Dead Eyes von Flordelis (Blinded by the Stars you wished for) ================================================================================ Kapitel 1: Du könntest ruhig mal in mein Bett kommen. ----------------------------------------------------- [LEFT]Es ist schwer, genau zu benennen an welchem Tag die Reise ins Unheil seinen Anfang nahm.[/LEFT] [LEFT]Ferris war schon lange depressiv, suizidal gar. Ein Zustand, dem ich entgegenwirken wollte, solange ich mich erinnere.[/LEFT] [LEFT]Aber denke ich daran zurück, wann der Kampf gegen das Schicksal endgültig begonnen haben dürfte, ohne dass ihm noch auszuweichen war, deutet alles auf eine Nacht im September hin.[/LEFT] [LEFT]Ich lag bereits im Bett, wartete darauf, einzuschlafen – als plötzlich mein Handy klingelte. Es war nur ein kurzer Ton, der mir eine Nachricht ankündigte, aber ich war sofort wieder vollkommen wach. Ich griff nach dem viel zu grellen Licht, kniff die Augen zusammen und versuchte blinzelnd, zu erkennen, was um kurz nach halb eins so wichtig war. Ich hatte gehofft, es handele sich nur um Werbung, die zu Unzeiten geschickt wurde, aber schon als ich den Absender erkannte, fuhr ich auf und saß kerzengerade im Bett. Es war Ferris.[/LEFT] [LEFT]Sorry, dass ich so spät störe. Du sollst nur wissen, dass ich dankbar bin, dass du so lange mein Freund warst. Schlaf gut.[/LEFT] [LEFT]Ich fluchte leise. Ohne Zeit zu verlieren, verließ ich das Bett und zog meine Schuhe an. Zu guter Letzt warf ich mir noch eine leichte Jacke über und steckte meine Brieftasche ein. Meine graue Jogginghose, beschloss ich, dürfte sowohl warm als auch unauffällig genug sein, dass ich damit unterwegs nicht auffiel. Mitten in der Nacht dürften aber auch nicht derart viele Personen unterwegs sein. Ich hatte aber auch keine Zeit, darüber lange nachzudenken, ich musste los.[/LEFT] [LEFT]An der Tür hielt ich wieder inne, ich lauschte. Undeutlich klangen die Geräusche eines Fernsehers zu mir herauf, Dad musste noch wach sein. Er ließ mich garantiert nicht mehr hinaus, auch wenn es wichtig war. Da das Wohnzimmer aber direkt neben der Haustür lag, war es nicht einfach, sich hinauszuschleichen, selbst wenn man die knarrenden Stufen auf dem Weg nach unten ausließ. Innerlich fluchend wich ich zum Fenster zurück. Nach draußen sehend, keimte in mir ein neuer Plan, den ich mir schon viel früher hätte überlegen sollen. Ich würde einiges an Ärger dafür bekommen, da ich nicht auf demselben Weg wieder ins Haus käme, aber das sollte es mir wert sein.[/LEFT] [LEFT]Ich öffnete das Fenster. Die kühle Luft drang sofort in mein Zimmer ein, breitete sich in jeden noch so kleinen Winkel aus. Sobald ich zurückkäme, müsste ich in einem Gefrierfach schlafen. Aber auch das war nun unwichtig.[/LEFT] [LEFT]Vor meinem Fenster stand ein Baum, der groß genug gewachsen war, dass ich daran hinunterklettern könnte. Der einzige Haken war die Entfernung meines Fensters bis zum ersten Ast, der in der Lage wäre, mich zu tragen, dieser lag ein wenig tiefer. Deswegen stand eine Rückkehr über den Baum auch nicht zur Debatte. Mein Zimmer lag im ersten Stock, mit hoher Wahrscheinlichkeit würde ich mir auch bei einem Sturz keine schlimmen Verletzungen zuziehen, aber ich war überzeugt, dass Dad dann dafür sorgte, dass meine Fenster abschließbar wären und nur er im Besitz des Schlüssels wäre. Das konnte ich nicht zulassen.[/LEFT] [LEFT]Auf dem Fenstersims hockend, beobachtete ich den mir nächsten dicken Ast. Der Wind, der bereits ein erster Vorbote der kommenden Herbststürme war, zerrte an mir. Ich atmete tief durch – und sprang. Als meine Rippen schmerzhaft Bekanntschaft mit dem Ast machten, wurde mir sämtliche Luft aus den Lungen gepresst. Ich ignorierte das für den Moment, kämpfte darum, nicht runterzufallen – auch wenn ein Sturz von dieser Höhe problemlos sein dürfte. Dennoch klammerte ich mich an den Ast, bewegte mich so weit wie möglich in Richtung des Stamms und kletterte dann an diesem hinunter. Auf dem Boden angekommen, atmete ich erst einmal auf und füllte meine Lungen wieder mit so viel Luft wie möglich.[/LEFT] [LEFT]Das Fenster des Wohnzimmers deutete zwar in den Garten, wo ich stand, aber im Inneren war es dunkel. Lediglich das blaue Licht des Aquariums und das abwechselnde Leuchten des Fernsehers drangen nach draußen. Als ich einen vorsichtigen Blick hineinwarf, stellte ich fest, dass Dad auf dem Sofa eingeschlafen war. Mit viel Glück könnte ich später unbemerkt wieder ins Haus hineinkommen.[/LEFT] [LEFT]Ich entfernte mich mit großen Schritten von unserem Grundstück, um zu meinem Ziel zu kommen. Zuvor machte ich aber einen Zwischenstopp in einem Supermarkt, der rund um die Uhr geöffnet hatte. Wie erwartet kümmerte es den Angestellten nicht im Mindesten, wie ich gerade aussah. Er sah selbst viel zu müde und desinteressiert aus. Anschließend setzte ich meinen Weg fort.[/LEFT] [LEFT]Um kurz nach eins, also etwas mehr als eine halbe Stunde nach der Nachricht, kam ich endlich an der Brücke an. Ein Fluss teilt diese Stadt in zwei Hälften, Brücken verbinden diese aber miteinander. Insgesamt gibt es vier davon, aber ich wusste genau, auf welcher ich gebraucht wurde. Entsprechend atmete ich auch auf, als ich die einsame Person sah, die auf der Mitte der Brücke an der Brüstung stand und ins schwarze Wasser hinabblickte.[/LEFT] [LEFT]Ich blieb einige Schritte von Ferris entfernt stehen, er schien mich nicht zu bemerken. Im einfallenden Licht der Straßenlaterne wirkte sein Haar vollkommen schwarz. Ich wusste, dass es eigentlich blau war, denn tagsüber konnte man seine natürliche Farbe durch die schwarze Färbung durchschimmern sehen. Es war ein überwältigender Anblick, besonders wenn er in der Sonne stand. Das versuchte er aber stets zu vermeiden, so sehr war ihm eingebläut worden, wie unnormal seine Haare waren. Dabei waren sie überaus interessant. Es war traurig.[/LEFT] [LEFT]Ich löste eine Dose von dem Sixpack, das ich gekauft hatte und ging zu ihm hinüber. Wortlos stellte ich mich neben ihn und reichte ihm das Bier. Leise murmelnd nahm er mir die Dose ab, öffnete sie und trank einen großen Schluck. In der Zwischenzeit löste ich mir selbst eine ab und begann ebenfalls zu trinken. Es war zu einem Ritual zwischen uns geworden, dass wir das machten. Mitten in der Nacht schweigend auf der Brücke stehen und gemeinsam Bier trinken, meine ich. Die einzigen Geräusche waren der entfernte Verkehrslärm und das Gluckern des Flusses unter uns. Ich weiß, wie stark die Strömung ist und wie kalt das Wasser, ein Sprung aus dieser Höhe reicht daher aus, um selbst einen guten Schwimmer ertrinken zu lassen. Entweder wird er durch den Aufprall ohnmächtig, verliert in der Kälte sämtliche Kraft oder kommt einfach nicht gegen die Strömung an, die einen unbarmherzig in die Tiefe zieht. Nein, ich wollte nichts davon für Ferris.[/LEFT] [LEFT]»Sorry«, sagte er nach einer Weile des Schweigens. »Ich habe dich bestimmt geweckt.«[/LEFT] [LEFT]»Ich habe noch nicht geschlafen. Außerdem habe ich dir schon mal gesagt, dass ich immer da bin, wenn du Hilfe brauchst.« Ich überlegte, ihm zu sagen, dass er sich nur für meine noch immer schmerzenden Rippen entschuldigen müsste, ließ es aber bleiben. In der Stimmung, in der er im Moment war, wollte ich nichts tun, um es nur zu verschlimmern.[/LEFT] [LEFT]Ich deutete zu einer Bank hinüber, die am Flussufer stand. Ferris folgte meiner Bitte, dass wir uns setzen sollten. Sobald er von der Brücke herunter war, fühlte ich mich stets erleichtert. Ich befürchtete immer, er würde springen und ich könnte ihn nicht abhalten, selbst wenn ich direkt neben ihm stand.[/LEFT] [LEFT]Auf der Bank sitzend starrte er weiter ins Wasser hinab. Er nahm einen weiteren Schluck und stellte die Dose neben sich. Sie gab einen hohlen Ton von sich, deswegen reichte ich ihm eine weitere. Ferris bedankte sich wieder murmelnd. »Warum mache ich eigentlich noch weiter?«[/LEFT] [LEFT]»Mit dem Trinken? Ich nehme an, der Alkohol hilft dir, zu vergessen.«[/LEFT] [LEFT]Er lächelte erschöpft. »Du weißt genau, was ich meine.«[/LEFT] [LEFT]Leider. Ich wünschte, ich hätte es nicht gewusst. »Solange du weitermachst, bleibt die Chance, dass sich etwas ändert.«[/LEFT] [LEFT]»Du klingst schon wie Vincent.«[/LEFT] [LEFT]Unser Therapeut, Vincent Valentine. Ferris lebte seit einigen Jahren bei ihm, deswegen war er dort gewesen, als ich ihn das erste Mal aufgesucht hatte. Tatsächlich sagte der diese Allgemeinplätze auch immer. Ich glaubte sie nicht einmal selbst, aber ich wusste auch nie, was ich sonst sagen sollte.[/LEFT] [LEFT]»Vielleicht hat er ja recht? Ich meine, ich mache ja auch immer weiter. Dabei ist es ziemlich schwer, sich ohne jede Vergangenheit eine Zukunft aufzubauen.«[/LEFT] [LEFT]Ich erinnerte mich noch an meine Anfangszeit. Dad hatte mich sogar auf eine neue Schule wechseln lassen, um Fragen und Problemen aus dem Weg zu gehen, die notgedrungen aufkommen mussten. Die Ärzte hatten davon zwar abgeraten, da mir vertraute Umgebungen vielleicht Erinnerungen bescheren könnten, aber ich war froh darum. Da sich auch niemand bei mir gemeldet hatte, um mal nachzufragen, wie es mir ging, war ich vermutlich ohnehin nicht sonderlich beliebt gewesen. Also war es mir wie ein wirklicher Neustart vorgekommen. Das Haus und die Stadt waren ja noch vertraut, aber nichts davon hatte mir bis dahin auch nur den Funken einer persönlichen Erinnerung zurückgebracht.[/LEFT] [LEFT]Ferris legte den Kopf in den Nacken, um seine Dose mit einem einzigen Schluck zu leeren. Dann atmete er tief durch. Er sah mich weiterhin nicht an. Das Wasser schien wesentlich interessanter zu sein als ich. Dabei war es in meinen Augen nur ein schwarzer wellender Strom.[/LEFT] [LEFT]»Ich muss dir wie ein selbstsüchtiger Arsch vorkommen.«[/LEFT] [LEFT]Ich zog die Brauen zusammen. Normalerweise sagte er so etwas nicht, wir saßen einfach da und schwiegen, manchmal bis zum Sonnenaufgang. Es musste ihm schlecht gehen, wenn er jetzt schon von dieser Tradition abwich.[/LEFT] [LEFT]»Wie kommst du denn darauf?«[/LEFT] [LEFT]Er schniefte leise, aber er weinte nicht. Bevor ich ihm ein weiteres Bier geben konnte, hatte er sich bereits seine dritte Dose geschnappt. Ich wollte ihn darauf hinweisen, dass er nicht so schnell trinken sollte, aber in seinem jetzigen Zustand war ihm das vermutlich egal.[/LEFT] [LEFT]»Du hast selbst genug Probleme in deinem Leben, aber trotzdem hole ich dich nachts immer aus dem Bett, nur damit du dir ansehen kannst, wie ich es wieder einmal nicht schaffe, einfach zu springen.«[/LEFT] [LEFT]»Ja, du könntest ruhig mal in mein Bett kommen.« Ich versuchte es wie einen Scherz klingen zu lassen. »Das wäre jedenfalls gesünder als dich immer hier in der Kälte aufzuhalten.«[/LEFT] [LEFT]Ferris lächelte erschöpft; eigentlich war es mehr das leichte Anheben der Mundwinkel, das dem Wort lächeln nicht einmal gerecht wurde, aber es sorgte dafür, dass ich mich besser fühlte. »Du stehst wirklich immer auf meiner Seite, was? Ich bin dir echt dankbar dafür.«[/LEFT] [LEFT]Es war das Mindeste, was ich für ihn tun konnte. Ohne ihn war ich nur irgendein Typ ohne Erinnerung. Mit ihm war ich … bin ich so viel mehr.[/LEFT] [LEFT]Ich hätte ihm das sagen sollen, aber ich neigte den Kopf und sagte stattdessen: »Wofür sind Freunde denn da?«[/LEFT] [LEFT]Endlich löste Ferris den Blick vom Wasser und sah mich direkt an. Das Licht der nächsten Straßenlaterne reflektierte sich in seinen Augen, ließ sie noch wunderbarer erscheinen als sonst, fast sogar lebendig. Wie gern hätte ich mehr getan, als seinen Blick nur zu erwidern.[/LEFT] [LEFT]Schließlich hob Ferris eine Hand, ballte sie zur Faust und stieß sie spielerisch gegen mein Kinn. »Du bist mir schon so einer. Andere wären da nicht mehr so verständnisvoll.«[/LEFT] [LEFT]Ich besaß kein eigenes Leben. Warum sollte ich es nicht sein?[/LEFT] [LEFT]»Du hast nur Glück, dass ich dir gegenüber so gütig bin«, erwiderte ich. »Den Luxus hat nicht jeder, weißt du?«[/LEFT] [LEFT]Er klopfte mir auf die Schulter. »Schon klar.«[/LEFT] [LEFT]Wenigstens war er freundlich genug mich nicht auf meine fehlenden andere Freunde hinzuweisen.[/LEFT] [LEFT]Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Ich beneide dich dennoch. Wenn ich könnte, würde ich einfach deine Amnesie übernehmen. Dann könntest du dich wenigstens wieder erinnern und ich alles vergessen.«[/LEFT] [LEFT]Ferris hatte mir nie alles über seine Vergangenheit erzählt, nur Andeutungen gemacht, die schon schlimm genug erschienen. Auch den genauen Grund für seinen Wunsch, sein Leben zu beenden, kannte ich nicht. Aber es war eigentlich auch unwichtig. Es zählte nur, dass ich ihn retten wollte.[/LEFT] [LEFT]»Sorry«, sagte ich. »Wenn ich könnte, würde ich mit dir tauschen.« Ich meinte es ernst.[/LEFT] [LEFT]Aber Ferris lachte nur humorlos. »Ist okay. Ich weiß, dass ich in diesen Phasen total nervig sein kann. Ich wollte dir nicht auch noch Schuldgefühle einreden.«[/LEFT] [LEFT]Darauf sagte ich nichts mehr. In der Vergangenheit hatte ich mich auf Diskussionen mit ihm eingelassen, weswegen mich das alles nicht störte und dass ich keinerlei Schuldgefühle empfand, solange ich ihm helfen konnte, aber es hatte nie etwas bewirkt. Ich weiß nicht, ob der Alkohol ihn auch das vergessen ließ oder ob er bevorzugte, sich einfach nicht mehr zu erinnern, aber danach war es stets wie davor. Es änderte sich einfach nichts. Bei diesem frustrierenden Gedanken trank ich meine eigene Dose endlich leer und nahm mir direkt die nächste. Es sollte ihn davon abhalten, zu viel zu trinken und mich diese Frustration vergessen lassen.[/LEFT] [LEFT]Das Gluckern des Wassers klang in der Stille fast wie ein leises Wimmern. Ein Ruf nach Hilfe. Mir kam der Gedanke, dass manche vielleicht nur ertranken, weil sie versuchten, eine imaginäre Person unter den Wellen zu retten. Helfersyndrom als Todesursache. Die pure Tragik.[/LEFT] [LEFT]Der kalte Wind nahm zu, er ließ die Blätter rauschen, als applaudierten sie den Wellen, ein weiteres Opfer gefunden zu haben. Ich traute irgendjemandem durchaus zu, gerade von einer der anderen Brücken gesprungen zu sein. Wenigstens war mein Schützling sicher.[/LEFT] [LEFT]Ferris nickte zur letzten Dose hinunter. »Die solltest du trinken. Wenn ich zu betrunken nach Hause komme, killt Vincent mich noch. So will ich aber lieber nicht ausgehen.«[/LEFT] [LEFT]Schon allein, weil Vincent dann ewig ein schlechtes Gewissen haben dürfte. Deswegen wollte Ferris nicht durch die Hand einer anderen Person sterben. Das war seine Erklärung gewesen, nachdem ich ihm mal einen Auftragsmörder vorgeschlagen hatte. Ich finde sie heute noch sehr nachvollziehbar.[/LEFT] [LEFT]»Ich trinke sie auf dem Heimweg.« Auch wenn ich damit einen Kater heraufbeschwörte.[/LEFT] [LEFT]»Vielleicht sollten wir uns dann mal auf den Weg machen. Es ist ziemlich kalt, nicht dass du krank wirst.« Dabei warf er mir einen besorgten Blick zu.[/LEFT] [LEFT]»Ich werde schon nicht krank«, erwiderte ich sofort, weil ich den Moment nicht einfach enden lassen wollte. »Ich habe ein gutes Immunsystem. Aber wenn du solche Bedenken hast, können wir auch einfach näher zusammenrücken, uns gegenseitig wärmen.«[/LEFT] [LEFT]Er lächelte traurig. »Spar dir deine Sprüche lieber für jemanden, der sie auch wirklich verdient hat.«[/LEFT] [LEFT]Da war es wieder, die Tatsache, dass er sich für wertlos und nicht liebenswert hielt. Deswegen nahm er keine meiner Annäherungen ernst, blockte mich immer ab. Ich war die Diskussionen leid und hatte mir vorgenommen, nur noch Taten sprechen zu lassen. Aber offenbar brachte das auch nichts, wie mir in jener Nacht wieder klar wurde. Möglicherweise benötigte ich erst ein Wunder.[/LEFT] [LEFT]»Soll ich dich nach Hause begleiten?«[/LEFT] [LEFT]Ferris winkte ab. »Lass mal. Ich komme klar.«[/LEFT] [LEFT]»Okay. Aber melde dich bei mir, sobald du zu Hause bist.«[/LEFT] [LEFT]»Natürlich, Mum.« Er schnitt eine Grimasse. »Sobald ich ankomme, schreib ich dir sofort.«[/LEFT] [LEFT]Damit gab ich mich zufrieden und ging nicht weiter auf seine Provokation ein. »Sei vorsichtig.«[/LEFT] [LEFT]Ich trank meine aktuelle Dose leer, nahm mir die letzte und stand auf. Als ich Ferris noch einmal ansah, war sein Blick bereits wieder auf den schwarzen Fluss gerichtet, so als ob ich bereits nicht mehr anwesend wäre. Als befände er sich in einer vollkommen anderen Welt, in der ich ihn nicht mehr erreichen könnte. Ein bitterer Gedanke, der das Feuer in meinem Inneren zu löschen drohte.[/LEFT] [LEFT]Um der Frustration zu entgehen, setzte ich mich in Bewegung, um nach Hause zu kommen. Schon nach wenigen Schritten öffnete ich die Dose, um sie mit raschen Schlücken leerzutrinken. Ein leichter Rausch breitete sich in mir aus und erfüllte mich mit Wärme. Aber er ließ mich nicht vergessen, was geschehen war und wie sehr Ferris litt. Wenn ich ihm nur hätte helfen können …[/LEFT] [LEFT]Ich legte den Kopf in den Nacken. Durch die hellen Lichter der Großstadt war es fast unmöglich, die Sterne zu sehen. Der Himmel wirkte vollkommen schwarz, wie meine Vergangenheit – und vielleicht jeder einzelne von Ferris' Tagen. Ein trauriger Gedanke, aber er fachte mich nur an.[/LEFT] [LEFT]In jenem Moment wünschte ich mir, mehr als alles andere, Ferris retten zu können. So sehr, dass ich für einen kurzen Augenblick glaubte, sogar eine Sternschnuppe zu sehen. Doch diesen Gedanken schüttelte ich sofort ab und lief weiter. Langsam wurde ich müde – und ich würde sicher nicht auf der Straße übernachten. Nicht noch einmal.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)