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Me against the World

von

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Prolog

Er windete sich bereits die ganze Zeit im Bett herum. Obwohl er tot müde war – keine Spur von Schlaf. Keine einzige Sekunde konnte er sich dem Schlaf widmen. Immer wieder schlug der Blonde die Decke zur Seite, deckte sich wieder zu oder windete sich von die eine auf die andere Seite im Sekundentakt. Mal wollte das Kissen nicht wie er wollte, mal war es etwas anderes.
 

Am Ende hatte Sehun es aufgegeben gehabt. Für Minuten lag er auf dem Bett – Füße und Beine von sich gestreckt. Sein Augenpaar fixierte die Decke im Dunkeln. Ihm ging nichts durch den Kopf. In ihm blieb nichts zurück als die Leere bis sich eine volle Blase meldete. Der Junge versuchte sie zu verdrängen – es funktionierte nicht.
 

Ein erneuter Sieg an seinen Körper. Geschlagen zog er sich aus dem Bett und schlich sich aus seinem Zimmer raus.

Es brannte noch Licht in der Stube. Unten waren Stimmen zu hören.

„Er kommt aufs Internat“, ertönte die hellere Stimme.

„Er ist mein Sohn!“, konterte die andere Person als Erwiderung.

„Wenn du mich wirklich liebst tust du das“, schnaufte die erstere wieder.

„Ich liebe dich! Verdammt“, gab die männliche Stimme verzweifelt von sich.

Sehun schaute über das Treppengeländer herunter. Er wartete einige Sekunden bis er langsam die Treppe herab glitt – seine Hand an der Wand entlang streifte dabei.

„Beweis es!“

„Wie?“

„Indem du es tust“

…..

Während sich sein Vater und die neue Frau an seiner Seite stritten kam Sehun im Türrahmen zum Stehen. Mitten in dem Gefecht.

Nach wie vor konnte der Blonde seinen Vater nicht verstehen wieso er sich eine Jüngere gesucht hatte. Eine solches Biest die ihn abschieben wollte.

Die Konversation wurde vor seinen Augen fortgeführt.
 

Sehun schluckte als er nicht weiter unentdeckt blieb. Das Blut in seinen Adern gefror als ihn der eiskalte und gnadenlose Blick der Brünetten erhaschte. Sofort verfinsterte sich ihr Gesichtsausdruck. Auch der Vater des Schülers war auf ihn aufmerksam geworden durch seine Geliebte. Er hielt die Luft an. Man konnte genau den Blick in seinen Augen ablesen ‚Was hast du alles mitbekommen?‘; ‚Was suchst du hier unten um die Zeit‘.

„Du kommst aufs Internat“, zerbrach die Frau mit einer gehässigen Stimme die Stille. Der ältere Mann von beiden ließ fast die Kinnlade fallen, konnte sie aber noch geschlossen halten. Die Konversation war beendet. Sehun war versteinert, der Vater widersprach nicht mehr und die Frau erfreute sich mit einem zufriedenen Grinsen.

Weg mit dir

Der Tag war gekommen. Früh am morgen hallte bereits die Streiterei zwischen ihm und seinen Vater. Die Diskussion musste laut stark gewesen sein. Die Menschen die an ihrem Haus vorbei liefen blieben kurz stehen, um zu schauen was los war – führten am Ende ihren Weg fort.

„Ich will hier bleiben!“

„Du gehst hin“

„Nein!“

Nach zähligem hin und her, reichte es dem älteren Mann. Es passierte etwas was nicht hätte passieren sollten - was bislang nie vorgekommen war. Sehuns Vater war die Hand ausgerutscht. Er verpasste dem Blonden eine saftige Backpfeife. Der Schall der diese mit sich zog ließ die Zeit gefrieren. Sekunden brauchte es, dass der Schüler sich wieder fangen konnte. Erst langsam hob sich seine Hand als seine lauwarmen Fingerkuppen seine Wangen berührten.
 

Es schmerzte. Nie war ihm dies wiederfahren. Sein Vater hatte ihn geschlagen.

Die Wange Sehuns pochte, führte ihr Eigenleben. Geschockt starrte der Junge seinen Vater fassungslos an.

„Ich hasse dich!“, entwich es ihm am Ende und er rannte aus der Küche hinaus rauf auf sein Zimmer. Ein Irrtum wie sich herausstellte. Jiyeon Cecilé machte sich in seinem Zimmer daran zu schaffen, um die Sachen endlich zu packen. Die brünette Koreanerin wollte ihn loswerden. Das hatte sie in der Nacht veranlasst. Zum anderen hatte Sehuns Vater erst nachhinein erfahren, dass seine neue Freundin einen Schulplatz an einem Internat herausgesucht hatte, um Sehun dort anzumelden. So war es geschehen, dass er wegmusste.

„Was tust du da, Hexe?!“, schrie er die Furie an die gerade dabei war eine neue Ladung Wäsche in den Koffer zu schmeißen.

„Packen. Immerhin kamst du noch nicht zu und wir müssen bald los“

„Spinnst du?!“

„Nein, ich tue nur das was getan werden muss. Einer muss es am Ende“, gab die Frau genervt von sich und packte alles weiter ordentlich ein. Sie schien jetzt schon voller Vorfreude zu sein und dass sie gesiegt hatte. Ein Teenager konnte sich nicht wehren und genau dies nutzte die Koreanerin aus.
 

Sehun konnte nichts machen außer zuschauen. Es reichte ihm. Die Wut in ihm stieg schier an, doch wenn er was tat. Er würde mehr ärger kassieren als nötig war. Die Hexe war gewieft und war mit Sicherheit auf alles vorbereitet. Sein Vater würde ihr alles glauben. Sehun wäre der Böse, Jiyeon das Opfer. Das konnte er sich nicht leisten.

Der Schmerz war vergessen und die Wut pochte in seinem Körper. Er versuchte sich zu beherrschen und ballte die Fäuste, dabei bohrten sich seine Fingernägel fest in den Handballen.

Der Blondschopf gab auf – gab sich geschlagen. Er konnte nichts gegen die Entscheidung mehr tun. Stumm verließ er den Raum.

Die junge Frau sah dem Jüngeren nach wie er den Raum verließ. Sie fing erbost an zu lachen und summte ein Lied des triumphes vor sich hin.

________________
 

Die Koffer waren gepackt und bereits im Auto verschwunden. Wiederwillig stieg Sehun auf die Rückbank und schnallte sich an. Die Arme blieben stur verschränkt. Er redete nicht mehr. Mit keinem von beiden. Er sah sie nicht mal mehr an.

„Das ist das Beste für dich, Sehun“

Keine Antwort folgte.

„Schatz, gib ihm Zeit. Er weiß nicht wie viel er dir zu verdanken hat“, ergriff Jiyeon das Wort an der Stelle von Sehun der einen auf bockiges Kind tat.

„Das wird sich legen. Er ist jetzt erstmal beleidigt“

„Ich hoffe du hast recht – Ich will nur das beste für dich mein Sohn“, versuchte der Vater mit beiden gleichzeitig zu kommunizieren.

Die ganze Fahrt verlief so. Das sich der Jüngere am Ende mit Kopfhörern abgekapselt hatte blieb unbemerkt. Er wollte nicht von daheim weg. Der einzige Wunsch war es die Hexe endlich schwinden zu sehen.

Mit seinem Vater oder wie er ihn nun nannte ‚Erzeuger‘ redete Sehun kein Wort mehr. Nicht mal eine Verabschiedung wich von seinen Lippen. Keine Umarmung.

Stur hatte der Blonde lediglich seine Sachen gepackt und hatte dem Auto den Rücken gekehrt. Er wollte nichts mehr mit ihnen zu tun haben.

Der Neue

Sehun fühlte sich wie ein Packesel. Nie hätte er geglaubt, dass Kleidung so schwer sein konnte. Zwei Koffer voll mit seinen Sachen, einen Rucksack, eine Umhängetasche und ein Kissen mit der er immer schlief. Er war ein Gewohnheitstier und ohne dieses würde er noch weniger Schlaf bekommen als die letzte Nacht.
 

Ohne zurück zu blicken, auch wenn er hörte wie der Motor startete, schritt er nach vorne. Seine restliche Familie plus die Hexe ließ er hinter sich. Er hatte von nun an ein neues Leben. Ein Leben in einem Internat wo er niemanden kannte.
 

Der Blonde wurde immer schneller, steuerte auf das Gebäude zu während er die Ballast mit hinter sich her zog. Der Frust und die Trauer, um den Verlust der einzigen Person die er noch hatte war viel zu stark. Die Tränen versuchte er zu verdrängen. Er wollte alles aus sich raus schreien, um befreit zu sein von dem Kummer der ihn bedrückte – ihn verletzte.
 

Vor der Eingangstür angekommen, drückte der Junge seine Schulter dagegen und stemmte diese auf. Die Beine nutzte er dabei als Nachdruck und verlagerte sein Gewicht in diese, um die große, schwere Glastür aufzuschieben.
 

Sehun schlüpfte durch den Spalt hindurch, löste dabei beide Hände zeitgleich von seinem Koffer. Im letzten Moment hielt er die Tür an der Klinke fest und zog diese weiter auf mit einem Arm, um nacheinander auch sein Gepäck mit rein zu ziehen.
 

Ein erleichtertes Seufzen entglitt ihm. Er hatte es geschafft. Die Frage war wo er hin musste. Der Blonde schaute sich um, drehte seinen Kopf in allerlei Richtungen bis er ein Schild vorfand welches ihn leiten konnte.
 

Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf seine Lippen nieder ehe er wieder alle Sachen packte und der Ausschilderung folgte. Es war ganz leicht gewesen was man nicht von seinem Gepäck behaupten konnte.
 

Die Gänge waren leer. Jeder Schritt den er machte, hallte durch den Gang unterstützt von dem Gemurre der Rollen seiner beiden Koffer. Es musste komisch aussehen wenn ihn jemand so sah – wie er sich fortbewegte.
 

Es musste Unterrichtszeit sein. Die erste Feststellung die Sehun machte als er vor dem Sekretariat zum stehen kam. Mitten im Schuljahr ein neues Leben aufzubauen war doch das unsinnigste wie er fand. Ändern an der Tatsache konnte er es nichts nach wie vor.
 

Der Neuling zögerte einen Moment lang bis er an die Tür anklopfte und anschließend in das Büro eintrat. Seine Sachen ließ er dabei im Flur zurück, da er sie nicht unbedingt mitnehmen wollte.
 

„Entschuldigen Sie die Störung. Ich bin n...", prompt wurde der Blonde unterbrochen von dem Sekretär der hinter dem Schreibtisch saß.
 

„Oh Sehun wie ich annehme. Der Rektor wartet auf Sie"
 

„Ehh... ja... Ich.... Wo", entkam es dem anderen irritiert.
 

„Woher ich das weiß? Man hat Sie bereits erwartet. Ihre Sachen können Sie im Flur ablegen. Ich werde Sie gleich auf Ihr Zimmer bringen. Der Rektor hat sich extra Zeit für Sie genommen", meinte der Mann der sich gerade die Brille zurecht rückte und sich erhob von seinem Platz. Er zögerte nicht lange bis er um den Schreibtisch rum kam und sich vor ihn hinstellte.
 

„Ihre Sachen", bat er den Neuankömmling darum ihm diese zu überlassen. Sehun nickte irritiert und entledigte sich der Tasche die um seine Hüfte hing wie von dem Rucksack der gerade noch auf seinen Schultern saß. Diese reichte er dem Mann, auch wenn er ihm nicht gerade vertrauen konnte und angst hatte, dass ihm etwas entwendet wurde.
 

Der Sekretär schwand aus dem Büro als gleichzeitig auf der anderen Seite die Tür aufging und ein anderer Mann herein trat.
 

„Sie sind Sehun nehme ich an. Ich habe auf Sie sehnsüchtig gewartet. Bitte folgen Sie mir", mit den Worten zog der Mann gleich aus dem Sekretariat hinaus, aus welcher der andere Mann mit dem Gepäck des Blonden verschwunden war. Der Blonde starrte dem hyperaktiven Mann hinterher bis er sich selber auch in Bewegung setzte. Er musste sich ganz schön sputen um Schritt zu halten mit dem Direktor der ihm die Ohren mit Fragen abkaute und ihm alles wissenswertes über das Internat und dem Unterricht berichtete.
 

„Das wichtigste ist. Stricktes Verbot von sexuellen Anzüglichkeiten", stellte der Rektor am Ende klar, damit Sehun ja nicht auf dumme Gedanken kam. Für den Schüler war es keine neue Regel. So etwas verstand sich von selbst.
 


 

Die Führung dauerte knapp eine Stunde an. Sie ging schnell von Statten. Am Ende wurde er zu dem Klassenraum geführt wo gerade noch der Unterricht lief.
 

„Guten Tag meine Schüler. Ich bringe euch Frischfleisch", begrüßte der Direx die Klasse welche alle gebannt von ihren Unterlagen aufschauten.
 

Sehun staunte nicht schlecht bis ihm auffiel, dass es sich hierbei nur um junge Männer handelte – alle in seinem Alter rum.Ihm hatte bislang keiner gesagt, dass er sich bei dem Internat um eine reine Jungenschule handelte. Hatte sein Vater überhaupt davon gewusst, stellte er sich gerade die Frage bis ihm auch zwei freie Plätze auffielen.
 

„Ah stimmt. Mr. Kim hat sich für heute abwesend gemeldet. Also werden Sie ihn nachher wohl auch kennen lernen. Egal jetzt", wandte der selbige Mann ein während der Klassenlehrer einstimmig nickte.
 

„Fahren Sie den Unterricht weiter fort. Viel Spaß euch Kindern, ich werde Mr. Oh heraus führen, damit er sich einleben kann", mit den Worten verabschiedete sich der Mann wieder von der Klasse und ging heraus.
 

Skeptische Blicke landeten auf Sehun. Sie schienen nicht sonderlich begeistert von ihm zu sein oder hielten es für merkwürdig das jemand mitten im Schuljahr hier aufkreuzte.
 

Der Neue schluckte, verbeugte sich schnell und schwand auch schon wieder aus dem Klassenzimmer hinaus wo man auf ihn wartete.
 

„Ich habe wichtige Termine. Sie finden alleine schon zurecht", mit diesen Worten drückte der Rektor ihm ein Schreiben in die Hand. Es war ein Willkommensbrief wo auch verzeichnet war in welchem Zimmer er jetzt hauste.

Mitbewohner

Verdattert schaute Sehun auf den Zettel welchen er in den Händen hielt. Als er wieder aufschaute war der Mann der ihn herum geführt hatte spurlos verschwunden.+

„Merkwürdiger Kerl", murmelte der Junge vor sich hin und schaute wieder auf das Stück Papier. Raum 239 wurde ihm zugeteilt. Also gut. Alleine setzte er seine Suche nun fort, um an sein Ziel zu gelangen. Es war nicht so leicht, aber der Rektor schien es wohl oder übel gut zu meinen ohne es je erwähnt zu haben.

‚Learning by Doing' sollte es wohl heißen. Sicher war sich Sehun da zwar nicht, aber so lernte er nochmal auf eigene Faust das Haus kennen.

Auf dem Weg das gesamte Gebäude abzuklappern fing er an vor sich hin zu fluchen. Sein Vater und dieses Miststück. Den beiden hatte er das hier zu verdanken. Jetzt war es vorbei sich deswegen weiter den Kopf zu zerbrechen. Die Tatsachen änderten sich nicht mehr. Es war vollendet.
 

Eine ganze Weile irrte er durch das Internatsgebäude was zeitgleich mit der Schule gekoppelt war. Nach Ewigkeiten hatte es in seinem Kopf ‚Klick' gemacht. Der Blonde hatte ganze Zeit in den zweiten Stock gemusst. Die zwei seiner Zimmernummer stand für das zweite Stockwerk mit der Raumnummer neununddreißig.

Mit dieser Erkenntnis eilte er den Flur entlang und stolperte die Treppen rauf.

Erschöpft und schnaufend blieb er stehen, stützte sich dabei mit den Armen an seinen Beinen ab. Seinen Kopf bewegte er in die Richtung wo er weiter lang musste. Sehun riss seine Augen auf. Sein Gepäck stand mitten auf dem Flur.

Sollte es nicht auf seinem Zimmer stehen und nicht mitten auf dem Flur? Fassungslos starrte er in die Richtung. Der Blonde konnte es kaum glauben. Was war wenn ihm was geklaut wurde? Hätte er es sich nicht gleich denken können, dass man anderen nicht vertrauen konnte? Sehun raufte sich zusammen und machte schnelle Schritte auf die Koffer und Taschen zu die herrenlos im Flur herumlagen. War dies normal? In seinen Augen nicht.

Erneut stieg die Wut in ihm an. Erst das er hier war und jetzt, dass man respektlos mit ihm umging. Zusätzlich die merkwürdigen beiden Erwachsenen. Was wurde hier gespielt?

Sehun hielt inne vor seinen Sachen. Gerade wollte er prüfen ob alles noch da war ehe ihm der Schlüssel ins Auge sprang welcher seinen Platz auf dem Koffer gefunden hatte. Es schien der Zimmerschlüssel zu sein. Dieser war ihm gänzlich entfallen – auch danach überhaupt zu fragen. Vielleicht hatte es doch seine Richtigkeit. Eine der vielen Regeln war auch gewesen, dass sich keiner während der Unterrichtszeit auf den Fluren des Internats aufhalten durfte.

Der Blonde nahm den Schlüssel an sich und steckte ihn in das Schloss. Eine halbe Drehung brauchte es nur damit er die Tür öffnen konnte. Irritiert darüber das sie nicht verschlossen war trat er in den Raum ein. Schnell wurde ihm klar, dass er nicht alleine hier war. Ein Hochbett stand drinnen. Ein Junge befand sich in dem unteren Bett. Leicht schmunzelte er über die Erkenntnis die sich ihm gerade gab. Sein neuer Mitbewohner schien abwesend zu sein – er hörte Musik und hatte die Augen bislang geschlossen gehalten. Es schien der Schüler zu sein welcher für heute krank gemeldet war. So sah dieser aber nicht aus.

Das ging ihn allerdings nichts an. Erst musste er sich um seine eigenen Belange kümmern und schleppte nach und nach sein Gepäck in das Zimmer hinein, wo er anschließend versuchte seine Klamotten in den Schrank zu räumen. Eine schwierige Angelegenheit wenn er kaum Platz für sich fand. Sein Mitbewohner hatte alles belegt.

Mit einem Seufzen drehte sich der Neuankömmling zu dem anderen herum und trat zu ihm ans Bett wo er sich gleich in die Hocke begab, um ihn anzutippen.

Sofort öffneten sich die Augen Jongins als er etwas spürte. Sein Augenpaar glitt genervt zu der Person die gerade etwas zu sagen schien. Er hörte sie nicht – seine Musik übertönte die Stimme, dass er lediglich mitbekam das der Fremde seine Lippen bewegte.

Entnervt gab sich dieser geschlagen und zog an beiden Seiten die Ohrstecker heraus.

„Was willst du?", fragte er ihn in einer abweisenden Haltung. Nicht sonderlich freundlich zu dem Neuling und auch nicht erfreut darüber, dass sich jemand hier aufhielt.

„Ich wollte dich bitten platz im Schrank zu schaffen oder zumindest mir einen zu überlassen", bat er ihn darum. Zwei Schränke waren auch dreist für eine Person und über einen langen Zeitraum aus Koffern zu leben war nicht berauschend.

„Wenns seine muss", knurrte Jongin unzufriedener.

Der junge Mann erhob sich aus seinem Bett und ging zu den beiden Schränken rüber wo er seine Sachen von dem einen Schrank in den anderen räumte. Es dauerte nicht lange an bis dies als erledigt galt. Am Ende drehte er sich zu dem anderen wieder.

„Zufrieden? Soll ich sonst noch was machen? Tee kochen vielleicht?", zischte er ihn am Ende an. Man konnte in seinem Gesichtsausdruck lesen, dass er kein Interesse daran hatte mit ihm das Zimmer zu teilen. Noch das sie miteinander auskamen.

„Mein Name ist im übrigen Sehun. Deiner?"

„Halt die Klappe. Geht dich nichts an", bekam der Blonde nur als Antwort zu hören. Mit Freundlichkeit kam er hier wortwörtlich nicht weit. Es war zum Haare raufen.

Eine Frau die ihn los werden wollte, der Vater der klein bei gab, ein merkwürdiger Sekretär, ein glitzernder Rektor, eine komische Klasse und ein unfreundlicher Zeitgenosse. Wie würde er das nur überleben?

Sehun wollte fliehen. Nur wohin? Es gab keine Ausflüchte und er kannte sich nicht mal aus. Er packte seine Sachen und räumte sie in den Schrank hinein.

Die Gedanken zerfrassen ihn als er anfing sein Oberteil zu knittern. Er biss die Zähne zusammen mit dem Blicken seines Mitbewohners im Rücken.

„Heul nicht rum", kommentierte er seine Beobachtung. Selbst wenn dieser nur den Rücken des Neuen zu Gesicht bekam. Das Zittern war nicht zu übersehen.

„Ich heule nicht! Pisser", bekam sein Mitbewohner zurück an den Kopf geworfen. In dem Moment ertönte auch die Schulglocke. Der Unterricht schien vorbei zu sein. Die Gelegenheit nutzte Sehun aus und warf das Oberteil zurück in den Koffer, um sich nichts anmerken zu lassen wie es ihm tatsächlich ging. Das der andere Recht hatte, wollte er ihm nicht zeigen. Er flüchtete aus dem Raum und zog die Tür hinter sich zu.

Federtraum

Sehuns Herz durchzog ein neuer Schmerz von dem was passierte. Langsam hatte er das Gefühl in der Hölle gelandet zu sein indem er für bestraft wurde für etwas was er nie begangen hatte. Wie ungerecht konnte diese Welt sein?

Mit seinem Mitbewohner hatte er immerhin auch eine Niete gezogen. Das Pech klebte förmlich an ihm wie Kaugummi unter seinen Schuhsohlen. Widerspenstig wie es war würde es eine ganze Weile an ihm haften bleiben.
 

Schnelle Schritte zogen ihn nach vorne in die Richtung des Treppenhauses indem er erstmal zum stehen kam. Seine Hand suchte sich den Weg zu seinen welche er raufte. Eins war klar für den Jungen – er musste sich besser kontrollieren. Besonders nicht in Emotionen verfallen die ihn verrieten. Ihm war bekannt, dass er den Frust nicht verdrängen sollte. Es war schwer es zu verarbeiten und gleichzeitig stark zu bleiben, ohne dass ihm die Tränen aufstiegen. Zu lange war es her seitdem er in Tränen zusammengebrochen war. Jahre um genauer zu werden.
 

Sehuns Kopf legte sich in den Nacken. Für einige Sekunden hielt er die Luft an. Er musste sich wieder fangen. Die Puste und die Nerven waren gerade wie ausgebrannt, dass er sich anfing auf und ab zu bewegen. Es half ihm um runter zu kommen. Das er dabei beobachtet wurde, wusste er nicht.
 

Die Minuten verstrichen bis der Blonde wieder einigermaßen clean mit sich war. Auch wenn er gerade mal die Hälfte abgebaut hatte, Sport war die beste Möglichkeit um runter zu kühlen. Ohne sich weiter großartig Gedanken zu machen, fasste Sehun den Schritt und stieg die Treppe herunter. In dem Moment schlichen sich zwei Gestalten aus ihrem Versteck und rannten zum Treppengeländer wo sie herab schauten auf den Neuen bis zu dem Punkt wo sie ihn hatten.

„Jetzt Jongdae“, gab die Stimme den Einsatz bekannt und schon kippte der genannte den Eimer über den Sperrschutz herüber. Irritiert schaute auch der Blonde der unten angekommen war nach oben zu der Stimme die seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Seine Augen weiteten sich bis ihn auch die dickflüssige Substanz traf. Geschockt über die Attacke, ging schon der nächste Lärmpegel los. Ein Rattern folgte während die beiden Jungs von oben grinsend auf ihn herab schauten.

Mitten in einem starken Windstoß konnte er zwischen dem ganzen Weiß was auf ihn zugesteuert kam die Ventilatorblätter erkennen.

Es waren Federn die ihn ankleideten – an ihm haften blieben. Wie ein Schneemann stand der Junge regungslos im Flur. Es traf ihn wirklich der Schock und seine Psyche bekam ein neues Tief der Demütigung. Sein Stolz hatte einen Knick. Er hörte nur noch das Hallen vom Einklatschen eines Highfives von oben. Minseok der Übeltäter hatte es mit Jongdae geschlossen während hinter ihm ein weiteres ertönte – Baekhyun und Luhan.

Sehun kannte die Jungs nicht beim Namen. Er wusste nicht wer sie waren. Nur den einen Namen hatte er sich gemerkt ‚Jongdae‘, da ihn einer der Jungs in den Mund genommen hatte. Sie waren in seiner neuen Klasse. Mehr Informationen gab es nicht über sie. Nicht mal vorgestellt hatten sie sich. Wahrscheinlich würde dies morgen erst passieren.

Dem Blonden stiegen tatsächlich die Tränen hoch. Er wurde endgültig gebrochen. Das einzige was ihm half war die Flucht vor ihnen. Dem Gelächter wie sie sich über sein Leid ergötzten.
 

Er stürmte aus dem Gebäude hinaus. Ihm liefen die Tränen nur so runter. Ein zerrupftes Huhn. Das mussten sie über ihn denken. Es tat ihm im Herzen weh. Zu viel des Guten in den letzten Tagen.

Sehuns Beine wollten nicht mehr aufhören zu laufen. Egal wo lang, Hauptsache er kam weg von ihnen. Er wollte seine Ruhe haben, nicht dass jemand ihn so sah.
 

______
 

Langsam beruhigten sich die Gemüter im Treppenhaus und die vier Jungs schauten gegenseitig zu ihm hoch.

„Der ist ja gerast wie von einer Tarantel gestochen“, staunte Luhan nicht schlecht und grinste zu den anderen beiden hoch.

„Habt ihr seinen Blick gesehen?“, fügte Jongdae hinzu worauf die anderen nickten.

„Tradition über Tradition muss weitergereicht werden“, stimmte Baekhyun mit den anderen überein.

„Das stimmt. Aber wir sollten das Chaos beseitigen bevor einer der Erwachsenen das mitkriegt“, seufzte die Vernunft darüber hinaus in Minseok. Eine untypische Art von ihm. Mit diesen Worten begab er sich zur Reinigungskammer und suchte sich die Putzutensilien heraus, um unten alle Spuren des Verbrechens zu beseitigen. Die anderen kamen ihm entgegen und schlossen sich ihm an.
 

______
 

Seine Beine trugen ihn zu einem See etwas weiter abgelegen von dem Internatsgebäude. Es musste noch zu dem Geländer dazu gehören. Es schien etwas wie ein kleiner Park zu sein. Dieser Ort neigte ihn zum runter fahren weshalb sein Körper auf eine der Bänke vor dem See glitt und den Boden anstarrten. Alles klebte an ihm. Es war kein sonderlich angenehmes Gefühl was ihn durchzog. Langsam hob der Blonde den Arm und begann leicht an seinem Ärmel zu riechen – den Geruch aufzunehmen. Erstaunt stellte er fest dass es sich um Honig handelte. Vor Schreck hatte er nicht darauf geachtet gehabt.

Die Tränen klebten ihn an den Wangen. Sie hatten sich verfangen gehabt. Manche hingegen zogen sich bis zum Kinn hin und perlten ab.

Wenigstens konnte er hier ungestört bleiben. Sein Kopf hob sich etwas und er blickte in das Wasser wo er sich selber spiegeln sehen konnte. Es wirkte verschwommen. Wie ein mutiertes Huhn sah er sich dasitzen.
 

Sehun starrte Stunden lang mit leerem Blick ins Wasser bis ihm eine zweite Person im Bilde erschien.

„Nimm dir den Angriff nicht zu Herzen. Jeder durchlebt es hier – es ist Tradition“, ertönte die Stimme neben ihm. Sofort wendete der Blonde den Blick auf den Jungen neben sich.

Cooldown

Dachte der Junge das Sehun etwa deswegen Tränen verloren hatte? Es schien ein Missverständnis zu sein. Sehun senkte den Blick wieder zu Boden. Er konnte ihm schlecht sagen was in ihm vorging. Gerade war dies eine Geschichte mit der er selber abschließen musste und zum anderen kannte er den Kerl neben sich nicht der ihm die Hand auf die Schulter legte.
 

„Mein Name ist Kyungsoo“, stellte der Unbekannte sich vor nach einem längeren Schweigen.

„Wie heißt du? Vorhin konntest du dich nicht vorstellen“, schmunzelte Kyungsoo und nahm die Hand wieder runter von seiner Schulter.

„Sehun“, schenkte er ihm als Antwort seinen Namen. Er schien nahezu anders als die anderen. Ein angenehmes Gefühl durchfloss ihn – eins der Sicherheit. Der Kurzhaarige hatte etwas an sich was ihn vertrauen ließ.
 

„Freut mich Sehun“, erwiderte er die Worte von ihm mit einem sanften Lächeln auf den vollen Lippen.
 

Mehr Worte wechselten die beiden nicht. Die Stille war gerade am angenehmsten als ob Kyungsoo es verstehen konnte was in dem Blonden vorging.

Die einzigen Geräusche die hin und wieder ertönten waren die der Vögel. Nichts mehr. Sie saßen nebeneinander und schauten auf den See.
 


 

Es vergingen zwei Stunden indem sich der Neue beruhigte und die Zeit über hatte er jemanden bei sich der ihm Gesellschaft leistete. Sehun war es egal geworden, dass er voll mit Honig war – mit Federn bedeckt. Sollten die anderen doch lachen über ihn – ihn störte es nicht mehr.

Der Blonde war tiefenentspannt. Die Atmosphäre hatte ihn beruhigen können, ihm Ablenkung verschaffen gehabt.
 

„Wir sollten langsam zurück“, unterbrach Kyungsoo die Stille. Dieser wollte selber nicht gehen. Diesen Ort nicht verlassen. Man merkte wie ruhig er war und wie es ihm das Herz zerriss, dass er diese Worte ausgesprochen hatte. Es war nicht aus seinem Gesichtsausdruck zu lesen – aus seiner Stimme zu hören. Anscheinend war er oft im Einklang mit der Natur. Sehun sprach ihn jedoch nicht darauf an.
 

„Vielleicht hast du Recht“, murmelte der Blonde ehe zu sich selbst und blickte auf die Hand die ihm hingehalten wurde. Ein kleines Lächeln bahnte sich auf seinen Lippen an als er die Hand des Schwarzhaarigen entgegennahm.
 

Gemeinsam machten die beiden sich auf den Weg zum Internatsgebäude zurück. Es war dem Verfederten unangenehm sich dem entgegen zu stellen. Automatisch spannte sich sein Körper an als sie beide dem Internatsgebäude wieder näher kamen. Er schluckte schwer und kam zum stehen. Überrascht blieb auch Kyungsoo stehen und drehte sich zurück.
 

„Was hast du?“
 

„Nichts. Schon gut“
 

„Na gut.“
 

Sehun wollte darüber nicht reden. Es war ihm unangenehm. Er konnte schlecht fragen ob sein neuer Bekannter und sein Zimmergenosse miteinander befreundet waren. Vielleicht hatte sich die Situation zwischen ihnen beiden nachher auch gelegt gehabt. Hoffentlich.
 

Kyungsoo machte sich mit ihm auf den Weg nach oben zu den Zimmern.
 

„Wir sehen uns“, schmunzelte er und verabschiedete sich damit für den heutigen Tag. Der Blonde nickte ihm zu.
 

„Bis morgen“, erwiderte er und verschwand am Ende auf der anderen Seite des Flurs.

Vollkommen aus dem Kontext

Es brannte bereits Licht in dem Raum was er durch den Türspalt erkennen konnte. Langsam trat er in den Raum hinein. Seine Augen weiteten sich mit einem Schlage als er das Zimmer betrat. Sein Mitbewohner stand mit dem Rücken zu ihm gedreht. Anscheinend kam er ungelegen. Der nach wie vor Fremde stand ohne Oberteil im Raum. Sehun musste doch ganz schön schlucken bei dem Anblick dem er ausgeliefert war.

Jongins Rücken war mit Narben versehen. Sie sahen bitter aus. Große Wunden in Formen von Schlieren. Was war ihm widerfahren dass er so aussah?

Der Blonde sagte nichts. Blieb stumm und schritt weiter ins Zimmer rein, um sich an dem Koffer zu bedienen. Er lag nur nicht mehr dort wo er ihn hinterlassen hatte sondern fand seinem platz auf einem Stuhl. Sein Mitbewohner hatte sich seinen Weg geschaffen und war an seine Sachen gegangen. Es passte ihm nicht in den Kram, dass man ohne ihn zu fragen seine Sachen verrückte. Zum anderen war das nächste Problem, dass sich der andere genau dort aufhielt.

Sehun atmete tief durch. Er riss allen Mut gerade auf und trat selbstsicher zu seinem Eigentum, um zwei Handtücher, Duschzeug und seinen Schlafanzug hinaus zu angeln. Er blieb nicht unbemerkt. Ohne dass er es merkte, drehte sich sein Mitbewohner zu ihm herum.
 

„Hat das Baby sich ausgeheult?“, stellte er die Frage. Der andere zuckte vor Schreck zusammen und blickte den anderen an. Sein Blick haftete fast an seiner Brust. Die Haut schien so schön sanft zu sein – warm, einladend. Das einzige welches das makellose Bild zerstörte waren die weiteren Narben.
 

„Wo starrst du hin?!“, knurrte Jongin genervt. Ehe sich der andere versah, hatte ihn der Kerl am Kinn gepackt und zog ihn an diesem zu sich hoch.
 

„Die Musik spielt hier oben!“, fügte er hinzu.
 

Seine Augen waren schön – bildschön. Sie waren fast schwarz. Er ignorierte die Worte. Sie stießen auf taube Ohren. In Sehun regte sich etwas. Herzrasen. Es schlug unregelmäßig vor Aufregung. Wie konnte das sein?

Er wusste dass er Männern nicht abgeneigt war, aber das hier. Er konnte es kaum glauben. Der Blonde sah ihn gerade erst zum zweiten Mal in seinem Leben. Vielleicht schwärmte er für ihn lediglich oder er spinnte sich Sachen zusammen.
 

„Eyyy!“, schnauzte ihn der andere an, um ihn wach zurütteln.
 

„Starr nicht so!“
 

Mit den Worten ließ sein Mitbewohner von ihm ab und zog sich das Shirt seines Schlafoberteils über. Anschließend schnappte er sich eine Coladosa und verschwand auch wieder außerhalb des Raumes.

Jongin musste sich das nicht weiter geben. Der Neue nervte ihn. Er konnte es sich selbst nicht erklären. Er hatte anfangs immer Probleme mit anderen warm zu werden. Es sollte ihn nicht mehr verwundern und trotzdem tat er es.

Er verwarf die Plagen die ihn gerade gefesselt hatten und versuchte sich mit Joggen abzulenken. Mehrere Runden um den Block würden ihm sicher gut tun.
 

Sehun blieb alleine in dem Raum zurück. Perplex über das was gerade geschehen war - er musste es erstmal verdauen.

Ganz schnell verschwand er im Bad und schmiss seine Sachen in die Ecke. Der große Unbekannte hatte ihn nicht ansatzweise dumm angeguckt oder einen Spruch ihm gegenüber fallen lassen. Das musste nichts zu bedeuten haben. Womöglich hatte er ein falsches Bild von ihm im Kopf. Die erste Begegnung war nicht berauschend gewesen zwischen ihnen. Im Unterricht hatte dieser auch gefehlt gehabt. Ging es ihm tatsächlich nicht gut und er wollte wirklich seine Ruhe haben? Anders konnte er sich das nicht erklären.

Der Blonde fuhr sich über das verklebte Gesicht und schaute in den Spiegel, um sich zu betrachten. Er sah grauenhaft aus. Alles haftete an ihm und die Federn sahen auch nicht wirklich schön aus. Sie waren es mit Sicherheit am Anfang, aber jetzt – verranzt.

Sehun drückte sich weg von dem Bild und verschwand in der Dusche. Er zog die Kabinentür zu, anschließend suchte seine Hand den Knauf womit er das warme Wasser aufdrehte. Sofort prasselte es auf seinen Körper nieder. Seine Hände fuhren über sein Gesicht hoch zu seinen Haaren. Er genoss es förmlich wie das warme Wasser auf seinen Körper strömte. Seine Augen schlossen sich. Sein Kopf legte sich für einige Sekunden in den Nacken, um die Spannungen von gerade wieder zu lösen.

Der Blonde griff nach dem Duschgel und schäumte sich damit ausgiebig ein, um alle Stellen von der klebrigen Maße zu befreien. Anschließend shampoonierte er seine Haare ordentlich. Der Honig blieb hartnäckig und wollte sich schwerer lösen.

Es dauerte seine Zeit an bis er gänzlich befreit wurde von der Schikane die er erlebt hatte. Sehun stieg am Ende aus der Dusche raus und trocknete sich ab ehe er in seine Schlafkleidung sprang. Die Wäsche sammelte er zusammen und schmiss sie in den leeren Wäschekorb, da der andere seinem Mitbewohner gehörte. Im Anschluss reinigte er die Dusche von den Federn und den Honigbrocken die er wegwarf. Er wollte das Bad nicht wie Sau hinterlassen.

Aussprache

Im selben Moment als der Blonde aus dem Bad kam, kehrte auch der andere wieder zurück ins Zimmer. Sehun verharrte in seiner Bewegung. Nicht anders erging es Jongin dabei. Beide starrten sich gegenseitig an – fassungslos.
 

Zufälle passierten und ihnen gerade zum zweiten Mal? Der Blonde presste die Lippen aufeinander – er wusste nicht was er sagen oder tun sollte. Der andere schien selber keinen Rat zu haben sich auszuhelfen. Er tat das was er am besten konnte – einfach auf sein Bett zusteuern und sich dort zurückziehen.
 

Sehuns Augenpaar verfolgte ihn dabei wie er sich niederließ und sich die Kopfhörer in die Ohren steckte, um sich aus der unkomfortablen Situation zu flüchten. Es verstrichen einige Sekunden ehe sich der Blonde von dem Türrahmen löste und auf den anderen zusteuerte.
 

Ein Seufzen entrinn dem Schwarzhaarigen als er bemerkte wie der Neue auf ihn zugetreten kam. Er wendete sich ab und drehte sich auf die Seite. War es so schwer zu verstehen, dass er seine Ruhe haben wollte? Auch wenn er insgeheim froh darüber war, dass der Neue ein zweites Mal auf ihn zu kam, statt anders rum. Jongin hatte kaum Freunde, nicht mal auf dem Internat so wirklich. Selten wechselte er Worte mit einem der Jungs. Ausgenommen davon war Yifan. Er war so in etwa wie ein bester Freund für ihn geworden. Mit ihm konnte er über alles reden wenn er sich selber eingestand. So in etwa wie sein Mitbewohner war es ihm damals ergangen. Yifan war der Jenige, der den ersten Schritt machen musste und es hatte mit Sicherheit mehr Anläufe gebraucht gehabt bis er in der Lage war zu reden. Jongin hatte ein großes Mundwerk mit dem er sich zur Wehr setzen konnte oder einem genervt entgegen kam. Kein Wunder wenn er von den anderen gemieden wurde oder selten mit ihnen etwas unternahm. Es gab selten einen der Bande aus seiner Klasse die es schafften. Vielleicht schaffte es Junmyeon als Klassensprecher noch Zugriff auf ihn zu haben. Durch ihn hatte er es geschafft auch mal feiern zu gehen. Mitunter hatte ihn sein bester Freund unterstützt dabei.
 

Ein Zacken reichte und er wurde schon herum gerissen. Irritiert blickte er auf zu dem Blonden.
 

„Wir müssen reden“, sprach dieser ihn an. Die einzige Regung die er ihm zeigte war das hochziehen seiner Augenbraue. Nicht sonderlich begeistert über die Reaktion verdrehte Jongin die Augen.
 

„Das kannst du auch vernünftig“, entgegnete er ihm sofort und rieb sich die schmerzenden Ohren. Es tat höllisch weh, selbst sein Ohr pochte. Sehun war versehentlich an das Kabel gekommen als er ihn herum gewirbelt hatte, sodass seine Kopfhörer mitgezogen wurden. Der Schwarzhaarige beherrschte sich gerade noch so, knirschte jedoch gereizt mit den Zähnen.
 

„Das ist mir egal. Das konntest du vorhin auch nicht?“, zischte er ihn an und Jongin nickte kurz darauf. Sein Mitbewohner schien gerade am ausrasten zu sein. Er kochte sichtlich vor Wut das – so schnell konnte keiner gucken – er eine Faust in sein Gesicht bekam.
 

Jongin zog vor Schmerz die Luft ein. Das Knirschen seiner Zähne war dieses Mal nicht zu überhören. Sehun hatte einen Treffer gelandet. Die Nase des Schwarzhaarigen fing an zu bluten. Sofort warf dieser sein Handy beiseite auf das Bett zurück während der Blonde einige Schritte zurück machte als sich der andere erhob und nun auch auf ihn los ging. Mit einem Schlag haute er ihm eine runter und trat mit dem Knie in die Magengrube des anderen nach. Es ertönte ein Keuchen was dem Neuen entfleucht war. Dieser hing mit dem Oberkörper halb über den Boden und hielt sich den Bauch vor Schmerz der ihn durchflutete. Röcheln nach Luft ertönte. Man sah ihm an das dieser Schachzug nicht ohne gewesen war. Es hielt ihn dennoch nicht davon ab aufzuhören. Im Gegenteil. Die Wut und der Frust keimten in ihm auf. Sie förderten die Prügelei. So leicht gab er nicht.
 

Er trat dem anderen die Beine weg. Jongin kam ins Schwanken und riss den anderen mit sich zu Boden wo sie sich beide kappelten. Sie rollten über den Fußboden weg. Hin und her. Es schien kein Ende mehr zu nehmen. Abwechselnd waren sie oben oder unten. Die Zeit ließ nicht davon ab.
 


 


 

Am Ende lagen sie beide nebeneinander, starrten dabei die Decke mit einem Grinsen an. Es hatte ihnen gut getan. Geredet hatten sie nicht miteinander. Sich lediglich wie kleine Jungs benommen die sich dominieren mussten. Ihrer beide Brustkörbe hebten und senkten sich schwer, um sich nach und nach zu erholen.
 

„Es hat gut getan sich von Wut zu lösen“, brachte Sehun erschöpft zum Vorschein während er sich über die blutige Wunde unterhalb seines Auges strich.
 

„Und wie gut es getan hat“, erwiderte der Schwarzhaarige auf seine Worte – die Hände neben seinem Körper ruhend.
 

„Ich heiße Jongin“, stellte er sich selber vor. Dies hatte er ihm die ganze Zeit über verleugnet gehabt. Er wollte eigentlich nicht so genannt werden. Lieber bei dem Namen dem ihm Yifan mit seiner Einverständnis gegeben hatte. Er bevorzugte es. Genauso wie sein bester Freund es bevorzugte als Kris bezeichnet zu werden. Doch das verschwieg er dem anderen wieder.
 

„Freut mich“, schmunzelte der Blonde und drehte sich auf die Seite zu ihm rüber.
 

„Sind wir nun quitt oder machst du mich wieder dumm an?“, grinste er ihn durchaus provokant an. Jongin selber drehte sich zu ihm auf die Seite und fing an zu lachen.
 

„Quitt, aber gewöhn dich nicht zu sehr daran das ich nett zu dir bin“, erwiderte er auf die Worte von ihm und erhob sich vom Boden wieder. Er strecke dem anderen den Arm hin, welcher diesen annahm und sich auf die Beine ziehen ließ. Das Eis schien getaut zu sein zwischen beiden – nur merkte sich Sehun seine Worte. Der andere schien es ernst zu meinen mit diesen und zum Scherzen sah er nicht aus, selbst wenn er lächelte.
 

„Wir sollten ins Bett. Morgen ist Schule“
 

„Wenn ich morgen überhaupt hingehe“, schnaubte Jongin ihn an und wendete sich ab, um wieder in seiner Art Hölle zu verschwinden. Müde Löwen nervte man nicht – das schoss dem Blonden als Abschied durch den Kopf.
 

„Gute Nacht“, wünschte er ihm, doch keine Reaktion zeigte sich. Kopfschüttelnd seufzte er und kletterte in sein Bett. Den Wecker stellte er sich mit seinem Handy welches er neben seinem Kopfkissen hinlegte. Sein Kopf sank auf dieses und er betrachtete einen Augenblick lang die Decke. Sehun durchlebte den Tag wie einen Film in seinem Kopf der abgespielt wurde. Als dieser endete, drehte er sich auf die Seite und versuchte zu schlafen, während Jongin den Lichtschalter betätigte, damit das Licht im Raum erlosch.

Nur Freunde?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Mehr Schein als sein

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Ärger

Für Jongin brach gerade eine Welt zusammen. Er wendete sich langsam ab von der Tür. Die Tränen rannen ihm runter ohne Ende. Er konnte sie nicht mehr zurückhalten, nicht stoppen. Egal wie oft er sich diese weg wischte. Sein Herz wog mehr als Blei in dem Moment. Diese Geräusche, die er vernommen hatten gingen ihm nicht aus dem Kopf trotz, dass er sich immer weiter entfernte von der Tür. Er hasste dieses Gefühl der leere und eines gebrochenen Herzens. Er empfand mehr für diesen dummen Chinesen als das ihm lieb war. Nie hatte er über seine Gefühle gesprochen gehabt. Er schluckte schwer als er noch einmal den Weg zurück blickte, den er gerade gegangen war.
 

Draußen ließ er sich auf eine der Bänke sinken. Er schluchzte. So fertig war er schon lange nicht mehr gewesen. Er dachte ein wenig nach, doch das wollte er auch nicht. Am liebsten wäre er an der Stelle Taos. Unbewusst grollte er Hass auf ihn. Das er sich in den Armen seines Yifans befand. Dieser sich mit ihm vergnügte. Diese Vorstellungen machten ihn wahnsinnig und der Grund wieso noch mehr Tränen flossen. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Diese bitterlichen Tränen die er verlor. Er konnte nicht mehr aufhören.

Es war nicht seine Schuld, dass er Yifan dazu gebracht hatte mit ihm zu schlafen. Er hatte es nicht ausgelöst. Sein bester Freund schlief schon eine ganze Weile mit dem Idioten vom Club. Das Schlimmste war aber, dass er sie heute zweimal erwischt hatte.

Er hatte es sich zuvor nicht anmerken lassen, doch jetzt war er alleine. Nirgends, wo er Kälte zeigen musste, um von sich tatsächlich ablenken zu lassen. Zurück wollte er nicht mehr. Wie sollte er nun Kris begegnen? Er würde ihn nicht mehr ansehen können. Ihm blieb nur eins übrig und seinen Plan zu vollenden.

Wieder wischte sich der Schwarzhaarige die Tränen aus seinem Gesicht bis er sich auch wieder erhob. „Reiß dich zusammen, Kai“, fluchte er über seine Schwäche und verpasste sich damit eine Ohrfeige, um wieder der Alte zu sein. Ohne weiter Zeit zu verschwenden, machte er sich auf dem Weg in sein Zimmer. Sehun schlief bereits. Er nutzte dies aus und reinigte sich das Gesicht im gemeinsamen Badezimmer, um sich von den Tränen zu verabschieden und sein Gesicht einzucremen ehe er sich ins Bett legte und versuchte trotz der Schmerzen zu schlafen.
 

Am Morgen wurde er ausnahmsweise nicht von seinem Mitbewohner geweckt. Dieser wurde im selben Augenblick wie er wach. Beide blickten zur Tür als sie Schrei hörten, welche von Außen austraten.

„Was ist da los?“, fragte Sehun verschlafen und kletterte aus seinem Bett raus, blieb aber noch vor geschlossener Tür stehen.

„Ich weiß es nicht“, erwiderte der Schwarzhaarige und quälte sich bereits aus dem Bett. Die Geräusche im Flur nahmen in der Zwischenzeit zu. Sofort riss Jongin die Tür auf und weitete die Augen. Selbst Sehun linste über den Türrahmen hinweg. Seine Augen wurden größer und er stand unter Schock.

Ohne das er es bemerkte schritt sein Zimmergenosse ein und hielt den Arm auf, der gerade Kyungsoo ein reinschlagen wollte.

„Lass ihn endlich in ruhe!“, fuhr Jongin den Kerl an.

„Verpiss dich, Kai“, knurrte er ihn genervt an.

„Lay! Lass ihn verdammt nochmal los und hau ab“, warnte er den Chinesen, während Kyungsoo verschreckt festgehalten wurde. In ihm hatte sich Angst breit gemacht, dass ihm mehr wiederfahren konnte als ihm lieb war. Lay schnalzte entnervt mit der Zunge und ließ von dem Kragen ab und befreite danach seine Hand aus dem Griff von Jongin.

„Misch dich nicht dauernd ein, du großer Held“

„Ich mische mich dann ein, wenn ich es muss“, erwiderte der Schwarzhaarige und riss ihn gleich von dem anderen weg, damit Sehun freie Bahn hatte sich um den Älteren zu kümmern.

„Ach ist das so, Jong~In?“, brachte er provokant hervor, was in Sehuns Mitbewohner einige Schalter umlegte.

„Pass auf was du sagst“

„Wenn nicht, was dann?“

„Halt einfach die Klappe und verpiss dich“, zischte Jongin nun lauter. Er musste sich wirklich zusammen reißen, um eine Schlägerei zu verhindern. Oder zumindest darauf achten, dass sein Mitbewohner Kyungsoo in Sicherheit brachte.

„Awww. Jetzt fällt dir nichts mehr ein?“, provozierte ihn der Chinese, der am schlimmsten war neben seinem besten Freund. Ohne dass er es wollte, presste er diesen gegen die nächste Wand.

„Ngh ~“, entkam es dem ebenfalls Schwarzhaarigen und ein amüsiertes Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit. „Hilft dir dein toller Schatz nicht. Weißt du, dass er dich betrügt?“, führte er fort woraufhin es Jongin reichte und ihm eine runterhaute.

„Pass bloß auf was du sagst“, knurrte er wütend. Doch es kam noch schlimmer, denn gerade kamen Yifan und seine Begleitung aus ihrem Zimmer. Sie hatten ebenfalls den Lärm gehört gehabt, waren aber auf dem Weg zum Frühstück gewesen.

„Spinnst du, Kai?“, fuhr Kris seinen besten Freund an und ließ die Hand Taos los, um den anderen von Lay los zu reißen. „Was ist in dich gefahren??? Drehst du jetzt total am Rad?“, versuchte er ihn zur Rede zu stellen, doch das einzige was geschah, war, dass Jongin sich befreite.

„Kümmer dich um deinen eigenen Dreck! Der Pisser ist wieder auf Kyungsoo losgegangen“, warf er dem Größeren an den Kopf. Es war natürlich klar gewesen, dass Yifan wieder seinen Chinesen-Kumpel in Schutz nahm ohne dem Ursprung auf dem Grund zu gehen, damit wendete sich dieser ab und folgte Sehun wie Kyungsoo auf das eigene Zimmer. Tao, Yifan und Lay schauten ihm hinter her.

„Dein bester Freund ist gemeingefährlich“, brummte Lay genervt und hielt sich die Nase.

„Halt die Klappe“, brachte der Rothaarige ihm zum Schweigen. Danach sah er zu Tao mit einem leichten Lächeln. „Lass uns frühstücken“, grinste er ihn an und nahm erneut die Hand seines Freundes.

„Gerne“, erwiderte Zitao und gemeinsam verschwanden sie vom Showplatz, wo Lay alleine verweilte.

__
 

In der Zeit versuchte Sehun den armen Kyungsoo zu beruhigen. Er war komplett fertig mit den Nerven, dass er den Trost gerne annahm.

„Komisch… Vor zwei Tagen war ich für dich da“, gab er aufgelöst und fertig von sich als Jongin den Raum betrat, um zu sehen wie es den beiden ging. Seine Miene verfinsterte sich ein wenig.

„Hättest du n“

„Werf es mir nicht noch weiter vor“, brachte Kyungsoo dann hervor und seine Augen füllten sich mit Tränen. Er wollte sich nicht ständig an seinen Fehler erinnern.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Minzou_Sshi
2018-02-24T23:42:14+00:00 25.02.2018 00:42
Mensch, ich mag deine story voll! ^^ Die ist echt super. nur doof das ich dieses Kapi nicht ganz verstehe. Musste die beiden letzten Kapis überspringen da ich noch nicht achzehn bin. XD Ähm, was ist den in den beiden Kapis passiert, die ich überspringen musste? o.o??


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