Home. von Sunwings ([Zorro x Nami]) ================================================================================ Kapitel 1: Vergangenheit. ------------------------- 1. Vergangenheit   „Nami! Was machst du denn da?“ Die junge Frau schreckte aus ihren Tagträumereien und wandte sich zu Lysop um, der sie mit verschränkten Armen vor der Brust musterte. Sein Blick war besorgt, weswegen Nami sofort ein Lächeln auf ihre Lippen legte um ihren Freund zu beruhigen. „Ich habe nur das Meer beobachtet“, entschuldigte sie sich und schnappte sich ihren Korb voller Orangen, den sie behutsam neben sich gestellt hatte. Ohne weiter auf Lysop zu achten, warf sie noch einen letzten Blick über ihre Schulter und auf die heruntergehende Sonne über den Horizont. Schon wieder war ein Tag vergangen... „Nami...“, fing Lysop an, doch Nami schnitt ihn mit einem wütenden Blick das Wort ab. „Fang jetzt bloß nicht damit an, hörst du?“, fuhr sie ihn an und spürte im selben Moment, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. „Ich will es nicht hören...“ Lysop seufzte, doch nickte schließlich. Er ließ Nami mit ihrem Korb Orangen an sich vorbei, doch den besorgten Blick, den er ihr hinterherwarf, bekam Nami nicht mehr mit.   Wütend stapfte sie die letzten Meter zu ihrem kleinen Zuhause hinauf. Sie hatte doch nur das Meer beobachtet, sonst nichts! Warum musste Lysop nur damit anfangen... Sie hatte einen wirklich guten Tag gehabt. Sorglos und unbeschwert. Stöhnend stellte sie den schweren Korb in den kleinen Abstellraum in ihrer Küche und setzte sich danach erschöpft auf einen der Stühle am Esstisch. Nachdenklich stützte sie ihren Kopf auf ihre Hände und drängte zornig die Tränen zurück. Sie hatte genug geweint. Ihr Blick glitt auf das eingerahmte Foto, das mitten auf dem Tisch stand. Gedankenverloren strich sie mit den Fingern darüber. Es war das letzte Foto, das sie alle zusammen zeigte. Ihre Augen hafteten sich auf ihr eigenes Gesicht, das ihr freudestrahlend entgegenblickte. Kurz vor diesem Zeitpunkt hatte sie ihren Traum erfüllt und eine Weltkarte gezeichnet. Sie war noch nie so glücklich gewesen wie in diesem Moment. Die Strohhutpiraten waren auf der letzten Insel angekommen und Ruffy wurde endlich Piratenkönig. Seitdem war jedoch viel passiert. Sie waren zur Ruhe gekommen, hatten das Piratenleben an den Nagel gehängt und waren nun über die gesamte Welt verteilt. Auch wenn Nami es zuerst guthieß, ein wenig Abstand vom Piratenleben zu halten, vermisste sie ihre Freunde. Ihre Familie. Es waren nun schon vier Jahre vergangen seitdem sie sich getrennt hatten. In dieser Zeit hatte sie den Großteil ihrer Crewkameraden nicht mehr gesehen.   Ihre Finger strichen über die Gesichter von Robin und Franky. Robin schrieb ihr monatlich einen Brief, in dem sie Nami auf den Laufenden hielt. Die beiden hatten sich für ein Leben auf Water 7 entschieden. Auch wenn sie viele schlechte Erinnerungen an diese Insel hatten, war es dennoch Frankys Zuhause und Robin hatte sich dafür entschieden, mit ihm zu gehen. Ob die beiden mehr als Freundschaft verband, wusste Nami nicht genau. Darüber schwieg Robin eisern, doch irgendwie war es ziemlich offensichtlich, dass da mehr zwischen ihnen war. Auf Namis Lippen schlich sich ein Lächeln. Sie musste die beiden dringend besuchen.   Neben Robin fiel ihr Sanjis Lächeln ins Auge. Belustigt strich sie auch über seine Abbildung. Sie freute sich für ihn, denn auch er hatte seinen Traum erfüllt und den All Blue gefunden. Nun lebte er, zusammen mit vielen Meerjungfrauen, auf einer Insel umgeben von verschiedenen Fischschwärmen und bekochte von früh bis spät wunderhübsche Frauen. Sanji schrieb ihr viele Briefe, in denen er nach wie vor seine ewige Liebe schwor. Aber sie wusste von Robin, dass sie genau die gleichen Liebesbekundungen von ihm erhielt. Es konnten viele Jahre vergehen aber Sanji würde sich wohl niemals ändern.   Auf den Weg zurück zum East Blue hatten sie Brook bei La Boum abgesetzt und vermutlich spielte er ununterbrochen auf seiner Geige um seinen alten Freund bei Laune zu halten. Nami kicherte leise bei dem Gedanken an ihr Abschiedsgeschenk für Brook. Sie war sich sicher, dass ihr Höschen einen ganz besonderen Platz in seinem Schlafzimmer hatte.   Ihr Blick glitt zu Ruffys großem Grinsen, das er ständig im Gesicht hatte und ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer. Sie würde es zwar niemals zugeben, aber Ruffy vermisste sie am meisten. Sogar damals, als sich seine geliebte Crew über die Meere verstreut hatte, war dieses Grinsen in seinem Gesicht. Er war immer der Meinung gewesen, dass ihr letztes Abenteuer noch vor ihnen lag. Und damals hatte sie ihm geglaubt. Aber inzwischen wusste sie, dass das unmöglich war. Die Marine überwachte jeden ihrer Schritte und sie war sich sicher, sobald Ruffy seinen Unterschlupf verlassen würde, wäre sein letztes Abenteuer der Weg zum Schafott. Auch wenn ihm das vermutlich nichts ausmachen würde, hoffte Nami inständig, dass er sich so bedeckt wie möglich verhielt. Vivi musste alle Hände voll zu tun haben. Mit einem Lächeln erinnerte sie sich an den letzten Brief ihrer Freundin zurück, in dem sie sich darüber beklagt hatte, wie schwierig es war, Ruffy auf Alabasta festzuhalten.   Gerade als Namis Finger weiter über das Foto fuhren, stürmte jemand in ihr kleines Haus und störte ihren Ausflug in die Vergangenheit. Sie stellte das Foto zurück auf seinen Platz und drehte sich genervt zu dem Störenfried. Chopper stand schwer atmend vor ihr und erst als er ihr einen besorgten Blick zuwarf, bemerkte Nami, dass sie Tränen in den Augen hatte. Sofort wischte sie sich mit der Hand über ihre Augen und zwang sich zu einem aufrichtigen Lächeln. „Was ist los, Chopper?“, fragte sie ihren alten Kameraden, der sich nach ihrer Reise dafür entschieden hatte, eine Weile bei ihr auf Kokos zu wohnen. Aus einer Weile wurden schließlich vier Jahre und sie glaubte kaum, dass Chopper jemals wieder von ihrer Seite weichen würde. Obwohl er Dr. Kuleha und seine alte Heimat vermisste, hatte er hier ein neues Zuhause gefunden. Er war als Arzt für die Dorfbewohner sehr wichtig geworden und die Kinder liebten es mit ihm zu spielen. „Lysop meinte es gehe dir nicht gut“, erklärte Chopper sein plötzliches Auftauchen. Zögernd tapste er auf Nami zu und griff nach ihrem Handgelenk. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er während er ihren Puls fühlte. Nami entriss ihm ihre Hand wieder. „Es ist alles gut, Chopper. Lysop übertreibt nur gerne, du kennst ihn doch.“ Sie war zwar dankbar, dass Lysop ihr jedes Jahr bei der Orangenernte half, doch in Momenten wie diesen würde sie ihm am liebsten den Hals umdrehen! Über die letzten Jahre war er zu einem der wichtigsten Menschen in ihrem Leben geworden und er wusste praktisch alles über sie. Irgendwie war er schon immer derjenige auf der Sunny gewesen, der ihr am nahsten stand. Lysop hatte sie und ihre Sorgen immer verstanden. „Bist du dir sicher?“, hakte Chopper erneut nach, woraufhin Nami ihm ein beruhigendes Lächeln schenkte und ihm sanft über den Kopf strich. „Ich bin mir sicher, Chopper. Danke.“ Choppers Wangen färbten sich rot und er schlug Namis Hand etwas grob von seinem Kopf. „Ich will nicht gestreichelt werden und ich hasse es, wenn sich jemand bei mir bedankt“, gab er verlegen von sich. Trotzdem schenkte er Nami ein strahlendes Lächeln während er, peinlich berührt, wieder nach draußen stürmte. Schmunzelnd sah sie ihm nach, wie er zwischen den Orangenplantagen verschwand. Sie warf einen letzten wehmütigen Blick auf das Foto, bevor sie sich erhob und ebenfalls wieder nach draußen ging.   ° ° ° ° ° °   Am Ende des Tages saß Nami auf der Veranda ihres Hauses und blickte verträumt auf das Meer hinaus. In letzter Zeit konnte sie sich nur mit Hilfe des Meeresrauschens entspannen. Es war als stünde sie ständig unter Strom und musste sich täglich auspowern um überhaupt Schlaf zu finden. Ansonsten würde sie zu viel nachdenken. Zu viel über die Vergangenheit, die sie ständig wieder einholte. „Nami!“, hörte sie plötzlich Lysops atemlose Stimme hinter sich. Neugierig drehte sie sich zu ihm um und sah ihm schweigend dabei zu, wie er schwer atmend die Hände auf die Knie stützte und sich schmerzerfüllt die Seite hielt. „Ich ... ich bin schon lange nicht mehr so gerannt“, keuchte er. Nami schüttelte amüsiert ihren Kopf. „Ein großer Krieger der Meere muss auch von niemanden davonlaufen, richtig?“ Lysop, der sich langsam wieder erholte, nickte eifrig. „Du hast Recht. Meine Gegner laufen jetzt von mir davon“, sagte er mit stolzgeschwellter Brust, was Nami kichernd betrachtete. Das würde sich wohl nie ändern. „Da kommt ein Schiff auf uns zu.“ Die Besorgnis in Lysops Stimme ließ Nami aufhorchen. Sie richtete sich auf ihrem Liegestuhl auf und erwiderte seinen nachdenklichen Blick. Ohne darüber nachzudenken griff sie nach ihrem Klimataktstock, den sie nach wie vor bei sich trug. „Marine?“ Lysop schüttelte seinen Kopf. „Nein“, antwortete er und zeigte auf ihre Waffe. „Den wirst du eher nicht brauchen.“ Nami hob fragend eine Augenbraue, doch Lysop zuckte nur mit seinen Schultern. „Du musst es selbst sehen...“ Zögerlich folgte sie Lysop zurück ins Dorf. Was war so besonders an diesem Schiff, dass sie es sich selbst ansehen musste? Wenn es nicht die Marine war, gab es wohl kaum einen Grund für sie, hierher zu kommen. Oder war sie seit neuestem Mitglied des Begrüßungskomitees der Insel?   Bevor sie am Hafen angekommen waren, drehte sich Lysop zu ihr um und fasste Nami an den Schultern. „Bitte, flipp nicht aus.“ Nami schnaubte augenrollend. „Warum sollte ich ausflippen?“ Es klang zwar so als wäre sie total entspannt, doch innerlich tobte ein Gefühlssturm in ihr. Sie wusste nicht wieso, aber ihr Herz klopfte wie wild und das Kribbeln in ihrem Nacken machte sie beinahe wahnsinnig. Ihr Körper sträubte sich dagegen, trotzdem ging sie weiter. Erst als sie das kleine Schiff sah, die schwarzen Segel bemerkte und die große Gestalt, die davor stand, machte sie halt. Sie wich ungläubig einen Schritt zurück und prallte in Lysop hinein, der sie besorgt musterte. „Es tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe“, murmelte er. Es schien, als könnte er ihre Gedanken lesen. Nami würde im Moment wirklich nichts lieber tun, als Lysop umzubringen. Er wusste, wie sie sich fühlte. Wie sie sich die letzten Jahre gefühlt hatte. Und trotzdem hatte er sie, ohne etwas zu sagen, hierher gelockt. Hätte sie gewusst, dass er hier auf sie wartete, wäre sie Lysop niemals gefolgt. Sie entschied sich dafür, sich später um Lysop zu kümmern und sich stattdessen dem Problem vor ihrer Nase zu widmen. Trotzig verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust um ihre Unsicherheit zu überspielen. Es gab so vieles zu sagen und dennoch brachte sie kein Wort heraus. Lorenor Zorro hatte ihr vor Jahren das Herz gebrochen und jetzt stand er vor ihr, schenkte ihr ein schuldbewusstes Lächeln. Die Tränen, die sich bei seinem Anblick in ihre Augen drängten, kämpfte sie tapfer zurück. Diese Genugtuung würde sie ihm nicht verschaffen. „Nami...“ Es brauchte nur dieses kleine Wort um sie völlig aus der Fassung zu bringen. Sie bemerkte, wie er langsam auf sie zuging. Automatisch griff sie nach ihrem Klimataktstock, doch dieser war nicht da. Sie warf Lysop einen vorwurfsvollen Blick zu während sie sich seine Schleuder schnappte und somit Zorro auf Abstand hielt. „Keinen Schritt näher!“ Zorro hielt in seiner Bewegung inne. „Nami, bitte...“ „Was?!“, schnauzte sie ihn an und drängte ihn mit der Schleuder zurück zu seinem Schiff.   „Du tauchst nach Jahren wieder hier auf und erwartest von mir, dass ich dich mit offenen Armen empfange?!“, rief Nami mit Zornestränen in den Augen. „Ich hasse dich, Lorenor Zorro! Warum bist du überhaupt hier?!“ Zorro blickte hilflos zu Lysop, der nur abwehrend die Arme hob. „Lass mich hier raus, okay? Das ist ganz allein dein Problem“, sagte er während er sich Schritt für Schritt von den beiden entfernte. Zorro hingegen ging einen Schritt auf Nami zu. „Weil das hier mein Zuhause ist“, antwortete er ihr schließlich. „Du...“ „Nein!“, unterbrach Nami ihn. „Das hier ist mein Zuhause. Es ist Choppers Zuhause. Aber nicht deines!“ Nami bemerkte, wie er tief durchatmete und seinen Körper straffte. Er ging einen Schritt zurück, damit sie nicht auf ihn losging. Lysop legte beschwichtigend eine Hand auf ihre Schulter und nahm ihr seine Schleuder aus der Hand. „Wir sollten uns alle beruhigen, findet ihr nicht?“, versuchte er die beiden auf Abstand zu halten. „Ich weiß, dass du Zorro hier nicht haben willst, Nami. Aber denk doch mal an Chopper. Er hat Zorro ewig nicht mehr gesehen und würde sich bestimmt über seinen Besuch freuen. Willst du wirklich, dass Chopper nicht mal die Möglichkeit hat seinen alten Kumpel zu sehen?“   Nami warf Lysop einen zornigen Blick zu. Er kannte ihre Schwachstellen nur zu genau. Chopper gehörte zu ihren Schwachstellen. Seit sie hier zusammen auf Kokos lebten, war er ihr noch mehr ans Herz gewachsen und es würde sie umbringen, wenn sie Chopper diesen Wunsch verwehrte. Sie wusste nur zu genau, wie wichtig Zorro für Chopper war. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Zorro sich ein wenig entspannte da sie nun die Schleuder nicht mehr in der Hand hielt. Dennoch hielt er Abstand, wofür sie ihm dankbar war. „Also gut“, sagte sie nachdem sie darüber nachgedacht hatte. „Du darfst bleiben. Aber nur solange du dich von mir fernhältst!“ Bevor sie zurück nach Hause ging, warf sie Zorro noch einen letzten Blick zu, der ihm klar machen sollte, wie ernst sie es mit dieser Aussage meinte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)