Gebieter des Feuers und der Unsterblichkeit von PaiSakuraKurai ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Luciens Drachenkörper war vollkommen mit Blut benetzt. Egal ob es sein eigenes war oder das von anderen. Es machte langsam keinen Unterschied mehr und der wahllose Kampf, wenn er einen Kopf nach dem anderen abtrennte, machte das absolut keinen Unterschied. Wie sollte es auch anders sein, denn er bekam das Gefühl, der unendliche Strom von Feinden nahm kein Ende. Gerade ließ Lucien seine Schwanzspitze so schnell durch die Luft sausen, der einen Samos-Dämon den Kopf kostete. Seine groteske Gestalt, die nichts weiter war, als ein skelettartiges Wesen an dem Fetzen von stinkenden faulem Fleisch hing. Sie waren nicht sonderlich stark, aber sie waren finstere Gestalten, die gerne ihre Wesen auf unnatürliche Arten und Weisen quälten. Was vermutlich viele Dämonen taten, um ihre Befriedigungen zu stillen. Viele waren widerwärtiger als andere, was ihn anwiderte. Für ein paar Sekunden bekam Lucien einen kurzen Überblick über das Schlachtfeld und es war nichts anders als grausam. Überall lagen Tote und zerstückelte Körperteile herum, welche manche nicht mehr wiederzuerkennen waren. Die Mythenwelt war ein grausamer Ort, wo es nur darum ging, sich gegeneinander zu messen oder abzuschlachten. Es wurde kein Halt gemacht, ob derjenige zu schwach war. Es ging allein um die Stärke, nur so hatte man eine Chance zu überleben, wenn keiner seine Stärke bewies. Kämpfe wie diese waren absolut keine Seltenheit und oft war es so, je blutiger und brutaler er war, umso besser war er. Bewohner der Mythenwelt verspürten in solch einer Schlacht einen gewissen Nervenkitzel, den sie nicht mehr so schnell ablegen konnten. Es war die pure Euphorie und das Adrenalin, was in ihren Adern strömte. Vielleicht war dies auch ein gewisser Fluch, die auf alle Mythenbewohner lastete, weil sie ein unsterbliches Leben besaßen. Oder es lag wirklich alleine nur daran, weil sie eine tief verankerte Langeweile verspürten. Niemand wusste es so recht, außer das es zu einem gutem Zweck diente, das sie überhaupt kämpften. Ein regelmäßiger Ausgleich. Es wunderte Lucien nicht im geringsten, das der Hurensohn von Culebra so viele Anhänger hatte bekommen können. Er brauchte vielen nur eine solch blutige und wahnsinnige Schlacht versprechen, und schon waren viele auf seiner Seite. Manche Beweggründe waren nebensächlich. Wie leicht gestrickt manche doch waren und doch so großen Schaden anrichten konnten. Seufzend richtete Lucien seinen Blick auf dem Berg, den er schon seit Stunden versuchte näher zu kommen. Ihm schien der Weg noch weit zu sein, aber er wollte da hinein und er sollte verflucht sein, wenn er es nicht schaffen würde. Keiner guten Herausforderung würde er trotzen, sei es noch so unmöglich. Eine neue Welle von Feinden stürmten aus den Bergen und er fragte sich wirklich insgeheim, wie viele sich da drinnen überhaupt verbargen. Würde der miese Verräter auch noch dort sein? Bestärkt es zu versuchen, sammelte Lucien sein inneres Feuer und spie es seinen Feinden entgegen, die sich auf ihn stürzen wollten. Qualvolle Schreie drangen an sein Ohr, wie sie von seinem Feuer niedergebrannt wurden, aber andere kümmerte es recht wenig und rannten einfach weiter auf ihn zu. Er war bereit und würde jeden einzelnen auslöschen, der sich ihm und Emmanline in den Weg stellte. Sofern sie hier war. „Verfluchte Scheiße, nimmt das denn gar kein Ende“, keuchte Jade grummelig auf. Sie war in ihrer menschlichen Gestalt und hatte gerade einer Hexe eine Klinge ins Herz gestoßen. Mit einem letzten Zucken sackte sie vor ihren Füßen zusammen und endete in einer Blutlache. Das ganze Schlachtfeld war ein reines Blutmeer. „Ich konnte diese Schlampen noch nie leiden. So falsch und sooo zerbrechlich, trotz ihrer hohen Mächte“, zuckte sie unbekümmert mit ihren Schultern, was sie wenig kümmerte. „Gibt es je irgendwas, was nicht auf deiner Nicht-Leiden-Liste steht?“, fragte Rennie sie, die anscheinend eine riesige Freude am abschlachten empfand. Sie metzelte jeden nieder und machte den Drachen alle Ehre, welch große Kriegerin sie doch war. Selbst in ihrer Menschengestalt und dieses viele Blut, das an ihrem Körper klebte. Fast so, als würde sie darin baden. Leicht verzog Jade ihr Gesicht dabei. Cyrills Mutter hatte eine abartige Vorliebe, die sie absolut nicht mit ihr teilen konnte. Doch sie war durch und durch eine fantastische Kriegerin, mit der sie sich niemals anlegen würde. Nicht einmal wollte. Verdammt erbarmungslos, aber niemals anlegen. „Oh, in der Tat gibt es Dinge, die ich durchaus leiden kann“, machte sie einen nächsten Hieb und trennte einer Sukkubus nur halb den Kopf ab. So eine verdammte Scheiße, wie konnte an einem Tag alles nur so ruiniert sein? „Nicht persönlich nehmen“, sagte Jade zu der Sexdämonin. „Du kämpfst eben auf der falschen Seite“, und ließ ihr Schwert niedersausen, damit ihr ganzer Kopf abgetrennt wurde. Nur ein kopfloser Unsterblicher, war ein toter Unsterblicher. Reine Vorsichtmaßnahme. Gerade noch konnte sie das Kopfschütteln ihrer Schwester Ysera bemerken, die ebenfalls an ihrer Seite kämpfe. „Du bist manchmal wirklich ein großes Miststück und liebst es echt, andere zu verhöhnen, während sie dir ins Gesicht schauen.“ „Was soll ich machen, es ist eben fast wie ein Fluch, der auf mir lastet. Ich bin praktisch dazu gezwungen es zu tun.“ „Natürlich“, schüttelte Ysera wieder mit ihren Kopf und stürmte vor, um einem Drachen, der sich ihnen in den Weg stellte, in Einzelteile zu zerlegen. Und Jade musste feststellen, ihre Schwester machte das sehr gut. Kein Wunder, sie war eine ausgezeichnete Wächterin. Nicht umsonst verdiente jemand Ränge und Titel. Aber was tat sie hier eigentlich? Normalerweise war sie nicht hierher gekommen, um so sehr am töten involviert zu werden. Sie hatte keine Probleme am töten und mit all dem Blut, aber sie war eben nicht wie die Anderen. Sie war keine Kriegerin. Sie hielt sich mehr im Hintergrund, was ihr oft ein Vorteil einbrachte. Also verzog Jade sich vom wesentlichen Schlachtfeld und versuchte einen Weg zu finden, wie sie all das umgehen konnte, um in diesen Berg zu kommen. Immerhin war sie nicht auf dem Kopf gefallen. Sie hatte schon schlimmere Situationen erlebt. Hin und wieder musste Jade stehen bleiben, weil sie einen hässlichen Dämon oder was sonst für abstrakte Gestalten, vernichten musste. Aus irgendeinem Grund wurden die Dämonen nicht weniger, sondern mehr. Normalerweise brauchte es große Macht, solch einen Haufen von diesen Wesen zu kontrollieren. Kein Problem diese Viecher zu rufen, die eigentlich irgendwo in einem Höllenloch schmoren sollten, aber sie in Schach halten und zu lenken, war eine andere Geschichte. Darum kostete es eine Menge Zeit, diese Höhlen zu erreichen, indem sie vermuteten, wo Emmanline steckte. Es war nicht gelogen, als sie meinte, es gäbe Dinge, die sie leiden könne. Es war zwar nicht viel, aber Emmanline gehörte irgendwie zu diesen Dingen. Jade mochte sie, was selten bei ihr der Fall war. Sie zeigte nicht oft ihre Zuneigung, aber wenn sie es tat, arbeite sie daran, diese Dinge auch zu behalten. Darum war sie auch so verflucht sauer auf ihren Bruder gewesen, als Lucien noch nichts unternommen hatte, Emmanline zurück zu holen. Etwas weiter stieß Jade auf einen REGM-Dämon. Erstarrt blieb sie stehen und den Namen den sie trugen, war mehr eine Abkürzung, als ein Name. Das REGM bedeutete nichts weiter, als Riesige - Ekelhafte - Gehirnlose - Mistviecher. Keiner weiß, wer überhaupt auf diesen Namen gekommen war, aber dieser Name machten dem riesigen Vieh alle Ehre. Sie war nie einem REGM-Dämon begegnet und jetzt wusste sie auch warum sie es nie gewollt hatte. Sie sahen abscheulich aus, wobei sich ihr Gesicht vor Abscheu verzog. Dieser Dämon war wirklich gigantisch. Vielleicht noch ein gutes Stück größer, als ein gut ausgewachsener Drache und seine abartige verzerrte Gestalt machte es nicht schöner, nur ekelhafter. Er massakrierte alles mit seinen scharfen Klauen nieder, der vor ihm stand, als hätte er kein eigenständiges Handeln. Daher also Gehirnlose. Als der REGM-Dämon Jade erblickte, kam er wie eine bizarre Marionette zu ihr gesteuert. Es kam ihr fast so vor, als würde er an unsichtbaren Ketten hängen und Jade versuchte durch ihren Schleier der Panik zu denken. Sie wusste vornherein schon, sie hatte selbst in ihrer Drachenform keine Chance, dieses hässliche Ding zu töten. Also würde abhauen der einzige und kluge Weg sein. Kaum hatte sie sich umgedreht, prallte sie gegen etwas hartes und als Jade aufblickte, erstarrte sie erneut. Diesmal stand ein riesiger Drache vor ihr. Gigantomanisch. Heute war wirklich der Tag, der monströsen Kreaturen. Doch jetzt konnte Jade erleichtert aufatmen, als sie diesen Drachen erkannte. Schon öfters war sie ihm in einigen Städten begegnet. Auch wenn ihre Treffen nicht immer freundlich und harmonisch gewesen waren. „Schön dich zu sehen, Nathan. Wusste gar nicht, dass du dich auch hier amüsierst“, lächelte sie zu ihm rauf, während sie wieder auf die Beine kam, um möglichst schnell die Flucht zu ergreifen. Ein tiefes Knurren kam tief aus seiner Kehle und sie konnte seine finsteren Blicke auf ihr spüren, wie Nadelstiche. Es versetze ihr eine Gänsehaut. Jedes Mal, wenn sie ihm begegnete und normalerweise versuchte sie ihm aus dem Weg zu gehen. Nathan war ein schwieriger und unzugänglicher Drache, der es nicht wirklich verstand, in Gesellschaft zu leben. Verflucht tragisch, weil sie ihn wirklich als anziehend empfunden hatte. Zu Anfang. Bevor sie ihn richtig kannte. „Was. Tust. Du. Hier?“, konnte sie seine wütende und grollende Stimme in ihrem Kopf hören. „Ach weißt du, mein Lieber“, tätschelte sie kurz sein mit Schuppen bedecktes Vorderbein. „Ich bin auf der Suche nach etwas, was ich unglücklicher Weise hier irgendwo verloren habe. Mir passiert das ständig. Vermutlich würde ich meinen eigenen Kopf verlieren, wenn er nicht so festsitzen würde.“ „Wenn du so weitermachst, wird dein Kopf nicht mehr so festsitzen, wie du es behauptest. Und hör auf mit diesem Scheiß, ich hasse das, wenn du das tust“, warnte Nathan sie wütend. Anscheinend war er nicht für Späße aufgelegt, aber da fragte sie sich gleich, wann er das jemals gewesen war? Nie, im wahrsten Sinne. „Sei doch nicht immer so knurrig. Es würde dir viel besser stehen, wenn du hin und wieder etwas weniger griesgrämig wärst. Was glaubst du, wie viele Frauen dann ihre Finger nicht mehr von dir lassen würden. Du kannst es echt gebrauchen. Vielleicht auch mal flachgelegt zu werden“, wollte sie ihn nur aufziehen, aber konnte sich gerade noch so auf dem Boden schmeißen, als Nathan mit seinem Schwanz ausholte und kurz darauf ein kleines Beben auslöste. Verfluchte Scheiße, klopfte ihr Herz wie wild. Als Jade ihren Kopf wandte, sah sie den REGM-Dämon auf dem Boden liegen, was die Ursache für das kleine Beben war. Welche enorme Kraft das bedeuten musste, so ein riesen Vieh mit nur einem Schlag umzuhauen. Kurz darauf stürzten unzählige Drachen auf dem Dämon ein, um es zu töten. Es war ein Vorteil, wenn er am Boden lag und sie sollte gewiss nicht weiter auf dem Boden liegen bleiben. Schnell rappelte Jade sich wieder auf und wollte zwischen den Bäumen verschwinden. Sie schaffte es auch ein gutes Stück, als starke Arme aus Stahl sie festhielten. Sie versuchte sich nach allen Regeln der Kunst daraus zu befreien, indem sie ihren Kopf nach hinten schlug. Sie sah zwar ein paar Sterne, weil selbst ihr harter Dickschädel nicht für so eine Härte gemacht war, war dennoch zufrieden, als sie ein leises unzufriedenes Grunzen hörte. „Bei allem was mir heilig ist, verflucht, jetzt hör verdammt noch einmal auf“, war es Nathans Stimme, die hinter ihr erklang und sie dann los ließ. „Bist du von allen guten Geistern verlassen. Selbst Schuld“, rieb sie sich die Beule an ihrem Hinterkopf und trat ein paar Schritte zurück. Dabei vermied sie es, seine ganze Nacktheit wahrzunehmen. Nicht das sie prüde war, aber bei diesem Drachen machte es ihr schon etwas aus, dass sie sich unwohl fühlte. Schon immer empfand Jade ihn als einen gutaussehenden Mann, mit stahlharten Muskeln, die ihm perfekt standen. Seine leicht gebräunte Haut umspielten seine Muskeln meisterhaft. Nathan war groß und gut gebaut. Kräftige Beine und muskelbepackte Arme. Sie liebte das an Männern. Es zeigte an Stärke und Kraft. Dieser Mann besaß alles davon. „Kannst du mir jetzt einmal die Wahrheit verraten, was du hier zu suchen hast?“, verschränkte Nathan seine Arme vor der Brust und auch wenn er sie wütend anschaute, wusste sie, er ließ niemals seine Umgebung aus den Augen. Eine kleine Handbewegung tat sie seine Frage ab. „Habe ich dir doch schon gesagt, ich habe etwas verloren.“ Nathans Augen verengten sich. „Ich hasse diese Spielchen von dir und ich wusste schon, als ich dich das erste Mal gesehen habe, dass du nie etwas Gutes im Schilde führst. Du bist die Art von Frau, die solche durchtriebenen Spielchen gerne spielt und irgendwann ihr hübsches Köpfchen verlieren. So eine wie Du, hat hier nichts zu suchen.“ Autsch. Jade wusste, manchmal trieb sie es zu weit, aber sie konnte nichts gegen ihre Art tun. So war sie nun einmal. Egal wer etwas zu ihr sagte, denn niemand hatte eine Ahnung wer sie wirklich war. Einfach niemand. Und sollte jemand ein Urteil über sie erlauben, zuckte sie eben mit ihren Schultern. „Schön, dann dürfte es dich nicht interessieren, was mit meinem hübschen Köpfchen passiert. Gehe einfach deiner Wege und ich meiner“, forderte sie ihn regelrecht heraus. Mächtig und kraftvoll konnte sie seine Wut in der Luft spüren. Sie wusste ganz genau, er hasste es wirklich, wenn sie so mit ihm umging, als wäre alles weniger Wert, außer sie selbst. Doch dann erinnerte sie sich daran, niemand hatte eine Ahnung von allem. Mit einem wutverzerrten Blick wandte Nathan sich einfach von ihr ab und verwandelte sich erneut in seinen Drachen, damit er sich in die Schlacht stürzen konnte. Kurz schaute sie ihm nach und bemerkte nicht einmal, wie schwer es in ihrer Brust geworden war. Wie eng sich auf einmal alles anfühlte. Sie wusste selbstverständlich, Nathan wollte nur einmal etwas nett sein. Doch all das konnte Jade sich nicht leisten und wandte sich einfach ab, um in den Wald zu stürzen. In kurzer Zeit würden diese Gefühle ohnehin verschwunden sein. Was soll's. Nathan wandte sich noch einmal zu Jade um, die jetzt in den Wald stürmte. Diesmal trug sie nicht eins dieser albernen und teuren Kleider, worauf sie immer großen Wert legte. Sie trug ein enges rotes Top, was ihre Figur regelrecht betonte. Zumal der kleine schwarze Rock auch nicht wirklich was von ihren langen schlanken Beinen verbarg. Egal was sie anzog oder tat, sie spielte in jeder Hinsicht ihre Reize aus. Es machte ihn rasend vor Wut, wenn er sie stets zu Gesicht bekam. Er konnte Jade absolut nicht ausstehen und er mochte auch nicht diese Art von Frauen, die sich jeden an den Hals warfen. Er verabscheute es sogar. Doch diese Frau spielte auf einer Ebene, welche ihr Handwerk beherrschte. Gelogen war es nicht, als Nathan meinte, eines Tages würde sie ihren Kopf mit ihren Spielchen verlieren. Eben wäre es beinahe passiert, wenn er sie zuvor nicht erblickt und vor dem REGM-Dämon gerettet hätte. Ihn hatte es wirklich überrascht sie hier zu entdecken, während sie mit Dreck und Blut bedeckt war und ein scharfes Schwert schwang. Sonst achtete Jade stets darauf, wie sie in Erscheinung trat und das niemand sie mit irgendwas verunreinigte. Ausgenommen von ihrem Ruf, den sie mit sich schleifte, wie ein Schleier. Trotzdem musste er sich eingestehen, heute war sie besonders anziehend gewesen. Ihr feuerrotes Haar hatte im Wind des tosenden Kampfes um ihr zartes Gesicht geweht, während sie zuvor einem unbedeutenden Dämon den Kopf abgeschlagen hatte. Noch nie war ihm so was reizvolleres unter die Augen gekommen, als dieses Bild. Und als Nathan vorhin bemerkte hatte, in welcher Gefahr sie geschwebt hatte, wäre ihm beinahe eine Sicherung durchgebrannt und hatte rot gesehen. Sein Tier in ihm hatte regelrecht vor Zorn geschrien und das er unbedingt beschützen musste. Das er sie beschützen musste. Dabei wollte Nathan das nicht einmal wirklich tun und verspürte doch den zwanghaften Drang dazu. Er hasste es, was diese Frau betraf. In jeglicher Hinsicht. Er fand Jade einfach als ungenießbar und unausstehlich, trotz ihrer wunderbaren Reizen. Doch was ihm merkwürdig vorkam, als er sie berührt und gepackt hatte, war ihre Haut kalt gewesen. Nathan empfand es als ungewöhnlich, dabei gehörte Jade zu den Feuerdrachen und in ihnen loderte ein heißes Feuer. Selbst durch den Kampf und ihren enormen Bewegungen, müsste sie aufgeheizt sein, aber es entsprach dem Gegenteil. Je weiter Nathan sich hineinsteigerte und den Kopf über diese Frau zerbrach, umso wütender machte es ihn und diese zügellose Wut ließ er jetzt an seinen Feinden aus, die auf ihn zu gestürmt kamen. Er musste was dagegen tun und was gab es nichts besseres, als einen blutigen Kampf. „Lucien, der Weg ist frei“, drang Cyrills Stimme durch das ganze Schlachtgetümmel in seinen Kopf, der sich vor einiger Zeit ihm angeschlossen hatte. Cyrill war wie aus dem Nichts aufgetaucht und Lucien war dankbar für seine Hilfe. Noch immer konnte er seinem besten Freund nicht dafür danken, wie sehr er ihm in der Lage geholfen hatte. Jetzt und auch damals. Er wusste nicht einmal, wie er es wieder gut machen sollte. Er verdankte Cyrill unendlich viel und doch könnte er seine Schuld niemals begleichen. Mit einem tiefen Knurren stürmte Lucien in den Höhleneingang, der in den Berg führte. Alle kämpften schon seit unzähligen Stunden und die Nacht war über sie hereingebrochen. Die Dunkelheit machte ihnen nichts aus, weil Drachen in der Nacht besonders gut sahen. Aber er zweifelte nicht daran, irgendwann zerrte die Erschöpfung an ihren Kräften. Aus unerklärlichen Gründen hatte der Strom von Dämonen aufgehört, die den Berg verlassen hatten. Lucien hoffte nur, es würde so bleiben und sie hatten viele Anhänger von Culebra vernichtet, sodass sie freie Bahn in die Höhle bekamen. Zwischenzeitlich hatte er auch mitbekommen, wie seine Schwester Charia unerwartet mit ihrer Garnison dazugestoßen war. Selbst Alastar hatte er wie einen Berserker auf dem Schlachtfeld herum wüten sehen. Absolut angsteinflößend und er wollte ihm nicht im Weg stehen. Auch seine Großtante Havanna war wie eine Furie und setzte all ihre Macht ein, die sie aufbringen konnte. Sie war eine wahrhaftige und mächtige Drachenhexe, ihre grenzenlose Magie erbarmungslos. Doch trotz all der guten und kräftigen Unterstützungen, hatte er oft bedenken gehabt, sein Ziel jemals zu erreichen. Aber jetzt … wurde sein Blick voller Entschlossenheit überschattet, stürmte Lucien weiter in den Berg hinein. Jeder der ihm in den Weg kam, metzelte er nieder, ohne jegliches Erbarmen. Dabei erinnerte sich Lucien daran, was Emmanline ihm alles über Culebra erzählt hatte und welche heimtückischen Tricks er anwendete. Er versuchte so wenig wie möglich die Höhlenwände zu berühren, weil er befürchtete, dort versteckten sich unsichtbare Fallen. Er wollte nicht das gleiche Schicksal wie Aiden erleiden, weil er es sich jetzt nicht leisten konnte, ausgeschaltet zu werden. Vor seinen Augen zeigten sich nur zwei Ziele die er erreichen wollte. Erstens, Culebra einen qualvollen Tod bescheren, und zweitens wollte er Emmanline finden. Seine Sehnsucht war so stark, dass er nicht zu bremsen war. Luciens monströses Brüllen ließ die Steinwände der Höhle erzittern, während er vorstürmte. Es sollte eine laute Ankündigung des Todes sein. Culebra wandte sich um, als er das lautstarke Brüllen in seiner Höhle vernahm. Viele hätte das in Angst und Schrecken versetzt, aber ihn nicht. Sicher, sein System war so dafür geschaffen, dass es nur einen Ausweg nach draußen gab, dennoch hatte er genug Trümpfe im Ärmel, bevor seine Feinde überhaupt in seine Nähe kamen. Er war voller Zuversicht, auch wenn sie ihm gefunden haben mochten. Als Culebra den ganzen Schwarm von Drachen am Himmel entdeckt hatte, wusste er, jemand musste ihn verraten haben. Noch wusste er nicht, wer es gewesen war, aber er schwor sich bei allem, wenn derjenige noch nicht tot war, würde er es Gott verdammt nochmal tun. Er würde demjenigen einen qualvollen Tod bescheren, dass er sich wirklich wünschte, ein anderer hätte es vor ihm getan. Er war erbarmungslos und grausam. In jeglicher Hinsicht und schon immer hatte er seine Macht über alle hinweg rollen lassen. Natürlich würde Culebra heute einige Verluste hinnehmen müssen, aber es würde seine Pläne nicht durchkreuzen. Noch immer hatte er einige Asse im Ärmel, die er gut ausspielen konnte. Ein leichtes Lächeln der Grausamkeit und Überlegenheit umspielte seine Lippen. Sollen sie alle kommen, er war bereit. Sollten sie wissen, welche Macht Culebra jetzt besaß. Ein ehemaliges Ratsmitglied des Königshauses. Er würde es allen beweisen. Das donnernde Brüllen kam jede Sekunde immer näher und draußen vernahm er das ununterbrochene Beben der Kämpfe. Teils war es wie Musik in seinen Ohren, weil er den Klang einer guten Schlacht liebte. Es brannte selbst in seinen Adern, wie heiße Kohlen, und wie gerne er dabei sein würde. Doch er konnte nicht fort, weil er genau wusste, weswegen alle hier waren. Mit einem finsteren und wissenden Blick schaute Culebra in die Ecke, wo die kleine Elfe bewusstlos dalag. Durch eine seiner verbündeten Hexen, hatte er herausbekommen, auf ihr lag ein Zauber. Nicht nur einer. Zuvor hatte er erfahren müssen, diese Frau war schwanger gewesen und von dem Neugeborenen war keine Spur zu finden. Wie hatte sie das angestellt? Vor allem, in all den Monaten ihre Schwangerschaft vor ihm und all den anderen mit magischen Kräften geheim zu halten? Es musste eine menge Energie kosten, solch einen Zauber aufrecht zu erhalten und die hatte Culebra ihr stets geraubt, indem er sie gefoltert hatte. Woher hatte sie also diese Kräfte? Es juckte ihm so sehr in den Fingern Antworten auf seine Fragen zu bekommen und dennoch bekam er keine. Für seine Geduld war Culebra nicht sonderlich bekannt und es machte ihn wütend, dass niemand ihm Antworten liefern konnte. Verdammt ärgerlich wie viele Köpfe da rollen mussten. „Was bist du?“, murmelte Culebra vor sich hin, als er die tiefen Kerben in den Wänden betrachtete, die er verursacht hatte, während er vor rasender Wut getobt hatte. Keinen einzigen Kratzer hatte die Elfe abbekommen und doch lebt sie. Als würde sie tief und fest schlafen. „Wie ein beschissener Dornröschenschlaf“, knurrte er. „Meister, wir sitzen in der Falle. Sie sind hier eingedrungen“, meldete sich eine piepsigen Stimme vor seinen Füßen und er hatte es so was von satt. Als wenn ihm nicht schon längst aufgefallen wäre, dass seine Feinde hier waren. „Verschwinde“, ließ Culebra wütend seine Macht ausströmen und zerschmetterte das minderwertige Wesen an der nächsten Wand. Es weckte eine kleine Euphorie in ihm, endlich an jemanden seinen Zorn auszulassen. Doch seine Vorfreude hielt nicht lange an, als er sich um andere Dinge kümmern musste. Lucien stürmte weiter vor und tötete jeden, der ihm in den Weg kam. Seine Wut und der Zorn seines Drachen leitete ihn. Er fühlte sich stark und unbezwingbar. Auch wenn er stets auf der Hut sein musste, weil er es mit einem heimtückischen Gegner zu tun hatte. Doch er ließ sich nicht aufhalten, denn Lucien konnte es fühlen und sogar den leichten Duft von etwas sonnigen wahrnehmen. Emmanline war hier. Noch einmal brüllte sein Drache vor Wut auf und machte seine Anwesenheit kund. Culebra sollte erfahren, dass er hier war. Er wollte seine Seelengefährtin zurück, die ihm einfach genommen wurde. Keiner würde sich ihm in den Weg stellen, weil er das größte Recht dazu hatte, Rache zu nehmen. Nicht nur weil er der König der Drachen war. „Oh Bruderherz“, summte Jade heiter, als Lucien an einem Höhlenkammer vorbei sauste. Sie war in ihrer Menschengestalt. Schlitternd kam Lucien zum stehen und traute seinen Augen nicht. „Jade?“, war er vollkommen irritiert. „Was tust du denn hier?“ „Das siehst du doch. Ich mache ein paar Feinde platt“, ließ seine Schwester gerade eine halbtote Hexe ohnmächtig zu Boden fallen. „Das hat aber gedauert, bis du kommst. In der Zwischenzeit habe ich schon den Zauberer ein Kopf kürzer gemacht, der ständig diese unwürdigen Dämonen heraufbeschwörte. Der hatte gar nicht mehr aufgehört. Sah aus wie eine Plage von Heuschrecken, die aus ihm herauskamen. Voll ekelhaft“, verzog sie leicht das Gesicht, aber gleichzeitig verdrehte sie ihre Augen dabei. Noch immer fassungslos starrte er seine kleine Schwester an und schüttelte mit seinen großen Kopf. Es war besser überhaupt nicht nachzufragen, aus welchen Gründen sie wirklich hier war. Und er fragte sich, wie sie hier reingekommen war, wobei sie größere Schwierigkeiten hatten. Beinahe wäre es ihnen gar nicht gelungen. Jade war immer wieder für Überraschungen gut. Wieder setzte Lucien seinen massigen Drachenkörper in Bewegung und seine Schwester folgte ihm mit Leichtigkeit, was erstaunlich war. „Ich konnte von einem Dämon herausbekommen, wo genau Emmanline sich befindet. Sie ist hier und auch Culebra hält sich hier noch auf. Du solltest dich in acht nehmen, Lucien. Irgendwas stimmt hier nicht und mich würde es nicht wundern, wenn wir direkt in eine Falle laufen. Das ist viel zu ruhig hier“, schien Jade unauffällig ernst zu sein. Lucien knurrte finster. „Mir ist vollkommen bewusst mit welchen hinterlistigen Mittel dieser Verräter arbeitet. Emmanline hat genug über ihn erzählt, um zu wissen, was aus ihm geworden ist. Schlimm genug, dass Aiden eines der Opfer von seinen heimtückischen Fallen geworden war“, sprach er mental zu ihr. „Ich kann den leichten Geruch von Emmanline wahr nehmen. Ich weiß wo sie sich befindet.“ „Oh, perfekt“, quietschte Jade heiter und motiviert auf. „Dann lass uns doch keine Zeit verlieren.“ Eigentlich hätte Lucien sagen sollen, er würde alleine gehen und weil er ihr Leben nicht aufs Spiel setzen wollte. Dann würde er vermutlich ein dummen Kommentar von ihr ernten oder furchtbare Blicke würden ihn strafen. Jade konnte eine der stursten Drachinnen sein, die er wirklich kannte. Und sie hatte das Talent, alles zu ignorieren, was sie nicht hören wollte. Darius stützte sich kurz auf seinem Schwert ab und überblickte das Schlachtfeld. Seine Erschöpfung zerrte schon an seinen Kraftreserven, je länger er sich auf den Beinen hielt. Seit vielen Stunden standen sie ohne Pause auf dem Kampfplatz und töteten in einer Tour. Schon in vielen Schlachten hatte Darius mitgekämpft und er wusste, wie lange solch ein Krieg dauern konnte. Unter Mythenbewohner konnte es schon einmal brutaler und rabiater zugehen, als normale Kriege unter Sterbliche. Entweder stehst du noch bis zum Ende auf deinen zwei Beinen und kämpfst bis zur Erschöpfung, oder du liegst zerstückelt auf dem Boden. Eine Lektion, die einer schnell in der Mythenwelt lernen und meistern sollte. Es gab keine Regeln und Gesetze, an die sich jemand hielt. Selbst gemeine Tricks waren keine Seltenheit, wo Ehre nicht immer einen Platz fand. Aus dem Augenwinkel erblickte Darius seine Gefährtin Saphira. Er war eigentlich nicht begeistert darüber gewesen, dass sie mitkam. Aber Saphira hatte absolut auf stur gestellt, egal was er getan und gesagt hatte. Sie war nicht umzustimmen gewesen. Es machte ihn immer noch etwas nervös, sie auf dem Schlachtfeld kämpfen zu sehen, auch wenn sie sich wacker schlug. Auch wenn er sie nicht das erste Mal hatte kämpfen sehen, so wollte er es doch nicht. Darius versuchte immer in ihrer Nähe zu bleiben, damit er jederzeit seiner Gefährtin zur Hilfe eilen konnte. Selbst wenn sie beide keine innige Bindung zueinander hatten, hieß es nicht, dass er seine Seelengefährtin einfach so verlieren wollte. Nur einmal im Leben bekam man das Glück sein wahres Gegenstück zu begegnen. Wenn überhaupt. Gerade erhob Darius sein Schwert wieder, als ein Inkubus auf ihn zu gestürmt kam. Inkuben waren das männliche Gegenstück von Sukkuben. Sie verursachten Alpträume und kamen dann nur nachts, wenn sie sich mit einer Frau paaren wollten, ohne das sie was davon bemerkten. Er selbst konnte davon nichts abgewinnen und mit welchen Tricks sie arbeiteten. Mit Leichtigkeit tötete Darius den Inkubus, selbst wenn seine Kräfte fast am Ende waren. Es folgten noch ein paar Dämonen, die zu leichtsinnig waren und ihren Gegner eindeutig unterschätzten. Einerseits gut für ihn,aber tödlich für sie. Für ihn war es uninteressant und verspürte keinesfalls ein schlechtes Gewissen dabei. Plötzlich verspürte Darius ein eisigen Schauer im Nacken und er wusste sofort, etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Langsam wandte er sich um und schaute zu Saphira hinüber, wobei ihm fast das Herz stehen blieb. Ein große schwarze Gestalt hatte sie von hinten im Würgegriff, während sie versuchte sich aus diesen Griff zu befreien. Darius wusste, sie würde sich daraus nicht freikämpfen können, denn je weiter Saphira sich wehrte, umso stärker spannten sich die Arme um ihren Hals an. „Lass sie los“, knurrte Darius finster auf und er erkannte die dunkle Gestalt. Er war ein Vampir und nicht nur irgendeiner. George Koenig war einer der gefürchtetsten und gemeinsten, die existierten. Sein Ruf war in jeder Hinsicht grausam, der kein Erbarmen kannte. Niemand wusste wirklich, woher er kam. Gerüchte sagten, George habe seinen eigenen Erschaffer getötet und somit seine Stärke und Standpunkt klargemacht, er duldet niemand über sich. „Oder was?“, lachte George überlegen auf. „Hast du etwa Angst um sie? Würde ich an deiner Stelle haben, Drache. So eine hübsche Gefährtin ist eindeutig nicht zu verachten und sollte nicht aus den Augen gelassen werden“, roch er genüsslich an ihrem goldenen Haar. Unermessliche Wut stieg in ihm auf, aber als Darius in Saphiras Augen blickte, erkannte er furchtbare Angst. Als würde er in ihnen etwas bekanntes wieder erkennen. Was war das? Was hatte sie? „Saphira?“, fragte Darius etwas verwirrt. Um ihn herum verstummte alles. Das war eines der kuriosen Phänomene in einer Schlacht, die um einen herum zum Stillstand kamen und keiner wagte es, sie anzugreifen. Als würde niemand sie sehen oder beachten. Es war einfach merkwürdig und während Darius Saphira beobachtete, erkannte er, etwas musste einmal vor einiger Zeit geschehen sein. Der Vampir schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Sag bloß, du hast deinem heißgeliebten Gefährten nie was von uns erzählt? Wirklich böse“, zog der Vampir das letzte Wort höhnisch in die Länge und lachte amüsiert auf. „Was erzählt?“, wurden die Furchen zwischen seinen Augen tiefer, je mehr Darius versuchte das zu verstehen. „Ja, was ist es nur?“, zog George eine kleine Klinge unter seinem dunklen langen Mantel hervor. Darius wusste auf Anhieb, was für eine Klinge das war. Eine Titan beschichtete und für Drachen war es wie das reinste Gift. Sogar tödlich, ohne ihren Kopf von den Schultern trennen zu müssen. Es gab nicht vieles, was Unsterbliche töten könnte, aber gewisse Dinge gab es schon und keines war auf angenehme Weise, die man sich wünschte. „Deine heißgeliebte Gefährtin hatte einmal eine sehr große Schwäche für böse Jungs, bevor sie dich als ihren Seelengefährten erkannt hatte. Selbst einmal für mich, doch...“, hielt George eine kleine Pause, um die beschichtete Titanklinge an Saphiras Hals zu legen, damit er leicht über ihre Haut schaben konnte. Saphira versteifte sich noch mehr, als durch einen kleinen Schnitt ein wenig Blut ihren Hals hinablief. „...wenn einmal jemand mir verfällt, wird es auf ewig sein. Ich habe zwar ein wenig gebraucht, um dich zu finden, meine Süße, aber niemand wird mir je entkommen. Nicht einmal du, wo wir doch so viel Spaß miteinander gehabt hatten“, leckte George das Blut von Saphiras Hals und Darius wurde bei dem Anblick schlecht, während seine Wut sich ins unermessliche steigerte. Nicht ein einziges Wort verstand Darius aus dieser Situation und doch konnte er daraus schlussfolgern, diese Beiden hatten eine gemeinsame Vergangenheit. Er wusste, es war nicht in der Zeit, während sie zusammen gewesen waren, denn Seelengefährten konnten nicht einander betrügen. Niemals. Nicht einmal wenn sie eine richtige Seelenbindung miteinander hatten. Darius hatte nie nach Saphiras Vergangenheit gefragt, sowie sie es umgekehrt auch nie getan hatte. Jeder hatte seine Geheimnisse und er war froh darüber, nicht über seine Schattenseiten sprechen zu müssen. Er war nicht sonderlich dazu geneigt über sich selbst zu reden. Und er schätzte es sehr das Saphira genauso dachte. Auch sie hatte niemals nach seiner Vergangenheit gefragt und aus diesem Grund harmonierten sie miteinander. Selbst ohne diesen Seelenbund. „Mmmh, du bist so verflucht sprachlos. So kennen wir dich gar nicht, meine schöne Saphira“, schmiegte der Vampir sein Gesicht in ihr goldenes Haar, als würde er jeden Atemzug ihres Duftes genießen, den er von ihr bekam. Gerade wollte Darius einen Schritt nach vorne wagen, aber George warnte ihn zunehmend es nicht zu tun. Sofort glaubte er ihm in der Hinsicht, er würde ihr alles antun, sogar töten. So kalt und erbarmungslos waren seine Augen als Vampir. Skrupellos durch und durch. „Hast du überhaupt nichts zu sagen, meine Liebe?“ „Es … es tut mir leid“, sah Saphira Darius schuldbewusst an. „Ich wollte das nicht. Nicht so“, sah er eine winzige Träne ihrer Wange hinab laufen. Ab da wusste Darius, etwas unwiderrufliches würde passieren und er konnte nichts dagegen tun, wenn er nicht wollte, Saphira leidet unsagbare Qualen. Sie war seine Seelengefährtin und er wollte ihr so viel wie möglich ersparen. Doch je weiter er das Geschehene erfasste, umso bewusster wurde ihm, heute würde Saphira vor seinen Augen und in dieser Schlacht sterben. Sie würde den Tod finden. Jetzt schon empfand Darius einen unendlichen Verlust in sich, den er nicht beschreiben konnte. Dabei war noch nicht einmal das eingetroffen, was zu gedenken er nicht wagte. Sein Herz raste schnell in seiner Brust und sein Gedanke galt einzig und allein Saphira. Er wollte sie retten und es versuchen, aber solange der tödliche Dolch an ihre Kehle lag, war er schier machtlos. „Ist es das Einzige, was du sagen willst?“, schnalzte der Vampir mit der Zunge und Darius verspürte noch einen größeren Drang, ihm das Herz aus der Brust zu reißen. Je mehr Darius Zorn anstieg, umso mehr spannte sich sein ganzer Körper an. „Ich schwöre beim Mythos, ich werde dich jagen, bis ich dein verfluchtes Herz aus der Brust und deinen Kopf von den Schultern gerissen habe“, drohte er und seine Augen glühten golden auf. Ein leises Lachen drang aus der Kehle des Vampirs und seine Augen verwandelten sich von Belustigung in puren Hass um. „Soll das eine Herausforderung sein? Du hast keine Ahnung, mit wem du dich anlegst.“ „Und du hast keine Ahnung, mit wem DU dich anlegst“, warnte er ihn und er konnte noch nicht einmal sagen, warum er noch tatenlos hier herum stand. Er sollte alles mögliche versuchen, um seiner Seelengefährtin zu helfen, auch wenn es nichts bringen würde. „Ich kann deine Gedanken schon lesen, Drache. Versuche es nicht einmal, oder deine geliebte Gefährtin ist praktisch tot“, knurrte George Darius an und seine Augen funkelten vor Hass ihm gegenüber, den er eigentlich nicht verstand. Doch Darius konnte nicht anders, weil seine Wut sich allein gegen ihn richtete und stürmte voran. Er hatte Saphiras Worte wahrgenommen und ihr stummes Einverständnis, er solle ihn endlich töten, egal was es kosten möge. Auch wenn es ihr eigenes Leben bedeutete. Darius hasste es solche Entscheidungen treffen zu müssen, aber sie hatte Recht. Er musste es tun, auch wenn es am Ende sein Tod bedeuten würde, wenn Saphira starb. Mit einem wütenden Brüllen stürzte Darius vorwärts, aber im gleichen Augenblick erhob George seinen Titan beschichteten Dolch und stieß ihn mitten in Saphiras Herz. Darius hatte es im tiefsten Inneren gewusst und Schuldgefühle plagten ihn sofort, doch er durfte nicht zurückweichen. Auch nicht, als er Saphiras markerschütternden Schmerzensschrei hörte, den ihn zutiefst traf und nie in seinem Leben vergessen würde. Bevor Darius den Vampir erreichte, ließ er seine Gefährtin los und verschwand mit einem amüsierten Lachen in dem Getose der Schlacht, die trotz allem immer noch tobte. Blitzartig fing er Saphira auf und sank mit ihr zu Boden. Noch lebte sie, aber die Hoffnung stand nicht gut, dass sie es schaffte. „Darius, was war das eben gerade gewesen? Du hast hier gestanden, aber ich konnte dich nicht erreichen“, kam sein Neffe Raiden zu ihm gestoßen, der selbst vollkommen mit Blut beschmiert war. Abwesend starrte Darius Raiden an und wusste erst nicht, was er darauf antworten konnte, da er wie gelähmt war. „Vampir …“, brachte er knurrend und heiser heraus. Raiden blickte sich um und Darius konnte an seiner Haltung erkennen, wie kampfbereit sein Neffe war. Er hingegen schaute auf Saphira hinab, die ihre Augen geschlossen hatte. „Es tut mir so leid, dass ich dich nicht beschützen konnte“, bat Darius sie um Vergebung. „Ich wollte nicht …“ Genau in diesem Augenblick öffneten sich Saphiras Augen ein wenig und blickten ihn schmerzerfüllt an. „Nein …“, schien ihr das Sprechen schwer zu fallen. „Es …ist meine Schuld. Ich hätte davon erzählen sollen …meinen Verfehlungen …Ich wollte es …so. Du hast das …“, hustete Saphira vor Anstrengung, aber Darius konnte ihr nicht verwehren zu sprechen. „…Du hast richtig gehandelt. Ich würde … dir für das keine Schuld zutragen“, wurden ihre Worte immer heiserer, je mehr sie sprach. Am liebsten würde Darius ihr das Sprechen verbieten, damit sie eine höhere Chance hatte zu überleben, aber er wusste, Saphira sprach ihre letzten Worte. Ihm schnürte es die Kehle zu, je stärker ihre Anstrengungen waren. „Schon in Ordnung“, sprach Darius flüsternd und sanft, während er ihr goldenes Haar aus dem Gesicht strich. „Schluss … ich habe es so … gewollt“, schluckte sie schwer. „Mache es uns nicht schwerer … Darius. Wir wissen beide … ich werde sterben und ich habe es so kommen sehen. Eines Tages. Wir sind zwar …“, wurde ihr Husten immer stärker. „ …vom Schicksal füreinander bestimmt …aber es sollte nie sein. Ich war nicht die Seelengefährtin, die …du dir so sehnlichst gewünschst hast. Das tut mir …leid. Ich hatte es versucht …Wirklich. Darum vergebe ich dir und …du bist frei …“, fielen Saphira langsam die Augen zu. Darius konnte genau spüren, wie ihre Lebenskraft aus ihr gesaugt wurde. Solange, bis sie letztendlich in seinen Armen starb. Es schmerzte ihn zu tiefst, auch wenn seine Liebe nie so tief ging, war ihre Verbindung doch etwas besonderes gewesen. Sie hatten immer aufeinander aufgepasst, egal was zwischen ihnen stand. Saphira hatte diese Art von Tod nicht verdient und es machte ihn unsagbar wütend. Er spürte diese tiefe Wut wie heiße Lava in sich hochsteigen und es drohte ihn zu übermannen. Schon seit einer halben Ewigkeit hatte er keinen solch unsäglichen Zorn verspürt, der ihn zu verschlingen drohte. Gerade wurde vor seinen Augen seine vorherbestimmte Seelengefährtin mit einem Dolch erstochen und er konnte es nicht einfach so hinnehmen. Tiefe Rache brodelte in ihm, die zum Ausbruch kam. Raiden hatte die ganze Umgebung abgesucht und verteidigte seinen Onkel, so gut er vermochte. Einer der Wächter war zu ihnen gestoßen, denn es nahm kein Ende. Glaubte er, es gab etwas Luft, kamen die nächsten Angreifer. Er konnte gut verstehen, Darius stand in einer Schockstarre, während er Saphira in seinen Armen hielt. Jeder der die Szene gesehen hatte, wusste, dies war ihr Tod. Jeder spürte das und es tat ihm wirklich für seinen Onkel leid. Das hatte er sich für die Beiden nicht gewünscht. Kaum das Saphira wirklich den Tod fand, schreckte jedes Wesen in unmittelbarer nähe zurück. Selbst Raiden musste einige Schritte zurück tun, als er das schmerzerfüllte Brüllen seines Onkels hörte, der sich nun in einen riesigen Drachen verwandelte. Doch die Verwandlung war es nicht gewesen, die ihn in leichte Panik versetzte, sondern eher die Ausstrahlung die voller Zorn und unbändiger Wut war. Es strömte wie pures Gift von ihm aus und Raiden befürchtete, etwas hatte Kontrolle über seinen Onkel genommen, woraus er nicht mehr selbst heraus kam. „Verfluchte Scheiße …“, konnte er Flüche um sich hören und sehen, wie viele die Flucht ergriffen. Jeder, der jetzt noch hier in der Nähe blieb, ob Feind oder Freund, würde angegriffen werden. Darius Augen beschrieben einen Zorn, der keinen wachen Zustand mehr zulassen würde. Raiden krallte sich einen Wächter am Kragen, da er gerade flüchten wollte. „Lauf schnell zu meinem Bruder Lucien, er soll so schnell wie möglich hierher kommen. Sage ihm, ich habe dich geschickt und berichte, was hier passiert ist. Er wird kommen“, befahl er ihm, zog ihn dicht an sich heran und knurrte drohend. „Befolgst du nicht meinen Befehl, werde ich das Letzte sein, was du wirklich sehen willst.“ „Jawohl“, stotterte sein Gegenüber und rannte sofort los, als er ihn los ließ. Jetzt gab es nur einen, wer Darius aus diesem Zustand und der Raserei befreien konnte, ohne das er sich darin verlor. Niemand konnte ihm jetzt helfen. Nicht nachdem er gerade seine Seelengefährtin verloren hatte und das war verdammt beschissen. „Ihr Geruch wird hier stärker. Wir kommen näher“, sprach Lucien zu Jade, die noch immer gut mit ihm Schritt hielt. „Ich verstehe schon“, damit verschwand seine kleine Schwester von seiner Seite. Sie war wirklich schnell und Jade war in der Tat gut, in ihrem Handwerk. Sie wusste was sie tun musste. Eigentlich wollte Jade Lucien bei seiner Mission, Emmanline zu befreien, unterstützen, aber er gab ihr einen anderen Auftrag. Immerhin war ihre andere Großtante Seena noch verschwunden und sie vermuteten, Culebra hielt sie ebenso gefangen. Wenn dies der Fall war, dann sollte kein Versuch unversucht gelassen werden, solange sie hier waren. Mit höchster Konzentration und Aufmerksamkeit stürmte Lucien weiter vor. Kein weiterer Feind kam ihm entgegen, was ihn noch mehr zur Vorsicht rief. Er wusste, es musste eine Falle sein, je weiter er ins innere der Höhle vordrang, aber er konnte nicht anders, als Emmanlines Geruch zu folgen. Er musste zu ihr gelangen. Obwohl Drachen eine perfekte Sicht in der Dunkelheit hatten, hingen trotzdem Fackeln an den Höhlenwänden. Lucien kam es fast so vor, als wäre es ein Wegweiser, anstatt nur Feuer, der den Weg erleuchtete. Dieser Mistkerl will spielen? Gut, dann spielen wir. Knurrend stürzt Lucien in eine größere Höhlenkammer, der voll von Emmanlines herrlichen Duft nach den ersten Sonnenstrahlen am Morgen war. Er liebte diesen Geruch, aber er wollte ihn nicht mit etwas verdorbenen vermischt haben. Lucien erblickte Emmanline sofort in einer Ecke, die einfach nur dalag. Sein erster Eindruck, sie lebte noch, aber dieses schreckliche Gefühl sie verloren zu haben, hielt dennoch an. „Sieh einer an, unser König beehrt meine bescheidene Behausung“, klang eine Stimme aus der Dunkelheit der Höhle. Pure Verspottung triefte aus Culebras Stimme und Lucien musste sich beherrschen nicht gleich seiner ganzen Wut freien Lauf zu lassen. Es loderte schon wie ein heißer Feuersturm in ihm, der losbrechen wollte. „Du hast dir etwas genommen, was mir gehört“, knurrte Lucien voller Zorn und seine Augen glühten golden in seiner Wut. Ein verachtendes Schnauben hallte leise durch den Raum, als die menschliche Gestalt von diesem Verräter aus den Schatten trat. „Etwas genommen?“, verhöhnte Culebra. „Von Anfang an war sie mein Eigentum.“ „Nicht wenn es um die Seelengefährtin geht. Ab da sind alle Rechte und Gesetze hinfällig. Zumal würde ich sie dir nicht einmal überlassen, wenn das nicht der Fall wäre. Du hast ohnehin viele anderen Gesetze unseres Volkes gebrochen. Hast andere Drachen für deine Zwecke und Launen missbraucht und getötet.“ „Als würdest du andere nicht für deine Zwecke und Launen missbrauchen“, lachte Culebra spottend auf. „Was du tust ist nichts anderes, was ich tue. Du beherrschst ein Volk und gibst Befehle von deinem hohen Thron aus. Glaubst du wirklich, nur weil du der König bist, wäre es was selbstverständliches? Als wäre es dein gutes Recht über andere zu bestimmen?“ Nein, dieses Recht hatte Lucien nicht und das wusste er. Und er hatte auch nie ein Angehöriger seines Volkes je so betrachtet, als wäre er selbstverständlich. Vor allem nicht, wenn es um ihr Leben ging. Jeder hatte seine freie Wahl, egal für was sie sich entscheiden. Genauso wie in diesem Krieg. Jeder wollte Culebra tot sehen und sie kämpften gemeinsam gegen den Feind, der nicht vor seine eigenen Leute zurückschreckte. Für diesen verdammten Verräter war kein Leben etwas wert, außer sein eigenes. Lucien war nicht Ansatzweise wie er und er würde sich nicht auf sein Niveau herablassen. „Gut, wenn das der Fall ist und ich missbrauche mein Volk genauso wie du, dann frage ich dich, warum kommen Drachen von allen Seiten herbei und wollen dich bekämpfen? Dabei habe ich ihnen nicht diesen Befehl erteilt, sondern sie tun es aus freien Willen. Sie tun es für ihr Volk und nicht für mich. Sie tun es für diejenigen, die sie lieben und beschützen wollen“, behielt Lucien Culebra genau im Auge. Er verspürte, als würde er nur die Zeit hinaus schinden. Dies konnte Lucien genauso gut, denn für sein Vorhaben brauchte er auch etwas Zeit. Langsam ging Lucien in seiner Drachengestalt ein paar Schritte in Emmanlines Richtung, falls es nötig wurde sie mit seinem Körper zu beschützen. Sie sollte nicht noch mehr leiden, was sie zuvor nicht alles hatte erleiden müssen. Es schmerzte jetzt schon tief in seiner Brust, dass er erneut versagt hatte. Erneut konnte er seine Seelengefährtin nicht den Schutz gewähren, den sie verdiente. Es bohrte sich wie ein heißer Stachel in sein Herz. Amüsiert lachte Culebra auf. „Wirklich bedacht, wie du dich gibst. Wie ein wahrer König sprechen würde, aber soll ich dir was sagen?“, wurde sein Gesichtsausdruck immer wutverzerrter und wahnsinniger. „Mich interessiert das einen Scheißdreck, denn nur meine Visionen bringen unser Volk zur wahren Stärke zurück. Alles andere ist unakzeptabel“, fauchte und knurrte er auf, während Culebra sich immer weiter in einen Drachen verwandelte. Jetzt wurde es schwieriger und Lucien wusste, aus einem blutigen Kampf würde er nicht mehr heraus kommen. Wenn er das so wollte, dann konnte er das gerne haben. Lucien brachte sich in eine andere Position, damit er jederzeit angreifen konnte. Sein ganzer mächtiger Drachenkörper spannte sich an und war bereit für einen Angriff. Er konnte es kaum erwarten diesem Verräter in einzelne Stücke zu zerreißen. Darauf wartete Lucien schon solange und endlich war dieser Augenblick gekommen. Endlich konnte er seinen Zorn und seine ganze Wut freien Lauf lassen. „Versuche es doch“, provozierte Lucien ihn mit Absicht und er hätte nicht damit gerechnet, dass Culebra in diesem Moment wirklich angreifen würde. Seine ganze massige Gestalt warf sich auf ihn und Lucien setzte seine ganze Energie frei, die er zur Verfügung hatte. Das brachte den ganzen Berg zum beben und es stürzten immer wieder große Brocken Steine zu Boden. Kein Fels oder Gestein war solch einer großen Macht fähig standzuhalten und je mehr Lucien freisetzte, dann würde bald die ganze Höhle zusammenstürzen. Er musste diesen Kampf schnell beenden, bevor er sie alle lebendig begraben würde. Vor allem Emmanline sollte nicht in so einem Grab landen. Lucien machte mit seinem Kopf eine schnelle Bewegung und erwischte den Hals von Culebra. Fest biss er sich in sein tiefes Fleisch, was ihn zum aufbrüllen brachte, aber sein Feind versetzte mit seinen scharfen Klauen eine tiefe Kratzwunde, als er durch die Luft hievte. Es traf ihn an der linken Flanke, das er willkürlich durch den Schmerz loslassen musst. Doch Lucien gab ihm keine Zeit, damit er einen tödlichen Schlag vollziehen konnte. Sein scharfer Drachenschwanz sauste direkt bei einer Drehung gegen den Kopf von Culebra und schmetterte ihn zu Boden. Nur noch einen Augenblick. Die Vorderkrallen von Lucien bohrten sich augenblicklich durch die Schuppen von diesem Verräter und hielten ihn damit fest, während er seinen Schwanz erneut erhob und mit seiner Spitze auf seine Brust zielte. Er zögerte keine Sekunde und sie bohrte sich in Culebras Brust. Sein schmerzerfülltes Brüllen war unbeschreiblich, was er sich oft ausgemalt hatte. Lucien wollte ihn leiden sehen und Culebra sollte den gleichen Schmerz empfinden, den seine geliebte Gefährtin hatte erleiden müssen. Ihr ganzes Leben lang ertragen musste. Durch Luciens rote Schuppen, war kaum das spritzende Blut seines Feindes zu erkennen, den er zu Tode quälte. Nur zu gerne bohrte er seine scharfe Spitze seines Schwanzes, wie ein Dolch in die Brust seines Gegners. Lucien genoss es schon fast. Warum glaubte, dass dieser Verräter eine Chance gegen ihn hatte? Er hatte wissen müssen, er war stärker und er war der König unter den Drachen, der nehmen konnte. Nicht das Leben, aber er würde etwas weitaus schlimmeres tun. Lucien wollte den verzweifelten und entsetzten Gesichtsausdruck von diesem Verräter sehen. Endlich ist es soweit, sprach Lucien innerlich mit sich selbst. Mehr als Culebra jetzt festhalten brauchte Lucien jetzt nicht mehr, während er die Macht seines Drachen aus seinem Körper zog. Als König verbannte er den Drachen von Culebra und bestrafte ihn in seine menschliche Gestalt. Nie wieder würde er Kontakt mit seinen Drachen bekommen und er würde nie wieder erfahren, wie es ist, solche eine Macht zu besitzen. Er würde nie wieder durch die Lüfte fliegen und sein eigentliches Wesen verspüren. All das nahm Lucien ihm jetzt. Egal wie sehr Culebra sich jetzt zur Wehr setze und dagegen ankämpfte. „NEIN“, brüllte Culebra wutverzerrt auf und wehrte sich mit seiner ganzen Kraft, doch Luciens Krallen bohrten sich nur noch tiefer in sein verdorbenes Fleisch. „Das wird deine lebenslange Strafe sein, bis dich der Tod ereilt. Du bist ein Verräter und wirst hiermit verstoßen“, entzog Lucien mehr seiner Kraft, bis sein Feind unter ihm immer mehr die Gestalt eines Menschen annahm. „Dafür werde ich dich töten“, fluchte Culebra hasserfüllt. „Das schwöre ich und dieser Tag wird kommen.“ Lucien ignorierte die Worte von ihm und vollendete die Verbannung seines Drachens. Er wollte das hier so schnell wie möglich beenden, damit er endlich zu seiner Gefährtin kommen konnte. Gerade als Culebra seine menschliche Gestalt angenommen hatte, kamen Cyrill und seine Schwester Charia in den Höhlenraum gestürmt. Beide waren mit Blut besudelt und trugen auch einige Verletzungen an sich. Keine war schwerwiegend und er war froh darüber. „Setzt ihn außer Gefecht und legt ihm die dicksten Ketten um, damit er keine Chance hat zu entkommen“, verwandelte Lucien sich beim Sprechen und drehte sich sofort zu Emmanline um, die noch immer so dalag, wie er sie zuvor entdeckt hatte. Seine Seelengefährtin lebte und es schnitt ihm ins Herz, als er jetzt vor ihr hockte und ihr weiches Haar berührte, dass voller Staub und Dreck war. Selbst ihre Haut war schmutzig und er wollte sie so nicht mehr sehen. Es schmerzte ihn zutiefst. Über neun Monate war Emmanline erneut diesem Wahnsinnigen ausgeliefert gewesen und er hatte nichts dagegen getan. Er hasste sich selbst dafür. Verzweifelt vergrub Lucien sein Gesicht in Emmanlines Haar, weil er ihre Nähe spüren wollte. Aber nichts was er tat, gab ihm das Gefühl zurück, sie war am Leben oder in seiner Nähe. Es gab keine Verbundenheit zwischen ihnen und es nagte schwer an ihm. Seine Gefährtin lebte, aber er konnte keinen Funken von ihrem Wesen spüren. Sie war fort und er wusste nicht einmal, ob es für immer war. Das würde er nicht ertragen. Nicht auf ewiger Zeit. Er liebte sie doch und sie hatte es gewusst. „Es tut mir so leid“, flüsterte Lucien erstickt in ihr Haar und wiegte sie in seinen Armen. „Ich hatte dir versprochen dich zu beschützen. Ich konnte es nicht.“ Eine Hand legte sich auf seine rechte Schulter. „Es tut mir leid, Bruder, aber wir müssen unbedingt hier raus. Diese Höhle wird bald einstürzen“, sprach Charia in einem mitfühlenden Ton. „Bringen wir Emmanline nach Hause.“ Nach Hause? Genau das hatte Lucien sich für Emmanline immer gewünscht. Ein Zuhause, wo er war. Dort sollte sie sich wohlfühlen. Sicher und geborgen. Jetzt da auch ihre Zwillinge auf eine Rückkehr warteten. Er konnte die Anwesenheit von Adriana und Raziz spüren. „Ja“, antwortete er knapp, nahm Emmanline auf seine Arme und verließ schweigend die Höhle. Was seine Schwester Charia und sein bester Freund Cyrill mit Culebra getan hatten, interessierte ihn gerade am wenigsten. Sein einziges Ziel war mit seiner Seelengefährtin nach Hause zu seinen Kindern zu kommen. Dort gehörte sie hin und an keinen anderen Ort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)