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Warum nicht jetzt, warum nicht wir

Todoroki/Midoriya
von

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Endlich, unendlich einfach

"Der erste Stich von der Nadel, wenn sie die Farbe

Zehn Zentimeter über mein Herz sticht

Schmerzt mehr, als ich dachte,

Doch niemals genug, um zu zeigen, wie sehr es mir ernst ist

Bis dein Name auf meiner Brust fliegt

Narben beweisen nicht Schwäche

Sondern nur, dass uns keiner kaputt kriegt

Dass uns so schnell niemand mehr klein macht

Mit dir ist es endlich, unendlich einfach"
 

(Prinz Pi, Songtext: Unser Platz)
 

-
 

Da waren nicht viele Einzelheiten, die er am nächsten Morgen von den Geschehnissen des gestrigen Abends rekonstruieren konnte.

Tatsächlich konnte er sich nur erinnern, wie Todoroki mit einem Taschentuch, welches er aus seiner Hose gezogen hatte, die Überbleibsel ihrer Tat beseitigte. Ebenfalls wusste er noch, dass Todoroki ihm von der Fensterbank hinunter geholfen hatte, denn seine Beine waren so unbrauchbar gewesen wie eine Schüssel Wackelpudding.

Und dann hatten sie sich geküsst.

So unglaublich lange, dass Midoriya alles andere, was an diesem Tag zwangsläufig geschehen war, vollständig und nachhaltig aus seinen Gedanken verbannen konnte. Er schlief in dieser Nacht traumlos, aber unruhig.

Von verdienter Erholung war auch am darauffolgenden Morgen nichts zu spüren und er war mehr als froh über die Ablenkung, die ihm dieser neue Tag eröffnete.

Zu seinem persönlichen Glück hatten sie sich fast alle Mitglieder seiner Klasse im Einkaufszentrum verabredet. Außer Todoroki und Bakugou selbstverständlich. Todoroki würde nach eigener Aussage ein weiteres Mal in dieser Woche seiner Mutter im Krankenhaus besuchen und Bakugou – ja, es war eindeutig unter seinem Niveau sich auf dieses Massenspektakel herabzulassen. Wahrscheinlich waren mindestens drei Sachen, die er nicht ertragen konnte Teil dieser Veranstaltung – Spaß, Menschenmassen und Midoriya. Der Grünhaarige erlaubte sich wenigstens einen kleinen Funken Erleichterung, weder mit dem einen noch mit dem anderen konfrontiert zu werden und stattdessen Zeit zu haben seine verworrenen Gedankengänge zu ordnen.

Entsprechend entspannt und gelassen sah er diesem Vormittag entgegen, als sie sich in der großen Halle des Centers trafen. Allem Anschein hatte sich jeder von ihnen einen relativ ausführlichen Plan zurecht gelegt, was sie an Besorgungen erledigen wollten – und so auch seine Wenigkeit. Der Anflug eines zufriedenen Lächelns bildete sich auf seinem Gesicht, als er die einzige Person ausfindig machte, die noch niemanden als ihren Partner auserwählt hatte. Er mochte Uraraka und eigentlich gab es niemanden mit dem er lieber seine Zeit in diesem Getümmel verbracht hätte – eben bis zu jenem Moment als sie sich ohne ein Wort spurlos aus dem Staub machte und ihn völlig allein sitzen ließ.

Er wollte dem eindringlichen Impuls folgen aufzustehen, ihr nachzugehen und zu fragen, was zum Teufel nochmal in sie gefahren war - dann erst spürte er es.

Viel zu spät, ohne einer Möglichkeit zu entkommen. Die bedrohliche, dunkle Aura, die sich ihn während seiner schmerzhaften Erkenntnis eröffnete, raubte ihm die Fähigkeit zu atmen. Seine eigene Unbedarftheit, seine Dummheit und die mangelnden Reflexe trafen ihn wie ein Schwall eiskaltes Wasser und pressten ihm all seine Luft aus den Lungen. Die vier Finger, die sich nachdringlich und ohne jede Gnade in seinen Hals, sowie seine Kehle bohrten, waren der handfeste Beweis für seine Schwäche.

Er hätte nicht einmal Blick zur Seite gebraucht, um zu erkennen um wem es sich hier handelte. Es gab nur wenige Menschen auf dieser Welt, die den Mut hatten ihn in mitten von unbeteiligten Menschen offenkundig zu bedrohen. Es war dieser mysteriöse Typ, dessen Gesicht er nicht kannte, dafür war ihm aber dessen makabre Fähigkeit bestens in Erinnerung geblieben. Und was ihm fast zeitgleich in den Sinn kam, waren die grotesken Kreaturen, die er erschaffte, um All Might, bisher erfolglos, nach dem Leben zu trachten. Midoriya schluckte hart, kämpfte dagegen an, dass sich sein Herzschlag und seine Atmung bis ins Unermessliche beschleunigten, so wie es sein Gegenüber von ihm verlangte. Er sollte ruhig bleiben, sie wären nur alte Bekannte, die sich wieder trafen. Eine solche schauspielerische Leistung wäre allerdings nicht mal dem talentiertesten Helden von allen zu zutrauen.
 

„Du weißt, indem Moment, wo alle meine fünf Finger deinen Hals berühren, dann wirst du zerbrechen. In einer Minute bist du nicht mehr als Staub.“, keine leere Drohung, eher eine präzise Sicht in die Zukunft, wenn er sich dazu entscheiden sollte sich zur Wehr zu setzen.
 

„Wenn du mir etwas antust, wird ein Held kommen um dich festzunehmen.“, wand Midoriya ein, ebenso überzeugend wie er in diesem Moment sein konnte und hoffte dadurch einen gewissen Vorteil zu erzielen. Vergebens.
 

„Aber schau dich mal um! Du weißt, ich könnte 20…nein vielleicht 30 Leute umbringen, bevor ich festgenommen werde.“ Das reine Gegenteil war der Fall. Und das unheilverheißende Lachen, welches an sein Ohr drang, verriet ihm eindringlich, dass seine Möglichkeiten ausgeschöpft waren.
 

Also hörte er zu.
 

-
 

Es grenzte an ein Wunder, dass niemand, einschließlich er selbst zu Schaden kam. Stattdessen verschwand der mysteriöse Typ fast selbst zufrieden, als hätte nur Midoriya allein ihm die Antwort auf alles gegeben.

Er konnte es nicht nachvollziehen, aber ihm blieb auch nicht sonderlich viel Zeit sich über die Beweggründe dieses Antihelden, den Kopf zu zerbrechen. Die Polizei evakuierte das gesamte Einkaufscenter, schloss es anschließend für den restlichen Tag als eine reine Vorsichtsmaßnahme. Der Grünhaarige wurde unterdessen mit Fragen gelöchert, auf die er nur teilweise überhaupt Antworten geben konnte. Dieser miserable Tag endete damit, dass Uraraka sich unter Tränen bei ihm entschuldigte, ihn allein zurückgelassen zu haben, auch wenn sie ihm keinerlei Begründung dafür nennen wollte. Weiter ging dieses Spiel nun mit seiner Mutter, die ebenfalls weinend, nicht im geringsten nachvollziehen konnte, dass er nach solchen Geschehnissen, die ihm allem Anschein das Leben kosten konnten, immer noch ein Held werden wollte. Und auch All Might, der ebenfalls zum Ort des Geschehens kam, um sich nach seinem Befinden zu erkunden, half ihm nicht dabei zu verstehen, was hier vorgefallen war.

Letztendlich war da nur Enttäuschung – maßlose Enttäuschung über seine eigene Unfähigkeit zu handeln, seine plötzliche Hilflosigkeit, die in Vergessenheit geraten war, als er endlich seine Fähigkeit erhalten hatte.

Und jetzt stand sie da und spuckte ihm mitten ins Gesicht.
 

-
 

„Ich hab‘ in den Nachrichten gesehen, was passiert ist. Alles okay bei dir?“,

empfing er Todorokis Textnachricht direkt nach dem Abendessen. Wenigstens die Besorgnis des Anderen schaffte es ihm ein leichtes Lächeln auf die ernsten Züge zu zaubern.

„Mir geht’s gut.“,

tippte er noch auf dem Weg in sein Zimmer und war im Nachhinein erstaunt, dass er nicht registriert hatte wie derart abgedroschen dieser Satz eigentlich klang.

Todoroki konnte ihm unmöglich glauben. Trotz dessen ergänzte er dieser kurzen Antwort keine weiteren Zeilen. Es lag auch einfach nicht mehr im Bereich des Möglichen, die Geschehnisse heute noch ein weiteres Mal zu schildern.

„Willst du vorbei kommen? Ich bin allein.“,

augenscheinlich hatte Todoroki nichts gegen seine wertlosen Floskeln einzuwenden und aus irgendeinem Grund machte Midoriya sofort wieder kehrt. Anstelle sich in sein weiches Bett zu legen und einen wohlverdienten Schlaf zu finden, kehrte er zurück in den Flur und griff nach seiner Jacke.

„Wo muss ich hin?“

, antwortete er schnell, ehe er seine Mutter seine abendlichen Pläne eröffnete. Diese war milde ausgedrückt –nicht besonders begeistert – von seinem Vorhaben noch einmal das Haus zu verlassen, doch als er sagte es handle sich bei dem Freund, den er besuchen wollte um Todoroki, willigte sie schließlich lächelnd ein. Er wusste nicht genau zu sagen, was seine Mutter in Todoroki sah, empfand es aber auch nicht als angebracht ausgerechnet jetzt danach zu fragen.

In der Zwischenzeit hatte Todoroki ihm seinen derzeitigen Standort geschickt. Eigentlich furchtbar unangenehm, dass der Andere in letzter Zeit so oft bei ihm Zuhause war, er aber nie gefragt hatte, wo genau Todoroki eigentlich wohnte. Er kannte zwar die ungefähre Richtung, dennoch würde er es ohne Hausnummer oder Ähnlichem niemals finden. In seinem zügigen Lauftempo dauerte es ungefähr zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten bis er sein Ziel erreicht hatte, ohne sich dabei übermäßig zu beeilen. Er zog es vor nicht derart außer Puste zu sein, wenn er Todoroki wiedersah. Seine mangelnde Gesichtsfarbe war mit Sicherheit Zeichen genug für die Vorkommnisse des heutigen Tages und würde zweifelsohne für sich sprechen. Midoriya stoppte, als er laut seinem Handy das richtige Haus erreicht hatte und staunte nicht schlecht, als er ein relativ altes, aber dennoch prunkvolles, Anwesen erblickte.

„Bin da.“,

verkündigte er in einer weiteren Textnachricht, anstatt zu Klingeln. Irgendwie war ihm nicht geheuer um zu so einer Uhrzeit bei diesem Haus zu klingeln, selbst wenn Todoroki ihm versicherte, dass niemand außer er selbst anwesend war.

Keine Minute verging bis Todoroki ihm die Eingangstür öffnete und ihm auf diese Weise den Eintritt ermöglichte.

Erst als er sich das Outfit seines Gegenübers besah, ein weißes Shirt gepaart mit einer schwarzen Sporthose, fiel ihm auf, dass er nach wie vor dieselben Klamotten am Leib trug. Eine Begebenheit, die unwillkürlich die Übelkeit in ihm aufsteigen ließ.

Die Scham klebte an ihm wie eine zweite Haut.

„Hey, was ist los?“, die Worte des Anderen drangen erst zu ihm, als dieser ihn leicht an der Schulter berührte. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er weggetreten war. Midoriya schüttelte nur leicht mit dem Kopf.

„War in Gedanken.“, antwortete er wahrheitsgemäß und nutze die Gelegenheit an dem Anderen hinein ins Innere des Anwesens zu treten. Während er seinen Blick schweifen ließ, schloss Todoroki die Tür hinter ihnen.

„Es muss viel Arbeit kosten das alles instand zu halten.“, mutmaßte der Grünhaarige, ehe ihn Todoroki mit einer Handbewegung anwies ihm zu folgen.

Der Angesprochene tat nicht mehr als mit den Schultern zu zucken. „Wenn man gut genug dafür bezahlt, anscheinend nicht.“, gab er nur spitz zu verstehen und Midoriya verstand die Anspielung auf dessen Vater augenblicklich. Er biss sich auf die Zunge. Kommentare dieser Art sollte er tunlichst unterlassen.

„Wo sind denn…alle?“, er zögerte, aber eigentlich hatte er keinen blassen Schimmer, wer hier alles wohnte und Todoroki hatte nie einen Satz über weitere Verwandte als seine Mutter und seinen Vater verloren. Die Antwort dauerte einige Sekunden, da Todoroki damit beschäftigt war den Grünhaarigen durch allerlei Gänge zu führen, wahrscheinlich auf direkten Weg zu seinem Zimmer.

„Endeavor ist seiner Agentur, um ehrlich zu sein, habe ich ihn die ganze Woche nicht gesehen. Und meine Schwester macht…Ferien.“, erklärte er beiläufig und es wirkte nicht als hätte er besonders viel dagegen einzuwenden allein zu sein. Eher als würde er die Ruhe und den Frieden genießen. Das passte haargenau auf das Bild, was er von Todoroki hatte. Woran sich Midoriya dagegen mehr aufhielt, war die Tatsache, dass Todoroki eine Schwester hatte von der er nichts, aber auch absolut gar nichts, wusste.

Die Neugier brannte in seinem Inneren und er hätte nichts lieber getan als Todoroki mit Fragen zu löchern, dennoch widerstand er diesem Drang, da es höchstwahrscheinlich nicht der richtige Zeitpunkt für seine Wissbegier war.

Als sie letztendlich Todorokis Zimmer erreichten, war Midoriya doch etwas überrascht, dass der Andere eine derart schlichte Einrichtungsweise schätze. Tatsächlich war der große Raum penibel aufgeräumt und sauber. Es gab nicht viele Einrichtungsgegenstände außer einem Schreibtisch mit dazugehörigem Stuhl, einer Couch mit Tisch, einiger Schränke und Regale, die mit Büchern gefüllt waren. Genauer betrachtet entsprach dies natürlich voll und ganz seinen Charakterzügen und dennoch empfand er es als ungewöhnlich, dass Todoroki auf einem einfachen Futon schlief.

Der Raum war derart groß, dass es nicht nötig war diesen zur Seite zu räumen, also schlussfolgerte Midoriya, dass er immer an derselben Stelle liegen musste.

Ohne eine Form der Aufforderung entledigte sich der Grünhaarige seiner Jacke und legte diese über den Rand des Sofas, auf dem er sich nachfolgend direkt selbst niederließ. Er brauchte keine Einladung, zumindest nicht nach einem Tag wie diesem. Er war erleichtert wie weich die Kissen unter ihm nachgaben.

So sehr er auch wollte, konnte er dem Drang nicht widerstehen - sich zurückzulehnen, die Augen zu schließen und einmal tief einzuatmen, es war zu verführerisch.

Als er bereit war die angestaute Luft auszustoßen, registrierte er bereits die vertraute Präsenz neben sich. Todoroki hatte sich unter Einräumung eines geringen Abstands neben ihm fallen gelassen.

„Willst du mir erzählen was passiert ist?“, drang die Stimme des Anderen in beruhigender und verständnisvoller Weise zu ihm. Da lag keine Spur von Neugier in seinen Worten. Als Midoriya erneut mit dem Kopf schüttelte, behielt er seine Lider geschlossen.

„Nicht unbedingt.“, gab er zu verstehen und verzog das Gesicht zu einer schiefen Grimasse. „Eigentlich bin ich es jetzt schon Leid.“

Falls diese Abfuhr Todoroki missfiel, so ließ er es sich wenigstens nicht anmerken.

„Willst du hier sitzen und einfach nur schweigen?“, unter anderen Umständen hätte man etwas Anklagendes in dieser Frage vermutet, doch aus Todorokis Mund klang es wie ein Vorschlag, gegen den er selbst absolut nichts einzuwenden hatte.

„Nein.“, heute schien endlich der Tag gekommen zu sein an dem es Todoroki nicht mühelos gelingen sollte seine Absichten zu vorauszuahnen.

Als Midoriya seine Augen letztendlich wieder öffnete, erkannte er in den Augen des Anderen nur ein großes Fragezeichen - so wie er es sich erhofft hatte. Für die Kürze des Augenblickes genoss Midoriya sogar diesen neu gewonnenen Ausdruck, erst dann verzog sich sein Mund zu einem zweideutigen Grinsen.

Mit wachsender Genugtuung notierte er wie sich die Augen des Anderen leicht weiteten, als er seine Hand langsam in dessen Nacken gleiten ließ. Anscheinend lag es nicht Todorokis Erwartungshorizont, dass Midoriya jemals die Initiative ergreifen könnte.

Der Grünhaarige musste sich war einige Zentimeter zur Seite beugen, damit sich ihre Lippen schließlich berührten, doch es tat dem Überraschungsmoment dieser Aktion keinerlei Abbruch. Es dauerte einige quälende Sekunden, in der Midoriya den Kuss längst intensiviert hatte, bis Todoroki im Stande war ihn zu erwidern.

Der recht unschuldig begonnene Kuss wurde sehr schnell, sehr viel fordernder. Da Midoriya seine Augen nun wieder geschlossen hatte, nahm er nur am Rande wahr, dass Todoroki ihn in Mangel von genügend Bewegungsfreiheit auf dem Sofa zurückdrückte. Ohne Einwände ließ sich der Grünhaarige in eine liegende Position verfrachten, schaffte genug Platz zwischen seinen Beinen, so dass der Andere sich problemlos dazwischen platzieren konnte.

Todoroki war unterdessen vollständig über ihn gebeugt, als er den Kuss löste, damit sie Beide Sauerstoff in ihre malträtierten Lungen lassen konnten.

„Bist du verletzt?“, erkundigte sich der Andere zwischen zwei Atemzügen und Midoriya konnte dessen angenehm heißen Atem auf seiner Wange tanzen spüren.

„Nein.“, gab er deutlich und mit gehörig viel Nachdruck zu verstehen, fuhr sich langsam, aber ungedulig mit der Zunge über die Unterlippe. Ein leichtes, einvernehmliches Nicken, was man mit dem menschlichen Auge kaum registrieren konnte, war die Antwort. Danach verlor Midoriya mit rasanter Geschwindigkeit sein T-Shirt.

Kaum vorstellbar mit was für einer gezielten Bewegung es Todoroki möglich war, das Kleidungsstück einer anderen Person innerhalb von Sekundenbruchteilen zu entfernen. Es fand seinen neuen Platz irgendwo auf den Boden zu ihren Füßen. Todorokis schweifender Blick blieb wie selbstverständlich an seinen Narben hängen oder besser gesagt an seinem gesamten Arm, denn dieser war übersät von ihnen. Der Moment gemustert zu werden, war ohnehin schon unangenehm für jemanden mit seinem Selbstvertrauen, aber dies steigerte sein Unbehagen ins Unermessliche.

Für einen kurzen Moment hatte er Sorge, dass Todoroki sich die Schuld für zumindest einiger dieser Überbleibsel gab, doch er verlor kein Wort darüber.

„Hey…“, diesmal war Midoriya es, der den Anderen zurück in die Gegenwart holte in dem er mit seiner Hand sanft über den Hals seines Gegenübers fuhr. Todoroki reagierte noch im selben Augenblick, ergriff die ihm dargebotene Hand mit der eigenen und führte sie zu seinen geschlossenen Lippen. Es war nur ein harmloser Kuss und trotzdem verfolgte Midoriya diese Geste mit höchster Faszination. Sie hatte um einiges mehr zu bedeuten als es jetzt den Anschein erweckte, das wusste er.

Sein Herzschlag begann sich unweigerlich zu beschleunigen, als Todoroki sich wieder gänzlich zu ihm hinabbeugte. Da lag keinerlei ungenutzter Raum mehr zwischen ihnen, als Todoroki seine eigene kühle Stirn gegen die seinige lehnte. Der Unterschied zwischen ihrer beider Körpertemperatur war erstaunlich, doch viel einnehmender war der vertraute Geruch, der ihm auf Anhieb entgegenstieg und alles um ihn herum bis zur Gänze vernebelte.

„Wieso jetzt auf einmal? Gestern warst du dir noch unsicher.“, wollte Todoroki im Flüsterton wissen. Der Grünhaarige hatte nicht im Traum daran gedacht, dass sie derart viel Zeit mit Reden verbringen würden und doch konnte er nachvollziehen, warum der Andere ihm diese Frage stellte. Und ebenso wusste er, dass er ihm eine Antwort schuldete, die der Wahrheit entsprach. Todorokis Lippen streiften in einer beiläufigen Bewegung seine Wangen und veranlassten ihn dazu seine Augenlider leicht zu senken. Entweder der andere hatte keinen blassen Schimmer, was für eine berauschende Wirkung er auf ihn hatte oder er setzte seine Reize ganz gekonnt ein, um ihn zu provozieren. Trotzdem ahnte Midoriya mit einer schmerzhaften Gewissheit, dass Todoroki ihn ohne ein Wort der Erklärung nicht weiter berühren würde.

„Wenn ich bei dir bin muss ich an nichts anderes denken. Es gibt nur dich.“, dummerweise konnte er im Moment als er dies viel eher murmelte als richtig sprach, nicht in die Augen seines Gegenübers blicken. Er hätte zu gern die aufblitzende Wärme in den unterschiedlich gefärbten Iriden gesehen. Zu seinem Leidwesen hatte Todoroki jedoch sein Gesicht an seinem Hals vergraben, doch er spürte ziemlich deutlich das Lächeln auf dessen wandelnden Zügen. „Also bin ich deine Ablenkung von den weltlichen Problemen?“, es gelang ihm nicht ein leises Lachen aus seiner Stimme zu verbannen, was notwendig gewesen wäre, um diese Frage ernst klingen zu lassen.

„Eher mein Fels in der Brandung.“, erwiderte Midoriya daraufhin, vielleicht etwas zu metaphorisch, aber zumindest stimmte er in das dargebotene Lächeln nahtlos ein.

„Das gefällt mir.“, hauchte Todoroki aufreizend gegen seine Haut, ehe er begann federleichte Küsse auf dieser zu verteilen.

Wie von selbst legte der Grünhaarige seinen Kopf zur Seite, um dem Anderen mehr Platz zur Verfügung zu stellen. Ein hörbares Keuchen verließ seinen Mund, als Todoroki über seinen Hals hinaus begann seinem Schlüsselbein Aufmerksamkeit zu schenken. Wie von allein schlossen sich seine müden Augen und ebenso selbstverständlich vergruben sich seine Finger in den Haaren des Anderen, glitten in einer befriedigenden Geste durch die langen Strähnen. Midoriya war bereits dazu geneigt sich zu entspannen und in einer Art Dämmerzustand zu versinken, als Todoroki über seinen Bauch hinweg zu seiner Hose gelangte – ohne das er diesem Tun großartig Beachtung geschenkt hatte.

Von der einen zur anderen Sekunde war er hellwach.

Mit einem teils nervösen, teils aufgeregten Ausdruck in den grünen Augen blickte er dem Anderen nun entgegen. Und Todoroki tat nichts als seinen Blick, mit einem über alle Maße anreizenden Grinsen und den durcheinander gewirbelten Strähnen seiner Haare, zu erwidern. Midoriyas Herz rutschte auf direktem Weg seine Hose. Er schluckte, spürte bereits jetzt wie ihn die Röte wieder einmal ins Gesicht stieg und dies, obwohl er ja der Urheber dieses Geschehens war. Peinlich.

Todorokis schien sein Gefühlswirrwarr nur zu amüsieren. Mit der Gewissheit, dass Midoriyas volle Aufmerksamkeit auf ihm lag, bettete er seine Lippen mit einer ziemlich dreisten Geste auf der bereits deutlich hervorstehenden Beule in der Körpermitte des Grünhaarigen. Dies hatte zwangsläufig ein heftiges Zusammenzucken seines gesamten Körpers zur Folge, während seinem Mund zeitgleich ein überfordertes Stöhnen entwich. Ganz parallel dazu glaubte er noch mindestens einhundert Tode gleichzeitig sterben zu müssen.

Und genau diese Art von Reaktion schien Musik in den Ohren seines Gegenübers zu sein, denn Todoroki unternahm, ohne unnötig weiter Zeit zu verlieren, den Versuch seine Hose mitsamt Knopf und Reißverschluss zu öffnen.

Dieses Mal allerdings, würde Midoriya es ihm nicht so einfach machen. Der Grünhaarige hinderte ihn relativ schnell an seinem Unterfangen, indem er die Hand seines Gegenübers mit der eigenen umklammerte. Er konnte zwar an der Reaktion des Anderen ablesen, dass es ihm nicht unbedingt gefiel, trotzdem ließ er Midoriyas Protest diesmal zu. „Zieh dich aus.“, verlangte er eindringlich und war erstaunt wie fest und entschlossen seine Stimme, von einen zum anderen Moment, klang.

Mit Mühe und Not hatte er das aufgeregte Zittern aus seinem Organismus verband, aber Todoroki war nur belustigter denn je.

„Was?“, lautete sogleich die Gegenfrage und es war in der Luft zwischen ihnen spürbar, wie sehr ihm dieses Spiel gefiel. Jeder würde es an diesem angriffslustigen Funkeln seiner Augen erkennen.

„Dein T-Shirt.“, ein leises Fauchen, ungeduldiger denn je. Inzwischen hatte Midoriya es geschafft sich leicht aufzusetzen und mit einem auffordernden Griff an dessen Oberteil eine Handlung heraufzubeschwören.

„Jetzt.“, Todoroki hatte wirklich ein einzigartiges Gespür dafür, seine mühsam aufgebaute Geduld auf eine harte Probe zu stellen oder aber ihn zu unüberlegtem Handeln zu verleiten. Kurzerhand war nämlich der Grünhaarige selbst es, der dem Anderen sein Stück Stoff in umständlicher Art und Weise über den Kopf zog. Midoriyas Atem hatte sich längst beschleunigt, kaum zu glauben, dass diese simple Aktion ihn bereits derart angestrengt hatte.

Jetzt war er es, der sich mit zitternden Fingern an der Hose seines Gegenübers zu schaffen machte. Glücklicherweise hatte er damit wesentlich weniger Probleme als Todoroki zuvor, denn er konnte die locker sitzende Sporthose einfach Zentimeter für Zentimeter von den Hüften des Anderen ziehen. Midoriya kam nicht umhin sich hart auf die Unterlippe zu beißen, als er die hervorstehenden Hüftknochen seines Gegenübers entblößte. Beinahe hätte er sich auch an der Boxershorts des Anderen zu schaffen gemacht, doch er wurde ebenso abrupt in seinem Vorhaben unterbrochen und dieser Gelegenheit beraubt.

Anscheinend hatte auch jemand wie Todoroki weitaus weniger Geduld, als man ihm äußerlich ansah und spätestens als dessen Zähne grob mit seiner Schulter kollidierten und einen weiteren unschönen Bissabdruck hinterließen, hatte er darüber volle Gewissheit.

„Hah…“, ein völlig untertypischer Laut entwich seiner Kehle, ehe er im Stande war seinen Mund mithilfe seiner Hand vollständig zu verdecken. Todoroki war es unter Benutzung seines gesamten Körpergewichts gelungen ihn zurück auf das Sofa zu pressen. Jetzt wo sich ihre Oberkörper völlig unbedeckt aneinander schmiegten, war es kein Wunder, dass ihm heißer wurde, als ihm lieb war.

Auf irgendeine verquere Weise war es dem Anderen nun auch gelungen seine Hose zu öffnen, aber das war vollends außerhalb seines Sichtbereiches. Was er hingegen überdeutlich wahrnahm, war die Hand, die sich ohne Umschweife in seine Shorts schob und dort einen Druck ausübte, der ihn das letzte bisschen Verstand kostete.

Seine freie Hand legte sich automatisch an die Schulter seines Gegenübers, krallte sich dort mit den Fingern in die viel zu perfekte Haut, um dort feine rote Striemen zu hinterlassen. Erfreulicher Weise konnte er zumindest die verräterischen Geräusche, die nun mehr in Sekundenabstand seinen Mund verließen, nachhaltig dämpfen.

Trotz dessen sah Todoroki ihm seine Gefühlsregungen wahrscheinlich an der Nasenspitze an. Verdammt.

Natürlich musste er nicht lang darauf warten bis Todoroki seine Hand in ziemlich aufreizender Weise auf und ab bewegte.

„Nicht…“, versuchte Midoriya einzuwenden, auch wenn es atemlos und mehr als kläglich klang. Und auch, wenn dies zur Folge hatte, dass er seinen Mund freigeben musste. Todoroki musste seinerseits auf eine derartige Gelegenheit gewartet haben, denn kaum hatten diese Worte seine Lippen passiert, drückte sein Gegenüber ihm die seinigen gierig auf. Es war ein fast unmögliches Unterfangen der fordernden Zunge zu widersprechen, aber dennoch nutzte Midoriya den Freiraum und biss dem Anderen, unverhältnismäßig grob, in die freie Unterlippe.

Todoroki zuckte unter seiner Verletzung leicht zusammen und zog sich sogar für einige Millimeter von seinen Lippen zurück. Midoriya beobachtete gebannt wie Todoroki sich über seine malträtierte Lippe leckte und vergaß für einen Moment, was er eigentlich geplant hatte.

Ein Blick in den verhangenen Augen seines Gegenübers hingegen, ließen ihn augenblicklich klar werden, was er wollte. Wen er wollte.

„Wenn du das machst…sind wir gleich wieder fertig.“, nuschelte er gegen das Kinn des Anderen.

„Das macht mir nichts aus.“, jetzt fuhr Todoroki doch allen Ernstes mit der Zunge über seine Lippen. Das Fassen eines logischen Gedankens war nie schwerer gewesen. Seine Verlegenheit stieg bis ins Unermessliche an.

„Das reicht mir aber nicht.“, fuhr Midoriya unbeirrt fort, hatte aber deutliche Schwierigkeiten bei dieser Aussage auch Blickkontakt zu halten. Er versuchte zu schlucken, aber auch dies war ein unmögliches Unterfangen. Nervöser, als er eigentlich sein sollte, ermunterte er sich selbst zu weiterer Entschlossenheit.

Todoroki schien einen Moment zu stocken. Seine eigentlich selbstsichere Art, die er besonders in diesen Dingen stets aufwies, schien für einen Moment wie weggeblasen. „Du willst…? Bist du dir ganz sicher?“, Todorokis Züge wirkten beinahe fassungslos im Zuge der Erkenntnis, worauf Midoriya hier eigentlich hinauswollte. Sie lagen hier inzwischen zwar halbnackt und in ziemlich aussagekräftiger Position aufeinander, aber trotzdem schien sein Gegenüber nicht zu glauben, dass seine Absichten diesbezüglich tiefer gingen.

Ein zittriges Nicken seinerseits war alles was er daraufhin erwidern wollte.

„Weißt du überhaupt, was Sex zwischen Männern bedeutet?“, wenn Midoriya es nicht besser gewusst hätte, dann hätte er an dieser Stelle behauptet Todoroki würde ihm die ganze Geschichte ausreden wollen. Oder ihn wesentlich naiver einschätzte, als er war. Allerdings wusste er ebenfalls, dass sein Gegenüber alles wollte, aber nur keinen Fehler begehen. Wieder ein Nicken seinerseits, diesmal entschlossener.

„Ich habe es gegoogelt.“

Dann folgte eine Stille, die strafend und zustimmend zugleich war.

„Oh verdammt, du bringst mich um.“, raunte Todoroki nur, irgendwo am Rande des Ertragbaren, während er die Zähne über Midoriyas Kinn fahren ließ und vermutlich dem erneuten Reflex zuzubeißen, widerstehen musste.
 

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Irgendwann hatten sie das Geschehnis verlagert. Die Entscheidung war jedoch keinesfalls auf ein Klagen von Seiten des Grünhaarigen zurückzuführen, denn diesem lag es fern sich auf irgendeine Art zu beschweren, geschweige denn überhaupt zu denken. Tatsächlich war es erneut aus Todorokis Initiative heraus geschehen. Wieder hatte er keinerlei Hemmungen besessen und Midoriya ohne Zustimmung den Weg bis zu seinem Futon, wahrscheinlich der Einfachheit halber, getragen. Trotz dieser unmännlichen Behandlungen verzichtete Midoriya auf Widerworte, wo er doch ohnehin viel zu eingenommen von den Küssen war, die Todoroki ihm währenddessen aufdrückte. Es grenzte regelrecht an ein Wunder, dass er überhaupt sein Ziel erreichte.

Nur wenige Sekunden später fand sich Midoriya bereits, vollständig begraben unter Todorokis Körper, auf dessen Matratze wieder. Anschließend durfte er Abschied von seinem letzten verbliebenen Kleidungsstück nehmen. Midoriyas Atem war um einiges schwerfälliger geworden, trotz dessen wies er den Anderen mit einer eindeutigen Geste seiner Hand dazu auf sich ebenfalls den Rest seiner Klamotten zu entledigen. Bemerkenswert wie es dem Anderen gelang ihre Küsse nicht länger als wenige Sekunden zu unterbrechen und sich trotzdem von seiner Hose samt Boxershorts zu befreien. Fuck.

Todoroki hatte sich wieder einige halbe Armlänge von ihm entfernt und betrachtete ihn mit einem Blick, der jeden Eisblock dieser Welt zum Schmelzen bringen würde. In der Zwischenzeit hatte Todoroki sich auch in ziemlich anregender Pose auf seinen Oberschenkeln platziert und ermöglichte Midoriya damit eine uneingeschränkte Sicht auf seinen Körper. Auf diesen Anblick war er wirklich nicht vorbereitet.

Zum ersten Mal seit langem wünschte sich Midoriya, dass seine Neugier nicht gesiegt hätte. Anstatt seine Augen geschlossen zu halten, unterzog er Todorokis gesamter Erscheinung einer genauen Betrachtung. Natürlich konnte er seinen Blick jetzt nicht mehr abwenden, dafür war es zu spät. Faszinierter denn je ließ er seine Augen einige unendliche Male an dem Körper seines Gegenübers hinab wandern und glaubte derweil nicht, diesem Anblick jemals überdrüssig zu werden. Zum Glück hatten sie darauf verzichtet trotz der inzwischen spärlichen Sichtverhältnisse, eine Lichtquelle zu benutzen, ansonsten wäre er vor Scharm sicherlich im Boden versunken.

Todorokis unbedeckter Körper war ebenso wie er ihn sich vorgestellt hatte – makellos. Die helle Haut, deren einziger Kontrast die roten Haare und die Brandnarbe waren. Er versuchte sich jedes noch so kleine Detail einzuprägen, um es später aus seiner bloßen Erinnerungen rekonstruieren zu können. Allem Anschein widmete Todoroki seinem Körper ungefähr dieselbe Menge an Aufmerksamkeit, aber diesen Sachverhalt blendete er guten Gewissens aus. Doch er ließ es sich nicht nehmen, seine Handinnenfläche über den flachen Bauch seines Gegenübers gleiten zu lassen, dessen Bauchmuskeln nachzufahren und einen Moment an dessen Hüfte, sowie den Hüftknochen zu verweilen. Wenn seine Sinne ihm keinen Streich spielten, konnte er aus dem Augenwinkel erkennen, wie Todoroki sich auf die Unterlippe bis, damit keinerlei verräterischer Laut seiner Kehle entwich.

Erst als sein Blick unabwendbar an der Erregung des Anderen hängen blieb, musste er wieder schlucken. Die Realität machte sich sehr drängend in seinem Bewusstsein bemerkbar. Möglicherweise war seine Idee etwas voreilig gewesen. Er hatte zwar zahlreiche Plattformen im Internet befragt, aber dennoch nicht den geringsten Schimmer wie es sich bei ihm anfühlen würde. Geschweige denn wusste er wie viel Erfahrung Todoroki diesbezüglich hatte.

„Dreh dich.“, forderte ihn Todoroki schließlich ohne Vorwarnung, mit einer Stimme, die einige Nuancen tiefer war als sonst, auf und Midoriya erhielt keinerlei Gelegenheit mehr dazu sich Gedanken über ein mögliches Reuegefühl zu machen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Wisteria
2018-03-24T17:36:12+00:00 24.03.2018 18:36
Ja...was soll man dazu noch sagen. Toll!



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