Das Herz der Drachen von Onlyknow3 (Wiedersehen) ================================================================================ Kapitel 10: Romantik -------------------- Kapitel 10 - 10. Dezember: Romantik Joey saß auf seiner Couch, hatte eine Tasse heiße Schokolade in der Hand und nippte an ihr. Er war immer noch verwirrt und wusste nicht, was er von dem gestrigen Auftritt Kaibas halten sollte. War das wirklich Eifersucht gewesen, die den Jungunternehmer zu ihm in seine bescheidene Wohnung getrieben und Antworten hatte fordern lassen? Eigentlich hatte der Blonde vorgehabt, nicht auf die unverschämte Frage des Unternehmers zu antworten. Doch nachdem dieser mit einer derartigen Unsicherheit nachgefragt hatte, hatte er sein Vorhaben über Bord geworfen. Es lag nicht in der Natur des Blonden andere zu quälen. Also warum sollte er das bei Kaiba tun und es auch noch genießen. Also hatte er ihm offenbart, dass er Single war und Duke nur ein sehr guter Freund, mit dem er ab und zu was Trinken oder Essen ging. Den Vorzug ihrer Freundschaft musste er dem Brünetten nicht auf die Nase binden. Das ging ihn schlicht und ergreifend nichts an. Warum auch? Kaiba hatte ehrlich erleichtert gewirkt. Auch diese Reaktion war für den Blonden mehr als unverständlich. Dann fiel ihm die zweite Hälfte von Kaibas Frage ein, ob es für jemanden noch eine Chance gab, sein Herz zu erobern. Er hatte sich bei diesem Teil der Frage fast verschluckt, denn sie klang so, als hätte der Brünette Interesse an ihm. Natürlich war das völlig ausgeschlossen. Der andere hatte noch nie sonderliches Interesse an ihm gehabt… oder? Und dann hatte der Drache ihn tatsächlich beim Wort genommen. Er hatte ihn offen und direkt gefragt, was jemand tun müsste, um sein Herz zu gewinnen. Joey war sich fahrig durch die Haare gegangen und wusste im ersten Moment keine Antwort auf diese Frage. Das Problem war schlicht und ergreifend, dass niemand sein Herz gewinnen konnte! Einerseits, weil es einfach kein Preis oder Trophäe war, die man hätte gewinnen können. Andererseits, weil er sein Herz längst an jemanden verloren hatte! Doch beides wollte er dem Brünetten nicht offenbaren. Also hatte er krampfhaft eine Antwort überlegt. Zum Glück hatte er zur Schulzeit oft mit Tea irgendwelche Schnulzen im Kino angeschaut. Es war nicht so, dass romantische Filme seinen Geschmack trafen, aber er hatte auch nichts gegen sie. Zuweilen konnten sie sogar recht unterhaltsam sein und in diesem Moment sogar hilfreich. Dann griff der Blonde auf sein umfangreiches Filmwissen zurück und hatte geantwortet, dass man ihn mit romantischen, kleinen Gesten überraschen müsste. Mit einem Ghettoblaster vor seinem Fenster auftauchen und sein Lieblingslied singen. Ein romantisches Essen zu zweit. Einen Ausflug auf den Domino Tower am Valentinstag. Schokolade. Rosen. Natürlich war das alles Quatsch! Damit der Mensch, dem sein Herz bereits gehörte, ihn für sich gewinnen konnte, wäre der erste Schritt Interesse an seiner Person und etwas Anerkennung gewesen. Joey hielt kurz inne. Kaiba hatte Interesse gezeigt. Immerhin hatte er den armen Roland fast einen ganzen Tag auf ihn angesetzt und verfolgen lassen. Konnte man das als Interesse werten? Schon irgendwie. Auch Anerkennung hatte er ihm – nach all den Jahren endlich – geschenkt. Zumindest für seine Entwürfe in der Agentur. Immer noch bezweifelte Joey, dass die Lobs und Begeisterung aus den E-Mails wirklich von Kaiba persönlich gekommen waren, sondern von einem Mitarbeiter, der für dieses Projekt als Verbindungsmann fungierte. Denn Kaiba wäre sicherlich viel zu beschäftigt, jeden Entwurfsvorschlag von ihm persönlich anzusehen und zu kommentieren. Das konnte sich der Blonde einfach nicht vorstellen. Aber andererseits hatte Kaiba versucht ihn für eine lächerlich hohe Summe von seiner Agentur zur Kaiba Corp abzuwerben. War das nicht auch einen Art von Anerkennung? Selbst wenn er diese beiden Punkte erfüllte, gab es noch einen dritten Punkt. Und dieser hatte wesentlich mehr Gewichtung, als die beide anderen! Die Person, der sein Herz längst gehörte, hätte einfach nur offen und ehrlich seine Gefühle zum Ausdruck bringen müssen. Etwas, was Kaiba niemals tun würde. Nicht weil er es vielleicht nicht wollte, aber Joey sprach ihm einfach die Fähigkeit dazu ab. Nachdenklich war Kaiba schließlich gegangen und hatte einen völlig verdaddelten Joey in seinem Appartement zurück gelassen. Joey nippte an seiner nicht mehr ganz so heißen Schokolade, als es plötzlich klingelte. Verwundert blickte er zu seiner Wohnungstür und konnte sich nicht erklären, wer an einem Sonntag etwas von ihm wollen könnte. Nur langsam stand der Blonde auf und schlurfte in seinen dicken Wintersocken zu seiner Tür. Vorsichtig, als ob der Türspion ihn sonst anfallen könnte, beugte er sich zu dem Guckloch und checkte, wer vor seiner Tür stand. Braune Haare und blaue Augen strahlten ihm entgegen. Was… was sollte das? Zwei Tage hintereinander suchte der Geschäftsmann ihn auf. War heute noch ein weiteres Bild von Duke und ihm in der Zeitung aufgetaucht oder was sollte das jetzt? „Joey, mach die Tür auf!“, kam es im gewohnten Tonfall von vor der Tür. „Hier draußen ist es wirklich kalt.“ Als ob das jetzt ein zwingender Grund für den Blonden gewesen wäre, die Tür zu öffnen, immerhin war es Winter, da sollte es schließlich kalt sein! Außerdem hatte er den Brünetten nicht zu sich eingeladen, also was sollte dieser Auftritt schon wieder vor seiner Tür. Seufzend öffnete Joey schließlich seine Tür einen Spalt, nicht weit genug, als dass sich der Brünette ein weiteres Mal einfach so in seine Wohnung hätte drängen können. „Was willst du?“, wollte der Blonde wissen, versuchte dabei neutral klingen. „Lass mich rein, dann zeig ich es dir!“, war die provokante Antwort des Drachens. Dabei funkelte der Brünette Joey kess an. Dieser rollte mit den Augen und trat zurück, wandte sich um und verließ die schmale Diele, ging ohne ein weiteres Wort ins Wohnzimmer und dann weiter in die Küche. Dort setzte er einen Kaffee auf. Als er sich zu seinem Besucher umwandte, den er reinkommen gehört hatte, erstarrte er völlig baff. Zwei kräftige Männer hatten einen kleinen, runden Tisch und zwei Stühle herein getragen. Ihnen folgten zwei weniger kräftige Personen, von denen einer eine weiße Tischdecke über den Tisch warf, während die zweite zwei Gedecke auflegte. Als diese verschwanden trat ein dritter Mann herein, der auf den Tisch eine kleine gläserne Vase in die Mitte des Tisches stellte, in der zwei rote Rosen standen. „Was… was soll das alles?“, fragte Joey völlig verwundert. „Ist das nicht offensichtlich?“, kam es überrascht von Kaiba. „Ähm… nein?“, erwiderte der Blonde unsicher. „Du sagtest gestern, dass jemand, der dein Herz gewinnen wollen würde das über romantische Gesten, wie ein Essen zu Zweit erreichen würde!“, erklärte Kaiba nüchtern und deutete mit einer einladende Geste auf einen der beiden Stühle. Joey konnte immer noch nicht glauben, dass der andere ihn wirklich ernst genommen hatte und all das seit gestern organisiert hatte. Aber selbst wenn ihm an diesen Gesten etwas gelegen hätte, glaubte Kaiba wirklich, dass wenn er alles geballt auf einmal erbrachte, er wirklich sein Herz gewinnen konnte? Seichte schüttelte Joey seinen Kopf. Denn immer noch hatte der Brünette das, was ihm am Wichtigsten war, nicht erbracht: Ehrlichkeit und Offenheit bezüglich dessen Gefühle. „Kaiba… was…?“, stammelte Joey, nicht wissend, wie er jetzt mit dieser Situation, an der er nicht ganz unschuldig war, umgehen sollte. „Komm schon, Joey…“, kam es plötzlich fast leidlich von dem Unternehmer. „Ich… gebe mir wirklich Mühe und du weißt, dass ich in sowas nicht sehr gut bin!“ War es gestern noch Kaiba, der sprachlos in dieser Wohnung gestanden hatte, war es heute Joey. Er nickte schließlich und gab nach. Also setzte er sich auf dem dargebotenen Stuhl, während Seto sich ihm gegenüber niederließ. Gerade als sein Blick auf die immer noch offene, wenn auch angelehnte Tür fiel, wollte er schon aufspringen, um sie zu schließen. Doch Kaiba griff einmal über den Tisch und nach seinem Handgelenk, um ihn aufzuhalten. Dann erkannte der Blonde warum: Eine Bedienung, wie aus einem Restaurant, trat ein und hatte zwei Suppenteller in den Händen, die sie sogleich den beiden servierte. Joey wusste nicht wieso, aber er musste schmunzeln. Kaiba hatte recht: Er gab sich wirklich Mühe und das obwohl er darin nicht gut war. Aber dieses Essen hatte er perfekt organisiert und vorbereitet und hätte Joey auf so ein Kitsch gestanden, wäre es wirklich romantisch gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)