100 Goldfische von NightcoreZorro (Mystrade [BBC]) ================================================================================ Kapitel 1: Nähen ---------------- „Das ist nicht lustig, Gregory.“, knurrte Mycroft leicht gereizt, ihn strafend anfunkelnd. „Jetzt reg dich nicht auf, das ist nur ein Knopf.“, entgegnete dieser, während er ernsthaft versuchte, sein Lachen zu unterdrücken. „Für dich vielleicht...“, zischte der Braunhaarige und zog sich seine Hose wieder aus, sie achtlos auf den Boden fallen lassend. „Ich hab gesagt, nimm mir die Kekse weg, verdammt..“ „Du willst die doch jetzt nicht wegwerfen?“, fragte Greg, Mycrofts Worte gefließend übergehend. „Doch, die ist kaputt.“ „Das kann man nähen!“, seufzte er frustriert und klaubte die Hose samt Knopf vom Boden auf, sich der 'äußert schweren Aufgabe' annehmend. Kapitel 2: Götter ----------------- Nachdenklich saß Mycroft am Esstisch, die Ellenbogen auf diesem abgestützt und die Finger ineinander verschränkt. Sein Blick war hochkonzentriert auf die Schale vor ihm gerichtet. „.. Wusstest du, dass Götterspeise ihren Namen eigentlich nicht verdient hat? Laut der griechischen Mythologie war Ambrosia die Speise der Götter. In der germanischen Mythologie hat sie zwar ihre Bedeutung bekommen – im Übrigen als Gewährer ewiger Jugend, ähnlich wie auch Ambrosia -, aber es war nun mal nicht die Speise.“ Greg, der ihm gegenüber saß, seufzte schwer und hob die Braue. „Willst du noch weiter über die Herkunft des Namens philosophieren oder isst du sie auch irgendwann?“   Kapitel 3: Friedhof ------------------- „Sir, es nähert sich jemand dem Grab ihres-“ „Ich bin bereits vor Ort.“, unterbrach Mycroft seinen Untergebenen am anderen Ende der Leitung, ehe er einfach auflegte und seinen Blick wieder auf Gregory legte, der auf dem Friedhof stand - in der eisigen Kälte – und sich das Haar vom Wind zerzausen ließ. Einen Moment lang ließ sich Mycroft von diesem Anblick ablenken, ehe er sachte mit dem Kopf schüttelte und den Älteren dabei beobachtete, wie er die mitgebrachte Blume auf den erdigen Boden vor dem Grabstein ablegte, ehe er die Hand auf den kalten Stein legte und etwas zu sagen schien, was Mycroft von seinem Standort weder verstehen, noch von seinen Lippen lesen konnte. Der Politiker blinzelte und senkte einen Moment lang den Blick auf die Kerzen vor ihm auf dem Fensterbrett, kam in ihm doch tatsächlich das Gefühl auf, dem Grauhaarigen etwas Privatsphäre zu schenken. Ein mulmiges Gefühl randalierte in seinem Magen, verdarb ihm nun endgültig den Apettit auf ein Frühstück. Seine Finger legten sich an die kühle Scheibe des Fensters, hinterließen ihre feinen Spuren auf dem leicht verdreckten Glas. Der Wunsch, es seinem Freund zu beichten, kam in ihm auf. Doch er konnte nicht, durfte nicht. „Es tut mir leid..“ Kapitel 4: Fall --------------- „... für den Fall, sollten wir schleunigst eine Möglichkeit finden, uns gegen den bevorstehenden Niedergang zu wappnen, Mr. Holmes.“ Der Angesprochene saß an seinem Schreibtisch, auf seinem Stuhl zurückgelehnt und mit nun gehobenen Mundwinkeln. „Mr. Holmes? Haben Sie mir überhaupt zugehört? Es geht um nationalen-“ „Einen Fall.“, unterbrach der Politiker ihn und musste leise auflachen. „Da liegt der Fehler. Moriarty hat nicht die Wahl seiner Worte korrekt bedacht. Oh, das ist gut. Das ist sehr gut. Ich muss sofort meinen kleinen Bruder anrufen.“ Verwirrung stand dem Mann ins Gesicht geschrieben. „Moriarty? Etwa der Moriarty, den wir in unserem Kerker-“ Mycroft schnaufte und warf ihm einen genervten Blick zu. „Ja, exakt der Moriarty.“, meinte er abwesend und machte eine wegscheuchende Handbewegung, nach seinem Handy greifend. „Sherlock. Erinnerst du dich an die Worte, die dir Moriarty gesagt hat?“, meinte er an seinen Bruder gewandt, als dieser abhob, während seine Bürotür zugezogen wurde. „Aber natürlich. 'Ich schulde Ihnen einen Fall.' Verrat mir lieber, warum du überprüfen wolltest, ob ich mich daran erinnern kann.“, seufzte der Jüngere der Holmes. „Offenkundig, dass es sich hier um ein Wortspiel handelt. Absolut offenkundig und selbstredend. Er will dir nicht nur einen Fall – eine Aufgabe, Morde – geben, nein, er will für einen Fall – einen Niedergang, einen Zerfall und einen Ruin – deinerseits sorgen. Er hat dafür einen Fall – ein Anliegen, ein Thema – und will dich vor einen Fall – eine Schwierigkeit – stellen. Er hat dafür einen Fall – ein Modell – erstellt und den Fall – den Verlauf – vermutlich genaustens berechnet. Er hat dir einen Fall – einen Gegenstand, den Code – gegeben und hat, auf seine ganz eigene, verquere Art, auch einen Fall – ein Motiv – für sein Handeln. Er will für einen Fall – einen Beugungsfall – deinerseits sorgen, dich zu fall bringen, dich brechen.“ Ein schweres Seufzen unterbrach seinen Vortrag. „Mycroft. Unterbrichst du wirklich deine unendlich wichtige Arbeit, um mir das mitzuteilen? Meinst du nicht, dass ich nicht von selbst darauf gekommen bin?“ „Selbstredend bist du das. Aber wir können uns auf das Spiel einlassen und dieses Wortspiel erweitern.“ Sherlock runzelte die Stirn. „Wie genau gedenkst du, eine Affäre und eine Kündigung mit einzubauen? Oder einen Rutsch?“ Der Ältere schnaufte leise. „Ich rede von den Synonymen Chance und Sturz. Du hast die Chance, das hier unbeschadet zu überstehen – wir alle, bis auf Moriarty vielleicht. Wir werden deinen Tod vortäuschen – indem zu von einem Haus stürzt. Wir täuschen deinen Fall vor.“ „Oh, jetzt wird es interessant..“ Kapitel 5: Zwang (Teil 1) ------------------------- Greg seufzte und ließ sich auf die Steintreppe in der Bakerstreet fallen, die Akte legte er dabei auf seinem Schoß ab. „Detective Inspector. Warum gehen Sie nicht rein?“ Mycroft war plötzlich an seine Seite getreten, was den Grauhaarigen zusammenzucken ließ. Immerhin fuhr der Jüngere sonst immer mit seinem Wagen vor, anstatt zu Fuß zu gehen. Seine Braue hob sich – zum Einen wegen dieser Ungewöhnlichkeit, zum Anderen wegen der Frage. „Na ja, er ist nicht da..“, setzte er an, wurde aber von einem missbilligen Schnaufen unterbrochen. „Natürlich ist er da. Ich war vorhin bereits hier und da war er wirklich noch unterwegs gewesen, aber mittlerweile ist er zurück.“ Gregs Braue wanderte noch etwas höher. „Haben Sie ihn überwachen lassen oder-“ „Nein, diesmal nicht. Selbstredend, dass es so zu erkennen ist.“ Der Politiker schnaufte wieder leise, offenbar aufgrund seines fragenden Gesichtsausdruckes. „Nun, sehen Sie den Türklopfer? Ich habe ihn erst vor einer Stunde gerade gerückt. Sherlock hat eine Art Zwang, ihn wieder schief zu rücken, sobald er das bemerkt.“ Mycroft rückte ihn wieder penibel gerade und verschaffte sich dann Einlass. Greg schüttelte leicht mit dem Kopf und folgte ihm. „Und Sie haben offenbar den Zwang, ihn wieder gerade zu rücken.“, murmelte er. Kapitel 6: Zwang (Teil 2) ------------------------- „Nun, Gavin..“ „Greg!“, unterbrach ihn der besagte Polizist und schüttelte mit dem Kopf. „Nach sechs Jahren sollten Sie doch endlich mal meinen Namen können.“, setzte er ziemlich unbegeistert nach, was Sherlock bloß mit einem Augenrollen kommentierte. Dass er das mit Absicht machte, musste nicht erwähnt werden. Immerhin war das auch dem Inspector selbst klar. „Nun, Greg, wenn Sie wirklich die Aufmerksamkeit meines Bruders wollen.. hätte ich da eine Idee.“, verbesserte er sich und fuhr fort. Der Dunkelhaarige grinste breit und trat auf ihn zu, ehe er an seinem Kragen herumnestelte, die obersten Knöpfe öffnete und seine Krawatte schief zog. Während dessen unterdrückte dieser den Drang, ihn empört von sich zu stoßen, sondern wartete wirklich mit knirschenden Zähnen ab. „Wissen Sie, mein Bruder hat den Zwang, alles immer gerade zu rücken.“, erläuterte er nebenbei und zwinkerte ihm gut gelaunt zu. „So, nun aber raus! Ich habe noch etwas zu erledigen!“ Sherlock schob ihn die Treppen hinunter und raus auf die Straße. Bevor er dem Inspector die Tür vor der Nase zuschlug, verrückte er den Türklopfer erst ein Stück. Greg schüttelte leise lachend mit dem Kopf und griff nach seinen Zigaretten, um sich eine anzuzünden. Diese verdammten Holmesbrüder machten ihn noch verrückt. Kapitel 7: Tee -------------- Greg entwich ein schweres Seufzen, während sein Blick zu der Küche glitt. Die Tür hatte ihm gerade die Sicht in genau diese versperrt und die Aussicht auf seinen wohlverdienten Kaffee, den er nach einem anstrengen Tag nun mal brauchte, verringerte sich auf ein Minimum. Eigentlich hatte Mycroft ihm kurz einen holen wollen, jedoch hatte dieser seinen Plan spontan geändert, als sein Telefon klingelte - ganz offenbar war er wieder gefragt und man kam nicht ohne ihn aus. Unzufrieden verzog der Grauhaarige das Gesicht und legte seine Füße auf den Wohnzimmertisch, wobei die Teetasse des Politikers bedenklich wackelte. Kurz zögerte er, ehe er nach der noch heißen Tasse griff und einen letzten Blick zur Küche warf. Wer wusste schon, wie lange Mycroft noch brauchen würde und es wäre doch schade um den kalt werdenden Tee. Leicht zuckte er mit den Schultern und trank einen tiefen Schluck, ehe er erneut sein Gesicht verzog und die Tasse abstellte. "Ich habe dich gewarnt, dass du meinen Tee nicht mögen wirst.", erklang plötzlich die Stimme des Jüngeren hinter ihm und er zuckte ertappt zusammen. ".. Da ist Honig drin.", stellte Greg fest. "Selbstredend. Ich mag meinen Tee wie meinen Mann.." Darauf konnte der Polizist nur belustigt schnaufen. Kapitel 8: Zahnbürste --------------------- Als John das Wohnzimmer ihrer gemeinsamen Wohnung in der Bakerstreet betrat, seufzte er schwer und rieb sich über die Schläfen. Der Exsoldat konnte jetzt schon die aufkommenden Kopfschmerzen spüren. „Sherlock.. hast du dir schon wieder meinen Laptop genommen?“, fragte er und ging weiter in die Küche. Zum Streiten vor dem ersten Tee war er definitiv nicht bereit. „Ist es nicht so, dass man sich seine Besitztümer als Paar teilt? Und dir auch einen guten Morgen.“, erwiderte der Dunkelhaarige gut gelaunt, was dem Älteren ein weiteres Seufzen entlockte. „Aber nicht, wenn man es selbst hat. Ich benutze auch nicht deine Zahnbürste.“ Kapitel 9: Geschenk ------------------- "Darf ich jetzt auspacken? Darf ich, darf ich? Oh bitte!!", quengelte Sherlock und ließ sich auf den Boden plumpsen, als er die Erlaubnis bekam, um das Geschenk mit großen Augen auszupacken. Dann herrschte einen Moment Stille, ehe der Lockenkopf behutsam einen Geigenkoffer öffnete und die Geige herausholte. "Myc! Danke!", rief er aus und sprang wieder auf, um seinen großen Bruder zu umarmen. Der Ältere saß mit einer Tasse Tee am Tisch, die er nun aber sicherheitshalber abstellte, ehe er angesprungen wurde. Leicht musste er grinsen und wuschelte durch sein Haar. "So lässt du wenigstens die Finger von meinem Klavier, Bruderherz." Kapitel 10: Atem ---------------- „Myyyc!! Spiel mit mir!“, rief Sherlock und rannte auf den im Gras sitzenden Braunhaarigen zu, dessen Haare noch einen starken Rotstich hatten. „Benimm dich gefälligst erwachsener, Sherlock.“ „Du bist doof! Mir ist langweilig! Du hast nur Angst, dass du nicht mit mir mithalten kannst, weil du wieder zugenommen hast!“ „Na warte!“ Sein Buch landete achtlos im Gras und er erhob sich, um Sherlock hinterher zu jagen. Als er diesen erwischte, riss er ihn zu Boden, wo beide nach Atem ringend liegen blieben. Mycroft prustete vor Lachen und Sherlock jammerte, weshalb dann die seine Mutter fragte, ob alles in Ordnung war. Kapitel 11: Satz ---------------- „Großwild im westlichen Himalaya.“, unterbrach Jim das Schweigen, das zwischen den beiden Männern herrschte, die nebeneinander im Bett lagen und an die Decke starrten. Die Augen des Scharfschützen wandten sich nun aber seinem Boss zu, während sich seine Braue hob. Das überraschte „Was?“, das ihm auf der Zunge lag, verkniff er sich wohl wissend. „Hast du es gelesen?“, fragte er stattdessen und setzte, aus einer Laune heraus, ein „Hat es dir gefallen?“, hinterher. Das kühle „Nein.“ seitens des Schwarzhaarigen überraschte ihn nicht. Dafür aber der Satz, den Jim hinterher schob. „Fehlt nur noch, dass du über unsere gemeinsamen Morde bloggst.“ Kapitel 12: Sonnencreme ----------------------- Greg entwich ein leises Kichern, als er einen Blick auf Mycrofts Gesicht warf, welcher sogleich erwidert wurde. „Was? Hab ich noch was im Gesicht?“, wollte er wissen und hob leicht pikiert die Braue. Sein Gegenüber nickte bestätigend und zog ihn am Handgelenk zu sich auf das Bett, ehe er mit dem Daumen über seine Wange strich, an der er noch eine weiße Stelle hatte. „Weg~ So konnte ich dich nicht rauslassen.“ „Hmh. Ich würde auch mit dir hier drinnen bleiben.“ „Unsinn! Stell dich doch nicht wegen der dreißig Grad so an.“ Mycroft seufzte schwer. „Hab du mal solch empfindliche Haut..“ Kapitel 13: Joggen ------------------ Schwer keuchend blieb Greg stehen und stützte sich mit den Händen auf seinen Knien ab. Sein Atem bildete dabei kleine Wölkchen. „Himmel.. hast du ein Tempo drauf..“ Mycroft blieb ebenfalls stehen und schmunzelte. „Es waren deine Worte, dass ich keine Rücksicht nehmen soll.“ „Ja ja.. was interessiert mich, was ich gestern gesagt habe.. Ich hatte doch keine Ahnung..“, grummelte er und verlor zunehmens die Lust, weiter im Park zu joggen. Dabei hatte er Mycroft gefragt, ob er sich dazu durchringen könnte, auf sein Laufband zu verzichten, damit Greg nicht alleine joggen musste. Langsam schlürfte er bis zu einer Bank, auf die er sich schwer atmend fallen ließ. „Ich fühle mich, als hätte ich einen Marathon hinter mir...“, jammerte er leise. „Eigentlich waren es nur-“ „Sag es nicht!“, wurde Mycroft von Greg unterbrochen, der ihn nun etwas genervt anstarrte. „Ich will das erst gar nicht hören. Ich hab keine Lust mehr, Hun. Ich hab Hunger. Warum frühstücken wir erst nach dem Laufen?! Ich hätte wenigstens einen Kaffee trinken sollen, statt einem verdammten Glas Wasser!“ „Du wolltest, dass ich deinen Diätplan übernehme. Aber wir frühstücken in Ruhe gemeinsam, wenn wir zurück sind. Na los, die Hälfte haben wir schon hinter uns..“ Greg stöhnte leise und legte den Kopf in den Nacken. „Kann dein Fahrer uns nicht hier abholen? Ich gehe keinen Schritt mehr. Vor allem nicht in diesem Tempo!“ Mycroft schmunzelte sachte. „Ich kann ihn natürlich anrufen und darum bitten.. Dann werde ich heute Nachmittag mein restliches Training beenden.“ Schon stand Greg wieder auf den Beinen. „Nein, nach der Arbeit gehörst du mir! Ist ja schon gut, wir laufen nach Hause..“, gab er sich geschlagen und Mycroft schmunzelte zufrieden. „Dann los. Ich werde die nächsten tage auch etwas langsamer laufen, bis du fit genug bist, um mit mir mitzuhalten.“, neckte er und keuchte überrascht, als Greg ihm auf den Hintern schlug. Innerlich war er froh, dass der Park so früh morgens noch wie leergefegt war. Sonst wäre ihm das mehr als nur unangenehm gewesen. „Mach so weiter, Mycroft, und ich zahle dir das heute Nacht heim.“ Die Mundwinkel des Größeren zuckten und er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Nun. Wenn du dich beeilst, dann schaffen wir das vielleicht sogar noch, bevor deine Schicht beginnt.“ Mycroft musste sich ein Kichern verkneifen, als Greg direkt wieder in einem schnellen Tempo zu joggen begann. Er wusste eben doch, wie man ihn motivierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)