Die 3/4-Gitarre von Futuhiro ================================================================================ Kapitel 15: 8. Anlauf --------------------- Eine Woche später saßen sie in einem Okonomiyaki-Restaurante – darauf hatte Ruki bestanden, sonst wäre er nicht mitgekommen – und hockten auf dem Boden auf Sitzkissen um einen niederen Tisch herum. Das Essen war schon bestellt, ließ aber noch auf sich warten. Hizumi gab den Scherzbold und erzählte einen Witz nach dem anderen. Ruki schien es toll zu finden und lachte sehr ausgelassen mit. Gerade zeigte Hizumi auf das don´t drink & drive Zeichen auf der Schnapsflasche, und behauptete, dieses durchgestrichene Auto würde bedeuten, daß man den Schnaps nicht im Auto transportieren solle, weil er sonst zu sehr geschüttelt würde. Ruki kriegte sich gar nicht mehr ein. Reita war beruhigt, daß die beiden sich sofort gut zu verstehen schienen, auch wenn Ruki zwischen seinen Lachanfällen immer mal wieder argwöhnische Blicke in die Runde warf, als würde er schon ahnen, warum Reita ihn hergeschleppt hatte. In der Ecke stand nämlich ein Gitarrenkoffer, den Hizumi mitgebracht hatte. Irgendwann kippte sich Ruki dann auch einen Mutmacher-Sake hinter die Binde und sprach das Thema einfach an: „Hizumi, wozu hast du´n die Gitarre mitgeschleppt? Hat Reita dir eingeredet, daß ich eine bräuchte?“ „Was? Nein!“, stritt Hizumi es erstmal ab und sah sich selbst nach dem Gitarrenkoffer um, als hätte er den schon längst wieder vergessen. Dann stand er auf und ging ihn öffnen, um die Gitarre herüber zu holen. „Nein, die hab ich für was anderes mitgebracht! Ich finde dich als Sänger so großartig! Ich wollte dich fragen, ob du mir bitte ein Autogramm auf die Gitarre draufmachen kannst!?“ Ruki besah sich mit einem einverstandenen Nicken das Instrument, das er hingehalten bekam, näher. Eine Semi-Akustik in ziemlich peppiger Maserung mit F-Löchern. „Die ist ja cool. Darf ich die mal spielen?“ „Klar, tob dich aus“, meinte Hizumi mit verschwörerischem Lächeln. Sein Plan schien aufzugehen. So weit so gut. Er sagte nicht dazu, daß es eine 3/4-Gitarre war. Ja, es war eine. Aber durch ihre gefälligen Proportionen sah man ihr das nicht auf Anhieb an. Man merkte es erst, wenn man sie spielte, daß sie irgendwie kleiner war als gewohnt. Ruki zog sich die Gitarre herum, auf seinen Schoß, und testete eine ganze Weile. Er schien echt Spaß an dieser Gitarre zu finden. Er konnte sie gar nicht wieder weglegen. Endlich mal eine, die er vernünftig handhaben konnte, ohne Teleskoparme zu bekommen. Und toll klang sie auch noch. „Und, krieg ich jetzt mein Autogramm drauf?“, bat Hizumi nach einer Weile in bescheidenem Tonfall. Er wollte ja nicht drängeln. „Woah, das ist ne geile Gitarre!“, jubelte Ruki und drehte den Lack im Licht, um zu schauen, wie qualitativ sie verarbeitet war. „So eine such ich schon ewig!“ „Danke, das freut mich.“ „Kann ich die haben?“ „Nein.“ „Aber ich such schon so lange eine gute Gitarre!“, jammerte Ruki. „Das ist aber meine! Die kriegst du nicht!“, beharrte Hizumi und erntete dafür einen fassungslosen Blick von Reita. So war das nicht abgesprochen gewesen. „Die ist aber cool!“ „Dann kauf dir selber eine!“ „Wieviel willst du dafür haben? Hizumi, komm schon! Rück sie raus! Bitte!“, ningelte Ruki weiter. Endlich eine Gitarre, mit der er klarkam! „Die find ich selber cool! Die geb ich nicht her!“ „Aber ich bin doch ein großartiger Sänger, hast du gerade gesagt!“ Hizumi lachte schallend auf. Gegen dieses Argument stand er natürlich entwaffnet da. Okay, scheinbar hatte er Ruki jetzt genug 'futterneidisch' gemacht. „Na meinetwegen. Weil du´s bist. Behalt sie. Aber daß du mir gut auf sie aufpasst, hörst du?“ „Werde ich!“, versprach Ruki mit leuchtenden Augen und schlang beide Arme um die Gitarre, als würde er sie knuddeln. Reita saugte tief Luft ein, als er bemerkte, daß er vor Anspannung ganz vergessen hatte, weiter zu atmen. 'Gott sei Dank.', war sein einziger Gedanke. Jetzt hatte diese ganze verquerte Odyssee endlich ein ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)