entdeckung.“

Wieder ein Aufatmen seitens Robelos.

Eine Weile ritten sie schweigend vor sich hin, nur der Wind und die Pferde waren zu hören. Hufe auf weichem Boden. Klirrendes Geschirr. Pferdeatem. Ein zufriedenes Schnauben.

Zelda war vorher nie aufgefallen, wie entspannend eine Reise zu Pferde sein konnte. Das Reiten war ihr immer wie eine besonders anstrengende Sache erschienen. Praktisch, aber äußerst anstrengend.

 

„Ich bin so gespannt, wofür diese Höhle genutzt wurde“, sagte Zelda irgendwann, nachdem sie den Akkala See hinter sich gelassen hatten und die Sonne ein wenig tiefer stand. Bald würden sie an der Festung ankommen, also hatte es keinen Sinn mehr, jetzt noch eine Pause einzulegen.

Robelo sah nachdenklich auf den Knauf seines Sattels.

„Jedenfalls ist es wohl schwer die zweite Versieglung aufzubrechen. Zumindest ohne den Mechanismus zu zerstören. Wer weiß, was die Öffnung des ersten Tores getriggert hat. Purah meinte, dass es sie alle vor ein Rätsel stellt.“

Zelda seufzte.

„Und davon haben wir ja nun wirklich nicht genug.“

Robelo war so in seinen Gedanken vertieft, dass er ihren Witz nicht einmal bemerkte. Link stattdessen ließ es kurzes amüsantes Geräusch ertönen, das Zelda überrascht aufblicken ließ.

Ihr Leibwächter warf ihr einen schnellen Blick über die Schulter zu.

Eindeutig amüsiert. Der Mundwinkel, den sie sehen konnte, zuckte verdächtig.

Wärme breitete sich in Zelda aus. Ein kleiner Moment, den sie geteilt hatten. Nur sie Beide.

Das warme Gefühl hielt als, selbst als er wieder nach vorne sah.

Es war wirklich erstaunlich. Diese Veränderung ihrer Beziehung. Das Vertrauen, das sie in ihn hatte. Die Ruhe, die Wärme, die wiederum im absoluten Widerspruch zu den verwirrenden, aufwühlenden Gefühlen stand, die seine Nähe gleichzeitig auslösten.

Zelda schluckte. Was immer es auch war, jetzt war nicht die Zeit dafür. Vielleicht irgendwann, wenn die Verheerung besiegt wäre, konnte sie sicher dieser Gefühle annehmen.

Sie sich jetzt anzuschauen, würde so viel Probleme mit sich bringen.

Probleme, die sie nicht gebrauchen konnte.

Es erleichterte sie und stimmte sie gleichzeitig traurig, von sich schieben zu können, was genau es auch immer war, das ihr diese Probleme bereiten konnte.

 

 

Sie erreichten die Festung am frühen Nachmittag. Es stellte sich als doch keine so gute Idee heraus, auf die Pause verzichtet zu haben. Zumindest für Zelda. Ihr Steißbein glühte und ihr Magen fühlte sich löchrig an. Sie hatte längst jeglichen Versuch aufgegeben Konversation zu betreiben. Weder Link noch Robelo schienen diese Probleme zu haben. Ihr Leibwächter ritt wieder neben ihr, seit der riesige Festungsfelsen am Horizont aufgetaucht war. Schweigsam wie eh und je, allerdings klebten seine Augen an den massigen Mauern in der Ferne. Er wirkte aufgeregt.

Und brachte Zelda mit seiner beinahe kindlichen Vorfreude zum Lächeln.

Von Zeit zu Zeit erwiderte er die Blicke, die sie ihm von der Seite zu warf. Er wirkte ein wenig perplex, vielleicht unangenehm berührt. Es schien ihm nicht zu gefallen, dass es sie amüsierte.

Ein wenig enttäuschte es Zelda, dass er so wenig Vertrauen in sie hatte. Während das ihre ihm gegenüber doch keine Grenzen kannte.

Gleichzeitig war sie von diesem aufgeregten Link fasziniert. Von seinen leuchtenden Augen, dem suchenden Blick, der aufgerichteten Haltung.

Es zeugte von seinem Enthusiasmus. Er war ein Ritter. Hier war er in seinem Metier. Viel mehr als an der Seite einer fehlerhaften Prinzessin, deren Tagesablauf aus Bittstellungen an die Göttin bestand, und dem vereinzelten Wanderausflug.

Zelda seufzte.

Als sie die fernen Manöver in blitzende Rüstungen gehüllter Gestalten auf dem entfernten Exerzierplatz sahen, konnte sie es allerdings nicht mehr zurückhalten.

„Fehlt es dir?“, fragte sie Link und versuchte den Stich in ihrem Inneren zu ignorieren. Versuchte höflich interessiert und freundlich zu klingen.

Als Link ihr einen verwirrten Blick zuwarf, herausgerissen aus seiner Beobachtung der Trainingskämpfe der Ritter, spezifizierte Zelda. Sie nickte in Richtung der Kämpfe. „Das. Die Kämpfe. Ein Ritter zu sein.“

 

Sie konnte sehen, wie Link die Stirn runzelte als er über die Frage nachdachte. Es verhinderte, dass er sofort antwortete, was eine gewisse Panik in ihr auslöste. Was würde sie tun, wenn er es bejahte? Sollte sie ihn aus ihren Diensten entlassen? Ihren Vater um einen anderen Leibwächter bitten? Würde ihr Vater es zulassen, selbst wenn Link tatsächlich unglücklich sein sollte?

Konnte sie uneigennützig genug sein und Link gehen lassen?

Ihre eigenen Brauen spannten sich an, während sie versuchte nicht das Gesicht zu verziehen. Es gefiel ihr nicht, dass ihre Gedanken derart egoistisch waren.

„Ein wenig“, gab Link nach einer Weile zu. Doch das Lächeln, das er ihr sandte, kam zu schnell, als dass ihr Herz sich schmerzhaft zusammen ziehen konnte. „Aber die meiste Zeit über bin ich froh darüber, dass ich genau da bin, wo ich bin.“

Ihre Blicke trafen sich und sein Lächeln verschwand. Zelda errötete. Blau bohrten sich seine Augen in ihren Verstand. Wenn er sie so ansah, war es wirklich schwer hinter seinen Worten nicht mehr zu suchen. Ihr dummes, dummes kleines Mädchenhirn versuchte verzweifelt seinem Blick eine tiefere Bedeutung zu verleihen.

Das Gefühl wurde so stark, dass sie sich abwenden musste, bevor sie etwas sagte, dass sie bereuen würde.

Nein. Link hatte einfach nur Frieden mit seinem Schicksal geschlossen. Anders als sie selbst.

Wenigstens konnte sie sicher sein, dass er bei ihr bleiben würde.

 

 

Sie brachten die Pferde in den Stallungen unter. Bei einem etwas verwirrt dreinblickenden Burschen, deren Blick immer wieder zu Link hinüber flackerte. Und dem Knauf des über dessen Schulter aufragenden Bannschwertes.

Der Stallbursche schien absolut fassungslos über das Auftauchen des legendären Helden. Wahrscheinlich war Link das Idol jeden einzelnen hylianischen Jungen. Erstaunlicherweise ging ihr Leibwächter mit dieser offenkundigen Anbetung sehr entspannt um. Er klopfte den Burschen freundschaftlich auf die Schulter und behandelte ihn ausgesprochen zuvorkommend. Wie einen Freund. Wahrscheinlich würde er die Hand nie wieder waschen, die Link ihm zum Abschied schüttelte.

Zelda lächelte bei dem Gedanken.

„Dein Ruf eilt dir voraus, Held“, sagte sie zu ihm, als sie die Treppe zur Festung hinauf stiegen, Robelo einige Schritte hinter sich.

„Das war sehr freundlich von dir“, fügte sie leise murmelnd hinzu. Wie schön musste es sein, ein solches Vorbild für junge Männer darzustellen, obwohl man selbst noch so jung war.

Link zuckte mit den Schultern. Seine typische Antwort, wenn er etwas für wenig besonders hielt. Freundlichkeit. Höflichkeit. Wertschätzung. Es war so alltäglich für ihn wie das Trinken.

Wahrscheinlich war er sich nicht einmal bewusst, wie viel dem jungen Stallburschen seine Aufmerksamkeit bedeutet hatte.

Gleichzeitig wähnte Zelda, dass es ihm unangenehm wäre, würde sie es ihm verdeutlichen. Sie beschloss, nicht weiter darauf einzugehen.

Stattdessen konzentrierte sie sich auf die vielen Stufen zur Festung hinauf. Zum oberirdischen Teil der Festung. Wie auch das Schloss war die Akkala Festung teilweise in den Felsen gebaut. Eine bessere Verteidigung als die Bollwerke der Natur gab es nicht.

Interessiert beobachtete sie die wenigen Wächter, die sie von dem erhöhten Standpunkt zu sehen bekam. Es schien wenig zu geschehen. Wahrscheinlich übten die Ritter einige Basisbewegungen. Versuchten den Manövern der Wächter dabei nicht in die Quere zu kommen.

Die meisten der Kampfmaschinen wurden wahrscheinlich unter Verschluss gehalten. Irgendwo in den riesigen katakombenartigen Höhlen der Festung.

„Robelo“, begann Zelda und drehte sich nach dem Forscher um. Er hatte ebenfalls die Wächter im Blick. „Wie viele Wächter hast du bisher hier hergeschickt?“

Sie blieb stehen, während sie auf eine Antwort wartete. Auf dem letzten Treppenabsatz vor Erreichen der ersten Plattform des Felsens.

„Um die Einhundert“, antwortete Robelo. „Zumindest von denen mit selbstständigen Fortbewegungsmechanismus. Vielleicht noch einmal so viele Stationäre.“

Zelda spitze beeindruckt die Lippen. Also mehr als zweihundert Wächter.

Und das in nur wenigen Wochen. Wie viel schneller er arbeiten könnte, wenn er einige Assistenten an seiner Seite hätte. Es schien, dass sie nun wirklich bereit waren, die Wächter zum Schloss zu verlegen. Zumindest einige davon. Natürlich würden einige von ihnen hier bleiben.

 

„Prinzessin“, rief eine Stimme vom oberen Absatz der Treppe und riss Zelda aus ihren Kalkulationen. Sie sah auf. Link hatte die erste Ebene erreicht und stand neben einer Einheit offiziell aussehender Militärs, vornweg ein stattlicher Hylianer mit wehendem weißen Umhang und dem Zeichen des Kommandanten, den Helm mit dem Federbusch unter den Arm geklemmt.

Er hatte ein ansehnliches Äußeres, strenge Züge und einen offenen Blick.

Roraph, der Kommandant der Festung. Zelda war ihm schon einige Male begegnet. Er war ein strenger, aber verlässlicher Mann, in deren Gegenwart man sich wohlfühlte. Zumindest wenn man nichts Dummes angestellt hatte.

„Wir hatten Euch erst gegen morgen Mittag erwartet“, begrüßte er sie mit gerunzelter Stirn.

Ach ja. Das Militär. Und Pläne.

„Ja“, fand Zelda ihre Stimme wieder und machte sich an den Aufstieg der letzten Stufen. Sie war froh um die kleine Pause und dass ihr Atem nun nicht mehr stoßweise kam.

„Das hatten wir auch vor, Kommandant Roraph, aber es stellte sich heraus, dass ein verfrühter Aufbruch zur Festung nur Vorteile hatte.“ Sie erwähnte nicht, dass sie keinen Tag länger in Robelos Forschungsstation hatte verbringen wollen. Vielleicht fände sich dafür ein anderer Augenblick. Ohne Anwesenheit des Betroffenen.

Zelda versuchte sich in einem unschuldigen Lächeln. Einem Lächeln, das, wie sie hoffte, absolut normal wirkte und dennoch keine Widerworte zuließ. Sie war die Prinzessin. Sie konnte ihre Pläne ändern, wie sie es für angebracht hielt.

„Natürlich“, antwortete der Kommandant. Sein Blick flackerte kurz hinüber zu ihrem Leibwächter, der sich zwar nicht rührte, aber dennoch etwas auszudrücken schien, denn nach dem schnellen Blickkontakt fiel etwas Anspannung von dem älteren Mann ab.

Erstaunlich, welche Wirkung Link haben konnte.

„Wir sind nur froh, dass Ihr unbehelligt angekommen seid. Die Gegend wird zunehmend gefährlicher.“ Wieder tauschte er einen Blick mit Link.

 

„Eure Sorge ehrt mich, Kommandant, doch mit Sir Link an meiner Seite, könnte ich wohl kaum sicherer sein.“

Zelda meinte es so. Dennoch wurde ihr bei dem Seitenblick, den ihr Leibwächter ihr zuwarf, bewusst, dass sie es noch nie laut ausgesprochen hatte, wie sicher sie sich fühlte, mit ihm an ihrer Seite.

Nicht länger eingeengt. Sondern einfach nur sicher.

Zelda lächelte.

„Natürlich“, wiederholte der Kommandant. Dann nickte er hinter sich in Richtung eines leicht beleibten älteren Hylianers.

„Unser Haushofmeister. Er wird Euch in die königlichen Quartiere geleiten. Wahrscheinlich seid Ihr erschöpft von der Reise.“

Zelda nickte dankbar und erklomm die letzten Stufen zum Plateau.

Alle Anwesenden neigten respektvoll die Köpfe, als sie vor ihnen zum Stehen kam.

„Kommandant“, warf sie kurz ein, als der Haushofmeister ihr die Richtung wies, in die er sie zu führen gedachte.

„Würdet Ihr so freundlich sein, uns ein Manöver mit den Wächtern vorzuführen, wenn wir uns erfrischt und ausgeruht haben. Sowohl ich als auch Meister Robelo hier“, Zelda deutete kurz hinter sich, hoffend, dass der Forscher ihr gefolgt war, „würden uns gern ansehen, wie die Ritter mit den antiken Einheiten zurechtkommen.“

Wenn es den Kommandanten überraschte, dass Zelda diese Bitte äußerte, so ließ er es sich nicht anmerken. Er nickte knapp und gab dann einen leise gemurmelten Befehl an einen Ritter weiter, der direkt hinter ihm stand. Augenblicklich setzte sich der Befohlene in Bewegung und verschwand aus ihrem Blickfeld.

„Ich werde alles Nötige veranlassen.“

 

 

Sie folgten dem Haushofmeister in die kühle Festung hinein.

„Du solltest zu ihnen gehen“, meinte Zelda nach einer Weile, nachdem sie Stufen und Gänge hinter sich gebracht hatte, an deren Wegfolge sie sich unmöglich würde erinnern können.

Sie war schon einige Male hier gewesen, aber dennoch glich die Festung für sie einem der großen Labyrinthe, die vor einigen Jahren entdeckt worden waren.

„Zu den Rittern“, spezifizierte Zelda, als Link ihr einen fragenden Blick zu warf.

„Es würde dir gut tun.“ Sie lächelte. Sie meinte es ernst. Dennoch stimmte diese Wahrheit sie traurig. Es fiel ihr nicht leicht sich einzugestehen, dass Link tatsächlich eher nach unten auf den Exerzierplatz gehörte, als hier zu ihr. In einen stillen Gang. Er gehörte in den Kampf. Oder zumindest dorthin, wo Kämpfe simuliert wurden.

 

Link sandte ihr einen Blick, den Zelda nur als gequält einstufen konnte, auch wenn er etwas weniger ausdrucksstark ausfiel, als es bei jemand anderem gewirkt hätte.

„Mein Platz ist hier, Prinzessin“, antwortete er, mit dieser leisen Stimme, die keinen Zweifel an seiner Überzeugung ließen.

„Zelda“, verbesserte sie ihn automatisch. Robelo war bereits in einem der Gästequartiere untergebracht worden und der Haushofmeister lief einige Schritte außer Hörweite, zumindest wenn man leise sprach.

Neben ihr seufzte Link leise.

„Mein Platz ist hier, Zelda“, wiederholte er, mit leichter Ungeduld in der Stimme, die Zelda aber eher amüsierte als abschreckte.

„Gut.“

 

Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück.

Die königlichen Gemächer besaßen den Luxus eines Fensters. Ansonsten handelte es sich hierbei einfach um einige aneinandergrenzende Räume, die glücklicherweise schon vor einigen Tagen ausgelüftet worden waren. Also war die Anmerkung des Kommandanten zu ihrer verführten Ankunft nicht auf die Vorbereitungen dafür bezogen gewesen.

Zelda vollführte eine Pirouette und besah sich den mittleren Raum, den einzigen, den man durch den Gang aus erreichen konnte.

Wandteppiche um die Kälte des Steins zu vertreiben. Ein Kamin, gepolsterte Stühle, ein Tisch und wollene Teppiche. Praktisch und wärmend.

Ihr Blick fiel auf den Haushofmeister, der in der Tür verharrte und sie anstarrte.

Zelda neigte den Kopf. Fragend.

Sofort sah der Mann zu Boden. Dann wieder auf. Und zu Link hinüber.

„Die Quartiere für die Garde sind weiter hinten den Gang hinunter“, sagte er an ihrem Leibwächter gewandt.

„Ich weiß“, antwortete Link und fixierte den Haushofmeister mit dem stoischen Blick, der Zelda vor wenigen Wochen noch zur Weißglut getrieben hatte. Nun musste sie bei dem Anblick ein Kichern unterdrücken.

Der andere Hylianer runzelte die Stirn und schien etwas sagen zu wollen. Dann allerdings erinnerte er sich wohl daran, dass er nicht mit irgendeinem Ritter sprach, sondern mit dem Leibwächter der Prinzessin. Und er schluckte hinunter, was auch immer ihm auf der Zunge lag.

Zelda sah sich dazu genötigt eine Erklärung zu liefern. Sie wollte nicht, dass die Tatsache, dass Link in den Gemächern der Prinzessin verweilte während diese schlief, zu Gerüchten führte.

Sie wollte weder sich und schon gar nicht Link solchen unanständigen Gedanken aussetzen. Sie wollte ihm zumindest diesen Ärger ersparen.

„Sir Link schläft nicht“, erklärte Zelda dem Haushofmeister, dessen Augen sofort groß wurden. Wenn man von jemandem glauben konnte, dass er nicht schlief, dann war das wohl Link, denn der Haushofmeister schien nicht an ihren Worten zu zweifeln.

„Und ich fühle mich sicherer, wenn er in meiner Nähe weilt“, fügte Zelda hinzu, sich bewusst, dass ihre Ohren ein wenig rot anliefen. Nun, besser als ihr ganzes Gesicht.

Und es war schließlich nichts, das Link nicht schon wusste.

Zelda lächelte süßlich, ein Hinweis für den Haushofmeister, dass sie seine Dienste nun nicht länger benötigen würden.

Etwas, das er schnell zu verstehen schien. Er verbeugte sich vor ihr und nickte dann in Links Richtung. Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort.

 

„Fffff“, machte Zelda und fuhr sich mit der Hand glättend über ihr Haar. „Er hat nicht mal daran gedacht, jemanden für das Feuer zu schicken.“ Sie grinste. Natürlich meinte sie das nicht ernst.

Link warf ihr einen Blick gespielten Leidens zu und machte sich daran im Kamin ein Feuer zu errichten.

Zelda seufzte. „So war das nicht gemeint“, sagte sie.

Link ging nicht darauf ein. Stattdessen murmelte er: „Es gibt keinen Grund der Legende um meinen Namen noch mehr Futter zu geben.“ Er sah kurz über seine Schulter. „Ich schlafe!“

Zelda konnte nicht anders, sie kicherte. Was Links Blick verdunkelte und ihr Kichern in ein ausgewachsenes Lachen verwandelte.

„Wenn sich dieses Gerücht verbreitet, wird es noch schwieriger werden, überhaupt Schlaf zu finden.“

Armer Link.

„Besser als ein anderes Gerücht“, antwortete sie und fuhr mit dem Zeigefinger über das glatt polierte Holz eines gepolsterten Stuhls.

Sofort wollte sie die Worte greifen und zurück in ihren Mund stopfen. Oh Zelda, warum sagst du das?

Link unterbrach seine Tätigkeit kurz, stockte, drehte sich aber nicht um. Antwortete nicht. Aber sein Innehalten sagte ihr, dass er ihre Worte genau verstanden hatte. Dass er wusste, welches Gerücht die Anwesenheit eines jungen Mannes in den Gemächern der jugendlichen Prinzessin auslösen könnte.

Zelda spürte wie sie nun doch über und über rot anlief.

Es war schamlos so etwas überhaupt zu denken. Nur jemand mit einem schmutzigen Verstand konnte aus der unschuldigen, professionellen Beziehung eines Leibwächters zu seinem Schützling so etwas machen. Nicht dass die Klatschbasen der Welt nicht so einen Verstand besaßen. Dem ließ sich nicht abhelfen. Aber dass sie selbst daran dachte und es nun auch noch auf diese Weise aus hier hervor geplatzt war, nun, das war einfach beschämend. Und bezeichnend.

Zelda verdrängte den Wunsch, ihren immer heißer werdenden Kopf in ihren Händen zu vergraben. Stattdessen bemühte sie sich um Contenance. Um königliche Gelassenheit. Um Würde.

Wenn sie dafür ihre Fäuste ballen musste und ihre Fingernägel sich durch das Material ihrer Handschuhe bohrte, dann war das eben so.

Es glückte Link sehr schnell in dem leeren Kamin ein Feuer zu entfachen. Natürlich.

Während er sich langsam erhob und umdrehte, pflanzte Zelda ein unbekümmertes Lächeln auf ihr Gesicht. Zumindest hoffte sie, dass es so wirkte und nicht wie die Grimasse, nach der es sich anfühlte.

„Nur zu“, begann sie schnell, um vom Thema abzulenken. „Riech' an den Wänden.“ Sie gestikulierte in den Raum hinein. Ein kläglicher Versuch witzig zu sein.

Glücklicherweise ging Link darauf ein. Er schickte ihr einen gespielt genervten Blick, zumindest hoffte Zelda, dass er nur gespielt war und begann seine Tasche vom Gürtel zu lösen.

„Ich rieche nicht an den Wänden“, erklärte er. „Ich rieche überall.“

Er sagte das in einem so ernsthaften Ton, dass es Zelda zum Lachen brachte. Ein wenig löste sich das unangenehme Gefühl in ihrem Nacken.

„Oh Verzeihung“, erwiderte sie grinsend. „Lass dich nicht von mir davon abhalten, überall zu riechen, Sir Link.“

 

*

 

Sie aßen im großen Speisesaal. Der Kommandant mit seiner Familie. Einige der Offiziere. Link und Robelo, dem die Gesellschaft sichtlich gut tat.

Der Kommandant nahm Links ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Und ihr Leibwächter schien seine Aversion gegen das Sprechen mit Fremden für kurze Zeit abgelegt zu haben. Vielleicht war es auch nur das Thema.

Kampf. Krieg.

 

Sie hatten den restlichen Nachmittag damit verbracht die Wächter zu begutachten, die Robelo funktionstüchtig gemacht hatte. Und den Rittern der Festung dabei zu gesehen, wie sie verschiedene Kampfszenarien probten. Alles in einem erschien es Zelda äußerst erfolgreich. Aber sie verstand nicht viel von Kriegstaktik und Kampf.

Ihr Vater hatte sich nie die Mühe gemacht, sie auf diesen Teil des Herrschens vorzubereiten. Vielleicht dachte er, dass sie erst einmal die erste Anforderung als Prinzessin meistern sollte.

Die Siegelkräfte.

Zelda verdrängte das altbekannte Gefühl des Versagens und wandte sie Robelo zu. Versuchte diesen erneuten Anflug von Selbstmitleid zu ignorieren, in dem sie mit ihm über die verschiedenen Wächtertypen sprach. Und über ihre Erkenntnisse zu den Schreinen und dem Shiekah Stein.

 

„Wie viele Bilder habt Ihr bisher gesammelt, Prinzessin?“, fragte er um einen großen Bissen gegrillten Fleisches herum.

Zeldsa blinzelte überrascht.

„Bilder?“

Robelo nickte zu dem Shiekah Stein an ihrem Gürtel.

„Auf dem Stein“, meinte er, während er sich mit großem Appetit gedämpftes Gemüse auftat.

Zelda sah unwillkürlich zu dem antiken Relikt hinunter.

„Nun“, antwortete sie. „Ein paar?“

Robelo verzog das Gesicht. „Vielleicht solltet Ihr ein wenig aufstocken.“

„Wieso?“

Es war nur ganz kurz, doch sie sah, wie Robelo Link einen Blick zu warf. Ihr Leibwächter schien tief versunken in das, was sein Tischnachbar ihm erzählte. Er starrte konzentriert auf seinen halb vollen Teller. An und für sich schon ein Novum.

„Was?“, hauchte Zelda und starrte Robelo an. „Was meinst du?“

„Nur so ein Gedanke“, antwortete der Forscher leise. Er warf ihr knappes Lächeln zu und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Teller zu.

Doch sie hatte gesehen, was in Robelos Blick gelegen hatte. Mitleid.

Und so unschuldig und kurz der Moment auch gewesen war, reichte es dennoch aus, um ihr den Appetit zu verderben.

 

Und um ihr Albträume zu bereiten.

 

„Es wäre mir lieber, wenn Ihr diesen Raum benutzen würdet“, sagte Link, als sie am späten Abend in die Gemächer zurückkehrten. Er deutete auf das kleiner der beiden Zimmer, das, das nicht für das Mitglied der königlichen Familie gedacht war, sondern für einen Bediensteten. Eine Zofe vielleicht.

Zelda seufzte und sandte ihm einen gespielt leidenden Blick. Die Förmlichkeit des Banketts haftete an ihm wie ein schlechter Geruch. Sein ganzes Auftreten war steif und unnahbar.

Und Zelda konnte es verstehen, sie war ihm dankbar, dass er die gewisse Vertrautheit, die sie mittlerweile pflegten, abstellen konnte, wenn die Situation es verlangte. Auch wenn sie es gern anders gehabt hätte, war sie noch nicht bereit, für diesen gleichgestellten Umgang einzustehen. Es wäre einfach zu kompliziert.

Dennoch viel es ihr schwer, sich bei seinem stoischen Blick, der distanzierten Höflichkeit, nicht niedergeschlagen zu fühlen. Oder dem dringenden Bedürfnis zu widerstehen, irgendetwas zu tun, das ihn von ihrem Leibwächter zurück in Link verwandeln würde. Ihren Link.

Aber Robelos Worte hatte Zelda zu sehr mitgenommen, als das sie den Mut aufbringen konnte, diesem Drängen nachzugeben. Auch wenn sie bestimmt einfach nur daher gesagt waren, lösten sie ein Unwohlsein in ihr aus. Eine ungute Ahnung. Eine tiefe Anspannung. Angst. Um Link.

„Ist gut“, antwortete sie also und fügte sich ihrem Schicksal. Und Links Entscheidung.

„Gute Nacht, Link.“

„Gute Nacht, Prinzessin.“

 

*

 

Zelda erwachte mit dem unguten Geschmack der Nacht auf ihrer Zunge. Sie hatte von roten Spinnen und dunklen Wolken geträumt. Großen Blasen aus wabernder Materie, die sich über das Land ihrer Träume ergossen hatte.

Sie fühlte sich erschlagen statt ausgeruht und stöhnend rollte sie sich erst auf die Seite. Nach einer Weile, nachdem sich das schwere, panische Gefühl etwas gelegt hatte, schwang sie die Beine aus dem Bett.

Sie benutzt den Nachttopf und brachte ihr Haar in Ordnung, das, wie sie in dem hübschen ovalen Spiegel über dem Kaminsims erkennen konnte, in alle Richtungen abstand.

Mit ein wenig Wasser aus einer kunstvoll geformten Waschschüssel im Gesicht, in ihren frisch ausgebürsteten Kleidern – ein Diener musste sich darum gekümmert haben – fühlte sich Zelda geerdet genug, um sich der Welt zu zeigen.

Um sich Link zu zeigen.

 

Doch kein existierendes Ritual hätte sie auf das vorbereiten können, was sie sah, sobald sie die Tür öffnete. Nichts hätte ihr genug Ruhe und Standfestigkeit verschaffen können, um nicht aufzuschreien.

Zu ihrer Verteidigung, es war ein kleiner Schrei. Mehr ein leises Kreischen. Ein Quietschen vielleicht, gedämpft von den Fingern, die an ihren Mund flogen, als sie das Bild aufnahm.

Möbel die umgestürzt waren. Herumfliegende Daunen. Weiß wie Schnee. Ein Aufgebot von Dienern, die so leise wie möglich versuchten, dem Chaos Herr zu werden. Um sie nicht zu wecken.

Bei der Göttin, wie lange arbeiteten sie schon daran? Und wie hatte es vorher ausgesehen?

 

Das Blut. An den Wänden, ein roter Handabdruck an der Tür zum Flur. Eine Schleifspur, die nach draußen führte. Karmesinrote Flecken auf dem Boden. Wie purpurne Blüten die über Nacht auf dem Holz gewachsen waren.

Ihr Leibwächter stand an die Wand gelehnt, direkt neben der Tür zu Zeldas Schlafzimmer.

Dem Schlafzimmer, auf das er bestanden hatte. Der kleine Nebenraum, nicht das große Zimmer mit dem königlichen Bett. Das sie von hier aus durch die offene Tür gegenüber sehen konnte. Die Bettvorhänge waren zerschnitten, die Matratze rot gefärbt.

Zelda atmete schockiert ein.

Link hatte ihr den Kopf zugewandt, die Hände vor sich auf den Knauf des Bannschwerts gestützt, das seine Spitze in den Holzboden bohrte. Die Klinge selbst war sauber. Glänzte im frischen Morgenlicht. Die Sonne war heute eher aufgestanden als Zelda. Wegen ihrer Albträume.

Kein Albtraum war so verstörend, wie der Anblick der sich ihr bot. Die Implikation.

„Ziemlich fester Schlaf, was?“, sagte Link. Sein Ton war leicht, beinahe amüsiert, doch seine blauen Augen wirkten hart wie Eis.

Er konnte seine Anspannung trotz all der Nonchalance nicht verbergen. Er unterzog sie einer schnellen Bestandsaufnahme. Ließ seine Augen an ihrer Gestalt hinunter huschen.

„Was ist passiert?“, hauchte Zelda. Zu schockiert, um ihre Stimme zu finden.

Link rollte die Schultern und bewegte seinen Kopf, dehnte Schultern und Nacken und arrangierte seine übereinander geschlagenen Handgelenke bequemer auf dem geflügelten Knauf seines Schwertes. Er betrachtete die Diener, sah zu, wie sie sich weiter des Chaos annahmen, das wohl Link verursachte hatte, während Zelda selbst geschlafen hatte.

„Yiga“, antwortete Link und für einen Moment konnte er das Bild unberührter Leichtigkeit nicht aufrechterhalten. Bei dem eiskalten Klirren seiner Stille wurde ihr ein wenig schwindlig und sie griff nach dem Türpfosten. Krallte ihre Finger in das Holz um Halt zu finden.

Link griff neben sich auf die leicht schief stehende Kommode und holte etwas hervor, hielt es ihr entgegen. Zelda folgte der Bewegung, konnte aber erst Sinn aus dem machen, was er ihn anbot, als die sprachliche Information hinzukam.

„Banane?“, fragte er unschuldig und reichte ihr eine der gelben, gebogenen Früchte. Er musste sie einem der Yiga abgenommen haben.

Als hätte er nicht gerade eben einen Angriff von abtrünnigen Shiekah abgewehrt. Verdammten Ninjas mit magischen Kräften und scheinbar zahlentechnisch großer Überlegenheit. Zumindest deuteten die vielen Blutpfützen davon, von denen die fleißig arbeitenden Diener wohl schon eine Menge beseitigt hatten.

Zelda stieß bei seiner Frage ein keuchendes Lachen aus und ließ ihre Hand fallen. Nicht wirklich ein Geräusch der Belustigung, eher aus Schock und der Erkenntnis geboren, dass sie ihrem Leibwächter ihr Leben schuldete. Nun bereits zum dritten Mal.

So langsam sollte sie anfangen sich Gedanken darüber zu machen, wie sie das ausgleichen konnte. Schwur hin oder her. Die Waage kippte immer mehr in die eine Richtung.

Link zeigte ihr ein kurzes Grinsen, ein schnelles Blitzen von Weiß, doch trotz all seiner Bemühungen wirkte es nicht amüsiert. Sondern eher wie ein Zähnefletschen.

Wahrscheinlich strömte ihm die Aufregung des Angriffs immer noch durch die Adern.

Zelda reagierte nicht auf seinen Versuch die Situation aufzuheitern. Ihr war nie weniger danach zumute gewesen zu Lachen.

Was war hier geschehen?

„Hey“, machte Link und aus dem Augenwinkel sah Zelda, dass er näher trat, das Schwert nun in der rechten Hand, die Spitze immer noch nach unten zeigend.

„Sie sind nicht mal in deine Nähe gekommen“, sagte er leise. Mit derselben ruhigen Stimme, mit der er ihr Storms Verhalten erklärt hatte. In der Tonlage, die die heisere Nuance seiner Stimme stärker hervor brachte.

„Du warst nie in Gefahr“, fuhr er fort und kam noch näher. Zelda sah zu Boden.

Musste sich zurückhalten, um ihn nicht anzufahren.

Es war nicht der Ort und auch nicht die Zeit ihm zu sagen, dass es nicht ihre Sicherheit war, die sie so schockierte. Zumindest nicht ausschließlich.

Es war er.

Und der Fakt, dass er immer da war. Für sie da war. Ihr Leben bewahrte und das auf so viel mehr Arten als reinen physischen Schutz.

Was das auslöste, konnte sie nicht in Worte fassen. Doch es war erschütternd und tief und verwirrend. Und vielleicht würde sie ihm das nie offenbaren können. Weil Ort und Zeit nie richtig wären. Weil es einfach nicht richtig war, so zu empfinden.

„Die Wachen vor der Tür waren da, kaum das der Erste fiel. Ich war da, bevor sie wussten, was geschah. Es ist alles gut“, sprach Link weiter. Verstand nicht, dass Zelda Starre, ihr zu Boden gerichteter Blick dem Versuch geschuldet war, ihre innere Aufruhr zurückzuhalten. Nicht mit all dem hervorzubrechen, das in diesem Moment in ihr vorging.

 

Link machte es ihr schwer. Ihr schweigsamer Leibwächter hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sie zu beruhigen und er würde nicht aufhören, bis es nicht erreicht wäre. Ganz, wie es für ihn typisch war.

Und wenn er dafür die unsichtbare, unausgesprochene Grenze zwischen Prinzessin und Held übertreten musste.

 

Als Zelda seine Hand an ihrem Kinn spürte, zuckte sie zusammen. Nicht nur die Berührung als solche erschreckte sie. Es war die urplötzliche Wärme seiner Finger. Weich und rau zugleich.

Ihre eigene zittrige Reaktion. Die Woge unkontrollierten körperlichen Entzückens die sie durchfuhr.

Es war keine romantische Geste.

Es war pragmatisch.

Ein Zeigefinger, der sich absolut senkrecht von unten in ihr Kinn bohrte. Es regelrecht aufspießte und nach oben schob. Damit er ihr in die Augen sehen konnte. Ihre Blicke trafen sich. Ihrer erschrocken, fasziniert und hoffentlich nicht all zu sehnsuchtsvoll. Seiner amüsiert und leicht besorgt.

Doch es war genug für Zeldas törichtes Herz um sich in einen wilden Galopp zu stürzen, der all die aufwühlenden, ängstlichen, glücklichen Empfindungen noch schneller durch ihre Adern trieb.

Kurz dachte sie daran, dass sie einen ziemlich derangierten Eindruck machen musste, wenn Link zu solchen Methoden griff. Hier, vor so vielen Augen, die so viel in einer so kleine Geste lesen konnten. Womit sie so falsch und gleichzeitig so richtig liegen würde, je nachdem, wen von dem ungleichen Paar das Link und sie abgaben, die Diener betrachteten.

 

 

Bevor Zelda etwas sagen konnte, wurden auf dem Gang draußen Stimmen laut. Der Kommandant, der herumbrüllte.

Links Augen huschten in Richtung Tür und sie konnte sehen, wie er sich anspannte.

Seine Hand senkte sich langsam, während er den Eingang im Auge behielt, nun ganz auf die näher kommenden Stimmen konzentriert.

Zelda schluckte und drehte den Kopf. Froh um die Unterbrechung und gleichzeitig von einer vagen Enttäuschung erfüllt, obwohl sie nicht einmal sagen konnte, was genau eigentlich enttäuscht worden war.

 

Der Kommandant betrat den Raum, drehte sich noch nach hinten um und keifte Befehle, während er sich durch den Türrahmen duckte. Für einen Hylianer war er ausgesprochen groß. Seine Rüstung und der weiße Umhang betonten seine breitschultrige Gestalt noch, so dass es hier, inmitten des Chaos' mehr auffiel, als zu Tisch.

„Es ist mir egal, was die Wache am Tor sagt, ich will, dass das aufgeklärt wird. Sofort!“

Die Rüstung eines hintendran laufenden Ritters klapperte, als er sich ruckartig vor dem Kommandanten verbeugte. Zelda sah ein jungenhaftes Gesicht hinter dem glänzenden Helm hervorlugen, ein unsicherer Blick, der erst in den Raum huschte und dann an Link hängen blieb. Augen, die groß wurden. Entweder vor Ehrfurcht oder vor Angst, oder einer schwer trennbaren Mischung aus Beidem.

Dann drehte er sich um, der namenlose Ritter, den Zelda wohl nie wieder sehen, der aber sein Leben geben würde, um ihr Land zu verteidigen, und verschwand aus ihrem Blickfeld.

 

„Prinzessin“, polterte der Kommandant, er schien schockiert sie zu sehen und gleichzeitig beruhigt, dass es ihr gut zu gehen schien. Mit einigen weiten Schritten erreichte er sie und ging vor ihr auf die Knie. Zelda starrte auf seinen dunklen Haarschopf. Durchzogen von silbrigem Grau. Ein gestandener Mann. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Link zu einem solchen Mann heranwachsen würde. Ob ihm die Gelegenheit dazu gegeben sein würde.

Wie würde er aussehen, wenn die Zeit sein Äußeres reifen ließ?

Wie würde sie selbst aussehen?

Was brachte diese ungewisse Zukunft für sie beide?

„Ich bin so unendlich froh, dass Euch nichts geschehen ist.“

Der Kommandant sah auf, die ganze hypothetische Tragödie in den Augen. Er schüttelte den Kopf. „Ich bitte gnädigst um Eure Vergebung. Nicht einmal ein Schmetterling hätte zu Euch durchdringen dürfen. Ich bin erschüttert. Ich-“

„Kommandant Roraph“, unterbrach Zelda ihn schnell, bevor dieser große, stolze Mann sie weiter um Verzeihung bitten konnte. Da sie für gewöhnlich diese Position einnahm, war es ihr mehr als unangenehm. Zumal ihn keine Schuld traf. Wie auch?

„Erhebt Euch. Bitte.“

Der ältere Ritter erhob sich. Nahm Haltung an. Eine ehrenhafte Rasse, diese Soldaten.

Kurz flackerte Zeldas Blick zu Link hinüber. Der den Kommandanten bewegungslos musterte. Einmal mehr konnte sie nicht sagen, was in seinem schnellen Verstand vor sich ging.

Machte er dem Kommandanten Vorwürfe? Den anderen Rittern in der Festung?

Zelda konnte es sich nicht vorstellen, es mit Sicherheit auszuschließen war ihr allerdings ebenfalls nicht möglich.

„Ich wüsste wirklich nicht, wie Ihr daran schuld sein könntet“, erklärte Zelda. Ein wenig ausweichend, denn eigentlich wollte sie dieses Gespräch nicht führen.

„Prinzessin“, erwiderte der Kommandant sofort. „Ihr befindet Euch in der Akkala Festung. Meiner Festung. Der Schutzbastion im Norden. Wenn wir unsere eigene Prinzessin nicht beschützen können, dann ist das ein großes Armutszeugnis. Ich verstehe nun, weshalb Euer Vater auf einen Leibwächter besteht. Selbst innerhalb geschützter Mauern.“ Er neigte seinen Kopf in Links Richtung.

So hatte Zelda das noch gar nicht gesehen. Ihr Blick wanderte ebenfalls zu Link hinüber, der das Bannschwert wieder mit beiden Händen umfasst hielt und sich nicht rührte.

Seine Augen bohrten sich in die des Kommandanten. Ein stummer Austausch unter Gleichgesinnten.

Es war der Kommandant, der den Blick zuerst abwandte. Er sah wieder zu Zelda hinüber, der eben erst klar wurde, dass ein solcher Angriff tatsächlich auch im Schloss hätte stattfinden können.

Die Festung Akkalas war bis an die Zähne bewaffnet, eine tatsächliche Festung. Anders als das Schloss, das zwar die größte Menge an Soldaten beherbergte, aber ebenso Stammsitz der Königsfamilie und damit Repräsentantenhaus sein musste. Glanz ebenso wichtig wie Schutz.

Zelda konnte nicht entscheiden, wo sie sich sicherer gefühlt hätte. Im Schloss oder hier.

Aber mit Link an ihrer Seite spielte das wohl keine Rolle mehr.

„Verzeiht mir, aber ich muss umgehend die Aufklärung dieses Vorfalls angehen.“ Er nickte ihnen noch ein letztes Mal zu, dann verschwand er. Ganz die erzürnte Rechtschaffenheit.

 

Zelda sah dem wehenden Umhang hinterher. Der hallende Flur ließ die gebrüllten Befehle noch lauter klingen. Ein kurzer Besuch.

Sie verzog die Lippen. Ballte die Fäuste, als sie sich umdrehte.

„Er hat recht“, sagte sie und sah Link an, der ihren Blick erwiderte.

Zelda hob die Schultern. „Ich schulde dir mein Leben. Schon wieder.“

Link atmete tief ein. Dann sah er zur Decke. Eine untypisch große Reaktion seinerseits.

Als er sie wieder ansah, konnte Zelda die feinen Muskeln seines Kiefers sehen, die sich gegen die Worte anspannten, die ihm offensichtlich auf der Zunge lagen.

„Was?“, fragte Zelda, ein wenig perplex. Beinahe hatte sie den Eindruck, dass sie ihn verärgert hatte.

„Was ist los?“, hakte sie nach, als er nicht antwortete, unterdrückte den Impuls näherzukommen. Ihm eine Hand auf den Arm zu legen.

„Was?“, wiederholte Zelda. Nun leise und einigermaßen verwirrt. Unsicher.

Es musste ihr Tonfall gewesen sein, der Link zu einer Antwort animierte, wo er sich doch augenscheinlich dazu entschieden hatte, nicht auszusprechen, was in ihm vorging.

„Dafür bin ich hier“, platzte es aus Link hervor. Nicht laut, dazu hatte er sich zu sehr unter Kontrolle. Er sprach leise genug, dass die Bediensteten im Raum ihn nicht hören konnten. Doch in seiner Stimme lag eine Hitze, die Zelda zusammenzucken ließ.

Seine blauen Augen blitzten und ein strenger Zug hatte sich um seinen Mund gebildet.

„Was für ein Leibwächter wäre ich, würde ich zulassen, dass ein paar dahergelaufene Verräter Euch etwas antun“, sagte er, bevor Zelda reagieren konnte. Seine stechenden Worte trafen sie vollkommen unvorbereitet.

„Es ist meine Aufgabe, dich zu beschützen, Zelda“, fuhr Link fort, sein Blick bohrte sich in ihren, und wenn sie sich hätte rühren können, wäre sie wahrscheinlich zurückgewichen.

Nicht aus Angst. Sondern vor der geballten Kraft, dem Vibrieren purer Energie, die ihn umgab.

„Solange ich lebe, werde ich Euch beschützen“, sagte er. Sprach jedes Wort klar und deutlich, als wäre es kleine Pfeile, mit denen er sie beschoss. Er hatte sich leicht nach vorne gebeugt. Ihr entgegen. Damit nichts von dem verloren gehen konnte, das er ihr zu verdeutlichen versuchte. Vielleicht war er sich dessen gar nicht bewusst.

Zelda hingegen bemerkte jedes Detail des Moments. Hörte, wie Link die respektvolle Anrede vergaß und sie vor den Anwesenden mit ihrem Namen ansprach. Spürte das geladene Prickeln, das den Raum zwischen ihnen erfüllte. Sah das geweitete Schwarz seiner Pupillen. Die angespannte Linie seiner Oberlippe, als sie sich über den weißen Zähnen zurückzog. Die streng zusammengezogenen Augenbrauen. Die feinen Strähnen seines Haars, die durch den Atem hinter der Salve stoßartiger Worte bewegt wurden.

Sie spürte Links Wut.

 

Aber sie verstand nichts davon.

 

„Euch wird nichts geschehen“, sprach er weiter, während Zelda versuchte Herr ihrer Sinne zu werden. Er senke den Blick, die Lippen zu einer schmalen Linie gepresst.

 

Wieso war er so wütend?

Was hatte sie gesagt? Sie war dabei gewesen sich zu bedanken.

Zelda spürte, wie ihre Lippen sich öffneten. Um was zu sagen? Nichts.

Denn es gab nichts, was sie hätte sagen können. Nichts ergab Sinn.

 

„Es darf dir nichts geschehen“, sagte er kaum hörbar. Unterbrach Zeldas hektischen Versuch ihre Worte, seine Worte und vor allem seine Reaktion zu einem sinnvollen Bild zu vereinen.

„Es wird dir nichts geschehen!“

Sie blinzelte. Links Lippen waren immer noch fest aufeinander gepresst. So fest, dass sie blasser wirkten als sonst. Seine Kiefer arbeiteten, malmten an Emotionen, die sie nicht verstand. Er wirkte – und Zelda verwirrte dieser Eindruck über alle Maßen – aufgewühlt. Doch dann schien etwas in ihrem Kopf einzurasten. Er wirkte nicht nur so, er war es.

Er war aufgewühlt.

Nicht nur das.

Link war wütend.

So wütend, dass er es kaum verbergen konnte.

Die Erkenntnis tröpfelte langsam durch ihren Verstand. Hob ihre Brust in einem tiefen Atemzug. Füllte ihr Herz mit zart aufblühender Gewissheit.

 

Link sorgte sich um sie.

 

Nicht nur auf die normale Weise, wie ein Leibwächter für seinen Schutzbefohlenen empfindet. Nicht angepasst an den Maßstab distanzierter Loyalität, von Pflichtgefühl erfüllt. Nicht, weil es seine Aufgabe war.

Obwohl natürlich alles davon eine große Rolle spielte.

 

Link sorgte sich um sie. Um Zelda.

Er wollte nicht, dass ihr etwas nach dem Leben trachtete. Auf eine bodenständige, persönliche Art und Weise, die wenig mit der kühlen Abgebrühtheit zu tun hatte, die er noch vor einigen Momenten gezeigt hatte.

 

Und abgesehen davon, dass ihr törichtes, schwärmerisches Kleinmädchenherz versuchte diese Tatsache auf sämtliche unwahrscheinliche Weisen zu verdrehen, fühlte es sich gut an.

Es fühlte sich gut an, dass es jemanden auf der Welt gab, der so empfand. Es fühlte sich an, als hätte sie einen Freund. Einen wahren Freund.

Und in dieser unstetigen Zeit, nachdem ihr halbes Leben von so viel Kälte und dem Gefühl beherrscht wurde, solch wahre, warme Zuneigung nicht zu verdienen, war das einfach zu viel für sie.

Zelda brach ihn Tränen aus.

 

Nicht auf die dramatische, schluchzende Art. Es war still. So still, dass Link, der immer noch den Boden betrachtete und den Griff des Bannschwertes so fest umklammert hielt, dass sämtliches Blut aus seinen Fingerspitzen entwichen war, es vorerst gar nicht bemerkte.

Erst als Zelda vor Schock über ihre Reaktion die Hände vor das Gesicht schlug, sah er auf.

Durch die Zwischenräume ihrer Finger war das Bild vor ihren Augen seltsam unterbrochen. Ein wenig disproportioniert.

Aber die Überraschung auf Links Gesicht war dennoch so deutlich zu sehen wie ein Leuchtfeuer.

Scham rollte ihr heiß über die Schultern und Zelda begann mit einer Hand zu wedeln, die andere immer noch über Mund und Nase gelegt.

„Es ist nichts“, beeilte sie sich zu sagen, versuchte sich sogar an einem beruhigenden Lächeln. Das in Anbetracht der Lage und wegen der Hand über ihren Lippen nicht nur ein wenig feucht, sondern vor allem auch sehr unglaubwürdig wirkte.

Link runzelte die Stirn und brachte es gleichzeitig fertig besorgte auszusehen. Geschockt traf es wohl noch besser.

Panik brach in Zelda aus.

Sie weinte nicht.

Nie!

Bis auf den einen Zwischenfall vor einem Jahr. Aber das war etwas anderes.

 

„Ich brauche einen Moment“, erklärte sie, erstaunt wie gefasst ihre Stimme klang. Mit einem kurzen Blick auf die Bediensteten, die glücklicherweise nichts bemerkt zu haben schienen, verschwand Zelda in dem Zimmer, in dem sie die Nacht verbracht hatte.

 

*

 

Sie verblieben einen weiteren Tag in der Festung. Zelda verbrachte ihn damit, mit Robelo und dem Kommandanten die Vorbereitungen für die Verlegung der bisher funktionstüchtigen Wächter zu treffen.

Die stationären Maschinen würden auf Wagen transportierte werden, während viele der Mobilen mit den Truppen marschieren sollten. Wäre das geschafft, würden die Ritter zurückkehren und eine zweite Fuhre zum Schloss bringen.

Es wäre ein langwieriger Prozess, auch wenn die bewegungsfähigen Wächter blitzschnell sein konnten. Die Wagen mit den schweren Maschinen zu ziehen wäre anstrengend, vor allem wenn das Wetter umschlagen und die Wege verschlammen sollte. Aber es half nichts, die Wächter waren auf diese Weise schließlich auch nach Akkala transportiert worden, damit Robelo an ihnen arbeiten konnte.

 

Nachdem die wichtigsten Details besprochen waren, zog Zelda sich zurück um drei Briefe aufzusetzen. Einen an Purah, einen an ihren Vater und einen an den Verteidigungsminister.

Sollten die Rückantworten der zwei Letzteren grünes Licht geben, würden die Wächter so schnell wie möglich verlegt werden. Zelda wäre dann bereits in Goronia.

 

Den ganzen Tag war Link an ihrer Seite. Schweigend. Wie ein Schatten. Beinahe so wie noch vor einigen Wochen, als sie tagelang kein Wort miteinander gesprochen hatten. Zelda gefiel das gar nicht. Gleichzeitig wollte sie nicht über das reden, was am Morgen vorgefallen war. Nicht dass Zelda erwartete, dass Link sie darauf ansprach.

Aber sie hatte den unbestimmten Eindruck, dass er dennoch darauf wartete, dass sie sich erklärte.

Und was sollte sie schon sagen?

Es rührt mich zu Tränen, dass du mich nicht tot sehen willst?

Je mehr Zeit verging, desto schwieriger wurde es für sie, die richtigen Worte zu finden. All das, was sie sich in ihrem Kopf zurecht egte, klang unpassend. Pathetisch. Lächerlich.

'Es war einfach schön zu hören, dass mein Wohl jemandem am Herzen liegt.' Viel zu selbstmitleidig. Natürlich lag ihr Wohl jemandem am Herzen. Sie war die Prinzessin Hyrules.

'Der Nachdruck in deiner Stimme hat mich von deiner Loyalität überzeugt.'

Pathetisch.

'Ich war einfach so glücklich, dass du mich magst.'

Ugh. Was war sie, ein kleines Mädchen?

 

Während des Abendessens fühlte Zelda Links Blick wiederholt auf sich ruhen. Aber gesprochen hatte sie immer noch nicht mit ihm. Wahrscheinlich dachte er mittlerweile, sie hätte aus nachträglicher Angst so emotional reagiert. Wegen des Nachlassens des anfänglichen Schocks.

Und nun sorgte er sich darum, wie sie der Nacht gegenüberstand. Ob sie sich fürchtete.

Vielleicht sollte sie ihn einfach in dem Glauben lassen.

 

Der Kommandant bestand auf eine Wachverstärkung um ihre Gemächer herum. Nicht dass das nötig gewesen wäre, schließlich wären die Yiga nicht so dumm so kurz nach ihrem missglückten Attentat erneut ihr Glück zu versuchen. Aber natürlich sagte Zelda nichts dergleichen. Die Besatzung der Festung wollte verdeutlichen, dass sie ihre Sicherheit nicht auf die leichte Schulter nahmen. Es war vielmehr eine reflektorische Reaktion, als eine tatsächliche Notwendigkeit.

Link beäugte die Wachen vor den Türen mit kritischem Blick. Er schien nicht begeistert sein Revier mit anderen Rittern teilen zu müssen, vor allem deswegen, weil er es im Alleingang geschafft hatte, die Angreifer abzuwehren. Ihm nachträglich also Unterstützung angedeihen zu lassen, hatte beinahe etwas Entehrendes.

So leid es Zelda auch um diese Geringschätzung seiner Leistungen tat, brachte die Anwesenheit der Soldaten ihr die Möglichkeit ohne weitere Worte die Tür hinter sich zu schließen. Keine traute Zweisamkeit mit Link, in der sie irgendwann etwas Dummes sagen würde, einfach, weil sie die Stille nicht ertragen konnte.

 

Seltsamerweise fühlte sie sich durch die verstärkte Bewachung nicht wirklich sicherer. Eher beobachtet, auf die Weise, auf die man sich sorgt, genau diese Nacht für einen Anfall von Schlafwandelei zu nutzen und sie vor einer Ansammlung Fremder unendlich zu blamieren.

Was glücklicherweise nicht geschah. Die Nacht verlief ohne weitere Zwischenfälle. Ebenso wie der nächste Morgen.

 

*

 

Nachdem sie Wort vorausgeschickt und ihre Pferde im Stall einer Herberge abgestellt hatten, empfing Daruk sie an der Südmine.

Er wirkte weniger beschwingt als sonst. Als würde etwas auf seinen riesigen Schultern lasten.

Zelda verbrachte den Weg nach Goronia und dem dort ruhenden Titanen damit, dem großen Goronen Hoffnung zu machen. Aber so sehr sie ihn auch versuchte zu beruhigen, ihm von ihren neuen Erkenntnissen berichtete, er ließ sich von seinem Missmut nicht abbringen.

Am Ende war es Link, der die richtigen Worte fand.

Er schickte Daruk in den Titanen und zwang ihn erst wieder herauszukommen, wenn sich entschlossen hätte, aufzuhören zu jammern.

Zelda versetzte ihrem Leibwächter einen entsetzten Blick. So hatte sie Link noch nie reden hören. Aber es war genau das, was der Gorone hören musste. Mir röhrendem Lachen verschwand er im Inneren von Rudania.

Und als er wieder herauskam, sich auf dem Oberdeck zeigte und die Hauptsteuerungseinheit bediente, vollführte er ein Steuerungsmanöver nach dem anderen. Absolut fehlerfrei.

Zelda war euphorisch. Es war egal, dass Link der Schlüssel zum Erfolg gewesen war. Dass er und nicht sie Daruk geholfen hatte. Es zählten nur die Ergebnisse.

Es stellte sich heraus, dass die Verbindung zwischen Pilot und Titan immer noch ein wenig wacklig gewesen war. Kein Problem also in der Steuerung. Einfach nur Daruks Selbstvertrauen, das ein wenig unter der Last der Verantwortung geschwankt hatte. Zelda kannte das Problem nur zu gut.

Anscheinend war es bei den Titanen wie mit Tieren. Man durfte keine Angst zeigen.

Zelda kicherte, als sie sich daran erinnerte, dass genau das nicht Daruks Stärke war. Er fürchtete sich schrecklich vor Hunden. Vielleicht deswegen also seine anfänglichen Probleme mit dem Titanen.

Bei dem amüsierten Geräusch sah Link über seine Schulter zurück. Er ging vor ihnen, kundschaftete den Weg aus.

Daruk hatte sich dazu entschlossen, sie in den weniger brennbaren Bereich des Berges zu begleiten, dorthin, wo sie ihre Pferde abgestellt hatten und die Nacht in der Herberge verbringen würden.

Nun da seine Sorge bezüglich des Titanen aufgelöst war, plapperte er unbeschwert und Zelda stellte ihm Frage um Frage über seine bisherigen Erfahrungen mit Vah Rudania.

 

Das Gasthaus befand sich in direkter Nähe zu den heißen Quellen. Ein kleines Paradies für müde Wanderer. Als sie am späten Nachmittag den Weg vom Berg hinunter kamen, konnte Zelda einige Köpfe in den aufsteigenden Nebelschwaden erkennen. Der Anblick erinnerte sie daran, dass sie ebenfalls gern in dem warmen Wasser geschwommen wäre. Eine Wohltat nach dem anstrengenden Auf- und Abstieg.

Aber es wäre wohl keine gute Idee. Die Prinzessin Hyrules inmitten rotköpfiger Quellbesucher.

Außerdem hatte sie Hunger.

Sie würde sich mit einem heißen Bad zufriedengeben.

„Wirst du bleiben und mit uns zu Abend essen, Daruk?“ Sie würde gern noch ein wenig Zeit mit dem Recken verbringen. Und sie war sich sicher, dass Link nichts dagegen haben würde.

Daruks Ketten klirrten, als er sich mit der Hand in den Nacken fuhr.

„Schätze das könnte ich tun. Ich hab noch ein paar Felsenfilets in meinem Gepäck. Was meinst du, Bruder?“

Link sah über seine Schulter. Er schien nicht sonderlich überrascht von der Frage die kulinarischen Sonderheiten der Goronen mit Daruk zu teilen.

„Klar“, antwortete er und sah wieder nach vorne. Zelda starrte seinen Rücken an.

Was?

„Felsenfilets?“, wiederholte Zelda, in einer seltsam hohen Stimme.

Daruk hatte ihr bei einem Besuch ebenfalls etwas von einem sogenannten Gourmet Felsenbraten angeboten. Aber sie hatte das Ganze für Unwissenheit gehalten. Hatte Link etwa schon von dem probiert, das Daruk arglosen Hylianern unterzujubeln versuchte?

Trieb er es mit der Allesesserei nicht ein bisschen zu weit? War das überhaupt möglich?

Daruk sah sie von der Seite an, seine schwarzen Augen ein wenig irritiert.

Zelda erwiderte den Blick. Mit offenem Mund, wie ein gestrandeter Zierfisch.

„Die zartesten Felsen vom ganzen Todesberg“, erklärte er. Ein wenig ungläubig, als könnte er nicht verstehen, dass sie noch nie davon gehört hatte. Und verfehlte damit absolut kolossal das Thema.

Anscheinend war er der festen Überzeugung, dass Goronen und Hylianer sich auf ähnliche Weise ernährten. Was nur wieder bewies, wie abgeschieden die Goronen lebten. Bis vor einigen Jahren hatten sie nicht einmal von der Verheerung Ganon gewusst und für den ausgegrabenen Titanen hatten sie sich lange Zeit ebenfalls nicht interessiert.

Daruks Blick war so offenkundig erstaunt, das Zelda nicht an sich halten konnte. Sie prustete los. Die Situation war einfach zu albern.

Sie sah, dass Link sich kurz zu ihr umdrehte. Einige Schritte rückwärts ging und grinste.

Während die Komik des Moments vollkommen an Daruk vorüberzog.

 

Zelda lachte immer noch, als sie das Gasthaus betraten.

„Steine, Sir Link?“, fragte sie, als sie die Tür hinter sich schlossen. Daruk hatte angekündigt, draußen auf sie zu warten. Auf der großen hölzernen Terrasse, auf der Tische und Stühle und einige Kochstellen darauf warteten, für das Abendessen genutzt zu werden.

Ihr Leibwächter lächelte. Der Anblick löste das letzte Bisschen der Anspannung, die Zelda ihm gegenüber empfunden hatte.

Er zuckte mit den Schultern.

„Ich musste es schließlich ausprobieren“, erwiderte er und steckte den Kopf in eines der Nebenzimmer.

Zelda schüttelte den Kopf in gespielter Ungläubigkeit. „Natürlich“, antwortete sie in dem ironischsten Tonfall, den sie zustande brachte.

„Als Forscherin kann ich diesen Trieb durchaus nachvollziehen. Ich hoffe, du hast dir nicht den Magen verdorben.“

Wieder zuckte Link mit den Schultern. Er lehnte sich an den Türpfosten und verschränkte die Arme.

„Es ist gar nicht mal so übel“, sagte er so nonchalant, dass sie lachen musste. Er wirkte so großspurig. Jungenhaft. Beinahe frech.

„Du solltest es auch versuchen“, schlug er vor, als würde er es ernst meinen. Erst als Zelda in einen Moment ungläubig anstarrte, begannen seine Mundwinkel zu zucken.

Sie rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf.

„Oh, du schrecklicher Mann.“

Bei dieser Bezeichnung rollten Links Schultern nach vorne und bebten auf diese still amüsierte Weise. Er sah kurz zu Boden und scharrte mit den Füßen.

Dann nickte er in Richtung der Tür.

„Komm, du bist sicher hungrig.“

„Ist das so offensichtlich?“, fragte Zelda, zum Teil belustigt, zum anderen besorgt. Verhielt sie sich hungrig? Gehörte sie zu denjenigen, die unausstehlich wurden, wenn ihnen der Magen knurrte. Sie konnte sich nicht erinnern, sich schnippisch verhalten zu haben. Aber vielleicht wusste sie ja gar nichts davon.

„Nein“, antwortete Link und öffnete die Tür. Gestikulierte nach draußen auf den Gang. „Aber ich bin am Verhungern.“

Zelda stoppte in der Bewegung, direkt auf Links Höhe, da sie dabei war, an ihm vorbei auf den Flur zu treten.

„Also bist du derjenige, der hungrig ist. Ich bin nur die vorgeschobene Ausrede“, fasste sie zusammen.

Er hatte den Nerv zu lächeln. Ganz unschuldig.

„Stimmt genau.“

Wieder schüttelte Zelda den Kopf.

„Unerhört“, murmelte sie und setzte sich wieder in Bewegung.

Hinter sich hörte sie ihn leise lachen.

 

Daruk hatte bereits ein Feuer unter einem der Töpfe entfacht, der an einem dreibeinigen Gestell über einer gemauerten Vertiefung im Holzboden hing.

Er selbst war bereits dabei im Kessel zuzubereiten, was immer er zu essen gedachte. Die Luft war erfüllt vom rauchigen Aroma der Flammen und etwas Mehlig-staubigem, das seltsam verbrannt roch. Zelda rümpfte die Nase.

Glücklicherweise sah Daruk es nicht.

„Aah, Bruder. Prinzessin“, polterte der Gorone, als sie sich um das Feuer herum niederließen. Link hatte zwei Stühle für sie heran gezogen und Zelda dankte es ihm mit einem Nicken. Daruk selbst saß auf dem Boden. Wahrscheinlich würde es einen speziellen Stuhl brauchen, der sein Gewicht tragen konnte.

„Fast fertig“, sagte Daruk und wedelte sich einen für Zelda nicht riechbaren Duft zu. Genießerisch schloss er die Augen.

„Hmm“, seufzte er laut. „Wunderbar.“

Ein wenig pikiert beäuge Zelda erst den Goronen und dann den Inhalt des Topfes. Der Anblick darin ließ sie ein wenig das Gesicht verziehen. Neben ihr stieß Link ein unterdrücktes Schnauben aus.

Sie sandte ihm ihren besten überheblichen Blick. Was ihn noch mehr zu amüsieren schien.

„Die Prinzessin hat einen empfindlichen Magen, Daruk. Sie hat gestern schon die Spezialitäten des Festungskochs verschmäht. Es bleibt also mehr für uns.“

Zelda zog die Augen zusammen, verkleinerte sie zu kleinen Schlitzen, als sie Link für diese gemeine Lüge strafte. Natürlich gab er ihr damit die perfekte Ausrede, sich nicht an diesem Stein die Zähne ausbeißen zu müssen. Ohne Daruk vor den Kopf stoßen zu müssen. Bei all seinen steinharten Muskeln war der Gorone ein ziemliches Weichherz und Zelda hätte sich schwer damit getan, seine angepriesene Delikatesse abzuweisen.

Nicht wenn diese käferschwarzen Augen sie so hoffnungsvoll anblinzelten.

„Oh“, machte Daruk und sah Zelda mitleidsvoll an. „Das tut mir leid.“

Zelda presste die Lippen aufeinander und bemühte sich wie jemand auszusehen, der einen empfindlichen Magen hatte.

Link gab sich nicht einmal Mühe seine Belustigung zu verbergen.

Über das Feuer hinweg grinste er so breit, dass seine Zähne blitzten.

Die Göttin allein wusste, wieso ihn das so unendlich amüsierte.

Sie tauschten einen schwelenden Blick, der seine Schultern zum Beben brachten. Gerade weil er so selten lachte, war es enorm ansteckend, wenn er es doch tat und Zelda musste viel Kraft aufwenden, um ihre gespielt entrüstete Miene aufrechtzuerhalten.

„Glücklicherweise ist Sir Link in der Krankenverköstigung äußerst bewandert“, sagte sie süßlich.

Daruk sah sie verwirrt an.

„Krankenverköstigung? Link?“ Seine Augen weiteten sich.

Link winkte ab.

„Die Prinzessin übertreibt. Aber natürlich koche ich ihr gerne etwas aus meinem Repertoire an Rezepten für feine Gaumen.“

Er erwiderte ihren Blick lächelnd. Kein Bisschen aus der Ruhe gebracht.

Natürlich würde er es schaffen ihren spitzen Kommentar abzuwehren und gleichzeitig umzulenken. Er war nicht umsonst ein Meister der Verteidigung. Und des Angriffs.

Zelda gab sich geschlagen.

Zufrieden, dass sie einmal mehr Links Kochkünste würde genießen können.

 

Als Daruks Steinfilets fertig waren, begann Link mit den Vorbereitungen für das eigentliche Abendessen. Zelda nahm den schweigenden, beobachteten Part ein. Genoss es nichts sagen zu müssen und den Austausch gutmütigen Spotts zwischen den zwei Freunden betrachten zu können.

Links Humor war fein und kultiviert, mit einer guten Menge an spitzbübischer Frechheit, die manchmal völlig über Daruks Kopf flog.

Es waren diese Momente, wenn der Gorone polternd lachte, ohne verstanden zu haben, was sein erklärter Bruder wirklich gemeint hatte, in denen Zelda Links Blick suchte.

Denn sie hatte verstanden. Und sie wollte, dass er wusste, dass sie ihm auf die Schliche gekommen war.

Ihr stiller Leibwächter besaß einen schelmischen Sinn für Humor. Niemals auf Kosten anderer, eher gutmütig verwegen.

Mittlerweile dürfte sie eigentlich nichts mehr überraschen.

Mehrere Male tauschten sie einen Blick voll amüsierten Verständnis', etwas, das nur sie beide betraf und für einen kurzen Moment nur sie verband und die ganze restliche Welt ausschloss.

 

Sie lachten und redeten, bis die Sonne untergegangen war und das Flackern der Feuer die Dunkelheit erhellte.

Die Wärme des Berges, die Feuchtigkeit der Quellen, das Stimmengewirr der anderen Gäste. Die verschiedenen Gerüche der Kochstellen, das Lachen, die fortgeschrittene Stunde. All das wiegte Zelda in eine wohlige Entspannung.

Sie fühlte sich sicher. Und wohl. Und sie konnte sich nicht erinnern, jemals so viel Spaß gehabt zu haben. Ein Wunder, wo die Gefahr doch nicht lange zurücklag.

Daruk und Link verspeisten die dampfenden Felsen, während Zelda ihnen mit großen Augen dabei zu sah. Nie, niemals hätte sie gedacht, dass sie je einen Hylianer einen Stein verspeisen sehen würde. Die Möglichkeit hatte in ihrem Verstand gar nicht existiert.

Aber Link kaute mit einer Selbstverständlichkeit, die Zelda erstaunt und stumm den Kopf schütteln ließ.

Seine Portion war deutlich kleiner als die von Daruk und so erschlich sich ihr der Verdacht, dass ihr Leibwächter der exotischen Speise nur deswegen zusprach, um den großen Goronen nicht zu verletzen.

Anscheinend war Daruk nicht der einzige Anwesende mit einem weichen Herz.

Voller Zuneigung betrachtete sie Link, Daruks brüderliche Schläge auf den Rücken stoisch über sich ergehen ließ.

 

Nach einer Weile ertappte Zelda sich dabei, wie sie dabei war, die Geschichte mit dem Hund zu erzählen. Und bei ihren Schilderungen von Daruks ersticktem Schrei und wie er sich hinter sein Schild kauerte, war Link den Kopf in den Nacken und lachte laut und heiser, aus der Tiefe seines Bauches heraus.

Der Anblick hypnotisierte Zelda.

Die starken Muskeln seines Halses, die bei der Bewegung wie Seile hervortraten. Die sinnliche Linie seines Adamsapfels. Die goldenen Lagen seines Haars, das sich mit jedem amüsierten Zucken bewegte. Und als er sich mit einer Hand über das Gesicht fuhr, immer noch lachend, das Glitzern seiner Augen, beinahe schwarz in der Dunkelheit um das Feuer.

Zelda verstummte. Zu sehr in den Anblick vertieft.

Erst als Daruk sich erhob und lauthals streckte, schreckte sie zurück in die Welt.

Sofort sah sie zu Boden, beschämt und besorgt zugleich. Aus dem Augenwinkel sah sie jedoch, dass Link nicht mitbekommen hatte, wie sie ihn angestarrt hatte.

Er lachte immer noch, auch wenn es jetzt mehr wie ein Seufzen klang. Der Nachhall der reizend rauen Geräusche seiner Belustigung.

 

Er war so viel mehr als nur ihr Leibwächter. Er war so viel mehr als nur der Held Hyrules. Und mit jedem Tag, der verging, schlug er sie mehr in seinen Bann. Es fehlte nicht viel und sie wäre nicht besser als die kichernden Hofdamen, die hinter vorgehaltener Hand über seine Wohlgestalt tuschelte. Seine Taten. Die Geschichten mit entzückenden Blicken wiederholten.

Ihr Leibwächter war das Ziel vielfacher Bewunderung. Und ein großer Teil davon bezog sich auf reine Äußerlichkeiten.

Zelda hatte das bisher immer als degradierend empfunden. Als respektlos gegenüber seinen Errungenschaften.

Doch dem Anschein nach war sie nicht viel besser.

 

„Ich geh mal kurz für kleine Kieselsteine“, erklärte Daruk mit der ihm so eigenen polternden Stimme und Zelda biss sich auf die Lippe.

Glücklicherweise konnte er ihre schlecht verborgene Belustigung über diese weit hallende Aussage nicht sehen, da er ihr den Rücken zuwandte und aus dem Lichtkegel heraus trat.

 

Eine angenehme Stille senkte sich über sie. Ein kleines Kokon aus warmem Licht und dem Knacken des Feuers. Eingehüllt von den Gesprächen der anderen Gäste um sie herum.

Zelda beobachtete Link schweigend dabei, wie er die Suppe probierte, die er zubereitete und dann ein wenig mehr Salz in den Kessel rührte.

„Wir haben nie darüber gesprochen“, sagte sie schließlich.

Link sah von dem Kochtopf auf, eine unausgesprochene Frage auf dem Gesicht.

Zelda zuckte mit den Schultern.

„Das hier. Du, für mich kochend.“

Link bewegte den Topf von der offenen Flamme weg und rührte in dem Kessel.

„Wäre es dir lieber, wenn du kochen würdest?“

Zelda sah ihn verwirrt an.

„Nein.“

„Ich schätze, ich bin einfach daran gewöhnt. Für mich zu kochen. Du bist nicht zufrieden?“

„Doch“, amüsiert, dass er so etwas denken konnte.

„Es ist nur“, sie starrte ins Feuer. „Das hat sich so eingeschlichen, ich wollte nicht, dass es unbemerkt bleibt. Also, danke.“

Sie warf ihm ein kleines Lächeln zu, dass Link mit nachdenklicher Miene erwiderte.

„Du hast es dir immer noch nicht verziehen, oder?“, fragte er schließlich. Seine Stimme klang weich und verständnisvoll. Dennoch fühlte Zelda sich unter seinem alles sehenden Blick unbehaglich.

„Du musst dich nicht für alles bedanken, Zelda. Ich weiß es. Es ist schon gut.“

 

Sie schwieg dazu. Unfähig etwas Passendes zu erwidern. Stattdessen kramte sie in ihrem Kopf nach all den anderen Dingen, die sie von ihm wissen wollte.

„Ich wollte dich etwas fragen“, begann sie zögerlich.

Link sah vom Feuer auf. Die Flammen tanzten rötliche Schatten über sein Gesicht, tauchten sein Haar in dunkles Gold.

Zelda schluckte.

„Dein Vater, er-“, sie brach ab. Suchte in ihren Erinnerungen nach dem Wenigen, was sie über Links Vater gehört hatte. Die Angst in ein erneutes Fettnäpfchen zu treten machte sie nervös.

„Er ist im Schloss stationiert?“

Unsicher flackerte ihr Blick zu ihrem Leibwächter. Er hatte einen kleinen Zweig ergriffen und stocherte damit am Rande des Feuers herum. Es war eine untypische Geste für Link. Und gleichzeitig schien es zu dem kleinen draufgängerischen Jungen zu passen, der irgendwo in ihm zu schlummern schien.

Wie widersprüchlich er doch war. Nie hätte Zelda das bei ihrem ersten Zusammentreffen vermutet. Da war es ihr so klar erschienen, was er war. Wer er war.

Wie falsch sie doch gelegen hatte.

Schließlich nickte Link und Zelda atmete innerlich auf.

„Er ist Hauptmann der Patrouillen. Und Militärattaché. So haben er und meine Mutter sich kennengelernt.“ Er sprach zögerlich. Als müsste er die Worte zwischen seinen Zähnen hervorpressen.

Zelda strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Es klang nicht so, als wäre es ein fröhliches Thema für Link.

Mehrfach setzte sie zu erneuten Fragen an, bremste sich jedoch wieder. Stand es ihr zu ihn zu etwas zu löchern, über das er offensichtlich nicht sprechen wollte?

So sehr sie es auch wissen mochte.

Vielleicht war es jetzt an ihr ihn zu schützen. Und sei es nur vor seiner eigenen Loyalität. Für die er wohl auch sein eigenes Seelenheil verkaufen würde.

„Nun“, sagte Zelda schließlich, gab sich Mühe fröhlich zu klingen und die tiefe Enttäuschung in ihrer Brust zu übergehen. „Das ist gut zu wissen“, schloss sie. Hoffend dass daraus deutlich wurde, dass das Thema damit abgehakt wäre, wenn er nicht darüber sprechen wollte.

 

Eine Weile verging, in der Link im Kessel rührte, kostete und sporadisch neue Zutaten hinzufügte. Woher er wusste, was er verwenden musste, war Zelda ein Rätsel. Kochen gehörte nicht zu den Dingen, die einer Prinzessin beigebracht wurden.

Womit sie sich nun schrecklich verwöhnt vorkam.

Dann seufzte er und legte den Kochlöffel beiseite.

„Wir verstehen uns nicht besonders gut“, sagte er und erhob sich aus der knienden Position. Setzte sich wieder auf den hölzernen Stuhl Zelda gegenüber.

Erstaunt starrte sie ihn an. Sie hatte weder damit gerechnet, dass er weiter sprach, noch mit dieser Offenbarung.

„Nicht?“, fragte sie erstaunt und musste sofort unterdrücken, das Gesicht zu verziehen. Wie absolut bescheuert von ihr, ihn zu einem erneuten Geständnis dieser sicherlich nicht sehr angenehmen Tatsache zu zwingen.

Doch Link schien sich nicht daran zu stören. Er schüttelte den Kopf und stützte die Ellenbogen auf seine Oberschenkel.

„Nein“, bestätigte er. „Nicht wirklich.“ Es fiel ihm sichtlich schwer, darüber zu sprechen. Aber nicht auf die Weise, dass er sich dazu zwingen musste. Eher, dass er ungeübt darin war, die Worte zu diesem versteckten inneren Vorgehen zu formen. Etwas, das Zelda sehr gut nachvollziehen konnte.

„Oh“, hauchte sie, für einen kurzen Moment geblendet von der Dankbarkeit, die sie empfand. Dankbarkeit, dass Link dieses Vertrauen in sie setzte. Dass er diese Information mit ihre teilte.

„Damit habe ich nicht gerechnet“, gab sie leise zu und Link schenkte ihr ein kurzes Lächeln. Ein trauriges Lächeln. Ein schnelles Zucken seiner Mundwinkel, das seine Augen nicht erreichte.

„Er ist der Meinung, dass er dafür sorgen muss, dass ich nicht überheblich werde.“ Er hob ein wenig unangenehm berührt die Schultern. Als wäre es ihm etwas peinlich, dass jemand das von ihm denken konnte.

Dass es sein eigener Vater tat. Von Link, demjenigen, der so wenig arrogant war wie ein Schaukelstuhl. Zelda bemerkte, dass sie ihn anstarrte. Vollkommen fassungslos.

„Gleichzeitig hat er diese seltsame Überzeugung, die ihn dazu bringt, mich bei jeder Gelegenheit anzutreiben. Immer noch mehr zu verlangen. Er ist nie zufrieden mit dem, was ich tue“, fuhr Link fort und Zeldas Augen wurden noch größer.

Wieder hob er die Schultern. Er wirkte beinahe entschuldigend. Kurz stützte er sein Kinn auf seine gefalteten Hände. „Es ist ziemlich gegensätzlich. Und sein Verhalten ...“, er stockte kurz. Seine Augen wanderten zu ihr hinüber, wahrscheinlich suchte er nach Worten. Worte, die für die Gegenwart einer Prinzessin angemessen waren. Wahrscheinlich suchte er nach einer vagen Möglichkeit das verrückte Verhalten seines Vaters zu beschreiben.

[JUSTIFY]„Birgt viel Konfliktpotenzial“, beendete er den Satz.[/JUSTIFY]

„Es ist schizophren“, verbesserte Zelda und fühlte sich kein bisschen schlecht dabei. Auch nicht, als Link ihr einen überraschten Blick zuwarf. „Die Gefahr dass du überheblich werden könntest, läuft gegen Null. Mir ist absolut unbegreiflich, wie er das nicht sehen kann.“

Link ließ die Arme sinken und hob den Kopf, besah sie mit Augen aus denen etwas sprach, das Zelda nicht entschlüsseln konnte. War es Dankbarkeit? War es Missbilligung?

Sie schluckte, eine wenig befangen unter der Intensität seines Blickes. Gleichzeitig wollte sie ihm verdeutlichen, wie sie über ihn dachte. Und über die seltsamen Erziehungspraktiken seines Vaters.

Ihr Herz zog sich bei dem Gedanken an einen jungen Link zusammen. Vor Mitleid vor der Verwirrung eines Kindes, eines jungen Knappen, der seinen eigenen Vater beeindrucken musste, aber nie Lob erntete, wenn er die Erwartungen aller weit übertraf. Sondern es noch mehr Kritik erntete. Einfach nur des Prinzips wegen. Um ihn daran zu hindern ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Kein Wunder, dass Link so wenig sprach. Dass er so wenig von sich selbst und seiner Persönlichkeit zeigte.

„Das ist einfach nur grausam“, stellte Zelda fest. „Verrückt und grausam. Und nicht zu vergessen vollkommen unnötig.“ Sie schüttelte vehement den Kopf. So heftig, dass ihr das eigene Haar an die Wangen schlug. Sie spürte eine mächtige Hitze in sich aufsteigen. Wut auf diesen unbekannten Mann, der Links Vater war. Für den sie eigentlich Dankbarkeit verspüren sollte, da er für die Erschaffung ihres Leibwächters mit verantwortlich war.

Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, spannten sich an gegen die gewaltige Blase aus Zorn in ihrer Brust.

„Das ist einfach bescheuert“, platzte sie hervor, nun noch weniger eloquent als zuvor. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Vor ihrer Stirn begann das von ihrer Phantasie erschaffene Theaterstück von Links Kindheit. Bilder, in denen ein Mann mit fiesem Gesicht auf einen kleinen, blonden Jungen einbrüllte. Ihn prügelte. Eine zarte, kränklich wirkende Frau – Links Mutter – die aus der Ferne die Arme ausstreckte, aber nichts tun konnte.

Ein junger Link, entschlossen sich zu beweisen, mit konzentrierter, starrer Miene.

 

Zelda war sich bewusst, dass nichts davon geschehen war. Link hatte mit keinem Wort erwähnt, von seinem Vater misshandelt worden zu sein. Und gleichzeitig war es auch schwer vorstellbar, dass Link, egal welchen Alters, so etwas zulassen würde.

Trotzdem, es gab viele Arten, auf die man ein Kind schinden konnte. Eine davon war, es sich unwürdig fühlen zu lassen. Ihm die Liebe zu entziehen, wenn es sich nicht angemessen verhielt. Nicht den Erwartungen entsprach, die in es gesetzt wurden.

Und wie sich das anfühlte, wusste Zelda nur zu genau.

Es war ihr schier unerträglich, dass Link es ebenfalls zu wissen schien.

„Es erschreckt mich“, begann Zelda mit brüchiger, dünner Stimme, „wie ähnlich dieses Detail unserer Kindheit scheint.“ Sie schluckte und sah zu Boden. Eine Pause entstand, in der niemand etwas sagte. Nur das Knacken der brennenden Zweige und vereinzelte Stimmen der benachbarten Gruppen war zu hören. Eine Geräuschkulisse die mit ihrer Fröhlichkeit nicht hätte unpassender sein können. ,

Nach einer Weile lösten sich Zeldas Fäuste und sie sah auf. Entschlossen.

„Ich werde ihn verlegen lassen“, sagte sie streng. Fixierte Link mit ihrem Blick, der aus tiefen Gedanken zurückzufinden schien.

Er erwiderte ihren Blick, die Lippen zu einer nachdenklichen Linie geformt, die bei jemand anderen beinahe schmollend gewirkt hätte.

Dann blinzelte er, schien zu verstehen, was sie gesagt hatte.

Er lachte. Ein kurzes, amüsiertes Glucksen. Sonor in der Ausführung und die Umgebung erhellend.

„Prinzessin“, entgegnete er, ein wenig gutmütigen Spott in der Stimme. „So sehr ich dir danke, das ist nicht nötig.“ Wieder lachte er. Nicht weil er den Gedanken für lächerlich hielt, so viel war zu erkennen. So indigniert Zelda auch war.

Sondern weil die Vorstellung ihn einfach erheiterte. „Ich habe ihn ganz gut im Griff“, meinte er und besah sie mit einem Blick voller ehrlicher Zuneigung, unter dem Zelda noch wärmer wurde.

Natürlich brauchte Link keine Hilfe, um mit seinem Vater zurechtzukommen.

Er nicht.

„Er macht mich nur von Zeit zu Zeit unfassbar wütend.“

Link lächelte. Entschuldigend? Oder dankbar?

Ein wenig unruhig rutschte Zelda auf ihrem Stuhl umher. Unwillkürlich fragte sie sich, wie ein unfassbar wütender Link aussehen würde.

„Aber danke“, sagte Link und betrachtete sie weiterhin mit diesem warmen Blick. Ließ sie sich gleichzeitig lächerlich und großzügig vorkommen. Sie wünschte sie, sie hätte die Klappen gehalten. Gleichzeitig war sie unendlich froh gesagt zu haben, was sie gesagt hatte. Auch wenn es lächerlich war. Eine machtlose Prinzessin, die in einem trotzigen Anfall willkürlich Ritter disziplinarisch verlegen wollte.

Aber es war eine der wenigen Möglichkeiten Link zu zeigen, dass sie ihn ebenfalls beschützen würde. Auch wenn die Mittel die ihr zur Verfügung standen, wesentlich begrenzter waren. Und nicht ganz unproblematisch.

Doch dem flüssigen Glanz in Links unbeweglichen Augen zufolge hatte er die Botschaft verstanden. Und war dankbar dafür.

Mit einem Mal fühlte Zelda sich verlegen und schüchtern. Als hätte sie zu viel offenbart, auch wenn sie nicht wirklich wusste, was überhaupt.

„Tja“, begann sie in einem plötzlichen Versuch um fröhliche Normalität, „noch etwas, das wir gemeinsam haben.“

Ihr Vater machte sie schließlich auch unheimlich wütend.

Link setzte zu einer Antwort an, doch Daruks polternde Stimme unterbrach ihn.

 

„Uch, dieser Gestank“, beschwerte sich der Gorone und trat in den Lichtschein des Feuers. „Was habt ihr mit diesem Kessel angestellt?“

Verwirrt löste Zelda ihren Blick von Link, der schneller geschaltet hatte und leise lachend die Hand nach dem Kochlöffel ausstreckte.

„Man nennt es Suppe, Daruk“, antwortete ihr Leibwächter und rührte ein weiteres Mal im Kochtopf.

„Huh, riecht scheußlich“, entgegnete Daruk. Zelda betrachtete den Goronen ein wenig pikiert. Das schien ihr nun doch etwas übertrieben. Nicht zu vergessen unhöflich.

Doch dann begann Daruk schallend zu lachen. Mit zurückgeworfenem Kopf und klirrenden Ketten.Und so laut, dass alle Gespräche im Umkreis zum Erliegen kamen.

Zelda sah von Link zu Daruk, sah deren Blicke gegenseitiger belustigter Zuneigung und da verstand sie, dass die beiden diesen Austausch nicht zum ersten Mal führten. Sie entspannte sich ein wenig.

Daruk ließ sich immer noch glucksend auf dem Boden nieder und hieb sich immer wieder auf die massigen Schenkel.

Zelda schüttelte leicht den Kopf. So witzig war es nun auch wieder nicht. Aber was wusste sie schon.

 

Daruk verbrachte die Nacht ebenfalls im Gasthaus. Oder eher gesagt, in den heißen Quellen, da er meinte, dass er es ordentlich warm bräuchte, um einschlafen zu können.

Der Abschied am nächsten Morgen fiel herzlich und laut aus, aber Daruk war sichtlich gespannt darauf, zu Vah Rudania zurückzukehren. Er schien der Steuerung des Titanen nun mit deutlich mehr Enthusiasmus gegenüberzustehen. Zelda konnte es ihm nicht verdenken. Sie wusste wie Knochen schwächend es war, eine Aufgabe, zu der man erkoren war, einfach nicht ausführen zu können. Mit einem traurigen Lächeln sah Zelda dem riesenhaften Goronen hinterher, beobachtete, wie er mit seinem wiegenden Gang die trockene Straße zum Berg hinauf verschwand.

Wie sehr sie sich wünschte, dass auch ihre Probleme mit den Siegelkräften auf magische Weise erlöst wurden.

In ihrer Brust löste sich ein tiefes Seufzen. Laut genug, um Links Kopf drehen zu lassen.

Zelda begegnete seinem Blick widerwillig. Eine kleine Falte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen gebildet, fragend. Sie mühte ein Lächeln auf ihre Lippen.

„Ich sehe sie nicht gern gehen“, sagte sie und spezifizierte dann mit einem Kopfnicken in Richtung Daruks verschwindender Körperform: „Die Recken.“ Es entsprach zwar der vollen Wahrheit, war aber nicht der einzige Grund für ihre traurige Miene. Sie zuckte mit den Schultern.

Eine Geste, die sie sich von Link abgeschaut hatte. Man konnte einfach so unfassbar viel damit ausdrücken.

„Ich fühle mich ihnen verbunden. Auf eine Weise, die ich mit niemandem sonst teilen kann. Und auch wenn es keine tiefe Freundschaft zwischen uns allen gibt“, sie warf Link einen entschuldigenden Blick zu – ihn verband ganz sicherlich keine tiefe Freundschaft mit Revali, „so habe ich dennoch das Gefühl ihnen nah zu sein.“

Sie wartete, während Link ihre Worte verarbeitete, suchte auf seinem Gesicht nach Anzeichen dafür, dass er verstand, was sie sagte. Was sie wirklich sagte.

Dass sie sich ihm nah fühlte.

Doch Links Miene veränderte sich nicht, außer dass sich die steile Falte auf seiner Stirn löste und seine Augenbrauen sich entspannten. Am Ende war es allerdings Zelda, die den Blick abwandte. Die sich unter Links blauen Augen seltsam roh und verletzlich vorkam und deren suchende Qualität nicht länger ertrug. Ihr war als würden all ihre Geheimnisse zu nah an der Oberfläche schwimmen. Und wenn er sie nur lange genug ansehen würde, dann gäbe es kein Verstecken mehr.

 

„In Ordnung, lass uns aufbrechen.“ Zelda drehte sich um, hoffend, dass Link ihrem Beispiel folgen würde. Sie machte einige betont schwungvolle Schritte, ein erleichtertes Seufzen auf den Lippen, als sie seinen vertrauen Gang hinter sich hörte.

Schweigend liefen sie zurück zur Herberge, den trockenen Staub des Weges wie ein roter Nebel um sie herum. Die Gegend um den Vulkan gab seinem Namen wirklich alle Ehre. Die Vegetation war kahl und farblos, ein fürchterlich ironischer Gegensatz zu dem blutigen Leuchten des Berges. Hier gab es nur Echsen, Steine und Insekten. Und den vereinzelten trockenen, gemeingefährlichen Busch, deren Äste bei der kleinsten Berührung abbrachen und sich wie winzige Nadeln in die Haut bohrten. Wo sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit entzündeten und einen Ausschlag verursachten. Nicht zu vergessen, dass sie fabelhafte Verstecke für die wohl tückischsten Vögel Hyrules boten, mannshohe, hässliche Geschöpfe, die bei jeder Gelegenheit versuchten, unvorsichtige Besucher die Hänge hinunterzustoßen. Mit Schnäbeln, die nur im glücklichsten aller Fälle nur blaue und tief purpurne Blutergüsse hinterließen.

Es war schon seltsam, dass die gefährliche Schönheit der Gerudowüste Zelda mit Ehrfurcht erfüllte, während der Todesberg sie eher abstieß.

Sie sah zu Link hinüber, der still neben ihr herlief, den Blick auf die Herberge in der Ferne gerichtet. Ein wenig Farbe war über seine Haut gekrochen und ließ das Gold seines Haares blasser erscheinen als sonst und das Blau seiner Augen heller leuchten. Auch ihrem unberührt scheinenden Leibwächter ging die Hitze nahe, denn anders als am Tag zuvor, hatten sie keine Tränke zu sich genommen. Es lohnte sich nicht, wo sie doch dabei waren den Berg zu verlassen.

Dennoch wirkte er hier genauso zu Hause wie im Schloss, zwischen den Rittern und dem Prunk oder der heiligen Atmosphäre der Quelle des Mutes.

Selbst hier, inmitten dieser kargen Landschaft wirkte er ungezwungen. Auf eine unberührte, kompetente Weise.

Es war nicht so, dass er seine Farbe wechselte wie ein Chamäleon, ein Geschöpf von dem Zelda einmal in einem Buch gelesen hatte. Er schien einfach überall hinzugehören, ohne irgendetwas an dem zu ändern, was er war. Vielleicht kam er deswegen mit all den Rollen so gut zurecht, die man ihm auflud. Sohn, Ritter, Leibwächter, Recke, Held.

Freund.

Er war einfach all diese Dinge.

 

Zeldas Blick fiel auf das Bannschwert, das auf seiner Schulter ruhte wie eh und je. Ein vertrauter Anblick. Ein vertrauensvoller Anblick.

Auf einmal musste sie an etwas denken. Vielleicht war es die Abwesenheit der Bäume um sie herum. Vielleicht die unmittelbare Nähe. Zelda konnte den Gedankengang nicht wirklich zurück verfolgen. Es war einfach da.

„Ich wollte ihn immer mal sehen“, sagte sie, den Blick immer noch das Bannschwert gerichtet. Link wandte ihr den Kopf zu, zog fragend eine Augenbraue hoch.

Zelda nickte in Richtung des Schwertes auf seiner Schulter.

„Den Dekubaum. Die verlorenen Wälder.“ Ihr Blick wanderte nach rechts, traf auf Links blaue Augen.

„Ich war nie dort. Mein Vater ließ mich nicht.“

Link sah wieder nach vorne. Schien zu überlegen.

„Schätze es ist gut so“, fuhr Zelda fort. Plapperte.

„Man kann sich wohl schnell verwirren. Verlorene Wälder und all das.“ Sie lachte kurz, eine Mischung aus Verlegenheit und Belustigung, dann faltete sie seufzend die Hände vor dem Bauch. Ließ ihre Handflächen mit jedem Schritt hin und her schwingen.

„Warum?“, fragte Link schließlich.

„Was warum?“, antwortete Zelda. „Warum ich es sehen wollte, oder warum mein Vater mich nicht ließ?“

„Warum wolltest du ihn sehen?“

Zelda schwieg eine Weile. „Ich wollte das Schwert sehen. Mich vergewissern, dass es noch da ist.“

Sie sandte ihm einen entschuldigenden Blick. „Dass ich noch Zeit habe.“

Link sah sie kurz an, schien etwas in ihren Augen zu suchen, dann wandte er den Kopf erneut gerade aus. Er schwieg und Zelda hatte das Thema längste abgehakt, als er wieder das Wort erhob: „Möchtest du sie immer noch sehen?“

Bevor sie etwas sagen konnte, fügte Link hinzu: „Die verlorenen Wälder?“

Erstaunt, dass er fragte, öffnete sie den Mund. Starrte ihn an, wortlos.

„Sie sehen?“, wiederholte sie ein wenig stottrig. „Klar, ich würde sie gern sehen. Natürlich.“

Zelda sah ihn überrascht an. „Du würdest mich hin bringen?“

Link zuckte mit den Schultern. „Wieso nicht? Wenn du sie unbedingt sehen möchtest?“

Plötzlich freute sich Zelda wie ein kleines Kind am Morgen seines Geburtstages.

„Wirklich? Ich – ja klar, will ich sie sehen. Ja, bitte. Bitte bring mich hin.“

Seine Mundwinkel zuckten kurz, wohl wegen ihrer offenkundigen Begeisterung. Dann nickte er.

„In Ordnung.“

Und änderte abrupt die Richtung.

 

*

 

„Wo, bei der Göttin, bringst du mich hin?“, keuchte Zelda, nachdem sie die wohl hundertste Erhöhung erklommen hatten und mit einer noch größeren Steigung konfrontiert wurden. Das Haar klebte ihr auf der schwitzigen Stirn und ihre Wangen fühlten sich an als würden Kohlen darin glühen. Zwischen ihren Schulterblättern – und zu ihrer Scham auch zwischen ihren Brüsten und Pobacken – hatten sich kleine Rinnsale von Schweiß gebildet, die ihr juckreiz-verursachend die Haut hinabrannen.

Ihre Hosen rieben unangenehm nass zwischen ihren Oberschenkeln und sie musste aussehen wie eine Krabbe. Eine sehr rote, sehr feuchte Krabbe.

„Ich dachte, du würdest mir die verlorenen Wälder zeigen?“

Kurz nach ihrem Geständnis hatte Link sie einen Pfad den Berg hinauf, statt hinabgeführt. Er hatte ihr versichert, dass sie die Pferde auf ihrem Rückweg abholen würden. Zelda war einfach davon ausgegangen, dass er eine Abkürzung zum Wald kannte und war ihm vertrauensvoll gefolgt.

Ein Fehler, wie sich herausstellte.

„Aber ich sehe nur Steine. Und Staub.“ Zelda versuchte mit einem prustenden Ausatmer ein wenig davon aus ihrem Gesicht zu pusten. Ohne viel Erfolg.

Das Traurige war, dass Link den seichtesten Weg fand. Und sie nicht einmal den Berg hinauf gingen. Eher seitlich daran entlang.

„Ich zeige dir den Wald. Von oben“, antwortete Link mit einem belustigten Blick über die Schulter.

„Aber“, widersprach Zelda atemlos, „wie ka-“, da verstand sie.

Sie waren auf dem Weg zu einem Aussichtspunkt. Sie würden vom Berg aus auf den Wald hinaufblicken. Sie würde den Dekubaum von oben sehen. Und sein ganzes Ausmaß.

Die Vorstellung gefiel ihr. Gleichzeitig wusste sie nicht, ob sie beleidigt sein sollte, dass Link sie nicht in den Wald hinein bringen wollte. Dachte er, sie würde sich verirren? Wie denn, wenn er den Weg schon einmal gefunden hatte. Oder wollte er schlichtweg einfach nicht?

 

Bevor Zelda sich in der Paranoia verlieren konnte, prallte etwas Massives gegen sie und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sämtliche Luft wurde ihr aus der Brust gepresst. Sie spürte zuckende Härte, reine, vibrierende Energie, nahm etwas Blaues wahr, das in ihrem Sichtfeld aufblitzte. Roch frische Luft und Metall. Und bevor das alles Sinn ergeben konnte, lag sie auf dem Rücken im Staub und Tausende kleine Steinchen bohrten sich in ihren Rücken. Zelda stöhnte von der Wucht des Aufschlags. Sie war unverletzt, nur ein wenig angeschrammt, eine unnachgiebige Hand hatte das Schlimmste verhindert und ihren Kopf daran gehindert, auf dem Stein aufzuschlagen.

Links Hand, die sich um ihren Hinterkopf krümmte.

Link. Auf ihr. Über ihr.

Zelda sog erschrocken Luft ein. Und sah sich sofort einem Paar gefährlich blitzender blauer Augen gegenüber, die aufhörten über ihren Kopf hinweg zu starren, sondern sie fixierten.

„Still!“, zischte er in einem Ton, den sie noch nie von ihm gehört hatte. Für einen Moment ängstigte sie die blanke Wildheit seines Blicks. So mussten sich seine Gegner fühlen, wenn er sie niederstreckte.

Zelda erstarrte.

Er lag auf ihr, hatte sie zu Boden gerissen. Ihre Körper ein Durcheinander von Gliedmaßen und zerwühlter Kleidung und keuchendem Atem. Seine Nase war kaum eine Handbreit von ihrer entfernt. Sie konnte jedes noch so kleine Detail seines Gesichts sehen. Erneut fiel ihr auf, wie lang und dicht seine Wimpern waren. Auffällig dunkel im Gegensatz zum goldigen Blond seiner sonstigen Erscheinung.

Er hielt den Atem an und starrte sie an, begegnete ihrem Blick mit absoluter Unbeweglichkeit.

Die Wärme seines Körpers begann durch ihre Kleidung zu sickern. Sie spürte die Kontur seiner Oberschenkel, seines Oberkörpers.

Nie zuvor in ihrem Leben war Zelda jemandem so nah gewesen. Es gab kaum eine Stelle, an der sie sich nicht berührten. Er war herausragend in Form, sein fein gebauter Körper hart und von männlicher Kraft vibrierend. Ein Gefühl versengender Zärtlichkeit durchfuhr sie und sie spannte jeden Muskel gegen den überwältigenden Drang ihre Arme um ihn zu schlingen. Gegen den sehnlichen Wunsch mit den Fingern über die harte Linie seines Nackens zu streichen.

Ihr Atem ging schnell, unfähig wie sie war ihr Herz daran zu hindern schmerzhaft enthusiastisch gegen die Begrenzung ihrer Brustkorbes zu hämmern, als wollte es Kontakt mit Links aufnehmen.

Hektische kleine Keucher, die sich an der Linie seines Kinns brachen und wieder zu ihr zurück geworfen wurden.

Ihr ohnehin überhitzter Körper fühlte sich an, als würde er in Flammen stehen.

Derweil verhielt Link sich absolut still. Sah sie einfach nur an.

Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Es konnten Stunden sein, oder auch nur einige Wimpernschläge. Für einen kurzen Moment war ihr absolut bewusst, dass sie das hier niemals vergessen würde. Für den Rest ihres Lebens würde sie sich daran erinnern. An ihn. Auf ihr liegend. Allein, auf dem heißen, trockenen Boden des Vulkans. Die herrliche Schwere seines Körpers auf ihrem, die intime Wärme.

Doch dann holte ihr Verstand mit den Geschehnissen auf und Zelda holte Luft, um zu sprechen. Der kleine Ruck, der sie durchfuhr, schien Link aus seiner Starre zu holen.

Er atmete ein und riss seinen Blick los. Sah über ihren Kopf hinweg. Starrte konzentriert irgendetwas an, das Zelda nicht sehen konnte. Sie versuchte, ihren Kopf zu drehen.

Doch in dem Moment ruckte sein Blick zurück zu ihrem und nagelte sie fest.

Sein Gesicht senkte sich, kam näher und näher, bis sich ihr Atem vermischte. Zelda roch etwas Süßliches, was keinen Sinn ergab und spürte, wie ihr noch mehr Blut ins Gesicht schoss.

„Bleib unten“, raunte er und warme Luft und der Klang seiner Stimme strichen ihr über Ohr und Nacken. Die feinen Haare dort stellten sich reflexartig auf und ihr entfuhr ein ersticktes Keuchen.

„Egal was geschieht, bleib hier.“ Seine Stimme klang gepresst, rau von der Anstrengung gleichzeitig leise und eindringlich zu sprechen. „Bleib unten!“, wiederholte er und seine Augen verkleinerten sich zu Schlitzen, als er sie anstarrte. Zelda brachte ein Nicken zustande, immer noch zu verwirrt um zu verstehen. Dann war er aufgesprungen. Sie vergaß ihr Versprechen noch im selben Moment und drehte sich ruckartig auf den Bauch. Atmete hektisch, versucht mit ihren Handflächen vergeblich ihr heißes Gesicht zu kühlen. Staub wirbelte im Rhythmus ihres Atems stoßweise vom Boden auf und Zelda hielt sich unwillkürlich den Unterarm vor Mund und Nase.

Sie versuchte immer noch zu verstehen, was geschehen war. Versuchte einen Grund für Links Verhalten zu finden und gleichzeitig ihren aufgewühlten Körper zu beruhigen. Sie war absolut schockiert. Und begeistert.

Dann hörte sie Kampfeslärm.

Alle Gedanken verschwanden aus ihrem Kopf. Angst spannte sämtliche Muskeln in ihrem Körper an und instinktiv versuchte sie sich tiefer in den Boden zu drücken.

Für einen Moment hielt sie das Gefühl seines Körpers auf ihrem. Die sichere Stärke seiner Hände um ihren Kopf. Den Geruch von Frische und Männlichkeit. Sein Atem auf ihren Lippen.

Es war ihr ein absolutes Rätsel, wieso ihr Körper sich daran erinnerte, während er gleichzeitig vor schierer Todesangst zu vibrieren schien. Alles schien sich zu vermischen, die Angst, die Aufregung.

Zelda ballte die Fäuste, bohrte ihre Arme ins steinige Erdreich, versuchte, Halt in der Realität zu finden.

 

Sie hörte Metall, das auf Metall schlug. Das dumpfe Brechen von Holz. Das Hallen eines Horns. Ein tierähnliches Schreien. Sie kannte diese Schreie. Bokblins.

Monster.

Zelda begann zu zittern. Sie hatte ihn kämpfen sehen. Sie wusste, dass Link unermesslich geschickt war. Aber das klang wie ein verdammter Hinterhalt. Es klang nach schrecklich vielen Monstern.

In dem Moment begann der Kampf in ihrem Inneren. Alles in ihr schrie liegen zu bleiben. Sich auf Link zu verlassen und ihn seine Arbeit erledigen zu lassen. Doch es klang nach einer extremen Überlegenheit auf Seiten der Monster. Und auch wenn sie ihm versprochen hatte hier zu bleiben, so würde sie sich nie verzeihen, wenn ihm etwas zustieß, während sie sich versteckte.

Zelda stählte sich gegen die ungebändigte Panik und befahl ihren Muskeln sich zu einer Aufwärtsbewegung zu spannen.

Halb krabbelnd, halb kriechend überwand Zelda den letzten Rest bis zur Anhöhe, hinter der das Quieken und Kreischen, das Schreien und das Geräusch zerberstender Schilder und dumpfer Schläge immer lauter wurde.

Sie wappnete sich für den Anblick und spähte dann vorsichtig über den Rand.

 

Niemals hätte sie sich aus das vorbereiten können, was sie da sah. Dutzende Bokblins, ein Gewusel aus Farben und albtraumhaften Fratzen. Leunen. Zwei davon. Gefährliche Ungeheuer mit enormen Kräften, die in Hyrule schon so lange nicht mehr gesehen worden waren, dass sie ins Reich der Mythen und Legenden eingegangen waren.

Und in der Mitte von alledem war Link. Ein blauer, todbringender Wirbelwind, der durch die Monster fällte wie ein Holzfäller mit seiner Axt. Nur dass Link das Bannschwert schwang.

Zelda hatte ihn kämpfen sehen. Hatte gesehen, wie er mit den Yiga kurzen, tödlichen Prozess gemacht hatte. Sie wusste um seine Präzession und um seine Kraft. Aber das hier war etwas ganz anderes.

Wie hatte er sie überhaupt bemerkt? Es musste ein Hinterhalt gewesen sein. Die Monster hatten versteckt gelauert. So viele. Wo kamen so viele Monster her?

Dass sie gemeinsam versteckt gelauert hatten, sprach von einer Tücke, einer gefährlichen Absicht, die über alles hinausging, wie Bokblins als auch Moblins – gerade sprang einer von der Sorte hinter einem Felsen hervor – bisher an Bosheit gezeigt hatten.

Und die Leunen … es war ein albtraumhaftes Wunder, dass sie hier waren.

 

Link brachte die Monster so schnell zu Fall, dass ihr beim Zusehen schwindlig wurde. Angst schnürte ihr den Atem ab und ihr wurde schwindlig. Sie ballte ihre Hände so fest zu Fäusten, dass ihre Fingernägel durch den Stoff ihrer Handschuhe schnitten. Sie versuchte, sich ruhig zu verhalten. Versuchte irgendetwas Nützliches zu erkennen. Etwas, womit sie Link helfen konnte.

Panisch musste sie ihm dabei zu sehen, wie er unter der wirbelnden Waffe eines Bokblins hindurch tauchte, ein besonders boshaft aussehendes Ding, das über und über mit spitzen Stacheln besetzt war.

Er köpfte das Vieh mit einem schnellen, kompromisslosen Hieb, während er gleichzeitig die hohen Pfeile der Leunen unterrannte.

Die absolut tödliche Präzision, die schnelle, kraftvolle Kunstfertigkeit mit der er sich bewegte, sollte ihr nicht so ein sicheres Gefühl geben. Es war immer gefährlich, wenn es jemanden mit solchen Fähigkeiten gab. Auch wenn er auf der eigenen Seite stand.

Aber Zelda fühlte sich sicher. So sicher, wie man sich fühlen konnte, oberhalb einer Schlacht.

 

Als Link einem der Leunen das Schwert in die Brust rammte, tauchte in seinem Rücken ein weiterer auf.

Sie war sich dessen nicht bewusst, aber Zelda musste ein Geräusch gemacht haben. Denn in dem Moment sah Link nach oben. In ihre Richtung. Und ein blauer Bokblin nutzte die Gelegenheit, um auf ihn zu zuspringen.

Zelda biss sich auf ihre Hand, um nicht aufzuschreien. Im letzten Moment konnte Link das Schwert abwehren, doch in der Rückwärtsbewegung traf die Klinge ihn im Gesicht.

Zelda hörte auf zu atmen. Ihre seltsame Faszination vermischte sich mit reiner, realer Angst. Nicht länger um ihr eigenes Leben, sondern um seines.

Doch anstatt getroffen zu Boden zu fallen, preschte Link nach vorne. Der Hieb schien ihn wütend gemacht zu haben und seine Angriffe wurden noch schneller und wuchtiger. Ein Monster nach dem anderen fiel, bis am Ende nur noch ein einziger Leune stand, der ihn mit gespanntem Bogen umkreiste. Ein riesiges Biest mit explodierender Mähne, schwarzen und weißen Streifen und gemein aussehendem Hammer von einem Schwert.

Für einen Moment schienen die Gegner nichts weiter zu tun, als abzuwarten.

Dann täuschte Link einen Angriff nach rechts vor, scherte in die Gegenrichtung aus, sprang gegen einen Felsen und katapultierte sich von dort aus auf dem Rücken des Leunen. Einen Schwertstich von oben später, verendete das Biest mit einem gequälten Stöhnen.

 

Gespenstische Stille senkte sich über den Schauplatz des Schreckens.

Mit einem lauen Gefühl in den Knien rappelte sich Zelda auf und rannte hinüber zu Link, der sich einige Schritte von dem toten Monster entfernt, auf den Boden hatte fallen lassen.

Er hatte ein Bein angewinkelt. Das Schwer ruhte wieder an seinem angestammten Platz auf seinem Rücken und seine Brust hob und senkte sich im schnellen Rhythmus seiner Atemzüge.

Seine blauen Augen blitzten, als er ihr entgegen sah. Nass klebte ihm das Haar in Stirn und Nacken und die Sohlen seiner Stiefel waren Schwarz vom Lebenssaft der Monster.

Ein Schluchzen blieb in Zeldas Kehle stecken, als sie den langen, blutigen Schnitt auf seiner Wange sah. Davon abgesehen, wirkte er erstaunlich unversehrt.

Er rollte langsam mit den Schultern. Drückte mit der Hand die Muskulatur zwischen Schulter und Nacken. Sicher. Sein Schwertarm musste gelitten haben.

Sie versuchte die Blasen werfende, wilde Panik in ihrem Inneren zu kontrollieren. Den Impuls zu unterdrücken ihm um den Hals zu fallen. Ihn zu schütteln. Über sein aufgelöstes Haar zu streichen.

Sie bemühte sich um Ruhe. Klarheit für ihre Worte. Während ihr in diesem Moment das erste Mal wirklich bewusst wurde, dass Link gegen Ganon kämpfen würde. Er würde ihm alleine entgegen treten. Nur mit ihr an seiner Seite. Ohne die Gewissheit, ob sie würde tun können, was sie tun musste, um sie zu retten.

Der Gedanke ließ sie panischer werden als je zuvor.

Sie musste mehr tun. Mehr. Einfach mehr! Von allem. Sie mussten mehr herausfinden. Sie musste härter daran arbeiten, die Siegelkräfte zu erwecken. Sie musste sie erwecken. Sie musste einfach.

Würde es ihr nicht gelingen, wäre das nicht nur ihr eigener Tod. Link würde auch sterben. Und es wäre niemandes Schuld außer ihre eigene.

 

Sie zwang sich zur Ruhe. Dieses Mal gelang es ihr sogar, während sie ihren Weg durch die Kadaver gefallener Bokblins suchte. Link hatte sich nicht bewegt, sah ihr von seinem Platz auf einer Erhöhung entgegen. Sein Blick unlesbar.

Neben ihm sank Zelda auf die Knie. Beugte sich nach vorne und streckte die Hand aus. Überging das innerliche Zögern und strich ihm mit zittrigen Fingern einige schweißnasse Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Unter dem Vorwand die Wunde zu betrachten, ein fieser klaffender Schnitt, der zwar blutete, aber bereits zu verkrusten begann, ließ Zelda ihre Finger über seine Haut gleiten. Spürte Hitze und Schweiß, sah das schnelle Pochen des Blutes in seinen Adern. Link hatte den Kopf gedreht, sah sie an. Wortlos. Bewegungslos. Er schien inmitten eines Versuchs zu sprechen stecken geblieben zu sein. Zelda hatte nicht mal bemerkt, dass er angesetzt hatte, etwas zu sagen.

Ein Teil in ihr – der Teil, der unter dem Gefühl seiner Haut unter ihren Fingern brillierte, der durch die alleinige Tatsache entzückt war, dass sie ihr berührte – bildete sich sein, dass er sich in die Berührung hinein lehnte. Der andere Teil, der praktische Teil, der in der Realität lebte, wusste, dass er lediglich erschöpft war und ein wenig schwankte. Verständlich nach dieser Anstrengung.

Forscherin. Wissenschaftlerin. Das war die einzige Rolle, in der es ihr erlaubt war ihn zu berühren. Aus Interesse heraus. Um eine Verletzung zu betrachten.

Als Prinzessin war es ihr verboten. Ebenso wie die Schmetterlinge, die der Kontakt den Umständen zum Trotz in ihr auslösten.

„Die Wunde ist nicht sehr tief“, sagte Zelda und ließ ihre Hand sinken, erstaunt darüber, wie nüchtern sie klang. „Aber du musst trotzdem vorsichtiger sein!“ Wie lächerlich, wie überaus dämlich doch war das zu sagen. Es war ja nicht so, dass er sich das hier ausgesucht hatte. Und es war ihre Schuld, dass er verletzt worden war. Sie hatte ein Geräusch gemacht und ihn abgelenkt. Sie war nicht, wie versprochen, in Deckung geblieben. Vielleicht hätte er den Hinterhalt nicht aufschrecken müssen und sich mit ihr zurück ziehen können. Aber was wusste sie schon? Vielleicht hatten die Monster sie bereits entdeckt, als er sie zu Boden geworfen hatte.

Link schien der Unsinn ihrer Worte ebenfalls aufzufallen, denn für einen kurzen Moment sah er aus, als würde er etwas sagen wollen. Mit zusammengezogenen Augen, die ihren Blick zweifelnd erwiderten.

Zelda schluckte, versuchte die Situation nicht entgleiten zu lassen und brachte unbedingt notwendigen Abstand zwischen sie. Sie ließ sich auf ihre Knie zurücksinken und sagte in ihrer besten analysierenden Stimme: „Du bist zwar stark … aber nicht unverwundbar!“

Zelda wandte den Blick ab. Sah zu den Kadavern ihrer Angreifer hinüber. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Link es ihr gleich tat.

Von ihrem Standpunkt konnte man das ganze Ausmaß sehen. Die Dutzenden Monster. Tot. Glücklicherweise. Zelda schluckte das Gefühl kaum verfehlter Gefahr herunter. Versuchte einen klaren Kopf zu bewahren und nicht zu einem Pfützchen zitternder Angst zu verfließen.

„Die Monsterangriffe häufen sich in letzter Zeit.“ Zelda dachte an ihren Besuch bei Daruk, damals, als noch andere Ritter für ihre Sicherheit gesorgt hatten. Erinnerte sich an die Horde Bokblins, die den Hund angegriffen hatte, vor dem Daruk sich so gefürchtet hatte.

Sie hatte von so vielen Monstersichtungen gehört. Und das war sicherlich nur ein Bruchteil dessen, was Hyrules heimsuchte.

„Auch so gefährliche wie diese werden immer häufiger gesichtet.“

Stärkere Bokblins von blauer Farbe. Moblins. Und wie es nun schien, auch noch Leunen.

Zelda schluckte und ballte eine Hand vor ihrer Brust. „Ich fürchte … das könnte ein düsteres Vorzeichen sein. Die Wiederkehr der Verheerung ...“

Ein krächzendes Schluchzen drohte ihrer Kehle zu entwischen, ein wahrer Ausdruck dessen, wie sie sich im Inneren fühlte. Anders als die Ruhe ihrer Stimme glauben ließ. Um der Panik keinen Raum zu geben, erhob sie sich ruckartig. Klopfte sich den Staub von Hose und Tunika und sah zu Link hinunter. Er hatte inzwischen beide Hände auf seinen Knien abgelegt und wirkte seltsam entspannt. Als hätte er nicht gerade eben sein und ihr Leben verteidigt. Und dabei Dutzende Monster getötet. Darunter drei Biester, die es eigentlich gar nicht geben dürfte.

„Komm“, forderte sie ihn auf, als er das Kinn hob, um zu ihr aufzusehen. „Es ist nicht viel Zeit.Wir müssen vom Schlimmsten ausgehen und unsere Vorkehrungen treffen, bevor es zu spät ist.“

Sie meinte die Wächter, die Titanen. Einen letzten Versuch ihre Kräfte zu erwecken. Sie wusste selbst nicht, was sie meinte. Zelda wusste nur, dass sie nicht hier sitzen blieben und die toten Monster anstarren konnte. Ihre Angst hatte sie Worte formen lassen, denen sie vielleicht keine Taten folgen lassen konnte.

Mit einem letzten Blick nach oben erhob sich Link, einen resignierenden, geduldigen Ausdruck auf dem Gesicht.

Zelda hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, den Rücken zu der Szene blutiger Verheerung hinter ihr, als Links Stimme sie innehalten ließ.

 

„An welche Vorkehrungen hattest du denn gedacht?“, fragte er und sie drehte sich um. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln vertiefte die Linien neben seinen Augen. „Was, außer vier erprobten Kriegern in vier antiken Kriegsmaschinen, einem stehenden Heer und einer Armee eigenständig kämpfender Wächter, kann noch vorbereitet werden? Was ist das Schlimmste, von dem du ausgehst?“

Zelda betrachtete ihn schweigend. Sah den Schnitt auf seiner Wange. Das Blut an seinen Stiefeln. Den erschöpften Schwung seiner Schultern.

„Dass ich die Siegelkräfte nicht erwecken kann“, sprach sie aus, was sich wie ein Geschwür aus Angst in ihrem Inneren anfühlte. Gab dem namenlosen Scharren eine Stimme. „Dass alles umsonst war und ich nicht werde tun können, was getan werden muss. Dass ich Ganon nicht versiegeln kann. Und dass wir alle sterben.“

Ihre Stimme klang gepresst, zitterte für den Moment aber einmal nicht. An ihrer Seite ballten sich ihre Fäuste und ihre Mundwinkel zogen sich tragisch nach unten, so sehr Zelda sie auch daran hindern wollte. Link machte einen Schritt in ihre Richtung, einen Ausdruck des Mitgefühls auf dem Gesicht.

„Das wird nicht geschehen“, sagte er. Ruhig. Sachlich. Mit derselben tiefen Überzeugung, mit der es schon einmal versichert hatte. Mit anderen Worten, zu einer anderen Zeit.

Zelda verdiente sein Vertrauen nicht.

So sehr sie auch danach greifen und sich darin einwickeln wollte, wie in die Decke, die er ihr Mal um Mal umgelegt hatte.

 

„Was noch?“, fragte er und Zelda blinzelte verwirrt. Noch? War das nicht genug?

„Was für Vorbereitungen willst du noch treffen?“, spezifizierte er. Seine Frage schien ehrlich. Als wollte er tatsächlich wissen, was ihre Gedanken dazu waren. Hier. Inmitten eines Schlachtfeldes. Weil er es tat, weil es ihn interessierte, oder um ihr aus der fehlenden Logik ihrer Worte ein Gefängnis zu bauen, konnte Zelda nicht sagen.

Sie beschloss, sich nicht darauf einzulassen. Er wollte sie beruhigen. So viel stand fest. Sie ließ zu, dass die wie Seile gespannten Muskeln ihrer Schulter ein wenig nachließen.

 

„Bessere Rüstung für dich, Sir Ritter“, sagte sie schließlich, nachdem ihr Blick auf seiner Wange hängen geblieben war.

„Du magst der Held sein. Auserwählt durch das Bannschwert, unendlich mutig, stark und perfekt proportioniert“ – oh Zelda, wo bei Hylia nimmst du diesen Unsinn her – „aber du bist nicht unsterblich.“

Bei ihren Worten sah Link Boden. Schock krabbelte Zeldas Wirbelsäule hinauf.

Jetzt hatte sie es endgültig geschafft. Sie hatte ihn brüskiert. Sie war ihm mit ihrer mädchenhaften, schlecht kontrollierten Schwärmerei vor den Kopf gefahren.

Doch bevor sie etwas hätte sagen können, hob er wieder das Kinn. In seinen Augen tanzte ein Lachen. Was Zelda sofort beruhigte. Er fuhr sich mit der Hand in den Nacken, ein kleines Lächeln auf den Lippen. Er wirkte verlegen. Schüchtern beinahe. Aber nicht auf eine unangenehm berührte Weise.

Unsicher sah Zelda zu Boden, wich seinem Blick aus.

Sie bewegte ihre Füße, versuchte eine Position einzunehmen, in der sie sich wohler fühlen würde.

Doch ihr ging schnell genug auf, dass das nicht geschehen würde.

 

Also hob sie die Hand an ihren Gürtel und zog den Shiekah Stein hervor.

 

„Ich werde ein Bild machen“, teilte sie Link mit, immer noch darauf bedacht ihn nicht direkt anzusehen. Hoffte, dass sie abgebrüht und entspannt wirkte. Ganz als wären ihre Worte nicht Besonderes, schon gar nichts, das ihr Innerstes offenbarte.

„Um den Ort des Angriffs zu dokumentieren.“ Sie richtete den Stein auf die Szenerie.

Zielte in eine andere Richtung als die toten Monster.

„Und danach werden wir uns auf den Rückweg machen. Diese Wunde muss versorgt werden.“

 

Sie ignorierte Links Proteste. Und sie hielten nicht lange an. Vielleicht war er einfach zu erschöpft, um sich gegen ihr anhaltendes Geplapper zu wehren. Aber sie musste sprechen. Täte sie es nicht, würde sie nachdenken. Und das wollte sie nicht.

Der Weg zur Herberge verlief ohne Zwischenfälle. Zelda entschied, dass sie eine weitere Nacht dort verbringen würden. Trotz seiner offensichtlichen Erschöpfung behielt Link die Umgebung im Auge. Er wirkte nicht weniger aufmerksam als sonst, nur wesentlich blasser dabei.

Im Gasthaus orderte Zelda ein heißes Bad und alle Speisen, die die Küche zu bieten hatte. Link versorgte seine Wunde selbst. Ein weiteres Zeichen dafür, wie wenig er sie brauchte.

Er wusch den Schnitt mit heißem Wasser aus und rührte aus einem übel riechenden Pulver eine Paste an, die er sich großzügig über die Wange schmierte.

Beinahe wirkte er damit noch attraktiver. Nicht wegen der Schmiererei. Sondern weil alles zusammen, die Müdigkeit, die körperliche Erschöpfung, die Verletzlichkeit, die Schatten unter seinen Augen ihm eine Aura von Normalität verliehen. Es ließ ihn wirken wie ein auf Erden wandelnder Mann, weniger wie ein vom Himmel herabgestiegener, goldener Gott.

Sein Anblick brachte Zelda dazu sich vor ihm zurück zuziehen.

Sie ließ ihn allein. Mit dem dampfenden Bad und dem üppigen Mahl, das er verschlang wie ein Verhungernder.

Aus Angst etwas sehr, sehr Dummes sagen würde, wenn sie ihn weiter anstarrte. Aus Angst sich nicht mehr losreißen zu können, wenn sie jetzt nicht gehen würde.

Auch wenn ihr schlechtes Gewissen ihr ein dumpfes Klingeln in den Ohren verschaffte, konnte sich nicht länger in seiner Nähe sein. Nicht wenn sie ihm so dankbar war. Nicht wenn all diese namenlosen Gefühle immer noch größer wurden. Ebenso namenlose Schwestern und Brüder bekamen und sich zu einem bunten Schwarm wirrer, wunderbarer, Furcht einflößender Empfindungen verbanden, der Verstand und Standfestigkeit raubte.

Es war einfach zu viel.

Viel zu viel.

Und so wünschte sie ihm eine gute Nacht und zog sich dann in ihr Zimmer zurück. Wo sie keinen Schlaf fand.

Auch nicht, als der Mond lange aufgegangen und jedes Geräusch aus dem Nebenzimmer – das Kratzen von Messer und Gabel, das leise Plätschern von Wasser – verstummt war.

Und irgendwann, in den zeitlosen Stunden inmitten tiefster Dunkelheit, strich sie die Decke zurück. Erhob sich. Ließ sich von ihren Füßen tragen. Bis sie vor der Tür stand, die zu durchqueren die ihr bis an ihr Lebensende verboten sein würde.

Und öffnete sie.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Schaut doch mal in der Charakterbeschreibung vorbei, die talentierte Cossette_Mirage hat zwei wundervolle Fanarts zu 'Stille Wasser sind tief' gezeichnet. <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  InukiLucy
2018-04-05T14:10:24+00:00 05.04.2018 16:10
Hey scippu,

ich habe mich wieder wahnsinnig gefreut, als ich am Ostersonntag dein neues Kapitel entdeckt habe - vom Osterhasen sozusagen...
Ich habe es an diesem Tag - trotz Verwandschaftsbesuch - gleich noch gelesen, weil ich unbedingt wissen wollte wie es weitergeht.

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie viel Gefühl und Emotion du in die Geschichte bringst. Ganz ehrlich, ich finde die deutsche Synchro im Spiel wahnsinnig schlecht. Alles klingt für mich so aufgesetzt bzw. teils auch einfach "heruntergelesen". Speziell Zelda kommt da meiner Meinung oft schlecht weg. Aber du schaffst es - siehe auch ganz aktuell das 10. Kapitel - dass Zeldas schon fast nüchterne Originalworte (aus der Erinnerung am Todesberg) auf einmal perfekt zur Situation passen.

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel. Du hast ja schon geschrieben dass du nun deutlich länger brauchen wirst... Trotzdem schaue ich - wie übrigens seit Erscheinen des ersten Kapitels - jeden Tag nach ob schon wieder eines hochgeladen wurde (freue mich dann umso mehr wenn ein neues da ist).

scippu, ernsthaft: Ich würde dir seitenweise Kommentare schreiben, wenn dich das motiviert und du dadurch weiterschreibst. Aber lass dir soviel Zeit wie du brauchst, solange du deinen Wahnsinns-Schreibstil beibehältst und die Geschichte letzlich zu Ende bringst.

Antwort von:  scippu
29.04.2018 20:47
Liebe Inuki,
ich schaffe es endlich mal, dir auf diesen Kommentar zu antworten, der mich wirklich zu einer Zeit erreicht hat, in der am liebsten aufgeben wollte.
Das klingt jetzt dramatischer als es ist.
Aber ich hatte so viel um die Ohren. Und jeder freie Moment ging für die Schreiberei drauf. Ich hab den Haushalt vernachlässigt. Meine Beziehung. Mich.
Weil ich schreiben wollte. Und es voran bringen wollte.
Und so sehr ich auch für mich selbst schreibe, so bald ich online veröffentliche, komme ich aus den Kreislauf von Schreiben und Feedback wollen nicht mehr heraus. Und ich hab tatsächlich ein bisschen das Gefühl gehabt, im Stich gelassen zu werden, für all das, was ich tue um schnell voran zu kommen.
Und es hat mich emotional ganz schön zur Ader gelassen.
Dein Kommentar hat allerdings einen frischen Wind in meine Schreibstube gebracht. War herzlich und ehrlich und tat einfach so gut zu lesen, dass ich mich sofort ganz ander gefühlt habe. Er hat mich echt durch ein Tief geführt und dafür wollte ich dir danken!

Kommen wir zu Kapitel 10 - Erinnerung 8 ist wirklich nicht meine Liebste.
Und auch wenn ich dir mit der Übersetzung recht geben muss (ich mag die Englische teilweise sehr viel lieber), teile ich deine Meinung was das Voice Acting angeht, generell nicht. In dieser Erinnerung schon.
Vielleicht meinst du auch nur diese Erinnerung.
Die Endlische Zelda finde ich ein wenig lau, muss ich gestehen. Die deutsche Synchronstimme kann in mir viel mehr Emotionen auslösen, gerade in der Erinnerung nach Wiederkehr der Verheerung. Zeldas Verzweiflung finde ich absolut auf den Punkt gebracht.
Aufgesetzt empfinde ich sie nicht. Zumindest grundsätzlich nicht.
Ich finde sie besser als die Englische, an vielen Stellen. Aber dann sind andere an anderen wieder besser. Also für mich gibt sich das ein bisschen die Hand.
Aber es freut mich, dass die Erinnerung durch das Kapitel ein wenig aufgepeppt werden konnte.

Ich hoffe dass ich den Stil bei behalten kann, gib mir gern Bescheid, sollte es zu rutschen beginnen. Ich arbeite ohne Beta - häufig kollidiert das sehr mit meinem Stil zu schreiben und dann funktioniert die Zusammenarbeit nicht gut - so dass mir eine kritische Stimme häufig fehlt. Und manchmal wird man einfach blind für die eigene Arbeit, gerade wenn man sie die ganze Zeit vor der Nase hat.
Aber ich gebe mir Mühe :) Und beenden werde ich die Geschichte bestimmt. Ich denke hier kann ich das tatsächlich das erste Mal sicher sagen.

Also, danke. Wirklich!

Liebe Grüße
Von:  Feuermalerin
2018-04-04T16:44:02+00:00 04.04.2018 18:44
Oooooh, ein neues Kapitel. Ich hab mich so gefreut.
Und so ein Tolles.
Mein Herz hat so geflattert, als LInk Zeld umgeworfen hat. Und sein vorher gemurmeltes 'Es darf dir nichts geschehen' hat mir eine Gänsehaut bereitet.
So, so schön.
Antwort von:  scippu
29.04.2018 20:47
<3 schön dass es dir gefallen hat


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