Well-intentioned von ChiaraAyumi ================================================================================ Kapitel 1: Well-intentioned --------------------------- Es gab nichts was Percy Weasley mehr liebte als Regeln und Pflichten. Er hatte das Gefühl, dass es etwas war, was er wirklich gut konnte. Vielleicht lag es daran, dass er immer das Gefühl gehabt hatte, obwohl er nicht der Älteste war, dass gerade er seinen jüngeren Geschwistern ein Vorbild sein musste. Vor allem Fred und George würde daran gut tun mehr auf die Regeln zu achten und sie nicht nur zu brechen. Er hatte bei den beiden eigentlich schon fast die Hoffnung aufgeben. Er konnte tun und sagen was er wollte, aber die beiden hörten einfach nicht auf ihn und zogen ihn ständig auf. Sie verstanden einfach nicht die Wichtigkeit von Regeln und würde noch lernen müssen, dass es Grenzen gab, die sie nicht überschreiten durften. Er hatte die Hoffnung aber noch nicht aufgeben zumindest einen gewissen – natürlich positiven – Einfluss auf die jüngsten der Familie auszuüben. Ron hatte in seinem ersten Schuljahr zwar bereits einige an Regeln gebrochen, doch war er am Ende dafür belohnt worden, also übersah Percy das geflissentlich. Ginny fing gerade erst in Hogwarts an und würde hoffentlich mehr nach ihm schlagen. Er hatte sich am Anfang des Schuljahres vorgenommen ein Auge auf seine Schwester zu haben, um sie im Notfall jederzeit unterstützen zu können. Doch Percy hatte vor Weihnachten immer viel zu tun. Als Vertrauensschüler musste er bei der Dekoration des Schlosses mithelfen. Die anderen Vertrauensschüler nahmen ihre Aufgabe nicht halb so ernst wie er tat und waren nicht besonders hilfreich. Und wären die Vorbereitungen für Weihnachten nicht schon genug Arbeiten hatte es seit dem Anfang des Schuljahres Angriffe auf Muggelgeborene gegeben und er musste zusätzlich noch auf Patrouille gehen. Er glaubte nicht daran, dass es die Kammer des Schreckens gab, denn niemand hatte sie bis jetzt gefunden und er konnte sich nicht vorstellen, dass niemand akribisch danach gesucht hätte. Diese Meinung tat er dementsprechend überall kund. „Denn jeder, der auf der Suche nach einem geheimen Ort gewesen wäre, hätte zunächst akribisch alle Bücher zu der Gründung Hogwarts überprüft und danach hätte man jeden Zentimeter abgesucht, um alle Möglichkeiten auszuprobieren und auszuschließen. Das nennt man übrigens Falsifizierung“, erklärte er gerade bedeutungsschwanger Ginny und Hermine, die einzigen zwei, die noch am Gryffindortisch sitzen geblieben waren. „Keiner hat diese Kammer gefunden, also gibt es sie nicht. Das ist ein Fakt. Die Angriffe werden natürlich daher auch nicht von einem Monster begannen, sondern von einer realen Person, die wir umso dringender finden müssen. Ich für meinen Teil bin daher jede Nacht auf Patrouille und sorge dafür, dass ihr euch hier sicher fühlen könnt. Ihr müsst also keine Angst haben, denn ich trage Sorge dafür, dass dieser Missetäter geschnappt. Das ist schließlich meine Pflicht als Vertrauensschüler!“ Percy erwartete keinen Applaus, aber wenigstens ein bisschen „Hm, wenn du das sagst“ hätte er sich schon gewünscht. Er musste einfach einsehen, dass niemand ihn so wirklich verstand. Mit Hermine Granger, der Freundin von Ron und Harry, kam er gut klar. Sie fragte ihn oft nach seinen Erfahrungen mit Prüfungen und Professoren. Sie wusste wenigstens seine Meinung zu schätzen. Er mochte Hermine deswegen und war enttäuscht, dass sie mit den Gedanken scheinbar ganz woanders war und ihm nicht wirklich zugehört hatte. Gerade auf ihre Meinung zu diesem Thema hätte er Wert gelegt. Ginny dagegen schien überhaupt nicht anwesend. Ihm war schon vorher aufgefallen, dass sie immer öfter plötzlich kreidebleich wurde und aussah als ob sie gleich zu weinen anfangen würde. Sie hob nicht mal den Kopf als er seinen Redeschwall beendet hatte. Sie saß nur zusammengesunken auf ihrem Sitzplatz. Er begann sich wirklich Sorgen um sie zu machen. Das war nicht mehr die fröhliche und manchmal aufmüpfige Ginny, die er kannte. Bevor er sie darauf ansprechen konnte, stand sie auf und eilte aus der Großen Halle. Auf seiner Patrouille grübelte Percy weiter darüber nach, warum Ginny so niedergeschlagen war. Sicher setzten ihr die Angriffe zu. Sie war völlig außer sich gewesen als Mrs Norris beim ersten Angriff versteinert worden war. Sie mochte Katzen unheimlich gern und spielte mit den Katzen, die im Schuppen des Fuchsbaues wohnten. Er hatte schon oft erlebt wie sie völlig verdreckt aus dem Schuppen zurückgekommen war und dabei aber das seligste Lächeln auf dem Gesicht hatte. Colin Creevey war in ihrem Jahrgang und wie sie in Gryffindor. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Was wäre, wenn sie heimlich in Colin verliebt war? Das könnte die Lösung sein. Percy lächelte und seufzte. Er fing sich einen Seitenblick von Marcus Flint ein mit dem er zusammen die Gänge im Keller patrouillierte. Er hatte keine Ahnung wie der Quidditchkapitän der Slytherins es geschafft hatte, dass man ihn für den Posten als Vertrauensschüler überhaupt in Betracht gezogen hatte. Heute musste er mit dem Klotz von Kerl bei dem Rundgang Vorliebe nehmen. Dass der bullige Slytherin aufgetaucht war, kam schon ein Wunder gleich. Der Gryffindor seufzte nochmal und wanderte den Gang entlang, während er Flint im Rücken hatte. Ein unangenehmes Gefühl, aber Percy konnte sich nicht vorstellen, dass der Idiot es wagen würde, ihn anzugreifen, wenn es gerade eine viel größere Gefahr gab, die man aufstöbern und bannen musste. Seine Gedanken wanderten zurück zu seiner kleinen Schwester und ihrer ersten großen Liebe. Percy war überzeugt die Lösung für die Niedergeschlagenheit seiner Schwester gefunden zu haben. Er war schließlich nicht blind. Das musste es sein. Nun da er erkannte hatte, warum sie so traurig war, musste er dem entgegenwirken. Als großer Bruder war das schließlich seine Pflicht. Fred und George hatte nur ihre Späße im Kopf und hatte bisher keinen Erfolg gehabt mit ihren Scherzen Ginny aufzumuntern. Ron war anderweitig beschäftigt und hatte scheinbar Flausen im Kopf, da er ihn erst letztens dabei ertappt hatte wie er aus der Mädchentoilette kam. Auf ihn konnte Percy also auch nicht zählen. Daher blieb ihm nichts anderes übrig als sich selbst der Sache anzunehmen. Damit kam er zu seinem nächsten Problem. Er war wirklich unkreativ, was er ungern zugab, wenn es darum ging anderen Leuten eine Freude zu bereiten. „Weasley“, riss ihn da Flint aus seinen Gedanken. „Wo willst du Dumpfbacke denn hin?“ Gedankenverloren war Percy in eine Sackgasse eingebogen und direkt vor ihm war eine Wand, in deren Ausbuchtung eine festlich geschmückte Rüstung stand, die er selbst vor wenigen Tagen geschmückt hatte. Damals natürlich ohne die Hilfe von Flint, der gemeint hatte Quidditchtraining wäre wichtiger als das Schloss zu dekorieren. Percy hätte ihm am liebsten hinterhergerufen, dass Gryffindor sie trotzdem platt gemacht hatte, hatte sich diesen Kommentar aber im letzten Augenblick verkniffen. Percy drehte um und stolzierte mit erhobenen Kopf an Flint vorbei. „Wir müssen jeden Zentimeter des Schlosses aufs Genauste im Blick haben, um den Angreifer erfolgreich zu identifizieren und festzusetzen“, sagte er in möglichst gewichtiger Tonlage, um von seinem peinlichen Fehler abzulenken. Er hörte den Slytherin hinter sich prusten und war sich sicher, dass diese Geschichte heute Abend zur Freude der anderen Slytherins lang und breit ausgeschlachtet werden würde. Er musste diesen Gedanken schnell wieder abschütteln. Es gab Wichtigeres. Er brauchte einen Plan um seine Schwester aufzumuntern. Sie litt sicher furchtbar darunter, dass sie Colin nicht einmal im Krankenflügel besuchen konnte, ohne, dass jemand von ihrer heimlichen Liebe erfuhr. Natürlich konnte er auch nicht mit ihr darüber sprechen, denn das war ihr sicherlich peinlich und er wollte nicht, dass sie dachte, dass er sie nur verhöhnen wollte wie Fred und George es bei einer solchen Angelegenheit sicher tun würden. Nein, er musste das Ganze gefühlvoller und sensibler angehen. Percy beschloss jemand zu fragen, der ihm sicher mit seinem Problem helfen konnte. Er fand Hermine am nächsten Tag, dem Weihnachtsmorgen, wobei es eigentlich eher schon Nachmittag war, ziemlich aufgeregt im Gemeinschaftsraum vor. Wahrscheinlich freute sie sich über ihre Weihnachtsgeschenke und war deswegen so aufgeregt. Als er sie ansprach zuckte sie zusammen und sah ein wenig schuldbewusst drein, als ob sie irgendwas Verbotenes ausgefressen hatte, doch das bildete er sich sicher nur ein, denn Hermine war wie er pflichtbewusst und ließ sich nur gelegentlich aus Versehen von Ron und Harry mit ins Schlamassel ziehen. „Hättest du kurz einen Augenblick für mich? „Ähm…“ Hermine warf ihm einen nervösen Blick zu und nickte dann. „Aber ich muss gleich noch in die Bibliothek, ähm…, was nachgucken.“ „Es dauert auch nicht lang. Ich bin nur ein wenig ratlos bezüglich einer Sache und hätte gerne deinen Rat.“ Hermine sah ihn an, aber wieder schien ihm als wäre sie nicht ganz bei der Sache. Wahrscheinlich hatte sie eine dringende Frage, die ihr im Kopf schwer umherging und auf die sie sofort eine Antwort brauchte. Er kannte diese Fragen und wollte sie nicht länger als nötig von ihrem Wissensdurst abhalten. „Jemand, den ich kenne, hat Liebeskummer“, er erwähnte besser nicht Ginnys Namen, „Und ich würde die Person gerne mit einer Kleinigkeit aufmuntern. Ich bin nur ein wenig einfallslos.“ „Okay. Du könntest der Person etwas schenken. Solange es nicht so einfallslos ist wie die Geschenke, die Harry immer von seinem Onkel und Tante bekommt…“ Plötzlich wich sie völlig vom Thema ab. „Er hat dieses Jahr von seinem Onkel einen Zahnstocher bekommen! Kannst du dir das vorstellen? Wie lieblos und gemein ist das denn? Er ist doch Familie“, sie schnaubte wütend, „Also ein wenig kreativer könnte man schon sein. Es reicht doch, wenn sie ihm eine nette Karte schicken und keine Ahnung, eine Packung Zitronendrops oder so etwas. Aber wirklich einen Zahnstocher?!“ Mit diesem Gefühlsausbruch hatte Percy nicht gerechnet. Er hatte gar nicht gewusst, dass Harry solche niederträchtigen Weihnachtsgeschenke von seinen Verwandten bekam. Er hatte Harrys Onkel Vernon Dursley letztes Jahr kurz auf dem Gleis im Kingscross gesehen. Er war ihm nicht besonders sympathisch vorgekommen, aber er hätte ihn dennoch nicht direkt für herzlos gehalten. Andererseits hatte seinen Brüder Harry auch nicht ohne Grund aus dem Haus seiner Verwandten befreit. Doch der Themenwechsel passte ihm nicht, denn er hatte ein dringenderes Problem, dass gerade an ihnen vorbeiging um wohl hinunter zum Weihnachtsessen zu gehen. „Du hast damit auf jeden Fall Recht. Vielleicht sollten wir ihm schreiben und ihn darum bitten ein wenig mehr Rücksicht auf Harry zu nehmen“, schlug Percy vor. „Sicher können wir ihm verständlich machen, dass er sich ein wenig mehr Mühe geben sollte.“ Hermine nickte und ihre Augen leuchteten auf. „Genau ich werde ihm schreiben und ihm erklären, dass es so nicht weitergeht. Entweder er schickt Harry gar nichts oder er gibt sich ein wenig mehr Mühe. Ein Zahnstocher, also wirklich!“ Hermine wollte schon fast davon stapfen, als ihr Percys Frage wieder einfiel. „Wie wäre es mit etwas Selbstgemachtem? Oder du sprichst mit der Person einfach und hörst ihr zu. Das hilft auch immer, wenn man jemand aufmuntern will. Manchmal wollen sie nur jemanden zum Reden haben. Versuch das doch einfach mal!“ Damit drehte sie sich um und machte sich daran einen Brief aufzusetzen. Zwei Sekunden später schien ihr wieder die dringende Frage in den Kopf zu schießen und sie schoss davon, um darauf erst einmal eine Antwort in der Bibliothek zu finden. Percy grübelte noch einen Moment vor sich und beschloss dann wie Ginny hinunter zum Weihnachtsessen zu gehen. Er wollte Hermines Rat beherzigen und mit Ginny reden. Er fand sie auch unten am Gryffindortisch vor. Alle Tische waren nur spärlich besetzt. Wegen der Angriffe war das Schloss wie leergefegt. Dadurch konnte Percy aber ohne Probleme und ohne irgendjemand den Platz wegzunehmen sich gegenüber von seiner Schwester hinsetzen. Sie hatte kaum etwas vom festlichen Essen angerührt. „Möchtest du nicht ein wenig Gänsebraten?“, fragte Percy und versuchte so fröhlich und nett zu klingen wie er konnte. „Oder lieber ein wenig von der Pastete? Die ist vielleicht nicht so gut wie die von Mom, aber du magst doch Pasteten.“ „Ich habe nicht wirklich Hunger, Perc“, erwiderte Ginny, die wieder sehr niederschlagen wirkte. „Ach komm schon Ginny. Es ist Weihnachten und es ist das Weihnachtsessen. Da sollte man sich bis oben hin den Bauch vollschlagen und erst aufstehen, wenn man kugelrund und pappsatt ist.“ Percy packte – ohne die Antwort seiner Schwester abzuwarten – ihr ein riesiges Stück Pastete auf den Teller und lächelte sie aufmunternd an. Ginny erwiderte das Lächeln nur lustlos und nahm sich ein kleines Stück Pastete. Sie kaute gefühlt eine Ewigkeit auf dem Stück bevor sie es herunterschluckte, Percy deutete mit der Hand auf den Teller und gebot ihr noch mehr zu essen. Stückchen für Stückchen aß sie unter seinem strengen Blick bis er sicher war, dass sie auch ohne seine Aufforderung weiteressen würde, sodass er sich selbst seinem Essen zuwandte. Er hatte seine Schwester schon mal dazu gebracht etwas zu essen. Nun musste er ihr verständlich machen, dass sie ihm vertrauen konnte und ihm alles erzählen konnte, was ihr auf dem Herzen lag. Er musste es nur geschickt anstellen, damit sie nicht das Gefühl hatte, dass er sie aushorchen wollte, um sich später darüber lustig zu machen. Aber eigentlich sollte sie wissen, dass er sich nie über jemand lustig machte. Er würde ihr ernsthaft zuhören. „Mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit nicht so gut drauf bist. Du sollst wissen, wenn du Probleme mit dem Stoff hast oder wenn dir jemand das Leben schwermacht, dann bin ich für dich da. Du kannst jederzeit mit mir darüber reden. Ich bin schließlich Vertrauensschüler, da steckt das Vertrauen ja schon im Namen. Also ich wollte dir das nur sagen. Einfach so.“ Percy seufzte innerlich. Das war doch viel zu direkt geworden. Bestimmt vermutete sie jetzt, dass er über ihre Schwärmerei für Colin Creevey Bescheid wusste. Er war so tollpatschig und unbeholfen, wenn es darauf ankam auf der zwischenmenschlichen Ebene zu kommunizieren. An Regeln konnte er sich halten. Die waren simpel und nicht schwer zu verstehen, aber Gefühle anderer Menschen waren ein echtes Abenteuer. Ginny nickte nur und aß stumm weiter. Percy fand die Stille unerträglich. „Ich bin gestern fast in eine Wand gelaufen, weil ich so in Gedanken war. Ich mache mir wirklich Sorgen. Du siehst immer so niedergeschlagen aus. Willst du mir wirklich nicht sagen, warum du so traurig bist?“ Seine Schwester sah ihn mit großen Augen aus. Sie war wieder so blass und schien mit sich zu ringen, ob sie sich Percy anvertrauen sollte oder nicht. Jetzt hatte er sie fast so weit. „Wenn es wegen den Angriffen ist: Mach dir keine Sorgen Professor Sprout wird einen ausgezeichneten Alraunentrank anfertigen und alle werden im Nu wieder fit sein. Du musst deswegen keine Angst haben. Es wird allen wieder gut gehen.“ Ginny sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Mit weinenden Mädchen konnte er gar nicht umgehen. Aber er war ja selbst schuld. Er hatte die Attacken gar nicht ansprechen wollen. Es war ihm nur eingefallen. Jetzt musste sie bestimmt an den armen Colin im Krankenflügel denken, der nicht am Weihnachtsessen teilnehmen konnte. Vielleicht hatte sie ihm ja etwas schenken wollen und konnte es nun nicht, was sie noch trauriger stimmte. „Percy, ich muss dir etwas sagen“, begann Ginny und die Tränen begannen ihr auch schon aus den Augen kullern. Oh nein, er hatte sie zum Weinen gebracht und das ausgerechnet an Weihnachten dem Fest der Liebe. Er war ein furchtbarer großer Bruder. „Es tut mir so leid. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen. Es wird allen wieder gut gehen. Vergiss es einfach und denk nicht weiter darüber nach. Genieß lieber ein wenig Plumpudding. Guck den magst du doch so gerne.“ Percy sprudelte einfach wie ein munterer Wasserfall vor sich und lenkte das Gespräch zurück auf die große Vielfalt des Weihnachtsessens und bot Ginny die verschiedensten Sachen an. Sie ließ es umstandslos zu, dass er ihr alles auf den Teller häufte und sie immer wieder zum Essen ermunterte. Bald schimmerten keine Tränen mehr in Ginnys Gesicht und sie war mit Essen beschäftigt. Percy atmete tief durch. Das war gerade nochmal gut gegangen. Er hätte nicht gewusst, was er hätte tun sollen, wenn sie angefangen hätte zu weinen und ihm die Sache mit Colin erzählt hatte. Hermine hatte zwar gesagt, dass er nur einfach zuhören sollte, doch er wusste nicht wie er damit umgehen sollte, wenn ihm seine Schwester von ihrer ersten Liebe erzählte und ihm von ihrem Kummer erzählte. Das Weihnachtsessen war doch eine willkommene Ablenkung. Die Halle war wundervoll geschmückt und das erfüllte ihn mit Stolz. „Percy“, begann Ginny plötzlich erneut. „Wunderschöne Dekoration, findest du nicht? Diese Eiskristalle und dann die geschmückten Weihnachtsbäume! Das war wirklich viel Arbeit, das alles zu dekorieren“, wich Percy sofort wieder aus. Er wollte nicht, dass sie wieder über Colin nachdachte und dann weinen musste. Sie hatte in letzter Zeit wirklich viel geweint. Er wollte nicht mehr, dass sie noch mehr weinte. „Vielleicht wirst du auch mal Vertrauensschülerin. Glaub mir es ist zwar viel Arbeit, aber es ist wirklich eine Ehre. Du hast bestimmt auch das Zeug dazu.“ Ginny sah ihn nachdrücklich an und schien dann eine Entscheidung zu treffen. Sie lächelte ihn entschuldigend an. „Danke Percy“, sagte sie mit fröhlicher Stimme. „Aber ich gehe wieder zurück in den Gemeinschaftsraum. Ich hab soviel gegessen, dass ich jetzt ganz müde bin.“ Sie stand auf und ging. Percy sah seine Mission Ginny aufzumuntern zumindest als halb erfüllt an. Immer noch besser als Fred und George, die sich Furunkel und Fell gezaubert hatten. Er hatte dagegen einschreiten müssen, weil Ginny davon Alpträume bekommen hatte. Er hatte einfach Zeit mit ihr verbracht und war es nicht genau das, worum es an Weihnachten ging. Zeit mit der Familie zu verbringen war doch wirklich schön. Er hatte Ginny zwar nicht bei ihrem Liebeskummer helfen können, aber immerhin hatte sie nach dem ganzen Essen und ihrem Gespräch wieder fröhlicher gewirkt. Percy tat sich noch etwas vom Plumpudding auf und fühlte sich rundum zufrieden. Er hatte das Gefühl etwas wirklich Gutes getan zu haben. Er hatte Ginny von ihrem Kummer abgelenkt. Möglicherweise sollte er einfach häufiger sich die Zeit nehmen um mit ihr zu reden. Das tat ihr bestimmt gut und bald würde es Colin und auch Mrs Norris wieder bessergehen, sodass Ginny nicht mehr traurig sein musste. Zufrieden genoss er das Weihnachtsessen. Percy hatte es gut gemeint, aber war doch mit seiner Vermutung völlig auf dem Holzweg gewesen. Dass er völlig danebenlag mit seiner Vermutung, würde er erst einige Monate später erfahren. Dass Ginny sich ihm anvertrauen wollte, als er ihr es angeboten hatte und er ihr nicht zugehört hatte, das wiederum würde ihm nie in den Sinn kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)