Orangenblüten und Meeresrauschen von HathorCat (Wichtel-Geschenk für Duchess) ================================================================================ Kapitel 1: Yesterday -------------------- Erbarmungslos schien die Sonne auf den Spielplatz herab. Ihre Wärme hatte den Sand in einem Sandkasten schon so aufgeheizt, dass die Kinder ihn nur mit Schuhen betreten konnten. Zum Glück gab es mehrere Sandkisten, sodass die Kinder unter den schattigen Sandkästen spielen konnten. Lautes Lachen drang an seine Ohren. Fröhlich quietschten die Kinder aus der Käfergruppe beim Fangen spielen, während die Sonnenblumenkinder friedlich einen kleinen Sandkuchenwettbewerb veranstalteten. In all der Freude über den Ausflug tapste ein kleiner blonder Junge unbeholfen durch den Sand. Sein Ziel war das Klettergerüst, das aussah wie ein großes Schiff. Normalerweise würde jedes Kind versuchen, auf den höchsten Mast zu klettern, doch Sanji wollte nicht hoch hinaus und gesehen werden. Er ging die kleinen Holztreppen hinab, die in den „Kerker“ des Klettergerüstes führten. Dort suchte er sich den Raum aus, der das kleinste Fenster besaß. Somit lief er nicht Gefahr, gesehen zu werden. In den unteren Teil des Schiffes sah sowieso kaum jemand nach. Das war der Raum der Kinder, die es nicht anders verdient hatten. So sprachen zumindest Sanjis Brüder davon. Kleine Tränen kullerten das dünne Gesicht herab und mit einem Schniefen betastete Sanji seine Wange. Yonji, sein kleiner Bruder, hatte ihn vorhin brutal mit einem scharfkantigen Stein geschlagen. Das einzige, was seine anderen zwei großen Brüder dazu gesagt hatten war, dass Yonji nicht genau getroffen hätte, da Sanji ja noch bei Bewusstsein sei. »Die sind alle so gemein zu mir!«, schniefte Sanji und schlang seine dünnen Arme um die Knie. Dieser Ausflug war doof! Seine Brüder ärgerten ihn und die Einzige, die ihm helfen könnte, wäre Reiju, aber da seine große Schwester in der Vorschulgruppe war, war sie nicht mitgekommen. Aber Reiju war doch diejenige, die sich immer um seine Verletzungen gekümmert hatte! Wer sollte das jetzt übernehmen? Die Erzieherinnen halfen ihm nie, da sie viel zu viel Angst vor seinen Vater hatten und dieser konnte Sanji auch nicht leiden! Wimmernd machte sich der Blonde noch kleiner und hoffte, dass er endlich aus seinem bösen Traum aufwachte. »Was machst du hier?«, fragte eine Mädchenstimme erschrocken. Überrascht sah Sanji auf. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihm jemand gefolgt war. »Bist du mir nachgelaufen?« »Nein, das hier ist mein Versteck!«, entgegnete das Mädchen empört und hielt ihre Arme jetzt hinter dem Rücken. »Das wusste ich nicht«, verteidigte sich Sanji kleinlaut, machte allerdings keine Anstalten, das Versteck zu verlassen. »Bist du verletzt?«, fragte sie nach und beugte sich leicht vor. Dabei fiel ihr eine Strähne ins Gesicht und jetzt erkannte Sanji auch, wer das Mädchen war, denn ein Lichtstrahl fiel ihr direkt auf das Haupt. Das orangehaarige Mädchen hieß Nami und hatte auch eine große Schwester namens Nojiko. Sanji konnte sich den gut Namen merken, weil sie immer eine Orange zum Frühstück mit hatte. Genauso sahen ihre Haare aus. »Ja«, antwortete er ihr jetzt auch auf die Frage, obwohl die Schramme kaum zu übersehen war. »Hier!« Nami hatte aus ihrem grünen Sommerkleidchen ein Pflaster hervorgeholt. Gut, dass sie immer welche in den Taschen hatte! Sie verletzte sich auch so oft genug, wenn sie stolperte. Da Sanji keine Anstalten machte, ihr das Pflaster abzunehmen, schnaufte sie kurz auf, legte ihren Schatz in eine Ecke und klebte das Pflaster auf die verletzte Stelle. »Warum hilfst du mir? Du kennst mich doch gar nicht!«, murmelte Sanji verlegen. »Du bist doch Sanji, nicht wahr? Du bekommst immer Schläge von deinen Brüdern, das finde ich gar nicht nett! Warum tun die dir das an? Meine große Schwester Nojiko würde so was niemals machen! Die sollte das mal hören, dann macht sie deinen Brüdern bestimmt Feuer unterm Popo!«, schimpfte Nami aufgebracht. »Sonst hilft mir Reiju, meine große Schwester. Aber sie ist in der Vorschulgruppe und heute nicht mit dabei«, erklärte er und schaute verwundert zu Nami. Warum lachte sie ihn nicht aus, dass er so schwach war und sich von seinen Brüdern verprügeln ließ? »Wenigstens hilft sie dir! Aber warum schimpft sie nicht mit deinen Brüdern? Deine Eltern, schimpfen doch auch, oder?« »Meinem Vater ist es egal, da ich ein Schwächling bin.« »Aber das stimmt doch nicht! Du bist doch immer so nett und kannst die besten Sandkuchen backen! Auch deine Plätzchen zu Weihnachten sind so schön! Außerdem bist du zu allen lieb und hilfst auch!«, trotze Nami und konnte nicht fassen, was sie da hörte. »Ich bin eben schwach, das sagt mein Vater immer! Also bitte verrate nicht mein Versteck, ansonsten machen meine Brüder noch viel schlimmere Dinge!«, schniefte Sanji. »Ich verrate dich doch nicht! Was denkst du denn von mir? Dabei helfe ich dir doch!«, entrüstete sich Nami und blies dabei ihre Wangen vor Empörung auf. »Hat dich denn jemand gleich verraten?« »Bisher hat mir niemand außer Reiju geholfen«, erinnerte er sie. Sie ließ sich neben Sanji in den Sand sinken und seufzte laut auf. »Schade, dass man mit dem Schiff nicht wegsegeln kann«, meinte Nami abwesend. »Dann wäre ich schon längst weg und wäre irgendwo, wo man mich als Koch aufnimmt«, dachte Sanji laut nach. »Du willst Koch werden?« »Ja, meine Mama konnte sehr gut kochen, bis sie schwächer und krank wurde. Sie hat sich auch gefreut, wenn ich ihr was zu essen gebracht hatte, was ich selbst gekocht hatte!« »Warum hilft dir deine Mama dann nicht, wenn deine Brüder so gemein sind?« »Mama ist vor langer Zeit eingeschlafen und guckt von oben zu. Ich vermute, da sie so schwach war, kann sie mich nicht richtig beschützen, auch wenn sie es wollte.« »Hier«, bot Nami, als sie ihre geschälte Orange vor Sanjis Nase hielt, an. »Mir geht es immer besser, wenn ich eine von Bellemeres Orangen esse! Sie sind wirklich lecker!« Sanji nickte kurz, ehe er sich dankend ein Stück der süßen Frucht nahm. »Die sind wirklich sehr gut!«, schmatze er staunend. »Ich weiß!« »Die schmecken in einer Soße, wo man Fisch dazu essen kann, bestimmt noch viel besser! Der Saft muss auch richtig gut sein!«, vermutete Sanji begeistert. »Scheint, als hätten wir jetzt schon jemanden, der unsere Orangen haben will!«, grinste Nami. »Können wir dann deine Gerichte kosten?« »Ihr dürft sie sogar als Erste probieren!«, stimmte Sanji lächelnd zu. »Es wäre so schön, wenn du Recht hättest und wir mit dem Schiff los segeln könnten! Dann würde ich kochen und auf dem Schiff wäre sicherlich Platz für deine Orangen!« »Ich will ja nicht von Bellemere und Nojiko weg. Aber das muss ich irgendwann mal, wenn ich Navigatorin werden will!«, erwiderte sie und wurde mit großen Augen angeguckt. »Du willst Navigatorin werden?«, fragte Sanji erstaunt. »Ja, ich kann auch ganz gut Karten zeichnen! Die Schatzkarten für die Spiele darf immer ich zeichnen, weil ich das so gut kann!«, erklärte sie stolz. »Mit denen hab ich die Schätze auch immer gefunden! Doof war nur, dass meine Brüder sie mir immer weggenommen haben«, grummelte Sanji. »Aber da passt das doch! Du wirst Navigatorin, kannst auch zeichnen, wo wir überall waren und ich koche!«, kurz hielt Sanji inne, ehe er weitersprach: »Wir müssten natürlich ab und an irgendwo halten und das Essen verkaufen, damit wir auch was neues kaufen können!« »Das klingt toll! Ob wir beide davon reich werden können? Dann könnte ich Bellemere auch mal was schönes kaufen!« »Das wäre wirklich schön! Noch besser wäre es, wenn die ganzen Leute zu uns kommen könnten. Kann man an ein Schiff Bretter befestigen, sodass man drauf gehen und sitzen kann?«, überlegte Sanji, ganz von seinen Schmerzen abgelenkt. »Gute Frage. Da kann uns sicher Lysop helfen! Er kann doch ganz toll basteln, der weiß das bestimmt!«, fiel es Nami ein. »Das schon, aber an unserem Schiff wird er es nicht dranmachen wollen. Da hat er zu große Angst, ins Wasser zu fallen!«, warf Sanji ein. »Ja, das stimmt auch wieder!«, kicherte sie. »Ich danke dir, Nami!« »Wofür?«, fragte sie. »Dass du mir geholfen hast, natürlich! Ich habe ein Pflaster von dir bekommen, du hast deine leckere Orange mit mir geteilt und du hast mich nicht verpetzt!«, erklärte Sanji und zählte es an seinen Händen ab. »Du bist eine gute Freundin!« »Klar!«, erwiderte Nami und hielt Sanji ihren kleinen Finger hin. »Und wir geben uns jetzt das große Indianer-Ehrenwort, dass wir irgendwann zusammen auf einem Schiff die Welt sehen werden! Du als Koch und ich als Navigatorin!« Mit geröteten Wangen nahm Sanji an: »Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen!« »Und jetzt kommst du mit und bäckst mit uns einen großen Sandkuchen!«, schlug Nami vor und griff nach Sanjis Hand. »Wenn du bei uns bist, da machen deine Brüder nichts, da die Erzieherinnen hingucken müssen!« »Ich hab auch keine Angst mehr!«, strahlte Sanji. »Du brauchst auch keine Angst haben, ich werde dich dann beschützen!« Hand in Hand gingen die Zwei zu ihrer Löwengruppe zurück, die schon fleißig gegen die Kinder der Sonnenblumengruppe wetteiferten. Mit Sanji in der Gruppe gewann das Löwenteam und selbst die wütenden Blicke seiner Brüder konnten Sanji die Freude nicht nehmen, eine beste Freundin gefunden zu haben. Kapitel 2: Today ---------------- Benommen öffnete Nami die Augen. Eine niederdrückende Schwüle umgab sie und ihr fiel es schwer, das matschige Grün über ihr zuzuordnen. Nach mehrmaligem Blinzeln wurden die Umrisse deutlicher und sie konnte das Grün den Blattwerken von tropischen Palmen zuordnen. Das irritierte die Nami. Waren sie nicht auf den Weg zur nächsten Insel? Das angestrengte Nachdenken verursachte ihr Kopfschmerzen und sie fasste sich an die Stirn. Allgemein war ihr leicht übel und ihr ganzer Körper schmerzte als sie sich aufsetzte. »Nami, bist du endlich aufgewacht?«, fragte eine sanfte Stimmte erleichtert. »Sanji?«, fragte Nami irritiert und versuchte ihren Smutje zu finden. »Was ist passiert?« »Wir sind in dem Sturm über Bord gegangen und auf dieser Insel gelandet«, erklärte der Blonde und überreichte Nami eine halbe Kokosnuss in der sich klares Wasser befand. »Trink erstmal, du hast lange geschlafen. Wir dürften hier am Strand sicher sein. Bis jetzt konnte ich keine gefährlichen Auren spüren.« Die Navigatorin nickte knapp, ehe sie trank. Wie herrlich und erfrischend das Wasser schmeckte! »Wir haben Glück, dass dies keine Winterinsel ist«, meinte Sanji und lächelte Nami wissend an. »Da hast du recht. Ich werde also aufpassen, das mich kein Insekt anknabbert!«, versprach sie. »Du solltest etwas essen. Ich habe genügend Früchte gesammelt und dann können wir schauen, ob es auf dieser Insel noch mehr gibt. Vielleicht finden wir sogar ein Wildschwein für eine kleine Portion Fleisch.« Nami lachte laut auf, während sie die angebotenen Früchte aß. »Ich bin nicht Ruffy!« »Gut zu wissen!«, grinste der Koch und hielt ihr die Hand, nachdem sie gegessen hatte, hin, damit sie besser aufstehen konnte. Die Navigatorin nahm die Hand entgegen und besah sich ihre Umgebung genauer. Sie waren noch in Strandnähe und das Rauschen des Meeres pfiff in ihren Ohren. Der goldene Sand reflektierte die warmen Sonnenstrahlen, sodass Nami ihre Augen zusammenkniff, da sie geblendet wurde. Gut, dass Sanji sie in das weiche Gras und im Schatten der Palmen gelegt hatte. Es rührte sie, dass er sich so gut um sie gekümmert hatte. Sogar Essen hatte er finden können. »Wie geht es dir? Hast du dich verletzt?«, fragte Nami. Ihr war gerade eingefallen, dass sie noch gar nicht nach seinem Empfinden gefragt hatte und es war ihr peinlich. »Mir geht es gut. Ich mach mir eher Sorgen um unsere Freunde. Ihre Navigatorin und der Smutje sind nicht mehr an Bord. Der Käpt'n wird ausflippen!«, antwortete Sanji und zog sein schwarzes Jackett aus. Fragend sah Nami ihn an, als er ihr sein Kleidungsstück reichte. »Auch wenn es warm ist, zieh es bitte drüber! Nicht, dass die Insekten dich doch noch überfallen, dann wird unser Arzt durchdrehen«, erklärte Sanji. Kopfschütteln kam sie seiner Bitte nach und schaute sich den Himmel genauer an. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. »Es wird noch ein ziemliches Unwetter kommen!« »Auf einer Tropeninsel wundert mich das nicht«, grübelte Sanji nachdenklich. »Ich habe vom Strand aus einen Berg gesehen. Vielleicht sollten wir uns von dort einen Überblick verschaffen. Mit viel Glück bietet sich eine Höhle als Unterschlupf an.« »Du hast Recht, Sanji.«   Gemeinsam gingen sie tiefer in den Urwald hinein. Während Sanji störrische Lianen und riesige Farnen zur Seite schob, damit Nami passieren konnte, hatte die Navigatorin ihren Klima-Takt-Stock kampfbereit. »Wirklich seltsam. Ich kann außer Kleintieren und ganz vielen Vögeln keine gefährlichen Tiere oder Raubtiere ausmachen«, meinte Sanji. »Ich glaube auch nicht, dass es hier eine Stadt oder ein Dorf geben wird. Dafür sieht es mir zu unberührt aus.« »Da finden wir eine friedvolle Insel und der Rest unserer Bande ist nicht mit dabei«, schnaubte Nami, schon ein wenig aus der Puste. »Sie werden uns schon finden. Vertraue einfach Ruffys Instinkt!« »Du meinst, nachdem sein Magen gesättigt ist?« »Genau!« »Das glaube ich nicht!«, belächelte Nami. »Können wir hier eine Pause machen? Scheint so, als hätten wir den Berg erreicht.« »Okay, das ist eine gute Idee«, meinte der Smutje. »Ruhe dich aus, ich werde die Früchte vom Baum holen.« Mit seinem Skywalk gelang es Sanji mühelos, die obersten Baumgipfel zu erreichen und reife Ananasse zu pflücken. Die Navigatorin ließ sich an einem kräftigen Baum nieder. Zum Glück gab es kurz vor dem Aufstieg noch eine halbwegs baumfreie, wenn auch hochgewachsene, Wiese. Namis Magen knurrte laut und diesmal war sie heilfroh, dass sie mit Sanji hier gestrandet war. Sie wollte sich nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn sie allein und auf eine gefährliche Insel gestrandet wäre. Wobei sie schon glücklich war, dass sie überhaupt unverletzt an eine Insel gespült wurde. Normal war es für die Neue Welt sicherlich nicht! Nami wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Sanji ihr perfekt geschnittene Ananasstücke vor die Nase hielt. Ungläubig sah sie ihn an. »Wow! Danke, Sanji.« »Wo warst du nur mit deinen Gedanken?«, belächelte er ihr Verhalten. »Wir hatten Glück und das in mehrfacher Hinsicht. Wir haben den Sturm überlebt, sind unverletzt an eine tropische Insel gestrandet, auf der es ausreichend zu Essen gibt und keine Gefahren! Im Gegensatz zu unserem letzten Aufenthalt ist es wirklich das Paradies!«, erklärte Nami und aß nebenbei das fruchtig-süße Ananasfleisch. »Zu guter Letzt haben wir dich auch wieder!« Sanji verschluckte sich an dem letzten Bissen seiner Ananas und die Fruchtsäure brannte ihm unangenehm im Hals. »Ich wäre niemals freiwillig mitgegangen, wenn ihr nicht in Gefahr gewesen wärt!« »Das weiß ich. Aber hör auf, mich mit Samthandschuhen anzufassen! Denkst du etwa, mir fällt dein behutsames Verhalten, mir gegenüber, nicht auf? Du bist so vorsichtig und wendest kaum noch unsere Kosenamen an!«, sprudelte es aus ihr heraus. Ihr lag es schon die letzten Tage auf der Zunge, dass ihr Smutje sie äußerst bedacht ansprach und generell sein Verhalten ihr gegenüber sehr vorsichtig geworden war. Als hätte er Angst, sie erneut zu verletzen. »Das ist mir gar nicht aufgefallen. Entschuldige Nami-swan, du musst dich ja richtig ungeliebt gefühlt haben!«, bemerkte er. Bevor er jedoch in einen Liebestaumel fallen konnte, hielt er kurz inne. Nami rollte aufgrund des Kosenamens die Augen, doch dies war nicht der Grund. Er spürte plötzlich bedrohliche Präsenzen und es waren nicht Wenige. So viele, dass sie bereits umzingelt waren. Das wurde auch Sanji bewusst und er spürte eine Gänsehaut seinen Nacken hinunterlaufen. »Sanji?« »Wir sind umzingelt.« Namis Augen wurden riesengroß und hektisch sah sie sich um. Sie selbst hatte nichts mitbekommen. »Sanji, sieh nur diese vielen Augen!«, zog sie scharf die Luft ein, während sie sich ihrer Lage bewusst wurde. »Ich weiß. Keine Angst, ich werde dich beschützen, Nami-swan!«, versprach Sanji und stellte sich Rücken an Rücken zu ihr. Die vielen eisblauen Augen hatten die Zwei noch nicht angegriffen, sondern ihr Verhalten nur beobachtet. Es war schon merkwürdig von schwebenden Augen, die entweder im Baum oder im Gebüsch flogen, gemustert zu werden. Nur langsam kamen diese vielen blauen Punkte auf die Piraten zu, lösten sich von ihrer Umgebung und nahmen menschenhafte Formen an. Nach einiger Zeit war Sanji klar, wer sich vor ihrer Nase verborgen hatte: Es muss ein Urvolk sein, denn sonst hätten sie wesentlich mehr als nur ein paar Blätter und Farnen um die Hüften. Sie trugen Lanzen, dennoch waren diese nicht bedrohlich. Ein extremes Verstärkungs-Haki machte jedoch auch aus diesen alten Speeren extrem gefährliche Waffen. Dennoch schienen sie nicht angreifen zu wollen. Statt die Lanzen erhoben zu halten, waren ihre Spitzen gen Boden gerichtet. Der definitiv größte Krieger legte seinen Speer sogar vor sich auf das Gras und ging gemäßigten Schrittes weiter auf die Piraten zu, die Handflächen dabei zeigend, als ob er beide beruhigen wollte. Sanji lockerte seine angespannte Haltung und auch Nami ließ ihren Klima-Takt-Stock sinken. Beide wollten keinen Kampf verursachen und solange die Fremden sie nicht angriffen, war es ihnen auch recht. Der große Krieger stand jetzt noch gut zwei Meter von Sanji entfernt, kam jedoch nicht näher. Dann überraschte er sie, indem er seine Hand auf die Brust legte und sich leicht verbeugte. Sanji war kurz verwirrt, jedoch ahmte er die Geste nach. Ihm war klar, dass es sich hier um den Anführer handelte der beide begrüßte, nur verwunderte es ihn, dass noch kein Wort gesprochen wurde. Die Mundwinkel erhoben sich leicht und nun sah dieser Nami direkt in die Augen und neigte leicht seinen Kopf. Verunsichert tauschte Nami einen kurzen Blick mit Sanji, um dann doch die Geste zu wiederholen. Es kam ihr so suspekt vor. Dabei hatten sie nun wirklich seltsamere Situationen überstanden. Das Lächeln des Kriegers wurde breiter und er wandte sich an seine Gruppe, hielt dabei einladend eine Hand ausgestreckt. Aus dem restlichen Dutzend bahnte sich eine Frau ihren Weg und nahm lächelnd die Geste des Anführers entgegen. Nami stieß leise die Luft wieder aus. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass sie diese angehalten hatte. Aber ihre Befürchtungen, dass die Frau genauso wie die restlichen Krieger bekleidet war, erfüllten sich nicht. Sie trug zwar nur ein Bandeau aus Fasern, aber das war Nami nur recht. Ohne dem Oberteil hätte sie angst gehabt, dass ihr Sanji an Blutverlust hier vor Ort verstarb. Erst jetzt fiel auch Nami auf, dass die Frau gar keine Waffe trug. Sie konnte nur einen kleinen Beutel an ihrer Hüfte ausfindig machen. Aus diesem Beutel holte die Frau etwas heraus, legte es auf ihre linke Hand und hielt dies Nami auffordernd hin. Die Navigatorin stutzte kurz und besah sich den Inhalt genauer an: Es war ein Samen. Fragend sah Nami in die kristallblauen Augen. Die junge Frau verstand, zeigte kurz mit dem rechten Zeigefinger auf ihr Haar, in der viele wunderschöne zartgelbe Blüten verflochten waren. Mit einem Lächeln holte sich einen kleinen Fläschchen aus dem Beutel und tröpfelte ein wenig davon auf den Samen. Kurz darauf konnten die beiden Piraten beobachten, wie der Samen keimte. Kleine zarte Ranken wuchsen, wurden immer länger und die Frau hob ihre Hand so, dass die Ranken in Namis Haare überwanderten und sich in ihre Frisur einflochten. Staunend betrachtete Sanji das Spiel, wie die Ranken sich in Namis Frisur verbanden. Ihm gefiel dieses Arrangement schon, als Nami sie auf Gran Tesoro getragen hatte. Vereinzelt konnte er kleine weiße Knospen erkennen, die jedoch nicht erblühten. Dennoch fand er, war es ein tolles Geschenk für so eine großartige Frau. Definitiv wollten sie zeigen, dass sie ihnen freundlich gesinnt waren. Der Krieger sah gerade zu einem anderen Mann, der beide Hände zu einem Kreis geformt hatte und diese langsam zusammendrückte, sodass es nur noch ein Kreisring zu erkennen war. Sanji irritierte diese Geste und als der Anführer nach der Sonne sah und nickte, besah sich der Koch ebenfalls den Stand. Okay, sie hatten noch Nachmittag, aber in ein paar Stunden würde die Sonne untergehen und wer weiß, was wirklich hier auf der Insel lebte, nicht umsonst trugen die Krieger Lanzen. Mit einem Wink wies der Krieger an, dass es weiterging. Eine Geste, die unmissverständlich war und die beiden Piraten folgten ihnen. Vielleicht konnte der Stamm ihnen helfen.   Immer noch staunend warteten die Piraten vor der Behausung, die hoffentlich zum Stammesältesten führte. Der Krieger hatte sie mit einer Geste gebeten zu warten und auch gleich einen Jungen verscheucht, der mit großen leuchtenden Augen zu Nami gesehen, dabei eine Kette mit einem weißen Stein in die Höhe gehalten hatte. Sanji konnte den Anblick der sich ihnen bot, immer noch nicht fassen: Der gesamte Berg, den sie gesehen hatten, ist vom Wasser ausgespült worden, sodass der Stamm in diesem leben konnte. Der Wasserfall verdeckte zusätzlich noch den einzigen Eingang! Es war unglaublich! Dadurch, dass das Wasser auch von oben in die Mitte in einen See floss, war es angenehm kühl und schützte vor der hiesigen Hitze draußen. Sanji ließ seinen Blick wieder schweifen. Er besah sich eine Mutter mit ihren Kindern, die gerade Fasern flochten. Die Kinder, zwei Mädchen, hatten noch keine Blüten im Haar, das war ihm schon aufgefallen, nur die Frauen trugen Blüten - keine Knospen, so wie Nami - im Haar. Bei den Männern hatte er beobachten können, dass sie sich alle Ketten mit unterschiedlichen Steinen um den Hals gelegt hatten. Kein Wunder, denn schließlich schienen alle Steine zu schimmern und somit wäre die Tarnung, die Nami und Sanji erlebt hatten, nicht mehr so aufrecht zu erhalten gewesen. Kurz stutzte Sanji. Beim jungen Burschen hatte der Stein nicht so ein Schimmern gehabt. Ob eine besondere Bedeutung dahinter steckte? »Ob ich den Haarschmuck behalten darf?«, fragte Nami unsicher. »Sicher. Sie haben es dir geschenkt. Das war definitiv ein gutes Zeichen«, antwortete Sanji ihr. »Es macht mich ein wenig nervös.« »Ich möchte auch wissen, was dies für eine Tinktur war. Schließlich keimte ein Samen so schnell, dass du jetzt eine Knospe im Haar hast«, überlegte Sanji laut. »Das könnten wir für deine Orangenbäume gut gebrauchen. Vielleicht könnten wir sie dann mehrmals ernten.« Nami winkte kurz in seine Richtung und der Blonde drehte sich in besagte Richtung um, nur um die junge Frau wieder zutreffen. Sie lächelte kurz, hob ebenfalls die Hand zum Gruß. Dabei konnte Nami erkennen, dass sie eine Kette mit einem leuchtenden grünen Stein in der Hand hielt. »Bestimmt für deinen Mann!«, meinte Nami. Die junge Frau hob beide Augenbrauen fragend in die Höhe. Nami zeigte auf die Kette in ihrer Hand und deutete dann auf die steinerne Behausung, in die der Krieger gegangen war. Die Frau lächelte und nickte kurz. Nami hatte recht gehabt. Der Krieger trat wieder hinaus und wies mit seinem Arm an, dass die beiden eintreten konnten. Sanji ging vor Nami hinein, selbst wenn alle bis hierhin freundlich waren, konnte es sich dennoch um eine Falle handeln, man wusste ja nie. Nami bekam noch aus den Augenwinkeln mit, wie die junge Frau den Krieger die Kette um den Hals legte und dieser sie in einen innigen Kuss zog.   »Mir wurde von euch berichtet«, wurden die beiden Piraten von einer ruhigen, tiefen Stimme begrüßt. »Ich bin Mahda, die Stammesälteste. Setzt euch doch!« Beide Piraten stockten. Hatte ausgerechnet die Stammesälteste mit ihnen gesprochen? »Sie können reden?«, rutsche es Nami heraus und sie hielt sich erschrocken die Hand vor dem Mund, da sie es doch unhöflich fand. »Ja. Wir haben hier eine lange Tradition. Die Stammesältesten suchen sich ihre Schülerin oder ihren Schüler aus und bringen ihm alles bei. Wenn die Zeit gekommen ist, ziehen wir uns zurück in die Behausung, die mit dem heiligen Wasser angefüllt ist und warten auf den Tod. Erst dann kann die Übergabe der Frucht erfolgen, die es uns ermöglicht, alle Sprachen der Welt zu verstehen«, erklärte sie. »Also haben sie von einer Teufelsfrucht gegessen!«, sprach Sanji seinen Gedanken aus. »So ist es. Die Frucht hat uns schon bei anderen Fremden gute Dienste geleistet. Obwohl die Kraft unserer Krieger und Frauen auch einen deutlichen Einfluss hat. Schließlich wissen sie, wie sie umzugehen haben, wenn sie wissen, was passiert!« »Ich hatte mich schon über einige Sachen gewundert!«, meinte Nami. »Haki«, erwiderte Sanji. »Das Volk hat ihr Haki soweit verstärkt, dass es unsere Gedanken lesen kann wie es Enel tat. Zudem können sie sehr gut die Mimik und Gestik lesen. Daher brauchen sie nicht zu sprechen. Es ist ja nur von Vorteil, selbst bei der Jagd.« Ein erneutes Nicken folgte. »Wir haben schon von diesem Namen gehört und auch, dass es verschiedene Arten davon gibt«, erklärte sie und strich sich eine Strähne ihres grauen Haares zurück. »Wir bekamen vor langer Zeit Besuch von einem Mann, der eine so starke Kraft hatte, dass die gefährlichsten Tiere bewusstlos umfielen. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Es war eine gewaltige Macht! Ihr könnt froh sein, dass unsere Krieger euch noch vor Sonnenuntergang gefunden haben. Denn so nährreich diese Insel auch sein mag«, sie machte eine kurze Pause. »genauso tödlich ist sie auch!« »Aber es waren nirgends wilde Tiere zu sehen!«, warf Nami ein. »Weil diese auch schlafen und andere unvorsichtige Tiere sich in den Genüssen dieser Insel verlieren und den Untergang der Sonne nicht mehr wahrnehmen. Dann kommen die Jäger hervor, und sie sind schnell! Doch sie sind genauso von der Jagd gefesselt, wie ihre Opfer von dem süßen Duft. Daher sind sie auch leichte Beute für unsere erfahrenden Jäger, wenn die Sonne wieder aufgeht.« Nami erschauderte. Sie hatten wirklich Glück gehabt! »Darum gibt es bei euch auch Felle und ich habe abgehangenes Fleisch sehen können. Das erklärt so einiges«, meinte Sanji. »Die Insel klingt ähnlich der, auf der Lysop zwei Jahre trainiert hat. Nur gab es bis jetzt keine Fleischfressenden Pflanzen.« »Die gibt es auch, auf der Schattenseite des Berges.« »Das täte Ruffy gefallen«, lachte Sanji kurz auf. »Er liebt Fleisch, er würde sich hier gerne austoben und essen kann er auch sehr viel!« »Aber bestimmt nicht solche Mengen, wie unser letzter Besucher!«, warf Mahda ein. »Er hatte einen gewaltigen Hunger, er hat einige Tiere ganz allein gegessen. Ein kleiner Held war er schon für unser Dorf, da gerade unser Anführer von einem wilden Tiger zerrissen wurde. Aus Dank schenkten wir ihm einen Stein, sowie die Krieger ihn trugen. Er war rot, rot wie der Mut, den er besessen hatte«, schwelgte sie in Erinnerungen. »Wir gaben ihm auch einen Samen einer sehr schönen Blume mit. Ich glaube, bei euch heißt sie Hibiskus.« »Mir fällt gerade keine Person ein, auf die das zutreffen könnte«, überlegte Nami laut. »Dürfte ich die Frage stellen, was diese Blüten und der Stein für eine Bedeutung haben? Vorhin kam ein junger Bursche und strahlte Nami an, als wäre sie seine Erlösung«, knurrte Sanji, der seine Eifersucht nicht ganz verbergen konnte. »Ich weiß wen du meinst. Sein Name ist Kain. Er ist der Einzige, der bis jetzt noch keine zukünftige Frau bekommen hat. Alle unseren jungen Frauen sind vergeben. Mädchen erhalten ihre Knospen, wenn sie ihre erste Blutung bekommen. Sobald sie wahrhaft lieben, erblühen sie. Die Jungen erwerben ihren Stein, wenn sie den ersten Samen vergossen haben«, erklärte die weise Frau und hielt eine Kette mit einem blauen Stein in die Höhe. »Ich soll dir von unserem Anführer einen Stein überreichen, der deiner würdig ist.« Kurz blinzelte Sanji. Damit hatte er nicht gerechnet, dass er auch ein Geschenk bekommen sollte. Schließlich waren sie ja eigentlich Fremde. »Vielen Dank, ich fühle mich geehrt!« »Oh, das macht nichts. Nimmt eher unsere Hilfestellung an«, meinte sie wissend. »Der Stein hat genau dieselbe Farbe wie deine Augen.« Namis Augen wurden groß, als sie diesen Stein erkannte. Es war ein unsagbar schöner Tansanit! Wusste sie überhaupt, wie selten und kostbar so ein Edelstein war? Aber sie hatte Recht: Er passte wunderbar zu Sanjis Augen. »Wenn dein Herz wahre Liebe erkennt, wird er von sich aus zu strahlen beginnen, dann ist er nicht mehr so matt, wie jetzt«, erklärte die Älteste, obwohl es den Eindruck hatte, dass sie auf etwas wartete. »Darum hatte Kain mich so angesehen!«, fiel es Nami ein. »Er glaubte, in mir seine Frau finden zu können!« »Das ist wahr. Ich schlage vor, ihr ruht euch aus. Wir können morgen versuchen Ausschau nach euren Freunden zu halten. Ich bin mir sicher, dass ihr schnell gefunden werdet.« »Aber...« »Keine Widerrede. Ihr seid nicht die Ersten, und bestimmt auch nicht die letzten Besucher auf dieser Insel. Durch den Schiffbruch seid ihr dennoch geschwächt. Keine Sorge, unsere Wachen sind nachts auch auf dem Berg und halten Ausschau. Sie werden uns Bescheid geben, falls sich ein Schiff nähert.«   »Nami?« Unruhig wälzte sich die Orangehaarige hin und her. »Nami? Steh auf! Unser Schiff ist gesichtet worden! Ich weiß, du hast unruhig geschlafen, aber dafür hat unsere Crew uns gefunden oder besser gesagt, ein Teil unserer Freunde!«, weckte Sanji sie. Daraufhin zuckte Nami und stemmte sich mühsam hoch. »Sie haben uns gefunden?« »Ja! Sie sind direkt auf dem Weg hierher! Wir können unterwegs noch eine Kleinigkeit essen und dann bestimmt weiter segeln!«, kurz hielt Sanji inne. »Keine Angst, die Jäger werden uns begleiten, falls wir doch auf ungebetene Gäste stoßen sollten.« »Dann sollten wir uns wirklich beeilen!«, stand sie auf und folgte Sanji, der von Mahda kurz aufgehalten wurde. »Ich wünsche euch eine gute Reise und dass eure Herzen die Wahrheit erkennen«, segnete sie beide. »Wir danken dir von Herzen, für eure Gastfreundschaft und das ihr uns geholfen habt!«, verabschiedeten sich Nami und Sanji von ihr. Sie folgten der Jägergruppe zum Strand, um dort auf das Schiff zu warten.   »Interessantes Volk, das muss ich schon zugeben«, meinte Jinbei, nachdem er die Geschichte gehört hatte. »Wir hatten aber auch das Glück, dass ihr die Vivre Card nicht verloren habt.« »Es kommt mir dennoch wie ein Traum vor«, meinte Nami und besah sich die Blüte, die endlich aufgegangen war, durch den Spiegel. »Ich finde, sie passt zu dir. Das sind kleine Orangenblüten«, besah sich auch Chopper den Haarschmuck. Ein Lächeln schlich sich auf Namis Lippen. »Ich weiß und dennoch sind sie kein bisschen welk geworden.« »Das erstaunt mich auch immer wieder«, stimmte Sanji zu, fasst sich an die Kette, die er unter dem Hemd trug. Er wusste jetzt, warum ausgerechnet sie beide auf diese Insel gelandet waren. Zumindest hatte er eine Vermutung, wenn er richtig lag. Sein Herz pochte schneller, als er sich das fröhliche Lächeln seiner Liebsten besah. Wegen diesem Lächeln hatte sein Stein angefangen zu schimmern und Sanji hatte realisiert, dass er sich Hals über Kopf in die wunderschöne Navigatorin verliebt hatte. Das Grinsen der diebischen Katze wurde breiter. Wusste sie es doch! Das blaue Schimmern unter dem weißen Hemd und die sehnsuchtsvollen Blicke waren ihr nicht verborgen geblieben. »Ich folge einfach meinen Herzen!«, konterte Nami, als der Arzt die Frage stellte, warum die Knospen auf einmal aufgegangen waren. Sie erhob sich elegant, schlang ihre Arme um die Hüfte des Smutje und hauchte ihre Lippen gegen seine für einen innigen Kuss. Kapitel 3: Tomorrow ------------------- Eine zarte Brise umwehte ihre Nase. Das Haar kitzelte ihr Gesicht und der Geruch von Orangen umgab sie. Langsam stieß Nami die Luft wieder aus und erfreute sich an der Ruhe. Wenn sie kurz darüber nachdachte, war es nur die Ruhe vor dem Sturm. »Mama?« Ein Lächeln umspielte Namis Lippen, als sie die Stimme ihrer jüngsten Tochter hörte. »Willst du dich auch kurz ausruhen, bis deine Gäste kommen?« »Ich wollte dich fragen, ob du weißt, wann sie kommen? Ich will doch alle wiedersehen und ihnen meine Geschenke zeigen!«, fragte Lily aufgeregt. Nami klopfte auf den Platz neben sich und ihr Ebenbild setzte sich auch brav hin. »Hier hat man die beste Sicht auf die Straße. Also brauchen wir nur warten!«, erklärte Nami und konnte jedoch nicht verhindern, dass ihre Tochter sich auf die Bank stellte. »Ich sehe Onkel Ruffy nicht!«, klang sie enttäuscht. »Du wirst ihn auch zuerst hören und nicht sehen!«, kicherte die Mutter. »Meinst du, dass Onkel Lysop eine Freundin für Mister Pig gemacht hat?« Große braune Augen schauten Nami an und ihr Blick fiel auf das schwarze Kuscheltier, welches ihre Tochter in den Armen hielt. Mister Pig, eigentlich eine Bulldogge, wurde von Lily als Nilpferd verkannt und bekam den nicht ganz passenden Namen. »Da müssen wir uns wohl überraschen lassen.« Ein Schmollmund folgte. Lily war sehr ungeduldig, nicht so wie Melody und Kaname. Die beiden kamen eher nach ihrem Vater. Lily hatte Namis Temperament geerbt. »Tante Robin hat geschrieben, dass alle vorbeikommen werden, also auch Olivia, freust du dich schon?« »Oh ja! Da kann sie mir bei dem Origami helfen! Das kann sie immer so schön!« »Ja, ich bin ein wenig neidisch auf ihren Schwan!«, gab Nami zu. Lily kicherte vergnügt, ehe sie ihre Mutter wieder mit großen Augen ansah. »Mama, kann ich mir eine Orange pflücken?« Nami schmunzelte, ehe sie der Kleinen eine Orange unter die Nase hielt. »Hab mich schon gewundert, dass du noch nicht gefragt hast.« »Papa fragt doch auch, obwohl er sich um die Pflanzen kümmert. Meinst du, er hat einen Kuchen gemacht?« »Wohl eher eine leckere Geburtstagstorte!«, schmunzelte Nami, wusste sie es doch zu gut. »Deine Orangen sind immer noch die Besten!« »Dabei sind es noch Orangen von Oma Bellemere«, erklärte Nami, während sie an ihre Ziehmutter dachte. So viele Jahre waren schon ins Land gegangen. Schade, dass sie ihre Enkelkinder nie zu Gesicht bekommen hatte. »Ich werde mich dann mal ans Tor stellen, um alle Geschenke entgegen nehmen zu können!«, schlug sie vor und verschwand, während Nami gluckste.   »Da kommen sie!« »Sei doch nicht so laut, Lily! Wir freuen uns doch auch, dass sie uns wieder besuchen kommen«, mahnte Kaname, der die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte. »Wir sollten ihnen entgegenkommen!«, meinte Melody, die sich wieder daran erinnerte, dass Tante Kaya ja ein Baby erwartete. »Das ist nett, dass ihr uns helfen wollt!«, lächelte Kaya, die wirklich erfreut war, die Kinder wieder zu sehen. »Aber die Geschenke bekommst du noch nicht!«, mahnte Chopper, der sich gleich in seine große Gestalt verwandelt hatte, da er Lily bereits kannte und streckte seinen Arm mit den verpackten Geschenken in die Luft. »Wie gemein!« »Du bist nur zu ungeduldig!«, lachte Lysop und streichelte ihr über den Kopf. »Wie ich sehe, hast du immer noch deinen Beschützer bei dir?« »Natürlich! Mister Pig passt doch auf mich auf!« »Kommt doch mit in den Garten, Mama hat gesagt, dass es heute sehr schönes Wetter geben wird!«, schlug Kaname vor. »Das wäre super, ich könnte eine kleine Pause vertragen«, stimmte Kaya zu und legte eine Hand auf ihren großen Bauch. »Geht schon vor. Ich sehe die nächsten Gäste kommen!«, freute sich Lily und rannte ihnen schon entgegen. »Hallo Geburtstagskind! Schick siehst du aus! Wie deine Mutter!«, lachte Olivia. Sie war die Tochter von Robin und Franky die mit Brook im Schlepptau ankamen. »Wirklich ein entzückendes junges Fräulein!«, sang Brook. »Nein!«, schrie ihm auch gleich Lily entgegen. »Wie?« »Sie hat dir schon die Antwort auf deine nicht gestellte Frage gegeben«, gluckste Robin. »Da kam eindeutig Namis Temperament hervor«, stimmte Franky zu. »Unsere Tochter hat dir dafür einen super Tritt gegen dein Schienbein verpasst.« »Schienbeinknochen!«, verbesserte Olivia und strich sich ihre dunkelblauen Haare zurück, die blauen Augen, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte, funkelten dabei. »Geht schon einmal in den Garten!«, kicherte Lily. »Ich hole schon mal die beiden Streithähne!« Tatsächlich waren in der Ferne Jinbei und Zorro zu sehen. Während der Schwertkämpfer die Arme provokant verschränkt hatte, zog Jinbei den Beleidigten hinter sich her. »Wollte er schon wieder zu den Pinguinen gehen?«, fragte Namis Jüngste als sie die neuen Gäste begrüßte. »Wohl eher zu den Seekönigen!«, lachte der Fischmensch, während Zorro knurrte. »Ich hätte den Weg schon gefunden!« »Nach der Standpauke von Perona zu urteilen, wohl eher nicht!«, entgegnete Jinbei. »Ich möchte wissen, wie lange sie dich noch durch die Welt schiffen will!« »Sie hat ihn bestimmt sehr lieb!«, platzte es aus Lily heraus. Es war immer herrlich Onkel Zorro zu ärgern! Das hatte sie bestimmt von ihren Vater geerbt. »Vielleicht sogar mehr als Reiju«, stichelte Jinbei. »Pah!« Mit großen Schritten stapfte Zorro an ihnen und dem Haus vorbei. »Ich geh ihn mal einsammeln«, seufzte Jinbei. »Hoffentlich werden wir dann nicht die Letzten sein!« »Onkel Ruffy und Tante Reiju müssen auch noch kommen!«, warf Lily ein. »Oh, ich sehe sie auch schon!« Lily bemerkte dabei, dass neben Onkel Ruffy noch eine weitere, wunderschöne Frau lief. Sie hatte sich bei Ruffy eingehakt und hatte Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen. Ihre langen schwarzen Haare wehten leicht im Wind und Lily fiel wieder ein, dass Mama und Papa gesagt hätten, dass Ruffy seine Freundin mitbringen würde. Ihr Onkel unterhielt sich gerade mit der anderen Frau, die kurze, rosa Haare hatte. »Tante Reiju!« Nachdem das Mädchen ihre Tante erkannt hatte, stürmte sie sofort auf sie zu. »Hallo, meine Kleine! Du bist ja heute besonders wild!« »Was ist denn mit deinen Haaren passiert? Hast du in Kirschsaft gebadet?« Lachend hielt sich Ruffy den Bauch, auch die fremde Frau schmunzelte. »Nein, ich habe mir die Haare gefärbt!«, kicherte Reiju und zwinkerte ihrer Nichte zu. »Damit man mich nicht mit deinem Vater verwechselt!« »Gib mir mal das Geburtstagskind!«, grinste Ruffy und hob sein Patenkind hoch. »Du bist ja richtig groß geworden!« »Ich werde noch viel größer!«, versprach Lily. »Wenn ich den Kuchen aufgegessen habe, bin ich dann genauso groß wie du!« »Ha! Den Kuchen esse ich ganz alleine auf!« »Das wäre aber nicht sehr nett, Ruffy«, mahnte die schwarzhaarige Frau und wandte sich an die Kleine: »Ich heiße Hancock.« »Ich bin Lily! Heute bin ich sechs Jahre alt geworden!«, stellte sich auch das Mädchen vor. »Du bist richtig hübsch! Solche langen Haare wie du möchte ich auch haben! Melody mag ihre Haare nicht so lang und macht immer Zöpfe, aber ich möchte schöne lange Haare haben!« »Bei langen Haaren kann man so schön dran ziehen!«, lächelte Reiju. »Aber doch nicht bei meiner Hancock!«, verteidigte Ruffy sie sofort. Lily konnte derweil beobachten, wie Hancock rot anlief. »Wir sollten uns beeilen, sonst sind wir die Letzten!« »Ihr seid die Letzten!«, kicherte Lily ihre Tante an. »Dann los! Ich will noch was vom Kuchen abkriegen!«, stürmte Ruffy mit seinem Patenkind los und hinterließ eine Staubwolke.   »Schön dass ihr da seid!«, begrüßte Nami Robin umarmend. »Die Zeit ist mal wieder super schnell vergangen!«, grüßte Franky Sanji, der gerade die Geburtstagstorte nach draußen brachte. »Das kannst du laut sagen!«, stimmte Sanji lächelnd zu. »Kaname, bitte benimm dich in der Gegenwart einer Dame höflich!« Stöhnend verdrehte eben genannter theatralisch die Augen, während Olivia neben ihm kicherte. »Was meinst du, sollten wir die beiden verloben?«, hakte Franky nach. »Wie bitte?!« »Das war ein Scherz!«, lachte Franky und klopfte den nervösen Vater entschuldigend auf den Rücken. »Sie verstehen sich gut und sind im selben Alter!« »Du meine Güte, da muss man ja aufpassen, wer hier wen miteinander verkuppelt!«, rief Lysop aus. »Dein Kind ist das nächste!« »Vergiss es, Franky!« »Reizende Kaya, weißt du denn, was es werden wird?«, hakte Sanji nach. »Mein Arzt meinte, dass er sich jetzt sicher ist, dass es ein Mädchen wird«, antwortete die Blonde. »Ich werde Chopper um eine zweite Meinung bitten, aber Lysop ist schon völlig aus dem Häuschen!« »Natürlich! Sie wird bestimmt so schön wie ihre Mutter!« »So ein Trottel!«, schüttelte Zorro den Kopf. »Es wird noch besser, Onkel Zorro! Heute soll Onkel Ruffys Freundin kommen!«, erinnerte ihn Kaname. »Das wird ein Spaß!«, grinste daraufhin der Schwertkämpfer teuflisch. »Meine Nerven!«, stöhnte Jinbei. Die Kinder kicherten. »Meint ihr, die beiden kämpfen wieder?«, fragte Melody. »Darauf wette ich! Das ist immer lustig!« »Wenn Tante Reiju dann auch noch mitmacht«, überlegte Kaname laut, »dann wird es erst richtig lustig!« »Liebliche Hancock! Du Schönste der Schönen!« »Kinder, bitte nicht nachmachen!«, warnte Nami ihre Sprösslinge während sie zu ihrem Mann ging und ihm eine gut gezielte Kopfnuss gab. »Beeindruckende Technik!«, staunte Olivia. »Meine Mama macht es immer anders und nur dann, wenn Papa etwas Unnötiges erfunden hat.«   »Vielen Dank, dass ihr alle gekommen seid!«, begrüßte Lily die Runde nun offiziell. Alle hatten bereits ein Stück der gigantischen Erdbeer-Sahne-Torte auf ihren Teller. Selbst Ruffy hielt sich zurück, lag es jedoch an Hancocks Hand, die auf seinen lagen. Die Frau hatte ihn echt gut im Griff. »Da ich selber ungeduldig bin, würde ich sagen: Haut rein!« Lachend bedankten sich die Gäste und ließen sich die Torte schmecken. »Lecker! Sanji, ich möchte, dass du zu meinem Geburtstag eine riesige Fleisch-Torte machst! Unten bitte mit Schnitzel, dann kommen die Fleischbällchen, obendrauf saftige Steaks und...« »Käpt'n?« »Hm?«, hielt Ruffy in seiner Aufzählung inne. »Vergiss es und iss bitte anständig!« Ein erneutes Lachen machte die Runde. »Du siehst gut aus mit deinem kleinen Zopf, Zorro. Trägt man das in deinem Dojo?«, hakte Reiju nach, die sich provokant neben ihn gesetzt hatte. »Vor allem gibt es dort keine nervigen Frauen!« »Du brauchst dich nicht zu zieren!«, neckte sie weiter. »Das finde ich ja gerade so faszinierend!« »Weiber!«, stöhnte Zorro auf. »Heute hält er aber nicht lange durch«, wunderte sich Kaname. »Eine neue Taktik«, vermutete Olivia. »Er hofft, dass sie eher damit aufhört, wenn er vorgibt, nachzugeben!« »Wir wissen doch alle, dass er Papa am liebsten hat!«, gab Lily lautstark kund. »Kochlöffel! Verziehe deine Bälger nicht so!« »Wie war das, Spinatschädel? Innerhalb weniger Sekunden konnten alle einen kleinen Showkampf bestaunen. Wussten die beiden Streithähne doch, dass es ihnen gefiel. Sie kämpften ja nicht richtig und Spaß machte es dennoch. Aus den Augenwinkeln bekam Kaya noch mit, wie Nami Hancock ins Haus brauchte und Chopper zuwinkte, dass er mitkommen sollte. Sie hatte schon mitbekommen, dass es der schönen Schwarzhaarigen nicht so gut ging. »Ruffy? Weißt du, was mit Hancock los ist?«, hakte sie deshalb beim Strohhut nach. »Ich sage ihr schon seit ein paar Tagen, dass sie mehr Fleisch essen soll. Sie meinte, sie kommt momentan nicht ran. Aber nur Obst und Gemüse kann doch nicht gesund sein!«, erklärte ihr Ruffy nervös. Es beunruhigte ihn und ihr Stück Torte hatte sie nicht aufgegessen, dabei schmeckte sie doch so gut! »Ich dachte, dass es vorbei ist, schließlich ist ihr immer nur morgens übel.« »Morgens?«, fragte Kaya und runzelte die Stirn. Sie hatte bereits einen Verdacht. Ihr erging es in den ersten Wochen nicht anders. »Ruffy, was hast du nur wieder angestellt?«, schmunzelte Robin, die ihre Augen auf die Kinder gerichtet und dem Gespräch dennoch zugehört hatte. »Also diesmal habe ich wirklich nichts angestellt!«, empörte er sich. »Da werde ich in Namen Hancocks mal das Geschenk überreichen.« »Du weißt, was das heißt, Kaya?« »Natürlich! Ich freue mich so für Ruffy!«   »Du siehst gut aus!«, schwärmte Nami, als sie ihre jüngste Tochter sah. »Ich muss mich wirklich bei Hancock bedanken und die Goldohrringe sind wirklich schön!« »Vergiss bitte Severus nicht!«, meinte Lily und tätschelte die kleine Schlange, die sie ebenfalls von Hancock und Ruffy bekommen hatte. »Du wirst dich dann noch ordentlich bedanken!« »Ja, Mama!« Damit ging sie zurück zum Spielen. Schien so, als würde Lysop beim Glaskugelschießen gewinnen. »Sie werden so schnell groß!«, seufzte Sanji, während er die Spielenden beobachtete. »Vergiss es! Mir reichen drei Kinder!«, maulte Nami, während Robin kicherte, Jinbei sich das Lachen verkneifen musste und Zorro breit grinste. »Wenn ihr mehr gewartet hättet, dann wäre der Altersabstand viel größer!«, konnte sich der Schwertkämpfer nicht verkneifen. »Sagt derjenige, der keine Kinder hat!«, konterte Reiju. »Brauch ich auch nicht! Genauso wenig wie eine Frau!« »So ein unsensibler Affe!«, grummelte Reiju gespielt. »Was hast du denn erwartet?«, lachte Nami. Ein lautes Klonk ließ die Erwachsenen hellhörig werden. »Oh je!«, meinte Chopper und ging zu Ruffy, der am Boden lag. »Jetzt wird er mich verlassen!«, erschrak sich Hancock, sie war dabei kreidebleich. »Nein, er ist nur ohnmächtig geworden. Könnte ein Schock sein«, diagnostizierte der Elch. »Wir kriegen ihn wieder wach!«, versprach Sanji und legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter. »Ich werde einfach den Braten vorbereiten, da wird er wieder wach!« »Lecker Fleisch!«, sprang Ruffy begeistert auf. »Ich habe so einen Hunger!« »Er ist also immer noch so berechenbar!«, meinte Zorro trocken. »Einiges wird sich nie ändern«, stimmte Jinbei zu.   »Schön, nicht wahr?«, flüsterte Sanji Nami ins Ohr, die von Weiten die feiernde Menge betrachtete. »Unsere Familie ist um einiges größer.« »Das stimmt. Sie wächst immer weiter. Obwohl ich nicht begreifen kann wie unser verfressender Ruffy die schönste Frau der Welt, die Männer abgrundtief hasst, zur Freundin gewinnen und schwängern konnte!«, grummelte der Blonde. »Liegt vermutlich an seinem Charme!«, kicherte Nami. »Gönn ihm doch sein Glück, du hast deines schon lange gefunden. Nicht umsonst hast du hier ein Restaurant aufgemacht, uns ein schönes Häuschen geschenkt und deine drei Kinder glücklich gemacht.« »Ich will nur nicht, dass die Kugelalge in die Familie aufgenommen wird. Ich traue meiner Schwester alles zu!«, verriet Sanji. »Zorro hat einen eisernen Willen. Er will keine Frau, also kannst du beruhigt sein«, beruhigte Nami ihn. »Wir sollten lieber Kaname und Olivia im Auge behalten!« »Nicht du auch noch!«, seufzte er. »Er kommt ganz nach dir. Nicht nur äußerlich. Lily ist meine kleine Version und Melody hat von uns beiden was geerbt!« »Ja, die Augen ihrer Mutter!« »Die tiefe Liebe für das Meer und die Haarfarbe von ihrem Vater!«, schmunzelte sie. »Bevor du dich weiter aufregst, genieße doch den Moment des Glücks. Es ist doch alles perfekt!« Sanji hielt kurz inne, küsste seine Frau auf den Scheitel und ging mit ihr Arm in Arm zurück. Sie hatte recht: Alles war perfekt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)