Die Weltenwandlerin von Memories_of_the_Moon ================================================================================ Kapitel 12: Rettung ------------------- Und dann, dann höre ich auf zu atmen. Es heißt, wenn man stirbt, zieht das eigene Leben noch einmal in Bildern an einem vorbei. Ich stelle mir das tröstlich vor, beruhigend. Wie einen zusammenfassenden Abschluss, einen Übergang von diesem Leben zu dem, was danach kommt. Friedlich, ohne Angst. Die Situation, in der ich mich gerade befinde, hat rein gar nichts von alldem. Nichts Tröstliches, keinen Frieden. Vermutlich liegt das daran, dass ich nicht sterbe, auch wenn es sich sehr danach anfühlt. Es ist dunkel und hektisch und furchtbar, einfach grauenvoll. Ich schnappe nach Luft, doch es funktioniert nicht. Da ist nichts. Nur Panik und Horror, Todesangst. Elrond ist noch immer in meiner Nähe, doch ich nehme ihn kaum mehr wahr; ich bin viel zu beschäftigt damit, mit meinen Dämonen zu ringen und nicht unterzugehen. Näherkommende Schritte hallen ganz furchtbar in meinen Ohren. Kann es sein, dass eine Stimme meinen Namen ruft? Das Pochen meines eigenen Herzens ist so laut, dass es fast schon weh tut. Es fühlt sich an wie endloses Grauen. Und es hat mich fest in seinem Griff. Da nehme ich einen Schemen vor mir wahr, einen Wirbel aus grün und gold und schwarz. Jemand oder etwas berührt mich am Arm, doch ich erschrecke, zucke zurück und verliere in Hektik und Panik das Gleichgewicht. Instinktiv greife ich nach der stützenden Wand, doch sie ist nicht mehr da. Zu meiner Überraschung falle ich nicht. Oder zumindest nicht weit. Zwei starke Arme halten mich, fest und sicher. Ich blinzele mehrmals, versuche, mich zu konzentrieren. „Atme, Ithil, atme.“ Es ist Thranduil, der zu mich spricht. Er ist es, der mich aufgefangen hat und mich nun festhält. Ich sehe sein Gesicht vor mir. Besorgnis ist darin zu lesen. Wenn ich nicht so unendlich müde und erschöpft wäre, würde ich ihn fragen, was ihn so bedrückt. „Konzentriere dich auf meine Stimme, Liebling…“ – Klingt nach einem guten Plan. Ich versuche, mich darauf einzulassen. Was darauf folgt, ist ganz erstaunlich. Es ist ein elbisches Lied – keine Ahnung, worum es geht, aber das spielt auch keine Rolle. Denn das Besondere ist: Ich habe Thranduil noch nie zuvor singen hören. Ich bin so fasziniert davon, dass ich darüber ganz vergesse, dass ich keine Luft mehr kriege. Das wiederum hat zur Folge, dass sich meine Gedanken allmählich wieder beruhigen, mein Herzschlag sich verlangsamt und mein Atem wieder ruhiger und gleichmäßiger geht. Thranduil zieht mich an sich und so sinken wir zu Boden. Obwohl ich nicht länger Angst habe zu ersticken, bleibt dieses ungute Engegefühl, dieser Druck. Noch immer wehre ich mich, ich stemme mich richtig dagegen, doch es lässt nicht nach. Ein Kampf um Kontrolle, den ich schon so lange führe. „Lass los…“, flüstert Thranduil an meinem Ohr. „Lass los…“ Ich vertraue ihm. Auch wenn es mir Angst macht. Aber Angst habe ich sowieso schon. Und alleine komme ich hier nicht mehr heraus. Ich hole tief Luft. Dann lasse ich los. Es ist kein besonders schönes Gefühl. Es wird schlimmer bevor es besser wird. In dem Moment, in dem ich aufhöre, mich zu wehren, drängen sich all die unterdrückten Gefühle an die Oberfläche. Trauer, Verzweiflung, Einsamkeit, Hilflosigkeit, … alles bricht über mich herein und über mir zusammen. Doch Thranduil ist da. Er geht nicht fort, lässt mich nicht alleine. Ich klammere mich an ihm fest wie eine Ertrinkende. Und er legt seine Arme noch enger um mich, noch beschützender, während er mir elbische Zärtlichkeiten ins Ohr flüstert. Es fühlt sich gut an, gehalten zu werden, so gut. Keine Ahnung, wie lange wir so verharren. Irgendwann bin ich so müde, so erschöpft und ausgelaugt, dass auch das Gefühlschaos wieder abebbt. Ich liege an Thranduils Brust, habe keine Kraft mehr, mich festzuhalten. Meine Augen sind schwer, fallen immer wieder zu. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich mich in Thranduils Zimmer befinde. In seinem Bett genauer gesagt. Er liegt neben mir, noch immer einen Arm um mich gelegt. Im Halbschlaf rücke ich noch näher an ihn heran. Seine Hand streicht über mein Haar. „Schlaf, Ithil, schlaf…“ Und so drifte ich ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)