Gezeichnet von Schicksalsschlägen von AliceNoWonder ================================================================================ Kapitel 1: Die Zeit nachdem Verlassen sein ------------------------------------------ Tag 1: Kim liegt halb auf dem Sofa und halb auf den Boden. Ihr Blick geht ins Leere und sämtliche leere Alkoholflaschen liegen auf den Boden verstreut, eine halbe hat sie noch in der Hand. Voller Trauer erinnert sie sich an die Zeit zurück, als zwischen ihr und Ron noch alles in Ord-nung war. Die Alkoholflaschen besitzt sie noch von der letzten Geburtstagsfeier. Beide hatten genügend gekauft, doch wurde kaum etwas getrunken. Es kamen lediglich nur die Eltern, sowie Yori und Wade. Da das Computergenie noch immer zu jung war, um zu trinken bleib umso mehr für die anderen übrig. Doch ihre Eltern tranken wenn überhaupt nur Wein und Rons Eltern gar nichts. Also blieb so viel für die beiden übrig, dass sie eine eigene Studentenfeier schmeißen könnten und alle Voll kriegen würden. Dieser Alkohol kommt Kim jetzt nur zu Gute. Das betäubende Gefühl lässt sie für einen Moment Ron vergessen, doch verschwindet diese innere Leere nicht. Ihr Blick fällt auf ihr Zertifikat. Was soll sie damit jetzt anfangen? Warum soll sie ihr Leben weiter leben, wenn eh alles Sinnlos ist? Sinnlos, weil Ron nicht mehr bei ihr ist. Die nächsten zwei Tage weint sich Kim jede Nacht in den Schlaf. Sie isst kaum noch was, greift dafür viel mehr zur Flasche, um betrunken zu werden. Kim will im nüchternen Zustand nicht an ihren Ex denken, nicht an ihre Situation. Wenn sie betrunken ist, geht es ihr besser. Dann scheint sich die Welt zu erhellen und Kim kann Spaß haben. Ein Zustand, der nur für ein paar Stunden anhält. Ein paar wundervolle Stunden, bevor sie wieder in die tiefe Trauer versinkt. Nach dem zweiten Tag zwingt sich Kim etwas zu ändern. Sie weiß, dass sie nicht mehr lange so weiter leben kann. Die Wohnung muss finanziert werden und was zu essen braucht die ehemalige Heldin auch. Also zwingt sie sich dazu sich fertig zu machen und Bewerbungen abzuschicken. Die Sonne blendet sie, als sie nach draußen gelangt. Sie kommt sich, wie ein Vampir vor, der Monate nur geschlafen hat. Kim schafft es an dem Tag ein Foto zu schießen und setzt sich an ihr Bewer-bungsschreiben und den Lebenslauf nur schafft sie es nicht viel zu schreiben. Wieder über-kommt sie der Gedanke an Ron und das er nicht mehr da ist. Sie fühlt sich einsam ohne ihn, als hätte ihr jemand ein Stück vom Körper entfernt, nämlich das Herz. Auch wenn der Verlust noch immer Schmerzvoll ist, geht es mit jedem Tag ein bisschen bes-ser. Am fünften Tag schafft es Kim die Bewerbungen abzuschicken. Jedoch kann sie noch nicht lange unter Menschen bleiben, weshalb sie sich schnell wieder in ihre Wohnung ver-kriecht. Auch einkaufen funktioniert wieder. Tage später ist Kim wieder in ein tiefes Loch gefangen. All ihre Bewerbungen wurden abge-lehnt. Niemand braucht eine Fotografin und nun weiß Kim nicht was sie machen soll. Sie fühlt sich alleine, niemand unterstützt sie. Auch wenn ihre Eltern sie seid der Trennung jeden Tag anrufen, nimmt Kim nicht ab. Sie hat das Gefühl, dass es eh keinen Sinn hat wenn sie sich mit ihnen unterhält. Kim möchte gerne alleine bleiben, selbstständig und sich ein eigenes Leben aufbauen. Auch wenn es im Moment schwer ist, ist sie sich sicher dass es irgendwann besser wird. Tage später geht Kim durch die Stadt. Sie schaut sich nach Stellenanzeigen um. Einen Teil-zeitjob würde ihr schon genügend. Hauptsache sie kann Geld verdienen. Ihre jetzige Woh-nung soll ihr genügend, zwei kleine Zimmer mit Küche und Bad. Sie und Ron haben schon mit einer finanzierenden Person gerechnet. Also soll sie das alleine hinbekommen. Sie fragt in Supermärkten, weil diese in der Regel immer Hilfe brauchen, doch diese alle leh-nen Kim ebenfalls ab. Langsam hat sie das Gefühl, dass es an ihrem Aussehen liegt, welches etwas Ungepflegt ist. Ihre Haut ist zu bleich und der Blick zu traurig. Als sie die Hoffnung schon beinahe aufgeben hat, geht sie an einem großen Gebäude vorbei. Davor hängt ein Schild "Aushilfe gesucht." Die Menschen, die Kim in dem Haus beobachtet, sind alle nobel gekleidet und gepflegt. Die Männer tragen ein Jackett und Hemd, während die Frauen Blazer an haben. Sie schluckt schwer. Auch wenn sie das Geld benötigt glaubt sie nicht, dass sie dort ebenfalls angenom-men wird. Dennoch beschließt Kim nach diesen letzten Rettungsring zu greifen. Vielleicht klappt es doch, auch wenn sie bei ihrem jetzigen Glück nicht davon ausgeht. Wenn sie es aber nicht probiert wird sie es niemals wissen. Kim zwingt sich zu einem Lächeln, als sie vor der Sekretärin steht. "Hallo, ich habe Ihren Ausgang draußen gesehen und wollte fragen, ob die Stelle noch frei ist." Schüchtern und freundlich fragt die Ehemalige Superheldin nach. Die Dame - eine Frau Mitte dreißig, mit blonden Haaren, die sie zu einem strengen Dutt ge-bunden hat - schaut auf. Ihre blauen Augen begutachten Kim von oben bis unten, ähnlich wie ein Scanner. Kim fühlt sich unwohl unter ihrem Blick und wegen der quälenden Stille. Am liebsten würde sie umdrehen und weglaufen, doch zwingt sie sich stehen zu bleiben und wei-ter so, sichtlich, gequält zu lächeln. Nach einiger Zeit setzt die Dame ein überfreundliches Lächeln auf, das noch aufgesetzter aus-sieht, wie die Schminke von Clowns. "Guten Tag, Willkommen bei Evgoli. Dürfte ich bitte Ihren Namen erfahren?" Kim schluckt schwer. Dennoch lächelt sie weiter: "Kimberly Ann Possible." Einen kurzen Moment weiten sich ihre Augen vor Überraschung, lassen ihre Maske bröckeln. Kim weiß, dass sie ihren Namen kennt. Doch fasst sich die Sekretärin schnell. "Fühlen Sie bitte dieses Formular aus." Sie hält Kim ein Klemmbrett mit einem Blatt Papier hin. Die Rothaarige fragt sich warum sie etwas ausfüllen soll, doch nimmt sie das Klemmbrett dankend an. "Ähm ... Haben Sie vielleicht einen Stift?" Sie hat nicht damit gerechnet etwas ausfüllen zu müssen und hat deshalb keinen dabei. Wieder lächelt die Sekretärin professionell. "Aber natürlich." Doch Kim kann in ihren Augen deutliche Missgunst erkennen. Sie reicht der ehemaligen Superheldin einen Stift, diese will dort stehen bleiben und das Formular unterschreiben, doch bittet die Sekretärin sie auf einen Sitz Platz zu nehmen. Als Kim sich umsieht erkennt sie am Anfang des Raumes eine Reihe von Sitzen, ähnlich wie beim Flughafen. Sie lässt sich auf einen - möglichst so weit weg von Menschen, wie möglich - nieder und fängt an zu schreiben. Auch wenn sie probiert ihre Um-gebung auszublenden, gelingt es ihr nur teilweise. Das ganze Haus ist immer in Bewegung. Sie hört verschiedene Arten von Schritten, dumpfe, helle, Schuhe mit Absatz. Vermischt mit verschiedenen Gerüchen. Schweiß, Parfum und wenn sie sich genau konzentriert riecht sie noch den süßlichen Duft von Essen. Auf den vier Stuhlreihen sitzen noch andere Personen. Alles sichtlich Geschäftsmänner oder Frauen und alle haben eine Sache gemeinsam: sie sind eitel gekleidet. Kim kommt sich vollkommen fehl am Platz vor mit ihrem T-Shirt und schlich-ten, ausgeblichen Jeans. Die Frauen haben ihre Haare streng zusammengebunden, dagegen trägt Kim ihre offen und sie sind zerzaust. Immer wieder hört die Rothaarige, wie in ihrer Nähe Personen miteinander reden. "Herr Jones ist jetzt für Sie da", sagt ein Mitarbeiter und der angesprochene Gast steht auf, um ihn zu fol-gen. Kim spielt mit den Gedanken einfach aufzustehen und zu gehen, doch weiß sie dass sie einen Job braucht. Die gestellten Fragen sind simple: Name, Adresse und Telefonnummer. Wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden? Was wissen Sie über das Unternehmen Evgoli? Bis auf die letzte Frage kann Kim alles beantworten. Bei der letzten schreibt sie "nichts" hin mit dem Wissen, das es ihre Chancen verringert. Tatsache ist, dass sie von dem Unternehmen noch nie was gehört hat und besser bei der Wahrheit bleiben soll, anstatt zu lügen. Sie bringt das Formular zu der Sekretärin zurück, welche kurz die Zeilen überliest. Bei der letzten schaut sie Kim missmutig an und die Heldin zuckt leicht mit den Schultern. Was soll sie dazu sagen? "Komm Sie mit. Miss Ogis erwartet Sie." Kaum hat die Sekretärin ihren Platz verlassen, setzt sich schon die nächste Person hin. "Wie beim Fließband", schießt Kim durch den Kopf. Sie trottet hinter der Frau hinterher. Zusammen begeben sie sich zum Fahrstuhl und fahren in den sechsten Stock. Der Rothaarigen fällt auf, dass jeder Mitarbeiter professionelle ist, funkti-oniert wie ein Uhrwerk. Die Einrichtung ist schlicht gehalten, schwarz-weiß und zwischen-durch einen Silber Stich. Das einzige, was Farbe reinbringt sind die Blumen auf den Flur. Kim begutachte das Innere des Fahrstuhls, ebenfalls schlicht mit einer Spiegelwand. Die Sek-retärin, neben ihr, hat die Brust ausgestreckt und den Blick starr geradeaus gerichtet. Mög-lichkeit auf ein Gespräch? Bestimmt nicht. Als sie oben ankommen verlassen sie den Fahrstuhl und gehen noch eine Weile über den Flur. Alles sieht gleich aus, in gleichen Farben gehalten, schlicht und unpersönlich. Als wolle die Inhaberin, das jeder arbeitet und nicht an das persönliche Wohl denkt. Irgendwann bleibt die Sekretärin vor einer großen brauen Tür, aus massiven Holz stehen. "Miss Ogis? Ihr Besuch ist hier!" Die Blondhaarige klopft und obwohl keine Antwort kommt macht sie die Tür auf. Kim wird in den Raum geführt und schnell verlässt die Sekretärin den Raum, schließt wieder die Tür. Schüchtern schaut Kim sich um. Ihr Herz schlägt schneller vor Nervosität. Alles in ihr möchte abhauen, doch gleichzeitig ist sie wie gelähmt. Das Büro ist groß und geräumig. Es gibt auf der linken Seite eine kleine Sitz-Nische mit einer Couch, einen Tisch und zwei Sesseln. Auf der rechten Seite stehen an der Wand dunkel brau-ne massive Bücherregale und einen Getränkespender. Direkt vor ihr steht ein großer Schreib-tisch mit Glasscheibe und dahinter einen schwarzen großen Sessel. Zwei Stühle stehen zu ihrer Seite vor dem Tisch. Schräg hinter dem Sessel sieht sie die Chefin. Ihre langen, glatten schwarzen Haare fallen gepflegt. Sie trägt einen schwarzen Blaser und ihre Figur ist schlank. Viel mehr kann Kim nicht sehen und sie traut sich nicht etwas zu sagen. "Wirklich Interessant", sagt die Chefin plötzlich. Ihre Stimme ist hell und lieblich, gleichzeitig bekannt und ein Lachen hört man im Unterton raus. Ohne sich umzudrehen wirft die Person das Klemmbrett mit Kims Formular auf den Tisch hinter ihr. Dabei sieht die Rothaarige ihre schlanken, langen Finger und grünen Nagellack. "Willkommen, Kimy." Dieser Spitzname lässt Kims Blut in den Adern gefrieren. Ihre Augen sind vor Schock gewei-tet, als sich die Chefin umdreht schafft Kim nur ein einziges Wort überrascht zu hauchen: "Shego?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)