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Mein Chef und ich

oder: Nie wieder Ferienjobs!
von

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Mein Chef ist ein...Vampir?!

Die nächsten Tage sprachen Miyoshi-san und ich nur das Nötigste miteinander. Ich, weil ich immer noch ziemlich sauer auf ihn war und er, weil er es wohl nicht für weiter wichtig hielt, mit mir zu reden. Den Kuss hatten wir überhaupt nicht mehr erwähnt. Inzwischen war Freitag und nur noch eine halbe Stunde trennte mich von meinem Wochenende. Ich streckte mich unauffällig und beobachtete, wie Miyoshi-san die Bilder aussortierte. Er wirkte schon den ganzen Tag blass und erschöpft, doch das änderte nichts an seiner unausstehlichen Art. Ich hielt mich aus dieser Sache raus und wartete auf den Gong, der mich von der Anwesenheit des Blonden erlöste. Als es endlich so weit war, verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg nach Hause. Dort erwartete mich bereits meine Mutter mit dem Abendessen. „Hallo, mein Schatz. Wie war die Arbeit?“ „Ganz gut. Allerdings habe ich jetzt eine riesigen Kohldampf.“ Meine Mutter lachte und strich mir über die Haare. „Dann setz dich mal an den Tisch, ich bringe dir was.“ Ich lächelte ihr zu und tat, was sie mir gesagt hatte. Seit mein Vater verstorben war, standen wir beiden uns sehr nahe. Zwar hatten wir nie viel Geld gehabt, aber das war für uns auch nie das Wichtigste gewesen. Während des Essens berichtete meine Mutter, was sie während ihrer Arbeit so erlebt hatte.

Die Uhr zeigte bereits halb zehn an, als es mir auffiel. Ich hatte mich auf mein Zimmer zurückgezogen, nachdem ich meiner Mutter eine gute Nacht gewünscht hatte. Dort wollte ich mich gerade umziehen, als ich merkte, dass meine linke Hosentasche ungewöhnlich leer war. Das war doch jetzt nicht wahr,oder? Ich hatte tatsächlich meinen Geldbeutel bei der Arbeit liegen lassen. Fluchend verließ ich mein Zimmer wieder und ging in das Wohnzimmer, wo meine Mutter auf dem Sofa saß und fernsah. Verwundert blickte sie mich an. „Ist alles in Ordnung?“ „Ich muss noch mal kurz weg. Ich habe was auf der Arbeit vergessen.“ „Soll ich dich fahren?“ „Nein, ist schon okay. Ich fahre schnell mit dem Fahrrad. Bis später.“ „Pass auf dich auf.“ „Klar.“ Kurz darauf radelte ich durch die warme, sternenklare Nacht. Wie gut, dass ich auf meine Jacke verzichtet hatte und ein lockeres T-Shirt trug. Insgesamt dauerte meine Fahrt zwanzig Minuten, bis ich an dem Gebäude ankam. Immerhin hatte ich an meinen Besucherausweis gedacht. Während ich vorsichtig durch die dunkle Empfangshalle in Richtung des Aufzugs ging, war ich froh, dass ich mich inzwischen hier einigermaßen auskannte. Dennoch machten die Dunkelheit und die Geräusche mich wahnsinnig nervös.

Endlich befand ich mich vor dem Pausenraum und trat durch die Tür. Auf dem Tisch lag tatsächlich mein Geldbeutel. Aufatmend steckte ich ihn in meine Hosentasche, verließ das Zimmer und wollte gerade wieder gehen, als ich einen Lichtstreifen bemerkte, der unter der Tür des Aufnahmestudios hindurch schien. Wer war denn um diese Zeit noch hier? Neugierig trat ich näher. Einbrecher konnten es nicht sein. Die hätten wohl kaum das Licht angemacht. Ich öffnete die Tür und ging hinein. Die Tür ging hinter mir wieder zu und ich blinzelte einige Male, um meinen Augen die Möglichkeit zu geben, sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Dann erkannte ich Miyoshi-san, der mit dem Rücken zu mir auf einem Sofa lag. „Was machst du denn hier?“ fragte ich überrascht. Der Blonde antwortete nicht. War er etwa eingeschlafen? Ich ging zu ihm und bemerkte, dass er tatsächlich die Augen geschlossen hatte und keuchend atmete. „He, Mistkerl. Ist dir deine Luxusvilla etwa nicht gut genug oder warum liegst du hier rum?“ Immer noch keine Reaktion. Energisch trat ich näher und war kurz versucht, Miyoshi-san einen Tritt zu verpassen. Aber dann packte ich ihn einfach nur fest an der Schulter. „Aufwachen, Blödmann. Bist du betrunken oder...“ Der andere reagierte so schnell und heftig, dass ich gar keine Möglichkeit hatte, mich irgendwie zu wehren. Er drehte sich um, warf sich auf mich und nur Sekunden später lag ich auf dem Boden. Mein Chef saß auf mir und pinnte mich mit einer ungeheuren Stärke am Boden fest. Ich blickte hoch und was ich sah, ließ mich überrascht nach Luft schnappen. Etwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung.

Miyoshi-san hatte sich verändert. Seine eigentlich dunkelblauen Augen waren nun tiefrot und ein wilder Ausdruck lag in seinem Gesicht. Er öffnete den Mund und ich erstarrte völlig. Seit wann hatte der Blonde so scharfe, lange Eckzähne? Was ging hier vor? „Miyoshi-san? Was soll das? Lass mich sofort los!“ versuchte ich zu schreien, doch meine Stimme war vor Angst hoch und quietschend. Der andere fing an, sich zu mir hinunterzubeugen und ich schaffte es, eine meiner Hände zu befreien und ihm auf die Brust zu legen, um ihn zu stoppen. Doch so sehr ich auch versuchte, ihn zurückzudrängen, er war stärker. Er griff nach dem Kragen meines Shirts, knöpfte ihn auf, so dass nun meine halbe Schulter sichtbar war und drehte meinen Kopf nach oben und zur Seite. Jetzt war mein Hals schutzlos Miyoshi-san ausgeliefert. Dieser kam mir immer näher, bis ich seinen warmen, keuchenden Atem auf meiner Haut spüren konnte. „Hör auf, verdammt! W-was hast du vor?“ Anstatt einer Antwort hörte ich nur ein leises Fauchen, bevor ein scharfer Schmerz meinen Hals durchfuhr. Ich kniff die Augen zusammen und begriff nur langsam, dass der Blonde mich tatsächlich gebissen hatte.

Ein Schlürfen erklang und der Schmerz wurde noch heftiger. Unbewusst krallte ich mich an Miyoshi-sans Oberteil fest. Es tat weh...so sehr… Ich öffnete ein Auge, doch erblickte nur Miyoshi-sans blonden Haarschopf. Dieser trank einfach weiterhin mein Blut. Gierig. Unbeherrscht. Nach einer Weile wurde mir leicht schwindelig und mein Griff lockerte sich. Endlos schien es zu dauern, bis mein Chef endlich genug zu haben schien und sich zurückzog. Seine Lippen waren mit meinem Blut verschmiert und er wischte es mit seinem Handrücken fort. Ganz langsam zogen sich die Eckzähne zurück und seine Augen erhielten wieder ihre normale Farbe. Sein keuchender Atem beruhigte sich und er atmete einige Male tief durch, bevor er auf mich herabsah und endlich zu begreifen schien, wer da unter ihm lag. „Mondkalb? Was machst du denn hier?“ Schwach versuchte ich, mich aufzurichten. „Dasselbe...könnte ich dich fragen...elendes Kriechtier...“ Miyoshi-san saß immer noch auf mir und sein Blick wanderte zu meinem Hals. Er seufzte tief auf und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Das ist jetzt ärgerlich.“ „Ärgerlich?...“ gab ich mühsam zurück. „Das trifft...es ja wohl nicht einmal...ansatzweise...“ Der Blonde stand endlich auf und verschwand aus meinem Blickfeld. Was denn, erst trank er mein Blut und jetzt haute er einfach ab?

Nur kurz darauf tauchte Miyoshi-san jedoch wieder auf und hielt mir eine Hand entgegen. Ich ergriff sie und kam wacklig auf die Beine. „Hier, setz dich und trink das.“ Noch halb benommen tat ich, was er verlangte und nahm das Wasser entgegen. Es war herrlich kühl, erfrischend und linderte meinen Schwindel etwas. „Ich fürchte, ich muss dir einiges erklären, Mondkalb. Hör einfach zu, verstanden?“ Ich nickte wortlos und hielt mir die Wasserflasche an den geschundenen Hals. „Du scheinst etwas Besonderes zu sein, Mondkalb. Du darfst dich glücklich schätzen.“ „Was soll das denn jetzt bedeuten?“ „Normalerweise verfallen meine Opfer in eine hypnotische Starre, sobald sie mir in die Augen sehen und können sich hinterher an nichts erinnern. Bei dir war es anders. Ich frage mich gerade...das würde einiges erklären.“ „Könntest du dich so ausdrücken, dass ich auch etwas von der Unterhaltung habe?“ fauchte ich wütend. „Du bist etwas, was wir >perfektes Opfer< nennen.“ „Es gibt noch mehr von deiner Sorte? Und was soll das heißen, perfektes Opfer?“ „Würdest du jetzt mal zu Ende zuhören, Mondkalb? Ja, es gibt noch mehr Vampire. Und für jeden Vampir gibt es irgendwo ein perfektes Opfer. Wenn der Vampir von dieser Person das Blut trinkt, ist es ihm ab diesem Moment unmöglich, jemand anderem das Blut zu nehmen. Es entsteht sozusagen eine Verbindung zwischen Vampir und Opfer. Das Opfer ist ab diesem Zeitpunkt die einzige Blutquelle, die der Vampir braucht. Im Gegenzug für das Blut wird das Opfer stärker, widerstandsfähiger und seine Wunden verheilen sehr viel rascher als normalerweise üblich. Auch das Blut, welches ihm regelmäßig genommen wird, regeneriert sich innerhalb einiger Stunden. Du siehst also, beide Seiten profitieren von dieser Verbindung.“ Völlig erschlagen sah ich den anderen an. „Willst du damit sagen, ich bin dein perfektes Opfer und du wirst mir jetzt regelmäßig in den Hals beißen?“ fragte ich schließlich langsam. „Richtig geraten, Mondkalb. Das könnte spaßig für mich werden.“ Kopfschüttelnd stand ich auf, wirbelte ich herum und rannte davon. Ich konnte es nicht glauben. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Warum musste ausgerechnet mir so etwas passieren?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Noch etwas verwirrend, klärt sich aber alles auf. ^^ ^^ Komplett anzeigen

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