Smooth Criminal (2017 Revamp) von NaokoHara ================================================================================ Prolog: -------- Der Traum von einer friedlichen Welt. Er vereint so viele von uns. Doch solange wir Frieden mit Krieg erzwingen wollen, werden wir nicht bekommen, was wir so sehnlich begehren. Und in all dem Chaos, all dem Hass, bemerken sie nicht, wie sie alle betrogen und ausgenutzt werden. Um meine Geschichte zu verstehen, müssen zunächst die Rahmenbedingungen geklärt werden. Nach einer langen Zeit des trügerischen Friedens zwischen den Großmächten der Welt, einer Zeit in der dennoch immer wieder Spannungen deutlich wurden, drohte Russland einen dritten Weltkrieg herauf zu beschwören. Deutschland schien ihnen ein besonderer Dorn im Auge zu sein. Politikwissenschaftler glaubten, dies lag an der topografischen Lage, der Wirtschaft, was auch immer. Jedenfalls war klar, dass es bald schon zum Krieg kommen würde, da Verhandlungen immer öfter scheiterten oder Debatten eskalierten. In ihrer Angst vor dem übermächtigen Gegner forschten deutsche Wissenschaftler Jahre an einer Möglichkeit, Soldaten genetisch zu modifizieren und auf diese Weise ultimative Kampfmaschinen zu erschaffen. Hilfe bekamen sie schließlich aus ihrem Nachbarland Polen. Ein sehr erfolgreicher Wissenschaftler auf dem Gebiet der Genetik und Neurobiologie, Iwan Nowak, erzielte herausragende Erfolge bei der Verstärkung von Muskelkraft und Agilität. Er genoss großes Vertrauen unter seinen Kollegen. Ein trügerisches Vertrauen, das wohl einige von ihnen mit dem Tod entlohnt bekommen haben. Iwan Nowak hatte eigene Interessen. Welche das waren? Das hätte ich auch gerne gewusst, als sie mich eines Tages in ihren schwarzen Van zogen. Projekt N-A-O nannten sie ihr Vorhaben. Die Abkürzung steht für 'Neuronal-anatomisch-Optimiert', so hörte ich sie sprechen. Mir gaben sie den Namen Projekt 628. Ich habe vergessen, wer ich einmal war. Alles, an das ich mich erinnere, ist dieser Tank in dem ich so viele Jahre verbrachte, das Summen der Geräte um mich herum, Dunkelheit und Schmerzen, wann immer ich den Tank verlassen konnte, die Melodie der Musik, die er immer laufen hatte, wenn er an mir arbeitete, seine Stimme direkt neben meinem Ohr, die mir immer wieder versicherte, ich würde sein bedeutendstes Werk sein, und immer wieder diese Frage in meinem Kopf: Warum? Kapitel 1: Kein Anfang ohne Ende -------------------------------- >>Was geht hier nur vor sich? Warum tut mein Kopf so furchtbar weh? Und was sind das für Stimmen um mich herum? Ich kann sie kaum verstehen!« "Klemmen sie das hier ab! Und entfernen Sie den Zugang hier! Wir werden ihn von jetzt an nicht mehr brauchen." »Diese Stimme... sie kommt mir so bekannt vor. Au! Was war das? Ein Stich in den Arm?« Verwirrung und das leichte Gefühl von Angst beschlichen das Projekt, als sie auf der kalten Metalloberfläche des Operationstisches lag. Langsam versuchte sie die Augen zu öffnen, doch auch wenn zuerst noch alles schwarz war, dann ein helles Licht sie blendete, so konnte sie doch nichts um sie herum klar erkennen. "Pupillarreflex sieht gut aus." - "Hm... nein. Ich glaube nicht, dass es schon so gut ist. Sehen Sie? Wir lassen ihr noch einen Moment Zeit." - "Doktor Nowak?" - "Ich will nichts riskieren, Benjamin. Noch so ein Fiasko wie das Letzte können wir uns nicht erlauben. Zu ihrer eigenen Sicherheit, verlassen Sie jetzt den Saal. Projekt 468 sollte jetzt bereit für sein Screening sein." - "Wie sie wünschen, Doktor Nowak. Geben Sie auf sich acht." - "Keine Sorge. Ich weiß, was ich tue." Eine Tür wurde geöffnet, einige Personen verließen den Raum und die Tür wurde geschlossen und nach einer kurzen Zeit abgeschlossen, worauf absolute Stille folgte, die dem Projekt wie eine Ewigkeit vorkamen. Ihr Blick schien langsam klarer zu werden. Sie konnte nun helle und dunkle Flächen langsam voneinander unterscheiden. So bemerkte sie es auch, nicht nur durch die Schritte sondern auch durch eine dunkle Gestalt, die sich in das Licht schob, dass noch jemand im Raum war. "Deine Augen werden sich bald daran gewöhnt haben, wieder zu sehen. Lange Zeit haben sie im Dunklen gewartet. Du hast sicherlich einige Fragen. Aber bevor wir dazu kommen musst du mir ein paar Fragen beantworten. Fühlst du dich dazu im Stande?" Zunächst brachte das Projekt kein vollständiges Wort zustande. Es war, als wäre ihre Stimme unterdrückt von etwas. Sie versuchte es erneut, und erneut, bis: "Ich glaube... ja." Da sie mittlerweile klarer sehen konnte, erkannte sie mehr und mehr Umrisse ihres Gegenübers. Ein großgewachsener Kater, die Zeichnung und Farbe seines Felles ließ auf einen Puma schließen, in weißem Kittel, ein Klemmbrett in der Hand auf das er irgendetwas schrieb. Er trug eine Brille, die das Licht der Lampen wiederspiegelte und somit den Blick auf seine Augen verbarg. Kurze, schwarze Haare, die trotzdem lang genug waren, dass er sie sich ab und zu mit einer ruckartigen Kopfbewegung aus dem Gesicht warf. "Sehr gut." sagte er mit seiner dunklen, rauen Stimme, die einen unterschwelligen, russischen Akzent erkennen ließ. "Dann sag mir, hast du starke Schmerzen im Kopf- oder Nackenbereich?" fuhr er fort. "Ein bisschen, aber keine starken Schmerzen. Nur ist mir total schwindelig." erwiderte das Projekt und versuchte sich zu bewegen. Als sie zum ersten Mal versuchte ihren Arm zu heben, fühlte es sich an, als müsste sie sich gegen einen ganzen Lastzug stemmen. Der Kater schien sich nicht sonderlich an den Bemühungen des Projekts zu interessieren, blickte nur weiter auf sein Klemmbrett. "Ist dir übel oder fühlst du ein flaues Gefühl in der Magengegend?" - "Nein... nur schwindelig und Kopfschmerzen. Und ich habe das Gefühl ein verfluchter Lastwagen hat auf mir geparkt." schnaubte das Projekt vor sich hin, worauf ihr der Kater nur einen kurzen Blick über das Klemmbrett entgegnete. Schließlich schaffte es das Projekt sich aufzusetzen. Der Schwindel machte es nicht leicht aufrecht zu bleiben. Sie versuchte sich zu orientieren. "Du solltest liegen bleiben. Es dauert eine ganze Weile, bis sich dein System wieder daran gewöhnt hat, sich selbstständig zu bewegen." sagte der Kater in sein Klemmbrett hinein, drehte sich um und ging an einen Computer. Das Projekt entgegnete nichts, sondern sah sich um. Ein dunkler Raum mit vielen Geräten, die einen ganz klar medizinisch, andere sahen mehr aus wie aus einem Science Fiction Film. Gekrönt wurde dieser Anblick von einem über 2 Meter großen Tank, der noch halb mit Wasser gefüllt war und in dem viele unterschiedlich aussehende Schläuche und Kabel hingen. Fasziniert davon, erfüllt von dem Gefühl etwas Bekanntes zu sehen, merkte das Projekt gar nicht, wie sie aufstand und langsam auf den Tank zuging. Sie legte vorsichtig eine Hand an das Glas und spürte die Wärme, die noch von dem Wasser auszugehen schien. Große Verwirrung machte sich in ihr breit. "Erinnerst du dich daran?" Das Projekt fuhr unweigerlich zusammen, denn die Stimme kam direkt von hinter ihr. Der Kater hatte sich zwischenzeitlich von seinem Computer entfernt und sich direkt hinter sie gestellt. Ein kalter Schauer lief dem Projekt den Rücken runter und sie machte einen Schritt nach vorne, um auch nur ein klein wenig Abstand zu dem Kater zu gewinnen. Dieser bemerkte ihre Abneigung und schien davon nicht sonderlich begeistert zu sein. "Hast du etwa Angst vor mir?" fragte er ernst. Das Projekt drehte sich um und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich weiß nicht einmal wer Sie sind, wo ich hier bin... wer ich bin. Da halte ich lieber Abstand, solange ich nicht weiß, worauf Sie es abgesehen haben." Der Kater verzog kurz die Mundwinkel, aber nachdem er darüber nachdachte, entspannte er sich wieder und ging einen Schritt zurück. "Natürlich. Du kannst kaum wissen, wer ich bin. Auch wenn ich drei Jahre dazu aufgewendet habe, dich zu fertigen, dich zu perfektionieren und zu dem zu machen, was du nun bist." Das Projekt drehte sich zu ihm um und sah ihn skeptisch an. "Moment, was soll das heißen? Bin ich so eine Art Mutant?" Der Kater blickte gedankenverloren auf sein Klemmbrett. "Nein. Du bist besser. Viel besser. Und mit genügend Zeit wirst du zu einer Waffe werden, der niemand mehr etwas entgegen zu setzen hat." er blickte auf. " Mein Name ist Iwan Nowak. Dein Name ist Projekt 628, Teil von Projekt N-A-O. Du bist hier, um meine Befehle auszuführen. Also wirst du mich in Zukunft mit 'Meister' ansprechen!" sagte Iwan während er seine Brille abnahm und seine stechenden, eisblauen Augen offenlegte, die Projekt 628 mit kalten Blick musterten. 628 sah ihn erst unsicher, dann wieder skeptisch an und erwiderte schließlich mit einem spöttischen Ton: "Wenn ich so eine große Nummer sein soll, warum soll ich dann einem Wissenschaftsfutzi wie dir gehorchen? Wenn ich so viel drauf haben soll, wie du meinst, dann kann mir keiner sagen, was ich zu tun und zu lassen habe." Sie versuchte selbstsicher vor ihm zu stehen, aber nicht nur machte der Größenunterschied von über 30 Zentimetern ihr da einen Strich durch die Rechnung, sondern auch ein aufkommendes Gefühl der Schwäche in ihren Beinen, dass sie schließlich dazu brachte sich an der nächstgelegenen Fläche abzustützen. 628 bemerkte schließlich den Blick, den ihr Iwan zuwarf und er jagte ihr einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. "So dankst du mir also, was ich für dich getan habe? Du musst schon ganz schön dumm sein, wenn du glaubst, du wärest bereits stark genug, dich mir zu widersetzen." Iwan drehte sich zur Seite und biss sich auf die Lippe und 628 wurde langsam klar, dass sie sich wohl zu viel herausgenommen hatte. "Drei Jahre Arbeit... und so dankst du es mir... Ungehorsam und Beleidigungen. Du hast keine Ahnung, was ich auf mich genommen habe, um dich zu erschaffen!" Er hatte einen Schritt auf 628 zugemacht, die darauf den Blick abwandte. Iwan versuchte sich zu beruhigen und ging einige Schritte zurück. Er atmete einige Male tief durch. "Vielleicht bin ich zu ungeduldig mit dir. Du wirst schon noch lernen, wo dein Platz ist. Für den Moment würdest du gut daran tun, meinen Anordnungen Folge zu leisten, denn du bist noch immer nicht über die kritische Phase hinweg. Wenn du hier umkippst und dich ernsthaft verletzt, machst du mir nur unnötig mehr Arbeit. Setz dich also wieder hin!" Iwan ging zurück an seinen Computer während 628 nicht ganz wusste, wie sie nun reagieren sollte. Alles in ihr wehrte sich dagegen, Iwan Folge zu leisten. Sie wollte nicht, wie ein Hund an die Kette gelegt werden. Und der Drang nach Freiheit in ihr war stärker als die Angst vor jedweder Konsequenz. "Der Tisch ist arschkalt. Keine zehn Pferde bringen mich da nochmal drauf." erwiderte sie mit unterdrückter Stimme. Sie schien damit Iwans Geduld enorm zu strapazieren, denn dieser kam schließlich ohne ein Wort auf sie zu, packte sie am Arm und zog sie zu dem Tisch. Unsanft drückte er sie darauf und knurrte ihr "Bleib hier sitzen!" entgegen. 628 hatte nicht mit so einer schnellen Reaktion gerechnet und war dementsprechend überfahren. Sie sah zu Iwan, der zwar an seinen Computer zurückgegangen war, sich aber nun mit einer Hand auf dem Tisch abstützte, schwer und tief atmend, sich mit der anderen Hand die Augen reibend. Einen kurzen Moment später richtete er sich wieder auf. 628 nicht ansehend sagte er in einem viel zu ruhigen Ton, der dem Projekt erneut eine Gänsehaut machte: "Vielleicht wird es Zeit deine Fähigkeiten auf eine Probe zu stellen..." Er öffnete einen der Schränke und holte einen metallenen Gegenstand heraus, die 628 nicht genau erkennen konnte. Er kam direkt auf sie zu und packte sie an den Haaren, zog ihren Kopf nach hinten. "Das könnte jetzt etwas weh tun." sagte er mit kalter Stimme. Mit dem Gegenstand, der sich als Skalpell entpuppte, fuhr er seinem Projekt einmal um den Hals. Diese keuchte, von den plötzlichen Schmerzen aufgeschreckt, auf. Er ließ von ihr ab und sie fasste sich an den Hals. Blut lief ihr über die Hand und ein stechender Schmerz ließ sie die Hand wieder wegziehen. "Was...?" war alles, was sie unter Panik herausbrachte. Iwan stand mit eiserner Miene vor ihr und besah sich sein Werk. Wie das Blut langsam den ganzen Körper seines Projekts benetzte. "Was ist los, 628? Hast du vielleicht Schmerzen?" sagte er mit solcher Gefühllosigkeit, dass es beinahe spöttisch erschien. "Deine Heilfähigkeiten werden jeden Moment die Blutung stoppen. Es besteht also keinerlei Gefahr für dich." sagte er und wandte sich leicht ab. Projekt 628 wusste, sie konnte hier nicht länger bleiben. Ein plötzlicher Adrenalinschub ließ sie aufspringen und in Richtung Tür hechten, was Iwan aber mit einem gekonnten Griff um ihre Hüfte verhinderte und sie unsanft zurück auf den Tisch beförderte. Mit einer Hand stützte er sich auf sie und drückte sie so auf die Tischplatte. "Wir sind noch nicht fertig." sagte er kalt. "Lass mich los, du Psychopath!!" entfuhr es 628. Sie hatte keine Kraft, sich gegen Iwan zur Wehr zu setzen. Noch immer fühlten sich ihre Gliedmaßen schwer wie Blei an. Plötzlich merkte sie, wie der Druck auf ihrem Körper nachließ. Sie sah, wie Iwan sich nach hinten lehnte und erschrak, als sie den Blick in seinen Augen sah. Irgendein Schalter musste in ihm umgeschlagen sein, denn er starrte mit einem Blick der den Tod selbst in die Flucht geschlagen hätte ins Leere. Er machte einen Schritt zurück und griff unter seinen Kittel, wobei er unzusammenhängende Dinge vor sich hin redete. 628 wollte sich etwas aufrichten, als Iwan ruckartig eine Pistole hervorzog und sie direkt auf sein Projekt richtete. "Du hältst dich für so schlau... dabei weißt du rein gar nichts. Ich stelle dich jetzt vor die Wahl: Gehorche oder stirb! Wenn du dein Leben behalten willst, wirst du jetzt folgendes wiederholen: 'Ich gehöre dir. Und du kannst frei über mich verfügen.' Sag es!" 628 war hin und hergerissen. Ihr Wille zur Freiheit kam in direkten Konflikt mit einem ihr einprogrammierten Überlebenswillen, der sie wie eine Peitsche dazu antrieb, Iwans Worte zu wiederholen um nicht zu sterben. "Sag es!!" wiederholte Iwan mit Nachdruck. "Ich.... " kaum war es Projekt 628 möglich irgendetwas rauszubringen, denn noch immer wehrte sich alles in ihr, diesem Monster Folge zu leisten. Erst als Iwan ihr die Waffe direkt an den Kopf hielt, übermannte ihr Überlebensinstinkt sämtliche anderen Gefühle. "Ich gehöre dir. Und du kannst frei über mich verfügen." presste sie heraus, die Augen zukneifend und sich direkt im Anschluss auf die Unterlippe beißend. Es war ein Rückschlag, den sie nicht akzeptieren wollte, nicht konnte. Aber sie hatte nicht die Kraft sich dagegen zu wehren. Plötzlich spürte sie Iwans Hand auf ihrem Kopf, der ihr sanft durchs Haar fuhr. "Braves Mädchen." sagte er mit einem so zufriedenen Ton, dass 628 ihm am liebsten die Zunge heraus gerissen hätte. Ein unglaublich starker Zorn machte sich in ihr breit. Iwan ließ wieder von ihr ab. "War das wirklich so schwer?" fragte er höhnisch. "Aber nach allem was passiert ist, kann ich dich nicht so einfach davon kommen lassen. Es nur zu sagen, reicht nicht aus. Beweis es mir! Jetzt da deine Blutungen gestoppt haben: Leck dich sauber!" sagte er, als wäre er stolz auf so eine Idee gekommen zu sein. 628 zögerte kurz. Noch immer wollte sie Iwan diesen Triumph nicht gönnen. Nicht nachdem was er getan hatte. Doch schon hörte sie wieder das Klicken der Waffe, die auf sie gerichtet wurde, und sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. So versuchte sie sich irgendwie von dem Blut zu befreien, immer ein Auge auf Iwan werfend, der sie beinahe genießerisch dabei beobachtete. Schließlich war nur noch der Bereich direkt um ihren Hals übrig, den sie selbst nicht erreichen konnte. Ohne zu zögern kam Iwan auf 628 zu, die Pistole nun direkt an ihren Kopf haltend, und leckte ihr selbst die Reste an Blut aus dem Fell, die noch verblieben waren. Kaum zu beschreiben war der Ekel, den das Projekt in diesem Moment empfand. Aber es wurde schlimmer, als sie bemerkte, dass dieser ihr so unangenehme Körperkontakt und Iwan gewisse Regungen hervorrief. Er ließ wieder von ihr ab und 628 bemerkte, wie er kurz überlegte. "Weißt du..." fing er an. "Ich müsste das nicht tun, wenn ich nicht genau wüsste, dass du deine Position niemals begreifen wirst, sollte ich es nicht tun. Du hast dich selber in diese Situation gebracht. Runter vom Tisch!" befahl er, zog aber im gleichen Atemzug 628 am Arm vom Tisch runter und drückte sie auf die Knie. "Na los! Du weißt genau, was ich von dir verlange, oder willst du, dass ich es ausspreche?" sagte er ungeduldig und verlagerte sein Becken etwas nach vorne. 628 wusste sich nicht zu helfen. Angewidert öffnete sie zunächst Iwans Gürtel, dann seine Hose und legte sein Glied frei. Sie zögerte, als ihr Iwan wieder die Waffe an die Stirn drückte. 628 hatte noch immer keine Möglichkeit gegen ihren Überlebensinstinkt anzukämpfen und so nahm sie Iwans Glied in eine Hand und fuhr langsam mit ihrer Zunge daran auf und ab. Sie bemühte sich, nicht zu Iwan hinauf zu sehen. Sie wollte, nein, sie konnte es nicht ertragen sein zufriedenes Grinsen zu sehen. "Du weißt hoffentlich, dass mir das nicht reicht?!“ sagte Iwan in gewohnt gefühllosem Ton. »Ich kann dir deinen verdammten Stängel auch abbeißen, mal sehen was du dann sagst…« dachte 628 bei sich, als sie langsam ihr Maul um Iwans Glied schloss und begann daran zu saugen. Dieser strich ihr leicht durch die Haare "So ist es brav.“ hauchte Iwan und beobachtete sein Projekt eine Weile bei ihrem Werk. Aber ihm schien auch das nicht völlig auszureichen. "Hör auf." sagte er schließlich, wartete kurz, bis 628 sich wieder zurückgelehnt hatte, packte sie dann am Arm und zog sie nach oben. Unsanft drückte er ihren Oberkörper wieder auf den Tisch, diesmal allerdings in Bauchlage. Ohne weitere Vorwarnung drang er in sie ein. Ein überwältigender, ziehender Schmerz ließ ihren Körper erzittern und sie spürte wie ein wenig Blut ihre Beine herunter lief. Iwan hielt einen Moment inne, ob nun um selber kurz nach Luft zu schnappen oder um 628 einen Moment zu geben, sich wieder zu fangen, war nicht wirklich ersichtlich. Dann allerdings hielt er sich nicht mehr zurück und begann, erst langsam dann immer schneller werdend, seine Hüfte vor und wieder zurück zu bewegen. 628 keuchte vor Schmerz. Ihre Lenden brannten. Aber plötzlich begann der Schmerz langsam aber stetig einem anderen Gefühl zu weichen. Einem Gefühl, was unter normalen Umständen sehr willkommen gewesen wäre. Aber nicht jetzt. Es fing langsam an, sich gut an zu fühlen. Wieso? 628 hatte keine Ahnung, was dies plötzlich ausgelöst hatte, doch sie wollte das nicht akzeptieren. Nicht mit ihm. Allerdings konnte sie sich mit steigendem Tempo einige leise Luststöhner nicht verkneifen. Alles in ihr wehrte sich dagegen, diese Stimulation als angenehm zu empfinden, doch lange würde sie dem nicht mehr standhalten können. Und das schlimmste war, Iwan wusste das. So nahm er eine Hand von ihren Hüften und begann damit ihre Klitoris zu massieren worauf sie kurz laut aufstöhnen musste. Synchron zu seinen Stößen zog er sanfte Kreise um den kleinen Hügel und genoss ihr leises Stöhnen. Diabolisch grinsend freute er sich über seinen Sieg über sie. Iwan spürte, dass er nicht mehr lange durch halten würde und beschleunigte ein letztes Mal sein Tempo. 628 ging es nicht anders und das erneut beschleunigte Tempo brachte sie dem Höhepunkt immer näher. Für den Moment, war ihr alles egal, Iwan, ihre Situation, das einzige was zählte war die Lust. Mit diesem Gedanken erreichte mit einem lauten Stöhnen gemeinsam mit Iwan ihren Höhepunkt. Es dauerte einen Moment bis er sich aus ihr zurückzog und sein Sperma an ihren den Oberschenkeln herab und auf den Boden tropfte. Keuchend richtete er sich auf, wuschelte ihr mit den Worten "Gut gemacht.“ durchs Haar und ging langsam zurück zu seinem Computer. 628 verharrte in ihrer Position. Sie hatte sich ihm hingegeben… warum? Wie konnte das nur passieren? In ihrer Verzweiflung wollte sie sich nach unten sinken lassen, doch merkte schließlich, dass sie auf einen Wiederstand stieß. Verwundert blickte sie auf ihre Krallen mit denen sie sich während all dem im Tisch verkrampft hatte. Ihre Krallen steckten tief im Metall und der ganze Tisch war an diesen Stellen verbogen und gebrochen. Wie konnte ihr das nicht aufgefallen sein? Sie zog ihre Krallen wieder aus dem Tisch heraus und ihr wurde bewusst, dass Iwan nicht gelogen hatte, als er über ihre Kräfte sprach. Sie richtete sich auf. Sämtlicher Schmerz, den sie bis eben noch gespürt hatte, war vergangen. Und ein überwältigendes Gefühl der Macht machte sich in ihr breit. Gemeinsam mit ihrem Verlangen nach Freiheit und dem unbändigen Zorn, den sie auf Iwan verspürte, drehte sie sich um. "Du hättest alles haben können." fing sie erst leise dann immer lauter an. "Aber du hast einen gewaltigen Fehler gemacht." Iwan drehte sich erschrocken um, als 628 bereits vor ihm stand und seinen Arm mit der Waffe in der Hand wegdrückte. "Du hättest dich niemals mit mir anlegen sollen!" knurrte sie ihn an und im selben Moment biss sie ihm in die Schulter. Gewaltsam kugelte sie das Gelenk raus und riss schließlich Iwans ganzen Arm ab. Dieser konnte nicht einmal vor Schmerz aufschreien, betäubt von dem Schock der plötzlichen Wandlung seines Projekts. Er sank zu Boden. 628 nahm die Waffe vom Boden und warf den Arm zur Seite. Voller Wut ließ sie ihre Krallen über die Gerätschaften im Raum fahren, wodurch diese zerstört wurden und teilweise begannen zu brennen. Nichts konnte sie jetzt mehr aufhalten und so brach sie die Tür, die ihr bisher den Weg versperrt hatte, ein. Doch etwas hielt sie auf, sofort nach draußen zu stürmen. "628..." Es war leise, doch sie hatte es vernommen. Erneut drehte sie sich um, Iwan, seine verbliebene Hand nach ihr ausgestreckt genauso kalt ansehend, wie er es mit ihr getan hatte. "Mein Name ist Nao! Und niemand wird mich jemals zähmen!" sagte sie kalt und feuerte die Waffe dreimal in Iwans Bein ab. Dann verließ sie den Raum. Sie schlich sich eine Zeit lang durch das Gebäude. Sie konnte nicht riskieren, dass auch nur einer dieser Mistkerle lebend hier rauskam. Also blockierte sie sämtliche Ausgänge bevor sie ihren blutigen Kreuzzug fortsetzte. Keiner, der ihr direkt über den Weg lief, entkam ihr. Jeden einzelnen riss sie auseinander, bis ihr Fell vom Blut getränkt war. Sie zerstörte sämtliche Computer und Geräte, wodurch schließlich mehr und mehr Feuer ausbrachen. Schließlich fand sich Nao im obersten Stockwerk wieder. Ein paar verbliebene Wissenschaftler hatten es bis hier hin geschafft und wurden nun von ihr gerichtet. Als sie an einem der Räume vorbei lief, hörte sie plötzlich jemanden rufen: "Projekt 628! Hierher!" Nao betrat den Raum, doch sie fand niemanden vor. Nur einen sehr großen Raben, der in einem der sonst leeren Käfige steckte. Kurz fragte sie sich, ob sie sich die Stimme eingebildet hatte. "Hier! Im Käfig! Lass Snatcher raus!" Verwirrt ging sie zu dem Raben. "Du... kannst sprechen?" Der Rabe schlug mit den Flügeln, wodurch ein starker Luftzug entstand. "Ja. Ich Projekt 368. Ich auch Snatcher. Snatcher kann helfen, dich raus zu bringen!" Nao lehnte sich auf einen der Tresen im Raum. "Ach ja? Und warum sollte ich dir das glauben?" - "Wir beide Projekte. Du und Snatcher Freunde?" Nao musste kurz grinsen. Ob es nun aus Sympathie war oder um zu sehen, ob der Rabe die Wahrheit sprach, sie öffnete den Käfig, worauf Snatcher gleich heraus sprang und ihr voraus den Raum verließ. "Folge Snatcher!" krächzte er und die beiden liefen durch die Gänge bis zum Ende eines Flurs, wo ein Fenster nach draußen führte. "Du musst es zerbrechen, damit Snatcher nach draußen kann um zu fliegen." - "Ach so? Und dann wird Snatcher wohl einfach verschwinden und Nao hier zurücklassen, was?" Snatcher hüpfte kurz zur Seite. "Niemals! Snatcher verspricht, Freund zu helfen!" Skepsis machte sich in Nao breit. Aber bei der momentanen Lage, war dieses Fenster wohl auch ihr einziger Ausweg. Auch wenn es gute 15 Stockwerke nach unten ging. Sie trat das Fenster aus der Fassung und Snatcher sprang auf den Sims und dann direkt nach draußen. Nao zögerte kurz, spürte dann aber, wie in einem nicht allzu weit entfernten Bereich bereits Decken einstürzten und so sprang sie heraus. Sie erwartete zu fallen, doch sofort wurde sie an den Armen gepackt und sah über sich. "Wie ist das möglich?" Snatcher sah zu ihr runter. "Snatcher stark! Snatcher hat doch versprochen, Freund zu helfen." Sie landeten schließlich auf einem nicht zu weit entfernten Hügel und sahen sich gemeinsam an, wie das Gebäude mehr und mehr in sich zusammen stürzte, Teile davon explodierten. Nao ließ sich in das Gras fallen. Endlich war es vorbei. Sie war endlich frei. Plötzlich hörte sie Musik und stand wieder auf, sah sich um. Es kam ihr bekannt vor, als hätte sie diese schon einmal gehört. Doch bevor sie sich genauer Gedanken darüber machen konnte, verlor sie plötzlich das Bewusstsein. Kapitel 2: Neues Zuhause, neue Probleme. ---------------------------------------- Ein ungewöhnliches Gefühl der Wärme war es, das das Projekt spürte. Weich, bequem. Kein metallener Tisch mehr unter ihr, keine Schmerzen. Langsam öffnete sie die Augen und sah sich um. Ein gemütliches Zimmer um sich herum und sie lag in einem großen Bett. Leicht wehte der Wind die dünnen weißen Gardinen in den Raum und sie konnte die Sonne aufgehen sehen. War das ein Traum? Plötzlich bewegte sich etwas unter der Decke. Sie schreckte kurz weg. War da noch jemand? Vorsichtig zog sie die Decke weg und hervor kam ein übergroßer schwarzer Rabe, der im Traum etwas vor sich hinmurmelte. Moment... er murmelte? Das Ganze war dem Projekt nicht ganz geheuer und so versuchte sie ohne den Raben zu wecken aufzustehen. Dieser wurde allerdings durch die zunehmende Bewegung im Bett wach und guckte sie schließlich müde mit seinen dunkelroten Augen an. "Morgen." sagte er und legte den Kopf wieder auf das Bett zurück. "Ich Snatcher. Wir Freunde?" Das Projekt wusste nicht so ganz damit umzugehen, dass der Rabe grade mit ihr sprach. Um nicht in Schwierigkeiten zu gelangen, nickte sie nur kurz. Langsam richtete sich der Rabe auf und erst jetzt bemerkte man wirklich seine Größe. "Snatcher freut sich." lächelte er und hüpfte vom Bett. "Viele Fragen bestimmt. Snatcher holt anderen Freund. Freund kann erklären." Er öffnete mit dem Schnabel die Tür und zog sie auch damit wieder hinter sich zu. So wie auch die Anspannung in diesem Moment von dem Projekt abfiel, musste sie sich zurück auf das Bett fallen lassen. Irgendetwas war anders als sonst. Nicht nur, dass sie nun wach war, nein. Ihr Kopf war klar und sie hörte so vieles um sich herum. Stimmen von draußen vor dem Fenster, in den Räumen über und unter sich. Wenn sie die Augen schloss, war es als könnte sie sehen, was in diesen Räumen gerade passierte. Wer sich dort bewegte, was sich dort befand. Auf dem Flur konnte sie den Raben mit einer Person herantreten spüren. Sie richtete sich wieder auf, als auch schon die Türe aufging. Ein schwarzer Labrador mit dunkelbraunen, schulterlangen Haaren trat ein. Er lächelte sie an. "Guten Morgen, 628." sagte er, ließ noch den Raben herein und schloss die Tür. "Wie fühlst du dich? Hast du Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit?" Das Projekt schüttelte den Kopf. Er lächelte wieder. "Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Die Experimente sind vorbei und werden auch nie wieder fortgeführt werden. Du bist frei und kannst gehen wohin du möchtest." Verunsichert sah das Projekt zu Boden. "Wie unhöflich von mir... ich sollte mich zuerst vorstellen. Mein Name ist Benjamin." - "Ich kenne dich..." sagte das Projekt leise. "Du bist einer von ihnen. Ich kenne deine Stimme..." Benjamin zögerte kurz. "Du bist sicherlich ganz schön verwirrt. Ich kann es mir kaum vorstellen, wie es sich anfühlen muss. Aber du bist hier in Sicherheit. Niemand kann dir mehr ein Leid zufügen. Denn all diejenigen, die von dir wussten, außer mir, sind tot." Erschrocken sah das Projekt ihn an. "Oh nein, ich war es nicht. Uhm..." er druckste kurz rum. "Rein theoretisch könnte man sagen, du warst es selber... hier." Er hielt ihr eine Kamera entgegen, die er aus seinem Rucksack genommen hatte, und drückte auf Play. Zu sehen waren ein paar Aufnahmen einer Überwachungskamera, wo Nao zu sehen war, wie sie durch die Labore lief und Wissenschaftler abschlachtete, gefolgt von einer Aufnahme von Nao und Snatcher auf dem Hügel, alles ohne Ton. Das Projekt sah die Aufnahme an, dann an sich herunter. "Aber..." fing sie kurz an. "Sie sieht nicht aus, wie du... aber warte noch einen Moment." Plötzlich konnte man sehen, wie sich Nao umsah und dann ohnmächtig zu Boden fiel, während sie die Farben wechselte. Wieder verglich sich das Projekt mit der Person in der Kamera. "Aber das bin nicht ich... ich habe das nicht getan." sagte sie verzweifelt. "Nein, das hast du nicht." sagte Benjamin und steckte die Kamera wieder weg. "Vielmehr war es das andere Du, was sich mit dir jetzt diesen Körper teilt. Deine charakterlichen Eigenschaften haben nicht auf einen Krieger gepasst, also wollten sie sie anpassen. Sie haben gekriegt was sie wollten. Und haben mit dem Leben bezahlt." Das Projekt blickte zu Boden. "Nur du nicht... warum?" fragte sie skeptisch. Benjamin lächelte kurz. "Weil ich wusste, wie es enden würde. Ich habe mich aus dem Staub gemacht, bevor die ganze Sache den Bach runter ging. Man könnte sagen, ich war nicht ganz unschuldig daran, dass die Sache so eskaliert ist." er erntete einen kurzen misstrauischen Blick. "Wie dem auch sei." versuchte er abzulenken. "Wir sollten dich trotzdem aus dem Land schaffen, falls außer mir doch noch jemand lebend aus dieser brennenden Hölle herausgekommen ist. Zudem möchte ich zunächst sicher gehen, dass auch alle Daten über dich im Feuer verschwunden sind. Erst wenn wir sicher sein können, dass hier keiner mehr weiß, dass es dich gibt, kannst du hierher zurück." Niedergeschlagen setzte sich das Projekt auf das Bett. "Es tut mir leid, dass dir all das wiederfahren ist. Was immer es ist, was ich tun kann, damit du dich besser fühlst, ich werde es tun. Für den Moment, habe ich hier etwas für dich." Er kramte in seinem Rucksack und hielt ihr ein Handy entgegen. "Meine Nummer ist schon eingespeichert. Wann immer du mich erreichen willst, benutz nur dieses Handy. Niemals etwas anderes, okay?" Das Projekt nickte. "Jetzt müssen wir noch herausfinden, wo wir dich hinbringen. Gibt es ein Land, wo du schon immer einmal hin wolltest?" Das Projekt überlegte eine Zeit lang. "Wie wäre es mit Japan?" fragte sie ohne von dem Handy aufzusehen. Benjamin lächelte. "Okay. Ich werde mich darum kümmern, dass du dort ein neues Zuhause findest. Ach so, eine Sache noch. Dein anderes Ich hatte sich dafür entschieden den Namen Nao anzunehmen. Wie steht es mit dir? Ich kann mir gut vorstellen du möchtest nicht ewig 'Projekt 628' heißen?" Das Projekt überlegte kurz. "Wenn ich schon nach Japan gehe... und sich Nao für diesen Namen entschieden hat... warum nehme ich dann nicht die volle Version? Naoko." Benjamin lächelte und schrieb das auf einen Zettel. Dann holte er eine Mappe aus seinem Rucksack und hielt sie Naoko entgegen. "Hier steht alles drin, was du über dich selbst wissen musst. Deine Stärken, deine Schwächen... eine Dokumentation über die Fortschritte. Leider keine Informationen über dein vorheriges Selbst. Das wurde alles vernichtet. Alles was ich retten konnte, war ein Bild." Naoko schlug die Mappe auf und sah sich das Bild an. "Ich war Brillenträger? Ihr hättet ein Vermögen machen können als Optiker." Benjamin lachte. "Wahrscheinlich. Du kannst dir den Rest auch später angucken. Wir müssen jetzt erst mal los." Naoko legte die Mappe zur Seite. "Los? Wohin?" fragte sie. "Nun, die Sachen, die du anhast sind eigentlich von mir. Ich konnte dich schlecht nackt durch die Gegend laufen lassen. Aber du brauchst eigene Kleidung und zudem brauche ich noch Bilder von dir für die neuen Pässe und den ganzen Kram. Also gehen wir ein bisschen shoppen." Naoko wurde leicht rot bei dem Gedanken seine Kleidung zu tragen. "Was, wenn mich jemand erkennt? Wenn da jemand ist, der weiß, wer ich bin?" Benjamin setzte sich zu ihr auf das Bett. "Keine Sorge. Sollte jemand aus dem Labor überlebt haben, die von dir wissen, sind sie jetzt erst mal krankenhausreif. Da draußen wird niemand rumlaufen, der dich kennt. Ich werde schon auf dich aufpassen. Und Snatcher hier wird über uns seine Kreise ziehen und wenn die Situation gefährlich wird, kommt er uns retten. Nicht wahr, Snatcher?" Der Rabe krächzte laut als Antwort. Gemeinsam fuhren sie durch die Stadt, besuchten einige Shops und kauften Naoko einiges an Kleidung. Danach fuhren sie erneut zum Hotel und Benjamin ließ Naoko und Snatcher zurück. Eine Woche sollte vergehen, bis Benjamin sich wieder meldete. Er kam zum Hotel um Naoko abzuholen. Gemeinsam fuhren sie zum Flughafen und bestiegen ein Flugzeug Richtung Japan. Sie redeten nicht viel. Erst als sie auf ihren Sitzen saßen und das Flugzeug abgehoben hatte, brach Benjamin das Schweigen. "Hast du dich mit der Mappe ein bisschen beschäftigt?" fragte er. "Ja. Aber ich verstehe nicht viel, von dem, was da geschrieben ist. So viel wissenschaftliches Kauderwelsch." Benjamin lachte. "Und einige dieser Fähigkeiten, die hier angegeben sind, scheine ich nicht zu haben." - "Zum Beispiel?" Naoko nahm die Mappe hervor und schlug eine Seite auf. "Hier. 'Projekt ist in der Lage ein Gewicht von 1300 kg zu heben, ohne Muskulatur stark zu beanspruchen.' Ich habe nicht einmal meinen Koffer wirklich getragen gekriegt, ohne ins Schwitzen zu kommen. Und hier: 'erreichte im heutigen Sprinttest spielend ein Tempo von 80 km/h.' Ich hatte ja schon Probleme mit dir mit zu halten als wir zum Flugzeug wollten." Benjamin überlegte kurz. "Nun, das ist der Grund, warum sie dir eine neue Persönlichkeit verschaffen wollten. Deine Psyche blockiert bestimmte Fähigkeiten, die du aber unterschwellig hast. Keinen Einfluss hat diese Wirkung auf Dinge wie, deine Resistenz gegen Gifte, oder den Farbwechsel in deinem Fell." Naoko sah auf ihre Krallen. "Was ist mit den Zähnen und Krallen, die angeblich die Härte und Stabilität von Diamant haben?" - "Die hast du. Allerdings sind sie nicht genauso scharf wie die von Nao und zudem bräuchtest du auch die nötige Muskelkraft sie effektiv zu gebrauchen. Selbst ein Rasiermesser benötigt einen gewissen Druck und den richtigen Winkel um tödlich zu sein." Naoko nahm die Hand wieder runter. "Okay... ich will da ehrlich gesagt nicht weiter drüber nachdenken. Aber eine Sache glaube ich absolut nicht. Das ist bei allem logischen Denken nicht drin." - "Und das wäre?" Naoko blätterte einige Seiten weiter. "'Ist in der Lage Blitze von einer Amperestärke von mindestens 150000 in ihrem Körper zu generieren.' Was zur Hölle? Sowas ist nicht möglich. Niemals." Benjamin sah kurz zur Seite. "Würdest du darauf eine Wette abschließen?" Naoko sah ihn fragend an. "Wozu? Ich meine, es ist nicht möglich. Und das kannst du mir auch nicht beweisen, oder?" Benjamin grinste. "Na dann hast du doch auch nichts zu verlieren. Wenn du gewinnst, kriegst du deinen persönlichen Butler in dein neues Haus." Naoko sah ihn prüfend an. "Ein Butler der auch kochen kann?" - "Aber klar doch." Naoko schlug ein. "Na gut, die Wette gilt." Benjamin guckte sie verdutzt an. "Willst du denn nicht wissen, was passiert, wenn ich gewinne?" Naoko lehnte sich siegessicher in ihrem Sitz zurück. "Nein, weil du sowieso nicht gewinnst." Benjamin sah sie kurz lächelnd an, krempelte dann seinen rechten Ärmel hoch. "Das ist mein Beweis." Er hielt Naoko seinen Arm hin. Diese sah auf und schreckte sogleich zurück bei dem Anblick. Über Benjamins ganzen Arm führten unzählige Narben, die von seiner Schulter bis in seine Hand reichten. Und bei genauerem Hinsehen konnte man die Form eines Blitzes erkennen. Naoko sah Benjamin fragend an. "Das ist passiert, als wir dich für einen Routinecheck aus dem Tank geholt haben. Irgendetwas lief schief und wir haben deinen Überlebensinstinkt getriggert." - "Überlebensinstinkt?" - "Ja. Dieser wird jedem Projekt einprogrammiert um zu verhindern, dass sich Projekte in Situationen begeben, in denen sie eher sterben als ihre Befehle auszuführen. Sterben ist keine akzeptierbare Option, es sei denn, der Befehl lautet, jemanden mit seinem Leben zu schützen und selbst dann müssen sie erst über ihre Grenzen hinaus gehen um ihre Aufgabe zu erfüllen, bis es ihnen ‚erlaubt ist‘, zu sterben. Und dieser Instinkt hat bei dir gegriffen und Kontrolle über deinen Körper übernommen. Bis zu diesem Zeitpunkt wussten wir nicht einmal, dass du diese Fähigkeit besitzt. Jedenfalls ging der Blitz direkt an meine Schulter. Oder... vielmehr die Hand meines Kollegen, die er grade auf meiner Schulter hatte. Der Blitz ging komplett durch ihn hindurch bis auf einen kleinen Teil, der durch meinen Arm wanderte und so seinen Weg in den Boden fand. Meinen Kollegen hat dies das Leben gekostet. Unser aller Glück war, dass du, durch die Entladung in deinem Körper, komplett gelähmt wurdest. So konnten wir dich wieder sedieren und zurück in den Tank stecken. Messgeräte haben diesen Blitz erfasst. Er war 149589 Ampere stark. Das steht einem Gewitterblitz in nichts nach. So gesehen hatte ich also riesiges Glück nicht auch dabei drauf zu gehen." Naoko blickte beschämt zur Seite. "Wow... uhm... tut mir sehr leid…" murmelte sie worauf Benjamin nur kurz auflachte. "Du konntest doch nichts dafür, Naoko. Außerdem fand ich, hat uns das wirklich näher gebracht. Und im Grunde hast du mir damit einen großen Gefallen getan, denn seit dem Tag war ich Iwans engster Vertrauter. So bekam ich die Möglichkeit, sollte er nicht anwesend sein, trotzdem an dir weiterarbeiten zu können. Und so zu erreichen, dass du nicht vollständig von Iwan gelöscht worden wärest." Naoko blickte aus dem Fenster. "Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll, Benjamin. Sieht so aus, als wäre ich ohne dich gar nicht hier." Benjamin grinste und lehnte sich entspannt im Sitz zurück. "Nun, ich habe die Wette gewonnen oder? Alsooo was könnte ich von dir als Preis verlangen?" er überlegte kurz. "Hm, ich weiß! Ein Kuss!" Naoko sah ihn erst verwundert dann erschrocken und dann gar nicht mehr an, da sie sich puterrot zur Seite wandte. "E-Ein Kuss?? A-Aber..." Ohne weiter zu zögern lehnte sich Benjamin zu Naoko rüber. Sanft drehte er ihr Gesicht am Kinn zu sich. Naoko’s Herz schien gleich zu zerspringen, ihr Gesicht glich mehr einer reifen Tomate. Er stoppte kurz vor ihrem Gesicht und sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren. Er nahm seine Hand langsam zu ihrem Gesicht hoch und… schnipste ihr kurz auf die Stirn. "Du bist ja sowas von niedlich!“ grinste er sie an. Naoko war total fertig und sank zurück auf ihren Sitz. "Wir sind quit! Dich so aus der Fassung zu bringen, das ist der beste Preis, den ich mir vorstellen kann.“ lachte Benjamin laut. Der restliche Flug war eher unspektakulär und als sie landeten fuhren sie sogleich zu dem Haus. Es lag in der Nähe der Präfektur Kanagawa, aber nicht direkt in der Stadt sondern abgelegen in den Bergen. Die Straße zum Haus hin war nicht einmal richtig befestigt. Das Haus war nicht besonders groß oder prunkvoll, aber es sah sehr gemütlich aus inmitten der Natur. Vor dem Haus standen zwei Autos und ein Motorrad. Innen war das Haus so eingerichtet, wie es von außen erschien, gemütlich. Es gab einen Keller mit vier Räumen und ein Obergeschoss mit zwei Schlafzimmern. Im Erdgeschoss war eine offene Küche in den genauso offenen Wohn- und Essbereich integriert. Rechts neben der Eingangstür ging es zum Bad des Hauses. Nachdem sich Naoko umgesehen hatte, sah sie etwas skeptisch zu Benjamin. "Gefällt es dir nicht?" fragte dieser besorgt. "Doch, doch! Es ist absolut wundervoll." erwiderte Naoko. "Aber wie um alles in der Welt kannst du dir das alles leisten? Ein gewöhnlicher Wissenschaftler könnte niemals so viel Geld aufbringen." Benjamin druckste kurz rum, entschied sich dann aber, Naoko mit in den Garten zu nehmen, um mit ihr zu sprechen. Die beiden setzten sich auf eine Steinbank, die unter einem Kirschbaum stand. "Okay. Jetzt da wir nicht mehr in Deutschland sind, will ich ehrlich zu dir sein, Naoko. Ich bin kein normaler Wissenschaftler. Und mein Name ist auch nicht Benjamin. Was ich dir sage, muss unbedingt unter uns bleiben. Niemand sonst darf davon erfahren." Naoko nickte ihm zu. "Mein richtiger Name ist Tom Richard Wagner. Mein Vater ist Chef der Kriminalpolizei und ich wurde damit betraut Iwans Machenschaften zu entlarven und zu beenden. Glücklicherweise hat Nao dies nun für mich erledigt." Naoko blickte zu Boden. "Also ist er tot?" - "Ich gehe doch sehr stark davon aus. Sie haben seine Leiche bisher noch nicht gefunden... aber in dem Chaos, dass sie dort vorgefunden haben und da die Feuer immer noch nicht gänzlich gelöscht sind, könnte es auch gut sein, dass sein Körper bereits vollständig verbrannt ist und nicht mehr zu identifizieren. Von den anderen wichtigen Personen wissen wir aber, dass sie es nicht lebend aus dem Gebäude geschafft haben. Was das angeht sind wir also auf der sicheren Seite. Eine andere Sache, die ich für sehr wichtig halte ist, wie und ob wir Nao von dir in Kenntnis setzen. Ich traue ihr ehrlich gesagt nicht. Und ich glaube auch nicht, dass man mit ihr so vernünftig reden kann, wie mit dir. Deshalb hatte ich eine Idee. Und zwar gibst du dich als ihre Schwester aus." Naoko sah ihn entgeistert an. "Und wie soll ich das bitte machen? Ich kann doch überhaupt nicht mit ihr in Kontakt treten!" - "Das nun nicht, aber du kannst ihr Nachrichten hinterlassen. Schreib ihr, dass du sie nach allem was passiert ist bei dir aufnimmst, du sie aber nicht selber antreffen konntest, weil du noch einige Dinge zu erledigen hast. Bitte sie die Pfoten still zu halten, bis sich die Lage beruhigt hat und klar ist, ob wirklich alle der betroffenen Wissenschaftler ausgeschaltet sind. Ich würde es ja selber machen, aber mir wird sie mit Sicherheit nicht zuhören, denn ich bin eine der Personen, die sie wohl am meisten hasst." Naoko sah wieder zu Boden und dachte nach. Sicherlich hatte Tom Recht, aber wie sollte sie Nao wirklich glauben machen, dass dies der Wahrheit entsprach? "Vielleicht müssen wir uns auch nicht lange mit Nao auseinandersetzen. Ich werde heute Nachmittag gleich wieder zurück nach Deutschland fliegen um an einer Lösung zu arbeiten, die gänzlich verhindert, dass ihr beiden noch einmal hin und her tauschen könnt. Solange bis wir eine Möglichkeit gefunden haben, Nao's Persönlichkeit in einen eigenen Körper zu transferieren, bist du aber immerhin sicher." - "Du hast das wohl schon lange geplant, oder?" fragte Naoko ohne zu Tom aufzusehen. "Seit ich dich zum ersten Mal sah. Ich wusste, dass Iwan nichts Gutes im Sinne hatte und dass dies das letze war, was du verdient hattest. Um ehrlich zu sein, mein Vater weiß nicht, dass ich dich hier her geschleust habe. Es erschien mir zu gefährlich mehr Leute in die Sache einzuweihen als unbedingt notwendig. Das alles ist bestimmt nicht leicht zu schlucken. Ein neues Zuhause, ein neuer Körper... ein neues Leben." Einen Moment lang herrschte Stille. Nur das Rauschen des Windes in den Blättern der Bäume und das leise Plätschern des nahegelegenen Baches. Tom kratzte sich nervös am Kopf als Naoko sich wieder etwas aufrichtete. "Tom Richard Wagner.... wirklich? Das ist ein echt blöder Name." prustete sie und fing an zu lachen, worauf sie Tom nur überaus verwundert ansah. Hatte sie ihm überhaupt zugehört? Aber er war erleichtert, dass er Naoko's Stimmung nicht zu Boden gezogen hatte und stimmte schließlich in das Lachen mit ein. Es wurde spät und nachdem Naoko und Tom gemeinsam einen Brief an Nao verfasst hatten, verließ er das Haus und fuhr davon. Naoko fühlte sich alleine. Sie packte die Koffer aus und setzte sich anschließend auf die Terrasse. Snatcher hatte derweil seine Runden um das Waldgebiet gezogen und kam nun zurück. Er landete im Garten und setzte sich zu Naoko. Die beiden redeten ein wenig und der Tag verstrich ohne weitere Vorkommnisse. Um besser einschlafen zu können hatte Naoko nachts das Radio laufen und lauschte Musik, die gespielt wurde. Auf einmal ertönte ein Stück, dass ihr überraschend bekannt vorkam. Als könnte sie jede Note davon auswendig, ohne es jemals wirklich gehört zu haben. Aber sie kam nicht mehr dazu länger darüber nachzudenken, denn sogleich verlor sie das Bewusstsein. Am nächsten Morgen kam Snatcher zur Terrassentür herein gehüpft und war sehr erstaunt, Nao vorzufinden, anstatt Naoko. Diese stand am Tresen und hatte gerade Naoko's Brief in der Hand. "Ah, also bist du wirklich noch hier. Hatte nicht gedacht, dass du wirklich so an mir hängst, wie es hier geschrieben ist.“ Nao streckte sich und ging auf die Terrasse. "Es ist schön zu wissen, dass ich von meiner Familie nicht vergessen wurde, so wie ich sie vergessen habe. Und du?" sie drehte sich zu Snatcher. "Was ist deine Geschichte?" Snatcher lief langsam wieder auf die Terrasse zurück. "Snatcher war noch ein Ei als Böse ihn holten. Snatcher kann vieles. Snatcher kann Dinge tragen, hundertmal so schwer wie er selber. Er kann schneller fliegen als Falke und er kann aussehen wie Anthro." Nao sah ihn verwundert an. "Aussehen wie ein Anthro? Das würde ich zu gerne sehen." - "Snatcher zeigt es Freund." Snatcher konzentrierte sich. Und tatsächlich begann sein Körper sich zu verformen. Seine Flügel formten sich zu Armen, seine kleinen Krallen zu starken Beinen, bis er als volles Mannsbild vor ihr stand. Wo man nun eine tiefe und maskuline Stimme vermutete, entfuhr ihm nur ein gewohntes Krächzen. Doch Nao war dennoch überaus beeindruckt. "Freund gefallen?" fragte Snatcher worauf ihm Nao nur ein kurzes "Freund gefallen sehr." entgegnete. "Ich habe mir den ganzen Morgen Gedanken gemacht. Ich will und ich kann meine Schwester nicht für mich aufkommen lassen. Und nachdem, was ich in dieser Mappe bereits gelesen habe, bin ich kaum zu schlagen. Die Fähigkeiten allen Giften zu widerstehen, spielend Gewichte von 130 kg zu heben, Blitze von mindestens 150 000 Ampere zu erzeugen, 80 km/h auf Kurzstrecke zu laufen, und mich so leise bewegen, dass die Lautstärke meiner Schritte auf fast 0dB fällt, einen Raum ohne ihn zu sehen zu erfassen, Adleraugen und Zähne und Krallen so hart und stabil wie Diamanten. Mit diesen Fähigkeiten kann mir niemand etwas anhaben." Snatcher sah sie fragend an. "Freund hat auch Schwächen." Nao runzelte die Stirn. "Naja... drei. Und wenn ich den Blitz ausklammere sind es sogar nur zwei. Okay, ich muss mich vor Betäubungsmitteln in Acht nehmen, da sie schneller und länger bei mir wirken und ich muss den Akkupressurpunkt an meinem Schwanz schützen, damit mich nicht irgendein Idiot ausknockt, indem er ihn kurz drückt. So gesehen sind das immer noch eine Menge Vorteile. Und ich wurde erschaffen, um zu töten. Was wäre da wohl der beste Job für mich?" Snatcher überlegte. "Comedian?" Nao fasste sich an die Stirn. "Auftragskiller. Auftragskiller! Du Nullhirn! Aber ich werde etwas von dem Geld, das mir meine Schwester hiergelassen hat, als Startkapital brauchen. Zunächst einmal müssen wir uns beide einkleiden. Dann brauchen wir Kunden, die uns das Geld im Voraus bezahlen und wir Waffen und Ausrüstung besorgen können. Und dann kommt der schönste Part." Nao grinste diabolisch in sich herein, was Snatcher wohl eine Gänsehaut bereitet hätte, wäre er kein Rabe gewesen. Den restlichen Tag verbrachten die beiden mit Planung und Einkäufen. Nao war überaus enthusiastisch und Snatcher wünschte sich nichts mehr, als dass Naoko wieder die Kontrolle übernahm. Worauf hatte er sich hier nur eingelassen?. Am nächsten Tag machte sich Snatcher auf, Anthros zu suchen, die in solch verzweifelten Situationen steckten, dass sie die Dienste eines Auftragskillers so dringend nötig hatten, dass sie gleich im Voraus bezahlten ohne zu viele Fragen zu stellen. Und wie sich schnell heraus stellte, gab es in Tokyo eine Menge dieser Leute. Es dauerte keine drei Tage, bis Snatcher zwei Geschäftsmänner zu der leerstehenden Lagerhalle am Hafen brachte. „Snatcher hofft, dass werte Herren gut bezahlen. Freund macht Arbeit nicht für lau.“ Die beiden sahen sich an. „Schon komisch, dass dieser Typ die ganze Zeit so merkwürdig redet.“ Tuschelte der eine, worauf der andere nur schnell erwiderte: „Halt lieber den Mund! Die ganze Sache ist mir ohnehin nicht geheuer.“ Snatcher ließ die beiden in die Halle eintreten und schloss lautstark die Tür hinter ihnen, was sie zusammenzucken ließ. Die Halle war dunkel, nur wenige Löcher in der Decke ließen etwas Licht hinein scheinen. Die Stille war geradezu erdrückend, bis die beiden plötzlich von einem Klicken und einer darauf hell aufleuchtenden Glühbirne, die mitten in der Halle über einem Tisch hing, aufgeschreckt wurden. „Bitte, treten Sie doch ins Licht.“ Ertönte eine weibliche Stimme und die beiden machten sich langsam auf den Weg unter die Glühbirne, der eine dicht an den anderen gedrängt. „Wie ich sehe, haben Sie mir etwas mitgebracht. Bitte legen Sie es doch auf den Tisch.“ Einer der beiden hatte einen Koffer dabei und ging nun langsam zum Tisch, legte den Koffer dort ab und eilte zurück zu seinem Kollegen.Ein Geräusch lenkte die beiden kurz ab und als sie sich wieder zum Tisch drehten, war der Koffer verschwunden. „Sehr schön. Wie ich sehe haben Sie sich an unsere Abmachung gehalten. Dann können wir ja jetzt zum interessanten Part kommen.“ Draußen wartete Snatcher ungeduldig auf einem der Container, bis die beiden Männer die Lagerhalle verließen. Er beobachtete sie bis sie mit ihrem Auto wegfuhren und ging zu Nao in die Halle. Die war fleißig dabei, das Geld zu zählen und schien sehr guter Dinge zu sein. „Was wollten kleine Männer?“ fragte er und setzte sich neben Nao. „Einfacher geht es nicht.“ Höhnte Nao. „Ihr Vorgesetzter hat wohl irgendwelche Bilder mit denen er sie erpresst. Ich soll ihn aus dem Weg räumen. Hier.“ Sie reichte Snatcher ein Foto. „Er heißt Uita Yasuko. Auf der Rückseite ist eine Adresse. Kundschafte für mich aus, zu welchen Zeiten er sich in seinem Büro aufhält, wann er nach Hause fährt und generell wann er alleine ist!“ Snatcher nickte kurz und ging sogleich los. Währenddessen machte sich Nao auf, mit dem Geld Waffen und ordentliche Kampfausrüstung zu besorgen. Am Spätnachmittag trafen sich beide wieder am Haus und Snatcher staunte nicht schlecht, als Nao ihm in voller Ausrüstung entgegen kam. Sie lud einige Koffer und eine Plastiktüte aus dem Wagen und verstaute alles im Haus. Dabei fiel ihr Blick auf ein paar weiße Tüten auf dem Küchentresen. „Oh, hast du etwa für Essen gesorgt? Find ich ja fürsorglich von dir.“ Snatcher sprang auf die Couchlehne. „Freund muss doch gut essen, wenn Freund so viele gefährliche Sachen vorhat.“ Grinste er verlegen. In Wahrheit hatte er die Sachen nur deshalb geholt, weil Nao im Kochen eine absolute Katastrophe war. Wortwörtlich. Sie hatte in den vergangenen Tagen die Mikrowelle zerstört, indem sie nicht nur ein Ei, sondern auch mehrere Dosensuppen darin zubereiten wollte und hatte zudem versucht ein Stück Fleisch mit dem heißen Wasser aus dem Wasserhahn zu kochen. Da war Snatcher das Fastfood doch deutlich lieber. Nachdem Nao alles verstaut hatte, schnappte sie sich eines der Bentos aus den Tüten, schmiss sich zu Snatcher auf die Couch und machte den Fernseher an. „Wollen doch mal sehen, was hier im Umkreis so los ist.“ Murmelte sie in ihr Essen. Snatcher’s Interesse galt derweil der Tüte, die Nao mitgebracht hatte. Er hüpfte langsam davor und lunzte kurz rein. „Dass du mir ja nix kaputt machst! Das sind alles meine.“ Snatcher sah sie fragend an, dann wieder zur Tüte. „Was hat Freund da gekauft?“ fragte er und steckte den Schnebel in die Tüte. Er kam mit der Schnabelspitze an irgendetwas dran, worauf die Tüte gleich wie wild zu vibrieren begann und Snatcher vor Schreck an die Decke flog. Nao lachte laut, stand auf und holte etwas aus der Tüte. „Das hast du jetzt von deiner Neugier.“ Grinste sie und betätigte den Schalter an dem länglichen Gerät erneut, worauf es aufhörte zu vibrieren. „Gefährliche Sachen! Was ist dieses Ding, dass Snatcher so erschreckt hat?“ fragte Snatcher schließlich, sich den Kopf haltend. Nao sah sich den Gegenstand in ihrer Hand an. „Hast du sowas noch nie gesehen? Hm… schätze wohl nicht, du bist letztendlich nur ein Tier. Das nennt sich Vibrator. Anthros nutzen son Kram um damit ne Menge Spaß zu haben.“ Grinste sie bedeutend. Snatcher verstand nicht direkt, worauf Nao hinaus wollte, lief dann aber rot an und machte sich auf zur Terrasse mit den Worten. „Dummer Snatcher musste ja fragen…“ Nao lachte wieder, wurde dann aber vom Fernseher unterbrochen, wo gerade eine Sondermeldung gesendet wurde. ‚Soeben erreicht uns die Meldung, dass die Polizei ein lange gesuchtes Mitglied der Yakuza festgenommen hat. Gegen den 45 jährigen Ryoichi Ikegami liegen Beweise für Drogenhandel und Waffenschmuggel vor. Die Polizei bestätigte, dass in der Razzia, in der Ikegami festgenommen wurde…‘ Nao grinste hämisch. „Was für ein Trottel.“ Snatcher sah sie fragend an. „Man sollte niemals Beweise hinterlassen. Und schon gar keine Zeugen. Hätte er mal bei mir in die Lehre gehen sollen.“ Snatcher hüpfte langsam herein und setzte sich wieder auf die Rückenlehne. „Was meint Freund damit?“ Nao schlang den Rest des Bentos runter und lehnte sich zurück. „Glaubst du, von den Waffenhändlern ist auch nur noch einer am Leben, der mein Gesicht gesehen hat? Natürlich nicht! Jeder von denen hat meine Klauen zu spüren gekriegt und liegt jetzt auf dem Grund der Bucht. Allerdings muss ich mir diesbezüglich etwas Besseres überlegen, sonst gehen mir irgendwann die Lieferanten für Munition und Ersatzteile aus.“ – „Wofür braucht Freund überhaupt Waffen? Freund doch stark.“ Nao runzelte die Stirn. „Klar, im Grunde brauche ich den Kram nicht, aber es macht einfach viel mehr Spaß mit sowas zu arbeiten, als einfach nur alles aufzuschlitzen.“ Sie sah auf die Uhr. „Sieht so aus, als müsste ich langsam los. Wir haben da noch etwas zu erledigen bevor der wahre Spaß los geht. Ich habe gerade eine nette Idee bekommen.“ Snatcher seufzte. Nao’s Ideen hatten bisher nur in einem Haufen Arbeit ausgeartet und auch dieses Mal sollte keine Ausnahme sein. Uita Yasuko war gerade dabei einige Akten durchzugehen, als es an der Tür klopfte. „Herein!“ sagte er missmutig. Die Tür öffnete sich und eine zierliche Katze mit Brille betrat den Raum. „Mina! Was ist denn noch? Haben Sie den Bericht fertig?“ Mina kam zum dem Schreibtisch ihres Chefs. „Noch nicht, Herr Yasuko. Ich hatte ein etwas dringlicheres Anliegen an Sie.“ Sie setzte sich auf seinen Schreibtisch. „Und das wäre?“ fragte Yasuko und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Die Katze stützte eine Hand auf den Tisch, wodurch einer der Träger ihres Tops nach unten glitt. „Ich will Sie natürlich nicht von Ihrer Arbeit ablenken. Aber ich dachte, Sie könnten eine kleine Pause vertragen, wenn Sie verstehen?!“ Yasuko schluckte kurz. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie solche Interessen hegen. Auch wenn wir gemeinsam schon so einige Schandtaten durchgezogen haben, Sie sind immer noch verheiratet.“ Mina kletterte vom Tisch und schlenderte auf Yasuko zu, der sich leicht vom Tisch abstieß und so ein Stück mit dem Sessel nach hinten rutschte. „Vielleicht gibt mir mein Mann einfach nicht, was ich brauche. Und es macht mich unglaublich heiß, daran zu denken, was wir alles bereits gemeinsam verbrochen haben.“ Sie kniete sich vor ihn und streifte sanft mit einer Hand über die wachsende Beule in Yasuko’s Hose. „Kommen sie schon, Herr Yasuko. Sie wollen es doch auch.“ Hauchte sie. „N-Na gut… a-aber das bleibt unter uns, verstanden?“ – „Keine Sorge…“ sagte Mina und stand auf. „Niemand wird je etwas darüber erfahren, was heute Nacht hier geschieht.“ Lächelte sie und näherte sich Yasuko’s Gesicht. Sie leckte über seine Lippen und die beiden verfielen in einen wilden Zungenkuss. Sich wieder von ihm lösend leckte sie ihm über das Kinn herunter zum Hals, wo sie ihm schon während des Kusses die Krawatte gelockert hatte, und ihm jetzt das Hemd aufknöpfte, um nun mit ihrer Zunge weiter nach unten zu wandern. Während sie langsam das Hemd auf Seite schob und seine Hose aufknöpfte, saugte und leckte sie an einer seiner Brustwarzen. Yasuko verfiel in lautes Stöhnen über diese Liebkosungen. „Sagen Sie es mir nochmal, Herr Yasuko! All die schlimmen Dinge, die wir getan haben.“ Hauchte Mina ihm entgegen und widmete sich der anderen Seite. „N-Naja…“ Yasuko hatte es sichtlich schwer, sich zu konzentrieren. „Da war die Sache mit Shiba, den wir um 260 000 000 Yen betrogen haben und der seine Firma schließlich verkaufen musste…“ Genießerisch stöhnte Mina zwischen Yasuko’s Sätzen, als würde sie jedes einzelne Wort weiter stimulieren. Davon in seinem Handeln bestätigt, fiel es Yasuko plötzlich immer leichter, über all die Schandtaten zu sprechen, die sie bereits verbrochen hatten und davon gekommen waren. Auch noch während Mina ihre Hand in seine Hose gleiten ließ und sanft sein Glied begann zu massieren, plauderte er munter weiter, wobei er sich selbst jedoch immer öfter mit lautem Stöhnen unterbrach. Mina fuhr mit den Fingerkuppen seinen Schaft auf und ab, machte dabei ab und an Halt, um mit einem Finger seine Eichel zu umkreisen, die bereits ausgiebig mit Lusttropfen benetzt war. Lange würde er wohl nicht mehr standhalten, das merkte man auch an seinen immer undeutlicher werdenden Sätzen. Er krallte sich in die Armlehnen seines Sessels. „Erzählen Sie mir mehr!“ forderte Mina, während sie ihre andere Hand zu seinen Hoden wandern ließ, mit der anderen jetzt mit festem Griff sein Glied umschloss und erst langsam dann immer schneller daran auf und ab fuhr. „D-Da ist nicht… noch mehr…!“ keuchte Yasuko, dem bereits der Schweiß auf der Stirn stand. „Aber natürlich ist da noch mehr!“ hauchte Mina und drückte schnurrend ihre Stirn an sein Kinn. „Ah… ich… die beiden… Kiyota und Hanaki… auf der letzten Firmenfeier…. Sie haben sie dazu gebracht-… dazu gebracht, sich zu betrinken und zu küssen… sodass ich ein Foto von den beiden schießen konnte… womit wir sie erpressen konnten, für… für lau zu arbeiten… NNGGHHH!!“ Den Satz zu beenden schaffte er nicht mehr. Er warf den Kopf in den Nacken und Augenblicke später waren sowohl sein Oberkörper, als auch Mina’s Hand mit seinem Samen überzogen. Einen Moment gönnte sie ihm durchzuatmen, bevor sie anfing ihre Hand sauber zu lecken. „Wir haben wirklich eine ganze Menge schlimme Dinge zusammen durchgezogen.“ Sagte sie in einem sehr ruhigen Ton, der Yasuko dazu brachte wieder aufzusehen. „Es war auf jeden Fall eine sehr lustige Zeit. Aber…“ sie stand auf. „…das ist jetzt vorbei.“ Yasuko sah sie fragend an. „Was meinen Sie damit?“ Mina griff unter ihr Top und zog ein Diktiergerät heraus. „Es gibt einfach einen Punkt, an dem ein Mädchen erkennt, dass sie zu weit gegangen ist.“ Sie drückte die Stopptaste und lehnte sich an den Schreibtisch. „Ich muss schon sagen, Sie haben es mir sehr einfach gemacht.“ Yasuko schrak zurück. Mina’s Stimme, war plötzlich anders. „Was geht hier vor?“ fragte Yasuko und wollte bereits aufspringen, als ihr die vermeintliche Mina eine Pfote gegen die Brust drückte und ihn so spielerisch leicht im Sessel festpinnte. „Ich war noch nicht fertig. Ist schon faszinierend, wie schwanzgesteuert sie sind. Diese Maske ist so schlecht, dass ich nie damit gerechnet hätte, dass Sie mich mit Ihrer Sekretärin verwechseln. Aber in so kurzer Zeit kriegt man eben nichts Besseres hin.“ Yasuko versuchte aufzustehen, doch die Pfote auf seiner Brust hielt ihn eisern fest, wo er war. „Wer sind Sie? Was wollen Sie??“ quetschte er schließlich hervor. Die Angesprochene grinste. „Ich will die Fotos, die Sie von Kiyota und Hanaki gemacht haben. Wo finde ich die?“ Yasuko’s Gesicht verfinsterte sich. „Also stecken die beiden hinter diesem schlechten Scherz, ja? Denken die wirklich, auf diese Weise würden sie freikommen? Was bezahlen sie Ihnen? Ich verdoppel das Ganze, wenn Sie mich damit in Ruhe lassen und den beiden noch einen Schrecken einjagen.“ Grinste er siegessicher. „Hm.“ Der Druck auf seiner Brust wurde schwächer und Yasuko wollte gerade tief durchatmen, als er das Klicken einer Waffe vernahm. Geschockt blickte er in den Lauf, der ihm entgegen gehalten wurde. „Es gibt nicht vieles, was mir lieber ist als Geld, verstehen Sie mich nicht falsch. Aber eine dieser Sachen ist, einen Mistkerl, wie Sie es sind, an der Wand zu verteilen. Und ich bin die Spielchen jetzt leid. Ich gebe Ihnen eine faire Chance: Sie sagen mir, wo die Bilder sind, dann mache ich es kurz und schmerzlos für Sie. Wenn ich sie selber suchen muss, dann lasse ich Sie langsam ausbluten. Ihre Wahl!“ Yasuko stand der Angstschweiß im Gesicht. „Damit werden Sie niemals davon kommen!“ drohte er, doch das immer breiter werdende Grinsen seines Gegenübers ließ ihn nur weiter in sich zusammensinken. „Oh, machen Sie sich mal um mich keine Sorgen. Sie sind nicht das erste Arschloch, von der ich diese Welt befreie. Und sie werden lange nicht das letzte sein. Also, tik-tok-tik-tok! Ihre Entscheidung?“ Nach kurzem Zögern schloss Yasuko geschlagen die Augen. „Sie sind in dem Buch ‚Wirtschaftsgeschichte bis zum 20. Jahrhundert‘. Zweites Regalbrett von oben, siebtes Buch.“ Die falsche Mina griff in das Regal, dass sich hinter Yasuko befand, dabei keinen Blick von ihm abwendend und auch weiterhin die Waffe auf ihn gerichtet. Sie zog das Buch heraus und öffnete es. Es befanden sich die Negative und einige Abzüge in dem Buch. „Sind das alle?“ Yasuko nickte. Die falsche Mina grinste und legte das Buch auf den Tisch. „Gut. Braver Hund.“ Ohne weiteres Zögern feuerte sie die Waffe auf Yasuko’s Kopf ab. Blut und einige Bestandteile seines Kopfes klatschten an das Regal und die daran angrenzende Wand. Die falsche Mina nahm die Waffe herunter, zog ein Feuerzeug heraus und steckte das Buch mit den Fotos drin in Brand. Sie ging zu der Überwachungskamera, die im Raum angebracht war und steckte sie aus. Sie verließ den Raum und kam Augenblicke später mit einer ohnmächtigen Mina zurück. Sie drückte ihr die Waffe in die Hand, nachdem sie sie abgewischt hatte, presste den Lauf in Mina’s Mund und drückte ab. Dann schloss sie die Tür von innen ab. Währenddessen hatte sich das das Feuer vom Buch auf den Rest des Tisches ausgebreitet. Die falsche Mina öffnete das Fenster und stieg auf die Fensterbank. Sie schloss das Fenster hinter sich und ließ sich fallen. Von schwarzen Rabenschwingen getragen entschwand sie in die Nacht. Kapitel 3: Worst Case --------------------- ‚…scheint es sehr sicher zu sein, dass der Mord an Uita Yasuko durch seine Sekretärin, Mayumi Mina, begangen wurde…‘ *click* ‚…auch heute ist noch nichts Genaueres über das Verschwinden des verschwundenen Bankers bekannt…‘ *click* ‚…wird die Stadt auch diese Woche von weiteren Mordfällen erschüttert…‘ *click* ‚…Die Polizei geht davon aus, dass es nicht unwahrscheinlich ist, den plötzlichen Anstieg der Mord- und Vermissten-Fälle auf einen Serientäter zurückzuführen. Allerdings wollten sie sich nicht zu der Tatsache äußern, dass bis jetzt jeder Fall auf das nähere Umfeld der Opfer zurückverfolgt werden und aufgeklärt werden konnte…‘ *click* __________________________ „Die machen sich doch über uns lustig!“ schnaubte Inspektor Hiroki Hirota, ein Husky-Schäferhundmix in sich hinein. Er und sein Kollege, Nantaro Shinmei, hatten sich gerade die Nachrichten zusammen angesehen. Shinmei lehnte sich in seinem Sessel zurück und starrte wie hypnotisiert auf die Akten auf seinem Tisch. „Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht: Wenn diese ganzen Fälle wirklich auf die Kappe einer Einzelperson gehen, haben wir es mit einem Vollprofi zu tun. Der Typ hat bisher keine Fehler gemacht. Und uns wird keiner glauben, solange wir nur diese Vermutungen haben.“ Der Schäferhund nahm sich eine der Akten. „Wie oft hast du die jetzt schon durchgekaut, Shinmei?“ – „Keine Ahnung.“ Antwortete der Siamkater leise. „Aber umso öfter ich die Fälle durchgehe, desto eher glaube ich, dass hier irgendetwas anderes läuft. Diese Morde sind zu perfekt. Und jedes Mal nimmt sich der Täter selbst das Leben oder beteuert, mit der Sache nichts zu tun zu haben. Und was allen Fällen gemein ist: Nur sehr selten gibt es Leute die wirklich um das Opfer trauern.“ Hirota schmiss die Akte zurück auf den Tisch. „Ich weiß. Darüber sprechen wir seit drei Wochen.“ Er guckte sich den Stapel genauer an. „Wenn all diese Fälle wirklich dazu gehören, hat der Mistkerl in vier Wochen insgesamt 19 Anthros getötet, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen.“ Die beiden verfielen in tiefes Schweigen. „Eine Idee hätte ich da noch. Bei dem neusten Fall ist mir bei den Zeugenbefragungen ein Typ aufgefallen, der überraschend nervös wirkte. Vielleicht sollten wir uns den nochmal vornehmen.“ Sagte Shinmei und kramte eine der Akten aus dem Stapel. „Wollen doch mal sehen, ob wir nicht doch noch eine Spur kriegen.“ __________________________ Nao war in den letzten Wochen überaus aktiv gewesen. Sie hatte zudem auch immer die Nachrichten verfolgt und sich eins ins Fäustchen gelacht, dass die Polizei keine Ahnung hatte, wie sie ihr auf die Schliche kommen könnte. Gerade saß sie wieder vor dem Fernseher und gönnte sich eine wohlverdiente Pause als sie plötzlich ein komisches Geräusch hörte. Es klang wie vibrierendes Handy, doch Nao hatte so etwas nicht. Sie folgte dem Geräusch bis in Naoko’s Zimmer und öffnete den Schrank. Sie öffnete eine der Schubladen und es war tatsächlich ein klingelndes Handy. „Komisch… das Lied kenn ich doch…“ dachte sie noch bevor ein Ohnmachtsanfall sie übermannte und sie zu Boden fiel. Snatcher kam zur Tür rein gehüpft und fand Naoko auf dem Boden liegend neben dem immer noch klingelnden Handy. Er drückte mit dem Schnabel auf ‚Anruf annehmen‘ und stellte den Lautsprecher an, damit er etwas hören konnte. „Snatcher? Bist du da?“ ertönte es aus dem Handy. „Ja! Snatcher ist da!“ antwortete der Rabe. Naoko wurde langsam wach und richtete sich auf. „Was ist denn hier los…?“ fragte sie und nahm das Handy hoch. „Hey, Naoko! Hier ist Tom. Wir haben lange nicht geredet.“ Naoko sah sich das Datum auf dem Handy an. „Was? So viel Zeit ist vergangen?? Aber-„ – „Ich weiß. Ich bin gerade auf dem Weg zu dir. Wir reden weiter wenn ich da bin. Es gibt einiges zu besprechen.“ – „Okay…“ antwortete Naoko leise und beendete das Gespräch. Bevor sie nach unten ging tauschte sie noch ihre Kleidung aus. Nao’s Geschmack war ihr etwas zu knapp. Snatcher hatte die ganze Zeit unten gewartet. „Snatcher so froh, dass Freund wieder da ist. Anderer Freund war viel zu gewagt“ Naoko stutzte. „Gewagt? Inwiefern?“ – „Vielleicht guckt Freund mal unter das Sofa.“ Naoko sah Snatcher verdutzt an, kniete sich dann aber hinter das Sofa, schaute darunter und sah etwas da liegen. Sie streckte sich danach, kam aber dank ihrer kurzen Arme nicht dran. Also kletterte sie weiter darunter. Bei der ganzen Sucherei merkte sie allerdings nicht, wie Tom um die Ecke kam und jetzt in der Terrassentür stand. „Na, da hat man ja einen tollen Blick!“ spöttelte er, worauf Naoko sich tierisch erschrak und mit dem Rücken oben an das Sofa stieß. So schnell sie konnte befreite sie sich aus ihrer misslichen Lage, stand auf, streckte den Arm, in dem sie das gefundene Objekt hielt aus, zeigte damit auf Tom und keifte „Wie kannst du mich nur so erschrecken??“ Sie bemerkte Tom’s überaus irritierten Gesichtsausdruck und folgte seinem Blick auf das Objekt in ihrer Hand. Es handelte sich um eines von Nao’s ‚Spielzeugen‘. Naoko lief puterrot an und schmiss das ‚Spielzeug‘ nach draußen. „Denk jetzt bloß nichts falsches von mir!“ sagte sie verlegen und ging zur Spüle um sich die Hand zu waschen. „Ach, reden wir nicht weiter darüber!“ sagte Tom, ebenfalls etwas peinlich berührt. „Also… Naoko, ich will gar nicht lange um den heißen Brei herum reden.“ sagte er weiter und setzte sich auf das Sofa. „Nao hat sich eine überaus spezielle Beschäftigung gesucht. Sie hat sich dazu entschlossen für Geld zu töten.“ Naoko hielt in ihrer Bewegung inne. „Ich weiß, es ist schwer damit umzugehen, aber ich möchte, dass du eines weißt: Ganz egal, was Nao macht, du hast an nichts davon Schuld. Ihr mögt euch einen Körper teilen, aber das heißt noch lange nicht, dass ihr für das, was die jeweils andere macht zur Rechenschaft gezogen werden könnt. Mach dir also bitte keine Gedanken, okay?“ Naoko kam zu ihm und setzte sich auf den Sessel, der neben der Couch stand. „Okay…“ sagte sie leise. Sie war offensichtlich geschockt. „Außerdem bin ich heute mit äußerst guten Neuigkeiten hier. Ich habe eine Möglichkeit gefunden, euren Tausch zu stoppen.“ Naoko sah auf. Tom nahm einen der beiden Koffer, die er mit hergebracht hatte hervor und öffnete ihn. Darin befanden sich einige Fläschchen mit verschiedenen Flüssigkeiten, ein paar Pipetten, ein Bunsenbrenner und weitere Sachen, die man wohl eher in einem Chemielabor erwartet hätte. „Ich muss es allerdings frisch abmischen. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen und ich hoffe ich schaffe es, bevor ich wieder zurück muss.“ Naoko sah ihn fragend an. „Wann musst du denn wieder weg?“ – „Ich kann nur dieses Wochenende bleiben, also muss ich übermorgen früh wieder zurück.“ Naoko schien nicht sonderlich angetan von dem Gedanken, dass Tom so schnell wieder weg musste. Aber die Aussicht, dass sie nicht mehr plötzlich ohnmächtig werden würde und dann Wochen später wach wird, nur um festzustellen, dass jemand in ihrem Körper furchtbare Dinge angestellt hatte, war sehr verlockend. Da das Gemisch eine Menge Zeit in Anspruch nahm, hatten die beiden nicht viel Zeit miteinander zu reden. Meistens war Tom damit beschäftigt, die Flüssigkeiten im richtigen Verhältnis zu mischen, die Temperatur einzustellen, oder sonstige Korrekturen zu machen. Und so verging die Zeit viel zu schnell bis Naoko schließlich sonntagmorgens wieder die Treppe runter kam und einen am Tresen schlafenden Tom vorfand. Vorsichtig rüttelte sie ihn wach. „Guten Morgen.“ gähnte dieser und streckte sich. Er guckte auf das Gemisch, das immer noch fröhlich über dem Bunsenbrenner blubberte. „Sieht so aus, als wäre es fast fertig.“ Er nahm eine leere Ampulle zur Hand und zog das Gemisch darin auf. Dann steckte er eine neue Injektionsnadel vorne dran und wandte sich zu Naoko. „Eine Sache fehlt noch. Ich brauche noch ein bisschen Blut von dir.“ Naoko reichte ihm einen Arm, er desinfizierte eine Stelle und nahm ihr etwas Blut ab. Die Mischung färbte sich dadurch dunkel lila. „Das muss sich blau färben, dann kann ich-…“ er guckte auf die Uhr. „Oh verdammt. Naoko, traust du dir zu, das selber zu machen? Mein Flug geht in einer dreiviertel Stunde.“ Naoko sah ihn überrascht an, während Tom bereits seine Sachen am zusammen packen war. „Ich glaube ja. Also wenn es blau wird?“ – „Ja genau. Am einfachsten ist es, du injizierst es in den Oberarm. Ungefähr hier.“ Er zeigte kurz auf eine Stelle an Naoko’s Arm und griff sich seine Taschen. „Tut mir echt super leid, Naoko. Aber du schaffst das! Ich melde mich später bei dir.“ Und mit diesen Worten stürmte er auch schon zur Tür heraus. Naoko stand da, wie bestellt und nicht abgeholt. Sich selbst eine Spritze setzen war etwas, dass sie nie erwartet hätte jemals machen zu müssen. Sie legte die Spritze auf den Tresen und wartete ab. Als ihr das Ticken der Küchenuhr schließlich zu anstrengend wurde, stellte sie das Radio an. Eine ganze Weile lauschte sie den Liedern und überlegte sich, wie sie die Zeit wohl verbringen würde, die ihr dadurch geschenkt wurde. Snatcher kam gerade wieder zur Tür herein geflogen und erstarrte bei dem Anblick einer bewusstlosen Nao. Sogleich sprang er auf den Tresen, wo neben der Spritze auch das Handy lag und wählte unbeholfen Toms Nummer, der schließlich dran ging. „Ja, Naoko? Was ist denn?“ – „Snatcher will nicht wieder allein mit gewagtem Freund sein!“ – „Snatcher? Was? Oh nein…“ Langsam wurde Nao wach und bemerkte Snatcher am Handy. „Lass sie unter keinen Umständen an die Spritze, Snatcher! Hast du verstanden?“ ertönte es aus dem Handy, das Nao jetzt in die Hand nahm. Snatcher hatte einige Schritte zurück gemacht und war dabei beinahe den Tresen herunter gefallen. „Soso, diese Spritze hier?“ sagte Nao und nahm genannte Spritze in die Hand. „Nao!? Oh man… uhm hallo! Bitte lass die genau da liegen wo sie ist. Sie ist wirklich sehr gefährlich und könnte dich umbringen!“ sagte Tom schnell. Nao sah sich die Spritze an und den Inhalt, der gerade dabei war, sich blau zu verfärben. „Ach ja? Dann möchte ich mal gerne wissen, was so ein Gemisch überhaupt erst hier zu suchen hat. Und wer bist eigentlich du? Snatcher hat mir gar nichts über seinen neuen Freund erzählt.“ Es brauchte einen Moment bis Tom antwortete. „Ich bin ein Freund deiner Schwester. Pass auf, Nao. Ich komme gleich bei euch vorbei, dann erkläre ich dir alles weitere, okay?“ Nao war skeptisch, aber was könnte der Kerl ihr schon entgegensetzen? „Fein, mach das.“ Schnaubte sie und legte gleich auf. Sie blickte kurz auf das Handy und schaltete es aus, dann widmete sie sich wieder der Spritze, deren Inhalt nun vollkommen blau war. „Warum sollte so ein gefährliches Zeug hier einfach rumliegen…?“ fragte sich Nao leise, beschloss dann aber es erstmal dabei zu belassen und zu warten, was dieser komische Typ denn zu sagen hatte. Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, bis es schließlich an der Tür klingelte. Nao öffnete und sah Tom skeptisch an. „Hallo Nao.“ Sagte Tom nervös. „Darf ich rein kommen?“ Nao machte einen Schritt zur Seite. Sie ließ ihn nicht aus den Augen, als er sich langsam in den Wohnraum begab. Er warf kurz einen Blick auf den Tresen, wo die Spritze nicht mehr lag. „Suchst du die hier?“ fragte Nao und zog die Spritze hervor. „J-Ja, genau die suche ich. Könntest du sie mir bitte geben?“ fragte Tom unsicher und machte einen Schritt nach vorne. Nao’s Blick zwang ihn allerdings dazu, inne zu halten. „Ich glaube nicht.“ Sagte Nao schließlich kalt. „Was auch immer hier drin ist, scheint dir ne Menge wert zu sein. Ich hab keine Ahnung mit was für Geschäften sich meine Schwester ihre Brötchen verdient, aber wenn ich damit auch noch Arbeit habe, will ich wenigstens nen Stück vom Kuchen abhaben.“ Tom sah sie fragend an. „Also… willst du, dass ich dich dafür bezahle?“ fragte er. „Klar. So wie du hinter dem Zeug her bist, ist das sicher irgendeine biologische Waffe, oder ein Heilmittel für irgendeine seltene Krankheit.“ Spielerisch warf Nao die Spritze hoch und fing sie wieder auf und sah in Toms Reaktion, der bereits nach vorne geschnellt war, um die Spritze aufzufangen, dass sie recht hatte. „Also, was ist dir das gute Stück wert?“ grinste sie ihn an. Tom hielt einen Moment inne. „Mehr als du dir vorstellen kannst, Nao.“ Die Angesprochene spielte weiter mit der Spritze rum. „Aha? Okay, dann lass mich dir einen Vorschlag machen: Für 250 Millionen Yen kannst du das Ding wiederhaben.“ Auch wenn Tom nichts anderes erwartet hatte, so sah er sie mit leicht verzweifelter Miene an. „So viel habe ich leider nicht.“ – „Okay, wie viel hast du denn?“ Tom überlegte. „Ich kann maximal 250 000 Yen locker machen. Mehr ist nicht drin.“ Nao lachte. „Tja, dann wirst du das hier wohl auch nicht wieder kriegen.“ Sie hielt ihm spielerisch die Spritze entgegen, um ihn zu ködern. Tom versuchte die Spritze zu greifen und die beiden verfielen in ein kurzes Gerangel um die Spritze. „Haha ernsthaft? Denkst du wirklich, du könntest da so dran kommen?“ lachte Nao, als ihr plötzlich die Spritze aus der Hand rutschte. Beim Versuch sie wieder zu greifen, erwischte sie jedoch die Nadel, worauf sich der Inhalt, der unter enormem Druck stand sogleich in ihren Körper entlud. Für einen Moment standen die beiden fassungslos da und blickten auf die nun leere Ampulle. „Oh nein….“ Sagte Tom worauf Nao ihn am Kragen packte. „Was ist das für ein Zeug??? Ist das nun wirklich eine Biowaffe oder was???“ Tom resignierte. „Nein… es…“ er rang nach seiner Fassung. „Dir wird dadurch kein Leid geschehen.“ Brachte er schließlich hervor, worauf Nao ihn los ließ. „Oh man! Okay!“ sagte sie und atmete ein paar mal tief durch. Dann bemerkte sie Toms traurigen Blick. „Hey, sorry wenn das irgendwas wichtiges war. Aber hättest eben nicht so einen Aufstand machen sollen und mir einfach die Kohle geben sollen.“ – „Du verstehst gar nichts, Nao. Das Mittel… es war für deine Schwester gedacht.“ Nao stockte. „Sie… sie kämpft genau wie du mit Ohnmachtsattacken. Nur sind die Folgen dadurch für sie deutlich schlimmer als für dich. Das Mittel war ihre einzige Chance auf Heilung. Es gab nur diese einzige Chance.“ Nun wirkte selbst Nao etwas betroffen. „Heißt das… sie muss sterben?“ Tom blickte auf. „Nein, das nun nicht… aber es hätte ihr Leben enorm vereinfacht.“ Tom atmete ein paar Mal tief durch. „Okay… nun, es ist nicht zu ändern. Für dich sollten diese Ohnmachtsattacken damit erledigt sein. Vielleicht sollte ich mich auch erst einmal vorstellen, denn ich werde eine Weile hier bleiben.“ – „Moment, was?“ Nao machte einen Schritt nach vorne worauf Tom schützend die Arme hob. „Ich habe nichts Böses im Schilde. Du erinnerst dich daran, was Naoko dir in ihren Briefen geschrieben hat? Dass sie Hilfe von jemandem aus dem Labor angefordert hat, um dir da raus zu helfen? Nun, das war ich. Mein Name ist Tom Richard Wagner, aber du kennst mich wahrscheinlich noch als Benjamin.“ Bei dem Namen flackerten einige Erinnerungen in Nao auf. „Du warst da… an dem Tag…“ sagte sie leise und starrte zu Boden. „Ja, ich war da. Und es tut mir sehr leid, was dir Iwan angetan hat.“ Nao blickte zunächst stoisch zu Boden, dann schnellte sie plötzlich auf Tom zu und drückte ihn gegen die Wand, einen Arm an seinen Hals gedrückt. „Du! Wie sollst du mir bitte geholfen haben?? Du bist einer von ihnen!!“ knurrte sie ihn an. Tom rang nach Luft. „Ich habe dafür gesorgt, dass du deinen freien Willen nicht verlierst! Und ich habe dich aus dem Land geschafft, die Informationen über dich vernichtet! Ich verlange nicht von dir, dass du irgendwie dankbar dafür bist, ich will nur helfen!“ – „Wieso?? Warum willst du mir helfen??“ brüllte Nao und sah ihm in die Augen. Tom wusste, dass er hier nicht um die Wahrheit herum kommen würde. „Weil mir sehr viel an deiner Schwester liegt. Und ihr liegt sehr viel an dir!“ keuchte er. Nao sah ihn lange Zeit lang an, ließ ihn dann los, worauf er auf den Boden fiel und nach Luft schnappte. „Also… ging es dir dabei nicht um mich…“ sagte Nao leise, sodass es Tom kaum hören konnte. „Natürlich ging es mir auch um dich.“ Sagte er, sich den Nacken reibend. „Aber zu Anfang kannte ich dich ja noch gar nicht. Trotzdem hat, wie ich finde, niemand so etwas verdient. Was Iwan getan hat, ist unverzeihlich. Und ich bin sehr froh, dass du jetzt frei bist.“ Nao verharrte einen Moment weiter in ihrer Position und drehte sich dann wieder zu Tom. „Und warum genau willst du jetzt hier bleiben?“ – „Nun…“ sagte Tom und stand auf. „Ich möchte sicher stellen, dass du wirklich sicher bist. Iwan ist zwar weg, aber es gab mehr als ein Labor und vielleicht wusste in einer der anderen Einrichtungen jemand über dich Bescheid. Es scheint sogar eine derartige Einrichtung hier in Japan zu geben. Und weil du dich dazu entschlossen hast, nicht still auf deinen vier Buchstaben zu sitzen, könnte es sein, dass jemand auf dich aufmerksam wird.“ Der vorwurfsvolle Ton passte Nao gar nicht. Patzig drehte sie sich weg. „Und wie willst du Hänfling bitte sicherstellen, dass das nicht passiert?“ Tom lächelte. „Unterschätz mich bitte nicht, Nao. Ich weiß über eine Menge Sachen Bescheid und bin in der Lage sehr viele Dinge in die Wege zu leiten. Zudem habe ich einige Freunde an höherer Stelle, die mir in Notfällen zu Hilfe kommen können.“ Nao schnaubte verächtlich. „Klar, lass immer schön die anderen deine Drecksarbeit für dich erledigen. Aber fein, soll mir recht sein.“ Nao warf einen kurzen Blick auf die Uhr. „Ich muss jetzt jedenfalls los. Dank der kleinen Ohnmachtsattacke, die mich das Wochenende gekostet hat, und diesem unnützen Gespräch hier bin ich ganz schön spät dran.“ Sie sprintete die Treppe hoch. „Was? Moment, du willst jetzt los und Leute töten?“ rief Tom ihr nach. Nao kam einen kurzen Moment in voller Montur wieder nach unten. „Nein, ich geh jetzt ein Tässchen Tee trinken. Was denkst du denn?“ fuhr sie ihn an und begab sich nach draußen zu ihrem Motorrad. Tom überlegte kurz und rannte ihr dann hinterher. „Dann will ich mitkommen.“ Nao sah ihn entgeistert an. „Du? Oh nein! Ich habe keine Verwendung für Anhängsel. Du versaust mir nur die Tour!“ sie stieg auf das Motorrad, worauf Tom sich gleich hinter sie schwang. „Aber anders kann ich nicht heraus finden, ob du deinen Job auch so gut machst, dass dir keiner irgendwann auf die Schliche kommt.“ Nao war genervt, aber die Zeit lief ihr davon. „Fein! Aber wenn du mir irgendwie in die Quere kommst, mach ich dich kalt!“ Die Beiden fuhren in die Stadt und parkten das Motorrad auf einem stillgelegten Baugelände. „Du wartest hier!“ befahl Nao und schwang sich über einen der Zäune. Tom dachte nicht daran zu warten und folgte ihr so schnell er es eben konnte. In einer Seitenstraße verlor er sie jedoch aus den Augen. »Wo ist sie hin…?« dachte er bei sich und blickte sich um. Nach einigen Minuten, die er vergeblich versucht hatte, Nao ausfindig zu machen, beschloss er doch zum Motorrad zurück zu gehen und wartete da. Es dauerte etwa eine halbe Stunde bis Nao plötzlich wieder auftauchte. „Das ging aber schnell…“ sagte Tom vorsichtig und fing sich einen wütenden Blick von Nao ein. „Tja, leider hab ich wegen der ganzen Verzögerung mein Ziel verpasst. Jetzt darf ich Snatcher schon wieder auf Patrouille schicken deinetwegen. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie du mir damit meinen Kill-Schnitt versaust?“ raunte sie und schwang sich auf das Motorrad. „Es war sicherlich nicht meine Absicht dich in deinem Auftragsmord-Kalender in Verzug zu bringen, Nao.“ Sagte Tom unterwürfig aber schnippisch. „Entschuldigung…?“ Hastig drehten die beiden sich um. Am Tor des Baugebiets stand ein mittelgroßer bebrillter Luchs mit Aktenkoffer in der Hand. Vorsichtig hob er eine Hand zum Gruß. „H-Hallo..!“ Nao fackelte nicht lange und sprang zu dem Luchs rüber, packte ihn am Nackenfell und zog so seinen Kopf auf ihre Höhe runter. Vor Schreck geradezu paralysiert ließ der Luchs den Koffer fallen. „Du hast das grade sicherlich gehört, nicht wahr?“ zischte Nao ihm entgegen und hatte ihre Krallen schon gefährlich nah an seiner Kehle als Tom sie plötzlich bremste. „Nao, warte!“ Die Angesprochene hielt inne. „Ich dachte, du wolltest sicher gehen, dass ich keine unnötigen Risiken eingehe? Wenn der Kerl hier rumerzählt, was er grade gehört hat, kann das zu ordentlichen Problemen führen, siehst du doch sicher genauso!?“ Noch bevor Tom antworten konnte meldete sich zaghaft der Luch zu Wort. „Das ist ein Missverständnis…!“ presste er hervor. „M-M-Mein Name ist Akio Sato!“ Nao sah den Luchs fragend an, dann zu Tom, dessen Gesichtsausdruck verriet, dass ihm der Name nicht neu war. „Akio Sato? Ich dachte doch, dass mir das Gesicht bekannt vorkommt. Ich schätze mal, dieses Treffen war also kein Zufall?!“ fragte Tom und kam zu Nao und Akio herüber. „Du kennst ihn also, ja?“ knurrte Nao zu Tom, der kurz darauf laut seufzte. „Ja, ich kenne ihn. Er war auch mal in dem Labor angestellt, in dem du erschaffen wurdest, Nao.“ Sagte er trocken worauf Nao Akio einen wütenden Blick zuwarf. „A-Aber ich wurde entlassen nachdem ich Dr. Nowak zu neugierig geworden bin. Es hat ihm nicht gefallen, dass ich in seinen Datensätzen rumgeschnüffelt habe.“ Nao ließ ihn los worauf er sich erleichtert nach vorne lehnte und sich den Nacken rieb. „Ich erinnere mich an Sie, Akio. Sie waren dafür zuständig, die Spuren zu den Anthros, die für die Projekte gekidnappt wurden, zu verwischen oder sie gänzlich auszulöschen. Wie hatte es Dr. Nowak doch mal ausgedrückt? Ein wahrer Meister-Hacker. Dass er sie gefeuert hat, habe ich gar nicht mitbekommen.“ Äußerte Tom misstrauisch. „Dr. Nowak war nicht sehr erfreut, als ich mir Daten zu Projekt 628 angesehen hatte. Es wundert mich ehrlich gesagt, dass er mich einfach so hat laufen lassen und nicht das getan hat, was er mit anderen gemacht hat, die ihm gegen den Strich liefen.“ Nao sah ihn fragend an. „Wie zum Beispiel?“ Akio zögerte kurz und nahm dann seinen Koffer in die Hand. Darin befand sich ein Laptop, auf dem er kurz ein paar Tasten hämmerte und sich einige Bilder öffneten. „Das hier ist einer der Wissenschaftler von Station 3E. Beziehungsweise… er war es mal. Iwan hat ihn sozusagen als lebendes Ersatzteillager verwendet.“ Auf dem Bild war ein stark entstellter Anthro zu sehen, der an mehrere Schläuche angeschlossen war. An seinem Kopf fehlte die eine Hälfte des Kiefers, er hatte weder Arme noch Beine und selbst sein Torso war nur noch bis zum Bauchnabel vorhanden. Nao sah Tom prüfend an, der nur resignierend zu Boden blickte. „Das war dir bekannt…?“ fragte ihn Nao worauf er nur nickte. „Hm… das erklärt aber immer noch nicht, warum du jetzt hier bist!“ Akio sah nervös auf seinen Laptop. „Ich… muss gestehen, dass ich selber nicht wirklich weiß, warum ich dich ausfindig machen wollte. Nachdem Dr. Nowak mich gefeuert hatte, bin ich zurück hier nach Japan gezogen, aber mir gingen all diese Dinge, die ich gesehen und gehört hatte, nicht aus dem Kopf. Für einige Monate war ich unter Beobachtung, dann auf einmal nichts mehr. Ich wusste nicht, warum, bis ich von dem Labor erfuhr und davon, dass du entkommen warst. Also habe ich nach dir gesucht. Als ich dann Hinweise darauf fand, dass du hier in Japan sein könntest, musste ich dich einfach finden.“ Nao blickte zur Seite. „Klingt mir trotzdem etwas komisch, dass du dieses Risiko eingehst, wo du doch genau wissen solltest, wie gefährlich Nao ist.“ Bemerkte Tom misstrauisch. Akio klappte den Koffer samt Laptop zu und blickte zu Boden. „Die Wahrheit ist… seit der ganzen Sache ist mein Leben ein ganz schönes Desaster… Vielleicht hatte ich gehofft ein paar Antworten zu finden, oder eine neue Perspektive. Irgendetwas, dass mich aus diesem Loch holen könnte, in dem ich seitdem stecke.“ Nao schnaubte, worauf Akio sie fragend ansah. „Du willst also, dass ich dir mit deinem erbärmlichen Leben helfe? Such dir was aus: Klauen oder Pistole!“ Tom sah sie strafend an. „Nao… ich denke nicht, dass das sein Beweggrund war.“ – „Na und? Ich bin keine Kindertagesstätte! Einer von euch ist mir bereits zu viel!“ – „Uhm…“ unterbrach sie Akio. „Ich könnte dir vielleicht von Nutzen sein.“ Nao sah ihn fragend an. „Du hast dir ja bereits einen ganz guten Namen gemacht hier in Tokyo. Auch wenn die Polizei dir bis jetzt nicht auf die Schliche gekommen ist, sind deine Undercover-Charaktere nicht durch irgendwelche Dokumente gedeckt. Außerdem: Du möchtest Informationen über Sakura Midori haben, nicht wahr? Morgen ist sie ab 19:30 Uhr in ihrem Hotelzimmer. Das wäre ein guter Zeitpunkt zuzuschlagen. Zwei Bodyguards sind vor der Tür postiert und fünf außerhalb des Gebäudes. Es gibt eine Seitenstraße zwei Ecken weiter von der aus du die Sache starten könntest.“ Nao sah ihn ungläubig an, worauf Akio beschämt zur Seite blickte. „Ich dachte mir, dass ich etwas bräuchte, um dich zu überzeugen, daher habe ich schon ein paar Nachforschungen betrieben. Ich hätte auch noch Informationen über weitere deiner Ziele, für den Fall, dass dieser schon erledigt gewesen wäre…“ Nao überlegte kurz, dann ging sie musternd um Akio rum. Dieser folgte ihr nervös mit dem Blick, verkniff es sich aber sich großartig zu bewegen. „Also gut.“ Sagte Nao schließlich. „Vielleicht bist du ja gar nicht so unnütz. Ich gebe dir eine Chance. Aber du musst dir im Klaren sein: Wenn du mich verrätst oder mir mit irgendetwas zu sehr auf den Wecker gehst…“ Sie trat hinter ihn und packte ihn fest an den Schultern, ihr Gesicht neben seines haltend. „…dann bringe ich dich um. Und du wirst leiden, bevor ich dich von deiner kläglichen Existenz erlöse.“ Akio schluckte. Er nickte zustimmend und Nao ließ ihn wieder los. „Allerdings schätze ich, ich kann dich schlecht hier alleine rumlaufen lassen, wenn du für mich arbeitest. Ich hab noch ein paar Kellerräume im Haus frei, da kannst du einziehen, wenn die Sache hier gut läuft.“ Sagte Nao und machte sich auf den Weg zu ihrem Motorrad. „Bis dahin halt dich schön bedeckt. Komm morgen um 20:00 Uhr zu dem Hotel, bleib dort in der Nähe aber lass dich nicht entdecken!“ Akio nickte zustimmend und die drei trennten sich. Am Abend fanden sich Nao und Tom zum Essen zusammen. „Find ich ja niedlich, dass du hier das Hausmütterchen spielst. Immerhin, nachdem du mir heute die Tour versaut hast.“ – „Zum letzten Mal: Es war keine Absicht.“ Raunte Tom und griff sich sein Wasser. „Traust du diesem Akio?“ fragte er schließlich. Nao lachte. „Natürlich nicht! Ich vertraue niemandem. Aber er könnte sich wirklich als nützlich erweisen. Solange er im Keller an seinem Computer sitzt, geht er mir auch nicht auf den Geist. Und für den Fall, dass er krumme Dinger macht, räume ich ihn einfach aus dem Weg. Glaubst du, er könnte für irgendwelche von Iwan’s Handlangern arbeiten?“ Tom überlegte kurz. „Es wäre nicht undenkbar, wobei es sein könnte, dass er von irgendeiner Konkurrenz-Organisation angeheuert wurde. Er verfügt über eine Menge Wissen von Iwan’s Arbeit. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass er keinerlei handfestes Material hat, das er verwenden könnte. Iwan war dafür viel zu vorsichtig.“ Nachdem sie zu Ende gegessen hatten, machten sich die beiden bald auf ins Bett. Der nächste Tag war verregnet und grau. Nao nutzte die Zeit um ihre Ausrüstung ein bisschen aufzupolieren, während Tom einige Telefonate führte, um mehr über Akio heraus zu finden. Offenbar war, was er gesagt hatte, wahr gewesen. Seit er aus Iwan’s Labor geworfen wurde, hatte er sich in Japan mit einigen Teilzeit-Jobs über Wasser gehalten. Da er von Iwan keinerlei Zeugnis ausgestellt bekommen hatte und man so nicht nachvollziehen konnte, was er die vergangenen Jahre getan hatte, bekam er in seinem Berufsfeld keine Anstellung mehr. Vor drei Monaten war sein letzter lebender Verwandter, sein Onkel, an einem Herzinfarkt gestorben und ihm drohte nun die Wohnungskündigung, da das wenige Geld aus seinen Teilzeit-Beschäftigungen nicht mehr ausreichte. Am Abend machten sich Nao, Tom und Snatcher auf zu dem Hotel, in dem sich Nao‘s Zielperson befand. Nao fand Akio schließlich in einer Nebengasse. „Du bist also hier. Sehr gut. Dann wollen wir doch mal sehen, ob deine Informationen richtig waren.“ Sagte Nao und verschwand. Akio und Tom blieben zurück und warteten. Eine lange Zeit lang herrschte Stille zwischen den beiden und man hörte nur das Rauschen des Regens. Langsam wurde es dunkel. „Ich hoffe sehr für dich, dass du nichts im Schilde führst.“ Sagte Tom schließlich. „Habe ich nicht. Das hier ist meine letzte Chance, sonst sitze ich bald auf der Straße.“ – „Du könntest doch, wenn es so einfach für dich ist, einfach in irgendeine Bank hacken und dir da dein Geld holen. Warum so?“ – „So einfach ist das nun auch wieder nicht. Es ist wesentlich einfacher, gewisse Dokumente zu fälschen, als sich mal eben in ein Bankensystem zu hacken und sich selbst Geld zu überweisen ohne, dass es niemand mitbekommt.“ - „Also arbeitest du lieber für eine Auftragskillerin? Ich meine, verzweifelt oder nicht, das ist immer noch ein ziemlicher Schritt.“ Akio grinste, was Tom etwas verunsicherte. „Ich denke wir beide haben unter Dr. Nowak so einiges schlimmeres getan als das. Und du hilfst ihr offensichtlich auch. Benjamin war dein Name, richtig?“ – „Das war er, ja. Wir können später darüber reden. Jetzt ist für mich erst einmal wichtig, dass Nao nichts passiert.“ Tom ging ein Stück nach vorne um besser auf das Hotel blicken zu können. „Du solltest besser nicht so weit nach vorne gehen. Die Bodyguards patrouillieren das Gelände.“ Sagte Akio besorgt. „Keine Sorge, ich weiß was ich tue.“ Sagte Tom und blickte um die Ecke, nur um dann augenblicklich wieder zurück zu kommen. „Mist…“ sagte er mehr zu sich selbst und Akio wusste, dass etwas schief gelaufen war. Wie bestellt kam Nao plötzlich vom Dach eines der Häuser um sie herum gesprungen und steckte ihre Waffe weg. „Was ist los, warum seid ihr so nervös?“ fragte sie, als schon zwei Bodyguards um die Ecke kamen. Von der anderen Seite hörte man ebenfalls Schritte näher kommen. „Ernsthaft…?“ sagte Nao genervt. „Hey, wer ist da?! Was macht ihr da??“ rief einer der Bodyguards. Tom drängte sich nach vorne. „Gar nichts! Wir suchen nur das Haus eines Bekannten von mir.“ Versuchte er die beiden Kraftpakete zu beschwichtigen. Schließlich kamen aus der anderen Richtung noch drei weitere dazu. Präventiv griff Nao nach einer ihrer Waffen. „Du da! Was hast du da??“ keifte ein anderer Bodyguard, grade als sein Kollege eine Durchsage auf seinem Headset bekam und plötzlich einen sehr geschockten Gesichtsausdruck bekam. „Oh mein Gott… Das ist der Killer! Schnappt sie!!“ in Sekundenbruchteilen waren fünf Waffen auf die drei gerichtet. „Seht ihr? Deshalb hab ich keinen Bock auf Partner… denn wisst ihr: Ich bin schnell genug, um diesen Schüssen auszuweichen und dann diese fünf Flachzangen aus dem Weg zu räumen. Ihr beiden seid es nicht. Deshalb bin ich jetzt in der Zwickmühle: Ich kann euch schlecht einfach sterben lassen, da ich dich“ sie zeigte auf Akio „ noch brauche und du“ sie zeigte auf Tom „naja du bist mir eigentlich egal. Ich wette, das ganze ist eh deine Schuld. Trotzdem bist du ein Freund meiner Schwester also-“ – „Halt die Klappe, du Mörder! Jeff, ruf die Polizei!“ rief einer der Fünf einem anderen zu, der gleich sein Handy zückte. Nao war unentschlossen. Sie konnte nicht vor, noch zurück. Egal was sie machen würde, in beiden Fällen müsste sie Abstriche machen. Doch sie kam nicht mehr dazu ihre Entscheidung auszuführen. Grade in dem Moment, als sie sich entschlossen hatte, los zu preschen, kam von dem angrenzenden Dach eine riesige Gestalt gesprungen und landete direkt auf dem Bodyguard, der gerade sein Handy in der Hand hatte. Das Wesen schlug den daneben stehenden mit einem mächtigen Hieb seines Arms an die Wand, wodurch der geradezu auseinander gerissen wurde. Das Wesen sprang auf die anderen drei zu, von denen einer auf es schoss, es scheinbar auch traf, aber nicht gut genug um es zu stoppen. Es griff sich zwei Bodyguards am Kopf und schleuderte sie mit Wucht zu Boden, sodass ihre Köpfe auf dem Asphalt zerplatzten. Den dritten, der vor lauter Angst und Entsetzen nach hinten übergekippt war, schnappte er mit seinem Maul und riss ihn auseinander. Es brauchte einen Moment bis die drei begriffen, was gerade passiert war. Nao war die erste, die der Situation Herr wurde und schob die anderen beiden hinter sich. Das Wesen war, nachdem es den letzten Bodyguard auseinander genommen hatte, am Boden geblieben. Es atmete schwer und schnaubte tief, darunter hörte man ein tiefes Grollen, wie ein Knurren, aber noch bedrohlicher. Langsam richtete es sich auf und schließlich konnte man erkennen, was da eigentlich stand. Es war ein Wolf, der wohl größer als zwei Meter sein musste. Er drehte sich langsam um. Leuchtende gelbe Augen blickten die drei an, an seinem Maul klebte noch immer ein wenig Blut, das aber bald vom starken Regen weggespült wurde. Nao musterte ihn. Nicht nur war er unglaublich groß, sondern auch muskulär und trug einige Narben auf seinem Körper. Sein Fell war komplett grau und schwarze Haare hingen ihm in langen Strähnen ins Gesicht. Große Fangzähne spiegelten das Licht einer nahen Straßenlaterne wieder. Er wollte einen Schritt auf die drei zumachen, doch als Nao ihn anknurrte und drohend die Ohren anlag, stoppte er in der Bewegung. „Ihr seid jetzt sicher…“ sagte er plötzlich mit einer tiefen basslastigen Stimme. „Aber ihr solltet nicht hier bleiben… nicht lange…“ sprach er weiter und blickte zu Boden. Nao entspannte sich etwas. „Wer bist du?“ fragte sie ihn schließlich. „Oder sollte ich lieber fragen: Was bist du?“ Der große Wolf sah Nao kurz an, dann wieder zu Boden. „Mein Name ist Logan. Logan Jones. Ich bin ein Projekt, wie du.“ Nao sah ihn entgeistert an. Ein Projekt, wie sie? „Moment… Logan Jones? Aber-“ fing Tom kurz an, wurde dann aber von Logan unterbrochen. „Ich war eine Zeit lang Nachtwächter in der Einrichtung, in der du erschaffen wurdest. Bis ich dich eines Abends entdeckte. Ich habe mich in einem Korridor rumgetrieben, in dem ich nichts zu suchen hatte und wurde erwischt. Anstatt mich einfach rauszuwerfen, haben sie mich zum Forschungsobjekt gemacht und mich in das transformiert, was du jetzt vor dir siehst. Als ich davon gehört habe, dass das Hauptlabor zerstört wurde, bin ich ausgebrochen. Sie haben gesagt, du bist entkommen, also hab ich nach dir gesucht. Du warst das einzige andere Projekt, das mir bekannt war. Du bist stark. Ich will dir folgen.“ Nao sah ihn verwirrt an. »Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl bei der Sache...« dachte sie bei sich. Sie drehte sich zu Tom um. „Kennst du ihn?“ Tom sah Logan an, der ihm einen auffordernden Blick zuwarf. „Ja, ich kenne ihn. Ich wusste nicht, was sie mit ihm angestellt hatten, nachdem sie ihn erwischt hatten… Also willst du dich Nao anschließen? Warum?“ Logan blickte wieder zu Boden. „Ich habe nicht wirklich einen anderen Ort an den ich gehen könnte. Wenn ich schon ein Projekt sein soll, dann will ich wenigstens einem anderen Projekt folgen. Ich kann kämpfen. Ich töte wen immer du willst, aber bitte…“ er ging auf die Knie. „Bitte lass mich bei dir bleiben.“ Nao ließ die Situation einen Moment auf sich wirken. Einerseits hatte Logan sie gerade gerettet, andererseits war er ein wahres Biest, das eine unkontrollierbare Gefahr darstellen könnte. Sie blickte auf die Überreste der Bodyguards. „Woher soll ich wissen, dass du nicht irgendwann an meiner Kehle hängst? Hast du deine Kräfte unter Kontrolle?“ Logan antwortete nicht und blickte wieder zu Boden. „Außerdem bin ich nicht die Wohlfahrt. Nur weil wir ein ähnliches Schicksal teilen heißt das nicht, dass du dich automatisch bei mir einquartieren kannst. Was hab ich bitte davon? Und komm mir nicht mit so einem ‚ich töte jeden für dich‘- Scheiß. Ich brauche dich nicht zum töten.“ Logan überlegte kurz und sah dann auf. „Ich bin ein ganz guter Koch…“ Nao, drehte sich interessiert zu ihm um. „Und wenn das nicht reicht, dass du mich aufnimmst, kann ich auch den Hausputz übernehmen. Aber bitte, lass mich bleiben!“ flehte er sie erneut an. Nao schmunzelte. „Soso. Nun, ich überlege es mir. Akio!“ der angesprochene drehte sich hastig um. „Du fährst bei mir mit. Wollen doch mal sehen, ob Logan es schafft, Tom sicher bis zum Haus zu schaffen. Ich will keine Kratzer an ihm sehen, ich brauche ihn noch.“ Tom sah Nao entgeistert an. „Was? Wieso das jetzt auf einmal??“ Nao lachte. „Nun, irgendwie müssen wir ja alle zurück kommen. Und ich will mit Akio noch sein Zeug holen, damit er bei uns einziehen kann.“ Akio sah sie überrascht an. „Also habe ich den Test bestanden?“ fragte er vorsichtig. „Sagen wir mal, du hast dir eine Probezeit erarbeitet. Und jetzt hoppla, ich hab keinen Bock hier weiter durchnässt zu werden.“ Die beiden gingen los zu Nao’s Motorrad, fuhren los und ließen Tom und Logan zurück. Einige Zeit verging in der sich die beiden anschwiegen, bis Tom schließlich das Wort ergriff. „Warum hast du ihr nicht die Wahrheit gesagt?“ Logan blitzte ihn mit seinen gelben Augen an. „Sie muss es nicht wissen. Es würde die Sache unnötig kompliziert machen.“ Tom schnaubte. „Wenn du auch nur ansatzweise ihr Vertrauen gewinnen willst, dann solltest du lieber ehrlich zu ihr sein. Es ist keine Kleinigkeit ihr zu verschweigen, dass du ihr Bruder bist. Was, wenn sie es durch Zufall herausfindet?“ Logan richtete sich auf. „Dann werde ich mich ihrem Urteil unterziehen. Welche Strafe sie mir dafür auch auferlegen mag, ich werde sie annehmen. Aber nichts wird mich davon abhalten bei ihr zu bleiben. Ich werde meine kleine Schwester beschützen. Um jeden Preis!“ Sirenenklang unterbrach die beiden in ihrem Gespräch. Logan packte sich Tom, ohne weiter nachzufragen und sprang über die Dächer davon. Zuhause war Nao bereits dabei, Akio in sein neues Zimmer zu helfen. „War es wirklich notwendig den halben Häuserkomplex in Brand zu stecken?“ fragte Akio und stellte eine Kiste neben seinen Schreibtisch. „Wenn du willst, dass die Leute dich wirklich für tot halten, ja! Das Feuer musste heiß genug werden, dass sämtliche Beweise vernichtet werden.“ Nao warf einen Blick auf die Geräte, die Akio aufbaute. „Hm, ne Menge Technik, die du hier anschleppst. Hoffentlich kannst du mir wirklich von Nutzen sein damit.“ Akio hob einen weiteren Rechner auf den Tisch. „Immer noch Zweifel? Keine Sorge! Es gibt so ziemlich kein System, in das ich mich nicht hacken kann. Die einzige Ausnahme bisher waren Iwan’s Systeme. Aber alles hat einen Schwachpunkt und ich finde ihn!“ lächelte Akio Nao siegessicher an, die darauf nur die Stirn runzelte. Mit einem kurzen „Na, mach du mal.“ ging sie wieder rauf, wo gerade Tom und Logan auf der Veranda standen. „Sieh an! Ihr habt es also auch mal hierher geschafft.“ Logan wrang sein Shirt aus und schüttelte ein bisschen Wasser aus seinem Fell. „Wir mussten einige Umwege nehmen, da es überall von Polizei und Feuerwehr gewimmelt hat. Brrr… es ist ganz schön kalt in den nassen Klamotten.“ Tom wollte gerade rein gehen, als Nao ihm den Weg versperrte. „Nichts da. Mit den nassen Klamotten kommst du hier nicht rein. Strafe muss sein. Du hast jetzt das zweite Mal dafür gesorgt, dass ich in Schwierigkeiten gekommen bin. Also wirst du mir nicht den Teppich versauen nur weil dir ein bisschen kalt ist.“ – „Soll ich etwa hier draußen bleiben, bis die Klamotten von alleine trocknen? Hier draußen sind es nur knapp 5°C.“ Nao zeigte an ihm vorbei. „Da ist eine wunderbare Wäscheleine gleich über dir gespannt. Runter mit den nassen Sachen und da dran. Vorher kommst du hier nicht rein.“ Sie sah zu Logan. „Das gleiche gilt für dich. Wobei ich dir sogar empfehlen würde, die Sachen gleich wegzuwerfen, so wie die aussehen…“ Logan sah an sich runter. Das Muscle-Shirt, das er trug hatte bereits eine Menge Löcher, der Jeans, die er trug, fehlte bereits ein großer Teil des rechten Hosenbeins und alles war furchtbar dreckig. „Ich habe kein Geld, um mir andere Sachen zu kaufen.“ Sagte er missmutig, zog das Shirt aus und hing es an die Leine. „Wenn du deinen Job gut machst, leih ich dir eben was. Kann dich ja nicht rumlaufen lassen, wie einen Straßenköter.“ Raunzte Nao, ließ dabei ihren Blick über Logan’s Körper wandern. „Also mich kriegst du nicht dazu, meine Sachen hier einfach auszuziehen.“ Schnaubte Tom mit einem leichten Rotschimmer auf dem Gesicht. „Dann viel Spaß hier draußen. Die Nacht soll ziemlich kalt werden. Ich bin sicher, wenn du dir Logan’s Klamotten von der Leine holst wirst du es schon überleben.“ Grinste Nao und beäugte Logan dabei, wie er sich den Resten seiner Jeans entledigte. „Hm, sieht aus, als wäre deine Statur nicht das einzige, was an dir groß ist.“ Kicherte Nao vor sich hin. Logan sah sie kurz fragend an, bedeckte dann, sobald er begriffen hatte, was sie meinte, voll Schamesröte seine Blöße. „Du bist echt unverbesserlich, Nao…“ seufzte Tom. Nao machte derweil Logan Platz, sodass er eintreten konnte und reichte ihm ein Handtuch. „Nun, wenn du nicht erfrieren willst, spielst du lieber mit. Er hier hat es offenbar begriffen.“ Ein kalter Luftzug fuhr Tom in den Nacken. Nao ließ ihm keine Wahl, also fing er schließlich ebenfalls an, sich seiner Kleidung zu entledigen. Er versuchte so gut es ging, ihren Blicken auszuweichen, die Sache war ihm einfach zu peinlich. Nao sah ihn plötzlich überrascht an. „Das ist also die Narbe von der ich in dem Bericht gelesen habe. Ich hab sie nie in voller Länge gesehen.“ Tom sah zu ihr und war überrascht, wie ernst Nao ihn gerade anblickte. „Naja, ein Blitz solcher Stärke hinterlässt Spuren…“ sagte er und hing seine Jeans an die Leine. Er wollte gerade dazu ansetzen, seine Unterwäsche ebenfalls auszuziehen, als Nao ihn unterbrach. „Das da kannst du anlassen. Sieht trocken genug aus.“ Tom war erstaunt. „Also willst du mich gar nicht demütigen…?“ sagte er perplex. Nao lachte. „Hab ich das nicht schon? Hier.“ Sie reichte ihm ein Handtuch und ließ ihn rein. Tom war noch immer leicht fassungslos. Er hatte erwartet, dass Nao diese Nummer bis zum Ende durchziehen würde und ihn nicht so leicht vom Haken lassen würde. „Allerdings habe ich auch eine schlechte Neuigkeit. Der Wasserboiler hat eben den Geist aufgegeben und im Speicher ist grade noch genug Wasser für eine Dusche drin. Ihr müsst also wohl oder übel zusammen duschen gehen.“ Grinste Nao die beiden schließlich an. „Und wehe einer von euch sagt jetzt, er bräuchte keine Dusche! Logan stinkt, wie ein ganzer Zwinger voller nasser Hunde und du hast so viel Dreck im Fell, man könnte meinen, du wärest kein schwarzer sondern ein brauner Labrador.“ Logan und Tom sahen sich kurz an. „Na wenn es sein muss… das ist nun wirklich ein kleineres Problem.“ Seufzte Tom. Nao kicherte. „Na wenn du das sagst. Ich werde mir jetzt ein wohlverdientes Schläfchen gönnen. Ach ja, Logan! Du kannst dir eins der Kellerzimmer aussuchen, was noch nicht besetzt ist.“ Mit diesen Worten machte sich Nao die Treppe rauf. Sie wusste genau wie klein die Dusche war und stellte sich vor, wie die beiden sich zusammen dort rein quetschten. Bei dem Gedanken musste sie unweigerlich weiter lachen. Am nächsten Morgen kam sie müde die Treppe runter gewankt. Noch im Halbschlaf bemerkte sie endlich den Geruch, der schon die ganze Zeit in der Luft gehangen hatte. Es roch nach… Frühstück? Sie ging um die Ecke zur Küche und staunte nicht schlecht, was da alles auf dem Tisch stand. Rührei, Pfannkuchen, frischer Toast, Kaffee, Orangensaft und, und, und. Als Nao all die Leckereien auf dem Tisch verarbeitet hatte, fiel ihr erst Logan auf, der noch am Herd stand und Bacon briet. Er sah schließlich zu ihr rüber. „Guten Morgen.“ Sagte er freundlich. Nao rieb sich die Augen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sich Logan gleich so ins Zeug legen würde. Bei näherer Betrachtung fiel ihr auf, dass das Haus auch nur so strahlte vor Sauberkeit. Bei einem Blick nach draußen sah sie frisch gewaschene Wäsche auf der Leine hängen. Nicht mehr die nassen, dreckigen Sachen von gestern. „Schätze ich mache meinen Job gut, wenn du so überrascht bist.“ Lachte Logan und stellte den Bacon auf den Tisch. „Ich kann es nicht bestreiten…“ sagte Nao. „Ich bin wirklich überrascht.“ Ihr Blick fiel auf Logan selber und plötzlich lachte sie los. „Was hast du denn da an??“ lachte sie laut und hielt sich bald darauf den Bauch. Logan sah an sich runter und wurde rot. „Tom wollte mir etwas von seinen Sachen leihen aber das war mir alles zu klein, also musste ich improvisieren…“ raunte er vor sich hin. Logan hatte sich offenbar ein paar Gardinen mit Blumenmuster als Lendenschurz zurecht geschnitten. Abgesehen davon trug er immer noch gar nichts. Nao hatte Schwierigkeiten sich von ihrem Lachkrampf zu erholen, denn immer wieder wenn sie Logan ansah brach sie in neues Gelächter aus. „Ja ja, ich weiß, es ist zum totlachen…“ sagte Logan geschlagen und räumte noch ein paar Teller auf den Tisch. Schließlich gesellten sich auch noch Tom und Akio dazu, die ebenfalls sehr amüsiert über Logan’s Missgeschick waren. Schließlich wurde gemeinsam gefrühstückt und danach machten sie sich auf, etwas normalere Kleidung für Logan zu besorgen. Auf dem Polizeirevier gab es ein paar Wochen später endlich das von Shinmei erhoffte Gespräch mit dem Zeugen. Der Zeuge saß zusammen mit Hirota im Vernehmungszimmer, hinter dem bekannten einseitig durchsichtigen Spiegel wartete Shinmei. „Ich sage es Ihnen doch, ich weiß wirklich nicht mehr als ich Ihnen schon gesagt habe!“ beteuerte der Zeuge eindringlich. „Leider kaufe ich Ihnen das nicht ab, Herr Kiriyagi. Ihr Alibi mag zwar lupenrein sein, aber wer sagt denn, dass sie das Verbrechen selbst begangen haben? Sie haben ein sehr gutes Motiv, warum sie Moronobu aus dem Weg haben wollten. Wir haben uns die Mühe gemacht und mit ihrer Schwester in Kamakura telefoniert. Sie hat uns erzählt, sie haben ihr öfter davon erzählt, dass sie von Moronobu bedroht worden sind. Er soll sie sogar erpresst haben.“ Kiriyagi sprang auf. „Selbst wenn dem so ist, würde ich doch niemanden einfach umbringen! Ich weiß genau, dass sie nichts gegen mich in der Hand haben und ich werde mich an Ihre Vorgesetzten wenden. Dass sie mich wegen einem abgeschlossenen Fall noch so in die Ecke drängen und mir einen Mord anhängen wollen! Ungeheuerlich!“ Hirota blieb entspannt sitzen. „Und woher wissen Sie bitte, dass ich nichts gegen Sie in der Hand habe?“ – „Das wurde mir versichert-!“ platzte Kiriyagi heraus, nur um im selben Moment zu realisieren, was er gerade gesagt hatte. Shinmei lehnte sich interessiert nach vorne. „Es wurde Ihnen versichert? Von wem?“ hakte Hirota nach. Kiriyagi stockte „N-Nichts! Ich habe mich nur versprochen. Was ich meinte war, dass man mir von der Polizei versichert hatte, dass man mich nicht weiter belästigen würde.“ Er setzte sich wieder hin. „Hören Sie, Herr Kiriyagi: Wenn Sie etwas wissen, sagen Sie es! Ich würde sogar soweit gehen, Ihnen Straffreiheit zu garantieren, so ernst ist mir diese Sache.“ Kiriyagi sah ihn entgeistert an. „Verbrechen werden jeden Tag begangen, aber in letzter Zeit haben wir einen enormen Anstieg der Morde in ganz Tokyo festgestellt. Das kann kein Zufall sein. Also sagen Sie uns, was Sie wissen!“ Kiriyagi schluckte. „Ich kann nicht…“ sagte er schließlich leise und sah ängstlich zu Boden. „Ich kann nicht darüber reden. Wenn ich irgendetwas ausplaudere, bin ich ein toter Mann!“ Shinmei und Hirota sahen überrascht zu dem Zeugen, der jetzt seine Hände in seinen Haaren vergrub. „Ich habe bereits zu viel gesagt! Sie wird mich finden! Sie wird mich abmurksen! AAAAAAaaaahhh!!!!“ plötzlich sprang Kiriyagi auf und rannte aus dem Verhörraum, raus aus dem Polizeipräsidium. Hirota war sogleich aufgesprungen und versuchte ihm zu folgen. Er konnte noch sehen, wie Kiriyagi aus dem Gebäude rannte und plötzlich ertönte ein Schuss, gefolgt von lautem Geschrei. »Nein…!! Das ist unmöglich!!« dachte Hirota noch, als er vor die Tür trat. Am unteren Ende der Treppe lag Kiriyagi, mit einem gezielten Kopfschuss ausgeschaltet. Hirota sah sich um. Es gab eine Menge hoher Gebäude um das Präsidium herum, nirgendwo konnte er irgendetwas entdecken. Shinmei trat dazu, die Hände in seinen Taschen. „Das ist Beweis genug für mich. Wir haben es mit einem Profi zu tun. Und wenn man ihm glauben darf, ist es eine weibliche Person.“ Hirota biss sich auf die Unterlippe. „Ich werde persönlich dafür sorgen, dass diese Schlampe in der Todeszelle landet!“ – „Wir sollten das dem Direktor melden. Die Sache ist größer als wir dachten.“ Hirota nickte und die beiden begaben sich zurück ins Präsidium. Am Abend räkelte sich Nao zufrieden auf der Veranda als Akio zu ihr heraus trat. „Uhm, Boss?“ als Antwort bekam er nur ein kurzes Knurren seitens Nao. „Also der Zeuge ist zwar jetzt tot, aber die Aktion direkt vor dem Polizei-Präsidium hat für eine Menge Aufruhr gesorgt. Es gibt zwar keinerlei Spur, die zu uns führt, aber ich würde dennoch darum bitten, etwas mehr Vorsicht walten zu lassen.“ Logan kam aus der Küche dazu. „Vielleicht wäre es besser, wenn du nicht mehr selbst die Aufträge annimmst. Auch wenn du sagst, normalerweise würden sie dein Gesicht nicht sehen, aber es braucht nur einer einen flüchtigen Blick zu erhaschen und bei einer Gegenüberstellung fällst zu auf wie… uhm… ein bunter Hund, im wahrsten Sinne…“ Akio nickte und Nao richtete sich genervt auf. „Ihr könnt einem echt auf die Nerven fallen, wisst ihr das? Fein, lass ich Snatcher eben ab jetzt mit den Kunden verhandeln. Euch Flitzpiepen traue ich das mit Sicherheit nicht zu. Und da Tom ja wieder zurückfliegen musste, kann ich ihn auch schlecht dazu zwingen, das zu übernehmen.“ – „Wir sagen das, weil wir uns um dich sorgen, Nao. Nicht um dich zu ärgern.“ Sagte Logan verständnisvoll und erntete einen genervten Blick von Nao. „Geh du mal lieber schön zurück in deine Küche, du Hausfrau!“ schickte Nao ihn weg. „Ich hätte hier vielleicht etwas, was dich interessieren könnte, Boss.“ Akio nahm sein Laptop hervor, legte es neben Nao und öffnete ein Dokument. „Wer ist das?“ fragte Nao. Auf dem Bildschirm war das Bild eines braunfelligen Retriever-Mixes zu sehen und einige Informationen daneben. „Ben Walker… Wer soll das sein?“ – „Ben war ebenfalls ein Wachmann im Labor. Auch er wurde gefeuert, weil er sich dir zu sehr genähert hat. Ich hab mich damals oft mit ihm unterhalten. Er weiß eine ganze Menge über das Finanzwesen und er ist ausgezeichnet darin, Leuten das Geld aus der Tasche zu leiern. Und auch wenn er wirklich viel redet, ist er ein guter Kerl. Er hat mich neulich kontaktiert, nachdem er gehört hat, dass das Hauptlabor zerstört wurde, um zu fragen, ob bei mir alles okay ist. Er meinte, er selbst würde momentan eine Möglichkeit suchen, unterzutauchen, um so ein paar Typen aus dem Weg zu gehen, denen er einiges an Kohle abgeknöpft hat. Und da dachte ich- “ – „Nein!“ unterbrach ihn Nao. „Ich brauche nicht noch einen von eurer Sorte hier. Ihr beiden seid mehr als genug. Und jemand der viel redet ist mir sowieso zu nervig.“ Nao stand auf. „Aber er könnte uns in der gerade besprochenen Angelegenheit helfen. Er kann Kunden an Land ziehen, weiß genau wie man mit denen am besten redet. Und er kann bestimmt noch eine Menge mehr Kohle aus denen raus leiern, als du ohnehin schon verdienst.“ Nao kam Akio entgegen bis sich ihre Nasen fast berührten. „Ließ es mir von den Lippen ab, Akio: Neeeeiiiiiin! Damit wäre das erledigt! Ich will da nichts mehr von hören!“ und damit ging Nao nach drinnen und die Treppe hoch. Man hörte ein lautes Türknallen und Akio und Logan war klar, dass das Thema nicht mehr anzusprechen war. Vier Tage später fand in einem der Nobelhotels im Zentrum von Tokyo ein Maskenball statt, zu dem viele hochrangige Politiker und Geschäftsleute eingeladen waren. Der Veranstalter lud alle fünf Jahre zu diesem speziellen Treffen ein. Allgemein galt das Gerücht, dass bei diesem Treffen eine Menge Geschäfte abgeschlossen wurden und große Mengen an Geld den Besitzer wechselten. Wie jedes Jahr hatte der Veranstalter auch wieder einige bekannte Musiker und Bands eingeladen, dort zu spielen. Darunter auch die Sängerin Carmen Garcia Álvarez, die sich in den letzten Monaten einen Namen gemacht hatte mit ihrer klaren Singstimme. Nach ihrem Auftritt machte sich Carmen zur Bar auf, um sich etwas zu entspannen. Ein dicklicher Kater machte sich mit einigen weiteren Herren zu ihr auf. „Carmen! Das war mal wieder ein wundervoller Auftritt!“ Carmen drehte sich um. Leuchtend grüne Augen blickten durch die aufwendig mit Federn geschmückte Maske. „Vielen Dank, Herr Uzumaki. Ich wusste gar nicht, dass Sie auch hier auf diesem Ball eingeladen sind.“ Uzumaki lachte. „Sie haben mich trotz meiner schönen Maskierung erkannt, das nenne ich ein gutes Auge.“ Carmen lächelte. „Oh es war mehr ihre Stimme, Herr Uzumaki. Sie ist einfach unverkennbar.“ – „Das sollte ich eigentlich zu Ihnen sagen.“ Er sah sich um. „Nun haben wir uns schon so oft gesehen, Fräulein Carmen, und nie sind sie in Begleitung unterwegs. Wie ist das nur möglich, eine schöne Frau, wie Sie?“ Carmen lachte verlegen. „Nun, ich bin nicht alleine hier, aber der werte Herr ist leider gerade nicht in der Nähe.“ – „So ist das! Nun, das ist schade, ich hätte ihn gerne kennen gelernt. Wir sehen uns dann sicherlich später noch.“ Sagte Uzumaki und verschwand. Einer der Herren, die mit ihm unterwegs waren, ließ sich zurück fallen und ging zu Carmen zurück. „Entschuldigen Sie, werte Dame, mein Name ist Takao Koide, ich bin ein Geschäftspartner von Herrn Uzumaki. Habe ich das gerade richtig verstanden, ihr Mann hat Sie hier vollkommen alleine gelassen?“ – „Oh nicht vollkommen alleine. Er hat nur wichtige Gespräche zu führen und nach meinem Auftritt habe ich ohnehin gerne meine Ruhe.“ Carmen sah sich den Herrn vor ihr genauer an. Ein leicht übergewichtiger grauer Weimaraner mit weißen Haaren und leichtem Bartansatz. „Ich finde es trotzdem empörend eine hübsche Lady, wie Sie, hier einfach so alleine rumsitzen zu lassen. Ich lade Sie auf einen Drink ein!“ – „Aber-…“ – „Keine Widerrede! Nach diesem Auftritt haben Sie sich das verdient!“ Koide orderte für Carmen und sich einen Drink nach dem nächsten und wurde zunehmend anzüglicher, was Carmen mehr und mehr verunsicherte. „Nun, es war wirklich nett von Ihnen, mir so viele Drinks auszugeben, aber ich sollte nun wirklich mal nach meinem Mann suchen gehen. Huch!“ Koide zog Carmen an der Hüfte zu sich zurück. „Aber, aber, meine Schöne. Dieser Rumtreiber sollte Ihnen doch gestohlen bleiben. Kommen Sie doch mit mir auf mein Zimmer und geben mir eine kleine Privatvorstellung!“ Carmen versuchte sich aus der ungewollten Umarmung zu befreien, als plötzlich eine weitere Stimme hinter ihnen ertönte. „Was machen Sie da bitte mit meiner Frau?“ Erschrocken blickte Koide hinter Carmen, wo jetzt ein Herr mit Frack und einer ähnlichen Maske stand, wie sie Carmen trug. „Uh…uhm… sie sind…?“ stammelte er. „Carmen’s Ehemann! Mein Name ist Pedro Fernández Diaz und ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie meine Frau in Ruhe lassen würden!“ er befreite Carmen aus dem Griff von Koide und zog sie durch die Menge, weiter weg von dem ganzen Getümmel. „Bist du in Ordnung, Schatz?“ Carmen sah ihn wütend an. „Wer bist du?“ Pedro verschränkte gespielt böse die Arme. „Na, wer bin ich wohl? Dein Ehemann natürlich! Pedro! Erkennst du mich nicht, Carmen Liebling?“ – „Ich gebe dir noch eine letzte Chance: Pack aus, oder ich werfe dich vom Dach!“ zischte Carmen, worauf Pedro leicht zurück fuhr. Er sah sich kurz um, ob jemand in der Nähe war, dann zog er die Maske hoch und grinste seinen Gegenüber an. „Ben Walker…! Also hat Akio doch nicht dicht gehalten, wie ich ihm befohlen habe!?“ Ben zog die Maske zur Sicherheit wieder an. „Es ist nicht seine Schuld. Ich bin einfach zu gut in dem, was ich tue. Aber mal ehrlich: Du musst zugeben, mein spanischer Akzent ist 1a mit Sternchen, oder Nao?“ zwinkerte er Nao zu. „Du kannst dir deinen Akzent in den Arsch schieben. Dank dir darf ich mir jetzt überlegen, wie ich wieder an den Typen rankommen kann.“ – „Naja, die Situation sah nicht gerade passend aus, da dachte ich, ich komme mal helfen. Außerdem habe ich gehört, dass man sich dir erst beweisen muss, um in dein Team aufgenommen zu werden. Das hier wäre die Gelegenheit für mich! Gib mir ne Chance! Bitteeee!“ flehte Ben Nao an, die alles andere als begeistert war. „Tch, was lässt dich bitte glauben, dass du das drauf hast?“ Ben grinste unter seiner Maske. „Ganz einfach, Baby: Das ist alles nur ein Spiel. Und ich werde es gewinnen!“ Nao schnaubte kurz aber schließlich gingen die beiden zurück zum Ballsaal, wo ihnen Uzumaki mit seinem Gefolge und auch Koide entgegen kamen. „Fräulein Carmen, es tut mir unheimlich Leid, was da mit Koide passiert ist. Und bei Ihnen möchte ich mich natürlich auch entschuldigen Herr Diaz!“ er verneigte sich kurz. „Koide!“ rief er und Koide kam reumütig hervor und verbeugte sich ebenfalls. „Es tut mir sehr leid.“ Sagte auch er. „Hm…“ erwiderte Pedro mit missmutiger Stimme. „Um ehrlich zu sein, bin ich nicht sicher, ob Ihr Kollege das wirklich ernst meint, Herr Uzumaki. Er ist meiner Frau deutlich zu nahe getreten, sodass man durchaus schon von se-…“ – „Bitte! Herr Diaz! Lassen Sie uns nicht über solche Dinge sprechen, nicht an diesem Abend. Wir finden sicherlich eine Möglichkeit das wieder gerade zu biegen. Vielleicht wollen sie kurz mit mir da drüben darüber sprechen?“ Uzumaki zog Pedro zur Seite, während Carmen das ganze interessiert verfolgte. Die beiden diskutierten eine ganze Weile darüber und kamen dann zurück. Pedro nahm seine Frau in den Arm und flüsterte ihr ein „Alles geregelt, Schatz.“ zu. Der Rest des Abends verlief ruhig. Pedro hatte noch einige angeregte Gespräche mit einigen der Geschäftsleute und Carmen hatte noch einen weiteren Auftritt. Langsam war es Zeit für die Gäste, sich zu verabschieden. Einige Gäste des Balls hatten sich für den Aufenthalt ein Zimmer im Hotel gemietet, darunter auch Carmen. „Schickes Zimmerchen. War bestimmt nicht billig!“ staunte Ben während er durch das Zimmer ging. „Und was für ein gemütliches Bettchen für ein liebendes Ehepaar.“ Grinste er und wollte sich bereits auf das Bett schmeißen, als ihn Nao bremste. „Nichts da! Wir haben noch zu tun. Immerhin dachte ich, du willst dich beweisen?“ – „Aber… ich dachte das hätte ich bereits?“ Nao gab ihm ein kurzes, verächtliches Lachen. „Als ob. Du hast ein paar Reden geschwungen, fein. Aber das ganze ist dir alles herrlich leicht gefallen. Ich will sehen, wo deine Grenzen liegen. Und ob du über sie hinaus gehst, um deinen Job für mich zu machen.“ Ben sah sie fragend an. „Sag, Akio hatte mir da ein paar Informationen über dich gezeigt. Stimmt es, dass du hetero bist?“ – „Ja… was hat das damit zu tun?“ Nao grinste. „Oh, eine Menge. Ich hatte gerade die perfekte Idee, wie du dich beweisen kannst.“ Später in der Nacht wollte Koide grade ins Bett gehen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Er öffnete und war überrascht Carmen mit Tränen in den Augen vor sich zu sehen. „Carmen? Ist… ist alles in Ordnung?“ Plötzlich kam sie ihm entgegen und umarmte ihn. Er stolperte zurück in den Raum während die Tür wieder ins Schloss fiel. „Sie hatten Recht, Herr Koide.“ Sagte Carmen, während sie ihr Gesicht an Koide’s Brust presste. „Mein Ehemann ist eine furchtbare Person. Ich habe ihn heute Nacht mit einer anderen Frau erwischt.“ - „Ohje, das ist furchtbar, Carmen! Es tut mir so leid! Uah!“ sagte er während Carmen ihn auf sein Bett drückte. „Ich will es ihm heimzahlen.“ Sagte sie plötzlich und blickte in Koide’s Augen. „Würden Sie mir helfen?“ Koide war verwirrt. „Aber… eben auf dem Ball…?“ Carmen drückte ihre Lippen auf seine und schob ihre Zunge in seinen Mund. „Ich will ich nur vergessen. Bitte! Ich brauche Sie!“ sagte sie nachdem sie sich wieder etwas von ihm entfernt hatte. Sie saß nun praktisch direkt auf seinem Schritt und konnte spüren, dass er ihr wohl nicht mehr lange widerstehen konnte. Carmen stand auf und zog ihre Jacke aus. Sie zog etwas aus der Jackentasche, das Koide nicht direkt erkennen konnte. „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich das ganze ein bisschen… spannender mache?“ in ihrer Hand hielt sie ein Seidenband und einige Seile. Koide schluckte sichtbar. „Ich hatte keine Ahnung, dass sie auf solche Sachen stehen, Carmen…“ Carmen sah ihn fragend an. „Ist das etwas Schlechtes?“ Er lachte. „Nein! Ich probiere sowieso eine Menge neues Zeug in letzter Zeit.“ Er rutschte ans Ende des Bettes und hielt seine Hände an die Bettstange, sodass Carmen ihn leicht fesseln konnte. Sie verband ihm die Augen mit dem Seidenband und testete, ob er noch etwas sehen konnte. „Nun, ich hoffe, Sie erlauben sich nicht nur einen Spaß mit mir und lassen mich jetzt hier sitzen.“ Sagte er und lachte nervös. „Keine Sorge. Ich werde nicht verschwinden.“ Sagte Carmen und sah zum Fenster, wo Ben bereits wartete während er sich an Snatcher’s Klauen festhielt. Sein Gesichtsausdruck verriet seine momentane Gefühlslage sehr gut. Er machte einige Mundbewegungen als wollte er sagen ‚Ich werde sterben.‘ Nao ging zum Badezimmer und stellte das Wasser am Becken an. „Geben Sie mir einen kleinen Moment, ich will mich nur kurz frisch machen.“ – „O…okay.“ Antwortete Koide mit zittriger Stimme. Nao ging rüber zu dem Fenster und öffnete es sehr leise, damit Ben ins Zimmer klettern konnte. Sie zeigte auf Koide woraufhin Ben herum gestikulierte, als würde er sagen wollen ‚Oh nein! Keine Chance!‘ aber als Nao ihre Kontaktlinsen entfernte und ihn mit ihren richtigen Augen ansah, machte er sich zügig auf zum Bett während sie das Wasser im Badezimmer abstellte. Langsam und vorsichtig kletterte er auf das Bett und versuchte, nachdem er noch einmal zu Nao rüber gesehen hatte, unbeholfen Koide’s Boxershorts zu entfernen. „Na sowas, Carmen. Sie scheinen ganz schön zu zittern.“ Bemerkte Koide und Ben wollte sich gerade zu Nao umdrehen, als sie plötzlich bereits neben ihm stand. „Haha, Ich bin nur etwas aufgeregt. Mein dummer Ehemann hat mir in den letzten Monaten kaum mehr Aufmerksamkeit geschenkt.“ – „Was für eine Schande.“ Ben schaffte es endlich, Koide’s Hose komplett zu entfernen und blickte nun direkt auf seine Erektion. Er zögerte, sein Gesicht näher heran zu führen, als Nao ihn plötzlich am Nacken näher ran drückte. Es war ein wahres Wunder, dass er nicht vor Schreck irgendein Geräusch von sich gab. Langsam streckte er seine Zunge raus und begann am Schaft auf und ab zu lecken und dabei so gut er konnte, seine Ekel zu unterdrücken. „Was für eine zierliche, kleine Zunge. Ich frage mich, ob ihr Mund auch so ist. Es könnte Ihnen ein paar Probleme machen.“ Lachte Koide während er langsam anfing leise durch die sanften Berührungen zu stöhnen. Ben hörte einen Moment lang auf und sah Nao mit einer erschreckten Miene an, die nur auf ihren geöffneten Mund zeigte. Er schüttelte langsam seinen Kopf, aber Nao machte ihm klar, dass sie keine Witze machte und sah ihn ernst an. „Keine Sorge, Herr Koide. Ich werde dafür sorgen, dass sie sich ganz besonders gut fühlen.“ Sagte sie und drückte Ben erneut nach vorne, der jetzt wusste, dass er keine andere Chance hatte, als mitzuspielen. Seinen Würgereiz unterdrückend nahm er Koide’s Penis in den Mund, erst nur die Spitze, und begann daran zu saugen. Nao wartete einen Moment, bis Koide wieder anfing zu stöhnen und stimmte schließlich ein, während sie Ben’s Kopf weiter und im im Rhythmus runter drückte. Ben allerdings wurde es zunehmend unangenehm. Nao drückte seinen Kopf so weit runter, dass er bereits leicht anfing zu würgen, aber da war noch etwas anderes. Nao so nah in sein Ohr stöhnen zu hören, war überraschend erregend für ihn. Es dauerte einen Moment, bis Nao Ben’s missliche Lage erkannte, aber es amüsierte sie sehr ihn sich so abmühen zu sehen. Von Zeit zu Zeit gab sie ihm einen Moment zum Luftholen, während ihre andere Hand an einen anderen Ort wanderte. Als Ben Nao’s Hand in seinem Schritt bemerkte, hätte er beinahe selbst einen lauten Stöhner von sich gegeben, aber ihre Hand in seinem Nacken ließ ihn wissen, dass er die Klappe halten sollte. Nao öffnete langsam seine Hose und zog sie runter während sie weiter in sein Ohr stöhnte. Koide amüsierte sich ebenfalls sehr und übertönte Nao’s Stöhner beinahe mit seinen. Schließlich hatte Nao Ben’s Hosen samt Unterwäsche unten und entledigte sich ebenfalls Ben’s Hemd, sodass er nun komplett nackt war. Aus ihrer Hosentasche zog sie dann eine kleine Tube, öffnete sie und drückte sie gegen Ben’s Poloch, der reflexartig nach vorne schnellte, bis ihn Nao wieder zurück bewegte. Er sah sie mit ängstlichen Augen an, als sie plötzlich leise stöhnte ‚Oh ja! Oh ja‘, dabei vortäuschend, sie hätte etwas im Mund und in einem so bedeutungsschwangeren Ton, dass Ben genau wusste, was sie nun vor hatte. Und im selben Moment, in dem er das erkannte, zog Nao seinen Kopf nach hinten, weg von Koide’s Glied, der ein bisschen überrascht war. „W-Was ist…?“ fragte er, schwer atmend. „Ich brauche Sie, Herr Koide! In mir! Jetzt!“ sagte Nao und schob Ben herum, der sie mit verzweifelter Miene ansah. Aber keine Chance, er musste zurück aufs Bett. Während Nao Koide in Position hielt, ließ sich Ben langsam auf ihn herab gleiten. »Sieht fast so aus, als hätte er das schon mal gemacht…?« dachte Nao, während sie Ben dabei zusah wie er Koide tiefer und tiefer in sich rein schob. Letztgenannter schien das alles sehr zu genießen, wenn er bloß wüsste. Ben fing an seine Hüften auf und ab zu bewegen und Nao stimmte wieder im gleichen Rhythmus zu stöhnen ein. Mit einem breiten Lächeln beobachtete sie, wie ihr Stöhnen Ben wieder aufrichtete, nachdem er während der Einführung etwas erschlafft war. Sie bewegte eine ihrer Hände zu Ben’s Glied und ergriff es sanft, ließ dabei Ben’s Bewegungen den Rest machen. Ben, der von Nao’s Aktion sichtlich überrannt war, nahm plötzlich eine seiner Hände, die er vorher zum Abstützen auf dem Bett genutzt hatte, zu seinem Mund, um zu verhindern, dass er irgendwelche Geräusche von sich gab. Er schien darüber tatsächlich zu vergessen, dass er eines anderen Mannes Glied in sich hatte. Alles was er fühlte und hörte war Nao. So war es nicht überraschend, dass seine Bewegungen schneller und schneller wurden, was schließlich Koide zum Höhepunkt brachte. Er drückte sein Becken nach oben und ergoss sich in Ben, während Nao ihren Griff um Ben’s Glied verstärkte und ihn so ebenfalls zum Orgasmus brachte. Vorsichtig zog Nao Ben vom Bett und ließ ihn auf den Boden, damit er wieder zu Atem kommen konnte. Sehr leise flüsterte sie ihm ein ‚Gut gemacht.‘ zu und ging rüber zu Koide. „Das war wunderbar, Herr Koide. Der beste Sex, den ich jemals hatte.“ Koide war noch immer schwer am atmen, als Nao eine leere Spritze in eine Plastiktüte packte. Während die beiden ihren Höhepunkt hatten, hatte sie Koide ein Gift injiziert, welches nun seine Wirkung entfaltete. „Ja… Ja es war… sehr gut… Ich bin ganz schön fertig jetzt… Ich hoffe es macht Ihnen nichts aus… falls ich… einschlafen sollte…“ Nao setzte sich zu ihm aufs Bett. „Nein, das macht mir nichts aus. Ich bin jetzt selbst sehr müde. Machen Sie nur ihre augen zu und schlafen, Herr Koide.“ Vorsichtig streichelte sie ihm über den Bauch und fühlte dabei seinen Atem langsamer und langsamer werden bis er schließlich stoppte. Sie wartete einen weiteren Moment ab bis sie wieder vom Bett aufstand. „Er ist tot. Und wir haben ne Menge aufzuräumen. Oh man, du hast ne ganz schöne Sauerei auf dem Teppich gemacht.“ Flachste Nao und gab Ben ein paar seiner Klamotten. „Also, wirst du jetzt abhauen, da du weißt ich könnte dir sowas jederzeit wieder zumuten?“ fragte sie siegessicher. Es brauchte einen Moment bis Ben wieder aufstand und als er sich umdrehte grinste er Nao nur bereit an. „Soll das ein Scherz sein? Wenn das das schlimmste ist, was mir passiert, will ich das jeden Tag. Mein sexy Boss gibt mir nen Hand Job. Das ist wohl das geilste auf der Welt!“ posaunte er siegreich heraus. Nao war geschockt, verwirrt und wütend zugleich. Aber dann erinnerte sie sich und ging hinter Ben und schlug ihm auf den Hintern. „Au!“ Ben machte einen Ruck nach vorne und hielt sich seinen sehr schmerzhaften verlängerten Rücken. „Okay, okay… vielleicht nicht GENAU wie das. Fuck, das tut weh…“ Er fing an, sich seine Kleidung wieder anzuziehen. „Es sah so aus, als hättest du sowas schon mal gemacht. Das hat mich neugierig gemacht. Kann es sein, dass du eine doch recht bisexuelle Seite an dir hast?“ fragte Nao, während sie ihm den Rest der Klamotten reichte. „Ne. Ich hatte während meiner High School Zeit einige Geldprobleme und da war dieser reiche, schwule Typ, der in mich verschossen war. Also hab ich ihm erlaubt, mich zu vögeln, wenn er meine Rechnungen für mich bezahlt. An einem gewissen Punkt wurde es ihm zu blöd, dass ich keine sexuelle Befriedigung aus der Sache gezogen hab und er hat sich anderweitig orientiert. Ende der Geschichte. Ist aber schon ne ganze Weile her, weshalb ich ein bisschen aus der Übung bin.“ Nao zog eine Augenbraue hoch. „Ich werde dich jetzt nicht nach deinen Schwanz-Reit-Fähigkeiten beurteilen. Aber nächstes Mal sollte ich wirklich etwas schwereres für dich aussuchen.“ Sagte sie während sie eine Sprühdose aus der Tasche zog. „Du solltest jetzt das Zimmer verlassen. Das Zeug kann ganz schön giftig sein.“ Ben wollte gerade das Zimmer durch die Tür verlassen, als Nao ihn stoppte. „Ben… das Fenster!“ – „Oh… ja… verstanden…“ sagte er geknickt und ging rüber zum Fenster, wo Snatcher schon wartete. Als Ben sicher in Snatcher‘s Krallen hing, kam Nao zum Fenster. „Mach nen kleinen Rundflug mit ihm über die Stadt, Snatcher. Und mach es ruhig schön spannend mit ein paar Stunts.“ – „Was???“ – „Wenn du während der ganzen Sache keinen Pieps von dir gibst, hast du meinen Test bestanden, Ben. Also, viel Spaß!“ sagte sie und ließ Snatcher mit Ben losfliegen, während sie weiter die Spuren vernichtete. Das ganze gab ihr einen Moment die letzten Wochen Revue passieren zu lassen. Sie hatte eine Menge Geld verdient, einige neue Verbündete gefunden und neue Gefolgsleute, die sie herumkommandieren konnte. Aber irgendetwas fühlte sich immer noch komisch an. Ein Unbehagen, das Nao in einer langen Zeit nicht gespürt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)