Home. von Sunwings ([Zorro x Nami]) ================================================================================ Kapitel 1: Vergangenheit. ------------------------- 1. Vergangenheit   „Nami! Was machst du denn da?“ Die junge Frau schreckte aus ihren Tagträumereien und wandte sich zu Lysop um, der sie mit verschränkten Armen vor der Brust musterte. Sein Blick war besorgt, weswegen Nami sofort ein Lächeln auf ihre Lippen legte um ihren Freund zu beruhigen. „Ich habe nur das Meer beobachtet“, entschuldigte sie sich und schnappte sich ihren Korb voller Orangen, den sie behutsam neben sich gestellt hatte. Ohne weiter auf Lysop zu achten, warf sie noch einen letzten Blick über ihre Schulter und auf die heruntergehende Sonne über den Horizont. Schon wieder war ein Tag vergangen... „Nami...“, fing Lysop an, doch Nami schnitt ihn mit einem wütenden Blick das Wort ab. „Fang jetzt bloß nicht damit an, hörst du?“, fuhr sie ihn an und spürte im selben Moment, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. „Ich will es nicht hören...“ Lysop seufzte, doch nickte schließlich. Er ließ Nami mit ihrem Korb Orangen an sich vorbei, doch den besorgten Blick, den er ihr hinterherwarf, bekam Nami nicht mehr mit.   Wütend stapfte sie die letzten Meter zu ihrem kleinen Zuhause hinauf. Sie hatte doch nur das Meer beobachtet, sonst nichts! Warum musste Lysop nur damit anfangen... Sie hatte einen wirklich guten Tag gehabt. Sorglos und unbeschwert. Stöhnend stellte sie den schweren Korb in den kleinen Abstellraum in ihrer Küche und setzte sich danach erschöpft auf einen der Stühle am Esstisch. Nachdenklich stützte sie ihren Kopf auf ihre Hände und drängte zornig die Tränen zurück. Sie hatte genug geweint. Ihr Blick glitt auf das eingerahmte Foto, das mitten auf dem Tisch stand. Gedankenverloren strich sie mit den Fingern darüber. Es war das letzte Foto, das sie alle zusammen zeigte. Ihre Augen hafteten sich auf ihr eigenes Gesicht, das ihr freudestrahlend entgegenblickte. Kurz vor diesem Zeitpunkt hatte sie ihren Traum erfüllt und eine Weltkarte gezeichnet. Sie war noch nie so glücklich gewesen wie in diesem Moment. Die Strohhutpiraten waren auf der letzten Insel angekommen und Ruffy wurde endlich Piratenkönig. Seitdem war jedoch viel passiert. Sie waren zur Ruhe gekommen, hatten das Piratenleben an den Nagel gehängt und waren nun über die gesamte Welt verteilt. Auch wenn Nami es zuerst guthieß, ein wenig Abstand vom Piratenleben zu halten, vermisste sie ihre Freunde. Ihre Familie. Es waren nun schon vier Jahre vergangen seitdem sie sich getrennt hatten. In dieser Zeit hatte sie den Großteil ihrer Crewkameraden nicht mehr gesehen.   Ihre Finger strichen über die Gesichter von Robin und Franky. Robin schrieb ihr monatlich einen Brief, in dem sie Nami auf den Laufenden hielt. Die beiden hatten sich für ein Leben auf Water 7 entschieden. Auch wenn sie viele schlechte Erinnerungen an diese Insel hatten, war es dennoch Frankys Zuhause und Robin hatte sich dafür entschieden, mit ihm zu gehen. Ob die beiden mehr als Freundschaft verband, wusste Nami nicht genau. Darüber schwieg Robin eisern, doch irgendwie war es ziemlich offensichtlich, dass da mehr zwischen ihnen war. Auf Namis Lippen schlich sich ein Lächeln. Sie musste die beiden dringend besuchen.   Neben Robin fiel ihr Sanjis Lächeln ins Auge. Belustigt strich sie auch über seine Abbildung. Sie freute sich für ihn, denn auch er hatte seinen Traum erfüllt und den All Blue gefunden. Nun lebte er, zusammen mit vielen Meerjungfrauen, auf einer Insel umgeben von verschiedenen Fischschwärmen und bekochte von früh bis spät wunderhübsche Frauen. Sanji schrieb ihr viele Briefe, in denen er nach wie vor seine ewige Liebe schwor. Aber sie wusste von Robin, dass sie genau die gleichen Liebesbekundungen von ihm erhielt. Es konnten viele Jahre vergehen aber Sanji würde sich wohl niemals ändern.   Auf den Weg zurück zum East Blue hatten sie Brook bei La Boum abgesetzt und vermutlich spielte er ununterbrochen auf seiner Geige um seinen alten Freund bei Laune zu halten. Nami kicherte leise bei dem Gedanken an ihr Abschiedsgeschenk für Brook. Sie war sich sicher, dass ihr Höschen einen ganz besonderen Platz in seinem Schlafzimmer hatte.   Ihr Blick glitt zu Ruffys großem Grinsen, das er ständig im Gesicht hatte und ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer. Sie würde es zwar niemals zugeben, aber Ruffy vermisste sie am meisten. Sogar damals, als sich seine geliebte Crew über die Meere verstreut hatte, war dieses Grinsen in seinem Gesicht. Er war immer der Meinung gewesen, dass ihr letztes Abenteuer noch vor ihnen lag. Und damals hatte sie ihm geglaubt. Aber inzwischen wusste sie, dass das unmöglich war. Die Marine überwachte jeden ihrer Schritte und sie war sich sicher, sobald Ruffy seinen Unterschlupf verlassen würde, wäre sein letztes Abenteuer der Weg zum Schafott. Auch wenn ihm das vermutlich nichts ausmachen würde, hoffte Nami inständig, dass er sich so bedeckt wie möglich verhielt. Vivi musste alle Hände voll zu tun haben. Mit einem Lächeln erinnerte sie sich an den letzten Brief ihrer Freundin zurück, in dem sie sich darüber beklagt hatte, wie schwierig es war, Ruffy auf Alabasta festzuhalten.   Gerade als Namis Finger weiter über das Foto fuhren, stürmte jemand in ihr kleines Haus und störte ihren Ausflug in die Vergangenheit. Sie stellte das Foto zurück auf seinen Platz und drehte sich genervt zu dem Störenfried. Chopper stand schwer atmend vor ihr und erst als er ihr einen besorgten Blick zuwarf, bemerkte Nami, dass sie Tränen in den Augen hatte. Sofort wischte sie sich mit der Hand über ihre Augen und zwang sich zu einem aufrichtigen Lächeln. „Was ist los, Chopper?“, fragte sie ihren alten Kameraden, der sich nach ihrer Reise dafür entschieden hatte, eine Weile bei ihr auf Kokos zu wohnen. Aus einer Weile wurden schließlich vier Jahre und sie glaubte kaum, dass Chopper jemals wieder von ihrer Seite weichen würde. Obwohl er Dr. Kuleha und seine alte Heimat vermisste, hatte er hier ein neues Zuhause gefunden. Er war als Arzt für die Dorfbewohner sehr wichtig geworden und die Kinder liebten es mit ihm zu spielen. „Lysop meinte es gehe dir nicht gut“, erklärte Chopper sein plötzliches Auftauchen. Zögernd tapste er auf Nami zu und griff nach ihrem Handgelenk. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er während er ihren Puls fühlte. Nami entriss ihm ihre Hand wieder. „Es ist alles gut, Chopper. Lysop übertreibt nur gerne, du kennst ihn doch.“ Sie war zwar dankbar, dass Lysop ihr jedes Jahr bei der Orangenernte half, doch in Momenten wie diesen würde sie ihm am liebsten den Hals umdrehen! Über die letzten Jahre war er zu einem der wichtigsten Menschen in ihrem Leben geworden und er wusste praktisch alles über sie. Irgendwie war er schon immer derjenige auf der Sunny gewesen, der ihr am nahsten stand. Lysop hatte sie und ihre Sorgen immer verstanden. „Bist du dir sicher?“, hakte Chopper erneut nach, woraufhin Nami ihm ein beruhigendes Lächeln schenkte und ihm sanft über den Kopf strich. „Ich bin mir sicher, Chopper. Danke.“ Choppers Wangen färbten sich rot und er schlug Namis Hand etwas grob von seinem Kopf. „Ich will nicht gestreichelt werden und ich hasse es, wenn sich jemand bei mir bedankt“, gab er verlegen von sich. Trotzdem schenkte er Nami ein strahlendes Lächeln während er, peinlich berührt, wieder nach draußen stürmte. Schmunzelnd sah sie ihm nach, wie er zwischen den Orangenplantagen verschwand. Sie warf einen letzten wehmütigen Blick auf das Foto, bevor sie sich erhob und ebenfalls wieder nach draußen ging.   ° ° ° ° ° °   Am Ende des Tages saß Nami auf der Veranda ihres Hauses und blickte verträumt auf das Meer hinaus. In letzter Zeit konnte sie sich nur mit Hilfe des Meeresrauschens entspannen. Es war als stünde sie ständig unter Strom und musste sich täglich auspowern um überhaupt Schlaf zu finden. Ansonsten würde sie zu viel nachdenken. Zu viel über die Vergangenheit, die sie ständig wieder einholte. „Nami!“, hörte sie plötzlich Lysops atemlose Stimme hinter sich. Neugierig drehte sie sich zu ihm um und sah ihm schweigend dabei zu, wie er schwer atmend die Hände auf die Knie stützte und sich schmerzerfüllt die Seite hielt. „Ich ... ich bin schon lange nicht mehr so gerannt“, keuchte er. Nami schüttelte amüsiert ihren Kopf. „Ein großer Krieger der Meere muss auch von niemanden davonlaufen, richtig?“ Lysop, der sich langsam wieder erholte, nickte eifrig. „Du hast Recht. Meine Gegner laufen jetzt von mir davon“, sagte er mit stolzgeschwellter Brust, was Nami kichernd betrachtete. Das würde sich wohl nie ändern. „Da kommt ein Schiff auf uns zu.“ Die Besorgnis in Lysops Stimme ließ Nami aufhorchen. Sie richtete sich auf ihrem Liegestuhl auf und erwiderte seinen nachdenklichen Blick. Ohne darüber nachzudenken griff sie nach ihrem Klimataktstock, den sie nach wie vor bei sich trug. „Marine?“ Lysop schüttelte seinen Kopf. „Nein“, antwortete er und zeigte auf ihre Waffe. „Den wirst du eher nicht brauchen.“ Nami hob fragend eine Augenbraue, doch Lysop zuckte nur mit seinen Schultern. „Du musst es selbst sehen...“ Zögerlich folgte sie Lysop zurück ins Dorf. Was war so besonders an diesem Schiff, dass sie es sich selbst ansehen musste? Wenn es nicht die Marine war, gab es wohl kaum einen Grund für sie, hierher zu kommen. Oder war sie seit neuestem Mitglied des Begrüßungskomitees der Insel?   Bevor sie am Hafen angekommen waren, drehte sich Lysop zu ihr um und fasste Nami an den Schultern. „Bitte, flipp nicht aus.“ Nami schnaubte augenrollend. „Warum sollte ich ausflippen?“ Es klang zwar so als wäre sie total entspannt, doch innerlich tobte ein Gefühlssturm in ihr. Sie wusste nicht wieso, aber ihr Herz klopfte wie wild und das Kribbeln in ihrem Nacken machte sie beinahe wahnsinnig. Ihr Körper sträubte sich dagegen, trotzdem ging sie weiter. Erst als sie das kleine Schiff sah, die schwarzen Segel bemerkte und die große Gestalt, die davor stand, machte sie halt. Sie wich ungläubig einen Schritt zurück und prallte in Lysop hinein, der sie besorgt musterte. „Es tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe“, murmelte er. Es schien, als könnte er ihre Gedanken lesen. Nami würde im Moment wirklich nichts lieber tun, als Lysop umzubringen. Er wusste, wie sie sich fühlte. Wie sie sich die letzten Jahre gefühlt hatte. Und trotzdem hatte er sie, ohne etwas zu sagen, hierher gelockt. Hätte sie gewusst, dass er hier auf sie wartete, wäre sie Lysop niemals gefolgt. Sie entschied sich dafür, sich später um Lysop zu kümmern und sich stattdessen dem Problem vor ihrer Nase zu widmen. Trotzig verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust um ihre Unsicherheit zu überspielen. Es gab so vieles zu sagen und dennoch brachte sie kein Wort heraus. Lorenor Zorro hatte ihr vor Jahren das Herz gebrochen und jetzt stand er vor ihr, schenkte ihr ein schuldbewusstes Lächeln. Die Tränen, die sich bei seinem Anblick in ihre Augen drängten, kämpfte sie tapfer zurück. Diese Genugtuung würde sie ihm nicht verschaffen. „Nami...“ Es brauchte nur dieses kleine Wort um sie völlig aus der Fassung zu bringen. Sie bemerkte, wie er langsam auf sie zuging. Automatisch griff sie nach ihrem Klimataktstock, doch dieser war nicht da. Sie warf Lysop einen vorwurfsvollen Blick zu während sie sich seine Schleuder schnappte und somit Zorro auf Abstand hielt. „Keinen Schritt näher!“ Zorro hielt in seiner Bewegung inne. „Nami, bitte...“ „Was?!“, schnauzte sie ihn an und drängte ihn mit der Schleuder zurück zu seinem Schiff.   „Du tauchst nach Jahren wieder hier auf und erwartest von mir, dass ich dich mit offenen Armen empfange?!“, rief Nami mit Zornestränen in den Augen. „Ich hasse dich, Lorenor Zorro! Warum bist du überhaupt hier?!“ Zorro blickte hilflos zu Lysop, der nur abwehrend die Arme hob. „Lass mich hier raus, okay? Das ist ganz allein dein Problem“, sagte er während er sich Schritt für Schritt von den beiden entfernte. Zorro hingegen ging einen Schritt auf Nami zu. „Weil das hier mein Zuhause ist“, antwortete er ihr schließlich. „Du...“ „Nein!“, unterbrach Nami ihn. „Das hier ist mein Zuhause. Es ist Choppers Zuhause. Aber nicht deines!“ Nami bemerkte, wie er tief durchatmete und seinen Körper straffte. Er ging einen Schritt zurück, damit sie nicht auf ihn losging. Lysop legte beschwichtigend eine Hand auf ihre Schulter und nahm ihr seine Schleuder aus der Hand. „Wir sollten uns alle beruhigen, findet ihr nicht?“, versuchte er die beiden auf Abstand zu halten. „Ich weiß, dass du Zorro hier nicht haben willst, Nami. Aber denk doch mal an Chopper. Er hat Zorro ewig nicht mehr gesehen und würde sich bestimmt über seinen Besuch freuen. Willst du wirklich, dass Chopper nicht mal die Möglichkeit hat seinen alten Kumpel zu sehen?“   Nami warf Lysop einen zornigen Blick zu. Er kannte ihre Schwachstellen nur zu genau. Chopper gehörte zu ihren Schwachstellen. Seit sie hier zusammen auf Kokos lebten, war er ihr noch mehr ans Herz gewachsen und es würde sie umbringen, wenn sie Chopper diesen Wunsch verwehrte. Sie wusste nur zu genau, wie wichtig Zorro für Chopper war. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Zorro sich ein wenig entspannte da sie nun die Schleuder nicht mehr in der Hand hielt. Dennoch hielt er Abstand, wofür sie ihm dankbar war. „Also gut“, sagte sie nachdem sie darüber nachgedacht hatte. „Du darfst bleiben. Aber nur solange du dich von mir fernhältst!“ Bevor sie zurück nach Hause ging, warf sie Zorro noch einen letzten Blick zu, der ihm klar machen sollte, wie ernst sie es mit dieser Aussage meinte. Kapitel 2: Gegenwart. --------------------- Von der Ferne sah Nami dabei zu, wie Chopper seinem Helden in die Arme fiel und lauthals dabei heulte. Bis hierhin konnte sie sein schluchzendes „Zorro“ hören. Warum war er nicht wütend auf ihn? Immerhin war er ihnen jahrelang aus dem Weg gegangen. Er hatte nicht mal einen Brief geschrieben – keinen einzigen! Es war, als hätte es die Zeit, die sie zusammen hier auf Kokos verbracht hatten, niemals gegeben. Jeder schien Verständnis für Zorro zu haben. Lysop hatte ihr viele Male gesagt, dass man jemanden wie Zorro nicht auf einer Insel festhalten konnte. Zorro musste aufs Meer. Er musste reisen, kämpfen und hilflose Menschen beschützen. Das war es, was er immer schon gemacht hatte. Und wenn man ihm diese Dinge wegnahm, fühlte er sich nutzlos und unbeholfen. Auch wenn diese Sachen durchaus logisch für sie klangen, hatte es sich damals wie ein Verrat angefühlt als er ihr diesen Abschiedsbrief auf seinem Kissen hinterlassen hatte und wortlos verschwunden war. Sie hatten sich hier ein Zuhause aufgebaut. Gemeinsam. Und er hatte sie hier zurückgelassen. Wie sollte sie ihm das jemals verzeihen können? Nami war nicht wie Chopper oder Lysop. Vergeben war noch nie ihre Stärke gewesen.   „Er ist also wieder zurückgekehrt“, hörte sie plötzlich die Stimme ihrer älteren Schwester Nojiko. Nami löste sich von dem herzzerreisenden Anblick eines heulenden Choppers und wandte sich ihrer Schwester zu. Sie sah das liebevolle Lächeln auf dem Gesicht von Nojiko und seufzte. „Sag bloß nicht, dass du ihm, genau wie die zwei Knalltüten da drüben, vergeben hast?“ „Warum sollte ich ihm nicht vergeben? Er hat in diesem Brief geschrieben, dass er zurück nach Hause kommen wird. Zurück zu dir. Du hast Jahre auf ihn gewartet und jetzt kannst du es kaum erwarten, dass er endlich wieder verschwindet?“ Nojiko legte ihren Kopf schief und musterte das Gesicht ihrer kleinen Schwester genau. „Du wusstest auf was du dich einlassen würdest, Nami. Einen Mann wie Zorro kann man nicht an eine einzige Insel fesseln.“ Nami schnaubte wütend. „Lass mich raten: Den Spruch hast du von Lysop“, sagte sie zornig. „Ich gebe ihm drei Tage, dann muss er von Kokos verschwinden und das am besten für immer.“ Mit einem letzten Blick zurück auf Chopper, Lysop und Zorro, stürmte Nami an ihrer Schwester vorbei und lief zu ihrem Haus auf dem kleinen Hügel hinter der Orangenplantage.   Kaum hatte sie ihr Haus betreten, rannte sie in den oberen Stock in ihr Schlafzimmer. Sie riss die Türen zu ihrem Schrank auf und packte sich all die Sachen von Zorro, die in den letzten Jahren hier drin eingestaubt waren. Nami fragte sich, warum sie das nicht schon früher getan hatte. Vermutlich weil sie gehofft hatte, dass er endlich zurückkehren würde und alles so sein würde wie früher. Aber so war es nicht. Er war zwar wieder nach Hause gekommen, aber es fühlte sich nicht richtig an. Sie warf seine alte Kleidung aus dem Fenster. Wenn er klug war, würde er seinen Dreck selber wegräumen. Als sie die letzten Teile nach draußen befördert hatte, ließ sie sich erschöpft auf ihr Bett fallen und versuchte tief durchzuatmen. Es fiel ihr schwer, denn der Kloß in ihrem Hals machte sie atemlos. Die Tränen waren nun unaufhaltbar und Nami ließ sich ergeben in ihr Kissen zurückfallen. Sie legte einen Arm über ihr Gesicht und biss sich schluchzend auf ihre Unterlippe. Er war wieder hier und hatte ihr ganzes Leben innerhalb von einer Stunde auf den Kopf gestellt...   ° ° ° ° ° °   „Ich wusste, dass ich dich hier finden würde.“ Am nächsten Morgen saß Nami am Grab ihrer Mutter Bellmere und blickte gedankenverloren auf das Meer hinaus als sich Genzo mit einem gutmütigen Lächeln neben sie setzte. „Bitte sag mir du nicht auch noch, was ich zu tun habe“, antwortete sie seufzend als sie seinen neugierigen Blick bemerkte. Schon den ganzen Morgen hatte Nojiko versucht sie davon zu überzeugen, das Richtige zu tun. Aber was war das Richtige? Sollte sie ihm verzeihen? Die Vergangenheit vergessen? Würde ihr gebrochenes Herz das zulassen? Sie hatte gehofft, dass sie hier – bei Bellmere – eine Antwort erhalten würde. Stattdessen war sie verwirrter denn je.   „Lass die Vergangenheit ruhen, Nami. Warum willst du nicht endlich glücklich werden?“, fragte Genzo sie und spielte dabei mit der kleinen Windmühle, die immer noch am Grab von Bellmere stand. „Ich bin glücklich“, antwortete Nami, was Genzo ein Lachen entlockte. Er schüttelte amüsiert seinen Kopf und blickte weiterhin auf das Grab von Bellmere. „Nein, das bist du nicht.“ „Ich denke, ich weiß selber am besten ob ich glücklich bin oder nicht!“ Genzo seufzte. „Deine Töchter rauben mir noch die letzten Nerven, Bellmere“, flüsterte er in den Himmel, doch Nami konnte es dennoch hören. Sie überging seinen Kommentar und blickte wieder auf das weite Meer hinaus. Gedankenverloren legte sie ihren Kopf auf die Knie. War sie wirklich glücklich? Sie hatte ihren Traum erfüllt und lebte wieder auf Kokos. Alles, was sie jemals gewollt hatte, hatte sie erreicht. Sie musste also glücklich sein. Genzo schien ihren inneren Kampf zu bemerken und lächelte. „Du solltest ihm vergeben“, riet er ihr. Nami glaubte sich verhört zu haben. „Wie bitte?!“ „Erst dann wirst du glücklich sein“, antwortete ihre Vaterfigur schulterzuckend während er sich aufrichtete und ebenfalls auf das Meer hinaus sah. „Versprich mir wenigstens, dass du darüber nachdenken wirst“, bat Genzo sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ich will nur dein Bestes.“ Nami seufzte. „Das weiß ich“, antwortete sie ihm. „Ich verspreche es.“   Als Nami bei ihrer Orangenplantage angekommen war, waren Lysop und Chopper bereits wieder voll bei der Arbeit. Die zwei kümmerten sich wirklich liebevoll um ihre Orangen. Doch als sie ihren Blick von den beiden abwendete und zwei Orangenbäume weiter sah, fiel ihr ein Störenfried ins Auge. Was machte der denn da? Wütend stapfte sie auf ihn zu. Sie wusste, dass er ihre Anwesenheit sofort bemerken würde. Dennoch machte er sich nicht die Mühe, über seine Schulter zu blicken oder sich gar zu ihr umzudrehen. Stattdessen kümmerte er sich weiter um die Orangen, die er vorsichtig von den Bäumen pflückte. „Was tust du hier?!“ Zorro ließ sich nicht von seiner Arbeit abhalten. „Ich helfe Lysop und Chopper.“ „Wer hat dich darum gebeten?!“ „Lysop.“ Nami wandte sich zu ihrem Freund, der sich verstohlen hinter einem der großen Körbe versteckte. Um den würde sie sich später kümmern. „Das hier ist meine Orangenplantage! Ich bestimme, wer hier hilft und wer nicht.“ Nun ließ sich Zorro doch noch dazu herab und drehte sich zu ihr um. „Ihr könnt die Hilfe gut gebrauchen“, sagte er und blickte zu den vielen Bäumen herab, an denen unendlich viele Orangen hingen. Nami folgte seinem Blick. Er hatte ja Recht, sie konnten wirklich jede Hilfe gebrauchen. Besonders, da sie bereits fühlen konnte, das die nächsten Tage ein Sturm hier wüten würde und sie bis dahin gerne alle Orangen in Sicherheit hätte. Trotzig reckte sie ihr Kinn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du erhaltest keinen einzigen Berry für deine Arbeit, kapiert?!“ Als sie das amüsierte Zucken an Zorros Mundwinkel sah, wurden ihre Wangen rot vor Wut. Er wandte sich von ihr ab. „Hätte mich auch gewundert...“, murmelte er und kümmerte sich wieder um den Baum. Nami überging den bissigen Kommentar und stapfte wieder davon. Sie würde sich jetzt nicht mit ihm streiten! Irgendwie kam es ihr so vor, als würde er es darauf anlegen. Aber diese Genugtuung würde sie ihm nicht verschaffen. Sie schnappte sich einen leeren Korb und entfernte sich so weit von ihm wie möglich.   Als die Sonne am Horizont stand und Kokos in ein orangefarbenes Licht getaucht wurde, wischte sich Nami seufzend den Schweiß von der Stirn während sie zufrieden auf die zwei vollen Körbe vor ihren Füßen blickte. Wenn sie weiterhin so schnell arbeiteten, würden sie es noch rechtzeitig vor dem Sturm schaffen und alle Orangen ernten. Bellmere wäre stolz auf sie. „Nami“, wurde sie von Lysop begrüßt, der einen schweren Korb vor sich hertrug und ihn nun vor sich absetzte. „Hast du Lust mit uns in der Bar ein Feierabendbier zu trinken?“ Der zurückhaltende Blick und die Nervosität in seiner Stimme ließ Nami stutzig werden. „Definiere uns.“ „Naja ... Chopper, Nojiko ... vielleicht auch Genzo“, murmelte Lysop und spielte mit zwei Orangen, damit er ihrem stechenden Blick ausweichen konnte. Nami roch den Braten sofort. „Ich habe zu tun“, war ihre Ausrede, woraufhin Lysop schwerfällig seufzte. „Diese Spannung zwischen euch macht mich wahnsinnig“, sprudelte es aus ihm heraus. „Du magst ihn, er mag dich. Ich behaupte sogar, dass es sich hier um Liebe handelt.“ Nami öffnete perplex ihren Mund, doch Lysop ließ ihr keine Gelegenheit um zu Wort zu kommen. „Ich weiß, Zorro ist nicht gerade ein Mann, der so etwas wie Liebe empfinden kann. Er ist distanziert, unterkühlt und sein teuflischer Blick lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Aber“, betonte er und zeigte mit den Finger auf Nami. „Er ist wegen dir zurückgekehrt. Das heißt, dass er irgendwo, hinter diesem Berg voller Muskeln, ein Herz hat und es eindeutig für dich schlägt.“ Nami schüttelte verwirrt ihren Kopf. „Sei nicht albern. Er hatte seinen Spaß mit mir aber...“, erneut wurde sie von Lysop mitten im Satz unterbrochen. „Ich weiß, dass es dich verletzt hat, als er ohne Worte verschwunden ist. Ich war genauso enttäuscht. Aber so ist er nun mal. Er ist ... Zorro. Niemand versteht was in seinem Kopf vorgeht, vermutlich nicht mal er selbst. Sein ganzes Leben hat er nichts anderes getan, als über die Meere zu segeln. Er hatte nie wirklich ein Zuhause... Bis du ihm eines gegeben hast.“ Nami ließ sich nach diesem Monolog erschöpft auf das weiche Gras unter ihren Füßen fallen. Sie blickte hilflos in den Himmel hinauf. „Aber warum ist er dann gegangen?“, fragte sie Lysop verzweifelt, der im Moment auf sie wirkte, als wäre er allwissend und würde ihr endlich eine Antwort auf diese Frage geben. „Weil er nicht weiß, wie man ein normales Leben, ohne diesem ganzen Irrsinn, den wir die letzten Jahre erlebt haben, lebt. Du musst ihm dabei helfen.“ „Bei was?“, fragte Nami verwirrt nach. „Leben“, antwortete Lysop, während er sich wieder seinen Korb schnappte und sich langsam von ihr entfernte.   Verblüfft über Lysops Worte, sah sie ihm hinterher. Als Chopper zu ihm stoß, reckte er stolz sein Kinn und schmunzelte siegessicher. „Chopper, du darfst mich jetzt den Allwissenden nennen“, sagte er und warf sich in eine Heldenpose. Choppers Augen strahlten. „Lysop der Allwissende?! Das klingt viel cooler als Gott Lysop!“ Von weiten konnte Nami noch Lysops siegessichere Lachen und Choppers Applaus hören. Amüsiert schüttelte sie ihren Kopf und stand auf um sich ihren Korb zu packen, doch da kam ihr jemand zuvor. Zorro hievte sich beide Körbe mühelos auf seine Schultern und folgte Lysop und Chopper. Nami sah ihm irritiert hinterher. „Ich kann die auch selber tragen“, wollte sie ihn aufhalten, doch Zorro ging stur weiter geradeaus. Nami starrte auf seinen breiten Rücken und hätte ihn am liebsten eine Kopfnuss auf seinen Dickschädel verpasst, doch da sie zu müde war, um sich darüber zu ärgern, folgte sie ihm wortlos. „Du hast meine Sachen aus dem Haus geschmissen“, stellte er plötzlich fest und riss Nami, die über Lysops Worte nachgedacht hatte, aus den Gedanken. Etwas rot um die Nase erinnerte sie sich an ihren Wutausbruch von gestern Abend zurück. Aber er hatte es nicht anders verdient! Wenn sie ihn schon nicht von der Insel verbannen konnte, seine Sachen aus ihrem Haus zu schmeißen war dennoch wie ein kleiner Sieg für sie gewesen. „Schon gut“, sagte er, bevor sie antworten konnte. „Es wundert mich, dass du sie überhaupt noch behalten hast.“ Er blieb stehen und warf ihr einen Blick über seine Schulter zu. „Und das obwohl du mich am liebsten mit deinen Blicken töten würdest.“ Das amüsierte Blitzen in seinen Augen und die zuckenden Mundwinkel verrieten Nami, dass er sich über ihren Wutausbruch lustig machte. Als sie ihm einen wütenden Blick zuwarf, drehte er sich lachend wieder um und ging weiter hinter Lysop und Chopper her. Nami nahm sich vor, seine Klamotten noch heute zu verbrennen. Mal sehen, wer zuletzt lachen würde.   ° ° ° ° ° °   Als Nami am nächsten Tag zu den Orangenplantagen ging, waren Chopper, Lysop und Zorro bereits bei der Arbeit und hatten ihre Körbe schon halb gefüllt. Erstaunt sah sie zu Chopper, der jedoch nur mit seinen Schultern zuckte. Nickend verwies er auf Zorro, der anscheinend der Grund dafür war, warum sie so früh schon bei der Arbeit waren. „Zorro hat uns dazu gezwungen, früher anzufangen. Er meinte, das ein Sturm auf uns zukommt.“ Nami stemmte die Hände in die Hüfte. „So, hat er das“, murmelte sie und konnte nicht verhindern, dass ihr Herz verräterisch flatterte. Er hatte also nicht vergessen, wie wichtig ihr die Orangen waren und sie es umbrächte, wenn sie nicht rechtzeitig fertig werden würden. Woher Zorro allerdings wusste, dass ein Sturm auf sie zukam, war ihr ein Rätseln. Sie tippte aber auf Nojiko, die vermutlich mit Lysop ein Team gebildet hatte, dessen Aufgabe es war, Zorro so gut wie möglich dastehen zu lassen. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, stellte sie sich neben Zorro und kümmerte sich um einen der Bäume. Sie beobachtete ihn dabei, wie er behutsam die Orangen in den Korb legte. Er würdigte sie keines Blickes und sie wusste, dass er dies mit totaler Absicht tat um sie zu ärgern.   „Ich weiß, was du vorhast“, sagte sie und beobachtete seine Reaktion aus den Augenwinkeln. Wie üblich, reagierte er aber kaum. Lediglich seine zuckenden Mundwinkel verrieten ihn. „Achja?“, hakte er stirnrunzelnd nach. „Du versuchst in mein Herz zurück zu schleichen“, erwiderte sie und verschränkte beschützend die Arme vor ihrer Brust. „Aber das wird dir nicht gelingen.“ Zorro schnaubte amüsiert. „Das muss ich nicht“, sagte er schlicht und ging einen Schritt auf sie zu. Es kostete Nami eine Menge Kraft, um nicht vor ihm zurückzuweichen. Lächelnd tippte er leicht auf die Stelle über ihrem Herzen. „Weil ich immer noch einen Platz in deinem Herzen habe, genau wie du in meinem.“ Perplex sah Nami ihm dabei zu, wie er sich von ihr abwandte und sich, als wäre nichts geschehen, wieder den Orangen widmete. Entweder hatte sie gerade geträumt, oder Zorro hatte ihr wirklich gesagt, dass er Gefühle für sie hatte. Nami schüttelte verwirrt ihren Kopf. Das musste sie sich eingebildet haben. Immerhin war sein Tonfall so locker gewesen, als hätte er mit ihr über das Wetter geplaudert. Und nicht über seine Gefühle. Zorro redete nicht über Gefühle. Nicht mal vor vier Jahren, als sie sich endlich näher gekommen waren, hatte er über seine Gefühlswelt gesprochen. Nicht mal, als sie eng umschlungen in ihrem Bett lagen und ihr federleichte Küsse auf die Haut gehaucht hatte. Und auch nicht, als er sie wieder verlassen hatte. Also, warum jetzt? Hatte er sich in den vier Jahren wirklich so sehr verändert? In Gedanken ging sie seine Worte nochmal durch. Hatte es sich wirklich so abgespielt? Nein, das musste sie sich einbilden. Mit einen letzten Blick auf Zorro, entfernte sie sich von der Truppe um sich weiter weg um ein paar Bäume kümmern konnte. Sie brauchte definitiv Abstand.   Bevor Lysop sie wieder belehren konnte, hörte Nami heute früher auf und schnappte sich ihren Korb, den sie dieses Mal selbst bis zu ihrem Haus trug. Von Zorro war keine Spur. Nicht, dass sie nach ihm gesucht hätte. Es war ihr lediglich aufgefallen, als sie an Chopper und Lysop vorbeigegangen war. Als sie vor ihrem Haus stand, hörte sie ein allzu bekanntes Geräusch. Sie ließ den Korb fallen und lugte um die Ecke. Auf der Veranda, einem ihrer Lieblingsplätze, lag Zorro. Er lehnte gegen die Hauswand und hatte die Hände hinter seinem Kopf verschränkt. Seine Schwerter lagen dicht neben ihm und Nami beobachtete wie hypnotisiert, wie der leichte Wind sanft durch seine grünen Haare wehte. Dieser Anblick war ihr so vertraut, dass ihr Herz anschwoll und sie beinahe nicht dem Drang widerstehen konnte, sich neben ihn zu setzen und dem leisen Meeresrauschen, das man hier hören konnte, zu lauschen. So lästig sein Schnarchen auch war, sie hatte es vermisst. Mit gemischten Gefühlen ging sie auf ihn zu und blickte auf ihn herab. Sie hatte sich immer darüber gewundert, wie friedlich er aussah, wenn er schlief. Von dem gefürchteten Piraten war keine Spur mehr. Bevor sein Anblick sie noch weiter in seinen Bann zog, kickte sie ihn mit ihrem Fuß in die Seite. Zorro murmelte etwas Unmissverständliches vor sich hin, bevor er langsam die Augen öffnete.   „Was tust du hier?“, fragte sie ihn irritiert, als er seine Augen wieder schloss und sich entspannt zurücklehnte. „Schlafen.“ „Das sehe ich! Aber warum hier?“ „Meine Sachen liegen hier verstreut herum“, war seine Ausrede. „Das ist noch lange kein Grund dafür, vor meinem Haus zu schlafen!“ Zorro zuckte nur mit seinen Schultern und einen Augenblick später konnte Nami ihn bereits leise schnarchen hören. So wie sie ihn kannte, tat er nur so als würde er schlafen, damit sie ihn in Ruhe ließ. Seufzend tat sie ihm den Gefallen und verschwand in ihrem Haus. Als sie die Tür abgesperrt hatte, ließ sie sich mit den Rücken dagegen fallen und schloss für einen Moment die Augen. Durch jeden weiteren Tag, den er hier verbrachte, wurde sie mehr und mehr verunsichert. Sie wusste nicht mehr, ob sie das Richtige tat. Lysops Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Stöhnend rieb sie sich die Augen und fasste einen Entschluss. Bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte, riss sie die Tür auf. „Komm rein.“ Es klang mehr nach einem Befehl als einer Bitte, doch Zorro schien sich daran nicht zu stören, sondern stand auf und blickte sie verblüfft an. Nami war ebenso verblüfft über ihr Angebot. Aber sie ließ es sich nicht anmerken. Ohne weitere Worte ging sie wieder in ihr Haus und ließ die Tür offen, damit Zorro eintreten konnte. Nach wenigen Sekunden folgte er ihr und Nami sah ihm dabei zu, wie er sich neugierig umsah. „Es hat sich nicht viel geändert“, stellte er fest. „Rede“, befahl Nami ihm, woraufhin er sich zu ihr umdrehte und sie verwirrt ansah. Er verschränkte die Hände vor der Brust. „Was willst du hören?“ Nami stapfte wütend mit dem Fuß auf den Boden. Warum war er nur so ein Idiot?! Fragte er wirklich gerade, was sie hören wollte?! Zorro seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar. „Es tut mir leid“, murmelte er. „Ich hätte mit dir reden sollen. Aber das war noch nie meine Stärke“, fügte er wehmütig hinzu. „Warum bist du gegangen?“, fragte Nami ohne auf seine Entschuldigung einzugehen. Zorro stöhnte qualvoll.   „Für euch war es kein Problem wieder zurück zur Normalität zu kehren. Es war, als hätte es das Piratenleben nie gegeben!“, sprudelte es aus ihm heraus. Nami konnte es einfach nicht fassen. „Es war nicht leicht! Aber im Gegensatz zu dir, haben wir uns Mühe gegeben!“ Zorro seufzte und raufte seine Haare. „Ich habe es versucht, Nami! Aber ich war einfach noch nicht bereit dazu.“ „Bereit für was?“ „Ein normales Leben zu führen.“ „Das nennst du ein normales Leben?“, hakte sie ungläubig nach. „Ruffy darf Alabasta nicht verlassen! Ich bin mir nicht mal sicher, ob er überhaupt die Hauptstadt verlassen darf, ohne in die Arme der Marine zu laufen! Auch wir anderen müssen uns jeden Tag davor fürchten, dass wir plötzlich von der Marine oder Kopfgeldjägern angegriffen werden! Wir verstecken uns hinter falschen Namen, damit sie uns nicht auf die Schliche kommen“, fügte sie zornig hinzu und schmiss wütend ein Kissen nach ihm, das er lediglich mit einem Stirnrunzeln auffing. Fieberhaft suchte sie nach einem anderen Gegenstand, der ihm mehr Schmerzen zufügen würde. Damit er nur ansatzweise das fühlen würde, was sie gerade durchmachte. Sie ging zu der kleinen Kommode neben dem Bücherregal und schnappte sich einen Kerzenständer, den sie wütend nach ihm warf. Zorro wich mühelos aus und ging auf sie zu. Nami versuchte ihn mit Büchern, die sie nach ihm warf, von sich fernzuhalten. Doch leider waren ihre Mühen umsonst. Zorro ließ sich nicht davon abhalten. „Geh weg!“, schrie sie. Mittlerweile war sie so verzweifelt, dass sie die Tränen, die über ihr Gesicht liefen, gar nicht bemerkte. Er trat an sie heran, legte eine Hand an ihr Gesicht und wischte ihr zärtlich mit seinen Daumen eine Träne von der Wange. Ihre Gedanken schrien, dass sie ihn von sich stoßen sollte, doch ihr Körper und ihr Herz, das so schnell in ihrer Brust schlug, sehnten sich nach seinen Berührungen. Sie hatten ihn so sehr vermisst. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie leer das Haus ohne ihn gewirkt hatte. Ohne die Kontrolle darüber zu haben, schlangen sich ihre Arme um seine Mitte und ihre Finger krallten sich in sein T-Shirt. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in seiner Brust und ließ sich von seinen starken Armen trösten. Beruhigend strich er ihr über das Haar und ihren Rücken. „Es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen habe...“, flüsterte er in ihr Haar. Namis Herz setzte einen Schlag aus als sie diese Worte hörte. Sie drückte sich ein wenig von ihm weg und blickte zu ihm auf. In seinem gesunden Auge konnte sie sehen, dass er seine Taten ehrlich bereute, aber sie war noch nicht bereit dazu, alles zu vergeben und zu vergessen. Sie lehnte ihre Stirn an die seine und schloss ihre Augen. „Gib mir noch ein wenig Zeit“, bat sie ihn wispernd. Zorro atmete tief durch. „Ich werde warten“, versprach er ihr und gab Nami zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. Kapitel 3: Zukunft. -------------------   „... und wir freuen uns schon darauf, euch bald besuchen zu dürfen“, las Nami laut vor und strahlte mit jedem Wort ein bisschen mehr. Mit Tränen in den Augen legte sie den Brief von Robin beiseite und blickte in die Gesichter von Chopper und Lysop. „Robin und Franky werden uns schon bald besuchen“, wiederholte sie lachend weil sie es kaum fassen konnte, dass sie die beiden nach der langen Trennung endlich wiedersehen würde. Lysop und Chopper führten währenddessen einen kleinen Freudentanz auf. „Ob Franky noch mehr zum Roboter geworden ist?“, strahlte Lysop und malte sich im Kopf bereits die wildesten Fantasien aus. „Woow! Das wäre so cool!“, stimmte Chopper ihm zu und hüpfte mit glitzernden Augen um Nami herum. Lysop schnappte sich den Brief von dem Tisch und fasste eine Zeile ins Auge. „Wir haben zwei Überraschungen für euch?“, fragte er. „Was könnten sie damit meinen?“ „Vielleicht eine neue Waffe?“, schlug Chopper hüpfend vor. „Oder ein neues Schiff“, überlegte Lysop und legte zwei Finger an sein Kinn. Nami nahm Lysop den Brief wieder aus der Hand. „Wir werden es wohl bald herausfinden. Der Brief hätte schon viel früher ankommen müssen aber durch den Sturm vor zwei Wochen hat es sich verzögert“, erklärte sie den beiden und zeigte auf das Datum auf dem Brief. „Robin und Franky werden bereits übermorgen bei uns eintreffen!“ „So bald schon?!“ Lysop legte verzweifelt beide Hände an seinen Kopf. „Wir müssen eine große Willkommensfeier planen! Wie sollen wir das so schnell schaffen?!“ „Und wir brauchen ganz viel Cola für Franky!“, schrie Chopper ebenso verzweifelt. „Ganz ruhig, Jungs. Wir kriegen das schon hin“, versuchte Nami sie zu beruhigen, doch die beiden stürmten aufgeregt und ohne auf Nami zu hören aus dem Haus. Von weitem konnte sie noch Choppers freudiges Lachen hören als sie den Hügel runterrasten. Sie blickte ihnen kopfschüttelnd hinterher, während sie sich an den Türrahmen lehnte.   „Was ist denn hier los?“, hörte sie da plötzlich eine allzu bekannte Stimme, die ihr augenblicklich eine Gänsehaut bescherte. Verblüfft über sein unerwartetes Erscheinen drehte Nami sich zu Zorro um, der gerade die letzten Meter zu ihrem Haus überwand. Ihr Herz hüpfte aufgeregt bei seinem Anblick. Seit ihrem Gespräch waren vier Wochen vergangen und Nami hatte sich mittlerweile an seine Anwesenheit auf Kokos gewöhnt. Genau wie die anderen Inselbewohner, die sich sehr darüber gefreut hatten, dass ein berüchtigter Pirat sie von nun an vor jeglichen Gefahren beschützen würde. „Robin und Franky werden übermorgen hier eintreffen“, erklärte sie Lysops und Choppers überdrehtes Verhalten. Zorro stand nun neben ihr und Nami wich nervös seinem Blick aus, weil ihr Herz inzwischen förmlich raste. Dieses Herzrasen war die letzten Tage beinahe zu einem Dauerzustand geworden. Er hielt sein Versprechen und gab ihr genügend Zeit, um sich ihrer Gefühle klar zu werden. Wenn sie miteinander sprachen, achtete er stets darauf genügend Abstand zu halten und falls er mal einen über den Durst getrunken hatte, flüchtete er beinahe vor Nami. Als sie Zorro den Brief von Robin gab, berührten sich ihre Finger kurz und Nami trat erschrocken einen Schritt zurück. Ihre Haut kribbelte da, wo er sie berührt hatte. Es schien, als hätte sich Namis Herz bereits entschieden aber ihr Kopf sträubte sich nach wie vor davor, Zorro zu nahe zu kommen. „Ich ... Ich habe noch einiges zu tun“, entschuldigte sie sich und folgte den beiden Chaoten ins Dorf, um Robins und Frankys Willkommensfeier zu planen.   ° ° ° ° ° °   „Du siehst aus, als würdest du ihn am liebsten bespringen.“ Nami schreckte aus ihren Tagträumereien, spürte wie ihre Wangen sich rot färbten und blickte beschämt auf den Boden, während Lysop sich mit einem wissenden Grinsen neben sie setzte. „Ich will ihn nicht bespringen...“, murmelte sie verlegen. „Deine Libido konnte ich einen Kilometer weit entfernt noch schreien hören.“ Knurrend stieß Nami Lysop ihren Ellbogen in die Seite. „Sei nicht albern. Ich genieße nur die Aussicht.“ Lysop ließ sich ins weiche Gras fallen und sah sich um. Nicht weit von ihnen entfernt trainierte Zorro und stemmte gerade seine schweren Gewichte. Lysop wackelte suggestiv mit den Augenbrauen. „Das sehe ich.“ „Ich meinte nicht diese Aussicht“, verteidigte Nami sich, obwohl sie zugeben musste, dass sie wirklich den einen oder anderen Blick auch in Zorros Richtung geworfen hatte. „Ich meinte das Meer.“ Die Langnase schnalzte augenrollend mit seiner Zunge. „Natürlich. Ich habe auch von nichts anderem gesprochen“, zwinkerte er Nami zu. Nami stöhnte gequält und ließ sich neben Lysop ins Gras fallen. „Warum ist das Leben so kompliziert?“, fragte sie flüsternd. Lysop lachte leise. „Du bist kompliziert. Warum springst du nicht einfach über deinen Schatten und tust das, was am liebsten jede Frau auf dieser Insel machen würde?“ Nami warf ihm einen genervten Seitenblick zu. Sie hatte die gierigen Blicke bemerkt, die die Frauen Zorro immer zuwarfen sobald er in der Nähe war. Von dem Getuschel und ständigen Kichern wollte sie gar nicht reden. Lysop schien ihren steigernden Ärger zu spüren, denn ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Scheint so, als wärst du eifersüchtig.“ „Bin ich nicht! Sie kennen ihn überhaupt nicht und führen sich auf, als wäre er ein Gott! Wenn sie ihn besser kennen würden, wüssten sie, dass er nicht sonderlich darauf abfährt, wenn man ihm schmachtende Blicke zuwirft.“ Das Grinsen wurde noch breiter. „Du bist eifersüchtig“, wiederholte er augenrollend. „Wird Zeit, dass du dein Revier markierst.“   „Warum bist du überhaupt hierhergekommen?“, fragte Nami ihn schließlich genervt, um vom Thema abzulenken. Lysop richtete sich auf, legte die Arme um seine Beine und schenkte Nami ein strahlendes Lächeln. „Oh, genau! Robin und Frankys Schiff hat gerade angelegt!“ Nami öffnete empört den Mund. „Und das sagst du erst jetzt?!“, rief sie und boxte ihn in die Seite. „Warum hast du nicht schon viel früher was gesagt?!“ Hastig stand sie auf und klopfte sich das Gras von ihrem Rock. Lysop stand ebenfalls auf und zuckte mit den Schultern. „Ich wollte deine Sexträume nicht unterbrechen“, zwinkerte er ihr zu und warf einen vielsagenden Blick zu Zorro, der nun ebenfalls auf sie aufmerksam wurde. Er zog eine Augenbraue nach oben und musterte die beiden argwöhnisch. „Hör auf, so einen Blödsinn zu labern!“, zischte Nami Lysop leise zu, damit Zorro nichts davon mitbekam. Lysop wackelte mit seinen Augenbrauen. „Wir sehen uns am Hafen“, sang er und wandte sich von Nami und Zorro, der gerade zu ihnen gestoßen war, ab und lief in das Dorf zurück. Unbeholfen drehte sich Nami zu Zorro. Prompt hefteten sich ihre Augen an eine Schweißperle, die verführerisch langsam seinen nackten Oberkörper entlanglief. Ihr Mund wurde seltsam trocken und in ihrem Kopf spielten sich sehr pikante Szenen aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit ab. Zorro räusperte sich und riss somit Nami aus ihren Gedanken. Ertappt wich sie seinem Blick aus. Sie musste nicht hinsehen um zu wissen, dass sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht befand. „Robin und Franky sind angekommen“, sagte sie verlegen. „Wir sollten zum Hafen gehen und sie begrüßen“, fügte sie murmelnd hinzu während sie sich umdrehte und voraus ging. Sie konnte hören, wie Zorro sich sein Shirt überzog und ihr folgte.   „Woaaah! Das ist so megacool! Lysop! Hast du das gesehen?!“ Bevor Nami und Zorro den Hafen erreichten, konnten sie schon von weitem Choppers aufgeregte Schreie und Frankys lautes „Super“ hören, während er Chopper und Lysop seine neuesten Features vorführte. „Das ist ja der absolute Wahnsinn!“, stimmte Lysop mit ein. Nami bog um die Ecke und erblickte ein großes Schiff, vor dem ihre Freunde standen und verzückt die Feuerwerkskörper, die aus Frankys Armen schossen, bestaunten. Kopfschüttelnd betrachtete sie das Strahlen in Lysops und Choppers Augen. Sie entdeckte eine lächelnde Robin neben Franky und beschleunigte ihren Schritt. Die Tränen, die sie bis jetzt zurückgehalten hatte, rannten nun unaufhörlich über ihr Gesicht. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ihr Robin gefehlt hatte. Auch wenn Lysop und Nojiko immer für Nami und ihre Probleme da waren, Robin hatte sie immer am besten verstanden. Doch bevor sie ihrer Freundin in die Arme fallen konnte, stoppte Nami ruckartig.   Ihr Blick war auf Robins Bauch gerichtet, der sich verdächtig unter ihrer Jacke wölbte. Mit großen Augen sah sie auf diese Wölbung. „Du...“, stotterte sie. Sie hörte Robins Kichern und blickte auf. Seit sie Robin kannte, hatte sie noch nie ein derartiges Strahlen in ihrem Gesicht gesehen. Nami kam nicht drum herum, ihr Lachen zu erwidern. „Du bist schwanger“, sagte sie schließlich als sie ihre Stimme wieder gefunden hatte und drückte ihre Freundin fest an sich. „Ich fasse es einfach nicht“, murmelte sie kopfschüttelnd. „Überraschung Nr. 1 ist geglückt!“, rief Franky stolz. Sie hatte mit jeder Überraschung gerechnet, aber niemals damit, dass Robin schwanger war. Immer wenn sie über das Thema Kinder gesprochen hatten, hatte Robin kommentarlos den Kopf geschüttelt. Nami hatte immer geglaubt, dass sie keine Kinder haben wollte. Sie warf Franky, der stolz seine Brust hob und sein Shirt, auf dem Super-Daddy geschrieben stand, herzeigte, einen bewundernden Blick zu. Er musste sich tierisch ins Zeug gelegt haben, um das Herz Robins zu erobern.   Ein letztes Mal drückte sie Robin an sich und bewunderte dann erneut deren Babybauch. Robin strich behutsam mit ihrer Hand darüber. Aus den Augenwinkeln bemerkte Nami, wie Zorro langsam näher trat. Auch Robin bemerkte seine Anwesenheit und sah erst ihn und dann Nami verblüfft an. Nami hatte ihr im letzten Brief nichts von Zorros unerwartetem Auftauchen geschrieben und schenkte ihr daher einen entschuldigenden Blick. Die Archäologin schien ihre Gefühle jedoch sofort zu verstehen und schenkte ihr ein Lächeln, bevor sie sich an Zorro wandte. „Schön dich wiederzusehen, Herr Schwertkämpfer“, begrüßte sie ihn lächelnd. Im Gegensatz zu Robin schien sich Franky nicht daran zu erinnern, dass Zorro kein Fan von Körperkontakt war und drückte ihn daher fest an seine Brust. „Kaum zu glauben, aber ich habe dieses übelgelaunte Gesicht vermisst“, grinste Franky, während er Zorro freundschaftlich auf die Schulter klopfte. Nami schmunzelte, als sie Zorros wehleidigen Gesichtsausdruck bemerkte. „Robin, soll ich dich kurz durchchecken, bevor wir feiern? Die Reise war ziemlich lange und ich will sicher gehen, dass mit dem Baby alles okay ist“, wandte sich Chopper an Robin und nahm sie zaghaft bei der Hand. „Dir wird mein neues Untersuchungszimmer gefallen“, schwärmte er, doch bevor Robin ihm folgte, hielt sie den kleinen Elch auf. „Wir haben euch noch gar nicht unsere zweite Überraschung gezeigt“, sagte sie, woraufhin Franky in die Hände klatschte. „Das hätte ich bei dieser Aufregung beinahe vergessen!“ Er sprang zurück aufs Schiff und betätigte einen Hebel. Ein Ruck ging durch das Schiff und Nami beobachtete misstrauisch, wie es langsam in Einzelteile zerfiel. Es wirkte beinahe so, als würde das Schiff einen Mantel ablegen. Nach und nach verlor es seine Tarnung und ein kleineres, allzu bekanntes Schiff wurde sichtbar.   „Das gibt’s nicht“, flüsterte Nami ungläubig als sich vor ihr plötzlich die Thousand Sunny befand. Verblüfft starrte sie auf das Schiff, mit dem sie alle so viele Abenteuer erlebt hatten. Allein bei diesem Anblick kamen alte Gefühle und Erinnerungen in ihr hoch. Instinktiv griff sie nach Zorros Hand. Er warf ihr zwar einen argwöhnischen Blick zu, doch als er Namis Gesichtsausdruck bemerkte als sie weiterhin die Sunny anstarrte, sagte er nichts sondern strich beruhigend mit dem Daumen über ihre Haut. „Ihr seid einfach unglaublich“, fand Lysop als erster seine Stimme wieder. „Die Sunny...“, murmelte er verblüfft. „Das ist eigentlich nicht die Überraschung, die ich meinte“, kicherte Robin. „Es wird noch viel besser.“ „Besser?“, hakte Lysop nach. „Wie könnt ihr das noch überbieten?“ Auch Nami wunderte sich darüber, was die Sunny noch überbieten könnte. Sie spürte, wie Zorro sich kurz versteifte und warf ihm einen verwunderten Blick zu. Er starrte auf die Sunny, dann schüttelte er seinen Kopf und lächelte. „Dieser Teufelskerl.“ Nami wagte es nicht, ihren Blick zu heben, denn Zorros Reaktion verriet ihr schon einiges. War es wirklich möglich...?   „ICH BIN WIEDER DAAA!“ Nami musste nicht aufblicken um zu wissen, was oder besser gesagt wer die zweite Überraschung war. Die Freude in seiner Stimme, als er seine Freunde wiedersah, war kaum zu überhören und Nami würde es nicht wundern, wenn er mit seinem Jubeln das ganze Dorf aufgeschreckt hatte. Erneut liefen ihr die Tränen übers Gesicht, während sie langsam ihren Kopf hob und auf die Person blickte, die auf der Rehling stand, die Arme Richtung Himmel reckte und sich schallend lachend darüber freute seine Freunde wiederzusehen. Monkey D. Ruffy, der Piratenkönig, sah grinsend auf sie herab, bevor er von der Rehling sprang und vor seinen Freunden landete. Lysop und Chopper fielen ihm weinend um den Hals und Nami lächelte schluchzend als sie bemerkte, wie auch Ruffy anfing zu heulen. „Ich habe euch so vermisst!“, jammerte er lauthals. Zorro gab ein leises „Tz“ von sich während er die drei Heulsusen beobachtete. Nami stieß ihm ihren Ellbogen in die Seite. „Freu dich doch mal ein bisschen!“ Er griff nach ihrem Arm und zog sie ein wenig an sich heran. Nami stützte sich stolpernd an ihm ab und blickte verwundert zu ihm hoch. Ein Lächeln zierte seine Lippen als er zu den anderen sah und sich dann ihr zuwandte. „Ich freue mich“, antwortete er ihr. „Aber noch mehr würde ich mich freuen, wenn ich endlich eine Flasche Sake in der einen und eine Flasche Bier in der anderen Hand halten würde.“ Nami rollte mit den Augen. „Das ist alles was du brauchst, um glücklich zu sein?“, fragte sie ihn kopfschüttelnd. Sie erstarrte, als sie seine Finger an ihrem Gesicht spürte während er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr strich. „Nein, das ist nicht alles.“ Bevor sie überhaupt reagieren konnte, wandte sich Zorro ab und wurde gleich darauf von Ruffy in eine stürmische Umarmung gezogen.   ° ° ° ° ° °   „Yohohoho!“ „Nein, das ist nicht richtig so.“ „Aber genau so macht Brook das auch immer.“ „Da hat es immer anders geklungen.“ Chopper, Lysop und Ruffy lagen quer auf dem Gras vor Namis Haus verteilt und veranstalteten einen Wettbewerb, wer von ihnen der beste Brook Imitator war. Bei der gestrigen Willkommensfeier hatten sie sich nicht entscheiden können und Nami war sich ziemlich sicher, dass dieser Wettkampf noch einige Tage andauern würde. Denn ganz ehrlich: Keiner von ihnen war ein besonders guter Brook Nachahmer. Still beobachtete sie die drei dabei, wie sie motivationslos auf dem Gras lagen und mit glasigen Augen die Wolken beobachteten. Die drei und Franky hatten gestern besonders Gas gegeben und büßten nun jeden Tropfen Alkohol, den sie gestern in sich reingeschüttet hatten „Mir ist so übel...“, murmelte Lysop und schloss schmerzerfüllt seine Augen. „Mir auch ... aber Hunger habe ich trotzdem“, erwiderte Ruffy. „Nami! Bring mir was zu essen“, schrie er ihr zu, doch Nami schüttelte nur ihren Kopf. „Du hast dich bereits zweimal übergeben, weil dein Magen noch kein Essen verträgt“, erinnerte sie ihn. Ruffy rollte sich stöhnend auf die Seite. „Aber ich verhungere...“ Nami schnaubte kopfschüttelnd und ließ sich neben Robin auf einen Liegestuhl fallen. Im Gegensatz zu den Jungs fühlte sie sich heute wunderbar und genoss bereits die erste Erfrischung, die sie nach Sanjis Rezept zubereitet hatte. Entspannt lehnte sie ihren Kopf zurück. „Genau so habe ich es in Erinnerung“, sagte Robin und wandte sich von dem mitleidserregenden Anblick der drei Jungs auf dem Boden ab. „Wir genießen die Sonne und die Männer leiden qualvoll.“ Nami schmunzelte. „Scheint so, als würde es dir Spaß machen sie so leiden zu sehen. Du hast dich nicht verändert“, gluckste sie amüsiert. Robin zuckte mit ihren Schultern und blätterte weiter in ihrem Buch herum. „Wo sind eigentlich die anderen?“, fragte Nami nach wenigen Minuten und blickte sich suchend um. „Du meinst wohl: Wo ist Zorro?“, zwinkerte Robin. Nami blickte ertappt auf den Boden. „So meinte ich das nicht...“ Robin lachte leise. „Nami“, sagte sie ein wenig besorgter und griff nach deren Hand. „Du kannst dir nicht ewig etwas vorspielen.“ Nami seufzte. Irgendwie hasste sie es, dass Robin sie immer sofort durchschaute. „Ich weiß, aber...“ „Du willst ihn noch ein wenig dafür büßen lassen“, vervollständigte Robin ihren Satz. „Nein, das ist es nicht.“ Robin warf ihr einen wissenden Blick zu, woraufhin Nami ihr ihre Hand entzog und sich wieder in ihrem Liegestuhl zurückfallen ließ. „Ich habe einfach nur Angst, dass er mich wieder verlässt.“ „Das wird er tun. Du kennst ihn. Aber er wird zu dir zurückkehren. Jedes Mal.“ Nami rollte mit den Augen. „Vielleicht brauche ich aber jemanden, der immer für mich da ist?“ Verzweifelt sah sie zu Robin, doch diese lächelte nur und schüttelte ihren Kopf. „Du brauchst nicht jemanden der immer da ist“, antwortete sie. „Du brauchst einfach nur Zorro.“ Nami verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust. Hatte hier denn jeder die Weisheit mit dem Löffel gegessen oder seit wann warfen hier alle mit diesen sinnvollen Sprüchen herum?   „Ich muss pinkeln, aber bin zu müde um mir die Hose auszuziehen“, hörte sie plötzlich Ruffys Stimme und atmete erleichtert aus. Gut, wenigstens einer war noch genauso blöd wie vorher. „Ihr seid ja ein erbärmlicher Anblick.“ Da war er ja. Der Grund für Namis ständigen Grübeleien. Sie blickte auf und bereute es auf der Stelle. Warum sah er in letzter Zeit immer so gut aus? Oder sah sie ihn einfach mit anderen Augen? Es kostete sie einiges an Kraft, doch schaffte es trotzdem ihren Blick abzuwenden und sich stattdessen ihrem Erfrischungsgetränk zu widmen. Doch dann zuckte sie schmerzerfüllt zusammen als plötzlich dieses altbekannte Stechen in ihrem Kopf fühlte. Besorgt sah sie in den Himmel und auch Robin und Zorro folgten ihrem Blick, da sie diese Angewohnheit der Navigatorin nur zu gut kannten. Als sie die dichten Gewitterwolken bemerkten, die verflucht schnell auf sie zukamen, handelte Zorro instinktiv. Er trat an seine Freunde heran, die immer noch wie drei Häufchen Elend auf dem Boden lagen und riss sie aus ihrem Traumzustand. „Bewegung, Leute! Ein Sturm kommt auf uns zu!“ Es dauerte nicht lange, bis sie sich aufrafften und Zorro missmutig ansahen. „Und jetzt? Wir sind auf einer Insel“, sagte Lysop, der nicht verstand, warum Zorro so ein Theater machte.   „Wir müssen die Orangenbäume abdecken!“, brüllte Zorro ihnen zu. Erst jetzt verstanden sie, warum er so besorgt war. Sie rannten sofort los und schnappten sich die Planen, die Nami in einem Schuppen aufbewahrte, um die Bäume vor dem Sturm zu schützen. Nami beobachtete Zorro mit großen Augen dabei, wie er schützend das Material über ihre geliebten Orangenbäume spannte und sie somit davor rettete, durch den Sturm zu Bruch zu gehen. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen und der Wind heulte bedrohend, doch Nami bemerkte es kaum. Sie spürte gar nicht wirklich, wie der Regen in ihr Gesicht gepeitscht wurde. Das einzige, was sie im Moment spürte, war die Wärme, die von ihrem Herzen ausging als sie Zorro ansah. Es dauerte nicht lange, bis die Jungs ihre geliebten Orangenbäume in Sicherheit gebracht hatten und der Sturm nun mit seiner ganzen Kraft über der Insel wütete. Robin hatte sich mittlerweile im sicheren Haus verbarrikadiert, doch Nami stand immer noch am gleichen Fleck und musterte Zorro mit klopfendem Herzen. Gerade als er den anderen ins Dorf folgen wollte, um nachzusehen ob mit der Thousand Sunny alles okay war, erwachte Nami aus ihrer Trance.   „Zorro!“, hielt sie ihn auf und packte ihn am Handgelenk. Erstaunt drehte er sich zu ihr um und blickte sie fragend an. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals als sie seinen forschenden Blick bemerkte. Verlegen ließ sie seine Hand wieder los. Warum hatte sie ihn aufgehalten, ohne zuerst darüber nachzudenken, was sie ihm eigentlich sagen wollte? Aus den Augenwinkeln bemerkte sie Lysops auffordernden Blick, der ihr signalisierte, dass sie endlich über ihren Schatten springen sollte. Der Regen prasselte mittlerweile unaufhörlich auf sie hinab, doch weder Zorro noch Nami ließen sich davon stören. Das laute Donnergrollen bescherte Nami eine Gänsehaut. Oder war es doch wegen Zorro? Sein Blick bohrte sich förmlich in sie hinein während sie schweigend vor ihm stand und versuchte, die richtigen Worte zu finden. Nami atmete tief durch, trat einen Schritt näher zu Zorro und legte eine Hand auf seine Brust. Verblüfft bemerkte sie, dass sein Herz genauso schnell schlug wie das ihre. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Das war Aufforderung genug.   „Kommst du mit nach Hause?“ Sie hatte es so leise ausgesprochen, dass sie sich fragte, ob Zorro es überhaupt gehört hatte. Doch als sie seinen starken Herzschlag, den Unglauben in seinem gesunden Auge und das sanfte Lächeln auf seinen Lippen bemerkte, wusste sie, dass er verstanden hatte. Seine raue Hand strich ihr eine verirrte, nasse Strähne aus dem Gesicht. Mittlerweile war Nami bis auf die Knochen durchnässt. Ihre Kleidung klebte unangenehm an ihrem Körper und der kalte Wind ließ sie frösteln. Zorro senkte den Kopf, verweilte erst einen halben Zentimeter vor Namis Mund. Seine Finger spielten mit ihrem Haar, als wäre es etwas völlig Faszinierendes. Es wirkte beinahe so, als würde er ihr die Zeit geben es sich nochmal anders zu überlegen. Doch als Nami nichts tat oder sagte, schloss er die Lücke zwischen ihnen. Küsste sie endlich. Die Gefühle explodierten in Nami, als seine Lippen die ihrigen berührten. Sie hatte Angst davor gehabt, dass es sich falsch anfühlen würde. Aber ihre Zweifel waren umsonst gewesen. Es fühlte sich richtig und gut an. Sogar noch besser als ihr erster Kuss mit Zorro auf der Thousand Sunny. Dieser Kuss war nicht zaghaft oder schüchtern. Er war nachdrücklich und voller Verlangen. Hungrig und verzweifelt. Nami schlang ihm die Arme um den Nacken, schob ihm die Hände in die Haare. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, er führte seine Hand um ihre Taille und hob sie ein wenig hoch, drückte sie an sich. „Ich habe dich so vermisst“, flüsterte sie an seine Lippen. Die Erleichterung, die sie verspürte, drängten ihr die Tränen in die Augen. Sie war endlich über ihren Schatten gesprungen und hatte sich dazu entschlossen, Zorro wieder in ihr Leben zu lassen. „Versprich mir, dass du immer zu mir zurückkehren wirst“, bat sie ihn wispernd. „Ich verspreche es“, antwortete er ihr, seine tiefe Stimme ließ ihre empfindlichen Lippen kribbeln. Nami schenkte ihm ein Lächeln und griff nach seiner Hand. „Lass uns nach Hause gehen.“   ° ° ° ° ° °   Am nächsten Morgen war Nami bereits früh wach. Die Sonne war kaum über dem Horizont, da stand sie schon von ihrem Bett auf. Mit einem letzten Blick auf Zorro, der leise schnarchend seinen Kopf unter dem Kissen vergraben hatte, schloss sie die Tür hinter sich um ihrer Mutter einen Besuch abzustatten. Es dauerte nicht lange, bis sie Bellmeres Grab erreicht hatte. Sie wunderte sich nicht sonderlich darüber, dass sie nicht die einzige war, die den Tag mit einem Besuch bei Bellmere startete. Genzo saß schon am Grab und sah Nami verblüfft an. „Was machst du denn so früh hier?“, fragte er sie stirnrunzelnd. „Darf ich denn nicht das Grab meiner Ziehmutter besuchen?“, stellte sie ihm die Gegenfrage. Genzo zuckte mit den Schultern und betrachtete Nami dabei, wie sie sich neben ihn auf den Boden setzte. Lächelnd spielte sie kurz mit der kleinen Windmühle. „Hey, Bellmere“, grüßte sie ihre Ziehmutter als sie einen Blick in den Himmel warf. „Nojiko meinte, du hättest dich endlich entschieden?“, fragte Genzo, bevor Nami ein paar Worte an Bellmere richten konnte. „Das habe ich“, antwortete sie ihm. „Für was hast du dich entschieden?“ „Für das Leben“, lächelte Nami. Genzo nickte und legte eine Hand auf Namis Schulter. „Bellmere würde diese Entscheidung gut heißen“, sagte er. „Auch wenn sie vielleicht nicht besonders mit der Männerwahl zufrieden wäre“, fügte er stirnrunzelnd hinzu. Nami grinste. „Sie hätte ihn gemocht.“ „Oder ihm das Leben zur Hölle gemacht.“ „Das kommt doch auf das gleiche hinaus“, stichelte Nami und zeigte Genzo die Zunge. „Wird er nun hierbleiben?“, fragte Genzo nach wenigen Minuten vorsichtig. Nami atmete tief durch und warf einen Blick auf das Meer, wo gerade eine Möwe einen Fisch aus dem Wasser angelte.   „Zorro kann man nicht einsperren, das weiß ich jetzt“, flüsterte Nami ein bisschen wehmütig. Sie seufzte, schüttelte ihren Kopf. „Aber ich weiß auch, dass er immer zu mir zurückkehren wird.“ „Das wird er“, stimmte Genzo ihr zu. „Und wenn nicht, dann werde ich mich persönlich um diesen Möchtegernpiraten kümmern!“ Nami kicherte leise und stieß Genzo spielerisch mit ihrer Schulter an. „Danke, Genzo.“ Genzo schenkte ihr ein gerührtes Lächeln, bevor er aufstand und sich verlegen das Gras von der Hose klopfte. „Wir sehen uns später, Nami“, verabschiedete er sich von ihr. Nami genoss die Stille für einen Moment. Schloss die Augen und lauschte dem Meeresrauschen. Bei dem Gedanken an Zorros Versprechen lächelte sie und legte ihren Kopf auf ihre angewinkelten Knie.    „Bellmere“, wisperte sie. „Ich bin endlich glücklich.“     THE END. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)