Stille der Unendlichkeit von Lou_Dream_Caelum ================================================================================ Kapitel 5: Edna --------------- Als sie am Fuße des Berges ankommen, atmet Sorey tief durch. „Bist du wütend, dass wir nichts gesagt haben?" Lailah blickt ihn sorgenvoll an und legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Nein, ich bin nicht wütend. Ich musste es tun, sonst wäre Heldalf noch immer am Leben und hätte wahrscheinlich die ganze Welt zerstört. Ich bin auch nicht traurig, denn früher oder später wäre Rose gestorben, denn sie war schließlich nur ein Mensch." Mit diesen Worten drehte er sich um und lächelte sie an. „Och komm schon, jetzt musst du nur noch weinen und ich bin in einem Liebesroman gelandet." Edna verzog das Gesicht und als Lailah rot anlief, musste sie sogar lachen. „Es ist sehr ungewöhnlich, dass Edna lacht." Mikleo stellte sich neben Zaveid, der Edna schon seit längerem beobachtete. „Ich habe das Gefühl", Zaveid wendet seinen Blick zur Turmuhr von Lastonbell, die am Horizont aufragt, „Eizen habe jeglichen Ketten von ihr abgenommen. Ich denke, jetzt kann sie wieder glücklich sein, lachen und Gefühle zeigen." Mikleo nickt. „Ja, als habe er alle Ketten von ihren Schultern genommen." Als Edna bemerkt, dass die beiden sie beobachten, nimmt sie ihren Schirm und piekst Mikleo damit in die Rippen. „Hey Mibu, wenn du schon über mich schmachtest, dann mach das unauffällig!" Mikleo nimmt ihren Schirm in die Hand und zieht ihn ihr aus der Hand. „Ich mache WAS? Pass mal auf was du sagt, du Erdklumpen!" Ednas Gesicht färbt sich langsam rot und dann beginnt sie los zu schreien. „Hirti, mach' mal was, ich glaube wütendes Kind auf neun Uhr!" Doch kaum setzt Zaveid einen Fuß vor den anderen, wendet sich Edna zu ihm und haut mit ihrem Schirm- den sie Mikleo wieder abgenommen hat- auf ihn ein. Dieser ergreift lachend die Flucht und die fluchende Edna folgt ihm. „Los, wir sollten Edna und Zaveid folgen, schließlich wartet in Lastonbell jemand auf die beiden." Lailahs Blick folgt den beiden über die Wiese und Sorey nickt. „Na los, beeilen wir uns, bevor sie außer Reichweite sind." Mikleo und Sorey laufen los und Lailah blickt ein letztes Mal zurück. „Danke Rose, du warst die beste Freundin die ich je hatte. Wenn wir uns wiedersehen, sage ich es dir nochmal selbst." Und dann geht auch sie, doch sie fühlt sich nicht traurig, sondern hat Zuversicht, Rose eines Tages wieder zu sehen. Im Gasthaus von Lastonbell herrscht unerträgliche Ruhe, als die Reisenden eintreten. „Willkommen!" Die Frau hinter dem Tresen lächelt sie freundlich an. Sorey nickt, doch ein Mann geht an ihm vorbei und bestellt. „Anscheinend wurden wir diesmal nicht bemerkt. Brav stellt sich Sorey hinter den Mann und als dieser sich an einen de Tische setzt, wundern sich Mikleo, Edna, Sorey und Lailah sehr. Nur Zaveid weiß den Grund, warum die Frau sie völlig übersieht und sich seelenruhig um die Bestellung des jungen Herren kümmert. Nach ein paar Minuten platzt Edna der Kragen und sie haut mit ihrem Schirm auf den Tresen, doch die Frau merkt nichts, als ob sie nicht da seien. „Versuch es erst gar nicht Kleine, sie sieht dich nicht." Die vier fahren herum und stehen einer Dame gegenüber. Sie ist um die 40 Jahre alt und sieht sehr müde aus. „Was meinen sie damit?" Mikleo blickt sie fragend an, doch die Augen der Frau ruhen nur auf Sorey. „Der Hirte also. Lässt dich auch mal blicken, nach hundert Jahren hältst du es für nötig mal aufzutauchen und dann veränderst du schon wieder die Welt." Sorey blickt sie verständnislos an. „Sie meinen das mit den Seraphen? Das war zum gute der Welt." Ein Schrilles Lachen unterbricht Sorey und dieser verstummt zerknirscht. „Zum gute der Welt, sagst du? Die ganze Welt ist in heller Aufruhe, da die Menschen heutzutage nicht an Magie und dergleichen glauben. Was für Unruhe ausgebrochen ist, das willst du nicht zu glauben wagen." „Heißt das etwa...Lailah, du sagtest doch, das sei gut für die Welt und sie würde es sich wünschen?" Langsam drehte Sorey sich zu Lailah um, die fies grinste. „Lailah, was...?" Langsam dämmerte Mikleo. „Lunarre!" Fies grinsend stand er vor ihnen und langsam formte er sich wieder zu seiner echten Gestalt. „Hihihi! Dank Master Heldalf beherrsche ich nicht nur die Illusion von mir, sondern auch die Illusion des Aussehens. Ihr seid einfach in meine Falle getappt. Ich wusste das ihr diesem Lügenmaul von Feuerseraph vertraut und habe mir deshalb mal ihr Aussehen geliehen." Edna zog kampfberiet ihren Schirm vor sich, doch Lunarre verließ das Gasthaus unerwartet flink. „Los, er darf nicht entkommen!" Sorey und Mikleo schalteten zuerst und stürmten aus dem Gasthaus. Zaveid und Leilah blickten sich an. „Was glaubst du, was ist mit der echten Lailah?" fragte Zaveid gespielt uninteressiert. Doch Edna schüttelte den Kopf. „Das ist jetzt unwichtig, wir müssen Lunarre aufhalten!" Mit diesen Worten stürmte Edna nach draußen und Zaveid folgte ihr, mit der Pendel in der Hand. Sie biegen um die Ecke in die lange Handelsstraße und entdecken Mikleo, der gerade in eine kleinere Gasse einbiegt. Mit einem Zeichen macht Edna Zaveid klar, dass sie Mikleo folgen will. Er nickt und läuft weiter die Straße hinauf, wo er Sorey vermutet. Langsam biegt Edna um die Ecke und betrachtet den leeren Durchgang zwischen zweier Familienhäusern. Man hört ein kleines Baby schreien und das Brutzeln verkohlten Schweinesteaks. Und eine Tür knarzt gefährlich laut, doch Edna ignoriert diese. Wo ist Mikleo? Als sie am Ende der Gasse ankommt, spürt sie, dass das eine Falle ist. Und Ednas Bauchgefühl lag noch nie falsch. Schnurstracks rannte sie die Straße hinauf und sprang, kurze Zeit später, die Treppenstufen der Kirche hinauf. Dort hörte sie schon von weitem das Rufen von Zaveid und Sorey. Kaum steht sie am Hof, entdeckt sie Zaveid: in seinen Armen liegt die erschöpfte Lailah. „Lailah!" Edna stürzte zu ihr und rüttelte ängstlich an ihrer Schulter. Langsam schlug sie die Augen auf. „Oh, Zaveid, Edna und...Sorey. Du lebst!" Für eine die gerade noch ohnmächtig war, ist sie wahrscheinlich fix im Kopf. Langsam setzt sie sich auf und Zaveid blickt zu Edna auf. Die blickt schuldbewusst zur Seite und Sorey wird käseweiß. „Meint er ist... er ist bei Lunarre?" Stille tritt ein und Sorey versteht. Lailah steht auf und Zaveid hilft ihr dabei. Er ist so liebevoll zu ihr, das ist schon zu kitschick für die kleine Edna. Sie würgt, Zaveid grinst und Sorey betrachtet die Kirche. Lunarre ist da drin, ich spüre Bosheit in der Kirche." Lailah schluckt. „Wann hattest du das letzte Mal Bosheit gespürt?" Sorey nickt und sieht ihr fest in die Augen. „Im Kampf gegen Heldalf!" Vorsichtig schiebt Sorey die Tür auf und Edna lugt unter ihm durch. „Mein Vorteil klein zu sein ist nicht gesehen zu werden." Sie drückt ihren Schirm fest an ihren zierlichen Körper und tappt in die Halle. Hinter einer der Kirchenbänke setzt sie sich nieder und winkt Sorey und den anderen zu. Einer nach den anderen schleicht in die Halle und versteckt sich mit Edna hinter der Bank. Als alle da sind, späht Edna nach vorne zum Altar. Gerade öffnet er eine Falltür im Boden und verschwindet darin schließlich. Kaum ist er darin verschwunden und die Luke ist zu, stürmt Edna nach vorne, dicht gefolgt von Sorey. „Wir müssen herausfinden, wie er diese Luke geöffnet hat." Sie ziehen an Kerzen und drehen vorsichtig ein paar Dosen um. Lailah räuspert sich leicht und hebt den Teppich des Altars leicht an. Darunter befindet sich eine kleine Perle. Diese legt sie in die Mitte des Altars und die Luke öffnet sich wie von Geisterhand einen Spalt breit. Sorey späht in die endlose Dunkelheit, nimmt seinen ganzen Mut zusammen und springt in die Tiefe. „Folgen wir ihm, da unten brauchen wir dein Licht Lailah. Schaffst du das?" Edna blickt sie an und Zaveid nickt. „Keine Sorge, Prinz Zaveid ist zur Stelle. Seine Schulter vertreibt jeden Angstspross in dir!" Mit diesen Worten folgt er Sorey, Lailah springt danach und Edna sieht sich ein letztes Mal um. Dann folgt sie den anderen vorsichtig hinab. Unten angekommen landet sie sanft in den Armen von Zaveid. Lailah hält eine kleine Feuerkugel in der Hand, mit der sie den Tunnel vor ihnen leicht erleuchtet. Soreys Augen leuchten bedrohlich und Edna fragt sich was er wohl gerade denkt. Als sie realisiert, das sie in den Armen von Zaveid liegt, springt sie schnell hinab und gibt in einen Schubs. „Was denkst du denn, eine Dame einfach aufzufangen und in den Armen zu tragen?" Zaveid blickt sie ernst an. „Hätte ich dich nicht aufgefangen, dann wärst du ins Wasser gefallen und hättest dir ein Bein gebrochen oder noch mehr. Willst du lieber das? Bedank dich halt mal!" Erstaunt über Zaveid schweigt Edna und folgt lieber Sorey, der schon ein wenig weitergegangen ist. „ Kommt, wir müssen Lunarre und Mikleo finden. Wer weiß, was er mit ihm anstellt." Vorsichtig wagen sie sich weiter in die Tiefe und irgendwann bleibt Zaveid wie Angewurzelt stehen. Ein kühler Luftzug streift sein Gesicht und Zaveid läuft weiß an. „Ich glaube wir sollten uns beeilen. Er hat nichts gutes vor, los!" Die vier rennen los, Sorey voraus. Und dann, ganz plötzlich, stehen sie in einer großen Höhle. Zapfen hängen von der Decke herab, es ist eisig kalt. An den Seiten laufen zwei, aus Eis gehauene, Treppen hinauf zu einem Podest. Darauf sind schwere Ketten befestigt und ein großes Zeitenloch klafft dort. An den Ketten hängt eine Gestalt, sie ist blutverschmiert und trägt kaum noch etwas, die Person scheint dem Krieg entsprungen zu sein. Blut tropft von der Stirn auf einen Stab, der vor ihm liegt. Als Sorey die Person erkennt, schlägt diese eines seiner Augen auf und blickt auf die vier hinab. „Was ist mit dir passiert, erkennst du mich?" Sorey läuft hinauf und rüttelt an der Person. Diese hängt regungslos an den Ketten und wird langsam vom Zeitloch verschlungen. „Wach auf. Bitte, lass mich nicht alleine..." Als er die Augen schließt schreit Sorey laut auf: „Mikleo!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)