Das Herz der Drachen von Onlyknow3 (Wiedersehen) ================================================================================ Kapitel 12: Schüsse ------------------- Kapitel 12 - 12. Dezember: Schüsse Seto saß in seinem Arbeitszimmer in seiner Villa und blickte aus dem Fenster. Er wirkte müde und nicht besonders ausgeschlafen, was wohl daran lag, dass er wohl beides war - müde und unausgeschlafen. Immer wieder waren ihm in der Nacht die gestrigen Ereignisse durch den Kopf gegangen. Wie eine Endlosschleife wiederholten sie sich vor seinem geistigen Auge. Immer und immer wieder: Endlich... nach all den Jahren, hatte er all seine Bedenken und Ausreden über Bord geworden und sich dazu durchgerungen Joey reinen Wein einzuschenken, ihn sogar zu küssen. Es war ein herrlicher Kuss gewesen, den Seto so nie erwartet gehabt hätte. Er hätte sein ganzes Geld und seine Firma hergegeben, wenn er dadurch diesen Augenblick für immer hätte halten können. Doch ein Schuss zerstörte die Stille und ihren Kuss. Reflexartig hatte der Brünette den Blonden zu Boden gerissen und war mit ihm hinter eine kleine Wand, die zum Schlafzimmer führte, gekrochen. Sie konnten nicht vor und nicht zurück ohne sich in das Schussfeld dieses Irren zu begeben. Erneut durchriss ein Schuss die Stille und sie hörten auf der Straße das Quietschen von Autoreifen und panische Schreie von Passanten. In einiger Entfernung heulten Sirenen von Polizei und Krankenwagen auf. Seto hatte den Blonden eng an sich gedrückt und schützend seinen Arm um dessen Kopf gelegt. Der Unternehmer hatte gar nicht mehr verstanden, was hier los war. Sie waren hier doch nicht in Amerika, wo jeder Hinz und Kunz einfach so in einen Baumarkt laufen konnten und schwer bewaffnet wieder raus kommen konnte. In Japan war es unlängst schwieriger an einen Waffenschein ran zu kommen und dann noch eine Waffe zu kaufen. Wieder durchschlug ein Schuss die Fensterscheibe zu ihrer rechten und blieb in der Wand in einem Bild hängen. Joey wollte schon aufspringen und wer auch immer da schoss anschreien, doch Seto hielt ihn unten. Er konnte diese Reaktion nur einem Schock zuschreiben. Schließlich hörte Seto, wie die Tür von Joeys Wohnung aufgetreten wurde und gefolgt von der vertrauten Stimme Rolands. "Sir, ist alles in Ordnung bei Ihnen?", hatte seine rechte Hand nachgefragt. Als Antwort pfiff erneut eine Kugel durch das Wohnzimmerfenster und die offene Wohnungstür und blieb in der Flurwand stecken. "Ja, bleib in Deckung!", wies Seto ihn an. Auf diese Art und Weise zu kommunizieren empfand Seto als ungemein anstrengend, also tastete er seine Taschen ab und fand schließlich was er suchte: sein Smartphone. Mit der Kurzwahltaste 2 hatte Seto Rolands Nummer gewählt, der sofort ran ging. "Was ist da los?", forderte Seto eine Erklärung. "Sir, wie es scheint wurde die gegenüberliegende Bank überfallen. Einer der Angestellte löste den Alarm aus, woraufhin die Räuber sich verbarrikadierten und sich mit Geiseln in die höheren Stockwerke des Gebäudes zurück gezogen haben.", setzte Roland ihn ins Bild. "Aber warum schießen sie dann wild durch die Gegend?", verlangte Seto zu wissen. "Nun Sir... das weiß niemand!", gestand Roland. "Scheinbar ist einer der Täter psychisch labil!" Die Polizei rückte an, sperrte die Straße ab und nahm die Verhandlungen mit den Möchtegernbankräubern auf. Es vergingen Stunden, in denen Seto mit Joey im Arm an die Außenwand gepresst dasaß und wartete. Wann auch immer sich etwas auf der Straße oder in einer der Wohnungen rührte begann einer der Räuber zu schießen. Eigentlich genoss Seto es Joey im Arm zu halten ohne vorher irgendwie umständlich eine Legitimation dafür zu schaffen. Allerdings hätte er eine andere, weniger stressige Situation vorgezogen. Vielleicht auf einem bequemen Möbelstück oder in einer Hütte am See, wo man bei Lust und Laune ein wenig Skifahren gehen konnte. Nicht auf einem stetig kälter werdendem Boden in einer Wohnung mit Durchzug, da mittlerweile zwei Fenster zu Bruch gegangen und die Wohnungstür auftreten worden war. Als die Nacht hereinbrach stellte die Polizei große Scheinwerfer auf und beleuchtete die kleine Bank, sowie die umstehenden Häuser. Die Verhandlungen schienen zu scheitern, als die Polizei die kleine Bank schließlich stürmte. Dieses Chaos nutzte Roland, drang in die Wohnung ein und stürmte zu ihnen. Da keine Schüsse in ihre Richtung fielen zerrte der erfahrene Mann erst Joey, dann Seto aus der kleinen Wohnung. Als sie von dem Adrenalinschub aufgeputscht und etwas außer Atem an der Wand des Flures neben der Wohnungstür lehnte schien Joey plötzlich etwas einzufallen. Er stieß sich ab und nur dem beherzten Eingreifen Rolands war es zu verdanken, dass Joey nicht wieder Schnurrstraks zurück in die Wohnung gestürmt war. "Nein... nein ich muss...", schrie Joey verzweifelt. Erst jetzt im Schein des Flurlichts sah Seto, dass dem anderen sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war und der Blonde klang auch mehr als panisch und völlig neben der Spur. "Herr Wheeler!", kam es beruhigend von Roland, der den Blonden gegen die Flurwand drückte und den Augenkontakt mit ihm suchte. "Ganz ruhig. Langsam und tief durch die Nase ein und aus atmen." Joey hatte den Älteren nur verständnislos angeblickt und verstand gar nicht, was dieser von ihm wollte. Seine Atmung wurde immer hektischer, bis er das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn und er hatte das Gefühl, dass der Boden unter seinen Füßen zu schwanken anfing. Schließlich japste er regelrecht nach Luft, die sich aber einfach nicht in seinen Lungen einfinden wollte. Der andere redete immer wieder auf ihn ein, doch davon verstand der Blonde kein einziges Wort mehr. Schließlich hatte er das Gefühl, dass er fiel und alles um ihn herum dunkel wurde! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)