Die 3/4-Gitarre von Futuhiro ================================================================================ Kapitel 6: Spießruten II ------------------------ Der Verkäufer seufzte leise. „Reita, du bist ja schon wieder hier“, bemerkte er in deprimierter Stimmlage. Es tat ihm ja leid für den Bassisten, aber der sollte wirklich nicht in diesem Gitarrenhaus sein. „Ich hab dich doch schon letzte Woche gebeten, nicht mehr her zu kommen. Ihr habt Hausverbot. Das weißt du doch.“ „Ja, schon klar“, gab Reita beschwichtigend und freundlich zurück. „Ich bin ja auch schon fast wieder weg. Ich will nur wissen, ob Miyavi heute da ist.“ Der Verkäufer schüttelte den Kopf. „Der Chef ist ziemlich selten selber hier. Ich kann dir auch nicht sagen, wann er sich wieder blicken lässt. Er kündigt sich nicht an.“ „Schade. ... Kannst du mir vielleicht seine Handynummer geben, damit ich mal mit ihm reden kann?“ „Die hab ich leider nicht.“ „Verkaufst du mir wenigstens schnell einen Bassverstärker?“ „Nein. Wenn Miyavi doch mal spontan hier aufschlägt und dich im Laden findet, bin ich meinen Job los!“ „Aber ich hab ihm doch nix getan. Nur, weil Rukis Hund sich hier ne Schote geleistet hat, muss doch nicht unsere ganze Band Hausverbot kriegen.“ „Reita, bitte. Ich hab das nicht zu entscheiden. Es tut mir leid. Geh jetzt bitte.“ Der Bassist ließ geschlagen den Kopf hängen. „Schon okay. Bis nächstes Mal.“ „Nix da 'nächstes Mal'. Komm bitte nicht mehr her, solange du noch Hausverbot hast.“ „Ja-ja“, grummelte er. Mist, verdammter. Kai hatte irgendwelche Kontaktdaten von Miyavi. Als Bandleader hatte er zu erstaunlich vielen, komischen Leuten irgendwelche suspekten Kontakte. Und wenn nicht er, dann zumindest die Chef-Etage der PSC, die für einen Bandleader immer gern die Vermittlung spielte. Aber er, Reita, bedeutungsloser kleiner Basser vom Dienst, hatte leider keine. Er konnte nichts klären, obwohl er es gern wollte. Er konnte Kai ja wohl kaum einfach nach der Handynummer von Miyavi fragen. Was sollte er ihm sagen, wozu er die brauchte? Wegen der Hausverbots-Sache? Da eher rief Kai Miyavi selber an und fragte persönlich. Im Schaufenster, in der untersten, linken Ecke, hing ein kleiner Zettel. Weitab des Hauptsichtfeldes, aber trotzdem war er da. 'In diesem Laden haben Hausverbot: Gackt, Miku (AnCafe) und alle Gazette-Member.' Die 'Gazette-Member' waren offensichtlich erst vor kurzem handschriftlich ergänzt worden. Die anderen beiden Namen wirkten schon ein wenig verblasst. Reita musste kurz müde schmunzeln. Was hatte Gackt wohl angestellt, um einem Miyavi auf den Schlips zu treten? Waren die beiden nicht total dicke? Vielleicht war das auch ein Scherz unter Freunden. Diese Art von Humor würde Miyavi ausgesprochen ähnlich sehen. Reita hakte das Thema gedanklich ab und ging seiner Wege. Zurück zum Auto. Nagut, dann musste er wohl doch noch eine Weile Uruhas Gitarrenverstärker weiter bespielen. Wenigstens konnte keiner sagen, daß er nicht sein Möglichstes versucht hätte, einen neuen Bassverstärker zu beschaffen. Miyavi schneite an diesem Vormittag unterdessen in die Wäscherei hinein und holte seine geliebte, helle Flicken-Jeans wieder aus der chemischen Reinigung ab. Er war immer noch stinksauer auf Rukis kleinen Flohteppich. Inzwischen hatte er schon einen Song geschrieben, um dieses Erlebnis zu verarbeiten. Der begann mit den Zeilen: 'Ein Hund der pinkelt mir ans Bein, ich find´ das muss nun echt nicht sein.' Auf das Läuten der Türglocke hin kam ein Angestellter der Wäscherei an den Tresen und begrüßte Miyavi höflich. Da der Kunde recht einprägsam war, wusste er auch auf Anhieb noch zu sagen, welche Wäschestücke ihm gehörten, und schaffte Miyavis Habseligkeiten unaufgefordert herbei. „Haben Sie den Fleck aus meiner Hose wieder rausbekommen?“, wollte Miyavi sofort besorgt wissen. Wehe, wenn nicht. Er liebte diese Hose! Er würde sie Ruki doppelt und dreifach in Rechnung stellen, wenn die unwiederbringlich versaut war. Er hatte schon ernsthaft überlegt, ob er sie zur Not vielleicht abschneiden und in eine knielange Hose umändern lassen wollte. Aber eigentlich war ihm jeder Zentimeter daran zu schade zum abschneiden. „Natürlich haben wir den Fleck wieder rausbekommen. Wir geben doch immer unser Bestes für unsere Kunden“, lächelte der Mann. Miyavi schnappte sich die Hose und roch vorsichtig daran. Duftete nach chemischer Reinigung, aber zum Glück nicht mehr nach dem, was da vorher dran gewesen war. Das stimmte ihn zufrieden. Ein eingehender Anruf auf seinem Handy trieb ihn dazu, seinen Aufenthalt in der Wäscherei kurz zu halten. Mit einer Hand hielt er sich das Telefon ans Ohr, während er mit der anderen nach seinem Geld kramte. „Ja?“ „Miya', alter Haudegen, hier ist Gazetto-no-Kai“, scherzte der Anrufer, wobei er seinen Namen lustig verstellte. „Kennst du mich überhaupt noch?“ „Aber sicher! Wieso soll ich dich nicht mehr kennen? Wir sind doch alle eine Familie, die wir mal bei der PSC angefangen haben.“ „Naja, ich dachte nur, weil du mit uns ja jetzt nichts mehr zu tun haben willst und so ...“ „Wie das?“, hakte Miyavi nach und hielt nebenbei dem Menschen an der Theke endlich das gefundene Geld hin. „Uruha und Aoi sind am Boden zerstört, weil du sie in deinen Gitarrenschuppen nicht mehr rein lässt.“ „Ach das!“, erinnerte sich Miyavi. „Soviel ich höre, haben wir da allesamt Hausverbot. Sogar ich, der ich mich noch nie da drin habe sehen lassen. Erzähl doch mal, wie wir zu der Ehre gekommen sind. Sind wir bei dir in Ungnade gefallen?“ Miyavi lachte. Jetzt, wo seine Hose wieder den gesellschaftlichen Normen entsprach, konnte er es ja mit Humor nehmen. „Hat Ruki es dir noch nicht erzählt?“ „Er sagt, er wüsste von nichts.“ „NATÜRLICH sagt er das“, meinte Miyavi zustimmend. „Sein Köter hat mir im Laden ans Bein gepinkelt.“ Kai lachte schallend auf. „Deine Anteilnahme rührt mich“, maulte Miyavi eingeschnappt. „Schön, daß du Spaß auf meine Kosten hast.“ „Das ist alles?“, wollte Kai ungläubig wissen, noch immer leise kichernd. „Alles? Hast du ne Ahnung, wie meine Hose aussah? Die Reinigung hat mich ein Vermögen gekostet!“ „650 Yen!“ [ca. 5 Euro], warf der Wäscherei-Mitarbeiter beleidigt ein und bekam dafür von Miyavi ein böses, unterbrechendes Handwedeln zurück. „Ach, Miya', komm schon!“, tadelte Kai ihn belustigt. „Das kann doch nicht dein Ernst sein. Deswegen kriegt die gesamte Band Hausverbot? Reicht es nicht, wenn du ein 'Hunde-müssen-draußen-bleiben'-Schild an die Tür klebst? Was können wir denn dafür?“ „Etwas mehr Mitleid wäre schön“, beschwerte sich Miyavi, sackte mit der freien Hand seine inzwischen eingetüteten Sachen an und verließ telefonierend die Wäscherei. „Wegen einer Hose? Kauf dir ne neue, Mann!“ „Nicht nur wegen der Hose! Das war eine Beleidigung meiner Person! Ich bin angepinkelt worden! Ich fühle mich zutiefst entehrt!“ Eine Frau, die auf dem Bürgersteig Miyavis Weg kreuzte, starrte ihn entgeistert an, musterte ihn ausschweifend von oben bis unten und ging dann kopfschüttelnd weiter, als wäre sie der Meinung, er hätte es verdient, angepinkelt zu werden. Miyavi bemerkte mit einem seltsamen Gefühl, daß er vielleicht nicht so schreien sollte. Kai unterdessen konnte sich ein leises Stöhnen nicht verkneifen. „Und ich dachte immer, Ruki wäre ne schwierige Diva. Aber du bist ja noch viel schlimmer.“ „Ruki ist zu eitel, um einzusehen, daß er für ne 4/4-Gitarre zu klein ist und es vielleicht mal besser mit ner 3/4-Gitarre versuchen sollte. Also wer ist hier ne Diva!?“ „Gut, meinetwegen, Punkt für dich. Dürfen meine Saitenzupfer nun wieder in dein Gitarrenhaus, oder nicht?“ „Ich denk nochmal drüber nach. Wenn Ruki sich entschuldigt hat, vielleicht.“ Der Drummer brummte. Langsam war seine Belustigung wieder aufgebraucht und sein Gesprächspartner begann ihn zu nerven. „Reita hat seit Tagen keinen Verstärker mehr. Aber weißt du was, ich werd ihn einfach in mein Auto setzen und mit ihm zur Konkurrenz fahren. Wir kriegen auch wo anders einen Bassverstärker!“ „Ja-ja, schon gut“, lenkte Miyavi ein. Das war immerhin eine Menge Geld. „Du hast ja Recht. Schick mir deine Jungs vorbei. Reita kriegt nen Verstärker, die anderen nen Kaffee, und dann ist alles wieder in Ordnung. Ich nehm das Hausverbot zurück.“ „Für Ruki auch?“ „Erst wenn er sich entschuldigt hat! Und nur solange er sein Pfiffi draußen lässt.“ „Das sollte sich einrichten lassen“, befand Kai etwas ernster als gewollt. Mit solchen Lappalien musste er sich nun als Bandleader seine wertvolle, knappe Zeit vertreiben. Private-Befindlichkeiten-Krempel. Als hätten Ruki und Miyavi keine anderen Probleme. Als Kai im Probenraum ankam, war der Bassist bereits da und drehte am Regelwerk des geliehenen Verstärkers herum, um die Einstellungen so zu optimieren, daß es den großen Würfel trotz der Bass-Resonanzen nicht zerlegte. Da Reita im Gitarrenhaus unverrichteter Dinge wieder hatte abtreten dürfen, lag er selbst besser im Zeitplan als gedacht. Aber wiederrum nicht so viel besser, als daß er Kai noch hätte überholen sollen. Aoi saß auch schon in der Ecke und zog auf eine seiner Akustik-Gitarren neue Saiten auf. Da er seine Saitenkurbel vergessen hatte, musste er die Mechaniken mit den Fingern drehen, was echt ewig dauerte. Da konnte man sich einen Wolf zwirbeln, bis man die alte Saite komplett runter und die neue komplett draufgespult hatte. Und eine Gitarre hatte ja nicht nur eine davon. Aoi war immerhin schon bei der dritten Saite, die es auszutauschen galt, und stimmte diese nun mit einem Stimmgerät grob vor, wobei er sie mit einem stetig höher werdenden bing-bing-Bing-BIng-BINg-BING-BING immer weiter andrehte. „Na, wann kommt sie geschossen?“, scherzte Reita, als die Saite schon klang als würde sie jeden Moment reißen und jemandem um die Ohren fliegen. „Oh, hey, Kai!“, grüßte er dann erfreut. „Wie kommt es denn, daß du mal nicht der Erste bist? Ich hab mir direkt Sorgen um dich gemacht!“ „Wir verschieben die Proben auf heute Mittag. Fahr ins Gitarrenhaus und beschaff dir nen Verstärker, los, Abmarsch“, trug Kai ihm nur auf, ohne den Gruß zu erwidern oder die Frage zu beantworten. Er klang nichtmal schlecht gelaunt. Eher müde. Aber dann, nach einem Moment Bedenkzeit, knippste er doch sein übliches Sonnenschein-Grinsen an, das er auch sonst immer auf der Backe hatte. Die Aussicht, gleich eine Runde auf dem Schlagzeug zu spielen, hob seine Laune erheblich. Das Gitarrenhaus in Shibuya? Da war Reita doch vor einer halben Stunde erst hergekommen! Was sollte in der halben Stunde groß passiert sein? „Wir haben da Hausverbot“, erinnerte der Bassist ihn vorsichtig und ließ sich von dem Lächeln nicht in falscher Sicherheit wiegen. „Jetzt nicht mehr.“ „Hast du etwa ... mit Miyavi gesprochen?“ „Ja. Ihr werdet jetzt wieder bedient.“ Reita wartete auf mehr. Eine Erklärung, eine Standpauke, irgendwas. Einfach nur ein profaner Kommentar, was Kai von der ganzen Sache hielt. Aber es kam nichts mehr. Der setzte sich nur an sein Schlagzeug und begann – offenbar gut gelaunt – sich ein paar der Drums neu einzurichten und ein paar Trommelfelle nachzustellen. „Okay ... dann ... geh ich mal“, kündigte Reita also unterwürfig an. Er stellte seinen Bass zur Seite und drehte Uruhas Gitarrenverstärker wieder herunter. Warum auch immer, er hatte nach wie vor ziemlichen Bammel vor einem etwaigen Gewittersturm von Kai, selbst wenn der eher Ruki hätte treffen sollen. „Ach, Reita?“ „Hm?“ Er blieb in der Tür nochmal stehen. „Hat Ruki inzwischen mal ne neue Gitarre, damit wir 'cassis' wieder spielen können?“ „Nein, hat er noch nicht. Aber er sucht schon ganz fleißig.“ Kai nickte nur und widmete sich dann lächelnd wieder seiner Schießbude. Das hieß dann wohl für Reita, daß er jetzt gehen durfte. Gruselig, diese gute Laune, wo man eigentlich mit Ärger rechnen würde. Aber vielleicht nahm Kai die ganze Sache ja doch lockerer als gedacht. Oder war zu dem Schluss gekommen, daß Reita keine Schuld traf. Wie auch immer. Reita sah lieber zu, daß er weg kam. „Soll ich mal mitgehen und für Ruki eine Gitarre suchen?“, schlug Aoi vor. „Lass dich nicht aufhalten“, meinte der Bandleader. Aoi schmiss seine erst halb aufgewertete Gitarre achtlos auf das Sofa, sprang hoch und schloss sich dem blonden Bassisten an. Mit der Gitarre konnte er ohnehin so schnell kein Bohei mehr machen. Die würde noch eine ganze Weile total furchtbar klingen. Bis die neuen Saiten sich ordentlich aufgedehnt hatten, würde er sie noch stundenlang oder gar tagelang permanent nachstimmen müssen. „Meinst du nicht, Ruki sollte sich seine Gitarre selber aussuchen? Ich geb dir Brief und Siegel drauf, daß du irgendeine erwischst, die ihm nicht in den Kram passt“, meinte Reita draußen im Flur, während er mit Aoi zum Auto schlenderte. „Dafür hab ich doch dich“, gab der nur sorglos zurück. Es blieb offen, wofür. Dafür, ihm zu sagen, welchen Geschmack Ruki hatte? Oder dafür, Ruki die auserkorene Gitarre irgendwie schmackhaft zu machen? Reita verzichtete darauf, nachzuhaken. „Ich hab doch Ahnung von Gitarren, ich kauf ihm schon keinen Schrott“, versprach Aoi noch. „Glaub mir, ob die Gitarre Schrott ist oder nicht, ist Rukis geringste Sorge.“ „Ach, wir finden schon was.“ Shinya saß in der Tierarztpraxis und kraulte tröstend sein Kitty. Hoffentlich hatte Rukis kleiner Kläffer wenigstens keine Tollwut. Aber das glaubte er nicht. War ja ein gepflegtes, verhätscheltes Schoßhündchen, das würde schon gesund sein. Trotzdem wollte er lieber nochmal nach dem angenagten Schwanz seiner Katze sehen lassen. Seine Katze war ein wenig grumpy und raunzte ihn böse an, als ihr das Geknuddel zu aufdringlich wurde. Also ließ er das Tier in Frieden, stand auf und begann zum Zeitvertreib die Annoncen an der Pinnwand im Wartezimmer zu lesen. Natürlich waren fast alles Anzeigen für abzugebenden Nachwuchs, entlaufene Tiere und Tierpensionen, wie man es in einer Tierarztpraxis erwarten würde. Aber ein Anschlag am Brett erregte sein Interesse: in Asakusa gab es heute also einen Musikflohmarkt. Das klang vielversprechend, da wollte er sich doch mal sehen lassen. Vielleicht hatte es ja doch noch was Gutes, daß Rukis Hund heute so ein Theater fabriziert hatte. „Der Nächste bitte!“, wurde da im Wartebereich ausgerufen. Shinya sackte seine Transportbox an. „Na komm, Kleines, das sind wir!“ Er schleppte die Box zum Behandlungstisch und öffnete sie, um seine Katze heraus zu lassen. „Was haben wir hier?“, wollte der Tierarzt wissen. „Einen Hundebiss.“ „So?“ „Von einem Chihuahua.“ „Seien Sie doch nicht albern! Chihuahuas sind doch keine Hunde!“, meinte der Arzt so todernst, daß man beim besten Willen nicht sagen konnte, ob das ein Scherz gewesen war oder nicht. Er schaute zunächst Augen, Ohren und das Gebiss des Tierchens an, dann ließ er sich den Biss an der Schwanzspitze zeigen. „Mein Gott, ich habe jetzt mit einem Rottweiler-Biss gerechnet. Ich dachte, der ganze Schwanz ist komplett ab. Aber hier sieht man ja gar nichts!“, kommentierte der Tierarzt wieder und griff theatralisch nach der Lupe. Diesmal klang es schon mehr nach Spaß. „Hat sich das Kitty denn wenigstens ordentlich revanchiert?“ „Naja, Ruki hat sich beschwert, daß meine Katze seinen Chihuahua an der Schnauze gekratzt hätte.“ „Ja, wie ich schon sagte, alles was kleiner ist als ne Katze, ist kein Hund. Grüße an diesen Herrn Ruki, er soll sich mal nen Dobermann oder sowas zulegen.“ „Ach, die beiden passen größentechnisch ganz gut zusammen, Ruki und sein Hund“, grummelte Shinya etwas mürrisch. Wäre das unerzogene Ding ein Dobermann gewesen, und kein Chihuahua, wäre sein Kätzchen jetzt wahrscheinlich Geschichte. Er versuchte sich vorzustellen, wie Ruki neben so einem riesen Hund aussehen würde. Der Hund würde den laufenden Meter von einem Sänger doch gnadenlos durch die Gegend ziehen wie ein Schlittenhund. Der Arzt deutete auf die Schwanzspitze seines Patienten. „Naja, das hier ist jedenfalls keine große Sache. Ist ja bloß ein Kratzer. Ich desinfiziere das ein bisschen, und dann ist es wieder gut.“ Fünf Minuten später durfte Shinya seine Katze heil und munter wieder mitnehmen, gegen ein Honorar als hätte der Arzt eine stundenlange, hochkomplizierte Vollnarkose-Operation an dem Tierchen vollbracht, und zog wieder von dannen. Im Wartebereich warf er im Vorbeigehen nochmal einen Blick auf die Pinnwand. Ein Musikflohmarkt also. Die Adresse würde er sich mal merken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)