Ein Hexentraum von Pureya (A Witch‘s Dream) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Das Hotelzimmer war schäbig, die Betten durchgelegen und das warme Wasser reichte kaum für eine anständige Dusche, doch Dean und Sam fiel es kaum auf und kümmerte es auch nicht. Der schmierige Rezeptionist hatte ihre Kreditkarte ohne mit der Wimper zu zucken akzeptiert und auf mehr kam es nicht an. Sam saß über seinen Laptop gebeugt, während Dean auf einer Bettkante hockte und die wenigen Infos aus der Akte immer wieder durch ging. „Vielleicht Werwölfe?“ „Nein, viel zu lange Inkubationszeit, keine gefressenen Herzen und es war Neumond“, kam es sofort von Sam zurück, ohne dass er aufsah. „Ein Fluch?“ „Schon möglich. Aber von was wird er ausgelöst?“ „Haben die Jungs irgendwas gemeinsam? Also außer, dass sie halt Jungs sind?“ „Schwer zu sagen. Die Polizisten waren alle in einem Bowlingteam und der Busfahrer hat vor 5 Jahren mal in der Papierfabrik gearbeitet. Der Kleine aus dem Starbucks ist erst vor einem Monat her gezogen.“ Dean seufzte schwer. „Also haben wir außer der mysteriösen Ex gar nichts.“ Frustriert sprang er auf und lief unruhig im Zimmer umher. „Wir sollten in die Leichenhalle gehen. Vielleicht gibt’s bei den Toten was Erleuchtendes.“ Sam sah sich verdutzt über die Schulter zu seinem Bruder um. „Wäre es nicht besser erst die 2 Polizisten, die im Koma liegen zu besuchen?“ „Wozu? Erzählen können die uns nichts und aufschneiden dürfen wir sie nicht.“ Dean verzog den Mund. „Oder siehst du das anders?“ Sam lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme im Nacken. „Nein. Also wohl Leichenhalle.“ Und seufzend stand er auf und klappte den Laptop zu. Ein kurzer Anruf im Polizeirevier ergab, dass die Leichenhalle, dank Sparmaßnahmen in das Kinderkrankenhaus einer Nachbarstadt 10 Meilen entfernt verlegt worden war. „Geschmackvoll“, kommentierte Dean, als beide vor dem tristen Betonklotz aus dem Impala stiegen. „So lange die Leichen nicht im Foyer aufgebahrt werden, ist es doch ok“, meinte Sam und richtete seinen Hemdkragen. Dean schnaubte. Im Keller begrüßte sie eine breit grinsende, schwarze Ärztin. Obwohl die Runzeln und tiefen Lachfalten in ihrem Gesicht sie mindestens 50 wirken ließen, war ihr Haar noch rabenschwarz und zu einem dicken Knoten nach hinten gebunden. „Lange her, seit ich hier mal lebende Männer rein bekommen hab“, feixte sie und streckte Dean die Hand entgegen. „Doktor Page. Maggie hat mich schon angerufen und Bescheid gesagt, dass das FBI neue potentielle Patienten für mich vorbei geschickt hat.“ Und sie lachte laut auf. Dean und Sam lächelten gequält zurück. „Wir werden versuchen es zu vermeiden, Doktor Page“, erwiderte Sam und schüttelte ebenfalls ihre Hand. Die ältere Frau zuckte mit den Schultern. „Am Ende landen ja doch alle hier. Also, mit welchem wollen Sie starten?“ Dean räusperte sich und lächelte leicht. Der trockene Humor der Ärztin war ihm sympathisch. „Gerne beim ersten Opfer. Richard Felb.“ Doktor Page nickte und winkte beiden mitzukommen. „Ach ja, der gute Dick. War‘n echtes Schnuckel müsst ihr wissen.“ Sie öffnete eine der kleinen Klappen an der Wand und zog mit beherzten Griff eine Stahlbahre heraus. Der Leichnam darauf war zur Hälfte mit einem weißen Leinentuch bedeckt. Nur die Füße und der Oberkörper lagen frei. Trotz des vernähten Y-Schnittes und dem Umstand, dass er schon eine Weile tot war, konnte man noch deutlich die gut trainierten Muskeln von Richard Felb sehen. Die Brüder stellten sich an seiner Seite auf. „Ein Prachtexemplar, nicht wahr? Schade, dass er tot ist. Allerdings hätten wir uns sonst wohl nicht kennengelernt.“ Wieder erklang ihr fröhliches Lachen. „Was können Sie uns über ihn sagen?“, fragte Sam und ließ den Blick über den Körper wandern. "Na ja, er war bei bester Gesundheit, wenn man von den 3 Schusswunden absieht. Gestorben ist er am Blutverlust, nach dem eine Kugel die Milz durchschlagen hat." Sie wies auf die 3 runden Löcher, die sich deutlich von der blassen Haut abhoben. "War irgendetwas ungewöhnlich?", hakte Sam nach. "Hm, Sie meinen weil er plötzlich durchgedreht ist? Virologisch gab es keinen Befund. Auch das Gehirn war nicht auffällig vergrößert. Das einzige Seltsame war, dass sein Magen-Darmtrakt komplett leer war. Als hätte er seit Tagen nichts gegessen. Das war bei den Anderen übrigens auch so. Keiner hat vorher was gegessen oder auch nur getrunken. Vielleicht sind sie deshalb durchgedreht? Ich auf jeden Fall würde es!" Doktor Page lachte erneut und rieb sich über ihren leichten Bauchansatz. "Das würden wir wohl alle", stimmte Dean ihr lachend zu. "Haben die Leute sonst noch etwas gemeinsam gehabt?" Sam beugte sich etwas weiter vor, um eines der Schusslöcher genauer zu betrachten. Die Ärztin zuckte mit den Schultern. "Sie waren alle Männer. Mehr ist mir auch nicht aufgefallen. Wollen Sie sich noch die Anderen ansehen?" Sam und Dean nickten und Doktor Page führte ihnen nacheinander die anderen Leichen vor. Bis auf Einschusslöcher von Kugeln verband sie augenscheinlich nichts. "Und unser letzter Kandidat. Traurig, wenn sie noch so jung sind." Sie sahen auf den Starbucksmitarbeiter hinunter. Er war kaum alt genug, um einen Bartschatten entwickelt zu haben. "Wie sieht es eigentlich mit den Leuten aus, die von den Typen angegriffen worden?", warf Dean ein. "So viel ich weiß ist keiner von denen gestorben. Na ja, außer Charlie und Bob natürlich. Die Polizisten die Dick erwischt haben. Und es hat sich auch keiner angesteckt, wenn Sie darauf hinaus wollen", erwiederte Doktor Page und schob den jungen Mann zurück in sein Fach. "Sie wissen nicht zufällig etwas über Richard Felbs Ex-Freundin, oder?", fragte Sam, einer plötzlichen Eingebung folgend. Doktor Page verriegelte die quadratische Klappe wieder sorgfältig. "Ist sie auch tot?", fragte sie erstaunt. "Nein nein, aber es hätte ja sein können, dass Sie von ihr gehört haben." Doktor Page´s Blick wanderte kurz zur Seite als sie nachdachte. "Nein... Ich denke nicht, dass ich sie kenne. Ich komme nicht so oft nach Monroe müssen Sie wissen. Aus dem Revier kenne ich natürlich alle, aber sonst... Fragen Sie doch Maggie, die kennt die ganze Welt." Und wieder lachte sie fröhlich. Dean und Sam dankten ihr und verabschiedeten sich. "Schauen Sie jederzeit wieder vorbei. Gern auch kalt!", rief ihnen die Ärztin gut gelaunt nach. "Geschmackvoll", kommentierte Sam und stieg in den Impala. "Ich find sie lustig", grinste Dean und startete den Wagen, während sein Bruder den Kopf schüttelte. "Lass uns ein paar der Opfer besuchen gehen. Vielleicht kommt ja da noch was neues raus", sagte Dean und fuhr von dem geteerten Parkplatz hinunter. "Von einem Krankenhaus ins nächste", seufzte Sam und legte den Kopf zurück. "Bis wir endlich etwas haben was uns weiter bringt. Diese Ex lässt mich einfach nicht los." "Mich auch nicht. Das ganze war einfach zu seltsam." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)