"Was wäre, wenn..." - Ein Miraculous-Adventskalender von Bloonaa ================================================================================ Kapitel 4: Viertes Türchen -------------------------- Was wäre, wenn Alya doch etwas in dem Geschichtsbuch gefunden hätte? Die Freude über ihren Fund war schier grenzenlos. Ladybug war eine Schülerin, wie sie selbst, wahrscheinlich sogar in ihrem Alter oder nur ein wenig älter und das Geschichtsbuch in ihrer Hand war der Beweis dafür. Mit der Akribie eines Spurenermittlers nahm sie jede einzelne Seite unter die Lupe und registrierte alles, außer vielleicht Fingerabdrücke, obwohl das wahrscheinlich gar keine schlechte Idee war, sollte sie nichts anderes finden. Der Stempel auf dem Einband, in den die Schüler normalerweise ihren Namen einzutragen hatten, damit man Beschädigungen nachweisen konnte, war leider für dieses Schuljahr nicht ausgefüllt worden. Das war der erste Dämpfer ihrer Suche gewesen, doch als sie nach gut der Hälfte der Seiten feststellen musste, dass auch keine Kritzeleien oder Randnotizen gemacht worden waren, verließ sie zusehends die Hoffnung noch auf etwas Interessantes und hilfreiches zu stoßen, dass ihr den Namen der Schülerin offenbaren könnte, der das Buch gehörte. Sie blätterte dennoch tapfer Seite für Seite weiter und wollte zumindest nicht aufgeben, bis sie die letzte Seite auch kontrolliert hatte. Mittlerweile war sie an einem Kapitel angekommen, dass sie zur Zeit selbst im Unterricht behandelten. Das war auch das Thema ihrer nächsten Klassenarbeit - Leben und Sterben im alten Ägypten. Das sollte sie sich eigentlich noch einmal ansehen, da sie mit dem Lernen noch nicht begonnen hatte, aber sie würde sich ja später mit Marinette am Museum treffen und konnte mit ihr den Stoff noch einmal durchgehen. Plötzlich stockte sie, als sie das Kapitel über die Mumifizierung in dem Buch erreicht hatte, auf der Seite war ein Stück Papier eingeklemmt, dass wahrscheinlich als Lesezeichen dienen sollte. Ihr Herz klopfte wie wild und sie strahlte über das ganze Gesicht. Das war es, worauf sie so sehnsüchtig gewartete hatte. Ein Hinweis, der sie zu der wahren Identität von Ladybug führen würde. Hektisch faltete sie das zusammengeklappte Stück Papier auseinander und betrachtete es begierig. Darauf war eine Skizze zu sehen, die in aller Hektik und mit raschen unsauberen Bleistiftstichen erstellt worden war. Sie zeigte offensichtlich eine kleine, runde Tasche, mit einem großen Klippverschluss, einem langen dünnen Trageband und floralen Mustern als Dekor. Alyas Augen wurden groß, denn sie kannte dieses Accessoire nur zu gut. Es war Marinettes kleine Umhängetasche, die sie stets bei sich trug und, was noch viel wichtiger war, welche sie selbst entworfen hatte. Ohne weiter groß nachzudenken, packte sie Buch und Skizze ein und machte sich auf den Weg zu Marinettes Haus. Sie stürmte durch die Backstube, wo die Eltern ihrer Freundin mit einem flüchtigen: „Bonjour“ bedachte und dann die Treppen nach oben hastete. „Bonjour, Alya.“ Die Tür, welche Backstube und Hausflur miteinander verband, war bereits ins Schloss gefallen, als die Antwort von Madame Cheng erklang. Auch auf das Anklopfen verzichtete sie vor lauter Aufregung und platze in Marinettes Zimmer hinein, die sie verwundert musterte, als sie abgehetzt und schwer schnaufend vor ihrer Freundin zum Stehen kam, welcher gerade am Schreibtisch saß und ein Kleidungsstück mit Perlen dekorierte. „Du bist Ladybug!“, sagte Alya kaum, dass sie wieder Atem holen konnte und zeigte mit dem Finger auf ihre Freundin, während sie mit der anderen Hand das Buch samt Skizze aus ihrer Schultasche zerrte und ihr direkt vor die Nase hielt. Warum denn auch lange um den heißen Brei herum reden, das war noch nie ihre Art gewesen. Komplett perplex war Marinette einen Moment lang nicht in der Lage zu antworten, wie auch, sie wusste nicht, wie sie da wieder rauskommen sollte und vor allem war leugnen in diesem Moment zwecklos geworden, als ihr Blick kurz auf den Tisch neben sich huschte, wo Tikki, ebenso überrannt wie sie selbst, noch auf dem Rand eines Tellers saß und gerade im Begriff war von einem Schokokeks abzubeißen. Alya war natürlich ihrem Blick gefolgt und hatte den Kwami entdeckt, der viel zu spät noch versuchte sich hinter dem Computerbildschirm zu verstecken. „Was war das denn?“, war die nächste Frage, die Alya nun verwundert stellte und jetzt war auch Marinette in der Lage zu antworten, nachdem sie tief geseufzt hatte. „Du hast Recht.“ Sie hielt die Hände vors Gesicht und sank merklich in sich zusammen, bevor sie unsicher zu Alya hinüberschaute und sie beinah anflehte. „Bitte, bring das nicht in deinem Blog.“ Jetzt war es an Alya einen Moment lang sprachlos zu sein und ihre Freundin und den Computerbildschirm im Wechsel anzustarren. Dann brach sie in einen hysterischen Schreikrampf aus, hüpfte ein paar Mal auf und ab und rannte ihrer Freundin mit ausgestreckten Armen entgegen, bevor sie diese fest an sich drückte. „Das ist der Wahnsinn! Warum hast du mir das nicht erzählt und wie bist du dazu gekommen? Wie funktioniert das mit der Verwandlung und oh mein Gott ich kann es einfach nicht glauben!“ Marinette wusste gar nicht, welche Frage sie ihr zuerst beantworten sollte, also rief sie Tikki aus ihrem Versteck. Der Kwami kam heran geschwebt und winkte Alya mit ihren kurzen Ärmchen etwas verlegen zu. „Also, das ist Tikki, mein Kwami. Wenn sie in meinen Ohrringen verschwindet, dann kann ich mich verwandeln.“ Sie begann einfach zu erklären und fühlte sich mit jedem Wort etwas leichter, als wäre eine Last von ihr genommen worden. Alya hörte sich gespannt alles an, von dem Erscheinen der kleinen Schachtel, ihrem Problem am Anfang mit Stoneheart und den Schwierigkeiten dieses Geheimnis für sich zu behalten. Als sie geendet hatte, leuchteten Alyas Augen beinahe noch mehr, als vorher. „Einfach cool! Ich hätte mir nie zu träumen gewagt, dass du es bist.“ Kurz realisierte sie, was sie gerade gesagt hatte. „Ich meine…also ich wollte sagen, du machst das ganz ganz toll.“ Marinette lächelte etwas schüchtern und wusste dann nicht so recht, was sie jetzt sagen sollte. „Keine Sorge“, setzte Alya nun an. „Ich könnte doch meine beste Freundin und meine Lieblingssuperheldin nicht verraten.“ Marinette war erleichtert und umarmte Alya glücklich. „Danke.“ Jetzt grinste Alya nun doch etwas verschwörerisch. „Unter einer Bedingung.“ Bevor Marinette allerdings in Panik geraten konnte, fügte ihre Freundin direkt ihr Anliegen hinzu. „Lass mich bitte einmal zuschauen, wenn du dich verwandelst, ja? Und wehe, wenn ich kein Exklusivinterview bekomme.“ Das Mädchen musste Lachen über diese Bitten, war aber gleichzeitig erleichtert, denn das waren ja nun wirklich kein allzu schwer zu erfüllenden Wünsche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)