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Too Strong To Die

Levi x Sakura | Kakashi x Mikasa
von

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betting man.

„Was ist das hier für ein Ort?“, fragte Mikasa und ihre Stimme echote von den nackten Steinwänden. Der Tunnel, in dem sie sich bewegten, war eng und hätte in vollkommener Dunkelheit gelegen, wäre es nicht um die Fackel gewesen, die der königliche Berater trug.

„Dieser Tunnel führt unter dem Schloss entlang und direkt in den Untergrund“, erklärte Shikamaru ohne stehen zu bleiben oder sich zu Mikasa umzudrehen. „Der Untergrund mag nicht allzu sicher sein, aber im Moment ist es dort wahrscheinlich sicherer als im Schloss. Ausserdem weiß niemand von dem geheimen Safehouse dort.“ Er erläuterte nicht weiter, weshalb Mikasa die Stirn kräuselte.

Historia Reiss, die zwischen ihnen ging, da die enge Passage nichts anderes erlaubte, stütze sich mit einer Hand am kühlen Gestein ab. Sie hatte einen Schuh verloren und streifte sich den anderen unzeremoniell vom Fuß. Ihr Gesicht war ausdruckslos, als sie einen Blick über ihre Schulter warf.

„Die Naras stehen schon seit Generationen im Dienst der Königsfamilie“, sagte sie und ihre helle Stimme trug eine Müdigkeit in sich, die Mikasa nachvollziehen konnte. Die kindliche Königin wirkte auf einmal gar nicht mehr so kindlich, sondern seltsam erwachsen und als wäre sie Krisensituationen wie diese gewöhnt. Diese Tatsache irritierte Mikasa ein wenig, denn immerhin war das Leben hinter Wall Sina so viel geschützter und friedlicher. Hier herrschten andere Regeln, besonders für Mitglieder des Adels und ganz besonders für Angehörige der Königsfamilie. Hungernot und Kämpfe konnte sie nicht kennen.

Das Oberhaupt hob die Mundwinkel zu einem freudlosen Lächeln. „Ich weiß, was du denkst“, erhob sie abermals das Wort. „Du fragst dich, warum ein wohlbehütetes Mädchen so ruhig unter solchen Umständen ist, obwohl sie dort drin fast ihr Leben gelassen hätte.“

Nun schielte auch Shikamaru über seine Schulter zu ihnen zurück, die Augenbrauen zusammengezogen, während die Flammen der Fackel tanzende Schatten auf die Mauern und auf ihre Gesichter warfen.

Mikasa öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder wortlos. Stattdessen schielte sie auf den Stein hinunter, den sie noch immer fest umklammert hielt. Ihr Gesicht musste ihre Gedanken widergespiegelt haben, obwohl sie angenommen hatte, dass sie lediglich die Ausdruckslosigkeit mit Ausdruckslosigkeit beantwortete.

„Ich nehme es dir nicht übel. Schließlich kennen wir uns nicht“, sprach Historia weiter. „Ich bin nicht hinter Wall Sina und im Schloss aufgewachsen. Ich bin nur das uneheliche Kind meines Vaters, das herangeschafft wurde, als man König Fritz hat stürzen wollen.“

Bei ihrer Rede, die nicht mehr als einige Stunden her sein konnte, hatte sie freundlich und unbeholfen und wie eine Marionette gewirkt, doch von derselben Person war nun nichts mehr zu entdecken. Sie sprach mit einer Unnahbarkeit, als hätten all diese Ereignisse nichts mit ihr zu tun.

„Warum erzählen Sie mir das, Eure Majestät?“, fragte Mikasa.

Die schmalen Schultern vor ihr zuckten sachte, als Historia sich abwandte. „Vielleicht aus Dankbarkeit. Du hast mein Leben gerettet. Shikamaru und du.“

Ihr Berater schwieg, doch die Sanftheit mit der Historia seinen Namen aussprach verriet, dass sie mehr als eine professionelle Beziehung verband.

„Erwin Smith hat mich geschickt“, entrann es ihr tonlos. Sie ahnte zwar, dass Erwin irgendetwas mit der Rettungsaktion hatte erreichen wollen, aber Mikasa war keine Politikerin oder Diplomatin. Hatte er gewollt, dass sie Historia dies wissen ließ? Nun, das spielte jetzt wahrscheinlich keine Rolle mehr.

„Erwin Smith ist der Kommandant des Aufklärungstrupps, nicht wahr?“, erkundigte sich Historia.

„Ja“, bestätigte Shikamaru.

„Natürlich würde der Kommandant zu den Festlichkeiten zum Gründungstag der Militäreinheiten kommen“, redete Historia weiter und gab den Eindruck, mit sich selbst zu sprechen.

Der Gang nahm eine enge Kurve, bevor einige Steintreppen hinauf zu einer höheren Ebene führten. Nacheinander stiegen sie diese Stufen hinauf, bevor der Tunnel geradeaus weiterführte und in der Ferne abermals von Finsternis verschluckt wurde.

„Ich bin sicher, dass das nicht sein einzigstes Motiv gewesen ist...“, erklärte Shikamaru, wobei sein desinteressierter Ton nicht über seinen haarscharfen Verstand hinwegtäuschen konnte.

„Wahrscheinlich nicht“, bestätigte Historia. „Immerhin nutzt jeder diese Festigkeiten aus, um dem näher zu kommen, was er haben möchte.“

Unrecht hatte sie nicht, aber Mikasa verspürte trotzdem ein unerwartetes Brodeln in ihrem Bauch. „Wir sind wegen finanzieller Unterstützung gekommen, aber das nur für unsere nächste Expedition“, platzte es aus ihr heraus, obwohl dieses Verhalten viel eher zu Eren gepasst hätte. Er war der Aufbrausende von ihnen beiden gewesen. Auch den Scouts beizutreten war sein Wunsch gewesen, nicht ihrer. Niemals ihrer.

Sowohl Shikamaru als auch die junge Königin schauten zu ihr zurück, doch es war Historias Blick, der hinunter zu Mikasas geballten Fäusten wanderte. Ein schmales Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Viele glauben nicht an die Mission des Aufklärungstrupps. Die allgemeine Meinung des Volks deutet sogar darauf hin, dass ihr daran Schuld seid, dass sich so viele Titanen um die Mauern sammeln. Dass ihr sie mit euren Expeditionen anlockt, während ihr Menschenleben wegwerft.“

Mikasa biss sich auf die Unterlippe. Natürlich kannte sie diese Meinungen, die über die Scouts grassierten. Während ihrer Kindheit hatte sie viele dieser Dinge aufgeschnappt, als Eren und sie gemeinsam mit Armin durch die Straßen ihres Distrikts geschlichen waren, um den Aufklärungstrupp durch die Stadt marschieren zu sehen.

„Aber so denke ich nicht“, fügte Historia derweil hinzu.

Mikasa blinzelte.

„Ich habe auch die Akademie besucht“, fuhr ihre Königin fort. „Damals, als ich noch Krista Lenz gewesen bin. Ich hatte ebenfalls vor dem Aufklärungsdienst beizutreten, aber dann hat man mich gefunden. Mein Geheimnis kam heraus. Krista gibt es jetzt nicht mehr, aber das bedeutet nicht, dass sich meine Sicht dem Aufklärungstrupps gegenüber geändert hat.“

„Eure Hoheit...“, begann Shikamaru, der zum Stillstand kam und sich zu ihnen umdrehte, das Gesicht schattenbesetzt und ernst.

Doch Historia hob die Hand, als auch sie und Mikasa stehen blieben. „Es ist schon gut, Shikamaru.“ Sie lächelte ihren Berater an, bevor sie sich an Mikasa wandte und zum ersten Mal waren ihre Gesichtszüge nicht ausdruckslos, sondern sanft. „Ich weiß, was man über mich sagt. Genauso wie der Aufklärungstrupp ist mir mein Ruf voraus, doch eine einfache Puppe bin ich nicht.“

„Das... das habe ich auch nie angenommen“, stammelte Mikasa.

Shikamaru seufzte. „Historia Reiss agiert aus den Schatten heraus. Unsere Feinde sind zu viele und überall. Selbst eine Königin, die eigentlich die mächtigste Person ist, sind oftmals die Hände gebunden, weil zu viele Menschen Einfluss haben. Politik ist nichts weiter als ein riesiges und nichtendendes Schachspiel.“

„Aber ich werde dafür sorgen, dass der Aufklärungstrupp sein Geld für die Expedition bekommt“, sagte Historia lächelnd. „Sobald wir diese Situation im Griff haben, wird Shikamaru mit Erwin Smith Kontakt aufnehmen und wir setzen uns mit der Summe auseinander.“

Mikasas Augen weiteten sich, doch da streckte die Königin, die plötzlich eher einer Soldatin gleichkam, die Hand nach ihr aus und tätschelte ihren Arm.

„Der Feind meines Feindes ist mein Freund“, sagte sie. „Eine Allianz zwischen dem königlichen Haus und dem Aufklärungstrupp kann beiden Seiten nur behilflich sein. Denkst du nicht auch so, Shikamaru?“

„Solange wir es nicht an die große Glocke hängen“, brummte dieser.

Gemeinsam setzten sie den Weg durch den dunklen Tunnel fort, bis sie eine Tür erreichten, die in das Gestein gesetzt worden war. Shikamaru klopfte im rhythmischen Takt gegen das Holz.

„Danke, Eure Hoheit“, murmelte Mikasa verspätet und salutierte vor der kleinen Frau mit ihrem verschlissenen Seidenkleid und ihren nackten Füßen.

Bevor Historia antwortete, ertönten Geräusche auf der anderen Seite der Tür und sie wurde so weit aufgerissen, bis die rundliche Statur eines Mannes erkennbar wurde. Seine Augen weiteten sich. „Shikamaru... und Eure Majestät!“, platzte es aus ihm heraus, als er sie mit einer ausgebreiteten Geste seines Arms hineinbat. „Also sind die Gerüchte wahr und es gab wirklich einen Angriff auf das Schloss?“

„Ja, es war ziemlich knapp, Chouji“, entrann es Shikamaru, als er die Tür hinter ihnen zuschob und sie mit ihren einzelnen Schlössern erneut verriegelte.

Der Innenraum war offensichtlich nur ein Teil einer größeren Behausung, obwohl Mikasa sich nicht vorstellen konnte, dass diese besonders weit reichend sein konnte. Zwar hatte sie nie Fuß in den Untergrund gesetzt, der direkt unter Mitras erbaut worden war, aber sie hatte schon einiges über diesen Ort gehört.

Besonders innerhalb der Ränge des Aufklärungstrupps ging das Gerücht herum, dass Levi Ackermann ursprünglich von hier stammte. Ebenso wurde gesagt, dass es sogar viele Menschen gab, die noch nie einen Blick hoch in den Himmel hatten werfen können, weil die Armut sie hier unten gefangen hielt.

Mikasa hatte Glück gehabt, da Erens Eltern sie adoptiert hatten und sie unter dem blauen Himmel aufgewachsen war. Ihre Kindheit war gut gewesen, aber wer wusste schon, was aus ihr geworden wäre, wenn sie Eren und seine Eltern nicht getroffen hätte...

Der Mann, der auf den Namen Chouji hörte, bugsierte sie in den Nebenraum, der sowohl als Gemeinschaftsraum als auch als Küche diente. Einige Tische waren aufgestellt, an dem ein paar Soldaten saßen, die das Abzeichen der Militärpolizei trugen, aber zusätzlich zu dem grünen Einhorn noch eine kleine goldene Krone in der linken Ecke aufgestickt hatten.

„Das ist königliche Militärpolizei“, erklärte Historia ihr, als Chouji ihr einen Stuhl anbot und sie sich setzte. Eine weibliche Soldatin brachte ihnen eine Karaffe mit Wasser und ein paar Becher, die sie füllte.

„Vielen Dank“, entrann es Historia und sie nippte an ihrem Glas.

„Natürlich, Eure Hoheit“, erwiderte die Frau mit dem langen, blonden Pferdeschwanz, bevor sie beiseite trat und Shikamaru am Arm mit sich zog. Chouji trottete hinter ihnen her. Alle drei waren vertraut miteinander und erinnerten Mikasa unwillkürlich an das Bund, welches sie mit Eren einst geteilt hatte. Eigentlich erinnerte sie alles und jeder an Eren, denn ihr Kopf und ihr Herz waren trotz dieser langen Monate gefüllt von ihm und Mikasa wunderte sich, ob das jemals enden würde. Ob sie jemals wollen würde, dass sich das änderte.

„Ich nehme an, dass die königliche Militärpolizei nichts mit der normalen Militärpolizei zu tun hat?“, erkundigte sie sich, um den Gedanken zu vertreiben. Mikasas Blick wanderte durch den Raum, in dem es seit ihrer Ankunft still geworden war.

Einige Soldaten schielten interessiert in ihre Richtung, während andere aßen und tranken oder sich leise miteinander unterhielten.

„Nein“, bestätigte Historia schließlich. „Die Naras und die Uchihas haben sich nie über den Weg getraut, weshalb die Nara eine eigene Einheit an Soldaten zusammengesucht haben. Eine, die nur mir gegenüber loyal ist. Aber natürlich können wir von der Anzahl nicht mithalten und sind gezwungen aus den Schatten zu agieren.“

Shikamaru kehrte zurück und deutete eine knappe Verbeugung an. „Entschuldigt die Unterbrechung“, begann er, richtete sich dann aber an Mikasa. „Chouji und Ino haben sich bereit erklärt dich wieder an die Oberfläche zu bringen und dich aus Mitras herauszuschmuggeln. Es wird dir auch ein Pferd zur Verfügung gestellt, damit du es zurück zum Aufklärungstrupp schaffst.“

„Ein Zeichen unserer Dankbarkeit“, bestätigte Historia lächelnd. „Aber ich hoffe, dass es nicht das letzte Mal sein wird, dass wir uns begegnet sind.“

„Komm“, wies Shikamaru sie an. „Wir sollten keine Zeit verlieren.“

Mikasa erhob sich und folgte ihm, einen letzten Blick in die Richtung der Königin werfend, die so gar nicht dem entsprach, was Mikasa erwartet hatte.
 


 


 


 

Erwin konnte ihn nicht mehr überraschen. Immerhin hatte Levi über die Jahre hinweg gelernt, dass Erwin ein verflixt schlauer Stratege war, für den sie alle entbehrlich waren, um den Aufklärungstrupp voranzubringen. Das hatte Erwin sich zur Lebensaufgabe gemacht und dafür hatte er alles geopfert, selbst die Frau, in die er einst geliebt hatte.

Doch wie weit würde Erwin tatsächlich gehen? Diese Frage hatte Levi nie beantworten können, stets in den Hintergrund geschoben, um nicht darüber nachzudenken. Anstatt sich damit auseinander zu setzen, hatte er sich Erwin verschrieben und zur Seite gesehen, wenn er diese fraghaften Entscheidungen getroffen hatte. Er war ihm immer blind gefolgt und hatte sich höchstens stumm gewundert.

Zudem bezweifelte Levi, dass dieser Brief, von dem Hanji sprach, daran an dieser Einstellung ändern könnte. Sie steckten schon viel zu tief in diesem Schlamassel drin, um jetzt einen Rückzieher zu machen. Die halbe Bevölkerung war gegen sie und wenn sie keine Verbündete innerhalb der Mauern hatten, mussten sie aus ihnen ausbrechen.

Die Scharniere quietschten langgezogen, als Levi die Tür zu Erwins Büro öffnete und eintrat. Anfängliche Dunkelheit lauerte in den Ecken des Zimmers, da sich der Tag dem Ende zuneigte. Doch Levi hatte kein Interesse an einem Blick aus dem Fenster, sondern visierte stattdessen Erwins massiven und allerlei Zeug beladenen Schreibtisch an.

„Unterste Schublade, sagtest du?“, erkundigte er sich, als er darauf zuging.

Hanji war ihm dicht auf den Fersen, so dass sie praktisch an ihm klebte und aufgeregt über seine Schulter schaute. Wahrscheinlich witterte sie wieder irgendein Geheimnis, das sie lüften konnten. „Ja, ganz hinten und unter den Unterlagen.“

Levi ging in die Hocke, bevor er die Schublade aufzog und darin herumkramte. Die Papiere hob er heraus und legte sie ordentlich gestapelt auf der Ecke des Schreibtischs ab, bis er einige geschlossene Briefe fand, die mit einem Band lose zusammengebunden waren. „Ich dachte, du sagtest Brief und nicht Briefe...“

„Merkwürdig“, murmelte Hanji. „Er hat tatsächlich nur einen in unserem Gespräch erwähnt.“ Im selben Moment entzog sie Levi die Briefe und löste das Bändchen, um sie durchgehen zu können. „Aha! Der hier ist an uns beide, schau“, rief sie aus und hielt ihm den Brief entgegen, der sowohl Hanjis als auch Levis Namen auf sich trug. Wahrscheinlich nahm er an, dass es hätte sein können, dass einer von ihnen zusammen mit Erwin umkam und er wollte sichergehen, dass jemand übrig war, der den Brief lesen konnte.

Levi rollte mit den Augen, als er Brief nonchalant öffnete.

„Schau, hier ist auch einer an Kurenai und einer für Kakashi Hatake, wer auch immer das ist“, plapperte Hanji neben ihm weiter, ließ Levi jedoch innehalten.

Kakashi Hatake.

Wieder dieser Name, der langlebiger unter den Scouts war, als der Mann im Aufklärungstrupp gedient hatte. Erst hatte er eine Verbindung zu Sakura und nun hatte Erwin auch noch einen Brief an ihn verfasst?

„Öffne ihn, Vierauge“, brummte Levi, als er Erwins Brief an sie beide entfaltete.

„Wie bitte?“, entfuhr es Hanji entrüstet. „Ich kann doch keine fremden Briefe öffnen. Ganz besonders, wenn Erwin noch am Leben ist!“

Doch Levi hörte nur noch mit halbem Ohr zu, als er die geschriebenen Zeilen überflog, die an Hanji und ihn gerichtet waren.

Hanji drängelte sich gegen ihn, um mitlesen zu können.
 

Hanji, Levi,

Solltet ihr das hier lesen, bin ich höchstwahrscheinlich tot und meine Quellen, dass es einen Anschlag auf die Festigkeiten des Gründungstags geben wird, haben sich als wahr herausgestellt. Sollte es dazugekommen sein, werde ich Mikasa sicherlich mit dem Schutz von Historia Reiss beauftragt haben und hoffe, dass sie erfolgreich damit ist.

Obwohl ich mir andere Hilfsmittel erhoffe, so wird die meiste Finanzierung der bevorstehenden Mission aus dem Königshaus stammen. Der Aufklärungstrupp hat sich zu viele Feinde gemacht, woran ich persönlich nicht unschuldig bin.

Im Falle meines Ablebens ist meine Wahl für meinen Ersatz als Kommandant des Aufklärungstrupps Hanji Zoe. Im Falle meines und ihres Ablebens wird Levi Ackermann in meine Fußstapfen treten. Beides soll jedoch nur temporär sein, da ich einen anderen Kandidaten im Kopf habe, der die Erfahrungen und das Wissen hat, um diese Expedition und das Ziel des Aufklärungstrupps durchzusetzen: Kakashi Hatake.

Als ich Sakura Haruno in Trost rekrutiert habe, habe ich meinem alten Kameraden einen zusätzlichen Besuch abgestattet. Die Adresse findet ihr weiter unten.

Ihr wart mir gute Kameraden.

Erwin
 

Levis Blick blieb an dem letzten Satz hängen, bevor er die Augen verdrehte. „Er wusste, dass es einen Anschlag geben wird und hat nichts gesagt.“

„Ich... ich habe die Verantwortung?“, stammelte Hanji im Flüsterton und entfernte sich einige Schritte, als bräuchte sie mehr Platz zum Atmen.

„Vorrübergehend.“ Levi faltete den Brief wieder zusammen. „Außer wir vergessen den Part, in dem wir Kakashi Hatake suchen und herbringen sollen.“

„Was m—“

Ein harsches Klopfen unterbrach Hanji, bevor Jean sich in das Zimmer schob. Sein Gesicht war blass, aber ein vages Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab.

„Es ist Mikasa!“, rief er und salutierte verspätet. „Sie ist gerade zurückgekehrt.“

Levi hob die Brauen. „Wo ist sie?“

„Im Stall, aber auf dem Weg hierher“, sagte er, bevor er verschwand.

Sich auf die Ecke des Schreibtischs hievend nahm Levi dort Platz und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.

„Du weißt, dass wir das nicht tun können“, sagte Hanji derweil und wedelte mit dem Brief, der an Kakashi adressiert war. „Hier sind sicher Anweisungen drin, die Erwin ihm hinterlassen hat.“

„Wie du selbst gesagt hast, Erwin ist nicht tot.“

„Aber er liegt im Koma. Niemand weiß, ob und wann er aufwachen wird“, konterte Hanji und schob ihre Brille die Stirn hinauf. „Wenn du nicht auch so denken würdest, wärst du nicht mitgekommen, um den Brief zu lesen.“

Daraufhin hüllte sich Levi in Schweigen, was Hanji aber nicht vom Weiterreden abhielt.

„Offensichtlich wusste Erwin mal wieder mehr. Wenn er sagt, dass Kakashi der beste Mann für den Posten ist, dann glaube ich ihm das.“

„Meine Frage ist, warum hat er den Angriff nicht verhindert, wenn er wusste, dass er stattfinden wird“, entrann es Levi, anstatt auf ihre Worte einzugehen.

Er würde sie nicht aufhalten, wenn sie jemanden nach Trost schicken würde, das wusste er. Wie ihm schon klar gewesen war, steckten sie alle gemeinsam in dieser Sache – und er wusste über sich selbst, dass er niemals Kommandant des Trupps werden wollte. Ein Anführer war er einfach nicht, niemals der Mann an der Spitze.

„Wer war die Zielperson? Erwin? Oder diese Historia Reiss? Jemand ganz anderes?“, fuhr er fort. Zu viele Fragen waren offen, doch Levi wusste, dass er so schnell keine Antworten auf sie erhalten würde. Vielleicht stand etwas Nützliches in Kakashis Brief, doch diesen würde Hanji nicht mehr herausrücken.

Abermals ertönte ein Klopfen an der Tür. Als sie sich diesmal öffnete, trat Mikasa ein, ging auf sie zu und salutierte vor ihnen.

„Wo hast du gesteckt?“, blaffte Levi.

„Wir dachten, dass du vielleicht bei dem Anschlag ums Leben gekommen bist, Mikasa“, erklärte Hanji sachlicher.

Mikasa deutete ein Kopfschütteln an. „Ich bin zusammen mit der Königin und ihrem Berater aus dem Schloss geflohen.“

„Und hast Erwin zum Sterben zurückgelassen“, fügte Levi hinzu.

Blässe erhielt Einzug in das sonst so ausdruckslose Gesicht, während ihre Augen sich weiteten.

„Erwin ist nicht tot“, verbesserte Hanji. „Er ist im Koma.“

„Er... hat es mir befohlen“, erklärte Mikasa. „Er sagt gesagt, dass ich Historia Reiss beschützen soll.“

Hanji warf ihm einen vielsagenden Blick zu, woraufhin Levi den Impuls unterdrückte, erneut mit den Augen zu rollen.

„Du solltest dich erst einmal umziehen und etwas essen“, wandte sie sich wieder an ihren Schützling. „Alles andere besprechen wir später in Ruhe.“

Abermals salutierte Mikasa, würdigte Levi jedoch keines Blickes mehr, ehe sie sich zum Gehen wendete. „Bevor ich es vergesse“, sagte sie, als sie noch ein weiteres Mal innehielt. „Historia Reiss hat dem Aufklärungstrupp finanzielle Unterstützung versprochen.“

Hanji stieß einen hellen Laut aus, der einem Quieken gleichkam, während sie Erwins Brief an sich riss und ihn an ihre Brust drückte.

Inzwischen hing Levis Blick noch immer an der Stelle, an der Mikasa gerade noch gestanden hatte.

Dieser elende Bastard hatte das alles tatsächlich geplant.
 


 


 


 

Obwohl Sakura schon viel Zeit in Krankenhauseinrichtungen verbracht hatte, empfand sie diese als Patientin furchtbar eintönig. Das konnte aber auch genauso gut daran liegen, dass die letzten Wochen und Monate vergleichsweise ereignisreich gewesen waren. Zuerst war es die wilde Natur gewesen, die sich hinter den Mauern befand, danach die Eifrigkeit hier im Hauptlager des Aufklärungstrupps, die nur durch den Anschlag auf die Festigkeiten und Erwins Koma unterbrochen worden waren.

Sakura hatte es bisher selbst nicht mitangesehen, aber Petras Erzählungen ließen darauf hindeuten, dass es einem Ameisenhügel gleichkam, in dem eine unbekannte Komponente eingedrungen war und Unruhe geschaffen hatte. Sakura war noch nicht lange ein Mitglied der Scouts, doch sie wusste, dass Erwin die Person gewesen war, welche den Trupp zusammengehalten hatte. Nun mussten sie sehen, wie es weitergehen würde. Ganz besonders, wenn Erwin nicht aufwachen würde. In Shizunes Händen war er am besten aufgehoben, doch auch sie war keine Wunderheilerin.

„Wann meist du, wirst du wieder auf den Beinen sein, Sakura?“, fragte Eld, der nahe des Fensters stand.

„Nicht so laut“, erinnerte Petra und deutete auf die zugezogenen Vorhänge, die Erwin in seinem Bett verbargen.

„Shizune hat gesagt, dass sie ihn bald in seinem Zimmer unterbringen werden“, erklärte Oluo und eine unerwartet tiefe Falte grub sich in seine Stirn. „Damit er all die Ruhe und Privatsphäre hat, die er braucht.“

Ein Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus.

„Hoffentlich wacht er bald auf“, murmelte Petra, die auf dem Stuhl neben Sakuras Bett platzgenommen hatte, einen Ort, den sie im Moment häufiger einnahm.

Sakuras senkte den Blick auf ihre Hände hinab, welche in das dünne Material der Decke gekrallt waren. Wie sehr sie sich wünschte, dass sie dieses Bett verlassen könnte, um... Doch Sakura wusste nicht, was sie dann tun konnte. Ihr waren die Hände gebunden, genauso wie ihnen allen. Sie konnten die Situation nicht verbessern.

Ein Gefühl der Hilflosigkeit kroch in Sakura hinauf. Hatte sie sich nicht dem Aufklärungstrupp angeschlossen, um zu helfen? Warum hatte Erwin sie aufgesucht, wenn ihre Anwesenheit hier doch keinen Unterschied machte?

Die Tür zum Krankensaal öffnete sich.

„Captain...“, entwich es Eld, bevor Sakura Zeit hatte, um den Blick zu heben. Aber eigentlich brauchte sie nicht aufsehen, um Levis Präsenz wahrzunehmen. Seine Blicke lösten ein konstantes Prickeln auf ihrer Haut aus.

„Solltet ihr nicht in der Bibliothek sein?“, erkundigte sich Levi tonlos und verweilte in der Nähe der Tür. Fast so, als fühlte er sich ertappt. War er vielleicht gekommen, um sie zu besuchen? Oder war er doch nur wegen Erwin hier? Seine Motive waren ihr nach wie vor schleierhaft.

„Wir haben nur eine Pause eingelegt, Captain“, erzählte Petra und Oluo nickte gewissenhaft.

„Wir waren gerade auf dem Weg zurück“, fügte Eld hastig hinzu, bevor er mit Petra und Oluo im Schlepptau den Krankensaal verließ. Nur ein letztes Winken ging in Sakuras Richtung, ehe die Tür hinter ihnen zufiel.

Stille blieb zurück, während Sakura die geschlossene Tür einen Moment länger anstarrte. Erst danach wanderten ihre Augen zu Levi hinüber und auf einmal fühlte sie sich schrecklich erschöpft.

So viele Dinge waren geschehen und wer wusste schon, was als nächstes passieren würde. Und dann war da Levi Ackerman, der Mann, der sich nicht änderte, der immer stur und emotionslos war, der sich nicht anpasste, sondern von anderen erwartete, dass sie sich nach ihm richteten. Gefühle für einen solchen Menschen zu haben war schwierig und anstrengend - und manchmal fragte sich Sakura, ob sie nicht auch sinnlos waren.

Sein Blick ruhte auf den weißen Vorhängen, die selbst im direkten Sonnenlicht nur eine vage Silhouette von Erwins Bett preisgaben. Anstatt es jedoch anzusteuern, entfernte sich Levi von ihm und kam zu ihr hinüber geschlendert.

Sakuras Augen weiteten sich, als er den Stuhl, auf dem Petra eben noch gesessen hatte, an der Lehne packte. Ihn herumdrehend setzte sich Levi rückwärts auf ihn und bettete die Arme auf eben jener Lehne. Über sie hinweg schaute er Sakura an.

„Was macht dein Bein?"

„Es... Es schmerzt noch. Nur nicht, wenn ich es ruhig halte", gestand sie, da es keinen Sinn machte einen Vorgesetzten anzulügen, besonders nicht, wenn es um die physische Verfassung ging.

„Es war also die richtige Entscheidung, Mikasa loszuschicken“, murmelte Levi und machte den Eindruck, mehr mit sich selbst anstatt mit ihr zu sprechen. Unter anderen Umständen hätte sie es wütend gemacht, dass er einfach Worte in den Raum warf, die sie nichts angingen, sie aber hören konnte.

„Es geht Mikasa gut?“, erkundigte sie sich aber doch nur mit leiser Stimme. Eine Debatte wollte sie mit Levi nun ganz sicher nicht führen.

„Sie ist unbeschadet zurückgekehrt“, erklärte Levi und sein Blick wandte sich dem Fenster zu, als wollte er diesem Zimmer - und wahrscheinlich auch ihrer Anwesenheit - entkommen. „Morgen früh wird sie sich auf den Weg nach Trost machen.“

„Trost?“

„Um Kakashi Hatake zu holen.“

Levis Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Wie ein Blitzschlag, den sie von ihrem Scheitel bis hinunter in die Zehenspitzen fühlen konnte und sie für einen Moment paralysierte.

Von einer Sekunde auf die andere war Sakura hellwach und das Blut rauschte in ihren Ohren. Adrenalin pumpte durch ihre Arterien, als sei sie wieder hinter den Mauern und stand einem Titan Aug in Aug.

Levis Blick hatte sich auf sie gerichtet, durchleuchtend und ihre Reaktionen aufsaugend.

Der Kloß in ihrem Hals ließ ihre Stimme rau klingen. „Warum Kakashi?“

„Weil unser guter Erwin hier scheinbar beschlossen hat, dass er sein Nachfolger werden soll“, antwortete Levi und er wedelte mit dem Brief, den er in der Hand trug. Sakura hatte ihn überhaupt nicht bemerkt.

„Darf ich?“, fragte sie und streckte die Hand nach ihm aus.

Levi übergab ihr den Brief ohne Protest, beobachtete sie aber auch weiterhin. Ein Zittern unterlag ihren Fingern, als sie den Brief sorgfältig aus seinem Umschlag nahm, auseinander faltete und ihn mit aufeinandergepressten Lippen las.

Die schriftlichen Gedanken von Erwin Smith so schamlos zu lesen kam Sakura falsch vor. Zu intim. Allein der Umschlag verriet, dass er nur an Levi und Hanji gedacht war, nicht an sie. Nicht an eine kleine Rekrutin, die bettlägerig herumlag und nutzlos war. Aber Levi hielt sie nicht auf und Sakura wusste, dass er dies tun würde, wenn er es für richtig hielt. Er hatte den Brief mitgebracht, damit Sakura ihn lesen konnte.

Ausgerechnet Kakashi sollte Erwin ersetzen? Sie kannten sich also tatsächlich... Warum hatte Kakashi ihn nie erwähnt? Wieder einmal wurde Sakura bewusst, wie wenig sie eigentlich über ihren ehemaligen Lehrer und Liebhaber wusste. Wie wenig er mit ihr geteilt hatte. Etwas zog sich bei dieser Erkenntnis in ihrer Brust zusammen und sie verzog instinktiv das Gesicht, schulte ihre Miene aber sogleich wieder.

Sakura ließ den Brief in ihren Schoß sinken und suchte Levis Blick, der ebenfalls irgendwie erschöpft wirkte. „Er wird nicht hierher zurückkommen.“

„Warum bist du dir da so sicher?“, fragte Levi.

„Ich weiß es einfach. Ich kenne Kakashi.“

Levi schnaufte verächtlich. „Du wusstest nicht einmal, warum er dem Aufklärungstrupp verlassen hat. Was kannst du also schon über den Mann wissen?“

Seine Dreistigkeit trieb Sakura die Hitze ins Gesicht und der Brief raschelte, als ihre Finger sich fester um das Papier schlossen. Sakura schlug die Augen zu, um sich zu sammeln.

„Nur weil man nicht jedes Detail im Leben eines anderen kennt, bedeutet das nicht, dass man eine Person nicht kennen kann. Ich bin sicher, dass selbst dem großen Levi Ackerman dieses Konzept bekannt ist.“

Noch während sie sprach, verstand Sakura, dass es der Wahrheit entsprach. Sie glaubte daran, dass das Bund zwischen Kakashi und ihr nicht nur eine Illusion gewesen war, dass es noch immer existierte und stark und besonders war. Würde sie ihn bald wiedersehen? Hier im Stützpunkt des Aufklärungstrupps?

„Du hättest mich zu ihm schicken sollen“, entwich es ihr, als Levi nicht auf ihre vorigen, dreisten Worte antwortete. Stattdessen sah er wieder aus dem Fenster, obwohl man von ihrer Position nur Wolkenberge sehen konnte.

„Wir haben dich nicht losgeschickt, weil du nicht reiten kannst, falls du das vergessen hast“, erklärte Levi und die Wut in ihrem Bauch verpuffte genauso schnell wieder, wie sie entstanden war.

Levi hatte recht.

„Guck nicht so deprimiert. Das steht dir nicht besonders“, sagte Levi, als er sich erhob. „Bis jetzt hat Ackerman alle ihre Missionen erfolgreich beendet. Auch wenn mir diese Entscheidung nicht gefällt, ich kenne Erwin gut genug, um zu wissen, dass er Kakashi nicht einfach wahllos ausgesucht hat.“

Levi trat an ihr Bett heran und entzog ihr den Brief, ohne dabei auch nur kurz eine ihrer Hände zu berühren.

Enttauscht ließ Sakura ihn gehen, nur ein schmales, freudloses Lächeln zustande bringend.

„Sakura.“

Sie sah auf, doch da hatte Levi bereits den Raum durchquert und seine Hand lag auf der Türklinke.

„Ich mochte das Kleid“, sagte er und ein Mundwinkel zuckte kaum merklich in die Höhe. Es hätte genauso gut Einbildung sein können, denn im nächsten Moment schlüpfte Levi aus der Tür.

Sakura saß in ihrem Bett, die Finger ihrer Hände ineinander verhakt, während ihre Wangen diesmal aus einem völlig anderen Grund glühten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Swanlady
2018-12-09T15:26:46+00:00 09.12.2018 16:26
Historia!!! *__* Ich liebe es nach wie vor so sehr, dass du ihr eine Rolle in der Geschichte gegeben hast, hach. Man merkt, dass sie Shikamaru vollends vertraut und es ist toll, dass auch Chouji und Ino zur heimlichen Garde der Königin gehören.
Dass Erwin an allem die Schuld trägt und stets einen Masterplan hat, ist mittlerweile schon so etwas wie ein running gag, finde ich, weil es einfach STIMMT, haha. Ich kann mir Kakashi sehr gut als seinen Nachfolger vorstellen, bin aber gespannt, ob er dem überhaupt zustimmt. Los, Mikasa, geh ihn holen! :D Auf die Szene freu ich mich schon.
Das Gespräch zwischen Levi und Sakura war irgendwie bitter und realistisch und… ugh, einfach gut. Es muss wirklich nicht einfach sein, Gefühle für so jemanden zu haben, der einem nicht mehr als Brotkrümel der Zuneigung zuwirft. Aber das ändert natürlich nichts daran, dass die Dynamik unglaublich interessant ist.


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