Am I not human? von Jestrum_Cosplay ================================================================================ Kapitel 11: Würde? ------------------ Kühler Wind wehte Itachi entgegen als er über das großflächige Gelände des Lagers lief. Unbewusst zog er die Schultern hoch und vergrub die Hände tiefer in den Manteltaschen, obwohl er in der dunklen schweren Uniform schlicht nicht wirklich frieren konnte, fror er dennoch irgendwie. Warum das so war konnte er sich selber nicht genau erklären. Vielleicht weil er Mitleid mit den Häftlingen in ihrer Zebrauniform hatte, die bei klirrender Kälte keinerlei Schutz oder Wärme bot? Vielleicht war das der Grund. Vielleicht fror er aus Solidarität oder aus Empathie heraus mit den Häftlingen mit. Aber das wäre doch irgendwie absolut heuchlerisch, oder nicht? Ihm war warm, das wusste er eigentlich auch aber dennoch fröstelte es ihn jedes Mal aufs Neue sobald er das Gelände betrat. Er vertiefte die Gedanken über sein Dilemma, als er auf etwas Aufmerksam wurde. Er vernahm laute Stimmen, eine harte Aussprache, sowie viele schneidend bissige Worte – Vermutlich... Ach was dachte er da, ganz sicher sogar, von anderen SS'lern die wieder ihr Unwesen trieben. Der Uchiha hob den Blick an und in sein Blickfeld rutschten tatsächlich zwei SS-Männer, die lauthals auf etwas einredeten und beschimpften. Er konnte es nicht sofort ausmachen aber als seine Augen prüfend das Szenario musterten, bemerkte er schließlich einen Häftling, welcher auf dem Boden lag. Er hatte die dürren Arme schützend um seinen schmalen kaputten Körper geschlungen, flehte immer wieder leise etwas und für jedes leise flehen, bekam er von dem SS-Mann über sich einen Hieb mit der Ochsenschwanzpeitsche, was dem Häftling lauter schmerzhafte Töne entlockte. Itachi schluckte schwer bei dem Anblick der sich ihm bot und er beschloss besser stehen zu bleiben, bevor er noch in das Visier der Männer geriet und diese ihn zum mitmachen anstachelten. Und das wollte er auf keinen Fall, es war schon schlimm genug dass er in der richtenden Position über Leben und Tod der Häftlinge war, da wollte er nicht noch bei solchen unwürdigen Schikanen mitmachen. „Komm du dreckiger Jude, zeig wie schnell du laufen kannst", kam es schneidend von dem einen SS'ler mit der Peitsche, während der andere nur lachte und meinte: „Ich weiß wie wir ihn zum Laufen bringen!" Der Mann bückte sich und riss dem Häftling die Mütze vom Kopf, er stellte sich gerade hin und sah mit einem diabolischem Grinsen auf den Häftling hinunter: „Nun wirst du uns zeigen können, wie schön du laufen kannst, nicht wahr?" Mit diesen Worten hatte der Mann die Mütze über den Zaun des Lagers geworfen. Das sichere Todesurteil für den Häftling. Itachi musste schlucken, sein Körper war wie festgefroren, er konnte sich nicht mal mehr umdrehen und einfach gehen, dem Szenario dem Rücken kehren so wie er es sonst immer tat. Nein, diesmal konnte er einfach nur hier stehen und zu sehen, weil ihm sein Körper keinen Deut gehorchen wollte. Die SS-Männer schienen Itachi immerhin nicht zu bemerken – Zum Glück des Uchihas, stattdessen stachelten sie den Häftling weiter an. Sie beleidigten ihn, traten auf ihn ein, schlugen mit der Peitsche zu und spuckten auf ihn. Es war ein fürchterlich entwürdigendes Szenario. Und so sehr sich Itachi eigentlich auch wünschte einschreiten zu können, so durfte er es nicht. Denn die Männer in schwarzer Uniform würden sicher einen Grund haben, dass sie den Häftling so behandelten, wie sie es nun Mal taten. Irgendwas würde es schon rechtfertigen und sei es auch nur, dass der Häftling einen der Männer schief angeguckt haben soll. Das wurde ihnen schließlich damals in der Ausbildung auch beigebracht. Sie wurden mit Hass und Zorn auf bestimmte Menschen vergiftet und das Lager war der Ort des Auslebens von eben diesem eingetrichterten Hass. Schließlich bemerkte Itachi wie sich der Häftling bewegte, kläglich hustete er aber er hievte sich auf alle Viere hoch. Auf Händen und Knien kroch er an den Bestien in Schwarz vorbei, der Blick stur und apathisch geradeaus gerichtet – Sein Ziel der Zaun hinter welchem die Mütze lag. Oder wie Itachi es sagen würde, der Ort, an dem der Häftling gleich sein erlösendes Ende finden würde. „Na sieh mal einer an, das Schwein kann ja doch noch kriechen", sagte der eine Mann spottend. „Und dieses widerliche Subjekt hat sogar fast den Zaun erreicht", lachte der andere höhnisch. Und ja, der Häftling hatte tatsächlich beinah den Zaun erreicht, er streckte den Arm nach dem Draht aus und verkeilte die Fingere daran, zog sich vorsichtig hoch auf die Beine... Peng. Ein glatter Schuss löste sich aus dem Gewehr vom Wachturm und der Häftling glitt zu Boden, eine Wunde im Nacken aus der das Blut austrat und in feinen Rinnsalen hinaus floss. „Zu schade dass es so schnell vorbeiging", meinte der eine fast schon wehleidig und ging auf den toten Häftling zu: „Komm hilf mir mal." Der andere nickte und half seinem Kollegen, den Häftling hoch zu heben und ins Sanitätswesen zu bringen, wo man vermutlich einen Totenschein ausstellen würde auf dem als Grund „Suizid" angegeben wird. Weil Mord oder Anstiftung zum Suizid – Was im Prinzip auf dasselbe hinausläuft - wollte niemand dort stehen haben oder gar wahr haben. Itachi schüttelte den Kopf, schloss dabei kurz die Augen und atmete tief durch, ehe er den Blick hob, seine Haltung korrigierte und wie der selbstbewusste SS'ler beziehungsweise Schutzhaftlagerführer, der er eigentlich nicht war, an den Männern vorbeilief. Er grüßte sie noch mit einem Kopfnicken und alles war so, als hätte er diesen Mord nie mitgekriegt. Vermutlich war das auch besser so. Zumindest dachte Itachi das und die anderen beiden Männer würden vermutlich auch so denken, hätten sie einen Funken Menschlichkeit und Itachi schon eher bemerkt. * Sasori sah auf als die beiden Männer hineinkamen und ihm den Leichnam des Häftlings auf den Tisch legten. „Was ist die Todesursache?", fragte Sasori mit hochgezogener Augenbraue und beäugte skeptisch den Toten. „Erschossen, er hat Suizid begannen in dem er flüchten wollte", erklärte der SS'ler ihm ruhig und sachlich. „Aha? Dann werde ich das auf den Totenschein schreiben, einer meiner Untergebenen wird sich um die Leiche kümmern, gehen Sie nur", ordnete er kühl an und die Männer nickten, verschwanden dann schnellen Schrittes aus dem Sanitätswesen. Sasori wusste selbstverständlich, dass es kein Suizid in diesem Sinne war. Er glaubte ihnen zwar, dass er bei einem Fluchtversuch erschossen wurde, der präzise Nackenschuss macht es ziemlich deutlich aber er „kannte" diese SS'ler und die Art und Weise wie der Häftling zugerichtet wurde ließ darauf schließen, dass sich diese beiden Sadisten an seinem Leid ergötzt haben und ihn dazu getrieben hatten. Der Rothaarige seufzte. Sie hätten ihn wenigstens am Leben lassen können und ihm übergeben können, damit er neue Medikamente oder sonstiges testen könnte, aber Nein, für seine werten Kollegen war foltern mit anschließendem Mord, so ziemlich zum Lagervolkssport geworden, da blieb für Sasori nicht mehr sonderlich viel über und an toten würden die Experimente eher weniger Sinn machen. Er rümpfte die Nase und meinte in den Raum hinein: „Totenschein ausstellen auf Suizid durch Fluchtversuch, anschließend bringt die Leiche zum Krematorium, die kümmern sich dann um den Rest." Er wandte sich um und ging zurück in sein Büro, wo er den Bericht über die neu getesteten Nervengifte schrieb welche er noch bis vor kurzem getestet hatte. Seine fünf Häftlinge, die fünf auserkorenen Menschen, die die Ehre hatten seine Nervengifte zu testen. Sie alle waren durch diese gestorben. Langsam oder schnell; Unschön oder kämpfend. Einer hing sogar so wacker an seinem Leben, er schaffte es das Kaliumcyanid so lange zurück zu kämpfen, bis es ihn doch noch dahin raffte. Sasori hatte diesen Vorgang selbstverständlich bis ins kleinste Detail aufgeschrieben, es war faszinierend wie viel unterschiedliches er gesehen hatte auf diese Gifte. Sie waren nahezu perfekt, aber dennoch würde er noch etwas am Kaliumcyanid ausbessern müssen. Aber dafür bräuchte er erst noch neue Häftlinge und wenn die Idioten an SS-Kollegen so weiter machten wie bisher, dann würde sich dies nur noch unnötig weiter nach hinten verschieben. Verflucht, dass waren doch Versuchsobjekte und keine Spielzeuge menschlichem Sadismus! Sasori stieß dieses achtlose Verhalten tatsächlich etwas bitter auf aber er dürfte nichts dazu sagen. Im Grunde war er kein Deut besser, wie seine werten Kollegen. Oder war er das doch? Selbst wenn nicht, er würde es selber nicht einsehen, denn er als Arzt, saß noch immer am längeren Hebel um Gott zu spielen und die Karte würde er weiterhin nutzen. Er würde weiterhin, dass tun, was für die Wissenschaft gut war. Er räusperte sich schließlich um die Gedanken abzuschütteln und setzte sich schließlich an seinen Tisch, schrieb seinen Bericht zu Ende, ehe er sich ins Labor aufmachen würde um an dem Gift weiter zu feilen. Er könnte es ja immerhin schon mal vorbereiten und irgendwann würde sich schon die Gelegenheit bieten dies weiter zu testen. Ansonsten würde er einfach beim nächsten Appell selber die Häftlinge mitzählen und sich welche rauspicken, wenn seine Kollegen zu unfähig dafür waren. Sasori schloss die Augen. Ruhig bleiben. Sich darüber zu ärgern wäre einfach unnötig und es wäre reine Verschwendung von Nerven. Nerven die er nicht wirklich hatte. Nerven die er für wichtigeres aufbringen sollte. Seine Experimente zum Beispiel. Im Namen der Medizin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)