Smooth Criminal (2017 Revamp) von NaokoHara ================================================================================ Kapitel 3: Worst Case --------------------- ‚…scheint es sehr sicher zu sein, dass der Mord an Uita Yasuko durch seine Sekretärin, Mayumi Mina, begangen wurde…‘ *click* ‚…auch heute ist noch nichts Genaueres über das Verschwinden des verschwundenen Bankers bekannt…‘ *click* ‚…wird die Stadt auch diese Woche von weiteren Mordfällen erschüttert…‘ *click* ‚…Die Polizei geht davon aus, dass es nicht unwahrscheinlich ist, den plötzlichen Anstieg der Mord- und Vermissten-Fälle auf einen Serientäter zurückzuführen. Allerdings wollten sie sich nicht zu der Tatsache äußern, dass bis jetzt jeder Fall auf das nähere Umfeld der Opfer zurückverfolgt werden und aufgeklärt werden konnte…‘ *click* __________________________ „Die machen sich doch über uns lustig!“ schnaubte Inspektor Hiroki Hirota, ein Husky-Schäferhundmix in sich hinein. Er und sein Kollege, Nantaro Shinmei, hatten sich gerade die Nachrichten zusammen angesehen. Shinmei lehnte sich in seinem Sessel zurück und starrte wie hypnotisiert auf die Akten auf seinem Tisch. „Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht: Wenn diese ganzen Fälle wirklich auf die Kappe einer Einzelperson gehen, haben wir es mit einem Vollprofi zu tun. Der Typ hat bisher keine Fehler gemacht. Und uns wird keiner glauben, solange wir nur diese Vermutungen haben.“ Der Schäferhund nahm sich eine der Akten. „Wie oft hast du die jetzt schon durchgekaut, Shinmei?“ – „Keine Ahnung.“ Antwortete der Siamkater leise. „Aber umso öfter ich die Fälle durchgehe, desto eher glaube ich, dass hier irgendetwas anderes läuft. Diese Morde sind zu perfekt. Und jedes Mal nimmt sich der Täter selbst das Leben oder beteuert, mit der Sache nichts zu tun zu haben. Und was allen Fällen gemein ist: Nur sehr selten gibt es Leute die wirklich um das Opfer trauern.“ Hirota schmiss die Akte zurück auf den Tisch. „Ich weiß. Darüber sprechen wir seit drei Wochen.“ Er guckte sich den Stapel genauer an. „Wenn all diese Fälle wirklich dazu gehören, hat der Mistkerl in vier Wochen insgesamt 19 Anthros getötet, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen.“ Die beiden verfielen in tiefes Schweigen. „Eine Idee hätte ich da noch. Bei dem neusten Fall ist mir bei den Zeugenbefragungen ein Typ aufgefallen, der überraschend nervös wirkte. Vielleicht sollten wir uns den nochmal vornehmen.“ Sagte Shinmei und kramte eine der Akten aus dem Stapel. „Wollen doch mal sehen, ob wir nicht doch noch eine Spur kriegen.“ __________________________ Nao war in den letzten Wochen überaus aktiv gewesen. Sie hatte zudem auch immer die Nachrichten verfolgt und sich eins ins Fäustchen gelacht, dass die Polizei keine Ahnung hatte, wie sie ihr auf die Schliche kommen könnte. Gerade saß sie wieder vor dem Fernseher und gönnte sich eine wohlverdiente Pause als sie plötzlich ein komisches Geräusch hörte. Es klang wie vibrierendes Handy, doch Nao hatte so etwas nicht. Sie folgte dem Geräusch bis in Naoko’s Zimmer und öffnete den Schrank. Sie öffnete eine der Schubladen und es war tatsächlich ein klingelndes Handy. „Komisch… das Lied kenn ich doch…“ dachte sie noch bevor ein Ohnmachtsanfall sie übermannte und sie zu Boden fiel. Snatcher kam zur Tür rein gehüpft und fand Naoko auf dem Boden liegend neben dem immer noch klingelnden Handy. Er drückte mit dem Schnabel auf ‚Anruf annehmen‘ und stellte den Lautsprecher an, damit er etwas hören konnte. „Snatcher? Bist du da?“ ertönte es aus dem Handy. „Ja! Snatcher ist da!“ antwortete der Rabe. Naoko wurde langsam wach und richtete sich auf. „Was ist denn hier los…?“ fragte sie und nahm das Handy hoch. „Hey, Naoko! Hier ist Tom. Wir haben lange nicht geredet.“ Naoko sah sich das Datum auf dem Handy an. „Was? So viel Zeit ist vergangen?? Aber-„ – „Ich weiß. Ich bin gerade auf dem Weg zu dir. Wir reden weiter wenn ich da bin. Es gibt einiges zu besprechen.“ – „Okay…“ antwortete Naoko leise und beendete das Gespräch. Bevor sie nach unten ging tauschte sie noch ihre Kleidung aus. Nao’s Geschmack war ihr etwas zu knapp. Snatcher hatte die ganze Zeit unten gewartet. „Snatcher so froh, dass Freund wieder da ist. Anderer Freund war viel zu gewagt“ Naoko stutzte. „Gewagt? Inwiefern?“ – „Vielleicht guckt Freund mal unter das Sofa.“ Naoko sah Snatcher verdutzt an, kniete sich dann aber hinter das Sofa, schaute darunter und sah etwas da liegen. Sie streckte sich danach, kam aber dank ihrer kurzen Arme nicht dran. Also kletterte sie weiter darunter. Bei der ganzen Sucherei merkte sie allerdings nicht, wie Tom um die Ecke kam und jetzt in der Terrassentür stand. „Na, da hat man ja einen tollen Blick!“ spöttelte er, worauf Naoko sich tierisch erschrak und mit dem Rücken oben an das Sofa stieß. So schnell sie konnte befreite sie sich aus ihrer misslichen Lage, stand auf, streckte den Arm, in dem sie das gefundene Objekt hielt aus, zeigte damit auf Tom und keifte „Wie kannst du mich nur so erschrecken??“ Sie bemerkte Tom’s überaus irritierten Gesichtsausdruck und folgte seinem Blick auf das Objekt in ihrer Hand. Es handelte sich um eines von Nao’s ‚Spielzeugen‘. Naoko lief puterrot an und schmiss das ‚Spielzeug‘ nach draußen. „Denk jetzt bloß nichts falsches von mir!“ sagte sie verlegen und ging zur Spüle um sich die Hand zu waschen. „Ach, reden wir nicht weiter darüber!“ sagte Tom, ebenfalls etwas peinlich berührt. „Also… Naoko, ich will gar nicht lange um den heißen Brei herum reden.“ sagte er weiter und setzte sich auf das Sofa. „Nao hat sich eine überaus spezielle Beschäftigung gesucht. Sie hat sich dazu entschlossen für Geld zu töten.“ Naoko hielt in ihrer Bewegung inne. „Ich weiß, es ist schwer damit umzugehen, aber ich möchte, dass du eines weißt: Ganz egal, was Nao macht, du hast an nichts davon Schuld. Ihr mögt euch einen Körper teilen, aber das heißt noch lange nicht, dass ihr für das, was die jeweils andere macht zur Rechenschaft gezogen werden könnt. Mach dir also bitte keine Gedanken, okay?“ Naoko kam zu ihm und setzte sich auf den Sessel, der neben der Couch stand. „Okay…“ sagte sie leise. Sie war offensichtlich geschockt. „Außerdem bin ich heute mit äußerst guten Neuigkeiten hier. Ich habe eine Möglichkeit gefunden, euren Tausch zu stoppen.“ Naoko sah auf. Tom nahm einen der beiden Koffer, die er mit hergebracht hatte hervor und öffnete ihn. Darin befanden sich einige Fläschchen mit verschiedenen Flüssigkeiten, ein paar Pipetten, ein Bunsenbrenner und weitere Sachen, die man wohl eher in einem Chemielabor erwartet hätte. „Ich muss es allerdings frisch abmischen. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen und ich hoffe ich schaffe es, bevor ich wieder zurück muss.“ Naoko sah ihn fragend an. „Wann musst du denn wieder weg?“ – „Ich kann nur dieses Wochenende bleiben, also muss ich übermorgen früh wieder zurück.“ Naoko schien nicht sonderlich angetan von dem Gedanken, dass Tom so schnell wieder weg musste. Aber die Aussicht, dass sie nicht mehr plötzlich ohnmächtig werden würde und dann Wochen später wach wird, nur um festzustellen, dass jemand in ihrem Körper furchtbare Dinge angestellt hatte, war sehr verlockend. Da das Gemisch eine Menge Zeit in Anspruch nahm, hatten die beiden nicht viel Zeit miteinander zu reden. Meistens war Tom damit beschäftigt, die Flüssigkeiten im richtigen Verhältnis zu mischen, die Temperatur einzustellen, oder sonstige Korrekturen zu machen. Und so verging die Zeit viel zu schnell bis Naoko schließlich sonntagmorgens wieder die Treppe runter kam und einen am Tresen schlafenden Tom vorfand. Vorsichtig rüttelte sie ihn wach. „Guten Morgen.“ gähnte dieser und streckte sich. Er guckte auf das Gemisch, das immer noch fröhlich über dem Bunsenbrenner blubberte. „Sieht so aus, als wäre es fast fertig.“ Er nahm eine leere Ampulle zur Hand und zog das Gemisch darin auf. Dann steckte er eine neue Injektionsnadel vorne dran und wandte sich zu Naoko. „Eine Sache fehlt noch. Ich brauche noch ein bisschen Blut von dir.“ Naoko reichte ihm einen Arm, er desinfizierte eine Stelle und nahm ihr etwas Blut ab. Die Mischung färbte sich dadurch dunkel lila. „Das muss sich blau färben, dann kann ich-…“ er guckte auf die Uhr. „Oh verdammt. Naoko, traust du dir zu, das selber zu machen? Mein Flug geht in einer dreiviertel Stunde.“ Naoko sah ihn überrascht an, während Tom bereits seine Sachen am zusammen packen war. „Ich glaube ja. Also wenn es blau wird?“ – „Ja genau. Am einfachsten ist es, du injizierst es in den Oberarm. Ungefähr hier.“ Er zeigte kurz auf eine Stelle an Naoko’s Arm und griff sich seine Taschen. „Tut mir echt super leid, Naoko. Aber du schaffst das! Ich melde mich später bei dir.“ Und mit diesen Worten stürmte er auch schon zur Tür heraus. Naoko stand da, wie bestellt und nicht abgeholt. Sich selbst eine Spritze setzen war etwas, dass sie nie erwartet hätte jemals machen zu müssen. Sie legte die Spritze auf den Tresen und wartete ab. Als ihr das Ticken der Küchenuhr schließlich zu anstrengend wurde, stellte sie das Radio an. Eine ganze Weile lauschte sie den Liedern und überlegte sich, wie sie die Zeit wohl verbringen würde, die ihr dadurch geschenkt wurde. Snatcher kam gerade wieder zur Tür herein geflogen und erstarrte bei dem Anblick einer bewusstlosen Nao. Sogleich sprang er auf den Tresen, wo neben der Spritze auch das Handy lag und wählte unbeholfen Toms Nummer, der schließlich dran ging. „Ja, Naoko? Was ist denn?“ – „Snatcher will nicht wieder allein mit gewagtem Freund sein!“ – „Snatcher? Was? Oh nein…“ Langsam wurde Nao wach und bemerkte Snatcher am Handy. „Lass sie unter keinen Umständen an die Spritze, Snatcher! Hast du verstanden?“ ertönte es aus dem Handy, das Nao jetzt in die Hand nahm. Snatcher hatte einige Schritte zurück gemacht und war dabei beinahe den Tresen herunter gefallen. „Soso, diese Spritze hier?“ sagte Nao und nahm genannte Spritze in die Hand. „Nao!? Oh man… uhm hallo! Bitte lass die genau da liegen wo sie ist. Sie ist wirklich sehr gefährlich und könnte dich umbringen!“ sagte Tom schnell. Nao sah sich die Spritze an und den Inhalt, der gerade dabei war, sich blau zu verfärben. „Ach ja? Dann möchte ich mal gerne wissen, was so ein Gemisch überhaupt erst hier zu suchen hat. Und wer bist eigentlich du? Snatcher hat mir gar nichts über seinen neuen Freund erzählt.“ Es brauchte einen Moment bis Tom antwortete. „Ich bin ein Freund deiner Schwester. Pass auf, Nao. Ich komme gleich bei euch vorbei, dann erkläre ich dir alles weitere, okay?“ Nao war skeptisch, aber was könnte der Kerl ihr schon entgegensetzen? „Fein, mach das.“ Schnaubte sie und legte gleich auf. Sie blickte kurz auf das Handy und schaltete es aus, dann widmete sie sich wieder der Spritze, deren Inhalt nun vollkommen blau war. „Warum sollte so ein gefährliches Zeug hier einfach rumliegen…?“ fragte sich Nao leise, beschloss dann aber es erstmal dabei zu belassen und zu warten, was dieser komische Typ denn zu sagen hatte. Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, bis es schließlich an der Tür klingelte. Nao öffnete und sah Tom skeptisch an. „Hallo Nao.“ Sagte Tom nervös. „Darf ich rein kommen?“ Nao machte einen Schritt zur Seite. Sie ließ ihn nicht aus den Augen, als er sich langsam in den Wohnraum begab. Er warf kurz einen Blick auf den Tresen, wo die Spritze nicht mehr lag. „Suchst du die hier?“ fragte Nao und zog die Spritze hervor. „J-Ja, genau die suche ich. Könntest du sie mir bitte geben?“ fragte Tom unsicher und machte einen Schritt nach vorne. Nao’s Blick zwang ihn allerdings dazu, inne zu halten. „Ich glaube nicht.“ Sagte Nao schließlich kalt. „Was auch immer hier drin ist, scheint dir ne Menge wert zu sein. Ich hab keine Ahnung mit was für Geschäften sich meine Schwester ihre Brötchen verdient, aber wenn ich damit auch noch Arbeit habe, will ich wenigstens nen Stück vom Kuchen abhaben.“ Tom sah sie fragend an. „Also… willst du, dass ich dich dafür bezahle?“ fragte er. „Klar. So wie du hinter dem Zeug her bist, ist das sicher irgendeine biologische Waffe, oder ein Heilmittel für irgendeine seltene Krankheit.“ Spielerisch warf Nao die Spritze hoch und fing sie wieder auf und sah in Toms Reaktion, der bereits nach vorne geschnellt war, um die Spritze aufzufangen, dass sie recht hatte. „Also, was ist dir das gute Stück wert?“ grinste sie ihn an. Tom hielt einen Moment inne. „Mehr als du dir vorstellen kannst, Nao.“ Die Angesprochene spielte weiter mit der Spritze rum. „Aha? Okay, dann lass mich dir einen Vorschlag machen: Für 250 Millionen Yen kannst du das Ding wiederhaben.“ Auch wenn Tom nichts anderes erwartet hatte, so sah er sie mit leicht verzweifelter Miene an. „So viel habe ich leider nicht.“ – „Okay, wie viel hast du denn?“ Tom überlegte. „Ich kann maximal 250 000 Yen locker machen. Mehr ist nicht drin.“ Nao lachte. „Tja, dann wirst du das hier wohl auch nicht wieder kriegen.“ Sie hielt ihm spielerisch die Spritze entgegen, um ihn zu ködern. Tom versuchte die Spritze zu greifen und die beiden verfielen in ein kurzes Gerangel um die Spritze. „Haha ernsthaft? Denkst du wirklich, du könntest da so dran kommen?“ lachte Nao, als ihr plötzlich die Spritze aus der Hand rutschte. Beim Versuch sie wieder zu greifen, erwischte sie jedoch die Nadel, worauf sich der Inhalt, der unter enormem Druck stand sogleich in ihren Körper entlud. Für einen Moment standen die beiden fassungslos da und blickten auf die nun leere Ampulle. „Oh nein….“ Sagte Tom worauf Nao ihn am Kragen packte. „Was ist das für ein Zeug??? Ist das nun wirklich eine Biowaffe oder was???“ Tom resignierte. „Nein… es…“ er rang nach seiner Fassung. „Dir wird dadurch kein Leid geschehen.“ Brachte er schließlich hervor, worauf Nao ihn los ließ. „Oh man! Okay!“ sagte sie und atmete ein paar mal tief durch. Dann bemerkte sie Toms traurigen Blick. „Hey, sorry wenn das irgendwas wichtiges war. Aber hättest eben nicht so einen Aufstand machen sollen und mir einfach die Kohle geben sollen.“ – „Du verstehst gar nichts, Nao. Das Mittel… es war für deine Schwester gedacht.“ Nao stockte. „Sie… sie kämpft genau wie du mit Ohnmachtsattacken. Nur sind die Folgen dadurch für sie deutlich schlimmer als für dich. Das Mittel war ihre einzige Chance auf Heilung. Es gab nur diese einzige Chance.“ Nun wirkte selbst Nao etwas betroffen. „Heißt das… sie muss sterben?“ Tom blickte auf. „Nein, das nun nicht… aber es hätte ihr Leben enorm vereinfacht.“ Tom atmete ein paar Mal tief durch. „Okay… nun, es ist nicht zu ändern. Für dich sollten diese Ohnmachtsattacken damit erledigt sein. Vielleicht sollte ich mich auch erst einmal vorstellen, denn ich werde eine Weile hier bleiben.“ – „Moment, was?“ Nao machte einen Schritt nach vorne worauf Tom schützend die Arme hob. „Ich habe nichts Böses im Schilde. Du erinnerst dich daran, was Naoko dir in ihren Briefen geschrieben hat? Dass sie Hilfe von jemandem aus dem Labor angefordert hat, um dir da raus zu helfen? Nun, das war ich. Mein Name ist Tom Richard Wagner, aber du kennst mich wahrscheinlich noch als Benjamin.“ Bei dem Namen flackerten einige Erinnerungen in Nao auf. „Du warst da… an dem Tag…“ sagte sie leise und starrte zu Boden. „Ja, ich war da. Und es tut mir sehr leid, was dir Iwan angetan hat.“ Nao blickte zunächst stoisch zu Boden, dann schnellte sie plötzlich auf Tom zu und drückte ihn gegen die Wand, einen Arm an seinen Hals gedrückt. „Du! Wie sollst du mir bitte geholfen haben?? Du bist einer von ihnen!!“ knurrte sie ihn an. Tom rang nach Luft. „Ich habe dafür gesorgt, dass du deinen freien Willen nicht verlierst! Und ich habe dich aus dem Land geschafft, die Informationen über dich vernichtet! Ich verlange nicht von dir, dass du irgendwie dankbar dafür bist, ich will nur helfen!“ – „Wieso?? Warum willst du mir helfen??“ brüllte Nao und sah ihm in die Augen. Tom wusste, dass er hier nicht um die Wahrheit herum kommen würde. „Weil mir sehr viel an deiner Schwester liegt. Und ihr liegt sehr viel an dir!“ keuchte er. Nao sah ihn lange Zeit lang an, ließ ihn dann los, worauf er auf den Boden fiel und nach Luft schnappte. „Also… ging es dir dabei nicht um mich…“ sagte Nao leise, sodass es Tom kaum hören konnte. „Natürlich ging es mir auch um dich.“ Sagte er, sich den Nacken reibend. „Aber zu Anfang kannte ich dich ja noch gar nicht. Trotzdem hat, wie ich finde, niemand so etwas verdient. Was Iwan getan hat, ist unverzeihlich. Und ich bin sehr froh, dass du jetzt frei bist.“ Nao verharrte einen Moment weiter in ihrer Position und drehte sich dann wieder zu Tom. „Und warum genau willst du jetzt hier bleiben?“ – „Nun…“ sagte Tom und stand auf. „Ich möchte sicher stellen, dass du wirklich sicher bist. Iwan ist zwar weg, aber es gab mehr als ein Labor und vielleicht wusste in einer der anderen Einrichtungen jemand über dich Bescheid. Es scheint sogar eine derartige Einrichtung hier in Japan zu geben. Und weil du dich dazu entschlossen hast, nicht still auf deinen vier Buchstaben zu sitzen, könnte es sein, dass jemand auf dich aufmerksam wird.“ Der vorwurfsvolle Ton passte Nao gar nicht. Patzig drehte sie sich weg. „Und wie willst du Hänfling bitte sicherstellen, dass das nicht passiert?“ Tom lächelte. „Unterschätz mich bitte nicht, Nao. Ich weiß über eine Menge Sachen Bescheid und bin in der Lage sehr viele Dinge in die Wege zu leiten. Zudem habe ich einige Freunde an höherer Stelle, die mir in Notfällen zu Hilfe kommen können.“ Nao schnaubte verächtlich. „Klar, lass immer schön die anderen deine Drecksarbeit für dich erledigen. Aber fein, soll mir recht sein.“ Nao warf einen kurzen Blick auf die Uhr. „Ich muss jetzt jedenfalls los. Dank der kleinen Ohnmachtsattacke, die mich das Wochenende gekostet hat, und diesem unnützen Gespräch hier bin ich ganz schön spät dran.“ Sie sprintete die Treppe hoch. „Was? Moment, du willst jetzt los und Leute töten?“ rief Tom ihr nach. Nao kam einen kurzen Moment in voller Montur wieder nach unten. „Nein, ich geh jetzt ein Tässchen Tee trinken. Was denkst du denn?“ fuhr sie ihn an und begab sich nach draußen zu ihrem Motorrad. Tom überlegte kurz und rannte ihr dann hinterher. „Dann will ich mitkommen.“ Nao sah ihn entgeistert an. „Du? Oh nein! Ich habe keine Verwendung für Anhängsel. Du versaust mir nur die Tour!“ sie stieg auf das Motorrad, worauf Tom sich gleich hinter sie schwang. „Aber anders kann ich nicht heraus finden, ob du deinen Job auch so gut machst, dass dir keiner irgendwann auf die Schliche kommt.“ Nao war genervt, aber die Zeit lief ihr davon. „Fein! Aber wenn du mir irgendwie in die Quere kommst, mach ich dich kalt!“ Die Beiden fuhren in die Stadt und parkten das Motorrad auf einem stillgelegten Baugelände. „Du wartest hier!“ befahl Nao und schwang sich über einen der Zäune. Tom dachte nicht daran zu warten und folgte ihr so schnell er es eben konnte. In einer Seitenstraße verlor er sie jedoch aus den Augen. »Wo ist sie hin…?« dachte er bei sich und blickte sich um. Nach einigen Minuten, die er vergeblich versucht hatte, Nao ausfindig zu machen, beschloss er doch zum Motorrad zurück zu gehen und wartete da. Es dauerte etwa eine halbe Stunde bis Nao plötzlich wieder auftauchte. „Das ging aber schnell…“ sagte Tom vorsichtig und fing sich einen wütenden Blick von Nao ein. „Tja, leider hab ich wegen der ganzen Verzögerung mein Ziel verpasst. Jetzt darf ich Snatcher schon wieder auf Patrouille schicken deinetwegen. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie du mir damit meinen Kill-Schnitt versaust?“ raunte sie und schwang sich auf das Motorrad. „Es war sicherlich nicht meine Absicht dich in deinem Auftragsmord-Kalender in Verzug zu bringen, Nao.“ Sagte Tom unterwürfig aber schnippisch. „Entschuldigung…?“ Hastig drehten die beiden sich um. Am Tor des Baugebiets stand ein mittelgroßer bebrillter Luchs mit Aktenkoffer in der Hand. Vorsichtig hob er eine Hand zum Gruß. „H-Hallo..!“ Nao fackelte nicht lange und sprang zu dem Luchs rüber, packte ihn am Nackenfell und zog so seinen Kopf auf ihre Höhe runter. Vor Schreck geradezu paralysiert ließ der Luchs den Koffer fallen. „Du hast das grade sicherlich gehört, nicht wahr?“ zischte Nao ihm entgegen und hatte ihre Krallen schon gefährlich nah an seiner Kehle als Tom sie plötzlich bremste. „Nao, warte!“ Die Angesprochene hielt inne. „Ich dachte, du wolltest sicher gehen, dass ich keine unnötigen Risiken eingehe? Wenn der Kerl hier rumerzählt, was er grade gehört hat, kann das zu ordentlichen Problemen führen, siehst du doch sicher genauso!?“ Noch bevor Tom antworten konnte meldete sich zaghaft der Luch zu Wort. „Das ist ein Missverständnis…!“ presste er hervor. „M-M-Mein Name ist Akio Sato!“ Nao sah den Luchs fragend an, dann zu Tom, dessen Gesichtsausdruck verriet, dass ihm der Name nicht neu war. „Akio Sato? Ich dachte doch, dass mir das Gesicht bekannt vorkommt. Ich schätze mal, dieses Treffen war also kein Zufall?!“ fragte Tom und kam zu Nao und Akio herüber. „Du kennst ihn also, ja?“ knurrte Nao zu Tom, der kurz darauf laut seufzte. „Ja, ich kenne ihn. Er war auch mal in dem Labor angestellt, in dem du erschaffen wurdest, Nao.“ Sagte er trocken worauf Nao Akio einen wütenden Blick zuwarf. „A-Aber ich wurde entlassen nachdem ich Dr. Nowak zu neugierig geworden bin. Es hat ihm nicht gefallen, dass ich in seinen Datensätzen rumgeschnüffelt habe.“ Nao ließ ihn los worauf er sich erleichtert nach vorne lehnte und sich den Nacken rieb. „Ich erinnere mich an Sie, Akio. Sie waren dafür zuständig, die Spuren zu den Anthros, die für die Projekte gekidnappt wurden, zu verwischen oder sie gänzlich auszulöschen. Wie hatte es Dr. Nowak doch mal ausgedrückt? Ein wahrer Meister-Hacker. Dass er sie gefeuert hat, habe ich gar nicht mitbekommen.“ Äußerte Tom misstrauisch. „Dr. Nowak war nicht sehr erfreut, als ich mir Daten zu Projekt 628 angesehen hatte. Es wundert mich ehrlich gesagt, dass er mich einfach so hat laufen lassen und nicht das getan hat, was er mit anderen gemacht hat, die ihm gegen den Strich liefen.“ Nao sah ihn fragend an. „Wie zum Beispiel?“ Akio zögerte kurz und nahm dann seinen Koffer in die Hand. Darin befand sich ein Laptop, auf dem er kurz ein paar Tasten hämmerte und sich einige Bilder öffneten. „Das hier ist einer der Wissenschaftler von Station 3E. Beziehungsweise… er war es mal. Iwan hat ihn sozusagen als lebendes Ersatzteillager verwendet.“ Auf dem Bild war ein stark entstellter Anthro zu sehen, der an mehrere Schläuche angeschlossen war. An seinem Kopf fehlte die eine Hälfte des Kiefers, er hatte weder Arme noch Beine und selbst sein Torso war nur noch bis zum Bauchnabel vorhanden. Nao sah Tom prüfend an, der nur resignierend zu Boden blickte. „Das war dir bekannt…?“ fragte ihn Nao worauf er nur nickte. „Hm… das erklärt aber immer noch nicht, warum du jetzt hier bist!“ Akio sah nervös auf seinen Laptop. „Ich… muss gestehen, dass ich selber nicht wirklich weiß, warum ich dich ausfindig machen wollte. Nachdem Dr. Nowak mich gefeuert hatte, bin ich zurück hier nach Japan gezogen, aber mir gingen all diese Dinge, die ich gesehen und gehört hatte, nicht aus dem Kopf. Für einige Monate war ich unter Beobachtung, dann auf einmal nichts mehr. Ich wusste nicht, warum, bis ich von dem Labor erfuhr und davon, dass du entkommen warst. Also habe ich nach dir gesucht. Als ich dann Hinweise darauf fand, dass du hier in Japan sein könntest, musste ich dich einfach finden.“ Nao blickte zur Seite. „Klingt mir trotzdem etwas komisch, dass du dieses Risiko eingehst, wo du doch genau wissen solltest, wie gefährlich Nao ist.“ Bemerkte Tom misstrauisch. Akio klappte den Koffer samt Laptop zu und blickte zu Boden. „Die Wahrheit ist… seit der ganzen Sache ist mein Leben ein ganz schönes Desaster… Vielleicht hatte ich gehofft ein paar Antworten zu finden, oder eine neue Perspektive. Irgendetwas, dass mich aus diesem Loch holen könnte, in dem ich seitdem stecke.“ Nao schnaubte, worauf Akio sie fragend ansah. „Du willst also, dass ich dir mit deinem erbärmlichen Leben helfe? Such dir was aus: Klauen oder Pistole!“ Tom sah sie strafend an. „Nao… ich denke nicht, dass das sein Beweggrund war.“ – „Na und? Ich bin keine Kindertagesstätte! Einer von euch ist mir bereits zu viel!“ – „Uhm…“ unterbrach sie Akio. „Ich könnte dir vielleicht von Nutzen sein.“ Nao sah ihn fragend an. „Du hast dir ja bereits einen ganz guten Namen gemacht hier in Tokyo. Auch wenn die Polizei dir bis jetzt nicht auf die Schliche gekommen ist, sind deine Undercover-Charaktere nicht durch irgendwelche Dokumente gedeckt. Außerdem: Du möchtest Informationen über Sakura Midori haben, nicht wahr? Morgen ist sie ab 19:30 Uhr in ihrem Hotelzimmer. Das wäre ein guter Zeitpunkt zuzuschlagen. Zwei Bodyguards sind vor der Tür postiert und fünf außerhalb des Gebäudes. Es gibt eine Seitenstraße zwei Ecken weiter von der aus du die Sache starten könntest.“ Nao sah ihn ungläubig an, worauf Akio beschämt zur Seite blickte. „Ich dachte mir, dass ich etwas bräuchte, um dich zu überzeugen, daher habe ich schon ein paar Nachforschungen betrieben. Ich hätte auch noch Informationen über weitere deiner Ziele, für den Fall, dass dieser schon erledigt gewesen wäre…“ Nao überlegte kurz, dann ging sie musternd um Akio rum. Dieser folgte ihr nervös mit dem Blick, verkniff es sich aber sich großartig zu bewegen. „Also gut.“ Sagte Nao schließlich. „Vielleicht bist du ja gar nicht so unnütz. Ich gebe dir eine Chance. Aber du musst dir im Klaren sein: Wenn du mich verrätst oder mir mit irgendetwas zu sehr auf den Wecker gehst…“ Sie trat hinter ihn und packte ihn fest an den Schultern, ihr Gesicht neben seines haltend. „…dann bringe ich dich um. Und du wirst leiden, bevor ich dich von deiner kläglichen Existenz erlöse.“ Akio schluckte. Er nickte zustimmend und Nao ließ ihn wieder los. „Allerdings schätze ich, ich kann dich schlecht hier alleine rumlaufen lassen, wenn du für mich arbeitest. Ich hab noch ein paar Kellerräume im Haus frei, da kannst du einziehen, wenn die Sache hier gut läuft.“ Sagte Nao und machte sich auf den Weg zu ihrem Motorrad. „Bis dahin halt dich schön bedeckt. Komm morgen um 20:00 Uhr zu dem Hotel, bleib dort in der Nähe aber lass dich nicht entdecken!“ Akio nickte zustimmend und die drei trennten sich. Am Abend fanden sich Nao und Tom zum Essen zusammen. „Find ich ja niedlich, dass du hier das Hausmütterchen spielst. Immerhin, nachdem du mir heute die Tour versaut hast.“ – „Zum letzten Mal: Es war keine Absicht.“ Raunte Tom und griff sich sein Wasser. „Traust du diesem Akio?“ fragte er schließlich. Nao lachte. „Natürlich nicht! Ich vertraue niemandem. Aber er könnte sich wirklich als nützlich erweisen. Solange er im Keller an seinem Computer sitzt, geht er mir auch nicht auf den Geist. Und für den Fall, dass er krumme Dinger macht, räume ich ihn einfach aus dem Weg. Glaubst du, er könnte für irgendwelche von Iwan’s Handlangern arbeiten?“ Tom überlegte kurz. „Es wäre nicht undenkbar, wobei es sein könnte, dass er von irgendeiner Konkurrenz-Organisation angeheuert wurde. Er verfügt über eine Menge Wissen von Iwan’s Arbeit. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass er keinerlei handfestes Material hat, das er verwenden könnte. Iwan war dafür viel zu vorsichtig.“ Nachdem sie zu Ende gegessen hatten, machten sich die beiden bald auf ins Bett. Der nächste Tag war verregnet und grau. Nao nutzte die Zeit um ihre Ausrüstung ein bisschen aufzupolieren, während Tom einige Telefonate führte, um mehr über Akio heraus zu finden. Offenbar war, was er gesagt hatte, wahr gewesen. Seit er aus Iwan’s Labor geworfen wurde, hatte er sich in Japan mit einigen Teilzeit-Jobs über Wasser gehalten. Da er von Iwan keinerlei Zeugnis ausgestellt bekommen hatte und man so nicht nachvollziehen konnte, was er die vergangenen Jahre getan hatte, bekam er in seinem Berufsfeld keine Anstellung mehr. Vor drei Monaten war sein letzter lebender Verwandter, sein Onkel, an einem Herzinfarkt gestorben und ihm drohte nun die Wohnungskündigung, da das wenige Geld aus seinen Teilzeit-Beschäftigungen nicht mehr ausreichte. Am Abend machten sich Nao, Tom und Snatcher auf zu dem Hotel, in dem sich Nao‘s Zielperson befand. Nao fand Akio schließlich in einer Nebengasse. „Du bist also hier. Sehr gut. Dann wollen wir doch mal sehen, ob deine Informationen richtig waren.“ Sagte Nao und verschwand. Akio und Tom blieben zurück und warteten. Eine lange Zeit lang herrschte Stille zwischen den beiden und man hörte nur das Rauschen des Regens. Langsam wurde es dunkel. „Ich hoffe sehr für dich, dass du nichts im Schilde führst.“ Sagte Tom schließlich. „Habe ich nicht. Das hier ist meine letzte Chance, sonst sitze ich bald auf der Straße.“ – „Du könntest doch, wenn es so einfach für dich ist, einfach in irgendeine Bank hacken und dir da dein Geld holen. Warum so?“ – „So einfach ist das nun auch wieder nicht. Es ist wesentlich einfacher, gewisse Dokumente zu fälschen, als sich mal eben in ein Bankensystem zu hacken und sich selbst Geld zu überweisen ohne, dass es niemand mitbekommt.“ - „Also arbeitest du lieber für eine Auftragskillerin? Ich meine, verzweifelt oder nicht, das ist immer noch ein ziemlicher Schritt.“ Akio grinste, was Tom etwas verunsicherte. „Ich denke wir beide haben unter Dr. Nowak so einiges schlimmeres getan als das. Und du hilfst ihr offensichtlich auch. Benjamin war dein Name, richtig?“ – „Das war er, ja. Wir können später darüber reden. Jetzt ist für mich erst einmal wichtig, dass Nao nichts passiert.“ Tom ging ein Stück nach vorne um besser auf das Hotel blicken zu können. „Du solltest besser nicht so weit nach vorne gehen. Die Bodyguards patrouillieren das Gelände.“ Sagte Akio besorgt. „Keine Sorge, ich weiß was ich tue.“ Sagte Tom und blickte um die Ecke, nur um dann augenblicklich wieder zurück zu kommen. „Mist…“ sagte er mehr zu sich selbst und Akio wusste, dass etwas schief gelaufen war. Wie bestellt kam Nao plötzlich vom Dach eines der Häuser um sie herum gesprungen und steckte ihre Waffe weg. „Was ist los, warum seid ihr so nervös?“ fragte sie, als schon zwei Bodyguards um die Ecke kamen. Von der anderen Seite hörte man ebenfalls Schritte näher kommen. „Ernsthaft…?“ sagte Nao genervt. „Hey, wer ist da?! Was macht ihr da??“ rief einer der Bodyguards. Tom drängte sich nach vorne. „Gar nichts! Wir suchen nur das Haus eines Bekannten von mir.“ Versuchte er die beiden Kraftpakete zu beschwichtigen. Schließlich kamen aus der anderen Richtung noch drei weitere dazu. Präventiv griff Nao nach einer ihrer Waffen. „Du da! Was hast du da??“ keifte ein anderer Bodyguard, grade als sein Kollege eine Durchsage auf seinem Headset bekam und plötzlich einen sehr geschockten Gesichtsausdruck bekam. „Oh mein Gott… Das ist der Killer! Schnappt sie!!“ in Sekundenbruchteilen waren fünf Waffen auf die drei gerichtet. „Seht ihr? Deshalb hab ich keinen Bock auf Partner… denn wisst ihr: Ich bin schnell genug, um diesen Schüssen auszuweichen und dann diese fünf Flachzangen aus dem Weg zu räumen. Ihr beiden seid es nicht. Deshalb bin ich jetzt in der Zwickmühle: Ich kann euch schlecht einfach sterben lassen, da ich dich“ sie zeigte auf Akio „ noch brauche und du“ sie zeigte auf Tom „naja du bist mir eigentlich egal. Ich wette, das ganze ist eh deine Schuld. Trotzdem bist du ein Freund meiner Schwester also-“ – „Halt die Klappe, du Mörder! Jeff, ruf die Polizei!“ rief einer der Fünf einem anderen zu, der gleich sein Handy zückte. Nao war unentschlossen. Sie konnte nicht vor, noch zurück. Egal was sie machen würde, in beiden Fällen müsste sie Abstriche machen. Doch sie kam nicht mehr dazu ihre Entscheidung auszuführen. Grade in dem Moment, als sie sich entschlossen hatte, los zu preschen, kam von dem angrenzenden Dach eine riesige Gestalt gesprungen und landete direkt auf dem Bodyguard, der gerade sein Handy in der Hand hatte. Das Wesen schlug den daneben stehenden mit einem mächtigen Hieb seines Arms an die Wand, wodurch der geradezu auseinander gerissen wurde. Das Wesen sprang auf die anderen drei zu, von denen einer auf es schoss, es scheinbar auch traf, aber nicht gut genug um es zu stoppen. Es griff sich zwei Bodyguards am Kopf und schleuderte sie mit Wucht zu Boden, sodass ihre Köpfe auf dem Asphalt zerplatzten. Den dritten, der vor lauter Angst und Entsetzen nach hinten übergekippt war, schnappte er mit seinem Maul und riss ihn auseinander. Es brauchte einen Moment bis die drei begriffen, was gerade passiert war. Nao war die erste, die der Situation Herr wurde und schob die anderen beiden hinter sich. Das Wesen war, nachdem es den letzten Bodyguard auseinander genommen hatte, am Boden geblieben. Es atmete schwer und schnaubte tief, darunter hörte man ein tiefes Grollen, wie ein Knurren, aber noch bedrohlicher. Langsam richtete es sich auf und schließlich konnte man erkennen, was da eigentlich stand. Es war ein Wolf, der wohl größer als zwei Meter sein musste. Er drehte sich langsam um. Leuchtende gelbe Augen blickten die drei an, an seinem Maul klebte noch immer ein wenig Blut, das aber bald vom starken Regen weggespült wurde. Nao musterte ihn. Nicht nur war er unglaublich groß, sondern auch muskulär und trug einige Narben auf seinem Körper. Sein Fell war komplett grau und schwarze Haare hingen ihm in langen Strähnen ins Gesicht. Große Fangzähne spiegelten das Licht einer nahen Straßenlaterne wieder. Er wollte einen Schritt auf die drei zumachen, doch als Nao ihn anknurrte und drohend die Ohren anlag, stoppte er in der Bewegung. „Ihr seid jetzt sicher…“ sagte er plötzlich mit einer tiefen basslastigen Stimme. „Aber ihr solltet nicht hier bleiben… nicht lange…“ sprach er weiter und blickte zu Boden. Nao entspannte sich etwas. „Wer bist du?“ fragte sie ihn schließlich. „Oder sollte ich lieber fragen: Was bist du?“ Der große Wolf sah Nao kurz an, dann wieder zu Boden. „Mein Name ist Logan. Logan Jones. Ich bin ein Projekt, wie du.“ Nao sah ihn entgeistert an. Ein Projekt, wie sie? „Moment… Logan Jones? Aber-“ fing Tom kurz an, wurde dann aber von Logan unterbrochen. „Ich war eine Zeit lang Nachtwächter in der Einrichtung, in der du erschaffen wurdest. Bis ich dich eines Abends entdeckte. Ich habe mich in einem Korridor rumgetrieben, in dem ich nichts zu suchen hatte und wurde erwischt. Anstatt mich einfach rauszuwerfen, haben sie mich zum Forschungsobjekt gemacht und mich in das transformiert, was du jetzt vor dir siehst. Als ich davon gehört habe, dass das Hauptlabor zerstört wurde, bin ich ausgebrochen. Sie haben gesagt, du bist entkommen, also hab ich nach dir gesucht. Du warst das einzige andere Projekt, das mir bekannt war. Du bist stark. Ich will dir folgen.“ Nao sah ihn verwirrt an. »Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl bei der Sache...« dachte sie bei sich. Sie drehte sich zu Tom um. „Kennst du ihn?“ Tom sah Logan an, der ihm einen auffordernden Blick zuwarf. „Ja, ich kenne ihn. Ich wusste nicht, was sie mit ihm angestellt hatten, nachdem sie ihn erwischt hatten… Also willst du dich Nao anschließen? Warum?“ Logan blickte wieder zu Boden. „Ich habe nicht wirklich einen anderen Ort an den ich gehen könnte. Wenn ich schon ein Projekt sein soll, dann will ich wenigstens einem anderen Projekt folgen. Ich kann kämpfen. Ich töte wen immer du willst, aber bitte…“ er ging auf die Knie. „Bitte lass mich bei dir bleiben.“ Nao ließ die Situation einen Moment auf sich wirken. Einerseits hatte Logan sie gerade gerettet, andererseits war er ein wahres Biest, das eine unkontrollierbare Gefahr darstellen könnte. Sie blickte auf die Überreste der Bodyguards. „Woher soll ich wissen, dass du nicht irgendwann an meiner Kehle hängst? Hast du deine Kräfte unter Kontrolle?“ Logan antwortete nicht und blickte wieder zu Boden. „Außerdem bin ich nicht die Wohlfahrt. Nur weil wir ein ähnliches Schicksal teilen heißt das nicht, dass du dich automatisch bei mir einquartieren kannst. Was hab ich bitte davon? Und komm mir nicht mit so einem ‚ich töte jeden für dich‘- Scheiß. Ich brauche dich nicht zum töten.“ Logan überlegte kurz und sah dann auf. „Ich bin ein ganz guter Koch…“ Nao, drehte sich interessiert zu ihm um. „Und wenn das nicht reicht, dass du mich aufnimmst, kann ich auch den Hausputz übernehmen. Aber bitte, lass mich bleiben!“ flehte er sie erneut an. Nao schmunzelte. „Soso. Nun, ich überlege es mir. Akio!“ der angesprochene drehte sich hastig um. „Du fährst bei mir mit. Wollen doch mal sehen, ob Logan es schafft, Tom sicher bis zum Haus zu schaffen. Ich will keine Kratzer an ihm sehen, ich brauche ihn noch.“ Tom sah Nao entgeistert an. „Was? Wieso das jetzt auf einmal??“ Nao lachte. „Nun, irgendwie müssen wir ja alle zurück kommen. Und ich will mit Akio noch sein Zeug holen, damit er bei uns einziehen kann.“ Akio sah sie überrascht an. „Also habe ich den Test bestanden?“ fragte er vorsichtig. „Sagen wir mal, du hast dir eine Probezeit erarbeitet. Und jetzt hoppla, ich hab keinen Bock hier weiter durchnässt zu werden.“ Die beiden gingen los zu Nao’s Motorrad, fuhren los und ließen Tom und Logan zurück. Einige Zeit verging in der sich die beiden anschwiegen, bis Tom schließlich das Wort ergriff. „Warum hast du ihr nicht die Wahrheit gesagt?“ Logan blitzte ihn mit seinen gelben Augen an. „Sie muss es nicht wissen. Es würde die Sache unnötig kompliziert machen.“ Tom schnaubte. „Wenn du auch nur ansatzweise ihr Vertrauen gewinnen willst, dann solltest du lieber ehrlich zu ihr sein. Es ist keine Kleinigkeit ihr zu verschweigen, dass du ihr Bruder bist. Was, wenn sie es durch Zufall herausfindet?“ Logan richtete sich auf. „Dann werde ich mich ihrem Urteil unterziehen. Welche Strafe sie mir dafür auch auferlegen mag, ich werde sie annehmen. Aber nichts wird mich davon abhalten bei ihr zu bleiben. Ich werde meine kleine Schwester beschützen. Um jeden Preis!“ Sirenenklang unterbrach die beiden in ihrem Gespräch. Logan packte sich Tom, ohne weiter nachzufragen und sprang über die Dächer davon. Zuhause war Nao bereits dabei, Akio in sein neues Zimmer zu helfen. „War es wirklich notwendig den halben Häuserkomplex in Brand zu stecken?“ fragte Akio und stellte eine Kiste neben seinen Schreibtisch. „Wenn du willst, dass die Leute dich wirklich für tot halten, ja! Das Feuer musste heiß genug werden, dass sämtliche Beweise vernichtet werden.“ Nao warf einen Blick auf die Geräte, die Akio aufbaute. „Hm, ne Menge Technik, die du hier anschleppst. Hoffentlich kannst du mir wirklich von Nutzen sein damit.“ Akio hob einen weiteren Rechner auf den Tisch. „Immer noch Zweifel? Keine Sorge! Es gibt so ziemlich kein System, in das ich mich nicht hacken kann. Die einzige Ausnahme bisher waren Iwan’s Systeme. Aber alles hat einen Schwachpunkt und ich finde ihn!“ lächelte Akio Nao siegessicher an, die darauf nur die Stirn runzelte. Mit einem kurzen „Na, mach du mal.“ ging sie wieder rauf, wo gerade Tom und Logan auf der Veranda standen. „Sieh an! Ihr habt es also auch mal hierher geschafft.“ Logan wrang sein Shirt aus und schüttelte ein bisschen Wasser aus seinem Fell. „Wir mussten einige Umwege nehmen, da es überall von Polizei und Feuerwehr gewimmelt hat. Brrr… es ist ganz schön kalt in den nassen Klamotten.“ Tom wollte gerade rein gehen, als Nao ihm den Weg versperrte. „Nichts da. Mit den nassen Klamotten kommst du hier nicht rein. Strafe muss sein. Du hast jetzt das zweite Mal dafür gesorgt, dass ich in Schwierigkeiten gekommen bin. Also wirst du mir nicht den Teppich versauen nur weil dir ein bisschen kalt ist.“ – „Soll ich etwa hier draußen bleiben, bis die Klamotten von alleine trocknen? Hier draußen sind es nur knapp 5°C.“ Nao zeigte an ihm vorbei. „Da ist eine wunderbare Wäscheleine gleich über dir gespannt. Runter mit den nassen Sachen und da dran. Vorher kommst du hier nicht rein.“ Sie sah zu Logan. „Das gleiche gilt für dich. Wobei ich dir sogar empfehlen würde, die Sachen gleich wegzuwerfen, so wie die aussehen…“ Logan sah an sich runter. Das Muscle-Shirt, das er trug hatte bereits eine Menge Löcher, der Jeans, die er trug, fehlte bereits ein großer Teil des rechten Hosenbeins und alles war furchtbar dreckig. „Ich habe kein Geld, um mir andere Sachen zu kaufen.“ Sagte er missmutig, zog das Shirt aus und hing es an die Leine. „Wenn du deinen Job gut machst, leih ich dir eben was. Kann dich ja nicht rumlaufen lassen, wie einen Straßenköter.“ Raunzte Nao, ließ dabei ihren Blick über Logan’s Körper wandern. „Also mich kriegst du nicht dazu, meine Sachen hier einfach auszuziehen.“ Schnaubte Tom mit einem leichten Rotschimmer auf dem Gesicht. „Dann viel Spaß hier draußen. Die Nacht soll ziemlich kalt werden. Ich bin sicher, wenn du dir Logan’s Klamotten von der Leine holst wirst du es schon überleben.“ Grinste Nao und beäugte Logan dabei, wie er sich den Resten seiner Jeans entledigte. „Hm, sieht aus, als wäre deine Statur nicht das einzige, was an dir groß ist.“ Kicherte Nao vor sich hin. Logan sah sie kurz fragend an, bedeckte dann, sobald er begriffen hatte, was sie meinte, voll Schamesröte seine Blöße. „Du bist echt unverbesserlich, Nao…“ seufzte Tom. Nao machte derweil Logan Platz, sodass er eintreten konnte und reichte ihm ein Handtuch. „Nun, wenn du nicht erfrieren willst, spielst du lieber mit. Er hier hat es offenbar begriffen.“ Ein kalter Luftzug fuhr Tom in den Nacken. Nao ließ ihm keine Wahl, also fing er schließlich ebenfalls an, sich seiner Kleidung zu entledigen. Er versuchte so gut es ging, ihren Blicken auszuweichen, die Sache war ihm einfach zu peinlich. Nao sah ihn plötzlich überrascht an. „Das ist also die Narbe von der ich in dem Bericht gelesen habe. Ich hab sie nie in voller Länge gesehen.“ Tom sah zu ihr und war überrascht, wie ernst Nao ihn gerade anblickte. „Naja, ein Blitz solcher Stärke hinterlässt Spuren…“ sagte er und hing seine Jeans an die Leine. Er wollte gerade dazu ansetzen, seine Unterwäsche ebenfalls auszuziehen, als Nao ihn unterbrach. „Das da kannst du anlassen. Sieht trocken genug aus.“ Tom war erstaunt. „Also willst du mich gar nicht demütigen…?“ sagte er perplex. Nao lachte. „Hab ich das nicht schon? Hier.“ Sie reichte ihm ein Handtuch und ließ ihn rein. Tom war noch immer leicht fassungslos. Er hatte erwartet, dass Nao diese Nummer bis zum Ende durchziehen würde und ihn nicht so leicht vom Haken lassen würde. „Allerdings habe ich auch eine schlechte Neuigkeit. Der Wasserboiler hat eben den Geist aufgegeben und im Speicher ist grade noch genug Wasser für eine Dusche drin. Ihr müsst also wohl oder übel zusammen duschen gehen.“ Grinste Nao die beiden schließlich an. „Und wehe einer von euch sagt jetzt, er bräuchte keine Dusche! Logan stinkt, wie ein ganzer Zwinger voller nasser Hunde und du hast so viel Dreck im Fell, man könnte meinen, du wärest kein schwarzer sondern ein brauner Labrador.“ Logan und Tom sahen sich kurz an. „Na wenn es sein muss… das ist nun wirklich ein kleineres Problem.“ Seufzte Tom. Nao kicherte. „Na wenn du das sagst. Ich werde mir jetzt ein wohlverdientes Schläfchen gönnen. Ach ja, Logan! Du kannst dir eins der Kellerzimmer aussuchen, was noch nicht besetzt ist.“ Mit diesen Worten machte sich Nao die Treppe rauf. Sie wusste genau wie klein die Dusche war und stellte sich vor, wie die beiden sich zusammen dort rein quetschten. Bei dem Gedanken musste sie unweigerlich weiter lachen. Am nächsten Morgen kam sie müde die Treppe runter gewankt. Noch im Halbschlaf bemerkte sie endlich den Geruch, der schon die ganze Zeit in der Luft gehangen hatte. Es roch nach… Frühstück? Sie ging um die Ecke zur Küche und staunte nicht schlecht, was da alles auf dem Tisch stand. Rührei, Pfannkuchen, frischer Toast, Kaffee, Orangensaft und, und, und. Als Nao all die Leckereien auf dem Tisch verarbeitet hatte, fiel ihr erst Logan auf, der noch am Herd stand und Bacon briet. Er sah schließlich zu ihr rüber. „Guten Morgen.“ Sagte er freundlich. Nao rieb sich die Augen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sich Logan gleich so ins Zeug legen würde. Bei näherer Betrachtung fiel ihr auf, dass das Haus auch nur so strahlte vor Sauberkeit. Bei einem Blick nach draußen sah sie frisch gewaschene Wäsche auf der Leine hängen. Nicht mehr die nassen, dreckigen Sachen von gestern. „Schätze ich mache meinen Job gut, wenn du so überrascht bist.“ Lachte Logan und stellte den Bacon auf den Tisch. „Ich kann es nicht bestreiten…“ sagte Nao. „Ich bin wirklich überrascht.“ Ihr Blick fiel auf Logan selber und plötzlich lachte sie los. „Was hast du denn da an??“ lachte sie laut und hielt sich bald darauf den Bauch. Logan sah an sich runter und wurde rot. „Tom wollte mir etwas von seinen Sachen leihen aber das war mir alles zu klein, also musste ich improvisieren…“ raunte er vor sich hin. Logan hatte sich offenbar ein paar Gardinen mit Blumenmuster als Lendenschurz zurecht geschnitten. Abgesehen davon trug er immer noch gar nichts. Nao hatte Schwierigkeiten sich von ihrem Lachkrampf zu erholen, denn immer wieder wenn sie Logan ansah brach sie in neues Gelächter aus. „Ja ja, ich weiß, es ist zum totlachen…“ sagte Logan geschlagen und räumte noch ein paar Teller auf den Tisch. Schließlich gesellten sich auch noch Tom und Akio dazu, die ebenfalls sehr amüsiert über Logan’s Missgeschick waren. Schließlich wurde gemeinsam gefrühstückt und danach machten sie sich auf, etwas normalere Kleidung für Logan zu besorgen. Auf dem Polizeirevier gab es ein paar Wochen später endlich das von Shinmei erhoffte Gespräch mit dem Zeugen. Der Zeuge saß zusammen mit Hirota im Vernehmungszimmer, hinter dem bekannten einseitig durchsichtigen Spiegel wartete Shinmei. „Ich sage es Ihnen doch, ich weiß wirklich nicht mehr als ich Ihnen schon gesagt habe!“ beteuerte der Zeuge eindringlich. „Leider kaufe ich Ihnen das nicht ab, Herr Kiriyagi. Ihr Alibi mag zwar lupenrein sein, aber wer sagt denn, dass sie das Verbrechen selbst begangen haben? Sie haben ein sehr gutes Motiv, warum sie Moronobu aus dem Weg haben wollten. Wir haben uns die Mühe gemacht und mit ihrer Schwester in Kamakura telefoniert. Sie hat uns erzählt, sie haben ihr öfter davon erzählt, dass sie von Moronobu bedroht worden sind. Er soll sie sogar erpresst haben.“ Kiriyagi sprang auf. „Selbst wenn dem so ist, würde ich doch niemanden einfach umbringen! Ich weiß genau, dass sie nichts gegen mich in der Hand haben und ich werde mich an Ihre Vorgesetzten wenden. Dass sie mich wegen einem abgeschlossenen Fall noch so in die Ecke drängen und mir einen Mord anhängen wollen! Ungeheuerlich!“ Hirota blieb entspannt sitzen. „Und woher wissen Sie bitte, dass ich nichts gegen Sie in der Hand habe?“ – „Das wurde mir versichert-!“ platzte Kiriyagi heraus, nur um im selben Moment zu realisieren, was er gerade gesagt hatte. Shinmei lehnte sich interessiert nach vorne. „Es wurde Ihnen versichert? Von wem?“ hakte Hirota nach. Kiriyagi stockte „N-Nichts! Ich habe mich nur versprochen. Was ich meinte war, dass man mir von der Polizei versichert hatte, dass man mich nicht weiter belästigen würde.“ Er setzte sich wieder hin. „Hören Sie, Herr Kiriyagi: Wenn Sie etwas wissen, sagen Sie es! Ich würde sogar soweit gehen, Ihnen Straffreiheit zu garantieren, so ernst ist mir diese Sache.“ Kiriyagi sah ihn entgeistert an. „Verbrechen werden jeden Tag begangen, aber in letzter Zeit haben wir einen enormen Anstieg der Morde in ganz Tokyo festgestellt. Das kann kein Zufall sein. Also sagen Sie uns, was Sie wissen!“ Kiriyagi schluckte. „Ich kann nicht…“ sagte er schließlich leise und sah ängstlich zu Boden. „Ich kann nicht darüber reden. Wenn ich irgendetwas ausplaudere, bin ich ein toter Mann!“ Shinmei und Hirota sahen überrascht zu dem Zeugen, der jetzt seine Hände in seinen Haaren vergrub. „Ich habe bereits zu viel gesagt! Sie wird mich finden! Sie wird mich abmurksen! AAAAAAaaaahhh!!!!“ plötzlich sprang Kiriyagi auf und rannte aus dem Verhörraum, raus aus dem Polizeipräsidium. Hirota war sogleich aufgesprungen und versuchte ihm zu folgen. Er konnte noch sehen, wie Kiriyagi aus dem Gebäude rannte und plötzlich ertönte ein Schuss, gefolgt von lautem Geschrei. »Nein…!! Das ist unmöglich!!« dachte Hirota noch, als er vor die Tür trat. Am unteren Ende der Treppe lag Kiriyagi, mit einem gezielten Kopfschuss ausgeschaltet. Hirota sah sich um. Es gab eine Menge hoher Gebäude um das Präsidium herum, nirgendwo konnte er irgendetwas entdecken. Shinmei trat dazu, die Hände in seinen Taschen. „Das ist Beweis genug für mich. Wir haben es mit einem Profi zu tun. Und wenn man ihm glauben darf, ist es eine weibliche Person.“ Hirota biss sich auf die Unterlippe. „Ich werde persönlich dafür sorgen, dass diese Schlampe in der Todeszelle landet!“ – „Wir sollten das dem Direktor melden. Die Sache ist größer als wir dachten.“ Hirota nickte und die beiden begaben sich zurück ins Präsidium. Am Abend räkelte sich Nao zufrieden auf der Veranda als Akio zu ihr heraus trat. „Uhm, Boss?“ als Antwort bekam er nur ein kurzes Knurren seitens Nao. „Also der Zeuge ist zwar jetzt tot, aber die Aktion direkt vor dem Polizei-Präsidium hat für eine Menge Aufruhr gesorgt. Es gibt zwar keinerlei Spur, die zu uns führt, aber ich würde dennoch darum bitten, etwas mehr Vorsicht walten zu lassen.“ Logan kam aus der Küche dazu. „Vielleicht wäre es besser, wenn du nicht mehr selbst die Aufträge annimmst. Auch wenn du sagst, normalerweise würden sie dein Gesicht nicht sehen, aber es braucht nur einer einen flüchtigen Blick zu erhaschen und bei einer Gegenüberstellung fällst zu auf wie… uhm… ein bunter Hund, im wahrsten Sinne…“ Akio nickte und Nao richtete sich genervt auf. „Ihr könnt einem echt auf die Nerven fallen, wisst ihr das? Fein, lass ich Snatcher eben ab jetzt mit den Kunden verhandeln. Euch Flitzpiepen traue ich das mit Sicherheit nicht zu. Und da Tom ja wieder zurückfliegen musste, kann ich ihn auch schlecht dazu zwingen, das zu übernehmen.“ – „Wir sagen das, weil wir uns um dich sorgen, Nao. Nicht um dich zu ärgern.“ Sagte Logan verständnisvoll und erntete einen genervten Blick von Nao. „Geh du mal lieber schön zurück in deine Küche, du Hausfrau!“ schickte Nao ihn weg. „Ich hätte hier vielleicht etwas, was dich interessieren könnte, Boss.“ Akio nahm sein Laptop hervor, legte es neben Nao und öffnete ein Dokument. „Wer ist das?“ fragte Nao. Auf dem Bildschirm war das Bild eines braunfelligen Retriever-Mixes zu sehen und einige Informationen daneben. „Ben Walker… Wer soll das sein?“ – „Ben war ebenfalls ein Wachmann im Labor. Auch er wurde gefeuert, weil er sich dir zu sehr genähert hat. Ich hab mich damals oft mit ihm unterhalten. Er weiß eine ganze Menge über das Finanzwesen und er ist ausgezeichnet darin, Leuten das Geld aus der Tasche zu leiern. Und auch wenn er wirklich viel redet, ist er ein guter Kerl. Er hat mich neulich kontaktiert, nachdem er gehört hat, dass das Hauptlabor zerstört wurde, um zu fragen, ob bei mir alles okay ist. Er meinte, er selbst würde momentan eine Möglichkeit suchen, unterzutauchen, um so ein paar Typen aus dem Weg zu gehen, denen er einiges an Kohle abgeknöpft hat. Und da dachte ich- “ – „Nein!“ unterbrach ihn Nao. „Ich brauche nicht noch einen von eurer Sorte hier. Ihr beiden seid mehr als genug. Und jemand der viel redet ist mir sowieso zu nervig.“ Nao stand auf. „Aber er könnte uns in der gerade besprochenen Angelegenheit helfen. Er kann Kunden an Land ziehen, weiß genau wie man mit denen am besten redet. Und er kann bestimmt noch eine Menge mehr Kohle aus denen raus leiern, als du ohnehin schon verdienst.“ Nao kam Akio entgegen bis sich ihre Nasen fast berührten. „Ließ es mir von den Lippen ab, Akio: Neeeeiiiiiin! Damit wäre das erledigt! Ich will da nichts mehr von hören!“ und damit ging Nao nach drinnen und die Treppe hoch. Man hörte ein lautes Türknallen und Akio und Logan war klar, dass das Thema nicht mehr anzusprechen war. Vier Tage später fand in einem der Nobelhotels im Zentrum von Tokyo ein Maskenball statt, zu dem viele hochrangige Politiker und Geschäftsleute eingeladen waren. Der Veranstalter lud alle fünf Jahre zu diesem speziellen Treffen ein. Allgemein galt das Gerücht, dass bei diesem Treffen eine Menge Geschäfte abgeschlossen wurden und große Mengen an Geld den Besitzer wechselten. Wie jedes Jahr hatte der Veranstalter auch wieder einige bekannte Musiker und Bands eingeladen, dort zu spielen. Darunter auch die Sängerin Carmen Garcia Álvarez, die sich in den letzten Monaten einen Namen gemacht hatte mit ihrer klaren Singstimme. Nach ihrem Auftritt machte sich Carmen zur Bar auf, um sich etwas zu entspannen. Ein dicklicher Kater machte sich mit einigen weiteren Herren zu ihr auf. „Carmen! Das war mal wieder ein wundervoller Auftritt!“ Carmen drehte sich um. Leuchtend grüne Augen blickten durch die aufwendig mit Federn geschmückte Maske. „Vielen Dank, Herr Uzumaki. Ich wusste gar nicht, dass Sie auch hier auf diesem Ball eingeladen sind.“ Uzumaki lachte. „Sie haben mich trotz meiner schönen Maskierung erkannt, das nenne ich ein gutes Auge.“ Carmen lächelte. „Oh es war mehr ihre Stimme, Herr Uzumaki. Sie ist einfach unverkennbar.“ – „Das sollte ich eigentlich zu Ihnen sagen.“ Er sah sich um. „Nun haben wir uns schon so oft gesehen, Fräulein Carmen, und nie sind sie in Begleitung unterwegs. Wie ist das nur möglich, eine schöne Frau, wie Sie?“ Carmen lachte verlegen. „Nun, ich bin nicht alleine hier, aber der werte Herr ist leider gerade nicht in der Nähe.“ – „So ist das! Nun, das ist schade, ich hätte ihn gerne kennen gelernt. Wir sehen uns dann sicherlich später noch.“ Sagte Uzumaki und verschwand. Einer der Herren, die mit ihm unterwegs waren, ließ sich zurück fallen und ging zu Carmen zurück. „Entschuldigen Sie, werte Dame, mein Name ist Takao Koide, ich bin ein Geschäftspartner von Herrn Uzumaki. Habe ich das gerade richtig verstanden, ihr Mann hat Sie hier vollkommen alleine gelassen?“ – „Oh nicht vollkommen alleine. Er hat nur wichtige Gespräche zu führen und nach meinem Auftritt habe ich ohnehin gerne meine Ruhe.“ Carmen sah sich den Herrn vor ihr genauer an. Ein leicht übergewichtiger grauer Weimaraner mit weißen Haaren und leichtem Bartansatz. „Ich finde es trotzdem empörend eine hübsche Lady, wie Sie, hier einfach so alleine rumsitzen zu lassen. Ich lade Sie auf einen Drink ein!“ – „Aber-…“ – „Keine Widerrede! Nach diesem Auftritt haben Sie sich das verdient!“ Koide orderte für Carmen und sich einen Drink nach dem nächsten und wurde zunehmend anzüglicher, was Carmen mehr und mehr verunsicherte. „Nun, es war wirklich nett von Ihnen, mir so viele Drinks auszugeben, aber ich sollte nun wirklich mal nach meinem Mann suchen gehen. Huch!“ Koide zog Carmen an der Hüfte zu sich zurück. „Aber, aber, meine Schöne. Dieser Rumtreiber sollte Ihnen doch gestohlen bleiben. Kommen Sie doch mit mir auf mein Zimmer und geben mir eine kleine Privatvorstellung!“ Carmen versuchte sich aus der ungewollten Umarmung zu befreien, als plötzlich eine weitere Stimme hinter ihnen ertönte. „Was machen Sie da bitte mit meiner Frau?“ Erschrocken blickte Koide hinter Carmen, wo jetzt ein Herr mit Frack und einer ähnlichen Maske stand, wie sie Carmen trug. „Uh…uhm… sie sind…?“ stammelte er. „Carmen’s Ehemann! Mein Name ist Pedro Fernández Diaz und ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie meine Frau in Ruhe lassen würden!“ er befreite Carmen aus dem Griff von Koide und zog sie durch die Menge, weiter weg von dem ganzen Getümmel. „Bist du in Ordnung, Schatz?“ Carmen sah ihn wütend an. „Wer bist du?“ Pedro verschränkte gespielt böse die Arme. „Na, wer bin ich wohl? Dein Ehemann natürlich! Pedro! Erkennst du mich nicht, Carmen Liebling?“ – „Ich gebe dir noch eine letzte Chance: Pack aus, oder ich werfe dich vom Dach!“ zischte Carmen, worauf Pedro leicht zurück fuhr. Er sah sich kurz um, ob jemand in der Nähe war, dann zog er die Maske hoch und grinste seinen Gegenüber an. „Ben Walker…! Also hat Akio doch nicht dicht gehalten, wie ich ihm befohlen habe!?“ Ben zog die Maske zur Sicherheit wieder an. „Es ist nicht seine Schuld. Ich bin einfach zu gut in dem, was ich tue. Aber mal ehrlich: Du musst zugeben, mein spanischer Akzent ist 1a mit Sternchen, oder Nao?“ zwinkerte er Nao zu. „Du kannst dir deinen Akzent in den Arsch schieben. Dank dir darf ich mir jetzt überlegen, wie ich wieder an den Typen rankommen kann.“ – „Naja, die Situation sah nicht gerade passend aus, da dachte ich, ich komme mal helfen. Außerdem habe ich gehört, dass man sich dir erst beweisen muss, um in dein Team aufgenommen zu werden. Das hier wäre die Gelegenheit für mich! Gib mir ne Chance! Bitteeee!“ flehte Ben Nao an, die alles andere als begeistert war. „Tch, was lässt dich bitte glauben, dass du das drauf hast?“ Ben grinste unter seiner Maske. „Ganz einfach, Baby: Das ist alles nur ein Spiel. Und ich werde es gewinnen!“ Nao schnaubte kurz aber schließlich gingen die beiden zurück zum Ballsaal, wo ihnen Uzumaki mit seinem Gefolge und auch Koide entgegen kamen. „Fräulein Carmen, es tut mir unheimlich Leid, was da mit Koide passiert ist. Und bei Ihnen möchte ich mich natürlich auch entschuldigen Herr Diaz!“ er verneigte sich kurz. „Koide!“ rief er und Koide kam reumütig hervor und verbeugte sich ebenfalls. „Es tut mir sehr leid.“ Sagte auch er. „Hm…“ erwiderte Pedro mit missmutiger Stimme. „Um ehrlich zu sein, bin ich nicht sicher, ob Ihr Kollege das wirklich ernst meint, Herr Uzumaki. Er ist meiner Frau deutlich zu nahe getreten, sodass man durchaus schon von se-…“ – „Bitte! Herr Diaz! Lassen Sie uns nicht über solche Dinge sprechen, nicht an diesem Abend. Wir finden sicherlich eine Möglichkeit das wieder gerade zu biegen. Vielleicht wollen sie kurz mit mir da drüben darüber sprechen?“ Uzumaki zog Pedro zur Seite, während Carmen das ganze interessiert verfolgte. Die beiden diskutierten eine ganze Weile darüber und kamen dann zurück. Pedro nahm seine Frau in den Arm und flüsterte ihr ein „Alles geregelt, Schatz.“ zu. Der Rest des Abends verlief ruhig. Pedro hatte noch einige angeregte Gespräche mit einigen der Geschäftsleute und Carmen hatte noch einen weiteren Auftritt. Langsam war es Zeit für die Gäste, sich zu verabschieden. Einige Gäste des Balls hatten sich für den Aufenthalt ein Zimmer im Hotel gemietet, darunter auch Carmen. „Schickes Zimmerchen. War bestimmt nicht billig!“ staunte Ben während er durch das Zimmer ging. „Und was für ein gemütliches Bettchen für ein liebendes Ehepaar.“ Grinste er und wollte sich bereits auf das Bett schmeißen, als ihn Nao bremste. „Nichts da! Wir haben noch zu tun. Immerhin dachte ich, du willst dich beweisen?“ – „Aber… ich dachte das hätte ich bereits?“ Nao gab ihm ein kurzes, verächtliches Lachen. „Als ob. Du hast ein paar Reden geschwungen, fein. Aber das ganze ist dir alles herrlich leicht gefallen. Ich will sehen, wo deine Grenzen liegen. Und ob du über sie hinaus gehst, um deinen Job für mich zu machen.“ Ben sah sie fragend an. „Sag, Akio hatte mir da ein paar Informationen über dich gezeigt. Stimmt es, dass du hetero bist?“ – „Ja… was hat das damit zu tun?“ Nao grinste. „Oh, eine Menge. Ich hatte gerade die perfekte Idee, wie du dich beweisen kannst.“ Später in der Nacht wollte Koide grade ins Bett gehen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Er öffnete und war überrascht Carmen mit Tränen in den Augen vor sich zu sehen. „Carmen? Ist… ist alles in Ordnung?“ Plötzlich kam sie ihm entgegen und umarmte ihn. Er stolperte zurück in den Raum während die Tür wieder ins Schloss fiel. „Sie hatten Recht, Herr Koide.“ Sagte Carmen, während sie ihr Gesicht an Koide’s Brust presste. „Mein Ehemann ist eine furchtbare Person. Ich habe ihn heute Nacht mit einer anderen Frau erwischt.“ - „Ohje, das ist furchtbar, Carmen! Es tut mir so leid! Uah!“ sagte er während Carmen ihn auf sein Bett drückte. „Ich will es ihm heimzahlen.“ Sagte sie plötzlich und blickte in Koide’s Augen. „Würden Sie mir helfen?“ Koide war verwirrt. „Aber… eben auf dem Ball…?“ Carmen drückte ihre Lippen auf seine und schob ihre Zunge in seinen Mund. „Ich will ich nur vergessen. Bitte! Ich brauche Sie!“ sagte sie nachdem sie sich wieder etwas von ihm entfernt hatte. Sie saß nun praktisch direkt auf seinem Schritt und konnte spüren, dass er ihr wohl nicht mehr lange widerstehen konnte. Carmen stand auf und zog ihre Jacke aus. Sie zog etwas aus der Jackentasche, das Koide nicht direkt erkennen konnte. „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich das ganze ein bisschen… spannender mache?“ in ihrer Hand hielt sie ein Seidenband und einige Seile. Koide schluckte sichtbar. „Ich hatte keine Ahnung, dass sie auf solche Sachen stehen, Carmen…“ Carmen sah ihn fragend an. „Ist das etwas Schlechtes?“ Er lachte. „Nein! Ich probiere sowieso eine Menge neues Zeug in letzter Zeit.“ Er rutschte ans Ende des Bettes und hielt seine Hände an die Bettstange, sodass Carmen ihn leicht fesseln konnte. Sie verband ihm die Augen mit dem Seidenband und testete, ob er noch etwas sehen konnte. „Nun, ich hoffe, Sie erlauben sich nicht nur einen Spaß mit mir und lassen mich jetzt hier sitzen.“ Sagte er und lachte nervös. „Keine Sorge. Ich werde nicht verschwinden.“ Sagte Carmen und sah zum Fenster, wo Ben bereits wartete während er sich an Snatcher’s Klauen festhielt. Sein Gesichtsausdruck verriet seine momentane Gefühlslage sehr gut. Er machte einige Mundbewegungen als wollte er sagen ‚Ich werde sterben.‘ Nao ging zum Badezimmer und stellte das Wasser am Becken an. „Geben Sie mir einen kleinen Moment, ich will mich nur kurz frisch machen.“ – „O…okay.“ Antwortete Koide mit zittriger Stimme. Nao ging rüber zu dem Fenster und öffnete es sehr leise, damit Ben ins Zimmer klettern konnte. Sie zeigte auf Koide woraufhin Ben herum gestikulierte, als würde er sagen wollen ‚Oh nein! Keine Chance!‘ aber als Nao ihre Kontaktlinsen entfernte und ihn mit ihren richtigen Augen ansah, machte er sich zügig auf zum Bett während sie das Wasser im Badezimmer abstellte. Langsam und vorsichtig kletterte er auf das Bett und versuchte, nachdem er noch einmal zu Nao rüber gesehen hatte, unbeholfen Koide’s Boxershorts zu entfernen. „Na sowas, Carmen. Sie scheinen ganz schön zu zittern.“ Bemerkte Koide und Ben wollte sich gerade zu Nao umdrehen, als sie plötzlich bereits neben ihm stand. „Haha, Ich bin nur etwas aufgeregt. Mein dummer Ehemann hat mir in den letzten Monaten kaum mehr Aufmerksamkeit geschenkt.“ – „Was für eine Schande.“ Ben schaffte es endlich, Koide’s Hose komplett zu entfernen und blickte nun direkt auf seine Erektion. Er zögerte, sein Gesicht näher heran zu führen, als Nao ihn plötzlich am Nacken näher ran drückte. Es war ein wahres Wunder, dass er nicht vor Schreck irgendein Geräusch von sich gab. Langsam streckte er seine Zunge raus und begann am Schaft auf und ab zu lecken und dabei so gut er konnte, seine Ekel zu unterdrücken. „Was für eine zierliche, kleine Zunge. Ich frage mich, ob ihr Mund auch so ist. Es könnte Ihnen ein paar Probleme machen.“ Lachte Koide während er langsam anfing leise durch die sanften Berührungen zu stöhnen. Ben hörte einen Moment lang auf und sah Nao mit einer erschreckten Miene an, die nur auf ihren geöffneten Mund zeigte. Er schüttelte langsam seinen Kopf, aber Nao machte ihm klar, dass sie keine Witze machte und sah ihn ernst an. „Keine Sorge, Herr Koide. Ich werde dafür sorgen, dass sie sich ganz besonders gut fühlen.“ Sagte sie und drückte Ben erneut nach vorne, der jetzt wusste, dass er keine andere Chance hatte, als mitzuspielen. Seinen Würgereiz unterdrückend nahm er Koide’s Penis in den Mund, erst nur die Spitze, und begann daran zu saugen. Nao wartete einen Moment, bis Koide wieder anfing zu stöhnen und stimmte schließlich ein, während sie Ben’s Kopf weiter und im im Rhythmus runter drückte. Ben allerdings wurde es zunehmend unangenehm. Nao drückte seinen Kopf so weit runter, dass er bereits leicht anfing zu würgen, aber da war noch etwas anderes. Nao so nah in sein Ohr stöhnen zu hören, war überraschend erregend für ihn. Es dauerte einen Moment, bis Nao Ben’s missliche Lage erkannte, aber es amüsierte sie sehr ihn sich so abmühen zu sehen. Von Zeit zu Zeit gab sie ihm einen Moment zum Luftholen, während ihre andere Hand an einen anderen Ort wanderte. Als Ben Nao’s Hand in seinem Schritt bemerkte, hätte er beinahe selbst einen lauten Stöhner von sich gegeben, aber ihre Hand in seinem Nacken ließ ihn wissen, dass er die Klappe halten sollte. Nao öffnete langsam seine Hose und zog sie runter während sie weiter in sein Ohr stöhnte. Koide amüsierte sich ebenfalls sehr und übertönte Nao’s Stöhner beinahe mit seinen. Schließlich hatte Nao Ben’s Hosen samt Unterwäsche unten und entledigte sich ebenfalls Ben’s Hemd, sodass er nun komplett nackt war. Aus ihrer Hosentasche zog sie dann eine kleine Tube, öffnete sie und drückte sie gegen Ben’s Poloch, der reflexartig nach vorne schnellte, bis ihn Nao wieder zurück bewegte. Er sah sie mit ängstlichen Augen an, als sie plötzlich leise stöhnte ‚Oh ja! Oh ja‘, dabei vortäuschend, sie hätte etwas im Mund und in einem so bedeutungsschwangeren Ton, dass Ben genau wusste, was sie nun vor hatte. Und im selben Moment, in dem er das erkannte, zog Nao seinen Kopf nach hinten, weg von Koide’s Glied, der ein bisschen überrascht war. „W-Was ist…?“ fragte er, schwer atmend. „Ich brauche Sie, Herr Koide! In mir! Jetzt!“ sagte Nao und schob Ben herum, der sie mit verzweifelter Miene ansah. Aber keine Chance, er musste zurück aufs Bett. Während Nao Koide in Position hielt, ließ sich Ben langsam auf ihn herab gleiten. »Sieht fast so aus, als hätte er das schon mal gemacht…?« dachte Nao, während sie Ben dabei zusah wie er Koide tiefer und tiefer in sich rein schob. Letztgenannter schien das alles sehr zu genießen, wenn er bloß wüsste. Ben fing an seine Hüften auf und ab zu bewegen und Nao stimmte wieder im gleichen Rhythmus zu stöhnen ein. Mit einem breiten Lächeln beobachtete sie, wie ihr Stöhnen Ben wieder aufrichtete, nachdem er während der Einführung etwas erschlafft war. Sie bewegte eine ihrer Hände zu Ben’s Glied und ergriff es sanft, ließ dabei Ben’s Bewegungen den Rest machen. Ben, der von Nao’s Aktion sichtlich überrannt war, nahm plötzlich eine seiner Hände, die er vorher zum Abstützen auf dem Bett genutzt hatte, zu seinem Mund, um zu verhindern, dass er irgendwelche Geräusche von sich gab. Er schien darüber tatsächlich zu vergessen, dass er eines anderen Mannes Glied in sich hatte. Alles was er fühlte und hörte war Nao. So war es nicht überraschend, dass seine Bewegungen schneller und schneller wurden, was schließlich Koide zum Höhepunkt brachte. Er drückte sein Becken nach oben und ergoss sich in Ben, während Nao ihren Griff um Ben’s Glied verstärkte und ihn so ebenfalls zum Orgasmus brachte. Vorsichtig zog Nao Ben vom Bett und ließ ihn auf den Boden, damit er wieder zu Atem kommen konnte. Sehr leise flüsterte sie ihm ein ‚Gut gemacht.‘ zu und ging rüber zu Koide. „Das war wunderbar, Herr Koide. Der beste Sex, den ich jemals hatte.“ Koide war noch immer schwer am atmen, als Nao eine leere Spritze in eine Plastiktüte packte. Während die beiden ihren Höhepunkt hatten, hatte sie Koide ein Gift injiziert, welches nun seine Wirkung entfaltete. „Ja… Ja es war… sehr gut… Ich bin ganz schön fertig jetzt… Ich hoffe es macht Ihnen nichts aus… falls ich… einschlafen sollte…“ Nao setzte sich zu ihm aufs Bett. „Nein, das macht mir nichts aus. Ich bin jetzt selbst sehr müde. Machen Sie nur ihre augen zu und schlafen, Herr Koide.“ Vorsichtig streichelte sie ihm über den Bauch und fühlte dabei seinen Atem langsamer und langsamer werden bis er schließlich stoppte. Sie wartete einen weiteren Moment ab bis sie wieder vom Bett aufstand. „Er ist tot. Und wir haben ne Menge aufzuräumen. Oh man, du hast ne ganz schöne Sauerei auf dem Teppich gemacht.“ Flachste Nao und gab Ben ein paar seiner Klamotten. „Also, wirst du jetzt abhauen, da du weißt ich könnte dir sowas jederzeit wieder zumuten?“ fragte sie siegessicher. Es brauchte einen Moment bis Ben wieder aufstand und als er sich umdrehte grinste er Nao nur bereit an. „Soll das ein Scherz sein? Wenn das das schlimmste ist, was mir passiert, will ich das jeden Tag. Mein sexy Boss gibt mir nen Hand Job. Das ist wohl das geilste auf der Welt!“ posaunte er siegreich heraus. Nao war geschockt, verwirrt und wütend zugleich. Aber dann erinnerte sie sich und ging hinter Ben und schlug ihm auf den Hintern. „Au!“ Ben machte einen Ruck nach vorne und hielt sich seinen sehr schmerzhaften verlängerten Rücken. „Okay, okay… vielleicht nicht GENAU wie das. Fuck, das tut weh…“ Er fing an, sich seine Kleidung wieder anzuziehen. „Es sah so aus, als hättest du sowas schon mal gemacht. Das hat mich neugierig gemacht. Kann es sein, dass du eine doch recht bisexuelle Seite an dir hast?“ fragte Nao, während sie ihm den Rest der Klamotten reichte. „Ne. Ich hatte während meiner High School Zeit einige Geldprobleme und da war dieser reiche, schwule Typ, der in mich verschossen war. Also hab ich ihm erlaubt, mich zu vögeln, wenn er meine Rechnungen für mich bezahlt. An einem gewissen Punkt wurde es ihm zu blöd, dass ich keine sexuelle Befriedigung aus der Sache gezogen hab und er hat sich anderweitig orientiert. Ende der Geschichte. Ist aber schon ne ganze Weile her, weshalb ich ein bisschen aus der Übung bin.“ Nao zog eine Augenbraue hoch. „Ich werde dich jetzt nicht nach deinen Schwanz-Reit-Fähigkeiten beurteilen. Aber nächstes Mal sollte ich wirklich etwas schwereres für dich aussuchen.“ Sagte sie während sie eine Sprühdose aus der Tasche zog. „Du solltest jetzt das Zimmer verlassen. Das Zeug kann ganz schön giftig sein.“ Ben wollte gerade das Zimmer durch die Tür verlassen, als Nao ihn stoppte. „Ben… das Fenster!“ – „Oh… ja… verstanden…“ sagte er geknickt und ging rüber zum Fenster, wo Snatcher schon wartete. Als Ben sicher in Snatcher‘s Krallen hing, kam Nao zum Fenster. „Mach nen kleinen Rundflug mit ihm über die Stadt, Snatcher. Und mach es ruhig schön spannend mit ein paar Stunts.“ – „Was???“ – „Wenn du während der ganzen Sache keinen Pieps von dir gibst, hast du meinen Test bestanden, Ben. Also, viel Spaß!“ sagte sie und ließ Snatcher mit Ben losfliegen, während sie weiter die Spuren vernichtete. Das ganze gab ihr einen Moment die letzten Wochen Revue passieren zu lassen. Sie hatte eine Menge Geld verdient, einige neue Verbündete gefunden und neue Gefolgsleute, die sie herumkommandieren konnte. Aber irgendetwas fühlte sich immer noch komisch an. Ein Unbehagen, das Nao in einer langen Zeit nicht gespürt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)