Metamorphosis von hYdro_ ================================================================================ Kapitel 5: Hate --------------- o5. Hate –    ∙   ◦  ☽  •  ☾  ◦   ∙    – ∵ Hass. Ich sah ihn überall. In anderen, aber vor allem in mir selbst. Seit damals, als mich die Dorfältesten als Lohn für meine Loyalität in eine dreckige Zelle geworfen hatten, hatte er Besitz von mir ergriffen. Er nährte mich, vergiftete mich, verlieh mir Stärke und hinterließ gleichzeitig eine tiefe Leere. Irgendwann überschattete er alles andere und ich glaubte, nie wieder etwas anderes fühlen zu können. Ich hatte mich geirrt. «Na endlich sind wir aus dieser stinkenden Höhle raus! Aber wohin gehen wir jetzt eigentlich, Kakuzu?» «Wir spüren diesen Kerl auf, ich werde es ihn büßen lassen. Sobald wir ihn gefunden haben, wird er sich wünschen er wäre nie geboren worden. Aber zuerst muss ich meine Herzen aufstocken. Also halten wir Ausschau nach Shinobi die halbwegs was drauf haben. Vorher sollten wir allerdings noch einen kleinen Abstecher in ein Dorf machen. Proviant und neue Kleidung besorgen.» «Oh man, ich glaube ich hab dich noch nie so viel an einem Stück reden hören. Scheint dir ja wieder gut zu gehen, hm?» Hidan grinste mich von der Seite an und seufzte dann, als ich nicht auf ihn reagierte. «Aber schön, von mir aus schlachten wir die nächsten ab, die das Pech haben unseren Weg zu kreuzen. So lange dabei einer für mich rausspringt, den ich Jashin-sama opfern kann, ist mir das nur recht.» Wir hatten vor einer halben Stunde die Höhle verlassen und waren Richtung Osten unterwegs. Momentan befanden wir uns in Shimo no Kumi, waren kurz vor der Grenze zu Kumo. Ich war zwar noch nicht völlig auskuriert, doch länger hätte auch ich es nicht mehr in dieser Höhle ausgehalten. Dazu wollte ich mir so schnell wie möglich neue Herzen zulegen. Im Moment war ich äußerst verwundbar – wenn wir auf stärkere Gegner treffen würden hätte ich schlechte Karten. Ein Dorf kam schon bald in Sicht und nachdem wir uns in diesem neu eingedeckt hatten, machten wir uns auf die Suche nach dem Kerl, der mich so übel zugerichtet hatte. Unser Weg führte uns durch dichte Wälder mit vereinzelten Lichtungen, welche wir aus der Deckung der Bäume auf mögliche Feinde ausspähten. Als wir kurze Zeit später tatsächlich eine kleine Ninjagruppe aus Kumo entdeckten, war ich plötzlich wie auf Nadeln. Ich zeigte es nach Außen hin nicht, aber es beunruhigte mich nur mit einem Herz die Konfrontation mit anderen zu suchen. Ich wägte zweimal ab, ob wir uns ihnen zeigen sollten. Doch einer von ihnen besaß die seltene Chakraaffinität Wind, die sich in meiner Sammlung sicherlich prächtig machen würde, und so war es zu verlockend sie einfach weiterziehen zu lassen. Also gab ich Hidan das Zeichen zum Angriff. Glücklicherweise sollten wir keine Probleme mit ihnen haben. Ich hielt mich im Kampf dennoch zurück und ließ Hidan den Großteil der Arbeit machen. So freudig wie dieser seine Sense schwang und ein Gegner nach dem anderen zu Boden beförderte, schien er es nichtmal zu bemerken. Nur wenig später waren sie besiegt und während Hidan sein Ritual an einem der beiden anderen durchführte, kniete ich mich neben den Dritten, der bewusstlos und mit einer klaffenden Bauchwunde im Dreck lag. Ich zog mir Mantel und Oberteil aus und befreite auch den Verletzten von seiner Oberbekleidung. Zu spitzen Nadeln geformt drangen meine Fäden in den Körper des Bewusstlosen ein. Dieser war so weggetreten, dass er nur einmal kurz zusammenzuckte, als meine Fäden in seinem Inneren ihren Weg durch Gewebe, Knochen und Organe bahnten. An der linken Brusthälfte angelangt, wickelten sie sich um sein wummerndes Herz. Als ich alle Verbindungen zum Körper kappte, bäumte sich der Liegende ein letztes mal verzweifelt auf, bevor er erschlafft zurückfiel. Das Herz pochte noch schwach und lag warm und samtig in meinen Fäden, als ich es dem Toten vorsichtig durch die Bauchwunde hinauszog. Meine Brust hatte sich bereits so weit geöffnet, dass ich es mir problemlos einverleiben konnte. Das neue Organ fühlte sich zunächst wie ein Fremdkörper in mir an und ich musste mich stark zusammennehmen, dem ersten Impuls – es sofort wieder aus mir zu befördern – nicht zu folgen. Es würde eine Weile dauern, bis ich mich an das neue Herz gewöhnt hatte. Als es an seinem vorhergesehenen Platz saß, machte ich mich daran, es in mich zu integrieren. Es war ein schwieriger Prozess, der einige Zeit beanspruchen würde. Ich senkte meine Lider, konzentrierte mich darauf alle Verbindungen richtig herzustellen und es vollständig an meinen Kreislauf anzuschließen. Sobald meine Arbeit erledigt war, sollte es wieder anfangen zu schlagen. Und falls es das nicht tat, müsste ich es als einen weiteren Fehlschlag abtun, der bisher schon zwei, drei mal vorgekommen war. Ich war bisher selbst nicht dahinter gekommen, woran es lag, dass mein Körper die neuen Herzen manchmal abstieß. «Du bist kein Mensch mehr, oder?» Ich wagte einen Blick rüber zu Hidan, der in seinem Ritualkreis lag, den er zuvor mit seinem Blut auf den Boden gezeichnet hatte. Der Stab, mit dem er sich selbst aufgespießt hatte, steckte ihm noch in der Brust, doch seine Haut hatte die Skelett ähnliche Tönung bereits wieder verloren. Missmutig stellte ich fest, dass er mich beobachtet haben musste. «Kommt drauf an wie du Menschsein definierst», brummte ich. «Das ist eine gute Frage», antwortete er und keuchte, als er sich den Stab aus der Brust zog. Er setzte sich auf, wischte ihn an seinem Mantel sauber und steckte ihn zurück zu seinen Habseligkeiten. «Wenn man nach der Hülle geht sind wir wohl beide keine Menschen mehr.» «Mag schon sein.» «Wir sind uns eigentlich ziemlich ähnlich», sinnierte er und starrte nachdenklich auf seine blutbeschmierten Hände. Ich gab ein Schnauben von mir, da ich gänzlich anderer Meinung war. Dann, als wüsste er etwas, das ich übersehen hatte, verzogen sich seine Mundwinkel zu einem schmalen Schmunzeln. «Doch, ich finde schon, dass wir uns ähnlich sind.» Behauptete er weiter, während ich versuchte dahinter zu kommen, worauf er eigentlich hinaus wollte. «Wir beide sind… also vielleicht hat es ja–», er brach kopfschüttelnd ab, was mich dazu brachte die Stirn zu runzeln. «Was?», fragte ich nach. «Ach, vergiss es. Das kommt blöd, wenn ich dir das jetzt sagen würde.» Ein wenig war meine Neugier geweckt, doch ich schob sie gleich beiseite, da ich schon wusste, dass es nichts brachte nachzuhaken. Hidan konnte überaus stur sein, deshalb ließ ich es dabei und nahm das eigentliche Thema wieder auf. «Du bist ein Narr, wenn du denkst wir seien uns ähnlich.» Uns zu vergleichen war absurd. Wir mochten beide einen Weg gefunden haben unser Leben zu verlängern – doch das war es auch schon. Ansonsten waren wir so unterschiedlich wie wir es nur sein konnten. Ob Äußerlich oder was den Charakter betraf. Wenn ein Außenstehender uns vergleichen würde, käme er zum gleichen Schluss. Man sah es ja schon auf den ersten Blick. Hidans Unsterblichkeit, seine Gabe – oder wie man es nennen wollte – war so viel heller, klarer, reiner… so viel schöner als meine. Sein Körper regenerierte sich, stellte sich binnen wenigen Stunden wieder vollends her, so dass seine Haut jedes mal aussah, als wäre sie noch nicht einmal berührt worden. Als würde er nach jedem Kampf neu geboren werden. Wo hingegen ich mit meinem vernarbten Körper das absolute Gegenteil bildete. Daher erschien es mir unsinnig, uns zu vergleichen. Wenn man ihn ansah, würden einen solche Dinge wie abartig oder unmenschlich nie in den Sinn kommen, wo hingegen es mir wortwörtlich im Gesicht geschrieben stand. Mir, dem Monster. Dem Monster, das sich nicht darum scherte, dass es eines war. Auch wenn das meine feste Überzeugung war, irgendwo tief in mir war noch immer ein kleiner Teil zurückgeblieben, der dem widersprach. Und manchmal hörte ich Dinge in meinem Kopf, die er mir zuflüsterte. Warum hast du das getan? Warum hast du zugelassen ein solches Monster zu werden? Du bist stärker geworden, aber zu welchem Preis? Was ist das für ein Leben? Wie konntest du nur so sehr vom Weg abkommen? Warum hast du hierfür deine Seele verkauft? «Warum meinst du?», holte mich Hidan aus meinen Gedanken. Ich brauchte einen Moment, bis ich wieder wusste, was ich als letzte gesagt hatte. «Sieh mich doch an. Du bist noch lange nicht so abartig wie ich.» Verbitterung hatte sich in meinen Tonfall geschlichen und ich hasste mich selbst dafür, dass ich nicht im Stande war sie zurückzuhalten. Selbstmitleid. So etwas konnte ich mir nicht erlauben, durfte es nicht – es stand mir einfach nicht zu. Ich selbst hatte mich zu dem gemacht, das ich heute war. Niemals durfte ich es so weit kommen lassen, dass ich meine Entscheidungen in Frage stellte oder anfange sie zu bereuen. Denn dann wäre alles aus. Nein. Kakuzu der Mensch war in dem Augenblick gestorben, als ich die Schriftrolle stahl und das verbotene Jutsu auf mich selbst anwendete. Und das war gut so. Ich bereute nichts. Und da konnte auch dieser kleine Teil, der immer mal wieder aufmuckte, nichts daran ändern. Denn irgendwann würde auch dieser verschwinden. Irgendwann würde es mir gelingen auch das letzte Bisschen von dem Mann, der ich einmal gewesen war, auszulöschen. Obwohl es nicht als Aufforderung gemeint war, kam ihr Hidan nach. Er sah mich an. Sein Blick wanderte über meinen vernarbten Rücken, mein Gesicht, das durch das eingeschnittene Glasgow-Smile auf viele sicher wie eine scheußliche Fratze wirkte, huschte weiter hinauf zu meinen pupillenlosen, blutunterlaufenen Augen, und blieb schließlich an meiner ebenso verunstalteten Brust hängen. Etwas blitzte in Hidans Augen auf, als er mich einen Moment länger als nötig musterte. Ungeahnt bescherte er mir damit eine Gänsehaut, doch bevor ich die Möglichkeit hatte seinen Blick zu deuten, erlosch das, was auch immer darin gelegen hatte. Schulterzuckend löste er seinen Blick von mir. «Ob abartig oder nicht, die Hülle spielt sowieso keine Rolle. Die Seele ist das, was zählt. Wie viel Menschlichkeit ist deiner Seele noch übrig geblieben, Kakuzu?» «Zu viel.» Genug um unter deinem Blick zu erschaudern. Da ich mich wieder auf die Integration meines neuen Herzens konzentrieren wollte, wandte ich mich von ihm ab und schloss die Augen. Doch ich wurde sogleich wieder unterbrochen, da ich hörte, wie Hidan aufstand und sich mir näherte. «Was wird das?», knurrte ich warnend, musterte ihn abschätzend von der Seite, was ihn dazu brachte stehen zu bleiben. Ruhig erwiderte er meinen Blick. «Du kannst es nicht ab, wenn man dir zu nahe kommt, wenn du… da… an dir…» Er machte eine Geste mit der Hand, als suche er nach Worten. «…rum bastelst? Mh?» Ich schwieg, meine Miene blieb hart, was ihm Antwort genug sein sollte. Spätestens nach der Sache damals im Wald, zweifelte ich nicht daran, dass er eine gewisse Faszination gegenüber meinem Jutsu Jiongu hegte. Mir waren seine interessierten Blicke schon früher aufgefallen, wann immer ich meine Fäden benutzte oder meine Masken vom Rücken beschwor. Doch da hatte ich ihnen noch keine große Bedeutung zugesprochen. Wollte er wissen wie mein Körper funktionierte? Wollte er meiner Existenz auf den Grund gehen oder war es bloß oberflächliche Neugier? Vergleichbar mit einem Kind, das alles befingern wollte, was es nicht kannte? «Ich wollte es mir nur mal aus der Nähe ansehen. Denn ich finde Abartigkeit unheimlich reizvoll, Kakuzu.» Ich rechnete mit einem spöttischen Grinsen – ein solches, das er immer aufsetzte, wenn er mich aufziehen wollte. Doch es blieb aus und dann wurde mir klar, dass er es tatsächlich ernst meinte. Nur wie ich sollte ich das verstehen? Als er einen Schritt auf mich zu machte, spannte ich mich automatisch an, da ich befürchtete, dass er es erneut tun wollte. Mir gegen meinen Willen so nahe kommen wie letztes mal, mich für seine schrägen Interessen missbrauchen und in mir herum tatschen, als wäre ich ein Versuchsobjekt. Doch dieses mal würde ich es nicht einfach so über mich ergehen lassen. Ich war nicht mehr wehrlos. Vielleicht war ich noch nicht ganz auf dem Damm, aber sicherlich fit genug, um Hidan in die Schranken zu weisen wenn es nötig war. Hidan sah mir meine Anspannung wohl an, denn er lachte plötzlich laut auf. «Oh man! Mach dir nicht gleich ins Hemd. Wenn du drauf bestehst, lass ich dich eben in Ruhe. Aber echt, ich beiße nicht, ich hätte es mir nur ansehen wollen. Geh doch nicht immer gleich vom Schlimmsten aus.» Beschwichtigend hob er die Hände und kicherte noch immer leise vor sich hin. Ich fand das weniger witzig. «Tu ich aber. So kann einen wenigstens nichts mehr überraschen. Solltest du auch mal versuchen.» «Ich werd’s mir merken», grinste er. «Übrigens hasse ich dieses Wort. Abartig. Wie scheußlich ist das denn? Wenn ich und du abartig sind, dann ist die ganze verdammte Welt abartig.» Er schnaubte verachtend, als wolle er dadurch seinen Hass auf die Welt verdeutlichen. «Du bist nicht abartig. Fuck, wenn du mich fragst ist das nicht die passende Bezeichnung für dich. Ich würde mir ein viel geileres Wort für dich ausdenken. Wie Herzdieb zum Beispiel. Klingt doch wesentlich cooler! Fast wie einer dieser Schurken aus diesen Comics. Du weißt schon, die, die ich mir ansehe, wenn du mich in eine dieser Buchhandlungen schleifst. Die haben auch immer solche abgefahrenen Namen, niemand nennt die beim richtigen Namen.» Ich war mal wieder erstaunt, wie schnell Hidans Stimmung umschwenken konnte. Gerade noch hatten wir uns ernst unterhalten – das glaubte ich jedenfalls, Hidan war für mich dahingehend noch immer undurchsichtig – und jetzt kam ein Redeschwall von Unsinnigkeiten aus seinem Mund gesprudelt. «Das unsterbliche Duo», kicherte er. «Der Herzdieb und ich bin dann… uhm…» «Der Todesgott.» Hidan runzelte im ersten Moment die Stirn, grinste mich dann breit an. Der Begriff war mir herausgerutscht, ohne dass ich es hätte verhindern können. Es war wohl das Erste, das mir zu Hidan in den Sinn gekommen war. Auf unseren Reisen redete er oft solchen Stumpfsinn, beschwerte sich über unwichtige Dinge oder quasselte, ohne auch nur einmal zu atmen, irgendwelches zusammenhangsloses Zeug vor sich hin. Er ging mir damit oft auf die Nerven. Doch manchmal, da beneidete ich ihn für seine Sorglosigkeit. «Ich dachte du seist Atheist und glaubst an keinen Gott? Aber gut… der Herzdieb und der Todesgott.» Er nickte anerkennend, schlenderte zu seiner Sense, hob sie auf und schulterte sie auf seinen Rücken. «Das gefällt mir», fügte er etwas leiser an und warf mir noch einen kurzen Blick über die Schulter zu. ∴ –    ∙   ◦  ☽  •  ☾  ◦   ∙    – All this other shit I'm talkin' 'bout they think they know it I've been praying for somebody to save me, no one's heroic And my life don't even matter, I know it, I know it I'm hurting deep down but can't show it –    ∙   ◦  ☽  •  ☾  ◦   ∙    – ∵ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)