Der Sonnenbrand von Time1981 (Geschichte geht zu Ende.) ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 8.2 ----------------------- Hi Leute! Endlich komm ich mal wieder etwas zum Weiterschreiben. War in den letzten Wochen etwas stressig bei mir. Ich stelle auch, selbst wenn das wenig ist, ne jugendfreie Version rein. Mfg Time1981 8. Kapitel Ich lehnte mich gegen das Fenster und atmete die warme Sommerluft ein. Sie roch immer noch nach Regen, aber das störte mich nicht weiter. Sie ordnete etwas meine Gedanken. Es ging nun auf 0.00 Uhr zu und noch immer hatte er keine Nachricht hinterlassen. "Kommst du wieder ins Bett?" fragte Lars Stimme verschlafen hinter mir. "Warum bist du eigentlich noch auf?" Für die Dauer bis Marcs Rückkehr hatten wir ihn einfach in mein Zimmer einquartiert. Ich drehte mich langsam in seine Richtung. "Du weißt, dass er morgen wiederkommt." Sein Gesicht, welches das Mondlicht reflektierte, verfinsterte sich augenblicklich. "Wir haben doch gesagt, dass wir erst morgen daran denken wollten. Diese Nacht gehört nur uns alleine. Komm her!" Seine Stimme nahm fast einen befehlenden Ton an. Widerwillig hockte ich mich ans andere Ende des Doppelbettes. "Hey komm, sei wieder lieb." Ich spürte, wie er mich von Hinten umarmte. Und alleine das sorgte schon für ein Kribbeln in der Magengegend. Er begann mich langsam am Hals zu küssen und wanderte mit seinen Händen vorsichtig über meine Oberarme. Die Stellen, die er vorsichtig mit seinen Fingerspitzen berührte, brannten wie Feuer und ich bibberte leicht. Obwohl es relativ dunkel um uns herum war und ich ihm den Rücken zudrehte, spürte ich, dass er grinste und sich bestätigt fühlte. "Du willst doch auch..."flüsterte er verführerisch in mein rechtes Ohr und begann ganz leicht daran zu Knabbern. Nun zitterte ich erst recht und merkte, wie so oft in der letzten Zeit, dass ich mich in seiner Nähe kaum kontrollieren konnte. Er hingegen würde mutiger und begann langsam über meine Schultern zu meinen Brüsten überzugehen. Ich merkte, dass sein Atem schon wieder stoßweise ging. Wie ich in der letzten Zeit feststellen durfte, war das ein eindeutiges Zeichen für seine Erregung. "Sag bloß, dass du schon wieder willst?" tat ich irritiert. Er begann wieder meinen Hals zu küssen und hauchte, nachdem er die Haare vorsichtig zur Seite gestrichen hatte: "Und was wenn?!" Ich drehte mich schnell um und sah ihm direkt in die Augen. "Aber wir haben heute doch..."Weiter kam ich gar nicht, denn er begann mich vorsichtig zu küssen. Das ganze endete in einem leidenschaftlichen Zungenkuss. Irgendwann fuhren wir wegen Atemnot auseinander. (Outtake) "Ich würde gerne noch mal mit dir schlafen. Sag, dass du auch möchtest, sonst vergehe ich." Er setzte seinen Dackelblick auf. "Naja, schauen wir mal..." Er begriff sofort am Zittern meiner Stimme, dass ich längst nicht so kühl war, wie ich gerade tat. Er legte sich vorsichtig auf mich und bedeckte mein Dekolleté mit Küssen, worauf ich leicht seufzte. Plötzlich hielt er inne. Als ich die geschlossenen Augen unwillig wieder öffnete, stützte er sich mit den Ellebogen leicht von mir ab, um meinen Körper bewundern zu können. Langsam begann er mit den Fingern meine Konturen abzufahren. "Ich werde nie wieder eine Frau so begehren wie dich." Es klang kitschig ohne Ende, doch seine ernste Tonlage ließ darauf schließen, dass es sein voller Ernst war. Ich begann leise zu weinen. Er bemerkte es sofort und küsste die Tränen weg. "Hey, nicht weinen, Jule. Was ist denn? Hab ich was Falsches gesagt? Wenn ja, dann tut es mir leid." Er streichelte zaghaft über meine Wange. "Ach Quatsch. Ich habe gerade nur genau das gleiche gedacht." Ich beugte mich vor und berührte Lars Lippen. Sofort kam er mir entgegen und unsere Zungen verfingen sich wieder ineinander. (Outtake ) "Wir passen nahtlos zusammen." flüsterte er leise. Ich nickte stumm. In diesem kostbaren Moment war es egal, dass wir eigentlich Geschwister waren, denn in dieser Sekunde waren wir einfach nur ein Mann und eine Frau, die sich über alles liebten. Trotz Erregung stiegen mir wieder die Tränen in die Augen, diesmal aber eher vor Freunde. Man hat nur wenige vollkommene Sekunden im Leben und das war so ein Moment. Wir glitten langsam in eine Extasse ab. (Outtake) Er riss die Augen auf und atmete schwer. Langsam und erschöpft ließ ich mich auf seinen Oberkörper fallen. Er küsste meine verschwitzte Stirn. Ich legte mich langsam neben ihn und sah Richtung Fenster. "Schau mal, die Sonne geht schon auf." flüsterte ich leise und mir lief eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel. Als keine Antwort kam, blickte ich zu meinem Bruder und stellte fest, dass er bereits ins Land der Träume abgedriftet war. Er wirkte, so wie er da lag, wie ein kleiner Engel. Früher hatten wir oft in einem Bett geschlafen und so war es mir schon oft aufgefallen, das er immer total unschuldig wirkte, wenn er schlief. "Nein, das kann einfach kein Verbrechen sein, einen so liebenswerten Menschen zu lieben." Ich küsste ihn nochmals sacht auf den Mund. Lars murmelte etwas Unverständliches und zog mich an sich. Ich wünschte, dass es nie wieder Morgen werden würde, doch die ersten Sonnenstrahlen durchfluteten bereits den Vorhang. Plötzlich rüttelte etwas an meinem Arm. "Hey, Aufwachen!" hörte ich Suses alarmierende Stimme. "Dein Schatzi hat gerade vom Flughafen angerufen. Er will dich überraschen und hat extra eine Maschine früher genommen." Ich saß sofort senkrecht im Bett. Lars neben mir murmelte etwas Unverständliches und umarmte meine Taille. Wir beiden Damen schmunzelten, nickten uns zu und begannen ihn durchzukitzeln. Lars, seines Zeichens kitzelig ohne Ende, begann zu lachen und zog uns dann aber doch nacheinander gegen seine Brust. Er hatte so viel Kraft uns beide fest zu umklammern, dass wir uns nicht befreien konnten. Irgendwann gaben wir auf und ich drückte ihm schnell einen entschuldigenden Kuss auf: "Sorry, Bruderherz, aber Marc wird mich gleich überraschen." Der liebevolle Blick meines Bruders erstarrte und er gab mir wortlos einen Kuss auf die Stirn. "Hast ja Recht, Schwester." Dann sprang er auf, suchte seine Sachen zusammen und blickte sich einen kurzen Augenblick um. Sein Blick sprach Bände und ich fühlte mich schlagartig richtig mies. "Du wusstest von Anfang an, dass es ein Gastspiel auf Zeit war." stelle Susanne leise neben mir fest, nahm mich aber trotzdem in den Arm. Ich wischte mir schnell über die Augen. "Muss ja irgendwie weitergehen. Dann sind wir eben halt wieder nur Bruder und Schwester." flüsterte ich. Ich wollte mich wohl eher selbst von meinen Worten einlullen lassen, als das sie für Suse gedacht waren. Schnell begann ich mich anzuziehen. Als ich beim Haare bürsten war, hörte ich auch schon, das im Flur die Türe geöffnet wurde. Suse, die die ganze Zeit teilnahmslos auf meinem Bett gesessen hatte, fragte mich vorsichtig: "Soll ich ihn erstmal abfangen?" Ich drehte mich um und versuchte zu lächeln. "Ach Quatsch. Das wird schon alles schief gehen." Suse öffnete den Mund um zu erwidern, doch in dieser Sekunde öffnete sich meine Zimmertür und ein freudestrahlender Marc kam mit dem Ausruf Überraschung auf mich zugestürmt. Ich tat so, als wäre ich erschrocken und er küsste mich stürmisch. "Oh Jule. Ich habe dich total vermisst!" "Ich dich auch, Schatz." Ich fühlte mich mehr als mies. In dieser Sekunde sprang Susanne wie von der Tarantel gestochen auf. "Ich merk schon. Ich werd hier nicht mehr benötigt." Sie grinste breit, doch ich konnte über Marcs Schulter sehen, dass sie eine sehr besorgte Miene aufgesetzt hatte als sie unser Zimmer verließ und innerlich fühlte ich, dass ich ähnlich besorgt war, wie das alles weitergehen sollte. Doch es ging weiter. Marc lebte sich schnell wieder ein und schien verliebt in mich wie eh und je. Lars wiederum ging uns total aus dem Weg, doch da Marc dieses Verhalten schon von meinem Bruder kannte, fragte er nur einmal, ob wir uns wieder einmal gezofft hätten und ich verneinte das. Daraufhin hakte er nicht mehr nach und schob es auf den Prüfungsstress, da er auch bei Susa und jedem anderen extrem aggressiv reagierte. Beim Kuscheln wurde mir immer mehr klar, dass ich es nicht mehr lange würde hinauszögern können. Eines Abends sagte ich dann schlussendlich zu das erste Mal mit ihm zu Schlafen, doch wollte ich mich im Bad eben nochmals frisch machen und warf mir schnell einen Bademantel über. Dort angekommen holte ich erstmal kurz Luft, denn obwohl ich Marc sehr mochte, beschlich mich immer mehr das Gefühl, dass ich Lars betrügen würde, wenn ich wirklich mit Marc schlafen würde und auch diesem gegenüber verhielt ich mich unfair. Ich machte das Licht aus und hockte mich auf den Wannenrand und begann zu weinen. Der ganze Druck der letzten zwei Wochen schien auf einmal aus mir heraus zu brechen. Ich bemerkte gar nicht, dass sich die Türe langsam öffnete und sich eine Gestalt leise ins Badezimmer schlich. Erst als dieser Person mich umarmte, schreckte ich hoch. Im Halbdunkeln ich konnte Lars Gesicht erkennen. "Hey, was hockst du hier im Dunkeln, Schwesterchen." Ich blickte ihn mit ausgeheulten Augen an. "Nenn mich nicht so! Deine Schwester ist tot! Verstehe das doch endlich!" Er starrte mich geschockt an. Ich sprach noch etwas leiser: "Sie ist an deinem Tag X gestorben, für immer!" Plötzlich fühlte es sich so an, als könne ich nicht mehr in diesem engen Bad atmen und ich wollte zur Tür rennen. Lars griff aber nach meinem Arm und zog mich zurück. Ich blickte ihn nicht mal an. "Was ist denn los Jule?" Ich schaute immer noch zu Boden. "Du ignorierst mich seit Marc wieder da ist und der liegt jetzt in meinem Zimmer und will mit mir schlafen. Ich kann einfach nicht mehr!" Meine Stimme begann zu zittern, wie schon der Rest meines Körpers. Er drückte mich wortlos an sich, machte einen Schritt nach vorne und verschloss das Bad. Dann drückte er mich gegen die Tür und begann mich zu küssen. "Das dürfen wir nicht." flüsterte ich zwischen zwei gierigen Küssen. "Wir wollten doch aufhören." Er drückte mir seinen rechten Zeigefinger auf den Mund. "Mach es nicht kaputt!" wisperte er mahnend bevor seine Hände auf Wanderschaft gingen. Irgendwann schob er den Bademantel über meine Schultern und er glitt langsam zu Boden. Ich legte die Arme überkreuzt an meine Brüste, obwohl er sie schon so oft gesehen hatte. Mein Bruder trat einen Schritt zurück und betrachtete mich im Halbdunkeln, denn durch das kleine Dachfenster schien der Vollmond ins Bad. Es kam mir vor wie Stunden, als er mich von Oben bis Unten fixierte. "Was tust du da?" Er lächelte und strich mir mit den Handaußenseiten über die Oberarme, was meine Knie zu noch stärkerem Zittern veranlasste. "Ich will dich so in mein Gedächtnis einprägen." meinte er leise, als er begann meinen Hals zu küssen. "Wieso willst du mich einprägen, ich bin doch da." murmelte ich. Er sah mir tief in die Augen. "Du ja, aber ich hab eine AIPler-Stelle (Erläuterung: AIP= Arzt im Praktikum) im Ausland angeboten bekommen." Ich hielt seine Hände fest, die schon wieder dabei waren, meinen Körper total durcheinander zu bringen und schaute ihn mit großen Augen an. "Was?" Ich fühlte, wie die Farbe aus meinem Gesicht schwand. Er begann mit seinem Zeigefinger meine Lippen nachzuziehen. "Es ist besser so, Süsse. So kann das doch alles gar nicht weitergehen." Lars lächelte mich versöhnlich an. Mir schossen die Tränen in die Augen. "Bitte bleib." flehte ich leise und begann nun wirklich zu weinen. Er öffnete langsam seine Hose und ich verstand nun gar nichts mehr. Er drückte seine Stirn gegen meine. "Bitte, schlaf noch einmal mit mir, bevor du zu ihm gehst." Eigentlich wollte ich das jetzt nicht, eigentlich fühlte ich mich unendlich alleine, doch dann übernahm einfach mein Körper das Ruder. Ich riss ihm fast die Klamotten vom Leib und umschlang, wie bei unserem ersten Mal, mit beiden Beinen seine Hüften. (Outtake) Ich schloss die Augen, denn ich wollte mir dieses unglaubliche Gefühl einprägen. Heute weiß ich, dass sich so etwas nicht einmal in den intensivsten Gedanken wieder aufwärmen lässt. Irgendwann öffnete ich die Augen wieder und ich konnte seine ganze Liebe förmlich spüren. Es war Sex, aber es war auch unendliche Liebe zwischen uns. Irgendwann erhöhte er seine Geschwindigkeit, doch kurz bevor er kam, hielt er nochmals kurz inne. Ich blickte ihn erstaunt an und er küsste mich noch einmal zart auf den Mund und ich fühlte mich an den ersten unschuldigen Kuss aus Kindertagen erinnert. Dann stieß er noch einmal kräftig zu und ich fühlte wie er sich in mir ergoss. Er umarmte mich noch einmal und löste ich dann blitzartig von mir. Nun liefen mir die Tränen einfach wie ein Bach über die Wangen hinunter. Er hob mein Kinn und guckte mir tief in die Augen. "Ich verfluche die Welt dafür, dass du gerade meine Schwester sein musst." Ich drückte mich nochmals an ihn, im Wissen, dass es das letzte Mal für immer sein sollte. Kurz darauf stand ich alleine im Bad, als wäre das alles nur ein Traum gewesen und doch machte ich mich aus verständlichen Gründen zum wiederholten Male frisch und versuchte mein verheultes Gesicht zu kaschieren. Keine fünf Minuten später schlief ich dann das erste Mal mit einem anderen Jungen als Lars. Ich tat alles ganz mechanisch und es war wahrscheinlich nicht einmal schlecht, aber ich konnte einfach nichts mehr fühlen, denn die ganze Zeit schwebten Lars' Worte über mir. Marc hingegen wunderte sich zwar etwas darüber, das ich nicht blutete, doch fühlte er meine Angespanntheit, die er als Angst vor dem ersten Mal auslegte. Danach lagen wir schweigsam nebeneinander. Er griff nach meiner Hand und führte sie in seine. Als er mein trauriges Gesicht sah, meinte er im Flüsterton. "Hey, beim ersten Mal ist das ganz normal. Und es ist auch normal, dass es nicht geblutet hat. So was kann auch beim Schulsport schon mal gerissen sein. Ist meiner ersten Freundin damals auch so passiert, da musst du dich nicht für Schämen." Er lächelte mich verständnisvoll an. "Bei ihr war es beim Sprung über den Bock." Er begann zu grinsen. "Und glaub mir, beim ersten Mal hab ich auch am laufenden Meter gepatzt. Erst ging's zu schnell, dann ging erstmal gar nichts mehr vor lauter Aufregung..." Er unterbrach sich selbst wohl, als er mich schluchzen hörte. Er schloss mich tief in seine Arme. "Hey, hey...was ist denn los, mein Schatz?" fragte er besorgt und reichte mir vom Nachtisch Taschentücher. "Hab ich was Falsches gesagt? War es gar nicht schön für dich? Ist dir doch mal was passiert, was du mir sagen solltest? Hat der Typ von damals was damit zu tun?" Zwei Sekunden spielte ich mit dem Gedanken ihm alles zu erzählen, doch dann drehte sich mein Magen um. Ich lief schnellstmöglich in Richtung Bad und übergab mich dann mehrmals. So mies wie an diesem Tage, hatte ich mich bis dato noch nie gefühlt. Marc machte nach dem Geschehenen erst einmal keine weiteren Versuche in Richtung Sex, sondern versuchte mich eher auszuhorchen. Selbst vor Susa machte er keinen Halt und wollte wissen, ob mir was passiert sei, doch diese tat ahnungslos. Lars hingegen verkündete einige Tage später am Frühstückstisch, dass er schon in einem Monat sein Praktikum in England antreten würde wollen und das wir nun für ihn schleunigst einen Nachmieter finden sollten. Ich zog aschfahl ab und schob Kopfschmerzen vor, als er freudestrahlend mit den Details anfing. Schnell taumelte ich Richtung Schlafzimmer und legte mich hin. Plötzlich klopfte es an der Tür. "Herein," meinte ich tränenerstickt. Ich spürte, dass sich ein warmer Körper an mich schmiegte. "Alles O.K.?..."hörte ich die Stimme meines Bruders an meinem Ohr. Erst zuckte ich zusammen, denn eigentlich hatte ich Marc erwartet, doch langsam entspannte ich mich wieder. "So ist schon besser, Schwesterlein." Er streichelte mir leicht über den Kopf. Ich drehte mich im Zeitlupentempo zu ihm um. Er lächelte mich aufbauend an und einige Zeit lagen wir einfach wortlos nebeneinander. Plötzlich beugte ich mich vor und küsste ihn vorsichtig und ganz zaghaft auf den Mund. Erschrocken zog er den Kopf zurück. "Hey, und was ist, wenn jetzt gleich dein Freund hier reinplatzt." Ich legte ihm den Zeigefinger auf den Mund. Er sollte jetzt nicht sprechen, nicht diesen Moment zerstören. Mir war es egal ob Marc hineinschneien sollte oder nicht, denn bald wäre Lars weg und es würde keine Gelegenheit mehr geben, seine warmen Lippen zu küssen. Er schien meine Gedanken lesen zu können und legte sanft seine Hand in meinen Nacken und zog mich wieder zu sich. "Ich liebe dich." Flüsterte er und küsste mich auf die Stirn. "Und genau deswegen sollte ich jetzt gehen, denn sonst vergesse ich mich wieder." Er sprang auf und ging Richtung Tür. Dort angekommen drehte er sich nochmals zu mir um und fragte: "Kannst du mich irgendwie verstehen?" Ich nickte stumm und er verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Der darauf folgende Monat war grau, doch nach Lars' Abreise war der Himmel schwarz. Er hatte sich nicht einmal verabschiedet, sondern sich klammheimlich abends aus dem Haus geschlichen. Ich war tief zutiefst verletzt darüber. Hinzukam, dass ich mich eh seit Tagen morgens immer übergeben musste und mich allgemein mies fühlte. Boah, war mir wieder schlecht. Mühevoll richtete ich mich auf und suchte im Dunkeln den Lichtschalter meiner Nachttischlampe. Es war schon 1.30 Uhr und von Lars immer noch keine Spur. Ich taumelte in unser Badezimmer und wühlte in meinem Schrank. Endlich fand ich diesen dummen Test. Zittrig setzte ich mich auf den Badewannenrand und las mir die Anleitung durch. "Was hockst du denn hier rum?" fragte Suse, die unaufgefordert einfach ins Bad gepoltert kam. Sie erkannte sofort die Situation und nahm mich stumm in den Arm. "Wie lange weißt du es schon?" wollte sie leise wissen. "Seit ca. zwei Wochen ist meine Periode jetzt schon überfällig und andauernd muss ich mich übergeben." Sie strich mir beruhigend über die Schulter. "Vorschlag zur Güte: Soll ich dir bei dem Test zur Seite stehen? Oder weiß Marc davon?" Ich lächelte schief und starrte auf meine Füße. "Natürlich nicht. Ich bin mir ja nicht mal sicher, dass er wirklich der Vater ist, denn..." Ich sprach nicht weiter, doch wir beide wussten, wer noch in Frage kam. "Ich fühle mich wie eine Schlampe." Ich umarmte mich selbst und bewegte mich langsam vor und zurück. Suse nahm mir ungefragt den Test aus der Hand. "Erstmal machen wir den dummen Test." Sie grinste mich an. "Hey, vielleicht ist ja auch alles in Ordnung." Ich führte also den Test nach Vorschrift durch und dann folgten mehrere quälende Minuten voller Ungewissheit. Keiner von uns beiden sagte etwas, doch kaum waren die Zeit verstrichen, welche Suse in ihrer Armbanduhr eingespeichert hatte, stürzten wir förmlich zum Test, der auf dem Waschbecken lag. Suse war als erstes am Ziel und stierte drauf. "Mhmm, ein rosa Balken ist O.K. oder?" Ich nickte, denn es war wohl nur das Zeichen, dass der Test einwandfrei funktionierte. "Erst wenn in dem großen Kästchen ein rosa Balken entsteht bin ich schwanger." Einige Sekunden atmeten wir durch, doch dann begann sich im Hauptfeld immer deutlicher ein Strich abzuzeichnen. Ich musste mehrmals tief Luft holen, um Suse nicht umzukippen. Ich hörte kaum, wie sie beruhigend auf mich einredete und irgendetwas von einem endgültigen Test beim Frauenarzt erzählte. <> Wie gebannt starrte ich auf den kleinen Test in meinen Händen. Genau wie damals begann sich nun auch langsam das zweite Kästchen rosa zu färben, doch im Gegensatz zu früher überwiegte jetzt die Freude. Angst hatte ich nur um die Gesundheit des Kindes und wie Lars, als Arzt, auf diese Sache reagieren würde. Plötzlich hörte ich unten die Türklingel. Ich war beunruhigt über die späte Störung und zog mir meinen Bademantel über als ich langsam Richtung Treppe schritt. "Komm zieh erstmal den Mantel aus." forderte Suse mich auf, als wir wieder in der WG ankamen. Leider hatte der Arzt das Testergebnis bestätigt und auch konnte ich keinen der Jungs ausschließen, da ich zu dem Zeitpunkt mit beiden etwas gehabt hatte. "Hey, vielleicht wird er sich darüber freuen." Sie sprach keinen Namen aus, obwohl ich wusste, dass ihr Marc lieber wäre. Wenn ich ehrlich war, wäre mir das in diesem Augenblick auch wesentlich sympathischer gewesen. "Ein Kind ist doch kein Weltuntergang." Stellte Suse bestimmt neben mir fest. Unerwartet hörte ich Schritte aus der Küche. Schnell drehte ich mich um und sah in das total erstaunte Gesicht meines Freundes. "Echt, wir bekommen ein Baby?" Ich nickte kraftlos. So wollte ich es ihm nun wirklich nicht beichten. Marc begann wie ein Irrer in der Wohnung herum zu hüpfen und umarmte abwechselnd Susanne und mich. "Klasse!" brüllte er das halbe Haus zusammen. Als er doch mein betrübtes Gesicht sah, nahm er mich erstmal fest in den Arm. "Das wird schon alles. Wir kriegen das hin. Dann setzt du halt ein Semester aus und wir suchen uns 'ne neue Wohnung wenn es erstmal da ist. Und dann gehst du einfach wieder zur Uni. Das mit dem Babysitting kriegen wir auch irgendwie hin. Glaub mir, finanziell wird's vielleicht zu Beginn nicht gerade einfach, aber das ist doch alles noch im Rahmen." Er startete mit einem immensen Redeschwall und ich erkannte, dass er sich jetzt schon riesig auf das Kind zu freuen schien. Suse und ich warfen uns einen verstohlenen Blick zu und sie schüttelte leicht den Kopf. Ich wusste, was es bedeuteten sollte. An diesem Tag entschied ich mich dafür, dass Marc der Vater meines Kindes war. Die nächsten zwei Monate verbrachte ich in einer Art Trance. Ich spielte die freudige werdende Mutter und innerlich hatte ich oft das Gefühl laut schreien zu müssen. Zu Beginn war bei mir die Angst auch sehr groß, wie meine Eltern auf das Babyglück reagieren würden, doch wider erwarten waren sie mehr als erfreut darüber. Marc wollte mich eigentlich noch vor der Geburt des Kindes heiraten, doch ich war erst einmal dagegen. Einerseits fühlte ich mich noch nicht reif für eine Ehe und zum zweiten hätten wir Lars Bescheid geben müssen. Diese Sache mit Lars gestaltete sich sowieso immer schwieriger, denn mein Freund war immer öfters der Meinung, das der zukünftige Patenonkel darüber in Kenntnis gesetzt werden sollte, doch aus verständlichen Gründen blockte ich da voll ab und vertröstete Marc jedes Mal damit, dass ich es ihm zu einem späteren Zeitpunkt sagen würde, den ich natürlich absichtlich immer wieder verstreichen ließ. Einige Wochen später, wir fuhren gerade vom Supermarkt mit Marcs neuem Auto, das wir extra für die Zeit mit dem Baby gekauft hatten, nach Hause, als dieser wieder auf mich einredete, es endlich meinem Bruder mitzuteilen, doch wie immer winkte ich ab. "Oh, das habe ich schon wieder vergessen. Ich werds bei unserem nächsten Telefonat einbringen." Mein Freund blickte mich still von der Seite an und ich biss mir in die Unterlippe. Ich musste mir schleunigst etwas einfallen lassen, denn ich bemerkte, dass mir Marc inzwischen anfing zu misstrauen, was natürlich absolut verständlich war. Zuhause angekommen wollte er noch den Wagen parken und setzte mich, mit nur einer Einkaufstüte bewaffnet, ab, da er mich als werdende Mama trotz Protest meinerseits, nicht mehr tragen lassen wollte. Fröhlich fast leichtbeschwingt lief ich die Treppen hoch, denn morgen begann das Wochenende und da wir schon den Einkauf erledigt hatten, freute ich mich auf die bevorstehende Ruhe, die in der letzten Zeit doch etwas zu kurz gekommen war. Mein Lächeln erstarb allerdings, als ich meinen Bruder Lars auf der Treppe vor meinen Füßen hocken sah. "Findest du nicht, dass du als Schwangere etwas vorsichtiger sein müsstest?" fragte er bissig ohne zu mir hoch zu schauen. Ich schluckte hörbar und meinte plötzlich heiser. "Möglich." Ich versuchte ein Lächeln. "Was machst du denn hier?" tat ich trotz allem ahnungslos. Er sprang auf und blitzte mich böse an. "Als ob du das nicht genau wüsstest!" brüllte er quer durchs halbe Treppenhaus. Ich starrte ihn erschrocken an und wollte gerade den Mund aufmachen, um ihn zur Ruhe zu ermahnen, doch er war schneller. "Es war ganz toll von Ma zu erfahren, dass ich Onkel werde! ONKEL!" Das letzte Wort schrie er wieder und bekam fast einen hysterischen Lachkrampf. Ich war unfähig etwas zu sagen und ließ langsam die Einkaufstüte sinken. Meine Eltern hatte ich natürlich vergessen, darum zu bitten ihm noch nichts zu erzählen. Trotzdem versuchte ich mich zu beruhigen. "Und was ist so schlimm daran Onkel zu werden?" wollte ich wissen. Er packte mich etwas grob am Arm und zog mich zu sich hoch. "Oh Jule. Ich kann auch rechnen. Unter Umständen komme doch auch ich in Frage, oder?! Sonst hättest du mich längst angerufen und es mir gesagt. Dachtest du echt, dass du damit durchkommst?!" Mir schossen die Tränen in die Augen. Langsam wurde sein Griff lockerer. "Weißt du, dass das Kind schwerstbehindert sein kann?! Bist du dir über die Folgen im Klaren?" Ich schaute zur Seite und mir rannen die Tränen über die Wange. Deswegen hatte ich Angst gehabt. Angst davor, wie er als Arzt auf diese Tatsache reagieren würde. Schnell nickte ich mit dem Kopf. Nun ließ er die Hände komplett sinken. "Das erklärt alles hier!" hörte ich jetzt eine andere Stimme vom Treppenabsatz zwischen der letzten Etage und der in der wir standen. Schnell drehte ich den Kopf in Richtung Stimme. Dort stand Marc mit den restlichen Einkaufstüten. Am Liebsten wäre ich in dieser Sekunde im Erdboden verschwunden. Marcs Gesichtsausdruck war undefinierbar. "Ich war so blind." brüllte er wütend und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. "Jetzt verstehe ich erst: Er ist deine erste große Liebe. Deswegen wart ihr beiden immer so komisch! Ich hab mir ja einiges gedacht, aber das hier toppt echt alles. Ihr seit ja beide krank!" Da war er, dieser Satz vor dem ich mich immer so gefürchtet hatte. Jetzt war es raus. Unser Geheimnis. "Die Spitze ist aber wirklich, dass du mir auch noch sein Kind andrehen wolltest! Warst du wirklich so naiv zu glauben, dass das nie auffliegen würde. Na, falsch gedacht! Ihr seit echt das Allerletzte!" Ich blickte wie in einem Traum auf seinen Mund. Es war alles so unwirklich, fast grotesk. Die Worte erreichten mich fast nicht mehr. Ich fühlte mich wie in einer riesigen Seifenblase. Marc drehte sich wie in Zeitlupe um und wollte gehen. "Warte!" hörte ich mich rufen und ich machte einen Schritt nach vorne. Die Seifenblase platzte und ich fühlte, dass der Boden unter mir nachgab. Instinktiv griff ich nach dem Geländer und konnte den Sturz gerade noch abfangen. In der Eile hatte ich vergessen das Licht anzumachen und wäre beinahe die Treppe runter gefallen. Endlich erreichte ich die Tür und öffnete sie. "Na, endlich wach?" hörte ich Lars' leise Stimme bevor ich ihn sah. Schnell schlug ich die Augen auf. Erst sah ich alles nur ganz verschwommen, doch allmählich fügte es sich zu einem Bild zusammen. Ich lag in einem kleinen Raum. Lars hockte neben mir und Marc stand am Fenster. Ruckartig setzte ich mich auf. "Wo bin ich?" Marc drehte sich zu mir um, sagte aber nichts. "Du bist im Krankenhaus. Erinnerst du dich nicht daran, dass du die Treppe heruntergefallen bist?" Ich schüttelte entgeistert den Kopf. Jetzt erst merkte ich, dass mein ganzer Körper schmerzte. "Gott sei Dank hast du dir nichts gebrochen." sprach Lars sanft weiter und nahm meine blasse Hand. "Was ist mit dem Baby?" Die Jungs warfen sich einen viel sagenden Blick zu. Ich sackte erschöpft in die Kissen zurück. "Es ist tot, oder?" Marc setzte sich jetzt auf die andere Bettseite. "Ja." Ich begann hemmungslos zu weinen. Ich weiß nicht wie lange wir drei so gesessen haben, doch irgendwann stand Marc langsam auf. "Wo willst du hin?" fragte ich vorsichtig. Er lächelte fast freundlich. "Gehen. Ich habe übrigens deine Eltern verständigt. Sie wollen morgen schon hier sein. Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte, aber ich habe ihnen von all dem nichts erzählt. Ich finde, das solltet ihr selber machen." Ich setzte mich vorsichtig auf und streckte meine Hand aus. "Bitte bleib." Er drehte sich im Gehen noch mal halb um, sah mich aber nicht an. "Das könnte ich jetzt nicht, selbst wenn ich wollte. Es tut mir leid, was dir passiert ist, aber ich kann zur Zeit nichts mehr für dich tun, denn eigentlich hast du dich schon entschieden." Ich habe Marc seit diesem Tag nicht wieder gesehen. Suse meinte, dass er am gleichen Abend noch stumm seine Sachen aus der Wohnung geschafft hatte. Er wollte nur einmal von ihr wissen, ob sie es auch gewusst habe und sie hatte es nicht gewagt ihn anzulügen. Er nickte und verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Lars nahm mich in den Arm und küsste mich auf den Kopf. "Das wird schon alles wieder." Ich drückte ihn etwas weg, um ihn in die Augen gucken zu können. "Er hat recht. Ich kann das alles hier einfach nicht mehr. Ich hab fast das Gefühl immer weiter ungewollt einen Berg hochzulaufen und ich habe kaum noch Raum zum Atmen. Ich will Mama und Papa nicht so unter die Augen treten!" stellte ich fest. Lars nickte stumm. Noch bevor meine Eltern kamen, ließ ich mich auf eigene Verantwortung entlassen und wir liefen davon, denn endlich war ich bereit dazu. Nur Suse und Mona nannten wir unsere neue Adresse, da ich wusste, dass sie vertrauenswürdig waren und niemanden hinter uns her schicken würden. So konnte Susanne uns zum Beispiel einen Teil unserer Sachen nachschicken, die bei der Flucht natürlich liegen geblieben waren. "Sind Sie Mrs. Brunner?" fragte mich ein Mann in Uniform. Ich nickte stumm und zog meinen Bademantel etwas fester zu, denn der Wind blies mir kalt von der See entgegen. Der Sturm hatte anscheinend doch noch nachgelassen. "Bitte kommen Sie mit. Der Wagen ihres Mannes ist auf der kleinen Seitenstrasse von Fowey verunglückt. Er ist trotz Sturmwarnung dort lang gefahren und einige gelöste Steine von der Felswand neben der Strasse sind in sein Auto gekracht." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)