Der Sonnenbrand von Time1981 (Geschichte geht zu Ende.) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Hi ihrs! Ich will Bilder sehen..LOL;-) Naja, würd gerne Charakterbeschreibungen On setzen, aber net ohne Bilder. Aus Absätze nicht soo achten..die wollen das hier so. Mfg Time1981 4. Kapitel Der Regen hatte nachgelassen und ich ging langsam auf die Veranda. Überall stand das Wasser bereits in großen Pfützen und ein prüfender Blick Richtung Himmel deutete auf einen weiter Schauer. "Manchmal ist das Wetter hier echt zum Mäusemelken." murmelte ich vor mich hin. Ich schnappte mir provisorischer Weise einen Regenschirm und zog mir meine Gummistiefel an, griff mir noch die Taschenlampe, um schnell zu schauen, ob in Hitze des Gefechts etwas im Regen liegen geblieben war. Doch ich konnte nichts finden. Der Boden roch an der Stelle einfach nur noch nach modrigem Holz, denn ein paar Meter weiter rechts hatte Lars vor einigen Wochen einen alten Apfelbaum gefällt. Er musste zwar wegen seines hohen Alters, und seinen doch recht morschen Ästen wirklich weg, aber er hatte doch eine ziemlich große Lücke hinterlassen, und mit ihm sähe mein Rücken nun auch nicht aus, wie ein Streuselkuchen. Ich setzte mich auf den Stumpf und blickte eine lange Zeit einfach auf den Boden vor mir. ,Wie bringe ich ihm das nur bei?!' dachte ich verzweifelt und zuckte zusammen, als abermals ein Blitz den Himmel aufhellte. Nun wurde es mir hier draußen doch etwas ungemütlich und ich nahm die Beine in die Hand. Weit kam ich allerdings nicht, denn plötzlich verlor ich den Halt unter den Füßen. "Du kleiner Tollpatsch." meinte mein Bruder, als er mir schmunzelnd wieder auf die Beine half. "Irgendwie bist du schon immer gerne hingefallen." Ich muffelte vor mich hin. "Anstatt hier deine Erinnerungen abzuspulen, sollten wir uns beeilen nach Hause zu kommen. Es sind immerhin noch 2 Kilometer und du weißt was Papa mit uns macht, wenn ICH nicht morgen früh lieb und brav in meinem Bettchen liege?" Er half mir über ein großes Dreckloch zu hüpfen. "Na ja, ich würde sagen.." Er tat so, als wäre er in einem schwierigen Denkprozess, um die Relativitätstheorie neu zu berechnen. "Er würde viele Fragen stellen. Wird ja so schon schwierig genug werden ihm das alles zu erklären, oder?!" Er schaute mich fragend an. "Mhmm, ich bin mit euch feiern gefahren." erklärte ich kurz entschlossen. Wie allerdings zu erwarten gewesen war empfing uns mein Vater bereits an der Haustür und brüllte fast die halbe Nachbarschaft zusammen. Und leider war die Reaktion auf meine Aussage nicht wirklich gut. Ich bekam drei Wochen Hausarrest und Lars eine dicke Standpauke über Verantwortung gegenüber meiner Wenigkeit. Aber egal wie viel er schrie, wir sahen uns die ganzen Zeit heimlich an und grinsten uns verliebt an. Egal wovor was mein Vater mich beschützen wollte, dies hier war viel schlimmer und er schien wie ein Blinder durch die Gegend zu laufen. Nach der Standpauke sollten wir sofort auf unsere Zimmer gehen, doch auf der Treppe blieben wir nochmals stehen und küssten uns innig. Uns war beiden bewusst, das er jeden Augenblick aus dem Wohnzimmer kommen konnte, doch dass war uns beide gelinde sagt sehr egal. Wir verstanden uns das erste Mal seit langem wieder ohne große Worte und ich war einfach nur glücklich. Ich denke Lars ging es nicht anders. Wir hatten uns schon gute Nacht gesagt, als er mir nochmals nachrief. Als ich über's Treppengeländer zu ihm runterschaute, flüsterte er: "Würdest du mit mir weggehen." Ich schaute ihn verdutzt an. "Nach Münster oder was?" Meine Gedanken begannen sich wieder zu drehen wie ein Karussell. Er lachte leise und überwand schnell die paar Stufen zum mir hoch. "Quatsch meine Kleine. Es müsste schon etwas weiter weg sein. Sonst werden sie uns früher oder später trennen." Nun wurde sein Blick sehr ernst. "Und was meinst du?" Er begann nervös an einer meiner Haarsträhnen zu spielen. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Ich war doch erst 18 und einfach so weggehen konnte ich mir einfach nicht vorstellen. ,Was sage ich ihm nun?!' Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich wollte ihn ja auch nicht schon wieder verlieren. Bevor ich etwas sagen konnte riss jemand die Wohnzimmertüre auf. Schnell sprangen wir auseinander. "Lars, Julia! Wenn ihr nicht in zwei Sekunden in euren Betten liegt, kriegt ihr beide Autoverbot." Das erste Mal war ich meinem Vater dankbar, dass er uns trennte. Ich winkte beiden nochmals matt zu, rannte ohne Lars noch eines Blickes zu würdigen auf mein Zimmer und legte mich, komplett angezogen, auf mein Bett. Lars versuchte die letzten Wochen vor seiner Abreise alles, um mich davon zu überzeugen mitzukommen, doch ich wich ihm jedes Mal wieder aus. Das war alles so neu und es ging so verdammt schnell. Dadurch dass Lars seinen Zivildienst in sein Studium integrierte, brauchte er kein ganzes Jahr zu warten, um nach Münster zu gehen. Er verlangte jetzt und hier eine Entscheidung, die ich zu dem damaligen Zeitpunkt noch nicht bereit war zu fällen. Lars reagierte mit absolutem Trotz und war kaum noch zu Hause, oder wenn nur in Begleitung von Miriam. Ich hingegen schloss mich fast die komplette Zeit in meinem Zimmer ein, da ich eh Stubenarrest hatte. Und den beiden beim Rumturteln und Zukunftsplänen schmieden zuzusehen, wäre einfach zuviel für mich gewesen. Am Abend vor seinem Abschied gab er für alle eine große Fete in unserer alten Scheune, die schon damals eigentlich nur noch als Geräteschuppen diente. Miriam kam an dem Tag sogar extra früher um ihm bei der Deko zu helfen. Von meinem Zimmerfenster konnte ich in den Hof gucken und als ich ihre Stimmen hörte, konnte ich nicht anders und schaute ihnen zu. Sie feixten herum und küssten sich. Ich spürte wie sich mein Magen langsam umdrehte, doch was sollte ich tun. Plötzlich hörte ich Miriam sagen: "Kommt deine Schwester heute Abend auch? Letzte Zeit hat man sie kaum noch zur Gesicht bekommen." Sie umarmte ihn von hinten, während er eine Girlande aufhängte. "Vielleicht ist es besser so. Vor ein paar Wochen konnte sie es ja auch nicht ertragen, dass du keine Zeit für sie hattest, aber daran wird sie sich wohl gewöhnen müssen." Lars drehte sich um und küsste Miriam. "Ach Quatsch. Sie war an dem Tag einfach nicht gut drauf. Außerdem kann ich dich beruhigen. Ich kann mir nicht vorstellen, das sie auf die Feier kommen wird." Dann machte er eine abwertende Handbewegung. "Ist ja auch nichts für kleine Kinder." Ich ließ die Gardine kraftlos zurück in ihre ursprüngliche Stellung fallen und taumelte auf mein Bett. Mein Kopf schmerzte und meine Augen brannten, als hätte ich mir aus Versehen etwas Zwiebelsaft in die Augen gerieben. "Huh, ich hasse Zwiebelschneiden." stellte ich heulend fest und wischte sie mir mit einem Küchentuch aus. Immer noch halbblind ging ich zurück ans Schneidebrett und verletzte mich prompt am scharfen Gemüsemesser. Ich nahm entkräftet auf einem der 4 Stühle Platz und drückte das Blut aus meiner Wunde. Es quoll rot aus meinem rechten Zeigefinger. Schon als kleines Mädchen hatte ich mir meine Verletzungen interessiert angesehen, während Lars für mich angefangen hatte zu heulen. Ich warf der Küchenuhr einen schnellen Blich zu. 20.30 Uhr. Ich stöhnte leise auf und ließ mich noch tiefer in den Stuhl sinken. Wieder erst Essen um 22.00 Uhr oder so. Das konnte doch nun auch nicht gesund sein. Ich verharrte einige Augenblicke in dieser Position, bis ich merkte, dass mein Blut langsam aber stetig auf den Küchenfußboden tropfte. Ich schnaufte entnervt auf, ging zur Spüle und hielt meinen Finger einige Zeit unter Wasser. Danach packte ich mir etwas Küchenkrepp um besagte Stelle und versuchte wieder mein Glück beim Zwiebelschälen, doch schon bald war mein Verband mit Blut getränkt und der Zwiebelsaft drang seinerseits in die Wunde und brannte höllisch. "Verflucht noch Eins. Nie ist der Arzt im Manne da, wenn man ihn braucht!" murmelte ich halb im Ernst, halb im Spaß. Das Brennen und der Saft trieben mir die Tränen in die Augen und ich entschloss mich, meinen Finger erstmal ordentlich zu verarzten. Aus diesem Grund ging ich, immer den Finger mit neuem Krepp umschließend ins Bad im ersten Stock, wo unsere kleine Hausapotheke neben dem Spiegelschrank hing. Lars hatte auf die Anschaffung von Anfang an bestanden, und ich war im in diesem Moment außerordentlich dankbar, dass er sich gegen den Sparfuchs in mir durchsetzen konnte. Allerdings war es wirklich schwierig als Rechtshändlerin besagten Kasten mal eben so zu öffnen, wenn man die rechte Hand die ganze Zeit absolut nicht einsetzen kann. Ich arbeite fast mir Mund und Füßen, bis ich endlich alles vor mir liegen hatte. Schnell wusch ich die Hand noch mal ab und guckte mir im Licht die Verletzung mal genauer an. Es war wirklich ein relativ tiefer Schnitt. Schnell desinfizierte ich die Wunde, was natürlich noch mal stark brannte und wickelte mir dann einen dicken Verband um den Zeigefinger, obwohl ich zugeben musste, dass ich mir vorkam wie ein Bewegungslegastheniker. Danach betrachtete ich fasziniert, wie sich mein restliches Blut im Waschbecken seinen Weg zum Abfluss bahnte. "Kommst du irgendwann auch mal wieder aus dem Bad raus?!" Ich zuckte zusammen." Ich will mein Bier wegtragen und unten in meinem Bad knutschen sich Ute und Jens. Paps hat gesagt, dass ich das Bad hier oben ausnahmsweise mitbenutzen darf!" hörte ich die Stimme von meinem Bruder schon leicht angeheitert sagen. Schnell drückte ich den Abflussknopf und suchte fieberhaft nach Verbandszeug, doch dann fiel mir ein, das Mutter es meist unten in der Küche aufbewahrte. Plötzlich donnerte es an der Türe. "Jule, alles in Ordnung?!" Nun klang er eher besorgt als ungeduldig. Schnell warf ich die Rasierklinge in die Toilette, zog nochmals ab und wischte das restliche Blut auf. Doch leider tropfte es weiter aus meiner Wunde am Unterarm und ich war einem Heulkrampf nahe. Lars seinerseits donnerte von draußen weiter an die Tür. "Julia, wenn du nicht sofort aufmachst, stemme ich die Türe ein." Ich fing mich wieder und ließ noch mal kurz den Wasserhahn laufen. "Nein, nein. Mir war nur schlecht, ich komm sofort!" stammelte ich schnell. Schnell nahm ich Klopapier und drückte es auf meinen Arm und legte mein Handtuch drauf. Dann öffnete ich schnell die Tür. "Da bin ich schon." Ein schwacher Versuch eines Lächelns meinerseits, doch Lars konnte ich nicht täuschen. Er hielt mich am anderen Handgelenk fest und zog mich mit ins Bad und sperrte ab. Er bat mich auf dem Klodeckel Platz zu nehmen und stützte sich selbst am Waschbecken ab. "Wieso warst du nicht einmal unten." Bevor ich antworten konnte meinte er noch schnell: " Und komm mir jetzt nicht mit dem Stubenarrest. Papa meinte, dass er dir erlaubt hätte rüber zu kommen." Ich starrte an ihm vorbei und kämpfte schwer mit den Tränen. "Ich fühle mich nicht besonders wohl, weißt du." flüsterte ich fast tonlos. Plötzlich fiel sein Blick auf das Handtuch. "Und was ist damit?" Ich versuchte so gelassen wie möglich zu klingen: "Och, das ist nur für die Wäsche." Ich wich seinem Blick immer noch aus, doch dann zog er blitzschnell das Handtuch weg. "Oh mein Gott." Sofort stand er neben mir und schaute sich die Wunde genauer an. "Das muss sofort desinfiziert werde! Warte ich hol eben was." Schon stand ich wieder alleine im Bad. Ich ging zum Spiegel und fixierte meinen Arm. ,Hoffentlich stellt er keine Fragen, wie ich das gemacht habe.' schoss es mir durch den Kopf. Längere Zeit zum Nachdenken hatte ich nicht, denn dann erreichte Lars auch schon wieder unser Bad. Ich musste mich wieder auf den Klodeckel setzen, während er vor mir kniete und meinen Arm erst desinfizierte und dann verband. Er sagte kein Wort dabei, aber ich fühlte seinen Blick auf mir ruhen. Ich selber schaute kein einziges Mal von unseren beigefarbenen Badezimmerfliesen auf. Gerade als ich durch den Ausgang verschwinden wollte, zog er mich wieder herein und versperrte mir den Weg. "Wie ist das passiert Julia?" Ich zitterte am ganzen Körper. "Ich hab mich beim Apfelschälen geschnitten." Entgegnete ich schnell. Er kaum auf mich zugestürzt und hielt meinen Arm hoch. "Wenn das ein Küchenmesser war, dann sollte ich nicht Medizin studieren!" Er schaute nun nicht mehr böse, sondern einfach nur noch betrübt. "Du hast dich geritzt, oder?!" Meine ganze Verteidigung war mit einem mal eingebrochen und ich fing an zu weinen. Danach folgte eine ziemlich verheulte Erklärung und er hörte mir einfach nur zu. "..und als du dann auch noch so über mich vor Miriam geredet hast, hab ich mich so scheiße gefühlt." Ich traute mich immer noch nicht ihm direkt ins Gesicht zu schauen, doch er hob mit seiner Hand mein Kinn nach oben. "Es tut mir leid, aber ich war so sauer auf dich, weil du nicht mit mir kommen wolltest. Aber vielleicht habe ich einfach zuviel auf einmal von dir erwartet." Mit diesen Worten nahm er mich einfach in den Arm und alles um uns verschwamm. "Aber bitte versprich mir, dass du dich nie wieder wegen mir verletzt. Das könnte ich einfach nicht ertragen, meine Kleine." Ich nickte stumm. In diesem Augenblick hörte ich hinter der Tür Miriams Stimme: "Hat einer von euch Lars gesehen?" Schnell küsste ich meinen Bruder auf den Mund und schob ihn nach draußen. "Lass deine Gäste nicht so lange warten." Er warf noch einen prüfenden Blick über die Schulter. "Versprochen?" Ich nickte erleichtert. "Versprochen." Lars und ich redeten danach wieder miteinander, doch er behandelte mich ab diesem Tag wieder einfach nur wie seine Schwester, was mir trotz allem sehr wehtat. Am Tag seiner Abreise hatten wir über 30 Grad und ich hab mich geweigert mit zum Bahnhof zu kommen. Ich war oben in unseren Spielbaum geklettert und heulte mir die Augen aus, während alle anderen im Haus geschäftig an Lars Abreise feilten. Ich hatte wohl jedes Zeitgefühl verloren und bemerkte nicht einmal, dass sich jemand neben mich setzte. "Hier oben ist es immer noch schön." Ich fiel vor Schreck fast vom Baum und konnte mich gerade noch so in Lars' T-Shirt festkrallen. "Man ist soweit weg von allen Problemen." stimmte ich zu und schaute in die Ferne. Und dann hockten wir beide eine ganze Zeit da oben, bis plötzlich Mutter nach ihm rief. Er blickte mich vorsichtig von der Seite an. "Ich muss langsam los, Jule. Bekomm ich noch 'ne Umarmung von meiner Schwester?" Er breitete die Arme aus und ich umklammerte ihn mit soviel Elan, dass wir beide fast vom Ast gefallen wären. Ich hörte sein Herz an meinem Ohr schlagen und fühlte mich unglaublich geborgen. Ich konnte nicht anders und küsste ihn vorsichtig. Er schmunzelte leicht und schob seine Zunge zögernd in meinen Mund. Es wurde der schönste Zungenkuss, den ich bis dato je von einem Jungen bekommen hatte, denn er war weniger feucht, sondern vielmehr sehr ruhig und bedächtig. Irgendwann lösten wir uns wieder und er sprang mit einem Satz vom Baum. Er drehte sich beim Rennen noch einmal um und schrie: "Ich liebe dich. Ich schreibe dir!" "Ich liebe dich auch." murmelte ich. Wir hatten schon oft Ich liebe dich gesagt, aber ab diesem Tag wirkte es plötzlich ganz anders als sonst. Das Essen köchelte vor sich hin, und immer noch keine Spur von Lars. ,Das ist doch sonst nicht seine Art.' ,dachte ich beunruhigt. Vielleicht war ja ein schlimmer Unfall passiert und die Notaufnahme platzte mal wieder aus allen Nähten. "War ja schon immer so, wenn wir 'nen gemütlichen Abend zu Zweit planen." muffelte ich herum. Ich warf nochmals einen prüfenden Blick in den Kochtopf und pflanzte mich abermals vor den Fernseher. Doch anstatt besser, war das Programm jetzt noch mieser geworden. Ich zappte gelangweilt durch die Kanäle, doch in Gedanken war ich wieder meilenweit entfernt. Heute dachte ich wirklich viel über unsere Vergangenheit nach. Vielleicht lag es einfach daran, dass ich immer noch so unsicher war, wie er reagieren würde. Irgendwie kroch jetzt doch langsam die Angst in mir hoch. Damals hatte er auch so negativ reagiert. Ich musste schwer schlucken. ,Ich halte das nicht länger aus!' schrie eine Stimme in mir und ich griff instinktiv zum Telefon und wählte schnell seine Handynummer. Ich musste es ihm jetzt sagen, sonst würde ich definitiv noch platzen durch die ganzen aufgestauten Gedanken und Empfindungen, die ich nun schon Tage mit mir rumschleppte. Es fing an zu piepen. Ich hielt vor lauter Aufregung die Luft an. PIEP. PIEP. Plötzlich hörte ich Lars Stimme, erkannte im gleichen Augenblick aber auch den Anrufbeantworter: "Hi, hier ist Lars. Bitte hinterlasst eure Nummer, ich rufe dann zurück." Ich drückte frustriert Beenden und fühlte mich plötzlich so klein. Es waren nun schon fast 2 Monate und Lars hatte sich nicht ein einziges Mal bei mir gemeldet. Ich lehnte mich gegen die kalte Steinmauer. Er schien auch absichtlich immer nur bei uns zu Hause anzurufen, wenn er wusste, dass ich arbeiten musste oder einfach nur die Schulbank drückte. Und an sein Handy ging er auch nie oder rief mich zurück. Inzwischen musste er mindestens zehn wütende bis traurige Anrufe auf seinem Display blinken gesehen haben. Auch meine Briefe blieben unbeantwortet, doch selbst meine Eltern schienen dies nicht zu bemerken, denn beide waren zur Zeit mehr als eingespannt in ihren jeweiligen Jobs und verbrachten ihre kostbare Zeit lieber miteinander. "Boah, bläst du immer noch Trübsal?!" Mona war ungemerkt aus der Toilette gekommen und wusch sich neben mir im Waschenbecken die Hände. "Dein Bruder hat bestimmt viel um die Ohren." meinte sie allwissend, während sie sich ein Stück Papier schnappte und dieses unterm rechten Auge hin und her rieb. "Blöder Mascara. Nächstes Mal kauf ich mir die wasserfeste Variante." Dann blickte sie in meine Richtung. "Guck mal, da ist die neue Stadt, die Uni, neue Leute und natürlich Miri. Das muss der arme Junge erstmal alles unter einen Hut kriegen." Beim Namen Miri fühlte ich, wie meine Beine zitterten und ich starrte konzentriert auf einen dicken Wasserfleck an der gegenüber liegenden Wand. Plötzlich fuchtelte Monas Hand vor meinem Gesicht herum und als ich aufsah blickte sie mich ernst an. "Süße, glaube mir, er tut das Richtige." Ich zuckte zusammen, versuchte dann aber so cool wie möglich zu reagieren. "Wie meinst du das denn nun schon wieder." Ich war erschrocken, dass ich so gelangweilt klingen konnte. Sie nahm mich unvermittelt in den Arm. "Das sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock, dass du in Lars verliebt bist." Ich verkrampfte mich regelrecht in ihren Armen und sie stützte sich etwas von mir ab. Ich schaffte nicht einmal zu dementieren und fing einfach an zu weinen. Sie strich mir über die Haare und wiegte mich wie ein kleines Kind. Nach Minuten ließ sie mich wieder los und lehnte sich gegen ein Waschbecken. "Jule, Jule. Was machst du bloß für Sachen. Vielmehr ihr." Ich wurde leicht rot, lehnte mich gegen sie und fragte leise: "Seit wann weißt du es?" Ich fühlte, wie sie leicht mit den Achseln zuckte. "Nun ja, kann ich dir nicht mal genau sagen. Ich mochte Lars früher auch mal sehr gerne, aber als ich merkte, wie du reagiert hast, als Sanne sich an ihn ran gemacht hat, hab ich lieber ganz schnell die Finger von ihm gelassen." Sie begann zu lachen. "Du hast ihr doch nicht aus Versehen die Haare mit dem Bunsenbrenner in der Achten angezündelt, oder?! Und ich wollte meine langen Haare noch etwas länger behalten." Ich war verwundert, dass Mona mich anscheinend besser verstand, als ich mich selbst. Damals hatte ich mir doch wirklich immer eingeredet, dass es rein gar nichts damit zu tun hatte, dass Sabine etwas von Lars wollte. Ich musste unvermittelt schmunzeln. "Komm, das sah doch wirklich heiß aus, als unsere Oberschnepfe wie wild mit dem brennenden Haar durch die Gegend sprang." Nun pusteten wir beide laut los. Danach ging es mir schon etwas besser, da ich nun wirklich jemand hatte, dem ich vorbehaltlos alles erzählte, weil ich wusste, dass Mona mich nicht dafür verurteilen würde. Irgendwann schaute sie auf die Uhr und sah mich erschrocken an, denn wir hatten bereits die erste Stunde Mathe-LK verquatscht. Kurzerhand beschlossen wir, uns selbst frei zu geben und gingen zusammen in die Stadt. Dies war einer der wenigen Tage, an denen ich weniger an Lars dachte als sonst. Leider hielt der gute Vorsatz, ihn zu vergessen, nie wirklich lange an. Einmal stellte ich mich sogar krank, nur damit ich ihn wenigstens einmal sprechen würde können, denn er rief anscheinend immer Dienstagfrüh bei meiner Mutter an. Am Morgen musste ich nicht mal wirklich flunkern, denn es ging mir, wie so oft in der Zeit, sehr schlecht. Meine Mutter warf ihre typische "Mein-Kind-ist-krank-Sorgenfalte" und wollte sogar fast ihren wichtigen Termin mit ihrem Verleger wegen mir verschieben. Davon konnte ich sie dann gottlob doch noch abhalten. "Mama, ich bin doch kein Kleinkind mehr." erklärte ich ihr fast vorwurfsvoll. "O.K. Jule. Aber wenn was ist, meine Handynummer hast du ja." Sie legte mir das tragbare Telefon neben das Bett. Im Türrahmen drehte sie sich dann nochmals um. "Ach noch was. Lars müsste heute Morgen eigentlich anrufen. Ich hab ihm vergessen zu sagen, dass ich einen Termin mit Herrn Möller habe. Na ja, dann könnt ihr zwei Hübschen ja mal wieder miteinander reden. Bis dann also." Und schon fiel die Tür meines Zimmers ins Schloss, kurz darauf hörte ich dann auch ihr Auto vom Hof fahren. Ich atmete tief durch und ließ mich ins Bett zurückfallen. Irgendwann gegen 11.00 Uhr ging endlich das Telefon. Mein Herz fing augenblicklich an zu rasen und meine Handflächen wurden feucht. Ich griff schnell nach dem Hörer, ließ es dann aber doch noch zweimal schellen. Beim dritten Mal nahm ich schließlich ab. "Julia Möller, guten Tag." Keine Antwort. "Hallo?" fragte ich jetzt weniger resolut nach. Am anderen Ende räusperte sich jemand. " Hi Julia, ich bin's, Lars." Er klang soweit weg und vor allem baute seine Stimme eine noch größere Distanz auf, als es die Kilometer zwischen uns jemals tun könnten. "Ich wollte eigentlich Ma sprechen. Ist sie gar nicht da?" Mir schossen Tränen in die Augen vor Enttäuschung, dass er mich nicht einmal fragte, wie es mir ging. Fast tonlos meinte ich: "Sie hatte heute einen wichtigen Termin beim Verleger und lässt sich entschuldigen. Ich bin übrigens krank." Er schien einige Sekunden zu überlegen, was er nun sagen sollte und sagte dann ziemlich teilnahmslos: "Ach so. Na ja, das erklärt, warum du nicht in der Schule bist. Gute Besserung. Könntest du Ma ausrichten, dass ich bis weiteres immer für den Wochenenddienst eingeteilt worden bin. Ist zwar blöd für meine Freizeitplanung, aber gut fürs Studium. Das heißt aber leider, dass ich die nächste Zeit nicht wirklich nach Hause kommen kann." In mir zog sich alles zusammen. "Ist gut, mache ich." erklärte diese fremde Stimme in mir. "Gut, ich muss jetzt gleich wieder weg, denn ich wollte Miri in der Mensa treffen. Bis dann, Julia." "Dir ist wohl wirklich alles egal. Du bist so ein verdammter Heuchler, Lars!" platzte es nun doch noch aus mir heraus und dann legte ich schnell auf. Ich legte mich matt zurück ins Bett und zog die Beine an den Körper. Plötzlich klingelte es noch mal. Schnell nahm ich den Hörer ab, sagte aber nichts. "Julia..bist du es?" hörte ich Monas Stimme am anderen Ende der Leitung. "Heulst du? Mensch Jule, was ist los?!" "Er hat gerade angerufen. Mona, er war kalt wie Eis." heulte ich. Sie holte hörbar Luft. "Ich hab dir doch gesagt, dass du ihn endlich vergessen sollst. Er ist dein Bruder. Er versucht es anscheinend so einfach wie möglich für dich zu machen." Sie wollte einfach nicht verstehen, wie kompliziert es trotzdem war. Sie sprach währenddessen unbeirrt weiter: "Bist du deswegen zu Hause geblieben?" "Ja." antwortete ich fast schnippisch. "O.K., ich komm trotzdem nachher mal vorbei und dann reden wir ein bisschen, denn ich muss jetzt wieder in den Unterricht." Ich stimmte ihr zu und dann legten wir beide auf. Sie hat es wahrlich nicht einfach gehabt mit mir in dieser Zeit. Die Monate bis zu meinem Abitur zogen sich hin und Lars ließ sich kein einziges Mal bei uns blicken. Nicht mal zu den Weihnachtstagen oder zum Semesterende. Es war das schlimmste Weihnachten meines Lebens, denn Lars war immer da gewesen und ohne ihn fühlte ich mich unheimlich einsam. Mein Vater ärgerte sich maßlos darüber und in unserer kompletten Familie herrschte absolutes Unverständnis über sein Verhalten, denn Lars fand immer neue Ausreden, warum er nicht nach Hause kommen konnte. Ich hingegen versuchte mich jetzt jedenfalls halbwegs auf mein Abitur zu konzentrieren und Lars aus meinen Gedankengängen zu verdrängen. Ich lehnte sogar ab, als meine Eltern sich kurzfristig entschlossen, ihn in Münster zu besuchen. Ich blieb standhaft, auch wenn die Sehnsucht ihn wenigstens einmal wieder zu sehen, unbeschreiblich groß war. Mona und ich lernten oft zusammen und sie half mir, dass ich wenigstens das Abi halbwegs gut bestand. Wir entschlossen uns, nach unseren letzten Sommerferien, gemeinsam in München zu studieren. Sie wollte Lehrerin für die Oberstufe werden. Ich mochte zwar Kinder, konnte mir aber nicht vorstellen sie zu unterrichten und begann lieber Journalistik zu studieren. Wir zogen auch gleich zusammen in eine sündhaft teure WG, die mir Paps finanzierte, denn München ist ja bekanntlich nicht gerade das, was man günstig nennen könnte. Klar dachte ich öfters an Lars, vor allem, wenn meine Eltern erzählten, dass er mal wieder zu Hause war, doch wie auch er versuchte ich, jeden Kontakt zu vermeiden. Unsere Eltern reagierten zwar mit Unverständnis, dass sich ihre Kinder auf einmal nicht mehr verstanden, doch sie schienen es irgendwann zu akzeptieren. So, das war erstmal kapitel 4. Fein weiter Kommis schreiben.;-) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)