Two worlds, one family von Nuessjen ================================================================================ Kapitel 1: New Beginning. ------------------------- „Schlaf gut, mein Schatz“, sanft hauche ich meinem Sohn noch einen Kuss auf seinen kleinen Schopf, ehe ich sein Zimmer verlasse und raus auf den Flur trete. Am Ende des Flures meiner kleinen Wohnung stehen schon meine Eltern und ziehen ihre Schuhe an, um sich dann zügig auf den Weg nach Hause zu machen. Immer, wenn ich länger arbeiten muss und Kaito so nicht ins Bett bringen kann, springen sie ein. Ohne die beiden wäre ich schon lange aufgeschmissen gewesen. Meine Mutter erblickt mich, überbrückt die zwei Meter zu mir und schließt mich in ihre Arme. „Mach´s gut Schätzchen, wir sehen uns morgen, ja? Wir holen Kaito dann von der Schule ab und kümmern uns um alles. Ich wünsch dir einen wundervollen ersten Arbeitstag! Ich bin wirklich so stolz auf dich…“, sie streicht sich die imaginären Tränen aus dem Gesicht ehe sie wieder ein breites Grinsen trägt und zusammen mit meinem Vater meine Wohnung verlässt. Müde schlurfe ich in meine Küche, bereite mir einen Tee zu und lasse mich erschöpft auf einem Stuhl nieder, streiche mit meinem Finger den Rand der Tasse nach, versinke immer mehr in Gedanken. Gedanken, die ich mir in den letzten Jahren eigentlich verboten habe, aber die in letzter Zeit immer mehr hervorkriechen, aus dem Innersten meines Herzens. Was habe ich in meinem Leben vorzuweisen? Ich bin 27 Jahre alt, habe einen wundervollen sechsjährigen Sohn, habe mein Studium, Modedesign und Kommunikation, vor einem Jahr abgeschlossen und werde morgen meinen ersten Arbeitstag in der Modeagentur „TatsuFashion“ haben….eigentlich ist das doch für mein Alter eine beachtliche Leistung. Wäre da nicht der Umstand, dass ich den Vater meines Kindes nicht kenne, ihn nur einmal während eines Urlaubes in Irland gesehen und gespürt habe, und mein Sohn langsam aber sicher Fragen stellt, die ich nicht beantworten kann. Und dennoch zaubert mir der Gedanke an den Mann, der mir damals schon so sehr den Kopf verdreht hat, dass ich seitdem keine Beziehung mehr geführt habe, ein verträumtes Lächeln ins Gesicht. Die Erinnerungen an unseren gemeinsamen Abend und die anschließend gemeinsam verbrachte Nacht, sind mir so präsent , als wäre das alles erst gestern geschehen. Als hätte ich erst gestern mein Herz hoffnungslos in Irland zurückgelassen, in diesem kleinen Pub in Dublin, in dieser lauen Sommernacht…. Mein Studium würde nächsten Monat beginnen, also habe ich mich dazu entschlossen, einmal richtig zu verreisen, die Zeit, die ich habe richtig zu nutzen und so weit weg wie möglich wollte ich auch. Als erstes ist mir da natürlich Irland eingefallen, das Land der Kobolde und des Goldes, der gällischen Frohnaturen und der atemberaubenden Landschaften. Von diesem Einfall habe ich mich nicht mehr abbringen lasse und befinde mich jetzt an diesem Sommerabend in einem kleinen Pub in Dublin, nicht weit von meinem Hotel entfernt, damit ich auch wieder zurückfinde. Er ist klein, und sehr gemütlich eingerichtet, die Musik, die durch die Boxen dröhnt, irgendein irischer Folk, die Luft stickig von dem ganzen Gequalme, die Stimmung ausgelassen und heiter. Und als würde man mir anmerken, wie verloren ich mich fühle, wie sehr ich doch mit diesem Kulturbruch nicht zurechtkomme, werde ich von ein paar Mädels unter ihre Fittiche genommen, dem ersten Guinnes vorgestellt und mache dann noch Bekanntschaft mit einigen weiteren, unter anderem ein paar irish flags und Glenfiddigs. Der Alkohol scheint hier in Strömen zu fließen, scheint aber niemanden wirklich zuzusetzen, außer mir, denn mein Bewusstsein schwindet langsam, alles wird schummriger und die Wände kommen mir immer näher. Doch bevor ich auch nur kuscheln könnte mit der Wand, werde ich abgefangen. Gewollt protestierend, doch nicht wirklich gekonnt, stemme ich mich gegen die feste Brust, an welche ich gedrückt werde, gegen die starken und muskulösen Arme, die mich umfassen. Kalte Luft umhüllt meinen Körper, lässt mich etwas klarer sehen. Anscheinend wurde ich nach draußen gebracht, allerdings nicht losgelassen und so liege ich in den Armen dieses Gottes und werde langsam wieder nüchtern. Mutig blinzle ich und wage einen Blick in sein Gesicht. Schwarze Haare, die ein schneeweißes Gesicht umranden, die schwarze Augen verdecken, perfekte Lippen hervorheben. Ein amüsierter Blick liegt auf mir, scheint mich zu mustern, ehe sich seine Lippen zu einem Lächeln verziehen… „Mum…ich kann nicht schlafen“, sich die Augen verschlafen reibend, betritt Kaito unsere kleine Küche, setzt sich auf meinen Schoß und lehnt sich gegen meine Brust. Da ich ihm und mir den Schlaf gönnen möchte, immerhin muss ich morgen früh fit sein, trage ich ihn in mein Bett und decke ihn fest zu. „Ich komm gleich zu dir“, doch das wird er schon nicht mehr gehört haben, denn sein Atem wurde schon gleichmäßiger und tiefer. Längst wieder in meinen Gedanken versunken, steuere ich wieder die Küche an und beginne mehr ab- als anwesend meinen Tee auszutrinken. Längst sind wir in meinem Hotelzimmer angekommen, während er mir schon vor der Zimmertür meine Jacke vom Leib gerissen hat, welche er nun auf den Boden wirft, nur um mich wieder zu umfassen, mich fest an sich zu pressen und seine Zunge meinen Mund erforschen zu lassen. Stöhnend werfe ich meinen Kopf in den Nacken, presse mich noch enger an seinen stählernen Körper, dränge meine Hüfte gegen seine Mitte. Er nutzt die Chance und beißt unter erregtem Knurren in meinen Hals hinein, leckt entschuldigend darüber, nur um dann fest daran zu saugen. Das würde morgen einen heftigen Fleck ergeben… Eigentlich möchte ich mir Zeit lassen, seinen Körper genießen, ihn auspacken, wie ein Geschenk, aber dafür sind wir beide viel zu erregt, gepackt von der Leidenschaft, die augenscheinlich jegliches Molekül in diesem Raum einnimmt. Die Atmosphäre wie elektrisch aufgeladen, unsere Körper erhitzt, ein unentwegtes Stöhnen wiederhallend, aus seinem und meinem Mund. Ich stöhne noch lauter, winde mich mittlerweile unter ihm, während er meine Brustwarzen mit seiner Zunge umspielt, immer wieder in diese hineinbeißt, mich aufschreien lässt. Ich muss dem Teufel persönlich begegnet sein, oder ich bin wahrlich im Himmel angekommen. Mit seiner Zunge fährt er eine Spur über meinem Bauch entlang, umkreist meinen Bauchnabel, versenkt sie darin, nur um dann daran zu saugen, mir wohlige Seufzer zu entlocken. Ein Grinsen stiehlt sich auf seine Lippen, der Schalk in ihm blitzt ganz deutlich hervor. Ich versinke ihn seinen Onyxen, spüre lediglich die Hitze, die immer weiter in mir aufsteigt, als ich plötzlich meine Augen aufreiße und ungehemmt stöhne, während er seine Finger tief in mir versenkt, dabei meinen empfindlichsten Punkt mit seiner Zunge neckt. Noch nie habe ich solch eine Erregung gespürt, mich noch nie jemandem so hingegeben und mich noch nie so verdammt wohl gefühlt, als kannten wir uns schon Jahre. Mit kreisenden Bewegungen bewegt er seinen Finger auf meinem Kitzler, stößt unerbittlich in mich hinein, treibt mich an den Rand der Klippe, beendet seine Folter aber immer, bevor ich die Erlösung finden kann. Wieder versinken wir in einem leidenschaftlichen Kuss, lassen unsere Zungen miteinander tanzen, ich kralle mich in seinen Armen fest, suche Halt und finde diesen. Mit einem Ruck dringt er in mich ein, viel zu groß und doch so perfekt für mich. Meinen Kopf in seiner Hand gebettet, seinen Arm um meine Taille geschlungen, hält er mich fest, während er fest und tief in mich stößt, automatisch winkel ich meine Beine etwas an, gebe ihm noch mehr von mir. Und endlich finde ich die Erlösung, die er mir die ganze Zeit verweigert hat und nur am Rande bekomme ich mit, wie er sich in mir ergießt, mich liebevoll auf mein Kissen bettet und auf mir zusammenbricht… Die schönste Nacht, die ich je mit einem Mann hatte….und doch war es auch die schlimmste. Die Liebe des Lebens in einem anderen Land, der Name nicht bekannt und dann wird man auch noch schwanger von demjenigen. Ich hätte es damals wirklich nicht schlimmer treffen können, mein Studium hatte ja grade erst begonnen, als der Schwangerschaftstest in einen leuchtenden rosa strahlte, mir die frohe Botschaft kund tat. Vielleicht wäre es einfacher geworden, wenn wir beide nicht so blöd gewesen wären und uns unsere Namen verraten hätten…doch wir wollten es so unverbindlich halten wie es nur möglich war, immerhin wussten wir beide, dass eine große Entfernung zwischen uns liegen würde und eine Fernbeziehung wäre nun wirklich nichts für mich. Aber an dem Morgen danach….fast hätte ich ihm ein paar Details über mich erzählt, nur, damit er mich vielleicht finden könnte, wenn er wollte. Die Gedanken von mir abschüttelnd stehe ich auf und mache mich im Badezimmer bettfertig, ehe ich zu Kaito in mein Bett steige und ihn ganz nah an mich heranziehe. Er ist alles, was mir von ihm geblieben ist…das wohl schönste Geschenk überhaupt. So denke ich heute darüber. Viel zu schnell ist der Morgen gekommen und viel zu fit ist mein Sohn, sodass ich wirklich Mühe habe, ihn rechtzeitig fertig zu machen, sein Frühstück zu packen und meine Eltern angemessen zu begrüßen und zu verabschieden. Als endlich die Haustür hinter mir ins Schloss fällt, hetze ich ins Badezimmer unter die Dusche, putze mir dabei auch gleich die Zähne, sodass ich schnell wieder aus dieser herausspringen kann. Meine Haare sind schnell geföhnt, ein leichtes Tagesmake-up aufgelegt und mein Outfit, das ich mir gestern vor lauter Nervosität schon zurecht gelegt habe, angezogen. Eine Dunkelblaue Chinohose, eine smaragdgrüne Bluse und ebenso smaragdgrüne Keilabsatzschuhe. Genau richtig bei 28 Grad im Schatten. Ich schnappe mir meine Handtasche und ziehe die Tür nun endgültig hinter mir ins Schloss, hetze die Treppen nach unten und verlasse das Wohnhaus, vor dem ich auch geparkt habe. Genervt fädle ich mich in den Verkehr ein, rase den Santa Monica Pier entlang, um dann Richtung West L.A. abzubiegen. Entgegen der Hoffnung meiner Eltern bin ich nicht in Bel Air geblieben, sondern mit Kaito nach Santa Monica an den Pier gezogen, ich wollte immer, dass er mit dem Strand aufwächst, eventuell die Freude am Surfen findet und nicht lieblos in einer Touristenverpesteten Innenstadt lebt. Zwanzig Minuten später bin ich am Virginia Avenue Park angekommen, habe mein altes Klappergestell an Auto geparkt und laufe die Seitenstraßen entlang, auf der Suche nach der Agentur. Lange muss ich nicht suchen, denn vor mir erstreckt sich längst ein hohes Gebäude mit gläsernen Fassade, sodass es möglich ist, die herumwuselnde Menge an Menschen dort drin zu erkennen. Fahrig über meine Hose streichend betrete ich das Gebäude, in großen Lettern prangert der Labelname „TatsuFashion“ über dem Empfand direkt zu meiner Linken. Nervös lächelnd steuere ich diesen an, wende mich an die erste Person, die dort steht, in einer Mappe blättert und kritisch dreinschaut. Meine Mappe habe ich unter meinen Arm geklemmt, damit ich nicht so auffalle und aussehe wie ein Model, das sein Glück versuchen möchte. „Entschuldigen Sie, können Sie mir weiterhelfen?“, frage ich die Frau vor mir. Ich kann nichts weiter als ihr schwarzes, gradlinig geschnittenes Etuikleid erkennen, welches sie fabelhaft abrundet mit schwarzen Plateauschuhen, die ihr noch etwas an Größe verleihen, ihre schwarzen langen Haare glatt und offen getragen, verdecken ihr Gesicht, lassen sie nicht mein übertrieben freundliches Lächeln erkennen. Plötzlich dreht sie sich herum, starrt mir emotionslos und kühl uns Gesicht, ehe sie ihren Mund verzieht und mürrisch antwortet: „Wenn es sein muss. Dafür gibt es aber eigentlich die Empfangsdamen…wo müssen Sie denn hin?“. Uff. Hoffentlich muss ich nicht mit ihr zusammenarbeiten. Alleine bei ihrem Blick, denn sie mir mit ihren schwarzen Augen zuwirft, die so kalt und frei von jeglichem menschlichen Empfindungen scheinen, gefriert mir das Blut in den Adern. Kurz muss ich überlegen wie meine neue Chefin noch einmal hieß, ihre vorherige Partnerin hatte mit mir den Kontakt gehalten, um mich über die kommenden Projekte zu informieren. Sie wäre wohl rein technisch gesehen meine Chefin, aber laut meiner Vorgängerin würden wir zusammenarbeiten wie Partnerinnen. „Ich muss zu Sadako Uchiha. Ich bin die neue Angestellte, Sakura Haruno.“ Ein kurzer Blick, musternd von oben bis unten, die Stirn kurz krausend zusammengezogen, dann ein Lächeln. Sie streckt mir ihre Hand entgegen und sagt freundlich : „Glück gehabt. Ich bin Sadako Uchiha. Und ich hab anscheinend auch Glück gehabt, endlich mal keine eingebildete Schnepfe! Nun denn, folgen sie mir doch bitte…“. Überrascht blicke ich ihr kurz hinterher, ehe ich meine Beine in die Hand nehme und ihr folge. Das wird bestimmt eine aufregende Zeit hier… Kapitel 2: First Day. --------------------- Mit dem Aufzug fahren wir in die oberste Etage, natürlich die Chefetage. Unwillkürlich drängt sich mir die Frage auf, ob Sadako lediglich meine Chefin ist, also die Leitung über die Projekte, die ich mitbetreut hat, oder ob ihr die ganze Agentur gehört?! Sie sieht nicht wirklich alt aus, ganz im Gegenteil, sie sieht sogar noch recht jung aus und ich frage mich, wie sie es geschafft haben soll innerhalb ihrer wenigen Lebensjahre eine eigene Agentur zu gründen, die dermaßen gut läuft, dass sie die L.A. Fashion Week nächste Woche ausrichten darf. Immerhin ist diese in aller Munde und extrem viele Promis werden erwartet. Vor mir hat ihre ehemalige Partnerin die Vorbereitungen dafür betreut, aber nun werde ich das übernehmen müssen und bin höchst gespannt, wie weit sie da schon waren und wie viel ich noch zu tun haben werde. Miss Uchiha spricht kein einziges Wort mit mir, steht lediglich neben mir und starrt Wutlöcher in die Aufzugtür. Hat sie aber nicht vorhin gesagt, dass ich ihr passe, weil ich keine „Schnepfe“ bin?! Das ist aber wirklich paradox zu ihrem Verhalten, welches sie jetzt an den Tag legt… Der Aufzug springt mit einem lauten Piepen auf, sodass ich mich beeile und Miss Uchiha hinterherhechte, immer darauf bedacht, nicht ihren Ärger auf mich zu ziehen. Sie sieht wirklich nicht so aus, als ob gut Kirschenessen mit ihr ist! Vor mir erstreckt sich ein großer Vorraum, in welchem ein geräumiger Schreibtisch steht, der von einer Rothaarigen besetzt ist, augenscheinlich die Sekretärin von Miss Uchiha. Ansonsten stehen nur sehr viele Stühle hier herum, wahrscheinlich für die ganzen Models, die zu ihren Besprechungen auch mal die Chefetage betreten müssen. Mit einem leichten Armschwung gibt mir Miss Uchiha zu verstehen, dass ich in ihr Büro treten soll. Schnell schlüpfe ich an ihr vorbei und schaue mich verstohlen in diesem um. Ein großer schwarzer Schreibtisch, überflutet von Stoffmustern und Kleiderstücken, eine große graue Couch, mit einem schwarzen Teppich davor. Schick und doch sehr schlicht. Kein Bücherregal, keine Bilder an der Wand. Nichts Unnötiges, das ablenken könnte. „Möchten Sie etwas zu trinken, Miss Haruno?“, säuselt mir Miss Uchiha zu. Viel zu freundlich! Wahrscheinlich habe ich schon jetzt irgendeine Etikette gebrochen und muss dafür grade stehen! Oh Schreck, das kann ja nur heiter werden. Freundlich nicke ich und ordere einen einfachen Latte Macchiato, ohne Zucker. Die Kilo, die ich in der Schwangerschaft mit Kaito zugenommen habe, sind noch nicht ganz unten und daran muss ich unbedingt arbeiten. Sollte ich doch mal seinen Vater wieder treffen…. „Karin, bring uns einen zuckerfreien Latte Macchiato, und einen wie immer für mich. Der von Star Bucks bitte!“, sagt sie in etwas lauterem Tone zu ihrer Sekretärin. Die Rothaarige heißt also Karin und reagiert ganz anders, als ich es mir jemals gedacht hätte! „Kannst du nicht den Kaffee aus unserer Kaffeemaschine trinken? Der ist doch genauso gut und ich muss jetzt nicht wegen dir wegrennen und später Überstunden machen, weil ich deswegen nicht hinterherkomme!“. Grade hat mich Sadako noch freundlich angeschaut, doch binnen weniger Sekunden wandelt sich ihr Gesichtsausdruck in eine wütende Fratze, als sie beginnt, Karin zurechtzuweisen: „Karin, übertreib es nicht! Ich möchte den Kaffee von Star Bucks und wenn du nicht hinterherkommst mit deiner Arbeit, dann liegt das nicht daran, dass ich einen Kaffee von dem Lokal NEBEN uns möchte, sondern daran, dass du einfach grottenfaul bist!!! Ich würde dich wirklich ohne mit der Wimper zu zucken kündigen…schade, dass ich es nicht so einfach kann. Nur deswegen bist du noch da!“, ihre Stimme wird von Sekunde zu Sekunde ruhiger, eiskalter, schneidender. Mir läuft es eiskalt den Rücken runter und ich kann auf einmal Die Frage meiner Vorgängerin verstehen. Sie hat mich am Ende bei Vertragsabschluss gefragt, ob ich mir ganz sicher bin, dass ich mit einer Uchiha zusammenarbeiten möchte. Natürlich habe ich genickt, mich aber nie über die Firma richtig informiert. Mir war es egal, wo ich einen Job bekomme, Hauptsache, ich kann für Kaito sorgen und meinem Kind jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Laut knall die Türe zu und sie dreht sich wieder zu mir um, streckt mir lächelnd die Hand entgegen und stellt sich rasant vor : „ So, ich bin Sadako Uchiha, aber bitte nenn mich nur Sadako, ja? Ich bin 25 Jahre alt, also ja, noch ziemlich jung, um so ein Imperium an Agentur zu leiten. Ich liebe laktosefreien, zuckerfreien Latte Macchiato mit zwei Shots Espresso drin, falls du dich mal einschleimen musst bei mir- damit geht es immer! Ansonsten gibt’s es nicht viel zu sagen, wir werden extrem viel zusammen arbeiten, deswegen sollten wir auch gut miteinander zurechtkommen…vielleicht erzählst du mir ein bisschen was über dich bei dem Kaffee, der gleich kommen wird und dann besprechen wir die Projekte für die nächste Woche?“. Alle Anspannung fällt augenblicklich von mir ab und ein ehrliches Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Wenn das Verhältnis so bleibt, dann habe ich eine gute Wahl mit meinem Arbeitsplatz getroffen. Keine fünf Minuten später betritt Karin mit zwei Bechern das Büro und knallt sie uns auf den Tisch, ehe sie wieder abrauscht und eine unangenehm riechende Duftwolke hinterlässt. Viel zu süßlich, viel zu billig. Tief hole ich Luft und beginne etwas über mich zu erzählen: „Also, meinen Namen weißt du ja schon, ich bin 27 Jahre alt und habe einen sechsjährigen Sohn, Kaito. Er ist mein ganzes Leben..neben dem Job natürlich. Doch der Job ist ehe meine Passion, ich hab immer gerne gezeichnet und war immer gut darin, deswegen hab ich letztendlich auch Modedesign studiert, um das mein ganzes Leben ausführen zu können. Ansonsten gibt es nicht viel in meinem Leben, die Zeit, die ich neben meinem Beruf eben habe, verbringe ich ausschließlich mit meinem Sohn, deswegen möchte ich auch ungern gestört werden. Aber keine Angst, sollte er mal krank sein oder so, dann passen meine Eltern auf ihn auf. Deswegen werde ich also nicht ausfallen. Ansonsten mag ich zuckerfreien Latte Macchiato und hasse es, wenn mich Models wie ein Stück Scheiße behandeln, weil sie denken, wir wären extrem abhängig von ihnen“, beende ich meinen kleinen Monolog. Kritisch beäugt mich Sadako, vielleicht stößt es ihr sauer auf, dass ich einen Sohn habe, der meine Zeit ja auch in Anspruch nimmt. „Was ist mit dem Vater?“. Perplex starre ich sie an, mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet. Getroffen verziehe ich mein Gesicht und weiche ihrem Blick etwas aus, bevor ich mich sammle und ihr kurz und knapp erläutere, dass ich ihn damals kennengelernt habe, wir eine Nacht verbracht haben, aber wir beide zu blöd oder zu blauäugig waren, uns nur ansatzweise übereinander zu erzählen. „Arschloch. Männer sind doch alle gleich“, entfleucht es ihr zischend. Wieder schaut sie mich kritisch an, weil ich nichts auf ihren Kommentar antworte. „Du hast dich natürlich in ihn verliebt, hm?“. Ergeben nicke ich kurz. „Tja…Fehler macht man eben. Er war der wohl Größte, und das Beste zugleich. Immerhin habe ich wegen ihm Kaito…und ihn möchte ich nie wieder missen müssen“. Sofort fordert sie ein Foto, will unbedingt meinen kleinen Racker sehen, ehe sie ihre Schnute verzieht und murmelt „der sieht aus wie mein Bruder…“. Hm, Zufälle gibt es. „Nun gut, kommen wir zur Arbeit! Die L.A. Fashion Week steht an und da natürlich alles wieder schief laufen muss, nachdem Candice gegangen ist, müssen wir eine neue Lokation finden, die groß genug für einen Laufsteg ist und auch genug Platz für 150 Plätze bietet. Die After-Show-Party muss auch noch organisiert werden und der Caterer. Außerdem müssen wir bis nächste Woche eine Blaupause für eine neue Kollektion abgegeben haben…für die neue Agentur. Davon weißt du schon, oder?“, wieder ein fragender Blick, eine hochgezogene Augenbraue, wieder diese eiskalten Augen. Wenn es um Geschäftliches geht, scheint sie eine Eisprinzessin zu sein. Kurz schüttle ich meinen Kopf, von einer neuen Agentur weiß ich noch nichts. „Die neue Agentur wird eine Schwesterngesellschaft von dieser und wird mir gehören…ihr Name soll „Chidori“ sein. Klare Linien, Schlichtheit und kühle Farben sollen das Konzept darstellen. Ich will weg von diesem Flower-Power-Hippie-Konzept, das hat wohl früher gezogen, aber es wird immer mehr auf Schlichtes gesetzt, den Markt möchte ich nun ausreizen.“. Verwirrt runzle ich die Stirn, ehe ich zu meiner Frage ansetze: „Bist du nicht die Chefin hier?“. Ein kurzes, ehrliches Lachen entflieht ihrer Kehle, ehe sie eher missmutig brummt: „Nee…diese Agentur gehört meinem Bruder. Deswegen kann ich das Miststück da vorne an dem Tresen auch noch nicht rauswerfen, obwohl sie mir gehörig auf die Nerven geht. Hat den Job nur bekommen, weil sie meinem Bruder jahrelang hinterhergerannt ist und kaum verpisst der sich, stellt er sie ein. Ich glaube das hat er nur gemacht, damit ich noch unglücklich werde…“, theatralisch wirft sie die Hände nach oben und stöhnt genervt auf. Mit dieser Sekretärin wäre ich aber auch schon lange dem Nervenzusammenbruch nahe. Ich bekomme letztendlich die Aufgabe, eine neue Lokation für nächste Woche zu finden, dem Casting der Models heute beizuwohnen und einige Skizzen und Entwürfe für Projekt ´Chidori´ anzufertigen. Das wird alles kein Problem für mich darstellen, dessen bin ich mir sicher. Nachdem mich Sadako in das angrenzende Büro gebracht hat – ab jetzt ´meins´ zu nennen- checke ich schnell die Wettervorhersage für nächste Woche, da mir eine brillante Idee gekommen ist. Direkt hier an der Agentur grenzt der Virginia Avenue Park an, in welchem definitiv genügend Platz wäre für einen großen Laufsteg, einen Backstagebereich, den man geschickt einzäunen könnte und auch für die 150 Stühle, die natürlich auch Platz finden müssten. Einen Empfang könnte man auch am Eingang des Parks machen und dort Sekt und ähnliches anbieten, im hinteren Bereich des Parks könnte dann abgeschirmt durch die ganzen Bäume und die Pavilions, die aufgestellt werden könnten, die Aftershowparty stattfinden. So wäre alles an einem Platz und auch die Hotels in näherer Umgebung könnten ihre Kassen etwas ausbessern, da niemand betrunken oder in Begleitung durch die halbe Stadt in eines der sauteuren Hotels fahren möchte. Ich stelle die Kostenvoranschläge zusammen, lasse den Park für diesen Tag mal vorsichtshalber reservieren und checke auch gleich ab, wie es aussieht mit den Pavilions und den Containern für die Models, in denen diese sich umziehen können. Nachdem ich alles zusammengestellt habe und der Kostenvoranschlag soweit fertig ausgearbeitet ist, schicke ich ihn rüber zu Sadako, die grade in ein Telefonat mit ihrer Mutter vertieft scheint. Alles geschäftlich, das ist unschwer rauszuhören. Nur kurz nach eintreffen meiner Email kommt sie angeklackert und streckt mir ihren Daumen entgegen, das Handy immer noch am Ohr, formt mit dem Mund das Wort ´buchen´ . Super, dieser Auftrag wäre damit erfüllt und ich buche alles, damit in dieser Hinsicht nächste Woche nichts mehr schief laufen kann. Keine drei Stunden und seitdem vergangen und bis 18 Uhr habe ich hier noch einiges zu tun. Begeistert setze ich mich mit meinem Block und den Stiften an meinem Schreibtisch zurück, fange an schon einmal Entwürfe zu zeichnen, den Kleidungsstücken so wenig Schnickschnack zu geben wie möglich, dafür durch klare Linien Raffinesse zu erzeugen. Unsanft werde ich aus meinen Gedanken und meiner Konzentration gerissen, als mich Sadako bitte, mit ihr runter zum Casting zu gehen. Dieses findet drei Stockwerke unter uns statt, der Vorraum zum Brechen gefüllt mit exzentrischen Persönlichkeiten, einige so langweilig, dass sie keinen Widererkennungswert haben, die anderen so ausgefallen wie möglich, Hauptsache sie fallen irgendwie auf. Nunja, negativ kann man ja auch auffallen, denke ich mir. Wir betreten den Raum mit dem kleinen Laufsteg, auf welchem gleich die ersten Models laufen werden. „Stell dir bei den Mädels einfach mal vor, sie würden deine Kollektion tragen, die du in der Mappe hattest, und danach entscheidest du, ob sie passen würden oder nicht. Und wenn es gar nicht passt, sag einfach ´schieben´, dann machen wir mit dem Nächsten weiter. Jeder hier hat sein Veto.“, erklärt mir Sadako kurz, ehe ich mir die anderen Juroren anschaue. Ein glatzköpfiger hochgewachsener Kerl sitzt neben mir, sieht mich freundlich an und stellt sich als Cedric Cooper vor, der berühmte CC. Aha. Nie etwas von dir gehört. Trotzdem lächle ich freundlich und begrüße auch den Mann neben ihm, ein farbiger, muskelbepackter Kerl. Er sieht nicht schlecht aus, trägt aber viel zu enge Kleidung. Er stellt sich als Mike Dawson vor. Gut, jetzt kenne ich alle und eigentlich könnte es so langsam mal losgehen. Die ersten Models laufen den Steg entlang, doch keine hat wirklich Potential, nicht einmal auch nur etwas Talent, diesen zu beschreiten. Ich soll mir meine Kollektion an ihnen vorstellen….diese war bunt, fröhlich, aber keine verrückten schnitte, eher wie es Sadako für Chidori möchte. Klare Linien. Ein Model hat es mir sehr angetan, hochgewachsen, rote Naturhaare, gekräuselt, als hätte sie einen Afro, Sommersprossen im Gesicht. Ich gebe Sadako zu verstehen, dass sie unbedingt mit muss. Dann folgen wieder ein paar Luschen, die wirklich nicht gut passen würden, einige mit viel zu gestylten Haaren, die keineswegs natürlich erscheinen. Und das sollte das Thema werden: Natürlichkeit. Fast zwei Stunden schauen wir Models zu, die über den Steg laufen, sich uns präsentieren, nur wenige haben uns überzeugen können, doch dann betritt ein Mann den Raum und soll sofort wieder rausgeschickt werden, da explizit nach Frauen gesucht wurde. Schnell lege ich mein Veto ein, denn dieser Mann hat einfach alles, was zum Thema Natürlichkeit passt. Seine leicht gebräunte Haut, die wirren, braunen Haare, die ihm im Gesicht hängen, die bernsteinfarbenen Augen, und der leichte Bart, der sein Gesicht ziert. Dazu kommen noch die nicht perfekt gezupften Augenbrauen und der zwar trainierte Körper, der aber nicht allzu prollig ausschaut. Ich zeige auf ihn und flüstere Sadako zu: „Schau ihn dir an, er passt perfekt! Egal, ob er jetzt ein Kerl ist!“. Noch einmal schaut sich Sadako den Mann an, lässt ihn den Steg entlang laufen, nichts findet sie zum Beanstanden, stattdessen grinst sie und teilt ihm mit, dass er auf jeden Fall dabei ist. „Das freut mich sehr, danke!“, er bedankt sich höflich. Wie er wohl heißt? Schnell schaue ich in den Unterlagen nach. Yamato. Einfach nur Yamato. Schicker Künstlername. „Puuh, endlich. So, jetzt schauen wir noch zusammen über die Gästeliste, und dann hast du deinen ersten Arbeitstag geschafft. Hats dir etwas gefallen?“, fragt mich Sadako auf dem Weg nach oben ins Büro. „Etwas? Sadako wirklich, das ist der perfekte Job! Mir gefällt es richtig gut hier!“. Sie quittiert das nur mit einem stolzen Nicken. Ja, sie weiß ganz genau, dass mir nichts Besseres hätte wiederfahren können! In ihrem Büro gehen wir kurz die Liste durch, an wen noch Einladungen verschickt werden müssen und wer aus Prinzip, weil Fräulein Uchiha das so möchte, nicht eingeladen wird. Karin betritt den Raum kurz, doch wir ignorieren sie beide ziemlich gut. „Okay, wars das oder kommt noch jemand auf die Gästeliste?“, frage ich Sadako, da ich diese nun fertig machen möchte und dann auch der Security geben muss. Sie nickt kurz, schreibt dann vier weitere Namen auf. „Wer ist das?“. „Meine Familie. Eltern und Brüder.“, kurz aber prägnant antwortet sie mir auch dieses mal. Doch dieses Mal zucken wir beide zusammen, weil Karin einen markerschütternden Schrei ausstößt, ungläubig schaut und ihre Augen verträumt aufreißt. „Sasuke kommt auch?!“. Wer ist denn bitte Sasuke? Kapitel 3: Little Talks. ------------------------ „Mein Bruder.“, wieder eine einsilbige, prägnante Antwort, die keine weiteren Fragen zulässt, mich regelrecht abweist. Karin allerdings schaut mich mit einem verachtenden Blick an, straft mich regelrecht für meine Frage mit Missbilligung. „Du hättest dich vielleicht mal besser über die Agentur informieren sollen, Schätzchen.“ Wie bitte? Schätzchen. Wutentbrannt drehe ich mich zu ihr, mein Gesicht muss schon längst eine andere Farbe angenommen haben, denn Sadako legt mir ihre Hand auf den Unterarm, flüstert mir zu, dass Karin es nicht wert sei, sich aufzuregen. Ich sehe das anders, aber ich bin ja erst einen Tag hier, also halte ich die Klappe und schlucke meinen Ärger runter. Während ich immer noch mit mir ringe, ob ich nicht doch etwas sagen soll, zumindest ihr verklickern soll, dass sie mich nie wieder „Schätzchen“ zu nennen hat, hat Karin längst das Büro verlassen, nur noch eine Duftwolke hinterlassen, die langsam aber sicher Übelkeit in mir hervorruft. „Hast du noch Lust auf einen Drink? Oder musst du nach Hause, wegen deinem Sohn? Ich würde gerne auf die gute Zusammenarbeit anstoßen.“, Sadako schaut mich schon fast liebevoll an. Ich glaube, ich habe die richtige Entscheidung mit dem Job hier getroffen. „Warte kurz, ich rufe schnell zu Hause an…“, ich beeile mich, in mein Büro zu kommen, die Tür hinter mir zu schließen und mein Handy aus meiner Tasche zu kramen. 19 Uhr, meine Eltern warten bestimmt schon auf mich. Schnell wähle ich ihre Nummer, und nach kurzer Zeit geht meine Mutter schon an ihr Telefon. „Hey, Mum, wäre es ok für euch, heute länger bei Kaito zu bleiben? Es tut mir leid, aber meine Chefin ist wirklich nett und wollte mit mir etwas trinken gehen…um auf die gute Zusammenarbeit anzustoßen. Ich versteh mich wirklich“- „Alles gut, Liebes. Wir bleiben einfach hier, ok? Pass nur auf dich auf, später! Willst du noch kurz mit Kaito reden?“. Meine Mutter, die liebste Person, auf die ich mich wirklich immer verlassen kann. “Bitte…und danke, Mum!“, kurz raschelt es am anderen Ende, ehe eine kindliche Stimme in den Hörer schreit. „Mummmyyy! Ich kann jetzt bis 50 zählen, Opa hat heute mit mir gelernt!!!“, Stolz schwappt in seiner Stimme über und mir kommen die Tränen. Ich bin so verdammt stolz auf meinen kleinen talentierten Racker. Nicht nur, dass er alles in der Schule mit Leichtigkeit hinbekommt, nein, er saugt alles Wissen wie ein Schwamm auf, ist Kreativ und sozialkompetent. Aus ihm wird einmal ein ganz toller Mann…vielleicht wie sein Vater. „Wow, ich bin verdammt stolz auf dich mein Schatz! Hey…ich muss heute leider etwas länger wegbleiben, Granny und Gran bleiben bei dir, ja? Ich beeile mich aber, du darfst auch in meinem Bett schlafen, wenn du keinen Schlaf findest, ja?`“, versuche ich meinen Sohn zu beruhigen. Ich weiß, dass er nicht gerne alleine schläft, schon gar nicht, wenn er weiß, dass ich noch draußen in der „gefährlichen“ Welt bin… „Schon okay, Mummy. Darf ich mir noch einen Keks nehmen?“, ich lache kurz auf. Ich erlaube es ihm ausnahmsweise, lege dann auf und kehre zu Sadako zurück, die wieder sehr geschäftig hinter ihrem PC verschwunden ist. „Geht klar, meine Eltern bleiben bei Kaito. Wo wollen wir denn hin?“, frage ich Sadako, deren Aufmerksamkeit wieder auf mir liegt. Sie grinst mir lediglich zu und meint, ich solle mich überraschen lassen. Ein Club. Sie schleift mich doch tatsächlich in einen Club. Gott, wie lange war ich schon nicht mehr in einem? Achja…sieben Jahre! „Der Club hat einen abgetrennten Bereich, in dem eine kleine Lounge vorhanden ist und eine kleine Cocktailbar mit dem heißesten Barkeeper von ganz L.A.!!!“. ich nicke nur kurz, solange ich nicht in einer wild umhertanzenden Menge sitzen muss, ist mir das alles gleich. Ich achte nicht genauer auf den Club, den wir natürlich durchqueren müssen, um in der Lounge anzukommen, wo wir noch einen freien Tisch erwischen und uns erschöpft in die gepolsterten Sessel fallen lassen. Die Loung an sich ist sehr schön, alles in weinrot gehalten und stilvoll eingerichtet, wirkt überhaupt nicht billig oder vergilbt, obwohl man hier drinnen rauchen darf. „Was soll es denn für euch sein?“, ein recht großer Kerl steht vor uns, trägt eine Schürze, das Bestellpad in der Hand. „Ehm…einen Virgin Sunrise, bitte“, ordere ich, während Sadako einen MaiTai bestellt. Doch plötzlich verfinstert sich ihr Blick, wird eiskalt, eiskälter, als ich ihn abbekommen habe, als ich sie heute Morgen am Empfangstresen gestört habe. „Alles ok bei dir?“, frage ich vorsichtig, möchte nicht ihre Laune abbekommen, falls ich etwas falsches getan haben sollte…so ganz kann ich sie noch nicht einschätzen. Mein Blick wandert in die Richtung, in welche sie schaut, ein großer, blonder Kerl kommt auf uns zu. Schlecht sieht er nicht aus, seine grünen Augen schimmern im Licht der Seitenbeleuchtungen, sein Körper ist durchtrainiert, seine mittellangen blonden Haare hängen ihm gekonnt frisiert im Gesicht, sein Kleidungsstil leger lässig. Er trägt ein breites Grinsen auf seinen Lippen, fixiert mit seinen Augen Sadako, die immer noch wie eine emotionale Leiche neben mir sitzt. „Sadako…Süße. Lange hab ich dich nicht mehr gesehen. Wie geht’s dir?“, er schreitet immer weiter auf sie zu, möchte sie tatsächlich umarmen, doch ihre Hand schnellt extrem schnell nach vorne, trifft seine Brust mit voller Wucht und stoßt ihn zurück. „Hallo Ryu. Mir geht’s wunderbar, danke. Und jetzt verpiss dich.“, ruhig und schneidend. Die Eiskönigin ist wieder da. Ich wundere mich wirklich, wie sie es schafft so schnell zwischen eiskalt und freundlich, ja schon fast liebevoll, zu wechseln. „Ach komm, hab dich nicht so…ist doch alles schon lange her, und wir haben doch gesagt, wir bleiben Freunde?!“, er scheint es nicht zu raffen. Sadakos Blick trifft ihn gezielt, ihr Mund öffnet sich und ich könnte meinen, unsere Umgebung würde zu Eis gefrieren. „Geh. Wenn du jetzt nicht sofort gehst, dann sorge ich dafür, dass du mittelklassisches Model keinen Job mehr bekommst, den du übrigens nur dank mir hast. Ich sag es noch ein Mal. Geh.“ Die Panik steht ihm ins Gesicht geschrieben, und er verlässt unseren Tisch tatsächlich sehr fluchtartig. Fragend schaue ich Sadako an, die, sobald der Kerl aus unserem Sichtfeld verschwunden ist, die Schultern nach unten sinken lässt und an dem mittlerweile herbeigebrachten Drink nuckelt. „Das war mein Ex…Ryu. Wir sind damals zusammen gekommen…wie weiß ich gar nicht mehr. Er war auf einmal da und ich über beide Ohren verliebt, nicht mehr auf alles fokussiert, fast nur noch auf ihn. Ich hab ihn gefördert, ihm immer mehr Jobs buchen können, ein beliebtes Model aus ihm gemacht…und plötzlich war ich nur noch seine Nummer 2. Die neue Nummer 1 war Sydney, ein Model aus Texas, große, blond, dicke Titte und sie steht da vorne neben ihm. Seine neue Ische. Ich hasse diese Models..“, sie nimmt noch einen großen Schluck von ihrem Drink, sieht mich eindringlich an. „Scheiß Kerle. Ich weiß, ich bin das Naivchen hier am Tisch, aber ich kann deine Reaktion grade ziemlich gut verstehen! Das da vorne ist genau so eine Art von Tussi, die ich nicht leiden kann. Nichts im Hirn, lediglich mit einem tollen Körper gesegnet, Beine, die perfekt dafür sind, sie breit zu machen, und sie bekommen jeden, den sie wollen. Und wir? Wir arbeiten hart, für alles, was wir jetzt haben und doch werden wir nur verarscht…oder sind es nicht einmal wert, gesucht zu werden.“, leicht genervt und geknickt verziehe ich meinen Mund, nehme einen Schluck meines Drinks. Gott, wie sehr ich Männer hasse…wie sehr ich ihn hasse! Nein! Verdammt, immer wieder lüge ich mich dreist an, versuche mir einzureden, dass ich ihn gar nicht will…dabei ist er es, an den ich immer denken muss. „Sag mal…hattest du noch mal einen Kerl, nach dem Typen in Dublin?“. Geschockt sehe ich zu Sadako, fasse es nicht, dass sie mich das gefragt habe und beantworte ihr damit zugleich die Frage. Natürlich hatte ich das nicht…seit sieben Jahren ungeküsst und keine Orgasmen durch Sex mehr. Tz. Schon erbärmlich. Aber ich konnte mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, einen anderen an mich zu lassen, wenn da draußen DER eine rumläuft, den ich schon einmal spüren durfte… „Ich kann dich verstehen…ich hatte seit ihm auch keinen mehr. Ich war zum ersten Mal verliebt und dann werde ich so bitterlich enttäuscht. Ich hab das nicht verdient…ich bin kein allzu guter Mensch, Sakura, aber das hatte ich wirklich nicht verdient.“. wieder nicke ich. Keine Worte wären jetzt passend und das weiß auch Sadako. „Mal was anderes…was macht diese dumme Karin eigentlich noch in der Firma? Ich meine, sie ist doch verdammt dumm und schlecht und ich weiß, du kannst sie wegen deinem Bruder nicht kündigen, aber wieso?“, sprudelt es regelrecht aus mir heraus. Sie wiegelt meine Frage aber sofort mit einer Handbewegung ab, murrt nur : „ Wirst du noch früh genug erfahren!“ und nimmt wieder einen großen Schluck. Ohje, später darf ich sie betrunken heimfahren, das weiß ich jetzt schon. „Und Sasuke ist dieser Bruder, oder wie?“, wieder ein Nicken. Ok, kein gutes Thema, Sakura, also anderes. „Dann erzähl mir doch mal, wie du diesen Spacko da kennengelernt hast…“. Ein raues Lachen entflieht ihr, sie ordert noch einen Drink und beginnt zu erzählen. Eine laue Sommernacht, wie in jedem guten Kitschfilm. Sie war mit Freunden unterwegs, alles natürlich Models, die sie über die Agentur kennengelernt hat und dachte, in ihnen gute Freunde gefunden zu haben, aber eines Besseren belehrt wurde. Auf einmal war er da, gesellte sich einfach zu ihnen, faszinierte sie vom ersten Augenblick an. Ryu muss ein ganz schöner Charmeur gewesen sein, wenn er Sadakos eiskalte Fassade dermaßen zum Bröckeln bringen konnte. Sie nahm ihn nach Monaten sogar mit zu ihren Eltern, die ihn sofort geliebt haben, ihn regelrecht in die Familie integriert haben. Der Traumschwiegersohn sozusagen. Sogar ihre Brüder konnten ihn leiden, ihr Vater, dem die Agentur bis dahin noch gehörte, wollte, dass er miteinsteigt, Partner wurde und die Models mit auswählte. Bis einer ihrer Mandanten ihn sah und ihn als Model buchen wollte. Was zu Anfang noch Spaß und locker verdientes Geld war, wurde immer Ernster, er immer öfter gebucht und Sadako rutschte immer mehr in den Hintergrund, buchte immer weiter für ihn, weil er das so wollte, brachte ihm die Liebe entgegen, die sie wirklich empfand. Und dann auf einmal, auf der Gala für das Tratschblatt, dessen Cover er zieren sollte, hörte sie ihn und die Blonde Tussi. Ganz Klischeehaft auf der Toilette, eine Nummer schiebend an der Tür, wie er ihren Namen stöhnte, immer wieder sagte, wie geil sie doch sei, er ihre Titten liebe. Ich glaube, in dem Moment ist etwas in ihr gebrochen, denn ab da, wurde sie so eiskalt, zu jedem, ließ keinen Kerl mehr an sich ran, außer sie wollte es, und dann auch nur für Sex. Mehr brauchte sie von den Kerl nicht. Ihre Meinung. Ihre Schimpftiraden über die Kerle gingen da grade erst richtig los, dem nächsten Drink folgte noch einer, und dem noch einer und bald war sie so hackedicht, dass ich keine andere Wahl mehr hatte, als sie mit zu mir zu nehmen, weil ich ihre Adresse nicht wusste und sie auch nicht mehr richtig ansprechbar war. Also hievte ich sie in meine kleine Knutschkugel, chauffierte sie zu mir nach Hause, und verfrachtete sie dort auf mein Sofa. Den Fragen meiner Eltern wich ich erstmal aus, vertröstete sie auf später. Sie waren aber auch nicht wirklich sauer, nicht darüber, dass es so spät wurde und auch nicht darüber, dass ich meine besoffene Chefin mit zu meinem Sohn brachte. Ich verabschiedete die beiden und kroch zu Kaito in mein Bett, zog ihn nahe an mich heran und murmelte nur noch : „Du wirst nicht so ein Arsch…“. ____________________________ Hell. So verdammt hell. Urplötzlich setze ich mich in meinem Bett auf, schaue auf die Uhr und stöhne erleichtert auf. Gottseidank habe ich nicht verschlafen. Schnell wecke ich Kaito und schicke ihn ins Badezimmer, damit er sich fertig macht und dann zu mir in die Küche kommt. Auf dem Weg in diese sehe ich meine Chefin immer noch schlafend und sabbernd auf meinem Sofa liegen, schleiche mich an sie heran und wecke sie gefühlvoll. „Komm in die Küche, es gibt gleich Kaffee. Und nicht erschrecken, Kaito ist auch da, ja?“. Ein Nicken, mehr bringt sie mal wieder nicht raus. Ist aber auch nicht weiter schlimm. Der Kaffee ist längst durchgelaufen, Kaito sitzt mit einer Schüssel Müsli hier am Tisch und schaut mich skeptisch an, fragt, wer die Frau da auf der Couch sei. Ich erkläre ihm kurz die Situation, was er nur mit einer hochgezogenen Braue quittiert und abwertend schnaubt. Von wem hat er das bloß? Von mir nicht! „Setz dich, es ist genug Kaffee da!“, begrüße ich Sadako, die etwas frischer aussehend, dennoch total verkatert zu uns in die Küche tritt. Ich lege ihr eine Aspirin neben die Kaffeetasse und ernste ein ehrliches Lächeln. Das Dritte! Jubel! „Ich bin Kaito“, zwischen zwei Löffeln seines Frühstücks meldet sich mein Sohn zu Wort. Skeptisch betrachtet Sadako Kaito, bevor sie ihm ihren Namen nennt und mich dann wieder anschaut. „Wie bin ich hierhergekommen?“. Mir entflieht ein schrilles Lachen und ich ernte von beiden diesen „Nerv-mich-nicht“-Blick. Gruselig, wie ähnlich die beiden sich sind. Sadako hat genauso schwarze Augen, wie Kaito, die selbe blasse Haut und diesen emotionslosen Blick, der aber durchaus Feuer fangen kann, wenn sie will. Ich verwerfe die kommenden Gedanken, will keinerlei Hoffnung schöpfen, wo keine besteht. Zügig beende ich damit das Frühstück, mache Kaito für die Schule fertig, als meine Eltern schon klingeln, sich bei Sadako vorstellen und Kaito dann zur Schule bringen. „Kannst du mich Heim fahren, ich brauche neue Kleidung, geduscht hab ich ja schon hier.“ Ich nicke kurz und kurz darauf verlassen wir meine Wohnung, steuern meinen Wagen an und dann auch ihre Wohnung, die ganz in der Nähe der Agentur liegt. Natürlich ein Penthouse im obersten Stock eines verglasten Hauses, bestimmt mit Blick über ganz Santa Monica. Der Aufzug bringt uns zu ihrer Wohnung, doch da ist keine Tür, stattdessen hält der Aufzug auf ihren Wunsch und mithilfe ihres Schlüssels direkt in der Wohnung, sodass wir mitten im Wohnbereich stehen. Staunend schaue ich mich um, während Sadako verschwindet und neue Kleidung aus ihrem Ankleidezimmer holt. Natürlich hat sie das. Mein Blick fällt auf ein Bild, das wohl ihre Familie darstellt, ein Ehepaar, die Frau verliebt zu ihrem Mann schauend, dieser murrend in die Kamera. Dann Sadako, die bestimmt erst 15 Jahre alt war und dann zwei hochgewachsene Männer, wahrscheinlich ihre Brüder. Einer mit einem langen Zopf, tiefen Lachfalten und schlacksiger Statur, freundlich lächelnd. Der andere…verdammt! Nein, lass das jetzt nicht wahr sein!! Panisch huschen meine Augen durch die Wohnung, suchen Sadako, die grade auf mich zukommt. „Ah, du hast das werte Familienporträt erblickt…erbärmlich oder? Das ist alles so gestellt.“, kommentiert diese das Bild. „Wer…wer…ist denn das?“, ich zeige auf den anderen Mann auf dem Bild. „Mein Bruder, Sasuke.“ Ihr Bruder. Ihr Bruder…verdammte Scheiße! „Sorry, Sadako, mir fällt grade ein, dass ich ja noch etwas erledigen musste vor der Arbeit. Sorry, wir sehen uns dann im Büro“, schnell hechte ich zum Aufzug und beiße mir auf die Zunge. Wie komm ich da wieder raus? Er wird hier nächste Woche aufkreuzen…..Sasuke. der Vater meines Sohnes. Kapitel 4: Pulling up my roots. ------------------------------- Scheiße. In welche Scheiße hab ich mich da geritten? Wer kommt denn auf die Idee einen Job anzunehmen, und sich nicht richtig über den neuen Arbeitsplatz zu informieren?! So schnell, wie es mir möglich war, rase ich nach Hause. Kaum, dass ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen habe, hechte ich in mein Schlafzimmer, ziehe meinen Laptop aus meiner Schublade und fahre in hoch. Die Webadresse der Agentur kenne ich mittlerweile auswendig, nur ein Klick, dann erscheint sie mir. Warum um Gottes Willen bin ich nie auf die Idee gekommen, mir die Website näher anzuschauen?! Ich studiere die Unterpunkte, die man anklicken kann, klicke auf den Button mit der Überschrift „Vorstand“ und kaum, dass die Seite unter meinem miserablen Internet hier geladen hat, erscheint direkt das Gesicht, das ich seit sieben Jahren einfach nicht vergessen kann. Starr und emotionslos blicken mich zwei Onyxe an, die blasse Haut wirkt noch weißer, die schwarzen Haare kürzer, viel strubbeliger, als er sie damals getragen hat. Generell scheint er viel jünger zu sein…wann das Bild wohl gemacht wurde?! Sein Steckbrief erscheint neben, mir wird angezeigt, wann er wo studiert hat, genauso wie ich Modedesign und Kommunikation, dazu aber noch BWL. Klar, wenn man eine ganze Agentur leiten muss. Geboren am 26.7.1984, er ist also genau fünf Jahre älter als ich. Dinge, die ich nie über ihn wusste, die ich jetzt erst erfahre und scheiße, macht mir das alles Angst. Es ist eine Sache, zu wissen, dass man den Kerl vielleicht nie wieder sieht und die Hoffnung beizubehalten…es ist aber eine ganz beängstigende Sache, dass ich weiß, dass ich ihn, wenn ich jetzt in dieser Agentur bleibe, nächste Woche zu Gesicht bekomme. Was mache ich, wenn er mich erkennt, aber mir nur mit Ablehnung entgegen kommt? Was mache ich, wenn er mich gar nicht mehr erkennt, weil ich eh nur eine unter so vielen war? Was….wenn er mich gänzlich ignoriert oder eine feste Partnerin hat? Eine, die nicht meinen Namen trägt und ihm unbekannterweise schon ein Kind geschenkt hat…. Mein Kopf dröhnt, die Fragen in meinem Kopf nehmen immer mehr zu, mein Innerstes fühlt sich zum Kotzen an. Warum reite immer ich mich in so eine Situation?! Wie komme ich denn nun wieder aus dieser Situation raus? Ich kann mich doch nicht mehr in der Agentur blicken lassen, nach meinem Abgang heute Morgen…Sadako wird mich für komplett bescheuert halten. Fahrig streiche ich mir über meine Arme, versuche verzweifelt, eine Lösung zu finden und leider fällt mir nur eine Möglichkeit ein. Ich kann nicht an dieser Fashion Week teilnehmen, sonst begegne ich ihm. Plötzlich kommt mir eine Idee, eine sehr schlechte, das weiß ich, aber ich kann und will Sadako nicht mein Geheimnis verraten, mich noch näher an diesen Mann heranschmeißen und dann eventuell dermaßen enttäuscht werden… die Wahrscheinlichkeit, dass er mir freudig um den Hals fällt, mir sofort an den Lippen hängt und auch Kaito selbstverständlich in sein Leben integriert, ist so schwindend gering, dass ich sie nicht mal am entferntesten Horizont sehen kann. Niemals wird es so sein, und ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieses Prachtexemplar von Kerl all die Jahre alleine gefristet hat, ohne sich eine anzulachen. Frustriert erhebe ich mich von meinem Schlafzimmerboden, auf den ich natürlich gesunken bin, theatralisch verzweifelnd, den Tränen nahe. Ich haste aus der Tür, steige in mein Auto und rase regelrecht zu der Agentur, zu spät bin ich eh schon lange und Sadako will ich jetzt lieber nicht begegnen. Tatsächlich bleibt mit jeglicher Kontakt mit ihr heute erspart, die paar Male, die ich sie erspähe, kann ich mich noch rechtzeitig umdrehen und den Ort der Gefahr verlassen. Ich werde später ein klärendes Gespräch mit ihr führen müssen. Zurück in meinem Büro erledige ich die letzten Feinschliffe an meinen Skizzen, empfinde die Kollektion, die ich heute noch erstellt habe, lediglich aus 10 Teilen bestehend, für gelungen und hoffe inständig, dass Sadako das auch so sieht. Kurz vor Feierabend, nachdem ich noch ein Dokument aufgesetzt und ausgedruckt habe, klopfe ich an ihre Tür und warte auf das schneidende „Herein“, kühl und unnahbar. Die geschäftige Sadako blickt mir entgegen, wird aber sofort weicher, blickt mich freundlich an. Statt ihr lächeln zu erwidern, setze ich mich sofort auf den Stuhl vor ihrem Tisch und lege ihr das Dokument vor die Nase. Kurz beäugt sie das und zischt mir entgegen, ob das mein scheiß Ernst sei. Leider ja. „Ja…ich kündige, Sadako. Ich weiß, dass ich eine Vertragsstrafe zahlen muss und, dass ich die nächsten drei Monate der Kündigungsfrist nicht einhalten kann. Es tut mir wirklich sehr leid, ich hoffe, du findest bald jemand neues.“, zitternd erhebe ich mich, immer mit dem Gefühl, das Falsche zu machen, wenn ich jetzt aus dem Büro trete und diese Agentur hinter mir lasse. „Stopp!“, zischt es hinter mir, ein kalter Blick hat sich auf Sadakos Gesicht geschlichen, ihre Gesichtszüge verhärtet, ihre Haltung abweisend und enttäuscht zugleich. „Warum?!“. Einsilbig, wie immer und doch auf den Punkt kommend. „Weil…Sadako das wird zu viel mit meinem Kind. Meine Eltern können auch nicht jedes Mal aufpassen, wenn ich länger arbeiten muss…“, sie unterbricht mich mit einer Handbewegung, ihre Augen zu Schlitzen verengt. „Du weißt ganz genau, dass du jederzeit von zu Hause arbeiten kannst, wenn es nicht dringend hier sein muss! Was ist der wahre Grund?!“. „Das ist er Sadako…ich hab auch nicht das Gefühl…deinen Ansprüchen genügen zu können. Du bist um Längen besser als ich, sogar meine Vorgängerin war es…wie soll ich dich da würdig repräsentieren? Und dann ausgerechnet auf der Fashion Week? Ich werde mich da vollkommen zum Deppen machen und deinen ruf mitbesudeln!“, Lügen über Lügen, aber die Hauptsache ist, dass sie es schluckt. „Ich hätte wirklich mehr von dir erwartet…“, hart und eiskalt kommen die Worte über ihre Lippen, ihr Blick den Worten in nichts nachstehend, dreht sie sich um, wendet ihren Blick komplett von mir ab. Es tut verdammt noch mal weh, diesen Job einfach so aufzugeben, aber ich kann ihm nicht begegnen…auch wenn es das ist, was ich eigentlich am allermeisten herbeisehne. Meine Angst ist einfach zu groß. „Es tut mir wirklich leid, Sadako…ich danke dir trotzdem für den tollen Einblick, und, dass du dich so auf mich eingelassen hast“, leise drehe ich mich von ihr weg und steuere die Tür an, fest entschlossen, die Agentur für immer hinter mir zu lassen, meinem Traummann nicht mehr zu begegnen, mein Leben mal wieder vollkommen hinzuschmeißen. Wieder würde ich bei null anfangen müssen. „Warte!“, nicht herzlich, fast befehlend dringen ihre Worte zu mir durch. Fragend wende ich ihr mein Gesicht zu, sichtlich enttäuscht, dass sie es mir noch schwerer macht, mich wieder von hier zu trennen, wieder vor mir selbst wegzurennen. „Ist es nur, weil du überfordert mit der Fashion Week bist? Ist es wirklich nur, weil du Angst hast, meinen Ruf zu „beschmutzen“?“. Schwarze Augen starren mich an, erwarten eine endgültige Antwort von mir. Wieder nicke ich nur, der Kloß in meinem Hals lässt nichts anderes zu. „Gut….wenn es nur das ist- und wenn du mich nicht anlügst, Sakura- dann….bleib bei uns. Du brauchst nicht mehr an dem Projekt mitarbeiten, du musst nicht einmal die Örtlichkeiten der Fashion Week betreten, nichts. Aber bleib. Ich kann es mir nicht leisten, wieder nach jemandem zu suchen und so ungern ich es auch zugebe…ich glaube, eine Bessere als dich werde ich eh nicht finden. Also, was sagst du? Du bleibst hier im Haus- oder noch besser- du arbeitest bis nächste Woche von zuhause aus, lässt dir alles durch den Kopf gehen, erweiterst unsere Kollektion und sortierst schon mal die Modelbewerbungen aus?“, Hoffnung schimmert in ihren Augen, ein Ausdruck, den ich noch nicht an ihr sehen durfte. Wenn ich dieses Angebot annehme, und erst nächste Woche, wenn die Fashion Week in vollem Gange ist und die Agentur in den oberen Reihen sowieso geleert ist, wieder hierher komme, dann dürfte ich Sasuke nicht begegnen. Damit wäre mein Problem vorläufig gelöst, denn so bald wird er sich wohl nicht mehr hier blicken lassen. Erleichtert atme ich auf, schaue Sadako tief in die Augen und nicke erneut. Gut, damit kann ich wirklich leben. „Danke, Sadako…danke für die zweite Chance. Ich…es ist einfach schwierig als Alleinerziehende, die Selbstzweifel abzustellen und ich kann nicht für deinen sozialen Absturz verantwortlich sein, wenn ich irgendeinen Fehler begehe. „Ist schon in Ordnung…aber Sakura. Das ist das erste und letzte Mal, dass ich so etwas durchgehen lasse, verstanden? Von dir hätte ich das nicht erwartet.“, etwas Wärme kehrt in ihre Stimme zurück, der eisige Hauch allerdings bleibt bestehen. Ich kann nur hoffen, dass sich das wieder einpendelt und die Stimmung zwischen uns nicht so eisig bleibt. „Natürlich..“, mehr als ein Wispern bekomme ich nicht heraus. Kurzerhand überbrücke ich den abstand zu ihr und umarme sie kurz, aber fest. Entgegen meiner Erwartung, erwidert sie diese, drückt mich genauso fest an sich. Als ich mich von ihr stemme, verfangen sich wieder unsere Blicke ineinander. Ich bin mir sicher, das hier ist der Anfang einer bedeutenden Freundschaft. Sadako Eine Woche ohne Sakura, und das reinste Chaos bricht aus. Alle Manager und Veranstalter, deren Leistungen Sakura gebucht hat, wollen nur mit ihr weiter verhandeln, die Verträge ausarbeiten und selbst die Bezahlung soll nur mit ihr geregelt werden. Wütend schnaube ich auf und werfe einige Unterlagen über meinen Schreibtisch hinweg. Was fällt denen denn ein?! Ich bin immer noch die leitende Projektleiterin und nicht Sakura. Aber ich kann die Leute auch ein wenig verstehen…Sakura hat irgendetwas an sich, was einen in seinen Bann zieht und sie sofort sympathisch macht. Ich war wirklich sehr enttäuscht von ihr, dass sie so plötzlich kündigen wollte und so ganz nehme ich ihr den Grund für die Kündigung auch nicht ab, immerhin schien es am ersten Tag nicht so, als würde sie total überfordert sein. Ganz im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, ihr noch mehr Verantwortung übertragen zu können, ohne es zu bereuen. Und dieses Gefühl hatte ich noch nie! Frustriert stöhne ich auf, werfe meinen Kopf in den Nacken und massiere meine Schläfen. Meine Bürotür schwingt auf und Karin dackelt herein, versprüht ihren unglaublich widerlichen Duft, grinst mich dümmlich an, als hätte mich in einer wirklich dummen Situation angetroffen. Ist ja nicht so, als hätte sie mich hier beim Sex erwischt , oder so. nicht so wie ich sie erwischt habe. Letztes Weihnachten, in Kats Büro, mit unserem Buchhalter Josh. Da hat sich meine Meinung über sie einfach nur bestätigt. Sie ist eine Schlampe. Punkt. Grinsend schleicht sie sich an, wirft mir eine Zeitschrift auf den Tisch und verlässt mein Büro wieder, immer noch ein breites Grinsen auf den Lippen, fast schon wölfisch. Ein schlampiger Wolf. Ich wage einen Blick auf das Cover der Zeitschrift, irgendeine Z-Promi-Zeitschrift, die eher als Klatschpresse fungiert, als richtige Presse. Geschockt richte ich mich auf, kann meinen Augen kaum glauben, Panik steigt in mir hoch. Wie konnte das denn passieren? Bei dem Treffen war ich so vorsichtig, dass mich niemand sieht, geschweige denn erkennt…ich verstehe wirklich nicht, wie das passieren konnte. Auf dem Cover sind Brian Wyder, Leadsänger und Gitarrist der „Wild Things“, abgebildet, sehr nahe beieinander sitzend, die Schlagzeile „Was bahnt sich zwischen dem Junkie und der Eisprinzessin an?“ uns an den Pranger stellend. Brian Wyder…ein widerliches Arschloch, keinerlei Respekt vor irgendjemanden, den Drogen nicht abgeneigt, dem Alkohol genauso wenig. Einige Frauen haben ihn in der Vergangenheit schon wegen Körperverletzung angezeigt, anscheinend ist er in sexueller Hinsicht erst bei roher Gewalt zu befriedigen, sein Look ähnelt dem eines Penners. Und trotzdem ist seine Band gefragt wie nie, seine Songs einfühlsam und rockig zugleich, die Band über Monate hinweg ausgebucht. Und trotzdem hab ich es hinbekommen – den Connections der Agentur sei Dank- einen Termin mit ihm zu ergattern, bei welchem das Foto entstanden ist. Das Treffen basierte wirklich nur auf geschäftlicher Ebene, sogar meine Kleidung hab ich professionell gewählt, damit er nicht auf irgendwelche Ideen kommt, ich wollte ihn lediglich für den Auftakt der Fashion Week buchen, einen Akt liefern, der den Besuchern vermittelt, dass wir mit den ganz Großen zusammenarbeiten. Jetzt ist dieses Bild in der Presse gelandet und es wird wohl nicht lange dauern, bis die Emails und Interviewanfragen eintrudeln, alle wissen wollen, was da zwischen mir und dem Junkie läuft… Schnaubend stehe ich auf, schnappe mir meine Tasche und meine Jacke, verlasse mein Büro und begegne natürlich noch einmal Karin, die immer noch grinsend hinter ihrem PC versteckt sitzt. „Grins nicht so dumm, das steht dir nicht“, zische ich ihr entgegen, ehe ich mich in Richtung Aufzug mache. Heute verlasse ich die Agentur früher, meine Mutter hat zum Essen geladen, immerhin werden meine beiden Brüder schon anwesend sein, Sasuke wollte eigentlich schon vor drei Tagen ankommen, mir bei den Vorbereitungen noch behilflich sein. Ich hatte ihm nur kurz mitgeteilt, dass ich die Vorbereitungen alleine stemmen muss, da bot er an, zu kommen und doch kam er bis jetzt noch nicht. Erst heute Morgen rief meine Mutter an und meinte, er sei endlich angekommen, und ich solle zum Essen vorbeikommen. Mir ist nicht wirklich danach, eine Begegnung mit meiner Familie sehne ich nie wirklich herbei, vor allem nicht die mit meinem Vater. Der kann mir gehörig gestohlen bleiben, aber ich trage seinen Namen, arbeite im Familienunternehmen und speise und lebe natürlich von seinem Vermögen, also muss ich mich unterordnen, jeden dummen Spruch über mich ergehen lassen, jede Demütigung schlucken. Das Anwesen meiner Familie liegt in den Beverly Hills, natürlich direkt neben einigen prominenten Persönlichkeiten, wie sollte es auch anders sein. Es war schrecklich, hier aufzuwachsen. Als vollkommender Außenseiter, verwirrt und verloren in einer Welt, in der man einfach zu den Normalen gehören wollte, aber nie konnte und durfte. Und irgendwann gewöhnt man sich daran, es nicht zu tun. Ich rase den Highway entlang, gelange ohne große Umwege zur Villa meiner Eltern, sehe schon die zwei Bentleys auf den Parkplätzen stehe, parke meinen Lambo neben ihnen. Eine Schwäche, die wir wohl alle von unserem Vater geerbt haben. Die Liebe zu teuren Autos. Ich atme noch einmal tief ein, wappne mich auf das Bevorstehende und steige aus meinem geparkten Auto aus, gehe in großen Schritten zu der riesigen Tür, betätige die Klingel und warte doch ziemlich nervös, dass mir geöffnet wird. Den Schlüssel zur Villa hab ich vor langer Zeit von meinem Schlüsselbund entfernt. Hier gehöre ich nicht mehr hin. Die Tür wird aufgerissen und meine Mutter steht mir strahlend gegenüber. Enthusiastisch zieht sie mich in eine innige Umarmung, und ich muss mir eingestehen, dass ich ihre Anwesenheit doch ziemlich vermisst habe. „Hey Mum…wie geht’s dir?“, ich erlaube mir einen genaueren Blick auf sie, hab ich sie doch ziemlich lange nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie reist immer mehr mit Vater umher, genießt ihren wohlverdienten Ruhestand. Für ihre 54 Jahre sieht sie aus wie Ende 30, kaum Falten im Gesicht, das Haar immer noch schwarz wie die Nacht, ihre Augen haben immer noch ihren jugendlichen Charme und ihre Figur lässt nicht erahnen, dass sie drei Kinder zur Welt gebracht hat. „Jetzt, wo endlich alle meine Kinder mal wieder hier sind…wunderbar! Und dir, Liebes?“, zärtlich streicht sie mir über meinen Kopf, und ich fühle mich wieder wie ein kleines Kind, das Nähe und Zuflucht vor der bösen Welt da draußen sucht. „Ganz gut, danke…wo sind denn die beiden anderen?“, nach meinem Vater frage ich nicht, ich weiß, dass er im Kaminzimmer sitzt und jetzt schon den dritten Whiskey in sich reinkippt. So war es schon immer. „Du hast dich ja kaum verändert!“, tönt Itachis Stimme hinter Mutter hervor. Wie ich ihn doch vermisst habe…irgendwie. Nicht so sehr, wie ich Sasuke vermisst habe, aber auch Itachi habe ich schmerzlich vermisst, obwohl ich keine so starke Bindung zu ihm hatte. Immerhin liegen zwischen uns fast 10 Jahre… Freudig schließe ich auch ihn in meine Arme, trete jetzt komplett ein und tausche kurz die Neuigkeiten mit ihm aus. Vieles haben wir uns nicht zu sagen, durch die Agentur stehen wir immer noch in engem Kontakt, nur leider sehen wir uns nicht allzu häufig. Seine Finger stupsen gegen meine Stirn, ehe er sich zu mir herunter beugt und mich ernst taxiert. „Rede mit ihm. Du kannst nicht ewig sauer auf ihn sein!“. Ich weiß genau, wovon er redet, der Wunsch nach einem klärenden Gespräch ist auch in mir hervorgekrochen. Wie Sasuke dazu steht, weiß ich allerdings nicht. Ich folge beiden ins Esszimmer, erreiche dieses aber nicht, denn ich werde am Arm gepackt und in das gegenüberliegende Arbeitszimmer gezogen. Sasuke schaut mich wütend an, knallt die Zeitschrift auf den Tisch, fordert stumm eine Erklärung für die Schlagzeile. „Was willst du, Sasuke?“, zische ich, wütend, verletzt darüber, dass er nicht ein einziges Wort der Begrüßung verloren hat, sondern sofort mit dieser Scheiße kommen muss. „Erklär mir das.“, fordert er, sein Blick genauso eiskalt, wie meiner sein muss, kalte Wut brennt in ihm. „Was soll ich dir denn bitte erklären?“, stelle ich mich dumm, soll er doch denken, was er will! „Was hast du mit diesem Typen zu schaffen? Läuft da was zwischen euch?“, meint er das wirklich ernst? Erst haut er von heute auf morgen ab, lässt mich mit der Agentur alleine, alle Verantwortung auf einem Kind lastend. Und jetzt meint er, er muss den besorgten großen Bruder spielen?! Er war doch sonst nie für mich da…nicht einmal nach der Sache mit Ryu. „Was interessiert es dich? Dich hat es die letzten sechs Jahre nicht interessiert, was hier passiert, wie es mir geht, oder mit wem ich ins Bett hüpfe….ich könnte mittlerweile Mutter sein, und du wüsstest davon nichts, weil du es nie für nötig empfunden hast, dich zu melden! Du warst doch derjenige, der von einem Tag auf den anderen abgehauen ist, die Welt hier hinter sich lassen wollte und nach dem Wahren gesucht hat…hast du es denn gefunden? Bist du jetzt glücklich, wo du mich mit der ganzen Verantwortung alleine gelassen hast? Und dazu hast du mir noch Karin an die Backe geklebt. Weißt du eigentlich wie nervig diese Tussi ist? Was sollte das überhaupt?!“, fahre ich ihn an, härter, als beabsichtigt und doch spiegelt das genau meine Gefühle wider, die im Moment in mir aufkeimen. Wut, Enttäuschung, Trauer…Liebe. Gott, ich habe ihn so vermisst, und jetzt steht er endlich wieder hier vor mir, ein richtiger Mann, ein Mann von Welt und Ansehen und er hat nichts besseres zu tun, als mir Vorwürfe zu machen… Seine Augen schließen sich, ich höre sein tiefes Atmen, als wolle er sich beruhigen, seine Gedanken sortieren. Er war noch nie ein Mann, der unbedacht Worte aussprach und umso mehr hat mich seine Wortwahl und seine heftige Reaktion auf das Cover gewundert. „Es tut mir leid, Sadako.“. Wie bitte?! Noch nie hab ich eine Entschuldigung von ihm bekommen, nicht einmal früher, als er dafür verantwortlich war, dass ich mir den Arm gebrochen habe. „Danke, dass du die Agentur so erfolgreich leitest, das macht mich wirklich sehr stolz. Ich wusste, du würdest das schaffen, deine eigenen Ideen umsetzen, dir etwas aufbauen.“ Unfassbar. Ein Danke und ein Lob in einem Satz…wird mein werter Herr Bruder etwa krank? „Ich hab es damals nicht mehr ausgehalten…hier in dieser verblendeten Stadt, immer nur auf meinen Namen reduziert zu werden, egal, welche Idee ich hatte, immer war es gut, niemand hat mich ernst genommen. Ich musste hier weg…das tut mir wirklich leid. Dass ich es dir nicht schon früher gesagt hab. Ich wollte mich schon viel früher melden, aber…es wird immer schwerer, weißt du? Von Jahr zu Jahr wurde es schwerer, die Grenze zu überschreiten, über meinen Schatten zu springen und einfach anzurufen, dich zu fragen, wie es dir geht. Ich hatte in den letzten Jahren selbst ziemlich zu kämpfen…“. „Womit?“, hauche ich, völlig im Unklaren darüber, was die letzten Jahre im Leben meines Bruders vorging. Ein leichtes Lächeln zupft an seinen Mundwinkeln. „Frauen…es ist nicht einfach, das zu finden, wonach du immer gesucht hast, und es dann wieder zu verlieren, weißt du? Das hat mich in ein ziemliches loch gestürzt und ich wollte mir nicht die Blöße geben, gebrochen hierher zurückzukehren…zumal da noch Karin ist“. Sein Gesicht verzieht sich zu einer angewiderten Fratze. „Was ist mit dieser Schlampe?“, meine Abneigung gegen sie nur schwer zu überhören. „Warum darf ich sie nicht einfach rauswerfen?!“. Ein raues Lachen ertönt, ehe Sasuke mich an sich heranzieht, seine Arme um mich schließt, seinen Kopf gegen meinen lehnt. „Erklär ich dir ein anderes Mal. Du erklärst mir jetzt mal, was du mit Bryan Wyder zu tun hast…“. Genervt stöhne ich auf, erzähle ihm von den Hintergründen des Treffens und dass ich mich ganz bestimmt nie auf so einen ekligen Typen einlassen würde. Er nickt leicht, „Ich bin immer noch dein großer Bruder, egal, wie lange ich mich nicht gemeldet habe und mich systematisch zurückgezogen habe…du bist mir nicht egal und ich will dich beschützen. Aber du hast das gar nicht so nötig, was?“. Wieder vibriert seine Brust, ein kehliges Lachen ertönt und steckt mich an. Stumme Tränen bahnen sich den Weg über meine Wange, die Sehnsucht, die ich all die Jahre in mir hatte, die so sehr nach der Nähe meines Bruder schrie, übermannt mich. „Ich bin verdammt stolz auf dich! Und jetzt geh ich erstmal so schnell nicht wieder weg, versprochen“, flüstert er, ehe er einen Kuss auf meine Stirn haucht. Kapitel 5: Torture. ------------------- Sakura Schon seit fast 9 Tagen bin ich nicht mehr in der Agentur gewesen, auch Sadako aus dem Weg gegangen. Ich weiß zwar, dass die Sache weites gehend zwischen uns geklärt ist, allerdings….immer wieder überfällt mich das schlechte Gewissen. Und zwar immer dann, wenn ich meinen lieben Sohn anblicke. Wie es wohl wäre, wenn ich Sadako einfach erzählen könnte, dass mein Sohn ihr Neffe ist? Wie würde sie sich ihm gegenüber verhalten? Dass die beiden eine extreme Ähnlichkeit haben, ist mir ja schon bei dem Frühstück aufgefallen, aber wie viele weitere Ähnlichkeiten würden mir im Alltag mit ihr auffallen? Würde sie dann ein ganz fester und familiärer Teil meines Lebens werden? Oder würde sie mich weiterhin nur als Kollegin behandeln und Kaito nur als meinen Sohn, als hätte er nicht die gleichen Gene in sich. Und jetzt wird mir eine weitere Tatsache bewusst. Während ich hier sitze und Kaito beim Zeichnen zusehe, was er übrigens verdammt gut kann, immerhin hat er das Talent von zwei Menschen geerbt, die beide gerne zeichnen, wird mir bewusst, dass mein Sohn auch ein Uchiha ist. Ein inoffizielles und unbekanntes Mitglied einer der reichsten Familien L.A.s. Seufzend stehe ich auf, begebe mich kurz in mein Arbeitszimmer und hole die ganzen Mappen mit den Bewerbungen der Models, die unbedingt die neue Kollektion, welche ich in den letzten Tagen fertiggestellt habe, für „Chidori“ präsentieren wollen. Ich setze mich wieder zu meinem Sohn ins Wohnzimmer, schlage die erste Bewerbung auf und pfeffere sie direkt in die Ecke. Das Bild hat mir gereicht, um nein sagen zu können. Langweilig, stupide, einfallslos. Ein einfaches Porträt einer blonden Schönheit, kein Makel, nichts, nichts repräsentatives, nichts, was dem Label einen Stempel geben könnte, nichts Individuelles. Ich denke, ich fahre einen guten Kurs, wenn ich Models raussuche, die markant sind, die einen richtigen Wiedererkennungswert haben, bei denen man auf den ersten Blick sieht, dass nicht jeder sie buchen würde und das macht sie besonders. Mir fällt eine Frau auf, sie trägt ihre Haare in einem Lilaton, durchzogen von weißen Strähnen, das Gesicht dunkelhäutig, fast schon schwarz, die Lippen in perfekter Form und die Zähne strahlend weiß, die Augen aber in einem stechenden Grün. Ein Gendefekt, der nicht allzu häufig vorkommt. Müssen wir haben, beschließe ich und nehme das Porträt in die Hand, um es Kaito zu zeigen. Obwohl er erst sechs Jahre alt ist, hat er eine wunderbare Gabe, kann Menschen direkt einschätzen und ist mir dadurch in dem letzten Jahr meines Studiums schon eine große Hilfe gewesen, wenn ich Models aussuchen musste. „Wow…die sieht ja hübsch aus. Nimm sie, sie wird danach bestimmt oft gebucht werden….also handel einen Vertrag mit ihr aus!“, und auch an so etwas denkt er. Ob er das von Sasuke hat, dieses Denken? Kurz nicke ich, stecke das Foto wieder weg und widme mich den andren 30 Bewerbungen. Zehn Models brauche ich insgesamt, neun habe ich mittlerweile gefunden, darunter auch eine Frau mit Down Syndrom, ein aufsteigender Stern. Sie ist wunderschön, die Mutation hat ihr nicht viel von ihrer Schönheit geraubt und sie weiß es, sich in Szene zu setzen. Auch hierin besteht Wiedererkennungswert und Sadako wird sofort in der Presse dafür bekannt werden, dass sie nicht nur auf das Äußere schaut, sondern die Kollektion im Vordergrund steht und auch etwas für Jedermann ist. Denn das ist das schönste Kompliment, das sie für meine Kollektion bekommen könnte. Ich habe die Kleider und auch die Kleidung für die Männer genau so gewählt, dass man sie auch im Alltag tragen kann, egal, ob man eine Mutter ist oder Geschäftsfrau. Orientiert habe ich mich da natürlich an Sadako und mir. Die Männer lasse ich Kaito aussuchen, der ganz hibbelig neben mir sitzt und jedes Bild kommentiert und bewertet. Er hat daran seinen Spaß und er macht nichts verkehrt, überredet mich sogar einen Mann mitzunehmen, dem eine Narbe durchs Auge gezogen ist. Er ist hübsch und würde auch zu der Kollektion passen, aber irgendwie hat er etwas von einem Erotik-Modell, deswegen war ich anfangs doch sehr befangen. Als der nächste Tag anbricht, stehe ich mit einer gewissen ‚Erleichterung auf. Die Fashion Week ist um und Sadako hat mir gestern Abend sogar noch eine SMS geschrieben, dass alles wunderbar funktioniert hat und dass sie mir für die Organisation dankt. Dann kam noch eine sehr verwirrende SMS von ihr, wahrscheinlich hatte sie da etwas zu viel über den Durst getrunken, denn sie schreibt mir, dass sie grade den besten Sex ihres ganzen Lebens hatte und ich unbedingt mal mit in diesen Club müsse, in dem sie grade war. Ich kann mir ein Lachen wirklich nicht verkneifen, ihre Art ist wirklich erfrischend. Mit wem sie wohl geschlafen hat? Schnell mache ich mich fertig, bringe Kaito heute sogar selbst zur Schule, was ihn ziemlich mit Stolz erfüllt, denn er stellt mir mit vorgehobener Brust seine Freunde vor, die ich natürlich schon alle kenne und trotzdem betont er immer wieder, dass seine Mum ihn heute zur Schule gebracht hat, obwohl sie so erfolgreich ist und viel arbeitet. Mein süßer Schatz…was er wohl noch alles von seinem Vater geerbt hat? Wieder wollen mich die Erinnerungen an diese Nacht mit Sasuke einholen, aber ich wehre mich strikt gegen die Gedanken, die ich mir dann doch lieber für meine ruhige Nacht im Bett behalten sollte...denn heute schläft Kaito bei einem Freund und ich bin ja auch nur eine Frau, die nicht regelmäßig ihren Zucker bekommt. Wieder rase ich den Highway entlang den Weg zur Agentur, weil ich die Skizzen für Sadako hinterlegen lassen muss, sie ist heute nicht anwesend, das weiß ich, deswegen werde ich sie nur kurz in ihr Fach legen und wieder abrauschen. Wirklich aufgebrezelt habe ich mich dafür nicht, ein schlichtes Kleid musste heute herhalten und auch meine Haare hab ich einfach nur offen über meine Schultern fallen lassen, wobei ich komplett auf Make-up verzichtet habe. Für Karin würde ich mich bestimmt niemals schick machen, ihr einziger Dank wäre ein spöttischer Kommentar und eine eklige Duftwolke. Genervt vom Verkehr und der brütenden Hitze hetze ich zu meinem Büro, der Fahrstuhl dauert mir heute zu lange, deswegen nehme ich die Treppe, meine Kondition macht das ja allemal mit. Ich nestle an meiner Tasche herum und fische die große Mappe heraus, in der ich alle Skizzen gelagert habe, begebe mich auf schnellsten Wege zu Sadakos Büro, das während ihrer Abwesenheit nie geschlossen ist, damit man ihr immer etwas ins Fach legen kann und lege die Mappe dort ab. Auf meine Uhr schauend und mich freuend, dass ich heute noch so viel Zeit für mich selbst haben werde, möchte ich das Büro auch wieder so schnell wie möglich verlassen, stoppe allerdings gerade noch rechtzeitig, als ich höre, dass Karin anscheinend mit einer Person an ihrem Tresen steht, dieser immer näher kommt und stark anfängt zu flirten. Als sie die Person beim Namen nennt, rutscht mein Herz in meine Hose, denn es handelt sich natürlich um keinen anderen, als Sasuke. „Sasuke, Schatz, wie geht’s dir denn?“, säuselt Karin, durch den Türspalt sehe ich, wie sie sich nahe an ihn ranzieht, immer wieder seine Brust streichelt. Die Brust, die ich in dieser Nacht nur zu gerne berührt habe, mit jugendlicher Neugier, fasziniert von seinem Muskelspiel. Allein der Gedanke daran lässt mich wieder an diese Nacht zurückdenken und ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus. „Karin, lass das. Was willst du von mir?“, seine Stimme ertönt, das tiefe Timbre vibriert bei jeder Silbe, lässt einen Blitz durch meinen Körper fahren. Gott, wie erotisch seine Stimme klingt, immer noch wie in dieser Nacht, genauso rau und männlich. Doch was hat er mit Karin zu quatschen und wie komme ich hier wieder raus, ohne, dass er mich sieht? Panik kriecht in mir hoch. „Ach, Sasuuuke….wieso bist du immer so zurückhaltend? Willst du deiner Frau nicht angemessen Hallo sagen?“. Frau? Hab ich mich da gerade verhört?! „Hör auf!“, Sasuke schlägt ihre Hände weg, bringt etwas Abstand zwischen beide. Behandelt man so seine Frau? „Du bist nicht meine Frau!“, seine Stimme zittert fast, doch seinen Gesichtsausdruck kann ich nicht erkennen, denn er steht mit dem Rücken zu mir. Aber allein seine Hinteransicht ist anbetungswürdig….nicht sabbern, Sakura! „Noch nicht, mein Lieber. Aber bald…wir müssen übrigens noch eine Menge für die Hochzeit planen!“, quietscht Karin freudig und mir kommt Galle hoch. Ich muss mich wirklich beherrschen, nicht sofort auf den Boden zu reiern sie sind verlobt? Also hat er tatsächlich eine feste Partnerin, hat mich vergessen, war doch nur eine unter vielen…. „Nein, ich hab darauf keine Lust! Ich bin nicht weggegangen und hab mir etwas aufgebaut, um es mit der Heirat mit dir wieder zu zerstören!“, seine Stimme hebt sich mit jedem Wort, Wut entspringt ihr ganz deutlich. Und ganz plötzlich änderte sich auch Karins Gesichtsausdruck zu einer hässlichen, fiesen Fratze. „Mein Lieber, so einfach entkommst du mir nicht“, sie schleicht sich wie eine verkrüppelte Löwin an Sasuke heran, „entweder die Hochzeit, oder Sadako wird untergehen. Das weißt du. Ich will dich und du willst nur das Beste für deine Schwester…und wenn ich mich recht erinnere, hast du dem Deal damals zugestimmt. Verschmähst du mich, dann wird Sadako ganz weit abrutschen, mein Lieber, und das willst du doch nicht, oder?!“, sie schmiegt sich lasziv an seine Brust, streichelt seinen Nacken, presst sich immer näher an ihn heran. Gott ich kann mir das nicht länger geben….er ist also mit dieser Schlampe verlobt, weil er irgendeinen Deal mit ihr eingegangen ist? Weiß Sadako davon? Weiß sie, was Karin gegen sie in der Hand hat oder warum dieser Deal zustande gekommen ist? Verwirrt taumle ich einen Schritt zurück, mir dessen bewusst, dass ich jetzt Sasuke nicht mehr aus dem Weg gehen kann und reiße die Tür des Büros auf. Mit schnellen Schritten verlasse ich dieses, werfe den beiden nur einen kurzen Blick zu, dennoch lang genug, dass sich Sasukes mit meinem verhakt. Verblüffung steht ihm ins Gesicht geschrieben, seine schwarzen Irden an mir entlang wandernd, als er seinen Kopf zu mir dreht. Der gleiche blick, den er mir damals zugeworfen hat und wieder kriecht diese Hitze in mir hoch, die verdächtigt nach Aufmerksamkeit giert. Anscheinend werde ich ihm jetzt noch öfter begegnen, aber noch weiter möchte ich die Situation nicht ausreizen, deswegen hetze ich zur Treppe und mache mich so schnell wie möglich auf den Weg nach Hause. Sein Blick verfolgt mich, lässt mich einfach nicht ruhen, als hätte er sich wirklich an mich erinnert. Seine Stimme hallt tief in mir wieder, lässt meine Gedanken wieder gefährlich weit abdriften. An den Morgen nach unserer Nacht, als er ein weiteres Mal über mich hergefallen ist, schon fast ehrfürchtig, als könne er mich verletzen, wenn er etwas zu hart zugange wäre… Ich lasse mich auf mein Bett fallen, die Augen geschlossen und fast automatisch wandert meine Hand in meine Hose, mein Körper reagiert einfach viel zu stark auf den klang seiner Stimme, sein Geruch, der deutlich wahrnehmbar war, seine Aura, die alles erfüllt…. Er beobachtet mich. Seine schwarzen Augen lässt er über meinen Körper wandern, bleibt zunächst an meinen Lippen hängen und fängt diese daraufhin in einem Kuss gefangen, wie ein Ertrinkender klammert er sich an mich, saugt an mir, knabbert leicht an meiner Unterlippe, ehe er ohne Unterlass seine Zunge in meinen Mund schiebt. Sanft umspielt seine meine, seine Hand in mein Haar gekrallt, mich immer näher an sich ziehend, kaum Platz zum Atmen, die immer heftiger aufsteigende Hitze zwischen uns, Speichel, der mein Kinn hinunterfließt. Sein Blick immer noch auf mich gerichtet, meine roten Wangen genießend, umfängt seine Hand meine Brust, massiert sie, entlockt mir ein lautes kehliges Stöhnen. Doch plötzlich löst er sich von mir, setzt sich auf die Knie vor mich, seine Erregung ganz deutlich hervorstehend, als hätten wir diese Nacht nicht fast durchgehend Sex gehabt. Er zieht mich hoch zu sich, presst seine Stirn gegen meine, sein Mund öffnet sich, als wolle er etwas sagen, dabei haben wir uns heute Nacht genug gesagt, die Stunden zwischen dem Körperlichen tatsächlich geredet, viele Gemeinsamkeiten gefunden und doch wussten wir, dass diese Vertrautheit am Morgen ein Ende haben wird. „Dreh dich um“, flüstert er, seine Stimme noch ganz rau vom wenigen Schlaf. Langsam drehe ich mich in seinen Armen, werde von ihm fest an seine Brust gezogen, verhake meine Füße hinter seinem Rücken, sodass ich umgekehrt rittlings auf ihm sitze. Seine Hand findet den Weg zu meinem Hals, umfasst diesen besitzergreifend, hart und dennoch zärtlich, während er sich mit einem ruck in mir versenkt. Er überlässt mir keine Kontrolle, nimmt mich noch einmal, wie er das möchte, tief und hart, und auch für mich ist das okay so, kann ich es doch genießen, dass er auch einen Teil seiner Beherrschung verliert. Schon nach wenigen Stößen werden seine Bewegungen fahriger, sein Atem viel schneller und wir erreichen unseren Höhepunkt viel schneller als gewollt, fast enttäuscht, dass wir nicht länger ausgehalten haben, das Gefühl genießen konnten, sinken wir zusammen wieder in die Laken. „Du bist wahrlich eine Göttin…“ Mein Orgasmus überrollt mich überraschend und zieht mich in die Tiefe. Wird jetzt jede Begegnung mit ihm so enden? Kapitel 6: Pleasure ------------------- Sadako Endlich! Ich kann es immer noch nicht fassen, dass die Fashion Week so schnell vorbeigegangen ist und ich endlich etwas frei bin. Die ganze Woche musste ich mich alleine durch die Berge an Klamotten wühlen, den Models hinterherrennen und jedem Rede und Antwort stehen. Natürlich freut es mich, dass alles so wunderbar geklappt hat, aber der Umstand, dass Sakura nicht das war, legt einen großen Schatten über meine Freude. Ohne sie war es definitiv anstrengender und ich kann einfach froh sein, dass sie im Vorfeld noch so viel organisiert und geregelt hatte. Eigentlich ist mir grade sehr zu feiern zumute, aber auf die Aftershowparty möchte ich nicht gehen…Sasuke ist wieder da und der Fokus wird da eh nur auf ihm liegen und den ganzen Weibern, die versuchen sich an ihn heranzumachen. Das ist mir viel zu viel Konkurrenz, und deswegen habe ich mich dazu entschieden das „Purple“ aufzusuchen, ein relativ großer Club in Malibu, der dennoch etwas ganz Besonderes ist und wo nicht jeder reinkommt. Der Club ist nicht nur mit einer großen Tanzfläche ausgestattet, einer riesigen Bar und was auch immer ein ganz normaler Club auch hat, sondern auch mit einem Darkroom. Ich kannte Darkrooms vorher nur von Schwulenclubs, aber dieser hier ist auch für Heteros zugelassen und dort möchte ich heute wirklich meinen Spaß haben. Nach der Sache mit Ryu war es wirklich schlimm und schwer für mich, Männern zu vertrauen und ihnen meinen Körper für eine Nacht zu schenken. Irgendwann, als mich ein paar flüchtig Bekannte mit ins „Purple“ genommen haben, ist es mir sehr leicht gefallen, mir einen Ker anzulachen. Ich wusste ja, dass sie mich im Darkroom nicht sehen können, meinen Körper nicht optisch abchecken können und vor allem, dass ich die Dominante sein kann, wenn ich dazu Lust habe. Denn dort muss ich auf niemanden wirklich Rücksicht nehmen, kein Gesichtsausdruck ist dort, der mich zurückhalten oder einschüchtern könnte, nichts! Also mache ich mich auf den Weg zum Club, allerdings mit einem Taxi, da ich definitiv etwas trinken möchte, und mir da ein geparktes Auto nur ungelegen kommt. Und wer wie, wie lange ich dort verweilen werde und wie oft…huch, ist es heißer geworden? Im Club ist es brechend voll, man merkt richtig, dass heute etwas Großes stattgefunden hat und viele Menschen von außerhalb hierher gefahren sind. Ich lasse meinen Blick über die tanzende Menge schweifen, die Musik dröhnt aus den Boxen, der Boden unter meinen Füßen vibriert, wummernd, wie der Beat des Songs. Männer sind viele anwesend, ihre zumeist langen Beine versteckt in viel zu engen Röhrenjeans, die mir schon beim Ansehen Schmerzen in den Eingeweiden verursachen. Auf so etwas stehe ich nicht, weswegen ich weiter Ausschau halte, nach einem richtigen Kerl suche, einer, der mich auch mal an die Wand heben kann und es mir so richtig besorgt. Meine Beine und mein Gehirn verstehen sich wohl heute nicht ganz so gut, denn ich steuere sehr unbewusst die Bar an, nur um mir dann einen Long Island Iced Tea zu bestellen, mit viel Long und wenig Tea drin. Damit ich auch schnell ein sehr schummriges Gefühl bekomme. Und tatsächlich hilft der Cocktail dabei, mich lockerer zu machen, der Beat zieht mich magisch an und obwohl ich es hasse, in einem Club zu tanzen, bewege ich mich schon ohne es bemerkt zu haben rhythmisch auf der Tanzfläche. Die Luft ist stickig, Schweiß perlt meinen Hals entlang, bahnt sich den Weg in meinen Ausschnitt, heiße, willige Körper reiben sich aneinander. Jeder in diesem Club ist nur wegen des Darkrooms hier, jeder möchte den einen oder die eine für die Nacht finden, eine heiße Nummer schieben und danach befriedigt weiter tanzen oder nach Hause gehen. Eine Hand schlingt sich um meinen Bauch, greift ziemlich frech unter mein Top und streicht diesen entlang, federleicht, als wolle er austesten, ob ich mitmache, oder nicht. Eigentlich hasse ich diese Art der Annäherung, viel zu viel Körperkontakt, zu viel Geschmuse, zu viel Dreistheit. Und doch, vielleicht ist es die Wirkung des Alkohols, finde ich Gefallen daran, schließe meine Augen und lasse mich gegen diesen Körper hinter mir fallen. Groß scheint der Kerl nicht zu sein, aber das sagt ja bekanntlich nichts über den Inhalt seiner Hose aus. Deswegen gebe ich ihm eine Chance, drehe mich in seiner halben Umarmung um, und schaue in zwei eisblaue Augen. Tatsächlich ist er gerade einmal so groß wie ich, hat schmale Schultern und eine relativ schmächtige Figur, seine Augen das Hübscheste an ihm. So offensichtlich wie möglich, checke ich ihn ab, verweile mit meinem Blick länger als nötig an seinem Schritt, ehe ich zu ihm hinauf schaue und keck grinsend in Richtung Darkroom zeige. Meine unausgesprochene Frage wird mit einem strahlenden Lächeln belohnt, die Zustimmung so erteilt, sodass ich nach seiner Hand schnappe und ihn zu dem Ort meiner Träume ziehe. Alleine die Vorstellung, dass er mich vielleicht gleich an die Wand presst und hungrig über mich herfällt, treibt mir nicht nur die Schamesröte ins Gesicht, sondern auch die Erregung in ganz andere Gefilde. Die Leute, die ich schon fast wegschubse, um mir den Weg zum Darkroom zu bahnen, schauen mich wissend an, manche grinsen mich ziemlich frech an, andere lecken sich über die Lippen. Pech Jungs, ihr bekommt mich heute nicht! Doch ein Paar schwarzer Augen erregt meine Aufmerksamkeit, verfolgen mich regelrecht, ziehen mich automatisch in ihren Bann, sodass ich fast die Tür vor mir nicht gesehen hätte. Mein Blick huscht noch über das Gesicht des Mannes, markant und kantig, und doch so schön und rein, bis auf die Narbe, die sich durch sein linkes Auge zieht. Und doch passt alles wunderbar zusammen, ergibt ein Bild der Schönheit… Er scheint meinen Blick bemerkt zu haben, denn ein Lächeln bildet sich auf seinen schmalen, und doch so erotisch rosig erscheinenden Lippen. Nun kommt mir mein Kerl für diese Nacht wirklich erbärmlich vor. Ungeduldig reiße ich die Tür zum Darkroom auf, schenke dem Unbekannten mit der Narbe einen letzten provozierenden Blick und betrete diesen dann, in der Erwartung sofort an die Wand gedrückt zu werden. Ich warte…und warte…und warte. Und nichts geschieht. Etwas verloren stehe ich in der Dunkelheit, schaue mich um, aber erkenne natürlich nichts, höre lediglich lustvolle Seufzer, lautes Stöhnen, erregtes Keuchen. Und ich wurde anscheinend sitzen gelassen… Doch kaum, dass meine Gedanken in diese Richtung driften, werde ich im Nacken gepackt und gegen die Wand gestoßen, ungeduldig und herrisch. Im ersten Moment möchte ich losschreien, mich darüber empören, dass er mich so grob behandelt. Allerdings bemerke ich auch jetzt, wo sich dieser Kerl zu mir herunterbeugt, seine Lippen ganz nah an meinen, dass es nicht der Kerl von vorhin ist, denn dieser hier ist wesentlich größer. Angestrengt lecke ich mir über die Lippen, streife mit meiner Zungenspitze seine Unterlippe, was ihm ein lustvolles, kehliges Stöhnen entlockt. Sein heißer Atem trifft meine Haut, seine Nasenspitze streift meine, als er sich noch weiter zu mir lehnt, langsam Luft holt: „ Wie willst du es?“. Keuchend entlässt er die eingesogene Luft, was mir einen Schauer über den Rücken jagt, ein wohliges Ziehen im Bauch verursacht und mir wirklich die Hitze eintreibt. „Hart!“, schneller, als ich denken kann, spreche ich dieses Wort aus, hauche es ihm verführerisch entgegen. Ein leichtes Nicken seinerseits und schon liegen seine Lippen auf meinen, fest und bestimmend, sengend heiß und erwartungsvoll. Leidenschaftlich erwidere ich den Kuss, lasse mir aber keine unnötige Zeit und fahre direkt mit meiner Zungenspitze über seine Unterlippe, möchte ihn schmecken, ihn mich schmecken lassen. Große Hände packen mich am Hintern, kneifen fest hinein, sodass ich kurz in den Kuss stöhne, und auch schon eine feste, heiße Zunge spüre, die geduldig, ja schon spielerisch meine massiert, meine Zahnreihen entlangfährt, mich hinaus lotst. Kühle Lippen umschließen meine Zunge, saugen sich an ihr fest, reizen mich immer wieder aufs Neue, steigern meine Erregung enorm. Gott, ich kann kaum an mich halten, so heiß war mir noch nie, und dabei nutze ich den Darkroom seit einigen Jahren immer wieder als Ventil. Doch nie war eine Berührung, ein Kontakt zu einem Menschen hier drin so intensiv und nervenaufreibend, wie dieser. Seine Hand fährt von meinem Nacken in mein Haar, packt zu und reißt meinen Kopf nach hinten, entblößt meinen Hals für ihm, welchen er mit leichten Küssen bedeckt, sich immer weiter abwärts arbeitet, ehe er mit seiner gesamten Zunge den Hals wieder nach oben ableckt, mein Kinn umschließt und kurz daran saugt. Ein nicht definierbarer Laut entfleucht mir, meine Nerven mittlerweile zum Reißen gespannt, langsam drücke ich meinen Unterleib in seine Nähe, presse mich so gut es geht an ihn ran. Anscheinend lässt ihn unsere Zungenakrobatik und das, was er da mit meinem Hals anstellt auch nicht ganz kalt, denn eine wirklich beachtliche Länge drückt sich gegen mein Becken und meine innere Göttin jubelt auf. Seine Hand verschwindet aus meinem Nacken, wandert meinen Körper entlang, seine Finger umspielen meine linke Brust, zwirbeln meinen Nippel durch den BH durch. Obwohl sich das nicht wirklich intensiv anfühlen sollte, hab ich das Gefühl, dass er grade daran lutscht, mir so verdammt nah ist. Eine heiße Spur bildet sich auf meinem Körper, überall dort, wo er mich anfasst, und stoppt an meinem Hosenbund. „Zieh deine Hose aus“, raunt er mir mit rauchiger Stimme zu. Hektisch nestle ich an meinem Knopf herum, bekomme ihn aber nicht wirklich zu fassen, weshalb ich mir die Hose im Ganzen herunterziehe, sie eilig von mir wegkicke und mein Höschen vorsichtig hinter mich an die Wand lege. Das möchte ich hier nämlich nicht vergessen. Er hat sich etwas von mir entfernt, ist aber immer noch nah genug, dass ich spüre, wie er ebenfalls an seiner Hose nestelt, dabei allerdings seinen Gürtel auszieht und ihn vollständig aus seiner Hose entfernt. Was hat er nur damit vor? Ich finde, es ist Zeit, dass ich seinen Körper erforschen kann, weshalb ich meine Hände in seine Richtung strecke und seinen nackten, durchtrainierten Bauch zu fassen bekomme. Ich streiche die festen Muskeln nach, ernte ein Erzittern seines gesamten Körpers dafür, weshalb ich mich mehr traue und über seine Beule fahren möchte. Überrascht stelle ich allerdings fest, dass er keine Hose mehr anhat, der Streifen kurzer Härchen auf seinem Bauch zeigen mir den Weg zu seinem besten Stück. Sanft berühre ich sein getrimmtes und gestutztes Schamhaar, taste mich mit einem Finger weiter vor und fahre seinen ganzen Ständer entlang. Überrascht keuche ich auf, er ist noch länger, als ich dachte, und erst jetzt merke ich meine eigene Feuchtigkeit, die sich in meinem Schritt verteilt. langsam schließe ich meine Hand um seinen Penis, streiche mit meinem Daumen über seine Eichel, verteile die Lusttropfen, die sich mittlerweile gebildet haben. Seine Hände packen meine, unfreiwillig muss ich ihn loslassen und kaltes Leder schnürt sich um meine Handgelenke, ein metallisches Geräusch ertönt und sein Gürtel um meine Hände zusammengebunden. Hart, fast schon ruppig zieht er meine Arme über meinen Kopf, legt seine Pranken wieder an meinen Hintern und hebt mich hoch. Sofort schlinge ich meine Beine um sein Becken, versuche so wenig Platz wie möglich zwischen uns zu lassen und halte mich mit meinen festgebundenen Händen an den Ringen in der Decke fest. Ich wusste nicht, dass ich so auf Bondage abfahren könnte, aber der Gedanke, dass ich ihm jetzt in dieser Position so ausgeliefert bin, erregt mich nur noch mehr. Wieder finden seine Lippen meine, ungestüm und heftig, besitzergreifend. Feucht und heiß dringt seine Zunge in mich ein, seine Hände an meinem Arsch packen fester zu, ziehen mich weiter nach vorne, seine Erektion spüre ich ganz deutlich an ihm. Lange halte ich diese Position nicht aus, noch nicht einmal berühren kann ich mich selbst. Aber er wird es wohl auch nicht lange aushalten, die Erregung ist bei uns beiden viel zu groß, die Spannung ebenfalls. „Langsam oder schnell und hart?“, wieder lässt er mir die Wahl, noch kann ich Softsex einfordern, doch will ich das überhaupt? Alles an ihm schreit regelrecht nach hartem, schnellen und verdammt befriedigendem Sex. „Schnell und hart“, stöhne ich und kaum ausgesprochen, dringt er mit einem Ruck in mich ein, dehnt mich vollends. Ich möchte laut aufschreien, meine Lust rausschreien, auch die leichten Schmerzen, die diese große Dehnung mit sich bringt, aber alles, was ich rausbringe ist ein erdrücktes Keuchen, ein Wimmern und ein kräftiger Stoß mit meinem Becken in seine Richtung. Gott, jetzt soll er sich aber bitte auch weiter bewegen, mich nicht auf dem Trockenen sitzen lassen, jetzt, wo ich doch gerade erst gekostet habe. Es macht mich verrückt, dass ich ihn nicht berühren kann, obwohl er so nahe an mich gepresst ist, dass sein Atem auf meine Lippen trifft und ich ihn mit Leichtigkeit berühren könnte, würde ich mein Gesicht ihm etwas entgegenstrecken. Doch er entfernt sich aus mir, und geht, mich immer noch am hintern gepackt, ein paar Schritte zurück, sodass ich frei in der Luft liege, lediglich mich festhaltend an den Ringen oben. Wieder stößt er zu, genauso hart und erbarmungslos wie vorher, seinen Handballen auf meinen Hügel gelegt, mich bei jedem Stoß stimulierend. Verdammt, wann war Sex jemals so aufregend und geil? Mein Innerstes brennt, mir ist so heiß, wie noch nie, jede Berührung, egal, wie flüchtig sie passiert, lässt die Woge des Orgasmus immer schneller anrollen. Mein Mund steht offen, mein Mundraum völlig ausgetrocknet, immer wieder verlassen ihn tiefes Stöhnen. „Schneller!“, versuche ich ihn anzuheizen. Ich weiß, dass er mich hier in den Wahnsinn treiben will, aber ich brauche diesen Orgasmus jetzt, jede weitere Berührung stellt nur noch eine Qual dar, die das ganze herauszögert. Sein Griff verstärkt sich, genauso wie der Druck seiner Hand auf meinem Kitzler, seine Stöße werden fahriger, jedoch härter und schneller. Eine Lawine bricht über mich herein, ein Piepsen ertönt in meinem Ohr und ein Feuerwerk aus tausenden Farben erstrahlt hinter meinen zusammengekniffenen Augen, als mich der süße Tod in Gefangenschaft nimmt. Nur am Rande bekomme ich mit, wie er meine Hände von den Fesseln löst, sie mir zärtlich massiert und mir verlangend und liebevoll zuflüstert : „Zu dir oder zu mir?“. Kapitel 7: Out of my cage ------------------------- „Zu mir“, flüstere ich, während ich mich von ihm löse und meine Sachen vom Boden zusammenkrame. Unglaublich schwer, wenn man nichts sieht und total irritiert von der Aussicht ist, weiteren atemberaubenden Sex zu haben. Natürlich war ich schon oft genug in diesem Club, hab schon mehr Männer mit hier reingezogen, als ich auch nur angeschaut habe, aber niemals, wirklich nie hab ich einen davon mit zu mir genommen. Doch irgendwie ist es bei ihm anders…ich will mehr von ihm und nicht nur diese Zeit hier im Darkroom. Wie viel Zeit wir letztendlich tatsächlich hier verbracht haben, weiß ich nicht mehr, ich weiß nur, dass wir so schnell wie möglich unsere Sachen zusammenkramen, uns notdürftig anziehen und durch den Hintereingang verschwinden. Die kühle Luft schlägt mir hart ins Gesicht, es muss ziemlich spät sein, wenn es hier schon derart abgekühlt ist. Schlagartig wird mir bewusst, dass ich nicht einmal weiß, wen ich da mit nach Hause nehme, weil ich dem Kerl neben mir noch gar keine Aufmerksamkeit geschenkt habe. Langsam, darauf bedacht nicht aufzufallen, drehe ich meinen Kopf zur Seite und richte meinen Blick nach oben, suche das unbekannte Gesicht und stocke plötzlich. Nein! Das kann doch nicht wahr sein…der Kerl, der mich vorhin, als ich zum Darkroom gelaufen bin, mit seinen Blicken verfolgt hat, steht hier neben mir, seine Lippen zu einem süffisanten Grinsen verzogen, eine Kippe zwischen seine Lippen geklemmt. Seine schwarzen Augen auf mich gerichtet, zieht er eine Augenbraue in die Höhe, ehe er sich zu mir runter beugt und mir den Qualm seiner Zigarette ins Gesicht pustet. „Willst du gar nicht wissen, wie ich heiße?“. Will ich das? Geplant war es für mich nur, einen Kerl abzuschleppen im Club, danach nach Hause zu fahren und gemütlich in der Badewanne zu liegen, befriedigt und vom Stress befreit. Stattdessen stehe ich neben diesem Halbgott und nehme ihn auch noch mit zu mir. Das Taxi hält längst vor uns, mein Blick gleitet immer noch an ihm rauf und runter, mein Gehirn nicht fähig die eine Information, die mich von dem Ganzen abhalten sollte, aufzunehmen. Er muss alt sein! ALT! So verdammt hübsch und trotzdem hat er bereits komplett graue Haare, zwar noch ein ziemlich dichter Schopf, trotzdem komplett ergraut, wild abstehend, was vielleicht auch unserem harten Sex geschuldet ist. Seine Augenlider gelangweilt halb geschlossen, das Feuer aber immer noch in seinen Irden lodernd. Wir werden noch eine schöne Nacht miteinander haben, aber mehr wird da wohl nicht sein, alleine schon, weil er viel zu alt für mich ist. Also möchte ich seinen Namen wirklich wissen, oder einfach mit Mister Unbekannt eine unvergessliche Nacht erleben und dann weitermachen wie bisher? „Nein“, antworte ich bestimmt, wedle den Rauch auch seinem Gesicht und reiße die Tür des Taxis auf. Ich nenne dem Fahrer meine Adresse, lehne mich zurück und starre die Fahrt über aus dem Fenster, immer darauf bedacht, ihm nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, nicht, dass er noch denkt, dass ich ihm komplett verfallen bin. Die Fahrt allerdings geht schneller rum als gedacht und freundlicherweise bezahlt er die Rechnung, lächelt mich sogar freundlich…ja fast zärtlich an. Wie in Trance ziehe ich ihn in meine Wohnung, warte gar nicht darauf, dass sich die Fahrstuhltüren wieder schließen, sondern presse mich direkt an seinen Körper, ziehe mich sehr bestimmt an ihn heran, versiegle seine Lippen mit meinen. Gut, dass er mir entgegen kommt, der Größenunterschied ist doch relativ groß. Verlangend ziehe ich ihn näher, kralle meine Finger in sein dichtes Haar, welches so samtig weich ist und doch so fest. Langsam kraule ich seinen Nacken, während seine Zunge meine bearbeitet, mich immer weiter hinauslockt und zwei feste, heiße Lippen meine Zunge in Besitz nehmen, daran saugen, sie genüsslich liebkosen. Fuck! Heftig reiße ich meine Augen auf, vernachlässige den Kuss, während ich meinen Blick hektisch im Raum umherschweifen lasse, fieberhaft überlege, wo ich die letzten Kondome gebunkert habe. Schon viel zu lange ist es her, dass ich einen Kerl hier hatte, das letzte Mal war es tatsächlich Ryu. Ryu, der trotzdem nie ein Kondom nehmen wollte, regelrecht dazu gezwungen werden musste. Aber ich wollte ihn nicht in mir spüren, wenn er kommt. Die Vorstellung alleine hat mich geekelt, keinen Reiz gehabt für mich. Sanft werde ich von dem strammen Körper vor mir weggeschoben, ein fragender Blick erhascht meinen, bitte mich um die Beantwortung der nicht gestellten Frage. „Ich hab keine Kondome hier…“, scheiße. Grade jetzt, wo ich all meine Bedenken über Bord werfe, mich vielleicht – auch wenn es nur für eine Nacht ist- auf einen Kerl einlasse, und das noch in meiner Wohnung, hinter meinem Schutzwall, da hab ich das Grundlegendste nicht da… „Verhütest du? Ich kann dir versichern, dass ich gesund bin und ich nehme an, dass die Chefin von „TatsuFashion“ auch nicht krank sein wird, oder?“, wieder dieses liebevolle Lächeln. Verdammt, mach es mir doch nicht so schwer!! „Woher..?“, meine Frage bleibt mir im Hals stecken. Fuck, hoffentlich will er mich jetzt nicht erpressen…dass ich diesen Club besuche, darf nicht rauskommen, niemals darf mein Vater davon erfahren! „Die Bilder, Süße…du bist wirklich bildhübsch, aber meinst du, es ist nicht etwas narzisstisch veranlagt, wenn man sogar Cover, auf denen man abgebildet ist, an den Wänden hängen hat? Zu Hause?!“. Scheu beiße ich mir auf die Unterlippe. Wo er recht hat, hat er recht. Es ist bescheuert, aber nach der Trennung von Ryu hab ich diesen Ego-Push gebraucht…und was pusht das Ego besser, als die eigene steile Karriere bildlich festhalten zu können?! Schleichend wie ein Raubtier kommt er auf mich zu, schmiegt seine starken Arme um meine Taille, um mich fester und näher an sich zu ziehen, seine Lippen streifen mein Ohr, necken die empfindliche Stelle dahinter. „Und..? wieder hart oder willst du diesmal Vanilla-Style?“. Vanilla? Als hätte er die Fragezeichen in meinem Kopf gesehen, erklärt er mir, was es damit auf sich hat. Normalo-Sex, liebevoll und zärtlich. Oh Gott, nein, das ist das letzte, was ich jetzt möchte! Ich möchte spüren, dass er mich begehrt, hart und unnachgiebig… Sachte schüttle ich meinen Kopf und ernte ein ernstes Nicken von ihm. „Gut…wenn dir irgendwas zu viel wird, sag „Lutscher“ und ich breche es sofort ab, ok?“. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, dass er ein Safeword vorschlägt, lässt mich ein wenig stocken, gehört zu so etwas doch ziemlich viel Vertrauen. Aber wenn ich nicht jetzt damit anfange, jemandem wieder zu vertrauen und sei es nur innerhalb eines kleinen Spielchens, dann werde ich es nie tun. Alleine die Vorstellung, dass er mich wieder fesselt, mich ihm wieder etwas mehr aufzuliefern, ihn vor allem dabei sehen zu können, erregt mich so schon und anscheinend ist ihm die Lust in meinen Augen auch nicht verborgen geblieben. Meine nonverbale Einverständnis in dieses Spiel. „Schließ die Augen“, säuselt er mir zu, dreht mich rum und ab dann bekomme ich alles nur noch schemenhaft mit. Ein angenehm weicher Stoff, vermutlich mein Schal, legt sich um meine Augen, wird am Hinterkopf zusammengebunden, fest und nicht so einfach zu lösen, mit flinken Fingern wird meine Hose herunter gezogen, mein Top und der BH finden auf den Weg auf den Boden, mein Höschen habe ich im Club schon nicht mehr angezogen. Vollkommen nackt stehe ich vor ihm, während er vermutlich noch alles an hat. „AAH!“, quietsche ich auf, als er mich in den Kniekehlen packt trägt, wohin, kann ich nur erahnen, nehme aber an, dass es mein Wohnzimmer ist, denn er setzt mich auf etwas hartem ab. Mein Billardtisch?! Abrupt wird mein Kopf nach hinten gerissen, eine Hand krallt sich in meinen Haaren fest, und etwas hartes klopft an meine Lippen. Seine pralle Erektion tippt an diese, sein Geschmack breitet sich auf ihnen aus, lässt meinen Kopf schwirren und automatisch nach mehr verlangen. Gewillt öffne ich meinen Mund und lasse es zu, dass er tief und hart in mich stößt, seine Lust an mir befriedigt, immer wieder gegen meinen Rachen stoßt, was ihm ein kehliges Brummen entlockt. Mit meiner Zunge necke ich seine Eicheln, entlocke ihm noch mehr Keuchen, noch mehr Lusttropfen, noch mehr Härte. Nach Atem ringend greife ich nach seinem Ständer, fahre den Schaft entlang, streife kurz mit meinem Daumen über seine empfindliche Spitze. Die Hand in meinem Nacken packt fester zu, zwingt mich, eine Position beizubehalten, fast, als wolle er, dass ich ihn anschaue. „Dreh dich um, reck deinen Hintern nach oben und die Arme austrecken“, gehorsam führe ich seine Anweisungen durch, lege mich bäuchlings auf die raue Oberfläche des Tisches, welche unangenehm an meinen Brustwarzen scheuert. Ein zischender Laut erfüllt den Raum, als würde die Luft geschnitten werden, ein stechender Schmerz, ein Ziehen, welches durch Mark und Bein geht, lokalisiert an meiner rechten Pobacke. Wieder das Geräusch, wieder der Schmerz, fest, aber nicht so schmerzhaft, dass er eine brennende Spur hinterließe. Etwas hartes trifft auf die linke Pobacke, das gleiche Geräusch, der gleiche Schmerz, intensiver, weil die ganze Fläche schon gereizt ist. „Deine Queues sind für den Anfang gar nicht schlecht…“, brummt er genüsslich, während er mit diesem wieder zuschlägt, der Schmerz dieses Mal heftiger, und dennoch schmerzt es mich nicht nur im negativen Sinne. Die Gefühle, die mit jedem Schlag einhergehen, beruhigen mich nicht nur, sie zeigen mir, dass ich noch am Leben bin, dass ich wieder mitten im Leben stehe. In jeglicher Hinsicht, jeden Schlag genieße ich, sehne den nächsten herbei, aber diese bleiben aus. Stattdessen umfasst eine große Hand meine Handgelenke, hält sie so fest, dass ich sie nicht mehr bewegen kann. Seine muskulöse Brust schmiegt sich an meinen Rücken, klebend, auch ihn lässt das hier nicht kalt, der Geruch von Erregung und Schweiß liegt in der Luft. Wohlig brummend reibt er seine Erektion zwischen meinen Pobacken umher, macht immer wieder Anstalten, endlich einzudringen, doch er lässt mich warten. Ungeduldig winde ich mich so gut es geht unter seinem schweren Körper, versuche ihm mein Becken noch mehr entgegen zu strecken, doch alles nützt nichts. Er lässt mich zappeln. „Goott!!“, presse ich hervor, mit einem Ruck ausgefüllt, und bis zum Zerbersten gedehnt. Fuck, war das vorhin im Club auch schon so? oder fühlt sich das alles nur noch intensiver an dank der Schläge und weil jetzt alles so gereizt ist? Er lässt mir keine Zeit, mich daran zu gewöhnen, dass er vollkommen in mir versenkt ist, sondern zieht sich sofort wieder zurück, um noch härter und gefühlt noch tiefer einzudringen, immer wieder gegen meinen Muttermund zu stoßen. Meine Haut schrabbt auf der rauen Oberfläche des Tisches, immer wieder kommen neue, wunde Stellen dazu, reizen meine Haut nur noch mehr, verstärken das Gefühl des heranrollenden Orgasmus immer mehr. Kaum, dass ich denke, dass ihm die Kondition ausgehen müsste, so wild und hemmungslos, wie er in mich stoßt, werde ich eines Besseren belehrt, denn er hört nicht auf, stützt sich auf meinem Rücken ab, drückt mich immer weiter nach unten, nur um dann noch fester in mich zu stoßen. Intensiv, heiß und unvermeidbar werde ich von dem süßen Tod erfasst, während er weiter in mich hämmert, heiße Küsse auf meinem Nacken verteilt, meinen Hals ableckt, als wäre ich eine Süßigkeit. Als auch seine Bewegungen fahriger werden, er immer unkontrollierter in mich stößt, löst er die Fesseln um meine Handgelenke, sodass ich meine Arme von hinten um seinen Kopf schlinge, ihn fester an mich presse, sein Keuchen als heiße Luft auf meiner geschwitzten Haut spüre. Glühend heiß und lange ergießt er sich in mir, leckt mir dabei immer wieder über mein Ohr, keucht hinein, ehe er sich aus mir zurückzieht und mich sanft nach oben zieht. Schnell findet er mit mir auf seinen Armen gebettet den Weg in mein Schlafzimmer, das Tuch über meinen Augen wirft er irgendwo auf dem Weg dorthin auf den Boden, legt mich sanft auf dem Bett ab, ehe er sich zu mir legt und die Decke über uns wirft. Sakura Ein Blick in Sadakos Büro zeigt mir, dass sie immer noch nicht da ist, obwohl ich ihr schon viermal auf die Mailbox gequatscht habe und auch schon versucht habe, zu Hause bei ihr anzurufen. Wo sie nur bleibt? Die Models, welche ich in der Woche mit Kaito rausgesucht habe, werden in fast zwei Stunden hier sein und wenn Sadako bis dahin nicht da ist, wird das nicht nur ein schlechtes Bild auf sie werfen, sondern auch die Agenten der Models verärgern und viele, vielleicht auch die Besten werden abspringen. Das muss ich verhindern, aber wer kann mir helfen, Sadako zu finden? Langsam komme ich mir vor, wie in einem billigen Hollywoodstreifen und finde sie am Ende auf dem Dach eines Casinos, betrunken und mit fettem Sonnenbrand. Oh Kami, bitte lass das nicht eintreten! Hastig stiefle ich aus meinem Büro und steuere Karins Schreibtisch an…vielleicht kann mir die olle Schnepfe helfen und vielleicht bekomme ich dann endlich mal wieder Sadako zu Gesicht…langsam mache ich mir Sorgen. Sie kommt doch sonst nie zu spät… „Karin?“, ich lasse meinen Blick durch den Raum gleiten, doch nirgends sehe ich Karin, vermutlich ist sie wieder etwas zu Essen besorgen, oder unten bei der Empfangsdame quatschen. Auf diese Frau ist null Verlass! Etwas lauter rufe ich erneut ihren Namen, da kommt sie schon um die Ecke gesprintet, ihre roten Haare aufwendig toupiert, goldene Kreolen an ihren Ohren baumelnd, ein ebenso goldenes Kleid an ihrem Leib, welches nicht wie eine zweite Haus saß, sondern eher den Wurstpellenstyle verkörpert. Diese Frau ist wirklich Fremdschämen in Person! Ich reiße mich jedoch zusammen, lasse keinen dummen Spruch raus, oder beleidige sie, indem ich die Augenbrauen nach oben ziehe. Nicht. Ich sehe sie ganz normal an, allerdings scheint sich ihre Welt nur um sie zu drehen. „Na, jetzt kommst du dir ganz schön schäbig neben mir vor, oder? Würde ich mir auch, wenn ich so angezogen wäre, wie du…“, ein lautes, grelles Lachen entkommt ihrer Kehle, eine total verzerrte Stimme. So schlimm sehe ich heute gar nicht aus… meine Haare habe ich als Dutt nach oben gesteckt, wie immer nur ein leichtes Make-up und ein lachsfarbenes Sommerkleid zieren meinen Körper. Wofür soll ich so rumrennen wie Karin? Das sieht doch nichts aus…. „Du hättest dich mal informieren sollen, wer heute hier ist, aber du warst ja die ganze Woche nicht da…kein Wunder, dass du nichts mitbekommst!“, verachtend spuckt sie mir ihre worte entgegen. Wer kommt denn? Oh nein…bitte nicht! Deswegen hat sich Karin so „hübsch“ gemacht? Schnell, um der Situation zu entkommen und eine eventuelle Begegnung ausschließen zu können, frage ich sie, ob sie weiß, wann Sadako kommt oder wo sie ist. „Woher soll ich das wissen?!“. Woher du…what?! Weil du ihre Sekretärin bist!!!!!! Genervt zische ich, lasse die Luft, die ich in meinem Mund gesammelt habe, raus und ziehe neue geräuschvoll ein. „Gut…wenn du nichts weißt, dann ist das so…bin dann weg“, mit geballten Fäusten kralle ich mir noch die Akten auf dem Tresen, die mir Karin natürlich nicht in mein Fach gelegt hat und möchte in mein Büro gehen. „Sadako kommt in zwei Stunden. Sie hat mich grade angerufen.“ Eine tiefe Stimme ertönt, ein Timbre, das ich unter Tausenden erkennen würde. Langsam breitet sich eine Gänsehaut auf meinem Rücken aus, wandert immer weiter hoch, meinen Nacken entlang, um sich schließlich auf meine Kopfhaut zu legen. Wie soll ich denn jetzt reagieren? Ich kann mich nicht umdrehen, ich kann ihm einfach nicht ins Gesicht sehen! Warum ist er denn noch hier? Sollte er nicht nach der Fashion Week wieder abhauen?! Hastig nicke ich, entscheide mich dagegen, ihn anzuschauen und bedanke mich kurz und höflich, ehe ich um die Ecke sprinte. „Warum warst du so unfreundlich zu ihr, Karin?“, in seiner Stimme schwappt Wut mit, ja vielleicht auch Verachtung. Ganz genau kann ich das nicht analysieren. „Weil sie es nicht verdient hat…sie hat dich nicht einmal angeschaut, so arrogant ist sie!“, säuselt sie ihm zu…pah wie eklig. Karin schleimt wirklich wie ein Weltmeister, nur, um sich gut dastehen zu lassen! Angewidert verziehe ich mein Gesicht, will eigentlich gar nichts mehr von der Konversation hören, doch da fragt Sasuke Karin doch wirklich, wo er mich finden kann. Ohje, und ich stehe hier immer noch rum!! Schnell sprinte ich in mein Büro, breite die Akten auf meinem Tisch aus und merke dann, dass mir noch eine Akte fehlt. Fuck, auch noch die wichtigste, also haste ich die Treppe nach unten, die zum Archiv führt und suche dort in den verstaubten Regalen nach der gewünschten Akte. Die eines älteren Models, das schon jahrelang nicht mehr für „TatsuFashion“ modeln wollte, aber jetzt bei der neuen Linie und Kollektion Lust darauf hatte. Und er ist markant und charakterstark. „Soll ich dir jetzt durch das ganze Gebäude hinterher rennen?!“, Sasuke steht plötzlich hinter mir, lässt die Tür hinter sich zufallen und baut sich auf. Vom Schock gerührt, drehe ich mich zitternd um, und schaue in ein Gesicht, dass nicht zu der Stimmlage passt. Kein wütender Gesichtsausdruck, kein Hass oder Verachtung spiegeln sich in diesem wider. Nichts. Nur ein warmes Lächeln ziert seine Lippen, seine Augen emotionslos kalt, wie in jener Nacht, und doch so ausdrucksstark. „Wieso rennst du vor mir weg?“, er kommt einen Schritt näher. Noch fünf weitere und er steht ganz dicht an mir. „Ich…ich wusste nicht…ob du es bist..“, stammle ich, nicht dazu fähig, einen gescheiten Satz herauszubekommen. Immer wieder fluten die Gedanken mein Hirn, hinterlassen pure Verunsicherung. Ich habe dein Kind neun Monate unter meinem Herzen getragen und du warst nicht da, nicht auffindbar für mich, obwohl ich so viel gesucht habe, so lange….soll ich ihm das entgegenspeien? Nein, natürlich nicht, so verschrecke ich ihn nur, will ich ihn doch wirklich langsam daran gewöhnen, dass er einen Sohn hat und dass sich auch mein Leben nach unserer Nacht derart geändert hat. „Doch, das wusstest du. Das wusstest du schon letzte Woche und deswegen warst du diese auch nicht mehr da. Von wegen überfordert…“, hart und kalt wehen die Worte zu mir. Ehrlich sein? Soll ich das? Zumindest ein Teil vielleicht? Noch ein Schritt. „Ich hatte Angst, dass du mich nicht mehr erkennst oder ignorierst, weil ich nur ein ONS für dich war..“, schneller als ich denken kann, kommen die Worte über meine Lippen. Ach fuck, Sakura… „Du denkst, das warst du für mich? War ich das etwa für dich?“, zwei Schritte. Mittlerweile muss ich zu ihm hinaufsehen, seine Größe war das erste, das mir damals an ihm aufgefallen war. Sie lässt ihn noch wichtiger, mächtiger, einflussreicher wirken, als er es so schon tut. Meine Kehle fühlt sich wie zugeschnürt an, kein Wort verlässt meine Lippen, obwohl ich ihm so gerne so viel sagen würde…also quittiere ich seine Frage mit einem einfachen Kopfschütteln, nein, natürlich war er niemals nur ein ONS für mich… „Das warst du auch nicht für mich….du warst vieles, aber nicht das. Scheiße, sieben Jahre hab ich dich gesucht…wo warst du nur?“, noch ein Schritt, sein hektischer Atem bläst mir entgegen, sein Parfüm steigt mir in die Nase. Verdammt, wo warst du!!!? Ich war hier, habe dein Kind zur Welt gebracht und mein Studium bewältigt, jeden Tag gekocht und Windeln gewechselt, so viel Streit mit meinen Eltern gehabt, weil sie es nicht verstehen konnten, wie ich auf einen Typen im Nirgendwo reinfallen konnte. Aber all das werde ich ihm natürlich nicht erzählen, wie immer fehlt mir der Mut einfach straight zu sagen, was ich denke. Naja nicht wie immer…eher weil er hier ist. Er ist viel zu nah, sein Geruch lullt mich komplett ein, macht das Denken nur noch schwerer, lässt meinen Widerstand wie Zucker im Regen im Sekundentakt schmelzen. „Ich war hier…und hab auf dich gewartet“, kaum rollt die letzte Silbe über meine Lippen, tätigt er den letzten Schritt, zieht mich im Nacken zu sich und versiegelt meine Lippen mit seinen. Kraftlos sacke ich in seinen Armen zusammen, gebe mich vollkommen dem Kuss hin, vergesse alles um mich herum, wo wir sind und was wir hier gerade machen ebenso. Es ist mir egal, dass das für ihn vielleicht nur ein Spiel ist, immerhin ist er mit Karin verlobt. Ohja…grade ist mir das alles wirklich egal! Langsam löst er den Kuss, blickt mich liebevoll an, und wieder versinke ich in dem flüssigen Obsidian, während seine zittrigen Finger quälend langsam über meine Lippen fahren, brennende Stellen hinterlassen, ein Kribbeln in meinem Körper auslösen. Viel zu lange ist die letzte Berührung dieser Art her, viel zu lange, dass ich ihn nicht mehr gespürt habe. Verlangend presst Sasuke seinen Mund wieder auf meinen, seine Hände fahren meine Beine entlang, schlüpfen unter mein Kleid, um mich fest am Hintern zu packen und hochzuheben. Schnell klammere ich mich mit meinen Beinen um seine Taille fest, drücke bewusst mein Becken fester an seine Mitte, reibe mich an ihm. Vielleicht geht das hier zu schnell, vielleicht hintergehen wir hier alle, und vielleicht nimmt das kein gutes Ende, aber ich möchte ihn. Viel zu lange hab ich auf ihn verzichten müssen…. Hart drückt er mich mit dem Rücken gegen ein Regal, streicht mit seinen Fingern meinen Slip entlang, keucht auf, als er die Feuchte, die sich mittlerweile gebildet hat, bemerkt. „Bist du dir sicher?“, rau wie Reibeisen ertönt seine Stimme, holt sich die Erlaubnis, die er nicht verwehrt bekommen hätte. Hastig nicke ich, schlüpfe mit meiner Hand unter sein Shirt. Ich hab gar nicht darauf geachtet, was er heute trägt, so sehr hat er mich in seinen Bann gezogen. Sein Bauch fühlt sich trainierter an, sachte fahre ich die Muskeln nach, die sehnigen Seiten, entlocke ihm ein wohliges Brummen. Aber wir haben beide keine Geduld für eine langsame, liebevolle Nummer, wir brauchen es beide hart und schnell, belebend. Kaum, dass ich ihm meine Zustimmung gebe, zieht er meinen Slip beiseite und dringt quälend langsam in mich ein. Ich bin wirklich froh darum, er ist viel zu groß und seit der Nacht mit ihm habe ich ja keinen Mann mehr an mich rangelassen. „Fuck…du bist..so eng..“, abgehackt keucht er in mein Ohr, lässt sich immer weiter in mich gleiten. „Da war auch niemand mehr, außer du….“, verflucht! Warum kann ich nicht denken während solcher Situationen?! Blitze. Als würden Blitze hinter meinen Augen einschlagen, kleine Sterne hinterlassen, nur, um dann wieder aufzuleuchten. Jeder Stoß bewirkt genau das in mir, meine Muskeln ziehen sich zusammen und steuern mich auf das erlösende Ende hin. Von Stoß zu Stoß wird Sasuke härter, rammt sein Becken stärker gegen meines, bringt so das Regal hinter mir zum Wackeln, einige Akten sind bereits herausgefallen. Unsere Blicke und Hände ineinander verhakt, kommt er in mir, verbreitet diese unendliche Hitze in mir. Genießend hauche ich kleine Küsse auf seinen Nacken, warte, bis er wieder zu Atem gekommen ist, um mich abzusetzen, und damit ich alles richten kann. Ob es jetzt immer so wird, wenn wir alleine sind? Langsam lasse ich mich in seine Umarmung sinken, genieße die warmen Arme, die sich um mich legen, mich noch näher an sich heranziehen. Wie sehr ich ihn doch vermisst habe… Plötzlich wird die Tür aufgerissen und Sadako stürmt rein. „SAKURA!!! DU GLAUBST NICHT, WEN ICH DA GRADE GESEHEN HABE!!!! DER KERL VON LETZTER NACHT…..“, ein Blick zu Sasuke, ein Blick zu mir. Fuck. Kapitel 8: Out of my cage. zensiert ----------------------------------- „Zu mir“, flüstere ich, während ich mich von ihm löse und meine Sachen vom Boden zusammenkrame. Unglaublich schwer, wenn man nichts sieht und total irritiert von der Aussicht ist, weiteren atemberaubenden Sex zu haben. Natürlich war ich schon oft genug in diesem Club, hab schon mehr Männer mit hier reingezogen, als ich auch nur angeschaut habe, aber niemals, wirklich nie hab ich einen davon mit zu mir genommen. Doch irgendwie ist es bei ihm anders…ich will mehr von ihm und nicht nur diese Zeit hier im Darkroom. Wie viel Zeit wir letztendlich tatsächlich hier verbracht haben, weiß ich nicht mehr, ich weiß nur, dass wir so schnell wie möglich unsere Sachen zusammenkramen, uns notdürftig anziehen und durch den Hintereingang verschwinden. Die kühle Luft schlägt mir hart ins Gesicht, es muss ziemlich spät sein, wenn es hier schon derart abgekühlt ist. Schlagartig wird mir bewusst, dass ich nicht einmal weiß, wen ich da mit nach Hause nehme, weil ich dem Kerl neben mir noch gar keine Aufmerksamkeit geschenkt habe. Langsam, darauf bedacht nicht aufzufallen, drehe ich meinen Kopf zur Seite und richte meinen Blick nach oben, suche das unbekannte Gesicht und stocke plötzlich. Nein! Das kann doch nicht wahr sein…der Kerl, der mich vorhin, als ich zum Darkroom gelaufen bin, mit seinen Blicken verfolgt hat, steht hier neben mir, seine Lippen zu einem süffisanten Grinsen verzogen, eine Kippe zwischen seine Lippen geklemmt. Seine schwarzen Augen auf mich gerichtet, zieht er eine Augenbraue in die Höhe, ehe er sich zu mir runter beugt und mir den Qualm seiner Zigarette ins Gesicht pustet. „Willst du gar nicht wissen, wie ich heiße?“. Will ich das? Geplant war es für mich nur, einen Kerl abzuschleppen im Club, danach nach Hause zu fahren und gemütlich in der Badewanne zu liegen, befriedigt und vom Stress befreit. Stattdessen stehe ich neben diesem Halbgott und nehme ihn auch noch mit zu mir. Das Taxi hält längst vor uns, mein Blick gleitet immer noch an ihm rauf und runter, mein Gehirn nicht fähig die eine Information, die mich von dem Ganzen abhalten sollte, aufzunehmen. Er muss alt sein! ALT! So verdammt hübsch und trotzdem hat er bereits komplett graue Haare, zwar noch ein ziemlich dichter Schopf, trotzdem komplett ergraut, wild abstehend, was vielleicht auch unserem harten Sex geschuldet ist. Seine Augenlider gelangweilt halb geschlossen, das Feuer aber immer noch in seinen Irden lodernd. Wir werden noch eine schöne Nacht miteinander haben, aber mehr wird da wohl nicht sein, alleine schon, weil er viel zu alt für mich ist. Also möchte ich seinen Namen wirklich wissen, oder einfach mit Mister Unbekannt eine unvergessliche Nacht erleben und dann weitermachen wie bisher? „Nein“, antworte ich bestimmt, wedle den Rauch auch seinem Gesicht und reiße die Tür des Taxis auf. Ich nenne dem Fahrer meine Adresse, lehne mich zurück und starre die Fahrt über aus dem Fenster, immer darauf bedacht, ihm nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, nicht, dass er noch denkt, dass ich ihm komplett verfallen bin. Die Fahrt allerdings geht schneller rum als gedacht und freundlicherweise bezahlt er die Rechnung, lächelt mich sogar freundlich…ja fast zärtlich an. Wie in Trance ziehe ich ihn in meine Wohnung, warte gar nicht darauf, dass sich die Fahrstuhltüren wieder schließen, sondern presse mich direkt an seinen Körper, ziehe mich sehr bestimmt an ihn heran, versiegle seine Lippen mit meinen. Gut, dass er mir entgegen kommt, der Größenunterschied ist doch relativ groß. Verlangend ziehe ich ihn näher, kralle meine Finger in sein dichtes Haar, welches so samtig weich ist und doch so fest. Langsam kraule ich seinen Nacken, während seine Zunge meine bearbeitet, mich immer weiter hinauslockt und zwei feste, heiße Lippen meine Zunge in Besitz nehmen, daran saugen, sie genüsslich liebkosen. Fuck! Heftig reiße ich meine Augen auf, vernachlässige den Kuss, während ich meinen Blick hektisch im Raum umherschweifen lasse, fieberhaft überlege, wo ich die letzten Kondome gebunkert habe. Schon viel zu lange ist es her, dass ich einen Kerl hier hatte, das letzte Mal war es tatsächlich Ryu. Ryu, der trotzdem nie ein Kondom nehmen wollte, regelrecht dazu gezwungen werden musste. Aber ich wollte ihn nicht in mir spüren, wenn er kommt. Die Vorstellung alleine hat mich geekelt, keinen Reiz gehabt für mich. Sanft werde ich von dem strammen Körper vor mir weggeschoben, ein fragender Blick erhascht meinen, bitte mich um die Beantwortung der nicht gestellten Frage. „Ich hab keine Kondome hier…“, scheiße. Grade jetzt, wo ich all meine Bedenken über Bord werfe, mich vielleicht – auch wenn es nur für eine Nacht ist- auf einen Kerl einlasse, und das noch in meiner Wohnung, hinter meinem Schutzwall, da hab ich das Grundlegendste nicht da… „Verhütest du? Ich kann dir versichern, dass ich gesund bin und ich nehme an, dass die Chefin von „TatsuFashion“ auch nicht krank sein wird, oder?“, wieder dieses liebevolle Lächeln. Verdammt, mach es mir doch nicht so schwer!! „Woher..?“, meine Frage bleibt mir im Hals stecken. Fuck, hoffentlich will er mich jetzt nicht erpressen…dass ich diesen Club besuche, darf nicht rauskommen, niemals darf mein Vater davon erfahren! „Die Bilder, Süße…du bist wirklich bildhübsch, aber meinst du, es ist nicht etwas narzisstisch veranlagt, wenn man sogar Cover, auf denen man abgebildet ist, an den Wänden hängen hat? Zu Hause?!“. Scheu beiße ich mir auf die Unterlippe. Wo er recht hat, hat er recht. Es ist bescheuert, aber nach der Trennung von Ryu hab ich diesen Ego-Push gebraucht…und was pusht das Ego besser, als die eigene steile Karriere bildlich festhalten zu können?! Schleichend wie ein Raubtier kommt er auf mich zu, schmiegt seine starken Arme um meine Taille, um mich fester und näher an sich zu ziehen, seine Lippen streifen mein Ohr, necken die empfindliche Stelle dahinter. „Und..? wieder hart oder willst du diesmal Vanilla-Style?“. Vanilla? Als hätte er die Fragezeichen in meinem Kopf gesehen, erklärt er mir, was es damit auf sich hat. Normalo-Sex, liebevoll und zärtlich. Oh Gott, nein, das ist das letzte, was ich jetzt möchte! Ich möchte spüren, dass er mich begehrt, hart und unnachgiebig… Sachte schüttle ich meinen Kopf und ernte ein ernstes Nicken von ihm. „Gut…wenn dir irgendwas zu viel wird, sag „Lutscher“ und ich breche es sofort ab, ok?“. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, dass er ein Safeword vorschlägt, lässt mich ein wenig stocken, gehört zu so etwas doch ziemlich viel Vertrauen. Aber wenn ich nicht jetzt damit anfange, jemandem wieder zu vertrauen und sei es nur innerhalb eines kleinen Spielchens, dann werde ich es nie tun. Alleine die Vorstellung, dass er mich wieder fesselt, mich ihm wieder etwas mehr aufzuliefern, ihn vor allem dabei sehen zu können, erregt mich so schon und anscheinend ist ihm die Lust in meinen Augen auch nicht verborgen geblieben. Meine nonverbale Einverständnis in dieses Spiel. „Schließ die Augen“, säuselt er mir zu, dreht mich rum und ab dann bekomme ich alles nur noch schemenhaft mit. Ein angenehm weicher Stoff, vermutlich mein Schal, legt sich um meine Augen, wird am Hinterkopf zusammengebunden, fest und nicht so einfach zu lösen, mit flinken Fingern wird meine Hose herunter gezogen, mein Top und der BH finden auf den Weg auf den Boden, mein Höschen habe ich im Club schon nicht mehr angezogen. Vollkommen nackt stehe ich vor ihm, während er vermutlich noch alles an hat. „AAH!“, quietsche ich auf, als er mich in den Kniekehlen packt trägt, wohin, kann ich nur erahnen, nehme aber an, dass es mein Wohnzimmer ist, denn er setzt mich auf etwas hartem ab. Mein Billardtisch?! Abrupt wird mein Kopf nach hinten gerissen, eine Hand krallt sich in meinen Haaren fest, und etwas hartes klopft an meine Lippen. Seine pralle Erektion tippt an diese, sein Geschmack breitet sich auf ihnen aus, lässt meinen Kopf schwirren und automatisch nach mehr verlangen. Gewillt öffne ich meinen Mund und lasse es zu, dass er tief und hart in mich stößt, seine Lust an mir befriedigt, immer wieder gegen meinen Rachen stoßt, was ihm ein kehliges Brummen entlockt. Mit meiner Zunge necke ich seine Eicheln, entlocke ihm noch mehr Keuchen, noch mehr Lusttropfen, noch mehr Härte. Nach Atem ringend greife ich nach seinem Ständer, fahre den Schaft entlang, streife kurz mit meinem Daumen über seine empfindliche Spitze. Die Hand in meinem Nacken packt fester zu, zwingt mich, eine Position beizubehalten, fast, als wolle er, dass ich ihn anschaue. „Dreh dich um, reck deinen Hintern nach oben und die Arme austrecken“, gehorsam führe ich seine Anweisungen durch, lege mich bäuchlings auf die raue Oberfläche des Tisches, welche unangenehm an meinen Brustwarzen scheuert. Ein zischender Laut erfüllt den Raum, als würde die Luft geschnitten werden, ein stechender Schmerz, ein Ziehen, welches durch Mark und Bein geht, lokalisiert an meiner rechten Pobacke. Wieder das Geräusch, wieder der Schmerz, fest, aber nicht so schmerzhaft, dass er eine brennende Spur hinterließe. Etwas hartes trifft auf die linke Pobacke, das gleiche Geräusch, der gleiche Schmerz, intensiver, weil die ganze Fläche schon gereizt ist. „Deine Queues sind für den Anfang gar nicht schlecht…“, brummt er genüsslich, während er mit diesem wieder zuschlägt, der Schmerz dieses Mal heftiger, und dennoch schmerzt es mich nicht nur im negativen Sinne. Die Gefühle, die mit jedem Schlag einhergehen, beruhigen mich nicht nur, sie zeigen mir, dass ich noch am Leben bin, dass ich wieder mitten im Leben stehe. In jeglicher Hinsicht, jeden Schlag genieße ich, sehne den nächsten herbei, aber diese bleiben aus. Stattdessen umfasst eine große Hand meine Handgelenke, hält sie so fest, dass ich sie nicht mehr bewegen kann. Seine muskulöse Brust schmiegt sich an meinen Rücken, klebend, auch ihn lässt das hier nicht kalt, der Geruch von Erregung und Schweiß liegt in der Luft. Wohlig brummend reibt er seine Erektion zwischen meinen Pobacken umher, macht immer wieder Anstalten, endlich einzudringen, doch er lässt mich warten. Ungeduldig winde ich mich so gut es geht unter seinem schweren Körper, versuche ihm mein Becken noch mehr entgegen zu strecken, doch alles nützt nichts. Er lässt mich zappeln. ....... Sakura Ein Blick in Sadakos Büro zeigt mir, dass sie immer noch nicht da ist, obwohl ich ihr schon viermal auf die Mailbox gequatscht habe und auch schon versucht habe, zu Hause bei ihr anzurufen. Wo sie nur bleibt? Die Models, welche ich in der Woche mit Kaito rausgesucht habe, werden in fast zwei Stunden hier sein und wenn Sadako bis dahin nicht da ist, wird das nicht nur ein schlechtes Bild auf sie werfen, sondern auch die Agenten der Models verärgern und viele, vielleicht auch die Besten werden abspringen. Das muss ich verhindern, aber wer kann mir helfen, Sadako zu finden? Langsam komme ich mir vor, wie in einem billigen Hollywoodstreifen und finde sie am Ende auf dem Dach eines Casinos, betrunken und mit fettem Sonnenbrand. Oh Kami, bitte lass das nicht eintreten! Hastig stiefle ich aus meinem Büro und steuere Karins Schreibtisch an…vielleicht kann mir die olle Schnepfe helfen und vielleicht bekomme ich dann endlich mal wieder Sadako zu Gesicht…langsam mache ich mir Sorgen. Sie kommt doch sonst nie zu spät… „Karin?“, ich lasse meinen Blick durch den Raum gleiten, doch nirgends sehe ich Karin, vermutlich ist sie wieder etwas zu Essen besorgen, oder unten bei der Empfangsdame quatschen. Auf diese Frau ist null Verlass! Etwas lauter rufe ich erneut ihren Namen, da kommt sie schon um die Ecke gesprintet, ihre roten Haare aufwendig toupiert, goldene Kreolen an ihren Ohren baumelnd, ein ebenso goldenes Kleid an ihrem Leib, welches nicht wie eine zweite Haus saß, sondern eher den Wurstpellenstyle verkörpert. Diese Frau ist wirklich Fremdschämen in Person! Ich reiße mich jedoch zusammen, lasse keinen dummen Spruch raus, oder beleidige sie, indem ich die Augenbrauen nach oben ziehe. Nicht. Ich sehe sie ganz normal an, allerdings scheint sich ihre Welt nur um sie zu drehen. „Na, jetzt kommst du dir ganz schön schäbig neben mir vor, oder? Würde ich mir auch, wenn ich so angezogen wäre, wie du…“, ein lautes, grelles Lachen entkommt ihrer Kehle, eine total verzerrte Stimme. So schlimm sehe ich heute gar nicht aus… meine Haare habe ich als Dutt nach oben gesteckt, wie immer nur ein leichtes Make-up und ein lachsfarbenes Sommerkleid zieren meinen Körper. Wofür soll ich so rumrennen wie Karin? Das sieht doch nichts aus…. „Du hättest dich mal informieren sollen, wer heute hier ist, aber du warst ja die ganze Woche nicht da…kein Wunder, dass du nichts mitbekommst!“, verachtend spuckt sie mir ihre worte entgegen. Wer kommt denn? Oh nein…bitte nicht! Deswegen hat sich Karin so „hübsch“ gemacht? Schnell, um der Situation zu entkommen und eine eventuelle Begegnung ausschließen zu können, frage ich sie, ob sie weiß, wann Sadako kommt oder wo sie ist. „Woher soll ich das wissen?!“. Woher du…what?! Weil du ihre Sekretärin bist!!!!!! Genervt zische ich, lasse die Luft, die ich in meinem Mund gesammelt habe, raus und ziehe neue geräuschvoll ein. „Gut…wenn du nichts weißt, dann ist das so…bin dann weg“, mit geballten Fäusten kralle ich mir noch die Akten auf dem Tresen, die mir Karin natürlich nicht in mein Fach gelegt hat und möchte in mein Büro gehen. „Sadako kommt in zwei Stunden. Sie hat mich grade angerufen.“ Eine tiefe Stimme ertönt, ein Timbre, das ich unter Tausenden erkennen würde. Langsam breitet sich eine Gänsehaut auf meinem Rücken aus, wandert immer weiter hoch, meinen Nacken entlang, um sich schließlich auf meine Kopfhaut zu legen. Wie soll ich denn jetzt reagieren? Ich kann mich nicht umdrehen, ich kann ihm einfach nicht ins Gesicht sehen! Warum ist er denn noch hier? Sollte er nicht nach der Fashion Week wieder abhauen?! Hastig nicke ich, entscheide mich dagegen, ihn anzuschauen und bedanke mich kurz und höflich, ehe ich um die Ecke sprinte. „Warum warst du so unfreundlich zu ihr, Karin?“, in seiner Stimme schwappt Wut mit, ja vielleicht auch Verachtung. Ganz genau kann ich das nicht analysieren. „Weil sie es nicht verdient hat…sie hat dich nicht einmal angeschaut, so arrogant ist sie!“, säuselt sie ihm zu…pah wie eklig. Karin schleimt wirklich wie ein Weltmeister, nur, um sich gut dastehen zu lassen! Angewidert verziehe ich mein Gesicht, will eigentlich gar nichts mehr von der Konversation hören, doch da fragt Sasuke Karin doch wirklich, wo er mich finden kann. Ohje, und ich stehe hier immer noch rum!! Schnell sprinte ich in mein Büro, breite die Akten auf meinem Tisch aus und merke dann, dass mir noch eine Akte fehlt. Fuck, auch noch die wichtigste, also haste ich die Treppe nach unten, die zum Archiv führt und suche dort in den verstaubten Regalen nach der gewünschten Akte. Die eines älteren Models, das schon jahrelang nicht mehr für „TatsuFashion“ modeln wollte, aber jetzt bei der neuen Linie und Kollektion Lust darauf hatte. Und er ist markant und charakterstark. „Soll ich dir jetzt durch das ganze Gebäude hinterher rennen?!“, Sasuke steht plötzlich hinter mir, lässt die Tür hinter sich zufallen und baut sich auf. Vom Schock gerührt, drehe ich mich zitternd um, und schaue in ein Gesicht, dass nicht zu der Stimmlage passt. Kein wütender Gesichtsausdruck, kein Hass oder Verachtung spiegeln sich in diesem wider. Nichts. Nur ein warmes Lächeln ziert seine Lippen, seine Augen emotionslos kalt, wie in jener Nacht, und doch so ausdrucksstark. „Wieso rennst du vor mir weg?“, er kommt einen Schritt näher. Noch fünf weitere und er steht ganz dicht an mir. „Ich…ich wusste nicht…ob du es bist..“, stammle ich, nicht dazu fähig, einen gescheiten Satz herauszubekommen. Immer wieder fluten die Gedanken mein Hirn, hinterlassen pure Verunsicherung. Ich habe dein Kind neun Monate unter meinem Herzen getragen und du warst nicht da, nicht auffindbar für mich, obwohl ich so viel gesucht habe, so lange….soll ich ihm das entgegenspeien? Nein, natürlich nicht, so verschrecke ich ihn nur, will ich ihn doch wirklich langsam daran gewöhnen, dass er einen Sohn hat und dass sich auch mein Leben nach unserer Nacht derart geändert hat. „Doch, das wusstest du. Das wusstest du schon letzte Woche und deswegen warst du diese auch nicht mehr da. Von wegen überfordert…“, hart und kalt wehen die Worte zu mir. Ehrlich sein? Soll ich das? Zumindest ein Teil vielleicht? Noch ein Schritt. „Ich hatte Angst, dass du mich nicht mehr erkennst oder ignorierst, weil ich nur ein ONS für dich war..“, schneller als ich denken kann, kommen die Worte über meine Lippen. Ach fuck, Sakura… „Du denkst, das warst du für mich? War ich das etwa für dich?“, zwei Schritte. Mittlerweile muss ich zu ihm hinaufsehen, seine Größe war das erste, das mir damals an ihm aufgefallen war. Sie lässt ihn noch wichtiger, mächtiger, einflussreicher wirken, als er es so schon tut. Meine Kehle fühlt sich wie zugeschnürt an, kein Wort verlässt meine Lippen, obwohl ich ihm so gerne so viel sagen würde…also quittiere ich seine Frage mit einem einfachen Kopfschütteln, nein, natürlich war er niemals nur ein ONS für mich… „Das warst du auch nicht für mich….du warst vieles, aber nicht das. Scheiße, sieben Jahre hab ich dich gesucht…wo warst du nur?“, noch ein Schritt, sein hektischer Atem bläst mir entgegen, sein Parfüm steigt mir in die Nase. Verdammt, wo warst du!!!? Ich war hier, habe dein Kind zur Welt gebracht und mein Studium bewältigt, jeden Tag gekocht und Windeln gewechselt, so viel Streit mit meinen Eltern gehabt, weil sie es nicht verstehen konnten, wie ich auf einen Typen im Nirgendwo reinfallen konnte. Aber all das werde ich ihm natürlich nicht erzählen, wie immer fehlt mir der Mut einfach straight zu sagen, was ich denke. Naja nicht wie immer…eher weil er hier ist. Er ist viel zu nah, sein Geruch lullt mich komplett ein, macht das Denken nur noch schwerer, lässt meinen Widerstand wie Zucker im Regen im Sekundentakt schmelzen. „Ich war hier…und hab auf dich gewartet“, kaum rollt die letzte Silbe über meine Lippen, tätigt er den letzten Schritt, zieht mich im Nacken zu sich und versiegelt meine Lippen mit seinen. Kraftlos sacke ich in seinen Armen zusammen, gebe mich vollkommen dem Kuss hin, vergesse alles um mich herum, wo wir sind und was wir hier gerade machen ebenso. Es ist mir egal, dass das für ihn vielleicht nur ein Spiel ist, immerhin ist er mit Karin verlobt. Ohja…grade ist mir das alles wirklich egal! Langsam löst er den Kuss, blickt mich liebevoll an, und wieder versinke ich in dem flüssigen Obsidian, während seine zittrigen Finger quälend langsam über meine Lippen fahren, brennende Stellen hinterlassen, ein Kribbeln in meinem Körper auslösen. Viel zu lange ist die letzte Berührung dieser Art her, viel zu lange, dass ich ihn nicht mehr gespürt habe. Verlangend presst Sasuke seinen Mund wieder auf meinen, seine Hände fahren meine Beine entlang, schlüpfen unter mein Kleid, um mich fest am Hintern zu packen und hochzuheben. Schnell klammere ich mich mit meinen Beinen um seine Taille fest, drücke bewusst mein Becken fester an seine Mitte, reibe mich an ihm. Vielleicht geht das hier zu schnell, vielleicht hintergehen wir hier alle, und vielleicht nimmt das kein gutes Ende, aber ich möchte ihn. Viel zu lange hab ich auf ihn verzichten müssen…. ............. Genießend hauche ich kleine Küsse auf seinen Nacken, warte, bis er wieder zu Atem gekommen ist, um mich abzusetzen, und damit ich alles richten kann. Ob es jetzt immer so wird, wenn wir alleine sind? Langsam lasse ich mich in seine Umarmung sinken, genieße die warmen Arme, die sich um mich legen, mich noch näher an sich heranziehen. Wie sehr ich ihn doch vermisst habe… Plötzlich wird die Tür aufgerissen und Sadako stürmt rein. „SAKURA!!! DU GLAUBST NICHT, WEN ICH DA GRADE GESEHEN HABE!!!! DER KERL VON LETZTER NACHT…..“, ein Blick zu Sasuke, ein Blick zu mir. Fuck. Kapitel 9: Knowledge -------------------- Sasuke Sadako. Meine kleine Schwester hat wirklich ein Talent dafür, in unpassenden Momenten reinzuplatzen und die Situation zu zerstören. Von wem sie das bloß hat…und dann noch, nur weil sie Sakura von irgendeinem Typen erzählen möchte. Moment. Langsam drehe ich mich zu Sadako, lasse meine Finger von Sakuras Hüfte gleiten und richte mich komplett auf. Ein Kerl. Letzte Nacht. Meine Schwester. Was?! Ich kann es kaum verhindern, auch wenn ich nur zu gerne weiter hier mit Sakura stehen würde, die Wärme, die von ihrem Körper ausgeht, genießen möchte, so schrillt der Alarm in meinem Kopf und Sorgen um meine Schwester machen sich in mir breit. Mit welchem Kerl hat sie die letzte Nacht verbracht? Sie ist doch noch lange nicht über diesen kleinen Hurensohn von Ryu hinweg, der ihr das Herz aus der Brust gerissen hat, darauf herumgetrampelt ist, und dann auch noch ihre Gutmütigkeit für seine Zwecke ausgenutzt hat. Erwartungsvoll ziehe ich eine Augenbraue nach oben, gebe Sadako somit zu verstehen, dass ich die Situation aufgeklärt haben möchte, über diesen Kerl aufgeklärt werden möchte. Doch so gut kenne ich meine Schwester, der Schock darüber, mich hier zu sehen, steht ihr ins Gesicht geschrieben. „Der Kerl von letzter Nacht?“, meine Stimme klingt eisig, eisiger, als ich es gewollt habe und dennoch kann ich die aufkeimende Wut, die Sorge um sie, meinen Beschützerinstinkt nicht unterdrücken. Nie wieder möchte ich mir solche Sorgen um Sadako machen müssen, wie nach der Trennung von Ryu. Und ich werde es auch nicht zulassen, dass sie sich in irgendeiner Sache verzwickt, sich in irgendetwas reinsteigert, wo sie vielleicht nie Liebe finden wird, nur, um ihre Trauer und ihren gebrochenen Stolz zu kompensieren. Ich merke, wie meine Wut langsam sinkt, und sich immer mehr Wehmut einschleicht, mein Herz sich ein wenig öffnet, und die Gedanken an die Tage in unserer Kindheit weichen, an denen Itachi und ich uns geschworen haben, dass wir Sadako beschützen werden, egal, was es uns kostet. An den Tag, an dem mein Leben bereichert wurde, an dem ich der wahren Prinzessin auf Erden begegnet bin, und diese mein Herz im Sturm erobert hat…der Tag, an dem Sadako geboren wurde… „Sasuke, Schätzchen, komm mal her und sag deiner Schwester Hallo..“, der warme Blick meiner Mutter liegt auf dem kleinen Bündel in ihrem Arm, eine Hand hat sie nach mir ausgestreckt, dient mir als Hilfe, damit ich zu ihr aufs Bett klettern kann. Ich weiß, dass ich eine kleine Schwester bekommen sollte, aber ich weiß immer noch nicht wie sie aussieht, bis ich endlich zu meiner Mutter geklettert bin und mich gegen ihren Arm lehne, in den Bann gezogen, von dem, was ich dort zu sehen bekomme. Schwarze, dichte Haare, eine kleine Stupsnase, die Stirn in Falten gelegt, als würde sie die Aufmerksamkeit stören, die blassen Lippen zu einem schmalen Strich gezogen, vor ihnen ihre kleinen, gar winzigen Händchen zu kleinen Fäustchen geballt, die kleinen Pausbacken aufgeplustert. Und plötzliche öffnet sie ihre Augen, und ein klares Schwarz funkelt mich an, ein Feuer, das in ihnen lodert, ein wahrer Uchiha. Kein Ton entfleucht ihr, ihr Blick fesselt mich, ist starr auf mich gerichtet, und wie hypnotisch streichle ich mit meinen Fingern über ihre kleinen Fäustchen, fahre ihre weichen Wangen entlang, immer darauf bedacht, ja nicht den Augenkontakt abzubrechen. Keine Ahnung wie lange ich ihr schon in die Augen blicke, doch der Blick meiner Mutter liegt auf mir, ich spüre ihre Hand an meinem Hinterkopf, wie sie mich liebevoll streichelt, diesen Moment genauso genießt wie ich. Dass mein Finger diesem kleinen Geschöpf als Schnuller dient, realisiere ich erst viel später, da hat sie längst ihre Augen wieder geschlossen und atmet tief und fest, im Schlummerland. „Wir haben immer noch keinen Namen für sie…welcher würde dir denn gefallen?“, die ruhige, melodische Stimme meiner Mutter holt mich zurück aus meinen Gedanken. Wie könnte sie bloß heißen? Sie ist perfekt, obwohl sie noch so unfertig ist. So Schlicht. Schlicht. „Sadako. Sie soll Sadako heißen.“ Sadako*, das schlichte und schönste Kind der Welt. _____________ „Hier Sasuke!!! Ich hab dir einen riesen großen Blumenstrauß gepflückt!!!“, eine große Zahnlücke strahlt mir entgegen, vor Freude rosa gefärbte Wangen, geschlossene Augen, umrandet von dichten, schwarzen Wimpern. Sadako ist mittlerweile vier Jahre alt, und unser Leben hat sich mit ihr verändert, es ist fröhlicher und bunter geworden, voll mit Blumen und Lachen und weißen Sommerkleidern, die am Ende des Tages mit Grasflecken beschmutzt im Badezimmer liegen, während sie in der Badewanne vergnügt vor sich hin quietscht. Und ich bin ein großer Bruder, der all die Blumen, die er erhält, trocknet und in ein Album klebt, der sich von Sadako schminken lässt und ohne mit der Wimper zu zucken, diese Huckepack nimmt und zum nächsten Eisladen trägt. Ich bin ein großer Bruder. _____________ „Jungs sind doof! Wegen Josh hab ich aufgeschlürfte Knie..“. „Sadako, das heißt „aufgeschürft““, lachend verbessere ich das kleine 7-jährige Energiebündel neben mir. Wir sitzen auf der Terrasse und trinken Limonade. Bald werde ich nicht mehr allzu oft hier sein, ich werde immer öfter in der Agentur gebraucht. „Dann eben aufgeSCHÜÜÜÜRFT!! Dafür hab ich ihm in seinen Kakao gespuckt!“. Sie wird das Leben meistern. Da bin ich mir sicher. Ich bin ein stolzer großer Bruder. ______________ Lange war ich nicht zu Hause in der Villa, die meiste Zeit hab ich im Internat verbracht, in das mich meine Eltern gesteckt haben, damit ich mich auf den Abschluss und die damit verbundene Karriere in der Modewelt konzentriere. Kaum etwas habe ich noch mitbekommen, die Telefonate mit Itachi und Sadako waren anfangs täglich, doch dann wurde daraus jeder zweite Tag und letztendlich nur noch einmal im Monat. Einmal, bei dem man das Nötigste ausgetauscht hat und dann aufgelegt hat, weil irgendetwas wichtiger war. Die Tränen, die Sadako anfangs am Ende jeden Telefonats vergossen hat, wurden auch mit der Zeit weniger, und mittlerweile habe ich das Gefühl, dass sie froh ist, wenn ich auflege und sie wieder ihre Ruhe hat. Ich betrete den Garten unseres Anwesens, in meiner Hand ein Geschenk für Sadako, denn sie hat heute Geburtstag. Karten für ein Konzert ihrer Wahl, leider hab ich keine Ahnung, was sie mag. Sollte man das als großer Bruder nicht eigentlich wissen? Alle sitzen am Tisch im Garten, sogar einige der Bediensteten, Kuchen steht auf diesem und ein Gespräch scheint angeregt im Gange zu sein. Ich hebe kurz die Hand, als die Stimmen verebben und die Aufmerksamkeit mir gilt. „Wo ist Sadako?“, das Geburtstagskind sitzt nicht am Tisch. Ein kühler Blick meines Vaters schallt mir entgegen, und einzig seine Handbewegung verrät mir, dass sie in ihrem Zimmer sein muss. Ohne zu zögern und ohne auch nur ansatzweise auf seine Gestik zu reagieren, schlage ich den Weg zu ihrem Zimmer ein, laufe dabei an meinem alten vorbei. Vorsichtig, fast schon zaghaft, klopfe ich an ihre Tür, warte darauf, dass sie mich hereinbittet. Doch es passiert nichts, weshalb ich die Tür einfach selbst öffne, auch wieder vorsichtig und umsichtig, möchte das kleine Pubertätsopfer nicht reizen. „Geh wieder raus!“, mehr ein Knurren als eine Bitte, eisig, wie es nur ein Uchiha zustande bekommt. „Sadako…“. „NEIN! Gott, verschwinde doch einfach. Du bist doch eh nie hier, wieso heute?!“, sie dreht sich weg von mir, zeigt mir nur ihren Rücken, ihre Schultern, die verdächtig zucken. Langsam gehe ich auf sie zu, umarme sie von hinten und drücke sie fest an mich. „Weil meine Prinzessin Geburtstag hat…und ich dir viel zu selten zeige, dass ich immer für dich da bin. Ich bin nicht immer ein guter Bruder, und ich muss momentan viel Zeit darein investieren, dass Vater irgendwann zufrieden ist. Ich verstehe ja, dass du sauer auf mich bist, aber ich werde das ändern…versprochen. Ich rufe dich wieder jeden Tag an, ich will wieder an deinem Leben teilnehmen. Ich will wissen, was in deinem Leben vor sich geht…“, und nachdem sie sich lange gewehrt hatte, sich aus meinen Armen befreien wollte, sackt sie zusammen und erwidert meine Umarmung. Klammert sich regelrecht an mich. „Ich bin so stolz auf dich!“. Immer noch. Ich bin immer noch ein stolzer Bruder. Nur hilflos und verzweifelt. „Alles Gute zum 13. Geburtstag…“ _______________ „Naruto, bist du so dumm, oder tust du nur so?! Eine Party??! Sie ist gottverdammte 16 Jahre alt, sie hat noch nichts auf einer Party verloren!! Warum hast du mich nicht gleich angerufen?!“, schwer wie Blei hämmern meine Worte gegen die hohle Birne meines besten Freundes. Wie kann er nur so dumm sein, so verantwortungslos. Sadako hätte doch auf dieser Party sonst was passieren können. Stattdessen spielt er den coolen Freund vom großen Bruder, der die kleine Schwester nicht verpetzt. Wo sind wir denn hier gelandet?! „Teme, jetzt hör doch mal zu! Ihr ist doch nichts passiert, ich hatte immer ein wachsames Auge auf sie, versprochen!! Ich wäre doch eh dagewesen, wenn irgendwas passiert wäre!!! Glaub mir…hör jetzt auf, mich zu boxen, verdammt!!“. Nein. Wenn ihr was passiert wäre, würde ich ihn köpfen. „Sie ist alles, was in meinem Leben von Bedeutung ist. Baka, wenn ihr was passiert. Gnade dir Gott.“ Ich bin ein besorgter Bruder, der oft überreagiert. Aus Liebe. ______________ Nachricht empfangen von Sasuke um 14:13: Auch wenn ich gehe, ich bin immer für dich da. Du weißt, wo du mich findest. Alles Gute zum 19. Geburtstag, Prinzessin. ______________ Nebel hängt in der Luft und mein Atem schlägt nieder, kondensiert an dem Rand meiner Tasse. Mein Kopf brummt, die Erkältung hat mich grandios erfasst und an meiner Tür klingelt irgendein Depp gerade. Träge hieve ich meinen Körper von der Couch und schlurfe zur Tür. Wer das wohl sein mag? Eigentlich weiß keiner, wo ich wohne, und ich erwarte auch niemanden. Voller Erwartung und Spannung, wer sich da gerade ankündigt, öffne ich die schwere Holztür meiner Hütte und blicke in das aufgequollene Gesicht meiner Schwester. „Du bist immer da für mich. Das hast du gesagt….bitte, schick mich nicht weg!“, ihre Stimme klingt so gequält erstickt und Tränen fließen in kleinen Bächen ihre Wangen hinab. Ihre dünnen Arme schließen sich um meinen Hals und unter viel Mühe bekomme ich sie in meine Hütte bugsiert, bereite ihr einen Tee zu und nach viel Eis mit heißen Himbeeren, bin ich schlauer. Ryu. Die Person, von der ich dachte, dass sie meine Schwester wirklich glücklich machen könnte, hat ihr Leben zerstört, ihr Vertrauen missbraucht und ihr Selbstbewusstsein mit dem Vorschlaghammer vermöbelt. Ryu. Die Person, die ich auf ewig dafür hassen werde, dass er meiner kleinen Prinzessin so viel Leid zugefügt hat. Ryu. Die Person, die meine Schwester so sehr geliebt hat und ihm einfach alles von sich gegeben hat. Ryu. Die Person, die den Stolz einer Uchiha gebrochen hat, wegen der eine Uchiha bittere Tränen vergießt. Tränen, die ich mir ab jetzt schwöre, nie wieder in dem wunderschönen Gesicht meiner Schwester sehen zu wollen, alles dafür zu tun, dass das nicht mehr passiert. Ein Kerl. Ich ertrage es kein weiteres Mal, sie wegen eines Kerls weinen zu sehen. Die Erinnerungen an das Leben mit ihr, an ihren emotionalen Breakdown sind so präsent wie nie, und die Angst brodelt in mir. Nein. Ich werde es nicht wieder zulassen, dass ihr das Herz dermaßen gebrochen wird. „Du verstehst das ganz falsch, Sasuke. Ich meinte kein Kerl, der die letzte Nacht mit mir verbracht hat, sondern, den ich, äh, ich, äh, Fernsehen gesehen habe!“. Im Fernsehen? Ich möchte ihr diese kleine Lüge nur zu gerne glauben, aber ich weiß, dass sie sich gerade nur um Kopf und Kragen reden möchte. Vielleicht ist es aber besser, ich nehme es erstmal so hin, und gehe meiner Vermutung gedeckter nach. Als hätte Sakura ihre Chance, unbemerkt zu fliehen, gewittert, schleicht sie an mir vorbei, schnappt sich ein paar herumliegende Akten und drängelt sich an Sadako vorbei nach draußen. Um dich kümmere ich mich später noch, glaub mir, so leicht entkommst du mir nicht. Nicht jetzt, wo ich dich wiedergefunden habe. Sadako „Sasuke, ich muss los, ich muss noch mit den Models einiges abklären, bevor das Casting losgeht. Wir sehen uns bestimmt heute Abend noch einmal!“, so schnell wie möglich möchte ich mich verabschieden. Ich weiß, wie Sasuke in Bezug auf Männer ist. Grade nach der Sache mit Ryu ist er vorbelastet, verbscheut alles männliche, was sich in meiner Nähe aufhält und sieht mich wieder als kleine Prinzessin, die keinerlei sexuellen Gelüste und Bedürfnisse hat. Das kann so nicht weitergehen, aber trotzdem muss er nicht erfahren, dass mir da jemand gestern Nacht gehörig das Hirn aus dem Schädel gefickt hat. Hastig drehe ich mich um, um meinen Worten auch Taten folgen zu lassen und die Models noch einmal abzufangen. Ein ganz Bestimmtes. Mit grauen Haaren und verdammt schwarzen Augen. Mit dem stählernen Körper und der Eleganz einer Gazelle. Fuck! Verdreh mir bloß nicht den Kopf, Schweinepriester! „Sadako! Ich wohne dem Casting übrigens bei. Hab eh nichts zu tun!“, leise, aber trotzdem deutlich, vernehme ich Sasukes Stimme hinter mir, während ich um die Ecke stürme, das Zimmer anpeile, in dem meine Bekanntschaft von letzter Nacht sitzen müsste. Ungeduldig reiße ich die Tür auf und werfe sie ebenso harsch und brutal hinter mir ins Schloss. Ich wirble herum und blicke ins das gelangweilte Gesicht jenes Mannes, der sich heute Nacht immer und immer wieder in mir ergossen hat, jede Stelle meines Körper berührt und mit seiner Zunge erforscht hat. Jeder Mann, der mir rote Striemen zugefügt hat, und mich als Entschädigung hat wimmern lassen, dem nächsten Orgasmus entgegen gierend, überreizt und überanstrengt und doch keineswegs befriedigt genug. Süchtig. Das bin ich. „Wir sollten mal ein paar Worte miteinander reden.“, ich schnappe mir einen Stuhl und setze mich vor ihn, drücke meinen Rücken durch und nehme eine unbequeme, aber autoritäre Position ein. „Hn. Sollten wir, Miss Uchiha“, seine Stimme trieft vor Müdigkeit, oder Langeweile. Ich kann es nicht genau sagen. Es stört mich, dass er nicht genauso um Fassung ringen muss wie ich, dass er anscheinend nicht am liebsten alle Klamotten vom Leib reißen würde und sich tief in mir versenken will. Es stört mich, dass ich ihn begehre, er mich aber anscheinend nicht. Fuck. „Du weisst ja seit gestern, wer ich bin…und ich werde das Casting leiten. Ich werde dich nicht bevorzugen, nur, weil wir eine Nacht miteinander verbracht haben und ich möchte, dass du dicht hältst. Ja, wir hatten Sex und die Details darüber, bleiben bitte auch unter uns. Ich kann es mir nicht leisten, dass es zu einem Skandal kommt, wenn rauskommt, dass ich was mit einem Model hatte. Mein Vater würde mich umbringen, das meine ich ernst. Also krieche ich hier zu Kreuze und bitte dich inständig, dass du nichts darüber sagst, in keinem Interview und auch zu keinem anderen Castingteilnehmer oder Manager.“. ich senke meinen Blick, ich kann mir schon denken, dass er mich gleich auslacht, mir aufzeigt, wie jetzt alles von Statten geht und Geld von mir fordert. Davor hatte ich immer Angst, dass mich einer erkennt und mich damit erpresst. Doch zu meiner Überraschung steht er langsam auf, nimmt meine Hände in seine und zieht mich auf meine Beine, sodass wir uns gegenüber stehen. Sein Gesicht nimmt einen liebevollen und weichen Ausdruck an, während sein Blick fest in meinem verhakt ist. „Keine Sorge, Prinzessin. Ich halte dicht. Aber so schnell wirst du mich nicht los“, sein tiefes Timbre entfacht ein Feuer in meiner Magengegend, ein ungewohntes Ziehen, lange nicht mehr verspürt. Flüchtig berühren seine Lippen meine, eher er sich zur Tür begibt und diese leise hinter sich schließt. *Sadako heißt so viel wie schlichtes Kind, Kind von Reinheit. Kapitel 10: Let the cast begin ------------------------------ Kakashi Sadako Uchiha. Schon tausendmal habe ich dieses Weib in diesen Hochglanzmagazinen gesehen, öfter auf der Titelseite als irgendein Prominenter hier. Und doch ist mir nie auch nur ein klein wenig aufgefallen, dass sich hinter dieser kühlen Fassade eine heißblütige Sirene versteckt, die nur auf mich gewartet hat, um mich mit ihren schwarzen Augen und ihrer sexy verspielten Ausstrahlung um den Finger zu wickeln. Sadako Uchiha. Es ist wirklich lange her, dass mich eine Frau dermaßen in ihren Bann gezogen hat, und das vom ersten Augenblick an. Gestern Nacht im Club…das war irgendwie magisch. Ihr Auftreten, ihre Art zu flirten, ihre Aufforderung in den Augen, ihr Verlangen. Ich wusste, dass ich sie will, als sie den Club betreten hat, habe immer aufmerksam darauf gewartet, mit ihr Augenkontakt herstellen zu können, um ihr zu vermitteln, dass ich interessiert bin. Dass ich ihr letztendlich in den Darkroom gefolgt bin und den kleinen Knirps, den sie sich da angelacht hat, ausgetrickst habe, war für mich bloß logische Schlussfolgerung aus all den Gegebenheiten. „Wie lange machst du das jetzt schon?“, eine Frage. Achja, ich bin ja schon hier. Die letzte Nacht war so berauschend und fast unwirklich, dass ich es noch nicht realisieren kann, dass ich nun bei TatsuFashion sitze und gleich für das neue Modelabel gecasted werden könnte. Langsam drehe ich meinen Kopf zu der Person, zu welcher auch die grässliche Stimme gehört, die so eben an meine Ohren drang. Kurz mustere ich sein Gesicht: nicht zu lang, nicht zu breit, nicht zu kantig, nicht zu rund, Nase grade, nicht zu breit, Mund schmal, nicht voll, die Augen klein und blau, passend zu den kurzen blonden Haaren. Nichts Besonderes. Die kurzen Haare hat der Winzling versucht mit Gel etwas hochzupushen, aber geklappt hat das nicht wirklich. und klein ist er wirklich, definitiv zwei Köpfe kleiner als ich. Winzling. Neben ihm sitzt Winzling Nr.2, genauso normal, nichts Besonderes, keine Ecken, keine Kanten. „Lange“, so genervt und gelangweilt wie möglich antworte ich dem Winzling, blocke damit jegliche weitere Kommunikation ab. Der einzige, mit dem ich in diesem kleinen Raum reden würd, ist Yamato. Yamato und ich arbeiten schon lange zusammen, sind in all der Zeit auch so etwas wie Freunde geworden. Gute Bekannte trifft es aber eher. Langsam aber sicher füllt sich der kleine Castingvorraum sehr, zwei Männer mit einer Schmalzlocke betreten den Raum und einer dessen Anwesenheit ich nicht nachvollziehen kann. Er passt nicht in das Bild des Konzepts von „Chidori“. Chidori steht für klare Linien, grade Schnitte und Persönlichkeit. Leider nichts, was dieser Kerl ausstrahlen würde. Seine langen, dünnen schwarzen Haare hat er mit einem grünlichen Tuch nach hinten gebunden, die -vermutlich- viel zu kleinen Augen sind hinter einer genauso kleinen Brille, mit runden Gläsern, versteckt, sein Gesicht ebenso langweilig, wie hässlich. Und die Kleidung, die er trägt, zeugt auch nicht gerade davon, dass er einen guten Modegeschmack haben könnte oder gar etwas von Mode versteht. Kurz nicke ich ihm zu, vielleicht verrät er mir seinen Namen, der mich wirklich brennend interessiert. Er ist bestimmt genauso langweilig wie der Kerl selbst. „Hi…ich bin Ebisu. Und du?“, pah. Langweilig. Hab ich doch gesagt. „Kaka..“, kaum möchte ich ihm antworten, poltert es an der Tür und sie wird aufgerissen, sodass ich sehr uncharmant unterbrochen werde. Doch die Frau, die den Raum betritt, raubt mir wirklich den Atem. Feuerrote Haare, lang und zum Zopf gebunden, eine ebenso rote Brille auf der viel zu langen und graden Nase, ihr recht ansehnlicher Körper wird „geschmückt“ von einem mit silbernen Pallietten bestückten Kleid, so auffällig scheinend wie eine Diskokugel. Gott, das sieht so grässlich aus. Und die Art, wie sie ihre Haare zurückstreicht, gewollt erotisch und gekonnt nix. Ihr Blick schnellt in meine Richtung und ganz dezent und doch so schnell wie möglich versuche ich, diesem auszuweichen, allerdings vergeblich, denn sie hat leider schon ihr Opfer auserkoren. Und ich bin dazu verdammt. Ich senke meinen Kopf, vielleicht kann ich ihr ja so entkommen, hab ich doch wirklich eher weniger Lust darauf, dass sie mich anspricht. „Hallo ~ , ich bin Karin, und wer bist du, heißer Kerl?“. Oh nicht ihr Ernst, oder? Heißer Kerl? Jetzt versucht diese rothaarige Diskokugel mich auch noch anzubaggern….ganz toll! Aber leider kann ich nicht unhöflich und grantig zu ihr sein, denn sie scheint einen Mitarbeiterin von TatsuFashion zu sein, und mit dieser darf ich es mir auch nicht versieben, wenn ich den Job wirklich möchte. Und ich möchte ihn. Wegen Sadako. Nach dieser Nacht umso mehr. Ihre Finger streichen dabei meine Schultern entlang, ihr widerlich süßes Parfüm steigt in meine Nase und kitzelt an meinem Gaumenzäpfchen, sodass mein Magen doch tatsächlich gewillt wäre, sich zu entladen. Aber das kann ich grade so noch verhindern. Und trotzdem betatscht sie mich, während sie mir lauter Fragen stellt, die ich aber gekonnt überhöre, bis sie sich demonstrativ auf meinen Schoß setzt. Warum?! So höflich wie möglich versuche ich sie wieder von mir zu schieben, ihrem rotierenden Gesäß zu entgehen. Keine Ahnung, was sie damit bezweckt, vielleicht möchte sie, dass ich eine Latte bekomme, aber Schätzchen, dafür bist du einfach viel zu abturnend. Ich unternehme noch einen Versuch, möchte sie erneut von mir schieben, und wieder begegnet sie meiner Aktion mit Reaktion, stärker, als ich es erwartet habe. Und dieses mal gewinnt sie, rutscht noch ein Stückchen mehr auf mich, schmiegt ihren Kopf an meinen, wie eine Katze, die ihr Revier markiert. Ach nein, Katzen pinkeln dafür alles an….Gott bewahre!!! Oh man, uns darf niemand so sehen, es reicht schon, dass die anderen Teilnehmer dieses Spektakel grade begutachten müssen… Sadako Wo ist diese Schlange nun schon wieder? Immer drückt sie sich vor ihrer Arbeit, und ich darf diese dann erledigen….irgendwann bringe ich Sasuke dafür um, dass er mir diese Furie an die Seite gestellt hat. Gestresst hetze ich durch die Gänge, suche nach Karin, doch sie lässt sich einfach nirgends finden. Bestimmt schminkt sie sich wieder oder was weiß ich, dieses Weibstück ist doch eigentlich zu dumm für alles. Doch weil ich sie nirgends finde, bleibt mir grade nichts anderes übrig, als im Castingvorraum zu schauen, auch, wenn ich dann definitiv IHM begegne…er. Allein der Gedanke an ihn bringt mich zurück zu letzter Nacht, dem genialen Sex, oder was auch immer das war, was er da mit mir angestellt hat. Ich hab so etwas noch nie gefühlt…das war einfach…wow. Gedankenverloren steuere ich die Tür an und reiße sie, ohne auch nur ans Anklopfen zu denken, auf, nicht auch nur ansatzweise auf das vorbereitet, was mich dort erwartet. Karin, die auf dem Schoß eines der Models sitzt. Ein männliches Model, groß und gut gekleidet. Mit silber-grauen wuscheligen Haaren. Karin, die auf IHM sitzt. Wie schnell kann man in den Bann einer Person fallen? Wir haben nur eine Nacht geteilt und trotzdem jagt mir dieser Anblick ein Dolch durch meinen Brustkorb. Und alles, was ich noch wahrnehme, sind seine aufgerissenen Augen, sein entsetzter Blick in meine, als ich die Tür hinter mir wieder schließe und mich schneller als gewollt zum Castingraum begebe. Nicht schon wieder! Kakashi Scheiße. Was denkt sie denn jetzt von mir? Sie wird doch denken, dass ich alles knalle, was bei drei nicht auf dem Baum ist..dabei bin ich wirklich an ihr interessiert. Auch, wenn uns so viele Jahre trennen. Ich möchte sie kennenlernen, und nicht nur das, was sie mir gestern Nacht schon zur Schau gestellt hat. Und ich wollte noch nie eine Frau kennenlernen! Wirklich noch nie hat mich eine Frau dermaßen bewegt, dass ich mir sie längerfristig an meiner Seite vorstellen konnte. „Kakashi Hatake, bitte“, reißt mich Karins gehässige Stimme aus den Gedanken und mir wird schlagartig bewusst, dass ich jetzt in einem Raum mit Sadako sitzen werde und sie wahrscheinlich alles dafür tun wird, dass sie mich nicht nehmen. Vielleicht sollte ich einfach dankend ablehnen und gleich wieder den Raum verlassen. Oder ich versuche mein Glück und versuche während der Shootingzeit wieder an Sadako ranzukommen. So mache ich das. Langsam erhebe ich mich und folge Miss Uzumaki in den Castingraum, wo ich Sadako schon sitzen sehe, neben ihr eine bildhübsche junge Frau mit rosa Haaren und ihr Bruder Sasuke Uchiha. Professionell bringe ich meine Performance hinter mich, präsentiere mich von meiner besten Seite. Vor der Jury bleibe ich stehen und setze mich auf den Rand des Laufstegs, sodass ich ein wenig auf Augenhöhe mit den anderen stehe. „Herr Hatake“, Sasuke Uchiha spricht mich an, richtet seine dunklen Augen auf mich, „Sie sind…44 Jahr alt, entnehme ich das ihren Angaben richtig?“ Erwartungsvoll blickt er mich an, mein Blick allerdings schweift zu Sadako, deren Augen sich kurz weiten, ehe sie ungläubig in den Papieren vor sich wühlt, bis sie wohl die richtige Seite gefunden hat, nur um dann wie hypnotisch darauf zu starren. „Ja, das bin ich. Gibt es da ein Problem?“, natürlich. Es könnte abermillionen Probleme damit geben, aber mich interessiert nur, ob es ein Problem für Sadako darstellen würde… „Keineswegs, allerdings frage ich mich, wie ein -entschuldigen Sie- älterer Mann wie Sie ein so junges Unternehmen repräsentieren soll? In manchen Fällen gelingt das ganz gut, deswegen frage ich mich, ob das bei Ihnen auch funktionieren würde?“ Gute Frage. Aber ich wäre ja nicht Kakashi Hatake, wenn ich darauf keine passenden Antwort hätte. „Allerdings. Ich bin für mein Alter recht jung geblieben, habe immer viel Sport getrieben und beweise Ausdauer“ – Sadako errötet, perfekt!- „ich liebe Mode und weiß, wie ich meine Vorzüge ins Licht rücke und betone. Außerdem stelle ich auch durch mein Alter den Type „Alltagsmensch“ dar, das heißt, dass sich jeder Ottonormalverbraucher mit mir identifizieren kann und ebenso Spass an der Mode von ´Chidori´ finden kann, wie jeder gut betuchte Bürger. Deshalb bin ich die beste Wahl.“ Perfekt. Einfach perfekt. Ein Schmunzeln huscht über das Gesicht von Sasuke Uchiha, der Mann, der dafür bekannt ist, wie sein Vater nie zu lachen. „Und was passiert, wenn das andere Modelabels auch bemerken, Ihnen Verträge anbieten zu höheren Konditionen? Werden Sie dann so schnell abgeworben sein wie ein ONS am Morgen danach?“ ich kann mein Lachen nicht mehr zurückhalten. Dass dieser Mann Humor besitzt, hätte ich nie für möglich gehalten. „Nein, Herr Uchiha. Sobald ich für etwas brenne, lasse ich es nicht mehr so schnell los“, mein Blick wandert zu Sadako, findet ihre schwarzen Irden und versinkt in ihnen, „und man wird mich nicht so schnell los. Das sollte jedem bewusst sein.“ Ich löse mich aus dem Bann ihrer Augen, erhebe mich und verlasse wortlos den Castingraum. Jetzt heißt es abwarten. []Sakura Da haben Kaito und ich aber die perfekte Auswahl für das Casting getroffen. Sasuke ist sehr zufrieden, vor allem mit Herrn Hatake, der einfach Wiedererkennungswert beweist und selbstsicher auftritt. Und auch Sadako schien extrem betört von ihm, so rot, wie ihr bleiches Gesicht wurde. Haha, die Arme. Ich muss sie später unbedingt über ihren nächtlichen Besucher ausfragen. Gelassen und glücklich über den Verlauf des Castings, packe ich meine Unterlagen zusammen und suche mein Büro auf, um endlich nach Hause zu fahren. Heute koche ich Kaitos Lieblingsessen und wir kuscheln uns auf dem Sofa zusammen und schauen seinen Lieblingsfilm. Das habe ich ihm gestern versprechen müssen, weil ich die letzten Wochen so in Arbeit verstrickt war und kaum Zeit für ihn hatte. Deshalb komme ich seiner Bitte mit größtem Vergnügen nach. Kurz gehe ich die Einkaufsliste in meinem Kopf durch, während ich meine Sachen im Büro zusammenklaustere um endlich gehen zu können. Von Sadako verabschiede ich mich nicht mehr, die hat sich seit dem Ende des Castings in ihrem Büro eingenistet und sich nicht mehr blicken lassen. Also schlage ich den Weg zum Aufzug ein, mit den Gedanken daran, dass ich heute Sex hatte mit dem Vater meines Sohnes, der noch nichts von seinem Sohn weiß. Sex nach all den Jahren, Sex ohne Kondom und Sex ohne jegliche Verhütung. Wie konnten wir nur so dumm sein? Aber darüber mache ich mir heute Abend Gedanken. Doch als könnte er es riechen, dass ich an ihn gedacht habe, steigt Sasuke zu mir in den Aufzug, schaut mich kurz, aber intensiv an, ehe er mich an sich zieht und meine Lippen mit seinen versiegelt. Er ist die Sünde in Person und ich verdammt dazu, nicht widerstehen zu können. -PING!- der Aufzug hält und ich möchte noch lange nicht von ihm loslassen, weiterhin seinen Duft wahrnehmen, seine weichen Lippen auf meinen spüren, meine Finger weiter an seiner starken Brust entlang wandern lassen. Aber Sasuke trennt sich von mir, haucht mir stumme Küsse auf die Stirn, während er gegen meine Stirn murmelt. „Ich fahr dich heim, komm.“ Seine Aufforderung lässt keinen Spielraum zum Negieren, und wenn ich sehr ehrlich bin, möchte ich das auch gar nicht. Also nicke ich bloß, lasse mich zu seinem Auto führen und steige ein. Die Fahrt zu meinem Haus ist still, keiner von uns beiden traut sich etwas zu sagen, allein die Anwesenheit des anderen tut unbeschreiblich gut. „Hier wohne ich…“, brabble ich los, als wir vor meinem Haus zum Stehen kommen. Sasuke steigt wortlos aus, öffnet meine Tür und reicht mir die Hand zum Aussteigen. Ein Gentleman durch und durch. „Du, Sasuke, ich glaube“- doch ich kann nicht aussprechen, was ich sagen wollte, denn die Tür fliegt auf und Kaito rennt raus, auf mich zu, während er lang und schrill „Mami“ schreit. Doch statt mich zu freuen, kriecht die Panik in mir hoch, und mein Blick wandert zu Sasuke, der seinen Mini-Me fest im Blick hat, während seine Hand meine Hand fest umklammert, als wolle er mich nie wieder loslassen. Was mach ich denn nun? Kapitel 11: Toe to toe. ----------------------- Sakura „Mami!!! Da bist du ja endlich! Du hast so viel verpasst heute, Opa war so lustig heute und und und ich hab was neues geschenkt bekommen! Das glaubst du gar nicht!“- Kaito springt mir förmlich in die Arme, freut sich mich zu sehen, als hätten wir uns Tage nicht gesehen. Aber auch er bemerkt die andere Hand, die meine einfach nicht loslassen möchte und mustert Sasuke. Kaito. Mein Sohn, der so unfassbar schlau ist, dem ich das Ganze hier doch sowieso nicht verheimlichen kann. Kaito, dessen Augen sich leicht weiten und er etwas von sich in Sasuke erkennt. Sasuke, der Kaito mit einem warmen Blick mustert, dessen Anspannung dennoch fast meine Hand zerdrückt. Kaito und Sasuke. Sie beide haben es verstanden, aber ich bin verdammt nochmal noch nicht bereit, reinen Tisch zu machen. „Mamii…sag mal“- Kaito. Nicht jetzt. Ich weiß, welche Frage er mir stellen möchte, aber die will ich jetzt einfach nicht beantworten. „Nicht jetzt, Schatz“, versuche ich ihn abzuwürgen, befördere ihn auch wieder von mir, möchte Distanz zwischen ihm und Sasuke. „Geh bitte schonmal rein und sag Oma und Opa, dass sie sich anziehen können. Wir kochen gleich was leckeres, ja?“, ich drücke ihm etwas umständlich einen Kuss auf, denn Sasukes Hand hält meine immer noch fest umschlossen. In Gedanken versunken schaue ich meinem Sohn nach, wie er zurückrennt, immer wieder einen blick zurückwirft und seine kleine, perfekte Stirn in Falten legt. Es tut mir so unglaublich Leid, dass ich grade nicht den Mut finde, Kaito. „Sakura.“, das tiefe Timbre erschüttert mich, holt mich aus den Gedanken zurück und ich beginne, mich zu sammeln. Meine Alarmglocken gehen an und der Selbsterhaltungsmodus schaltet sich ein. Ich muss dieser Situation entfliehen. Selbst, wenn es nur von kurzer Dauer ist. Fest entschlossen packe ich mit meiner freien Hand seine und löse seinen Griff um meine Hand. „Ich muss jetzt nach Hause, entschuldige. Wir reden..“, wie eine Sense unterbricht mich seine Stimme, seine entschlossene, nicht abwendbare Einwende. „Nein. Wir reden jetzt. Wie heißt er? Ist er…Sakura…ich bin doch nicht dumm, ist er etwa..?“. „Ich muss los Sasuke“, ich drehe mich um und möchte gehen, doch seine Hand schnellt nach vorne, umfasst wieder mein Handgelenk. „Nein! Du bist mir eine Erklärung schuldig. Was geht hier vor sich?!“. Tränen füllen meine Augen und ich kann sie nicht zurückhalten. Ein leichtes Nicken bringe ich zustande, ehe er meine Hand loslässt und ich die Flucht in mein zuhause antrete. Jetzt weiß er Bescheid. Ob das jetzt gut war…oder war es schlecht? Sasuke Fassungslos schaue ich Sakura nach, kann diese Situation einfach nicht begreifen. In meinem Kopf rattert es, ich rechne und rechne und komme immer wieder auf das selbe Ergebnis. Dieser kleine Junge, der aussieht wie ich, als ich in dem Alter war, die Verhütung, die wir in Dublin haben schleifen lassen, die Aussage, dass sie keinen mehr seitdem hatte….alles macht Sinn. Aber…wusste Sadako nicht hiervon Bescheid? Sie war doch schon bei Sakura, hat ihren Sohn doch schon gesehen, das hat sie mir doch erzählt. Warum hat sie das- das Offensichtliche – denn nie erwähnt? Unsere Ähnlichkeit kann man doch gar nicht leugnen!! Wutentbrannt zücke ich mein Handy und wähle Sadakos Kontakt, um sie anzurufen. Keine wie Pieper später geht sie auch schon ran. „Sasuke! Das war ein grandioses Casting, oder?! Ich denke, so kann der Start nur super gut werden!“, Freude. Die hab ich bei Sadako die letzten Jahre vermisst und so gerne ich grade den gönnenden Bruder spielen möchte, ich kann es einfach nicht. „Komm in 30 Minuten ins Büro. Ich muss mit dir reden, ist wichtig“, so schnell ich das gesagt habe, habe ich auch aufgelegt und steige schon in meinen Wagen ein, um ins Büro zu rasen. Der Aufzug ist mir zu langsam, meine Wut im Bauch viel zu groß. Wieso hat sie nie etwas gesagt?! Sadako, meine eigene Schwester. Wenigstens sie hätte doch mal ihr Maul aufmachen können! Kaum biege ich in mein Büro ein, sehe ich sie schon vor mir stehen, sich keiner Schuld bewusst. „Hey, was ist los?! Warum bestellst du mich so dringend hierher, ist irgendwas mit der Kollektion?!“, ihre scheiß Angst dreht sich immer nur um die Arbeit. „Ich hab Sakura heimgefahren.“ Keine Reaktion. „Ich hab auch ihren Sohn kennengelernt. Wie heißt er nochmal?“. „Du meinst Kaito? Ein süßer Kerl, oder?“, ein breites Grinsen erstreckt sich über ihrem Gesicht, meine Züge werden dafür eiskalt. „Willst du mir was sagen?“. Keine Reaktion. Das Lächeln verschwindet langsam und sie scheint zu verstehen. Auch ihre Augen weiten sich, die Information scheint in ihrem Kopf angekommen zu sein. „Nein!!“, ihre Hände finden den Weg in ihre Haare, raufen sie, sie dreht sich um, versucht der Situation zu entfliehen. „Das kann nicht sein! Sasuke…ich dachte, die Ähnlichkeit sei nur ein verschissener Zufall! Ich wusste doch nicht, dass ihr zwei was hattet! Gott, Sasuke, bitte glaub mir!“, ihre Stimme wirkt zittrig, dennoch bleibt ihr Blick meinem standhaft, zeigt mir, dass ich es mit einer genauso sturen und starken Person, wie mir selbst, zu tun habe. „Du hättest mir davon erzählen können..“. „Sasuke, ich hatte nur kurz diesen Gedanken, hab ihn aber sofort verworfen, weil ich dachte, das kann nicht sein!“. „Du hättest mir verdammt nochmal davon erzählen können. Wenn du doch schon einen Verdacht hattest“-„Sasuke! Ich“- „Halt die Klappe, Sadako. Ich hab dir im Leben so viel geholfen, ich würde dir die größten Lasten nehmen, wenn ich könnte. Jeden Schmerz, den du wegen Ryu erfahren hast, würde ich dir nehmen. Aber etwas Verstand erwarte ich auch von dir. Du hattest den Gedanken, du wusstest von der Frau in Irland. Ich hab dir alles erzählt. Immer. Du bist die einzige, die von ihr weiß. Und du weißt mit Sicherheit auch Sakuras Geschichte zu Kaito. Als gute Schwester hättest du mir von deinem Verdacht erzählt.“- „Sasuke! Ich war zu der Zeit mit meinen eigenen Sorgen beschäftigt. Ich hab getrauert um Ryu, meine erste richtige Beziehung, der Mensch, den ich geliebt habe. Deine Situation war ausweglos, da war kein „ich helf dir schnell, die Tusse zu finden“ möglich! Ich war mit mir selbst beschäftigt, das gebe ich zu. Und ja, bei Kaito hab ich nicht sofort daran gedacht, dass da ein Zusammenhang bestehen könnte. Woher auch? Du hast eine Fremde gebumst, von der du nichts wusstest. Wie sollte ich da wissen, dass es Sakura ist?!“, Wut schäumt in ihr auf, das weiß ich. Und auch wenn die starke, taffe Sadako vor mir da recht hat, schwingt mir der Gedanke nach, dass sie etwas hätte tun können. „Verschwinde, Sadako. Grade bist du mir eine größere Last, als Hilfe.“ „Meinst du das jetzt ernst?! Sasuke!!! Es tut mir“- meine Faust landet auf meinem Tisch, Tränen schießen mir in die Augen und eiskalt blicke ich Sadako entgegen. Verdammt, das tut mir so sehr weh. „Geh.“ Sadako Wie in Trance verlasse ich das Büro, unseren Gebäudekomplex und haste zu meinem Auto. Ich muss hier weg. Heiße Tränen fließen meine Wangen herab und ich sehne mich gerade nach einer sanften Umarmung. Nach starken Armen, die mich fest umschließen und die Traurigkeit, die Sasukes Worte in mir ausgebreitet haben, vertreiben. Ich hätte ihm davon erzählen sollen…da hat er vollkommen recht. Verdammt…ich hab einen Neffen. Sasuke hat einen Sohn. Sasuke ist Vater…und ich hätte ihm vorher einfach mal richtig zuhören sollen. Planlos fahre ich durch die Gegend, ehe ich vor einer Bar zum Stehen komme. „Blue Bird“. Hn. Egal, Hauptsache, ich bekomme da drin einen gescheiten Whiskey und kann für einen Moment die Situation vergessen. Die wände des Schuppens sind in blauen Tönen gehalten, generell ist eher ein Beachflear hier angesagt. Nicht ganz mein Fall, aber für den Moment genügt es mir. Ich setze mich an die Bar, studiere kurz die Karte und entscheide mich für etwas Süffiges, eigentlich total erbärmliches, aber es ist süß und füllt mich schnell gut ab. Southern Comfort. Würde ich diesen Pfirsischbeigeschmack wollen, könnte ich auch einen essen. Meine Wangen brennen von dem Salz, das die Tränenflüssigkeit dort hinterlassen hat. Um mich abzulenken, lasse ich meinen Blick durch den Schuppen gleiten, betrachte die Leute und bleibe an einer – etwas hochgeschminkten, aufgedrehten – Frau hängen. Augenscheinlich brav und nett, allerdings pinselt die sich irgendwelche lila Zacken aufs Gesicht. Vielleicht denkt sie, sie wäre so eine Trendsetterin. Welcher Idiot gibt sich denn bitte mit so einer ab?! Mein Blick wandert zu ihrer Begleitung, und es bildet sich ein Kloß in meinem Hals. Gott, lass das nicht wahr sein. Nicht schon wieder. Nicht schon wieder ein Kerl, der mich hier verarscht. Kakashi sitzt doch tatsächlich bei dieser Frau und streichelt ihre Hand, während sie sich anscheinend über irgendwas aufregt. Ich kann das einfach nicht glauben, wieso verarscht er mich? Von wegen, wenn er für etwas brennt, dann bleibt er da. Wutentbrannt kippe ich meinen Whiskey nach unten, stehe auf und bahne mir den Weg zu den beiden. Selbstbewusst bleibe ich vor den beiden stehe, baue mich auf und schaue ihn wütend an. „So schnell wird man dich nicht los? Wenn du für etwas brennst, bleibst du dabei? Verarschst du mich? Wage dich nicht noch einmal, meine Nähe zu suchen, oder meine Firma zu betreten!“. Wütend stampfe ich davon, laufe zu meinem Auto. Dieser Tag kann nicht noch beschissener werden. Wirklich weit komme ich nicht, seine Hand packt meinen Ellbogen, hindert mich daran, fortzulaufen. „Hör mir zu.“ „Nein! Kakashi, es reich. Ich lasse mich nie wieder von einem Mann verarschen. Vor allem nicht von einem wie dir.“ Seine Augenbraue zieht sich gefährlich nach oben und sein Blick verändert sich. „Das ist Rin. Meine beste Freundin. Sie hat grade große Probleme mit ihrem Mann Obito.“ „Ich will davon nichts hören! Lass mich einfach in Ruhe. Fick eine andere.“ Ich winde mich frei, renne zu meinem Auto und schließe die Tür auf. Zwei Hände erscheinen neben meinem Kopf, ein Körper drückt mich gegen das Auto, sein Kopf schmiegt sich zärtlich an meinen Hinterkopf und sein Geruch lullt mich ein. „Geh mit mir essen. Ein Date.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)