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Die Weltenwandlerin

von

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Komplikationen

„Was geht hier vor?“
 

Beim Klang dieser Stimme zuckt die Wache erschrocken zusammen, aber weniger, weil sie sich selbst im Unrecht sieht, sondern weil sie sich einem Vorgesetzten gegenübersieht – und das nicht nur irgendeinem.
 

Auch mir ist diese Stimme längst nicht mehr fremd und ihren Besitzer nach all der Zeit wieder vor mir zu sehen, lässt mein Herz leichter und meine Sorgen kleiner erscheinen. Ich kann nicht anders, als erleichtert auszurufen: „Legolas!“
 

Der Prinz des Düsterwaldes, der mir über die Jahre so vertraut und ein so guter Freund geworden ist, lächelt mich an. Doch noch bevor er die Chance hat, ein Wort an mich zu richten, ruft die Wache empört aus: „Wie bitte!?“ Ähnlich geschockt wie zuvor bei meinem Kommentar zu Thranduils Zeit starrt mich der Elb an. „Hüte deine Zunge! So spricht man nicht mit dem Kronprinzen des Düsterwaldes! Und jetzt verschw…!“
 

„Und so spricht man nicht mit einem Gast des Königs“, fährt Legolas dazwischen. „Und einem Gast von mir“, fügt er mit einem Zwinkern in meine Richtung hinzu.
 

„Aber mein Prinz!“ Die Wache ist so beharrlich in ihrem Eifer, dass sie gar nicht bemerkt, wie sehr sie dabei über die Stränge schlägt – und sich ganz nebenbei einem Vorgesetzten widersetzt.
 

„Diese … ‚Frau‘“, schildert der Elb und scheint mit jeder Minute mehr von sich selbst eingenommen, „wollte sich Zutritt zu des Königs Hallen verschaffen!“ Dabei erinnert er mich an einen kleinen Schuljungen, der einen Kameraden verpetzt; es fehlt nur noch das höhnische Grinsen im Gesicht.
 

Legolas, ansonsten immer so gelassen und ruhig, fährt die Wache an: „Hast du mir nicht zugehört? Diese Frau ist unser Gast, hier auf Einladung des Königs höchstpersönlich!“
 

Offenbar bin ich nicht die Einzige hier, die den Elbenprinzen noch nie so außer sich erlebt hat: Die Wache wird auf einmal sehr blass und beginnt anscheinend zu begreifen, dass sie sich soeben in mehr als einer Hinsicht falsch verhalten hat.
 

„Ich erwarte also eine Menge mehr Respekt und ein ganz anderes Benehmen!“, fährt Legolas aufgebracht fort, in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet. „Vermutlich bist du doch nicht so geeignet für diese Aufgabe“ – er deutet auf die spezielle Rüstung der Wache, die das königliche Zeichen trug – „wie du denkst… Vielleicht sollte ich dir eine andere Aufgabe suchen…“
 

Die Wache scheint absolut verzweifelt. Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen, schließt ihn aber gleich wieder, weil sie wohl nicht mehr den Mut dazu hat. Ich kann ihr deutlich ansehen, wie wichtig ihr diese Stellung ist und dass sie es mehr als nur bereut, einen solchen Fehler gemacht zu haben, der sie nun womöglich eben diese kosten könnte.
 

Beschwichtigend ergänze ich: „Vielleicht findet der Prinz des Düsterwaldes aber auch die Güte in seinem Herzen, Euch zu verzeihen und Euch eine zweite Chance zu gewähren…“
 

Beide Elben sehen mich an, die Wache sehr erstaunt, Legolas hingegen weniger überrascht. Unsicher und fragend blickt die Wache zum Prinz. Dieser meint: „Nicht ich bin es, um dessen Vergebung es hier geht…“
 

Beschämt sieht mich die Wache an und stottert: „Ich … äh …. Ich bitte um …. um Eure Vergebung…“
 

Ich beschließe, den Elben nicht noch länger zappeln zu lassen – irgendwie tut er mir leid. „Sei dir gewährt“, erlöse ich ihn aus dieser unangenehmen Situation.
 

„Du hast mehr Glück als du ahnst“, lässt Legolas die Wache an dieser Stelle wissen und sieht erneut lächelnd zu mir. „Nicht umsonst wird unser Gast hier von vielen ‚die Sanfte‘ genannt…“
 

Da realisiert die Wache endgültig, wer ich bin und wird – soweit das möglich ist – noch blasser im Gesicht. „Iiiiihr? Iiiiihr seid die Weltenwandlerin?“
 

Irritiert sehe ich den Elb an. So bin ich noch nie genannt worden.
 

Legolas wirft mir einen Erklär-ich-dir-später-Blick zu und antwortet dann an meiner Stelle: „ Ja, genau die steht vor dir.“
 

Die Wache scheint am Ende zu sein. Ganz offensichtlich weiß sie nicht mehr weiter. Rasch verneigt sie sich vor mir – was ich dann doch etwas übertrieben finde, aber aus gutem Grund widerspreche ich nicht.
 

„Schon gut“, sage ich schnell, bevor der Elb den Mund öffnen kann. Diese Situation hat sich schon lange genug hingezogen. „Es ist alles gut. Alles vergeben und vergessen.“
 

Der Elb will etwas sagen, aber ich füge rasch hinzu: „Wenn Ihr mich nun bitte durchlassen würdet…?“
 

Schnell springt die Wache zur Seite.
 

Lachend zieht mich Legolas in seine Arme. „Willkommen zu Hause!“



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