Difficult Start von abgemeldet (YmirxChrista) ================================================================================ Kapitel 1: Guten Morgen(Grauen)! -------------------------------- "Ich bin nicht ihre Mutter… Sie ist nicht meine Tochter!" Aus Hass bestehend schallen die Schreie der schlanken, blonden Frau namens Alma durch die Dunkelheit der Nacht, während der Mond am Himmel sein weißes Licht auf den Ort des tragischen Schauspiels wirft, welches zum Höhepunkt kommt. Von einem Mann an den Armen gepackt, versucht sie in Todesangst aus diesen Alptraum zu entkommen, weit weg von der Missgeburt, die vorsichtig und ängstlich auf sie zu schreitet und sich dann als ihre ungeliebte Tochter Historia herausstellt. Ohne den Hauch einer Ahnung, was um sie herum geschieht, streckt das kleine Mädchen die Hände nach ihrer Mutter aus. Alma reagiert auf die Sehnsucht ihrer Tochter nach ihr mit Verachtung, schaut sie panisch an, sodass sie nicht einmal den Namen ihrer einzigen Tochter nennt. Historia zuckt ängstlich zusammen. In ihren klaren blauen Augen bilden sich Tränen, die über ihre Wangen kullern und am Ende stumm auf dem Boden landen. Der Moment lässt Historia erstarren, so tief sitzt der Schock in ihren Knochen, als die letzten Worte ihrer Mutter ihr Herz beinah zum Stehen bringen. Vor Tränen sowie Furcht im Gesicht zittert die Stimme von Alma. An ihrem Hals spürt sie die scharfe Klinge des Messers, welches sich in der Hand eines Mörders ohne Skrupel befindet. Wie ein Stich auf der nackten Haut, langsam und qualvoll, schlitzt der Mann ihr den Hals auf. Sich dem Tod ergebend, denkt Alma an eine Sache, die sie sich von Herzen wünscht. "Wärst du doch niemals geboren!", verflucht Alma die Existenz von Historia. Alleine gelassen, von niemandem geliebt, steht Historia schweigsam da mit leerem Blick. Blut rinnt aus der aufgeschlitzten Kehle und färbt das helle Kleid der Frau in ein dunkles Rot. Ihr Mörder lässt ihren leblosen Körper wie einen schweren Mehlsack fallen, wischt das Blut von seinem Messer und geht auf Historia, sein nächstes Opfer, zu. Die Kleine kämpft gegen ihre innerliche Erstarrung, doch jede Faser ihrer Muskulatur verweigert ihr den Dienst. Ein schweres Zittern erschüttert ihren Körper. "Du bist als nächsten dran, Kleine", droht der Mann heiser. Grob packt er sie an den blonden Haaren und sie sieht ihr Spiegelbild auf dem Messer, wenn sie es nicht in Trance einbildet. Die Angst steigt in Historia, bis hinter ihr eine männliche Stimme, passend zu einem Feigling, sagt, ihr Name sei ab heute Christa Lenz und sie würde dem Aufklärungstrupp beitreten, denn er sei der Hoffnung, sie nie wieder zu sehen.       Von Angst ergriffen, erwacht Christa aus ihren langen Traum, den sie mit einem Wimpernschlag aus dem Gedächtnis verbannt, um nicht an diese Nacht zu denken. Wild hämmert ihr Herz gegen den Brustkorb, wie um dem Gefängnis aus Fleisch und Blut zu entkommen und ein freies Leben außerhalb zu führen. Noch zucken ihre meerblauen Augen, sie atmet schwer, sodass der hohe Druck in den Lungen sie fast zum Husten bringen. Mit aller Macht beruhigt sie sich zu ihrer eigenen Sicherheit. Hier und jetzt verfällt sie nicht ihrem Schatten, sondern reißt sich zusammen. Einmal kullert eine Schweißperle über ihre Stirn, die sie mit dem Handrücken wegwischt. Müde reibt sie sich die Augen und gähnt herzhaft, bevor sie aufsteht. "Hast du wieder schlecht geschlafen, Christa?" Kurz schreckt sie auf und dreht sich zu Sasha um. Ihre Kameradin bindet gerade ihr langes, rotbraunes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, stellt sich vor Christa und nimmt anschließend ihre Hand. "Ähm … ja. Mach dir keine Sorgen", wimmelt sie Sashas Sorgen mit einem Lächeln ab. "Das gestrige Training war einfach zu hart." Unter dem wachsamen Blick der goldbraunen Augen hält die Blondine ihr lächelndes Gesicht instand, denn Sasha verfügt über gute Instinkte. Neben ihrem Gehör- und Geruchssinn versteht sie auch gewissermaßen die Gemütszustände ihrer Freunde. Für Christa ist sie eine freundliche und gutherzige Freundin, die sie oft zum Lachen bringt - mehr, als ihr liebt ist. Sasha seufzt schwer, als sie an das letzte Training denkt. "Das stimmt! Nichtmal das Abendessen war eine Belohnung für unsere Bemühungen. Das Brot schmeckte so trocken und diese Äpfel waren viel zu klein." Ihr Wehklagen lenkt Christa ein Schmunzeln auf die Lippen. Diese eigensinnige Art von Sasha hat schon einen legendären Ruf. Sie ist jetzt in der 104. Trainingseinheit sogar als" Kartoffelmädchen" bekannt. Aufmunternd sagt Christa: "Wenn du möchtest, kann du heute beim Frühstück ein halbes Brot von mir kriegen!" Ein Leuchten zieht über Sashas Gesicht. "Wirklich? Du bist ein Engel, Christa. Vielen Dank", jubelt die Rekrutin. "Dafür bin ich dir einen Gefallen schuldig." Herzlich umarmt Sasha ihre Freundin, grinst dabei breit, schon bei dem Gedanken an das frische Brot und dessen herrlichen Duft. Ob der frohen Reaktion freut sich auch Christa, dass sie Sasha eine gute Freundin sein kann. "Schon gut, Sasha. Du kannst mich wieder loslassen", lacht die Blondine kurz auf und Sasha löst sich von der Umarmung. Immer noch hält Sasha ihre Hand fest, als Zeichen des Vertrauens, dass sie niemals alleine ist. Hier knüpft Christa mehr Freundschaften, als sie jemals dachte, ganz anders auf den Bauernhof, auf dem sie aufwuchs. "Hey! Was ist hier los?", will eine weibliche Stimme wissen. Die Mädchen blicken in Richtung Tür. Am Türrahmen lehnt sich ihre zynische Kameradin an, die die Mädchen mit ihren dunklen Augen fixiert. Bei Christa verursacht es einen kalten Schauer auf dem Rücken, da es sich um die Person handelt, die mit geholfen hat, Sasha sicher in ihrem Zimmer zu verwahren. Allerdings grüßt Sasha die große, sommersprossige Mitbewohnerin mit einem Lächeln als Willkommen, wenngleich diese es mit einem Schnauben ablehnt. So kennt man Ymir! "Auf jeden Fall muss ich los, sonst verpasse ich noch das Frühstück." Wie auf Kommando rebelliert ihr Magen. Für sie ist es nun an der Zeit zu gehen. Davor verabschiedet sie sich von ihren Kameradinnen. Als Sasha über die Türschwelle geht, packt Ymir sie am Oberarm und schleift sie wenige Meter von dem Zimmer fern. "Hey?", wundert sich Sasha. Aufmerksam schaut Ymir, ob die Luft rein ist, um Sasha einige Informationen zu entlocken. Dabei legt Sasha ihren Kopf schief. "Sag mal, Sasha... Warum hast du Christa so besorgt angeschaut und sie fest umarmt?" Aufgrund Ymirs ungewöhnlicher Neugier blinzelt Sasha sie an, ohne den blassesten Schimmer zu haben, warum Ymir sie so auf geheimnisvolle Weise aushorcht. Genervt runzelt Ymir ihre Stirn. Die Frage ihrerseits verstehen sogar Dummköpfe wie Sasha, hatte sie geglaubt. Anscheinend hat sie sich dabei geirrt und stellt noch mal alles klar. "Also? Was ist gerade passiert, bevor ich kam?" Bei Sasha macht es Klick und sie grinst sie breit an. "Christa hatte nur wieder einen Alptraum! Ich habe mir Sorgen gemacht, aber sie meinte, es sei alles okay", erzählt die Braunhaarige. "Allerdings glaubt mein Instinkt ihr nicht so ganz." Aus dem Grinsen entwickelt sich eine sorgenvolle Mimik, die Ymir für den Bruchteil einer Sekunde teilt. Da sie keine weiteren Informationen erhält, schubst sie Sasha nach vorne. "Aha! Verstehe! Dann kannst du gehen!" Bevor Sasha überhaupt noch nachfragen kann, eilt Ymir zurück zu Christa. Ein Moment lang schaut sie der Dunkelhaarige hinterher, bis sie zum Frühstück aufbricht, weil ihr Hungergefühl sie dazu treibt. Zudem fällt ihr eine gute Idee ein. In Gedanken woanders knöpft Christa ihr weißes Nachthemd auf. Schließlich muss sie sich noch umziehen. Daher liegen ihre Trainingssachen schon auf den Bett bereit. Frisch gewaschen und ordentlich gefaltet. Der Duft von Kamille liegt in der Luft, als ihre Sinne nach dem Schlaf wieder an Stärke gewinnen. "Brauchst du Hilfe?" Zum zweiten Mal zuckt sie zusammen. Wie aus dem Nichts taucht Ymir auf und steht mit verschränkten Armen vor ihr. Reflexartig legt Christa ihre Hände vor die Brust. "N-Nein danke. I-Ich komme selbst klar." Ymirs Augen formen sich zu Schlitzen. So leicht wird keiner sie los, wenn sie eine Lüge aus zehn Meilen wittert. "Sicher?", hakt sie nach. Dabei betrachtet sie Christas unsicheres Gesicht. Irgendwie heben sich ihre Mundwickeln ein Stück nach oben. Christa so hilflos und unschuldig zu sehen, da denkt man sich, welch reiner Engel sie doch ist. Trotzdem hebt sie eine Augenbraue. "Warum starrst du mich so an?", nuschelt die Blondine leise. Jetzt sieht Ymir ihre Chance, das Mädchen besser unter die Lupe zu nehmen. Sonst sind die Jungs immer wie ein Rudel hungriger Wölfe um sie herum, keine Chance, sich mal alleine mit ihr zu unterhalten. Ein freches Grinsen spielt sich auf ihren Lippen ab. "Ist es dir unangenehm?" Gekonnt stellt sie eine Gegenfrage und ihre Stimme klingt dabei mehr fest als sanft. Rosarot färben sich Christas Wangen. Sie spürt förmlich die Wärme in ihr Gesicht steigen, was sie mühsam unterdrücken will. "Du hast mich erschreckt," wechselt sie das Thema. Darüber ist Ymir sich im Klaren, das hört sie in den letzte Tagen oft. Damals, an dem Tag ihrer ersten Begegnung, beobachtete sie, wie Christa heimlich Sasha ein Brot und einen Beutel Wasser gab, damit sie nicht zusammenbricht und sie selbst half ihr auch dabei. Von draußen ertönen laute Kampfschreie und Flüche. Um genauer zu sein stammen sie von Eren und Jean. Die Jungs kriegen sich mal wieder in die Haare. "Typisch Idioten", meint Ymir und nimmt neben Christa Platz. "Sag mal: Stehst du auf gefährliche Typen?" Zwischen der ungewohnten Nähe und der Frage über ihren Geschmack betreffend das männliche Geschlecht blickt Christa sie sprachlos an. So direkt sind die Jungs aus ihrer Einheit höchstens bei Flirtversuchen, aber hier scheut dieses geheimnisvolles Mädchen vor privaten Gesprächen. Diesmal pocht ihr Herz vor Unwissenheit, wie sie mit der Situation umzugehen hat, so nah bei Ymir zu sein. "Keine Ahnung", antwortet sie schwer schluckend. Sie selbst hat nie darüber nachgedacht. Aus heiterem Himmel fängt Ymir an zu lachen. "Was ist so lustig?" Empört wirft Christa ihrer Nachbarin einen verärgerten Blick zu. Dass sie persönlich nichts davon witzig findet, stört Ymir nicht. Sie sieht das anders. Nach dem unruhigen Traum wird Christa zuerst von Sasha überraschenderweise empfangen und dann platzt Ymir in das Zimmer ein, als sie gerade sich umzieht. Auch sie hat eine Grenze in Sachen Geduld und Freundlichkeit und manchmal ist es zu viel des Guten. Einmal atmet sie tief durch. "Sei nicht so verklemmt. Verstehst du keine Witze?", verteidigt sich Ymir und hebt die Hände hoch. Das Grinsen auf dem sommersprossigen Gesicht verleitet Christa, kurz darüber nachzudenken, ihr ihre scharfzüngige Art zu verzeihen. "Schon gut. Kann ich mich jetzt bitte in Ruhe umziehen?" Statt weiterhin sarkastische Kommentare loszulassen, zuckt Ymir mit den Schultern und verlässt das Zimmer. Verblüfft schaut sie ihrer Kameradin hinterher, als sie sie so einfach mit einer Bitte sie aus dem Zimmer bekommt, ohne dabei wirklich ernsthaft zu werden. "Manche Menschen sind ein Rätsel an sich." Dann wendet sie ihren Kopf zum Fenster. Warme Sonnenstrahlen erhellen den Raum mit gelblichem Schein. Es gleicht einem Traum aus entspannten Tagen. Auf Christas heller Haut prickelt die Wärme und streichelt sanft ihr Gesicht. Eine Sekunde vergeht, in der sie ihrer Seele Ruhe gönnt, von niemanden dabei gestört wird. Obwohl der Morgen nicht so verläuft wie erhofft, erfüllt das Gefühl der Freude ihr Herz, einfach weiter ein Lächeln auf den Lippen zu tragen. Somit zieht sie ihr Nachthemd aus und greift nach der Trainingskleidung. Nebenbei bemerkt sie, wie still ihr Magen sich nach Nahrung sehnt. "Ob es wieder Weizenbrot mit Ei gibt?" An der frischen Luft streckt Christa ihre Arme weit nach oben, fühlt den kühlen Wind durch ihr Haar wehen und genießt das Morgengrauen. Am Himmel fliegen Schwalben elegant und schnell umher, tanzen durch die Lüfte und heißen die Frühaufsteher Willkommen. Über ihre Lippen huscht ein mildes Lächeln. "Christa!?" Das junge Mädchen erkennt eine Gruppe Jungs vor sich, die in letzter Zeit in ihrer Nähe herumschwirren. "Kann ich euch helfen?", spricht sie die anderen sanft an. Einer kratzt sich verlegen an der Wange, dagegen schmunzeln die anderen aus der Distanz. "Hast du vielleicht Lust auf ein… ähm…", stottert er und wird von Christa herzlich angelächelt. Natürlich versteht sie sein Anliegen, falls sie sich nicht irrt, aber sie wartet höflich ab, bis er seine Frage komplett stellt. "Ganz schön unfair als Wolfsrudel vor einem Schaf zu stehen, oder Jungs?" Hinter der Gruppe steht plötzlich Ymir, funkelt die männlichen Rekruten böse an, sodass diese vor Schreck nach hinten gucken, direkt in die lodernden dunklen Augen. Der Anführer der Jungs schluckt schwer. In nur wenigen Tagen erlangte Ymir unter den anderen einen unbeliebten Ruf als die schnippische Persönlichkeit. Deswegen wirken die Jungs von ihrer Anwesenheit nicht begeistert, zudem seufzt Christa leicht, als sie die angespannte Stimmung spürt. "Was geht dich das an?!", spuckt der Junge die Worte mit einem genervten Unterton aus. Kühl starren Ymirs Augen ihn an. Selbst bei der abfälligen Unterhaltung hebt sie gelassen eine Augenbraue hoch, denkt nicht einmal daran, sich hier einschüchtern zu lassen. "Na, was glaubst du! Ein Genie bist du anscheinend nicht, hm? Spielst dich als ein großer Anführer auf und denkst wohl, du bist gut genug für sie", keift Ymir aggressiv zurück. Auf einmal herrscht Stille zwischen den Parteien. Keiner traut sich, ein Wort zu sagen, bis Christa - die zuerst perplex, dann teilweise schockiert zusah – den Streit schlichten will. Geschwind stellt sie sich dazwischen, hält ihre Arme weit ausgestreckt, um körperliche Gewalt zu verhindern. "Hört auf! Das bringt doch nichts, sich hier und jetzt zu prügeln", redet Christa offen. "Sicherlich finden wir eine andere Lösung." Tatsächlich beruhigen sich die Jungs, als auch Ymir ihre Haltung lockert - gewiss, um Christa nicht aufzuregen. Erleichtert atmet sie auf. Am frühen Morgen gehören sich weder Gewalt noch Beleidigungen und sie ist froh darüber, dass dank ihres Einsatzes niemand zu Schaden kommt. "Hoffentlich können wir nachher weiterreden, Christa", erkundigt sich der Junge und als Bestätigung nickt sie. Somit verschwindet die Gruppe aus Ymirs Sicht. Egal, wie harmlos die Situation am Anfang war, da roch sie schon zehn Meilen gegen den Wind die geplante, romantische Aktion. Ein Räuspern erhascht sich Ymirs Aufmerksamkeit. Christa stemmt ihre Hände auf die Hüften, während sie von Ymir eine guten Grund für ihr Handeln erwartet. "Ich warte auf eine Erklärung!" Amüsiert entlockt es Ymir ein Grinsen, dann gesellt sie sich zu Christa und legt den Arm um ihren Hals. "Du hättest gegen die Idioten keine Chance gehabt", erklärt sie. "Du bist nunmal ein Herzchen, ein naives Herzchen." Etwas zerstreut blinzelt Christa einige Male, denkt darüber nach, welche Worte Ymir ihr fast entgegenhaucht, als ob sie mehr über ihr Leben wissen will. So nah Ymir an der Seite zu haben, stellt ihr Herz für ein paar Sekunden auf der Probe. "Ich danke dir für deine Hilfe, aber ich kann schon auf mich selbst aufpassen", protestiert Christa und liefert sich mit Ymir ein Blickduell, welches sie haushoch verliert. "Dann beweise es mir, Christa. Vielleicht irre ich mich ja." Der trockene Sarkasmus kommt bei Christa überhaupt nicht an. Eher zieht sie ihre Augenbrauen zusammen und wehrt sich strikt dagegen, Ymirs Vorschlag anzunehmen. Als ob sie sich vor so einer unhöflichen Person rechtfertigen muss! Lieber würde sie sterben. Durch ihre Brust zieht sich ein Schmerz, begleitet von weit gerissenen Augen sowie einem ruhigen Flüstern von Ymir. "Was hast du plötzlich?" Ungewöhnlich nüchtern erreicht ihre Stimme die Ohren von Christa, dringen tief in ihr Unterbewusstsein ein, wobei sie eine Antwort verlangt. "Nichts." Aus Christas Mund stammt das kleine Wort. Kaum hörbar spricht sie es aus, während sie von zwei skeptischen Augen gemustert wird. "Das glaube ich dir nicht", zweifelt die Dunkelhaarige. Behutsam spielt der Windhauch mit Christas blonden Haarsträhnen. Die angenehm lauwarme Frühlingsluft fegt über den Boden, wirbelt den Staub auf und lässt die Blätter in den Baumkronen rascheln. Für einen Augenblick hört man nur die Natur rufen. Munter zwitschern die Vögeln und leise pfeift der Wind, die Umgebung verwandelt sich in ein Schauspiel der Ruhe. Innerlich wünscht sich Christa ebenfalls diese Funkstille zwischen sich und Ymir. So langsam fühlt sie sich ziemlich bedrängt. Sie blickt Ymir an. "In Wahrheit", sagt sie direkt, "bist du doch am Verhungern! Iss lieber was, bevor ich dich füttern muss." Wiederum von Ymirs wechselhaften Verhalten durcheinander, fällt Christa ein Stein vom Herzen. Sich selbst fragt sie, wieso sie solche Gefühle in Ymirs Nähe empfindet. Wie ein guter Kumpel wuschelt diese durch Christas Haare. "H-Hey! Meine Haare!" Laut lacht Ymir los. "Na komm schon. Das Frühstück wartet schon." Aus der Entfernung hören sie Sasha rufen. "Super, dass ich euch hier treffe, Freunde." Um ihren Mund sind noch Krümelreste, die vom Frühstück stanneb, das Sasha mit großen Genuss verspeiste. "Kartoffelmädchen! Was verschafft uns die Ehre?", meldet sich Ymir und sieht den Beutel an, den Sasha mit sich trägt. Stolz lodert in den Augen der jungen Jägerin. Sogar rinnt etwas Speichel aus ihren Mundwickeln, als sie an den Inhalt des Beutels denkt. "Ich habe ein Köstlichkeit mitgehen lassen. Möchtet ihr auch etwas davon haben?" Sie holt aus dem Beutel einen großen Schweineschinken heraus. Gleichzeitig heben Ymir und Christa die Augenbrauen hoch. Augenblicklich knurrt Christas Magen, als sie den saftigen und fetten Fleischbrocken in Sashas Händen sieht. Selbst der verführerische Duft entgeht ihr nicht. "Wir sind dabei. Nicht schlecht, Sasha", lobt die Dunkelhaarige ihre Kameradin grob, aber auch ehrlich. Nur Christa bringt kein Wort heraus. Das Mädchen scheint noch irgendwie in Trance zu sein, jedoch rüttelt Ymir sie wach, indem sie sie ohne Vorwarnung mit sich zieht. "Wohin gehen wir?", fragt die Blondine. Sasha dreht sich um und zeigt noch einmal die besondere Mahlzeit in ihrer Hand. "Zum Frühstück." Erneut umarmt Ymir sie von der Seite. "Kopf hoch, Christa! Genieß einfach das Leben", flüstert sie lebhaft. "Und fang mit dem Frühstück an." Zuerst findet Christa keine Worte für Ymirs Ansprache, stattdessen sehen ihre sanft-blauen Augen sie direkt an. Warm und friedlich schleicht sich ein unbenanntes Gefühl durch ihre Adern, versetzt sie in Gänsehaut, als ob jemand ihr Herz zärtlich berührt. Ihre Lippen formen sich zu einem ehrlichen Lächeln. "Ja." Zwischen ihren Freundinnen denkt sie nicht mehr an das Bedrückendes, sondern konzentriert sich lieber, damit keiner der Rekruten sich mit Wörter oder Gewalttaten verletzt. Wenn man vom Teufel spricht: Jean und Eren tauschen wieder Provokationen. Da fällt Christa ein: "Ich werde wohl nie einen ruhigen Morgen hier erleben, dafür aber immer ein Abenteuer." Wie ein schneeweiße Perle scheint der Mond am sternklaren Nachthimmel und schenkt dem Leben ein Lichtschimmer, das verborgen in der Dunkelheit seinen Weg bahnt. Auf einer Waldlichtung knistern die Flammen des Lagerfeuers, tanzen unter dem Sternenhimmel ihr Ritual. Selbst in dunklen Zeiten erlöscht niemals das Licht der Welt. Die Rekruten sitzen um das Lagerfeuer, feiern ihren erfolgreichen Abschluss des dreijährigen Trainings von Blut zu Schweiß, so wie Niederlage zum Sieg. Unter ihnen sind auch Christa und Ymir. Die beiden bleiben eng nebeneinander und fühlen die Wärme in sich aufblühen. Liebevoll hält Ymir ihren Engel in den Armen, während Christa ihre Hoffnung anlächelt. Damals zog die Dunkelhaarige sie aus der Leere heraus und füllte dort alles mit neuer Willenskraft. Dafür ist Christa ihr sehr dankbar. "Wir haben es geschafft! Wir sind Soldaten", freut sich die Blondine und Ymir grinst leicht. "Du hast es eher geschafft. Herzlichen Glückwunsch! Du bist immerhin unter den besten zehn Soldaten." Wohl wissend, dass sie das nur Ymirs Ansporn und Freundschaft zu verdanken hat, dass sie überhaupt soweit kam, verschränkt sie die Arme. Von ihr ertappt, hebt Ymir auf einer unschuldigen Art die Hände hoch. "Egal, was in deinem Dickschädel herumschwirrt, ich habe nichts damit zu tun." Christa lacht leise. "Wie kannst du meine Gedanken lesen?" Kurz überlegt Ymir und schnipst Christa gegen die Nase. "Als ob ich mein kleines Geheimnis verrate!", stichelt sie neckend. Seit fast drei Jahren versteht Christa ihre beste Freundin sehr gut, aber nie kommt sie dahinter, welche Gedanken in ihren Kopf herumspuken. Sie schaut dann zum Lagerfeuer und beobachtet ihre Kameraden. Nichts hat sich verändert, seit sie sich der 104. Trainingseinheit anschloss. Jeder blieb sich selbst treu und schließt neue Freundschaften. Marco und Jean reden über ihre Ansichten über sie Stelle bei der Militärpolizei. Bei Sasha und Connie dreht es sich mal wieder um Unsinn, in dem sie eigenartige Bewegungen namens Kartoffel Fu machen, doch bringt es andere zum Lachen. Reiner, Bertholdt und Annie plaudern über ihre Heimat, obwohl sie eher mithört, statt mitzureden. Das andere Trio bestehend aus Mikasa, Eren und Armin träumen von der Welt da draußen - außerhalb der Mauern. Jeder von ihnen hat Träume, Ziele und Wünsche. Ihr wahres Glück hat sie jedoch in Ymir gefunden: jemand, der sie versteht, ganz egal, wie grausam das Leben ist. Solange sie an ihrer Seite bleibt, hat sie Hoffnung. "Bist du wieder am träumen?", reißt Ymir sie aus der Gedankenwelt. Das vollbringt die Dunkelhaarige jeden Tag und wacht über ihr Mädchen. "Ach! Ich habe mich nur and die letzten Jahren erinnert", kichert Christa. "Es hat sich viel verändert, aber auf der anderen Seite wiederum nicht." Dazu kann Ymir nur nicken. Auch ihr Leben erfuhr hier innerhalb der Mauern einen großen Wandel, der sie zu Christa brachte, worüber sie lächelt. Ein Seufzen entgleitet aus Christas Kehle. "Hoffentlich wird alles gut", murmelt sie etwas nervös. Genervt von ihrer weichen Seite rollt Ymir mit den Augen. Ständig denkt sie an andere. Für sich selbst bleibt dabei nicht viel übrig. Zum Schluss zieht sie Christa näher an sich. "Das ist meine Christa!" Bald wird sich alles ändern in ihrem Leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)