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Warum nicht jetzt, warum nicht wir

Todoroki/Midoriya
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
(Eigentlich sogar: Nicht perfekt, aber ganz nah dran)

Aloha !

Übrigens stammen die Kapiteltitel allesamt aus der deutschen Rappmusik, vielleicht kann er einer von euch sie zu den entsprechenden Künstlern zuordnen? :D Challenge-Time <3

Hier kommt Kapitel Nr. 5, für alle die sehnsüchtig drauf gewartet haben !!!! YEAAAH!

Viel Spaß jedenfalls und bis bald ♥ Komplett anzeigen

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Ganz nah dran

„Also, was hat dieses lächerliche Knallbonbon zu dir gesagt?“

Todoroki versuchte es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen. Die Art und Weise wie er das Ganze versuchte ins Lächerliche zu ziehen, verriet viel darüber wie wichtig es ihm war, Näheres darüber zu erfahren. Seine gesamte Aufmerksamkeit war bei dieser Frage und bei der Antwort, die er von Midoriya erwartete. Dieser Junge ließ ihm keine Ruhe, nicht bis er das letzte bisschen Wahrheit aus ihm hinausgepresst hatte. Mit welchen Mitteln auch immer.

Sie trainierten zu zweit. Am selben Strand, zu einer früheren Zeit und trotz seines offensichtlichen Schlafmangels der gestrigen Nacht. Komischerweise hatte sich Todoroki mit der Aussage, dass es ihm viel besser ging, zufrieden gegeben und keinerlei Widerspruch gegen ein Training eingewendet. In Anbetracht seiner Gesprächseröffnung war es allerdings nicht mehr sehr verwunderlich. Todoroki hatte wahrscheinlich nicht vor mit ihm zu trainieren, stattdessen wollte er ihn lieber in eine Unterhaltung über Bakugou verwickeln. Ganz schön hinterhältig.

Aber der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel und auf diese Weise war es um einiges unkomplizierter an Midoriya heranzukommen ohne ständig an dessen lästigen Freunden vorbei zu müssen.

Wie auf Kommando ließ sich Midoriya in den weichen Sand unter seinen Füßen sinken. Irgendwas tief in seinem Inneren sagte ihm, dass diese Sache nicht innerhalb von fünf Minuten geklärt war. Also konnte er sich genauso gut hinsetzen. Ein tiefes Seufzen, von dem es ihm wichtig war, dass Todoroki es auch für voll nahm. Er sollte ruhig wissen, dass ihm diese Diskussionen zu wider waren.

Als ob alles zwischen ihnen beiden geklärt wäre!

Es gab mehr als hundert Dinge zwischen ihnen, über die bis jetzt keiner ein Wort verloren hatte und Todoroki interessierte sich nur für Bakugou?

„Es ist kompliziert.“, lautete deshalb seine abschließende Antwort zu diesem leidigen Thema. Merkwürdig war nur, dass sein Gegenüber schwieg, anstatt weiter nachzufragen. Tatsächlich tat er wie so oft Dinge, die nicht vorherzusehen waren. Zuerst ließ er sich nur neben den Grünhaarigen in den Sand fallen. Doch dann besaß er wirklich die Dreistigkeit, seinen Kopf auf Midoriyas Beinen zu betten. Und dann hatte er auch noch die Nerven in völliger Entspannung seine Augen zu schließen. Es folgte wie gewohnt Stille.

„Du hast nicht vor mit mir zu trainieren, oder?“

Der Anflug eines verräterischen Grinsens. Eigentlich war das bereits Antwort genug für ihn.

„Nicht wirklich.“

Midoriya stieß ein Seufzen aus. Möglicherweise lauter und schwerer als er es geplant hatte. Dieser Junge war nicht zu fassen.

„Wirst du je Klartext mit mir sprechen?“, brummte der Grünhaarige mehr, als er wirklich sprach.

„Vielleicht, wenn du anfängst mit mir Klartext zu sprechen.“ Au. Das saß. Mitten ins Schwarze getroffen. Trotz der Tatsache, dass Todoroki es so leicht daher sprach, wusste der Grünhaarige, dass es ernst gemeint war. In dieser Sache musste er ihm Recht geben. Es war nicht besonders fair das von jemanden zu verlangen.

Anstatt diese Meinungsverschiedenheit weiter auszuweiten, begann Midoriya wie von selbst die Finger durch die unterschiedlich gefärbten Haarsträhnen fahren zu lassen. Todoroki war selber schuld, wenn er hier wie auf dem Präsentierteller vor ihm lag. Doch es machte nicht den Anschein als würde ihn diese Behandlung großartig stören. Zumindest bewegte er sich keinen Zentimeter aus seiner eingenommenen Position. Wie hypnotisiert strich er dem Anderen letztendlich alle störenden Haare aus der Stirn, bis er einen ungehinderten Blick auf dessen Brandnarbe hatte. Dieses Mal ließ er sich jedoch nicht von deren Erscheinungsbild einschüchtern und setzte seine Berührungen ohne jegliche Scheu fort.

„Also…was willst du?“ Und es wirkte wirklich als würde sich Midoriya seinem Schicksal geschlagen geben und einsichtig werden. Weiterhin war sein Blick unentwegt auf das faszinierende Gesicht des Anderen gerichtet.

„Fürs Erste würde mir reichen, wenn du erzählst, was er gesagt hat.“, erwiderte Todoroki mit völlig entspannter Stimme. Ob das nun an der beruhigenden Atmosphäre des Strandes oder Midoriyas Berührungen lag, war von außerhalb schwer einzuschätzen.

„Schön. Er hat war wütend, dass ich anscheinend lieber die Nächte durchmache anstatt mir Mühe zu geben zu euch aufzuholen. Ich muss mich mehr anstrengen, wenn ich nicht so ein elender Loser bleiben will. Fertig.“, dass das bereits die stark verschönerte Version der Geschichte war, musste er ja nicht erwähnen. Kraftausdrücke konnte er getrost bei Seite lassen, denn die taten nichts für das Verständnis. Zwar hatte Midoriya fest damit gerechnet, dass die Reaktion des Anderen alles andere als positiv ausfallen würde, trotzdem war er überrascht wie sich Todoroki ruckartig unter seinen Berührungen verspannte. Als sein Gegenüber dann die Augen öffnete, konnte Midoriya nicht eindeutig sagen, welchen Gefühlsausdruck er dort vorfand.

„Ich sollte ihn umbringen.“, so trocken, so ernst, dass der Grünhaarige nicht den geringsten Zweifel hatte, dass dies eine ernstgemeinte Überlegung war. Als Todoroki sich in Folge dessen auch noch aufsetzen wollte, konnte Midoriya den Schock darüber kaum noch verbergen. Als einzig logischer Schluss hielt er den Anderen an der Schulter fest. Todoroki schien zu bemerken, dass seine Reaktion eventuell etwas übertrieben gewesen war. Er bemühte sich um ein schiefes Lächeln.

„Nur ein Scherz.“

Ein langsames Nicken seitens des Grünhaarigen. Das hatte bis eben aber nicht so gewirkt und er zweifelte auch jetzt nicht an dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage.

In einer gezielten Bewegung griff Todoroki nach der Hand des Anderen und befreite sie von seiner Schulter. Als er letztendlich wieder seinen eigenen Beinen stand, nutzte er die dargebotene Geste, um Midoriya mit sich ziehen zu können.

„Du solltest dich lieber Zuhause ausruhen.“, schlug Todoroki nun wieder in seiner gewohnt kühlen Art vor und Midoriya dachte nicht im Traum daran ihm in dieser Hinsicht zu widersprechen. Er war besorgniserregend erledigt. Das Wiedersehen mit seinem Bett würde den Höhepunkt dieses Tages darstellen – Moment. Wieso schoss ihm gerade jetzt die Erinnerung an ihren Kuss in den Kopf?

Wie von selbst schüttelte er leicht eben diesen. Woraufhin Todoroki nicht anders konnte als ihm fragend entgegen zu blicken. Immerhin konnte er seine wirren Gedanken nicht nachvollziehen. Händchenhalten taten sie im Übrigen immer noch. Allein das reichte schon aus, um ihn wieder rot anlaufen zu lassen.

„Schon okay…Ich werde mich Zuhause hinlegen.“, antwortete er schließlich deutlich verspätet und fuhr sich mit einer ungelenken Bewegung durch die grüne Mähne.

Da sie sich nun am heiligten Tag auf den Weg machen würden, entzog Midoriya seine Hand aus der leichten Umklammerung. Todoroki sagte zwar nichts, doch seine Augen verengten sich für die kürze des Augenblickes leicht und eindeutig missbilligend.
 

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Seine Glückssträhne nahm kein Ende. Zu Allem Überfluss hatte er jetzt den Denkzettel für den sorglosen Umgang mit seiner Gesundheit bekommen und der hieß: Fieber. Keine leicht erhöhte Temperatur, kein mittleres, sondern hohes Fieber. Die offensichtliche Verweigerung seines Körpers gegen weitere Überanstrengung. Eine logische Konsequenz war, dass er die Schule einige Tage nicht besuchen konnte und den gesamten Tag im Bett verbringen musste, halb schlafend, halb im Delirium. Vom Schüttelfrost sollte er selbstredend ebenfalls nicht verschont bleiben. Alles in allem ging es ihm milde ausgedrückt: hundeelend.

Inzwischen war es der zweite Tag, an dem er nichts tun konnte, als an die Zimmerdecke über seinem Kopf zu starren. Er konnte sich nicht daran zurück erinnern, wann er das letzte Mal derart krank gewesen war, aber es musste in seinen Kindertagen gewesen sein. Seine Mutter hatte sich bisher rührend um ihn gekümmert und auch seine Freunde waren bereits am ersten Tag seines Fehlens in vorbeigekommen und hatten sich nach seinem Empfinden erkundigt. Natürlich nicht ohne einen Berg an Hausaufgaben mitzubringen.

Der Einzige, der sich bis Weilen nicht nach seinem Befinden erkundigt hatte, war Todoroki. Schön, sie hatten nach wie vor nicht über ihre Beziehung zueinander gesprochen, aber irgendwie hatte er schon damit gerechnet wenigstens eine Nachricht auf sein Mobiltelefon zu bekommen. Aber Todoroki hüllte sich in Schweigen und Unnahbarkeit. Also alles beim Alten.

Noch bevor er sich weiter mit dieser Thematik beschäftigen oder gar darüber aufregen konnte, klopfte es an seiner Zimmertür. Automatisch richtete sich sein Blick auf den Ausgangspunkt des Geräusches. Die Person, die im Folgenden eintrat, veranlasste ihn prompt dazu sich die Decke weit über den Kopf zu ziehen. Eine recht kindische Reaktion, aber durchaus wirksam. Er wusste, dass er momentan keinen schönen Anblick lieferte und wollte vermeiden, dass er jemanden so im Gedächtnis blieb.

Er konnte hören wie sich im Hintergrund besagte Tür wieder schloss und bemerkte zu seinem Leidwesen, wie die Matratze unter einem weiteren Gewicht als seinem eigenem, nachgab.

„Deine Mutter hat mich reingelassen.“, gab der Besucher auch sogleich eine ruhige und sachliche Auskunft darüber, wie er es so schnell geschafft hatte sich Zutritt zu seinem Zimmer zu verschaffen.

Midoriya bemühte sich um keine Antwort, sondern nuschelte etwas Unverständliches in seine Decke. Zur Not würde er eben unter diesem Lacken einen qualvollen Hitzetod sterben. Doch der Andere nahm ihm dieses Vorhaben sogleich ab und zog mit einer kräftigen Bewegung das störende Stück Stoff zur Seite.

„Was willst du hier?“, nur ein Brummen, während er unter Aufwendung all seiner verfügbaren Kräfte den äußerst begehrten Gegenstand zurückeroberte. Wenn icht jeder Atemzug allein schon so unsagbar mühselig wäre.

„Nachsehen wie es dir geht?“, anscheinend empfand Todoroki diese Frage als überflüssig oder als dämlich, so genau konnte man das nie sagen.

Midoriya verdrehte lediglich genervt die Augen. Zum Sprechen hatte er ohnehin zu wenige Ressourcen. Entweder Todoroki wusste nicht, dass es kranken Leute unangenehm war, wenn man sie schwitzend und elendig leidend in ihrem Bett überraschte oder aber er maß auch dieser Sache nicht sonderlich viel Bedeutung zu. Zumindest hatte er keinerlei Berührungsängste – auch in einer Situation wie dieser nicht. Ohne zu Zögern legte er eine Hand auf die Stirn des Grünhaarigen, strich vorher noch die störenden Strähnen beiseite und versuchte dann scheinbar eine Einschätzung über die Temperatur zu treffen. Er verzog jedoch keinerlei Miene bei seiner Erkenntnis.

Die einzige Veränderung die Midoriya nachfolgend feststellen konnte, war dass sich eine wohltuende Kälte auf seiner Haut ausbreitete, die eindeutig von seinem Gegenüber ausging. Kein Wunder, dass er sofort die Augen schloss. Alle vorher unternommenen Maßnahmen waren ein Witz dagegen.

„Du kannst für immer hier bleiben.“, murmelte Midoriya zufrieden, irgendwo zwischen Wachheit und einem Traumzustand. Leider konnte er nicht sehen, wie sich augenblicklich ein Lächeln auf den Zügen des Anderen bildete.

Doch Todoroki setzte in seiner Aufopferungsbereitschaft noch eine Schippe drauf.

So rutschte er im darauffolgenden Moment tatsächlich näher an den Grünhaarigen heran und legte sich mit unter seine Decke. Da sein Bett lediglich für eine einzige Person ausgelegt war, gab es nicht viel Platz auf den man zurückweichen konnte, dementsprechend eng lagen sie nun aneinander. Für Midoriya reichte diese Veränderung auf, um wieder hellwach zu sein.

Mehr schlecht als recht versuchte er Todoroki mit seinen Armen ein Stück von sich zu schieben.

„Du wirst auch krank.“, warnte der Grünhaarige mit belegter Stimme, kassierte aber nur ein verneinendes Kopfschütteln seitens des Anderen. Schön, dann nicht. Allem Anschein nach war er auch über dieses menschliche Leid erhaben.

„Deine Mutter ist übrigens Einkaufen, falls dir das Sorgen bereitet.“, fügte Todoroki noch mit einem seltsamen Unterton hinzu, als hätte Midoriya diesbezüglich bedenken. „Mir egal.“, war sogleich die patzige Antwort, während er sich gegen seine ursprünglichen Einwände doch an den angenehm kühlen Körper neben sich drückte. Er hatte jetzt keine Lust auf irgendwelche sinnlosen Diskussionen. Genauso wenig wie auf Gegenwehr. Das lag alles außerhalb seiner Machtverhältnisse.

Midoriya wollte nur Schlafen.
 

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Unmöglich zu sagen, wie lange er geschlafen hatte. Vielleicht eine, vielleicht zwei Stunden. Alles was er als er seine Augen öffnen konnte war nur, dass es in der Zwischenzeit dunkel geworden war. Kein einziger Lichtstrahl stahl sich mehr durch die Spalten seiner Rollläden. Den Sonnenuntergang musste er dementsprechend auch komplett verpasst haben.

Und da gab es noch eine kleine aber feine Angelegenheit, die er nicht außer Acht lassen durfte, geschweige denn überhaupt konnte. Er war nicht allein.

Natürlich funktionierte sein Erinnerungsvermögen entgegen seiner anderen Körperfunktionen noch tadellos – nur etwas zu schleppend. So wurde ihm erst nach und nach klar, wer da neben ihm lag und in eindeutiger Pose einen Arm um seine Hüfte geschlungen hatte. Und erst dann kam das warum hinzu.

Seinen eigenen Tod vorzutäuschen war nie verführerischer gewesen.

Aber möglicherweise musste er das gar nicht – zumindest nicht jetzt sofort, denn Todoroki war ebenfalls alles andere als wach. Wenn er die Indizien richtig miteinander in Verbindung setzte, war sein Gegenüber ebenfalls in einen tiefen Schlaf verfallen. Oh Gott.

Bestimmt hatte seine todesneugierige Mutter schon mindestens einmal nachgesehen, wie es ihnen ging und es nicht für nötig empfunden sie zu wecken. Hervorragend.

Jetzt wurde ihm die feierliche Aufgabe zu Teil Todoroki aus seinem Dornrösschenschlaf zu erwecken. Es gab tausend Dinge auf der Welt, die er lieber getan hätte, denn er hatte keine Ahnung wie er das anstellen sollte. Außerdem war er eine Nuance zu sehr angetan von diesem seltenen Schauspiel, was sich ihm hier bot. Der Grünhaarige glaubte nicht, das Gesicht des Anderen je derart unschuldig gesehen zu haben. Nach wie vor makellose Züge, aber so unendlich friedlich.

Midoriya biss sich auf die Unterlippe. Eine Eigenart auf die er in letzter Zeit recht oft zurückgreifen musste. Er haderte mit sich.

Da die Vernunft aber immer siegen musste, gab er sich letztendlich einen Ruck. Sanft rüttelte er mit einer Hand am Arm des Anderen.

Sofort schlug Todoroki seine Augen auf, wirkte im ersten Moment ziemlich orientierungslos und auch eine Spur schockiert, bis auch bei ihm zwangsläufig die Erinnerungen zurückkehrten.

Midoriya konnte nicht anders als breit und überlegen zu grinsen. Allein dieser Ausdruck war alle Strapazen wert gewesen und da konnte er auch getrost ausblenden, dass Todoroki ihn nach wie vor in einer halben Umarmung hielt.

„Hast du deinen Mittagsschlaf hier geplant, oder…?“ wollte Midoriya mit einem neckenden Unterton wissen. Das Lachen in seiner Stimme konnte er nicht vergeben. Inzwischen versuchte sein Gegenüber sich in mit einer umständlichen Handbewegung irgendwie die durcheinander geratenen Haare zu ordnen. Vergebens. Also war er doch ein Mensch aus Fleisch und Blut.

„Eigentlich nicht.“, lautete die raue Antwort. „Ich hätte den Gruppenzwang nicht unterschätzen dürfen.“ Er zuckte nur gewöhnt lässig mit den Schultern, als sei es nicht der Rede wert. Trotzdem konnte man zwischen den Zeilen lesen, dass es ihm unangenehm war.

Mit deutlicher Verzögerung stellte der Grünhaarige überrascht fest, dass sich die Hand seines Gegenübers unerlaubt auf Wanderschaft begab. Jene Hand, die eben noch still an seiner Hüfte geruht hatte, schob sich nun völlig ungeniert unter das Oberteil seines Schlafanzugs.

„Hey!“, ein kläglicher, erstickter Laut, der von ihm kam. Mehr war momentan einfach nicht drin. Todoroki störte sich an seinen kümmerlichen Einwänden nicht, sondern legte seine eigene Handfläche auf die unbedeckte Brust des Anderen. Ihrer beider Körpertemperaturen lagen noch immer meilenweit voneinander entfernt, dennoch verzogen sich die Lippen des Größeren zu einem zufriedenen Lächeln.

„Ich denke, du hast kein Fieber mehr.“, schlussfolgerte er fachmännisch, bewegte seine Hand jedoch nicht von Ort und Stelle. Midoriya konnte nur langsam nicken. Aus seinem Mund kam doch sowieso nichts Sinnvolles mehr, da konnte er es auch gleich lassen. Gut, dass an Farbsehen längst nicht mehr zu denken war, denn es fühlte sich zumindest auf seinen Wangen nicht an als hätte er wieder eine normale Körpertemperatur. Er schluckte hörbar, denn hier war kein Geräusch, was seine verräterische Reaktion übertönen konnte.

Todoroki fand wie immer Gefallen daran ihn bis ans Äußerste zu treiben, als wäre es ihm eine sadistische Freude auszuprobieren wie weit er bei Midoriya gehen konnte, ehe dieser ihm einen Riegel vorschob. Anscheinend nicht weiter als bis hier hin. Midoriya ertrug diesen Körperkontakt keine Sekunde länger, griff in wie einer Art Impuls nach den Hand des Anderen und zog sie unter seinem Shirt hervor. Sicherheitshalber verschloss er die Finger seines Gegenübers mit den eigenen. Mit einer Mischung aus Scham und Bitten blickte er in das Gesicht des Übeltäters. Todoroki gab sich geschlagen, unternahm daraufhin keinen weiteren Versuch dieser Art.

„Shouto…“, sein Vorname, so leise. Midoriya hatte seine vollste Aufmerksamkeit, als er seinen Namen aussprach, nein, Todoroki hing förmlich an seinen Lippen fest. Obwohl die Lichtverhältnisse grottig waren und er sonst in diesem kleinen Zimmer nicht viel erkennen konnte.

Entweder das war jetzt furchtbar mutig oder furchtbar wahnsinnig. Eine Entscheidung darüber würde er wohl erst im Nachhinein treffen – wenn sie denn überhaupt bei ihm lag.

So sehr sich auch sein kämpferisches Löwenherz in den Vordergrund drängte, da gab es immer noch jemand und etwas vor dem er sich fürchtete. Todoroki und seine Reaktion. Ursprünglich war es nicht seine Absicht gewesen, diese mühselig aufgebaute Atmosphäre so zu zerstören, aber er brauchte Klarheit. Sicherheit für sein Seelenheil.

Jetzt mehr als jemals sonst.

„Willst du dir wirklich mit mir dein Leben ruinieren?“ Seine unverblümte Ansicht. Es gab keine passenden Worte, um das schonend zu umschreiben. Das war es, worauf es unweigerlich hinauslaufen würde.

In Todorokis Gesicht stand ein nie dagewesener Ausdruck. Entweder er hatte an dieser Stelle nicht mit solchen direkten Worten gerechnet oder er hatte bis jetzt keinen Gedanken daran verschwendet und war völlig überrumpelt.

„Wie kommst du darauf?“, die Augen sichtbar verengt, die Stimme einen Ton tiefer als sonst.

„Ich frage mich einfach, was zur Hölle du mit jemanden wir mir willst.“ Und ja das meinte er auch so. Mit so jemand schmerzlich gewöhnlichen wie ihm.

„Ich hab keine Ahnung was du damit meinst. Es gibt niemand anderes, der für mich je in Frage kam.“ Das war schön, vielleicht auch komplett richtig so, aber definitiv keine Antwort auf seine Frage.

Das war der Punkt, der Midoriya dazu veranlasste sich langsam aufzurichten und in eine halbwegs sitzende Position überzugehen. Immerhin war er es ihm möglich sich mit einer Hand abzustützen. Er schüttelte nur missbilligend mit dem Kopf, als verstünde er absolut nichts von dem was Todoroki hier sagte.

„Du weißt aber schon, dass ich bis vor kurzem nicht einmal eine Fähigkeit hatte, oder?“, versuchte er sein Gegenüber aus der Reserve zu locken, welcher es ihm inzwischen gleich getan hatte und ebenfalls auf seiner Matratze saß. Ohne seine Hand auch nur ein bisschen loszulassen.

„Na und?“ Eines musste man Todoroki lassen, es schien ihn ehrlicher Weise nicht mehr als überhaupt nicht zu interessieren. Keine dieser Sachen waren für ihn von Wichtigkeit. Wo sie doch für Midoriya bis vor kurzem noch die Welt bedeutet hatten.

„Und das All Might und ich uns nahe stehen? Ich glaube, das gefällt deinem Vater nicht sonderlich.“

Ein frustriertes Schnauben. Nicht mehr.

„Hab ich bis jetzt den Eindruck erweckt, als würde mich das auch nur im Geringsten interessieren?“ Er hob in aller Skepsis eine seiner feingeschwungenen Brauen, fast als würde er jetzt ehrlich in Erwägung ziehen auch Midoriyas Gehirn wäre in Mitleidenschaft gezogen.

„Nein...aber…“

„Findest du nicht, Rebellion steht mit ausgezeichnet gut?“ Ein leises, dunkles Lachen. Dieser anregende Laut, der ihm jedes Mal, wenn er ihn hören durfte eine gehörige Gänsehaut bescherte. Und das war seiner Meinung nach viel zu selten der Fall.

„Schon. Aber was ist mit den Anderen?“

„Welchen Anderen?“ Todoroki hatte die erstaunliche Fähigkeit es so klingen zu lassen, als wäre er sich nicht darüber im Klaren, dass es noch andere Menschen als sie Beide auf dieser Welt gab.

„Iida und Uraraka. Du weißt schon, meine Freunde.“ Nein, er war sich keinesfalls zu Schade das Ganze zu erklären. Erstens, weil es ihm außerordentlich wichtig war und zweitens um den Begriff absichtlich besonders zu betonen. Immerhin wusste er, was Todoroki von Freundschaft hielt. Umso gespannter war er auch auf dessen Erwiderung. Er dachte wirklich, dass wenn es scheiterte, dann daran.

„Was soll damit sein?“, Todoroki blieb entgegen seiner Erwartungen gelassen wie sonst auch. Wo war die Eifersucht denn jetzt plötzlich hin? Oder war er doch so ahnungslos?

„Ich will mich nicht entscheiden müssen mit wem ich lieber Zeit verbringe.“ Und genau das war es, was er unbedingt klar stellen wollte. Hoffentlich würde es der Andere nicht in den falschen Hals bekommen. Fast zögerlich blickte er seinem Gegenüber in die Augen und versuchte einen Anhaltspunkt für seine Meinung zu finden, noch ehe er seinen Mund öffnete.

Auch dieses Mal konnte er keinen verärgerten oder gar verletzten Schimmer aufflammen sehen. Im Gegenteil.

„Du willst also, dass wir miteinander klarkommen?“, fasste Todoroki die Aufgabenstellung abschließend zusammen.

„Ja.“, seine Stimme war fremd, tonlos und er hatte sich um ein Haar nicht getraut es laut auszusprechen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie immer noch ihre Finger ineinander verschränkt hatten – denn er hatte unbewusst angefangen etwas zu viel Druck auszuüben, so dass seine eigenen nun langsam aber sicher taub wurden. Ein wenig von sich selbst überfordert, entließ er Todorokis Hand aus seinem Klammergriff.

„Wenn das alles ist…“, hauchte Todoroki darauf hin nur mit einem zufriedenen Ausdruck auf den feinen Zügen und beugte sich sogleich einige Zentimeter in seiner sitzenden Position nach vorn. In einer einzigen flüssigen Bewegung legte sich seine in die Freiheit entlassene Hand in den Nacken seines Gegenübers, zog ihn damit unweigerlich ein Stück näher zu sich heran. Midoriya konnte den heißen Atem des Anderen bereits auf seinen Lippen spüren und es fiel ihm erschreckend schwer die Aufmerksamkeit auf dessen folgende Worte zu lenken.

„Werde ich mein Bestes versuchen.“

Todoroki hatte sein Versprechen direkt gegen das fremde Lippenpaar geflüstert. Nicht mehr.

In Midoriya hingegen löste dies eine Welle an unvorhergesehenen Ereignissen aus. Ein Ruck ging durch seinen gesamten Körper, als er sich in einem Impuls nach vorn lehnte und dem Anderen tatsächlich von sich aus einen Kuss stahl.

Er hatte keine Ahnung, woher dieser plötzliche Sinneswandel rührte.

Noch weniger verstand er, warum er sich in diesem Moment glücklicher denn je an Todoroki drückte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Wisteria
2018-03-24T14:23:47+00:00 24.03.2018 15:23
^^
Ach ja...so schön.
Midoriyas Zweifel, oder Gedanken sind gut zu verstehen und es ist so passend
das Todoroki nicht Emotional überreagiert.
das es der Gruppenzwang war, die Idee ist klasse.
LG


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