Zum Inhalt der Seite

Too Strong To Die

Levi x Sakura | Kakashi x Mikasa
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

celebration.

Es kam Levi wie ein Déjà-vu vor, denn er konnte sich noch sehr genau an eine ähnliche Unterhaltung erinnern, die er mit Ackerman geführt hatte. Es war viel eher ein Monolog gewesen, denn die junge Soldatin antwortete nicht.

Levis Blick bohrte sich in Mikasa Ackerman hinein, die ihn ausdruckslos erwiderte und doch durch ihn hindurch zu sehen schien.

„Ich weiß immer noch nicht, wieso Hanji ausgerechnet dich als Begleitschutz vorgeschlagen hat und es interessiert mich eigentlich auch nicht“, raunte Levi. „Pass einfach auf, dass nichts passiert. Alles, was du verbockst, muss Vierauge im Nachhinein ausbaden.“

An dem Kragen seiner feinen Winterjacke zupfend wandte er sich der Kutsche zu, die auf dem Hof vorgefahren kam. Die Pferde schnauften und ihr Atem stieg in weißen Wölkchen auf. Innerhalb der letzten zwei Wochen waren die Temperaturen stetig gesunken und der Herbst hatte sich schnell in einen kalten Winter verwandelt.

Gestern waren die ersten Schneeflocken gefallen und auch jetzt hatten sich Wolken am Himmel gesammelt, die noch mehr versprachen. Aber das letzte Tageslicht schwand und die Dunkelheit brach bereits über das Gelände hinein.

„Gehen wir davon aus, dass etwas schief gehen wird?“, erkundigte sich Mikasa, die Hände hinter ihrem Rücken verschränkt.

Levi sah über seine Schulter zu ihr zurück. Sie trug eine feine Uniform, die prunkvoller als die gewöhnliche aussah und auch ihre Stiefel waren frisch geputzt. Obwohl ihre professionelle Art ihm imponieren sollte, traute er ihr kein Stück über den Weg. Sie war eine gute Soldatin, aber sie kam ihm wie eine leblose Puppe vor. „Wir gehören zum Aufklärungstrupp. Wir gehen immer davon aus, dass etwas schief geht.“

„Ah, wie ich sehe, bist du schon bereit zur Abfahrt“, erklang Erwins Stimme hinter Mikasa, die rein aus Prinzip heraus salutierte. Wie erwartet hatte auch Erwin sich herausgeputzt. Er trug einen feinen, dunkelbraunen Anzug, hatte jedoch auf die Fliege verzichtet. Stattdessen war der oberste Knopf offen und er trug einen langen, gefütterten Wintermantel.

Levi schenkte ihm einen unbeeindruckten Blick, bevor er sich abwandte und die Kutsche ansteuerte. Erwin sah ihm nach, das konnte er deutlich spüren, aber gab sich mit seinem eisigen Schweigen zufrieden, da er sich ebenfalls in Bewegung setzte, während Mikasa das Schlusslicht bildete.

Der Fahrer neigte den Hut vor ihnen, doch Levi ignorierte ihn, als er stattdessen die Tür der Kutsche aufriss und in sie hineinkletterte, um der abendlichen Kälte zu entkommen. Es würde ein kalter Winter werden, das stand fest.

Der Innenraum der kleinen Kutsche bestand aus zwei ungemütlichen Holzbänken links und rechts, von der eine besetzt war.

„Captain“, begrüßte ihn Kurenai Yuuhi. Die ältere Frau trug ein weinrotes Gewand mit einem schwarzen Mantel darüber, der Erwins ähnelte, als hätte sie sich mit diesem abgesprochen. Sakura trug dagegen ein weiß-rotes Schnürkleid unter ihrem Mantel und ausnahmsweise waren ihre Haare nicht zu einem Zopf gebunden. Ungehindert fielen ihr die kurzen Haarsträhnen ins Gesicht, als sie seinen Blick auffing.

Levi nickte beiden Frauen zu, bevor er sich auf die andere Bank setzte. Erwin nahm die Begrüßung der Damen an sich, als er hinter ihm in die Kutsche stieg und neben Levi Platz nahm, während Kurenai und Sakura ein Stück zur Seite rückten, um Mikasa bei sich sitzen zu lassen.

Er hatte sich den Ball schon lästig vorgestellt, aber er hatte nicht darüber nachgedacht, dass sie alle dort gemeinsam hinfahren mussten...

„Ich bin froh, dass ihr mich alle begleitet. Ich bin sicher, dass es nur halb so schlimm wird“, verkündete Erwin und rieb sich die Finger, als die Kutsche sich in Bewegung setzte.

Levi sah aus dem Fenster und beobachtete wie das Schloss sich entfernte und sie die Straße hinunterholperten. Bis zur Hauptstadt würde es etwas dauern, besonders an der Grenze, um hinter Wall Sina zu gelangen.

„Und ich bin sicher, dass wir alle hier schon weitaus Schlimmeres im Leben erlebt haben, als einen Abend mit Politiker und Mitglieder der Regierung“, fügte Kurenai mit sanfter Stimme hinzu, bevor sie einen Blick aus stechend roten Augen mit Erwin austauschte, der zustimmend nickte.

Sakura erlaubte sich ein Lächeln, doch selbst aus den Augenwinkeln bemerkte Levi, wie zittrig es war. Kein Wunder, denn für sie musste es einer Rückkehr nach Hause gleichkommen. Jedenfalls war dies – soweit er wusste - das erste Mal, dass sie nach Sina zurückkehrte, seit sie sich dem Militärdienst verschrieben hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Harunos begegnen würden, war niedrig, da diese den meisten Veranstaltungen nicht beiwohnten, aber... das konnte man von dem Uchiha-Klan nicht behaupten.

Sie würden schon allein aus dem Grund auf dem Ball sein, um sich um die Sicherheitsvorkehrungen zu kümmern. Zumindest hatte Erwin gestern erst angedeutet, dass es so aussah, als würde selbst die Königin höchstpersönlich anwesend sein. Das Gerücht war herumgegangen und ein Vögelchen in der Hauptstadt hatte dies zu Erwin durchsickern lassen. Levi wusste aber nicht, wie viel an diesem Gemunkel dran war oder ob es einen Unterschied für sie darstellen würde.

Viel wusste Levi nicht über das kleine Mädchen, das vor gut einem Jahr auf der Bildfläche erschienen war und nach dem Tod von König Fritz als seine unerwartete Nachfolgerin gekrönt worden war. Bis zu dem Zeitpunkt hatte man nicht einmal um das Geheimnis der Reiss-Familie gewusst, denn das einzig überlebende Mitglied hatte scheinbar scheinheilig die Militärakademie unterwandert und war sogar unter den zehn besten Kandidaten ihrer Klasse gelandet. Das konnte Levi sich jedoch nur schwer vorstellen, denn dafür sah sie zu schüchtern und zerbrechlich aus.

Soweit Levi das aus der Ferne und anhand der Geschichten beurteilen konnte, war sie nur eine Marionette des königlichen Rats, der im Hintergrund die Fäden zog.

„Du siehst aus, als ob du jeden Moment aus den Schuhen kippst“, beschwerte sich Levi nach einer Weile, in der Sakura noch einen Deut bleicher geworden und ihre behandschuhten Finger sich ineinander verkrampft hatten.

Sakura, die sich plötzlich mit der Aufmerksamkeit sämtlicher Anwesenden konfrontiert sah, hob hastig den Blick. „Was?“ Sie wedelte mit den Händen. „Oh... nein, mir geht es gut. Es ist nichts.“

Aber Levi kaufte es ihr nicht ab, hielt sich jedoch zurück. Stattdessen beobachtete er schweigend, wie Sakura sich ein Lächeln aufzwang und die Schultern straffte. Ihre Finger entkrampften sich und sie bettete die Hände behutsam in ihrem Schoß.

Erwin kehrte derweil zu ihrer vorigen Unterhaltung zurück. „Obwohl wir viele Gegensprecher in der Regierung haben, sind uns doch ein paar Freunde geblieben, da bin ich mir sicher“, erklärte er und Kurenai nickte. „Natürlich gibt es auch einige, die noch immer unentschlossen sind, ob die Expeditionen hinter die Mauern ihre Unterstützung wert sind. Das hier ist unsere Möglichkeit sie davon zu überzeugen und ich denke, wir haben gute Chancen genau dies heute Abend zu tun.“

Wie immer bewies Erwin den ultimativen Optimismus, den Levi nicht teilen konnte. Andererseits war es nicht auszuschließend, dass ihr Kommandant mehr als sie wusste und bereits einige Ideen hatte, wie er die gut betuchte Oberschicht für sich gewinnen konnte. Je länger Levi darüber nachdachte, umso sicher war er sich dessen, denn Erwin war stets allen zehn Schritte voraus und in seinen Augen waren sie alle nur Figuren auf einem Schachbrett.
 


 


 


 

Verglichen mit der königlichen Festung war der Stützpunkt des Aufklärungstrupps klein. Sakura hatte nie einen Fuß hinein gesetzt, doch das graue Gestein, aus dem über das Schicksal der restlichen Menschheit entschieden wurde, war nicht der Grund für das Zittern in ihrem Körper.

Seit zwei Wochen drehten sich ihre Gedanken nur um einen Menschen und das Herzflattern, das sie nachts vom Schlafen abhielt, war nicht angenehm.

War das der Grund für Levis unfreundliche Einladung gewesen? Hatte er geahnt, wie viel es ihr abverlangte an diesen Ort zurückzukehren? Ein Teil von ihr hatte angenommen, dass sie nie mehr einen Fuß hinter Wall Sina setzen würde. Dass sie erst in Trost und später irgendwo dort draußen in den Fängen eines Titanen sterben würde, ohne Sasuke Uchiha ein letztes Mal in die Augen sehen zu müssen. Wie dumm von ihr...

Vereinzelte Schneeflocken segelten vom nachtschwarzen Himmel, als die Kutsche hielt und man ihre Tür öffnete. Nacheinander stiegen sie aus, wobei Levi sich vor ihr in Bewegung setzte. Sakura blinzelte überrascht, als er ihr die Hand hinhielt, um ihr die beiden Stufen hinunter zu helfen.

Hatte er kalte Hände? Oder waren sie warm? Die dünnen Handschuhe, die sie trug, erlaubten ihr nicht es herauszufinden, als sie an Levis Hand wie an einen Anker festhielt.

Ob er die Frustration in ihrem Griff spürte, konnte Sakura nichts sagen, da Levi sich in Schweigen hüllte. Peinlich berührt ließ sie von ihm ab, bevor er Erwins Geste mimte und ihr den Arm zum Einhaken entgegenstreckte.

Zu fünft mischten sie sich unter die anderen Gäste und gemeinsam betraten sie die Eingangshalle, in der man ihnen die Mäntel und Jacken abnahm. Die Kälte wurde von entzündeten Kaminen und Lampen ausgesperrt, bis der Innenraum und der angrenzende Saal fast schon überflüssig warm waren.

„Ich schlage vor, dass wir uns aufteilen und uns unter die Menschen mischen“, sagte Erwin, ehe er mit Kurenai an seinem Arm in den Saal mit seinem Buffet eintauchte. Fein gerahmte Gemälde schmückten die Wände, während der Boden aus poliertem Holz bestand.

Der Tumult erinnerte Sakura an ihre Zeit in Trost, auch wenn die Bewohner dort hungrig und schlechter gekleidet gewesen waren. Sie waren ihr lieber gewesen.

„Ackerman, behalt Erwin im Auge“, mahnte Levi und riss Sakura aus ihren Erinnerungen. Anschließend betraten sie ebenfalls den prunkvollen Saal, aber Sakura entzog ihm den Arm, als sie die Mitglieder der Militärpolizei entdeckte. Sie standen verteilt an den Wänden und in den Ecken, um ein wachsames Auge auf die Geschehnisse zu haben.

„Ich... Ich werde uns Champagner holen“, sagte sie und ignorierte den skeptischen Blick, der ihr folgte, als sie Levi den Rücken kehrte.

Sie sah Erwin und Kurenai, die mit einigen hochrangigen Militäroffizieren anderer Einheiten sprachen, darunter auch dem berühmten Oberbefehlshaber Darius Zackly. Einen der Kellner ansteuernd wanderte ihr Blick über die Mitglieder der Militärpolizei. Hier und da entdeckte sie einen schwarzen Haarschopf unter ihnen, ebenso wie die blassen, harten Züge, die auf Uchiha-Blut hindeuteten. Sasuke war nicht unter ihnen.

Ein Läuten ertönte und ließ Sakura auf halbem Weg zu dem Kellner mit dem Tablett und den Champagnergläsern innehalten. Eine Stimme verlangte nach Ruhe und Aufmerksamkeit.

Am hinteren Ende des Saals, hinter den aufgebauten Tischen, an denen unzählige Gäste bereits Platz genommen hatten, befand sich ein Podest mit vierzierten Säulen. Der Thron stand in seiner Mitte und Historia Reiss nahm auf ihm Platz, umgegeben von Beratern und weiteren Soldaten der Militärpolizei. Unter ihnen erkannte Sakura auch Itachi Uchiha, Sasukes älteren Bruder, der nichts von der Arroganz seines jüngeren Bruders in sich trug. Er war immer gut zu Sakura gewesen, aber erst spät hatte sie seine mitfühlenden Blicke entschlüsseln können. Dass er Sasuke abgöttisch liebte war offensichtlich, aber er hatte ihn auch von Anfang an durchschaut und gewusst, dass er keine Gefühle für Sakura in sich trug. Sie war furchtbar naiv gewesen, aber das war nichts, was sie nicht schon gewusst hatte.

„Willkommen“, erklang Historia Reiss' Stimme, die samtig aber laut genug war, um auch die Leute in der hintersten Ecke zu erreichen. Unsicherheit flackerte über ihr Gesicht, aber sie konnte auch nicht älter als Mikasa sein. Sie war auch erst seit ein paar Monaten Königin, eine Verantwortung, um die Sakura sie nicht beneidete. „Esst und trink an diesem weiteren Gründungstag der Militäreinheiten“, verkündete sie mit einem perfekten Lächeln, von dem Sakura nicht überzeugt war. Vielleicht war es aber auch diese Veranstaltung, von der Erwin sich so viel erhoffte und von der Sakura wusste, dass alle nur hier waren, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen.

„Hallo, Sakura“, erklang eine Stimme neben ihr.

Sakuras Kopf ruckte bei der Vertrautheit herum. Dunkle Augen bohrten sich in ihre hinein - und Sakura kam sich in der Zeit zurückversetzt vor, da es sich anfühlte, als hätte sie erst gestern diesen eisigen Blick auf ihrer Haut gespürt.

„Sasuke...“ Es war nur ein Flüstern, denn mehr brachte sie nicht über die Lippen. Ihre Wangen fühlten sich unter seinem Blick hitzig an. Sie hatte nicht mit einer Begegnung dieser Art gerechnet und war nicht vorbereitet gewesen.

„Wie lange ist es her?“, erkundigte er sich mit unbewegter Miene.

Sakura schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. „Fünf Jahre.“

Er deutete ein Nicken an. „Du hast dich nicht verändert.“

War das eine Beleidigung? Es klang wie eine, gleichzeitig bewiesen seine Worte jedoch nur, wie wenig er über sie wusste und wie blind er trotz seiner ausgeprägten Beobachtungsgabe doch war. Es reichte, dass sie wusste, dass sie nicht mehr dieselbe war. Daran hielt sie fest und schluckte die leisen Zweifel, die seine Gesellschaft hervorrief, hinunter.

„Du dich auch nicht, Sasuke“, antwortete sie schließlich und ihr Blick wanderte von den Haaren, die noch immer dieselbe Länge besaßen, zu seiner Uniform hinunter, die das Abzeichen der Militärpolizei und das Symbol der Uchihas aufgestickt hatte.

„Als ich gehört habe, dass du dem Aufklärungstrupp beigetreten bist, war ich überrascht“, gestand er und Sakuras Augen weiteten sich. „Ich hätte es dir nicht zugetraut. Aber ich hätte dir auch nicht zugetraut, dass du noch einmal nach Wall Sina zurückkehrst.“ Sein Blick wanderte durch den Saal. „Deine Eltern sind nicht hier.“

„Das habe ich auch nicht erwartet“, sagte Sakura und sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, worauf sie antwortete. Darauf, dass Sasuke ihr kein Rückgrat zugetraut hätte oder darauf, dass ihre Eltern die Feierlichkeiten nicht besuchten. Sie waren private Leute, die sich im Hintergrund bewegten, aber selbst kaum ins Rampenlicht traten.

„Ich nehme an, dass es ihnen gut geht“, fügte Sakura hinzu und Sasukes Blick kehrte zu ihr zurück.

Sein Mundwinkel hob sich ein Stückchen und seine Schultern zuckten in abfälliger Manier. „Unsere Familien haben nicht viel Kontakt, seit du verschwunden bist. Aber ich habe gehört, dass sie dich enterbt haben. Stimmt das?“

Das Brennen in ihren Augenwinkeln ignorierend nickte Sakura. Es spielte keine Rolle, tat es seit Jahren nicht mehr. An materieller Liebe war sie nicht interessiert und etwas anderes hatte sie von ihnen nie erhalten, weshalb Sasukes Familie ihr zeitweilig wichtiger als ihre eigene gewesen war. Doch all das war bevor sie die Augen geöffnet und verstanden hatte. Eingesehen hatte, dass die Uchihas ihre eigenen Ziele verfolgten und die Bewohner mehr ausbeuteten anstatt sie wirklich zu beschützen.

„Meine Mutter spricht noch manchmal von dir“, redete Sasuke weiter, sein Ton genauso emotionslos. Wie hatte sie jemals aus seiner Stimme Liebe herausgehört?

„Grüß sie von mir“, sagte Sakura. „Sie war immer gut zu mir.“ Itachi und Mikoto Uchiha hatten sie damals in ihrem Haus empfangen, als sei sie eine verlorene Schwester und Tochter gewesen, die endlich nach Hause zurückgekehrt war.

Sasuke schnaubte. „Ich werde ihr nicht erzählen, dass ich dich gesehen habe. Umso weniger sie über dich nachdenkt, umso weniger wird es ihr wehtun, wenn du bei einer dieser unsinnigen Expeditionen ums Leben kommst.“

Seine Worte waren ein Faustschlag, der Sakura den Atem aus der Lunge presste. Es sollte sie nicht wundern, denn immerhin kannte sie die Meinungen, die man über den Aufklärungstrupp hatte, doch Sasukes Ehrlichkeit übertraf sämtliche Erinnerungen, die sie an ihn hatte, sowie alle Vorstellungen ein mögliches Wiedersehen betreffend. Er war oft kalt und unfreundlich gewesen, doch selten dermaßen verletzend. Oder hatte sie es nur nie bemerkt? War er nachtragend, dass sie aufgehört hatte ihm hinterher zu rennen? War es—

„Das verstehst du unter Champagner holen, Haruno?“, blaffte Levi hinter ihr und Sasukes Blick ging an ihrem Kopf vorbei.

Sakura wandte sich um. „Es tut mir leid, Captain. Ich werde es gleich nachholen.“

Levi reichte Sasuke bis knapp über die Schultern hinaus und während Sasuke kerzengerade stand, war Levis Haltung gelassen, beinahe gelangweilt. „Der berühmte Sasuke Uchiha...“, entrann es Levi.

„Levi Ackerman“, erwiderte Sasuke und Sakuras Hoffnung, dass sie einander nicht erkennen würden, schwand. „Den stärksten Soldaten der Scouts habe ich mir irgendwie größer vorgestellt.“

Sakuras Augenbrauen zogen sich besorgt zusammen, aber Levi antwortete zunächst mit einem Schnauben. „Größe ist nicht alles. Gehirn ist ebenfalls wichtig, aber davon verstehen die meisten nichts.“

„Ich glaube, wir sollten nach Kommandant Erwin suchen“, lenkte Sakura ein und hakte sich erneut bei Levi ein, um ihn von Sasuke wegzuziehen. Obwohl er für seine grobe Art bekannt war und sich auch bei Frauen nicht zurückhielt, ließ er sich von ihr wortlos davon bugsieren.

Nur flüchtig fing Sakura den Blick von Sasuke auf, der wissend und amüsiert wirkte.

Sakura stellten sich die Nackenhaare auf. Was sollte ihr dieser Blick sagen? Wichtiger war jedoch die Erkenntnis, die sie aus dieser Unterhaltung und Sasukes Verhalten gewonnen hatte: Sasuke musste ihr damaliges Verschwinden als Verrat gesehen haben, den er ihr nie verziehen hatte, ganz gleich, dass er ihre Gefühle nie erwidert hatte.

„Arrogantes Arschloch“, brummte Levi neben ihr und die umstehenden Gäste warfen ihnen Blicke zu, aber Sakura schmunzelte nur.
 


 


 


 

Mikasa hatte schon eine Menge über Mitras gehört, aber hatte nie einen Fuß in die Hauptstadt gesetzt, die sich hinter der innersten Mauer befand. Allerdings konnte sie auch nicht behaupten, dass sie überaus überrascht über das war, was sie hier zu sehen bekam.

Während die Menschen in den äußersten Distrikten stets mit einem offenen Auge schliefen, da die Titanen sich nur einer Mauer getrennt von ihnen befanden, war die Atmosphäre hier eine unbefangenere. Hier gab es weniger Angst und auch keinen Hunger, denn dies bewiesen die unzähligen Tische, die sich unter dem köstlichen Essen und den seidigen Tischdecken durchbogen.

Königliche Wachen, die sich aus Mitgliedern der Militärpolizei zusammensetzten, reihten die Wände und das Podest, auf dem die kindliche Königin saß und das Spektakel aus reinem Pflichtbewusstsein heraus beobachtete. Mikasa besaß keine guten Menschenkenntnisse, doch sie meinte Historia Reiss denselben Unmut vom geschulten Gesicht abzulesen, den auch sie fühlte. Das hier war ein Maskenball, denn keiner war ehrlich und jeder verfolgte seine eigenen Pläne.

Die Hände hinter dem Rücken verschränkt wanderte ihr Blick über die Gäste in ihren feinen Kleidern, die sie in einer Notsituation nur behindern würden. Dort draußen hinter den Mauern würden sie keine Stunde überleben.

Unter den Anwesenden befanden sich Regierungsmitglieder, Offiziere und das Adel, aber sie entdeckte auch einige Männer von der Kirche, die sich unter den Gästen bewegten.

Ihr Blick kehrte zu Erwin Smith und Kurenai Yuuhi zurück, welche die Unterhaltung mit dem Obergeneral beendeten und weiter schlenderten. Erwin bewegte sich mit einer Gelassenheit, die über seinen analytischen Verstand hinwegtäuschen wollte, aber Mikasa war sich sicher, dass alle, die schon einmal mit ihm zu tun gehabt hatten, wussten, dass mehr hinter seiner Stirn vorging als er zugeben wollte.

„Ich weiß ganz genau, warum du hier bist, Erwin“, sagte ein Mann mit grauen Haaren und der in einem feinen, dunklen Anzug gekleidet war, die Fliege kerzengerade sitzend. Er reichte Erwin freundschaftlich die Hand und küsste Kurenais Handrücken, doch die Belustigung war aber auch weiterhin von seinem Gesicht ablesbar. „Aber wenigstens deine Begleitung ist überraschend“, fügte er hinzu. „Kurenai Yuuhi. Ich habe Sie ewig nicht mehr gesehen.“

Um wen es sich bei dem Mann handelte, wusste Mikasa nicht, aber all die Unterhaltungen, die Erwin auf diesem Fest führte, ähnelten sich ohnehin.

„Das Gleiche kann ich von Ihnen behaupten, Alraz“, sagte Kurenai und ihre geschminkten Lippen nahmen die Form eines Lächelns an. Es war nicht dasselbe, welches sie Erwin oder irgendjemand anderen in der Kutsche geschenkt hatte, sondern weiblich und charmant.

„Es trifft sich gut, dass du den Grund für unser Auftauchen bereits kennst“, erwiderte Erwin. „Dann brauche ich keine Einleitung, sondern kann gleich auf den Punkt kommen.“

Doch sein Gegenüber schüttelte sachte den Kopf. „Du weißt genauso gut wie ich, dass du bei mir an der falschen Adresse bist. Ich bin nur ein unwichtiges Mitglied des Rats, dessen Meinung wenig wert ist.“

„Ich weiß, wie viel deine Meinung wert ist“, korrigierte Erwin, während Kurenai an ihrem Champagnerglas nippte und ihn musterte.

Der Mann verzog das Gesicht, errötete jedoch unter Kurenais Blick. „Die Zeiten haben sich geändert, genauso wie die Regierung.“ Sein Blick glitt zu ihrer Hoheit hinüber und seine Stimme senkte sich, als er fortfuhr. „Historia Reiss mag eine ehrliche Haut sein, aber Erfahrung hat sie keine. Jedenfalls nicht im politischen Sinne. Die Mitglieder des Rats fällen die meisten Entscheidungen und sie stecken mit der Militärpolizei unter einer Decke. Und du weißt selbst, wie wenig sie vom Aufklärungstrupp halten. Hier in Mitras erwartet man keine Fortschritte von euch, sondern sie drehen euch viel eher klamm und heimlich einen Strick, um Kontrolle über deine Einheit zu erlangen, ehe sie die komplett lahmlegen.“

„Ich habe noch ein paar Befürworter hier", sagte Erwin, doch Härte erhielt Einzug in sein Gesicht.

„Und wer wird uns dann vor den Titanen schützen, wenn es die Scouts nicht mehr gibt?“, fragte Kurenai an Alraz gewandt, wartete jedoch auf keine Antwort. „Die Soldaten des Aufklärungstrupps sind einzigen, die zwischen uns und den Titanen stehen, sollten diese jemals durch die Mauern brechen.“

Alraz’ Wangen gewannen abermals an Farbe, als er hilflos mit den Schultern zuckte. „Darüber macht man sich in Mitras keine Sorgen.“

„Machen Sie sich darüber auch keine Sorgen, Alraz?“, erkundigte sich Kurenai und Mikasa begann zu verstehen, weshalb Erwin Kurenai gebeten hatte, mit ihm diese Veranstaltung zu besuchen.

„Ich... Natürlich!“, zischte er und sah sich um, als erwartete er, dass man sie beobachtete. Mikasas Blick wanderte ebenfalls über die Festlichkeiten und zu den Mitgliedern der Militärpolizei hinüber, von denen einige in ihre Richtung schauten.

„Hör zu, Erwin“, murmelte Alraz so leise, dass Mikasa es mit dem Abstand kaum entschlüsseln konnte. „Ich werde ein gutes Wort für die Scouts einlegen, aber viel bringen wird es nicht. Wenn du dir Hilfe verschaffen willst, dann solltest du dich an die höchste Autorität wenden und dich nicht mit kleinen Fischen wie mich aufhalten.“

Erwins Kopf drehte sich in die Richtung des Podests, hinüber zu der Königin, die beinahe verloren auf dem riesigen Thron aussah.

„Siehst du den Mann an ihrer Seite?“, fragte Alraz ohne Erwins Blick zu folgen und sich umzudrehen. „Das ist Shikamaru Nara, ihr persönlicher Berater. Die Männer seiner Familie stehen schon seit Generationen im königlichen Dienst. Sein Vater hat den Posten an seinen Sohn abgegeben, als Historia Reiss an die Macht gekommen ist. Allerdings weiß niemand, was für Ziele er verfolgt.“

Erwins Stirn kräuselte sich und Alraz berührte ihn am Arm, um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. „Mehr kann ich nicht für dich tun, aber versprich dir nicht zu viel davon.“

„Ich verspreche mir eine Menge hiervon“, antwortete Erwin und Alraz deutete ein bemitleidendes Lächeln an, ehe er sich mit einem weiteren Kuss auf Kurenais Handrücken unter die anderen Gäste mischte.

Mikasas Augen blieben an Shikamaru Nara hängen. Er war älter als Historia Reiss, aber verglichen zu den meisten Männern und Frauen hier jung. Seine Haare waren zu einem Zopf gebunden und seine schlaksige Haltung machte deutlich, dass er sich etwas Besseres vorstellen konnte, als dort herumzustehen.

Sie waren in eine Welt voller Intrigen eingetaucht, wurde Mikasa abermals bewusst. Ob Eren enttäuscht wäre, wenn er hier gewesen wäre und es miterlebt hätte? In seinem Kopf hatten nur Heldentaten existiert. Mut und Ehrlichkeit waren ihm wichtig gewesen, aber davon war hier weit und breit nichts zu sehen.

Mikasa löste den Griff ihrer Hände, um stattdessen die Fingerspitzen hinauf zu dem roten Schal zu heben, den sie sich umgebunden hatte, obwohl er alt und verschlissen war und hier fehl am Platz wirkte. Trotzdem fühlte sich der Stoff weich und vertraut an - und stellte das letzte Gefühl dar, bevor ein ohrenbetäubendes Knallen ertönte und sie zu Boden geschleudert wurde.

Schmerz explodierte in ihrem Körper, während Schreie in der Luft lagen. Ihre Ohren klingelten, während eine zweite, wenn auch kleinere, Explosion den Boden wackeln ließ.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: Swanlady
2018-05-20T10:31:38+00:00 20.05.2018 12:31
Ich freu mich so, dass du Historia eingebaut hast! *-* Shikamaru als ihr Berater wird so cool, ich weiß es jetzt schon. XD Außerdem scheint auch u.a. Itachi auf sie aufzupassen, was mich sehr glücklich macht. ;o; Ist das spezieller Swan-Fanservice oder so? *lach* Jedenfalls vertraue ich den beiden gerne meine liebste Königin an. <3
Sasukes Auftritt fand ich sehr interessant und du hast seine kühle Art sehr gut dargestellt. Die kleine Levi vs. Sasuke Konfrontation fand ich sehr unterhaltsam. :D Kurenai und Erwin sind irgendwie ein gutes Team, ich hoffe, die kriegen auch noch ein paar Szenen!
Das Ende ist ein fieser Cliffhanger! Ich hoffe, den wichtigsten Figuren ist nichts passiert ûu War das ein Attentat auf die Königin oder auf jemanden anderen? Es bleibt spannend. <3
Von:  blaqqucocaine
2018-05-14T13:55:33+00:00 14.05.2018 15:55
Yes ein neues Kap 😊 hab mich Mega gefreut und wie immer super toll! Kann es kaum erwarten bis es weiter geht :)


Zurück