Der Sonnenbrand von Time1981 (Geschichte geht zu Ende.) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Hi! Ich habe 2 gute und eine schlechte Nachricht für euch: Die schlechte Nachricht: Ich kann die nächsten 1 1/2 Wochen nichts On stellen, weil ich arbeiten muss und nichtmal hier bin. Die guten Nachrichten: 1.) Dieses Kapitel ist sehr sehr lang. 2.) Fänd ich es klasse, wenn die Leute unter euch die Zeichnen können, mal Lars und Jule zeichnen könnten und mir es zuschicken würden. ;-) Imogen_@web.de ist meine Addy. Das Kapitel widme ich mal meinem Freund, weil der arme Junge in der letzten Zeit soviel Korrektur lesen musste.;-) 3. Kapitel "Jule, bist du bald fertig?" rief meine Mutter ungeduldig von unten. ,Ja, fix und fertig!' murmelte ich leise und schluckte hörbar. Seit der Spülaktion waren 3 Wochen vergangen, und wir hatten seither kein Wort mehr miteinander gewechselt, sowohl meine Mutter als auch mein Vater uns andauernd fragten, was los sei. Einmal hatte Paps Lars sogar angeschrieen, aber mein Bruder war stur geblieben und schob vehement alles auf den Abistress. Mama hingegen versuchte ihr Glück dann eher bei mir, doch auch bei mir biss sie sich die Zähne aus. Das letzte was ich wollte, war eine Moralpredigt von meiner Pädagogenmutter. Sie hing meist in ihrem Arbeitszimmer und schrieb ihre schlauen Bücher über Kindererziehung, doch bei ihren eigenen Kinder lief sie mit Scheuklappen durch die Gegend. Ein Blick auf meinen Radiowecker verriet mir, dass es schon kurz nach 18.00 Uhr war. Ich hatte nicht mal angefangen mich umziehen und hockte mit nassen Haaren auf meinem Bett. Ich hatte mehrmals versucht, mich aus der Sache mit dem Ball rauszureden, doch wegen spontanen pädagogischen Bemühungen meiner Mutter, war nichts daraus geworden. Irgendwann raffte ich mich dann doch auf und begann mich zu stylen. Ich entschied mich für mein neues, schwarzes bodenlanges Kleid, legte meine Goldkette an und warf mich dann doch noch so richtig in Schale. ,Wenn ich schon mit muss, dann soll er genauso leiden, wie ich!' dachte ich trotzig, als ich mich zufrieden im Spiegel besah. Mein Blick fiel beim Rausgehen noch einmal auf die Kette. Lächelnd dachte ich daran, wie Lars sie mir zu meinem sechszehnten Geburtstag geschenkt hatte. Damals hatte er mich grinsend von meinen Onkeln und Tanten weggezogen und als wir im Garten standen, bat er mich die Augen zu schließen. Damals hätte ich schon merken müssen wie viel ich für ihn empfand, dass sich in meinem Körper eine wohlige Wärme ausbreitete. Als ich die Augen öffnete stand er schmunzelnd vor mir und blickte mich mit einem seltsamen Ausdruck in seinen Augen an. Ich hielt diesem Blick nicht lange stand und fummelte aus Gewohnheit an meinem Hals herum. Nun bemerkte ich erst, dass ich etwas um besagtes Körperstück trug. Ich rannte ins Bad und sah im Spiegel die Goldkette. Erst war ich etwas skeptisch und nuschelte mir in den nicht vorhandenen Bart: " Mhmm.. sieht vielleicht etwas prollig aus.." "Warte ab bis du zum Achtzehnten noch 'nen Anhänger dran bekommst, dann wird das bestimmt super süß aussehen." Ich zuckte zusammen, denn ich hatte nicht bemerkt, dass er im Türrahmen stand. Ich drehte mich um und drückte ihn innig. Mein Bruder erwiderte die Umarmung, küsste mir auf die Stirn und wie versprochen bekam ich zu meinem Achtzehnten einen kleinen tropfenförmigen Anhänger. Ich fasste mir über die Kette und mir zitterten die Beine. Wir hatten so viele schöne Erinnerungen und nun war alles irgendwie anders geworden. Ich strich mir schnell über die Haare und wirbelte die Treppe herunter, wo mich meine ungeduldigen Eltern erwarteten. "Schön, dass es die Dame auch geschafft hat zu uns zu stoßen!" stellte mein Vater sarkastisch fest. "Aber dein werter Bruder toppt alles! Immerhin geht es hier um seinen Abiturball!" Diesmal brüllte er lautstark in Richtung Kellertreppe, auf der in der nächsten Sekunde mein Bruder erschien. Alle meine Vorsätze, ihn von oben herab zu behandeln, waren wie verraucht als ich ihn von oben bis unten musterte. Er trug einen modischen Nadelstreifenanzug und ein langes weißes Hemd, welches er außerhalb der Hose trug. "Bist du immer noch nicht ganz angezogen?!" fragte mein Vater gereizt. "Herbert, Schatz, das muss so." versuchte meine Mutter die gereizte Stimmung etwas zu entschärfen und schritt Richtung Tür. Ich hingegen starrte einfach nur noch meinen Bruder an. Dieser wurde unter meinem Blick sichtlich nervös und für sich durch seine halblangen Haare. "Passt irgendwas nicht?" Nun konnte ich erst wieder meinen Blick abwenden. "Nein, nein.. mhmm.. du siehst wirklich gut aus." Schnell senkte ich den Blick. Er hingegen schien sich wieder gefangen zu haben und kommentierte mein Kleid nur sehr knapp: "Sieht auch ganz nett aus." Das Nett bohrte sich tief in meine Magengegend. Mein Vater riss mich aus meinen Gedanken. "Schön das ihr euch diesen Moment zum Wieder-Miteinander-Reden ausgesucht habt, aber wir müssen wohl leider los Leute!" Lars lief vor mir her und ich schielte schon fast, um ihn nicht zu auffällig anzuhimmeln. Der Anzug umschmeichelte sanft seine Schwimmerfigur. ,Wieso muss gerade mein Bruder Aussehen wie ein männliches Unterwäschemodell?!' überlegte ich im Stillen. Mein Vater haute ungehalten auf das Autodach seines BMW. "Jule, nun träum nicht rum und steig endlich ins Auto!" Mein Bruder machte einen Diener und half mir in den Wagen. Sonst hätte er mich jetzt angelächelt und wir hätten unseren Heidenspaß gehabt. Doch nun war alles anders und die Fahrt bis zum Festsaal würde ich mit außerordentlich bedrückend umschreiben. Lars würdigte mich keines Blickes und vermied es auch nur, mich am Arm zu berühren während mein Vater in einem Affenzahn über eine kurvige Landstrasse fuhr. Meine Mutter versuchte ihn zu beruhigen, doch mein Vater murmelte die ganze Zeit etwas a la: "Nicht zu Fassen, diese Blagen von heute!" und "Kleine Kinder, kleine Sorgen.." ,Wenn du wüsstest wie groß die Sorgen wirklich sind!' kommentierte ich seinen Spruch stumm und atmete tief ein. Mein Vater fasste dies als stillen Protest seine Sprüche auf, blickte mich wütend im Rückspiegel an und fauchte: "Julia, halt dich ja zurück! Wegen euch haben wir nun diesen Stress!" Plötzlich hörte ich von der Seite: "Papa, nun lass sie doch in Ruhe! Wir sind nicht wegen ihr so spät dran, sondern wegen mir!" Ich merkte wie mein Erzeuger langsam rot im Gesicht anlief. "Lars, halt dich mit deinen Kommentaren zurück, sonst.." Er hob drohend den Finger. " Aber Papa.." versuchte Lars wieder anzusetzen. Schnell kniff ich ihn in die Seite. Lars verstummte augenblicklich und blickte vorsichtig in meine Richtung. Ich kann heute noch nicht beschreiben, wie dies mich in diesem Moment elektrisierte. Doch dann schaute er schnellstmöglich wieder weg und behandelte mich erneut wie Luft. Am Festsaal angekommen, sprang Lars sofort aus dem Auto und war in der Menschentraube verschwunden. Mir schossen die Tränen in die Augen, als Paps meine Mutter und mich jeweils bei sich einhakte. Sonst hatte mein Bruder mich immer zu solchen Anlässen begleitet. Vater kommentierte seinen Auftritt mit unmöglicher Bengel und bezahlte an der Kasse. Meine Mutter redete währenddessen mit einer Nachbarin und ich fühlte mich sehr einsam und verschränkte die Arme am Körper. " Hallo Julia. Du siehst ja richtig verloren aus." hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir sagen. Ich drehte mich widerwillig Richtung der Stimme um. Vor mir stand Martin, ein guter Freund von Lars. Ich quälte mir ein Lächeln ab." Hi Martin. Wie geht es dir?" Er verstand das Lächeln aber leider falsch und startete dann einen verbalen Grossangriff auf meine Person. Ich nickte ihm die ganze Zeit zu, obwohl ich eigentlich gar nicht zuhörte. Plötzlich sah ich wie Lars ein paar Meter entfernt lächelnd eine lockige Blondine an sich drückte. Mein Gesichtsfeld schrumpfte augenblicklich auf diese zwei Personen zusammen. "Hallo, noch da?!" wedelte Martin mit der Hand vor mir her. "Willst du nun mit mir reingehen, oder nicht?" Ich nickte stumm und bemerkte, dass plötzlich Lars neben mir stand. In seinem Arm immer noch diese blonde Oberzicke. "Hi Martin." Die Jungs begrüßten sich mit Handschlag. "Miriam kennt ihr ja." stellte er den Lockenstab vor. "Klar, wir hatten Kunst zusammen." meinte Martin. Meine Gedanken fuhren in dieser Sekunde Dauerloopings und mir zitterten die Knie. Am Liebsten hätte ich ihr hier und jetzt die Augen ausgekratzt. Als hätte sie meinen Gedanken lesen könnte, fragte diese Miriam schnippisch: "Und das ist also deine kleine Schwester Julia?" Das Klein betonte sie extra noch einmal. Zu dumm nur, dass mir in diesem Moment leider gar nichts einfiel, nicht einmal ein kleiner Konterangriff oder auch einfach nur ein leises Hi. Mein Hirn schien immer noch mit Achterbahnfahren beschäftigt zu sein. Doch es war anscheinend ohne größere Bedeutung, denn die anderen drei schienen sich dafür um so mehr zu erzählen zu haben. Als ich endlich aufsah, blickte ich direkt in Lars Augen. Sie schienen mich zu verspotten. ,Jule, reiß dich zusammen. Er ist dein Bruder, er tut das Richtige.' Ich atmete einmal tief ein und drehte mich abrupt in Richtung Martin. "Komm lass uns reingehen. Mir wird langsam kalt draußen. Und außerdem, wenn du heute mit mir tanzen willst, müssen wir uns jetzt echt beeilen, weil's ja vorher noch Essen gibt." Die Stimme, die sich aus meinem Mund ihrem Weg bahnte, war definitiv nicht meine Eigene, doch das war mir in diesem Augenblick, gelinde ausgedrückt, scheißegal. Ich schaffte es sogar zu lachen und zog den überrumpelten Martin hinter mir her. Als ich einen Blick über die Schulter riskierte, bemerkte ich, wie Lars mir nachschaute. Leider war ich bereits zu weit entfernt, um seinen Blick genauer deuten zu können. Der größten Teil des restlichen Abends saß ich stumm wie ein Fisch neben meinen Eltern und ließ alles einfach wie einen Film an mir vorbeispulen. Irgendwann kam Lars noch einmal mit Miriam im Schlepptau an, um sie meinen Eltern zu präsentieren. Dabei verkündete sie, mit einem Seitenblick auf meine Wenigkeit, dass sie auch nach Münster gehen würde wollen, um dort Jura zu studieren. ,Das passt zu dieser alten Gewitterhexe.' dachte ich im Stillen. Meine Eltern hingegen waren begeistert von Miriam. "Endlich schleppt der uns mal ein nettes Mädchen an." meinte mein Vater anerkennend, als die beiden, wie so oft an diesem Abend, das Tanzbein schwangen. Ich hingegen lehnte jede Aufforderung zum Tanz ab, selbst als Martin kam. Ich war einfach nicht in Stimmung für so etwas. Meine Mutter sah solch ein Verhalten gar nicht gerne: " Kind, was ist bloß mit dir los?! Sonst tanzt du doch eigentlich immer und kannst keine Minute still neben uns sitzen." Ich kämpfte mir ein Lächeln ab. "Aber heute geht's mir irgendwie nicht so gut." In dieser Sekunde stand plötzlich Lars hinter mir, diesmal sogar ohne Miriam. ,Toll, er hat tatsächlich bemerkt, das es uns auch noch gibt.' meinte eine böse Stimme in mir. "Alles O.K. bei euch? Ich wollte nur sagen, dass ihr heute nicht auf mich warten müsst. Ich fahre mit Miriam und den anderen nachher noch einen draufmachen." "Ist gut Sohn." grinste mein Vater und machte dann einen folgenschweren Vorschlag. "Aber bevor du gehst, tanz noch mal mit Julia. Sie hat heute jeden Tanz ausgelassen, dabei hatte sie nicht mal wenige Angebote." Lars warf mir einen unsicheren Blick rüber, fing sich aber dann wieder und entgegnete schnell: "Paps, ein anderes mal gerne, aber wir wollen echt gleich los!" Ich fühlte mich wie ein überflüssiger Regenschirm, über den man sich ärgert, wenn beim Ausflug dann doch die Sonne scheint. Ich biss mir auf die Zähne um nicht loszuheulen. Nun stimmte allerdings auch noch meine Mutter in diesen Kanon ein. "Komm Lars, als Kinder habt ihr doch pausenlos zusammen getanzt und ich will doch noch ein schönes Foto von meinen beiden Grossen machen." Sie schwenkte zur Untermalung dieser Worte mit ihrer Kamera herum. Lars drehte sich kurz zu den anderen um, die sich anscheinend auch noch nicht ganz hatten loseisen können, zog mich hoch und sprintete fast mit mir zur Tanzfläche. Ich wischte mir schnell über die feuchten Augen, denn er sollte nicht sehen, wie mies es mir wirklich ging. ,Gott sei Dank spielen sie wenigstens ein schnelles Lied.' Doch als ob jemand meine Gedanken verstanden hätte, stimmte die Band in diesem Moment "Runaway" von "The Corrs" an. Wir blickten uns unsicher an, doch ein Zurück gab es nicht mehr, denn meine Mutter stand bereits am Rande der Tanzfläche und zeigte uns mit wilden Gestiken, wo sie uns am besten aufnehmen können würde. "Bringen wir es hinter uns." hörte ich meinen Bruder murmeln, als wir uns in Tanzpose stellten. "Das muss ja ein schlimmes Opfer für dich sein, mit deiner blöder kleinen Schwester tanzen zu müssen, anstatt mit der tollen Miriam!" zischte ich ihn an. Lars sah mich wütend an. "Rede nie wieder so von ihr!" Das hatte gesessen und mir schossen wie auf Kommando wiederholt die Tränen in die Augen. Ich wollte in dieser Sekunde einfach weg von allem, egal was meine Mutter oder sonst wer auch denken würde und versuchte mich loszureißen. Lars schien erst geschockt über meine Tränen zu sein, doch dann griff er nach meiner Hand und machte mit mir eine schnelle Drehung. Aus den Augenwinkeln sah ich meine Mutter, die wohl aus der Entfernung dachte, dass wir eine kleine Showeinlage eingebracht hätten und hielt fleißig drauf. ,Reiß dich zusammen!' ermahnte ich mich selbst und schluckte schwer. Augenblicklich zog mich Lars fester an sich, was mir wohlige Schauer über den Rücken laufen ließ. "Nicht weinen, Julchen." Seine Stimme wirkte sehr beruhigend. Ich legte meinen Kopf an seine Brust. "Ich wollte nicht, das du down bist, meine Kleine, aber was soll ich denn machen?!" hörte ich ihn über mir fragen. Er hatte mich noch nie meine Kleine genannt und ich blickte erstaunt zu ihm hoch. Er lächelte zärtlich. Am liebsten hätte ich ihn sofort geküsst, doch das wäre fatal gewesen, auch wenn meine Mutter sich angeregt mit Jemanden zu unterhalten schien, waren immer noch genug Leute da um das zu beobachten. Vorsichtig lächelte ich aber zurück und flüsterte fast lautlos. "Ich weiß, aber so ist es auch scheiße." Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter. "Wenn ihr eh anscheinend nur noch auf der Tanzfläche rum steht, dann könnte mein Freund ja auch endlich mit uns aufbrechen." Miriams Stimme klang noch kälter als vorher. In mir schien alles zu zerbrechen, als hätte jemand einen Ball in eine kostbare Vase gepfeffert und ich starrte sie wie in Trance an. "Und?!" meinte sie ungeduldig. Ich schaute ungläubig von einem zum anderen. Die Musik war für mich nur noch entfernt zu hören und alles schrumpfte wieder nur auf diese Beiden zusammen. Sie waren ein Paar und er hatte es mir nicht einmal erzählt. ,Das ist zuviel!' schrie irgendetwas in mir, doch äußerlich fing ich mich wieder und meine fremde Stimme meinte absolut ruhig: "Natürlich, hier hast du ihn." Ich drehte mich in Zeitlupentempo um ohne beide auch nur noch eines Blickes zu würdigen und ging langsam Richtung Ausgang. Ich hatte das Gefühl keine Sekunde länger mit ihnen in einem Raum sein zu können. Es war als würde ihr irgendjemand die Luft abschnüren. Ich öffnete den Notausgang, lief an den beiden ehrenamtlichen, rauchenden Türstehern vorbei und versuchte tief ein und aus zu atmen. Ich hatte kein Ziel und doch ging ich immer schneller, bis ich schließlich rannte. Irgendwann kam ich an einem kleinen Bachlauf an, wo wir als kleine Kinder immer gespielt hatten und brach kraftlos zusammen. Mir war einfach alles egal, mein Kleid, meine Eltern, was alle denken würden. Ich sah nur Lars und diese Miriam in meinen Gedanken. Ich zog mich an einem Baum hoch und schlug dann wütend mit der Faust gegen den Stamm. Unerwartet hielt jemand meine ausschnellende Hand fest und wirbelte mich um. Ich erschrak tierisch, als ich sah, dass es Lars war, auf dessen Gesicht sich das Mondlicht widerspiegelte. "Hör auf, sonst verletzt du dich noch!" schrie er mich an. "Beruhige dich endlich!" Ich wand mich wie eine Furie, doch er ließ meine Handgelenke nicht mehr los. "Kann dir doch egal sein. Geh zu deiner Miriam." In diesem Moment schlug er mir mit der flachen Hand gegen die Wange. Nicht sehr fest, aber spürbar. Ich zuckte zusammen, sah ihn starr an, weil ich nicht begreifen konnte, was er da gerade getan hatte. Der Boden unter mir schien nachzugeben und ich sackte in mir zusammen. Lars hielt mich geistesgegenwärtig fest und drückte mich an sich. "Jule, es tut mir leid, aber du warst wie wild. Scheisse.." Seine Stimme wurde immer leiser, wie durch Watte und mein Blick begann zu flackern. Er schien mich zu schütteln, doch das war alles weit entfernt. Plötzlich spürte ich einen Druck auf meinen Lippen und dann eine Stimme an meinem Ohr. "Keine Miriam dieser Welt könnte dir das Wasser reichen, aber was soll ich denn machen?! Soll ich leben wie ein Mönch?!" Augenblicklich öffnete ich die Augen und riss mich von meinem Bruder los. "Du kotzt mich so an, du notgeiler Bock!" schrie ich so laut, dass ich einen Schwarm Krähen aus ihrer Nachtruhe riss, so dass sie aufflogen und kurz den Mond verdeckten. Er stolperte zu mir und krallte sich im Kleid fest. "Boah Julia, komm runter! Weißt du wie schwierig das ist, dich jeden Tag zu sehen, aber dich nie haben zu dürfen. Ich mag Miriam nicht mal, aber wenn ich mit ihr schlafe, mache ich immer die Augen zu und denke das seist du." Seine Wangen blitzen verräterisch. Er schien wirklich zu weinen, doch das war mir so egal. Ich wollte das alles nicht hören. Schnell hielt ich mir die Ohren zu und drehte mich weg. Er umarmte mich von Hinten und küsste vorsichtig meinen Hals. In mir zog sich alles zusammen. "Hör sofort auf." murmelte ich leise. Er vergrub seinen Kopf auf meiner Schulter und fuhr mir durch die langen Haare. "Du riechst einfach unbeschreiblich. Bitte Julia, weis mich nicht schon wieder ab." Etwas Feuchtes tropfte auf meine blanke Schulter. ,Er weint wirklich.' durchfuhr es mich wie ein Schlag und ich drehte mich zu ihm um. Er sah wirklich genauso erbärmlich aus, wie ich mich fühlte. "Wer weist hier wen ab?!" meine Stimme zitterte verräterisch. Plötzlich fing er laut an zu lachen und fuhr sich durch die Haare. "Liebe kleine Jule, du hast überhaupt keine Ahnung was ich seit längerer Zeit durchmache." Er nahm meine Hand und zog mich zum Bachlauf, der wie eine goldene, glitzernde Strasse wirkte, und setzte sich hin. "Weißt du wie es ist, dich morgens mehr schlecht als recht angezogen zu sehen oder ertragen zu müssen, wie dir alle Jungs im Sommer hinterher stieren?! Ich könnte die Typen ausnahmslos verprügeln!" Er ballte die Faust, öffnete sie aber sofort wieder und fuhr sich in typischer Larsmanier nervös durch die Haare. "Letzten Sommer hast du doch immer die Blumen gegossen, weil Ma soviel mit ihren letzten Buch zutun hatte und weil es so warm war, hattest du nur dein berühmtberüchtigtes kurzes Blümchenkleid an. Ich wäre jedes Mal fast durchgedreht und trotzdem stand ich immer hinter meinem Fenster und hab zugesehen." Er lächelte sanft. "Und ich fühlte mich so was von pervers. Das hatte nichts mehr von Geschwisterliebe, was ich zum Beispiel nachts geträumt habe. Manchmal war ich kurz davor einfach über dich herzufallen, aber du warst so..so..ach du warst einfach Julia. Ich wollte dich nicht verletzten und da hab ich beschlossen wegzugehen." Nun verstand ich auch, warum er plötzlich nicht mehr bei uns um die Ecke studieren wollte. "Na ja, und ich wusste halt, dass Miri schon ewig auf mich stand. Und dann haben wir zusammen fürs Abi gelernt und sie hat so von Münster geschwärmt und..manno.. "er brach kurz ab und blickte dann zu mir hoch. "Ich.. ich hab es als eine Chance für uns beide gesehen, denn mir wurde an dem Morgen nach dem Tag X klar, dass ich es nicht mehr lange vor dir verbergen würde können und dann war da noch die Abwaschgeschichte. Du warst auch nicht mehr die kleine unschuldige Julia, aber ich wollte dich doch einfach nur vor mir beschützen." Er wedelte hilfesuchend mit den Armen. Ich setzte mich zu ihm, nahm seine Hand und legte sie auf meine Wange. "Vor dir beschützen? Und wenn ich das gar nicht will?!" presste ich hervor. Er blickte mir tief in die Augen und küsste mich im nächsten Moment wie wild. Langsam sanken wir in das feuchte Gras zurück. Und obwohl ich den Moment sehr genoss ging mir Miriam einfach nicht aus dem Kopf. "Was hat Miriam eigentlich gesagt, als du gerade so plötzlich weg bist?" Er guckte genervt Richtung Himmel. "Ist doch egal, ich hab sie einfach stehengelassen. Sie ist mir anscheinend egaler als dir." Nun schmunzelte er. Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und kitzelte ihn gehörig durch. Ich hatte das unheimlich vermisst. Noch lange saßen wir an diesem Bach und küssten uns, bevor wir endlich nach Hause kamen. Ende 3 Kapitel Bitte weiter fleissig Kommis schreiben, denn ich gucke trotzdem immer mal kurz bei Animexx rein.;-) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)