In the spider's web von Mizuki18 ================================================================================ Kapitel 12: ~ Surprise surprise ~ --------------------------------- Einem Dämon vertrauen. Natürlich, das war bestimmt eine gute Idee. Andererseits...hatte ich in meinem Leben je eine einzige richtige Entscheidung getroffen? Mich für etwas entschieden, dass mich nicht noch tiefer ins Unglück gestürzt hatte? Soweit ich mich erinnern konnte nicht. Also was machte es da schon, wenn ich auf den Rat einer Teufelin hörte? Ich zuckte zusammen, als Hannah das Streichholz entzündete und den Herd anmachte. Eine angenehme Wärme breitete sich in der Küche aus und ich ging schweigend meiner Arbeit nach. Die Drillinge waren vermutlich im Speisesaal und deckten den Tisch und Claude...ein Schauer durchlief meinen Körper, als ich daran dachte, dass sich dieser Teufel von Butler im Moment bei Alois befand. Er mochte ja an hängen wie ein kleiner Welpe, aber ich fand es eher beunruhigend, dass Alois dem Teufel, der seine Seele verschlingen würde, so zugetan war. "Hey." Hannah stieß mich leicht in die Seite und ich zuckte zusammen. "Wenn wir uns nicht beeilen, verspäten wir uns mit dem Frühstück." Sie hatte bereits ein Tablett in den Händen und nickte zu dem zweiten, das voll beladen mit Essen war und noch auf dem breiten, hölzernen Küchentisch stand. "Oh, entschuldige.", murmelte ich, hob das Tablett an und folgte Hannah in den Speisesaal. Wie ich es mir gedachte hatte, waren die Drillinge bereits dort und standen artig in Reih und Glied. Oh man, jetzt wo ich wusste, dass es sich bei Thompson, Timber und Canterbury ebenfalls um Dämonen handelte, waren sie mir noch unheimlicher, als vorher. Ich stellte das Tablett auf dem Tisch ab und drapierte das Essen zwischen dem Blumengesteck, den Gläsern und den Tellern. "Du hast es ohne meine Erlaubnis getan!" Die Tür flog auf und Alois stapfte auf den Tisch zu. Wundervoll, er war mal wieder überaus gut gelaunt. "Verzeiht, ich dachte es wäre in Eurem Interesse, Hoheit.", sagte Claude und neigte demütig den Kopf, wobei seine Brille einen Millimeter nach vorn rutschte. "In meinem Interesse? Red doch keinen Unsinn!", blaffte Alois und ließ sich auf seinen Stuhl plumpsen. "Ich habe verstanden. In Zukunft werde ich es nicht tun, ohne vorher Eure Erlaubnis eingeholt zu haben.", erwiderte Claude. "Das will ich auch hoffen.", fauchte Alois und drehte sich dann halb auf seinem Stuhl um. "Genevieve, nach dem Frühstück hab ich eine Überraschung für dich." Ich hob die Augenbrauen. "Eine Überraschung?" Bei jedem anderen Menschen hätte ich mich jetzt vermutlich über diese Verkündung gefreut, aber bei Alois war ich da eher skeptisch. "Ja, aber ich verrate dir natürlich noch nicht was es ist. Sonst wäre es ja keine Überraschung mehr." Alois zwinkerte mir zu und begann zu frühstücken. Ich blinzelte ein paar mal verwirrt. Was er wohl geplant hatte? Wollte er wieder mit mir spazieren gehen? Wollte er mir jetzt doch seinen geheimen Folterkeller zeigen? Bestimmt hatte er sich eine neue Demütigung für mich ausgedacht. Ich meine, nur weil ich einmal mit ihm schlief, wurde er ja nicht plötzlich nett und war nicht mehr psychotisch. "Schläfst du etwa?" Ein Schnipsen direkt neben meinem Ohr störte mein stilles Nachdenken. "W-Was?" "Los, abräumen.", flüsterte Hannah und ihr Blick huschte kurz zu Claude, der mich missbilligend beäugte. Ich beeilte mich also das benutzte Geschirr zu stapeln und so schnell wie möglich in die Küche zu tragen. "Genevieve!" Ich blieb abrupt stehen und prallte fast mit einem der Drillinge zusammen. "Ja, Hoheit?" "Bevor es die Überraschung gibt, wird Hannah dich hübsch einkleiden. Nicht wahr, Hannah?" Alois klimperte mit den Wimpern und Hannah nickte knapp. Sie traute sich offenbar nicht mal einen Befehl mündlich zu bestätigen. Warum hatte sie eine solche Angst vor diesem...Kind? "Komm." Das Dienstmädchen schob mich kaum merklich vorwärts, bis ich mich von selbst in Bewegung setzte. "Was könnte das für eine Überraschung sein?", fragte ich leise, weil ich es einfach nicht mehr aushielt. "Ich weiß es nicht. Aber egal was es ist, du sorgst lieber dafür, dass der junge Herr Freude daran hat.", antwortete Hannah, stellte das Geschirr ab und gab den Drillingen einen Wink. "Komm, wir müssen dich fertig machen." Sie nahm meine Hand und ich hatte gar nicht die Möglichkeit auch nur an Protest zu denken. Wobei der ja auch komplett nutzlos gewesen wäre, aber egal. "Ich weiß nicht genau, was der junge Herr geplant hat, aber in jedem Fall musst du hübsch aussehen." Im Ankleidezimmer begann Hannah den Schrank zu durchwühlen, während ich mir weiter den Kopf darüber zerbrach was Alois wohl mit mir vorhaben könnte. Vielleicht wäre es besser kein allzu schönes Kleid auszusuchen. Am Ende konnte man es dann entsorgen, weil es... "Das hier! Zieh das an." Hannah hielt mir einen blassblauen Stoffhaufen vor die Nase, den ich im ersten Moment gar nicht als Kleid identifizieren konnte. "Äh...", hob ich an, kam aber nicht dazu meinen Satz zu beenden, da Hannah bereits damit beschäftigt war mich auszuziehen. Und ich vergaß was ich eigentlich hatte sagen wollen, als mir auffiel, dass dieses Blau exakt dem Farbton glich, den die Blüten der Hasenglöckchen hatten. "Setz dich. Ich mach dir noch die Haare." Hannah dirigierte mich zu einem Polsterschemel, drückte mich auf den weichen Bezug und begann meine Haare zu entwirren, die ich heute Morgen notdürftig mit den Händen geglättet hatte. Hin und wieder ziepte es heftig, doch ich beschwerte mich nicht einmal, sondern ließ Hannah machen, was sie für richtig hielt. Bis sie verkündete sie sei fertig, woraufhin ich einen Blick in den Spiegel wagte und mir fast der Mund offen stehen blieb. Nicht, dass ich irgendwie narzisstisch veranlagt bin, aber ich hatte noch nie so...gepflegt ausgesehen. "Hübsch wie eine Puppe. Es wird dem jungen Herrn bestimmt gefallen.", meinte Hannah. "Danke.", sagte ich und stand auf. "Du musst mir nicht danken, Gen. Die Befehle unseres Herrn auszuführen, ist schließlich unsere Aufgabe.", erwiderte sie. "Jetzt geh. Und verärgere ihn nicht." Ich hob den Rock des Kleides ein wenig an und verließ das Ankleidezimmer. Gehen, ja toll, wohin denn? Ich wusste doch nicht was Alois vor hatte, also woher sollte ich wissen wo er jetzt war? Wieso konnte sich denn keiner in diesem verdammten Anwesen einmal klar und deutlich ausdrücken?! "Miss Delafontaine." Ich blieb wie angewurzelt stehen und griff mich testend an die Brust. Mein Herz raste mal wieder. "Könntest du vielleicht aufhören dich immer so anzuschleichen? Oder ist das eine Gewohnheit, die du als Teufel einfach nicht ablegen kannst?", brummte ich und drehte mich um. "Vielleicht solltest du aufhören so schreckhaft zu sein, kleiner Schmetterling.", entgegnete Claude und wirkte doch tatsächlich amüsiert. Offensichtlich bereitete es ihm Freude mich zu erschrecken. "Hier entlang." Claude drehte sich um und ging voraus. Ich folgte ihm widerstrebend und versuchte nicht auf den Saum des Kleides zu treten. Für wen hielt er sich bitte? Dachte er jetzt wo ich wusste was er wirklich war, musste er mir gegenüber nicht mehr höflich sein oder was? Verfluchter Teufel. Ich hörte den Kies unter meinen Schuhen knirschen und blickte auf. Vor dem Anwesend der Trancys stand eine Kutsche bereit. Und Alois erwartete mich ebenfalls. Er versuchte es zu überspielen, aber ich sah dennoch, wie ihm für einen kurzen Moment sämtliche Emotionen aus dem Gesicht kippten und er mich einfach nur bewundernd angaffte. Dann fing er sich aber wieder und grinste mich an. "Überraschung! Wir beide machen einen Ausflug, kleine Rose!" "Darf ich fragen wo es hin geht, Euer Hoheit?", wollte ich wissen. "Ah, natürlich nicht." Alois hob tadelnd den Zeigefinger und stupste damit gegen meine Nase. "Das ist auch Teil der Überraschung. Und deswegen..." Er hielt ein schwarzes Seidentuch hoch und ehe ich mich versah, war es plötzlich dunkel. Super, Augen verbinden. Bestimmt landeten wir in einer dunklen, dreckigen Gasse, wo Alois sonst was mit mir anstellte. "Komm, steig ein." Ich zog die Stirn kraus. Wie sollte ich denn einsteigen, wenn ich nix sehen konnte? "Oh, warte." Blitzmerker. Alois ergriff meine Hand und half mir in die Kutsche. "Bist du aufgeregt, kleine Rose?", fragte Alois und das Kichern in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Nein.", antwortete ich. "Lügnerin. Deine Hand zittert.", hauchte Alois und ich zucke zurück. Ich hasste es, wenn ich nichts sehen konnte. "Ich habe das Gefühl sie wird nachher noch mehr zittern." Bevor ich den Mund aufmachen und etwas diesbezüglich sagen konnte, brüllte Alois Claude's Namen und die Kuschte setzte sich in Bewegung. Während der gesamten, etwas holprigen Fahrt gab ich keinen Ton von mir. Ich traute mich nicht mal mich zu bewegen und es machte mich schier wahnsinnig, dass ich nicht sehen konnte, was um mich herum geschah. Noch mehr störte es mich aber, dass Alois mir nicht mal einen Hinweis darauf gegeben hatte, wohin er mich gerade entführte. Weg vom Anwesen. Wollte er nach London? Einkäufe tätigen? Nein, das war zu gewöhnlich und außerdem war das die Aufgabe seines Butlers und ich war mir trotz Alois' Anhänglichkeit nicht sicher, ob er Claude auch bei seinen Besorgungen begleitete. Falls dieser Teufel überhaupt in die Stadt fuhr, um einzukaufen. Wer weiß, vielleicht zauberte er das alles ja auch mit einem Fingerschnipsen herbei. "Wir sind da!", quiekte Alois plötzlich und ich drehte den Kopf hin und her. Was natürlich zwecklos war. Ich konnte absolut gar nichts stehen. Ein kaum wahrnehmbares Quietschen signalisierte mir, dass Claude die Tür geöffnet hatte und das darauf folgende Geräusch waren Alois' Füße, die auf dem Kopfsteinpflaster landeten. "Du darfst die Augenbinde jetzt abnehmen, kleine Rose." Ohne zu zögern, zerrte ich das schwarze Satintuch runter und blinzelte ein paar Mal augrund der Helligkeit. Dann klappte mir fast die Kinnlade herunter. "Tada!" Alois klatschte in die Hände und ich küsste fast den Boden, als ich aus der Kutsche ausstieg. "Was...aber...warum?", stammelte ich und starrte das Anwesen wie paralysiert an. "Das erfährst du noch früh genug. Komm!" Alois packte mein Handgelenk und zerrte mich hinter sich her. Claude folgte uns mit ein wenig Abstand. Das Anwesen...warum hatte er mich her gebracht? Er wollte mich doch nicht etwa wieder an meinen alten Herrn übergeben? Oh Gott, bitte nicht! Alois war zwar vollkommen psychotisch und alle Angestellten in seinem Haus waren Dämonen, aber das war trotzdem besser, als wieder hierher zurückkehren zu müssen. Ich stolperte an dem Rosenbeet vorbei, das noch immer unvollendet war. "Was...was habt Ihr denn vor?", keuchte ich und versuchte mich nicht im Rocke des Kleides zu verheddern. "Nicht so ungeduldig!" Alois stieß die breite Flügeltür auf und hetzte mich durch die Eingangshalle. Obwohl er offensichtlich noch nie hier gewesen war und sich deswegen auch nicht auskannte, gelangte er dennoch ohne Schwierigkeiten in den Salon. Was aber vermutlich auch daran lag, dass man diesen Raum gar nicht verfehlen konnte, wenn man einfach nur geradeaus durch die Eingangshalle lief. "Du! Du kleine Hure!" Mein ehemaliger Herr sprang auf, stolperte beinahe über seine lange Robe, die seinen aufgedunsenen Körperbedeckte und streckte seine gierigen Finger nach mir aus. Ich sah schon wie er mich zu Boden treten und auf mich einschlagen würde, als Alois' Stimme, kalt und schneidend, dem zuvor kam. "Claude!" Der dämonische Butler bewegte sich so schnell, dass man ihm mit den Augen unmöglich folgen konnte, aber es endete damit, dass mein ehemaliger Herr vor mir lag und mich auf jede erdenkliche Art und Weise beleidigte. "Ich bin sicher Ihr seid verwirrt. Aber macht Euch darum keine Gedanken. Ihr werdet sowieso keine Antwort bekommen.", erklärte Alois. "Halt den Mund, vorlautes Balg! Wer bist du überhaupt?!", zeterte mein ehemaliger Herr und wand sich unter Claude's Fuß, der ihn am Boden fest pinnte. "Ich bin Earl Alois Trancy und Ihr habt dieser kleinen, hübschen Rose ein paar Blütenblätter ausgerissen. So etwas muss bestraft werden.", säuselte Alois und wickelte eine Strähne meines Haares um seinen Zeigefinger. "Rose? Was redest du für dummes Zeug?!", blaffte der Mann zu meinen Füßen. "Ich kann mit diesem Mädchen machen was ich will!" "Jetzt nicht mehr.", erwiderte Alois und nickte Claude bestätigend zu. Dieser verzog keine Miene, sondern trat zu. Ein widerliches, knackendes und zugleich matschendes Geräusch ertönte. Der Anblick war grauenvoll, aber ich konnte trotzdem nicht weg sehen. "Hat dir die Überraschung gefallen?" Alois beugte sich zu mir herüber und grinste. Ich schluckte. Das Blut erreichte meine Füße. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)