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Wolf im Schnee

von

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Schweigen ist... Silber

Am folgenden Morgen verspürte Stiles keine gesteigerte Lust, aus dem Bett aufzustehen. Gestern war es durch seine Recherchen spät geworden und zum Frühstück gab es auch nichts. Warum also nicht einfach liegen bleiben, wenn das Pelztier an seiner Seite so wunderbar warm war?
 

Leider sah Miguel das vollkommen anders und ließ ihn nach einer Weile ganz einfach schmählich im Stich. Doch nicht nur dass er nicht bei ihm bleiben wollte, nein, sein Wolf fand überdies, dass nun auch für ihn die Zeit zum Aufstehen gekommen sei, er zog dem Menschen nämlich seine Bettdecke weg. Stiles knurrte unzufrieden, doch es half ihm alles nichts:

„Böse Katze!“ schimpfte er.

Das konnte Miguel natürlich nicht auf sich sitzen lassen und schnappte zu Strafe nach seinem Fuß.
 

Es half wohl alles nichts und Stiles erhob sich schließlich. Ein Blick auf sein Handy offenbarte jedoch Erfreuliches. Er hatte eine Nachricht von Danny die da lautete:

„Rettung naht! Bin auf dem Weg!“
 

Gott sei Dank!
 

„Nachher bekommen wir etwas zu essen, mein Großer!“ versprach er Miguel munter, wobei einem Wolf ein leerer Magen höchstwahrscheinlich weniger ausmachte, als einem neuzeitlichen Menschen, der an drei Mahlzeiten am Tag gewöhnt war. Wölfe fraßen, wenn es bei der Jagd schlecht lief immerhin manchmal tage-, oder gar wochenlang nichts.
 

Stiles machte sich an diesem Morgen einmal keinen Kaffee, sondern eine Kanne Tee, weil er irgendwie die Hoffnung hatte, dass das milde Heißgetränk seinem Magen für eine Weile vorgaukeln könnte, dass er gut gefüllt sei.

Es klappte so leidlich.
 

Der Biologe zog sich warm an und nachdem er sich nach allen Seiten vergewissert hatte, dass die Jäger nicht in der Nähe waren, unternahmen er und Miguel einen kleinen Spaziergang. Es schneite in dicken Flocken, doch es waren lediglich `milde´ einundzwanzig Grad minus und es war zum ersten Mal seit Stiles Ankunft beinahe windstill.

Es war zehn Uhr am Morgen und die Sonne würde erst in etwa zweieinhalb Stunden aufgehen. Ein paar Mal sprintete Miguel los wie der Teufel und Stiles wusste, dass er wohl versuchte, etwas zum Frühstück heranzuschaffen, jedoch war Diana, die Göttin der Jagd an diesem Morgen nicht auf der Seite des Wolfes und schließlich kehrten die beiden einfach wieder ins Haus zurück, wo Stiles sich leicht schwindelig und mit knurrendem Magen, den er weiterhin mit Tee zu besänftigen versuchte, wieder an die Arbeit machte.
 

Es war kurz nach zwölf Uhr, als Stiles Dannys Schlitten herannahen hörte. Zu Miguel sagte er:

„Bitte sei lieb und warte hier, ja?“

Dann eilte der Biologe an die Tür, um den Lieferanten vorzuwarnen, dass er zur Zeit einen Hausgast hatte:

„Hey, du! Ich habe mich selten so gefreut, jemanden zu sehen, wie dich gerade.“ begrüßte er Danny mit einer Umarmung:
 

„Ich nehme an, weil ich so eine angenehme Gesellschaft bin?“ fragte Danny mit einem munteren Lachen:
 

„Das auch!“ versicherte Stiles grinsend: „Aber in erster Linie weil ich sonst gleich verhungere! Mir ist bereits gestern das Essen ausgegangen.“
 

Danny runzelte die Stirn:

„Hast du vielleicht einen Bandwurm, oder so? Meine letzte Lieferung hätte doch eigentlich dicke reichen sollen. Ich habe mich sowieso total gewundert, als ich deinen erweiterten Einkaufszettel bekommen habe, aber ich habe getan was ich konnte. Du warst natürlich ein bisschen spät dran, denn der Versorgungsflieger war da schon auf dem Weg und Barney hat nicht eingesehen, dass er etwas aus seinem eigenen Beständen herausrücken soll. Emma war dann schließlich so nett. Ich soll dich übrigens lieb von ihr grüßen!“
 

„Sie ist ein Schatz! Bitte grüße sie zurück.“ erwiderte Stiles erleichtert: „Und Nein, ich habe keinen Bandwurm. Ich habe auch keine komische Essstörung entwickelt. Ich habe bloß neuerdings einen ausgesprochen hungrigen Besucher.“
 

„Aha?“ machte Danny ratlos und folgte ihm ins Innere das Hauses.

Als er den überdimensionalen, schwarzen Wolf erblickte rief er aus: „Verdammt! Was ist das denn?“
 

„Danny, das ist Miguel. Miguel, Danny.“ machte der Biologe Mensch und Tier miteinander bekannt.
 

Der Wolf stellte zur Begrüßung erst einmal sein Nackenfell auf und bleckte die Zähne und als Danny dann auch noch behauptete:

„Das ist ja ein dicker Brummer!“ wurde er für diese ausgemachte Frechheit ausgiebig angebellt.
 

„Huh! Da ist aber jemand empfindlich in Bezug auf seine Figur, was? Und überhaupt... spricht das Kerlchen etwa unsere Sprache, oder wie?“
 

„Manchmal habe ich wirklich diesen Eindruck!“ erwiderte Stiles lächelnd, kniete sich an Miguels Seite, kraulte ihm beruhigend die Ohren und versicherte ihm, dass Danny ein Freund sei, der noch dazu Mittagessen im Gepäck hätte.

Der Wolf nahm tatsächlich eine weniger angriffslustige Haltung ein, musterte den Eindringling jedoch weiterhin skeptisch und trabte schließlich würdevoll davon, um sich in Stiles Bett breit zu machen – ein eindeutiges Zeichen für jeden Störenfried, dass dies hier SEIN Revier war.
 

Als der Lieferant und der Biologe sich nun daran machten, die Waren ins Haus zu bringen, begann Danny Stiles über das Tier auszufragen:
 

„Das ist doch kein, gewöhnlicher Wolf, oder? So ein Monster habe ich nämlich noch nie gesehen.“
 

„Er ist kein Monster!“ entgegnete der Wissenschaftler; aus irgendeinem Grund beinahe persönlich getroffen: „Er ist wirklich lieb und ich verdanke ihm mein Leben! Aber wenn du mich als Biologen fragst, warum er so groß ist, muss ich zugeben, ich habe keine Ahnung. Eine spontane Mutation vielleicht, oder er ist eine Kreuzung?“
 

Danny stutzte:

„Und was meinst du damit, dass du ihm dein Leben verdankst?“
 

Stiles hatte keineswegs die Absicht, Danny von all den verrückten und außergewöhnlichen Dingen zu berichten, welche er mit Miguel erlebt hatte, weil er dann fürchten musst, für verrückt gehalten zu werden, doch er erzählte ihm davon, wie der Wolf zur Stelle gewesen war, als er selbst in der Falle der Jäger gesteckt hatte; wie er von ihm zu seinem Schlitten geschleift und dann eine Polarnacht lang warm gehalten worden war, damit er nicht starb.
 

Danny schenkte ihm einen skeptischen Blick:

„Sicher, dass er dich nicht bloß am Leben halten wollte, weil er seine Frühstück am Liebsten ganz frisch mag? Das Vieh sieht nämlich aus, als könne es dich in wenigen Bissen verspeisen.“
 

Stiles schüttelte heftig den Kopf:

„Wenn Miguel mich hätte fressen wollen, dann hätte er dazu schon reichlich Gelegenheit gehabt, aber er ist einfach nur ein einsamer Wolf, der ich für sein Rudel hält, schätze ich.“
 

„Und wie kommt es, dass er nun bei dir im Haus lebt? Er ist doch ein Wildtier und gehört eigentlich nach draußen!“ erwiderte Danny:
 

„Denk´ nicht, dass ich ihn hier gefangen halte!“ rechtfertigte sich der Biologe rasch: „Die Jäger hatten den Wolf vor einer Weile beinahe erledigt. Ich habe ihn gerade noch rechtzeitig gefunden, um sein Leben zu retten und seither bleibt er freiwillig bei mir. Es steht ihm frei zu gehen, wenn er das möchte, doch das scheint er gar nicht zu wollen. Und übrigens denke ich nicht, dass Miguel wirklich ein Wildtier ist, denn er verhält sich, als sei er domestiziert. Außerdem...“ fügte Stiles verlegen hinzu: „...ich genieße seine Gesellschaft.“
 

Der Biologe blieb mit Absicht vage, was es die genauen Umstände der Rettung Miguels anging, denn die schwere der Verletzung, die Operation bei vollem Bewusstsein und dann die eigentlich viel zu rasche Heilung, dass war einfach mehr, als irgendwer ihm je glauben würde. Stattdessen sagte er noch:

„Ich glaube übrigens mittlerweile, dass diese Fallensteller nicht einfach bloß irgendwelche Wilderer sind, sondern dass sie es speziell auf Miguel abgesehen haben, weil er so besonders ist. Mein Wolf und ich, wir sind den beiden da draußen nämlich neulich nur mit knapper Not entkommen. Miguel hatte wahnsinnige Angst vor ihnen.“
 

„Warum sollte sich jemand die Mühe machen wegen einem einzigen Tier?“ fragte Danny zweifelnd.
 

Stiles zuckte mit den Schultern:

„Warum sollte sich überhaupt jemand einen Sport daraus machen, Tiere ohne guten Grund zu jagen und zu töten? Was weiß ich! Trotzdem glaube ich, die Jäger wollen Miguel. Vielleicht ist es so eine `Kapitän-Ahab-und-der-weiße-Wal´-Geschichte? Menschen können von den dämlichsten Dingen besessen sein!“
 

„Möglich!“ erwiderte Danny und stellte die letzte Kiste in der Küche ab.
 

Als Stiles die Waren nun in die Schränke räumte, erkundigte er sich:

„Hast du es eigentlich eilig, Danny, oder willst du vielleicht zum Mittagessen bleiben? Ich jedenfalls habe einen Bärenhunger! Und ich hätte auch nichts gegen ein wenig menschliche Gesellschaft.“
 

„Essen klingt gut.“ erwiderte Danny erfreut: „Ich hatte seit den Pfannkuchen von Emma heute Morgen um sieben nichts mehr!“
 

Bei dem Gedanken an die köstlichen Buchweizenpfannkuchen mit Ahornsirup lief Stiles das Wasser im Munde zusammen und er begann umgehend damit, ein deftiges Chili und Mandelpudding zum Nachtisch zuzubereiten.
 

Als es begann nach Essen zu riechen, beschloss scheinbar auch Miguel seine Festung zu verlassen und nachzuschauen, was es Gutes gab:
 

„Ich denke, du bekommst lieber keine Bohnen, Süßer!“ bestimmte Stiles und beugte sich zu dem Wolf herunter, um die flauschige Stirn zu küssen: „Aber keine Angst, ich habe dich nicht vergessen!“

Der Biologe gab für ihn gekochtes Rindfleisch, Karotten und Kartoffeln zum abkühlen in eine Schale und wenig später konnten sie alle drei Essen.
 

Nach der Mahlzeit setzten sich Stiles und Danny mit einem Kaffee hinüber in den Wohnbereich auf das Sofa und Miguel platzierte sich besitzergreifend einmal quer über dem Schoß seines Menschen aus, um sich ausgiebig streicheln zu lassen.
 

„Weißt du, woran mich dein Wolf erinnert?“ fragte Danny, der die Szene skeptisch beäugte: „An die Geschichten des alten Bixby bei uns im Ort! Er hängt den ganzen Tag bei Emma im Diner herum, als würde er dort wohnen und wenn er erst einmal tüchtig getankt hat, dann erzählt er die Geschichte, wie er einmal vor ein paar Jahren draußen in der Wildnis herumgeirrt sein will und einem riesigen schwarzen Wolf begegnet sei. Es sei ein echtes Monster gewesen, mit blau funkelnden Augen, gewaltigen Fängen, von denen der Geifer tropfte. Bixbysagt, er sei um sein Leben gerannt und als er sich umgewandt habe, hätte sich das Tier erhoben und sei auf seinen Hinterbeinen weitergelaufen, wie ein Mensch. Er wisse selbst nicht, wie er das überlebt habe, aber seit diesem Tag sei er ein Trinker!“
 

„Klingt, als habe jemand eine billige Entschuldigung gesucht, um sich gehen zu lassen!“ erwiderte Stiles verächtlich: „Ich habe Miguel jedenfalls noch nicht auf seinen Hinterbeinen laufen sehen. Und er jagt auch keine Menschen stimmt´s nicht, mein Hübscher?“
 

Wie zur Bestätigung begann der Wolf, der immer noch seine Streicheleinheiten genoss nun damit, den Hals des Menschen abzuschlecken, wie ein braves Schoßhündchen.
 

Dann jedoch versteifte er sich, spitzte die Ohren und sprang vom Sofa hinunter. Er sträubte das Fell, starrte in eine bestimmte Richtung und knurrte leise:
 

„Was hat er denn?“ fragte Danny misstrauisch: „Hat er es sich anders überlegt und hat nun doch Lust auf einen saftigen Happen Menschenfleisch?“
 

„Ach Blödsinn!“ schnappte Stiles: „Ich denke, er hört etwas. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann müssen das diese Jäger sein. Sie kommen!“ Miguel verschwand im Schlafzimmer und versuchte ungeschickt unter dem Bett zu verschwinden, doch dazu war er einfach zu groß.
 

„Verdammt! Ich muss ihn verstecken!“ rief Stiles ängstlich aus und begann, sich hektisch umzuschauen:
 

„Der Sturmkeller!“ schlug Danny vor.
 

Stiles schaute ihn ratlos an und Danny führte ihn in die Speisekammer hinter der Küche. Dort rollte er einen Läufer auf und darunter befand sich eine Klappe. Danny öffnete diese und dort führte eine steile Treppe in eine kleinen, kargen, finsteren Raum.

Stiles hätte wohl den Grundriss des Hauses eingehender studieren sollen, denn von diesem Schutzraum hatte er vorher keine Ahnung gehabt.

Er holte Miguel, umarmte ihn noch einmal und versprach ihm, dass er nicht zulassen würde, dass ihm irgendetwas Schlimmes geschah, ehe er ihn hinab in das Versteck schickte und dann wieder den Läufer darüber legte.
 

Mittlerweile konnten auch die Menschen den herannahenden Schlitten hören. Danny kramte in einer Tasche, die er dabei gehabt hatte an und zog schließlich eine Pistole daraus hervor.

Stiles schaute ihn mit großen Augen an.

Der Lieferant ignorierte das, schnappte sich Stiles Fernglas, postierte sich unauffällig an einem der Fenster und spähte hinaus.
 

Der Motor wurde abgestellt und wenig später klopfte es an der Tür:
 

„Und was jetzt?“ flüsterte Stiles nervös:
 

„Jetzt gehst du zur Tür und wirst die beiden los!“ erwiderte Danny gelassen, als sei das so leicht.

So eine Wumme in der Hand zu halten wirkte ganz offensichtlich Wunder für das Selbstvertrauen, dachte Stiles grimmig bei sich.
 

Er nickte zaghaft und lief mit schlotternden Knien zur Tür.

Davor standen die junge Frau und der ältere Mann, welche Stiles und Miguel bereits vor kurzem beinahe erwischt hätten.
 

„Hallo!“ sagte die Blondine freundlich, zog ihren Fäustling aus und streckte Stiles ihre Hand zum Gruß hin: „Ich bin Kate Milford und das ist mein Partner Gerard Kramer. Wir sind Wildhüter hier in diesem Distrikt. Bitte entschuldigen sie die Störung.“

Sie deutete auf ihren Begleiter und beide zückten sofort authentisch wirkende, folienverschweisste Karten, welche sie in der Tat als Wildhüter auswiesen:
 

„Hallo!“ erwiderte Stiles stirnrunzelnd und ergriff die angebotene Hand: „Kann ich irgendetwas für sie tun?“

Die Blonde war wirklich hübsch anzusehen und sie hatte ihr charmantestes Lächeln aufgesetzt. Sie setzte ganz offensichtlich auf ihr Aussehen, um ans Ziel zu gelangen. Vermutlich hatte sie aus diesem Grund auch die Gesprächsführung übernommen.

Ihr Begleiter dagegen war bereits auf den ersten Blick zum Fürchten. Er hatte ein winziges Schmunzeln auf den Lippen, welches man eigentlich nur als hinterlistig bezeichnen konnte und welches die Umgebungstemperatur gefühlt noch um weitere zehn Grad fallen zu lassen schien. Ein klassischer Bösewicht, der jedem Bond-Film alle Ehre gemacht hätte!
 

„Wir sind auf der Suche nach einem sehr gefährlichen Wolf, der sich hier in der Gegend herumtreibt und würden gern wissen, ob sie ihn vielleicht gesehen haben, Sir. Es handelt sich um ein sehr auffälliges Tier und sie würden sich bestimmt an ihn erinnern, wenn er ihnen begegnet wäre. Er ist schwarz und anormal groß! Haben sie ihn vielleicht gesehen?“ wollte die angebliche Wildhüterin wissen.
 

„Ja, das habe ich, doch mir erschien er gar nicht gefährlich.“ erwiderte Stiles, um Gelassenheit bemüht: „Was hat das Tier denn angestellt, dass sie ihn für so gefährlich halten?“
 

Die Frau, die sich Kate Milford nannte und ihr Begleiter horchten auf, als Stiles zugab, den Wolf gesehen zu haben und sie antwortete:

„Er hat bereits mehrere Menschen auf bestialische Weise getötet und hat höchstwahrscheinlich die Tollwut. Sie sollten sich in Acht nehmen!“ warnte die Blondine: „Wann und wo haben sie den Wolf zuletzt gesehen. Bitte Sir, das ist sehr wichtig!“
 

„Oh, das ist bereits über einen Monat her. Es war, als ich von Miners Creek, dem kleinen Minenarbeiterörtchen südlich von hier aufgebrochen bin. Ich habe mich noch über die Farbe und Größe des Tieres gewundert, wissen sie. Ich bin nämlich Biologe und auf Wölfe spezialisiert.“ plauderte Stiles und freute sich nach innen hin über die Enttäuschung der beiden Fremden, als sie hörten wie veraltet die Informationen waren, die Stiles für sie hatte. Dann schob er noch scheinheilig hinterher: „Aber ich bin ja oft da draußen in der Wildnis unterwegs. Wenn sie mir sagen, wo ich sie finde, dann werde ich ihnen gern mitteilen, falls ich das Tier wiedersehen sollte. Wo sind sie denn stationiert, wenn ich fragen darf?“
 

Die junge Frau reagierte ausweichend und behauptete:

„Wir sind mal hier mal dort, wissen sie?“ Dann fügte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag hinzu: „Übrigens sind wir schon eine ganze Weile unterwegs. Macht es ihnen etwas aus, wenn wir einen Augenblick reinkommen, um uns ein wenig aufzuwärmen?“
 

„Uhm...!“ machte Stiles nicht allzu schlagfertig.

Das Letzte, was er wollte war, dass diese beiden Mörder seine Behausung betraten, und nicht nur, weil sie dann vielleicht Hinweise auf die Anwesenheit Miguels entdecken könnten, sondern auch, weil er sie so schnell wie möglich wieder loswerden wollte, doch ihm fiel kein höflicher Weg ein, sie abzuwimmeln.
 

Zum Glück kam ihm da Danny als rettender Engel zu Hilfe. Er war zunächst für die beiden Fremden unsichtbar gewesen, doch nun trat er von hinten an Stiles heran , legte einen Arm um dessen Taille, zog ihn an sich heran und erst da realisierte der Biologe, dass sein Gast sich oben herum ausgezogen hatte.

Danny begrüßte die Fremden mit einem gelangweilten: „Hi!“ schob dann seine Hand vorne in den Hosenbund eines ziemlich überrumpelten Stiles, leckte über dessen Nacken und schnurrte in sein Ohr:

„Was ist denn nun, Baby? Kommst du wieder ins Bett, oder was? Ich bin geil!“
 

Das Lächeln auf dem Gesicht der angeblichen Kate Milford gefror, als ihr klar wurde, dass ihre Charmeoffensive hier offensichtlich vergeblich gewesen war und nun meldete sich erstmals auch der gruselige, alte Kerl zu Worte:

„Wir kommen wohl gerade ungelegen, wie es aussieht. Komm´ Kate! Lass´ uns gehen. Es wird bald dunkel!“ erklärte er mit einem verächtlichen Blick auf die beiden Männer.
 

Stiles atmete erleichtert auf, als die beiden Fremden sich nun tatsächlich auf den Weg machten. Er sah ihren Schlitten noch so lange nach, bis er absolut sicher war dass sie auch wirklich fort wären und schloss erst dann wieder die Tür.

Dann drehte er sich nach Danny um, der immer noch oben ohne dastand und wollte wissen:

„War das gerade wirklich nötig?“
 

Danny grinste schief und bestätigte:

„Oh ja, das war es. Du hättest dich doch sonst noch ewig mit den beiden abgequatscht und sie am Ende vielleicht sogar noch ins Haus gelassen.“
 

„Gar nicht!“ murmelte Stiles ertappt.
 

„Du wolltest nur nicht unhöflich sein, richtig Stiles? Aber manchmal muss man das nun mal!“ erwiderte Danny: „Übrigens haben die Zwei gelogen!“
 

„Du meinst mit der Tollwut-und-Menschenfresser-Geschichte? Natürlich war die gelogen!“ knurrte Stiles ärgerlich.
 

Danny schüttelte den Kopf:

„Nein, ich meine das andere. Ich kenne jeden Wildhüter in dieser Gegend, aber diese beiden Gestalten gehören nicht dazu! Und mit dem Fernglas konnte ich sehen, dass die Zwei bis an die Zähne bewaffnet sind. Die haben ein ganzes Arsenal auf ihrem Schlitten, als ob sie in den Krieg ziehen wollten. Mit diesen Typen ist echt nicht zu spaßen, Stiles!“
 

Mit Danny war allerdings offensichtlich auch nicht zu spaßen, denn als er sich nun nach seinem Pullover umwandte, konnte Stiles sehen, dass dieser seine Pistole hinten im Hosenbund trug; ganz offensichtlich sein Plan B, falls die zur Schau gestellte Geilheit nicht funktioniert hätte.
 

„Und was soll ich nun tun?“ fragte der Biologe ratlos:
 

„Eins ist klar: So lange der Wolf bei dir ist, bist du in Gefahr!“ stellte Danny schulterzuckend fest:
 

„Ich lasse ihn aber nicht im Stich, damit diese Schweine ihn einfach abschlachten können, um einen Bettvorleger aus ihm zu machen! Er ist mein Freund und ich werde ihn beschützen!“ erklärte Stiles trotzig.
 

Danny blickte ihn nachdenklich an und schlug dann vor:

„Ich werde erst in drei Tagen wieder irgendwo erwartet. Wenn du willst, bleibe ich so lange hier, falls diese Wilderer wiederkommen.“
 

Stiles blickte ihn dankbar an:

„Das würdest du tun?“
 

„Wenn du wieder so lecker für mich kochst, wie heute und beim letzten Mal...?“ antwortete Danny mit einem schelmischen Grinsen: „Und jetzt lass´ uns das Haus so präparieren, dass niemand hereinschauen kann, denn ich wette, dein Haustierchen liebt es gar nicht, da unten im Keller eingesperrt zu sein.“
 

Sie machten sich also daran, die Sturmfensterläden und Vorhänge zuzuziehen und öffneten dann wieder die Kellerluke. Nur zögerlich trat der Wolf ins Licht und es brauchte ein paar aufmunternde Worte von Stiles, ehe er schließlich die steilen Stufen erklomm.
 

Stiles war zu aufgeregt, um heute noch sinnvoll zu arbeiten und so lenkte Danny ihn ab, indem er ein Gespräch anfing. Sie erzählten sich stundenlang gegenseitig irgendwelche Anekdoten aus ihrem Leben; nichts allzu Tiefschürfendes, bloß lustige Begebenheiten, um den anderen zum Lachen zu bringen und irgendwie gingen ihnen dabei nie die Gesprächsthemen aus.

Miguel hatte ein weiteres Mal seinen Stammplatz auf Stiles Schoß eingenommen und unter den streichelnden Händen des Biologen ließ die Anspannung des Tieres ein wenig nach.
 

Das Abendessen servierte Stiles vor dem Fernseher; überbackene Sandwiches für die Menschen und Dosenthunfisch mit Gemüse und Reis für das Raubtier. Dann legte der Hausherr noch eine DVD der Serie `Baywatch´ ein. Die Handlung war zwar zum Verzweifeln dämlich, aber dafür schien in jeder Episode die Sonne und dieser Anblick mitten im ewigen Winter tat der Seele wohl!
 

In der Nacht bekam Danny das Einzelbett neben dem von Stiles und Miguel machte sich wie immer bei seinem Herrchen unverschämt breit:
 

„Er schläft bei dir im Bett?“ fragte der Danny überrascht: „Wieso? Hier ist doch überall genügend Platz und mit dem Pummelchen an deiner Seite kannst du dich doch gar nicht mehr bewegen!“
 

Miguel hob den Kopf und kläffte ärgerlich, als hätte er diese Unverschämtheit verstanden und Stiles fügte hinzu:

„Siehst du! Miguel kann es nicht leiden, wenn du ihn dick nennst! Du hast bloß schwere Knochen, richtig, mein Großer? Außerdem hältst du mich so schön warm. Hör gar nicht hin! Daddy hat dich nämlich lieb, genau so wie du bist!“

Das besänftigte den Wolf scheinbar und er schob seine Schnauze unter das Kinn seines Menschen.
 

Danny kicherte in seinem Bett liegend und kommentierte:

„Ihr zwei seid ganz schön eigenartig, wisst ihr das eigentlich?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CharlieBlade1901
2018-01-24T18:33:24+00:00 24.01.2018 19:33
Charlie: „Echt jetzt Baywatch? Wenn ihr Frauen mit dicken titten und engen Aufzügen sehen wollt, es gibt sicher ein paar pornos auf dvd.“
Stiles: „Was denn die Serie ist gut.“
Derek +. Charlie: „hahahahaha nein ist sie nicht.“
Antwort von:  GingerSnaps
24.01.2018 19:41
Das Baywatch gut ist, hat keiner behauptet. Nur, dass es sonnig ist und darum geht´s.
Und außerdem: Sollen sie sich wirklich in dieser Konstellation einen Porno anschauen? Das wäre echt schräg! :-DD
Antwort von:  CharlieBlade1901
24.01.2018 22:21
Glaub mir wenn ich dir sage, sogar ein Porno in der Konstellation zusehen ist besser als sich freiwillig diesen Augenkrebs anzutun. Ich leide mit den Armen Jungs. Vor allen kann Mister wir knutschen besoffen in der Waldhütte rum gerne mal ein paar sehenswertere Filme beschaffen. Wenn man schon so sozial abgegrenzt ist von der Welt, dann müssen mindesten 15 gute Filme im Haus sein, um zumindest die ersten 10-11 Wochen durch zuhalten. XD.
Antwort von:  GingerSnaps
25.01.2018 06:11
Nein, nein, Charlie, du liegst falsch! Meine Geschichte ist ab 12 Jahren; sie spielt also in einer Welt, in der man das Wort Porno gar nicht kennt! Wenn die Jungs also Brüste sehen wollen, bleibt ihnen nur Baywatch, auch wenn einem beim Konsum das Hirn langsam aus den Ohren hervorquillt.
Aber den Playboy kauft sich ja auch keiner wegen der Artikel! ;)


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