Das Herz der Drachen von Onlyknow3 (Wiedersehen) ================================================================================ Kapitel 4: Liebe rostet nicht ----------------------------- Kapitel 04 - 04. Dezember: Liebe rostet nicht Seto saß in seinem Arbeitszimmer zu Hause und ließ, ein weiteres Mal, den gestrigen Tag Revue passieren: Obwohl er anfänglich nicht genau wusste, ob Joey's Einladung zum Kaffee ernst gemeint war oder nicht, war er ihm zusammen mit Roland in dessen Wohnung gefolgt. Eigentlich hätte Roland den anderen unauffällig beschatten und etwas über dessen Alltagsgewohnheiten rausfinden sollen. Doch stattdessen war er ganz offensichtlich Joey aufgefallen. Der andere war schon immer recht kess gewesen und so verwunderte es den jungen CEO kein bisschen, dass der Blonde sie auffliegen ließ und das ganze mit Humor nahm. Für ihn allerdings war es mehr als peinlich gewesen, dass sein Interesse so offensichtlich geworden war. Als sie in Joey's Wohnung herein kamen war Seto davon überrascht, wie gemütlich und wohnlich sie wirkte. Die Weihnachtsdekoration war dezent und wenig aufdringlich, auch wenn ihn das ständige, rhythmische Leuchten der Lichterkette an den Fenstern nervte. In der Luft lag der Geruch von selbst gebackenen Plätzchen, Zimt, Äpfel und frisch aufgebrühtem Kaffee. Roland und er setzten sich an den Tresen und bekamen prompt ihre Kaffees hingestellt. "Einmal mit drei Löffel Zucker für den Business Adviser und einmal mit einem Schuss Sahne für den erfolgreichen Jungunternehmer!" hatte der Blonde mit einem schiefen Grinsen gesagt, als wäre er die Bedienung in einem Diner, der ganz genau ihre Kaffeegewohnheiten kannte. Es überraschte Seto, dass der andere wusste, wie er seinen Kaffee trank. Aber sie dankten dem Blonden nur und er wandte sich ab, um etwas zu kochen. Auch das überraschte Seto: Die Erkenntnis, dass der Streuner kochen konnte. Eigentlich war er immer davon ausgegangen, dass der andere sich nur von Burger oder Instantnudeln ernähren würde, wäre er jemals auf sich alleine gestellt. Aber da stand er und kochte eine Gemüsepfanne. Eine Gemüsepfanne! Das Innere von Seto rumorte. Er konnte diesem Gericht nichts abgewinnen. Auch nicht in Anbetracht dessen, dass es ein gesundes Gericht war. Aber er beobachtete Joey dabei, wie dieser geschickt mit einem Küchenmesser den Lauch, die Möhren und die Zuckerschoten in mundgerechte Stücke schnitt, während in einem Reiskocher der Reis garte und in einem Topf die Gemüsebrühe aufkochte. Schließlich gab der Blonde sein Gemüse kurz zur Brühe, um es zu blanchieren. Ihr Gastgeber wirkte, als würde er das beruflich machen. Konnte es sein, dass Joey Koch geworden war? Seto schüttelte kurz den Kopf. Nein, dass konnte er sich nicht vorstellen. Joey in einer Restaurantküche? Nun ja, seine Bewegungen wirkten schon sehr routiniert. Aber gerade sonntags boomten Restaurants. Wäre Joey also Koch, dann wäre er jetzt bei der Arbeit und nicht zu Hause. Währenddessen schnitt der Blonde irgendein Fleisch in kleine Stücke. Als er wenige Minuten später das Gemüse abgoss fing er die Brühe auf, bevor er in dem Topf das Fleisch anbriet und es kräftig würzte. Dann gab er das Gemüse wieder mit zum Fleisch, dünstete es kurz mit an und goss dann die Brühe dazu. Er sprang regelrecht zum Kühlschrank und holte einen Frischkäse heraus. Den gab er dazu und ließ ihn schmelzen. Er rührte noch ein wenig um und schmeckte ab, bis der Reiskocher verkündete, dass er mit seiner Arbeit fertig war. Ohne sie zu fragen hatte Joey drei Teller aus seinem Schrank genommen und richtete die Gemüsepfanne mit dem Reis an. Dann stellte er zwei Teller vor Roland und Seto und wünschte ihnen einen guten Appetit. Seto war wenig begeistert davon einfach so etwas von diesem Gericht vorgesetzt zu bekommen. Andererseits wollte er den Blonden nicht vor den Kopf stoßen. Also nahm er einen Bissen und... war überrascht wie gut das Essen schmeckte. Noch nie hatte er einen Teller Gemüsepfanne so schnell und mit Genuss verschlungen, wie diese Portion. Selbst Roland schien über die Geschwindigkeit, mit der sein Chef aß, überrascht zu sein. Joey hatte den Brünetten nur zufrieden angelächelt. Nachdem sie fertig waren mit Essen verabschiedeten sich Roland und Seto von dem Blonden und dankten ihm für die Einladung zum Essen. "Ach, nicht dafür!" kam es nur wieder forsch von dem Blonden, der sie zur Tür gebracht hatte. "Aber das nächste Mal, solltest du einfach fragen, wenn du etwas wissen willst und nicht Roland den ganzen Tag bei der Kälte in einem Auto sitzen lassen!" Seto spürte, wie seine Ohren heiß wurden. Er nickte nur und dann waren sie gegangen. Die Worte des Blonden hallten immer noch durch Seto's Kopf: 'Das nächste Mal...'. Hieß das, dass der andere ihn wiedersehen wollte? Oder wie hatte der Streuner das nur gemeint? Klar, er hätte Mokuba von gestern erzählen und ihn nach seiner Meinung fragen können. Sein kleiner Bruder war in zwischenmenschlichen Angelegenheiten irgendwie besser als er. Aber das hätte nur dazu geführt, dass Mokuba ihm das Telefon in die Hand gedrückt und Joey's Nummer gewählt hätte. Das... war dann doch nicht so seine Art. Erstaunlicher Weise hatte Mokuba immer genau gewusst, das Seto einen Crush auf Joey gehabt hatte. Auch wenn er dies gekonnt zu überspielen wusste, hatte der jüngere Kaiba ihn stets durchschaut. Schon damals hatte er ihn dazu gedrängt sich Joey zu offenbaren, doch der Brünette war dazu einfach nicht in der Lage gewesen. Und heute? Er wusste es nicht! Als er am Freitag mit Mokuba über den Weihnachtsmarkt geschlendert war und dem Blonden zufällig begegnete, flammte etwas in ihm auf, was er längst verloren glaubte. Doch scheinbar hatte es nur geruht. Da war dieses Verlangen nach dem Blonden, der auf einmal wieder in sein Leben getreten war. Eigentlich hatte Seto gedacht, dass Joey die Stadt irgendwann verlassen hatte. Doch da hatte er wieder vor ihm gestanden und blickte ihn mit diesen honigbraunen Augen an. "Scheiße!" fluchte der CEO frustriert, als er die Akte vor sich zuschlug und sein Gesicht in seine Hände legte. "Du solltest zu ihm fahren!" hörte er plötzlich die Stimme seines kleinen Bruders. Erschrocken hob er den Kopf und blickte ihn überrascht an. "Solltest du nicht in der Schule sein?" fragte Seto ausweichend. "Mal auf die Uhr geschaut?" konterte Mokuba mit einem frechen Grinsen im Gesicht. Als sein Blick auf die Uhr fiel, wurde Seto bewusst, dass es bereits früher Nachmittag war. Er hatte den halben Tag nur über den Streuner nachgedacht gehabt und war nicht einen Strich zum Arbeiten gekommen. "Du solltest ihm sagen, was du fühlst!" hörte er abermals die Stimme seines kleinen Bruders. Dieses Mal aber sehr viel näher und bedächtiger, als zuvor. Seto erwiderte nichts auf den Vorschlag. Mokuba nahm ihn in den Arm und drückte ihn sanft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)