Mein Chef und ich von BloodyRubin (oder: Nie wieder Ferienjobs!) ================================================================================ Kapitel 3: Mein Chef ist mir zu nah ----------------------------------- Todmüde stand ich vor dem Gebäude, in dem mich das Verderben erwartete. Meine Uhr zeigte fünf vor halb neun an und ich unterdrückte ein Gähnen. Da ich es nicht hinbekommen hatte, das Gekrakel von Miyoshi-san zu entziffern, hatte ich kurzerhand meine Mutter um Hilfe gebeten. Als Arzthelferin hatte sie schließlich mit noch schlimmeren Vergehen der japanischen Schrift gegenüber zu tun. Tatsächlich hatte sie es geschafft, die Schrift zu entziffern und mir die Termine des Blonden vorgelesen, damit ich sie mir abschreiben konnte. Auf ihre drängenden Fragen hin hatte ich gesagt, dass der Ferienjob recht abwechslungsreich war. Das war zwar halb gelogen, aber sie hatte sich so darüber gefreut, dass ich es nicht über mich gebracht hatte, ihr die Wahrheit zu sagen. Schließlich musste sie auch nicht wissen, dass mein Chef ein dämlicher Idiot war, der mich ständig als Mondkalb bezeichnete und derart aufgeblasen war, dass ich mich wunderte, warum sein Kopf noch nicht explodiert war. Immerhin eine Sache hatte ich geändert und mir heute Morgen einfach einen weiten, grauen Pullover und eine schlichte Jeans angezogen. Dazu trug ich meine Turnschuhe, die zwar nicht mehr so neu waren, aber mir immerhin ordentlich passten. Ich gähnte und fragte mich gerade, wo Miyoshi-san blieb, als genau dieser auf mich zukam. „Beeindruckend.“ begrüßte er mich, als er mich erreicht hatte. „Du bist tatsächlich pünktlich, Mondkalb. Hast du gestern noch gelernt, die Uhr zu lesen?“ „Tatsächlich konnte ich das schon vorher.“ gab ich bissig zurück. Ich wollte nicht so gereizt reagieren, aber der Blonde schien es geradezu herauszufordern. „Gestern war ich eher damit beschäftigt, das Gekritzel zu dechiffrieren, das du als Schrift bezeichnest, eingebildeter Angeber.“ Für einen Moment wirkte Miyoshi-san überrascht, ehe er herausfordernd lächelte. „Anscheinend hast du schon wieder vergessen, was ich dir gestern gesagt habe, Mondkalb.“ „Keineswegs. Allerdings muss ich nur während meiner Arbeitszeit so tun, als würde ich dich respektieren. Und laut meiner Uhr beginnt meine Arbeit erst in fünfundzwanzig Minuten, aufgeblasener Wichtigtuer.“ Ach, tat das gut. Dem anderen zu zeigen, dass er nicht tun und lassen konnte, was er wollte, war unglaublich befreiend. Eine Weile blickten wir uns an. „Genieße diesen Moment, Mondkalb.“ sagte der Blonde endlich und zog seinen Mitarbeiterausweis aus der Tasche, mit der er die Tür öffnete. Die unhöfliche Tresentussi fing ebenfalls erst um neun Uhr an und die Ausweise waren dafür gedacht, trotzdem in das Gebäude zu kommen. Mit dem Gefühl, Miyoshi-san wenigstens einmal geschlagen zu haben, betrat ich ebenfalls das Gebäude und zog, während ich lief, den Terminplaner meines Chefs heraus. „Hier.“ sagte ich und drückte ihm das Ding in die Hand. „Ich hoffe, du hast dich nicht zu einsam ohne deinen ach so wichtigen Notizblock gefühlt, überheblicher Großkotz.“ Miyoshi-san warf einen Blick auf seine Uhr, bevor er antwortete. „Noch zehn Minuten, Mondkalb. Anstatt dich so kindisch aufzuführen, kannst du mir lieber sagen, welche Termine für heute anstehen.“ „Kannst du das nicht selber? Oder schaffst du es nicht, deine eigene Schrift zu lesen?“ „Sehr komisch. Das gehört zu deinen Aufgaben.“ „Schon gut, schon gut...Idiot. Von neun bis um elf eine Mittelaltersession, von viertel nach bis um zwei eine Schulsession und von drei bis fünf eine Fotostrecke für die Vereinigung der Schwulen- und Lesbengemeinschaft.“ „Gut. Du kannst schon mal ins Aufnahmestudio gehen und Saitoh-san Bescheid geben, das ich um neun da bin.“ „Wie Sie wünschen, Miyoshi-san.“ Wie schade, dass die Zeit für mich um war. Ich hätte den ganzen Tag so weiter machen können. Der Blonde warf mir noch einen Blick zu, den ich nicht einordnen konnte, dann verließ er den Aufzug. Ich tat, was er verlangt hatte und schon war Miyoshi-san wieder dabei, sich in einem Mittelalterkostüm fotografieren zu lassen. Wieder stand ich da und wartete, bis ich gebraucht wurde. Vorsorglich hatte ich mir schon ein Handtuch aus dem Schrank genommen und mir über den Arm gehängt. Bis drei Uhr verlief alles ungewöhnlich glatt. Dieses Mal hatte ich es geschafft, nicht zu lachen, als ich meinen Chef in einer Schuluniform und mit falscher Brille gesehen hatte. Doch nach der Mittagspause fing alles an, schrecklich schief zu laufen. Nach dem, was ich mitbekam, lag das Model, mit dem Miyoshi-san arbeiten sollte, mit einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus und nun fand sich auf die Schnelle kein Ersatz. Saitoh-san wirkte, als würde er gleich in Tränen ausbrechen und lief völlig aufgelöst vor dem Bett hin und her, das für diese Aufnahmen vor dem Greenscreen stand. „Was sollen wir denn jetzt tun? Die Bilder sollen in zwei Tagen fertig sein.“ Miyoshi-san, der ein weißes Hemd und eine dunkle Hose trug, seufzte schwer auf. „Würden wir es noch schaffen, wenn wir die Bilder morgen machen?“ „Ich fürchte, nein. Ich muss die Bilder ja noch bearbeiten, bevor ich sie wegschicken kann.“ Miyoshi-san dachte eine Weile nach, ehe sein Blick an mir hängenblieb und sich ein Lächeln auf seine Züge schlich, das mir sagte, dass ich in ernsten Schwierigkeiten steckte. „Dann wird wohl das Mondkalb aushelfen müssen.“ Verdattert starrte ich den anderen an. Das war doch nicht sein Ernst, oder? „Ähm...Miyoshi-san? Ich habe keinerlei Ahnung vom Modeln.“ gab ich zu bedenken und der Blonde winkte lässig ab. „Du musst nur das machen, was Saitoh-san dir sagt. Das wirst selbst du hinbekommen, oder?“ Der Fotograf schien derart verzweifelt zu sein, dass er den Vorschlag sofort annahm und sich vor mich stellte. „Das könnte klappen. Bitte tu es, Kanagi-kun.“ Ich wollte ablehnen, doch Saitoh-sans Hundeblick führte dazu, dass ich aufseufzte. „Gut, ich bin dabei. Was muss ich machen?“ Freudig klatschte der Fotograf in die Hände. „Du musst nur den Pullover und die Schuhe ausziehen und dich auf das Bett legen. Weitere Anweisungen kommen dann von mir.“ „W-was? Ausziehen? Wieso das denn?“ Mein Blick wanderte automatisch zu dem Bett, auf dem immer noch Miyoshi-san saß und mich bösartig angrinste. Und dann erinnerte ich mich schlagartig daran, wofür diese Fotosession war und ich merkte, wie ich knallrot anlief. Verflucht, verflucht, verflucht… Erwartungsvoll beobachtete mich Saitoh-san und mir wurde klar, dass es nun kein Zurück mehr gab. Ich legte das Handtuch auf einen Stuhl und streifte mir den Pullover sowie die Schuhe ab. Dann machte ich mich mich auf den Weg zu dem Bett, wobei ich sehr wahrscheinlich denselben Gesichtsausdruck hatte wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Miyoshi-san stand auf, als ich das Bett erreichte und ich legte mich auf die zugegebenermaßen herrlich weiche Matratze. „Okay, Kanagi-kun. Das rechte Bein bitte nach oben hin anwinkeln und stütz dich auf die Ellbogen.“ Ich gehorchte und hatte jetzt schon das Gefühl, mich vollkommen zum Affen zu machen. Ohne eine Miene zu verziehen, knöpfte Miyoshi-san sein Hemd auf und ließ es bis zu den Armbeugen hinunterrutschen, ehe er ebenfalls auf das Bett krabbelte und erst innehielt, als er schon viel zu nahe an mir dran war. „Alles klar. Miyoshi-san, greifen Sie unter Kanagi-kuns Kinn und heben es an. Kanagi-kun, die linke Hand auf Miyoshi-sans Brust. Und die Gesichter näher zusammen, bitte.“ Ehe ich auch nur den Versuch machen konnte zu protestieren, hielten warme Finger mein Kinn fest und ich sah direkt in funkelndes Blau, in dem ein eindeutig gehässiges Glitzern erkennbar war. „Ich hasse dich, Mistsack.“ zischte ich durch die Zähne, während er mir näher kam. „Du hast zugestimmt. Also ist es deine eigene Schuld, wenn du dich nicht erinnerst, welcher Art die Aufnahmen sind, Mondkalb. Und jetzt hör auf zu blöken und leg endlich deine Hand auf meine Brust.“ antwortete der Blonde genauso leise. Bei jedem Wort spürte ich seinen Atem, der meine Lippen streifte. Er war so verdammt nah… Unendlich langsam legte ich meine Hand auf Miyoshi-sans Brust und eine Sekunde lang verspannten sich seine Muskeln. Tja, keiner hatte behauptet, dass ich warme Hände hatte. Ich versuchte, mich zu konzentrieren, was unter der Hitze der Lampen und der Nähe des Blonden mehr als schwierig war. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis Saitoh-san zufrieden war. „Wunderbar. Gut, Kanagi-kun, leg dich jetzt gerade hin. Das Bein bitte so lassen, wie es ist und eine Hand auf Miyoshi-sans Schulter. Miyoshi-san, das Gesicht bitte so weit runter, wie es geht.“ Wir waren noch nicht fertig? Och nööö… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)