Warum nicht jetzt, warum nicht wir von Capulet (Todoroki/Midoriya) ================================================================================ Kapitel 7: Nicht das Ende ------------------------- „Man sagt am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, kann es auch nicht das Ende sein. Am Ende wird alles gut und ist es nicht gut, ist es verdammt nochmal nicht das Ende - NEIN!“ (Casper, Songtext: Ariel) Das war schlecht. Furchtbar schlecht. Es stellte sich heraus, dass Todoroki nicht nur im Begriff war seinen Mund zu küssen. Das war nur der Anfang allen Übels. Midoriya hatte sich dieser eindeutig höheren Macht längst geschlagen gegeben und seine Augen geschlossen. Die einst harmlose Position in der sie verharrt hatten, musste der Grünhaarige zwangsläufig aufgeben. Anstelle dessen war Todoroki nun in einer eindeutigen Pose über ihn gebeugt. Eines seiner Beine ruhte dabei mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit direkt zwischen seinen eigenen. Den mangelnden Abstand zu seiner Körpermitte musste er wohl gar nicht erst erwähnen. Mithilfe seiner Arme stützte sich Todoroki irgendwo direkt neben seinem Kopf ab, doch auch das war außerhalb seines Sichtbereiches. Möglicherweise wäre er im Stande gewesen gegen diesen engen Kontakt zu protestieren – wenn er denn auch nur eine einzige Sekunde Herr über seine eigene Atmung gewesen wäre. Doch er hatte gerade mal die Möglichkeit seine Lungen zwischenzeitlich mit Luft zu füllen, die er ganz klar zum Leben benötigte. Ein leises, aber verräterisches Keuchen entwich seinem Mund, als Todoroki völlig unvorhergesehen die Zähne in seine Unterlippe versenkte. Der Biss tat nicht besonders weh, brachte ihn allerdings noch weiter aus seinem mühsam aufgebauten Zustand der Selbstbeherrschung. In seiner Überraschung schlug Midoriya seine Lider auf, was sich als folgenschwerer Fehler herausstellen sollte, als er in die dunklen Augen direkt vor seinen eigenen blickte. Fuck. Das war nicht gut. Dies war einer dieser seltenen Momente, wo Fluchen ihm sehr angebracht schien. „Izuku…“, das erste Mal seit Ewigkeiten, dass Todoroki ihn bei seinem Vornamen nannte. Viel zu leise. Sein Herz machte einen Sprung. Er glaubte zwar nicht, dass es bei seinem momentanen Puls noch im Bereich des Möglichen lag, aber sein Herzschlag beschleunigte sich noch einmal. Es war nur ein einziges Wort gewesen, trotzdem schaffte Todoroki es ihn damit gänzlich in seinen Bann zu ziehen. Dieser Junge war die personifizierte Sünde. Auch wenn er sich in der Pflicht fühlte daraufhin etwas zu erwidern, hielt er es für sicherer seinen rebellischen Mund geschlossen zu halten. Und auch Todoroki tat nichts weiter als zu lächeln. Dieses draufgängerische Lächeln, was einfach alles auf der Welt bedeuten und nichts heißen musste. Midoriya brachte es dazu sich in wachsender Verzweiflung auf die ohnehin schon wund gewordene Lippe zu beißen. Allem Anschein war ausgerechnet diese Reaktion ein Startschuss. Zumindest was Todoroki betraf, denn dieser wandte sich nun erstmals von seinen geröteten Lippen ab. Schwer zu sagen, wie oft sie sich nun geküsst hatten. Ebenso unmöglich festzustellen, wie oft die Zunge des Anderen in seinem Mund… Er konnte jetzt schon die abnormale Hitze auf seinen Wangen spüren und er wusste beim besten Willen nicht wie das Ganze hier noch gut für ihn enden sollte. Bereits jetzt war da nichts mehr von seiner mühsam aufgebauten Fassade. Todoroki hatte dieses einzigartige Talent alle seine Bedenken fortzuschwemmen und nicht mehr als ein Haufen Watte in seinem Kopf zurück zulassen. Nur konnte ihm Watte leider keine verlässliche Auskunft darüber geben, wie man sich am allerbesten verhielt, wenn einem jemand mit nur einer fahrigen Bewegung das Shirt nach oben zog. Midoriya setzte zu einem Widerspruch an, nur wurde dieser bereits im Keim erstickt, als sich die Zähne des Anderen in einer eindeutig besitzergreifenden Geste in seinem Hals versenkten. „Hey…nicht…“, alarmiert schnellte seine Hand bereits zu jener Stelle, die Todoroki soeben noch malträtiert hatte. Es war eine reine Kurzschlussreaktion, die aber keineswegs etwas am Tatbestand änderte, außer vielleicht eine weitere Behandlung dieser Art zu verhindern. „Ich hab…keine Ahnung wie ich das jemanden erklären soll…“, nuschelte er sogleich erklärend und war noch im selben Augenblick erschrocken wie heißer seine eigene Stimme jetzt klang. Allein bei dem Gedanken, irgendjemand würde ihm irgendwelche Fragen dahingehend stellen, löste in ihm ein Ohnmachtsgefühl aus. Anscheinend hatte er einen Witz gemacht – denn Todorokis Reaktion war ein einfaches Lachen - irgendwo in der Nähe seiner Halsbeuge traf ihn dessen warmer Atem. „Also ist es überall sonst okay?“, es war eine eindeutig rhetorische Frage, denn der Andere gab ihm keinerlei Zeit sich eine Antwort zu überlegen. Oder gar den Inhalt dieser Frage zu erschließen. Im Gesicht des Grünhaarigen stand ein dickes fettes Fragezeichen. Doch eben jenes war wie weggefegt, als Todoroki sich einige Zentimeter weiter hinunterbeugte und sich dabei gefährlich seiner eben freigelegten Haut näherte. „Verdammt…“, jetzt hatte er doch geflucht. Todorokis Lippen auf seinem Bauch waren eindeutig über jedem Maß des Ertragbaren. Kein Wunder, dass er es als nächstes für unbedingt notwendig erachtete sein Gesicht mithilfe seiner Hände vollständig zu verbergen. Das war zu peinlich. Man konnte ihm seine Gefühlsachterbahn sicherlich an der Nasenspitze ablesen. Von seiner Unerfahrenheit in diesen Dingen mal ganz abgesehen. Todoroki störte sich an seiner Scham jedenfalls nicht besonders, sondern verteilte stattdessen weiter Küsse auf seinem Bauch sowie seinem gesamten Oberkörper. Midoriya versuchte unterdessen verzweifelt keinen verräterischen Laut aus seiner Kehle zu entlassen, was schlichtweg unmöglich war. Spätestens als sein Gegenüber seine Zähne hinzu nahm, war es vollständig um ihn geschehen. Ein angetanes Keuchen entwich seinen Lippen, ehe er sich die Hand auf den Mund pressen konnte. Todoroki musste nach seinem Empfinden mindestens hunderte von roten Flecken auf seinem Körper hinterlassen haben, ehe er sich wieder von ihm löste. Nur langsam öffnete Midoriya die Augen, von denen er nicht bemerkt hatte, dass er sie überhaupt geschlossen hatte und auch seine mittlerweile verkrampfte Hand traute er sich von seinem Mund zu lösen. Jetzt musste er nur noch wissen, was der Andere als nächstes plante… Jedoch tat Todoroki nichts anderes als ihm tief in die Augen zu sehen. Inzwischen hatte er von seiner ehemaligen Position abgelassen und sich anstelle dessen in bequemer Pose auf seinem Becken niedergelassen. Ihre Gesichter hatten nun einen Abstand, der nicht mehr erwähnenswert war. Diesen Ausdruck in den Augen des Anderen hatte er tatsächlich noch nie zuvor gesehen. Ein glasiger Schleier lag über ihnen und sie machten auf ihn den beunruhigenden Eindruck, als läge ein unausgesprochenes Verlangen in ihnen. Allerdings tat sich der Andere gut daran, dies zurückzuhalten, denn in seiner Körperhaltung war nichts Angriffslustiges. Auf den Grünhaarigen wirkte sein Gegenüber beherrscht wie immer. Nur dessen Atem war minimal beschleunigt, aber das war nichts worauf man sich in der jetzigen Situation aufhängen konnte. Das alles stand in einem krassen Kontrast zu seiner eigenen vielsagenden Reaktion. Selbst, wenn er es gewollt hätte, konnte er den Blick nicht von Todoroki abwenden, sondern starrte wie gebannt in dessen Augen. Und wartete. Es waren nur einige Zehntelsekunden, doch ihm kam es vor wie eine Ewigkeit. „Ich muss gehen.“, kam es dann völlig unvorhergesehen aus dem Mund des Anderen. Vielleicht auch eine Quäntchen zu aprubt. Midoriya blinzelte. Das war jetzt nicht unbedingt ein Satz mit dem er so gerechnet hatte. Mal davon abgesehen, dass er den Zusammenhang nicht verstand. „Wieso?“, entgegnete er deswegen ziemlich perplex und sofort keimte die Befürchtung ihn ihm auf, dass er etwas falsch gemacht haben musste. Ohnehin schon überfordert mit der Gesamtsituation legte er nun die Arme um den Nacken seines Gegenübers. „Hab ich…“, begann er sogleich mit schwächelnder Stimme, erntete damit sofort ein verneinendes Kopfschütteln seitens des Anderen. Nun war es an Todoroki das Gesicht zu verziehen. Anscheinend hatte er sich um ein Lächeln bemüht, was aber kläglich scheiterte. Anstatt ein weiteres Wort der Erklärung zu verlieren, drückte Todoroki sein eigenes Becken gegen das des Grünhaarigen und entlockte diesem sogleich ein allessagendes Stöhnen aus dessen offenem Mund. Das war also der Grund. Und der war kaum zu übersehen. Midoriya lief zeitgleich um noch eine Spur röter an. Das Bedürfnis sich mit der flachen Hand ins Gesicht zu schlagen war nie größer gewesen. Normalerweise war Todoroki ja niemand, der ein Blatt vor den Mund nahm, aber in dieser Sache war er ihm durchaus dankbar. Er entließ Todoroki wieder aus seiner Umklammerung, so dass dieser sich in Folge dessen aufrichten konnte. Der Andere stand nicht sofort auf um den Raum zu verlassen, sondern setzte sich mit dem Rücken zu ihm auf Kante seines Bettes. Er hatte dem bis eben nicht besonders viel Aufmerksamkeit zugemessen, aber konnte es sein, dass das Ganze auch nicht spurlos an dem Anderen vorbei gegangen war? Beinahe hätte er gelacht – oder wenigstens breit gegrinst, wäre sein eigenes Problem nicht unübersehbar gewesen. Nachdem eine beträchtliche Zeit an unangenehmer Stille zwischen ihnen Beiden gelegen hatte, stand Todoroki endlich auf um seinen Heimweg anzutreten. Midoriya folgte ihm auf direktem Weg in Richtung Haustür. Er hatte sowas von überhaupt keine Ahnung wie er sich jetzt verhalten sollte. „Wir sehen uns morgen.“, versuchte er ein wenig Normalität zwischen ihnen zurückzubekommen, indem er wie so oft drauf los redete. Todoroki nickte geistesabwesend, während er noch damit beschäftigt war seine Schuhe anzuziehen. Und gerade als Midoriya dachte das Gespräch wäre für heute beendet, verkrallten sich die Finger seines Gegenübers in den Stoff seines Shirts. Mit einer unvorhersehbaren Geste wurde er erneut zu dem Anderen herangezogen bis sich ihre Lippen berührten. Dieser Kuss war verhältnismäßig harmlos und von ungewohnt zärtlicher Natur. In einem Impuls legten sich die Arme des Grünhaarigen augenblicklich um den Oberkörper seines Gegenübers, um ihn näher an sich herandrücken zu können. Todoroki löste den Kuss, aber nicht die Umarmung. Sein Kopf ruhte jetzt auf Midoriyas Schulter, das Gesicht irgendwo an dessen Hals vergraben. „Nächstes Mal bleibe ich länger, viel länger.“ War das eine Drohung oder ein Versprechen? - Die Verkündung der Ergebnisse ihrer Abschlussprüfung am darauffolgenden Tag verlief im Großen und Ganzen wie erwartet. Eigentlich waren er und auch alle seine Klassenkameraden in der Lage gewesen ihren Erfolg realistisch einzuschätzen. Bis auf einige Ausnahmen hatten sie alle bestanden. Auch sein unfreiwilliger Prüfungspartner war wieder auf den Beinen und machte keineswegs mehr den Eindruck, als hätte er bis eben noch zahlreiche Knochenbrüche inklusive einer eintägigen Ohnmacht erlitten. Bakugou erfreute sich bester Gesundheit. Oder war dies zumindest das, was er jedem weiß machen wollte. Es war nur ein kurzer Tag. Kein Vergleich zu den letzten Wochen, die er mit stundenlangem Lernen verbracht hatte. Sie konnten endlich wieder so etwas wie Freizeit ihr Eigen nennen. Schwer vorzustellen, was man sonst den gesamten Nachmittag getrieben hatte. Oder mit wem. Er hatte noch keine genaue Vorstellung davon, was er jetzt anstellen sollte. Todoroki hatte ihm schon heute Morgen gesagt, dass er erst einmal seine Mutter im Krankenhaus besuchen wöllte. Da er allerdings keine genaue Aussage geben konnte für wie lange, musste Midoriya wohl oder übel auf Nachricht von ihm warten. Kein besonders guter Start in seine Ferien. Auch IIda und Uraraka hatten Pläne mit ihren Eltern. Vielleicht sollte er die Zeit nutzen, um noch einmal mit All Might zu sprechen? Ihm lagen noch mindestens eintausend Fragen auf der Zunge und in Zusammenhang mit jeder einzelnen von ihnen noch hundert weitere. „Bleib hier.“ Ein eiserner Griff an seinem Kragen hinderte ihn auf effektive Weise daran auch noch einen weiteren Schritt nach vorne zu gehen. Seine Reflexe waren an diesen Tagen wirklich hundsmiserabel. Sein Herz rutschte ihm noch in dieser Sekunde direkt in die Hose. Es wäre gelogen gewesen zu behaupten, dass er sich nicht zu Tode erschreckt hatte. Er musste keinesfalls den Kopf drehen, um zu wissen wer ihm hier diesen Befehl erteilt hatte. Der Blonde hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Raubtier, als er es sich je zu träumen gewagt hätte. Da Midoriya ohnehin keine Möglichkeit zum Ausweichen blieb – er hatte sie alle bis zum Ende durchkalkuliert – tat er also wie ihm geheißen. Wenn er doch nur nicht so verdammt klein wäre, vielleicht hätte dann eine Alternative bestanden, die nicht damit endete, dass Bakugou ihn hinter sich her schleifte. Augenscheinlich hatte er sich wieder ohne seines Wissens, in eines dieser Gespräche hineinmanövriert, die der Blonde am liebsten unter vier Augen mit ihm führte. Ganz schön viele für diese kurze Zeit. Worum ging es diesmal? Um die lausige Prüfungsleistung, die sie zusammen absolviert hatten? Ja, da gab es wirklich noch einiges zu klären. Bakugou musste ihm keine weitere Aufforderung geben ihm zu folgen. Immerhin hatte er ihn ja schon in seinem Griff, warum dann weiter Zeit und Lebensmüh verschwenden? Midoriya wurde kurzerhand seiner eigenen Fähigkeit zu Laufen enthoben und stattdessen auf äußerst umständliche Art hinter dem Blonden hergezogen. Selbst wenn er versucht hätte sich aus dieser Behandlung zu befreien, die Chancen standen maßlos schlecht. Der Grünhaarige war wie immer in Gedanken versunken gewesen, aber allem Anschein nach hatten sie sich bereits in ihrer Wohngegend befunden, als Bakugou ihn aufgehalten hatte. Jedenfalls erkannte er dies an dem Spielplatz, wo sie nun gezwungener Maßen Halt machten. Hatten sie hier nicht früher immer gespielt? Midoriya blieb nicht unbedingt viel Zeit um sich einen Überblick über die herrschenden Gegebenheiten zu machen. Bakugou beförderte ihn nämlich mit einem gezielten Wurf direkt auf eine der beiden Schaukeln, die sich direkt hinter ihnen befanden haben mussten. Nur mit Mühe gelang es ihm das Gleichgewicht zu halten und nicht auf der Stelle nach hinten hinunter zu kippen. Der Schwung, den diese grobe Behandlung erzeugt hatte, fing der Blonde einfach damit ab, dass er beide Ketten in seine Hände nahm, als er sich unmittelbar vor Midoriya positionierte. Die Intention hinter dieser Aktion wurde dem Grünhaarigen relativ schnell klar – Bakugou liebte es einfach auf ihn hinabzublicken. Nichts Neues, trotzdem fühlte er sich von Minute zu Minute unwohler. Das war kein Spielplatz, das war ein Kriegsschauplatz. Und schöner wäre es nicht mittendrin zu sein. Midoriya blickte, entgegen seines bevorzugten Vermeidungsverhaltens, hinauf zu dem Anderen. Dessen rotfunkelnden Augen hatten ihn nach wie vor fixiert, nur war sich der Grünhaarige nicht ganz sicher, was er darin lesen konnte. Der Blonde war wütend, keine Frage. Wie gewohnt brodelte dessen Inneres nur so vor sich hin. Sein Blick missbilligend auf ihn gerichtet, aber nicht irgendwo hin… Als ihn die Erkenntnis, wie ein gezielter Schlag mitten ins Gesicht, traf, war es bereits zu spät. Bakugou hatte längst eine Hand nach ihm ausgestreckt, seine Finger brauchten nur den Bruchteil einer Sekunde um ihr Ziel zu erreichen. Mit einer einzigen gezielten Bewegung gelang es ihm das Pflaster an seinem Hals zu entfernen, welches er heute Morgen noch so mühevoll dort angebracht hatte. Midoriya hatte nicht schlecht Lust dieses Mal die Rolle desjenigen einzunehmen, der in Ohnmacht fallen durfte. Leider wurde ihm dieser Wunsch nicht gewehrt. Man musste kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass dem Blonden nicht gefiel, was er da zu sehen bekam. Auch der Ton in seinen Augen wurde eine Spur dunkler. Midoriya glaubte aus dem Augenwinkel das Zittern seiner Hand zu erkennen, während er das Verbandsmittel in ein unbrauchbares Häufchen Müll verwandelte. „Woher ist das?“, wollte er geradeheraus wissen und es klang nicht als könnte ihn eine Antwort auf dieser Welt zufriedenstellen. Der Schock eine Erklärung geben zu müssen, aber auch die Überraschung darüber überhaupt zu Wort zu kommen, mussten Midoriya ins Gesicht geschrieben stehen, denn der Blonde wartete geduldig. Eben so geduldig wie man mit knirschenden Zähnen eben warten konnte. „Katze…“, entwich es ihm tonlos und er war fast überwältigt von seinem spontanen Erfindergeist. Normalerweise hätte er unter diesen Umständen nicht einmal eine Silbe hervorbringen konnte. Die Reaktion seines Gegenübers darauf war ein Lachen. Ein unheimliches Lachen, welches ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war fernab von ernstgemeint. Bakugou bleckte seine Zähne – Midoriya kam es wie eine unausgesprochene Warnung vor. „Hatte die Katze zufällig weiß-rotes Fell?“, seine Stimme war so selbstironisch, dass es dem Grünhaarigen abermals einen Schauer über den Rücken jagte. Er konnte nur mit dem Kopf schütteln. Es wäre wahrscheinlich die schlauste Entscheidung sich einfach totzustellen, Bakugou hatte sein armseliges Lügentheater sowieso längst durchschaut. Abermals streckte der Andere die Hand nach ihm aus, strich mit den Fingerkuppen über die Stelle, wo Todoroki ihn gestern gebissen hatte. Die Haut hatte sich längst in eine Farbpalette von Rot nach Blau verfärbt und war selbstredend viel zu gewaltig für einen simplen Katzenbiss. Doch was Midoriya fiel mehr beunruhigte, war die sanfte Art und Weise wie sein Gegenüber darüber strich. Irgendwas Furchtbares musste gleich passieren, so viel war klar. Vorsorglich hielt der Grünhaarige schon mal den Atem an. Doch nichts dergleichen geschah. Bakugou beendete seine Berührung, von der Midoriya nie gedacht hätte sie läge im Bereich des Möglichen, abrupt. Anstelle dessen griff er mit seiner freien Hand unter das Kinn des Grünhaarigen und zwang ihn somit den Blickkontakt zwischen ihnen aufrecht zu erhalten. Der Kopf des Anderen zwar inzwischen um einiges dichter, an dem seinigen, als zuvor. „Ich wusste nicht, dass ihr schon so weit seid.“, sein Ton war verächtlich wie immer und doch lag hinter dieser Fassade etwas, von dem Midoriya bei anderen Menschen behauptet hätte es wäre gekränkt. Trotzdem nahm sein Gesicht postwendend eine ungesunde rote Färbung an. Ihm war klar, worauf diese Aussage hinaus lief. „Nein…wir…“, versuchte er sogleich zu widersprechen, wurde aber schon allein dadurch daran gehindert, dass sich die Finger seines Gegenübers tiefer in seine Wange und seinen Kiefer bohrten. „Das ist mir egal, Deku.“, schnitt er ihm zeitgleich jegliche Ausflüchte ab. Tatsächlich wirkte Bakugou eher als wäre das komplett gegenteilige der Fall. Doch Midoriya sagte nichts, verengte nur seine Augen ebenfalls um einige Zentimeter. Er konnte absolut nicht nachvollziehen wohin das hier führte. Geschweige denn, was Bakugou damit bezwecken wollte. Wenn das irgendein Versuch darstellen sollte wieder besser miteinander klar zu kommen, dann ging er gänzlich in die Hose… „Was willst du?“, ein heißeres Flüstern, auch seine Geduld war nicht unendlich groß. „Ich würde sagen…“, seine Stimme war nicht mehr als ein Raunen und Midoriya merkte nicht mal wie nah sich ihre Gesichter mittlerweile waren. Wahrscheinlich nahm er Bakugous Gegenwart – zumindest in dieser Hinsicht – nicht als bedrohlich wahr. Sie kannten sich ein Leben lang. Sie waren sich schon viel näher gewesen als das hier. „…mehr als Todoroki.“ Und dann waren es erneut fremde Lippen, die sich völlig unvermittelt auf seine eigenen pressten. Bakugou war grob und wie sein Charakter war dieser Kuss rau und unkontrolliert. Irgendwo am Rande seines Bewusstseins registrierte er die warme Zunge die fordernd über seine eigenen Lippen strich. Doch dann schaltete sich sein Verstand wieder ein. In einem Impuls wollte er sein Gegenüber mit einem gezielten Schlag von sich befördern, nur hätte er mit dieser Kurzschlussreaktion eine schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Erdboden gemacht. Der Blonde schien dies bereits als Risiko einkalkuliert zu haben und löste sich wieder von ihm – ohne die Chance zu haben den Kuss zu vertiefen. „Jetzt kannst du wenigstens vergleichen...“, kam es fast melodisch von dem Anderen, der seinen Mund zu einem fast diabolischen Grinsen verzogen hatte. Midoriyas Augen waren ungläubig geweitet. Der Schock stand ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. Scheiße. „Scheiße.“ Er fuhr sich in einer umständlichen Geste mit dem Handrücken über die Lippen. Zeitgleich sprang er auf, auch wenn das bedeuten musste, dass sein Gegenüber vorsorglich einen Schritt zurück gemacht haben musste. Midoriya fuhr sich mit einer ungelenken Bewegung durch die wirren Haare. Bakugou genoss den Anblick der sich ihm bot, das stand außer Frage. Kein Wunder also, dass er mit seinem nächsten Satz dem Ganzen die Krone aufsetzte. „…und entscheiden.“ Eine Zehntelsekunde – länger brauchte er nicht zum überlegen. Dann verpasste er Bakugou einen gezielten Schlag mitten ins Gesicht. 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