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Future for Future

Tatsuro Iwagami/Atsushi Sakurai
von

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Ein Jahr später
 


 

Tatsuro stöhnte unglücklich, als sich einfach kein sauberer Teller für seine aufgewärmte Pizza finden ließ. Entweder er brauchte mehr Geschirr oder er musste doch einmal wieder aufwaschen. Aber vorerst würde es eine Zeitung als Unterlage auch tun.
 

In dieser Hinsicht war das Alleinleben doch etwas nervig.
 

Aber er würde es dennoch nicht wieder hergeben wollen.
 

Seit gut einem Jahr lebte er nun hier. Und auch wenn es wirklich nur ein winziges Apartment mit dem nötigsten an Ausstattung war, so war es doch sein Apartment.
 

Es war ein schwüler Sonntagabend, weswegen er auch nur in einem weiten Shirt und Boxer-Shorts herumlief. Die Klimaanlage hatte vor wenigen Tagen ihren Geist aufgegeben, aber Sawada-san, sein Vermieter, hatte versprochen gleich morgen jemanden deswegen vorbeikommen zu lassen.
 

Sawada-san war ebenso sein Arbeitgeber. Er hatte ihm das kleine Apartment über einem seiner Lagerräume überlassen und war einer der coolsten Chefs den sich Tatsuro vorstellen konnte.
 

Sawada-san besaß ein gut strukturiertes Musikgeschäft, das sich auf zwei weitläufigen Etagen eines ehemaligen Szene Cafés verteilte, dessen ursprüngliches Flair Sawada-san zu einem Teil gleich mit übernommen hatte. Tatsuro mochte die bunten und dynamischen Graffiti und den Hauch von Industrie-Schick, denn es passte alles so ungemein gut zusammen.
 

Er hatte nicht nur einmal vor der Wand mit den Fotos gestanden, die Sawada-san mit einem bekannten Musiker oder einer bekannten Band zeigten, die für Promotion oder aus einem anderen Businessgrund in seinem Geschäft gewesen waren. Erst letztens war der ehemalige Gitarrist von 44Magnum bei ihnen aufgetaucht, um einfach nur mal seinen alten Freund Sawada-san besuchen zu wollen.
 

Ja, Tatsuro mochte seinen Job.
 

Er hatte ihn noch während den letzten High School Monaten gewechselt und das Glück gehabt, dass Sawada-san ihn nach seinem Abschluss als Lehrling eingestellt hatte.
 

Und es wurde wirklich nie langweilig.
 

Er hatte außerdem den besten Zugang zu allen musikalischen Neuheiten und lernte jeden Tag etwas dazu. Manchmal, wenn er noch nicht nach Hause wollte, ließ ihn Sawada-san dabei zusehen, wie er zu ihnen gebrachte Gitarren reparierte. Und wenn Sawada-san gut gelaunt war, spielte er ihm sogar etwas auf einer von ihnen vor.
 

Und wenn er ihm so zuhörte überlegte er selbst auch schon mal, ob er nicht lernen sollte eine zu spielen.
 

Es gab genug Sänger, die auch Gitarre spielten.
 

Aber bevor er sich neuen Aufgaben verschrieb, sollte er wohl erst mal versuchen etwas Ordnung in sein Chaos zu bringen, das leider nicht nur aus benutztem Geschirr bestand.
 

Sato und Hiro waren gestern bei ihm gewesen. Einfach um etwas abzuhängen.
 

Miya hatte unter gerümpfter Nase abgelehnt, da er wisse was meist für ein Durcheinander bei ihm herrschte. Und seit er sich hier einmal in ein altes Sandwich gesetzt hatte, blieb er solchen Treffen meist fern.
 

Tatsuro grinste erheitert, als er sich daran zurückerinnerte und sein Blick streifte über die kleine Postkartensammlung an der Pinnwand über dem Telefontisch im Flur.
 

Sie waren alle von Sakurai.
 

Selbst wenn nicht viel darauf zu lesen stand und er auch nie mit seinem Namen unterschrieb. Aber durch ihre sporadischen Telefonate wusste er von wem sie stammten.
 

Sporadische Gespräche und Briefwechsel, die auch alles waren, was sie über das letzte Jahr verbunden hatte.
 

Tatsuro machte sich nichts vor. Es war mehr als er eigentlich erhoffen durfte. Aber dennoch hatte er sich ab und zu gewünscht ihn wieder einmal persönlich sehen zu können.
 

Natürlich hatte er nie danach gefragt.
 

Es war sicherlich auch besser so.
 

Seinen Freunden hatte er erzählt die Karten wären von seinen Brüdern, was weiteres Erklären nicht notwendig machte.
 

Ohne Sakurai säße er wohl immer noch bei seinen Eltern, oder letztendlich doch auf der Straße.
 

Aber dieser hatte es irgendwie gemanagt, dass er hier einziehen konnte.
 

Und er hatte ihm auch diesen Job besorgt.
 

Zumindest hatte er seine Beziehungen dafür zum Einsatz gebracht. Und Tatsuro fühlte so viel Dankbarkeit für diesen Mann, dass ihn dieses Gefühl manchmal fast zu überwältigen drohte.
 

Seine Eltern hatten sich zwar nicht überschwänglich gezeigt als er meinte, dass er ausziehen würde, aber es war ihnen dennoch anzumerken, dass sie es auch nicht bedauerten.
 

Seitdem hatte sich die Beziehung zu seiner Mutter wieder etwas stabilisiert. Nun wo er auch einem Job nachging, der ihr wohl nicht mehr ganz so unangenehm war, wenn sie Nachbarn oder Freunden von ihm erzählte.
 

Sein Vater war allerdings noch immer der zynische, alte Spießer und somit hielt er sich fern von ihm und seinem Elternhaus.
 

Ein blechernes Scheppern klang von draußen durch das geöffnete Fenster seines Wohnraumes an Tatsuro heran, worauf er dem Geräusch ahnend nachging.
 

Er brauchte nicht lange, bis er den Urheber für den abendlichen Lärm erkannte.
 

Tatsuro gab ein bestimmtes Pfeifen von sich, was den schwarz-weiß gescheckten Kater zu ihm hinaufschauen ließ.
 

Daraufhin begab er sich zu einem der Hängeschränke über seiner Kochnische und holte eine Dose Katzenfutter hervor.
 

Mit einer Schale in der er es angerichtet hatte begab er sich wieder zum Fenster, wo Kai nun auf dem schmalen Fenstervorsprung saß und ihn abwartend fixierte.
 

Tatsuro stellte das Futter ab und Kai wartete den obligatorischen Augenblick ab, in dem er sich mindestens drei Meter von ihm zurückzuziehen hatte, bevor er es sich schmecken ließ.
 

Erneut murrte Tatsuro, als er feststellen durfte, dass seine Pizza nun auch wieder kalt war. Dennoch riss er sich ein Stück davon ab, da es auch mit sauberen Messern schlecht aussah.
 

Dann ließ er sich auf seinem Lieblingsplatz nieder.
 

Satoshi hatte ihm als Einzugsgeschenk tatsächlich seinen Monstersitzsack überlassen. Von da aus schaute er zufrieden auf Kai, der ab und zu ein Schmatzen hören ließ.
 

Es war während eines blinden Umhergreifens nach seiner Flasche Soda, und einem weiteren Bissen in sein Abendessen, als er durch das Klopfen an der Apartmenttür darin unterbrochen wurde.
 

Er erwartete keinen Besuch, aber manchmal schaute Hiro noch mal vorbei.
 

Nur heute würde er ihm sagen müssen, dass er keine große Energie zum Rummachen hatte.
 

Ein Ritual, das sich irgendwie eingeschlichen hatte und über das sie beide nicht sprachen.
 

Mit seinem Stück Pizza im Mund öffnete er schließlich die Tür, nur um es dann, beim Anblick seines Besuchers, achtlos zu Boden fallen zu lassen.
 

„Charmant.“, erwiderte jener auf diesen Vorgang und brachte Tatsuro mit dem folgenden amüsierten Lächeln dazu panisch die Augen zu weiten.
 

Und dann ebenso panisch die Tür wieder zuzuwerfen und sich umzuschauen.
 

Unpassender hätte dieser Besuch nicht sein können. Schlagartig merkte er, wie dermaßen unangenehm ihm der Zustand seiner Behausung war.
 

Aber vor der Tür stehen lassen konnte und wollte er Sakurai auf keinen Fall.
 

„Verdammt!“ Damit öffnete er die Tür nun wieder, was ihm einen fragenden Gesichtsausdruck von Sakurai einbrachte.
 

„Uhm, einfach versuchen nicht zu genau hinzusehen.“, meinte er schließlich nur und bot diesem mit gesenktem Kopf an hereinzukommen. Dabei fiel ihm auch wieder das Stück Pizza ins Auge, das er rasch über die Brüstung des Aufstiegs zu seinem Apartment beförderte
 

Sakurais fragender Gesichtsausdruck war noch immer präsent, als Tatsuro die Tür geschlossen hatte und sich zu diesem umwandte.
 

„Nett hast du es hier Kitten.“ Auch wenn es deutlich aufziehend klang, so war es doch nur dieser Spitzname, den er zu hören brauchte, um Sakurai wortlos um den Hals zu fallen und ihn fest zu umarmen.
 

Selbst wenn er nicht wirklich damit gerechnet hatte, so erwiderte Sakurai diese Geste sogleich, wenn auch nicht so inbrünstig wie es Tatsuro tat.
 

„Diese Begrüßung gefällt mir schon besser.“, neckte ihn Sakurai folglich und strich ihm liebevoll durch die Haare.
 

„Du lässt sie wachsen?“ Nun löste sich Tatsuro wieder von ihm und mit einem etwas schüchternen Lächeln nickte er kurz.
 

„Ich will mal was neues versuchen.“, erklärte er schließlich, worauf sein Blick wieder auf das Chaos seiner Wohnung fiel.
 

„Sorry, aber ich hatte noch keine Zeit zum Aufräumen.“ Daraufhin scannte Tatsuro alles ab, um die peinlichsten Dinge noch fix einsammeln zu können. Wie seine rote Unterhose zum Beispiel, die über der Stehlampe in der Ecke drapiert hing.
 

Wie die dort gelandet war konnte er sich selbst nicht recht erklären.
 

Rasch befreite er den Sessel von allem was dort nicht hingehörte. „Uhm…“ damit deutete er an, dass Sakurai Platz nehmen konnte und hastete weiter herum, um etwas Ordnung zu schaffen.
 

Aus dem Augenwinkel heraus sah er wie Sakurai dem Angebot folgte. Und kaum dass dieser saß, sprang Kai ins Zimmer und dann auf Sakurais Schoß.
 

Tatsuro hielt die Luft an.
 

Kai hasste es, wenn man ihn streicheln oder generell anfassen wollte. Er hatte es selbst durch einen schmerzlichen Versuch erfahren dürfen.
 

Aber nichts war von dieser Aggression zu sehen, als Sakurai den Kater zu kraulen begann, bis dieser sich sogar auf dessen Oberschenkeln zusammenrollte und zufrieden schnurrte.
 

„Deiner?“ Tatsuro schaute noch immer wie gebannt auf diese unerwartete Szene und bekam gar nicht mit, wie man ihn angesprochen hatte.
 

„Eifersüchtig?“, hörte er es dann aber fragen, was ihn Sakurai konfus anschauen ließ.
 

„Huh?“
 

„Ich fragte ob er zu dir gehört?“
 

„Oh. Nein. Nein, er ist ein Streuner den ich ab und zu füttere. Nur lässt er mich nicht an sich heran, ohne auszuschlagen.“ Sakurai schmunzelte kryptisch.
 

„Man braucht etwas Geschick mit diese Art von Rebellen.“, meinte er und deutete Tatsuro an zu ihm zu kommen.
 

„Mach keine hastige Bewegung und sei so locker wie möglich.“ Tatsuro war sich nicht sicher, ob es nur das bräuchte, um Kai ihm gegenüber friedlicher zu stimmen.
 

„Gib mir deine Hand.“ Damit streckte ihm Sakurai seine entgegen. Und so simpel diese Geste auch sein sollte, spürte Tatsuro wie ihm etwas warm wurde, als er dieser Bitte folgte.
 

Er versuchte demnach sich nicht zu verspannen, als Sakurai seine Hand auf Kai niedersenkte. Kai verfolgte das Ganze mit augenscheinlichem Desinteresse, kraulte Sakurais andere Hand ihn doch noch immer unter dem Kinn. Aber Tatsuro würde wirklich nicht darauf wetten.
 

Dann spürte er das weiche Fell unter seinen Fingern und wagte sich es sanft zu streicheln.
 

Dann löste Sakurai seine Hand von ihm. Doch obwohl Kai seinen Kopf von ihm abgewendet hatte, schien er sofort zu merken, dass Sakurais Hand fehlte und schaute ruckartig zu Tatsuro, der sein Tun ebenso prompt stoppte. Es vergingen ein paar angespannte Sekunden, in denen sich Tatsuro und Kai nur anstarrten.
 

Dann drehte Kai seinen Kopf fast divenhaft wieder nach vorn und zeigte auch kein weiteres Missfallen, als er ihn wieder zu streicheln begann.
 

„Siehst du.“, Sakurais Stimme war überraschend nahe, was Tatsuro aufblicken ließ und erst dann wurde er sich darüber bewusst, dass er quasi neben ihm kniete.
 

Und das war auch nicht das einzige, was ihm bewusst wurde.
 

Für einen verschreckten Moment schaute er etwas zu intensiv auf das Lächeln, das Sakurai immer noch trug. Und Verdammt! In natura sah dieser Mund einfach noch so viel verführerischer aus, als auf all den Postern und Fotos, die er über das letzte Jahr von ihm gesehen hatte.
 

Und er verfluchte seine Teenagerhormone aufs Äußerste, als ihm ebenso in den Sinn kam, was er zu ein paar bestimmten Fotos unter dem Schutz seiner Bettdecke tat. Oder warum er froh war, seinen angestauten Trieben ab und zu mit Hiro Luft machen zu können.
 

„Ich sollte wirklich weiter Ordnung machen.“
 

Etwas ungelenk zog er sich daraufhin zurück, als ihn irgendetwas die Balance verlieren ließ und er nach hinten kippte. Zum Glück war es kein schmerzliches Aufkommen, auch wenn ihm da wohl ein paar CD Hüllen in den Rücken stachen.
 

Kai sah dies wohl als Grund sich wieder zu verabschieden, und so war es Sakurai der ihm auf die Beine half.
 

„Wie wäre es, wenn ich dir etwas zur Hand gehe?“, fragte dieser hilfsbereit, doch war es weit weg von sauber, was Tatsuro dabei durch den Sinn ging.
 

„Vielleicht…vielleicht der Abwasch.“, versuchte er sich noch irgendwie zu retten, was Sakurai kurz nicken und sich zu der kleinen Küchenzeile begeben ließ.
 

Tatsuro atmete innerlich erleichtert auf.
 

Das konnte ja noch ein extrem peinlicher Abend für ihn werden.
 

Und wo er gerade bei diesem Gedanken war. Wie lief er hier eigentlich herum? Tatsuros Kopf flutete eine unangenehme Hitze, als er an sich herunterschaute.
 

Gott, er war echt ein Desaster.
 

„Ich bin mal kurz…“, Tatsuro machte eine leichte Handbewegung in Richtung Badezimmer, als er auch schon davonstürmte.
 

Aber wenigstens war sein Bad vorzeigbar, da auch er es widerlich fand, wenn man dessen Sauberkeit vernachlässigte. In einem Haushalt mit zwei älteren Brüdern hatte er in dieser Hinsicht leider einiges hinnehmen müssen.
 

Nur leider gab es auch kein ofuro, sodass er wenigstens einmal die Woche mit Sato in ein Badehaus ging.
 

Soviel Zeit musste einfach sein.
 

Schnell angelte er sich eine seiner bequemeren Hosen von einer der provisorisch aufgespannten Leinen und zog sich diese über. Nach einem Blick in den Spiegel und der Erleichterung darüber, dass sein Shirt keine fragwürdigen Flecken aufwies, schnüffelte er vorsichtshalber noch einmal daran, ob es noch vertretbar sei und kehrte dann zu Sakurai zurück.
 

Es war so ein surreales Bild, wie dieser das Geschirr für ihn spülte, als wäre er nicht der Sänger einer immer populärer werdenden Band. Dann schaute ihn Sakurai unerwartet an, was Tatsuro sich ertappt abwenden ließ.
 

„Isst du eigentlich noch etwas anderes als Fastfood?“ Diese Frage hörte er nicht zum ersten Mal.
 

Yukari hatte ihn dies ebenso schon gefragt, als sie das letzte Mal hier gewesen war. Und auch wenn er es schätzte, dass sie sich immer noch um ihn kümmerte, konnte sie zuweilen etwas zu fürsorglich erscheinen. Was auch schon zu dem ein oder anderen peinlichen Zwischenfall geführt hatte. Sie hatte ihn vor ein paar Tagen wortwörtlich aus seinen Sachen geschüttelt, da sie ihm ab und an eine Ladung Wäsche waschen abnahm, wenn er es nicht in den Waschsalon schaffte.
 

Und egal wie taff er sonst auch sein mochte, so fühlte er sich immer noch peinlich berührt, wenn er daran dachte, dass er am Ende in nichts weiter als seinen ausgewaschenen blauen Boxershorts vor ihr gestanden hatte, die sie ihm in ihrem Waschwahn beinahe auch noch abgenommen hätte.
 

Etwas verlegen fuhr sich Tatsuro über seinen Hinterkopf.
 

„Uhm…es ist halt billig und geht schnell. Außerdem hab ich eh keine Ahnung vom Kochen.“
 

Sakurai schien seine Aufgabe schon beendet zu haben, ließ er nun das Wasser ab und trocknete sich seine Hände an einem Geschirrtuch.
 

„Vielleicht sollte ich Imai fragen, ob er es dir beibringen kann. Er hat ein unerwartet gutes Händchen dafür.“, schlug Sakurai eindeutig zu ernst vor, was Tatsuro erschrocken seine Augen weiten ließ, denn er war sich sicher, dass er schon die erste Unterrichtsstunde nicht überleben würde.
 

Er glaubte genau zu wissen, dass Imai-san nicht gut auf ihn zu sprechen war. Außerdem hatte dieser etwas Einschüchterndes, gegen das auch er mit seiner robusten Fassade nicht ankam.
 

„Na, überstürzen wir da mal nichts. Ich denke Imai-san hat schon genug um die Ohren.“ Selbst Tatsuro war klar, dass die Lockerheit, die er hier zu verkörpern versuchte, nur ein schlechter Witz war. Aber er versuchte es dennoch, was Sakurai letztendlich erheitert auflachen ließ.
 

„Es wäre mir die Frage allein schon wert, nur um sein Gesicht daraufhin sehen zu können.“ Tatsuro hegte keinen Zweifel, dass sich bei dieser Frage Einiges auf Imais Gesicht ablesen lassen würde.
 

Etwas schmollend, dass Sakurai ihn hier für seine Belustigung missbrauchen wollte, sammelte er CDs und Mangas zusammen und stopfte diese in einen der Wandschränke.
 

„Ach nun zieh nicht so ein Gesicht.“ Tatsuro würde wohl nie über den Effekt hinwegkommen, den Sakurais unmittelbare Nähe bei ihm auslöste. Legte dieser ihm nun einen Arm über die Schultern und zog ihn kumpelhaft zu sich heran.
 

„Ich überlass dich schon nicht dem bösen Wolf.“, meinte er mit einem Zwinkern und griff nach einer der CDs, die Tatsuro übersehen hatte.
 

„Wie läuft es denn zur Zeit so bei dir?“, erkundigte er sich daraufhin und Tatsuro konnte sich ein breites Strahlen nicht verkneifen, bevor er ihm schließlich erzählte, was alles in den letzten Wochen passiert war. Er hatte Sakurai eh noch schreiben wollen, aber nun konnte er es ihm auch persönlich erzählen.
 

„…und dann sagte er tatsächlich „Hallo“ zu mir. Ich hätte fast ein CD Regal deswegen umgerannt.“, berichtete Tatsuro begeistert von seiner Begegnung mit Jimmy-san, vor wenigen Tagen. „Ich hab ihn um ein Autogramm gebeten.“ Tatsuro zeigte auf einen Werbeflyer für preisgesenktes Schweinekotelett, der an einem Regal hing.
 

„Ich hatte leider nichts anderes zum Unterschreiben.“, erklärte er schelmisch, schaute Sakurai ihn doch nun fast genauso fragend an, wie es Hirose-san getan hatte, als er ihm diesen Zettel für eine Unterschrift vorgehalten hatte.
 

„Sato und die Jungs sind so neidisch darauf.“, fügte er noch zufrieden an.
 

„Dann heißt das wohl, dass ich dir schon zu uninteressant geworden bin.“ Tatsuro war merklich irritiert über diese seltsame Feststellung. Dann hellten sich Sakurais Gesichtszüge jedoch wieder auf.
 

„Wie läuft es mit der Band?“ Tatsuro hatte Sakurai in einem seiner letzten Briefe darüber berichtet, dass sie die Band wieder zusammenbringen würden. Aber zu diesem Zeitpunkt war alles noch ziemlich wage. Und eigentlich hatte er sich auch gar nicht so viel Hoffnung diesbezüglich gemacht, war das einzige, was er damals wusste, dass Sato Yaguchi getroffen hatte und sie wohl eher aus einem Spaß heraus das Thema einer Wiedervereinigung der Band aufgegriffen hatten.
 

Aber das hatte er Sakurai natürlich nicht geschrieben. Er war einfach nur froh gewesen, ihm etwas erzählen zu können, das den Anschein erweckte, dass er tatsächlich dem Versprechen folgte an der Musik dran zu bleiben.
 

Es war stets ein äußerst unangenehmes Gefühl sich vorzustellen, ihn letztendlich doch nur zu enttäuschen.
 

Aber nun konnte er ihm ehrlich davon berichten, dass sie zwar einen etwas unregelmäßigen Rhythmus für ihre Treffen hatten, aber dran blieben. Derzeit hatten sie auch noch keinen passenden Ort gefunden und griffen somit erst einmal auf die Garage von einem Freund von Hiros Bruder zurück.
 

„Nicht ideal, aber trotzdem besser als nichts.“, meinte Tatsuro dennoch zuversichtlich.
 

„Das freut mich wirklich zu hören. Und Optimismus ist immer gut. Ich und die Jungs haben auch nicht anders angefangen.“ Tatsuro nickte motiviert. Er hatte auch nicht vor sich schon geschlagen zu geben.
 

Und er hätte sich gern noch über so viele andere Dinge mit Sakurai unterhalten wollen, als dieser jedoch einen Blick auf seine Uhr warf und sich mit einem Seufzen durch seine Haare strich.
 

„Tut mir leid Kitten, aber ich muss mich wieder auf den Weg machen.“ Tatsuro ließ auf diesen Hinweis hin enttäuscht seinen Kopf hängen. Aber er hätte es sich auch denken können.
 

Sakurai war nun einmal nicht irgendeiner seiner Freunde.
 

„Verstehe.“
 

„Na nun schau nicht so.“ Sakurai strich ihm erneut über die Haare.
 

„Ich bin eigentlich nur auf der Durchreise und habe noch ein paar Stunden Autofahrt vor mir. Aber ich wollte gern mal vorbei schauen, bevor ich wieder weiter muss. Es ist eine Erleichterung zu sehen, dass es dir wirklich gut geht.“
 

Tatsuro war sich im Klaren darüber, dass er kindisch reagierte, als er Sakurai an seinem Hemd festhielt, als dieser gerade von ihm zurücktreten wollte.
 

„Kannst du nicht auch morgen früh fahren?“, verlieh er seinem Wunsch Ausdruck und schaute mit bittenden Augen auf den Mann vor sich.
 

Sakurai lächelte geduldig.
 

„Und wo soll ich schlafen?“, erkundigte sich dieser nicht wirklich ernsthaft.
 

„In meinem Bett.“ War Tatsuro dennoch recht schnell mit seiner Antwort, in der Hoffnung womöglich doch noch etwas bewirken zu können.
 

„Wird das nicht ein wenig eng für zwei?“ Dass war nicht das, was Tatsuro gemeint hatte, auch wenn ihm diese Vorstellung ein vorwitziges Kribbeln bescherte.
 

„Ich…ich meinte, ich hätte dann hier auf dem Futon geschlafen.“, erklärte er seine Ansicht mit roten Wangen und aufgewühlt schlagendem Herzen.
 

Sakurai kam nun wieder an ihn heran und Tatsuro wusste, dass die folgende Umarmung den Abschied bedeutete.
 

„Danke für das Angebot, aber ich kann nicht.“ Sakurai strich ihm einmal leicht über den Rücken, doch es bewegte so viel mehr in Tatsuro, das er beinahe erneut dazu verleitet war diesen festzuhalten.
 

„Ok.“, nuschelte er gegen dessen Schulter und trat von ihm zurück.
 

Er versuchte sich an einem ehrlichen Lächeln, als er sich vor der Tür endgültig von Sakurai verabschiedete, worauf dieser plötzlich im Gehen inne hielt.
 

„Das hätte ich fast vergessen. Ich habe noch was für dich.“ Damit war Sakurai wieder bei ihm und holte etwas aus seiner Tasche hervor.
 

„Ich weiß dein Geburtstag ist erst in einer Woche, aber so kann ich es dir wenigstens persönlich geben.“
 

Ungläubig schaute Tatsuro auf das Päckchen, das man ihm überreichte und nach einem fragenden Blick zu Sakurai, meinte dieser auch, dass er es ruhig schon öffnen könne.
 

Tatsuros Augen weiteten sich nicht zum ersten Mal vor Überraschung an diesem Abend, als er schließlich sah, was dieser ihm da geschenkt hatte.
 

„Ein Mobiltelefon?!“, unsicher, ob es auch tatsächlich für ihn gedacht war, schaute er Sakurai an, der ihm mit einem Schmunzeln bestätigend zunickte.
 

„Wow.“
 

„Alles was du wissen musst ist in der Kiste. Also dann, pass auf dich auf.“
 

Und diesmal hielt er ihn noch einmal auf, indem er ihn zu sich zog und ihn überwältigt auf die Wange küsste.
 

„Danke!“, gab er seiner Aktion auch eine Erklärung.
 

„Bedankst du dich bei jedem so?“
 

„Wenn diese Person es sich verdient hat.“, grinste Tatsuro nun wieder spitzbübisch, was Sakurai mit einem Lächeln den Kopf schütteln ließ.
 

„Na dann, keine Ursache.“



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