Der Schlüssel zu meinen Herzen von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Der Weg zurück ---------------------- Der junge blonde Mann schaute aus dem Fenster und dachte über sein Leben nach. Gut, er war gerade erst 26 Jahre, trotzdem hatte er schon viel in seinem Leben erlebt. Erst die Scheidung seiner Eltern und die damit einhergehende Trennung von seinen Bruder. Die Abenteuer die er in einer Welt erlebte, wo er gedacht hätte, dass es sie nicht gibt, die Freundschaften die er dadurch gewonnen hatte und die bis heute anhalten. Der Kontakt zu ihnen ist auch nicht abgerissen als er sich entschieden hatte sein Heimatland zu verlassen und im fernen Amerika seinen Traum zu leben. Sein Sportstudium hatte er erfolgreich hinter sich gelassen. Er wurde NBA Meister und somit ein Basketballstar, eigentlich sollte er glücklich sein, trotzdem fehlte ihm was. In der ersten Zeit hatte er sich eingeredet, dass es das Heimweh war, was er verspürte und sicher hatte er damit auch recht doch auch nachdem die Jahre vergangen waren spürte er das er nicht komplett war. Sicher er hatte in Amerika auch Freunde, eine Partnerin, ging auf Partys und lies die Sau raus. Trotzdem fehlte was. Er vermisste die Kirschblüte, das Neujahrsfest, traditionelle Teehäuser, die Landschaft, das hektische Treiben Tokios, seine Freunde und Familie. Er wollte mehr als nur Skypen, E-Mails oder Telefonanrufe und sich nur Bilder anschauen reichte schon lange nicht mehr aus. Irgendwann, als er ehrlich zu sich selber war merkte er das er sich nur etwas vormachte. Beruflich gesehen ist Amerika ein voller Erfolg. Jetzt kommt aber das große ABER: Er vermisste Japan, seine Familie, seine Freunde und eine Person, die ihm seine gesamte Kindheit und Jugend begleitet hatte und zu der er keinen Kontakt mehr hatte und das schmerzte ihn sehr. Ihm ging immer wieder das letzte Gespräch dass er mit seiner besten Freundin hatte, nicht mehr aus dem Kopf. Auslöser war ein Streit den er mit Jane hatte und sie ihm an den Kopf warf, dass er egoistisch handelte, weil er sich entschieden hatte mit ihr keine Familie zu gründen und es letztendlich in einer Trennung endete, für ihn war es aber eine Erleichterung, er fühlte sich frei. Stark genug sich einen neuen Lebensabschnitt zu stellen. Er hatte gemerkt, dass er Jane mochte und auf einer gewissen Art und Weise auch liebte, aber nicht so wie er seine Jugendliebe liebte. Kapitel 1: Das Ende vom Anfang ------------------------------ Das Ende vom Anfang Vergangenheit Takeru kam sichtlich erschöpft aus der Dusche, zog sich eine schwarze Jeans und ein blaues T-Shirt über und machte es sich auf dem Sofa bequem. Das heutige Spiel, das sie gewonnen hatten, steckte ihm noch in den Kochen. Müde streckte er seine Glieder, seufzte und schaltete seinen Laptop ein und schaute auf die Uhr. „Bullshit, wieder zu spät. Vielleicht sollte ich eine Mail schreiben` dachte sich der junge Mann. Er suchte sich eine gewisse Adresse raus, überlegte, was er schreiben sollte und wurde unterbrochen als er vertraute Schritte hörte. Schnell schloss er das E-Mailfenster wieder, ging in den Flur und begrüßte seine Freundin mit einem Kuss. Jane, eine attraktive 24-jährige Frau mit langen braunen Haaren und Augen, schlank und weder groß noch klein, sie ging ihm bis zur Schulter, stand im Flur der gemeinsamen Wohnung. Sie zog sich gerade die Schuhe aus, hängte den Schlüssel an und begrüßte ihren Freund mit einem Kuss. Ihr makelloser Köper kam durch die weißen Röhrenjeans und einer roten ärmellosen Bluse sehr gut zum Vorschein. Die Haare hatte sie bei der Hitze zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur gesteckt. Gemeinsam gingen sie in die Wohnstube und machten es sich bequem. Sie unterhielten sich ganz normal. Irgendwann kamen sie auf ein Thema was dem Blonden einen tiefen Stich in seinem Herzen verursachte. Takeru konnte und wollte sich nicht damit auseinander setzen. Wozu auch, er hatte seine Entscheidung getroffen, als er nach Amerika kam. Jedes Mal musste er dann an seine Kindheit denken, an den Abschied von seinem Bruder und Vater. Es erinnerte ihn immer an die ganzen Streitereien die seine Eltern hatten, wie leer, schuldig und unverstanden er sich gefühlt hatte. Dachte an den Abschied von seinem Bruder. Eine letzte innige Umarmung und der Vater riss die Brüder auseinander. „Ich bin immer für dich da, kleiner Bruder“ rief er noch nach und Takeru sah die Tränen in seinen Augen. TRÄNEN, diese hatte er noch nie bei Matt gesehen. Der Blonde hatte das Gefühl seine Familie verloren zu haben und in gewisser Weise auch sich selbst. Dieser Schmerz saß genauso tief wie der Abschied von Japan, seiner Mutter, Yamato und Freunden und sogar seinem Vater. Gut Takeru hatte damit gelernt umzugehen, aber das Thema erinnerte ihn auch an einen Fehler, den er begannen hatte. Der Blonde glaubte, dass dieser nicht mehr rückgängig zu machen war. Das war die eigentliche Wunde, die nicht verheilen wollte. Da half es auch nicht, dass es eine gemeinsame Entscheidung war, aber so wie es jetzt war wollte er das nie. Kurz gesagt, sie erwischte das falsche Thema zur falschen Zeit und schon flogen die Fetzen. „Schatz, kannst du dir vorstellen, dass wir irgendwann mal Kinder haben werden?“ neugierig sah Jane auf ihren Freund. Takeru sah sie entgeistert an und schüttelte den Kopf, darüber hatten sie schon so oft geredet, es nervte einfach nur noch. Er wollte das nicht mehr hören und verdrehte seine blauen Augen, dachte einen Moment nach und holte tief Luft. „Nein“ war seine kurze, harte Antwort, die er mit einem energischen Kopfschütteln unterstütze und läutete damit das Ende einer 3-jährigen Beziehung ein. Enttäuschung machte sich auf dem Gesicht der Braunhaarigen breit wütend fuhr sie ihn an „Du bist so egoistisch, immer dreht sich alles um dich und deinen blöden Sport, nie denkst du auch nur an mich. Was wäre so schlimm daran eine Familie zu gründen und Nägel mit Köpfen zu machen. WAS. Erkläre das mir.“ schrie Jane ihn an. „Hör mal, dieser blöde Sport, wie du ihn nennst“ sprach er mit wütender Stimme „ist mein Job und ermöglicht uns ein sehr gutes Leben“ Takeru sprang von dem Sofa auf und gestikulierte wild mit seinen Händen umher. „Ich habe dir immer gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann zu heiraten und Kinder zubekommen und du warst damit einverstanden. Warum fängst du damit an, warum?“ der Blonde wurde immer lauter, er stutzte als. ein Verdacht in ihm keimte. „Jetzt sag mir bitte nicht, dass du schwanger bist“ entglitten Takeru die Gesichtszüge. Jane saß auch nicht mehr und verschränkte wütend die Arme vor ihrer Brust. „Nein, bin ich nicht, aber mir fehlt etwas in unserer Beziehung, nämlich Nähe und Geborgenheit.“ gab die Braunhaarige kleinlaut zu. Jetzt wurde Takeru noch wütender, er fuhr sich durch die Haare lief auf und ab, drehte sich zu Jane um und fixierte sie mit dunkelblauen Augen. „Du glaubst ernsthaft, dass ein Kind und eine Heirat dir das geben können? Sag mal geht´s noch?“ Der Blonde holte tief Luft, sonst würde er vor Wut platzen. „So kann man doch nicht mit einem Kind umgehen. Ein Kind ist kein Lückenbüßer und eine Ehe ist etwas, dass ich nicht eingehen kann, dazu bin ich zu sehr geprägt. Ich dachte, dass ich meinen Standpunkt mehr als deutlich gemacht habe“ seine Stimme wurde immer lauter und ungehaltener. Wie immer wenn er wütend war folgten noch ein paar japanische Schimpftriaden hinterher, die aber zum Glück keiner verstand. „Doch, dass hast du. Ich habe aber gehofft, dass du deine Meinung nochmal überdenken würdest. Ich dachte, dass ich den Wunsch nach einer Ehe und Kinder unterdrücken kann, weil ich dich liebe und diese Liebe reicht aus, das ist aber wohl nicht der Fall. Jetzt glaube ich, wir haben uns so unterschiedlich entwickelt, dass das alles keinen Sinn mehr macht.“ senkte Jane ihre Stimme, als die Einsicht kam. „Ich glaube wir sollten das Beenden, bevor wir uns hassen“ sagte der Blonde geknickt und Jane nickte traurig. „Ich habe die Zeit mit dir wirklich genossen habe dich vom Herzen geliebt und war auch glücklich, aber du weißt, dass wir immer zu dritt in unserer Beziehung waren.“ sagte sie tränenüberströmt und blickte ihn in seine blauen Augen. Er stand da wie vom Donner gerührt da und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. „Wie meinst du dass, ich war dir immer treu….“ Verständnislosigkeit spiegelte sich in seinem Gesicht. „Ich dir auch“ lächelte sie matt „und du warst auch körperlich treu, du hast mich auch geliebt, das weiß ich, aber tief in deinem Herzen hatte ich nie eine Chance gegen sie.“ Jane ging auf ein bestimmtes Zimmer zu und fing an ihre Sachen zu packen. „Wie meinst du das schonwieder und von wem redest du?“ Takeru rannte ihr verständnislos in ihr Schlafzimmer hinterher und verschränkte seine Arme vor der Brust, als er sah, dass sie es ernst meinte und er hinderte sie nicht daran. „Das weißt du ganz genau, wenn du ehrlich zu dir bist wird dir dein Herz die Antwort sagen“ schniefte sie traurig. Ertappt schluckte er einen Kloß herunter. „Jane, ich habe dir nie etwas vorgemacht, dass weißt du hoffentlich“ Traurigkeit schwang in seiner Stimmer mit. „Ja und ich will ja auch nicht in Streit auseinandergehen, aber ich glaube, dass du nur in Japan glücklich sein kannst. Zufriedenheit reicht nicht aus“ sie lächelte müde. Gab Takeru ihren Schlüssel, nahm ihren Koffer und verschwand aus seinem Leben. Der junge Mann sah ihr nach, er konnte und wollte ihr nicht nachlaufen. Der Blonde spürte, dass das ein Fehler wäre und davon hatte er in seinem Leben schon genug gemacht und sie zu tiefst bereut. Er fing an über sein Leben nachzudenken, als er sich ein altes Foto ansah. Zwei kleine Kinder im Sandkasten, eine Junge und ein Mädchen. Beide grinsten und das Mädchen schüttete grade ihren Eimer voller Sand über den Jungen. Takeru lächelte traurig. `Was möchte ich von meinem Leben – Glück, Zufriedenheit, meine Freunde und Familie und deine Freundschaft. Was erwarte ich vom Leben – Beruflich gesehen ein voller Erfolg, aber persönlich fehlt mir was, ich bin irgendwie nicht komplett. Was möchte ich werden – Basketballprofi, ja das bin ich aber kann man nicht auch in Japan spielen? Habe ich das erreicht, was ich wollte? Wenn ich ehrlich bin nur zum Teil. Lebe ich meinen Traum- nur zur Hälfte. Gegenwart Die Saison war vorbei und so kam es, dass er sich einen Trainerjob suchte und sich ein One Way Ticket nach Japan kaufte. Jetzt hatte Takeru ein komisches Gefühl in der Magengegend, er hatte nur Matt, Bescheid gegeben, dass er heute wieder nach Hause kommen würde. Nach Hause, was für ein schönes Gefühl. Vielleicht würde er hier sein Glück finden. Während er in das Flugzeug ging fragte er sich warum Jane ihn das mit der Beziehung zu dritt an den Kopf geworfen hatte. Ja, sie war seine beste Freundin und wie er in Amerika feststellte auch seine erste große Liebe, aber das ist doch schon Jahre her. Er war 20 als er Japan verließ und seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen, aus irgendeinem Grund ist der Kontakt abgerissen. Jetzt gratulierten sie sich zum Geburtstag, meldeten sich zum 1. August und schickten Weihnachtsgrüße, mehr war da nicht mehr. Ihm ist es nicht so richtig aufgefallen, da er immer versucht hatte alles zu verdrängen, was mit Hikari zusammen hing. Da ein Flug von Miami nach Tokio mehr als lang ist fing der Hoffnungsträger an zu grübeln und ihm viel wieder das letzte Gespräch mit seiner damals besten Freundin ein. Vergangenheit Das letzte Gespräch Die beiden Teenager hatten es sich in seinem Zimmer gemütlich gemacht. Leise lief die Musik im Hintergrund und der Junge mit den blonden Haaren kuschelte sich an das jüngere braunhaarige Mädchen. Seid er einen Brief aus Washington bekommen hatte gab es eigentlich nur noch ein Gesprächsthema zwischen den Beiden. „Ich weiß nicht, ob ich die Chance nutzen sollte um wirklich in Amerika zu studieren. Ich kann auch hier bleiben.“ warf er wieder einmal in den Raum, seine Freude aber auch Traurigkeit war deutlich in seinem Gesicht geschrieben. „Wie oft haben wir diesen Gespräch schon geführt, gefühlte 100 mal?“ wurde Takeru von seiner besten Freundin unterbrochen. Beide saßen auf seinem Bett, er hatte seinen Arm um ihre Taille gelegt und sie hatte ihren Kopf an seiner Schulterbeuge gekuschelt. „Du irrst dich“ gab er trocken zurück „ es ist das gefühlte 101 Gespräch.“ versuchte der Blonde einen Scherz zu mache und zog sie noch enger in seine Umarmung. „Ok, dann zum 102 mal, wenn du die Chance nicht nutzt, wirst du dir das ewig vorhalten. Denkmal nach, was möchtest und erwartest du? Was möchtest du werden, was willst du und wo kannst du das erreichen? Ich kenne die Antworten, und du auch“ traurig sah sie ihm in die meeresblauen Augen und er erkannte einen Glanz in ihren rotbraunen Augen. Es zerriss ihm beinahe das Herz und er wusste nicht warum. „Es ist nur so, wenn ich gehe entscheide ich mich gegen etwas was ich auch haben möchte, ich würde etwas sehr wertvolles hier zurücklassen.“ gab Takeru von sich. „Nein, fang jetzt nicht wieder davon an, wir sind beide noch so jung, wir müssen unser Leben leben. Ich möchte nicht, dass du mich irgendwann hasst, weil ich dir deine Zukunft verbaut habe.“ meinte die Braunhaarige junge Frau und Tränen liefen ihr über die Wangen. „Ich würde dich nie hassen, dass weißt du. Du hast immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen.“ Mit Tränen in den Augen meinte Hikari „Du in meinen auch... trotzdem..." tief holte sie Luft. "Hör bitte auf, ich habe dazu keine Kraft. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben und trotzdem möchte ich dass du gehst. Ich habe Angst, das du mich sonst irgendwann aus deinem Herzen verbannst.“ sagte sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und verließ ihn. Gegenwart Wie immer wenn er dann diese Begegnung dachte, spürte er einen Stich im Herzen und der Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Das was dann folgte wollte er nicht, aber irgendwie ist es so gekommen und der Blonde wusste nicht warum. Urplötzlich war der Kontakt abgerissen. Es ging Hikari gut, das hatte sein Bruder ihm vergewissert, er spürte aber, dass da mehr hinter steckte auch seine Freunde machten um das Thema eine großen Bogen. `Was macht sie, wie geht es ihr? Wie sie alle reagieren werden, wie sie reagiert, wenn ich wieder da bin? Wie haben sie sich verändert, wie hat sie sich verändert? Ich hätte vielleicht doch mehr Kontakt zu Allen behalten sollen, aber durch die Zeitumstellung… Bullshit, hätte ich es gewollt, wäre es auch gegangen. Höre endlich mit dem Selbstmitleid auf. Neues Leben, neuer Job, alte Heimat und tolle Freunde, was will man mehr?` Diese Gedanken gingen dem Blonden durch den Kopf als er seiner Heimat immer näher kam. Im Landeanflug dachte er an den Abschied, es kam ihm vor als wäre er gestern gewesen, da sich der junge Mann an fast alles erinnern konnte auch nach sechs Jahren noch. Vergangenheit Der Abschied vom Flughafen vor sechs Jahren in Japan Der Abschied von dem gerade erst 20-jährigen Takeru, von Freunden und Familie kurz TK gerufen, oder wie ihn nur eine einzige Person in seinem Leben liebevoll nannte Keru Takaishi stand an. Seine Freunde, einige von der Basketballmannschaft, seine Mutter und sogar sein Vater waren erschienen. Alle sagten ihm, dass sie stolz auf ihn waren, dass er sich immer melden kann und dass er seine Chance nutzen sollte. Schließlich bekam nicht jeder ein Sportstipendium in Amerika. Seine Mutter, sein Bruder und sogar sein Vater sagten ihm, dass er jeder Zeit wieder nach Hause kommen konnte, egal was passiert. „Mensch TK, mache uns keine Schande und vergesse uns nicht“ schniefte Mimi und nahm den blonden jungen Mann in die Arme und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dieser konnte aber dem Gespräch mit der Brünetten nicht folgen. Er schaute sich suchend nach ihr um. Alle gaben dem jungen Japaner Ratschläge und meinten, dass die Freundschaft auch über den großen Teich anhalten würde. Alle bis auf seine beste Freundin, Hikari Yagami, bzw, Kari wie ihre Freunde und Familie sie ansprachen oder wie er sie liebevoll nannte Hika. Enttäuschung machte sich auf seinem Gesicht breit als er sie nicht sehen konnte. „Sie wird nicht mehr kommen, oder“ fragte der zweite Blonde – Yamato Matt Ishida - seinen besten Freund. Taichi, meistens nur Tai gerufen, schüttelte den Kopf. „Nein, wird sie nicht. Seit drei Tagen ist meine Schwester sowas von durch den Wind, das man kaum noch mit ihr sprechen kann. Es macht sie fertig, dass er geht. Ich weiß auch, dass Kari es wollte aber ich glaube sie bereut diese Entscheidung schon. Ich habe solche Angst, dass ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Sie ist so sensibel, ich hoffe sie schafft die Trennung.“ gab ihr Bruder von sich. „Wir werden alle für sie da sein und unser Bestes geben. Das weißt du.“ gab Matt Tai zu verstehen. Dieser nickte dankend zu. Takeru verabschiedete sich von allen bis zum Schluss nur noch sein Bruder übrig blieb. „Matt, nehme es mir nicht krumm, aber du sollest nicht der letzte sein von dem ich mich verabschieden wollte.“ Der Jüngere versuchte seine Tränen runterzuschlucken. „Ach was, das mache ich nicht. Mit Kari kann ich halt nicht mithalten.“ gab Matt trocken zurück. Traurig nickte er seinem Bruder zu und flüsterte ihm was ins Ohr. Als Takeru zu Ende erzählt hatte nickte Matt und klopfte seinem kleinen Bruder nochmals auf die Schultern und zog ihn noch einmal ganz fest in seine Arme. Tai kam noch einmal auf den jüngeren Blonden zu und meinte nur, das er Kari nicht böse oder enttäuscht sein sollte. Er schüttelte den Kopf und gab dem Bruder seiner besten Freundin zu verstehen, dass er Kari nie lange böse sein konnte oder sie ihn jemals enttäuscht hätte. Takeru drehte sich zu seinen Freunden und seiner Familie noch einmal um lachte und hob die Hand zum Gruß und ging durch die Sicherheitskontrolle in ein ganz neues Leben voller Träume und Zuversicht sowie die Hoffnung darauf das sein Licht ihn immer begleiten würde. Er wusste noch nicht, dass sich einige Träume erfüllen würden, aber auch, dass das Leben seinen eigenen Plan mit ihm hatte. Kapitel 2: Die Unendlichkeit ist unendlich, oder nicht? ------------------------------------------------------- Die Unendlichkeit ist unendlich, oder nicht? Die Braunhaarige wurde von einem nerv tötenden Geräusch geweckt. Müde drehte sie sich auf die Seite, sah ihren Wecker an, schaltete ihn aus. Traurig realisierte, das die andere Seite des Bettes leer wahr. Die junge Frau seufzte resigniert, es war also nur ein Traum gewesen. Der neue Tag hatte begonnen, sie gähnte nochmal herzhaft und schälte sich aus dem Bett. Wieso oft hatte sie das Gefühl etwas zu vermissen, doch bevor dieses Gefühl die Oberhand gewann schob sie es beiseite. Traurig sah die junge Frau auf ein Foto von ihrem Exfreund und der Tochter, dass auf ihrem Nachtschrank neben der Nachtlampe stand. Die Trennung war schon vier Monate her, trotzdem konnte und wollte sie das Foto nicht wegstellen, dafür waren der junge Mann und das Mädchen ihr viel zu wichtig. Beide hatten beschlossen weiterhin gute Freunde zu sein und das bekamen sie auch sehr gut hin. Sie kümmerten sich immer noch gemeinsam um die Kinder. Die beiden Kleinen waren ein Herz und eine Seele, Bruder und Schwester, beste Freunde, man konnte sie nicht voneinander trennen und das wollten sie auch nicht. Die Eltern der Kinder waren vor der Beziehung, die dreieinhalb Jahre dauerte, auch sehr gute Freunde gewesen und hatten viel erlebt, nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der Digiwelt. Beide waren eines der Acht auserwählten Kinder gewesen. Die junge Frau ging ins Bad duschte und machte sich Tagfertig. Ein dezentes Makeup, die schulterlangen Haare zum Fischerzopf geflochten. Ihre Kette und die Uhr durften natürlich nicht fehlen. Ein frischer Duft von Lilien durchzog den Raum als sie ihr Parfüm auftrug. Sie entschied sich für einen langen hellgrünen Rock und einer weißen Bluse und fertig. Der Tag würde wieder sehr anstrengend werden, da war sie sich sicher, schließlich kamen heute noch Neuankömmlinge und das war immer turbulent. Das machte ihr aber nichts aus, die junge Frau liebte ihren Beruf. Nachdem die Braunhaarighe einen Kakao für ihren Sohn und für sich einen Tee gekocht hatte deckte sie den Tisch. Müsli mit Joghurt und Blaubeeren für den Jungen, ein Croissant mit Marmelade für sich. Schnell holte sie die Zeitung, legte diese auf den Frühstückstisch. Die 25-jährige ging in das Kinderzimmer um ihren 5-jährigen Sohn zu wecken. Liebevoll betrachtete sie ihn wie er noch seelenruhig in seinem Bettchen schlummerte, sie ging zu ihm hin, gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange. „Guten Morgen! Zeit zum Aufstehen mein Engelchen“ sie lachte leise auf, als die die gerümpfte Nase sah und gab ihm einen Kuss. Jeden Morgen war es das gleiche Spiel, jetzt würde er gleich anfangen zu schimpfen und irgendwann würde sein Plüschtier durch die Luft fliegen. „Mama, lass mich in Ruhe, ich will noch schlafen“ murrte der Junge die Braunhaarige an. Diese schmunzelte und dachte sich `ganz der Papa, der mag das frühe Aufstehen auch nicht`. Dabei zog sich ihr Herz zusammen, ja der Kleine kam in vieler Hinsicht nach seinem Vater. Nicht nur die Augen, sondern auch von Charakter entwickelte er sich immer mehr nach ihm, sogar das sportliche Interesse hatte der Kleine von seinem Vater geerbt. „Ich weiß, dass du noch schlafen willst, aber es wird Zeit, sonst kommen wir beide zu spät und Frühstück musst du auch noch essen. Also hopp aus den Federn und ab ins Bad, sonst hole ich den kalten Lappen“ lachte die Mutter ihren Jungen an. „Grr, ist ja schon gut, hast gewonnen, aber du bist gemein“ gab sich der Braunhaarige geschlagen und schmiss sein Plüschtier nach seiner Mutter. Diese schmunzelte hob es auf und meinte nur noch das der Kleine innerhalb von 20 Minuten, gewaschen und angezogen, in der Küche zum Frühstück erscheinen sollte und ging aus dem Zimmer. „Mama ich bin fertig“ rief der Junge stolz kam in die Küche und setzte sich an den Tisch. Seine Mutter las gerade die Tageszeitung und wurde ganz blass als sie die Titelstory las: „Sensation NBA Star Takeru Takaishi wird Trainer des ortsansässigen Basketballvereins Der 26-jährige hat sich dazu entschieden seiner Wahlheimat Amerika den Rücken zukehren und möchte wieder in seinem Heimatland Fuß fassen. Auf die Frage warum er diesen Schritt wagte meinte Takaishi das er sich neuen Aufgaben stellen möchte und er seine Heimat vermisste. Die Erfolge sprechen eindeutig für ihn. Mit den Miami Heats feierte er einmal den Titel, auch ist er mit den Amerikanern Weltmeister und Vizeolympia Sieger geworden. Unser Verein kann also nur gewinnen, mit Takaishi als Trainer.“ „Was mache ich jetzt nur, wenn er wieder vor mir steht?“ murmelte die junge Frau laut vor sich her. „Mir mein Frühstück geben ist doch ganz einfach Mama“ erklang auf einmal eine piepsige Stimme neben ihr. Verwirrt starrte sie auf ihren Gesprächspartner, sogar die Stimme klang ein wenig nach seinem Vater. „Klar, wie konnte ich das auch nur vergessen“ lachte sie als sie sich wieder gefangen hatte. Gedankenversunken gab sie dem Jungen sein Essen, ihr war der Appetit richtig vergangen. Die Braunhaarige merkte einen Stich in ihrem Herzen, sie war zu verletzt von den ganzen Ereignissen. Traurig schlucke sie ihre Gefühle runter, verbannte sie ganz tief in ihren Herzen und war fertig für den Tag. Nachdem der Junge fertig gefrühstückt hatte und die junge Frau ihren Tee getrunken hatte rief sie noch schnell ihren Exfreund an und sagte ihm, dass sie jetzt losfahren und sie das Mädchen abholen wollte. „Los kleiner Mann, es geht in die Vorschule Abmarsch, vorher müssen wir aber noch Youri holen, Paps hat schon um Acht Dienstbeginn.“ Lachend gab sie ihm die Jacke und Schuhe und zog sich selber an. Nachdem die Beiden fertig waren schnappte sie sich den Schlüssel und die Taschen und sie verließen die Wohnung. Nachdem der Junge geklingelt hatte machte ein kleines Mädchen die Tür auf, sie war genauso alt wie er. Sie hatte schwarze Haare, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren und dunkelbraune große Augen und im Gegensatz zu dem Jungen eine ruhige in sich gekehrte Art. „Hallo kleiner Schatz na, hast du gut geschlafen? Wo ist denn Papa?“ liebevoll umarmte sie die Kleine. Da hörte sie schon die vertraute Stimme „Ok, ich bin in zehn Minuten da. Auf Wiedersehen“. „Hallo, ja habe ich. Da ist er“ grinste das Mädchen sie an. „Wie immer sehr beschäftigt“ schob sie noch schnell hinterher. Er schnappte sich seine Tasche eilte durch die Wohnung zum Flur. Als er die Frau und den Jungen sah umschloss sich ein aufrichtiges Lächeln seinen Mund. „Guten Morgen ihr zwei, wie geht´s euch?“ „Gut und du scheinst ja mal wieder im Stress zu sein, am frühen Morgen“ meinte sie gelassen, es kam ihr so vertraut vor. An die Kinder richtete sie „Wir müssen uns beeilen, seid ihr fertig?“ Der Junge und das Mädchen nickten eifrig, der Mann zog sich seine Schuhe an und nahm sich die Schlüssel. „Bist du dir sicher, das alles in Ordnung ist? Du siehst aus als würdest du zusammenbrechen. Hast du gefrühstückt?“ sorgenvoll sah er die junge Frau vor sich an. „Nein Paps, hat sie nicht, Mama hat nur Tee getrunken“ rief der Junge dazwischen. Ernst sah er die Braunhaarige an „Was ist los?“ erwartungsvoll sah er sie an „Ich möchte nicht, dass das wieder so endet wie vor ein paar Jahren, du weißt, dass das verdammt eng war“ er zog sich die Jacke über und sah sie mit so einem prüfenden Blick an das sie ertappt zusammen zuckte. „Es ist alles Ok, ich hatte heute Morgen nur ein paar Bauchkrämpfe, mehr nicht“ ein kläglicher Versuch von ihrem aufgebrachten Gemütszustand abzulenken. „Ok, du weißt, dass Bauchkrämpfe auch entstehen, wenn man nichts isst, oder…“ er hatte sie durchschaut und sie merkte es, also fiel ihr nur noch eine Ausrede ein um Ruhe zu haben. „Du müsstest auch wissen, dass eine Frau in einer bestimmten Zeit auch Bauchkrämpfe haben kann. Es ist alles gut und können wir jetzt los, ich will nicht zu spät kommen“ kam es bissig von ihr rüber. Der junge Mann zog den Kopf ein, die Tonlage gab ihm zu verstehen, dass sie mehr als schlecht gelaunt war. Schließlich gab er sich geschlagen. Streit am frühen Morgen und dann noch vor den Kindern – das kam überhaupt nicht in Frage. „Ich nehme deine Ausrede mal so hin, aber Sorgen darf ich mir noch machen?“ kommentierte er daher nur und sie merkte, dass ihr kein Glauben geschenkt wurde und nickte ertappt. „Ich wünsche euch einen schönen und vor allem ruhigen Tag. Falls was dazwischen kommt meldest du dich, ok?“ fragend sah er die Frau an gab den Kindern einen Kuss und umarmte sie freundschaftlich und platzierte einen klitzekleinen Kuss auf ihre Wange. „Pass gut auf dich auf und iss was. Es wird nicht immer so ausgehen wie damals“ flüsterte er ihr ins Ohr. Dann drehte sich der Mann um, als er ihr Nicken vernahm, und ging schnellen Schrittes auf sein Auto zu. Sie fuhr die Kinder in die Vorschule, die neben ihrer Arbeit lag und ging dann selber zur Arbeit. Die ganze Zeit über ging ihr eine Sache nicht aus dem Kopf, wieso hat er nichts gesagt. `Verdammt, wir waren doch Freunde, wieso ist das alles so gekommen? So wie es jetzt ist wollte ich es nie. Ich habe ihn verloren, eigentlich habe ich durch meine Feigheit alles weggeworfen` hallten die Vorwürfe in ihrem Kopf. Tränen traten in ihre Augen als sie an ein bestimmtes Ereignis dachte sie fasste sich an ihre Kette, das letzte Geschenk von ihm. Vergangenheit Sie waren in ihrem Zimmer und es war ihr 18 Geburtstag. „Alles liebe zum Geburtstag“ lachend zog er sie in eine Umarmung, darauf bedacht seinen linken Arm hinter seinen Rücken zu lassen. Gab ihr einen Kuss auf die Wange, als sie sich lösten zauberte er einen kleinen Blumenstrauß, aus weißen Lilien und orangenen Rosen, hinter seinen Rücken hervor. Ein aufrichtiges Lächeln zierte ihr Gesicht und ihre Augen funkelten wie Sterne. „Danke, du bist einfach der Beste“ gab sie fröhlich von sich. „Ok, wenn dir die Blumen reichen, kann ich ja dein Geschenk wieder mitnehmen oder du drehst dich um und schließt einfach die Augen“ gab er amüsiert von sich. Sie schmunzelte drehte ihm den Rücken zu. Der junge Mann prüfte mit einem Blick über ihre Schultern, ob sie auch wirklich die Augen geschlossen hatte und öffnete dann eine kleine Schatulle, nahm den Inhalt heraus und hoffte ihr würde es gefallen. Mit einer sanfte Bewegung schob er die Haare auf der einen Seite hinter ihr Ohr und legte ihr etwas um den schlanken Hals, ein leisen fluchen entfuhr ihm als er den Verschluss nicht schließen konnte und lies sie schmunzeln. Als er es geschafft hatte ging er um die junge Frau herum und begutachtet sein Werk. Sie saß perfekt, es war wirklich das perfekte Geschenk, er drehte sie noch ein wenig bevor sie seinen warmen Atem an ihrem Ohr spürte „Kannst die Augen aufmachen wenn du möchtest“ flüsterte er ihr zu und zauberte ihre eine Gänsehaut im Nacken. Der junge Mann hatte sie zu ihrem Spiegel an ihrem Kleiderschrank gedreht und trat zur Seite. Mit großen Augen sah sie auf die filigrane Silberkette die nun ihren Hals zierte. Ihr Blick blieb an dem Anhänger hängen. „Eine liegende Acht…“ über den Spiegel schaute sie dem jungen Mann in die Augen „…sie heißt Unendlichkeit…“ sprach sie leise. Entschlossen nickte er und erwiderte ihren Blick „Genau, Unendlichkeit. So wie unsere Freundschaft nie enden wird“ wobei er bei dem Wort Freundschaft zögerte. „So hast du mich immer bei dir, auch wenn ich nicht da bin“ grinste er frech. „Danke dir, sie ist wirklich wunderschön“ die Frau drehte sich um und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Eine Geste, die sich irgendwann eingeschlichen hatte und beide wollten diese nicht missen. Zu Weihnachten hatte sie ihm dann ein Lederarmband mit dem Unendlichkeitssymbol geschenkt. „So kannst du mich auch nicht mehr vergessen und ich bin auch immer bei dir“ kommentierte sie ihr Geschenk als sie sein überraschtes Gesicht sah. Beide lachten. Das war auch der Grund warum sie die Kette noch trug, so war er immer bei ihr. Gegenwart Die Braunhaarige fühlte sich leer, verfluchte sich selber. Sie dachte, dass sie diesen Abschnitt in ihrem Leben hinter sich gelassen und damit abgeschlossen hatte, doch sie wurde eines Besseren belehrt. Die junge Frau hat ihn gehen lassen und das war ein Fehler, den sie bereute, als sie gemeinsam diese Entscheidung getroffen hatten. Warum musste auch alles nur so kommen, wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte, würde sie anders reagieren. Ihr Leben wäre anders verlaufen, vielleicht wäre es einfacher. Sie wollte, dass er sein Traum leben konnte und hatte dabei den größten Fehler ihres Lebens gemacht und er war nicht wiedergutzumachen. Das war es endgültig, jetzt würde sie alles verlieren. Sie musste sich jetzt Allem stellen und dann musste sie mit dem Urteil leben, das er fällen würde. `Die Unendlichkeit ist und endlich. Manchmal findet sie aber auch ein Ende, nämlich wenn die Unendlichkeit zur Endlichkeit wird. Es gleitet mir alles aus den Händen, ein Fehler und alles ist weg` diese Vorwürfe gingen ihr durch den Kopf. „Kannst du heute bitte länger bleiben, Koto ist krank“ riss eine Kollegin sie aus den Gedanken. „Ich gebe dir in einer halben Stunde Bescheid, ich telefoniere mal schnell“ Die junge Frau ging in den Pausenraum und kramte ihr Handy raus, suchte eine Nummer und wählte. Kapitel 3: Das Gespräch unter Brüdern ------------------------------------- Das Gespräch unter Brüdern „Liebe Fluggäste, wir befinden uns im direkten Landeanflug auf Tokio. Heute ist der 01.05. um 8:00 Uhr morgens. Es sind sonnige 20 Grad“ die freundliche Stimme der Flugbegleitung riss den Blonden aus seinen Gedanken. Ungewollt schlug sein Herz höher und er fragte sich, was ihn alles erwarten würde. Wie seine Freunde reagieren werden, schließlich wussten sie bis jetzt nicht, dass der Blonde für immer in Japan bleiben wollte. Außer, sie haben Zeitung gelesen. Er wollte seine Freunde überraschen, obwohl im klar war, dass der Buschfunk wohl funktionieren würde. Matt ist sein Bruder, der beste Freund von Tai und er ist der Bruder von Kari. Außerdem ist Sora die Frau Matt und Mimis beste Freundin und Kari war mit beiden sehr gut befreundet. Mimi wiederum ist die Frau von Tai. Takeru konnte ja nicht wissen, das ER seit Jahren ein großes Streitthema im Freundeskreis war. Ihm war zwar klar, dass er vieles erklären müsste. Vor allem wie es zum Bruch mit Hikari kommen konnte, aber wie soll man etwas verständlich rüberbringen, was man selber nicht verstand. Seine Gedanken drehten sich mal wieder im Kreis. Er wollte Hikari eigentlich bescheid geben, aber er traute sich nicht. Fast fünf Jahre hatten sie keinen Kontakt. Er hatte zwar über die Jahre Briefe geschrieben, aber nie eine Antwort bekommen. Wie auch, sie lagen alle, bis vor kurzem noch, fertig adressiert in seiner Schreibtischschublade. Wie oft hat er vor dem Briefkasten gestanden und wollte die Briefe einwerfen, aber irgendetwas hinderte ihn daran. Der junge Mann hatte aufgehört zu zählen. Damals glaubte Takeru, das er Jane hintergehen würde, wenn er die Briefe abschicken würde. Heute weiß er, dass es nur eine Ausrede für ihn war sich nicht der Tatsache zustellen, dass der Blonde die Freundschaft von Hikari verloren hatte. Traurig sah er auf sein Lederarmband. Es waren zwei Wappen eingraviert, rechts die Hoffnung, links das Licht und dazwischen die liegende Acht, so war sie immer bei ihm. Takeru hatte es die ganzen Jahre getragen nicht einmal zu seinen Spielen hatte er es abgenommen. Jane hatte er erklärt, dass das Armband ein Abschiedsgeschenk gewesen sei und es ihm sehr wichtig ist. Als er aus dem Flieger trat fasste er neuen Mut und schöpfte neue Hoffnung. Jetzt war er hier und er hoffte, dass sie sich aussprechen könnten und vielleicht könnten sie ja wieder Freunde werden. Das hatte sich der junge Mann vorgenommen – er wollte die Freundschaft von Hikari wieder zurückgewinnen. Takeru sah zerknirscht auf seine Armbanduhr ein knapp 18 stündiger Flug und die Zeitumstellung von 13 Stunden steckten in den Knochen. Trotzdem ließ er sich seine gute Laune nicht verderben. Nachdem er sich seine Koffer geschnappt und durch die Einreisekontrolle ging. `Japan, mein geliebtes Japan, ich bin wieder zu Hause und jetzt werde ich nicht mehr von hier weggehen. ` dachte Takeru als er die Stimme seines Bruders vernahm. „Eh, Alter, da bist du ja wieder. Ich freue mich ja so, dich endlich wieder in die Arme zu nehmen“ gab der Ältere von sich, der genauso Blond ist wie er selber. „Groß bist du geworden und so erwachsen“ grinste Matt ihn an. Die Brüder umarmten sich innig und schlugen sich auf die Schultern. „Wie geht’s dir, wollen wir gleich nach Hause?“ fragte er. Matt und Sora hatten ihm Angeboten für den Übergang bei ihnen zu wohnen, da Takeru noch keine Zeit hatte sich nach einer passenden Bleibe um zu schauen. Schließlich hatte er sich praktisch über Nacht dazu entschieden nach Japan zurück zu kehren nachdem er die Jobzusage bekommen hatte. „Matt, schön dich wieder zusehen. Nach Hause? Du hast dich nicht verändert, immer noch einen auf Bruder machen“ grinste Takeru ihn an. „Wie soll es mir gehen? Ich habe mich gerade von Jane getrennt, habe meine Zelte abgebrochen und starte wieder ein neues Leben, also alles gut. Du weißt die Hoffnung ist mein treuer Begleiter. Lass uns gehen“ grinste er genauso breit wie sein Bruder. Dieser schob den Kofferwagen vor sich her. Als sie zum Auto gingen hielt Takeru kurz an, schloss die Augen und atmete tief die japanische Luft ein. Das letzte Mal hatte er japanischen Boden vor vier Jahren zur Hochzeit von seinem Bruder betreten. Der Blonde fühlte sich gleich wieder heimisch, die vertraute Landschaft, sein Bruder einfach alles ließen den jungen Mann einen inneren Frieden finden. „Ich soll dich ganz lieb von unseren Eltern grüßen. Leider müssen beide arbeiten. Hast aber auch selber schuld, warum muss dein Flieger auch so früh landen“ zog Matt den jüngeren auf und verstaute die Koffer in seinem Auto. „Matt, du weißt schon, dass ich fast einen gesamten Tag im Flieger gesessen habe und ich jetzt eigentlich ins Bett gehen würde, oder?“ fragend zog Takeru die Augenbrauen nach oben. Als der Jüngere das fette Grinsen vom Älteren sah folgte nur ein „Klar doch, mache nur scherze auf meine Kosten. Ich dachte du freust dich, mich nach vier Jahren mal wieder in echt zu sehen“ gab er gespielt beleidigt von sich. „Klar freue ich mich, du bist doch mein Bruder. Trotzdem werde ich dir meine Meinung sagen, auch wenn du sie nicht hören willst“ Beide gingen um das Auto und Matt nahm hinter dem Steuer Platz, TK machte die Beifahrertür zu. „Wie ist es eigentlich zur Trennung gekommen und ist sie der Auslöser, dass du wieder nach Hause zurück gekommen bist“ fragte Matt im Auto neugierig nach als er den Motor startete. „Ach weißt du, sie wollte heiraten und Kinder bekommen ich nicht, das war’s und ja, deswegen bin ich wieder in Japan. In Amerika, war ich eigentlich nur beruflich glücklich, aber privat sah es anders aus“ sagte der kleine Bruder ehrlich und sah nachdenklich aus dem Fenster, wie unterschiedlich doch beide Städte waren. Miami mit seinen Palmen, Orangenbäumen, unendlichen Weiten, teilweise wenig bebaut, viel sehr viel Wasser, weiße Strände. Es wirkt selten hektisch, obwohl immer Trubel war. Im Gegensatz dazu Tokio eng bebaut, wenig grün und hektisch. Trotzdem konnte man immer seine Ruhe finden wenn man es wollte. Die zahllosen Lichter, die abends Tokio in ein wunderschönes Lichtermeer tauchten und so die Dunkelheit vertrieben. Takeru liebte es. Die Stimme seines Bruders riss ihn aus den Gedanken. „Wie meinst du das, dass du nur beruflich glücklich warst?“ Matt sah seinen Bruder nachdenklich an. „Ach, ich weiß auch nicht, es fehlte irgendetwas. Außerdem hat Jane noch gemeint, dass ihr klar geworden ist, dass wir eine Dreierbeziehung geführt haben“ Traurigkeit spiegelte sich in den Augen des Hoffnungsträgers, die Trennung machte ihn mehr zu schaffen, als er sich selber eingestehen wollte. Fassungslos sah sein Bruder ihn an „Dreierbeziehung? TK, sag mir jetzt bitte nicht, dass du…“ rief Matt entsetzt. „Das wäre echt das Letzte…“ „Was…?“ verständnislos sah er seine Bruder an, bis der Groschen fiel „Nein, was denkst du von mir? Ich war ihr treu und sie auch. Jane meinte nur, dass sie gemerkt hat, dass sie gegen sie nicht ankommt“ sagte der Jüngere von Beiden leise. Gedankenverloren spielte er mit seinem Armband. So wollte Takeru wohl seine Unsicherheit vertreiben, eine Angewohnheit, die sich in Amerika eingeschlichen hatte. Der Blonde hatte dann immer das Gefühl, dass Hikari bei ihm ist und ihn unterstütze. „Oh, sie meint jetzt aber nicht Kari, oder?“ Matt hatte aus dem Augenwinkel gesehen, womit sein Bruder spielte und er erkannte es nur gut. Hikari trug seine Kette auch immer noch, sogar als sie mit ihrem Exfreund zusammen war hatte sie die Kette nicht abgenommen. Der Freundschaftsträger bekam ein flaues Gefühl im Magen. Das wird hoffentlich alles gut werden. Es war nur eine Frage der Zeit bis die Beiden sich gegenüberstehen werden. Traurig und bestürzt sah Takeru zum Fahrer „Ich glaube schon, aber wir haben nur noch flüchtigen Kontakt, wie du sicher weißt. Da ist nichts, Kari ist meine beste Freundin gewesen.“ Die Verletzlichkeit war deutlich aus der Stimme zu hören. „Du hättest den Kontakt zu ihr nicht schleifen lassen sollen, dann wäre vieles einfacher gewesen, vor allem für Kari.“ klang Matt vorwurfsvoll und musste sich auf den Verkehr konzentrieren um nicht auszurasten. So wie sein Bruder jetzt mit Kari umging ließ ihn seinen kalten Kaffee von gestern wieder hochkommen. „Ach komm mir jetzt nicht mit deiner Moralpredigt…“ warf der Jüngere ein. `Wieso geht Matt mich jetzt so an. Was ist hier los?` „Sag mal weißt du eigentlich wie es ihr ergangen ist, nachdem du weg warst? Kurz gesagt, es ging ihr beschissen, wir hatten alle echt zu tun sie aus ihrem Tief rauszuholen…Du hast ihr versprochen für sie da zu sein und was war? Nach knapp 10 Monaten hast du dich nicht mehr gemeldet. Das sind fast fünf Jahre, ich dachte Kari ist eine Freundin“ sprach Matt sich in Rage. „Mensch, Matt, dass letzte was ich von ihr gehört habe ist, dass ich gehen soll…und außerdem hat sie nicht mehr auf meine E-Mails reagiert“ verteidigte sich Takeru. „Diesen Satz hat sie bis heute bereut, sie hat dir vieles ermöglicht, aber auch vieles dadurch….“ Matt schluckte schwer und sprach dann weiter „Du weißt schon, das man auch anrufen, oder sich in irgendeinen Sozialen Netzwerk melden kann. Das hat dann auch nicht viel mit der Zeitverschiebung zu tun“ versuchte der Ältere dem Jüngeren die Lage zu erklären. Dieser hatte aber schon ab geschalten, wollte er sich doch nicht seine gute Laune verderben lassen. Obwohl er sich genau die gleichen Vorwürfe machte, die sein Bruder ihm gerade vor Augen führte. Der Schmerz in seiner Brust war kaum noch auszuhalten. Irgendwie muss man doch ein anderes Thema finden. Takeru blickte sich um und sein Interesse fiel auf ein Bild, das der Ältere an der Sonnenblende vom Beifahrersitz geheftet hatte. „Matt, sag mal wer ist der kleine Junge auf dem Bild?“ Matt sah seinen kleinen Bruder erschrocken an, als er ein Foto von sich Sora und zwei Kindern entdeckte. Der Junge hatte braune Haare und stechend blaue Augen und steckte frech seine Zunge raus. Das Mädchen mit rotblonden Haaren und blauen Augen saß vor dem Jungen, Sora und Matt hielten ihn beide im Arm. „Ähm…“ was sollte er jetzt sagen? Dass der Junge ein liebenswertes fröhliches Kind ist. Er könnte lügen, aber wieso? So entschloss Matt sich die Wahrheit zu sagen „Kouki ist ein kleiner Junge, der Sora und mir sehr ans Herz gewachsen ist. Midori versteht sich sehr gut mit ihm“ eine kurze Pause entstand. Der Ältere war mehr als erleichtert, als er sein zu Hause sah. „Im Übrigen weißt du vieles nicht. So, wir sind da.“ Sie hielten vor einem hellgrauen dreistöckigen Einfamilienhaus. Der Weg zur Tür war mit Schieferplatten gepflastert und rechts und links war Rasen auf dem Kinderspielzeug verteilt war. Auf den beiden Seiten der Eingangstür waren kleine Rosensträucher gepflanzt. Kurz gesagt, es sah richtig gemütlich aus. „Ich hätte echt gedacht… ach egal. Midori habe ich ja schon auf Fotos und beim skypen gesehen, lerne ich sie heute kennen?“ neugierig schaute Takeru seinen Bruder an. „Nein, sie ist über das Wochenende bei Mutter. Sie wollte, dass wir…“ Matt stockte als er in das Gesicht seines Bruders sah. Dieser wirkte in Gedanken versunken. „Diesen Blick kenne, ich, was ist los? Worüber denkst du nach?“ bohrte der Ältere nach. Matt stellte den Motor ab und stieg aus, da sein Bruder das Auto bereits verlassen hatte. TK streckte seine müden Glieder und unterdrückte ein Gähnen. Er war so in seine Gedanken versunken, dass er nicht mitbekam, wie Matt neben ihm trat. „Hoffnung…“ gab der Jüngere ganz leise von sich. Matt hatte ihn verstanden. „Richtig TK, du Hoffnung, ich Freundschaft. Das war so, das ist so und wird auch immer so bleiben und jetzt hilf mir deine Koffer aus dem Auto zubekommen“ Der Angesprochene zuckte zusammen „Boah, musst du mich so erschrecken?“ fuhr Takeru seinen Bruder an. „Was kann ich dafür wenn du am frühen Morgen vor dich her träumst“ lachte Matt seinen Bruder an. „TK…“ Sora kam auf die Brüder lachend zu. „Und da kommt die Liebe. Meine Liebe versteht sich“ versuchte Matt seinen Bruder auf andere Gedanken zu bringen. Er ging auf sie zu nahm sie in die Arme und gab ihr einen Kuss. „Dass du nochmal japanischen Boden betrittst damit hätte ich nicht gerechnet. Man, bist du erwachsen geworden, aber egal, irgendwie wirst du immer der kleine Bruder von Matt sein“ grinste sie und fiel ihrem Schwager um den Hals, Takeru erwiderte die Umarmung. „Ich habe auch schon die Hoffnung aufgegeben, aber wie du siehst nur fast.“ lachte er und löste sich von ihr. „Geh schon mal rein, ich muss noch schnell mit Matt reden….Matt, wir haben ein kleines Problem“ setzte die Rothaarige an, als Takeru im Haus verschwunden war. „Kouki ist da, seine Mutter muss länger arbeiten, da jemand ausgefallen ist. Ich konnte ihr ja wohl schlecht sagen, dass ich ihn nicht nehmen kann. Tai holt ihn nachher ab.“ „Oh, das wird interessant. Ich hoffe wir brauchen keinen Arzt und unser Haus bleibt stehen“ sagte der Blonde mit besorgten Blick. „Ich hoffe Mimi holt ihn ab, dann wird uns einiges erspart bleiben. Lass uns reingehen.“ warf seine Frau ein. „Dann sollten wir uns noch schnell Ohrstöpsel besorgen“ meinte Matt trocken. Sora sah ihn an und lachte. „Lieber Ohrstöpsel, als ein Arzt oder ein neues Haus. Den Stress will ich nicht nochmal mitmachen“ meinte die Frau und küsste ihn auf die Wange. „Da hast du Recht. Lass uns reingehen und schauen was das Schicksal geplant hat“ Beide atmeten tief durch und gingen gemeinsam in ihr Haus. Die besten Dinge verdanken wir dem Zufall* …und dann gibt es diese eine Begegnung, die dein ganzes Leben verändert.** Kapitel 4: Das Schicksal nimmt seinen Lauf ------------------------------------------ Das Schicksal nimmt seinen Lauf Der jüngere Blonde nickte, nahm sein Koffer und ging Richtung Haus. „Lass den Koffer erstmal in der Diele stehen. Die Wohnstube ist am Ende auf der rechten Seite, mache es dir da bequem. Wir kommen gleich nach“ rief Matt seinen Bruder hinterher. „Alles klar“ rief er über seine Schulter. Takeru stellte den Koffer so, dass keiner darüber stolpern konnte und zog sich die Jacke aus und Schuhe aus. Er griff in das Regal mit den Hauspantoffeln und nahm sich ein Paar heraus und zog sie an. Kurz schaute er sich um. Die Diele war im zarten Grün gestrichen, die Paneelen, Türen und Treppe waren in Buchenoptik. In einem Esche Ton waren die Möbel gehalten. Ein Spiegel, Bilder und eine große Bodenvase mit frischen Blumen rundeten das Gesamtbild ab. Der Blonde ging auf die letzte Tür zu und öffnete diese. Takeru blieb fast das Herz stehen als er den kleinen Jungen in der Wohnstube sah. Er schluckte schwer, dies war der kleine Junge den er auf dem Foto in Matts Auto gesehen hatte. „Hallo kleiner Mann, ich bin TK, der Bruder von Matt und wie heißt du?“ Der fünfjährige sah von seinem Buch auf und blickte den Neuankömmling neugierig mit seinen blauen Augen. Er stand schnell auf und verbeugte sich leicht vor dem Älteren. Da sich der Erwachsene auch nur mit Vornamen vorstellte tat er es ihm gleich. „Kouki, Hallo“ die blauen Augen schauten neugierig zu dem Fremden. TK`s Herz setze aus als sich ihre Blicke trafen. So ein intensiver Blick, ungewollt zuckte der Blonde kurz zusammen. „Spielst du mit mir?“ fragend und mit leuchtenden Augen sah er den Älteren an und rissen ihn so aus seinen Gedanken. „Klar, was möchtest du denn spielen oder soll ich dir aus deinem Buch vorlesen?“ Kouki schüttelte seinen Kopf. „Ich habe draußen einen Ball, komm mit“ Takeru folgte den Jungen in den Garten dieser hob einen Ball auf und warf ihn dem Blonden zu. Gekonnt fing der Ältere ihn und warf den Ball in seinen Händen hin und her schließlich fragte er „Was wollen wir spielen, werfen, Fußball…“ „Nein, bloß kein Fußball“ schnell verdrehte der braunhaarige seine Augen. „Hab ich heute schon gespielt und macht mir nicht so viel Freude. Ich will den Ball in den Korb da werfen aber klappt noch nicht gut“. Kouki zeigte auf den Kinderbasketballkorb. Der Ältere musste schmunzeln. „Ich glaube, da kann ich dir helfen.“ Takeru warf den Ball zurück. Das Herz des Blonden machte einen Satz vor Freude, als er sah wie die Augen des Kindes anfingen zu strahlen. Wie kam es, dass er zu einem fremden Kind solch eine Bindung spürte. Das ist doch verrückt, der Blonde kannte den Jungen nicht und trotzdem… Eine innere Ruhe überkam ihm als er Kouki ansah und dieser mit seinem Ball spielte. „Also pass auf, es ist ganz einfach. Das wichtigste ist die Beinarbeit…“ als er sah wie verständnislos der Kleine ihn anschaute meinte er nur „Na gut, ich zeige es dir und dann helfe ich dir ok?“ eifrig nickte Kouki und ging auf Takeru zu und gab ihn den Ball. Der Ältere nahm ihn ließ den Ball fünfmal von der Handfläche auf den Boden prallen, ging in die Knie streckte sich in einer flüssigen Bewegung und warf den Ball in den Korb. „So einfach ist das, hast du das gesehen?“ fragte der Basketballer den Kleinen und musste lächeln, als er das fröhliche quicken vernahm. „Jetzt bist du dran, komm her ich werde dir helfen. Wenn ich `JETZT` sage lässt du den Ball los und wir schauen was passiert.“ Kouki nickte. Takeru stellte sich hinter den Jungen und drückte ihn leicht in die Knie, achtete auf die Haltung des Oberköpers, führte die Schulter und den Arm fixierte den Korb und sagte „Jetzt“. Der Ball flog im hohen Bogen zum Korb. „Treffer versenkt“ gab der Ältere trocken von sich und streckte seine Hand den Jungen entgegen. „Gib fünf Kleiner das hast du super gemacht.“ Der Braunhaarige schlug ein und grinste über das ganze Gesicht. „Ich versuch es alleine“ gab er von sich und der Blonde nickte. „Wie ging das nochmal TK?“ fragte Kouki nach und versuchte das umzusetzen was der Ältere ihm sagte. „So richtig?“ „Versuche noch ein bisschen in die Hocke zugehen, ja so ist gut. Schulter locker lassen und dann den Korb ansehen, am Besten in eine obere Ecke vom Viereck und los.“ Kouki versuchte die Anweisungen umzusetzen, warf den Ball... Zur selben Zeit im Haus Sora und Matt staunten nicht schlecht, als sie in die Wohnstube traten und Kouki und Takeru im Garten spielen sahen. Der kleine quirlige Junge hatte einen kleinen Ball in der Hand und versuchte ihn in den Kinderbasketballkorb zu werfen, während Takeru daneben stand und ihm half. Schließlich ging der Ältere auf den Kleinen zu und nahm ihn in die Arme, als dieser traurig war, da der Ball nur das Netz traf. Der Ältere sagte etwas und das Kind nickte und versuchte es wieder. Der Blonde stellte sich neben den Jungen und zeigte seine gewohnte Wurftechnik, dabei wurde er ganz genau beobachtet. Takeru wechselte seine Position und stand wieder hinter Kouki. Er drückte ihn sanft in die Hocke führte seine Hand und Schulter trocken. Der Basketballer gab dem Kleinen den Ball, Kouki warf und traf. Beide klatschten sich ab. Schließlich nahm Takeru den Ball und dribbelte los, immer darauf bedacht, wo sein Spielpartner sich aufhielt. Matt und Sora hörten ein fröhliches Kinderlachen, als Kouki es geschafft hatte Takeru den Ball `abzuluchsen`. Dieser sah ihn lachend an und lief hinterher. „Und er will keine Kinder haben, klar doch, dass kann er sonst wem erzählen, aber nicht mir“ schnaubte Matt. Er ging in die Küche um nach dem Essen sehen zu können. „Es ist so schade…..“ setzte Sora und wurde von Matt unterbrochen „Sora, lass es. Das ist nicht unsere Aufgabe und es ist erstrecht nicht unsere Baustelle. Wir haben ein Versprechen gegeben und das werden wir auch halten. Was danach kommt werden wir sehen“ ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. Schließlich hatte er das Vertrauen in einem Menschen gestärkt, während er es bei einem anderen missbraucht hatte. Sora war dazu übergegangen den Tisch zudecken. „Matt, ich meine ja auch nur die Zeit die vergangen ist. Es wäre alles einfacher gewesen…“ „Schon, aber hätten wir auch dann die Bindung zu ihm die wir jetzt haben? Kari wäre vermutlich nie eine so tollte Mutter für Youri geworden. Wären Tai und Mimi immer noch verheiratet, wenn es anders gekommen wäre? Die Beiden sind durch die Hölle gegangen und der Kleine hat sie da rausgeholt. Es gibt immer einen Grund warum es so kommt wie es kommt. Wir müssen nur den Sinn sehen“ gab ihr Ehemann von sich. „Wenn du so anfängst. Wo war dann der Grund dafür, dass es Kari so schlecht ging? Du dich mit deinem Vater überworfen hattest? Wir einen wichtigen Menschen in unserem Leben hintergehen?“ traurig sah sie dem Blonden ins Gesicht und fuhr fort „Wieso können Tai und Mimi keine Kinder bekommen, obwohl sie es sich so sehr wünschen? Wie soll das alles einen Sinn haben?“ Sora wirkte mehr als verzweifelt. Der Mann füllte das Essen in Schüsseln und stellte sie auf den Esstisch ab und holte dann die Getränke aus dem Kühlschrank. Matt sah ihr liebevoll in die Augen. „Ich weiß es nicht“ gab er ehrlich von sich. „Meine Vermutung ist ja, dass unsere Freundschaften auf eine Probe gestellt und sie dadurch gestärkt wird. Es wird zwar ein Unwetter kommen aber danach werden wir alle noch enger zusammenrücken und -halten. Davon bin ich überzeugt“und er meinte es auch so. „So kann auch nur die Freundschaft reden. Deinen Optimismus möchte ich haben. Ich mag aber keinen Streit unter Freunden und schon gar nicht in der Familie“ resigniert sah sie in die blauen Augen von Matt. Dieser kam auf sie zu nahm sie in die Arme „Genau deswegen bist du die Liebe. Aber wir werden es alle schaffen“ hauchte er Sora ins Ohr und gab ihr einen Kuss. „Ich liebe dich. Sagst du den Beiden beschied, dass das Essen fertig ist? Das wird heute sowieso das Letzte sein, was wir von Takeru und Kouki sehen werden. So wie ich sie kenne werden die Beiden danach wieder im Garten verschwinden“ grinste Matt seine Frau an. Sora nickte und holte die Beiden zum Essen. „TK, wir bringen nach dem Essen deine Koffer ins Gästezimmer, da kannst du dich dann frisch machen und ausruhen“ begrüßte Matt seinen Bruder am Esstisch. „Kouki, du wirst dich nach dem Essen einen Moment ausruhen. Ich will mir nicht wieder von deiner Mutter anhören, dass du ungenießbar bist weil du übermüdet bist“ richtete sich Sora an den Jungen. „Tante Sora ich bin nicht müde, also muss ich auch nicht schlafen“ argumentierte der Junge und verdrehte leicht seine Augen. „Außerdem möchte ich gerne weiter mit TK im Garten spielen“ bittend sah Kouki seinen Onkel an. „Du weißt Mama kann auch richtig schimpfen wenn sie will, nicht nur mit dir, sondern auch mit Tante Sora und mir. Darauf können wir doch alle verzichten oder?“ auffordernd blickte er den Jungen an. „Mama ist aber nicht da“ rief Kouki zog schmollen seine Unterlippe nach vorne und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Mühsam unterdrückte er ein herzhaftes Gähnen. „Kouki, was hältst du davon…“mischte sich Takeru ein. „Du legst dich nachdem Mittagessen hin und heute Nachmittag spielen wir wieder Basketball. Ich möchte nicht, dass du Ärger mit deiner Mutter bekommst. Genauso wenig sollen Matt und Sora Probleme bekommen. Einverstanden?“ fragte der jüngere Blonde den Kleinsten in der Runde. „Versprochen?“ „Versprochen!“ „Ok, bis später“ Der Junge stand auf und ging die Treppe nach oben und die Erwachsenen hörten eine Tür die ins Schloss fiel. Verwundert sahen sich die Älteren an, so leicht war Kouki nie ins Bett zubekommen, dann warfen sie sich einen Blick zu und lächelten Beide zufrieden. Nachdem der Tisch abgeräumt und das Geschirr im Spüler verstaut war gingen auch die Brüder hoch. „Das wird die nächste Zeit dein Reich sein, hier ist der Haustürschlüssel.“ Matt stellte den Koffer neben einem Sideboard ab. Auch hier wurde alles in hellen Tönen und Möbeln gehalten. Nur die Wand an dem der Fernseher hing war in einem kräftigen Bordeaux gestrichen, in den Plissees fand sich der Ton der Wandfarbe wieder. Ein Bild von Arc de Triomphe hing an der Wand über der Sitzgarnitur davor ein rechteckiger Tisch. Das Bett stand dem Fenster gegenüber. Pflanzen rundeten das Gesamtbild ab. „Hier sind die Handtücher, das Bad ist zwischen deinem Zimmer und dem anderen. Versuche ein wenig zu schlafen. “ „Danke dir“ Takeru stellte den zweiten Koffer neben den anderen und nahm den Schlüssel. „Kannst du mich bitte spätestens um drei wecken. Ich möchte nicht die ganze Nacht wach liegen“ „Mache ich, bis später“ der Ältere klopfte dem Jüngern auf die Schulter und schloss die Tür hinter sich. Draußen atmete er tief durch und vergewisserte sich das hinter der anderen Tür alles in Ordnung war. Takeru kam in einem weißen Shirt mit roter Schrift und weißer Hose mit rotem Streifen die Treppe herunter. In den Händen hatte er ein Paar Turnschuhe. Auf dem Trikot war ein Ring durch den ein Basketball flog und einen Feuerschweif mit sich zog. Kouki schaute ihn mit großen Augen an mit dieser komischen Schrift konnte er überhaupt nichts anfangen. „Was ist Kleiner?“ Takeru hatte den musternden Blick des Kindes mitbekommen. „Was steht auf deinem Shirt TK?“ fragend sah er den Älteren an. „Vorne steht Miami Heat auf dem Rücken steht Takaishi und die 36“ informierte er den Jungen. „Das ist bequemer, wenn wir draußen Basketball spielen als meine Jeans. Wollen wir loslegen?“ fragend sah er Kouki an und ging Richtung Terrassentür. „Klar, wer zu erst draußen ist hat Einwurf“ rief der Junge und war schon verschwunden. „Warte auf mich“ rief Takeru hinterher und dann war auch er im Garten. „Ich glaube jetzt wird Kouki Basketball von der Pike auf lernen und dann werden wir Fußballer echt alt aussehen, wenn wir wieder mit ihm spielen“ brachte Sora lachend hervor. „Da wirst du wohl Recht haben zum Leidwesen von Tai“ grinste Matte sie an. Die gute Laune der Beiden verschwand als sie die Klingel hörten. „Tai hat auch immer ein Gespür dafür wenn andere von ihm sprechen“ sprach die Frau mit einem Blick auf die Uhr. „It´s showtime“ Matt ging mit gemischten Gefühlen auf die Haustür zu. „Mimi, Gott sei Dank bist du das Tai kann ich heute echt nicht gebrauchen“ Erleichterung machte sich in Matt breit ur umarmte seine Freundin die ihn verständnislos anschaute und sich die Schuhe auszog. „Was ist los, ist was mit Kouki? Ich weiß nicht, wie ich das Tai beibringen soll“ fragte Mimi entsetzt. „Ja und nein, ich zeige es dir. Bekomme aber keinen Schreck“ Matt führte sie in die Wohnstube zur Terrassentür und zeigte in den Garten. „Oh… mein… Gott.“ rief sie laut aus und musste sich erst einmal setzen. „Ist das etwa TK?“ fragte die Brünette erschrocken. Das war nicht gut, gar nicht gut. „Japp“ war die kurze Antwort von Sora. „Ach du Schreck“ Entfuhr es der Trägerin der Aufrichtigkeit und sprang vom Sessel auf. „Ich sagte dir doch, dass du keine Schreck bekommen sollst“ gab Matt leicht amüsiert von sich. Mimi über ging ihn und fragte stattdessen „Wie soll es den jetzt weitergehen? Er macht sicherlich nur Urlaub ist in ein paar Tagen wieder in Amerika, richtig?“ zog die jüngere der Frauen ihre Schlüsse. „Hast du keine Zeitung gelesen?“ fragte Sora vorsichtig, dabei kannte sie die Antwort. „Du weißt ganz genau. Tai steht zu sehr im Fokus und das die Schreiberlinge immer alles besser wissen geht mir auf den Sender. Nichts gegen deine Mutter Matt. Von unehelichen Kindern, Veruntreuung über seine Ehe steht vor dem Aus ist alles dabei. Glaubt mir unsere Ehe ist sicher nicht vor dem Aus – dafür haben wir zu sehr gekämpft. Deshalb lese ich keine Zeitung, es schont meine Nerven“ theatralisch rollte Mimi mit ihren braunen Augen. „Nein….“ Unsicher sah sie ihre Freundin an „…er bleibt für immer….“ sagte Sora. "Das wird interessant" ab die Aufrichtigkeitsträgerin von sich. Plötzlich stürmte der kleine Junge rein umarmte die immer noch verdatterte Frau. „Tante Mimi, kommst du mich abholen? Muss Mama noch arbeiten? Ich habe mit TK draußen gespielt. Er hat mir gezeigt, wie man Basketball spielt" erzählte Kouki und seine Augen strahlten wie Sterne. „Klar, was auch sonst und ja, Mama arbeitet noch“ lachte sie und starrte Takeru an, der das Zimmer betreten hatte. Ihre braunen Augen trafen auf seine Blauen, bei ihren Blick zuckte er unwillkürlich zusammen. Dann schenkte er ihr sein typisches Lächeln und begrüßte sie. „Hey Mimi, ich freue mich dich wieder zu sehen. Wie geht’s dir?“ „Schön, dass du wieder da bist, gut und wie geht es dir?“ Mimi klang zwar freundlich hatte aber einen gewissen Unterton, den Takeru und auch Matt und Sora nicht entgangen war. „Kouki geh dich schon mal anziehen, wir müssen auch gleich los“ richtete Mimi sich an den kleinen Jungen, der sofort in sein Zimmer flitzte. Sie ging auf Takeru zu und nahm ihn in die Arme. „Gut, danke der Nachfrage“ er löste sanft die Umarmung. „Warum funkelst du mich eigentlich so böse an Mimi, habe ich dir etwas getan?“ fragte der jüngere Blonde die Brünette. Diesen Blick kannte er noch sehr gut, irgendetwas passte ihr nicht. „Nach vier Jahren ist das Alles?“ kopfschüttelnd sah sie Takeru an. „Mir hast du nichts getan, aber dass müsst ihr Beide schon selber klären, ich halte mich da raus“ fauchte sie zurück. Ok, seine Vermutung war richtig. „Ähm, ich weiß nicht wovon du sprichst, aber es liegt nicht an meinem japanisch, das ist nämlich nicht eingerostet und auf Englisch würde ich es auch nicht verstehen und französisch verstehst du nicht“ erwiderte er nichts wissend und zählte neben bei seine Fremdsprachenkenntnisse auf. „Ohh…“ ihre Stimme wurde wütender „du bist immer noch der Gleiche TK, aber weißt du….“ sie hielt inne als sie eine Stimme hörte. „Mimi bitte, das ist etwas das die ….“ Warf der Ältere ein. „Schon gut Matt, ich habe gesagt, dass ich mich da raushalte. Ich hoffe nur, dass das bald geklärt ist, dass es keine Toten gibt und nicht wieder Weltuntergangsstimmung herrscht, wenn die Bombe geplatzt ist. So ich muss los. Viel Spaß noch und TK, auch wenn es nicht den ersten Anschein hat, ich freue mich, dass du wieder da bist.“ Sie lächelte den Hoffnungsträger an und nahm ihn nochmal in die Arme. „Ich freue mich wirklich, dass du wieder da bist“ Mimi gab ihm noch einen kleinen Kuss auf die Wange. „Tschüss Onkel Matt und Tante Sora“ kam der 5-jährige auf die Beiden zugelaufen und umarmte die Beiden herzlich, Sora gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn. Kouki drehte sich zu Takeru verbeugte sich höflich vor ihm und bedankte sich das er mit ihm gespielt hatte, dann lief er fröhlich Mimi hinterher. „Ich freue mich so auf Mama, ist sie schon zu Hause?“ hörten die Drei Kouki noch. Kapitel 5: Die Gute Seele von Tai --------------------------------- Die gute Seele von Tai Auf der Fahrt nach Haus machte Mimi sich Gedanken, wie sie ihrem Mann und Hikari beibringen sollte, das Takeru wieder da war und das er für immer blieb. Ihre Überlegungen schlugen Purzelbäume und sie kam zu den Schluss, es einfach auf sich zukommen zulassen. „Tante Mimi woher kennst du TK?“ holte Kouki sie aus ihren Gedanken. Da der Kleine alles und jeden immer aufmerksam beobachtete wunderte sie das nicht, dass er diesen Rückschluss führte. Schließlich hat er gesehen, wie die Zwei sich umarmt hatten. „Kouki, er ist der Bruder von Onkel Matt. Du weißt, dass Onkel Tai und er die besten Freunde sind und wir uns alle schon ewig kennen. Ich habe ihn kennengelernt als er acht war. Er gehört zur ersten Generation“ offenbarte Mimi ihrem Neffen. Sie konnte sehen wie es im Hirn des Kindes anfing zu arbeiten. Seine Stirn zog sich leicht in Falten und er kniff die Augen unmerklich zusammen. Mit seinem Finger tippte er gedankenverloren auf die Wange. Koukis Augen weiteten sich als er zu einem Ergebnis kam. „TK ist die Hoffnung?“ erstaunt blickte der Junge seine Tante an. Er hatte schon viele Geschichten gehört. Er kannte die erste und zweite Generation, bis auf einen. Sicher, Kouki hatte Bilder von ihnen gesehen, aber da waren alle Kinder gewesen. „Das kann man so sagen“ gab die Brünette wehmütig von sich. Sie parkte den Wagen auf der Einfahrt eines mit hellen Klinkersteinen gebauten, zweistöckigen Einfamilienhauses. Mimi hatte im Vorgarten ihren grünen Daumen spielen lassen. Der Zwergbambus, und die Nelkenkirschen zierten das Grundstück und schützen vor neugierigen Blicken. „So, kleiner Mann, wir sind da. Lauf schon mal ins Haus und wasche dir die Hände. Onkel Tai müsste auch schon da sein, er soll Abendbrot fertig machen. Sagst du ihm das bitte?“ wies die Brünette den Jungen an. „Mache ich Tante Mimi.“ Fröhlich hüpfte der Junge auf das Haus zu und klingelte. Derweil holte sie ihre und Koukis Sachen aus dem Auto und ging hinein. Drinnen hörte sie nur wie Tai ungläubig fragte „Wie, du hast mit TK gespielt, er lebt doch in Amerika!“ Der kleine Junge nickte mit dem Kopf setzte sich an den Tisch und fing an zu essen. „Warte bis Tante Mimi und ich so weit sind, dann können wir alle zusammen essen Kleiner“ grinsend sah er Kouki an, er erinnerte Tai stark an sich selbst. „Mache ich, aber ich habe schon großen Hunger. Ich habe fast den ganzen Nachmittag im Garten gespielt“ Kouki verdrehte die Augen und rieb sich über den Bauch um die Dringlichkeit seines Hungers zu untermalen. „Du bist so ungeduldig wenn du Hunger hast“ beschwerte sich Tai. Mimi betrat gerade die Küche und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Von wen er das wohl hat. Wie der Onkel so der Neffe“ grinste Mimi ihren Mann an. „Sport macht nun mal Hungrig, das weißt du“ grinste der Fußballer. „Hungrig ja, aber du tust immer so als ob du dein ganzes Leben noch nie was Essbares gesehen hast“ konterte Mimi und sah ihn herausfordert an. „Essbar ist so eine Sache gewesen, das weißt du. Das mit dem Hunger hat sich halt bis heute gehalten. Sieh es mal so, du bist die beste Köchin der Welt“ seine Augen funkelten sie verliebt an. Sie erwiderte seinen Blick und zerstörte den Moment mit ihrem nächsten Satz. „Kouki hat Recht, ich habe mit TK gesprochen.“ gab seine Frau von sich und erntete einen fassungslosen Blick ihres Mannes. „Du hast wohl auch keine Zeitung gelesen“ erwiderte sie leise. Dieser Blick bedeutete nichts Gutes. Mimi bereitete sich schon auf einen Wutausbruch vor, als sie sah wie Tai mehrmals tief Luft holte zum Sprechen ansetzte und den Mund wieder schloss. Der Braunhaarige rief sich selber zur Ordnung, es war weder Mimi noch Kouki Schuld an der Situation. Trotzdem hatte Tai den ersten Sündenbock gefunden. „Ich habe einen Assistenten der das macht“ gab er tonlos von sich, sichtlich bemüht nicht doch noch die Fassung zu verlieren. Immerhin war Kouki noch anwesend, auch wenn er keine Geduld mehr hatte und sich alleine über das Abendbrot hermachte, der Hunger war einfach zu groß. „Sag mir bitte, dass er bald wieder in Miami ist“ die Hoffnung war in seiner Stimme zuhören. Mimi schüttelte den Kopf. „Nein, Takeru bleibt für immer. Er trainiert den Basketballverein ab nächsten Monat.“ informierte seine Frau ihn. „Hima macht seine Arbeit wie ein Neandertaler, der seine Keule verloren hat“ seine Augen blitzen ungehalten auf „Sonst hat er mir jeden Artikel in dem Takeru erwähnt wurde unter die Nase gehalten .Vor allem als es um die amerikanische Staatsbürgerschaft ging nur den nicht in dem erwähnt wird das er zurückkommt“ wütend warf Tai seine Hände in die Luft ging eine Schritte auf und ab. „Da arbeitet man im Auswärtigen Amt und bekommt nichts mit. Ich arbeite mit einem Deppen zusammen der sich morgen auf was gefasst machen.“ der sarkastische Unterton und seine Wut waren nicht zu überhören. „Ich frage mich, ob ich ihn teeren, Federn oder vierteln soll. Vielleicht doch die Streckbank…“ Tai wurde von seiner Frau unterbrochen. „Hima oder Takeru?“ fragte sie vorsichtig nach. Verwundert sah der Brauhaarige die Brünette an und merkte das er laut gedacht hatte. „Am besten Beide. Der eine geht und meldet sich nicht mehr. Der andere kann seinen Job nicht richtig machen, da er über Nacht das Lesen verlernt hat. Es ist aber wohl er Takeru“ sagte Tai ehrlich. Die Brünette ging auf ihn zu „Sei nicht so streng zu ihm.“ Mimi legte ihm zärtlich die Hand auf seinen Unterarm. Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen merkt Mimi das es ein Fehler war. „Nicht streng?“ Tai schob ihre Hand von sich und seine Gesichtszüge verhärteten sich. „Mimi hast du vergessen wie es ihr ging?“ fassungslos sah er seine Frau an. Mimi stemmte ihre Hände in die Hüften „Nein, aber es ist nicht unsere Sache und Kari hat auch Schuld, dass es ist wie es ist, vergesse das bitte nicht.“ Ihre Augen blitzend auf und gaben ihm das Zeichen runterzufahren. „Ja, Kari ist deine Schwester und du möchtest sie beschützen. Bedenke aber, dass sie erwachsen ist. Kari ist fast 26 und hat ihr Leben wieder in den Griff bekommen. Sicherlich müssen wir eine Auge auf sie haben, damit sie nicht wieder in alte Marotten verfällt. Unterschätze deine Schwester aber nicht, sie ist eine starke und selbstbewusste Frau geworden, die positiv in die Zukunft schaut. Es kann sein, das jetzt wieder ein Tief kommt aber diesmal sind nicht nur Matt und du da sondern auch Takeru“ Tai wollte etwas erwidern wurde aber durch ein Handzeichen von Mimi zum Schweigen gebracht. „Er wird Kari nicht hängen lassen, da bin ich mir sicher“ sanftmütig blickte sie in die braunen Augen ihres Mannes. „Wie kannst du dir da so sicher sein. Takeru hat sie fast fünf Jahre im Stich gelassen…“ aufgebracht sah Tai seine Frau an. „Woran Kari auch Schuld trägt“ öffnete Mimi dem Braunhaarigen die Augen . „Er wird sie erst Recht in den Abgrund reißen…“ rief Tai aufgebracht. „Vielleicht, aber wenn alles raus ist… die beiden werden sich zusammen raufen… Takeru wird sie auch wieder aus der Dunkelheit führen, so wie er schon oft gemacht hat. Die Beiden können nicht ohne einander, das haben die letzten Jahre bewiesen“ mit überzeugender Stimme hatte Mimi ihre Rede beendet. Sie kannte Kari sehr gut, sie gehörte zu ihren besten Freundinnen. Mimi weiß vieles über die kleine Schwester ihres Mannes, was er nicht kannte. Genauso gut kannte sie Takeru. Sie wusste wie der Blonde tickte und welche Köpfe man bei ihm drücken musste um ihn die Augen zu öffnen. Mimi war sich in der Hinsicht mehr als sicher, dass sie dieses Wissen zum Vorteil ausnutzen würde. „Hast ja Recht“ lenkte Tai ein, schnaubte aber nochmal auf „Na das wird ja lustig. Kari kann sich bestimmt auf was gefasst machen. Hoffentlich wird es irgendwann leichter.“ man hörte deutlich seine Sorge um seine Schwester heraus. „Wieso ergreifst du eigentlich so Partei für TK…“ Verunsicherung machte sich in Tai breit. „Du weißt warum. Ich kann mich nicht so in einem Menschen geirrt haben. Das glaube ich nicht. Wir kennen bis jetzt nur Karis Sicht, jetzt müssen wir auch TK die Möglichkeit geben sich zu verteidigen. Das sind wir ihm und Matt schuldig“ Beruhigend legte sie eine Hand auf seine Wange. „Es wird alles gut, ich liebe dich.“ Mimi gab ihn einen sanften Kuss und schaute ihn tief in die braunen Augen. Tai legte seine Arme um die schlanke Taille von ihr und zog sie in eine innige Umarmung. Sie legte liebevoll ihre Arme um seinen Nacken. „Wir können nur für sie da sein“ sagte die Wappenträgerin der Aufrichtigkeit. „Ich weiß“ seufzte der Braunhaarige auf. „Du bist die Beste und das Beste was mir passieren konnte. Ich liebe dich auch“ sie verloren sich im Blick des jeweils anderen. „Mama kommt mit allem klar“ klinkte sich Kouki ins Gespräch ein und riss die Erwachsenen aus ihren Gedanken. Stimmt ja, der Kleine war ja auch noch da. Beide schauten sie zu Kouki und lachten als sie sahen, dass das gesamte Abendbrot aufgegessen war. Was sagte Mimi vorher, wie der Onkel so der Neffe. „Onkel Tai, wo ist Amerika?“ Der Junge war so wissbegierig, das er alles Neue in sich aufzog wie ein Schwamm das Wasser und selten etwas vergaß was man ihm sagte. „Mh, Kleiner, Amerika liegt am andern Ende der Welt. Zwischen Japan und Amerika liegt viel Wasser, eigentlich der Pazifische Ozean.“ Tai wurde richtig unwohl bei dem Gespräch mit seinem Neffen und blickte Mimi hilflos an. Das war definitive nicht seine Aufgabe und Geographie mochte er noch nie, auch wenn sie zu seinem Job gehörte. Doch was sollte er machen. Sein Neffe würde ihn löchern wie ein Schweizer Käse, bis er eine Antwort bekam. Mimi sprang hilfreich ein „Kouki, jetzt essen dein Onkel und ich, dann hole ich den Globus und erzähle dir was über Amerika“ dankbar sah Tai seiner Frau in die Augen. „Schließlich habe ich auch mal dort gelebt. Einverstanden?“ fröhlich nickte der Junge und machte sich keinen Kopf über die Aussage seines Onkels, die er dann hörte. „Er hat den Scharfsinn seiner Mutter und die Logik seines Vaters, gefährliche Kombination. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es knallt“ dafür heimste er sich einen bitterbösen Blick der Brünetten ein. „Was denn, ist doch wahr“ wehrte sich der junge Mann. Wie richtig er lag wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand. „Mama kommt“ rief Kouki munter, als es an der Tür klingelte und öffnete sie, nachdem er die Erlaubnis von Mimi hatte. Kari war froh, dass der Tag vorbei war. Die Kinder waren heute im Großen und Ganzem lieb gewesen. Trotzdem gab es hier und da Streitereien und die neuen Kinder wollten auch in die Gruppe eingegliedert werden. Eigentlich war es ein Tag wie immer, trotzdem war sie heute mehr geschafft als sonst. Was aber nicht daran lag, dass sie länger arbeiten musste. Ihre Gedanken ließen sie nicht in Ruhe und drehten sich immer wieder im Kreis. Sie sehnte sich nach ihrer Couch einen heißen Tee und einer Kuschelstunde mit Kouki. Einfach das dieser Tag ein Ende hatte. Sie wollte sich noch keinen Kopf über ihr größtes Problem machen. „Hey mein Engelchen, wie geht es dir, wie war dein Nachmittag?“ fragte Hikari ihren Sohn und nahm ihn in die Arme und gab ihm einen Kuss. „Es tut mir Leid, das ich so lange arbeiten musste“ traurig sah sie Kouki an. „Macht nichts Mama. Ich habe heute bei Onkel Matt und Tante Sora mit TK gespielt“ Die junge Frau versteifte sich schob ihr Kind ein wenig von sich und sah ihn ganz entgeistert an. „Mit wem hast du gespielt?“ fragte die Braunhaarige leise nach. Ihr Herz machte einen Satz und drohte stehen zu bleiben, der Magen zog sich schmerzhaft zusammen und ihre Hände wurden feucht. „Mit TK, wir haben Basketball gespielt.“ gab Kouki ehrlich von sich. Seine Augen spiegelten die Freude wieder. „Kouki gehe bitte in die Wohnstube, ich muss mit deinem Onkel und deiner Tante reden“ Verständnislos sah Kouki seine Mutter an nickte aber und ging. „TAI, MIMI“ schrie sie durch den Flur. Beide liefen so schnell sie konnten in den Flur, dort fanden sie Braunhaarige zitternd und völlig aufgelöst auf dem Boden kauernd vor. „Sagt mir dass das nicht wahr ist! Sagt mir nicht, das Takeru schon da ist und das er mit Kouki gespielt hat. Bitte sagt mir das, dass nicht der Fall ist.“ Ihre Stimme zitterte und im Gesicht von Kari spiegelte sich Entsetzen, Trauer und Erstaunen aber auch Angst. „Oh, das ist nicht gut gelaufen. Kouki hat es dir schon erzählt, oder?“ fragte ihr Bruder nach und half ihr auf. Sie schmiss sich in seine starken Arme und weinte, beschützend zog Tai sie in eine Umarmung und versuchte sie zu beruhigen. „Was heißt hier ODER Tai, du siehst es doch“ giftete Mimi zurück. „Liebes, es ist die Wahrheit, TK ist wieder hier und bleibt für immer.“ Kari löste sich aus der Umarmung von Tai. „Ich weiß, dass er für immer bleibt, ich kann Zeitung lesen Mimi“ unsicher Blickte sie das Ehepaar an. „Ich muss nochmal weg. Sagt ihr Kouki beschied. Danke.“ Dann sah man nur noch eine Staubwolke und Kari war wieder zu ihrem Auto gelaufen. „Kari warte…“ doch sie hörte die Rufe ihres Bruders nicht. Er wollte ihr hinterher doch Mimi hielt ihn auf. „Das bringt nichts Tai. Da muss sie jetzt durch“ Sie hörten wie die Autotür von Karis Wagen sich schloss. „Ich sollte ihr hinterher…“ Der Motor erwachte zum Leben. Besorgt blickte Tai in den Nachthimmel. Kari fuhr los. Für ihn gab es nur eine Lösung, er wollte sich umdrehen und seine Autoschlüssel holen. „Tai, mache das nicht. Du bist viel zu wütend. Ich habe Angst, das du was Unüberlegtes machst. Außerdem sind Matt und Sora da, vertraue den Beiden“ beruhigend sprach sie auf ihren Mann ein. „Du weißt, dass ich das mache. Es ist aber trotzdem schwer. Hoffentlich geht das gut. Ich habe Angst Prinzessin.“ Mimi legte einen Arm um seine Taille. „Ich auch Tai, ich auch.“ Sorgenvoll blickten sie sich an und gingen gemeinsam zu Kouki.   Kapitel 6: Die Stunde der Wahrheit ---------------------------------- Die Stunde der Wahrheit Zur selben Zeit bei den Ishidas Fragend hob Takeru eine Augenbraue hoch „Sagt mal, was war das denn für ein Auftritt?“ richtete er sich an seinen Bruder und seine Schwägerin und zeigte mit dem Finger in die Richtung in der die Aufrichtigkeitsträgerin und der Junge verschwunden waren. „Du kennst Mimi doch, sie ist sehr aufbrausend“ versuchte Sora die Situation zu retten und blickte sich unsicher um. Sie spürte, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis die letzten Jahre wie ein Komet einschlagen würden. Mimi war auf den Weg nach Hause, zu Tai. Kouki war beim Ehepaar Yagami und Kari würde ihn noch heute abholen. Sollte Kari erfahren, das Takeru mit Kouki Basketball gespielt hatte würde sie auf der Stelle herkommen. Das erste Treffen der Beiden war nur noch eine Frage von Stunden oder gar Minuten. „Mhhh, schon. Dieses Verhalten ist aber selbst für Mimi sehr ungewöhnlich. Sie sagt ein doch sonst immer alles auf dem Kopf zu, was sie denkt. Hier ist doch was im Busch Leute“ holte Takeru Luft und riss Sora aus den Gedanken „Was ist los?“ hakte Takeru nach. Eine Unruhe machte sich in ihm breit und er ahnte, dass etwas Gewaltiges auf ihn hereinbrechen würde. Sonst würden Matt und Sora nicht so reagieren. Er hatte schon immer ein feines Gespür, für seine Umgebung gehabt. Es hatte ihn nur bei einer Sache im Stich gelassen. „Weißt du auch unser aller Leben hat sich verändert. Du kannst jetzt nicht von allen erwarten, dass sie da anknüpfen wo wir vorher waren.“ meinte Matt trocken zu ihm. Jetzt fühlte er sich in seiner Vermutung bestätigt und Takeru wurde schlecht. Seine Unruhe steigerte sich wobei er aber eine Wärme spürte und irgendwie fühlte er sich auch angekommen. Dieser Zwiespalt von Unruhe und Geborgenheit irritierte den Basketballer doch sehr. „Das ist mir schon klar, aber ich habe auch gedacht, dass wir trotzdem noch Freunde sind und wir drei so etwas wie eine Familie.“ gab der jüngere Blonde von sich. `Was ist hier los? Bitte ein großer Knall, dass der Tag vorbei ist. Ich will nur noch schlafen` TK´s Gedanken drehten sich mal wieder im Karussell und so hatte er sich das Wiedersehen nicht vorgestellt. „TK, es ist wirklich viel passiert und du kommst dir jetzt vielleicht ausgeschlossen vor…..“ lenkte Sora ein und beendete so seinen Gedankengang. „Was heißt ausgeschlossen, ich fühle mich vor dem Kopf gestoßen, gut Mimi war immer eine Dramaqueen, aber ihr…“ seine Stimme wurde leicht wütend, er ging unruhig im Zimmer umher. „TK es gibt Dinge im Leben die können nur von bestimmten Menschen geklärt werden. In diesem Fall können das weder Sora, Mimi, Tai, Joe ich oder sonst wer und deshalb lass deinen Zorn nicht an uns aus“ Matt ging auf seinen Bruder zu „Vielleicht hättest du noch einige Sachen von Washington aus klären können, aber die Chance hast du nicht genutzt. Deswegen musst du das jetzt so hinnehmen wie es ist“ wies ihn sein Bruder scharf zurecht. Fragend sah Takeru Matt an, diese Tonlage duldete kein Widerspruch und so sprach er äußerst selten mit ihm. Der jüngere Blonde ging zum Terrassenfester sah nachdenklich raus und sprach „Irgendwie reden alle in Rätseln, man Leute, ich stehe auf dem Schlauch ich brauche Hilfe.“ Verzweifelt drehte er sich um und sah Sora und Matt an. „Wir werden sie eu…, dir geben, wenn es so weit ist. Was anderes haben wir zurzeit nicht zu bieten.“ lenkte Sora versöhnlich ein. „Mal was anderes“ versuchte Takeru das Thema zu wechseln, ohne zu wissen, dass er in ein Wespennest stach. „Könnt ihr mir mal sagen, wer Koukis Mutter ist, ich meine nur, ihr und Mimi kümmert euch liebevoll um ihn und wo Mimi ist, ist Tai auch nicht weit weg. Wenn ich jetzt eins und eins zusammenzähle und weder Sora noch Mimi die Mutter von ihm ist bleibt eigentlich nur noch…“ Erkenntnis und ein verletzter Blick machte sich im Gesicht von Takeru breit. Es kam ihn vor, als hätte eine Eisenfaust in seinen Magen geschlagen, mit bleichem Gesicht setzte er sich auf das Sofa. „Nein…, das kann… nicht sein. Das glaube ich nicht. Das geht nicht….“ Matt und Sora blickten sich erschrocken an, als Takeru die Wahrheit erkannte. „Deshalb kam Kouki mir so vertraut vor“ Stammelte er vor sich her und spürte einen schmerzhaften Stich im Herzen. „Kari, seit wann ist sie Mutter?“ entsetzt riss der Blonde die Augen auf. „Hättest du den Kontakt zu ihr nicht schleifen lassen wüsstest du es schon länger“ giftete Matt zurück. Takeru sah seinen Bruder kämpferisch an und merkte wie sein Geduldsfaden riss. Er spürte wie der Zorn in ihm aufstieg und er rot vor Wut wurde „Wieso immer ich?“ Der Blonde sprang von Sofa auf. „Seit ich hier bin sagst du mir es ist meine Schuld“ Takeru warf seine Hände in die Luft und seine Stimme wurde immer ungehaltener „Ich weiß nicht, wieso ich mich für mein Leben rechtfertigen muss, wo ihr alle doch hinter mir gestanden habt. Ja, ich bin gegangen, der Kontakt ist abgebrochen und ich wusste dass sie leiden würde, aber es gehören zwei dazu, dass es ist wie es ist. Die Entscheidung für Amerika haben Kari und ich aber zusammen getroffen. ZUSAMMEN verstehst du?“ fasste er die Situation zusammen den letzten Satz hatte der Basketballer schon fast geschrien. Der Frust der letzten Jahre kam an die Oberfläche und wollte raus. Sora wollte etwas sagen, schluckte aber ihre Antwort runter als Takeru etwas leiser weitersprach „Soll ich euch was sagen auch ich habe gelitten. Ich hatte zum Anfang niemanden mit dem ich reden konnte. Es war beschissen, keine Heimat oder Freunde zu haben. Die Kultur und Mentalität ist eine völlig andere, selbst meine Muttersprache musste ich aufgeben. Ich habe mich allein und entwurzelt gefühlt. Das einzige was mich zum Bleiben bewegte war ein Versprechen“ seine Stimme fing an zu zittern „Ich war so oft davor alles hinzuschmeißen und wieder zu kommen, aber ich hatte Angst, dass ich mein Gesicht verliere, weil ich nicht stark genug wäre ein Versprechen zu halten“ verletzt sprach der jüngere Blonde weiter. „Ich habe es nicht verstanden, warum Kari nicht auf meine E-Mails und Anrufe reagierte, sie so plötzlich einen Bogen um mich macht“ traurig sahen die blauen Augen Takerus in die seines Bruders „Es brach mir das Herz“ dann fiel sein Blick auf das Handgelenk mit seinem Armband und schaute erst Matt und dann Sora an. „Dann kam Brenda und bewegte mich vorerst zu bleiben. Ein Jahr vor den Prüfungen lernte ich Jane kennen und lieben. Kurz vor dem Abschluss kam das Angebot der Heats. Ich erinnerte mich wieder an mein Versprechen, also blieb ich. Schließlich hatte ich nichts mehr was mich zu Hause in Japan hielt“ schloss der jüngere Blonde seine Rede und schluckte seine Tränen runter. Das Ehepaar Ishida sah den jungen Mann vor sich erstaunt an. Sie hatten nicht mit so einer Zerrissenheit von Takeru gerechnet. Er strahlte Selbstbewusstsein, Erfolg und Zufriedenheit aus, er wirkte wie jemand der mit beiden Beinen fest im Leben steht, aber seiner Seele war eine große Narbe zugefügt worden und diese schmerzte bis ins unermessliche. Matt wollte etwas erwidern, aber seine Frau kam ihm zuvor. „So Jungs Auszeit, es gibt Abendbrot los an den Tisch mit euch“ versuchte Sora den Streit zwischen den Brüdern zu unterbinden. Sie wusste, das Matt unbewusst Takeru die Schuld an der gesamten Situation gab und er nichts auf seine beste Freundin kommen ließ. Es war zum verrückt werden, Matt ist der beste Freund von Hikari und Taichi und saß so noch mehr zwischen den Stühlen, da Takeru sein Bruder und der ehemals beste Freund von Hikari ist. Taichi war dem jüngeren Blonden nicht gut gesonnen und das wusste Matt genauso wie sie. Trotzdem hat der Ältere nichts auf seinen Bruder kommen lassen. Die Männer hatten sich unzählige Male gestritten und sich Sachen an den Kopf geworfen, dass es ein Wunder war, dass sie immer noch befreundet waren. Sora wusste, das ihr Mann versuchte für niemanden Partei zu ergreifen, aber so ganz gelang es ihm nicht. „Du weißt gar nichts über Karis Leben in den letzten Jahren.“ sagte Sora bedrückt. Takeru sah sie traurig an und schüttelte seinen Kopf. „Ihr wart die besten Freunde, seit durch dick und dünn gegangen. Wieso habt ihr das soweit kommen lassen?“ versuchte die Rothaarige den Blonden aus seinen Grübeleien zu reißen, als es an der Tür klingelte. „Immer wenn man denkt es kann nicht noch anstrengender werden, kommt der nächste Hammer“ grummelnd ging Yamato zur Haustür. „Was machst du denn hier?“ fragte Matt erstaunt, als er die Tür öffnete. „Hey! Ist er wirklich hier, hat er wirklich Kouki gesehen?“ sie bekam ein nickten als Antwort. Eigentlich hätte sie sich die Frage sparen können, da sie eine sehr intensive und noch immer vertraute Aura spürte. Sie hätte nichts wissend Beide gleichzeitig durch die Straßen von Tokio laufen können sie hätte ihn gespürt. Dieser Umstand irritierte Hikari doch sehr, es fühlte sich an, als ob die letzten Jahre nicht passiert waren. „Ich muss mit ihm reden, was habt ihr ihm gesagt? Oh Gott, ich weiß nicht wie ich diesen Fehler wieder gut machen soll.“ aufgelöst und sichtlich überfordert stand sie vor Matt. Dieser nahm sie in die Arme und versuchte sie zu beruhigen, indem er ihren Rücken beruhigend streichelte und ihr einen sanften Kuss in die Haare gab. „Beruhige dich erstmal und komm doch herein. Wir essen gerade Abendbrot, du kannst mit essen wenn du willst.“ Die Braunhaarige nickte mechanisch mit dem Kopf und zog sich schnell die Schuhe aus. „Wir haben ihm erzählt, dass er ein kleiner Junge aus der Nachbarschaft ist um den wir uns kümmern“ informiert der Lehrer die Erzieherin, die ihre Schuhe auszog. Auf dem Weg zum Esszimmer hämmerte Karis Herz so gegen ihre Brust, dass sie glaubte, es würde heraus springen. Ihre Hände waren schweißnass und an die Übelkeit die sie beherrschte wollte sie nicht denken. Unsicher blickte sie ihren besten Freund an, dieser nickte ihr aufmunternd zu. „Keine Angst, ich bin bei dir und Sora auch.“ Matt machte die Tür auf. Hikari holte noch einmal tief Luft und blinzelte, dort saß er. Sie schloss die Augen kurz und öffnete sie wieder, er war immer noch da. Auf den ersten Blick hatte Takeru sich kaum verändert. Immer noch die gleichen Haare, groß, schlank. Man sah dass er Profisportler war. Das lag aber nicht an dem Heimtrikot der Miami Heat mit seinem Namen, sondern an seinem durchtrainierten Körper. Als er sich umdrehte sahen sie immer noch die gleichen blauen Augen an wie damals. Diese sahen erstaunt, fragend und gekränkt aus. Gleichzeitig blickten sie auch überrascht, glücklich und liebevoll. Sie spürte, wie der Blonde sie eingehend musterte. Der Ältere hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Takeru spürte auf einmal eine warme und beruhigende Aura als es an der Tür schellte. Diese hatte er nur bei ihr gespürt, selbst Jane konnte diese Ausstrahlung nicht erreichen. Sein Magen zog sich zusammen und sein Herz fing kräftig an zu pochen, dann hörte er ihre Stimme und ein Kribbeln durchfuhr seinen Körper und er drehte sich um. Da stand sie vor ihm, im Gegensatz zu ihm hatte sie sich optisch schon verändert, sie wirkte fraulicher. Die Haare waren ihr über die Jahre über die Schulterblätter gewachsen, mutmaßte er, da sie einen Zopf trug. Die Farbe hatte sich leicht verändert. Aber ihre Augen hatten immer noch den gleichen rotbraunen Ton und ihre Ausstrahlung war noch größer geworden, als er es von ihr kannte. Sie strahlte Selbstbewusstsein aus und wirkte trotzdem zerbrechlich. Auch er konnte in ihren Augen Erstaunen und Glück erkennen, aber auch Trauer und Angst. Trotzdem hatte auch sie ein Lächeln auf den Lippen. Ungläubig blickten braune Augen in Blaue und anders herum. Die Zeit schien still zu stehen. Stille, nichts als Stille, bis Takeru diese durchbrach. „Hika“ flüsterte er und hatte ein wenig Angst vor ihrer Reaktion. Das schlechte Gewissen hatte endgültig die Oberhand gewonnen. Es war ungewohnt dieses Wort auszusprechen und es gab ihm ein Gefühl von innerer Ruhe. Bei 'Hika' wurde ihr richtig warm ums Herz. So hatte sie schon ewig keiner mehr genannt. Kein Wunder, Takeru war der Einzige, der sie so ansprach. Wie sehr hatte es ihr gefehlt, wie sie jetzt feststellte. Hikari hatte ihn vermisst und gestand es sich in diesem Moment ein, als sie dieses eine kleine Wort gehört hatte. Sie nach der langen Zeit mal wieder seine Stimme hörte. Hikari wurde einmal mehr bewusst, dass sie den größten Fehler in ihrem Leben gemacht hatte. Ihm erging es genauso, als er das ungläubige 'Keru' von Kari hörte. „Keru, was machst du denn hier…. Ich bin so froh, dass du wieder hier bist“ Und lief auf ihn zu blieb aber kurz vor ihm stehen und wartete seine Reaktion ab. Auch in ihr machten sich ein schlechtes Gewissen und Unsicherheit breit, aber kaum erträglich war die Angst, die sie vereinnahmte. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Der Blonde ging die restlichen Schritte auf sie zu, sah ihr in die Augen und zog sie in seine Arme und drückte sie noch fester an sich. Takeru hörte und spürte, dass sie weinte und zog die Jüngere noch fester in seine Arme. „Schhhhh… es wird alles gut. Endlich kann ich dich mal wieder in den Arm nehmen“ hörte sie die vertraute Stimme von Takeru und lauschte seinem aufgebrachten Herzschlag. Nachdem Hikari sich beruhigt hatte löste er sich sanft von ihr und sah ihr ernst in die wunderschönen braunen Augen. „Wir sollten mal ganz dringend miteinander sprechen“ setzte er im scharfen Tonfall an und Kari wurde ganz blass um die Nase. Takeru griff sich seine Jacke und ging mit ihr in den Garten seines Bruders. Der Streit mit Matt steckte noch in den Knochen und die Frage von Sora brannte tief in seiner Seele. Er wollte Antworten und Hikari war die Einzige die sie ihn geben konnte. Er nahm sich vor in Ruhe mit ihr zu sprechen auch wenn es tief in ihm brodelte. Die letzten Jahre verletze ihn, dass sie Mutter war setzte dem ganzem die Krone auf. Er fragte sich wer der Vater ist. So wie die Dinge jetzt standen war sein größter Wunsch in weiter Ferne beziehungsweise unmöglich geworden. „Was machen wir jetzt Matt“ unsicher sah Sora ihren Mann an. „Nichts Sora, außer warten. Ich hoffe nur, dass Tai nicht auftaucht“ gab er bedrückt von sich. Das Gespräch im Garten „Wieso die 36“ fragte sie leise nach, oder wurden die Nummern zufällig vergeben“ und deutete auf sein Trikot. Sie hatte ein bestimmtes Datum im Kopf als sie sein Kopfschütteln sah. „3.6., da haben wir uns kennen gelernt“ sprach er genauso leise und bestätigte ihre Vermutung und sah ihr tief in die Augen. Jedenfalls versuchte er es, aber Kari brach den Blickkontakt schnell ab. „Keru, ich hätte nie damit gerechnet…Wie…, was…“ verunsichert sah sie den Älteren doch noch an. Takeru stutzte, er wusste das Hikari zurückhaltend und schüchtern war. Die Schüchternheit, hatte sie aber bei ihren Freunden und vor allem bei ihm und Tai abgelegt. Kari konnte beiden Männer ganz gehörig die Meinung sagen, so dass sie wie geprügelte Hunde davon schleichen würden. Beide waren schlau genug einer wütenden Hikari aus dem Weg zu gehen. Schmerzhaft kam die Erkenntnis in seinem Hirn an, was die er Jahre lang verdrängt hatte, Hikari und er waren keine Freunde mehr. Trotzdem spürte er eine Vertrautheit und Verbundenheit und er war sich mehr als sicher, dass es Hikari genauso ging. Er versuchte die Ruhe zu bewahren. „Hika. Ich freue mich dich endlich mal wieder zusehen und zu spreche.“ gab er kleinlaut von sich, wurde aber im selben Augenblick auch aufgebracht. Takeru warf seinen Vorsatz ganz schnell über Bord, zu sehr war er von seinen Emotionen gefangen. „Überspringen wir den Smalltalk, für den haben wir später auch noch Zeit, und kommen gleich zur Sache. Sag mal Hika, wieso hast du mir nicht erzählt, dass du Mutter bist“ platzte es wütend aus ihm heraus. Als er ihr Gesicht sah, erkannte er, dass irgendetwas im Busch war. Sie blickte ihn mit solch traurigen Augen an, so hatte sie ihn nur ein einziges Mal angesehen. Diese Tatsache machte ihn noch reizbarer als er sowieso schon war. „Keru, ich wollte…“ versuchte die junge Frau ein Gespräch anzufangen, wurde aber durch seine laute Stimme unterbrochen. Kari zuckte zusammen. „Ich meine die erste Zeit hatten wir doch noch Kontakt, da hättest du mir doch Bescheid geben können oder etwa nicht?“ warf er ihr an den Kopf. „Keru, hör mir bitte zu.“ Versuchte Kari seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Takeru richtete sein Blick auf sie. „Was hätte ich dir den sagen sollen?" wütend schaute sich in seine Richtung. "Hallo lieber Takeru, ich weiß ich wollte, dass du nach Washington gehst, aber das diese Entscheidung von mir sich als falsch herausgestellt hat, komm bitte zurück?“ Tränen liefen ihr über die Wangen „Wir waren noch nicht einmal ein richtiges Paar, da wir beide nicht offen über unsere Gefühle gesprochen haben. Ich wusste nicht ob du mich liebst oder ob ich nur deine beste Freundin bin. Irgendwie standen wir dazwischen und keiner wollte den letzten Schritt wagen“ gab sie bedrückt von sich. „Kannst du dich noch an die eine E-Mail erinnern in der ich dich gefragt habe, ob du dir eine Zukunft mit Kindern vorstellen kannst? Da wollte ich dir sagen, dass ich ein Kind unter dem Herzen trage“ fragte sie genauso wütend und für ihre Verhältnisse sprach Hikari sehr laut, ihre Augen blitzen kämpferisch auf. „Da habe ich geschrieben, dass ich mir ein Leben mit Kindern nicht vorstellen kann. Ich habe nie eine Antwort bekommen…“gab er traurig zu. Zum ersten Mal erkannte er, dass danach der Kontakt abgebrochen war. Gedanklich schlug er sich die Hand vor die Stirn, wieso war ihm das nicht vorher auffallen. Das war sowas von offensichtlich. Wie konnte er nur so mit sich selbst beschäftigt gewesen sein und kein Ohr für seine beste Freundin gehabt zu haben. Er hatte ihr doch versprochen immer für sie dazu ein und das war er definitiv nicht gewesen. Takeru sah sie an und als er ihren verletzenden Blick sah wurde ihm ganz anders ums Herz, eine Erinnerung, blitze vor ihm auf. Sein Herz schlug schneller, Takeru sammelte sich versuchte seine Stimme fest klingen zulassen. „Hika, wie alt ist Kouki“ fragend sah er Kari an. Die Braunhaarige schluckte hart, als sie erkannte worauf der Basketballer anspielte. Hikari holte tief Luft und schloss die Augen als sie von sich gab „Er ist fünf…, im Dezember wird er sechs“ alles in ihr zogen sich zusammen, als sie erkannte, das Takeru sie entsetzt ansah. Sie sah wie er die Puzzleteile zusammensetzte. Die Stunde der Wahrheit war endgültig gekommen. „Bei mir setzt sich langsam ein Bild in meinen Kopf zusammen und ich hoffe, dass du es…“ fuhr er sie wütend an und lief aufgebracht im Garten hin und her. „Keru ich habe einen riesen Fehler gemacht und er tut mir unendlich leid. Ich glaube, dass ich ihn nie wieder gut machen kann. Ich wollte das Kind und habe mich über den Willen des Vaters gestellt. Er hat mir gesagt, dass er keine Kinder haben möchte, obwohl ich ihn anders eingeschätzt habe. Es brach mir mein Herz, als ich seine Entscheidung verstanden hatte. Ich will damit nicht sagen das Kouki ein Fehler ist, nein im Gegenteil, ich liebe ihn über alles und er vereint die Hoffnung und das Licht für immer…..“ Takeru blieb plötzlich stehen, fuhr sich entsetzt durch die Haare, sah Kari in die Augen. Er zählte eins und eins zusammen und gab dann gepresst von sich „Hoffnung, Licht, vereint für immer? Der Name bedeutet Licht, Hoffnung…“ Fassungslos schrie er die Frau vor sich an. „Hikari willst du mir jetzt nach fast sechs Jahren sagen, dass ich Vater bin, dass ich einen Sohn mit dir habe, von dem ich nichts wusste?“ Kapitel 7: Die andere Seite von mir ----------------------------------- Die andere Seite von mir Wut, Erkenntnis und Entsetzen machten sich in seinem Gesicht breit als Kari stumm nickte und ihm traurig ins Gesicht sah. „Ich fasse es nicht, in was für einen Film bin ich jetzt gelandet? Ich dachte immer das wir über alles sprechen können“ fluchte der Blonde vor sich her. So wütend und außer sich kannte Hikari Takeru nicht und ihm ging es genauso. Takeru zweifelte nicht eine Sekunde an der Wahrheit. Schließlich kannte er Matt, Sora, Mimi und Tai sehr gut. Hikari konnte er immer lesen wie ein Buch, auch wenn diese Gabe zurzeit abhandengekommen ist. Sie ist eine der ehrlichsten Menschen die er kannte. Es gibt nicht viele Japaner die dieses exotische Aussehen hatten. Außerdem brauchte man sich Kouki nur mal anschauen. Für sein Alter war er groß, blaue Augen, hatte europäische Gesichtszüge an sich. Er liebte anscheint den gleichen Sport wie er und Matt war nicht der Vater. „Hikari, das ist nicht dein Ernst, ich warte auf eine Antwort und die sollte richtig gut ausfallen“ schrie er sie an und lief im Garten auf und ab. Sie zuckte zusammen, schließlich musste sie mit dem was jetzt kommt leben und es war ihre eigene Schuld. Yamato hatte immer versucht der Braunhaarigen die Sichtweise von Takeru nahe zu bringen. Er kannte seinen Bruder nur zu gut und war sich sicher, dass er Hikari nicht hängen lassen würde, irgendwann hatte er resigniert genau wie ihre Freunde. Was auch viel mit dem Gesundheitszustand von der Lichtträgerin zu tun hatte. In der Wohnstube von Sora und Matt „Ich hoffe, das die Beiden mal leiser werden, sonst beschweren sich noch die Nachbarn, Gott sei Dank ist Midori heute bei der Oma“ machte sich Sora Gedanken. „Sora, deine Nerven möchte ich haben, du machst dir Sorgen um die Nachbarn? TK fliegt gerade sein Leben ein zweites Mal um die Ohren. Meinst du da kann er ruhig bleiben. Es geht hier schließlich nicht um eine Kleinigkeit“ regte sich Matt auf. Im Stillen verfluchter er sich selber, dass er in dieser Beziehung versagt und seinen Bruder verraten hatte. „Du weißt ganz genau, dass ich Karis Verhalten TK gegenüber nie fair gefunden habe, aber so außer sich habe ich ihn noch nie erlebt. Ich habe das Gefühl, dass man Takeru in ganz Japan hören kann. Vielleicht sollten wir da….“ gab die Wappenträgerin der Liebe von sich. „Nein, das werden wir nicht, das geht nur Kari und Takeru etwas an und außerdem hört man ihn nicht nur in ganz Japan, sondern auch in Miami.“ erwiderte Matt sarkastisch seine Frau sah ihn an und musste schmunzeln „Vielleicht auch in Frankreich, bei deinen Großeltern.“ gab sie trocken von sich. "Bloß nicht, die würden wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen“ der Blonde machte eine kurze Pause und sprach dann weiter „Mal ganz ehrlich, wir werden noch alle früh genug unser Fett weg bekommen, glaube mir dazu kenne ich meinen Bruder zu gut.“ Äußerte der Wappenträger der Freundschaft seine Befürchtungen. „Nur mal so, wenn wir an Stelle von den Beiden wären hättest du auch eine Seite an mir kennen gelernt, die ich noch nicht einmal selbst von mir kenne. Ich glaube Takeru geht es genauso. Kari hat mit ihrem Verhalten einen wunden Punkt bei dem Kleinen erwischt und es dauert auch nicht mehr lange bis er diese Karte ausspielen wird. Ich habe es nämlich auch gemacht“ Zur Bestätigung hörten sie ihn wieder schreien. „Wann hat TK Kari jemals Hikari genannt?“ fragte Sora entsetzt. „Soweit ich mich erinnern kann, noch nie“ gab Matt tonlos von sich. „Das wird ein harter und steiniger Weg für die beiden, ich hoffe sie schaffen das und werden irgendwie eine Familie.“ sagte Sora bedrückt. „So, ich hatte Recht, TK…“ gab Matt trocken von sich. Im Garten bei Hikari und Takeru „Lass es mich erklären…“ gab Hikari verzweifelt von sich „…ich wusste damals nicht dass ich schwanger war. Ich habe es dir vom Herzen gegönnt, dein Leben in Amerika. Knapp zwei Monate nach deiner Abreise habe ich erfahren, dass Kouki unterwegs war und dir die E-Mail geschrieben. Ich habe gehofft, dass du nach deinem Studium zurückkommst und wir eine Familie sein könnten. Leider hast du nicht so reagiert, wie ich mir das vorgestellt habe. Deswegen habe ich dir nichts von ihm erzählt“ sie wurde mit jedem Wort lauter und brüllte den nächsten Satz „Wozu auch, du willst keine Kinder“ Kari holte Luft und sammelte sich, leiser sprach sie weiter „Ich habe mich aber trotzdem für ihn entschieden, irgendwie habe ich tief in meinem Herzen gehofft, dass du mir das nie verzeihen würdest wenn ich mich gegen unser Kind stelle. Also habe ich versucht ohne dich klar zu kommen. Joe, Mimi, Tai, Sora und Matt haben mich die ganze Zeit unterstützt, so konnte ich meine Ausbildung abschließen und arbeiten gehen. Was ich nicht wollte ist dir dein Kind vorenthalten…“ Ihre Tränen wollten einfach nicht aufhören und überfordert ging sie auf und ab. So musste sie Takeru wenigstens nicht ins Gesicht sehen. „Bullshit!“ entsetzt sah Hikari Takeru an, seit wann nutzte er solle Wörter? „Du hast mir aber meinen Sohn vorenthalten, du hast mir die Chance genommen mein Kind aufwachsen zu sehen. Du weißt doch, wie sehr ich unter der Trennung von meinen Eltern und Matt gelitten habe. Wieso hast du das bei unserem Kind auch gemacht? WIESO?“ brüllte er fassungslos. „Du hast geschrieben, dass du keine Kinder möchtest“ schrie sie genauso laut zurück „Was meinst du wie ich mich gefühlt habe? Es schmerzt zu sehr, dass du dieses kleine Wesen nicht in deinem Leben haben willst. Also habe ich den Kontakt abgebrochen.“ Sie schnieft und bereitete sich auf einen weiteren lauten Wutanfall seitens Takeru aus, doch dieser blieb aus. Fassungslos sah er Kari an und nach dem er sich etwas beruhigt hatte fragte er immer noch ungläubig nach. „Du willst mir jetzt ernsthaft sagen, dass wir mit nur einem Mal gleich ins Schwarze getroffen haben“ Kari nickte nur und wartete auf seine Reaktion. „Ich hätte es mir schon denken können, als ich das Bild in Matts Auto gesehen. Als wir zwei vorhin Basketball gespielt haben hat er mir erzählt, dass seine Mutter Kindergärtnerin ist und als Mimi auf mich losgestürmt ist wie eine Furie hätte ich schon eins und eins zusammenzählen können. Und der Name spricht für sich Hoffnung, Licht“ sagte der Blonde. „Das war auch mein Gedanke bei der Namenswahl. So hat er dich immer bei sich“ vorsichtig schaute sie zu Takeru. Er sah sie mit einem undefinierbaren Blick an, sie fuhr fort „Kouki liebt Sprachen, Basketball und dein Patamon ist sein treuer Begleiter.“ fragend sah der Blonde sie an. „Nachdem er ein Foto von uns und den Anderen mit den Digis gesehen hatte hat er uns ständig genervt und um Ruhe zu haben hat Sora sie alle als Plüschtier genäht, aber an Patamon ist er hängengeblieben“ Erklärte sie ihm. Takeru lächelte traurig. „Ganz der Vater würde ich sagen.“ kam es trocken und traurig über seine Lippen. „Habe ich das richtig verstanden? Wenn diese blöde Mail nicht gewesen wäre, hätte ich schon viel früher von meinem Sohn gewusst?“ kam es traurig von ihm und sein Herz zog sich zusammen. „Ja, das hättest du, aber dann hättest du nicht das erreicht, was du erreicht hast und ich wollte dir da nicht im Wege stehen…..“ gab sie vorsichtig von sich. „Aber ich hätte mein…, ich habe damals geschrieben so wie mein Leben jetzt ist kann ich mir keine Kinder vorstellen…“ langsam steigerte sich der Zorn wieder. „Hikari, das hast du falsch aufgefasst, ich meinte den Moment. Ich hatte mich gerade in Amerika eingelebt, musste von ganz vorne anfangen… hatte keine Beziehung, der wichtigste Mensch in meinen Leben war in Japan wie um alles in der Welt hätte ich da an Kinder denken können? Bevor ich ging hatte ich es mir vielleicht vorstellen können, aber nicht in Amerika. Deswegen diese Mail, es war wirklich eine Momentaufnahme zu der Zeit.“ Der Vorwurf in seiner Stimme und im Blick war nicht zu über hören und sehen. „Das habe ich nicht gewusst…“ gab Hikari von sich. „Bei mir kam das so an, dass du dir nie ein Leben mit Kindern vorstellen konntest. Es hört sich jetzt profan an, aber es tut mir vom Herzen Leid…, ich möchte mich bei dir entsch…“ Eine verletzende Stimme unterbrach sie „Deine Entschuldigung kannst du dir sonst wo hinstecken. Das gibt mir die vergangenen sechs Jahre mit dir und Kouki auch nicht zurück. Ach weißt du was, lass mich in Ruhe, ich dachte, dass du mich besser kennst. Gerade du.“ meinte der Blonde und ging sichtlich überfordert in das Haus seines Bruders zurück. Sprachlos sah die Braunhaarige dem Blonden nach. Wie sollte es jetzt weitergehen? Wie sollte sie Takeru wieder unter die Augen treten? Takeru setze sich auf das Sofa und starrte Löcher in die Luft, denn Schock sah man ihn deutlich an. Matt und Sora sahen sich an und er machte eine Handbewegung in Richtung seines Bruders und sie nickte und ging in den Garten. Sora und Kari Kari stand wie vom Blitz getroffen auf der Terrasse und weinte als Sora auf sie zukam und sie in den Arm nahm. „Wie fühlst du dich, jetzt wo er es weiß?“ „Ich habe.., ich bin.., Mein Leben.., Das verzeiht.., ich wollte nur das Beste für uns Drei und habe alles falsch gemacht. Er hat mich Hikari genannt, HIKARI, ich kann mich nicht erinnern wann er mich jemals so genannt hat. Ich sag dir auch warum, so hat TK mich noch NIE genannt.“ flüsterte sie verzweifelt. „Kari, was erwartest du, das TK dir um den Hals fällt und alles wieder in Ordnung ist? Wir haben dir schon damals gesagt, dass du ihn deine Schwangerschaft nicht vorenthalten sollest. Gib ihm Zeit, ich glaube, er hat Kouki schon in sein Herz geschlossen. Du hättest die beiden sehen sollen, als sie Basketball gespielt haben, das war so herzerweichend“ Sora sprach liebevoll und einfühlsam. „Sora, ich mache mir auch keine Gedanken wie er mit seinem Sohn umgeht ich weiß, dass TK ihn liebt, das habe ich schon immer gewusst. Ich mache mir Gedanken wie es mit TK und mir weiter geht. Ich habe vergessen, wie seine Familienverhältnisse sind und wie er aufwachsen musste als ich damals diese Entscheidung getroffen habe. Getrennt von Vater und Bruder und ich habe ihn seinen Sohn genommen, ohne dass er ein Mitspracherecht hatte, dass wird er mir nie verzeihen. Durch unser Gespräch eben ist mir nämlich klar geworden, das TK zurückgekommen wäre um für uns da zu sein und ich habe ihm diese Chance genommen. Er hat gesagt, dass er sich zu diesem Zeitpunkt keine Kinder vorstellen konnte.“ Matt und Takeru Er sah seinen Bruder bedrückt an und ging zum Kühlschrank und holte zwei Bier heraus öffnete sie und lies sich neben dem Jüngeren nieder und reichte ihm wortlos eine Flasche. „Ich bin Vater... Das muss ich erstmal verdauen, ich bin Vater“ geschockt nahm Takeru das Bier entgegen. Leise aber vorwurfsvoll erklang die Stimme des Jüngeren. „Ihr alle habt es gewusst nur ich nicht. Was habt ihr euch dabei gedacht? Hier geht es nicht um einen Gegenstand sondern um eine kleinen Menschen. Kouki hat ein Recht auf seine Mutter und seinen Vater, so wie es aussieht sind Tai und du bessere Väter als ich es bin. Ihr habt dem Kleinen so viel geben und so viel ermöglicht und ich habe mich nie gemeldet-Trotzdem du und die anderen seid mir noch ein klärendes Gespräch schuldig, aber ich muss den Schock verkraften“ verzweifelt sah er seinen Bruder an „Matt, ich verstehe das nicht, warum hat Hikari nie was gesagt?“ er nahm die Flasche und trank einen Schluck. „Ich meine, sie tut ja so, als hätte ich ihr den Kopf abgerissen. Hat sie mir eigentlich jemals vertraut, oder mich richtig gekannt? Da kennt man jemanden sein ganzes Leben, denkt man ist seelenverwandt und dann sowas. Ich meine hätte sie mir jemals was von ihm gesagt, wenn ich nicht zurückgekommen wäre?“ nachdenklich sah er seinen großen Bruder an. „TK, du weißt ganz genau, dass Kari dich genauso gut kennt, wie ihre komplizierten Tanzschritte. Sie wusste wie du reagieren würdest, wollte dir aber die Möglichkeit geben weiter zu studieren und du dein Leben lebst, wie du es dir vorstellst. Ihr ward gerade mal 20 Kari sogar noch 19 als sie von der Schwangerschaft erfahren hatte. Als sie dir sagen wollte, dass sie dein Kind unter ihrem Herzen trägt hat sie diese Mail von dir bekommen und war am Boden zerstört. Sie hat tagelang geweint, kaum gegessen und sich auch kurzzeitig in ihrem Zimmer eingeschlossen. Wir alle waren schon richtig verzweifelt. Tai wollte dich sogar wieder eigenhändig zurückholen. Kari hat das aber nicht zugelassen. Sie hat dich wie eine Löwin vor Tai und den anderen verteidigt.TK, ich kann dich, aber ich kann auch Kari verstehen.“ Versuchte Matt sich zuerklären. Dieser hörte gar nicht richtig zu und redete weiter. „Jane hat recht, ich bin so ein egoistisches Arschloch“ kam es verzweifelt von Takeru und er fuhr sich durch die Haare. „Kleiner, das glaubst du doch selber nicht, oder?“ er rüttelte an dem Am des Jüngeren um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Mal ehrlich, zu der Zeit wusstet ihr Beide doch nicht, ob ihr nur beste Freunde seid, oder ob da mehr ist, von Liebe ganz zu schweigen. Meiner Meinung nach ward ihr damals ganz schön verknallt, sonst wäre Kouki nicht entstanden, weder Kari noch du wollten es aber wahr haben. Bei diesem ganzen hin und her wundert mich bei euch zwei gar nichts mehr. Ihr wolltet eure Freundschaft nicht gefährden und habt letztendlich alles verloren“ schlussfolgerte Matt. „Wie würdest du es nennen, wenn du deine Freundin schwängerst, und dich ewig nicht bei ihr meldest?“ gab er tonlos von sich. „Kleiner…“, versuchte der ältere ihn zu unterbrechen, kam aber nicht weiter, da der Jüngere ihn unterbrach. „Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen verlasse ich sie nicht nur, nein sondern auch das Land sogar den Kontinent. Alles was ich unserem Vater vorgeworfen habe trifft auch auf mich zu….“ Verzweifelt fuhr sich Takeru durch die Haare und nahm noch ein Schluck aus seiner Flasche. Matt sah ihn erschrocken an, er wollte was sagen wurde aber durch eine dünne Frauenstimme unterbrochen. „Keru, das ist nicht war, du bist nicht wie dein Vater. Zwischen euch gibt es einen großen Unterschied. Dein Vater weiß, dass er zwei Söhne hat. Ich bin mir sicher, dass du dich aufopfernd für dein Kind eingesetzt hättest, hätte ich dir diese Möglichkeit nicht genommen.“ Versuchte Kari die Schuldgefühle zu mindern, erreichte damit aber das Gegenteil. Takeru stand auf baut sich mit verschränkten Armen vor ihr auf. Was sehr bedrohlich aussah, immerhin war er mehr als nur einen Kopf größer als sie, und fauchte Kari herablassend an „Du hast Recht, du hast mir die Chance genommen und nicht nur dass, du hast mir meine Partnerin, mein Kind, meine beste Freundin und mein Herz genommen und ich hatte nicht die Möglichkeit mich zu verteidigen. Das ist zu viel für mich. Jetzt kannst du mal überlegen, wie ich mich gerade fühle“ er knallte die Flasche auf den Tisch. An seinen Bruder und seine Schwägerin, die Beide geschockt mit offenen Mündern dastanden und ihn fassungslos anstarrten, sagte er „Ihr entschuldigt mich, ich werde mich jetzt zurückziehen, der Abend, der Flug und die Zeitumstellung stecken mir noch in den Knochen. Gute Nacht“ An Kari gewandt stieß er zwischen zusammenpressten Zähnen hervor: „Ach Hikari, ich werde mich melden, wenn ich mit dir sprechen möchte.“ Zornig ging er die Treppe hinauf und schloss die Tür zum Gästezimmer. Wütend schaute er sich im Zimmer um, an Schlaf war noch nicht zu denken. Wie sollte er jetzt seinen Frust loswerden? Seine Hanteln waren noch nicht da und zum Joggen war es zu spät. Der Blonde räumte den Tisch und Sessel ein wenig zur Seite. Suchte sich seinen MP3-Player und schaltete die Playlist für sein Workout ein und legte los. Der Schweiß lief langsam über die Stirn und strömte aus allen Poren. Sein Herz raste und sein Plus war jenseits von Gut und Böse. Fluchend, das er seine Fitnessuhr vergessen hatte anzulegen, brach er das `Training` ab. Takeru schmiss sich auf das Bett und versuchte seine Atmung und sein Herzschlag wieder zu beruhigen, danach würde er noch duschen gehen. Da er immer noch Musik hörte bekam er von den Ereignissen die sich in seiner Nähe abspielten nichts mit. So wie Takeru mit ihr umgegangen war, war das zu viel für Kari. Jetzt war das eingetroffen, was die Braunhaarige immer befürchtet hatte, Takeru würde sich von ihr abwenden. Die junge Frau sank vor Sora auf die Knie, der ganze Körper fing an zu beben und sie weinte hemmungslos. „Süße, es wird alles wieder gut, aber es ist gut, dass er es jetzt weiß.“ Kari schüttelte und nickte mir ihrem Kopf wollte etwas erwidern, als ein erneuter Heulkrampf ihren Köper bezwang. Hilflos sah Sora zu ihrem Mann, dieser schaute Richtung Gästezimmer und schüttelte mit dem Kopf „Er wird heute nicht mehr runterkommen.“ Stellte er sachlich fest. „Dann versuche sie zu beruhigen, sie hält das nicht mehr lange durch. Vielleicht sollten wir Joe anrufen…“ klang die Rothaarige verzweifelt. Kari schniefte auf als sie Joe´s Namen hörte „Nein…, er hat… Nein. … Sorgen… 24-h-Dienst…“ stotterte sie vor sich her. Matt fing ganz leise an zu sprechen versuchte ihre Hände zugreifen. Als es ihm gelang zog er sie in seine Arme. Er legte seine Arme um ihre Schultern zog sie noch enger an sich und erzählte ganz leise mit ihr. Sie lauschte seiner beruhigenden Stimme, merkte wie er ihre Wange streichelte und ihr sanft einen Kuss auf die Haare gab. Das einzige was der Blonde und Sora neben ihren Schluchzen hören konnte war „Kouki“. „Matt, wir können sie doch nicht so nach Hause fahren lassen, sie ist ganz alleine. In dem Zustand kann sie sich doch nicht um ihn kümmern, geschweige Auto fahren.“ Der Wappenträger der Freundschaft sah sie an. „Sie bleibt hier…“ gab ihr Mann von sich. „Ich werde zu Mimi und Tai fahren. Tai beruhigen und Kouki holen, sie wird ihn jetzt besonders brauchen. Bringe sie schon mal hoch, ich bin gleich wieder da. Falls TK aus dem Zimmer kommt sage ihm, ganz liebe Grüße von mir und ich werde ihm eigenhändig den Kopf abreißen, wenn er sich noch mal wie ein besoffener Flamingo der Tango tanzt verhält“ wütend sah er die Treppe hoch. Sora zweifelte an diesem Plan „Matt, was mache ich, wenn Kari wieder ausrastet, ich schaffe das nicht, selbst Tai hat es damals nicht hinbekommen. Du, Joe und Takeru seid die Einzigen, die an sie rankommen. Ich werde fahren.“ Der Blonde überlegte kurz und nickte seiner Frau zu. „Ok, passe auf euch auf. Ich liebe dich“ „Mache ich“ sie gab Matt einen flüchtiger Kuss und ging Richtung Haustür. Behutsam nahm er Kari auf den Arm und trug sie in das Zimmer welches sie für Kouki hergerichtet hatten und legte sie sanft ins Bett. Matt machte noch das Nachtlicht an und deckte Kari zu gab ihr einen zarten Kuss auf ihr Haar. „Sora holt deinen Sohn. Du weißt wo du uns finden kannst, wenn du Hilfe brauchst“ sagte er und wollte das Zimmer verlassen. „Matt, bitte geh nicht, ich möchte nicht alleine sein. Bitte bleib noch“ dieser nickte und setzte sich zu Kari auf das Bett. Diese legte ihren Kopf auf seinen Schoss und murmelte „Ich wollte wirklich nur das Beste für TK, er hatte es sich doch so gewünscht. Kurz nach der Geburt wollte ich es ihm sagen, da hat er aber geschrieben, dass er sich verliebt hatte und dann habe ich den Zeitpunkt verpasst. Ich habe alles falsch gemacht. Das letzte was ich wollte war ihn zu verletzen“ sprach sie mit zitternder Stimme. Matt streichelte ihr beruhigend den Rücken. „Kari, du weißt das ich dein Verhalten als falsch angesehen habe, aber es wird alles wieder gut. TK wird sich beruhigen, er konnte dir noch nie lange böse sein. Jetzt wird es vielleicht länger dauern als sonst, aber es wird alles wieder gut. Leg dich jetzt schlafen, Sora wird dir nachher Kouki bringen und morgen sehen wir weiter. OK?“ Die Braunhaarige nickte leicht „Du hörst dich an wie dein Bruder, er hat immer genau das Gleiche gemacht wie du eben, danke“ gab die Wappenträgerin des Lichts traurig von sich. In den vergangen Jahren dachte sie oft das Takeru vor ihr stand und nicht Yamato. Die Brüder waren sich nicht nur optisch sehr ähnlich, auch der Charakter zeigte dass sie verwandt waren. Der Unterschied bestand eigentlich nur darin, dass Yamato stiller und in sich gekehrter war. „Ich weiß, TK hat mir vor seiner Abreise ein paar Tipps und Tricks gezeigt und mir gesagt ich solle sie anwenden wenn es dir nicht gut geh. Er wusste ganz genau, dass du dich in dein Schneckenhaus zurückziehst und du nur wenige Leute an dich ranlässt. Was soll ich sagen, TK hatte Recht und das wissen nicht nur wir sondern alle“ flüsterte Matt. „Er kennt mich besser als jeder andere, sogar noch mehr als Tai“ gab sie traurig von sich. „Stimmt, und nun versuche etwas zu schlafen. Gute Nacht“ gab er freundlich von sich. Keiner hatte mitbekommen, das Takeru noch einmal ins Bad gegangen war und unfreiwillig das Gespräch und die Vertrautheit der beiden mitbekommen hatte. Jetzt nagte sein schlechtes Gewissen an ihm, da er merkte, dass er zu weit gegangen war. Eigentlich wusste er wie sensibel Hikari reagierte, wenn man sie persönlich angriff. Trotzdem konnte er nicht anders. Die Wut, der Frust, die Enttäuschung, alles wollte raus. So kam es das er ihr den letzten Satz an den Kopf knallte und ihn bereute bevor der letzte Buchstabe ausgesprochen war. Er seufzte und wollte gerade in sein Zimmer gehen, als Matt vor ihm stand. Dieser schloss die Zimmertür und deutete seinen Bruder an das er ihm in sein Zimmer folgen sollte. Kapitel 8: Ein Fehler wird zum Neuanfang ---------------------------------------- Ein Fehler wird zum Neuanfang Als die beiden Brüder sich auf die Stühle im Gästezimmer gesetzt hatten sah der Jüngere den Älteren fragend an. „Wie geht es ihr?“ fragte Takeru zögerlich. „Tolle Frage, die kann auch nur von einem Volldeppen kommen.“ Zischte Matt. „Volldepp? Sag mal hast du sie noch alle. Es geht hier um ein Kind, Vertrauen und sechs Jahre, klar dass ich da ausraste. Wie hättest du reagiert, wenn Sora mit solch einem Paukenschlag um die Ecke kommt. Nach all der Zeit?“ herausfordert sah der Hoffnungsträger den Träger der Freundschaft an. „TK, ich habe es dir schon gesagt, ich verstehe dich, aber das Eben“ er deutete auf die Zimmertür und sprach zornig weiter „…damit bist du zu weit gegangen“ wütend schaute er seinen Bruder an. „Ich bin zu weit gegangen?“ der Jüngere sprang von seinem Stuhl auf und hätten Blicke töten können, wäre der Ältere vom Stuhl gefallen. „…hast du gerade mitbekommen, was passiert ist? Ach ich vergaß, du kennst die Wahrheit ja schon seit Jahren.“ gekränkt schaute er Yamato in die Augen. „Ich bin Vater und habe es nicht gewusst…“ mehr als gereizt sah er sich um. „… meine ach so beste Freundin hat es nicht für nötig gehalten mich darüber in Kenntnis zu setzten, von meinem Bruder und Freunden mal ganz zu schweigen…Wie konnte ich da meine gute Erziehung vergessen.“ der Sarkasmus war deutlich aus der Stimme von Takeru zu hören. „Weißt du wie ich mich gerade fühle? Nein? Verarscht, Verraten hintergangen, soll ich weiter machen….?“ Seinem Bruder riss der Geduldsfaden. „Hör auf um dich zuschlagen, setz dich und halt den Mund, jetzt werde ich dir mal was sagen“ herrschte Matt den Jüngeren an. Diese schaute irritiert zu dem Älteren, so hatte er noch nie mit ihm gesprochen und es erinnerte ihn an seinen Vater, verunsichert folgte er der Anweisung von Matt. Dieser sprach weiter „Wir alle haben Kari hautnah erlebt, als du abgereist bist. Die ersten Tage hat sie nur geweint, kaum was gegessen, hat sich von allen zurückgezogen auch von Tai. Das einzige was sie gemacht hat war das Tanzen. Selbst da ist uns aufgefallen, dass alle Bewegungen von Trauer gezeichnet waren. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als hätte sie alles in ihrem Leben verloren. Der Höhepunkt war circa acht Wochen später. Sie war nach Hause gekommen und das einzige was wir hörten, war die Tür zu ihrem Zimmer und das Schloss als sie absperrte.“ Matt machte eine Pause und sah seinen Bruder in die Augen. Diese hatten einen traurigen und nachdenklichen Ausdruck angenommen. „Es hat ewig gedauert bis Kari jemanden in ihr Zimmer ließ. Tai, Mimi, Sora, ihre Mutter selbst Yolei sind nicht an sie herangekommen, sie hat keinem die Tür aufgemacht.“ Nachdenklich sah der Freundschaftsträger den Jüngeren an. „Kari hat dich in ihr Zimmer gelassen, oder?“ Matt nickte. Vergangenheit So wie sie es Joe versprochen hatte war sie einen Tag später zum Arzt gegangen. Jetzt kam Kari total aufgelöst nach Hause. Das einzige was Tai von seiner Schwester sehen konnte war eine Staubwolke und dann hörte er einen lauten Knall gefolgt von einem sich zuschließenden Schloss. Verwundert ging er auf die Zimmertür von der Braunhaarigen zu und klopfte an. „Kari, kann ich reinkommen?“ fragte der Ältere besorgt. „Verschwinde und lass mich in Ruhe, ihr seid doch alle gleich. Hau einfach ab“ fauchte sie ihn an. Matt. Sora und Yolei sahen sich fragend an. „Was ist denn mit ihr los? Ich dachte, dass sie sich langsam wieder fängt“ gab Yolei von sich und versuchte ihr Glück. „Hey Süße, ich bin eigentlich gekommen um mit dir ein Eis essen zugehen…“ außer ein „dann musst du wohl alleine gehen, lasst mich in Ruhe“ kam nichts von der Lichtträgerin. Plötzlich hörten sie einen riesen Knall und fürchterliches Weinen aus dem Zimmer. Tai und Matt sahen sich besorgt an. „Ach du Scheiße, Kari mach sofort die Tür auf hörst du, wir machen uns alle Sorgen um dich“ rief Tai entsetzt und hämmerte gegen die Tür. „Kleiner Tipp, wenn die Tür abgeschlossen ist will derjenige hinter der Tür alleine sein“ hörten sie Kari schreien und es folgte ein weiter Knall. „Lass mich mal“ gab Matt nüchtern von sich und klopfte an die Tür. „Kari, ich bin`s Matt. Du musst die Tür nicht…“ und wurde von Tai wütend unterbrochen „Hast du nicht mehr alle Latten am Zaun? Kari nimmt das Zimmer auseinander und sie soll die Tür nicht aufmachen, was ist, wenn sie sich was antut?“ zwischen zusammen gepressten Zähnen gab der Blonde von sich „Tai, lass mich, ich weiß was ich tue.“ Beruhigend sprach er dann wieder mit Kari. „Also, wie gesagt, du musst nicht aufmachen, ich möchte nur, dass du das liest, Ok?“ und schob einen Zettel unter die Türschwelle durch. „Sind wir jetzt im Kindergarten, wie soll ein Zettel bitte helfen, das sie die Tür aufmacht?“ rief Yolei aufgebracht. „Ich glaube, der ist von TK“ ließ Sora verlauten, als Matt sie flehend ansah. „Ich würde vorschlagen, wir drei gehen jetzt in die Wohnstube und lassen Matt alleine.“ Sagte die Wappenträgerin der Liebe und schob Yolei wie auch Tai von der Tür weg ins Wohnzimmer. Sora machte für alle einen Tee und dann warteten sie auf die Wappenträger der Freundschaft und des Lichts. „Was hat sie nur, so schlimm war es ja schon lange nicht mehr, ich glaube, ich werde TK eigenhändig zurückholen, nur damit es Kari besser geht. Ich habe Angst, dass sie das nicht schafft.“ gab ihr Bruder bedrückt von sich. Matt wartete noch ein wenig vor Karis Tür und dann hörte er wie der Schlüssel gedreht wurde und sie ihren Kopf aus der Tür steckte. „Matt, ich muss mit dir reden" kam es leise von der Jüngeren. Ohne richtig reagieren zu können zog Kari ihn in ihr Zimmer und schloss die Tür wieder. „Ach du Schreck, wie sieht es denn hier aus?“ der junge Mann drehte sich im Kreis und erblickte ein total verwüstetes Zimmer. Die junge Frau hatte die ganzen Bücher aus dem Regal geschmissen und auf den Boden verteilt, alle Schranktüren waren auf, die Schulsachen lagen verstreut auf dem Bett. Verzweifelt warf sie sich dem Älteren an den Hals und weinte bitterlich. Matt, riss überrascht und überfordert die Augen auf, dann schlang er zögerlich aber beschützend seine Arme um Kari und zog sie ganz eng an sich. Dann sprach er beruhigen auf sie ein. Langsam entspannte sich die Braunhaarige und der Blonde traute sich zu fragen was los sei. Er hörte nur wie sie langsam sagte „Matt, Onkel, Keru. Was mach ich jetzt?“ Sein Blick fiel auf einen Zettel, das sah aus wie ein…. Matt starrte fassungslos auf das Bild, welches auf dem Schreibtisch lag. „Ähm… Kari… du bist jetzt aber nicht…“ unsicher sah er sie an. „Doch…“ schniefte sie. „Du… bist… wer… wie…? Hä…“ Matt versuchte sich zu sammeln und schaute in die braunen Augen der jungen Frau. „Seit wann… du hast… einen Freund?“ sichtlich schwer fielen ihm diese Worte, die kleine Schwester seines besten Freundes hatte eine Freund. Oha, das kann ja lustig werden. „Nein…“ sie sah dem Blonden direkt in die Augen, der sie irritiert ansah „… habe ich nicht“ kam es zögerlich von ihr. „Ähm, hä, wer… Wie konnte das passieren?“ entsetzt sah er sie an und musste sich setzten. „Soll ich dich jetzt aufklären oder was?“ pampte sie den Mann an. „Ich dachte du bist schon länger mit Sora zusammen.“ Bei Karis Gesichtsausdruck setzte er nach. „Quatsch, natürlich weiß ich wie das passiert, aber wie konnte es dazu kommen?“ er deutete auf das Ultraschallbild. „Wer ist der Vater?“ forschend sah der Blonde sie an. Verdammt, diese Frage musste ja kommen und so würde das letzte Geheimnis, das sie verband zum Vorschein kommen. Jetzt würde der Ärger kommen, wie sollte sie diesen Ausrutscher erklären. Wie wohl Matt reagiert, von Tai mal ganz zu schweigen, aber die Hölle auf Erden werden wohl ihre Eltern veranstalten. Unruhig ging sie im Zimmer auf und ab, fing an die Bücher aufzusammeln und wegzuräumen. Noch einmal tief Luft geholt und umgedreht „ Versprich mir nicht auszurasten, bitte“ traurig sah sie in die blauen Augen, die sie so stark an Takeru erinnerten. „Ich werde es versuchen, aber wenn du so anfängst kann es nur ein Fremder…“ Sie schloss die Augen um die Tränen zu verbergen und nicht in sein Gesicht zu blicken. Das würde ihm den Boden unter den Füßen wegreißen. „Ta…ke…ru“ kam es zögerlich, schnell drehte sie sich von dem Blonden weg. „Puh, kein Fremder“ erleichtert atmete Matt aus, bis der Name von seinem Gehirn verarbeitet wurde. T.A.K.E.R.U so heißt doch sein kleiner Bruder. Momentmal sollte das etwa heißen? „Wie bitte?“ schoss es aus Matt heraus und er lief aufgebracht umher, und setzte sich wieder, das musste er erstmal sacken lassen. „Das ist ein Witz“ Kopfschütteln von ihr. „Mein kleiner Bruder?“ nicken von der Braunhaarigen. „Ihr ward ein Paar?“ erstaunt sah er sie an. Sein Bruder hatte immer versichert, dass Kari nur seine beste Freundin ist, dass er das nicht glaubte stand auf einem anderen Blatt. In seinen Augen führten sie eine Beziehung, in dem nur der letzte Schritt fehlte. Immerhin hatten beide schon seit Ewigkeiten keine festen Partner mehr gehabt und der Umgang wurde auch von Monat zu Monat zärtlicher und noch mehr vertrauter, wenn dies überhaupt ging. „Nein, wir waren… Einmal haben wir unseren Gefühlen freien Lauf gelassen. Vier Tage vor seiner Abreise“ versuchte sie zu erklären, haltlos liefen die Tränen über ihr Gesicht. „Er weiß es nicht, was mache ich jetzt?“ „Jetzt macht die ganze Sache auch einen Sinn…“ überlegte er laut. „Du musst mit Takeru reden, er hat ein Recht es zu erfahren und du musst auch mit deinen und meinen Eltern reden und Tai solltest du nicht vergessen“ redete Matt der Jüngeren ins Gewissen. „Ich habe Angst, was wenn…“ sie stockte. „Kari, du kannst es sowieso nicht verheimlichen, das weißt du“ unsicher blickte er die Lichtträgerin an. „Alles was ich weiß ist ich bin mit 19 schwanger, habe gerade meine Ausbildung angefangen. Der Vater ist in Amerika und wenn er es weiß bricht er alles ab und kommt nach Hause. Irgendwann macht er mir und dem Kind Vorwürfe, weil er sein Leben nicht so leben kann, wie er es wollte.“ Verzweifelt schlang Hikari ihre Hände um die eigene Körpermitte und zitterte. „Takeru ist nicht so, das weißt du, denke an seine Kindheit, daran hat er heute noch zu knabbern. Ja, er würde wiederkommen…“ Matt stand auf und nahm sie in die Arme, beschützend schloss er diese um die junge Frau. „Das will ich aber nicht, er soll seine Zukunft so leben wie er es möchte…“ schniefte sie an seiner Schulter. „Egal wie du dich entscheiden wirst, ich werde immer für euch da sein. Versprochen“ er zog sich noch dichter an sich heran. Ihr Kopf lag an seiner Halsbeuge und er hatte sein Kinn auf ihren Kopf gebetet. Ein lautes Poltern drang an ihre Ohren. Schnell sprangen sie auseinander und sahen verlegen zur Tür, in der Tai stand und Matts letzten Satz gehört hatte. Solch einen innigen Umgang war er von seiner Schwester und seinem besten Freund nicht gewohnt. Verwundert blickte er auf, als die Beiden erschrocken auseinander sprangen. „Hast du sie noch alle Matt? Was geht hier vor sich?“ mit einem wütenden und irritierten Blick schaute Tai auf Yamato und ging bedrohlichen Schrittes auf ihn zu, wobei seine Faust beachtlich zuckte. „Sie ist meine Schwester, also Finger weg. Außerdem ist Sora in der Wohnstube und soweit ich weiß ist sie deine Freundin.“ Er wollte gerade zuschlagen, als Matt seine Hand wegschlug. „Du hast echt einen Knall“ Der Blonde war ganz ruhig und stellte sich vor Kari, dabei stieß er an den Schreibtisch und der Zettel fiel auf den Boden. Die Braunhaarige wollte sich gerade nach dem Ultraschallbild bücken, aber ihr Bruder war schneller. „Was ist das“ er drehte das Stück Papier hin und her aber konnte nicht wirklich was erkennen Schwarz und ein weißer Umriss. Ein Gummibärchen, oder Erdnuss, könnte aber auch eine Bohne sein. Dann schaute er auf den Kopf > Yagami, Hikari 04.10.1990, Trim 1, 8w6d, Frauenarztpraxis Kenta> Kari wurde schlecht und das hatte nichts mit der Schwangerschaft zutun, wohl eher damit, dass sie nichts gegessen hatte und wie sie das Gesicht von Tai beobachtete. Von Neugier, über Verständnislos bis hin zur Fassungslos war alles vertreten. Er schaute auf seine Schwester, die den Kopf senkte und schüchtern auf den Boden blickte, dann zu seinen Freund, dieser stand schützend vor ihr und blickte ihm direkt in die Augen. „Darf ich fragen was das zu bedeuten hat?“ Tai wedelte mit dem Blatt hin und her, er hoffte, dass sich seine Vermutung nicht bestätigen würde. „Selbst du müsstest es schon verstanden haben was das ist… Eine so lange Leitung hast du nun auch wieder nicht“ gab Matt tonlos von sich. Seine Hoffnung schwand, nach diesem Satz und wurde durch Hikaris Aussauge zunichte gemacht. „Du, Tai, ich,“ verzweifelt sah die Frau den braunhaarigen Mann an, holte mehrmals tief Luft und setzte an „Ich bin… nein anders… du wirst… also was du in den Händen hältst wird entweder deine Nichte oder dein Neffe.“ Unsicher kam sie hinter Matt hervor und blickte in das fassungslose Gesicht ihres Bruders direkt in seine Augen. „Ich bekomme ein Kind Tai“ „Du…Kind…“ ihr Bruder fing dann an loszubrüllen „Das ist nicht dein Ernst! Kari, du bist 19, hast deine Ausbildung gerade angefangen, wie stellst du dir das vor? Ihr könnt nicht von Luft und Liebe leben“ Kari dachte, dass er nicht mehr lauter werden könnte, doch sie irrte sich „Sag mir wer der Vater ist sofort“ Tai ging auf sie zu und hielt sie am Arm fest. Matt ging dazwischen und fuhr seinen Freund an „Lass das, dass ist jetzt wirklich keine Hilfe“ „Vielleicht bist du ja der Vater“ rief Tai aufgebracht. „Was erzählst du da für einen Müll man. Erstens bin ich glücklich mit Sora und zweitens ist sie deine Schwester und du mein bester Freund“ im gelassen Tonfall argumentierte der Blonde sachlich. Kari wurde das alles zu viel. Die Übelkeit hatte die Oberhand übernommen, ihr war schwindelig und sie sah nur noch Sterne. Sie wollte gerade ins Bad laufen, als sie merkte wie ihr schwarz vor Augen wurde. Die Männer hörten nur ein dumpfes Geräusch und schauten sie sich um und bekamen große Augen. Kari lag seitlich auf dem Boden, musste aber bei ihrem Sturz noch die Kante vom Schreibtisch erwischt haben, da ihr Ellenbogen blutete. Schützend hatte sie die Hände um ihren Bauch gelegt. Schnell lief Tai zu seiner Schwester. „Kari, öffne die Augen, komm schon. Wir werden das schon schaffen. Mimi und ich werden immer für euch da sein. Kari, bitte“ „Sag mal Jungs geht es auch ein bisschen leiser….“ Sora kam ins Zimmer. „Kari!!! Yolie rufe einen Arzt, Kari ist gestürzt“ entsetzt schaute die Rothaarige auf die junge Frau in Tais Armen. „Was? Wie ist das passiert?“ rief Yolie fassungslos. „Keine Ahnung hier sagt ja keiner was“ giftete Sora zurück. Sie hatte jemanden gefunden, der er Rede und Antwort stehen musste. „Was ist hier los? Matt, ich warte“ dieser zog seinen Kopf ein. Dieser Tonfall und das Sora ungeduldig mit den Fuß auf und ab tippte bedeute nichts Gutes. Er saß zwischen den Stühlen, was sollte er jetzt machen. Wie konnte er auch nur immer in so eine Situation geraten? „Naja, ich weiß nicht ob ich dir da sagen kann. Kari hat es mir im Vertrauen erzählt“ gab Yamato zögerlich von sich. „Du kannst mir nicht sagen, wie es gekommen ist das Kari gestürzt ist?“ Sora zog die Augenbrauen noch. „Doch, das kann ich. Der Trottel hier…“ Matt deutete auf Tai „... und ich…“ „Ok, andersrum wieso fragt Tai Kari wer der Vater ist“ unterbrach sie ihren Freund. Das es an der Tür klingelte bekam keiner mit die in Karis Zimmer waren. Yolie ging mit dem Telefon am Ohr zu Tür und öffnete. „Dich schicken alle Heiligen“ Erleichterung machte sich im Gesicht der Lilahaarigen breit, als sie die den Besucher erkannte. „Mit so einer Begrüßung habe ich ja nicht gerechnet, was meint Ken denn dazu?“ amüsiert beobachtete Joe Yolies Gesicht. Eigentlich war er mit Kari verabredet um die weitere Behandlung mit ihr zu besprechen und ihr ins Gewissen zu reden. „Hör auf Witze zumachen, Kari ist gestürzt….“ „WAS? Das darf nicht wahr sein“ entsetzt sah Joe die Lilahaarige an. „Wie konnte das passieren?“ fluchend und mehr zu sich selbst meinte er „…ich habe ihr gesagt, sie muss sich schonen und Aufregung ist tabu. Wieso macht sie nicht einmal, was man ihr sagt. Ich bin ihr Arzt verdammt nochmal" an die Jüngere gerichtet fragte er "Wo ist sie“ Yolie deute in die Richtung von Karis Zimmer, schnell begab er sich dort hin. „Wie, du bist ihr Arzt?“ verwirrt lief sie dem Dunkelhaarigen hinterher. „Ganz einfach Sora, Kari bekommt ein Kind“ sagte Tai tonlos. „Kind? Kari? Hä… Ist T…“ Sora versuchte ihre Gedanken zu sortieren, als sie einen Namen aussprechen wollte sah sie wie Matt den Kopf schüttelte und schluckte ihre Frage runter. „Was ist passiert?“ hörten sie die Stimme von Joe, die voll und ganz nach Arzt klang. „Matt und ich haben und gestritten und dann hörten wir einen dumpfen Knall und Kari lag so auf den Boden“ schilderte Tai seinem Freund kleinlaut das Geschehene. „Worüber habt ihr euch gezofft“ fragte der Blauhaarige und ging auf Kari zu. Er maß die Vitalwerte, prüfte die Pupillenreaktion, schaute sich den Ellenbogen an und versorgte ihn fachmännisch. „Wer der Vater von ihrem Baby ist“ gab ihr Bruder von sich. „Hä…, was für ein Baby…“ irritiert sah Yolie von einem zum anderen. „Wieso bekomme ich nichts mit?“ Keiner der Freunde beachtete Yolies Gestammel. „Verstehe, und Kari war anwesend?“ prüfend sah der Älteste von Tai zu Matt. „Ähm ja“ „Manchmal seit ihr echt wahre Schwachmaten“ vorwurfsvoll sah Joe auf die Männer „Ich werde Kari jetzt ins Krankenhaus bringen. Ihr Allgemeinzustand ist schlecht, sie scheint seit Tagen nicht vernünftig gegessen zu haben und ich möchte mich vergewissern, dass es dem Kind gut geht. Es könnte sein, dass sie dort bleiben muss“ besorgt sammelte Joe seine Sachen ein und bat Yolie noch ein paar Sachen und die Waschtasche für Kari zusammen zu suchen. „Du wusstest dass sie nicht isst, schwanger ist und hast nichts gesagt?“ entgeistert schaute Tai seinen Freund an. Er merkte, wie sich ein Wutausbruch ankündigte, doch Joe nahm ihm den Wind aus den Segeln. „Erstens habe ich dir gesagt, dass ihr auf Karis Essverhalten achten müsst und das schon vor einem Monat“ betroffen sah Tai zur Seite. „Zweitens: Ja, ich wusste schon von dem Kind, es gibt aber eine ärztliche Schweigeflicht, die über der Freundschaft steht. Dadurch, dass ich sie gestern behandelt habe ist Kari meine Patientin. Ich werde aber Jim bitten sie zu übernehmen, da ich ihr zu nahe stehe. Jetzt entschuldigt mich, wir müssen ins Krankenhaus“ erklärte sich der Arzt als die Sanitäter eintrafen. „Ich fahre mit Kari. Matt kannst du bitte meinen Wagen zur Klinik fahren?“ dieser nickte „Hier sind die Schlüssel. Danke“ Tais Handy piepste kurz auf, schnell las er die Nachricht als er sah, das sie von Joe war. >Hallo Tai, Kari und den Baby geht es den Umständen entsprechend gut, aber sie muss hier bleiben. Liebe Grüße Joe> Wieder in der Gegenwart Entsetzt schaute Takeru seinen Bruder an. „Hätte ich das gewusst, ich wäre doch sofort wiedergekommen wieso habt ihr nicht mit mir gesprochen? Ich komme mir wie der letzte Arsch vor.“ Vorwurfsvoll und mit schlechtem Gewissen blickte er zum Fenster. Wie konnte er nur so einen Anfall haben und Kari so runterputzen? Im Geiste knallte er sich gerade selbst die schönsten Schimpfwörter in vier Sprachen an den Kopf. „TK, Vorwürfe helfen dir nicht weiter. Kari hat es jedem untersagt es dir zu erzählen. Sie wollte es selber machen. Sie wollte dir dein Traum ermöglichen. Als Kouki geboren wurde wollte sie dir alles sagen, da kam aber von dir die Nachricht, dass du jemanden gefunden hast mit dem du glücklich bist. Kari wusste wie du reagierst und wollte dir nicht im Weg stehen “ versuchte Matt zu erklären. Takeru schnaubt auf. „Weißt du eigentlich, dass Brenda nur mit mir zusammen war um ihren Ex eifersüchtig zu machen? Das ganze ging vier Monate gut und dafür habe ich meine Familie aufgegeben. Ich bin so ein Held in Strumpfhosen. Oh Gott, Tai wird mich umbringen und das zu Recht.“ Flüsterte der Hoffnungsträger. „Kleiner, was soll ich sagen, jeder wird dir wohl auf seiner Art sagen was er davon hält. Sei dir aber gewiss, dass wir das auch bei Kari gemacht haben. Außerdem wird sie dich vor Tai verteidigen, das hat sie schon immer gemacht, bis jetzt.“ Versuchte Matt seinen Bruder zu beruhigen. „Weißt du was mir nach der Sache mit Brenda so richtig klar geworden ist?“ als der Ältere den Kopf schüttelte gab der Jüngere leise zu. „Das ich Kari mehr als nur mochte und ich einfach nur feige war. Wie soll es jetzt nur weitergehen?“nachdenklich schaute er seinen Bruder an. Matt klopfte seinem Bruder aufmunternd auf die Schulter „Sprich mit ihr und ich meine Sprechen und nicht streiten. Jetzt sollest du schlafen.“ Schließlich ging er aus dem Zimmer und ging selber zu Sora ins Bett. So ein Tumult war selbst für den Lehrer zu viel und er war so einiges von seinen Schülern gewöhnt.   Kapitel 9: Selbstzweifel + Erkenntnis = Ergebnis? ------------------------------------------------- Selbstzweifel + Erkenntnis = Ergebnis? Takeru war noch zu sehr aufgewühlt als das er schlafen konnte. Sein gesamtes Leben lag in Scherben vor ihm und er wusste nicht wie es weiter gehen sollte und dann noch das was er von Matt erfahren hatte. Wieder fing er an zu grübeln. Im Hintergrund liefen drei Lieder in Dauerschleife, zwei davon hatte er schon so viele Jahre nicht gehört hatte. Das erste hieß Ist da jemand. Da Janes Eltern aus Deutschland stammen hatte Takeru Deutsch gelernt um mit ihrer Familie sprechen zu können, mehr schlecht als recht, aber er verstand sie und ihre Familie verstand ihn, irgendwie. /Ist da jemand, der mein Herz versteht? Und der mit mir bis ans Ende geht? Ist da jemand, der noch an mich glaubt? Ist da jemand? Ist da jemand? Der mir den Schatten von der Seele nimmt? Und mich sicher nach Hause bringt? Ist da jemand, der mich wirklich braucht? Ist da jemand? Ist da jemand?/ Hallte es viel zu laut aus dem MP3-Player des Blonden. Dieses Lied hörte er ständig, es sprach ihm aus der Seele. Es kostete Takeru viel Überwindung, die beiden anderen Lieder zu hören. Das zweite war von Bryan Adams und begleitete ihn schon sein ganzes Leben und das dritte war das Lied, das den Abschied von Hikari und Japan einläutete. Kouki, Kari – Kari, Kouki. Sein Sohn und seine, ja was war Kari jetzt? Keine beste Freundin, geschweige denn Freundin, aber sie war die Mutter seines Sohnes. Durch ihn würden sie immer verbunden sein. Langsam liefen ihm Tränen über die Wangen, als er sich ein paar Sätze des letzten Liedes übersetze… /Lass mich nicht mit meinem Schmerz allein. Ich brauche deine starken Arme. Nimm dein trauriges Auf Wiedersehen zurück. Reparier mein Herz/ schlug es ein wie ein Blitz. Jetzt machte alles einen Sinn. Das Kouki ihm so vertraut vor kam, das Kari den Kontakt abgebrochen hat. Er wusste, dass sie sehr sensibel ist, alles mit sich selber ausmachen möchte und keinem zur Last fallen will. Er trat sich gedanklich in seine vier Buchstaben, das er so lange in Miami geblieben war. Seine Seele ihm schon vor Jahren gesagt hatte, dass er zurück nach Japan gehen sollte. Sicher, er wäre dann nicht NBA - und Weltmeister geworden, aber er wäre glücklich gewesen und nicht nur zufrieden. Vielleicht wären Kari und er ein Paar geworden. Er hätte Kouki als Baby gesehen, wäre dabei gewesen wie er die wichtigsten Dinge im Leben gelernt hatte. Das alles wäre ihm wichtiger gewesen als der berufliche Erfolg. Plötzlich wurde Takeru bewusst, dass er doch eine Familie wollte, aber in Miami die falsche Frau hatte. Jetzt hatte er einen Sohn, aber keine Partnerin, geschweige denn eine Frau. Es war ein komisches Gefühl zu wissen, das Kari und Kouki nur ein Zimmer neben seinem schliefen. In seine Gedanken versunken, merkte Takeru gar nicht, das er einschlief. /Da ist jemand, der dein Herz versteht Und der mit dir bis ans Ende geht Wenn du selber nicht mehr an dich glaubst Dann ist da jemand, ist da jemand! Der dir den Schatten von der Seele nimmt Und dich sicher nach Hause bringt Immer wenn du es am meisten brauchst Dann ist da jemand, ist da jemand!/ Sein Schlaf war alles andere als erholsam. Total erledigt öffnete er seine Augen, er hatte kaum geschlafen. Er dachte kurz nach ob der gestrige Tag nur ein Traum war. Takeru blickte sich um. Dies war definitiv nicht sein Schlafzimmer, der Blonde blinzelte, als er das Bild an der Wand sah wusste er dass es die Realität war. Er war in Japan, bei seinem Bruder und seiner Frau. Nur über den Rest war sich der Basketballer noch nicht ganz schlüssig. Er blickte auf sein Handy, sechs Uhr. Genervt stöhnte er auf, der Blonde war eindeutig kein Frühaufsteher. Jetzt half nur noch eins um wach im Tag anzukommen. Der Hoffnungsträger schwang seine Beine aus dem Bett streckte seine Glieder, schnell ins Bad, Zähne putzen und kaltes Wasser ins Gesicht. Ein Blick in den Spiegel – nicht viel besser, aber vorzeigbar. Er ging an seinen Koffer und kramte seine Trainingskleidung und die Fitnessuhr raus, nahm den MP3-Player legte die Kabel um den Hals und verstaute ihn in seiner Tasche, Schlüssel und Handy in die andere Tasche und los. Takeru wollte vor dem Frühstück noch Joggen gehen, so wie er es immer machte. Der Blonde hatte gerade den Blutdruckmesser am Oberarm befestigen als er an der Tür vorbei kam aus der Matt abends getreten war. Sie stand weit auf und so konnte er einen ungehinderten Blick reinwerfen. Was er sah ließ sein Herz höher und schneller schlagen und ein aufrichtiges Lächeln umschloss seinen Mund. Seine Uhr gab ein piepsendes Geräusch von sich und warnte ihn, dass er eine Pause machen sollte, schnell schaltete er die Uhr auf stumm. Hikari schlief, das Gesicht Richtung Tür. Ihre Haare lagen wie ein Wasserfall auf dem Kissen, der Mund war leicht geöffnet. Wie oft hatte er sie so gesehen. Takeru musste bei der Erinnerung schmunzeln. Dann fiel sein Blick auf den Jungen vor ihr, seinen Sohn, ihr gemeinsames Kind. Kari hatte Kouki fest in ihre Arme gezogen seine kleine Hand lag auf die seiner Mutter, auch sein Mund war leicht geöffnet vor im lag sein Patamon, den er mit seiner anderen Hand am Flügel fest hielt. Sein Herz zog sich schmerzhaft, aber auch liebevoll zusammen. Takeru wandte den Blick ab und ging eine Runde laufen. So konnte er seinen Kopf freibekommen. Da Yamato und Sora an den Stadtrand von Odaiba gezogen waren kannte er die Gegend sehr gut, daher wollte er Richtung Park joggen. Er bekam gar nicht mit, dass ihn ein anderer Läufer erstaunt und äußerst wütend anstarrte und folgte. „Hey Takeru“ Der Blonde lief weiter. „Hey Blonder“ die männliche Stimme wurde ungehalten. Wieder keine Reaktion. „Takaishi du Arsch“ Wütend griff er nach dem Oberarm von Takeru und riss ihn rum, damit er ihn in die Augen sehen musste. Das musste jetzt sein, aber er wusste auch, dass er sich am Riemen reißen musste schließlich waren sie im Park und man wusste nie wer zuschaut oder unterwegs ist. Takeru war so mit sich selbst beschäftigt, als das er auf seine Umgebung achtete. Die Musik beruhigte ihn und half ihm im gleichmäßigen Tempo zu laufen. Immer wieder tauchten Bilder von Hikari vor seinem geistigen Auge auf. Wie sie ihm den Eimer Sand als sechsjährige über den Kopf schüttete, ihr verletzter Blick, als er mit seiner Mutter wegzog. Wie sie strahlte wenn sie tanzte. Der wie sie ihn ansah als er ihr von dem Stipendium erzählt hatte. Ihre leidenschaftlichen Augen als er auf sie zukam um sie zu küssen. Die Erinnerung als sie voller Erregung unter ihm lag. Die ungläubigen Augen, als sie gestern wieder vor ihm stand und wie sie ihm gesagt hatte dass er der Vater ihres Kindes ist. Er dachte…. Verdammt was war das, Takeru spürte wie er ruckartig rumgerissen wurde und blickte in wütende braune Augen. Na Klasse, der Tag konnte schlechter nicht starten. Bevor er irgendetwas machen konnte spürte er die Faust in seinem Magen. Er krümmte sich leicht und nahm in einer schnellen Bewegung die Ohrstöpsel raus. „Ok, das habe ich verdient. Morgen Tai“ gab er trocken von sich. „Sag mal kannst du dich nicht normal bemerkbar machen?“ fauchte er kurz darauf. Kurz überlegte er ob er zurück schlagen sollte, hielt es dann aber für keine gute Idee. Tai war wütend auf ihn, verständlich, aber ihn herauszufordern und dazu noch in der Öffentlichkeit, war eine Schnapsidee. Beide waren Personen die ihr Leben in gewisser Weise in der Öffentlichkeit leben. Er wusste, das Tai im Auswärtigen Amt arbeite, er war derjenige der seinen Antrag auf die amerikanische Staatsbürgerschaft bearbeitet hatte. Takeru war sichtlich geschockt gewesen als er den Namen des Sachbearbeiters gelesen hatte. Der Blonde war angehender Trainer der Tokyo Excellence, da wäre eine Schlägerei in der Öffentlichkeit kein guter Anfang. Außerdem würden Hikari und Mimi sowas von in die Luft gehen, das Beide sich wie zwei Grundschulschüler vorkommen würden, oder besser noch sich wünschten auf einen anderen Planeten zu wohnen. „Hältst du mich für komplett dämlich oder was?“ brauste Tai auf. „Ich laufe dir schon ein paar Minuten hinter her und Rufe nach dir. Aber der Herr…“ deutete auf die Kopfhörer aus dem so laut die Musik erklang, das Tai jedes Wort hören konnte. „…muss ja die Mucke auf Anschlag haben damit er nichts hört du Vollpfosten“ außer sich blickte er den Blonden an. „Es tut mir Leid…“ kam es kleinlaut von dem Jüngeren. „Was genau? Die letzten Jahre oder den Schwachsinn denn du gestern veranstaltet hast?“ seine Augen blitzten zornig auf. „Du kannst von Glück reden, das Sora und Mimi da waren und wir heute in der Öffentlichkeit sind du Arsch“ „Was meinst du wie ich mir vorkomme? Ich komme gerade wieder und erfahre das ich Vater…“ „Falsches Thema Takeru…“ unterbrach ihn der Ältere.“… fang nicht bei mir mit diesem Thema an. Ich schwöre dir, dass ich mich dann nicht mehr zurückhalten kann“ traurig sahen braune Augen in blaue. „Bitte nicht bei mir, ok?“ die Stimme von Tai hörte sich flehend an, was Takeru zum Stutzen brachte. Tais Wut schien sich aufgelöst zu haben und in schierer Verzweiflung umgeschlagen zu sein. Kurz blickte der Ältere zu Seite und überlegte, was er sagen sollte. Das war kein Thema was den Jüngeren anging. Außerdem konnte er sich mit dem Weg den Mimi und er gingen gerade erst abfinden. Es war alles noch zu frisch. Er wollte Mimi und sich keine Hoffnung machen, aber es war der letzte Weg um sich ihren innigsten Wunsch zu erfüllen. Vom ganzen Herzen würde er Mimi die ganzen Strapazen ersparen, aber es ging leider nicht und sie würden gemeinsam diesen Weg gehen ohne Garantie auf Erfolg, aber egal wie es ausgehen würde, Taichi wusste das es nichts zwischen ihnen ändern würde, Mimi und er würden immer zusammenhalten. Daher war ihm Karis Entscheidung ein Rätsel gewesen. Er konnte seine Schwester nicht verstehen und Takeru auch nicht. Es war Taichi zu hoch, wie beide ihre Freundschaft so verraten konnten. Jetzt war es so und nun mussten alle damit leben und das Beste daraus machen. „Es geht um deine Aktion von gestern. Das war unterste Schublade. Seit wann kannst du so fies Kari gegenüber sein?“ „Wieso bin ich der Buhmann?“ aufgebracht blickte er Tai an und sprach zornig weiter „Ihr ward die ganze Zeit hier. Ihr wusstet alle, was hier vor sich geht und ihr habt mich alle ins offene Messer laufen lassen. Angefangen bei Hikari und aufgehört bei Matt. Nur mal so viel, die eine war meine beste Freundin und der andere ist mein Bruder“ dann pikste er Tai auf die Brust und sprach in einem enttäuschten Ton „… du warst auch sowas wie ein Bruder für mich“ wütende Blitze wurden aus den blauen Augen abgeschossen „Ich wurde von allen verraten und da darf ich nicht ausrasten? Das verlangst gerade DU von mir?“ Tai ging einen Schritt zurück und lies die Hände sinken, der Blonde hatte Recht und er wusste es. Takeru sprach unbeirrt weiter „Der, der bei jeder Gelegenheit eine Schlägerei mit Matt angefangen hatte? Du bist der impulsivste Mensch den ich kenne. Daher verstehe ich nicht, dass du von mir verlangst lieb und nett zu sein. Wo mein Vertrauen von all meinen Freunden und von meiner Familie mit Füßen getreten wurde“ jetzt hatte sich der Blonde wieder in Rage geredet. Seine Uhr piepste munter vor sich her, genervt schaltete er sie mal wieder auf stumm. „Habt ihr euch einmal gefragt, warum ich nach Miami gegangen bin? Sicher nicht, weil ihr euch dann mit meinen Beweggründen hättet auseinandersetzen müssen“ sprach er ungehalten. Takeru wollte sich die Ohrstöpsel wieder in die Ohren steckten wurde aber abgehalten. „TK…“ Tai hatte seine Hand auf die Schulter des Basketballers abgelegt und sprach in einem bemühten ruhigen Ton „… wir wissen, dass Karis Entscheidung falsch war, das wussten wir von Anfang an und ich kann nur ahnen, warum du nach Miami gegangen bist. Du weißt aber nicht, was Kari durchgemacht hat…“ Seine Hand wurde mit einem Ruck von der Schulter entfernt. „Woher auch, es hat keiner von euch mit mir gesprochen. Ich kann nur bis vor die Stirn schauen, ich weiß nicht was sich dahinter abspielt….“ unterbrach er Tai aufgebracht und riss die Arme hoch, der Ältere sprach weiter. „… und das war kein Zuckerschlecken, weder für sie noch für uns. Ich kann dich verstehen, wirklich“ sein Ausdruck in den Augen wurde besorgt „Ich habe aber Angst um Kari, wenn du dich weiter so verhältst wie jetzt nimmt das kein gutes Ende.“ Genervt, schlecht gelaunt und überfordert ging er Taichi an. „Lass mich in Ruhe, ok. Ich habe es satt mich zu rechtfertigen. Ihr habt alle hinter mir gestanden und jetzt bin ich derjenige, der alles falsch gemacht hat, weil ich mich an ein Versprechen gehalten habe?“ er wandte sich wieder seiner Fitnessuhr und dem MP3-Player zu. „Nein, dieses Spiel spiele ich so nicht mit. Wie kann ich mich richtig entscheiden, wenn ich noch nicht einmal die ganze Wahrheit gekannt habe? Ich hatte ganz andere Pläne, das kannst du mir glauben“ verletzt sah er den Älteren an „… aber wenn mich der wichtigste Mensch in meinen Leben so einfach aus dem Leben streicht, weil er was falsch verstanden hat…, ich keine Chance hatte das Missverständnis aufzuklären, was erwartest du da von mir? Du brauchst keine Angst haben, ich weiß was ich zu tun habe.“ Er wandte sich von Tai ab, steckte sich die Hörer in die Ohren machte die Musik noch lauter, lief einfach los und ließ Taichi stehen. Vielleich war es ein Fehler, vielleicht war es aber auch die richtige Entscheidung. Taichi überlegte, ob er ihn wieder hinterher laufen sollte, aber er machte es nicht. Der Braunhaarige sah auf die Uhr stöhnte erschrocken auf und rannte in die andere Richtung. Seinen Termin um 8:30Uhr würde er nicht einhalten können, wenn er nicht einen Zahn zulegen würde und Mimi würde ihn umbringen, wenn er nicht pünktlich wäre. Er musste halt das Gespräch mit dem Jüngeren auf später verschieben. Nervös tippelte sie von einen Fuß auf den anderen. Das ihr Mann auch immer alles auf den letzten Drücker machen musste und der Schussel hatte sein Handy liegen lassen, ausgerechnet heute. Das darf doch alles nicht wahr sein. Er wusste doch, dass es um ihre Zukunft ging und noch nicht einmal heute konnte er pünktlich sein. Es kochte in ihr, Taichi konnte sich auf was gefasst machen. Total abgehetzt traf er zu Hause ein. Die Haustür war noch gar nicht ganz offen, da waren die Schuhe schon aus und er hörte Mimis empörte Stimmte. „Idiot“ fing sie ihre Schimpftriade an. Er lief ohne ein Wort zusagen an Mimi vorbei und zog sich im Laufen schon sein verschwitztes Sportshirt über den Kopf. „… du wolltest nur eine Viertelstunde Laufen“ Als er an der Badzimmertür ankam war die Sport- und auch seine Unterhose schon irgendwo im Flur gelandet und die Socken hingen stinkend über dem Treppengeländer. „VIERTELSTUNDE“ schrie sie ihm hinterher „…das sind 15 Minuten, hast du mal auf die Uhr geschaut. Du warst eine Stunde weg und hast dein Handy liegen lassen. Geht’s noch?“ „Ich weiß, tut mir Leid“ Die Badezimmertür flog auf und sie hörte nur zwei Sekunden später wie das Wasser anfing zu laufen. „Das ist alles, du du Trochkopf. Wir haben noch 40 Minuten Zeit und ein Fahrweg von 30 Minuten, bei dem Straßenverkehr“ Keine fünf Minuten später trat der Braunhaarige frisch geduscht und mit einer blauen Jeans und weißen Oberhemd, aber noch mit nassen Haaren, aus dem Badezimmer, die Sachen hatte Mimi ihn schon hingelegt. In der zwischen Zeit hatte sie seine Sportsachen eingesammelt. Mit seinem Shirt wedelte sie vor seiner Nase herum. „Jetzt darf ich auch noch deine stinkenden Sachen hinterherräumen“ und hob die beiden Hosen auf. „Danke und jetzt komm mal wieder runter“ kam es verschmitzt von ihrem Ehemann. „Ich bleibe solange auf meiner Palme wie ich möchte verstanden?“ sie grinste ihn an. „Ich fasse es nicht, dass du bei deinem Job immer noch nicht die Uhr lesen kannst. Du bist so ein Idiot….“ Gab sie von sich und warf die Wäsche in die Truhe, die im Bad stand. „Du kennst mich“ gab er entschuldigend von sich „Eben“ er gab ihr einen Kuss nahm die Schlüssel, Papiere und Geldbörse, schließlich deutete er Mimi an los zu gehen „Sonst kommen wir wirklich zu spät, Prinzessin.“ Verständnislos schaute sie ihn an „… deine Schuhe, du Trottel“ sie deutete aus seine Füße und lachte. Fragend schaute er nach unten „Danke“ und schlüpfte in die Schuhe. „Idiot“ zischte sie und ging zu Tür. „Ich weiß, ich weiß… dafür liebst du mich doch. Ich bin dein Idiot“ er gab ihr einen Kuss. „Idiot“ und sie erwiderte seinen Kuss. Das Ehepaar hatte den gewünschten Ort pünktlich erreicht, was Tais schnellen Fuß zu verdanken war. Jetzt saßen sie hier vor einem älteren Arzt der sich die Papiere und Ergebnisse sorgfältig durch las und nach der Untersuchung fragte. „Wieso sind sie eigentlich hier Herr und Frau Yagami?“ „Das steht doch alles in den Unterlagen…“ versuchte Tai sich zu erklären. „Sicher, aber sie brauchen die Hilfe unseres Teams nicht“ gab der Arzt von sich. „Was soll das heißen?“ fragte Mimi vorsichtig. Takeru war sichtlich genervt, wieso musste er auch gerade Tai in die Arme laufen? Das war doch wie verhext. Erst der Streit mit Yamato, dann Hikari und ihre Beichte und jetzt auch noch Taichi. So hatte er sich das alles nicht vorgestellt. Der Blonde dachte, dass er in Ruhe mit seinen Freunden reden konnte und so sein Leben und somit seine Entscheidungen nahe bringen konnte. Natürlich rechnete er mit Gegenwind, aber das hier war schlimmer als ein Orkan, oder Hurrikan es kam einem Tsunami gleich und er stand mittendrin. Danke auch. Ohne eine wirkliche Lösung gefunden, geschweige denn den Frust abgebaut zu haben lief er zurück. Leise öffnete er die Haustür und zog seine Schuhe aus und ging Richtung Küche als er die Stimmen von Sora, Hikari und Kouki vernahm. Wie vom Blitz getroffen blieb er stehen und hörte zu. Eigentlich wollte er nicht lauschen, aber…. „Kari, fang nicht wieder so an, du musst Frühstück essen…“ hörte er Soras Stimme. ` Ich habe aber Angst um Kari, wenn du dich weiter so verhältst wie jetzt nimmt das kein gutes Ende.` Diese Aussage machte jetzt einen Sinn.   Kapitel 10: Die Vergangenheit holt mich ein ------------------------------------------- Die Vergangenheit holt mich ein Zerknirscht machte Hikari ihre Augen auf, Kouki lag vor ihr und schlief noch seelenruhig. Vorsichtig zog sie ihren Arm von dem Jungen und stand auf. Sie streckte müde ihre Glieder und ging ins Bad, die Dusche würde ihr jetzt gut tun. Die Lichtträgerin sah in den Spiegel, ihr war klar, dass heute auch kein Makeup helfen würde, viel zu angeschwollen waren ihre Augen. Ihr Blick war leer und die Nase war vom vielen Schnäuzen rot und glich der eines Clowns, dennoch versuchte sie es. Schmerzhaft dachte sie an den Streit, den sie gestern mit Takeru hatte und Tränen traten in ihre Augen, ihre gerade aufgetragene Wimperntusche verlief. Mehr als deutlich hatte sie der Blonde darauf aufmerksam gemacht, dass sie ihr beider Leben und das von Kouki mit den Füßen getreten hatte. Jetzt wusste sie wieder einmal nicht wie es weiter gehen sollte, sie fühlte eine absolute Leere in sich. Hikari gab es auf sich zu schminken, entfernte die zerlaufene Wimperntusche und machte sich einen lockeren Dutt zog das gelbe Shirt und die schwarze Yoga Hose, die sie von Sora bekommen hatte, an und stellte sich den Tag. Sie konnte ja nicht den Rest ihres Lebens im Zimmer verbringen, auch wenn ihr danach zumute war. „Danke Sora, aber ich habe keinen Hunger“ traurig stand Kari neben der Rothaarigen in der Küche. Diese sah sie empört an „Kari, jetzt fang nicht wieder so an, du musst Frühstück essen. Setze dich an den Tisch, hier ist dein Tee und fang an. Ich kann auch Matt holen, wenn dir das lieber ist. Er hat noch nicht ausgeschlafen und du weißt wie er dann drauf ist“ mit einem leicht drohenden Blick sah sie die Jüngere vor sich an. Kari wollte gerade was erwidern als sie eine kleine piepsige Stimme hörte „Mama, ich darf ohne Frühstück auch nicht aus dem Haus“ Kouki hatte sich in die Küche geschlichen, ohne dass es die Frauen mitbekommen hatten. Die Braunhaarige gab sich geschlagen und setzte sich an den Tisch, den Tee wollte sie auf jeden Fall trinken. „Du hast ja Recht Kouki“ dann murmelte sie noch „Ganz der Vater“ „Tante Sora hast du Müsli mit Blaubeeren und Joghurt für mich?“ Seine Tante nickte „Was auch sonst, setz dich hin“ lachte sie. „Kari, nicht nur der Tee verstanden?“ „Sora nerv nicht“ kam es angesäuert von der Jüngeren zurück. „Ich nerve so lange bis du anfängst zu essen. Du kannst dir sicher sein, das ich mir das Gemaule von den Männern nicht anhören werde, verstanden?“ zu oft hatten sie das Thema schon und die Einzigen die in der Beziehung auf sie einwirken konnte waren halt die drei wichtigsten Männer im Leben der Lichtträgerin. „Ja Mama“ Kari nahm sich ihr Croissant und biss zaghaft rein. „Zufrieden“ ironisch grinste sie ihre Freundin an. Der Standpauke wollte sie dann doch lieber aus dem Weg gehen. Es würde sowieso nichts bringen und Hikari wusste, dass es ihre Freunde nur gut meinten. „Nicht ganz…“ konterte Sora und deutete auf das Gebäck „… erst, wenn du aufgegessen hast.“ „Mama, darf ich heute wieder mit TK Basketball spielen? Er hat mir gestern gezeigt wie der Ball in den Korb kommt“ fragte der Knirps zwischen zwei Happen. Kari schloss kurz die Augen „Ja, das kannst du mein Schatz, aber nur wenn er auch Zeit hat und es möchte. Weißt du eigentlich das du viel von deinem Papa hast?“ Fragend sah der kleine Junge seine Mama an ging zu ihr und riss seine Arme hoch. Die Braunhaarige verstand sofort, was ihr Sohn damit erreichen wollte. Sie zog ihn auf den Schoss und schlang ihre Arme um ihn. Der Knirps nutzte die Gelegenheit und fragte seine Mutter aus, da sie sonst selten über ihn sprach. „Wie ist Papa?“ Kari holte tief Luft jetzt war der Punkt gekommen auf den sie schon Jahre gewartet hatte, Kouki fragte aktiv nach seinem Papa. „Engelchen, dein Vater ist der beste Mensch auf der Welt, neben dir. Er ist voller Hoffnung und hat immer ein offenes Ohr für alle. Er ist immer für sein Freunde da…“ „Hat er mich nicht lieb?“ fragte der Fünfjährige. Geschockt sah Kari ihren Sohn an. „Wie kommst du darauf?“ fragte sie leise und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. „Weil er nie da ist. Bei meinen Freunden gibt es Mama und Papa nur bei mir nicht“ gab er traurig von sich. Langsam wurde der Lichtträgerin bewusst, was sie ihrem gemeinsamen Kind angetan hat. So ein ähnliches Gespräch hatte sie auch mit Takeru geführt, damals waren sie ungefähr zehn. „Kouki, dein Papa war bis vor kurzem in einem anderen Land, er hat da gearbeitet, ich bin mir sicher, nein, ich weiß es, dass er dich über alles liebt. Er hätte dich nie alleine gelassen, wenn er hier gewesen wäre, dass musst du mir glauben“ verzweifelt schaute sie Kouki an und strich über seine Haare. „Dein Papa mag genau wie du Sprachen, Bücher, Patamon und Basketball. Ich bin mir sicher, dass ich nicht lüge wenn ich sage dein Papa liebt dich, genauso wie ich dich liebe“ ihre Stimme zitterte. Jetzt musste sie auch ihrem Sohn erklären wieso sie diese Entscheidungen getroffen hatte. „Wieso hat er uns nicht besucht?“ bohrte das Kind weiter nach. „Engelchen, ich habe viele Fehler gemacht. Das ist nicht einfach. Er konnte dich nicht besuchen wie deine Onkel oder deine Tanten. Papa wohnte praktisch am anderen Ende der Erde, außerdem habe ich ihm jede Möglichkeit dazu genommen.“ Bevor Kouki die Bedeutung der Worte seiner Mutter verstehen konnte sah er zur Tür. „Hey TK“ Kari zuckte zusammen „Willst du auch Müsli? Das ist mit Blaubeeren und…“ Takeru unterbrach seinen Sohn lachend „Joghurt? Guten Morgen“ warf er in die Runde und blickte in Karis geweitete Augen. Der Junge nickte begeistert. „Gerne, ist das auch dein Lieblingsfrühstück?“ Als Kouki nickte grinste er den Kleinen an und nahm ihn in den Arm. Karis Herz erfüllte sich mit Freude, aber auch Erleichterung und schlechten Gewissen als sie die Szene beobachtete. Da war sie sich sicher, dass Takeru garantiert für sein Kind da sein würde, egal was aus ihnen wurde. Takeru deutete auf Karis Teller, auf dem ein halb aufgegessenes Croissant lag. „Du sollest auch etwas essen, mit der Masche wirst du bei Matt und mir nicht durchkommen Kari.“ `Kari, er hat mich Kari genannt. ` Mit großen Augen sah sie ihren ehemals besten Freund an und langsam ging ihr ein Licht auf. Sie griff nach dem Gebäck und ließ es sich schmecken. „Was hast du eben gehört?“ fragte sie langsam. „Ich glaube alles und das nicht nur heute Morgen.“ gab er kleinlaut zu. „Können wir nach dem Frühstück reden?“ fragte der Blonde im ruhigen Ton nach. Die Braunhaarige nickte. „Hey kleiner Mann, wenn du fertig bist hilfst du Tante Sora in der Küche und dann können wir wieder Basketball spielen, wenn du möchtest.“ „Oh fein, das wäre toll“ freute sich der Jüngste im Bunde. „Lass uns in den Garten gehen.“ Sagte die Lichtträgerin später zum Hoffnungsträger. Sie setzten sich auf eine Bank und sahen sich schweigend an. Kari fasste sich ans Herz und holte tief Luft. „TK, es tut mir Leid und ich weiß, dass ich das nie wieder gutmachen kann, was ich dir angetan habe. Ich war damals so verzweifelt, ich wusste nicht, was ich machen soll. Ich wollte dir dein Studium ermöglichen, wollte, dass du deinen Traum wahr machen konntest. Wir wussten doch Beide nicht, ob wir nur beste Freunde sind, oder ob da mehr ist. Nach unserer gemeinsamen Nacht wusste ich, dass ich dich geliebt habe. Gleichzeitig war ich aber mit der Situation überfordert. Naja, immerhin wollte ich, dass du gehst, da konnte ich doch schlecht sagen bleib bei mir. Ich hatte keine Kraft mehr und bin deswegen nicht zum Flughafen gekommen. Ich hab so viele Fehler gemacht in der kurzen Zeit….“ Tränen liefen ihr über das Gesicht. Takeru hasste es, wenn sie weinte, das hatte sich bis heute nicht geändert. Er rutschte dichter an sie ran und zog Kari in die Arme, wie sehr er ihre Nähe vermisst hatte. Die junge Frau war erst erstaunt und versteifte sich einen Moment, bis sie schließlich seine Umarmung erwiderte und sich entspannte. „Kari, ich bin immer noch stinksauer auf dich.“ Sprach Takeru leise an ihrem Ohr und zauberte mit seinem Atem eine Gänsehaut in ihrem Nacken. Er schob sie liebevoll ein wenig zurück und sah ihr in die Augen „Ich meine, wir waren die besten Freunde, hatten uns alles erzählt und blind vertraut und dann kommt sowas. Ein Kind ist keine Kleinigkeit, ein Kind hat Gefühle, Bedürfnisse und braucht Liebe und Geborgenheit, nicht nur von der Mutter. Du weißt doch wie ich unter meiner familiären Situation gelitten habe. Ich wäre von Anfang an für Kouki da gewesen, wäre nach dem Studium sofort zurückgekommen…..“ Kari löste die Umarmung und sah kurz zur Seite und ihm dann in die Augen. „Nein, TK, wärst du nicht“ überrascht sah er sie an. Mit überzeugender Stimme sprach sie weiter „Du hättest es abgebrochen und wärst zu uns gekommen und irgendwann hättest du diese Entscheidung bereut und das wollte ich nicht. Ich wollte, dass du glücklich bist.“ Ertappt blickte der Blonde sie an, dass sie ihn so gut kannte war schon unheimlich. Es war, als ob sie seine Gedanken und Gefühle in menschlicher Gestalt war. „Da magst du Recht haben, aber ich hätte es nicht bereut. Wie kann ich glücklich sein, wenn ich die ganze Zeit über das Gefühl habe, das ich nicht vollständig bin? Hör zu, meine Beziehung ist vor ein paar Wochen in die Brüche gegangen. Eine Antwort hat alles über den Haufen geschmissen und ich habe über mein Leben nachgedacht und jetzt bin ich hier. Sicher, ich habe Fehler gemacht, genau wie du, aber wir waren beste Freunde, wir haben alles zusammen geschafft, wieso jetzt nicht auch? Du hast Recht, ich liebe meinen Sohn und er wird uns immer miteinander verbinden. Selbst wenn ich dich aus meinen Leben streichen wollte, könnte ich es nicht, weil Kouki da ist.“ Takeru sah Hikari an, sie wirkte so zerbrechlich und gleichzeitig auch stark, ihm wurde wieder einmal mehr bewusst, dass er ihre Freundschaft wieder gewinnen wollte. „Ok, du willst mich also nur wegen Kouki wieder in dein Leben lassen?“ fragte sie gekränkt nach. Sie stand auf und ging ein paar unsichere Schritte auf und ab. „Was?“ entsetzt sprang der Blonde auf. „Wie kommst du darauf?“ verständnislos sah er sie an „Hika, ich sagte `Wenn`. Die letzten Jahre haben mir gezeigt, dass ich es nicht kann und nicht will. Ich habe dich vermisst, deine Freundschaft, deinen Humor, einfach alles. Ich möchte dich als meine beste Freundin zurückhaben und gemeinsam für unseren Sohn da sein“ die Stimme von ihm war fest und von sich selbst überzeugt. „Keru, ich wollte dich nie verletzen, ich wollte…, ich habe nicht richtig nachgedacht und viele Entscheidungen habe ich zu schnell aus dem Bauch heraus getroffen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Ich habe deinen Blickwinkel außeracht gelassen, dass du mir trotz alledem deine Freundschaft anbietest, damit habe ich nicht gerechnet“ erleichtert sah sie ihm in die Augen. Takeru ging auf sie zu nahm sie in die Arme, tief zog er ihren Kokosduft ein, der war neu für ihn. Kari hatte sonst immer ein Hauch von Lilien begleitete. „Mensch Hika, wir nehmen uns jetzt vor über alles zu reden ok?“ Sie nickte, der Blonde wischte ihr die Tränen liebevoll aus dem Gesicht. Leicht drückte sie den Älteren weg und sah ihm in die meeresblauen Augen. „Warum?“ fragte sie. „Warum, was?“ fragte er verwundert. „Deine Trennung, warum? Oder möchtest du nicht darüber sprechen?“ „Ach, ich war schon länger nicht mehr richtig zufrieden, dadurch hatte ich mich in meine Arbeit vertieft. Hielt Jane immer mehr auf Abstand, das hat sie natürlich gespürt. Sie kam dann auf die Idee, das…. Hika, fasse das jetzt bitte nicht falsch auf, was jetzt folgt, ok verspreche es mir?“ flehend sah er in ihre braunen Augen. Kari sah ihn mit großen Augen an und nickte. „Versprochen.“ Er holte tief Luft. „Sie kam auf die Idee, eine Familie zugründen. Das habe ich verneint, ich konnte und kann mir bis heute keine Kinder mit ihr vorstellen. Ich habe mich in all den Jahren nie richtig heimisch in Washington oder Miami gefühlt, wie sollte ich dann einem kleinen Menschen eine Heimat bieten?“ Erinnerung „Takeru, wie fühlst du dich?“ fragte Jane, als sie mal wieder den nachdenklichen Blick ihres Freundes sah. „Ich weiß es nicht um ehrlich zu sein. Verstehe das nicht falsch, ich bin zufrieden mit dem was ich habe, aber…“ „Du vermisst Japan immer noch? “seufzte Jane. „Das Land, meine Freunde, meine Mutter und sogar mein Vater. Ich vermisse wie Matt auf seiner Gitarre spielt, die Streitereien von Mimi und Tai, sowie Yolei und Davis, das energische tippen auf der Tastatur von Izzy, wie Joe seine Brille zurechtrückt, Cody´s Kendo-schreie, Soras Sinn für Harmonie unter uns Freunden, Ken wie er die Streitereien zwischen seiner Freundin und seinem besten Freund genervt kommentiert. Die vertraulichen Gespräche, die gemeinsamen Partys kurz irgendwie alles.“ „Was ist mit Hikari?“ fragte Jane vorsichtig nach. Erschrocken sah er seine Freundin an, schon wieder dieses Thema, er ahnte, dass sie die Japanerin als Bedrohung für ihre Beziehung sah „Du hast alle aufgezählt bis auf sie“ traurig sah die Braunhaarige in die blauen Augen ihres Freundes. „Ich weiß nicht was du meinst. Wir haben keinen Kontakt mehr, aber sie fehlt mir“ Jane hörte die Traurigkeit aus seiner Stimme. Diese Eifersucht auf einen Menschen der Meilen weit weg wohnte stieß ihm sauer auf. „Meinst du das es besser wird, immerhin lebst du schon sechs Jahre hier“ lenkte sie versöhnlich ein, als Jane den Blick seitens Takeru sah. „Die Hoffnung stirbt bekannter maßen zu Letzt.“ „Du weißt aber schon, das Zufriedenheit und Glücklich sein zwei unterschiedliche Dinge sind?“ unsicher schaute sie ihm in die Augen. „Klar, aber nur wenn man zufrieden ist kann man irgendwann glücklich sein“ traurig blickte er in die braunen Augen seiner Freundin. Takeru zog sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss auf die Haare. „Kannst du dir Kinder vorstellen?“ „Was?“ entsetzt schob er die Braunhaarige von sich und sah ihr in die Augen. „Kinder, dass du dir vorstellen kannst, dass du mal Vater wirst?“ Takeru sah die Hoffnung in ihren Augen. Er schloss die Augen „Um ehrlich zu sein NEIN. Ich möchte keine Kinder und ich werde auch nicht heiraten. Das sollest du wissen. Da kannst du dich bei meiner Kindheit bedanken“ Enttäuschung machte sich auf dem Gesicht von Jane breit. Gegenwart „Ich glaube zu dem Zeitpunkt haben Jane und ich erkannt, dass wir unterschiedliche Ansprüche an unsere Beziehung haben. Nach diesem Gespräch habe ich gemerkt, dass ich mich nicht nur nicht heimisch fühlte, sondern auch nicht komplett. Es fehlte immer dieses kleine Puzzleteil. Seit kurzem weiß ich auch welches. Tief in meinem Inneren habe ich von Kouki gewusst, denn seit ich ihn kenne ist mein Herz nicht mehr so leer. Jane und ich haben uns sechs Monate später getrennt“ traurig aber erleichtert sah er in die braunen Augen von Kari. Wie immer fand er hier Ruhe, Geborgenheit und das Gefühl zu Hause zu sein. Hikari erwiderte seinen Blick und verlor sich darin, die blauen Augen beruhigten sie und zum ersten Mal seit Jahren fühlte sie sich frei und erleichtert. Takeru erging es genauso. Beide spürten auf einmal wieder die Vertrautheit, die sie ihr Leben lang begleitet hatte. Kapitel 11: Ich habe einen Papa ------------------------------- Ich habe einen Papa Sie hörten ein paar tapsige Schritte auf sich zukommen. Kouki hatte einen Basketball in der Hand und stand vor Takeru und Hikari. Sie erkannte den entschlossen Ausdruck in seinen Augen und drückte die Hand von TK fest um ihn zu signalisieren, dass ihr Sohn einen Verdacht hatte. Der Blonde nickte verstehend. „TK, darf ich dich mal was fragen?“ die Augen des Jungen huschten zwischen seiner Mutter und dem jungen Mann hin und her. Er war irritiert das sich die Beiden so gut verstanden. Der Junge hatte zwar durch Mimi erfahren, dass Takeru auch zu den Digirittern gehörte und er kannte die Geschichten, die sie erlebt hatten. Trotzdem wunderte er sich das seine Mutter so offen mit dem Blonden umging. Er kannte sie eigentlich immer sehr reserviert im Umgang mit anderen Menschen, die er nicht kannte. „Klar Kleiner, du kannst mich alles fragen was du möchtest“ gab dieser von sich wohlwissend wie das Gespräch jetzt verlaufen würde. Eine Unsicherheit machte sich in ihm breit, wie sollte er mit einem fast 6-jährigen umgehen? Er ist praktisch über Nacht Vater geworden und wusste eigentlich nichts über seinen eigenen Sohn. Takeru kam zu dem Schluss, dass er einfach seinem Bauchgefühl vertrauen sollte und wenn er nicht weiter wusste würde er sich an Hikari wenden. Woher er das Vertrauen in sie nahm wusste er selber nicht, aber der Blonde war sich sicher, dass sie ihn nicht hängen lassen würde. „Du kommst aus Amerika, richtig“ fragend blickten ihn die blauen Kinderaugen an. Takeru nickte. „Ich habe in Miami gelebt und gearbeitet. Mein Heimatland ist aber Japan“ „Was hast du da gemacht?“ fragte sein Sohn neugierig. „Ich habe da mein Sportstudium in Washington gemacht und für die Heats gespielt….“ Nachdenklich schaute der Junge sich um, wie immer wenn er grübelte zog sich seine Stirn leicht kraus, die Augen verengten sich minimal und er tippte mit dem Zeigefinger an die Wange. So langsam fing das Puzzle an sich zusammen zu setzten. Als Takeru den fragenden Blick von Kouki sah sagte er „Ich habe da studiert und später in der NBA….“ Koukis Augen weiteten sich. Er klatschte sich mit der Hand an die Stirn. Klar das machte Sinn. Schließlich hatte TK ihm gestern gesagt, was auf dem Trikot stand, Heat vorne Takaishi hinten. Außerdem hatte er Takeru bei der WM im Fernseher für die Amerikaner spielen sehen, deshalb kam er ihn bekannt vor. Koukis Augen weiteten sich und er blickte den Blonden vor sich an „Du…, du bist der blonde Japaner aus der…NBA? Der…, der… Weltmeister Takeru Takaishi?“ Koukis Stimme war erstaunt und überrascht zugleich. „Du kennst dich aber gut aus“ bewundert schaute der Blonde sein Sohn an und er fühlte wie sich das Gefühl des Stolzes für Kouki in ihn ausbreitete. Plötzlich fühlte er sich nicht mehr alleine, sondern angekommen und zu Hause. „Ich liebe Basketball“ lachte der Junge entschuldigend. „Das sind die richtigen Sachen, der Miami Heat?“ fragend deutete der Junge auf die Trainingsklamotten von Takeru. „Ich weiß nicht, was die Zeitung hier geschrieben hat, von wegen blonder Japaner. Entschuldige ich habe mich gestern nur mit TK vorgestellt, aber du hast Recht ich heiße Takeru Takaishi und das sind meine Sportsachen die ich immer in Miami tragen musste“ grinste der Blonde das Kind an. „Aber die darf ich demnächst nicht mehr in der Öffentlichkeit tragen, da ich bald der neue Trainer der Exellence sein werde“ „Verstehe“ sichtlich aus dem Konzept gebracht sah Kouki die Erwachsenen an. Er warf den Ball zwischen seinen Händen hin und her, was wollte er jetzt? Kouki kramte in seinem Kopf bis es ihm wieder einfiel. Der Ball landete auf den Boden und prallte noch ein paarmal auf und ab, bis er zum Stillstand kam. Der Junge atmete durch, als er seinen roten Faden wieder gefunden hatte. „Ich hab noch ein paar Fragen…“ „Leg los, ich warte“ langsam wurde der Blonde nervös. „Onkel Tai hat gesagt, das Amerika am anderen Ende der Welt liegt. Mama hat heute Morgen gesagt, dass mein Papa mich nicht einfach besuchen kommen kann, da er am anderen Ende der Welt gewohnt und gearbeitet hat. Sie hat auch gesagt, dass mein Papa Basketball, Bücher und Patamon liebt. Weißt du wer Patamon ist?“ die blauen Augen des Jungen fingen an zu blitzen. Hikari sah ihren Sohn an und drehte sich dann zu Takeru, stellte sich auf die Zehnspitzen so dass ihre Lippen an seinem Ohr war und sagte „Fangfrage, er weiß es.“ Takeru nickte und meinte nur, das er es auch weiß. „Er ist mein Partner in der Digiwelt und der beste Freund von Gatomon, dem Digimon deiner Mutter. Um deiner letzten Frage zuvor zukommen. Ja, ich bin dein Papa.“ Man sah deutlich wie es in Kouki anfing zu arbeiten. Die Augen des Jungen fingen an zu funkeln und zu blitzen, huschten immer wieder zwischen seiner Mutter und seinem Vater hin und her. Er öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder, holte tief Luft und schloss die Augen. Mit der Reaktion die dann folgte rechnete weder Hikari noch Takeru. Kouki öffnete seine Augen und kleine Tränen rollten über sein Gesicht, dann ging er ganz langsam auf Takeru zu und je näher er ihm kam desto schneller wurde der Junge und lief schließlich auf seinen Vater zu. Der Blonde ging in die Knie und öffnete seine Arme und schloss seinen Sohn fest in die Arme. Beruhigend sprach er auf Kouki ein und musste sich auch selber beruhigen, denn auch er hatte feuchte Augen. Hikari ging einen Schritt zur Seite und blickte voller Liebe auf ihren Sohn und dessen Vater. Sie gönnte Takeru diesen Moment vom Herzen und hatte auch feuchte Augen. Für den Blonden war es ein unbeschreibliches Gefühl seinen Sohn in die Arme zu nehmen, sicher er hatte es heute Morgen auch schon getan, da wusste Kouki noch nicht, das er sein Vater ist. „Warum bist du gegangen, TK?“ flüsterte Kouki seinem Vater zu. Takeru schob seinen Sohn liebevoll ein Stück von sich und sah in seine Augen. „Kouki, mir ist es damals sehr schwer gefallen zu gehen. Ich habe sehr viele Gespräche mit meiner Familie und auch deiner Mutter geführt und mich entschieden zu gehen. Von einigen Ereignissen habe ich nichts gewusst, als ich ging. Durch die viele Arbeit, den Zeitunterschied und anderen Umständen ist der Kontakt zu meinen Freunden und Familie sehr locker geworden…“ versuchte Takeru zu erklären. Der Junge folgte dem Gespräch mit seinem Vater aufmerksam. „Ich dachte immer, dass es Tag und Nacht gibt und die Woche aus sieben Tage besteht. Ein Jahr hat zwölf Monate. Ist das in Amerika anders?“ Takeru und Hikari sahen ihren Sohn an und mussten schmunzeln. Die Braunhaarige setzte sich auf die Bank und nickte dem Blonden zu und dieser verstand sofort. „Da hast du Recht, Tag und Nacht wechseln sich ab, eine Woche hat sieben Tage und ein Jahr zwölf Monate. Das ist überall auf der Welt so. Ich zeige dir mal was gibst du mir bitte deinen Ball?“ fragend sah Kouki seinen Vater an und gab ihn diesen. „Pass auf“ Takeru legte den Ball auf den Boden und ging zur Seite und zog den Jungen mit sich. „Was siehst du?“ fragte der Blonde seinen Sohn. Was wollte sein Vater damit erreichen, es war doch nur „Einen Basketball, der auf dem Boden liegt.“ Takeru lachte auf. „Stimmt, aber was noch? Wie sieht er aus? Beachte, das die Sonne scheint“ bohrte er nach. Immer noch versuchte der Junge seine Gedanken zu sortieren „Orange mit schwarzen Streifen. Die eine Seite hell und die andere dunkel mit einem Schatten.“ Kouki kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Genau, eine Seite ist hell und die andere ist dunkel, man könnte sagen die helle Seite ist der Tag und die dunkle Seite ist die Nacht. Weißt du wie die Erde aussieht?“ fragend blickte er zu seinem Sohn. „Ja, sie sieht fast wie eine Kugel oder ein Ball aus.“ „Mh genau.“ Der Hoffnungsträger nahm den Ball und legte seinen Zeigefinger auf die rechte Seite des Balls „…das ist Tokio“ seinen anderen Zeigefinger legte er parallel auf die linke Seite „… das ist Miami, ich frage nochmal: Was siehst du?“ Wo sollte diese Reise nur hinführen? „Deine Finger und einen Ball“ schoss es aus Kouki laut heraus. Der Blonde musste ein Lachen unterdrücken, als Kari dass sah richtete sie an den Vater ihres Kindes: „Keru, er denkt laut nach, das macht Kouki immer so, ganz sein Onkel.“ Der Junge beobachtete den Ball und seinen Vater bis ihm ein Licht aufging. „Ah und in Tokio ist Tag und in Miami ist Nacht. Du hast geschlafen und wir waren wach.“ Schlussfolgerte Kouki und sah seinen Vater in die Augen, dieser nickte und meinte dann „… und deshalb war es sehr schwierig mit euch den Kontakt aufrecht zu halten. Das soll jetzt keine Entschuldigung sein…“hilfesuchend sah sich Takeru nach Hikari um. Sie ging auf ihren Sohn zu und nahm ihn in die Arme. „Engelchen, ich habe dir doch gesagt, dass ich deinem Vater viele Möglichkeiten genommen habe. Ich habe ihm nicht gesagt, dass es dich gibt…“sie brach ab als sie das traurige und zugleich wütende Gesicht sah. „Wieso nicht, ich habe mir immer einen Papa gewünscht, dass weißt du“ der braunhaarige Junge riss sich aus der Umarmung seiner Mutter, enttäuschte Kinderaugen sahen sie an. Hikari zuckte zusammen, es war der gleiche Blick wie bei Takeru wenn er wütend auf sie war. Sie holte tief Luft. „Kouki, ich wollte deinem Papa ermöglichen sich seinen Wunsch zu erfüllen. Ich wusste wenn Papa von dir weiß, dann kann er das nicht mehr und ist dann böse mit mir, dachte ich zumindest. Wenn du also jemanden die Schuld geben möchtest, dass du bis jetzt ohne Papa aufgewachsen bist, dann musst du sie mir geben und nicht deinem Vater. Ok?“ Die blauen Augen ihres Sohnes funkelten sie an und Hikari wusste, dass das kein gutes Zeichen war. Kouki spielte eine Karte aus, die ihr im Herzen wehtat, da alles erst knapp vier Monate her war. „Was ist mit Joey, er ist mein Paps?“ Die Braunhaarige schloss die Augen damit die Tränen nicht haltlos über ihr Gesicht liefen, sammelte sich und holte tief Luft und öffnete sie wieder. Aus dem Augenwinkel sah sie wie Takerus Kopf sich schlagartig zu ihr drehte und er sie mit weitaufgerissen Augen ansah. Er bekam nur ein „Später“ von ihr und hielt sich zurück. „Kouki, Joey liebt dich und wird dich immer als seinen Sohn sehen, aber du weißt, dass er nicht dein Vater ist. Es gibt da einen Unterschied, denn du später begreifen wirst. Komm her mein Schatz…“ Hikari breitete ihre Arme aus und als der Junge sich in diese warf zog sie ihn ganz fest in die Arme sagte sie „…es tut mir so leid, ich hab dich lieb.“ Als sich Mutter und Sohn voneinander lösten hatten beide Tränen in den Augen. Der Blonde bemerkte das Hikari Zeit für sich brauchte um sich wieder zu sammeln, daher machte er Kouki einen Vorschlag. „Hey Kleiner, ich weiß dass das alles viel für dich ist. Wollen wir ein paar Körbe werfen, damit du deinen Kopf wieder frei bekommst?“ Takeru sah seinen Sohn fragend an, dieser nickte und griff sich den Ball und lief dribbelnd zum Korb, jedenfalls versuchte er es. Der Blonde sah seinen Sohn schmunzelnd hinterher. `Der Kleine hat echt viel Talent, er ist ein Rohdiamant` ging es dem Hoffnungsträger durch den Kopf. Mit einem neutralen Ton wand sich der Hoffnungsträger an die Lichtträgerin: „Kari, wir reden nachher nochmal ok?“ „Ist ok, ich lasse euch zwei Mal alleine, viel Spaß.“ Traurig, aber auch erleichtert ging sie in das Haus. Sie musste lächeln als sie sich umdrehte und sah wie ihre Männer miteinander spielten. Hikari hörte Kouki lachen und die vertraute Stimme von Takeru wie er seinem Sohn etwas erklärte. Einige Zeit später machten die Beiden eine Pause und der Blonde ging ins Haus um etwas zu trinken und essen zu holen. Takeru betrat den Garten wieder und sah wie Kouki am Gartenzaun mit einigen Kindern, die in seinem Alter waren, sprach. „Das glaubst du doch selber nicht Kouki“ hörte er einen der Jungen sagen. „Doch, das ist die Wahrheit…“ „Ich denke dein Vater ist Arzt“ sagte ein anderer. „Paps ist auch Arzt, aber mein Papa ist gerade von Amerika nach Japan gezogen“ „Man hat nur einen Papa“ kam es von einem anderen Kind. „Ausgerechnet Takeru Takaishi? Fällt dir nichts Besseres ein? Ich meine was gibt es noch alles in deiner Familie? Der eine Onkel soll ein ehemaliger Sänger einer Band sein, der andere soll erfolgreich Fußball gespielt haben und jetzt Politiker sein und dein Vater soll ein NBA Star sein?“ zweifelnd sah der Junge Kouki an. Dieser konterte nur „Du bist ja nur neidisch Nakata“ sprach der Junge gelassen und ließ seinen Ball auf den Boden prallen. „Nee, nicht neidisch. Ein Vater der in Amerika lebt, kann man ja nicht fragen…“ zweifelnd sah Nakata zu dem Braunhaarigen. „Glaub doch was du willst, aber es ist alles wahr. Außerdem ist TK jetzt hier in diesem Haus…“ lachte Kouki freundlich. Takeru hatte genug gehört und ging gelassen auf die Kinder zu. „Hallo miteinander. Kouki, hier ist dein Trinken“ „Danke TK“ liebevoll sah er seinen Sohn an. „Wir können dann auch weiter spielen wenn du möchtest“ Nakata sah staunend auf den Blonden Mann vor sich. „Sind sie Takaishi Takeru?“ fragte er ungläubig. „Ja bin ich und meinen Sohn kennst du ja bereits. Im Übrigen ist alles richtig, was Kouki gesagt hat. Man sollte nicht immer davon ausgehen, dass der Gesprächspartner eine Lüge erzählt nur weil sich die Wahrheit außergewöhnlich anhört. Schönen Tag noch Jungs. Kouki wollen wir weiter spielen?“ Beide ließen die Kinder stehen und fingen wieder an zu spielen. „Wie ist Miami?“ fragte Kouki plötzlich und warf den Ball in die Richtung seines Vaters. Da Takeru nicht mit der Frage gerechnet hatte hielt er in der Bewegung inne und drehte sich um und der Ball landete auf seiner Brust prallte ab und blieb auf dem Boden liegen. „Wie meinst du das“ der Blonde rieb sich über die leicht schmerzende Stelle. „Was ist anders an Miami als hier, warum bist du lieber da gewesen als hier?“ nachdenklich schaute Kouki seinen Vater an. „Kouki, ich habe gelernt in Miami zu leben, das heißt aber nicht, dass ich da lieber gewesen wäre als hier. Ich wusste nicht, was ich nach dem Studium machen sollte, bis ich das Angebot der Miami Heat bekommen habe. Ich habe deiner Mutter damals ein Versprechen gegeben, das ich meinen Traum lebe. Das habe ich zu der Zeit auch gemacht. Ich habe aber erkannt, dass man nie zu alt ist sich noch ein neues Ziel zu setzen oder einen neuen Traum zu träumen, wenn der Alte in Erfüllung gegangen ist. Jetzt bin ich hier und versuche meinen neuen Traum wahr werden zulassen“ verschmitzt grinste er seinen Sohn an. „Was ist denn dein neuer Traum?“ „Sag ich nicht, sonst wird es nicht wahr“ zwinkerte der Blonde seinem Sohn zu. „Willst du noch was über die Stadt wissen?“ „Klar“ neugierig blickt er auf den Blonden. Beide setzten sich auf den Rasen. „Florida, hier liegt Miami, ist der Sonnenstaat der USA. Der Name kommt von dem Indianerstamm der Mayaimi und bedeutet großes Wasser und es gibt wirklich viel Wasser. Es gibt viele Palmen und im Sommer ist es richtig heiß und im Winter kann es warm, aber auch sehr kalt werden. Es hat ein wunderschönes Stadtbild, viel Grün und es wirkt ruhig und nicht so hektisch wie Tokio. Die Menschen haben eine andere Einstellung zum Leben. Es leben viele Menschen aus anderen Ländern und Kulturen da. Es wird viel Spanisch gesprochen. Man kann viel sehen, wie den Freedom Tower, der steht im Übrigen in der Nähe der Arena in den die Heats spielen und ist das Wahrzeichen von Miami, die Everglades, Jungle Island, Little Havana um nur einiges aufzuzählen.“ „Das hört sich aber schön an“ verträumt sah der Junge zum Vater. „Da will ich auch mal hin“ „Vielleicht fliegst du irgendwann nach Miami, wer weiß das schon. Es ist schon eine schöne Stadt, aber Tokio ist wunderschön. Hier bin ich aufgewachsen, habe viele glücklich aber auch traurige Momente gehabt und das wichtigste ist hier fühle ich mich zu Hause, etwas was ich in Miami vermisst habe. Hier habe ich meine Familie und Freunde, die mich mein ganzes Leben begleitet haben und es weiterhin tun werden. Deswegen bin ich wiedergekommen. Ich wollte wieder zu Hause sein.“ „Und jetzt hast du mich“ grinste der Fünfjährige frech. Takeru lachte auf „Ja, jetzt habe ich dich und ich bin froh darum“ liebevoll schloss er seinen Sohn in die Arme. Er war ein so toller Junge, da haben Hikari und seine Onkel und Tanten ganze Arbeit geleistet. „Erzähle doch mal was von dir, Kleiner.“ neugierig schaute Takeru auf seinen Sohn. „Ich lese gerne und liebe Sport, Musik und Sprachen. Onkel Matt hat mir geholfen, dass ich mich mit meinen Freund Alain unterhalten konnte. Er konnte kein japanisch als er zu uns zog. Ich wollte ihn als Freund haben, Alain sollte doch nicht alleine sein. Heute ist er ein sehr guter Freund“ grinste Kouki fröhlich vor sich hin. „Tante Mimi meint ich kann genauso viel essen wie Onkel Tai“ Sein Vater lachte auf als sein Sohn so erzählte fiel Takeru auf das seine Onkel, seine Mutter und er sich in Kouki wiederfanden. Der Junge schien eine perfekte Mischung aus dem Hause Yagami /Takaishi/Ishida zu sein. „Ich spiele gerne Fußball mit Onkel Tai, Ken, Davis und Midori manchmal auch mit Tante Sora, aber noch lieber spiele ich Basketball. Manchmal zeigt mir Onkel Matt, wie man Gitarre spielt“ stolz blickte der Braunhaarige auf seinen Vater. „Das macht dir bestimmt viel Spaß, so wie ich Matt kenne lässt er dich `Les singes foncent à travers la forêt`" spielen, als Kouki nickt lachte der Blonde auf „Das war klar…“. „Wieso?“ „Das war sein erstes Lied auf der Gitarre das er spielen konnte, was sich nicht nach „Alle meine Entchen anhörte“ Kouki lachte auf „Das kann ich auch spielen“ konterte Kouki. „Wow, willst du deinem Onkel Konkurrenz machen?“ leicht schlug er seinem Sohn auf die Schulter. „Nein, es macht einfach Spaß“ konterte der Junge. „Seit wann spielst du eigentlich Basketball?“ „Ich habe zum letzten Weihnachten einen Basketball von Onkel Matt bekommen nach dem ich die anderen immer überredet habe Basketball statt Fußball zu spielen. Onkel Tai schimpft heute noch darüber“ klärte er seinen Vater auf. Erstaunt schaute Takeru Kouki an, dass er in so kurzer Zeit schon ein so feines Gespür für den Ball hatte war erstaunlich. „Das kann ich mir bei den Beiden echt gut vorstellen. Lass uns rein gehen, wir sind total verschwitzt“ sagte der Blonde nach einer Weile. So machten sich Vater und Sohn auf den Weg ins Haus. Kapitel 12: Es war einmal und ist nicht mehr - Hikari ----------------------------------------------------- Es war einmal und ist nicht mehr - Hikari Nachdem Takeru und Kouki mit dem Basketballspiel aufgehört hatten waren die Beiden erst einmal duschen gewesen. Danach hatte sich Sora den Jungen mit zum Einkaufen genommen, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Beiden sich nicht wieder so in die Wolle bekommen wie am Abend zuvor. Die Rothaarige wollte den beiden Jüngeren die Zeit geben, damit diese in Ruhe miteinander sprechen konnten. „Hat Kouki von unseren Joe gesprochen, oder handelt es sich um jemand anderen?“, eröffnete TK das Gespräch und sah Kari fragend an. Als er ein zaghaftes nicken zur Antwort erhielt fühlte er sich eigenartig. Der Blonde schloss die Augen und sammelte sich. „Hika, wieso nennt Kouki Joe Paps?“, brannte ihm die Frage auf der Seele. Dass er sie mit ‚Hika‘ ansprach machte er mit Bedacht, damit sich die Braunhaarige nicht angegriffen fühlte. Trotzdem blickte er sie ernst an. Als er die Unsicherheit in ihren Augen sah befürchte er das Schlimmste. Wieder einmal spürte er einen unbeschreiblichen Schmerz in seinem Herzen. Kari sah den Blonden an, holte tief Luft und sah ihm in die Augen. „Weil Joe und ich dreieinhalb Jahre ein Paar waren. Wir haben uns am Anfang des Jahres getrennt. Kouki sieht ihn als einen Vater an. Er war damals fast drei Jahre alt als wir zusammen gekommen sind.“ Sie wandte den Blick ab um seine Enttäuschung nicht sehen zu müssen. „Du …, Joe … ihr beide … ein Paar? Ich dachte er lebt nur für seine Bücher?“ Geschockt setzte sich der Hoffnungsträger auf die Couch von Matt und Sora. „TK jetzt werde nicht gemein.“ Finster sah sie ihn an. „Du weißt genauso gut wie ich, dass Joe ein wunderbarer Mensch ist, der für seine Freunde durch das Feuer gehen würde. Es gibt nicht nur die Seite von ihm die er uns allen immer zeigt. Er ist ein liebevoller Mensch in allen Lebenslagen, verständlich und aufopferungsvoll.“ Ein Lächeln umschloss ihre Lippen, dann schnaubte sie verächtlich aus und fuhr fort: „Denkst du, man kann mich nur als beste Freundin haben, aber zu einer Beziehung reicht es nicht? Meinst du wirklich, dass sich kein Mann in mich verlieben könnte? Außerdem: Wieso bist du so entsetzt, dass ich eine Beziehung hatte? Du hattest ebenfalls eine und wenn ich deine Nachrichten richtige gedeutet habe, war da nicht nur Jane, sondern noch eine andere. Wie viele kamen noch?“ Wütend sah die Braunhaarige in die blauen Augen des Blonden. „Kari, so war das nicht gemeint. Du bist eine wunderschöne, intelligente Frau und der Mann der dich als Ehefrau bekommt ist ein echter Glückspilz. Natürlich kann man sich in dich verlieben. Ich rede da aus Erfahrung.“ Verwundert blickte die Angesprochene ihre Jugendliebe an. Bevor sie etwas sagen konnte erzählte er weiter: „Jeder Mensch hat sein Ying irgendwo auf der Welt. Mich hat nur gewundert, dass es Joe gehandelt hat. Er kam auf mich immer sehr kühl, desinteressiert und unsicher vor, was das andere Geschlecht betrifft. Ich dachte wirklich, dass er nur für sein Studium und dann für seine Arbeit lebt“, erklärte sich der Ältere. „Außerdem zählt Brenda nicht als Beziehung. Sie wollte nur ihrem Ex mit mir eifersüchtig machen.“ „Ist ja toll! Ich habe dir wegen ‚nichts‘, deinen Sohn vorenthalten? Klasse! Ganz toll!“, zischte sie ihn an. „Hätte ich nur mehr Mut gehabt und auf die Anderen gehört." Die Braunhaarige war aufgesprungen und lief unruhig im Zimmer auf und ab. Gedankenverloren stand sie am Terrassenfenster und sah in den Garten. Wie von selbst fing sie an zu reden. „Weißt du eigentlich, dass Joe Kouki das Leben gerettet hat? Ohne ihn hätte ich unser Kind verloren! Er hat mir gerade noch rechtzeitig die Augen geöffnet.“ Tränen sammelten sich in ihren Augen, als sie an diese Zeit zurückdachte. Der Hoffnungsträger verstand den Gedankensprung bei dem was Matt ihm erzählt, Tai angedeutet und er heute Morgen gehört hatte, nur vage. Ein kalter Schauer lief ihm dabei über den Rücken. Als Antwort schüttelte der Blonde den Kopf, was die junge Frau jedoch nicht sehen konnte, da er hinter ihr stand. --Vergangenheit-- Tai und meine Eltern machten sich richtige Sorgen um mich. Ich hatte Schwindelanfälle, konnte nichts essen und fühlte mich dabei matt und ausgelaugt. Des Weiteren litt ich unter Übelkeit. Ich konnte kaum mein Bett verlassen. Da war Tai der Geduldsfaden gerissen und hat Joe angerufen. „Kari, ich werde dich jetzt untersuchen. Dazu musst du mal bitte dein Shirt hochschieben, damit ich dich abhören kann. Danach werde ich deinen Blutdruck und dein Puls messen.“ Joe sprach einfühlsam und zog die Luft scharf ein, als ich mein Shirt hob. „Wie sieht es mit dem Essen aus? Übelkeit? Erbrechen?“ Er sah in ihre braunen Augen. „Hä? Also ich … nur…“ Verlegen sah ich zur Seite. „Kari, isst du regelmäßig?“ Die Sorge in seiner Stimme war zu hören. „Naja… nur - “ „Also nicht?“ Erschrocken, dass sich seine Beobachtungen der letzten Tage und Wochen bestätigt hatten sah er mich an. „Nein“, flüsterte ich und sah verlegen zur Seite. „Es kommt alles wieder raus und ich habe keinen Hunger. Warum sollte ich dann etwas essen?“ „Kari, das ist eine Grundsatzdiskussion, die ich jetzt nicht mit dir führen werde, denn dieser würde nur in einem Streit enden. Ich lege dir jetzt eine Infusion zur Kreislaufstabilisierung. Mehr kann ich nicht für dich tun. Darf ich dich fragen, wann du deine“, verlegen um mit hochrotem Kopf drehte er sein Gesicht zur Seite, „letzte Monatsblutung hattest?“ „Joe meinst du nicht…?“, kam es empört von mir. „Kari: Wann?“ Seine Stimme hatte einen fordernden Ton. „Kann mich nicht daran erinnern." „Dann solltest du einen Gynäkologen aufsuchen.“, vorsichtig sah er mich an. „Joe, wieso sollte ich dies tun?“ Entsetzt sah ich ihn an. „Weil ich mir Sorgen um dich mache, soweit ich es bis jetzt beurteilen kann…“ Der Blauhaarige holte tief Luft. „Kari, das alles sind die typischen Symptome einer Schwangerschaft. Außerdem …“ Er deutete auf meinen Bauch. „Wie kommst du denn auf sowas, Joe?“ Verunsichert sah ich ihn an, da er mir gerade meine Vermutung bestätigt hatte. „Außerdem ist deine Bauchdecke leicht gespannt und verhärtet. Also ich bin zwar kein Gynäkologe, aber ich würde auf eine Schwangerschaft vermuten.", zählte Joe die Fakten auf. „Joe, sage bitte nichts meine Eltern oder Tai!“ Mit einem flehen in den Augen schaute ich den Zuverlässigkeitsträger an. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin gerade dein Arzt. Da habe ich die Schweigepflicht einzuhalten, wie du sicherlich weißt. Aber das Gespräch mit dem Vater, deiner und seiner Familie kann ich dir nicht abnehmen. Wir machen folgendes: Du gehst morgen zum Frauenarzt. Dann meldest du dich bei mir und dann schauen wir gemeinsam, wie ich dich weiter behandeln kann. Denke jetzt in erste Linie bitte an dich. Alles andere wird sich regeln. Ganz wichtig ist, dass du regelmäßig Nahrung zu dir nimmst.“ Aufmunternd schaute er mich an, aber seine Stimme war sehr bestimmend. „Kari, darf ich dich noch etwas fragen?“ Als er das nicken meinerseits vernahm holte er tief Luft. „Ist Takeru der Vater?“ Als er meinen geschockten Blick sah murmelte er traurig vor sich her: „Deine Reaktion verrät alles. Wir bekommen das hin Kari. Wenn du dich jetzt schonst und vernünftig isst wird alles gut“, gab er aufmunternd von sich und schloss mich in seine Arme. „Ich hoffe es.“ Nachdem ich Joe die Schwangerschaft bestätigt hatte, gab er mir homöopathische Mittel und überwies mich an seinen Bruder, Er blieb aber weiter an meiner Seite. Jim und er haben mich mehr als einmal in die Schranken gewiesen. Eines Tages kam die Nachricht, dass ich die schlimmste Zeit hinter mir habe. „Kari, du hast es geschafft! Die kritische Zeit ist vorbei und dein Baby ist gesund. Deine Blutwerte und dein Gewicht sind im grünen Bereich“, sagte Jim. Freudestrahlend sah Joe, der sich ebenfalls im Behandlungszimmer befand, mich an und wir umarmten uns vor Freude. --Gegenwart-- Kari stand immer noch am Terrassenfenster und sah mit tränenverschleierten Blick nach draußen. Geschockt schaute TK auf den zierlichen Rücken der jungen Frau. Er wollte sie trösten, ihre Nähe spüren. Wie sie wohl reagieren würde? Der Blonde setzte alles auf eine Karte. Er kam auf sie zu und legte beschützend seine Arme um ihre Körpermitte. Erleichtert, dass sie ihn nicht abwies, atmete er aus. Mit ihrer Reaktion hätte er dennoch nicht gerechnet: Automatisch kuschelte sich die junge Frau noch tiefer in die Umarmung, griff mit ihren Händen nach seinen und lehnte ihrem Kopf an seine Schulter. Wie vertraut und tröstend diese Umarmung war. Beinahe war es so wie damals. Die Lichtträgerin entspannte sich und genoss schließlich die Berührung des Blonden. Beide schlossen die Augen und gaben sich dem Moment hin. „Es tut mir leid. Hätte ich dass alles gewusst … Ich hätte dir beigestanden … das musst du mir glauben.“, flüsterte der Ältere der Jüngeren leise ins Ohr. „Ich weiß. Du musst dich nicht für eine Entscheidung entschuldigen, die ich getroffen habe. Das wichtigste ist, dass Kouki lebt.“ „Das stimmt. Er ist ein wahrer Engel“ TK hatte sein Kinn auf Karis Schulter gelegt. „Was hast du erwartet? Unsere Digimon können zu Engeln werden.“, grinste Kari. TK lachte auf. „Da hast du Recht.“ Er löste sich schweren Herzens von ihr. „Wie seid ihr denn ein Paar geworden?“ Neugierig schaute er die Braunhaarige an. Kari sah ihn ein wenig verunsichert, aber doch verträumt, an. „Weißt du, unser Verhältnis wurde inniger und vertrauter während der Schwangerschaft. Man könnte sagen, dass wir uns in dieser Zeit neu kennengelernt haben. Ich hatte einige Probleme und Joe stand mir immer zur Seite. Nicht nur im medizinischen Bereich. Er geigte mir die Meinung, wenn er der Meinung war, dass ich nicht auf mich und das Baby genug aufpassen würde…“ „Wie meinst du das?“ „Ich durfte mir eine Menge anhören. Nicht nur von ihm. Als er sah, wie ich mit Matt einen Jive tanzte, sagte er, dass Sport und Bewegung gut sind. Aber ich sollte doch gefälligst die Sprünge und die schnellen Tänze lassen. Matt warf er einen bösen Blick zu und meinte, dass es hier auch um seinen Neffen ging. Zum Ende der Schwangerschaft durfte ich nicht mehr alleine schlafen. In Ausnahme einer Nacht: Eigentlich sollte ich bei Matt und Sora übernachten, aber Midori war krank und Matt auf einer Klassenfahrt. Tai und Mimi hatten gerade eigene Probleme. So kam es, dass ich elf Tage vor dem errechneten Entbindungstermin in der Nacht vom Blasensprung überrascht wurde und sofort heftige Wehen bekam. Ich hatte Joe angerufen und als er kam, war es bereits zu spät, um in die Klinik zu fahren. Er stand mir bei der Geburt als Arzt bei. Von diesem Moment an wich er mir nicht mehr von der Seite. Zuerst waren es vermehrte Anrufe, flüchtige Blicke, dann verbrachten wir mehr Zeit bei den gemeinsamen Treffen, es folgten zufällige Berührungen, treffen zu Zweit oder mit Kouki und seiner Tochter. Dann waren wir auf einmal ein Paar. Schließlich habe ich aus deinen und meinem Fehler gelernt.“ --Vergangenheit-- Kari war gerade dabei die Stühlchen von den Tischen zu nehmen, als ein kleines Mädchen auf sie zugelaufen kam. Ihre Haare waren wild durcheinander, der Pullover war falschherum angezogen und ihr Rock sah auch gewöhnungsbedürftig aus, da dieser auf links gedreht war. Die Braunhaarige musste bei dem Anblick schmunzeln. „Guten Morgen, Youri. Hast du dich selber angezogen?“ Stolz blickte das Mädchen sie an. „Ja. Ganz alleine.“ „Guten Morgen, Kari. Entschuldige bitte, aber uns ist die Zeit mal wieder davon gelaufen. Du weißt wie verletzt Youri ist, wenn ich sie noch einmal umgezogen hätte“, meldete sich der Vater des Mädchens zu Wort. Kari lachte „Guten Morgen, Joe. Das macht doch nichts. Die Haare haben dann wohl auch noch keine Bürste gesehen, oder?“ Verlegen schüttelte der Dunkelhaarige den Kopf. „Ich darf ihr die Haare nicht mehr kämmen seit es nach dem letzten waschen zu Doll geziept hat“, seufzte der junge Mann auf. „Sie will dir halt zeigen was sie alles kann. Die Haare mache ich ihr nachher. Versuche es doch mit einer Bürste, vielleicht geht es damit besser“, schlug sie ihm vor. 'Dass Männer auch nicht auf die einfachste Lösung kommen könnten.' Ging es ihr durch den Kopf. „Kannst du Youri heute mit zu dir nehmen? Ich muss nach der Arbeit noch was erledigen.“ Fragend schauten die dunklen Augen in die Braunen von Kari. „Klar. Kein Problem. Was hältst du davon, wenn ich was für uns koche?“ fragte sie den Träger der Zuverlässigkeit, während sie dem Blickkontakt aufrechterhielt. „Hört sich gut an, meine Schicht geht bis siebzehn Uhr. Falls ein Notfall eintreffen sollte melde ich mich bei dir.“ Der Blauhaarige sah der Braunhaarigen tief in die Augen und berührte ganz sanft ihr Hand schnell gab er ihr noch einen Kuss auf die Wange bevor er ging. Was war das denn? Verlegen schaute Kari ihm nach. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer und sie berührte ihre Wange an der Stelle, welche Joe sie geküsst hatte. Kari hatte die Kinder schon ins Bett gebracht, da Joe noch einen Notfall hatte. Gegen 21.00 Uhr klingelte ihr Handy. Joe sagte der Braunhaarigen, dass er vor der Haustür stand. Schnell ließ sie den Blauhaarigen hinein. Zu Begrüßung gab er ihr einen kleinen Kuss auf die Wange und entschuldigte sich. Hinter seinem Rücken zauberte er einen kleinen Blumenstrauß hervor. „Danke dir.“, verlegen nahm sie den Strauß und ging in die Küche, holte eine Vase und stellte die Blumen in das Wasser. „Macht doch nicht. Ich weiß du bist ein Halbgott in Weiß.“, lachte sie ihn an. „Die Kinder schlafen schon. Ich kann Youri dann morgen gleich mitnehmen, wenn du es möchtest.“ „Wenn es keine Umstände ma -“ „Joe, sie ist in meiner Gruppe und ich habe Frühdienst. Wo ist das Problem?“ Abwartend sah sie ihm an. „Ok, dann machen wir es so. Das riecht aber lecker!“ Neugierig schaute er ihr über die Schultern, während sie das Essen auf die Teller verteilte. „Dann an den Tisch.“ Sie drehte ihren Kopf und sah Joe tief in die Augen. „Ich bin froh, dass du das Kochtalent nicht von deiner Mutter geerbt hast“, lachte Joe und wischte sich mit der Serviette den Mund ab. „Das war wirklich köstlich.“ „O ja, da bin ich auch dankbar drum, sonst hätte ich ein echtes Problem. Danke sehr für die Blumen und dein Kompliment.“ Ein Rotschimmer legte sich über ihr makelloses Gesicht. „Weißt du eigentlich, dass du wunderschön bist?“ Verlegen sah der junge Mann auf die Tischplatte. Wieder einmal fragte sie sich ‚Was war das? ‘ So kannte sie Joe gar nicht. „Ich wusste gar nicht, dass du flirten kannst.“ Jetzt schoss die Röte noch mehr in das Gesicht der jungen Frau und ihr Herz hämmerte in der Brust. „Wie? Ich… nicht… flirten… hä?“ Sein Gesicht hatte die Farbe einer überreifen Tomate angenommen, unsicher rückte er seine Brille zurecht, aber sein Blick hatte sich verändert: Seine Augen funkelten sie an. Ihre Gesichtszüge wurden ganz weich. Hikari beugte sich leicht vor und fragte, als Joe ihr direkt in die Augen sah: „Und was ist das dann… zwischen…uns? Was.. hat sich zwischen uns… geändert?“ Sie reckte ihm ihr Gesicht noch weiter entgegen. Der Zuverlässigkeitsträger schaute noch tiefer in die Augen der Lichtträgerin und verringerte die Entfernung zwischen ihren Gesichtern. Jetzt konnten beide den Atem des jeweils anderen spüren. Er fasste all seinen Mut zusammen und küsste die Jüngere ganz sanft auf den Mund. Die Gefühle der beiden explodierten in diesem Moment, als sich ihre Lippen ganz leicht berührten. Insgeheim hatte Joe sich das schon solange gewünscht. Aber nie daran geglaubt, dass Kari den Kuss erwidern würde. Trotzdem war seine Reaktion auch für ihn sehr überraschend. Als sie sich lösen wollten, hielt er ihren Nacken fest und strich ganz sanft mit der Zunge über ihre Lippen. Sie öffnete diese ohne groß darüber nachzudenken. Er wusste selber nicht, woher er den Mut hernahm. Aber dieses Kribbeln im Bauch in ihrer Nähe war schon fast unerträglich. Es waren keine Schmetterlinge mehr, sondern schon Hubschrauber und er folgte einfachen seinen Instinkt. „Ich glaube ich habe mich in dich verliebt“, war seine Antwort. Verlegen griff er nach ihrer Hand und war erleichtert, dass sie diese nicht zurückzog. „Ich glaube mir geht es auch so." , flüsterte sie. „Wollen wir es versuchen Hira?“ Verliebt schaute der Blauhaarige ihr in die Augen. „Ich wäre dafür, Joey.“ Und wieder trafen sie sich ihre Lippen zu einem sanften Kuss. Die Freunde wollten sich zum Grillen im Park treffen. Tai, Mimi, Izzy und Cody waren schon da und bereiteten den Grill vor. Mimi breitete die Decken aus und holte schon das Geschirr heraus, als sie Sora, Matt, Ken, Davis und Yolei sah. Sie unterhielten sich angeregt und lachten. „Wie meinst du das? Ich finde die Beiden verhalten sich wie immer." , gab Davis von sich. „Ich meine, dass die Blicke, die sich die Beiden zuwerfen eindeutig sind." , sagte Yolei. „Du warst auch der Meinung, dass Kari und Takeru ein Paar waren. Und waren sie es?“ Der sarkastische Unterton von Matt war deutlich zu hören. Sofort verstummte das Gespräch. Er kannte die Wahrheit aber schon. Schließlich hatte die Braunhaarige sich ihm anvertraut und die Wahrheit tat weh. Er konnte sich die Lichtträgerin mit keinem anderen Mann als seinem kleinen Bruder vorstellen. Er wusste aber auch, dass sie ihr Leben ohne Takeru weiterleben musste und dieser hatte es verbockt. Ohne was von dem Gespräch vor sich zu hören, kamen Kari mit Kouki auf dem Arm und Joe an. Er schob den Buggy mit seiner Tochter vor sich her, und hielt die Hand seiner neuen Partnerin. Als sie Mimis prüfenden Blick merkten lösten sie sich schnell voneinander. Die Braunhaarige ließ Kouki vom Arm. Der Dreijährige flitzte so schnell er konnte zu den Anderen. Die beiden Erwachsenen sahen sich verlegen an. „Heute werden wir die ganze Zeit im Mittelpunkt stehen.“, meinte Joe und blickte liebevoll in die braune Augen Karis. „Ich fürchte, du hast Recht.“ Doch zu ihrer Überraschung sagte Mimi nicht einen Ton, sondern gab sich so, als ob sie nichts gesehen hätte. Verwundert sahen sich die Beiden an, waren aber zugleich erleichtert. „Kouki, lauf da nicht hin, ich kann dich da nicht mehr sehen!“, rief die Erzieherin und wollte sich gerade auf den Weg machen um ihren Sohn wieder einzufangen, als sie eine vertraute Stimme wahrnahm. „Bleib sitzen. Ich werde ihn holen, Hira.“ Kaum hatte Joe den Satz ausgesprochen waren sofort alle Augenpaare auf die Beiden gerichtet. Der Blauhaarige rückte seine Brille zurecht und wollte aufstehen, als er eine Hand auf seine Schulter spürte. „Du bleibst hier", hörte er die Stimme von Matt. Der Angesprochene nickte und setzte sich wieder. Der Blonde stand auf, grummelte dabei, dass er seinen Neffen holen würde und ließ die anderen zurück. „Kari, wieso nennt Joe dich ‚Hira‘?“ Die braunen Augen ihres Bruders bohrten sich in ihre. „Ähm. Ganz einfach.“ Sie legte ihre Hand auf die von dem Blauhaarigen, sah ihm tief in die Augen, holte tief Luft und blickte ihren Bruder an „Wir sind ein Paar.“ Wie zur Bestätigung beugte sich Joe vor und gab Kari einen sanften Kuss. Man konnte deutlich sehen wie allen Anwesenden die Kinnlade herunterklappte. Mit diesen Neuigkeiten hatte nun wirklich keiner von ihnen gerechnet. Die Beiden wirkten wie Tag und Nacht und trotzdem waren sie zusammen. Tai wollte gerade aufspringen, doch Mimi hielt ihn zurück. „Setz dich. Sie ist erwachsen." , zischte sie ihm leise zu. Davis Finger ging immer wieder zwischen Kari und Joe hin und her. „Ihr … beiden … ein Paar?“ Entsetzt sah er zu den Beiden. Wie war das denn passiert? Hikari und Joe nickten. „Seit wann?“ fragte Ken, nachdem er seine Stimme wieder gefunden hatte. Unsicher sah Joe zu Tai „Seit einer Woche.“ „Bingo! Ich wusste es.“, rief Yolei begeistert. „Joe, ich sage es nur einmal, verletze meine Schwester nicht, sonst wirst du es bereuen. Verstanden? Sie hat schon zu viel durchgemacht.“, erklang die drohende Stimme von Tai. „Ich werde auf die Beiden aufpassen und ihnen nicht wehtun. Versprochen Tai.“ , kam es selbstbewusst von Joe. Danach folgten von allen die Glückwünsche. Sogar Matt konnte sich dazu durchringen. --Dreieinhalb Jahre später-- Die Zeit der Schmetterlinge im Bauch war vorbei. Der Alltag war eingezogen. Joe und Kari verbrachten eine wunderschöne Zeit miteinander. Sahen ihre Kinder aufwachsen, die sich wie Bruder und Schwester verhielten. Trotzdem schien irgendetwas zu fehlen. Das spürten beide gleichermaßen. „Hira, ich muss mit dir sprechen.“ Traurig sah der Blauhaarige die Braunhaarige an. „Was ist?“ Unsicher blickte sie in seine wunderschönen Augen. „Liebst du mich?“ Ertappt blickte sie ihren Freund an. „Joey, das weißt du doch.“ Auch in ihren Augen spiegelte sich Traurigkeit. Ihr Gesichtsausdruck sagte ihm alles. „Okay. Andere Frage: Wenn Takeru wieder in Japan wäre, mit wem wärst du zusammen?“ Es schmerzte diese Frage zu stellen, aber es musste sein. Sie zögerte einen Moment. Dieser Zeitraum reichte Joe aus. Er holte tief Luft. „Hira, ich weiß du hast mich geliebt, aber ich spüre, dass dein Herz nicht frei ist.“ Er deutete auf ihren Hals, an dem immer noch die Silberkette von Takeru hing. „Joey-“ Unbeirrt redete er weiter „Manchmal muss man die Hand eines geliebten Menschen loslassen, damit er glücklich sein kann. Auch wenn es einem selbst dabei das Herz zerreißt. Du hast es vor fast sechs Jahren gemacht und ich mache es heute.“ Stockend hatte Joe seine Rede gehalten. „Du… du… du willst dich von mir trennen?“ Fassungslos sah Kari Joe an. „Das ist nicht fair! Takeru ist ja noch nicht einmal im Land und Kontakt haben wir auch nicht mehr! Das weißt du doch.“ Geschockt sah sie ihn an. „Hira, wenn wir beide ehrlich sind: Ja du liebst mich auf einer gewissen Weise, aber gegen Takeru komme ich nicht an. Er ist seit sechs Jahren in Amerika und trotzdem fehlt er dir immer noch.“ „Er ist Koukis Vater.“, versuchte sie sich zu erklären. Doch Joe ließ es nicht zu. „Das weiß ich und die Ähnlichkeit ist nicht zu verkennen.“ Eine kleine Pause entstand, dann sprach er weiter „Wir waren seit fast dreieinhalb Jahren ein Paar, haben unsere Kinder zusammen aufgezogen. Aber irgendetwas fehlt zu einer kompletten Familie und ich weiß, dass du es auch spürst. Lieber verliere ich dich als Partnerin …“, er holte tief Luft und sich sammelte sich, „… aber als eine sehr gute Freundin möchte ich dich behalten. Für immer.“ Es war eine verräterische Nässe in seinen Augen zu sehen. Geknickt nickte Kari und versuchte ihre Tränen runterzuschlucken - was ihr aber nicht gelang. So zogen beide einen Schlussstrich unter ihre Beziehung. Aber ihre Freundschaft wurde noch inniger und tiefgründiger. --Gegenwart-- Traurig sah die Braunhaarige Takeru an. Er sah ihr an, dass sie noch unter der Trennung litt. Sanft streichelte er ihr über den Arm. „Es tut mir leid, Kari. Wirklich.“ Sie sah in seinen Augen, dass er die Wahrheit sprach. „Muss es dir nicht. Joe und ich haben halt erkannt, dass es auf Dauer nicht gut gegangen wäre. Heute sind wir sehr gute Freunde und das ist wichtiger, als eine Beziehung in der man sich nicht einmal mehr in die Augen sehen kann.“ Schwach lächelte sie ihn an. „Jetzt weißt du es und wie war es bei dir?“ Tief schaute sie ihm in die Augen. Der Blonde holte tief Luft und hielt ihrem Blick stand.  Kapitel 13: Es war einmal und ist nicht mehr - Takeru ----------------------------------------------------- Es war einmal und ist nicht mehr - Takeru „Mir wurden viele Affären in der Presse nachgesagt, aber es gab wirklich nur Brenda und Jane. Wobei ich Brenda lieber aus meinem Leben streichen würde.“ Seine Stimme hatte einen komischen Unterton angenommen. „Ich lernte sie in der Uni kennen und war fasziniert von ihr. Sie hatte ein offenes Wesen, war lebenslustig. Mit dieser Art hat sie es geschafft mich aus meiner Einöde rauszuholen. Durch sie habe ich mehr von Washington gesehen als nur die Uni und den Sportplatz. Wir haben zusammen gelernt, uns privat getroffen und gefeiert. So lernte ich meine ersten Freunde dort kennen. Die erste Zeit war es auch schön, doch schon bald habe ich gemerkt, dass sie eigentlich hinter Jason her war. Dummerweise war er ihr Ex-Freund. Er hatte gerade seine neue Freundin und jetzige Frau kennengelernt. Das hatte sie nicht verkraftet und wollte sich mit mir trösten. Leider habe ich zu spät erkannt, dass sie mich nur ausgenutzt und nie geliebt hatte. Nachdem es mir bewusst wurde habe ich mich von ihr getrennt.“ Eine Pause entstand. Takeru sammelte sich. „Die Trennung war alles andere als eine schöne Geschichte. Diese wurde nochmal schön breitgetreten, von ihrer Seite aus, als ich fast fünf Jahre später für die Amerikanische Nationalmannschaft berufen wurde.“ Immer noch aufgebracht über diese Geschichte fuhr er sich über das Gesicht und dann durch seine Haare, die genauso wild vom Kopf abstanden wie die von Tai. „Wie meinst du das?“, fragte die Braunhaarige vorsichtig nach. Kari konnte sich nur zu gut an diese Geschichte erinnern. Schließlich hatte es sich hier auch rumgesprochen, dass ein Japaner in der NBA spielte. Da war es auch kein Wunder, das die Presse das Leben des jungen Mannes, der unter den besten Basketballern der USA war, auch hier zu Lande kommentierte. Sie hatte den Artikeln schon damals nicht geglaubt. Dazu kannte sie Takeru zu gut. Es tat ihr leid, dass sein sportlicher Erfolg in den Hintergrund geschoben wurde. „Nicht nur, dass ich sie in flagranti erwischt habe. Hatte sie nach der Trennung die Dreistigkeit den Spieß umzudrehen. Sprich, ich war der Untreue und habe sie vernachlässigt. Das schlimme an der Sache war, dass sie es jedem erzählt hatte. Im Freundeskreis und in der Öffentlichkeit. Ich weiß nicht an wie viele Klatschblätter sie ihre Lügengeschichte verkauft hat. Es war überall, im Fernseher, in den Zeitungen, im Internet. Die Meisten glaubten ihr, aber ausgerechnet Jason hat Partei für mich ergriffen und zu mir gehalten. Die Presseabteilung der Heats hatte auf eine Richtigstellung gepocht. Sie kannten mich und glaubten mir. Außerdem ging es auch um den guten Ruf des Teams. Ruhiger wurde es erst, als Jason und auch Jane sich öffentlich geäußert hatten. So wurde ich wieder rehabilitiert und durfte doch in der Nationalmannschaft spielen. Diese Frau war wie ein schwarzer Schatten in meinem Leben. Selbst als ich mit Jane zusammen war hatte sie öfters versucht einen Keil zwischen uns zu treiben.“ „Das hört sich ja an, als ob du gestalkt wurdest.“ Der Braunhaarigen lief es kalt den Rücken runter. Dass hatte er wirklich nicht verdient. Dass, der Erfolg auch seine Schattenseiten hatte kannte sie schon von ihrem Bruder. „In gewisser Weise hast du recht“, seufzte Takeru auf. „Es war nervig und belastend. Ich konnte vom Glück reden, dass ich einen so tollen Freundeskreis hatte. Dass das Team mich kannte und das Management meine Leistung gesehen hatte und nicht die Medienberichte.“ „Freunde halten immer zusammen, dass weißt du.“ Kari zuckte zusammen, als sie seinen vorwurfsvollen Blick sah. „So heftig kam es in der Zeitung gar nicht rüber“, lenkte sie erschrocken ein. „Da hat Natsuko aber ganze Arbeit geleistet.“ Erstaunen war in der Stimme der Jüngeren zuhören. „Ich hätte nicht gedacht, dass sich die Geschichte bis Tokio rumspricht“, stellte er nüchtern fest. ‚Seit wann nannte sie meine Mutter bei Vornamen?‘ Wieder etwas Neues, an das er sich gewöhnen musste. „Was hat meine Mutter damit zu tun?“ „Falls es dich beruhigt: Wir haben die Geschichte alle nicht geglaubt. Selbst Tai nicht. Er weiß wie schnell sich Mist in der Presse verbreitet. Deine Mutter hat mit vielen Sportjournalisten gesprochen. Sie hatte sie daran erinnert, dass sie über ihren Sohn schreiben und viele dich persönlich kennen. Das ist alles. Dein Vater hatte immer nur eine abgeschwächte Variante der Berichte gebracht. Der Kern war gleich, aber du bist nicht so schlecht wegkommen.“ Takeru musterte sie erstaunt. Da war er zu diesem Zeitpunkt fast fünf Jahre in den USA und trotzdem glaubten seine Familie und Freunde in der Heimat an ihn. Das hätte er nicht erwartet, zumal noch die Begegnung mit Mimi und Tai und der Streit mit seinem Bruder sehr präsent waren. „Ich bin einfach froh, dass es vorbei ist“, gab der Ältere erleichtert von sich. „Das glaube ich dir. Wie hast du den Jane kennen gelernt?“ Vorsichtig blickte Kari ihn an. „Kurz nachdem ich den Vertrag der Heats unterschrieben hatte, hatte ich mich an der Schulter verletzt. Ich wurde zum Mannschaftsarzt geschickt. Ich glaubte meinen Augen nicht, als Jane vor mir stand. Ich hatte sie ein Jahr vor dem Abschluss kennengelernt. Wir haben viel zusammen unternommen und so entwickelte sich eine Freundschaft. Ich wusste, dass sie Physiotherapeutin war und sie mir von einem tollen Jobangebot erzählt hatte. Sie hatte aber nicht erwähnt, dass sie zu den Heats geht.“ --Vergangenheit-- Takeru ärgerte sich immer noch. Das ausgerechnet ihm das passieren musste. Er war bis jetzt nie ernsthaft verletzt gewesen und bei der Chance seines Lebens prellte er sich die Schulter. Er war ungünstig auf den Boden des Spielfeldes aufgekommen. Der Blonde konnte kaum seinen Arm heben, wie er sich nachher noch umziehen sollte war ihm ein Rätsel. Es würde schon irgendwie gehen. Jetzt stand er vor der Tür des Mannschaftsarztes und musste sich auf Anweisung seines Trainers untersuchen lassen. Nachdem er herein gebeten wurde fielen ihm die Augen aus dem Kopf, als er eine mittelgroße braunhaarige Frau erblickte. Die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie hatte Sportschuhe, eine Trainingshose und ein Shirt an. Da sie ihm den Rücken zugedreht hatte konnte er lesen was aufgedruckt war: >Physioteam Miami Heat Jane Lindemann<. „Hallo, Jane. Ich sollte mich bei euch melden. Das ist also dein tolles Jobangebot?“, kam es erstaunt über seine Lippen. Die junge Frau drehte sich erschrocken um, als sie die vertraute Stimme hörte. „Takeru! Hallo! Ja, das ist es und ich konnte nicht wiederstehen.“ Entschuldigend sah die Braunhaarige ihn an. „Wie du weißt wollte ich immer eine Mannschaft betreuen. Du bist der mit der verletzen Schulter?“ Fragend lagen ihre braunen Augen auf dem Blonden. Dieser nickte. „Warte, ich hole den Arzt, dann können wir alles zusammen besprechen.“ Nach der Behandlung und einer schmerzenden Spritze in den Nacken wurde ein Trainingsverbot von einer Woche ausgesprochen. Nach dieser Zeit begann der junge Mann seine Physiotherapie bei Jane. Er setzte sich auf die Liege und zog vorsichtig sein Shirt aus. Sein Rücken zierte zwischen den Schulterblättern ein schwungvolles Tattoo. Die Zeichen waren gewohnheitsgemäß untereinander geschrieben. Jane trat hinter ihn und begutachtete seine Schulter. Ihr Blick blieb am Tattoo hängen. Sie hatte es noch nie bemerkt, da es so gestochen wurde, dass es nicht sichtbar war wenn er seine Klamotten trug. Jane fand es aber wunderschön. Langsam fuhr die junge Frau mit ihren Fingern über den Rücken. „Was bedeutet dein Tattoo?“, fragte Jane nach. Vorsichtig legte sie eine Hand auf seine Schulter und mit der anderen griff sie nach seinem Ellenbogen. Dabei merkte sie wie er kurz zusammen zuckte. „Alles in Ordnung, oder hast du Schmerzen?“, fragte sie vorsichtig nach. „Du musst mir sagen, wenn es wehtut oder unangenehm ist. Verstanden?“ Der Blonde sah kurz über seine Schulter und blickte ihr flüchtig in die Augen. „Alles gut.“ Schnell blickte er nach vorne. Traurig erklang seine Stimme „Das sind die japanischen Zeichen für Licht und Hoffnung.“ „Wieso so traurig? Das Licht ist etwas Schönes. Es erscheint alles viel freundlicher und lebendiger, wenn es hell ist. Die Hoffnung holt einen immer aus der Dunkelheit heraus. Sie weist einen den richtigen Weg und wird vom Licht begleitet“, sprach Jane. Sie hob seinen Arm und macht eine kreisende Bewegung. Der junge Mann lachte auf. Ausgerechnet eine Außenstehende wollte ihm sein Wappen und das von Kari erklären. „Stimmt, aber es steckt eine ganze Menge mehr dahinter, als du gerade gesagt hast. Aber lass uns von was anderem sprechen.“ Sie führte seinen Arm waagerecht nach hinten und merkte einen kleinen Widerstand. „Takeru! Du musst dich entspannen, sonst kann ich dir mehr schaden, als alles andere.“ Sanft fuhr sie mit der Hand über sein Schulterblatt und lies seinen Ellenbogen los. „Ist das eigentlich dein Wurfarm?“, fragte Jane nach. Er sah sie zerknirscht an: „Ja, ist er?“ „Hast du dir die Schulter schon einmal verletzt?“ Vorsichtig strich sie ihm über diese und merkte wie sich eine Gänsehaut auf der Haut des Blonden bildete. „Nicht wirklich. Wieso?“, gab er gepresst von sich. „Wegen der Narbe auf der Scapula.“ Takeru dachte kurz nach. Die Narbe hatte er sich damals in der Digiwelt zugezogen. Das konnte er Jane doch nicht erzählen. „Das war ein kleiner Unfall, der hat mich aber nie beeinträchtigt. Ich hatte daran gar nicht mehr gedacht.“ Der junge Mann sprang von der Liege runter und zog sich sein Shirt wieder über den Kopf. Er brauchte jetzt erstmal frische Luft und Abstand von Jane. Das ging ihn dann doch zu schnell. Seid der Sache mit Brenda war er gebrandmarkt, dass wusste Jane auch. Deshalb gab sie ihm auch die Zeit die er brauchte. Er stand vor der Arena der Heats und schaute auf das Wasser. Das beruhigte ihn enorm und dann blickte der Blonde sich um. Die schönen Palmen, die Skyline, der Freedom Tower, alles war wunderschön. Trotzdem fehlte ihm etwas. Bevor er weiter darüber nachdenken konnte merkte er wie sich eine Person neben ihn stellte. „Takeru, wenn du so weiter machst wirst du sie verlieren. Halte sie nicht so auf Abstand. Jane kann nichts dafür, was dir mit Brenda passiert ist. Sie liebt dich“, sprach eine tiefe, aber vertraute Stimme. „Brandon, ich habe aber Angst. Sie ist eine sehr gute Freundin. Was ist wenn ich es versemmel?“ Fragend schaute er seinen Kumpel an. „Dann verliere ich sie als Partnerin und als Freundin. Das ist ein zu hoher Preis, den ich nicht bereit bin zu zahlen.“ „Du wirst es nie herausfinden, wenn du es nicht zulässt. Was ist, wenn ihr eine Freundschaft führt und beide eigentlich mehr wollt? Wärt ihr dann nicht unglücklich, weil ihr nicht das haben könnt, was ihr eigentlich wollt? Hast du daran schon mal gedacht?“, fragte sein bester Freund. Der Blonde stöhnte genervt auf. Oh Gott, dieser Kerl klang doch tatsächlich wie sein Bruder. Damals ging es jedoch um Kari. Schlagartig wurde ihm klar, dass er dabei war den gleichen Fehler ein zweites Mal zu begehen. Traurig sah er auf sein Armband. Das Leben ging weiter auch wenn es ein Abschied von seiner besten Freundin war. Er konnte aber nicht in der Vergangenheit leben. So entschloss er sich im Hier und Jetzt anzukommen. Er griff nach seinem Handy und wählte eine Nummer. Er wollte sich mit ihr im naheliegenden Museum Park treffen. Takeru ging noch schnell unter die Dusche, zog sich an und machte sich dann auf den Weg zum Park. Der Blonde setzte sich auf die Bank und wartete geduldig auf seine Verabredung. Er wusste, dass sie noch zwei seiner Teamkollegen behandeln musste. Der Blonde zog seinen MP3-Player aus der Tasche und steckte sich die Stöpsel in die Ohren. Leise machte er die Musik an, setzte seine Sonnenbrille auf und beobachtete die Menschen, die hier unterwegs waren. Er zog ein Notizbuch hervor und fing an zu schreiben. Plötzlich verdunkelte sich sein Blickfeld. Erstaunt blickte er auf und fing an zu grinsen. Takeru nahm die Ohrstöpsel aus den Ohren, setzte die Sonnenbrille ab und hängte sie in sein Shirt. „Hey! Na? Hast du Feierabend?“ Sanft strich er über den Handrücken von Jane. „Wie man es nimmt. Mitch hat mich versetzt und wird wohl morgen einen ordentlichen Anranzer vom Trainer bekommen“, kam von der Braunhaarigen. „Das ihr Spieler das alles auch immer so auf die leichte Schulter nehmen müsst. Das ist mir zu hoch. Es geht um eure Gesundheit.“ „Hey, Mitch hat einen gebrochen Finger. Was meinst du wie oft wir mit verstauchten, geprellten oder gebrochenen Fingern spielen?“, kam es belustigend über seine Lippen. Schnell packte er sein Notizbuch weg und verstaute es in seiner Tasche. „Genau das meine ich, Takeru. Genau das“, grinste sie ihn schelmisch an. „Ach komm schon, dass findest du doch so anziehen an uns Spielern“, zog er sie auf. „Ich finde nur einen anziehend und der möchte nichts von mir wissen. Wahrscheinlich sitzt zu Hause seine Freundin und wartet auf ihn.“ Traurig blickte sie ihn an. „Lass uns eine Runde laufen“, schlug sie vor und rannte los. Der Blonde sah ihr irritiert nach, aber dieses Angebot ließ er sich nicht durch die Lappen gehen und rannte hinterher. Er sah noch, wie Jane über einen Stein stolperte und drohte hinzufallen. Schnell griff er nach ihrem Arm, aber es brachte nichts mehr. Schnell schlang er seine Arme um ihre Körpermitte und drehte sich noch. Dann merkte er schon wie er unsanft auf dem Rücken aufkam und Jane auf ihm landete. Dummerweise war da noch ein kleiner Abhang, den sie beide runterkullerten. Der Blonde dachte gar nicht daran Jane loszulassen sondern zog sie noch enger an sich. Er verzog sein Gesicht vor Schmerz, als die Beiden zum Stillstand kamen. „Alles ok bei dir?“, hörte er ihre sanfte Stimme. Sie versuchte sich auf zu rappeln. „Was macht deine Schulter?“ Er bewegte diese ein wenig und merkte nichts Besonderes. „Der geht es gut.“ Seine Augen bohrten sich in ihre „Wie sieht es bei dir aus? Ist alles okay?“ „Ja, alles gut. Ich hatte ja auch eine weiche Landung“, grinste sie ihn frech an. „Gern gesehen.“ Auch er grinste. Sein Ausdruck in den Augen veränderte sich. „Wer soll bitte so blöd sein und dich abweisen?“, fragte er leise an ihrem Ohr und hielt sie fest. Jane verkrampfte sich leicht und war sich sicher, dass der Blonde das merken musste. Kurz schaute sie zur Seite und dann wieder in seine wunderschönen blauen Augen. „Du“, hauchte sie so leise, dass er sie fast nicht verstanden hatte. „Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass zu Hause keiner auf mich wartet?“ Herausfordernd sah der Blonde die Braunhaarige an und schob ihr eine Strähne hinter das Ohr. Ihre Augen blitzten kurz auf und dann spürte er ihre weichen Lippen auf seinen. Die Mannschaft machte sich gerade zum Training fertig und es herrschte eine lockere Stimmung in der Umkleide. „Habt ihr schon die Neue von der Physio gesehen? Die ist echt heiß“, hörte Takeru Steven, seinen Teamkollegen sagen. „An deiner Stelle würde ich die Finger von ihr lassen, oder willst du Ärger mit mir haben?“, knurrte der Blonde auf. Verwundert sahen seine Kameraden auf den Neuling. „Hey Takeru, was ist los mit dir? Sonst gehen dir doch solche Gespräche am Hintern vorbei“, rief James belustigend. „Mir ist egal wie Schwanzgesteuert einige von euch sind. Aber ich sage es nur einmal für alle: Lasst eure Finger von Jane!“ Die blauen Augen funkelten seine Teamkollegen an. Ein großes „Ahhhhhhhhhhhhhhhh!“ ging durch die Kabine. Es schienen alle begriffen zu haben, bis auf einen. „Hey, was willst du uns damit sagen?“, fragte Steven erstaunt. ‚Mein Gott, der hat so eine lange Leitung, die war sogar noch länger als die von Tai.’ „MacCarry, ich erkläre es dir gerne nochmal für Idioten: Jane ist meine Freundin. Also lässt du sie schön in Ruhe. Verstanden?“, kam es angesäuert vom Japaner. „Ist ja gut, ich habe es verstanden. Du musst mich aber nicht gleich mit Nachnamen ansprechen“, kam es beleidigt von Steven. „Kleiner Gruß aus Japan. Dort werden alle mit Nachnamen angesprochen, die nicht zur Familie oder zum Freundeskreis gehören“, zischte er. --Gegenwart-- „Vom Ende habe ich dir ja schon erzählt.“ Der Blonde sah in die braunen Augen von Kari. „Es tut mir Leid für dich. Wie lange ist das denn schon her?“ „Knapp zwei Monate. Naja was nicht sein soll, soll halt nicht sein“, gab er traurig von sich. Sie grinste den Blonden unverschämt an. „Du hast ein Tattoo? Hast du nicht gesagt, dass du solchen Körperschmuck als Verstümmelung ansiehst?“ „Schon, aber ich hatte eine Wette verloren. Gott sei Dank konnte ich mir mein Tattoo selber aussuchen und auch die Stelle wo es gestochen wurde“, grinste Takeru frech. „Kann ich es mal sehen?“ Fragend blickten ihn die braunen Augen an. „Dazu müsste ich mein Hemd ausziehen“, gab er amüsiert von sich. „Ich habe dich schon oft mit nacktem Oberkörper gesehen“, neckte sie ihn. „Hika, das ist keine gute Idee.“ Verlegen schaute er zur Seite. „Komm schon, Keru. Was soll passieren?“ „Also gut, du bist eine kleine Nervensäge. Weißt du das?“ Sie nickte. „Klar, dass habe ich schon öfters gehört.“ Ein freches Grinsen folgte. Der Blonde stöhnte gespielt auf und knöpfte sein Hemd auf, dann ließ es über die Schulter bis zu seinen Ellenbogen rutschen. Die Braunhaarige stand hinter ihm und starrte auf die wunderschön geschriebenen japanischen Zeichen. Es sammelten sich Tränen in ihren Augen. „Es ist traumhaft. Was hat Jane zu der Bedeutung gesagt?“ Leise war ihre Stimme an seinem Ohr zu hören. Takeru hatte in den letzten Jahren nur wenig japanisch gesprochen. Eigentlich nur, wenn er mit seinen Freunden Skypte oder telefonierte und wenn er extrem sauer war. „Sie kennt nur die englische Bedeutung. Sie kann unsere Sprache nicht sprechen oder lesen. Daher kann sie nicht wissen was dein Name bedeutet“, flüsterte er. Der Blonde drehte sich und war dem Gesicht der Braunhaarigen auf einmal viel zu nah. Beide verloren sich im Blick des anderen. Er schluckte schwer bevor er den Kopf abwand. „Was macht ihr zwei da?“, erklang eine mehr als überraschte Stimme hinter den Beiden. Kapitel 14: Viele Überraschungen -------------------------------- Viele Überraschungen Tai und Mimi hatten sich lange über dieses Thema unterhalten. Nach langem Hin und Her, vielen Recherchen im Internet, den niederschmetternden Untersuchungsergebnissen hatten sie eine Entscheidung getroffen. Sie wollten diesen Weg gehen. Dieser könnte ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen, aber es gab keine Garantie. Tai hatte eine Kinderwunschpraxis mit einem sehr guten Ruf gefunden. Zusammen mit Mimi hatte er einen Termin vereinbart. Nach etlichen Untersuchungen, Vorgesprächen und der Blutentnahme war es soweit. Tai und Mimi waren beim Arzt und warteten auf die Auswertung. Der Mediziner ging die Unterlagen durch. Ungläubig sah er auf die Ergebnisse und musterte das Ehepaar vor sich. „Wieso sind sie eigentlich hier, Herr und Frau Yagami?“, eröffnete er das Gespräch. „Das steht doch alles in den Unterlagen …“, versuchte Tai sich zu erklären. „Sicher, aber sie brauchen die Hilfe unseres Teams nicht“, gab der Arzt von sich. „Was soll das heißen?“, fragte Mimi vorsichtig. Der Arzt sah Mimi in die Augen und fuhr fort: „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind in der fünften Woche schwanger.“ Mimis Gesicht glich der weißen Wand des Raumes. „Das ist ein schlechter Scherz, Doktor. Mir wurde gesagt, dass ich nach der Eileiterschwangerschaft auf natürlichen Weg keine Kinder mehr bekommen kann, da bei der Notoperation mein linker Eierstock entfernt wurde und der rechte nicht richtig arbeitet.“ Der Brünetten entglitten die Gesichtszüge. Fassungslos schaute sie zu Tai. Dieser schaute genauso erstaunt wie sie aus der Wäsche. „Sehen Sie es als ein Wunder an. Die Blutergebnisse, das Ultraschallbild und die Herzfrequenzen lügen nicht. Sie sind schwanger. Sehen Sie hier …“, er deutete auf einen schwarzen Umriss auf dem Ultraschallbild. „… das ist die Fruchthöhle …“, mit seinem Stift zeigte der Arzt auf das Blatt. „… das die Dottersäcke und dieses sind die Herzfrequenzen Ihrer Babys.“ „Ich hatte vor ein paar Tagen leichte Blutungen“, erklärte Mimi. „Das kann bei der Einnistung schon passieren. Viele Frauen verwechseln das mit einer Schmierblutung“, sprach der Mediziner ruhig. Zwei ungläubige Augenpaare wanderten vom Ultraschallbild zum Arzt. Dieser lächelte sie an und nickte. Dann sahen sich Mimi und Tai in die Augen. „Tai, ich habe es wirklich nicht gewusst“, schniefte sie. Tränen traten in ihre Augen. Der Braunhaarige blickte immer noch ungläubig von seiner Frau zum Arzt. Er schaute zum Ultraschallbild und wieder zu Mimi. Tai nahm das Bild in die Hände. „Bei Kari sah das anders aus.“ Er drehte den Zettel hin und her. „Was meinen Sie eigentlich mit Herzfrequenzen, oder habe ich mich verhört?“ Mimi fielen fast die Augen aus dem Kopf. Hatte Tai wirklich in der Mehrzahl gesprochen? „Sie haben sich nicht verhört. Es sind zwei Herzfrequenzen zu sehen“, gab der Arzt amüsiert von sich. „So schnell war noch keine Behandlung bei mir abgeschlossen“, lächelte er. An Mimi gerichtet sagte er: „Ich rate Ihnen sich in den nächsten Tagen zu schonen. Gehen Sie am besten nicht zur Arbeit. Die Schwester bereitet die Papiere vor. Diese können Sie vorne am Empfang abholen. Des Weiteren sollten Sie einen Termin bei ihrem Gynäkologen vereinbaren. Ich wünsche Ihnen alles Gute.“ „Danke, Herr Doktor.“ Wie im Trance verbeugte sich Mimi höfflich vor dem älteren Mann. Tai tat es ihr gleich. Kaum war die Tür des Behandlungszimmers von außen geschlossen schlang Tai seine Arme um Mimis Hüften und wirbelte sie im Kreis herum. „Prinzessin, ich liebe dich!“ Er gab ihr einen sanften Kuss. Erstaunt darüber, dass seine Frau diesen nicht erwiderte setzte der junge Mann sie ab und fragte nach: „Alles in Ordnung Mimi?“ Besorgt schaute Tai seine Frau an. Man sah deutlich, dass sie unter Schock stand. „Hast du gerade mitbekommen was passiert ist?“ Mimi schüttelte ungläubig den Kopf. „Wir bekommen ein Kind“, grinste er sie freudestrahlend an. „Ach was, nicht ein Kind, sondern zwei Kinder. Du wolltest doch immer zwei Kinder haben, Prinzessin.“ Nachdenklich schaute Tai seine Frau an. Er sah, dass Mimi sich Vorwürfe machte. „Ich habe es nicht gemerkt, Tai. Ich habe es nicht bemerkt, dass ich schwanger bin.“ Einfühlsam erklang seine Stimme: „Mimi, wie solltest du auch? Du bist in der fünften Woche -“ „Was ist, wenn wieder alles so läuft wie beim ersten Mal?“ Ängstlich sah Mimi in die Augen von Tai. Energisch schüttelte er seinen Kopf. „Prinzessin, es wird alles gut. Die Babys sind da wo sie hingehören. Sie haben es sich in deinem Bauch gemütlich gemacht. Sie werden dort die nächsten zirka 35 Wochen verbringen.“ Der Braunhaarige sah, dass er langsam zu Mimi durchdrang. Liebevoll streichelte er über ihren Bauch. „Verliere nie die Hoffnung. Auch in der dunkelsten Nacht brennt irgendwo ein Licht für dich. Kannst du dich daran noch erinnern?“ „Das hattest du mir nach der OP gesagt. Nachdem du mir gesagt hast, dass unser Kind weg ist“, flüsterte Mimi und drehte ihm den Rücken zu. Tai trat hinter seine Frau. Er legte seine Hände um ihre Körpermitte. „Genau. Dieses Kind gehört auch zu uns, auch wenn wir es hergeben mussten“, sprach er genauso leise. „Wir haben die Hoffnung nicht verloren. Wir haben zusammen gekämpft. Jetzt werden wir belohnt. Du weißt, es wird sich nichts zwischen uns ändern.“ Er drehte sie und zog sie wieder in seine Arme. Sanft hob er mit seinem Daumen ihr Kinn an und drückte einen sanften Kuss auf Mimis Lippen. „Ich danke dir, dass du mir heute das größte Geschenk meines Lebens gemacht hast“, flüsterte er in ihr Ohr. Tai schob Mimi ein wenig von sich um in ihre Augen blicken zu können. „Ähm …“, verlegen kratzte er sich am Hinterkopf, „… es wird sich doch was ändern - “ „Und was?“, fragte sie ängstlich. „Ich werde dich teilen müssen und du mich“, strahlte er sie an. „Idiot!“, grinste die Brünette den Braunhaarigen an. Tai hatte es geschafft. Sie hatte ihren Schock überwunden. Mimi konnte es immer noch nicht glauben: „Ist es wahr? Wir bekommen Zwillinge?“ Der Braunhaarige nickte. Ängstlich sprach sie weiter: „Tai, wir warten solange wie möglich bis wir es den anderen sagen. Okay?“ Sie wusste, dass ihr Mann in vielerlei Hinsicht ein Schussel war. Daher fragte sie sich, wie lange er ihr Geheimnis für sich behalten konnte. „Wir machen alles so wie du es willst, Prinzessin.“ „Tai -“ „Was denn?“ Langsam wurde der Braunhaarige ungeduldig. „Du bekommst nichts zum Geburtstag“, verschmitzt lachte sie ihren Mann an. „Hey, so hatten wir nicht gewettet“, gab er gespielt verärgert von sich. „Sag mal: Spinnst du? Sind unsere Kinder nicht Geschenk genug?“, lachte sie auf. „Wenn du das so siehst: Du bekommst auch nichts zum Geburtstag. Da hat sich wohl jemand ins eigene Fleisch geschnitten“, neckte er sie. „Hey, das ist unfair! Du hast in drei Wochen Geburtstag. Ich in sechs. Das ist ein riesen Unterschied.“ Frech streckte sie ihm die Zunge aus. „Frauen, euch soll einer verstehen.“ Gespielt genervt fasste sich Tai an die Stirn. „Idiot.“ Mimi nahm sein Gesicht in ihre Hände und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. „Ich liebe dich“, hauchte die Brünette ihm ins Ohr. Zärtlich zog Tai sie an sich und legte seine Hände auf ihrer Taille ab. Beide genossen den innigen Kuss voller Hingabe. --Zur selben Zeit im Haus der Ishidas-- Das Bild, was sich ihm bot, verwirrte Matt doch sehr. Sein Bruder stand mit nacktem Oberkörper vor Kari und diese blickte bewundernd auf seinen Rücken. Dabei strich sie zärtlich mit ihren Fingern zwischen seinen Schulterblättern. Takeru drehte seinen Kopf und es sah so aus, als würden sie sich küssen. Langsam ging er die Treppe runter. Dabei versuchte er sich zu beruhigen. „Was macht ihr zwei da?“, fragte er vorsichtig nach. Erschrocken blickten die Beiden in die Richtung, aus der sie Matts Stimme gehört hatten. Die Braunhaarige kam langsam hinter dem jüngeren Blonden vor. Sie schaute dem Älteren direkt in die Augen. „Guten Morgen, Matt. TK hat mir gerade sein Tattoo gezeigt. Ich habe ihn darum gebeten“, erklärte sie ruhig. Der Lehrer blickte verwundert auf seinen Bruder. „Seit wann hast du ein Tattoo und wo?“ Der Jüngere überlegte kurz. „Ich glaube, seit fünfeinhalb Jahren. Es ist zwischen den Schulterblättern. Ich hatte eine Wette verloren“, klärte er Matt auf und wollte sein Hemd wieder anziehen. „Du hattest eine Wette verloren? Dir ist nichts Besseres eingefallen als ein Tattoo, etwas das du dein ganzes Leben tragen musst? Ich dachte, dass du besonnener bist. So eine Aktion passt eher zu Tai oder Davis“, lachte Matt auf. „Deine Predigt kannst du dir sparen. Ich bin erwachsen.“ „Weiß ich, trotzdem bist und bleibst du mein kleiner Bruder. Was machst du da?“ „Mich wieder anziehen. Denkst du ich laufe den ganzen Tag mit freiem Oberkörper rum?“ „Nein, das denke ich nicht. Das kannst du machen, wenn ich deinen Körperschmuck auch gesehen habe.“ Nachdem Matt das Tattoo betrachtet hatte gab er nur von sich: „Das ist sowas von eindeutig. Kennt Jane die Bedeutung?“ Fragend sah der Ältere seinen Bruder an, dieser nickte. „Hattest du Stress deswegen mit ihr?“ „Wieso sollte ich? Sie weiß nichts von der Digiwelt. Jane meinte nur, das Licht und Hoffnung zusammengehören.“ Takeru schluckte und sah kurz zur Mutter seines Sohnes. Sie sah ihn auch betroffen an. „Clevere Frau. Sie weiß mehr über die Wappen, als ihre Träger. Sicher, dass es nur um die Digiwelt geht?“, kam es trocken vom Älteren. Kari versuchte das Thema zu wechseln. „Wo hast du eigentlich den blauen Fleck auf deinem Bauch her?“ Sie deutete auf das blaue Gebilde, was sich in der Magengegend befand. Der jüngere Blonde blickte sie erschrocken an. Daran hatte er nicht mehr gedacht. „Das ist ein kleiner Willkommensgruß, mehr nicht.“ Verlegen schaute er zur Seite. „Ich kann mir auch schon denken, von wem der Willkommensgruß ist“, kommentierte Matt sarkastisch. „Du solltest mit ihm reden, sonst endet das alles in einer Katastrophe.“ „Wir haben schon miteinander gesprochen. Was soll ich noch machen?“, kam es mehr als gereizt vom Jüngeren. „Habt ihr miteinander gesprochen, euch angebrüllt oder geprügelt?“ Karis Stimme war so energisch, das Takeru unwillkürlich zusammen zuckte. Außerdem hatte sie die Hände in die Hüften gestemmt und der Kopf war zu Seite gebeugt. Abwartend sah sie dem Basketballer in die Augen. Beide Männer wussten, dass sie kurz davor war Takeru eine Standpauke zu halten. „Danke, Kari, das du das übernimmst“, lachte Matt auf und ging in die Küche. „Also ich … Wir haben miteinander gesprochen. Uns vieles an den Kopf geworfen und das war´s.“ Beleidigt verschränkte Takeru die Arme vor der Brust. „Wollt ihr auch einen Kaffee?“, kam es aus der Küche. „Wieso hat Tai seine Faust in deinen Magen geparkt?“ Die Braunhaarige blickte Takeru zornig in die blauen Augen. Wobei dieser jetzt nicht einordnen konnte auf wenn sie wütend war: Auf ihn, ihren Bruder oder Beide? „Ich habe beim Joggen Musik gehört und nicht mitbekommen, das Tai nach mir gerufen hat. Das ist alles“, gab der Blonde kleinlaut zu. „Das kann doch nicht wahr sein!“ Die Braunhaarige schüttelte ihren Kopf. Das war typisch ihr Bruder. „Der Eine ignoriert den Anderen und der Ignorierte haut drauf. Meine Kinder auf der Arbeit benehmen sich besser als ihr zwei“, zischte sie aufgebracht. „Kari, ich habe Tai nicht ignoriert. Ich habe nicht mitbekommen, dass er was von mir will, da ich ihn gar nicht gesehen habe“, versuchte sich der Hoffnungsträger zu verteidigen. Die Lichtträgerin schaute in die blauen Augen und erkannte, dass er die Wahrheit gesagt hatte. „TK! Tai ist alles andere als gut auf dich zu sprechen - “ „Da hat sie Recht, kleiner Bruder“, hörten sie die Stimme von Matt. „… reize ihn nicht noch zusätzlich. Tue das Kouki und dir nicht an.“ Bittend sah sie in seine Augen. „Kaffee?“, kam es wieder fragend aus der Küche. „Matt, ich trinke immer noch kein Kaffee. Daran hat sich seit gestern nichts geändert“, rief Kari angesäuert in Richtung Küche. Nein? Ein neuer Versuch: „Möchtest du dann einen Tee, Kleine?“ Dass konnte doch nicht wahr sein. „Lass mich in Ruhe, Matt. Ich rede mit deinem Bruder und versuche ihm gerade das Leben zu retten bevor er wieder auf meinen Bruder trifft. Das sollte auch in deinem Sinn sein“, giftete sie den Älteren an. „Vielleicht sollten wir die Beiden in ein Zimmer stecken, abschließen und warten was passiert? Was hältst du davon?“, kam es amüsiert aus der Küche. „Matt …“, rief die junge Frau aufgebracht, „… das ist jetzt nicht dein Ernst. Den gleichen Vorschlag hast du bei TK und mir auch gemacht. Das weiß ich von Sora. Ich komme mir vor wie im Kindergarten“, rief die junge Frau wütend. „Die Beiden sind immer noch unsere Geschwister. Hast du das vergessen?“ Takeru beobachtete erstaunt das Schauspiel, was sich ihm bot. So hatte Kari in seiner Anwesenheit noch nie mit seinem Bruder gesprochen. Diesem schien es überhaupt nichts auszumachen. Im Gegenteil, es schien ihm Spaß zu machen. Dem jüngeren Blonden kam es vor, als wäre es ein Spiel zwischen den Beiden. Ein Spiel, das sie öfters spielten. Irgendwie sah Takeru gerade Kari und sich selber, zu der Zeit, als sie noch beste Freunde waren. Die Stimme seines Bruders riss ihn aus den Gedanken. „Natürlich nicht, Kleine. Mir ist auch bewusst, dass wir vom Vater bzw. dem Onkel deines Kindes reden. Die beiden sind Sturköpfe - “ „Scheint in der Familie Takaishi/Ishida nichts Neues zu sein“, kam es zynisch von ihr. „Genauso wie in der Familie Yagami“, konterte Matt und fuhr dann fort: „Wie soll sich Kouki fühlen, wenn sich die Beiden für immer aus dem Weg gehen? Daran schon mal gedacht? Also zum letzten Mal: Möchte jemand einen Kaffee, oder ein Tee?“ „Wenn du deinen Plan umsetzt dann machst du mir gerade den letzten Kaffee meines Lebens. Willst du das?“, kam es zornig von Takeru. Ihm ging aber die Aussage von Matt nicht aus dem Kopf. Er hatte Recht. Kouki saß zwischen den Stühlen. Nachdenklich kratzte er sich am Hinterkopf. „Nein, das will ich nicht. Ihr solltet euch wirklich aussprechen. Also einen Kaffee. Kari einen Tee?“ „Boah, Matt! Gehe mir nicht auf den Kranz! Ich möchte keinen Tee. Verstanden?“, rief sie in die Küche. „Ein einfaches ‚Nein‘ hätte auch gereicht“, lachte Matt auf. „Hast du heute schon was gegessen, Kleine?“ Die Sorge in seiner Stimme war zu hören. „Ein Croissant. Zufrieden?“ Ihre Stimme war kurz vorm explodieren. „Sicher?“ „Maaaaaaaaaaaaaaaattttttttttttttt!“ Ihre Stimme überschlug sich. „Schon gut. Ich habe verstanden“, lenkte der Ältere amüsiert ein. „Geht doch.“ Kari drehte sich um, blickte in die Auge von dem jüngeren Blonden. „Du redest nochmal mit Tai. Verstanden?“ Dieser zuckte zusammen, als er ihren Gesichtsausdruck sah. Wiederworte waren zwecklos. Deshalb nickte Takeru. Das reichte Kari und sie ging in Koukis Zimmer. „Wow! So hab ich Kari dir gegenüber noch nie erlebt.“ Mit weit aufgerissenen Augen schaute er seine Jugendliebe hinterher. Dankend nahm er die Kaffeetasse entgegen und trank einen Schluck. „Sie kann noch besser glaube mir. Einige von uns haben ganz schön ihre Köpfe eingezogen, wenn die Kleine schlechte Laune hatte. Nur mal so: Falls Kari noch einmal schwanger werden sollte, gehe ihr aus dem Weg, wenn du nicht derselben Meinung bist. Da kannst du nur verlieren. Ich rede da aus Erfahrung“, seufzte Matt auf. „Willst du mir jetzt auf charmanter Weise sagen, das Kari ein Kind erwartet?“ Erschrocken schaute Takeru seinen Bruder an. Dabei musste er aufpassen, dass ihm seine Kaffeetasse vor Schreck nicht aus der Hand fiel. „Was?“ Nachdenklich blickte er zur Treppe. „Glaube ich nicht, dafür war das eben zu harmlos.“ Der Ältere richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Bruder. „Harmlos?“ Der Jüngere weitete erschrocken seine Augen „Das war harmlos? So kenne ich sie eigentlich nur Tai, Davis und mir gegenüber. War Kari bei Mimi in der Ausbildung oder was?“ „Nein, aber sie musste sich durchbeißen und ihre Meinung vertreten. Für sie war es nicht einfach, als alleinerziehende Mutter“, erklärte Matt. Es war mittlerweile früher Abend und der jüngere Blonde hatte sich in sein Zimmer verzogen. Angestrengt schaute Takeru auf seinen Laptop und sah sich verschiedene Angebote an. Es waren schöne Wohnungen dabei. Er fand sie nur alle zu klein. Schließlich brauchte er jetzt einen Raum mehr. Er wollte, dass Kouki auch ein Zimmer bei ihm hatte. Entschlossen griff er zu seinem Handy und rief seinen Makler an. Am nächsten Tag hatte er wieder eine Mail von seinem Makler, neugierig schaute er sie sich an. Es verschlug ihm die Sprache. Dieses Apartment wollte er sich unbedingt ansehen und so vereinbarte er einen Termin für den späten Nachmittag mit seinem Makler. -- Jetzt stand er hier im vier-Zimmer-Apartment mit schönem Blick auf die Skyline von Odaiba. Von der Wohnstube aus konnte man das Riesenrad sehen. Der Ausblick aus einem anderen Zimmer zeigte den TV Sender, bei dem sein Vater arbeitete. Die Küche war offen und das Bad hatte eine Dusche und eine Wanne. Des Weiteren gab es noch ein Gäste-WC. Die Zimmer hatten große Fenster und alles wirkte geräumig, freundlich und gepflegt. Der Boden war mit hellem Laminat versehen und in der Küche war der Boden mit cremefarbenen Fliesen in Fischgrätenform versehen. Im Bad sowie im Gäste-WC waren die Fliesen auf dem Boden hellblau. Die an der Wand waren im schlichten weiß und auf blickhöhe waren schmale blaue Fliesen mit Fischen. Er checkte noch schnell, wie lange er zur Arbeit brauchte. Dann war er sicher dass alles passte. Takeru war sich sicher, dass er das Apartment haben wollte. Kapitel 15: Die Einweihungsparty mit Offenbarungen -------------------------------------------------- Die Einweihungsparty mit Offenbarungen Takeru lebte knapp zwei Monate in Tokio und hatte sich sehr gut eingelebt. Sein Job als Trainer machte ihm mehr als nur Spaß. Die Mannschaft war ein eingespieltes Team und akzeptierte ihn voll und ganz. Mit seinen Freunden hatte er sich, bis auf Tai und Joe, ausgesprochen. Der Blonde hatte öfters versucht das Gespräch mit Karis Bruder zu suchen. Tai war zurzeit sehr stark in seiner Arbeit eingebunden. Bei Joe lag es daran, dass dieser einen Bogen um Takeru machte. Immerhin wusste Joe, dass Kari dem Blonden von ihrer gemeinsamen Vergangenheit erzählt hatte. Takeru wollte ihn zu nichts zwingen. Für ihn blieb Joe ein guter Freund. Die Zusage für sein Traumapartment hatte er kurz nach der Besichtigung bekommen. Nach langen Wochen des Renovierens, aufbauen der Möbel und warten auf die Küche war sein Apartment fertig eingerichtet. Im langen Flur hing eine große Fotocollage, die das Leben des Blonden zeigte. Angefangen mit dem Bild von zwei Kindern in einer Sandkiste, über Bilder aus der Schulzeit, aus Urlauben und vom Schulabschluss. Das Bild was Andromon gemacht hatte durfte nicht fehlen. Genauso wenig wie das Foto mit dem Kari und er Davis eifersüchtig gemacht hatten. Aus der Zeit in Amerika gab es Bilder von der Erstsemesterparty, von Sehenswürdigkeiten aus Washington und Miami, worauf er posiert, sowie Bilder des Hochschulabschlusses. Es gab Bilder von ihm als Spieler der Heats, wie er den Pokal der NBA in der Hand hielt und stolz seinen Meisterschaftsring zeigte. Ein Bild zeigte ihn mit der Mannschaft und dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Schließlich kamen Bilder von der amerikanischen Nationalmannschaft. Dazwischen waren Bilder von Kouki eingearbeitet. Kari hatte ihm die Collage zum Einzug geschenkt. Die Fotos aus Amerika hatte er Kari nach ihrer kurzen Erklärung gegeben. Takeru bekam feuchte Augen, als er auf der Collage das erste Mal ein Bild von Kouki als Baby entdeckte. Schon kurz nach seiner Geburt konnte man erkennen, wer der Vater des Jungen war. Auf der Kommode stand eine Schale für das Schlüsselbund. Das Schuhregal, welches auch Hausschuhe für die Gäste bereitstellte, durfte nicht fehlen. In der Nische war die Garderobe angebracht. Das Herzstück der Wohnung war der helle Wohnbereich mit der amerikanischen Küche. An der Wand gegenüber der großen Fensterfront stand seine riesige Wohnlandschaft. Davor lag ein kuscheliger Teppich, auf dem ein großer rechteckiger Glastisch stand. Der Fernseher hing an der Wand. Darunter stand ein großes Sideboard, indem der Blonde viele Erinnerungsstücke, unteranderen der Meisterschaftsring und seine Medaille, aufbewahrte. Die Aussicht nach draußen von der Wohnstube war atemberaubend und bot ein Blick über Odaiba. Von dem Raum aus schloss sich eine große Dachterrasse an. Nervös tigerte der Blonde in seinem Apartment hin und her. Er stellte die Getränke auf den Tresen, dazu Chips und Salzstangen. Schnell ging er noch unter die Dusche, zog sich seine Jeans und ein kurzes Oberhemd an. Takeru war gerade fertig geworden, als es an der Tür klingelte. Schnell schloss er die letzten Knöpfe und wurde auch schon mit einem: „Hallooo!“ von seinen Freunden begrüßt. Der Basketballer staunte nicht schlecht. Alle, bis auf Kari, standen vor seiner Tür. Sogar Davis, Tai und Mimi waren pünktlich. „Ähm ja. Hallo an Alle.“ Der jüngere Blonde zog überrascht eine Augenbraue hoch. Das war mehr als außergewöhnlich. Takeru hatte damit gerechnet, dass mindestens einer unpünktlich war. „Wie habt ihr das hinbekommen?“ „Wir haben uns bei Tai und Mimi getroffen. Ken und Yolei haben Davis abgeholt. Ganz einfach“, gab sein Bruder von sich. Sie traten ein und zogen sich die Schuhe aus. „Und wir haben den Treffpunkt um eine Stunde vorverlegt“, lachte Izzy. „Echt jetzt?“, empörte sich Tai. „Ich hätte also noch eine Stunde -“ Tai konnte Takeru immer noch nicht verzeihen. Die Beiden gingen zwar normal miteinander um, trotzdem merkte man immer noch die Spannung, die zwischen den Männern herrschte. „Tai, du Idiot, sage noch ein Wort und ich gehe an die Decke“, zischte Mimi. „Prinzessin, ich mache Spaß“, versuchte Tai seine Frau zu beruhigen. Seit der Schwangerschaft war sie ein noch größeres Pulverfass als bisher. Die Beiden behielten ihr Geheimnis immer noch für sich. Mimi wollte es ihren Freunden erst nach dem nächsten Frauenarzttermin sagen. „Idiot!“ „Wo ist Kari?“ Enttäuscht schaute Takeru um sich. Mit Absicht überging er so die Neckereien von Tai und Mimi. ‚Manche Dinge ändern sich nie‘, ging es ihm durch den Kopf. „Sie wollte Midori und Kouki noch zu unserer Mutter bringen und dann kommen. Vermisst du sie schon?“, neckte Matt seinen Bruder. „Matt, was soll der Mist? Ich bin froh, dass wir wieder normal miteinander umgehen können.“ Verärgert schaute er zum Älteren. „Hey, du hast halb nackt vor ihr gestanden. Klar, dass ich mir da Gedanken mache“, platzte es aus dem Älteren heraus. „Wie halb nackt?“ Tai hatte aufgehört seine Frau zu ärgern. Was auch besser für ihn war, sonst konnte er die Nacht auf dem unbequemen Sofa verbringen. Fassungslos blickte er zu den jüngeren Blonden. „TK!“ Seine Stimme hatte einen drohenden Ton. „Matt, du weißt ganz genau, dass ich ihr mein Tattoo gezeigt habe“, versuchte sich der Hoffnungsträger zu erklären. Er überging damit Tai, der aber auch nicht zu Wort kam. „Du hast ein Tattoo?“, fragte Cody ungläubig. „Wo?“, kam es überrascht von Davis. „Leute, ihr tut ja so, als wenn ich mir den Arm abgehackt hätte. Was ist so schlimm daran?“ Genervt schaute er auf seine Freunde. „Nichts, aber du hast früher immer dagegen gewettert“, versuchte Izzy zu erklären. „Ihr nervt. Wisst ihr das? Es war ein Wetteinsatz. Es ist zwischen meinen Schulterblättern und ich werde es euch nicht zeigen. Fertig!“, stellte er klar. „Würde ich an deiner Stelle auch nicht. Tai macht dich sonst wirklich einen Kopf kürzer“, lachte Matt. „Danke, großer Bruder! Schön, dass du mich in die Pfanne haust.“ Bevor noch einer etwas sagen konnte klingelte es an der Tür. Erleichtert öffnete Takeru diese. „Hika, dich schicken die Heiligen.“ Verwirrt schaute Kari auf den Vater ihres Kindes und umarmte ihn. „Hey, alles gut?“ Fragend sah sie ihn an. „Naja, sagen wir es mal so: Mein Bruder hat mich gerade vorgeführt und Tai hat was in den falschen Hals bekommen“, grinste er. „Also, alles wie immer“, gab die Braunhaarige belustigt von sich. „Worum ging es denn?“ Sie drückte ihm eine Flasche in die Hand. „Mein Ta-“ „Hey, Schwesterchen.“ Tai gab ihr einen Kuss auf die Wange und zog sie in eine Umarmung. „Hey, Tai.“ Liebevoll erwiderte sie diesen. „An welcher Körperstelle hat TK -“ „Das geht dich nichts an! Verstanden? Jetzt ist Schluss damit! Ich will von dir kein Wort mehr darüber hören. Klar?“, schoss es genervt aus der Jüngeren. Nachdem die Fronten geklärt waren gingen die Drei in die Wohnstube. „Wieso habt ihr eigentlich Tais Geburtstag nicht gefeiert?“, hörten sie Ken Mimi fragen. „Wir waren im Urlaub. Tai meinte als alter Gaul muss er nicht mehr feiern“, versuchte Mimi sich rauszureden. Der wahre Grund war: Ihr Mann wollte nicht, dass sie sich überanstrengte. Izzy tippte in guter alter Manier auf seinem Laptop rum. Die Musik erklang. Gleichzeitig lief ein Video ab. Erstaunt rief er auf einmal in die Runde: „TK, bist du das etwa?“ Als der Blonde die Musik erkannte verdrehte er nur kurz die Augen und grinste vor sich hin. Langsam drehte der Angesprochene sich um. „Also, dass hört sich nach dem Player Intro der Heats an. Da werde ich irgendwo zu sehen sein. Das ist normal bei der Teamvorstellung“, erklärte er schulterzuckend. „Wow, die ziehen echt so eine Show ab?“ Bewundernd schaute Yolei auf das Video. Sie staunte über die Feuereffekte. Er blickte kurz auf den Monitor. „Bei den Finals schon. Basketball wurde in Amerika erfunden. Es ist ein Nationalsport dort. Aber auch bei normalen Spielen geht bei der Vorstellung der ‚Starting five‘ die Post ab“, kam es erklärend, aber bescheiden vom jüngeren Blonden. „Izzy, das will ich aber nicht den ganzen Abend hören. Sonst werfe ich dir einen Ball an den Kopf. Ich kann bei der Musik nicht anders“, erwiderte Takeru trocken und verschwand aus dem Zimmer. „Ha, ich habe es!“, erklang laut eine Stimmer hinter dem Laptop. Tai lief sofort zu seinen Freund und schaute auf den Monitor. Seine Augen weiteten sich. „Hä? Was hast du?“, kam es irritiert von Davis. „TK´s Tattoo. Ich hab es gefunden. Bei einer Aufnahme war er ohne Trikot zu sehen.“ Kaum hatte der Rothaarige ausgesprochen, bildete sich eine Traube um seinen Laptop. Kari und Matt sahen sich besorgt an. „TK! Ist das dein Ernst?“ Der scharfe Tonfall irritiert den Blonden. Vorsichtig drehte er sich um. Er wurde blass als er in Tais wutverzerrtes Gesicht sah. Der Basketballer war gerade von der Toilette gekommen und hatte von dem ganzen Trubel nichts mit bekommen. Tai war mit einem Satz bei dem jüngeren Blonden und wollte ihn an den Kragen gehen. „Ich kümmere mich um TK und du dich um Tai!“, gab Matt von sich. Kari nickte. „Alles klar.“ Die Braunhaarige zog ihren Bruder zur Seite. „Tai! Ich hatte gesagt, ich will davon heute nichts mehr hören.“ Die wütenden Augen der Jüngeren trafen auf die ihres Bruders. „Du sagtest, dass du von mir nichts mehr darüber hören möchtest. Was kann ich dafür, wenn -“ Diesen Schuh wollte Izzy sich definitiv nicht anziehen. „Tai, du hast mich darum gebeten“, schaltete er sich daher ein. „Danke! Das du mir in den Rücken fällst, Izzy.“ Die Empörung war deutlich in Tais Stimme zuhören. „Immer wieder gerne. Solange Kari nicht böse mit mir ist“, grinste der Rothaarige den Älteren an. „Du hast mehr -“ „Halt die Klappe, Tai. Ich komme mir mal wieder vor als wäre ich auf der Arbeit.“ Genervt stöhnte die junge Frau auf. Ihr Bruder zog den Kopf ein. Er sollte ganz schnell einen Gang runter schalten. Das wurde ihm klar, als er in ihr Gesicht sah. „Kleine, ich mir auch“, kam es genervt von Matt. „Nur meine Schüler haben mehr Grips als dein Bruder.“ „Ich stimme zu“, gab Kari trocken von sich. „Da habe ich ja ein liebes Schwesterchen.“ Böse funkelte Tai Kari an, dann richtete er seinen Blick auf den älteren Blonden. „Du bist ein toller Freund, Matt“, kam es sarkastisch vom Träger des Mutes. „Gleichfalls und jetzt komm runter“, fuhr sein bester Freund ihn an. „Himmel, Arsch und Zwirn!“, platzte Takeru auf Deutsch der Kragen. Plötzlich hörte man nur noch die Musik. Fragend und erstaunt sahen die Freunde den Hoffnungsträger an. „Was war das denn?“, kam es von Sora. Dann fuhr er in seiner Muttersprache fort: „Deutsch … Fluchen in anderen Sprachen kann ich sehr gut“, grinste der jüngere Blonde. „TK, du bist immer wieder für eine Überraschung gut“, lachte Izzy. „Wieso hast du in Amerika Deutsch gesprochen?“ Neugierig sah Davis ihn an. „Gute Frage. Na warum, Brüderchen?“ Matt hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah abwartend auf den Angesprochenen. Verlegen blickte Takeru zur Seite und wich den Blick von Kari aus. „Jane kommt aus dem Land“, kam es leise von ihm. „So da jetzt da alles geklärt ist: Lasst uns gemeinsam einen schönen Abend haben“, lenkte er vom Thema ab. Davis rieb sich die Hände. „Hört sich gut an. Wo ist der Whisky?“ Als Takeru Kari und Joe zusammen sah, merkte er, wie sich sein Brustkorb schmerzhaft zusammen zog. Der Blauhaarige stand sehr nahe bei der Braunhaarigen. Sie erzählten, lachten und prosteten sich zu. Joe streichelte ihr sanft über die Schulter. Schnell griff der Blonde nach einem Bier und ging auf die Dachterrasse. Er brauchte dringend frische Luft. Dort traf er auf seinen Bruder und Tai. Beide versuchten noch schnell etwas über die Brüstung zu werfen als sie hörten wie die Tür geöffnet wurde. „Toller Versuch, ihr zwei!“ Erschrocken blickten ihn zwei Augenpaare an, die dann erleichtert schauten, als sie Takeru erkannten. „Lasst das nicht eure Frauen sehen. Ich möchte hier nämlich noch länger wohnen. Klar? Außerdem habe ich da …“, der jüngere Blonde deutete auf den Tisch, „… einen Aschenbecher hingestellt.“ „Woher -“, setzte sein Bruder an. „Lass mich mal überlegen …“ Gespielt nachdenklich schaute er seinen Bruder an. „Davis, Tai, du und noch einige Frauen, die ich jetzt nicht nennen werde, plus Alkohol. Das kann nur mit dem Glimmstängel enden“, lachte Takeru. Dabei zog er selber eine Schachtel aus der Hosentasche und steckte sich eine Zigarette an. „Du rauchst?“ Fragend schaute sein Bruder ihn an. „Nach was sieht das aus?“ Kam die Gegenfrage von seinem Bruder. Dabei zog er genüsslich am Glimmstängel. „Kleiner Tipp: Lass das bloß nicht Kari sehen“, kam es erstaunt von Tai. Der Hoffnungsträger lachte auf. ‚Wenn er wüsste.‘ Zur gleichen Zeit überlegten die Mädels was sie machen könnten. Davis, Cody, Joe und Ken unterhielten sich. Izzy hantierte mal wieder mit dem Laptop rum. „Okay. Jungs, reinkommen. Es ist Herrenwahl.“ Kari stand in der Terrassentür. Sie schmunzelte, als ihr Bruder und sein bester Freund zusammenzucken. Takeru drückte seine Zigarette aus. Er folgte der Bitte der Braunhaarigen als erster, gefolgt von den Anderen. „Was habt ihr vor?“, fragte Tai vorsichtig. „Ganz klar: Tan -“, versuchte Yolei zu erklären. Doch weiter kam sie nicht. „Vergesst es!“, kam es gleichzeitig von Joe und Cody. „Da könnt ihr lange drauf warten. Soviel Alkohol gibt es gar nicht“, erklang genervt die Stimme von Davis. „Ich muss mich um die Musik kümmern“, entschuldigte sich Izzy. „Ich hab kein Problem damit. Vorausgesetzt, ich darf mit meiner Frau tanzen“, kam von Tai, der Mimis bösen Blick ‚Komm du mir mal nach Hause, wenn du nicht mit mir tanzt‘ richtig deutete. Der Braunhaarige ergab sich seinem Schicksal. Ken und Matt waren schon bei ihren Frauen. Also blieben nur noch Takeru und Kari übrig. Er überging ihre Schüchternheit. Der junge Mann reichte ihr seine Hand und zog sie in die Mitte des Raumes. „Es ist nur ein Tanz, Hika“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ich weiß. Um ehrlich zu sein: Ich habe Angst um meine Füße.“ Sie blickte in die blauen Augen. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. „Hey! Ihr Frauen habt es vorgeschlagen. Also kannst du jetzt nicht kneifen. Lass dich überraschen“, grinste er sie an. „Izzy!“, erklang die drohende Stimme Tais. „Ich warne dich. Jetzt suche nur nichts Langsames raus. Sonst haue ich dir dein Heiligtum um die Ohren.“ Der Braunhaarige sah den Computerfreak eindringlich an. „Trottel bleibt Trottel“, kam es von vom älteren Blonden. Schon erklang die Musik. Kari lauschte der Musik „Das ist ein -“ „Disco Fox“, beendete ihr Tanzpartner den Satz. „Ich weiß.“ Schon hatte er seinen Arm am linken Schulterblatt und die rechten Hand von der Braunhaarigen platziert. „Woher?“ „Am Takt erkannt.“ Ihr Tanzpartner zuckte mit den Schultern. „Am Takt erkannt? Du?“ Erstaunt blickten ihn die braunen Augen an. „Die Tanzhaltung kannst du ja“, kicherte sie. Dann legten sie los. „Vergiss es, Hika! Jetzt führe ich, nicht du“, raunte er ihr ins Ohr. „Sorry. Macht der Gewohnheit. Seit wann kannst du tanzen?“ „Viele Feiern vom Team aus …“ Er schleuderte Kari in eine Drehung und zog sie an sich. Jetzt war ihr Rücken an seinem Oberkörper. Sie drehten sich im Kreis. „… und privat. Ich konnte doch nicht in der Ecke stehen.“ Eine Drehung später waren sie wieder im Grundschritt. „Aha. Erst siegen und dann feiern. Du hast echt einen tollen Job.“ „Da hast du Recht.“ „Mal was anderes: Ihr habt draußen geraucht.“ „Wie kommst du darauf?“ „Verkauf mich nicht für blöd, Keru. Bei Tai und Matt ist das nichts Neues. Du bist ein Sportler. Ich dachte euer Körper ist …“ Er führte sie an die Seite, hob seinen rechten Arm und drehte sich unter den Armen durch. Bei ihr wiederholten sie die Drehung. „Ich bin Trainer. Somit stehe neben dem Spielfeld. Es ist meine Aufgabe meine Mannschaft über das Feld zu scheuchen.“ Seine Augen bohrten sich in ihre. „Du meine Liebe, spiele nicht die Unschuld vom Lande. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass wir öfters eine zusammen geraucht haben.“ Er zwinkerte ihr zu. Verlegen blickte sie zur Seite. Er öffnete die Position indem er die rechte Hand löste und sie in den Grundschritt führte. Die rechte Hand war mittlerweile zur Hüfte gewandert und der Abstand zwischen ihnen hatte sich auch verringert. „Nur auf Feiern“, gab sie zu. Takeru und Kari hatten nicht mitbekommen, dass sie nur noch alleine tanzten. „Genau wie ich“, grinste er sie an. Die Anderen schauten sie erstaunt an. „Dann ist ja gut“, flüsterte sie. „Vor kurzem haben sie sich angebrüllt. Ich dachte, die Beiden reden nie wieder ein Wort mehr miteinander. Heute sieht es aus, als ob die letzten Jahre nicht passiert wären“, staunte Sora. „Ich frage mich, seit wann mein Bruder tanzen kann.“ „Bist du neidisch, weil du deine Kleine jetzt teilen musst?“, zog Tai seinen besten Freund auf. Das Lied war zu Ende Takeru und Kari verloren sich im Blick des jeweils anderen. „Du bist ein Trottel, Tai.“ „Matt, du wiederholst dich. Außerdem bist du der Trottel.“ Die gute Laune verflog als er Mimi „Tai, darf ich dir vorstellen: Dein Schwager TK.“ sagen hörte. Schell lösten sich Takeru und Kari voneinander und blickten verlegen zur Seite. „Schwager?“, brauste Tai auf „Setzt es bei dir aus oder was? Prinzessin, bloß weil du schwanger bist, kannst du dir nicht alles rausnehmen. Irgendwann -“ „Wie schwanger?“, kam es von allen erstaunt im Chor. „Ich bin mit dem größten Idioten auf dem Planeten verheiratet“, stöhnte Mimi auf. „Wir wollten noch warten. Hast du dir dein Hirn weggesoffen oder was?“, giftete sie ihren Mann an. „Prinzessin, komm mal wieder runter. Soviel habe ich gar nicht getrunken. Irgendwann hätten wir es so wieso sagen müssen.“ „Du … du … “, zickte die Brünette rum. Ihre Augen funkelten Tai wütend an. Ihre Blicke trafen sich. Dieser sprach die Liebe aus, die sie für einander empfanden. Wie stolz sie waren neues Leben erschaffen zu haben. „Ich liebe dich.“ Mimi kuschelte sich in die Arme von Tai. „Ich dich auch.“ Er streichelte ihr liebevoll den Bauch. „Jetzt weiß ich auch warum du den Sekt ablehnt hast. Von wegen, du musst Auto fahren“, kam es von Sora. „Muss ich auch. Wie bist du sonst hergekommen?“, verteidigte sich Mimi. „Ich freue mich so für euch“, rief Kari. Sie wollte so eine Diskussion umgehen. Die Braunhaarige warf sich ihrem Bruder in die Arme. Auch von den anderen kamen Glückwünsche. „Seit wann wisst ihr es denn?“, hakte Yolei nach. „Ähm … Seit zirka eineinhalb Monaten“, kam es kleinlaut von Tai. „Wieso habt ihr nichts gesagt?“, fragte Takeru ahnungslos. „Das erkläre ich dir ein anderes Mal. Lass es jetzt dabei. Bitte“, flüsterte die Mutter seines Sohnes ihm ins Ohr. Eine Gänsehaut bildete sich in seinem Nacken. „Bevor ihr alle rummeckert: Wir haben es euch erst sagen wollen, wenn die kritische Zeit vorbei ist. Es war keine Absicht es euch zu verschwiegen. Wir hatten Angst. Ihr kennt alle die Geschichte, bis auf TK. Mimi und ich haben auf euer Verständnis gehofft“, versuchte Tai zu erklären. Dabei zog er Mimi in eine noch festere Umarmung. „Wir verstehen euch ja. In welcher Schwangerschaftswoche ist Mimi denn jetzt?“, fragte Joe nach. „Ich gehe morgen in die dreizehnte Woche.“ Mimi fuhr sich über ihre Tunika und stellte sich seitlich zu ihren Freunden. Ein kleiner zarter Babybauch war zu erkennen. Dieser könnte auch als Blähbauch durchgehen. „Wow. Du hast aber schon eine Kugel, Mimi“, platzte es uncharmant aus Davis. „Kann damit zusammenhängen, dass es Zwei sind“, erklärte Mimi. „Da habt ihr ganze Arbeit geleistet“, grinste Matt. Nach den Glückwünschen stelle Sora fest: „Auf diese Neuigkeit brauche ich erstmal ein Sektchen.“ „Bingo!“, kam es erfreut von Yolei. „Ich glaube wir könnten alle einen Whisky vertragen, oder Männer?“ Fragend sah Tai auf die Männerrunde. „Yeah!“ „So, Mimi. Während sich alle die Hucke voll laufen lassen, werde ich uns erst mal einen leckeren Drink machen. Ich schau mal was so da ist.“ Nachdem Takeru ihr seine Getränkeauswahl zu Verfügung gestellt hatte, legte sie los. „Was machst du da?“ Fragend schaute Joe über die Schulter von Kari. „Meinen Lieblingsdrink während meiner Schwangerschaft“, grinste sie ihn an. „Oh, deine Kokosnussphase?“, lachte er auf. „Genau. So fertig. Magst du einen Schluck?“ Sie reichte dem Blauhaarigen das Glas. Er schüttelte den Kopf. „Lass mal, sonst habt ihr nicht mehr genug. Soweit ich mich erinnern kann ist der richtig lecker.“ Joe grinste sie an und ging. „Richtig! Ihr habt in mir immer alle weggetrunken. Gut umso mehr für Mimi und mich“, rief sie ihm lachend hinterher. „Kari, was soll das sein?“ Mimi drehte das Glas hin und her. Ihr kam dieses Gemisch bekannt vor. „Ich sage nur: Kokosnussphase.“ Beide lachten gleichzeitig auf. „Der ist lecker und enthält keinen Alkohol.“ „Prost!“ Alle Männer, bis auf Takeru, redeten auf Tai ein. „Ihr scholltet esch endlisch klären“, lallte Davis. Die Anderen nickten zustimmend. „Ihr nervscht.“ Beleidigt verschränkte Tai die Arme vor der Brust. „Tai! Mache es einfach! Sonst lernst du mich kennen“, drohte Joe. „Er ist Koukis Vater und du bist der Onkel. Basta“, redete der Älteste weiter. „Denke auch an deine Schwester und Kouki. Mein Versprechen auf die Beiden aufzupassen und zu beschützen gilt immer noch. Auch, wenn ich dir dieses Versprechen gegeben habe. Verstanden?“ „Isch … versuche mein Beschtes.“, ergab sich Tai. „Dann ist ja alles geklärt.“ Es war schon faszinierend, wie man die Geschehnisse des Abends wahrnimmt, wenn man kein Alkohol trank. Kari und Mimi lachten sich schlapp als sie ihre Freunde beobachteten. Davis saß oder lag auf der Couch. Das konnte man nicht so ganz erkennen. Der Kopf war so weit nach hinten gestreckt, das er morgen ein steifes Genick hatte. An seinem Schnarchen konnte man hören, dass er eingeschlafen ist. Ken hatte seinen Kopf auf den Tresen geparkt und murmelte irgendetwas vor sich her. Sora und Yolei hielten sich noch ganz gut. Sie tanzten, oder eher stolperten neben den Takt der Musik. Cody war auf der Terrasse. Er hatte zusammen mit Joe den Aschenbecher gefunden. Izzy hätte beinahe Wasser über seinen Laptop gekippt, weil auf einmal ‚zwei‘ von den Dingern dastanden. Kari konnte noch rechtzeitig den Computer wegziehen. Matt und Tai waren bei einer Umarmung eingeschlafen. Takeru saß bei Mimi und Kari. Er minderte seine angehenden Kopfschmerzen mit einem Glas Wasser in dem eine Magnesiumtablette schwamm. Der jüngere Blonde versuchte das Gespräch, welches er mit Ken und Yolei hatte, zu verarbeiten. Dies gelang ihm nicht. Das Pochen in der Schläfe wurde immer unangenehmer. Takeru trank sein Glas aus und seufzte schwer. Irgendwas musste er machen. Er nahm sich vor in aller Ruhe nachzudenken, wenn endlich dieses Stechen im Kopf nachließ. Wie die Bande heute noch nach Hause kommen sollte, war ein Rätsel. Bis jetzt hatten sie es ja immer geschafft. Wieso heute nicht auch? Kapitel 16: Klärende Gespräche ------------------------------ Klärende Gespräche Kari und Mimi hatten das Chaos in den Griff bekommen. Die Frauen schafften es Tai, Matt und Sora in das Auto zu manövrieren. Joe sollte auch bei ihnen mitfahren. Er wohnte in der Nähe von dem Ishida Ehepaar. Für die anderen wurde ein Großraumtaxi bestellt. Da Kari strategisch gesehen ungünstig wohnte wollte sie alleine nach Hause fahren. Die Braunhaarige wollte sich von Takeru verabschieden. Dieser hielt sie zurück. „Denkst du wirklich, dass ich dich um diese Uhrzeit alleine nach Hause lasse?“ Fragend sah er sie an. „Keru, ich bin mit dem Auto da. Im Gegensatz zu dir habe ich keinen Alkohol getrunken“, erklärte sie. Takeru tippte auf seine Armbanduhr. „Hast du auf die Uhr geschaut? Du musst erst zum Auto. Vom Auto zu deiner Wohnung. Vergiss es. Du bleibst hier“, erklang seine Stimme bestimmend. „Aber … Wie stellst du dir das vor?“ Ihr Blick glich der eines scheuen Rehs. „Ich beiße dich nicht, Hika.“ Er zwinkerte ihr zu. "Ganz einfach: Du schläfst im Arbeitszimmer auf der Couch oder in dem Bett von Kouki. Das kannst du dir aussuchen. Jetzt ist Ende mit der Diskussion.“ Der Blonde hatte sich schon umgedreht, als ihre Stimme erklang: „Ich habe keine Sachen hier.“ „Du bekommst ein Shirt zum Schlafen von mir. Im Bad steht, bis auf Makeup, alles was du brauchst.“ Er überlegte kurz, sprach dann weiter: „Dein Schminkzeug könntest du in deiner Handtasche haben. Morgen ist Sonntag. Du musst nicht zur Arbeit. Wo ist das Problem?“ Takeru sah Kari mit eindringlichen Augen an. Sie erkannte in diesem Blick: Der Blonde würde seine Meinung nicht ändern. „Gut“, seufzte sie. Takeru ging in sein Schlafzimmer und kam kurz darauf mit einem T-Shirt wieder. Er reichte es Kari. „Hier, für dich.“ Die Braunhaarige griff nach dem Kleidungsstück. „Danke dir“, kam es leise von ihr. Ihre Hände berührten sich. In diesem Moment sahen sie sich in die Augen. Die Blicke sagten mehr als Worte. Schnell zog Kari ihre Hand zurück und schaute schüchtern zur Seite. „Gute Nacht, Keru“, kam es leise über ihre Lippen. „Schlaf gut, Hika.“ Seine Stimme war ein Flüstern. Takeru folgte seinen Instinkt. Ohne darüber nachzudenken zog er sie in eine freundschaftliche Umarmung und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Eine Geste, die früher zum Alltag gehörte. Kari versteifte sich kurz. Ihre Augen weiteten sich erstaunt. Das Herz hämmerte gegen ihre Brust. Er spürte ihre Reaktion. „Entschuldigung.“ „Was? Wofür? Nein … ich war überrascht“, stammelte die Braunhaarige vor sich her. „Wir sollten ins Bett. Jeder in seines versteht sich.“ Kari drehte sich schnell um und ging auf ein Zimmer zu. „Ähm, Hika!“ Der Blonde hielt sie zurück. „Das ist das falsche Zimmer. Es sei denn, du willst in meinem Bett schlafen“, amüsierte sich Takeru. „Was? Nein … Ich gehe ins Arbeitszimmer. Bei Kouki sind mir zu viele Basketbälle.“ Sie verdrehte die Augen. „Unser Sohn wollte ein Basketballzimmer. Was kann ich dafür?“, konterte Takeru. „Nichts. Rein gar nichts“, lachte Kari auf. „Wir verstehen uns.“ „Womit verdienst du dein Geld?“ Sie machte eine kurze Pause. „Richtig! Mit Basketball“, lachte sie auf. „Reiner Zufall“, schoss es schnell aus Takeru. „Klar doch! Wenn du meinst, aber ich sehe es anders“, amüsierte sich die Braunhaarige. „Schlaf gut, Hika.“ „Danke. Du auch.“ Diesmal ging Kari in das richtige Zimmer. --- Der nächste Morgen fing für Takeru genauso an, wie der Abend aufgehört hatte: Mit Kopfschmerzen. Der Blonde war froh, dass heute Sonntag war. Das hieß für ihn, dass kein Training und kein Spiel statt fand. Schlecht gelaunt stand er in seiner Küche, machte sich seinen Kaffee und setzte Teewasser auf. Er griff nach einem Glas Wasser und spülte eine Kopfschmerztablette runter. Der Blonde hörte wie sich die Tür vom Arbeitszimmer leise öffnete. „Guten Morgen, Hika. Ich bin in der Küche. Du kannst ruhig ins Bad“, erklang seine Stimme leidgeplagt. „Guten Morgen, Keru. Danke dir.“ Das war alles, was er hörte, während sie im Badezimmer verschwand. Er goss heißes Wasser in die Teekanne und stellte diese auf ein Teestövchen. Danach griff er nach seiner Kaffeetasse und trank einen Schluck. Takeru war mit dem Tisch decken fertig, als Kari die Küche betrat. Der Blonde musste schlucken, als er sie sah. Sie hatte ihre Haare - wie früher - mit einer Spange fixiert. Der Unterschied zu damals lag in der Länge ihrer Haare. Diese gingen ihr über die Schulterblätter. Dadurch wirkte sie femininer. Takeru hätte nicht gedacht, dass sie noch schöner werden konnte, als sie ohnehin schon war. Doch er hatte sich getäuscht. Sein Herz raste und seine Hände wurden feucht. „Hey“, erklang ihre Stimme schüchtern. „Hast du gut geschlafen?“ „Ähm …, was?“ ‚Wie war noch mal die Frage? Ach ja, richtig:‘ „Ja, habe ich. Danke der Nachfrage. Wie sah es bei dir aus?“ „Auch gut. Danke sehr.“ Sie setzen sich an den Tisch und fingen an zu Essen. „Wozu brauchst du, abgesehen von den Sportgeräten, ein Arbeitszimmer? Dein Schreibtisch sieht wie zu unseren Schulzeiten aus.“ Fragend sah sie ihn an. „Schon mal was von Strategie- und Trainingsplänen gehört?“, fragte er amüsiert. Sie nickte. „Das gehört auch zum Job eines Trainers. Außerdem mache ich ein Fernstudium.“ „Du …“ Verwirrt schaute die Braunhaarige ihn an. „Du bist Student? Für welchen Studiengang?“ Takeru wollte zu Antwort ansetzen, wurde jedoch direkt von ihr unterbrochen. „Warte, lass mich raten.“ Kari legte ihre Stirn in Falten. „Mhh … Ahh! Ich habe es: Journalismus.“ Siegessicher sah sie den Blonden an. Takeru grinste. „Du kennst mich einfach zu gut. Als ich gemerkt hatte, dass meine Beziehung einen Riss hatte, hatte ich mit dem Fernstudium angefangen. So hatte ich keine Zeit, um über die Beziehung nachzudenken“, erklärte der Blonde. Die Braunhaarige blickte in seine Augen. „Leb deinen Traum - Teil zwei, oder was?“ „So kann man es sagen.“ In der Zwischenzeit piepste Takerus Handy auf. Als der Blonde die Nachricht las weiteten sich seine Augen. Schnell tippte er eine Antwort und richtete seine Aufmerksamkeit wieder Kari. „Ist alles in Ordnung?“ Ihr Blick lag fragend auf den Blonden. „Ja, klar“, kam es nachdenklich von dem jungen Mann. „Kari? Darf ich dich was fragen?“ „Um was geht es?“ „Es geht um Tai und Mimi.“ „Oh. Was willst du wissen?“ „Ich habe gestern mit Ken und Yolei gesprochen, nachdem Tai sich verplappert hatte. Sie hatten gestern gesagt, dass die Beiden kurz vor eine Trennung standen. Wieso? Die Beiden sind füreinander bestimmt.“ „TK, das ist eine lange und persönliche Geschichte. Du solltest das - “ „Hika, gestern hast du mir versprochen, dass du mir die Reaktion der Beiden erklären willst. Hätte ich gewusst, dass du einen Rückzieher machst, hätte ich selber nachgefragt.“ Der Blonde zog seine Augenbrauen hoch und musterte seine Gesprächspartnerin kritisch. Kari überlegte einen Moment. Sie wog das Für und Wider ab. Entschied sich für das ‚Für.‘ Sie hoffte, dass Takeru Tai besser verstehen würde. „Also gut. Kannst du dich daran erinnern, als ich dir gesagt habe, dass ich die letzte Zeit meiner Schwangerschaft nicht mehr alleine schlafen sollte?“ Der Blonde nickte. „Zu der Zeit war Mimi auch schwanger, was die Beiden nicht wussten. Mimi hatte zwar über Übelkeit geklagt, aber sie hatte es auf eine Magenverstimmung geschoben.“ Traurig machte sie eine Pause. „Tai war gerade auf dem Weg zur Arbeit, musste aber zurück nach Hause fahren, um seine vergessenen Unterlagen zu holen. Diese Schusseligkeit hatte Mimi wohl das Leben gerettet. Er fand sie in ihrem eigenen Blut bewusstlos in der Küche liegen. Nach einer Notoperation hatte Tai von der Schwangerschaft erfahren. Er hatte die schwere Aufgabe Mimi schonend beizubringen, dass sie schwanger war und sie ihr gemeinsames Kind verloren hatten. Was die gesamte Situation noch schlimmer machte war die Tatsache, dass die Ärzte meinten, dass Mimi keine Kinder mehr bekommen könnte. Beide rutschten in eine richtige Ehekrise. Mimi hatte sich Vorwürfe gemacht und kam sich minderwertig vor. Weder Tai noch wir sind an sie heran gekommen. Tai ließ seinen Frust an allen und jedem aus. Auch an Mimi. Durch ein Projekt stand Tai in der Öffentlichkeit. Als er mit seiner Kollegin mehrmals beim Essen gesehen wurde, wurde ihm eine Affäre nachgesagt, was natürlich nicht stimmte. Diese Frau war sichtlich schwanger und so wurde Tai das Kind angedichtet. Mimi ist richtig ausgerastet. Sie hatte alles in den falschen Hals bekommen. Sie stieß ihn von sich. Sie meinte, er soll sich eine ‚richtige‘ Frau suchen und sich von Mimi scheiden lassen. Zu der Zeit war der einzige Halt den die Beiden hatten ausgerechnet Kouki. Mimi, sowie Tai haben sich aufopfernd um ihn gekümmert. Bis heute. Beide sehen ihn als ihr eigenes Kind an. Durch eine Paartherapie, viel harte Arbeit und Kouki haben sie wieder zusammengefunden. Sie haben sich verziehen und neu angefangen.“ Kari blickte traurig in die blauen Augen ihres Gegenübers. In diesem sah sie deutlich den Schock. Diesmal war es Karis Handy, das die Beiden unterbrach. „Ich muss los. Deine Mutter wollte wissen, wann ich Kouki abhole. Möchtest du mitkommen?" „Eigentlich liebend gerne. Es geht leider nicht.“ Als er ihr fragendes Gesicht sah fuhr er erklärend fort: „Tai kommt in einer Stunde.“ „Oh. Dann viel Glück.“ Bei der Verabschiedung stand Takeru unsicher vor Kari. Er wusste nicht, ob er gestern mit dem Kuss zu weit gegangen war. Kari nahm ihn die Entscheidung ab. Sie umarmte ihn und gab ihm ein Kuss auf die Wange. Danach sah sie in seine blauen Augen, zwinkerte ihm zu und schloss die Tür zu seinem Apartment von außen. ---- Nervös ging Takeru zur Tür, als es an dieser klingelte und öffnete diese. Der Blonde rechnete schon mit einem festen Schlag ins Gesicht. Er sah, wie die Hand des Braunhaarigen zuckte, aber nichts geschah. Stattdessen fühlte er einen freundschaftlichen Schlag auf seine Schulter. „Hey, Tai!“ Sichtlich überfordert begrüßte der Blonde seinen Gast. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Ihm war bewusst, dass er sich dem Bruder seiner ehemals besten Freundin stellen musste. Tai war aufbrausend, hitzköpfig und temperamentvoll. Man konnte ihn aber mit Argumenten umstimmen und ihn für sich gewinnen. Tai musste nicht immer die gleiche Meinung haben wie sein Gegenüber, trotzdem würde er seine Freunde unterstützen. Takeru wusste, dass seine Karten schlecht standen. Es ging um Kari. Tais kleine Schwester, die er über alles liebte. „Komme doch rein.“ Unsicher sah er den Träger des Mutes an. „Hey, TK“, kam es nüchtern vom Braunhaarigen. Tai zog sich die Schuhe aus und ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Takeru sah ihm verwundert hinter her, jedoch folgte er dem Älteren schulterzuckend. Der Blonde ging in die Küche, holte zwei Gläser aus dem Schrank und eine Karaffe mit Orangensaft aus dem Kühlschrank. „Ganz der Sportler“, grinste Tai und nahm das Glas entgegen. „Genau, das müsstest du ja noch wissen.“ Der Angesprochene lächelte den Älteren unsicher an. Die Stimmung zwischen den Beiden änderte sich, als sie sich auf das Sofa setzten. Tai sah wütend zu dem Blonden. „Ich bin stinksauer auf dich, TK. Wieso hast du das gemacht? Du wusstest doch wie sehr Kari darunter leiden würde, wenn du gehst. Wieso musstest du noch mit ihr schlafen? Verdammt! Was hat euch da geritten?“ Nur mit Mühe unterdrückte der Braunhaarige das Gefühl dem Blonden einen Schlag zu verpassen. „Tai, ich verstehe dich ja. Wir wissen bis heute nicht, warum wir im Bett gelandet sind“, versuchte es der Blonde mit einer Erklärung. „Bist du dir sicher?“ Auffordernd sah der Ältere seinen Gesprächspartner an. Der Blonde schluckte. „Oder wollt ihr Zwei wieder euer altes Spiel spielen? Von wegen wir sind ‚nur‘ beste Freunde?“, zischte Tai wütend. „Wir haben nie ein Spiel gespielt. Kari und ich haben zu der Zeit gedacht, dass wir nur beste Freunde sind.“ So langsam wurde auch der Jüngere wütend. „Klar. Deshalb seid ihr jetzt Eltern“, unterbrach ihn Tai. „Das machen beste Freunde so: Miteinander in die Kiste springen.“ Die Hände des Älteren waren zu Fäusten geballt. Man sah Tai deutlich an, dass er sich selber zur Ordnung rief. „Du kannst von Glück reden, das du mir nicht vor sechs Jahren über den Weg gelaufen bist“, brüllte der Ältere. Er war mittlerweile aufgestanden und gestikulierte wild mit seinen Armen rum. Der Jüngere holte tief Luft. „Darf ich dich daran erinnern: Du hast mit deiner zweitbesten Freundin geschlafen.“ Takeru war sich bewusst, dass er den Älteren mehr als provozierte. Mimi war die Achillessehne von Tai - vor allem mit ihrer gemeinsamen Geschichte. Das wusste der Blonde. Der Braunhaarige polterte gleich los: „Ich warne dich!“, Tai tippte mit seinem Finger auf die Brust des Jüngeren. „Lass Mimi daraus.“ Seine Stimme war ganz leise und hatte einen drohenden Unterton. „Wir haben danach erkannt, dass wir uns lieben. Du bist abgehauen. Das ist ein riesen Unterschied. Wir haben zusammen gekämpft, während Du dich nicht einmal gemeldet hast.“ Nun sprang auch der Blonde von der Couch auf. „Kari und ich haben auch danach erkannt, dass wir uns lieben. Leider viel zu spät.“ Er ging unruhig im Zimmer auf und ab. Tai baute sich vor dem Blonden auf und verschränkte die Arme. „Willst du mich verarschen? Willst du mir echt sagen, dass du mit meiner Schwester geschlafen hast, danach erkannt hast, dass du sie liebst und dennoch nach Amerika gegangen bist ohne dich bei ihr zu melden? Sag mal: Geht es noch? Was geht in deinem kranken Hirn vor sich?“ Tai wurde mit jedem Wort das er sprach lauter. Der Blonde hingegen wich einen Schritt nach hinten aus. Seine Gedanken schlugen Purzelbäume. Der Ältere kam wieder auf ihn zu. „Weißt du, wie sehr Kari gelitten hat? Ich rede jetzt nicht von Liebeskummer kleiner Mädchen. Oder von der Trauer, wenn ein geliebtes Haustier weg ist. Ich meine, dass sie auf dem besten Weg war in eine Magersucht zu rutschen und unter Depressionen litt. Zum Schluss stellt sie fest, dass du ihr ein Geschenk hinterlassen hast. Mit 19 Jahren hatte sie ein Kind empfangen.“ Der Älter fuchtelte wütend mit seinen Händen vor dem Gesicht seines Gesprächspartners herum. Dieser wollte gerade etwas sagen: „Tai! Es -“ „Nein, TK, jetzt rede ich.“ Sein ganzer Frust, den meistens Matt abbekommen hatte, musste raus. Die Wut, die sich über die Jahre aufgebaut hatte brach aus ihm. Es war, als würde Tai die Leiden seiner Schwester wieder spüren. Jetzt nach all den Jahren hatte er endlich die Möglichkeit denjenigen, der dafür verantwortlich war zur Rede zu stellen. Der Blonde schluckte und nickte. Sich jetzt nicht der Aufforderung des Älteren zu beugen wäre dämlich und er wusste es. So ließ er die Moralpredigt über sich ergehen. Es ging nicht nur um die beiden Streithähne. Es ging auch um Kari und Kouki. In gewisser Weise seine Familie. Schon hörte er wie Tai weiter sprach: „Du warst in Washington und hast nichts von dem ganzen Trubel mitbekommen. Ich rede davon, wie sich Karis Leben geändert hat. Sie wusste nicht, wie sie ihre Ausbildung schaffen, eine Wohnung finden und ein Kind ernähren sollte. Sie hatte Angst es unseren Eltern zu sagen. Glaube mir, unser Vater hatte ihr richtig die Leviten gelesen. Dein Vater hat sich eine Ohrfeige von Matt eingefangen. Er fragte, ob Kari sich sicher ist, dass das Kind von dir sei. Weißt du eigentlich wie Kari dich verteidigt hatte? Sie hatte nichts, aber auch gar nichts, auf dich kommen lassen. Sie hat lieber alleine gelitten. Mit deinem Vater hatte sie bis zur Geburt von Kouki nicht gesprochen. Er wollte nicht wahr haben, dass du der Vater bist. Und jetzt kommst du um die Ecke und sagst, dass du sie geliebt hast?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er den Jüngeren. Takeru sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Nach einer Pause versuchte er erneut sich zu erklären: „Tai, wir hatten gewusst, dass es ein Fehler war, den weder Kari noch ich bereuten. Wir hatten uns von unseren Gefühlen leiten lassen. Wir beiden konnten sie nicht richtig deuten. Wir wussten beide nicht, wie es weiter gehen sollte. Wir haben beide zusammen entschieden, dass ich gehe. Verstehst du? Es waren eine gemeinsame Entscheidung, die wir beide in den Moment bereut haben, als wir sie getroffen hatten. Kari hat zu mir gesagt ich soll meinen Traum leben. Da sie sonst Angst hatte, dass ich sie irgendwann aus meinem Herzen verbannen würde.“ Er schluckte und sprach weiter: „Für mich stand zu dem Zeitpunkt fest, dass ich nach meinem Studium zurückkomme. Ich wollte mit Kari glücklich werden.“ Eine kurze Pause entstand, in dem sich die jungen Männer in die Augen sahen. „Als der Kontakt abgebrochen war, war ich so verletzt und wütend. Dann kamen Jane und das Angebot der Heats. Karis Worte hallten jeden verdammten Tag in meinen Ohren: ‚Versprich mir: Leb deinen Traum‘. Ich habe die Fehler gemacht, Karis Andeutungen nicht richtig zu verstehen. Auch war ich nicht ehrlich mir und Kari gegenüber gewesen. Hätte ich damals alles richtig verstanden, wäre ich sofort zurückgekommen.“ Entschlossen blickte er Tai an und fuhr leise fort. „Sei dir gewiss: Ich hatte auch unter der Trennung gelitten. Ich hatte mich in mein Studium geschmissen und trainiert bis zum abwinken. Ich hatte alles verdrängt, was mit Kari zu tun hatte. Ich habe sogar ein Fernstudium in Journalistik begonnen, damit ich nicht zum Nachdenken kam. Sie hat mir jeden Tag gefehlt, aber mein Ego war zu groß." Die letzten Worte wurden geflüstert. Tai sah in die blauen Augen. Diese zeigten den Schmerz und die Trauer. Kari und er wollten die ganzen letzten Jahre das Gleiche. Takeru bereute die Zeit in Amerika nicht. Er trauerte der Chance mit Kari und Kouki schon längst eine Familie zu sein hinterher. „Weißt du, dass nicht nur Kari, sondern auch Mimi dich in Schutz genommen hatte?“ Mit diesen Worten riss Tai ihn aus den Gedanken. „Wie meinst du das?“, fragte Takeru langsam nach. Unsicher sah er den Älteren an. „Komm schon: Du weißt wovon ich rede. Ich bin mit Mimi verheiratet. Denkst du, ich kenne ihre Vergangenheit nicht?“ Auffordernd sah er Takeru in die Augen. „Tai, dass … wir waren nicht lange zusammen“, kam es kleinlaut vom Jüngeren. Schnell erklärte er noch: „Vor dir versteht sich.“ „Das weiß ich.“ „Du bist mir nicht böse wegen Mimi?“ Mit einem fragenden Blick sah er seinen Freund an. „TK, das ist schon lange her. Um ehrlich zu sein: Wenn ihr nicht zusammen gewesen wärt, wäre ich nie aus dem Knick gekommen. Ich hatte damals sehr wohl gemerkt, dass da was im Busch ist. Man nimmt einen Menschen, den man liebt, mit seiner Vergangenheit, akzeptiert diese oder trennt sich.“ Als er diese Worte aussprach wurde Tai bewusst, dass die beiden Jüngeren mit der Situation alleine klar kommen mussten. Immerhin waren sie erwachsene Menschen. Tai hatte eine Vermutung und dieser wollte er auf keinem Fall im Weg stehen. „Okay.“ Der Braunhaarige machte eine kurze Pause, bevor er fort fuhr: „Vorschlag: Wir lassen die ganze Sache ruhen und fangen von vorne an. Tue mir bitte nur einen Gefallen: Sei diesmal ehrlich Kari, Kouki und dir gegenüber.“ Tai streckte dem Blonden seine Hand freundschaftlich entgegen. Dankbar nahm er die Hand des Älteren an. „Okay. Ich bin dabei“, lachte der Jüngere erleichtert auf. Er war sich sicher, dass er diese Chance die Tai ihm bot nicht aufs Spiel setzten würde. Die Beiden klatschten sich freundschaftlich ab und grinsten. „Da wird Matt ein Stein von der Seele fallen, dass er nicht mehr zwischen Baum und Borke steht“, gab der Jüngere erleichtert von sich. „Ja, für ihn war das alles mehr als kompliziert. Auf der einen Seite als bester Freund und auf der anderen als Bruder.“ Nachdenklich schaute er den Blonden an. Den Basketballer brannte noch eine Frage auf der Seele. „Tai? Darf ich dich noch etwas fragen?“ „Was denn?“ Neugierig schaute er auf seinen Gesprächspartner. „Was meinst du mit der Magersucht und den Depressionen? Matt hat schon einiges angedeutet und Kari spricht nur von einer schweren Zeit.“ Traurig sah er den Bruder seiner ehemals besten Freundin an. Tais Blick wurde traurig und besorgt zu gleich. „Kari hatte sich von allen zurückgezogen. Die ersten Tage waren schrecklich. Sie hatte nur Musik gehört und getanzt. Mit jedem Tag den du weg warst wurde ihr Körper schwächer. Es sah so aus, als ob ihr Lebensmut mit dir gegangen war. Kari bekam Schwindelanfälle, sowie Heulkrämpfe und lag zwei Tage im Bett. Sie sah aus wie ein Schatten ihrer selbst. Meine Eltern und ich konnten es irgendwann nicht mehr mitansehen. Daher hatten wir Joe um Rat gefragt. Er stellte fest, dass sie schon seit Wochen nicht ordentlich gegessen hatte. Joe gab uns den Rat professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir wussten zu der Zeit noch nichts von der Schwangerschaft. Es ist ein Wunder und Joes Eingreifen zu verdanken, dass sie das Baby nicht verloren hatte. Im Nachhinein war Kouki das Beste, was Kari zu der Zeit passieren konnte. Sie hatte wieder angefangen zu leben und zu essen. Kouki hatte sie zurück ins Leben geholt. Kari meinte, dass du es ihr nie verzeihen würdest, wenn sie euer Kind verliert, weggibt oder abtreiben würde.“ Takeru hatte traurig und aufmerksam zugehört. Wieder einmal machte er sich selbst Vorwürfe. „Sie hat schon immer vergessen etwas zu essen, wenn sie Sorgen, Probleme oder Stress hat“, kam es leise von dem Blonden. „TK, sie hat es echt geschickt angestellt. So dass wir es wirklich nicht mitbekommen hatten. Beim gemeinsamen Essen hat Kari ja auch ohne zu zögern was zu sich genommen. Nur wenn sie alleine war – “, gab der Träger des Mutes von sich. „Ich weiß, was du meinst. Das ist Kari. Sie reagiert sehr sensibel, wenn sie sich überfordert fühlt.“ Bedrückt sah er Tai an und dieser nickte. „Seitdem haben wir alle ein Auge auf Kari.“ Mit diesen Worten versuchte der Braunhaarige den Blonden zu beruhigen. „Ihr beide habt ein blindes Verständnis füreinander. Damals wie heute. Du bist derjenige auf den Kari am meisten hört.“ „Verstehe. Ich werde auf sie aufpassen. Versprochen.“ Eine kleine Pause entstand. „Tai, wieso abtreiben? Hat jemand Kari vor diese Entscheidung gestellt?“ In der Stimme des Blonden war entsetzen zu hören. Der Braunhaarige blickte kurz zur Seite und holte tief Luft. „Ja, eine Person hatte es von ihr verlangt. Dieser jemand hatte es unterschätzt sich mit einer Schwangeren, Matt und mir anzulegen. Wobei Kari eindeutig die Beste von uns drei war. Kari hatte klargestellt, dass keiner von uns über ihr Baby und ihren Körper zu entscheiden hatte. Sie meinte, dass alles so wie es passiert war seine Richtigkeit hatte. Deswegen würde sie dieses Kind bekommen. Wenn du wissen möchtest wer das war frage bitte Kari. Ich möchte keinen Familienstreit über den Zaun brechen.“ Wütend blickte Tai um sich. „Wieso -“ Tai wusste welche Frage kommen würde, deshalb unterbrach er Takeru. „Kari wollte es nicht. Sie wollte, dass du dein Studium beendest und hatte gehofft, dass du zurückkommst. Sie wollte dir nicht im Weg stehen, als sie erfahren hatte, dass du eine Freundin hattest. Damit es leichter für sie war hatte sie den Kontakt abgebrochen. Leider schnitt sie sich mit der Entscheidung ins eigene Fleisch.“ Tai machte eine Pause. Er wusste nicht wie er die letzte Entscheidung seiner Schwester erklären sollte. Der Braunhaarige konnte nicht wissen, dass Kari dem Blonden von Joe erzählt hatte. „Kari hatte einen Freund. Sie wollte ihre Beziehung nicht aufs Spiel setzen, da ihr damaliger Freund und du euch sehr gut kennt. Er weiß auch, dass du der Vater von Kouki bist. Kari hat den Zeitpunkt verpasst es dir zusagen. Den Rest kennst du ja.“ Tai versuchte mit diesen Worten das Chaos zusammenzufassen und zu erklären. „Ich weiß, dass du von Joe sprichst“, kam es ruhig von dem Blonden. Tai sah ihn fragend an. „Wir hatten Zeit um über unsere Vergangenheiten zu sprechen“, kam es erklärend vom Jüngeren. Erleichtert nickte Tai. Ihm war bewusst: Das dies der richtige Weg war um mit der Vergangenheit abzuschließen, sich der Gegenwart zu stellen um in eine Zukunft zu sehen. Wie auch immer diese aussehen möge. Genauso hatten Mimi und er es gemacht. Tai bereute diesen Schritt nicht. Mimi und ihre Babys waren sein Leben. Daher war er sich sicher, dass Kari und Takeru die richtige Entscheidung treffen würden. Kapitel 17: Die Annährung und eine böse Überraschung ---------------------------------------------------- Die Annährung und eine böse Überraschung Genervt drehte sich Takeru auf die Seite, aus der ein nerviges Geräusch kam. Er schaute auf seinen Wecker. Das Ding musste kaputt sein. Wieso traute sich dieses böse Etwas so früh los zu piepsen? Der Blonde sortierte seine Gedanken, dann fiel es ihm wieder ein. Er hatte Besuch. Es wäre unhöflich, diesen sich selbst zu überlassen. Der Basketballer stöhnte kurz auf, schwang die Beine aus dem Bett und ging zum Fenster. Der Ausblick beeindruckte ihn noch immer. Die morgendliche Joggingtour musste heute ausfallen. Leise seufzte der junge Mann auf. Heute musste eine Dusche, Müsli und Kaffee reichen. Takeru ging ins Bad und machte sich für den Tag fertig. Er zog seinen Trainingsanzug der ‚Tokyo Exellence‘ an. Schnell ging er in die Küche um die Kaffeemaschine einzuschalten und den Tisch decken. Der junge Mann stellte sich den Kampf der Titanen. Er atmete tief durch und öffnete die Tür. „Guten Morgen“, kam es leise über seine Lippen. Unwillkürlich musste er grinsen, als ein Brummen erklang. Takeru ging an das Bett und streichelte sanft den Haarschopf, der unter der Bettdecke hervor blitzte. Behutsam sprach der Blonde leise ein paar Worte. „Das mache ich nicht, TK“, empörte sich eine Stimme. „Kouki, denkst du, ich lasse es zu, dass du, wie dein Onkel, ständig zu spät kommst?“ Nachdenklich schaute der Blonde seinen Sohn an. „Ich mache es nicht.“ Die Stimme des Kindes hatte einen trotzigen Ton angenommen. „Das kann doch nicht so schwer sein“, stöhnte Takeru auf. „Doch.“ Kouki drehte seinem Vater den Rücken zu. „Ist das dein Ernst?“ Er zog seine Augenbrauen nach oben. „Ja.“ „Kouki, du stehst jetzt auf, gehst ins Bad und wäscht dich.“ Langsam verlor Takeru seine Geduld. „Nein, bin noch müde“, murrte der Junge rum. Takeru war am Verzweifeln. Dieser kleine Junge wollte einfach nicht aufstehen und die Zeit wurde langsam knapp. „Kouki, wir müssen uns beeilen. Du stehst jetzt auf, wäschst dich, putzt dir die Zähne und ziehst dich an. Ich habe deine Sachen, die du heute anziehen sollst, ins Bad gelegt. Verstanden?“ Die Stimme des Blonden wurde fordernd. „Ich will nicht, TK.“ Kouki nahm seinen Plüsch-Patamon und warf diesen zielsicher zu seinem Vater. Dieser fing ihn gekonnt auf. „Klasse Wurf, Kleiner“, lobte der Basketballer Kouki. „Mein Patamon kann fliegen. Deiner möchte nicht durch die Luft geworfen werden. Er kann sich wehtun, wenn er nicht aufgefangen wird. Möchtest du das?“ „Nein. Darf ich meinen Patamon wieder haben, bitte?“ „Erst nach dem Frühstück. Es gibt Müsli mit Joghurt und Blaubeeren. Hopp aus den Federn. Sonst liegst du noch im Bett, wenn Mama kommt.“ „Du bist gemein. Weißt du das?“ Kouki schob schmollend seine Unterlippe nach oben. „Du bist ein Morgenmuffel, Kleiner. Nur zur Info: Wenn dein Patamon so ist wie meiner, dann isst er dir dein Frühstück weg“, grinste Takeru seinen Sohn an. „Das hat mein Patamon noch nie gemacht. Er ist schließlich nicht Agumon“, erklang trotzig Koukis Stimme. „Okay, ich habe verstanden. Ich kann die ganzen Blaubeeren also alleine essen?“, neckte Takeru seinen Sohn. „Nein!“ Mit einem Satz war Kouki aus dem Bett aufgesprungen und lief ins Bad. Takeru lachte. Der Blonde schüttelte die Bettdecke auf und öffnete das Fenster. „Brauchst du Hilfe, Kouki?“ „Nein! Kann ich alles alleine“, kam es selbstbewusst vom Jungen. Der junge Mann grinste und ging in die Küche. Takeru nahm seine fertige Kaffeetasse in die Hand und trank einen Schluck. Das war wohltuend. Langsam erwachten die Lebensgeister des Blonden. Er genoss die Ruhe, als plötzlich eine piepsige Stimme erklang. „TK, dieses Ding will nicht an meinen Kopf.“ Kouki kam mit einem Kleidungsstück in der Hand in die Küche gelaufen. Er stellte sich empört vor seinen Vater. „Ich habe es versucht.“ Der Junge zuckte mit den Schultern. „Es will nicht. Kannst du mir bitte helfen?“ Kouki reichte seinem Vater dieses ‚Ding‘. Takeru musste sich ein Lachen verkneifen. Er war auch kein Morgenmensch. Man sollte ihn nach Möglichkeit nicht ansprechen, wenn er seinen ersten Kaffee noch nicht getrunken hatte. Der kleine Junge jedoch schaffte es, dass der Morgen fröhlich anfing. Zwar war dieser Morgen chaotisch und hektisch, dafür aber lustig. Erklärend kam von seinem Vater: „Es heißt nicht ‚an meinen Kopf‘, sondern ‚über meinen Kopf‘. Dieses ‚Ding‘ nennt man Pullover. Zeig mal, wie du den anziehen möchtest.“ Takeru beobachtete seinen Sohn. Schließlich half er ihm beim Anziehen. „Problem gelöst“, grinste er Kouki an. „Dankeschön.“ Koukis Augen funkelten fröhlich. Endlich konnten die Beiden sich ihr Frühstück schmecken lassen. Wobei ein ‚Wettessen‘ um die Blaubeeren entfachte. Was konnten Vater und Sohn dafür, dass dies ihre Lieblingsbeeren waren? „Ich gebe mich geschlagen: Die letzten Blaubeeren sind für dich“, lachte Takeru auf. Er schob Kouki die Schale mit den heißumkämpften Früchten zu. „Danke, TK.“ Genießerisch schob dieser sich die Beeren in den Mund. „Die sind so lecker“, schmatzte der Junge. „Kleiner, mit vollem Mund spricht man nicht.“ ‚Oh Gott, ich klinge wie meine Mutter. Ich dachte, dass dieser Kelch an mir vorüber geht. Pustekuchen.‘ „Räumst du bitte das Geschirr in den Geschirrspüler? Ich muss noch meine Tasche für die Arbeit holen, die Betten machen und die Fenster schließen.“ „Muss das sein?“ Missmutig sah Kouki in die blauen Augen seines Vaters. „Ja und zwar sofort. Wir haben keine Zeit mehr“, erklärte der Vater dem Sohn. Er unterstrich die Dringlichkeit, indem er auf die Uhr deutete, die an der Wand hing. Der Blick von Takeru ließ keinen Widerspruch zu. Der Junge grummelte vor sich her und ergab sich seinem Schicksal. Kouki hatte gerade seine Aufgabe erfüllt, als es an der Tür klingelte. „Kouki, das war eine Punktlandung von uns.“ Takeru grinste seinen Sohn an und stellte die Sporttasche in den Flur. „Das ist bestimmt Mama und holt dich ab.“ „Oh, fein“, freute sich das Kind und lief schnell zur Tür. Sein Vater folgte ihm schnell. „Warte! Mach die Wohnungstür bitte nicht alleine auf. Du weißt nicht, wer dahinter steht“, kam es mahnend vom Älteren. „Du hast gesagt, das ist Mama.“ Verständnislos blickte ein blaues Augenpaar in die Augen des Vaters. „Ich sagte: ‚Das ist bestimmt Mama‘. Mit ‚bestimmt‘ meinte ich, dass ich es vermute“, versuchte Takeru zu erklären. „Hä? Ist das Mama oder nicht?“ Skeptisch schaute Kouki seinen Vater an. „Das wissen wir erst, wenn ich die Tür geöffnet habe“, erklärte Takeru. „Mach die Tür auf, TK.“ Ungeduldig tippelte Kouki von eine Fuß auf den anderen. „Du bist ungeduldiger als Onkel Tai“, stöhnte Takeru auf. „Weiß ich. Machst du jetzt die Tür auf?“ Kouki hatte seine Hände in die Hüften gestemmt und seinen Kopf zur Seite gelegt. Der Ältere musste schmunzeln, als er diese Geste sah. ‚Ganz meine Hika.‘ Takeru sah durch den Spion und grinste. „Wer meinst du, steht hinter der Tür, Kleiner?“ „TK!“ Koukis Stimme klang genervt. Er wollte endlich wissen, wer hinter der Tür stand. „Schon gut. Ich mache die Tür auf.“ Takeru gab sich geschlagen. „Guten Morgen“, erklang fröhlich die Stimme von Kouki. Kari ging in die Hocke und umarmte ihren Sohn. Sie begrüßte ihn liebevoll mit einem Kuss. „Guten Morgen, Engelchen. Schau mal wer noch da ist.“ Sie deutete auf das kleine Mädchen hinter sich. „Yuri, wie schön.“ Kouki nahm das schüchterne Mädchen in die Arme. „Hallo, Kouki“, kam es leise von ihr. Trotz Yuris zurückhaltender Art konnte man sehen, wie sehr sich die Kinder freuten sich zu sehen. Die Braunhaarige wand sich Takeru zu und schluckte. „Hey, Keru.“ Dieser musterte sie argwöhnisch. Wieso war Yuri bei Kari? Wo war Joe? „Hallo, Hika.“ Der Blonde zog sie in eine Umarmung. „Guten Morgen, Yuri“, erklang Takerus Stimme freundlich. „Wo ist dein Papa?“ „Papa ist schon im Krankenhaus. Mama holt mich morgens immer bei Papa ab. Papa muss einen Umweg fahren, wenn er mich in die Vorschule und dann zur Arbeit fährt“, sprach das Mädchen ganz leise. „Ach so.“ „Kouki, ziehe dir deine Jacke und Schuhe an. Yuri, warte bitte im Flur“, sprach Kari zu den Kindern. „Machen wir, Mama“, kam von den Kinder im Chor. Kari zog Takeru zu Seite. Sie wollte fragen, wie der erste Abend allein zwischen Vater und Sohn verlaufen war. Bevor Kari überhaupt ein Wort sagen konnte, schlug das Gespräch eine andere Richtung ein. „Es ist ein komisches Gefühl, dass Yuri auch Mama zu dir sagt.“ Traurig blickte er in die braunen Augen seiner Gesprächspartnerin. Für Takeru war es nicht einfach. Kouki nannte ihn TK und Joe Paps. Das schmerzte ihn jedes Mal. Er verstand seinen Sohn. Nach fast sechs Jahren stand plötzlich sein leiblicher Vater vor ihm. Jedoch sah Kouki Joe als Vater an. Der Mann, der im Leben seiner Mutter war, solange er denken konnte. Joe war da, als Kouki Liebe, Aufmerksamkeit, Zuwendung und Trost brauchte. Wie sollte ein Kind die Situation verstehen? Es war selbst für die Erwachsenen kompliziert. Karis Stimme riss ihn aus seinen Gedankengang. „Keru, Yuri ist und bleibt meine Ziehtochter. So wie Kouki immer der Ziehsohn von Joe sein wird. Daran wird sich nichts ändern“, stellte die Lichtträgerin klar. „Joe und ich haben uns, trotz Trennung, geeinigt, dass wir gemeinsam für unsere Kinder da sein werden. Das müsstest du als Scheidungskind doch verstehen“, versuchte sie die Lage zu erklären. Missmutig sah Takeru sie an. Dass sie so logisch argumentierte, öffnete ihm die Augen. Er hatte kein Recht sich zwischen die Freundschaft von Kari und Joe zu stellen. Genauso wenig konnte er sich zwischen Kouki und Yuri drängen. Das wollte er auch gar nicht. „Das verstehe ich. Du brauchst keine Angst haben. Ich habe nicht vor, mich zwischen Kouki und Yuri zu drängen. Die Beiden kann nichts trennen. Das habe ich längst verstanden. Des Weiteren würde ich nie deiner Freundschaft zu Joe im Weg stehen. Trotzdem ist es komisch, dass du mit Yuri hier auftauchst“, erklärte der Blonde. „Falls du Yuri eben nicht verstanden hast, erkläre ich es dir noch einmal: Ich hole sie immer von ihrem Zuhause ab, wenn Joe Frühdienst hat. Für ihn ist es mehr als ungünstig Yuri erst zu Vorschule und dann zur Arbeit zu fahren. Ich fahre an der Wohnung vorbei, bevor ich zur Arbeit muss. Die Vorschule der Zwei ist neben dem Kindergarten in dem ich arbeite. Das ist alles.“ Takeru nickte ihr zu. „Ich bin fertig, Mama.“ Mit diesen Worten holte Kouki die Beiden aus ihrem Gespräch. „Wartet ihr noch einen Moment?“, fragte Takeru nach. „Ich hole nur meine Sporttasche, dann können wir gemeinsam zum Parkhaus gehen.“ „Machen wir, wenn du dich beeilest“, grinste Kari ihn an. Takeru schloss die Tür zu seinem Apartment. Er musste schmunzeln, als er die Kinder lachend zum Fahrstuhl laufen sah. „Wie war euer erster Abend zu zweit?“, erkundigte sich Kari. „Wir hatten unseren Spaß. Du musst dir keine Gedanken machen. Kouki und ich verstehen uns. Wir haben Basketball gespielt und zusammen unser Abendessen gekocht. Kouki wollte Geschichten aus der Digiwelt hören. Nach langen hin und her lag er um acht im Bett“, erzählte der Blonde fröhlich. „Hört sich lustig an“, lachte die junge Frau auf. „War es auch. Kann es sein, das wir beide Morgenmuffel sind? Es war anstrengend, Kouki aus dem Bett zu bekommen“, stöhnte Takeru auf. „In Sachen Aufstehen macht er seinem Vater Konkurrenz. Reicht das als Antwort?“ Ein verschmitztes Lächeln lag auf ihren Lippen. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ Gespielt empört sah er Kari an und boxte ihr leicht in die Seite. „Hey, sei nicht so frech.“ „Wie war dein Elternabend von deiner Kindergartengruppe?“ Neugierig sah er sie an. „Hör bloß auf“, stöhnte sie auf. „Manche Eltern können einfach nicht nachdenken. Da erklärt man eine Sache mindestens dreimal und es haben immer noch nicht alle verstanden. Ich war zum Schluss so durcheinander, dass ich selber die Antwort nicht mehr wusste.“ Kari verdrehte die Augen. Bei manchen Eltern fragte sie sich, wieso sie überhaupt ein Kind bekommen hatten. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es an deinen Erklärungen lag“, versuchte Takeru die junge Frau aufzubauen. „Wer zuerst an Mamas Auto ist, hat gewonnen“, hörten die Erwachsenen die Stimme von ihrem gemeinsamen Sohn. „Kouki, Yuri, Stopp!“, rief Takeru laut. Die Kinder zuckten zusammen und blieben stehen. Seine tiefe Stimme hallte noch im Gebäude nach. Schnell lief er den Kindern entgegen. Leiser fuhr der Blonde fort: „Wir sind im Parkhaus. Keiner kann wissen welches Auto aus der Parklücke, oder wann ein Auto um die Kurve fährt. Dementsprechend wird hier kein Wettrennen veranstaltet. Das ist kein Ort zum Spielen. Verstanden?“ Die Kinder nickten synchron. Takeru ging in die Hocke, sah erst seinen Sohn und dann Yuri an. „Mama und ich wollen nicht das euch etwas passiert. Das würden wir uns nie verzeihen. Paps wird ziemlich wütend auf Mama und mich, wenn ihr euch wehtun würdet. Ich weiß, ihr seid zwei liebe Kinder. Kommt her ihr zwei.“ Takeru öffnete seine Arme und schloss sie liebevoll um beide Kinder. Danach begleitete der Blonde Kari und die Kinder zu Karis Auto. Er half der jungen Frau die Kinder in ihren Kindersitzen anzuschnallen. Zum Abschied nahm Takeru Kari in die Arme und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Sie wünschten sich alle einen schönen Tag. Takeru sah wie die Kinder ihm zu winkten und tat es ihnen nach. Kari startete den Motor, winkte noch kurz zum Abschluss und fuhr los. Er drehte sich um und ging zu seinem Auto. Der Blonde schickte gerade eine Nachricht an seinen Assistenten, dass er später kommen würde und dieser mit dem Training beginnen sollte. „Hallo, Takeru. Lange nicht gesehen“, erklang eine Frauenstimme auf Englisch. Beim Klang ihrer Stimme zuckte der Blonde zusammen. Er hatte sie schon lange nicht mehr gehört und Takeru wollte sie gar nicht mehr hören. Der Blonde fragte sich, wie sie ihn gefunden hatte. Dass sie in Tokio war, war kein gutes Zeichen. Vielleicht hätte er doch in die E-Mails schauen sollen, die sie ihm seit einer Woche schickte. Er fragte sich bis heute, wie sie seine neue E-Mail-Adresse herausgefunden hatte. Takeru war sich sicher, dass er seine elektronischen Spuren gut verwischt hatte. Er hatte seine alte E-Mail-Adresse gelöscht und sich bei den sozialen Netzwerken abgemeldet. Das Einzige, was er nicht verhindern konnte, waren die Medienberichte. Diese hatten verkündet, dass er in seine Heimat zurückgekehrt war. Langsam drehte er sich um. Die blonde Frau, mit den markanten grünen Augen und einen Leberfleck am linken Auge, grinste ihn an. „Was willst du hier?“, fragte er kühl in derselben Sprache nach. „Wissen, ob es dir gut geht. Du warst auf einmal verschwunden.“ „Ich wollte meine Ruhe vor dir und will sie immer noch. Jetzt verschwinde und zwar sofort. Verschwinde aus meinem Leben, der Stadt und dem Land“, giftete Takeru. „Jetzt lass mich durch. Ich muss zur Arbeit.“ Takeru drückte sich an ihr vorbei und ging zu seinem Auto. „Na na na. Wer ist denn da so unfreundlich?“ Der Blonde wirbelte herum und schaute ihr mit einem kalten Blick in die Augen. „Ich bin unfreundlich? Wenn ich unfreundlich bin, was bist du dann? Ich sage es ein letztes Mal: Pack deine Sachen. Lass mich in Ruhe. Verschwinde aus dem Land und lasse dich nie mehr blicken. Verstanden?“ „Jetzt wirst du unfair, Takeru. Ich wollte immer nur das Beste für dich.“ „Mein Bestes? Du hättest beinahe mein ganzen Leben versaut“, rief er aufgebracht. „Bist du nicht der Meinung, dass du mich besser behandeln müsstest? Durch mich bist du wieder in Tokio. Durch mich hast du erfahren, dass du Vater -“ „Ich habe keine Kinder und wollte auch nie welche.“ Sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Das hatten Kouki und Kari nicht verdient. „Wieso lügst du?“, klang ihre Stimme aufgebracht. „Dieses Kind ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten.“ „Ich warne dich: Lasse deine dreckigen Finger von meiner Familie.“ Die dunkelblauen Augen blitzen wütend auf. „Also bist du doch Vater“, stellte sie fest. „Nein, bin ich nicht“, log der Blonde ohne rot zu werden. In Gedanken bat er Kari, Kouki und Tai um Verzeihung. „Du verstehst es immer noch nicht. Eine Familie besteht nicht nur aus Vater, Mutter und Kind. Es gehören viele Menschen dazu. Ich habe in Tokio nicht nur meine Blutsverwandten. Hier habe ich auch eine Familie, die aus meinen Freunden besteht. Ich weiß, dass ich mich auf sie immer verlassen kann. Wir halten immer zusammen. Ich weiß, so etwas kennst du nicht.“ „An deiner Stelle würde ich auf die Kinder und diese Braunhaarige aufpassen.“ „Willst du mir jetzt drohen? Ist das dein Ernst?“ „Nein, will ich nicht. Die drei sind zuckersüß. Da kann schnell etwas passieren.“ „Das reicht, Brenda. Ich möchte nichts mehr von dir hören oder sehen. Halte dich von meinen Freunden und mir fern.“ Takeru verzichtete mit Absicht auf das Wort Familie. Er hatte Angst, sich erneut zu verraten. „Verschwinde einfach wieder nach Miami. Unterschätze mich nicht. Hier bin ich zu Hause. Es gelten andere Regeln als in Amerika. Jetzt entschuldige mich. Ich muss los.“ Takeru ging zügig auf sein Auto zu. Öffnete dieses und stieg ein. Schnell schloss er die Tür und verriegelte diese. Er wählte eine Nummer. Das Freizeichen erklang. Nervös trommelte Takeru auf dem Lenkrad rum und startete den Motor. Endlich meldete sich seine Stimme über die Freisprechanlage. >Ichijouji!< „Hey, Ken. TK hier. Ich habe ein Problem und brauche deine Hilfe.“ >Kannst du bitte von vorne anfangen?< Die Irritation in der Stimme des Polizisten war deutlich zu hören. „Absolute Kurzfassung: Ich sitze in der Patsche.“ >Okay. Ich brauche mehr Informationen<, kam es trocken von Ken. „Brenda ist in der Stadt.“ >Die Brenda?< „Ja, die Brenda. Ich habe sie gerade im Parkhaus meines Wohnkomplexes getroffen. Sie weiß von Kouki. Dummerweise hat sie Kari und mich nicht nur mit Kouki, sondern auch mit Yuri gesehen. Ich habe unser Gespräch mit dem Handy aufgenommen. Kann ich dir das als Freund schicken? Es ist aber auf Englisch.“ >Mir ist schon klar, dass Brenda nicht japanisch spricht. Du weißt, dass Stalking ein heikles Thema ist?< „Ken, das war die Standardausrede die ich in Miami immer gehört habe. Lass mich jetzt nicht im Stich.“ >Was denkst du von mir? Als Freund kannst du mir gerne das Gespräch schicken. Ich weiß aber nicht, ob ich das beruflich verwenden kann. Hat sie die Kinder, Kari oder dich bedroht?< „Wenn dies als Bedrohung gilt? Zitat: ‚An deiner Stelle würde ich auf die Kinder und diese Braunhaarige aufpassen‘, dann ja.“ >Du sitzt mehr als in der Patsche. Du machst sofort folgendes: Informiere Kari, Joe, Tai, Matt und Sora. Erzähle ihnen alles.< „Mache ich. Ken, ich habe gelogen.“ >Wie meinst du das?< „Ich habe abgestritten, dass Kouki mein Sohn ist.“ >TK, mache dir keine Vorwürfe. Ich glaube keiner wird dir deine Reaktion übel nehmen. Schicke mir das Gespräch und rede mit den anderen. Haltet Mimi da raus. Aufregung und Schwangerschaft vertragen sich nicht gut.< „Alles klar. Danke dir, Ken.“ >Okay. Bis dann, TK<. Mit einen mulmigen Gefühl im Magen informierte er die Anderen. Keiner war begeistert, was verständlich war. Takeru hatte alle, bis auf Joe, informiert. Der Blonde hatte den Arzt mehrfach auf seinem Handy angerufen, aber nicht erreicht. Der Trainer der Tokyo Exellence war an der Sporthalle angekommen. Er wusste sich nicht anders zu helfen und rief die Zentrale des Krankenhauses, in dem Joe arbeitete, an. Takeru telefonierte schon eine Weile mit der freundlichen Dame am Empfang, als diese ihm die entscheidende Information gab: >Doktor Kido wurde gerade zu einem Notfall gerufen.< „Dankeschön, für die Information. Könnten sie Doktor Kido Bescheid geben, dass er mich bitte umgehend anruft? Es ist sehr dringend. Danke sehr.“ Takeru nahm mit einem unguten Gefühl im Magen seine Arbeit auf. Kapitel 18: Der Unfall ---------------------- Der Unfall Joe wurde zu einem Notfall gerufen. Das, wovor er sich am meisten fürchtete, trat ein, als sich die Krankenwagentür öffnete. Geschockt sah er auf seine Patientin und den kleinen Jungen vor sich. Nein, das konnte nicht wahr sein. Sein Herz zog sich schlagartig zusammen. Sie sah so blass aus. Eine Infusion war an ihrem Arm gelegt worden und sie stöhnte vor Schmerzen. Das Kind lief weinend auf Joe zu. Er ging in die Knie, nahm den Jungen in seine Arme, sprach einige tröstende Worte zu ihm und setzte ihn ab. Bevor der Notarzt etwas sagen konnte, sprach Joe die Krankenschwester an: „Schwester Hirata, rufen Sie bitte Doktor Yamada. Er soll mich schnellstmöglich ablösen. Hikari ist eine sehr gute Freundin von mir und Kouki ist mein Ziehsohn“, erklärte der Arzt schnell. Die Schwester nickte und tippte etwas in ihren Pager ein. „Doktor Yamada ist gleich hier“, informierte die Krankenschwester ihn. „Doktor“, sprach Joe den Notarzt an. „War noch ein zweites Kind bei der Patientin? Ein fünf Jahre altes Mädchen? Sie hat schwarze Haare.“ Joe Stimme zitterte. Wo war seine Tochter Yuri? „Nein, sie waren nur zu zweit. Der Junge steht unter Schock. Er konnte uns nicht einmal seinen Namen sagen. Die Patientin war kurzzeitig ohne Bewusstsein. Sie hat starke Schmerzmittel bekommen und schläft jetzt“, kam es erklärend vom Notarzt. Das Gespräch wurde von Doktor Yamada unterbrochen: „Joe, was ist los?“ Joe erklärte seinem Kollegen in welchem Verhältnis er zu Kari und Kouki stand. Er erzählte, dass seine Tochter bei den Beiden sein sollte. Doktor Yamada schickte Joe in die Pause, damit er sich beruhigen konnte. Der Blauhaarige bat darum, über die Behandlungsverläufe von Kari und Kouki auf dem Laufenden gehalten zu werden und dass er die Angehörigen informieren durfte. Doktor Yamada nickte ihm zu. Der Notarzt ging mit Doktor Yamada den Anamnesebogen durch. „Patientin Yagami Hikari, 25 Jahre alt. Sie wurde von einem Auto angefahren. Die Patientin wollte, laut Zeugenaussagen, den Jungen daran hindern über die Straße zu laufen.“ --- Joe holte sein Handy aus dem Umkleidespind. Erstaunt blickte er auf das Display. Takeru hatte ihn innerhalb einer viertel Stunde zehnmal angerufen. Das musste warten. Zuerst wollte er in der Vorschule anrufen. Erleichtert beendete der Zuverlässigkeitsträger das Telefonat. Yuri war wohlbehalten in ihrer Klasse. --- Takeru beobachtete gerade das Wurftraining seiner Mannschaft. Er versuchte erfolglos die ganze Zeit sein mieses Gefühl in der Magengegend zu vertreiben. Der Blonde wollte seiner Mannschaft ein Lauftraining aufbrummen, als sein Assistent ihm sein Handy brachte. „Das klingelt schon zum dritten Mal. Es ist immer die gleiche Nummer. Es scheint wichtig zu sein.“ „Danke, Kita.“ Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Jetzt musste er auch Joe erklären was heute Morgen passiert war. „Ta -“ >Hey, TK. Ich muss dringend mit dir sprechen.< „Joe! Na endlich. Ich wollte …“ Die Worte seines Freundes drangen in sein Bewusstsein. „Wieso musst du mit mir reden?“ >TK, ich rufe nicht als Freund an.< Das war der Satz, der Takeru langsam den Boden unter den Füßen weg zog. „Was ist passiert?“, fragte er tonlos. >Kouki war in einen Autounfall -< Spätestens jetzt fühlte sich der Blonde wie im freien Fall. „Was?“, fragte er entsetzt. „Wie geht es Kouki? Was ist mit Kari und Yuri?“, löcherte Takeru seinen Freund. >Die Untersuchungen laufen noch. Yuri geht es gut. Sie war bereits in der Vorschule angekommen, bevor der Unfall geschehen ist.< „Zum Glück, geht es deiner Tochter gut. Das bedeutet, du kannst noch keine Diagnose stellen, was Kouki angeht, richtig?“ >Richtig<, kam es von der anderen Leitung. Eine Pause entstand. „Joe, was ist mit Kari?“ Die Angst war deutlich in der Stimme des Blonden zu hören. >Ich darf dir nichts sagen.< „Das sagt Alles. Joe tue mir ein Gefallen: Rufe bitte Ken an. Erzähle ihm was passiert ist. Ich hatte dich vorhin mehrfach versucht anzurufen, da Brenda in Tokio ist.“ Takeru erklärte seinem Freund was am Morgen vorgefallen war und beendeten das Gespräch im Anschluss. Das Joe nicht vor Freude im Dreieck sprang, war allzu verständlich. Immerhin wurde seine Tochter auch bedroht. Takeru rief seine Mannschaft zusammen. Er legte das Training für den Rest des Tages in die Hände von Kita und fuhr in die Klinik. Er fragte sich, wie es so weit kommen konnte? Wahrscheinlich hatten die Medien in Miami berichtet, was der ehemalige NBA-Star in seiner Heimat beruflich machte. Wieder einmal ärgerte er sich über die Medien. ‚Was für eine Ironie, dass ich Journalismus studiere‘, ging dem Blonden durch den Kopf. Woher konnte Brenda wissen, dass Kouki sein Sohn war? Selbst die einheimische Presse hatte davon nicht berichtet. ‚Vielleicht haben da meine Eltern ihre Finger im Spiel‘, überlegte der Basketballer. Er kam zu keiner Antwort, als er sein Auto auf dem Parkplatz des Krankenhauses abstellte. --- Tais Handy klingelte erbarmungslos. Als er die Nummer erkannte, stutze er ein wenig. Er entschuldigte sich bei seinen Kollegen und ging auf den Flur. Genervt nahm er das Gespräch entgegen: „Yagami!“ >Kido! Tai, ich muss - < „Joe! Was ist? Ich bin gerade in einem wichtigen -“ >Tai! Ich rufe nicht als Freund an. Kari hatte einen Unfall - < „Was ist passiert? Wie geht es ihr? Was ist mit Kouki? Hat Takeru mit dir gesprochen?“ >Ja, hat er. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Komm in die Klinik. Ich werde dir alles erklären.< „Okay, danke. Bis gleich.“ >Bis gleich, Tai.< --- Takeru hatte sich mit Tai vorne am Empfang verabredet. Suchend sah der Blonde sich nach einem brauen Wuschelkopf um. Bevor er ihn finden konnte, hörte er schon wie sein Name gerufen wurde und drehte sich um. „Tai, was ist passiert?“, fragte der Hoffnungsträger. „Was hat Joe gesagt?“ „TK, ich weiß es nicht. Joe ist nicht zu erreichen. Ich habe bei der Schwester nachgefragt. Sie wollte ihn informieren. Ich kann dir nichts - “ „Tai, TK.“ Sie hörten Joes Stimme und drehten sich in diese Richtung. Die jungen Männer sahen ihren Freund, der von einem Arzt begleitet wurde, auf sie zukommen. „Joe! Was ist passiert? Wie geht es Kari und Kouki?“ Skeptisch schaute Tai den Blauhaarigen an. „Doktor Yamada, das sind Yagami Taichi, der Bruder von Yagami Hikari und Takaishi Takeru, der Vater von Yagami Kouki.“ Für die drei hörte sich die formelle Vorstellung mehr als grotesk an. Für Joe waren sie immer Tai und TK. „Guten Tag. Ich bin der behandelnde Arzt von Frau Yagami und Yagami Kouki. Ich möchte zuerst sagen, dass es dem Kind gut geht. Er hat leichte Schürfwunden und einen leichten Schock erlitten. Er bleibt zur Sicherheit eine Nacht im Krankenhaus. Herr Takaishi, in welchen Verhältnis stehen sie zu Frau Yagami?“ „Ich bin ein - “ „Sie können ruhig offen über meine Schwester reden. Ich werde es Takeru sowieso erzählen“, platzte Tai ungeduldig heraus, als er merkte in welche Richtung die Frage ging. „Gut. Frau Yagami hatte einen Autounfall. Sie hat ein Schädelhirntrauma ersten Grades und ein stumpfes Thorax Trauma. Des Weiteren hat die Patientin Schnitt- und Schürfwunden erlitten. Sie hat starke Schmerzmittel erhalten, ist stabil und schläft jetzt. Doktor Kido kann es Ihnen nochmal verständlich erklären. Ich verabschiede mich.“ „Sehr freundlicher Zeitgenosse. Ist er immer so?“, fragte Tai ironisch. „Nein. Doktor Yamada dachte sich, dass ich euch alles erklären kann, da ich euch kenne“, erklärte Joe seinen Freunden das Verhalten seines Kollegen. „Joe, der Zustand von Kari hört sich nicht gut an.“ Besorgt sah Takeru seinen Freund an. Er hatte in seinem Sportstudium auch Module zum Thema Anatomie und Physiologie besucht. In Vorbereitung auf seine Prüfung war er mit Jane mehr als einmal die gängigsten Sportverletzungen durchgegangen. Schädelhirntrauma und stumpfes Thorax Trauma kannte er vom Namen her nur zu gut. „Hey ihr zwei! Redet so, dass es jeder verstehen kann. Sonst knalle ich euch ein paar Gesetzesauszüge der doppelten Staatsbürgerschaft an den Kopf und zwar in der Politikervariante“, fuhr Tai genervt dazwischen. „Danke, ich kann darauf verzichten. Das habe ich bis heute nicht verstanden“, gab der Blonde beschwichtigten von sich. „Ist ja schon gut, Tai“, beruhigte Joe den Braunhaarigen. „Wir gehen von einem Schädelhirntrauma ersten Grades aus“, versuchte Joe zu erklären. „Joe!“, kam es genervt vom Träger des Mutes. „Das heißt: Kari hat sich den Kopf angeschlagen. Sie war zirka fünf Minuten ohne Bewusstsein. Daher ist die Gefahr neurologischer Folgeerscheinungen sehr gering. Es kann zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Sehstörungen, Desorientiertheit und Erinnerungslücken zum Zeitpunkt des Unfalls kommen. Des Weiteren hat sie sich die Rippen geprellt“, erklärte Joe geduldig und führte seine Freunde zu Karis Krankenzimmer. „Bleibt nicht zulange. Kari ist noch sehr geschwächt.“ „Wieso bist du nicht der behandelnde Arzt, oder Jim?“, fragte Takeru nach. „Da wäre ich beruhigter“, setzte der Blonde nach. „Jim hat Urlaub. Doktor Yamada ist ein sehr guter Arzt. Ich vertraue ihm vollkommen. Er war mein Mentor, als ich mit dem Studium fertig war. Kari ist bei ihm in sehr guten Händen. Ich musste ihn hinzuziehen - “ Unsicher sah der Träger der Zuverlässigkeit auf den Hoffnungsträger. „Weil ihr ein Paar wart und euch zu nahe steht?“, fragte Takeru ruhig nach. Joe nickte als Antwort. „Ich gehe zu Kari“, hörten beide Männer Tai sagen und die Tür zum Krankenzimmer wurde geschlossen. „Kari hat mir gesagt, dass sie mit dir darüber gesprochen hat. Ich hätte nicht gedacht, dass du so ruhig darauf reagierst.“ Verunsichert schaute der Arzt seinen Freund an. Der Basketballer grinste. „Warum? Sollte ich ausrasten oder einen Bogen um dich machen? Dazu habe ich keinen Grund. Du warst immer für die Beiden da.“ Takeru machte eine Pause und sprach weiter: „Ich kann dich verstehen, dass du dich in Kari verliebt hast, Joe. Sie ist eine bemerkenswerte Frau. Wie kam es zur Trennung?“ Erleichterung machte sich im Gesicht des Blauhaarigen breit. „Vielleicht war es der Altersunterschied. Vielleicht lag es auch an der Arbeit“, gab er traurig von sich. „Liebst du Kari noch?“ Neugierig sah Takeru seinen Freund an. „Ich habe sie vom Herzen geliebt und ich weiß, dass Kari genauso gedacht hat. Aber Gefühle können sich ändern. Ich mag sie sehr gerne. Kari ist immer noch ein wichtiger Mensch in meinem Leben. Nicht wie eine Partnerin, sondern wie eine gute, sehr gute Freundin. Außerdem habe ich gespürt, dass ihr Herz nicht richtig frei war.“ Der Arzt holte tief Luft. „Kari liebt dich, TK. Das hat sie schon immer getan.“ Joe sah seinen Freund an. In seinen Augen war kein Vorwurf oder Eifersucht zu sehen sondern eine Aufforderung. Takeru sah ihn mit fragenden Augen an. „Woher willst du das wissen?“ „Ganz einfach: Man muss nur in ihre Augen sehen. Diese sind wie ein offenes Buch. Kari verstellt sich nicht. Das weißt du besser, als jeder andere von uns. Sie hat die hier nur zum Schlafen und Duschen abgenommen.“ Joe hielt die Silberkette in seinen Händen. „Wir mussten sie Kari für das Kopf-CT abnehmen. Ich wollte sie ihr nachher wiedergeben. Jetzt kannst du es machen.“ Traurig blickten die Augen von Joe in die von Takeru. Der Blonde merkte, dass auch der Zuverlässigkeitsträger noch ein wenig um die gescheiterte Beziehung trauerte. Dass gerade die Beiden mal eine so innige Freundschaft pflegen würden, hätte Takeru nie für möglich gehalten. Trotzdem freute er sich für Kari und Joe, dass sie ihre gemeinsame Vergangenheit in eine freundschaftliche Zukunft ummünzen konnten. „Danke, ich werde sie Kari geben.“ Takeru nahm die Kette. Joes Blick fiel auf das Lederarmband von dem Jüngeren. Ein leichter Stich machte sich in seinem Herzen bemerkbar. Takeru ging es also wie ihr. „Joe, kann ich zu Kouki und heute Nacht bei ihm schlafen? Ich meine Tai ist gerade bei Kari und bei Kouki ist keiner. Ich möchte nur sehen, dass es dem Kleinen gut geht.“ „Kein Problem. Ich bringe dich zu ihm.“ „Danke, Joe.“ Takeru sah seinen Freund in die Augen und sprach: „Es tut mir Leid, dass du Angst um Yuri hast. Hätte ich -“ „Yuri ist nichts passiert. Kari hatte sie schon in ihre Klasse begleitet. Warum Kouki noch bei ihr war, weiß ich nicht“, sprach der Arzt erleichtert, aber traurig. „Es ist verständlich, dass ich sauer bin. Ich bin es aber nicht auf dich, sondern auf diese Person. Ich weiß, dass du es nie zulassen würdest, dass deiner Familie was zustößt.“ „Danke dir. Ich würde es bei deiner Familie auch nicht zulassen. Du warst immer für Kari und Kouki da. Das werde ich dir nie vergessen. Jetzt ist es an der Zeit, dass ich dir auch meine Hilfe anbiete. Du kannst dich jeder Zeit an mich wenden, wenn du Hilfe brauchst.“ „Dankeschön, aber ich warte bis diese Frau aus dem Land ist. Einverstanden?“ Takeru nickte. „Hey, Joe. Hallo, TK.“ Eine bekannte Stimme riss die beiden Männer aus ihrem Gespräch. „Ken! Was machst du hier?“ Geistesabwesend sah der Blonde den Polizisten an. Eigentlich konnte er sich die Frage selber beantworten. Ken trug seine Polizeiuniform und ein Kollege folgte ihm. „Die Frage hast du mir nicht gestellt, oder, TK?“ Ken hatte seine Augenbrauen hochgezogen und musterte den Blonden. „Du kannst dich noch an unser Telefonat von heute Morgen erinnern?“ „Ja, klar. So vergesslich bin ich nicht.“ „Hast du gemacht, was ich dir gesagt habe?“ „Ich habe mit Allen gesprochen.“ Takeru blickte ihm dabei in die Augen. Ken nickte. „Ich wurde darum gebeten, Kouki nach dem Unfall zu fragen. Mein Chief weiß, dass ich Kouki kenne und der Kleine mich als Freund ansieht. Es ist für Kinder einfacher mit jemanden zu sprechen, den sie kennen und vertrauen. Nagato wird zu Kari gehen. Ist das in Ordnung?“ Sein Blick ging fragend zu Joe. „Zurzeit ist das keine gute Idee. Kari hat starke Schmerzmittel bekommen. Sie muss sich schonen. Wir können die medizinischen Aspekte durchgehen. Ich bringe dich und TK noch zu Kouki. Danach kann ich, soweit mir möglich ist, mich mit deinem Kollegen unterhalten“, kam es bestimmend von dem Mediziner. Takeru öffnete die Tür, zu der Joe sie begleitet hatte. „Papa! Wie geht es Mama? Es tut mir leid. Ich wollte das nicht. Mama hat gesagt, dass ich nicht laufen soll. Es war grün“, sprudelte es aus Kouki heraus. Es war das erste Mal, dass Kouki Takeru Papa nannte. Er rief den Blonden sonst immer nur ‚TK‘. Das Herz des Hoffnungsträgers machte einen Sprung der Freude, als er das Wort ‚Papa‘ hörte. „Hey, Kleiner.“ Takeru schloss seinen Sohn in die Arme und drückte ihn fest an sich. Er war froh, dass dem Jungen nichts Schlimmeres passiert war. „Kouki, es geht dir gut.“ Sanft streichelte er über das Haar seines Sohnes. Der Blonde merkte, wie sich das Kind beruhigte. „Was ist denn passiert?“ „Papa, wir hatten wirklich grün, als das Auto kam. Mama hat mich weggezogen und lag auf der Straße.“ „Engelchen, beruhige dich. Du hast keine Schuld. Okay?“ Der Junge drehte seinen Kopf weg, so dass er nicht mehr in die Augen seines Vaters sah. Takeru drehte den Kopf leicht in seine Richtung, so musste sein Sohn ihn anschauen. „Du hast keine Schuld, Kouki. Hörst du! Rede dir das nicht ein. Ich hab‘ dich lieb, Engelchen.“ Beschützend legte Takeru seine Arme um seinen Sohn. Gemeinsam setzten sich Vater und Sohn auf den Boden. „Mama schläft jetzt. Ich gehe nachher zu ihr. Wir zwei schlafen heute hier. Morgen kommst du mit zu mir und bleibst bei mir, solange Mama hier ist, okay?“ Der Blonde merkte wie der Junge nickte. „Schau mal, wer noch hier ist.“ Kouki sah auf. „Hallo, Ken. Wo ist Yuzuka?“ Der Polizist lächelte den Jungen an. „Hallo, Kouki. Sie ist im Kindergarten. Dort spielt sie mit ihren Freunden. Ich wollte mit dir darüber sprechen, warum deine Mama und du jetzt im Krankenhaus seid.“ Ken setzte sich auf den Boden neben Kouki und Takeru. Er holte einen Stift und sein Notizbuch raus. „Damit ich nichts vergesse, schreibe ich mir alles auf, was du mir sagst. Einverstanden?“ Fragend sah er den Jungen und dessen Vater an. „TK, ich brauch deine Erlaubnis als Erziehungsberechtigter um mit Kouki reden zu können. Bitte unterschreibe diese Erklärung.“ Der Freundlichkeitsträger hielt dem Blonden einen Zettel hin. Dieser las ihn schnell durch und unterschrieb ihn. „Kouki, ich werde dir jetzt ein paar Fragen stellen. Ich möchte dich bitten, sie so genau wie möglich zu beantworten. Dein Vater wird die ganze Zeit bei uns bleiben. Mache dir keine Sorgen. Du weißt, dass deine Mama, dein Papa und ich uns schon lange kennen. Wenn du möchtest kann ich auch Paps bitten herzukommen, okay?“ Ken sprach im gleichen Tonfall wie er es immer tat, wenn er sich mit den Kindern seiner Freunde, oder seiner Tochter unterhielt. Er spürte, wie dies Kouki die Sicherheit gab, die er brauchte. „Brauchst du nicht, Ken.“ Tapfer sah der Junge den Schwarzhaarigen an. „Du musst mir nur versprechen, dass wir wieder eine Runde Basketball spielen. Basketball, kein Fußball, in Ordnung?“ Ein Lachen ging durch den Raum. „Klar doch. Nachdem wir Basketball gespielt haben können wir noch Fußball mit Midori, Davis, Onkel Tai, Papa und vielleicht sogar Tante Sora spielen“, grinste er den Jungen an. Dieser nickte. Takeru sah seinen Freund empört an. „Erzähle mir bitte, an was du dich erinnern kannst“, begann Ken das Gespräch. „Mama und ich wollten über die Straße. Die Ampel war grün. Ich bin losgelaufen. Ich habe Mama schreien gehört und gemerkt, wie sie mich weggezogen hat. Ein Quietschen und Knall war zu hören.“ Traurig blickte er Ken an. „Wie sah das Auto aus? Weißt du das noch?“ „So wie dein Auto, Ken.“ „Meinst du die Farbe?“ Der Junge nickte. „Kannst du dich an die Bauart erinnern? War es klein, groß -“ „Dein Auto, Ken. Es sah aus, wie dein Auto.“ Leider half Ken das nicht weiter. Er fuhr das gängigste Auto in Tokio, auch die Farbe war weitverbreitet. Ken wollte gerade seine nächste Frage stellen, als Kouki sprach: „Mama hatte einen Anruf. Danach hat sie zu mir gesagt, dass ich heute nicht in die Vorschule muss. Sie wollte sich frei nehmen und nach Hause gehen.“ „Kannst du dich erinnern mit wem, oder worüber deine Mama gesprochen hat?“ Ken sah den Jungen nachdenklich an. „Sie hatte gesagt: ‚Das ist jetzt nicht dein Ernst! Weißt du, wie gefährlich das ist?‘ Mama war so wütend, dass -“ „Sie hat aufgelegt“, sagte Takeru tonlos. Die Beiden sahen den Basketballer verständnislos an. „Kari hat mit mir gesprochen“, gab er erklärend von sich. Der Blonde stand auf und ging zum Fenster. Traurig blickte er in den Himmel. Wieso musste das Alles passieren? „Kouki, war irgendetwas sonderbar? Ist dir etwas in Erinnerung geblieben, weil es komisch war, oder dir rätselhaft vorkam? Heute oder in den letzten Wochen?“ Der Junge dachte nach. „Ken, Mama und ich wurden von einer Frau angesprochen. Sie hat nicht unsere Sprache gesprochen, sondern in Englisch. Sie wollte wissen, wie man zu der Sporthalle kommt, in der Papa arbeitet.“ Erschrocken schauten Takeru und Ken auf den Jungen. Das Herz des Blonden setzte ein Schlag aus. „Woher kannst du so gut Englisch, dass du die Frau verstanden hast?“ Erstaunt sah Ken das Kind an. „Mama hat mir das Gespräch übersetzt“, erklärte Kouki. „Noch mal zu der Frau. Weißt du, wie sie ausgesehen hat?“, fragte der Polizist nach. „Die Haare waren wie bei Papa und Onkel Matt, aber Oma war es nicht.“ „Kouki, weißt du, ob sie ein Leberfleck am linken Auge hatte?“ Langsam drehte sich Takeru um und blickte in die blauen Augen seines Sohnes. „Sie hatte einen braunen Fleck im Gesicht und stechende Augen.“ Kouki sah wie sich die Hände seines Vaters zu Fäusten ballten. Dies war auch Ken nicht entgangen. „Takeru?“, fragte sein Freund nach: „Ist sie das?“ „Ich glaube schon. Wie viele Blonde Frauen die Englisch sprechen kennst du in Japan?“, gab der Blonde gereizt von sich. „Eigentlich nur deine Mutter.“ „Eben, Ken. Kann ich kurz mit dir alleine sprechen?“ „Klar, lass uns einen Moment rausgehen.“ „Kouki, warte bitte hier auf uns. Wir sind gleich wieder da“, sprach Takeru zu seinem Sohn und verließ mit Ken das Zimmer. Der Polizist hatte gerade die Tür geschlossen, als Takeru zu sprechen anfing: „Sie heißt Brenda Johansson und ist 25 Jahre. Wir waren kurzzeitig ein Paar. Sie hat mir in Washington und Miami mein Leben zur Hölle gemacht. Ich hatte damals eine Anzeige wegen Stalking aufgegeben. Diese ist im Sande verlaufen, weil es nicht genug Beweise gegen sie gab“, schnaubte der Blonde wütend auf. „Was machst du jetzt, Ken? So wie es aussieht, sind Kari und Kouki nicht in Sicherheit, solange sie hier umläuft. Ich muss nicht erwähnen, wo wir uns befinden, oder? Diese Frau hat mir nicht abgekauft, dass Kouki nicht mein Sohn ist. Ich meine: Sehe ihn dir an. Man sieht sofort, dass ich der Vater bin. Sie hat es auf mich abgesehen und möchte mir schaden. Wie geht dies am besten? Richtig: Über meine Familie.“ Der Polizist hatte Takeru reden lassen, obwohl er den Anfang der Geschichte kannte. Er wollte dem Blonden das Gefühl geben, dass er für ihn da war. Ken wusste, dass Stalking ein heikles Thema war und die Betroffen erst viel zu spät Hilfe zu gesagt bekamen. „TK, jetzt beruhige dich.“ Ken hatte seine rechte Hand auf der Schulter des Blonden gelegt. „Ich soll mich beruhigen? Du weißt schon, wo wir sind, oder?“, sprach der Basketballer aufgebracht. „Hat sie Kontakt zu dir aufgenommen?“ „Per E-Mail. Ich habe diese nicht gelesen. Wie sie an meinen neue E-Mail-Adresse gekommen ist, ist mir ein Rätsel.“ „Hast du Mails gelöscht?“ „Nein, nur verschoben.“ „Leite mir die Mails als Freund weiter. Wir können noch nicht viel machen, leider. Du meldest dich, wenn dir was komisch vorkommt. Hast du noch ein Bild von Brenda?“ „Weiß ich nicht. Ich schaue nach.“ „Ich höre mich mal bei Nagato um, was Kari ihm erzählt hat. TK, jetzt mache keine Dummheiten. Es ist noch nichts bewiesen. Es könnte auch alles ein unglaublicher Zufall sein. Dokumentiere jede Kontaktaufnahme von ihrer Seite aus, aber provoziere sie nicht. Zeige ihr die Grenzen, aber bedrohe sie nicht.“ „Ken, du bist ein echter Scherzkeks. Kari liegt im Krankenhaus, Kouki ist verletzt und ich möchte nicht daran denken, was passiert wäre, wenn Yuri etwas zugestoßen wäre. Meine Familie wird bedroht und ich soll einen auf lieb machen? Was würdest du an meiner Stelle machen, Ken?“ Die Empörung war deutlich in seiner Stimme zu hören. „Ich glaube, dass willst du nicht wissen. Das habe ich als Freund gesagt“, gab Ken tonlos von sich. „Jetzt spreche ich als Polizist: Ich verstehe dich. Die Fakten deuten in alle Richtungen. Brenda nimmt wieder Kontakt zu dir auf. Ihr werdet bedroht. Diese Fakten sprechen für deine Vermutung. Der Unfall jedoch nicht. Ich habe bis jetzt keine weiteren Zeugen gefunden, nur Kari und Kouki, die Opfer des Unfalls waren. Das Auto fährt jeder zweite in Tokio. Von der Farbe ganz zu schweigen. Nur mal so: Joe und ich fahren so ein Auto. Ich weiß, dass ich Kari nicht angefahren habe, von Joe müssen wir nicht reden. Der Fahrer konnte nicht erkannt werden. Wie konnte Brenda von deinem Wohnkomplex so schnell bei der Vorschule sein? Woher konnte sie wissen, wo diese ist? Sie ist ortsfremd und kann unsere Sprache nicht sprechen. Diese Fakten sprechen dagegen.“ Ken sah in die blauen Augen. „TK, ich werde dich nicht hängen lassen. Du bist ein Freund von mir. Ich verlange nur von dir, dass du keine Dummheiten machst, mir vertraust und Zeit gibst.“ „Es ist in meinem Hirn angekommen. Danke dir, Ken,“ grummelte Takeru vor sich hin. „Vielen Dank, Ken, dass du TK den Kopf gewaschen hast.“ Die Angesprochenen drehten sich in die Richtung aus der die Stimme von Tai kam. Kapitel 19: Tais Geniestreich ----------------------------- Tais Geniestreich „Er hat aber recht, TK“, sprach Tai weiter. „Fange du nicht auch noch an. Haltet ihr mich für komplett dämlich?“ Genervt verdrehte Takeru die Augen. Die Gesichter von Ken und Tai sagten ihm alles. „Echt jetzt? Was denkt ihr von mir?“, empörte sich der Blonde. „Es geht um Kari und Kouki, deine Familie“, erklärte der Braunhaarige. „Ich wüsste, was ich machen würde“, schob er schnell hinterher. „Verstehe. Ihr könntet durchdrehen, aber ich soll ein braver Junge sein? Ihr erkennt die Ironie, oder?“ Skeptisch schaute der Blonde die jungen Männer an. „Das Gleiche würdest du auch von uns verlangen, TK“, warf Ken ein. Der Hoffnungsträger überlegte kurz, dann nickte er. „Tai, wie geht es Kari?“, erkundigte er sich. „Kari hat Kopfschmerzen und ihre Lunge schmerzt beim Atmen. Sie wollte wieder schlafen, nachdem ich ihr erzählt habe, dass es Kouki gut geht. Kari hat mir kurz erzählt, wie der Unfall passiert ist, soweit sie sich daran erinnern konnte.“ „Was hat sie gesagt?“, hakte Ken gleich nach. „Dass Kouki über die Straße laufen wollte, weil die Ampel grün war. Kari hat aus dem Augenwinkel ein Auto wahrgenommen, welches seine Geschwindigkeit nicht verringerte. Sie rief nach Kouki und hat ihn weggezogen. An mehr kann sie sich nicht erinnern.“ Die Sorge in der Stimme von Karis Bruder war nicht zu überhören. „Das Gleiche hat Kouki auch gesagt“, kam vom Freundlichkeitsträger. Tai blickte Takeru nachdenklich in die Augen. „Kari meinte auch, dass du abgestritten hast, dass Kouki dein Sohn ist. Wieso machst du das? Wieso verletzt du Kari so?“ Die Augen von Takeru weiteten sich. Hatte er mit seiner Notlüge die Mutter seines Sohnes von sich gestoßen? Die zarten Bände, die ihre Freundschaft wieder aufleben ließen, mit Füßen getreten? Das hatte er nicht gewollt. Der Blonde hatte kurz überlegt, Kari nicht zu erzählen, dass er ihren gemeinsamen Sohn verleugnet hatte. Den Gedanken hatte er schnell verworfen. Die Beiden hatten versprochen, über alles zu reden und daran hielt er sich auch. Abgesehen davon hatte er Ken das Gespräch mit Brenda in der Tiefgarage zukommen lassen. Was wäre, wenn er Kari den Dialog vorspielen würde? Ihre Reaktion wollte sich Takeru gar nicht vorstellen. Er hatte aus einem anderen Grund so gehandelt. Diesen Grund wollte er dem Braunhaarigen erklären: „Das hat Kari falsch verstanden. Bevor ich ihr das erklären konnte, hatte sie einfach aufgelegt. Was meinst du, wie ich mich dabei gefühlt habe? Mein Herz hat sich schmerzhaft zusammengezogen. Ich liebe Kouki.“ Verzweifelt sah der Blonde in die braunen Augen seines Gesprächspartners. „Ich wollte Kari nicht verletzen. Das musst du mir glauben, Tai. Ich weiß, wie gefährlich Brenda sein kann. In Miami war ich alleine und sie hat mir mein Leben schwer gemacht. Später, als ich mit Jane zusammen war, hatte sie ständig versucht, uns auseinander zu bringen. Wie oft Jane und ich Streit wegen ihr hatten, weiß ich nicht mehr. Ich hatte aufgehört, mitzuzählen. Jetzt ist sie hier in Tokio. Ich kann nicht nur an mich denken, weil Kouki, Kari und Yuri in meinem Leben sind und ich möchte sie nicht mehr missen. Was meinst du, wie Brenda mich am besten treffen kann?“ „Ich hoffe, du sprichst von Kari und Kouki“, unterbrach ihn der Onkel seines Sohnes. „Nicht nur. Du hast Yuri vergessen. Die Kleine ist wie eine Tochter für Kari und eine Schwester für Kouki. Deswegen gehört Yuri auch zur meiner Familie.“ Eine Pause entstand in der der Blonde tief Luft holte und weitersprach: „Brenda kennt meine ehemalige Einstellung zum Thema Kinder. Ich dachte, so kann ich sie auf eine falsche Fährte locken. Ich wollte Kouki und Kari schützen, so wie ich es dir versprochen habe. Dass ich Yuri schützen will, kann man mir auch nicht zum Vorwurf machen. Hätte mich ein anderer Mensch gefragt, hätte ich ohne zu zögern und mit Stolz zugegeben, dass Kouki mein Sohn ist. Wie sie mich gefunden hat, kann ich leider nicht nachvollziehen.“ Nachdem Takeru seinen Standpunkt erklärt hatte, musterte Tai ihn aufmerksam. Er konnte in den blauen Augen die Verzweiflung, die Vorwürfe, aber auch die Entschlossenheit sehen. Die Entschlossenheit sich Brenda zu stellen, gleichzeitig aber auch die Personen schützen zu wollen, die sein Lebensinhalt geworden sind. „Das hängt wohl mit dem Artikel vom ‚The Miami Herald‘ zusammen. In diesem wurde mitgeteilt, dass du der Trainer der ‚Tokyo Exellence‘ bist. So hat sie den Ort herausgefunden, wo du wohnst und arbeitest. Diese Zeitung hatte auch die Vermutung, dass du ein uneheliches Kind in Miami hast“, informierte Tai den Basketballer. Verständnislos blickte Takeru den Älteren an. „Das ist doch kompletter Blödsinn. Ich kann kein Kind in Miami haben. Jane war bei unserer Trennung nicht schwanger. Dies hatte sie mir versichert. Sie würde nicht lügen. Wir sind nicht im Streit auseinandergegangen“, regte sich der Blonde auf. „Es ist auch Schwachsinn. Die Amerikanerin konnte nicht rechnen“, erklärte Tai. „Das Kind soll nämlich schon acht Jahre sein und die Mutter hat angegeben, nie in Japan gewesen zu sein. Soweit ich weiß, warst du vor deinem Studium auch nicht in Amerika. Wie hast du das bloß angestellt, TK?“ Amüsiert blickte Tai in das entsetzte Gesicht des Jüngeren. „Woher weißt du das Alles?“, klinkte sich Ken in das Gespräch ein. „Mein Assistent legt mir alle politisch wichtigen Artikel der Weltgeschichte auf den Schreibtisch. Hima hat sich angewöhnt, nachdem TK die amerikanische Staatsbürgerschaft beantragt hatte, mir alle Berichte vorzulegen, in dem er erwähnt wird“, erklärte der Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes. „Hast du eigentlich mit Absicht meinen Antrag auf die amerikanische Staatsbürgerschaft bearbeitet, oder war das ein Zufall?“, fragte Takeru nach. „Ich hatte meine Arbeit gemacht und ich wollte Kari helfen. Mit deinem Antrag hattest du meiner Schwester damals endgültig klar gemacht, dass du nicht wieder nach Tokio zurückkehrst. Reicht dir das als Antwort?“ Missmutig schaute Tai den Jüngeren an. „Momentmal. Welche Staatsangehörigkeit hat TK jetzt?“, fragte Ken irritiert die Männer. „Ist das wichtig?“ Nachdenklich schaute der Blonde seinen Freund an. „Ja, ich kann nicht in Richtung Stalking ermitteln, wenn TK amerikanischer Staatsbürger ist“, gab der Polizist von sich. „Ken, Takeru ist amerikanischer und japanischer Staatsbürger. Er hat die doppelte Staatsbürgerschaft. Bei einer doppelten Staatsbürgerschaft tritt die Staatsangehörigkeit in Kraft, in welchem Land sich der Betroffene befindet. Takeru ist auf japanischen Terrain. Damit gelten für ihn die japanischen Rechte und Gesetze. Kurz gesagt: Takeru ist Japaner.“ Die Stimme von Tai hatte einen sachlichen Ton angenommen. „Ich habe verstanden“, kam vom Schwarzhaarigen. „Tai, kannst du Brenda nicht einfach aus dem Land verweisen?“ Fragend sah der Blonde den Älteren an. „TK, wie stellst du dir das vor?“ „Keine Ahnung. Ich musste im Flugzeug einen Zettel ausfüllen, als ich eingereist bin. Wieso eigentlich, wenn ich Japaner bin?“ „Du bist als Amerikaner eingereist. Die japanischen Rechte und Gesetze sind bei dir erst in Kraft getreten, als du das Flughafengebäude verlassen hattest“, versuchte Tai die Lage zu erklären. „Die Unterlagen waren die Einreisebestimmungen für Japan. Das wird uns nicht weiterhelfen, außer sie hat Drogen, Falschgeld, Aufputschmittel oder Waffen eingeschmuggelt. Das wäre bei der Einreisekontrolle im Idealfall aufgefallen. Ich habe eine andere Idee.“ Tais Blick ging von Takeru zu Ken. „Brenda ist Touristin. Diese sind dazu angehalten, immer ihren gültigen Reisepass mit sich zu führen. Vielleicht hat sie das Dokument nicht dabei. Dann könntest du sie eine Zeitlang festsetzen.“ Der Freundlichkeitsträger nickte wissend. „Wo kann ich sie finden? Kannst du mir das sagen?“ „Im Zweifel da, wo Kouki, Kari oder TK sich befinden“, kam es nachdenklich von Träger des Mutes. Ein ungutes Gefühl breitete sich in Tai aus. Seine Schwester und sein Neffe waren dieser Frau im schlimmsten Fall ausgeliefert. Das kam überhaupt nicht in Frage. Da hörte er schon die Stimme von Takeru: „Tai, denkst du wirklich, dass ich zulasse, dass Brenda noch einmal Kontakt zu den Beiden aufnimmt?“, empörte sich der Blonde. „Da hätte ich ihr die Wahrheit gleich auf einem Silbertablett servieren können“, kam es angesäuert von dem Basketballer. „Bist du dir sicher, dass Brenda dir geglaubt hat?“ Nachdenklich schaute Tai in die blauen Augen. Sein blonder Freund schüttelte seinen Kopf. Nachdenklich schaute der Träger des Mutes den Hoffnungsträger an. „Stopp! TK, was meinst du mit ‚noch einmal‘? Heißt das, dass Brenda mit den Beiden in Kontakt getreten ist?“ Ken sprang ein und erklärte Tai, was sie von Kouki erfahren hatten. Fassungslos schaute Tai von dem Polizisten zum Basketballer. „Das ist nicht euer Ernst.“ Es war deutlich zu sehen, wie es im Kopf des Braunhaarigen arbeitete. Nach gefühlten unendlichen Minuten des Schweigens brach Tai die unheimliche Stille. „Mir ist eine Idee gekommen. Dazu brauche ich deine Hilfe, TK. Du musst mir alle Kontaktdaten von dieser Frau geben. Dann geht alles schneller.“ „Kann ich machen. Die genau Wohnadresse weiß ich aber nicht.“ „Die brauche ich auch nicht zwingend. Ich würde dich übrigens zu Schnecke machen, wenn du diese wüsstest.“ „Was hast du vor, Tai?“, hakte Ken nach. Der Träger des Mutes erklärte seinen Freunden, was für ein Gedanken er verfolgte. Er endete seine Erklärung mit folgenden Worten: „Wozu arbeite ich im Auswärtigen Amt?“ Der Braunhaarige grinste diabolisch. „Gute Idee. Es gibt nur einen Haken: Du bist Karis Bruder und der Onkel von Kouki. Man könnte es als persönlichen Rachefeldzug auslegen. Lasse das lieber einen Kollegen machen“, erhob Ken Einwände. „Da könntest du recht haben“, überlegte Tai. „Ich lasse Hima den Vortritt. Ein Denkanstoß von mir in die richtige Richtung und er wird es verstehen. So müsste es doch funktionieren, oder, Ken?“ Der Polizist nickte. „Ich werde zu Nagato gehen. Wir müssen zurück zur Wache. TK, du rufst mich an, wenn was ist. Verstanden?“ Takeru nickte. „Danke, Ken.“ Ken hob die Hand zum Gruß und ging zu seinem Kollegen. Der Blonde wandte sich zu den Braunhaarigen. „ Tai, kannst du bitte noch auf Kouki aufpassen? Ich wollte noch zu Kari gehen.“ „Mache ich. Ich habe mit Matt gesprochen. Er wollte in dein Apartment und euch Sachen holen, die er dann vorbei bringt.“ Takeru hatte seinen Bruder und dessen Frau einen Schlüssel zur seiner Wohnung geben, falls er seinen vergessen, oder ein Notfall eintreffen sollte. „Matt wird bei dem Kleinen sein, wenn du von Kari wiederkommst. Mimi hat heute einen Vorsorgetermin, da darf ich nicht fehlen, sonst lerne ich meine Kinder nie kennen.“ Tai hatte ein schiefes Grinsen auf den Lippen. „TK, kläre das Missverständnis mit Kari. Sie ist sehr empfindlich, was Kouki betrifft.“ „Das habe ich vor, Tai.“ --- Takeru öffnete leise die Tür von Karis Krankenzimmer. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er sie im Krankenbett liegen sah. Sie hatte ein blasses Gesicht, einen Verband um den Kopf und der linke Arm war bandagiert. Er ging an ihr Bett, gab ihr einen Kuss auf die Wange und setzte sich auf einen Stuhl vor ihrem Bett. Der Blonde nahm ihre Hand in seine, sie schien zu schlafen. In seinen blauen Augen sammelten sich Tränen. „Es tut mir Leid, Hika. Es ist alles meine Schuld! Hätte ich mich damals nicht auf Brenda eingelassen, wäre alles anders gekommen. Ich wäre viel früher zurückgekommen. Wir hätten heute den ganzen Ärger nicht und du wärst nicht sauer auf mich.“ „Ich habe auch ein Recht wütend zu sein, TK“, hörte er eine schwache Stimme. Takeru hob seinen Kopf und sah Kari in die Augen. Sein Blick wurde von den Tränen verschleiert. „Kari, du hast unser Telefonat teilweise falsch verstanden“, versuchte er eine Erklärung. „Was habe ich falsch verstanden?“, zischte Kari und zog ihre Hand aus seiner. „Dass deine alte Flamme in der Stadt ist? Dass sie schon mit Kouki und mir gesprochen hat? Dass sie uns heute Morgen beobachtet hat? Dass du … du …“ Die Braunhaarige drehte ihren Kopf zur Seite und flüsterte: „Kouki ist dein Sohn. Ich schaffe das nicht noch einmal, dieses Spiel zu spielen. Dass dein Vater es nicht wahr haben wollte, in Ordnung, aber du?“ Tränen liefen ihr über die Wangen. „Du hättest von Anfang an sagen sollen, dass du nichts mit Kouki zu tun haben möchtest -“ „Woher weißt du, dass du mit Brenda gesprochen hast?“ „Eine englisch sprechende Blondine hat mich angesprochen und wollte wissen, wo dein Arbeitsplatz ist. Nach dem heutigen Tag kann ich mir mein Teil denken“, giftete Kari. Takeru holte tief Luft. Er wollte nicht, dass alles in einen Streit enden würde. Er wusste, dass er Kari sehr verletzt hatte. Daher hatte er auch kein Recht ihr Vorwürfe zu machen. „Das ist verständlich“, gab er kleinlaut von sich, „Hika, ich bin stolz darauf Koukis Vater zu sein. Ich liebe meinen Sohn. Das werde ich Brenda jedoch nicht unter die Nase reiben. Ich weiß wie gefährlich sie sein kann. Ich wollte dich, Kouki und Yuri schützen. Brenda kann mich am meisten verletzen, wenn sie meine Familie verletzt. Das wollte ich verhindern. Was ich nicht wollte, ist dir weh zu tun. Das musst du mir bitte glauben.“ „Das glaubst du doch selber nicht, Takeru.“ Ihre Augen blitzend wütend auf. Entgeistert schaute er sie an. „Dein Verhalten werde ich jetzt mal auf die Ereignisse des Tages schieben. Bevor ich dir noch Sachen an den Kopf werfe, die ich später bereuen werde oder wir uns streiten, gehe ich besser zu unseren gemeinsamen Sohn. Versuche gut zu schlafen und erhole dich. Ich werde morgen mit Kouki vorbeikommen. So lange du im Krankenhaus bist, bleibt unser Sohn bei mir. Ach so, noch eine Sache: Joe hat mir die hier gegeben …“, er griff in seine Hosentasche und holte die Silberkette hervor „… sie mussten sie dir für eine Untersuchung abnehmen.“ Der Blonde legte den Halsschmuck auf den Nachttisch. Er machte sich auf dem Weg zur Zimmertür, öffnete diese drehte sich nochmal um und sah Kari in die Augen. „Falls ich noch etwas zur meiner Verteidigung sagen darf: Was ich dir damals gesagt hatte, als ich dir die Kette geschenkt hatte, gilt immer noch. Kannst du dich noch erinnern? Mit einer Ausnahme, ich rede heute nicht mehr von Freundschaft.“ Kari blickte von seinen blauen Augen, die unendlich traurig wirkten, zu der Kette mit der liegenden Acht. Bevor sie noch etwas sagen konnte, schloss er die Tür von außen. „Die Unendlichkeit. So wie unsere Freundschaft nie enden wird. So hast du mich immer bei dir, auch wenn ich nicht da bin“, gab die Braunhaarige von sich. Tränen bildeten sich in ihren Augen, als ihr bewusst wurde, wie sehr sie Takeru verletzt hatte. --- „Guten Morgen, Hima“, begrüßte Tai seinen Kollegen. „Ich habe heute eine wunderschöne Aufgabe für Sie“, grinste er. „Was ist denn mit Ihnen los, Yagami? Haben Sie zu viel Kaffee getrunken?“ „Nein, ja, vielleicht. Keine Ahnung“, kam es verwirrt vom Braunhaarigen. „Aha, was möchten Sie?“ „Sie haben heute die ehrenwerte Aufgabe, die Touristen Visa zu kontrollieren.“ „Was? Ist das Ihr Ernst? Das ist eine Aufgabe für Deppen.“ „Es ist mein Ernst. Es wurde gestern eine Touristin festgenommen. Sie hatte ihren Reisepass nicht bei sich. Sie sollen ihr Visum unter die Lupe nehmen. Na, ist es immer noch eine Aufgabe für Deppen?“ „Was ist mit Ihnen?“, grummelte Hima. „Ich habe ein Meeting. So bleiben nur Sie übrig. Immerhin sind Sie mein Assistent“, grinste Tai unschuldig. „Schicken Sie mir das Ergebnis schnellst möglich. Danke sehr.“ Der Braunhaarige drehte sich um und ging zur Tür hinaus. Das Meeting war eine langweilige Zusammenkunft seiner Kollegen und zog sich wie ein Kaugummi dahin. Tai war froh, als er endlich Mittagspause hatte. Er hatte sich in sein Büro zurückgezogen und genoss die Reisbällchen, die Mimi ihn fertig gemacht hatte. Plötzlich klopfte es an seiner Bürotür. „Herein“, rief Tai genervt. Noch nicht einmal in seiner Pause hatte er seine Ruhe. „Yagami …“ Hima stand im Türrahmen. „… Ich bin auf etwas gestoßen. Darf ich Ihnen etwas zeigen?“ „Worum handelt es sich?“, fragte Tai nach und schob sich genüsslich ein Reisbällchen in den Mund. „Die verhaftete Touristin. Johansson, Brenda.“ „Klar, was ist mit ihr?“ Tai musste sich bemühen, gleichgültig zu klingen. „Kommen Sie rein und schließen Sie die Tür.“ Hima tat was von ihm verlangt wurde. „Johansson, Brenda, 25 Jahre. Wohnhaft in Miami, Florida, Vereinigte Staaten von Amerika. Gegen sie liegt in Miami eine Anzeige wegen Stalking vor. Gestellt wurde die Anzeige im Februar dieses Jahres von Takaishi, Takeru. Johansson ist zum zweiten Mal in Japan, wobei sie zurzeit kein gültiges Visum hat. Sie hat die neunzig Tage Regelung überschritten und keinen Antrag auf Visa-Verlängerung gestellt.“ Das lief ja alles besser, als Tai sich gedacht hatte. „Lassen Sie die Akte bitte hier. Ich schaue mir die Sache genauer an. Danke sehr, Hima.“ Tai ging die Unterlagen abermals durch. Dann kam er zu einem Ergebnis. Selbst wenn es nicht um Brenda gegangen wäre, hätte er genauso entschieden. Er informierte seinen Kollegen, suchte seine Sachen zusammen, nahm die Akte an sich und machte sich mit Hima auf den Weg zur Polizeiwache. --- „Johansson, Brenda?“ Die blonde Frau hob ihren Kopf. „Ja?“ „Hima, Kenji. Auswärtiges Amt Japan. Mein Kollege Yagami, Taichi. Ich leite Ihre Ausweisung aus unserem Land.“ „Wieso Ausweisung?“ „Sie haben kein gültiges Visum.“ „Ich bin weniger als neunzig Tagen in Japan.“ „Das stimmt, aber es ist Ihr zweiter Besuch in unserem Land. Sie haben nach Ablauf der angegeben Frist keine Verlängerung beantragt. Daher hat das Auswärtig Amt entschieden, Sie in ihr Heimatland auszuweisen. Zumal noch eine Anzeige gegen Sie vorliegt. Mein Kollege, ein Polizeibeamter und ich werden sie zum Flughafen begleiten. Dort werden Sie den nächsten Flieger nach Miami, Florida betreten. Die polizeiliche Überwachung wird von Polizeibeamten Ichijouji, Ken übernommen. Darf ich bitten.“ Erleichtert schauten Ken und Tai sich an, als das Flugzeug auf der Startbahn immer mehr an Geschwindigkeit zunahm und letztendlich die Nase in den Himmel hob. Dieser Flieger würde nach Miami fliegen und in ihr saß eine gewisse blonde Frau, mit den markanten grünen Augen und einen Leberfleck am linken Auge. „Ken?“ „Was ist, Tai?“ „Meinst du, dass Brenda für Karis Unfall verantwortlich ist?“ „Um ehrlich zu sein: Nein. Wir haben einen weiteren Zeugen ausfindig machen können. Dieser spricht davon, dass ein Mann das Auto fuhr, welches Kari angefahren hat.“ „Danke dir.“ „Tai, wofür?“ „Für deine Hilfe. Dafür, dass du da bist.“ „Gerne doch.“ Tai seufzte auf: „Ken, das heißt, Kari und TK haben umsonst Streit. Warum können die Beiden nicht einfach glücklich miteinander werden? Kannst du mir das sagen?“ „Vielleicht, weil es Hikari und Takeru sind. Die Freundschaft der beiden basiert doch auf Missverständnissen. Das war schon immer so“, versuchte Ken eine Erklärung. Tai nickte nachdenklich. Kapitel 20: Loslassen, um neu anzufangen ---------------------------------------- Loslassen, um neu anzufangen Der gleiche Morgen vor Tais Geniestreich aus dem Blickwinkel von Joe, Kari, Takeru und Kouki. Joe war froh, dass die Nacht bald zu Ende war. Er liebte seinen Beruf, trotzdem schlauchten die vierundzwanzig Stunden Schichten enorm. Der Arzt startete seinen letzten Rundgang. Leise öffnete er die Tür und ging in das Krankenzimmer. Die Augen waren an die Dunkelheit gewöhnt. So ging er mit sicheren Schritten zu dem Bettende und nahm das Dokument für den Behandlungsverlauf an sich. Er vergewisserte sich, dass es dem Patienten, den Umständen entsprechend, gut ging und verließ das Zimmer schnellen Schrittes. Diesen Vorgang wiederholte er bei all seinen Patienten. Im Ärztezimmer ging er die Patientendokumentation durch und bereitete seine Übergabe für den Frühdienst vor. Joe schaute kurz auf seine Uhr. Noch eine Stunde und er konnte nach Hause. Der junge Mann musste schmunzeln. Um diese Uhrzeit stand Kari auf, wenn sie Frühdienst hatte. Ohne groß darüber nach zu denken, ging er zu ihrem Krankenzimmer. Vorsichtig öffnete er die Tür und steckte seinen Kopf durch den Türspalt. Kari saß auf ihrem Bett. Sie hatte die Beine angewinkelt und ihre Arme um diese geschlungen. Der Kopf war auf ihre Knie gebettet. Die Lampe an ihrem Bett war eingeschaltet. Mit „Guten Morgen, Hira“ machte er auf sich aufmerksam. Die Angesprochene zuckte kurz zusammen. „Guten Morgen, Joey“, kam es traurig über ihre Lippen. Der Arzt trat ein und schloss die Tür. „Was ist los? Hast du Schmerzen?“, fragte er besorgt nach. „Was meinst du, wie es mir geht? Ich habe Kopfschmerzen, mir ist übel und jeder Atemzug ist anstrengend“, zischte sie wütend. „Ich kann dir ein Medikament gegen -“ „Nein. Lass es gut sein. Ich weiß, dass du es nur gut meinst, Joey. Ich möchte meine Ruhe haben.“ Tränen traten in ihre Augen. Joe kannte dieses Verhalten seiner ehemaligen Freundin nur zu gut. Das war ihr typisches Verhalten, wenn sie sich überfordert fühlte. So leicht würde er sich nicht abwimmeln lassen. Der Arzt schaltete die Anwesenheitslampe ein. Er ging zu Karis Bett und setzte sich an das Fußende. Kari sah ihn verständnislos an. „Vergiss es, Hira. Ich werde nicht gehen. Was ist los? Geht es um den Unfall? Ich kann dir vergewissern, dass es Kouki gut geht. Die Nacht ist ohne Komplikationen verlaufen“, sprach Joe einfühlsam. Erleichterung machte sich auf Karis Gesicht breit. „Danke dir. Ich bin froh, dass es Kouki soweit gut geht. Kann er heute nach Hause?“ „Das entscheidet Doktor Yamada. Er ist der behandelnde Arzt von euch.“ Nachdenklich schaute der Blauhaarige in die braunen Augen von Kari. „Ich frage dich noch einmal: Was hast du?“ Joe rutsche ein Stück höher, so das seine Hüfte die von Kari berührte. „Du kannst mir nichts vormachen. Irgendetwas bedrückt dich.“ „Du hast nie daran gezweifelt. Warum glaubt Takeru mir nicht?“, brach es aus ihr heraus. „Wovon redest du?“ Besorgt musterte er die junge Frau vor sich. „Kouki. Takeru … Ich schaffe das nicht.“ Kari legte ihren Kopf an die Schulter von Joe und weinte bittere Tränen. Beschützend legte Joe die Arme um sie. „Hira, du glaubst doch nicht wirklich, dass Takeru an seiner Vaterschaft zweifelt. Hast du gesehen, wie er mit seinem Sohn umgeht?“ Beruhigend streichelte er über ihren Rücken. Sie löste sich von ihm. „Er hat mir selber gesagt, dass er daran zweifelt.“ Gut, wenn Kari dieses Spiel spielen wollte, machte er mit. Joe war klar, dass er einen Streit provozieren würde. Der Arzt in ihm wollte sie zu schonen, der Freund wollte ihr die Augen öffnen. Der Blauhaarige holte tief Luft und sah Kari in die Augen. „Hast du TK ausreden lassen? Hast du zugehört, was er dir sagen wollte, oder hast du auf Durchgang geschaltet? Wie oft hast du unsere Telefonate unterbrochen, weil dir etwas nicht gepasst hatte? Das war mehr als einmal.“ „Joey, was soll das? Ich weiß, was ich gehört habe. Takeru will nichts mit Kouki zu tun haben.“ Traurig drehte sie ihren Kopf zur Seite. Der Blauhaarige merkte, dass er sich auf ganz dünnen Eis bewegte. Trotzdem verfolgte er sein Ziel weiter: „Bist du dir da sicher? Takeru war die ganze Nacht bei Kouki. Er hat dem Kleinen nicht einen einzigen Vorwurf wegen dem Unfall gemacht. Im Gegenteil, TK macht sich Vorwürfe, weil er Kouki verleugnet hatte.“ Ruckartig drehte Kari ihren Kopf in Joes Richtung. „Warum hat er es dann gemacht?“ Joe verdrehte die Augen. „Man merkt, dass du dir den Kopf angeschlagen hast. Wo ist dein Scharfsinn geblieben, Hira?“ „Jetzt werde nicht frech. Ich habe Kopfschmerzen. Sage, was du sagen möchtest, oder lass mich in Ruhe“, kam es wütend von seiner Gesprächspartnerin. „In Ordnung. Beruhige dich wieder.“ Zärtlich wischte der junge Mann die Tränen von ihren Wangen. „Takeru wollte Kouki, Yuri und dich schützen. Ist das so verkehrt gewesen? Ich an seiner Stelle hätte genauso reagiert.“ „Joey, das glaubst du selber nicht.“ Entgeistert sah Kari in seine Augen. „Doch. Er redet von seiner Familie, in dem es nicht nur Kouki und dich gibt, sondern auch Yuri. Was hat TK falsch gemacht? Warum sagt er, dass ihr seine Familie seid, wenn er nichts mit seinem Sohn zu tun haben will? Denke darüber nach. Meiner Meinung nach hast du Takeru Unrecht getan. Ich weiß, dass du sehr empfindlich reagierst, wenn es um Kouki geht. Du solltest nicht den Menschen von dir stoßen, der dir helfen möchte. Du hast dir die ganzen Jahre über gewünscht, dass TK zu seinem Sohn steht. Gebe ihm jetzt die Chance dazu. Höre auf deine innere Stimme und vertraue deinem Herzen. So erkennst du die Antwort.“ Joe stand auf. Er gab Kari einen Kuss auf die Wange. Noch einmal wischte er ihr ihre Tränen aus dem Gesicht und lächelte sie aufmunternd an, bevor er das Zimmer verließ. --- „Guten Morgen“, vernahm Takeru eine piepsige Stimme. Er grummelte etwas vor sich her und drehte sich auf die Seite, aus der er die Stimme hörte. Der junge Mann öffnete seine Augen ein wenig. Er glaubte nicht, was er sah. „Patamon? Was machst du hier?“ Die Tore zur Digiwelt waren seit Jahren verschlossen. Wenn sein Digimon hier war hieß das nichts Gutes. Takeru war mit einem Mal wach. Der Blonde setzte sich abrupt auf und grinste. „Guten Morgen, Kouki. Ich dachte im ersten Moment, es sei mein Patamon. Wollen wir noch einen Moment kuscheln, bevor wir aufstehen?“ Der Basketballer hob seine Bettdecke, als er das Nicken sah. Der Junge huschte mit samt seinem Patamon in das Bett seines Vaters und kuschelte sich an ihn. „Wie geht es dir? Hast du gut geschlafen?“, fragte er besorgt seinen Sohn. „Mir geht es gut. Ich habe gut geschlafen. Dein Handy hat mich geweckt“, gähnte der Junge. Seine blauen Augen schauten seinen Vater verschlafen an. Der Hoffnungsträger schaute auf sein Mobiltelefon. Der erste Anruf war von Kari, der zweite von Kita. Takeru sah auf die Uhrzeit: Sieben Uhr am Morgen. War das deren Ernst? „Himmel nochmal! Deine Mutter ist immer noch eine Frühaufsteherin“, stöhnte sein Vater. „Kita werde ich nachher rund machen. So früh anzurufen …“, brummte der junge Mann vor sich her. „Mama geht mir auch auf die Nerven, wenn sie so früh aufsteht“, lachte Kouki. „Können wir mit Mama Frühstück essen?“ Bittend sah er seinen Vater an. Takeru schluckte. Er musste sich Kari schneller stellen, als ihm lieb war. Ihre Worte hatten ihn verletzt. Er konnte sie dennoch verstehen. Es ging um ihr gemeinsames Kind. Wie sollte es jetzt weiter gehen? „Klar. Wir müssen nur klären, wer von uns als erster im Bad verschwindet“, stellte der Basketballer fest. „Je früher wir uns einigen, desto schneller sind wir bei deiner Mutter.“ Takeru hatte noch gar nicht ganz ausgesprochen, da war Kouki, wie von der Tarantel gestochen, aus dem Bett gesprungen und lief ins Bad. „Okay, du bist der Erste. Ich rede mit deiner Mutter und Kita“, rief er seinem Sohn hinter her. Er nahm sein Handy und wählte ihre Nummer. >Guten Morgen, Keru.<, erklang ihre Stimme unsicher. „Guten Morgen, Kari“, sprach er mit missmutiger Stimme. „Hast du einigermaßen schlafen können?“ >Ja, habe ich. Danke dir. Die Kopfschmerzen sind weniger geworden. Was macht unser Engelchen?< Hatte er richtig gehört: ‚unser Engelchen‘? „Das freut mich für dich. Falls du unseren gemeinsamen Sohn meinst: Kouki geht es gut. Er ist im Bad und wäscht sich gerade.“ >Keru, es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verletzten. Ich habe dir die Sachen an den Kopf geworfen ohne nachzudenken.< „Ich weiß, dass ich dir sehr wehgetan habe. Ich möchte mich dafür entschuldigen. Dass wollte ich auf gar keinen Fall. Ich dachte, dass wir die Vergangenheit ruhen lassen und neu anfangen wollten. Zu meinem Neuanfang gehören Kouki, du und Yuri. Wieso zweifelst du an mir? Wieso denkst du, dass ich dir nicht glaube? Habe ich dir einen Grund gegeben, dass du mir nicht mehr vertraust?“ >Nein, hast du nicht. Meinst du das so, wie du das sagst, Keru?< „Warum sollte ich es sonst sagen? Hika, ich habe viele Fehler gemacht. Das weiß ich. Kouki ist keiner davon.“ Takeru hörte wie sie in den Hörer schniefte. „Kouki und ich wollten mit dir zusammen Frühstück essen. Hast du etwas dagegen?“ >Nein. Ich freue mich.< „Wir uns auch. Bis später.“ Takeru legte auf und wählte die nächste Nummer. „Kita! Sag mal, hast du sie noch alle? Wieso rufst du so früh an?“, fauchte der Blonde genervt ins Telefon. >Guten Morgen, Takeru. Danke der Nachfrage. Ich habe gut geschlafen<, kam es ironisch vom Trainerassistenten. >Hast du noch keinen Kaffee getrunken, oder was?<, zog Kita den Cheftrainer auf. „Boah! Wenn du weißt, dass ich kein Morgenmensch bin, wieso rufst du dann so früh an?“ >Du hast mich darum gebeten. Ich sage nur: ‚Starting five‘, das Abschlusstraining und das Meeting. Hast du das vergessen?< „Mist! Nein, habe ich nicht. Ich bin noch im Krankenhaus bei meinem Sohn. Fängst du bitte schon mit dem Aufwärmtraining an und machst Notizen. Falls ich bis dahin noch nicht da bin machst du mit dem Wurftraining weiter. Danach ein leichtes Trainingsspiel. Suzuki und Kobayashi schonst du während des Aufwärmens. Die Beiden spielen von Beginn an. Rufe mich an, falls du Fragen hast. Ich bin spätestens zum Teammeeting da.“ >Alles klar, bis später.< „Bis später.“ Takeru hatte gar nicht mitbekommen, das Kouki aus dem Badezimmer gekommen war. „Papa? Alles gut?“ Der ältere Blonde drehte sich um und sah in die fragenden Augen seines Sohnes. „Klar. Ich musste nur noch was für die Arbeit erledigen. Magst du mich heute in die Sporthalle begleiten und mir bei der Arbeit zuschauen? Vorausgesetzt, dein Arzt hat nichts dagegen.“ „Oh ja! Spielen da alle Basketball?“ Freudig sprang der Junge auf und ab. „Den größten Teil schon“, grinste der Basketballer. --- „Mama, Mama.“ Der ältere Blonde hatte die Tür zu Karis Krankenzimmer nur einen Spalt aufgemacht, als der Wirbelwind durch diese lief und bei seiner Mutter auf dem Bett saß. Die Beiden umarmten sich innig. „Guten Morgen, Kouki. Wie geht es dir?“ „Gut. Ich darf Papa heute bei der Arbeit zuschauen, wenn der Arzt nichts dagegen hat“, erzählte der Junge aufgeregt. Fragend sah Hikari zu Takeru. Dieser lehnte lässig am Türrahmen. Er stieß sich ab und ging er auf die Beiden zu. „Hallo, Hika. Genau, Kleiner, heute zeigst du den Großen, wo die Harke hängt“, schmunzelte der Basketballer. „Wohl eher der Korb“, kam es unbedacht von der Mutter. Die Drei sahen sich an und fingen an zu lachen. Sie ließen sich das Frühstück schmecken - wenn man das so nennen wollte. Sie waren im Krankenhaus. „Mama, es tut mir leid. Das wollte ich nicht“, kam es auf einmal traurig von Kouki. Die blauen Augen waren voller Trauer. Er streichelte seiner Mutter über die Bandage am Arm. Er sah sich das Pflaster am Kopf an, das den Verband von gestern ersetzte. Die Lichtträgerin schaute ihr Kind an. Sie nahm ihren Sohn in die Arme. „Kouki, du hast keine Schuld an dem was passiert ist.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Mache dir mit Papa einen schönen Tag. Heute Nachmittag kannst du mich wieder besuchen. Du musst dir keine Sorgen machen. Doktor Yamada ist ein guter Arzt, sonst hätte Paps ihn nicht um Rat gefragt. Ich hab dich lieb.“ Sie gab ihm einen Kuss. Kari sah Takeru an. „Pass gut auf ihn auf.“ „Das mache ich, Hika. Wir kommen heute nochmal vorbei.“ Takeru beugte sich vor, nahm Kari in seine Arme und flüsterte ihr ins Ohr: „Mache dir keine Sorgen und werde gesund. Wir reden später.“ Er hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Wange. „In Ordnung.“ --- Nach der Abschlussuntersuchung von Kouki machten sich Vater und Sohn auf den Weg zum Arbeitsplatz des Blonden. Takeru öffnete die Tür zur Halle. Die Beiden hörten eine wütende Stimme: „Hongo! Du hast gerade ein Rückspiel gemacht. Konzentriere dich! Verstanden? Du spielst heute wie der erste Mensch.“ „Sorry, Kita“, war eine andere Stimme zu hören. „An Alle: Wir machen Pause“, rief Kita. „Hey Kita. Wie läuft es?“ Takeru und Kouki hatten das Spielfeld betreten. Staunend blickte sich der Junge um. Der glänzende Holzboden, die riesigen Tribünen, das Spielfeld, das fast die ganze Halle einnahm und die zwei Gänge, die zwischen den Zuschauerrängen in die Halle führten. Von dem Anblick war Kouki sehr beeindruckt. „Hey, Takeru. Ganz gut. Hongo ist nicht ganz bei der Sache. Nakamura ist zu übereifrig. Das übliche eben. Wir machen gerade Pause“, sprach der Assistent. Er schaute auf Kouki „Hallo. Ich bin Kita. Wie heißt du?“ Kouki verbeugte sich. „Yagami Kouki. Ich darf meinen Papa heute bei der Arbeit zusehen.“ „Es freut mich, dich kennenzulernen“, erwiderte Kita. „Wollen wir den Großen mal zeigen, was wir beide drauf haben?“ Fragend sah Takeru den Jungen an. Er musste schmunzeln, als er die großen Augen seines Sohnes sah. „Keine Angst. Ich bin bei dir. Wir haben schon oft bei Onkel Matt mit Onkel Tai, Ken und Davis gespielt. Lass uns spielen wie immer.“ Daraufhin nickte der Junge begeistert. „Okay. Wir Zwei gegen …“, Takeru sah zu seiner Mannschaft, „… Hongo und Kita.“ Der Cheftrainer grinste seinen Assistenten an. „Du kannst Bewegung gebrauchen, Kita. Hongo, vielleicht kannst du dich besser konzentrieren, wenn wir aus Spaß spielen.“ Nachdenklich schaute der Cheftrainer den Spieler an. Dieser steckte nach einer Verletzung in einem Formtief. „Ihr zwei denkt daran, dass Kouki erst fünf ist.“ Die Genannten schauten sich an und nickten. Kurz nach Spielbeginn war für jeden sichtbar, was für ein Talent in dem Kind steckte. Für sein Alter konnte Kouki erstaunlich gut mit dem Ball umgehen. Der Bewegungsablauf war flüssig und erinnerte stark an den seines Vaters. Ab und an gelang es dem Jungen Kita oder Hongo den Ball geschickt ‚abzunehmen‘ und seinem Vater zielgenau zuzuspielen. Takeru übernahm das Körbe werfen. Nachdem das Spiel beendet war, verbeugte sich Kouki höflich vor den Älteren und bedankte sich. Das Teammeeting war vorbei und Takeru und Kouki fuhren wieder ins Krankenhaus. --- „Onkel Matt, Hallo.“ Der Angesprochene drehte sich um. „Hey, Kouki. Wie geht es dir? Wo ist dein Papa?“ Lachend schloss Matt seinen Neffen in seine Arme. „Mir geht es gut. Papa spricht mit Onkel Tai.“ Der Junge deutete auf zwei Männer, die in ihrer Nähe standen und sich unterhielten. „Onkel Tai hat Papa und mich gesehen. Er meinte zu mir, dass ich zu dir gehen soll. Ich war heute mit Papa in der Sporthalle“, fasste Kouki zusammen. „Ach so. Hast du Papa bei der Arbeit zugeschaut?“ „Ja. Ich durfte auch mitspielen. Das hat Spaß gemacht“, lachte der Junge fröhlich. „Onkel Matt? Warst du bei Mama?“ „Nein, war ich noch nicht. Tante Sora und Tante Mimi sprechen gerade mit deiner Mutter. Da sollten wir Männer nicht stören.“ Verschwörerisch grinste Matt den Jungen an. --- „Sage mir das bitte noch einmal, Tai.“ Takeru sah seinen Freund mit großen Augen an. „Brenda sitzt in dem Flieger nach Miami.“ Der Braunhaarige musste sich zusammen reißen um nicht laut los zu lachen. Seinem Gesprächspartner waren sämtliche Gesichtszüge entglitten. Ungläubig schauten die blauen Augen zu dem Braunhaarigen. „Wie hast du das angestellt, Tai? Gestern meintest du noch, dass das nicht geht. Heute ist Brenda nicht mehr in Tokio. Wie geht das?“ „Soll ich es dir als Freund erklären, oder als Politiker?“ „Als Freund, bitte“, kam es schnell vom Blonden. „Brenda hat es versäumt ihr Visum zu verlängern. Das Auswärtige Amt hat in solchen Fällen keinen großen Spielraum. Deine Anzeige hat auch zur Ausweisung beigetragen.“ „Tai, du bist ein Genie.“ Der Blonde fiel den Braunhaarigen vor Freude um den Hals. „Danke dir.“ Der Ältere fühlte sich vom Jüngeren überrumpelt. „Ähm … TK … Ich bin verheiratet. Das weißt du, oder?“, kam es trocken vom Braunhaarigen. „Entschuldigung. Ich bin nur erleichtert. Dankeschön.“ Takeru lächelte verlegen. „Gerne doch.“ Nachdenklich sah der Älter den Jüngern an. „TK, lasse nicht zu, dass Kari dich aus ihrem Leben ausschließt. Sie steht im Moment neben sich. Sei für meine Schwester und Kouki einfach da.“ „Ich habe nicht vor, die Beiden alleine zu lassen.“ „Gut zu wissen.“ In der Stimme von Tai war die Erleichterung zu hören. „Tai?“ Der Basketballer drehte sich im Kreis. „Ja?“ „Wo sind Kouki und Matt?“ „Matt wollte vor Karis Tür warten, weil Mimi und Sora bei ihr sind.“ „Da stehen sie nicht.“ „Hä?“ Jetzt drehte sich Tai um die eigene Achse. „Vielleicht sind sie bei Kari?“ „Tai, ich frage Kari sicher nicht, ob Kouki bei ihr ist. Ich sollte auf ihn aufpassen. Was meinst du, wie deine Schwester reagiert, wenn ich ihr sage, dass unser Sohn weg ist?“ „Bleib ruhig, TK. Matt ist bei Kouki. Er wird dir bestimmt eine Nachricht geschrieben haben.“ Takeru zog sein Handy aus der Tasche. Erleichtert atmete er aus als er die Nachricht seines Bruders las. „Kouki hatte Durst. Matt ist mit ihm in der Krankenhauskantine“, informierte er Tai. Mimi kam auf die beiden Männer zu. „Hey, TK.“ Die Brünette begrüßte den Blonden mit eine freundschaftlichen Umarmung. „Tai, können wir nach Hause? Urmelchen und Murmelchen melden sich“, stöhnte Mimi auf. „Natürlich. Wer von den Beiden ärgert dich? Die Prinzessin, oder der Fußballer?“ „Ich glaube, die Beiden verschwören sich jetzt schon gegen mich“, lächelte sie müde. „Ist alles -“ „Tai, wenn ich diese Frage noch einmal höre, flippe ich aus“, kreischte Mimi los. „Du meine Güte. Prinzessin, du hast Kari den Rang als -“ Takeru hatte Mimi ganz genau beobachtet und sah, das die Brünette kurz vor einem Vulkanausbruch stand. Daher wollte er dem Braunhaarigen helfen: „Tai! Ein kleiner Tipp von mir: Ich an deiner Stelle würde den Rest des Satzes runterschlucken. In dieser Situation kannst du nur verlieren. Ich möchte nicht Zeuge eines Mordes werden. Daher werde ich jetzt zu Kari gehen. Tschüss ihr Beiden. Einen schönen Abend wünsche ich euch.“ --- Takeru hatte die Tür zu Karis Zimmer geöffnet. Unfreiwillig hörte er das Ende von dem Gespräch zwischen Sora und Kari. „Joe hat Recht, Kari. Du solltest auf ihn hören. Er kennt dich, neben TK und Tai, am besten.“ „Onkel TK.“ Sora und Kari schauten zur Tür. Das kleine rotblonde Mädchen lief auf ihn zu. Takeru ging in die Hocke und schloss das kleine Mädchen in seine Arme. „Hey, Midori. Hast du deinen Papa vor der Tür warten lassen?“ Das Mädchen schüttelte ihren Kopf, so dass ihre Zöpfe hin und her flogen. „Nein. Papa wollte uns Frauen alleine lassen.“ „Das hört sich nach deinem Vater an“, grinste Takeru. „Entschuldigt, ich wollte euch nicht stören. Ich hatte angeklopft.“ „Schon gut, Keru. Wo ist Kouki?“ „Mit meinem Bruder in der Kantine. Die Beiden müssten gleich wieder kommen.“ „Matt und ich werden Kouki mit zu uns nehmen. So könnt ihr euch in Ruhe unterhalten“, kam es bestimmend von Sora. „Danke, Sora. Ich werde ihn später bei euch abholen. In Ordnung?“ Nachdenklich schaute Takeru seine Schwägerin an. Die Rothaarige nickte. „Komm, Midori. Wir werden Papa und Kouki suchen. Danach können wir nach Hause fahren.“ „Ja, Mama. Tschüss Tante Kari und Onkel TK.“ „Hallo, Hika.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Was machen die Kopfschmerzen?“ „Hey, Keru. Die habe ich erfolgreich vertrieben.“ „Erfolgreich mit Medikamenten. Das ist dir klar, oder?“ Seufzend nickte sie. „Hika, die Sache mit Brenda … Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Kouki ist mein Sohn, daran zweifele ich nicht.“ „Ich weiß. Eigentlich muss ich mich bei dir entschuldigen. Ich habe dir weh getan. Das wollte ich nicht.“ Kari sah Takeru in die Augen. „Danke dir, Kari. Darf ich fragen was Joe mit deinen Meinungswandel zu tun hat?“ Skeptisch schaute er sie an. „Bist du eifersüchtig?“ „Vielleicht“, grinste der Blonde. „Bekomme ich noch eine Antwort?“ „Eifersüchtig und neugierig“, neckte sie ihn. „Im Ernst: Joe hat mir ins Gewissen geredet.“ „Du hast eine hohe Meinung von ihm.“ „Keru, die gemeinsame Zeit von Joe und mir ist abgelaufen.“ Kari sah ihn ernst an. „Joe ist ein sehr guter Freund. Mehr nicht. Er meinte, dass ich auf mein Herz hören soll.“ Takeru kam ihrem Gesicht entgegen. „Was sagt dir dein Herz?“ „Das ich … Warum alles …“ Kari schaute ihn an. Sein Gesicht war so nah, dass sie seinen Atem spürte. Ihr Herz raste, ihre Hände wurden feucht. Diese blauen Augen. Wie oft hatte sie sich darin schon verloren. Das Blau seiner Augen erinnerten sie an den: „Himmel.“ „Was?“, kam es irritiert von dem Blonden und vergrößerte den Abstand zwischen ihnen. „Mein Herz sagt mir, dass ich im Himmel bin.“ Verunsichert sah Takeru sie an. Meinte sie etwa ihr Lied? Jenes Lied, das sie schon das ganze Leben begleitete. „Du hast mich schon richtig verstanden, Keru.“ Kari legte eine Hand auf seine Wange. „‚Sei einmal nicht mein bester Freund‘. Kannst du dich an diesen Satz erinnern?“ Takeru nickte. „Wie könnte ich das vergessen? In der Nacht ist Kouki entstanden. Ich weiß auch noch, was ich vorher gesagt hatte: ‚Hika, nur einmal. Ich möchte dich nur einmal küssen.‘“ Takeru legte seine Hand in ihren Nacken und beugte sich ihrem Gesicht entgegen. Seine blauen Augen funkelten sie an. Es fehlte nur noch ein Zentimeter, dann endlich würden sich ihre Lippen treffen. Erwartungsvoll schlossen Beide ihre Augen. Weder Takeru noch Kari konnten es kaum glauben, dass sie sich nach all den Jahren endlich wieder aufeinander legten. Kapitel 21: Leb deinen Traum ---------------------------- Es war ein sehr sanfter und leidenschaftlicher Kuss, der all die unterdrückten Gefühle freilegte. Er stupste leicht mit seiner Zunge gegen ihre Lippen. Breitwillige öffnete Kari ihren Mund und ihre Zungen trafen sich zu einem sanften Spiel. Beide seufzten erleichtert auf. „Mama, ich wollte dir noch ‚Gute Nacht sagen‘ und Tante Soras Handy holen.“ Kouki platzte in das Zimmer. Erschrocken lösten sich seine Eltern voneinander. Kari und Takeru schauten mit großen Augen auf ihren Sohn. Wo kam Kouki auf einmal her? Der ältere Blonde hatte sich als erster wieder gefangen. „Komm her, Kleiner.“ Sein Vater deutete ihm an, sich neben ihn auf das Bett zu setzten. „Kouki, ich hatte dir gesagt, dass du vor dem Zimmer deiner Mutter warten sollst“, hörten sie die Stimme von Matt sagen. Er stand kurze Zeit später in Türrahmen. „Was kann ich dafür, wenn du so langsam bist, Onkel Matt?“, fragte der Junge. „Kouki, werde nicht frech. Sonst räumst du dein Zimmer bei uns ganz alleine auf. Du weißt, dass ich Unordnung überhaupt nicht mag“, rügte Matt seinen Neffen. Takeru flüsterte seinen Sohn etwas ins Ohr, dieser nickte. „Gute Nacht, Mama. Schlaf gut.“ Kouki sprang vom Bett und ging zu Matt. „Entschuldigung, Onkel Matt.“ Der Ältere ging in die Hocke und sah dem Kind in die Augen. „Entschuldigung angenommen. Hast du Tante Soras Handy?“ Kouki schüttelte seinen Kopf. Kari schaute auf den Nachtschrank. Dort lag das Mobiltelefon der Rothaarigen. Sora hatte es da hingelegt, als sie Kari einen neuen Entwurf ihrer Kollektion gezeigt hatte. Die Braunhaarige reichte Matt das Handy. „Hier ist es, Matt“, kam es leise von der Lichtträgerin. Ihre Tonlage lies den Lehrer stutzen. Der Freundschaftsträger schaute von Kari zu seinem Bruder und zurück. Beide hatten einen ertappten Gesichtsausdruck, als sie den prüfenden Blick des Älteren spürten. „Entschuldigt, wenn wir gestört haben“, grinste er. „Danke, dass du mir das Handy gegeben hast, Kleine. Schlaf gut.“ Matt kam auf die junge Frau zu und gab ihr ein Kuss auf die Wange. „TK, wir sehen uns nachher. Kouki, komm wir gehen. Tante Sora und Midori warten auf uns. Tschüss ihr zwei und denkt daran, dass ihr im Krankenhaus seid“, kam es mit einem wissenden Unterton von Matt. „Matt, was soll das?“ Fragend sah Kari ihn an. „Nur so, Kleine“, rief er über seine Schulter und schloss die Tür. „Das ist typisch dein Bruder, Keru“, seufzte Kari auf. „Das, oder er ist zu viel mit Tai zusammen“, überlegte der Blonde. „Man merkt, dass Kouki ein Yagami ist“, fuhr er nach kurzer Überlegung fort. „Wie meinst du das?“ „Er ist genauso ungeduldig wie Tai. Kouki hat ein Näschen dafür, wenn wir uns näher kommen, wie dein Bruder. Soll ich weiter machen?“ „Da magst du Recht haben. Es steckt aber genauso viel Takaishi/Ishida in ihm. Kouki ist ein Morgenmuffel, mag Sprachen, Basketball und lernt Gitarre spielen. Eindeutig die Gene deiner Familie“, konterte sie. Takeru lachte auf. „Danke“, kam es auf einmal von der Braunhaarigen. „Wofür?“ „Das du dich um Kouki kümmerst.“ „Hör mal, er ist mein Sohn. Mach dir keine Gedanken. Werde wieder gesund.“ Er machte eine kurze Pause. „Hika … Der Kuss … Du hast mir mal gesagt, dass ich meinen Traum Leben soll. Ich habe es versucht, aber gemerkt, das mir was Wichtiges fehlt. Immer wenn ich kurz davor war alles hinzuschmeißen und zurück zukommen habe ich an diesen Satz gedacht. Er ist zu meinem Lebensmotto geworden. Ich hatte mir eingeredet, dass du mir in den Arsch treten würdest, wenn ich nicht kämpfe. Beruflich gesehen war Amerika die Erfüllung. Privat sah es anders aus. Ich habe dich vermisst. Ich wollte es mir nie eingestehen. Ich war zu verletzt, als der Kontakt abgebrochen war. Ich war wütend auf dich, dass dir unsere Freundschaft angeblich nichts bedeutet hatte. Ich hatte mich in diesen Gedanken verrannt. So war es einfachen die ganze Sache hinzunehmen, ohne deinen Blickwinkel zu betrachten. Heute weiß ich es besser. Einen Traum habe ich mir erfüllt. Den zweiten hast du mir schon unbewusst erfüllt. Um meinen Lebenstraum zu erfüllen brauche ich deine Hilfe. Ich hatte nach der Trennung von Jane erkannt, dass du die Liebe meines Lebens bist. Meinst du nicht, dass auch du deine Träume leben sollst? Meinst du nicht, dass wir die Vergangenheit endgültig ruhen lassen, uns vergeben und es gemeinsam als Paar versuchen sollten? Ich liebe dich, Hika. Ich liebe Kouki … Yuri ist mir auch sehr wichtig.“ Kari hatte aufmerksam zu gehört. Tränen traten in ihre Augen. Sie glaubte zu träumen. Die Wärme seiner Hand, seine liebevolle Stimme - das alles war Realität. Wie sehr hatte die Braunhaarige sich in den letzten Jahren danach gesehnt, diese Worte von ihm zu hören. Sie schluckte, schloss kurz die Augen. „Keru, ich … Ich … Welchen Traum habe ich dir unbewusst erfüllt?“ „Dass du mich wieder in dein Leben gelassen hast. Du hast mir deine Freundschaft wieder geschenkt. Nicht nur deine Freundschaft, sondern auch meinen Sohn. Ich hatte immer eine Unruhe in mir. Seit du wieder in meinem Leben bist, habe ich sie nicht mehr. Ich bin angekommen. Ich fühle mich zu Hause.“ Liebevoll sah er in die großen braunen Augen. Wie sie funkelten. Diese strahlten wie die Sterne. Ihre Augen hatten ihm schon immer den Atem geraubt. „Ich liebe dich, Keru.“ Sanft lächelte sie den Blonden an. Kari griff in seinen Nacken und zog ihn zärtlich zu ihrem Gesicht. Als sich ihre Blicke trafen erkannten beide die Sehnsucht, das Verlangen, die Vertrautheit und etwas, was sie bis jetzt immer verdrängt hatten: Die Liebe zueinander. Endlich konnten sie den Blick des anderen richtig deuten. Der Kuss legte all die unterdrückten Gefühle frei. Ihre Zungen fochten einen leidenschaftlichen Kampf aus. Beide spürten, wie sich die Fesseln, die sich in Laufe der Jahre um ihre Herzen gelegt hatten, lösten. Es fühlte sich richtig an. Kari und Takeru waren sich sicher: Sie hatten ihren Schlüssel zu ihren Herzen gefunden. Als sie den Kuss beendeten, fragte der Hoffnungsträger: „War das jetzt ein ‚Ja‘ zu uns?“ Die Lichtträgerin nickte. „Ja, damit machst du mich zum glücklichsten Mensch auf der Welt.“ --- Seit Karis Unfall waren zwei Wochen vergangen. Kari und Takeru verbrachten sehr viel Zeit miteinander. Sie waren sich ihrer Gefühle zueinander mehr als sicher. Sie genossen ihre traute Zweisamkeit inoffiziell. Für Matt und Sora war es klar, dass sich die Freundschaft der Beiden in Liebe verwandelt hatte. Matt hatte seinen Bruder auf die Situation im Krankenhaus angesprochen. Die beiden Älteren hielten es nicht für ihre Aufgabe, es den anderen zu sagen. Takeru hatte seine Freunde zum Essen eigeladen. Kari und er wollten sich bei Tai, Joe und Ken für ihre Hilfe bedanken. Auch planten sie, ihre Beziehung offiziell machen. Damit alle genug Platz hatten, hatte der Blonde die Wohnstube umgeräumt. In der Mitte stand jetzt sein langer, ausgezogener Esstisch mit zwölf Stühlen. Daneben war ein kleiner Tisch mit vier Stühlchen für die Kinder. Seine Wohnlandschaft hatte seinen Platz an die Wand gefunden und der Wohnstubentisch stand in seinem Arbeitszimmer. Der Blonde stand in seiner Küche und schnitt die Zitronen. „Du willst uns wirklich mit der amerikanischen Küche vergiften?“, fragte seine Freundin nach. Diese hatte sich daran gemacht, den Tisch zu decken. „Was denkst du von mir? Ich bin nicht deine Mutter. Hika, die amerikanische Küche hat mehr als Burger zu bieten.“ „Ja, frittiertes Hühnchen in Pappschüsseln mit Colesalat.“ Takeru lachte. „Erstens, das heißt ‘Cole slaw.‘ Zweitens, es gibt auch andere Gerichte als frittiertes Hühnchen. Denkst du wirklich, dass ich mich fast sechs Jahre von Fast Food ernährt habe?“ „Nein, sonst wärst du jetzt ein fetter Sack.“ „Da hast du wohl Recht.“ Der Blonde überlegte kurz. „Hika, die kalifornische Küche ist verdammt lecker. Du wirst mir zustimmen, wenn du das Zitronenhühnchen gegessen hast.“ „Das gibt es auch in der chinesischen Küche. Wo ist der Unterschied?“ „Das merkst du beim Essen.“ „So lange du mir nicht mit dem Cheesecake kommst, ist mir das egal. Ich finde den widerlich.“ „Hatte ich nicht vor. Es gibt Crème brûlée“, grinste er sie an. „Respekt, Keru. Echt amerikanisch.“ „Ich habe nicht gesagt, dass das ein komplett amerikanisches Menü wird.“ Kari fasste sich an ihre Stirn und kniff die Augen zusammen. Mit einem besorgten Blick musterte er sie. „Hika, ist alles in Ordnung?“ „Ich habe nur Kopfschmerzen. Es war der erste Arbeitstag nach dem Unfall. War wohl ein bisschen viel.“ „Lege dich ein Moment hin. Ich wecke dich rechtzeitig. Am besten, du nimmst noch eine Tablette gegen die Schmerzen.“ „Mache ich“, gab sie nach. Kari wollte es sich auf der Couch gemütlich machen. „Meinst du nicht, es wäre besser, wenn du ins Schlafzimmer gehst? Da hast du deine Ruhe.“ Takeru reichte ihr ein Glas Wasser und eine Tablette. „Danke dir. Denke bitte daran mich rechtzeitig zu wecken. Ich wollte noch duschen.“ Sie schluckte die Tablette runter und trank das Glas Wasser aus. „Mache ich.“ Kari stellte sich auf ihre Zehnspitzen und gab ihm einen Kuss, bevor sie in seinem Schlafzimmer verschwand. Leise öffnete Takeru die Tür zu seinem Schlafzimmer. Er ging zum Bett und setzte sich auf den Rand. Zärtlich strich er Kari eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Hika, du musst langsam wach werden.“ Er beugte sich vor und gab seiner Freundin einen Kuss auf die Stirn. Die Augen der Braunhaarigen öffneten sich langsam. „Was sagen die Kopfschmerzen?“ Blaue Augen schauten sie besorgt an. „Es geht. Wie spät ist es?“ „Siebzehn Uhr.“ „Bei den Heiligen … Die Vorschule -“ „Hika, beruhige dich. Kouki ist in seinem Zimmer. Ich habe ihn vor einer Stunde abgeholt.“ „Danke dir. Ich gehe jetzt duschen.“ „Mache das.“ Kari kam fertig gekleidet aus dem Badezimmer und sah in den Flur. Verdammt. Ihre Freunde waren schon alle da. Hatte sie so getrödelt? Sie hörte die Stimme von ihrem Freund: „Was ist so schlimm daran? Kari kommt gleich“, sprach der Basketballer. „Schon gut, TK. Komm wieder runter.“ Matt schlug ihm seine Hand auf die Schulter. Kari betrat die Wohnstube. „Entschuldigt, bitte. Ich hatte Kopfschmerzen. Ich hatte mich hingelegt und geschlafen. Irgendwie steckt der Unfall noch in meinen Knochen. Der erste Arbeitstag war anstrengend“, gab Kari von sich. Dabei versuchte sie liebevoll Yuri von ihrem Bein zu entfernen. „Hast du das öfters, Hira?“ Joe hatte einen fragenden Blick auf die junge Frau gelegt und ihr Yuri abgenommen. „Nein. Nur bei Stress. Wieso? Machst du dir Sorgen, Herr Doktor?“ Sie musterte ihren ehemaligen Freund. Der Ton ihrer Stimme hatte einen gewissen Zynismus. Der Älteren verstand, dass sie genervt war. Daher hatte der Zuverlässigkeitsträger beschlossen zu schweigen. „Joe, sag was“, gab Takeru besorgt von sich. Der Mediziner holte tief Luft, dann sollte es wohl so sein. Absichtlich sah er Kari nicht an als er in seinem ärztlichen Tonfall sprach: „Wenn die Kopfschmerzen nicht regelmäßig sind, dann nicht. Eine Kopfverletzung kann auch Spätfolgen haben.“ „Joey …“ Gereizt drehte sich Kari zu ihm um. „… es ist das erstmal seitdem ich das Krankenhaus verlassen habe. Es ist alles in Ordnung. Ich werde dir Bescheid geben, wenn es sich ändern sollte.“ Karis Stimme hatten einen gewissen Unterton, den Joe und Takeru zu deuten wussten und sie beließen es dabei. Ein anderer Mann in der Runde wollte sich aber noch nicht geschlagen geben. „Kari, wenn was ist -“ „Nein! Taichi, es reicht.“ Sie wirbelte herum und sah in die Augen ihres Bruders. „Ich sage Bescheid, wenn es öfters vorkommt.“ Seine Schwester hatte die Stimme gehoben und funkelte ihn wütend an. „Ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Du weißt, dass ich zu dir komme, oder?“ Tai zog seinen Kopf ein. Er nickte und hob seine Hände als Zeichen, dass er sich ergeben hatte. Wenn seine Schwester ihn bei vollen Namen ansprach, sollte er ihr lieber aus dem Weg gehen. Sonst konnte es nur böse für ihn ausgehen. „In Ordnung. Ich mache mir nur Sorgen“, gab er kleinlaut von sich. „Das weiß ich. Ich hab dich auch lieb.“ Die Braunhaarige ging auf ihren Bruder zu und gab ihn einem Kuss auf die Wange. Dankend zog er seine Schwester liebevoll an sich. „Deine Laune ist nicht zum Aushalten, wenn du Kopfschmerzen hast“, flüsterte er ihr ins Ohr. Für diese Aussage fing er sich ein Schlag in die Rippen ein. „Taaiii -“ „Ist gut. Ich höre schon auf.“ Schnell gab er seiner Schwester einen Kuss auf die Wange und ließ sie frei. „Sucht euch alle einen Platz. Dass Essen ist fertig“, rief Takeru aus der Küche. „Was gibt es eigentlich? Ich habe Hunger.“ „Mimi, ich hätte damit gerechnet, dass dein Mann die Frage stellt“, kam es amüsiert von Takeru. „TK, lege dich nicht mit mir an. Ich bin hungrig und schwanger.“ „Schon gut. Es gibt eine Miso Suppe, Zitronenhähnchen mit Wildreis und Crème brûlée.“ „Hört sich lecker an“, kam es von Ken. „TK, gibt es eigentlich einen Grund, warum du uns alle eingeladen hast?“ „Ich, nein wir, wollten uns bei Tai und Ken für ihre Hilfe bedanken. Ohne euch wäre Brenda wahrscheinlich noch in Tokio. Joe wollten wir auch Danke sagen, weil er sich so lieb um Kari gekümmert hat“, erklärte der jüngere Blonde und sah jeden Angesprochenen in die Augen. „Da steckt doch mehr dahinter. Wieso sind wir alle hier?“, hakte Cody nach. „Das ist so klar … Ist es euch nicht aufgefallen?“ Amüsiert schaute Ken seine Freunde an. „Ken, rede Klartext“, kam es genervt von seiner Frau. „Überleg mal, Yolei: TK redet von ‚wir‘. Kari hat hier geschlafen. Das kann nur eins bedeuten …“ Takeru wollte seinem Freund den Wind aus den Segeln nehmen, schließlich wollte er die Neuigkeit verkünden. „Ken, man merkt, dass du Polizist bist.“ Er grinste den Freundlichkeitsträger an. Der jünger Blonde ging auf Karis Sitzplatz zu, legte seine Hände auf ihre Schultern. Die Augen ihrer Freunde weiteten sich, als der Basketballer tief Luft holte. „Mama und Papa küssen sich so wie Onkel Matt und Tante Sora oder Onkel Tai und Tante Mimi“, platze Kouki dazwischen. Stille. Zehn Augenpaare waren auf Takeru und Kari gerichtet. Diese wiederum schauten ihren Sohn entgeistert an. „Da haben die Yagami-Gene zugeschlagen.“ Matt wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. „Matt, wieso lachst du?“, fragte Tai nach. „Du bist ein Trottel, Tai. Hast du verstanden, was unser Neffe gesagt hat?“ Nachdenklich schaute der älter Blonde seinen besten Freund an. „TK und Kari … Nö, kein Plan.“ Ein genervtes und allgemeines Stöhnen ging umher. Die lange Leitung von Tai hatte wieder zu geschlagen. „Tai, du musst jetzt ganz stark sein. Deine Schwester hat einen Freund“, mischte sich Joe ein. „Woher willst du das wissen? Wer soll das sein? Joe bist du -“ „Was? Nein? Da hätte … Ach, nicht so wichtig.“ Die Stimme des Blauhaarigen wurde immer leiser. „Idiot“, giftete Mimi ihren Mann an. „Kari und TK sind ein Paar.“ Tai schaute seine Schwester und ihren Freund an. „Das wurde aber auch Zeit ihr Zwei.“ „Brüderchen, hast du dich mit Absicht dumm gestellt?“ „Klar. Ich staune nur, dass ihr mich wirklich alle für so dämlich haltet, dass ich nichts mitbekommen habe. Kari, kann ich mit dir sprechen?“ „TK, wir werden uns auch unterhalten“, kam es bestimmend von seinem Bruder. --- Tai zog seine Schwester in den Flur „Mensch, Schwesterchen, ich freue mich doch für euch. Wie lange seid ihr den schon zusammen?“ „Zwei Wochen.“ „Aha. Wann wolltest du mit mir darüber sprechen?“ „Wir wollten sichergehen, dass es diesmal passt und wollten es dann offiziell machen. Hätten wir uns geirrt, hätten weder du, noch Matt davon nichts erfahren.“ „Dir ist schon klar, dass du von euren Geschwistern redest? Uns ist aufgefallen, dass da mehr zwischen euch ist. Wir dachten nur, dass ihr das alte Spiel wieder spielen wollt.“ „Bei Matt weiß ich, dass er etwas mitbekommen hat, aber du?“ „Was soll das denn heißen, Kari?“ „Dass du manchmal eine lange Leitung hast.“ „Werde nicht frech. Ich bin immerhin dein Bruder.“ „Stimmt, und Matt ist mein bester Freund. Was ihn in eine schiefe Lage bringt, da er auch dein bester Freund ist. Da kann ich frech werden.“ Sie grinste ihren Bruder herausfordernd an. „Außerdem spielen Takeru und ich kein Spiel. Wir sind keine Teenager mehr und haben aus unseren Fehlern gelernt. Außerdem sind Eltern eines gemeinsamen Kindes.“ --- Matt ging mit seinem Bruder auf die Dachterrasse. „Ich habe es dir schon einmal gesagt. Da ihr jetzt ein Paar seid, wiederhole ich mich: Du bist mein Bruder, aber wenn du sie nochmal verlässt, werde ich mit Tai dafür sorgen, dass es dir nicht gut geht. Verstanden? Kari wird eine weitere Trennung nicht schaffen“, zischte der Freundschaftsträger. „Matt, jetzt mach mal halblang. Ich liebe Kari. Das weißt du. Wir sind zusammen und gemeinsam mit Kouki sind wir eine Familie. Das habe ich mir gewünscht, seit ich wieder in Tokio bin. Deine Predigt kannst du dir sparen. Denkst du, ich bin so blöd und mache den gleichen Fehler zweimal? Denkst du, ich verletze die Menschen, die mir die Welt bedeuten, nach allem was war? Denkst du, ich weiß nicht, dass Kari und Kouki es verdient haben, glücklich zu sein? Ich weiß was Kari auf sich genommen hat, um mir meinen Traum zu ermöglichen. Ich weiß, dass ich an der Reihe bin, den Beiden ein schönes Leben zu schenken. Ich werde für sie da zu sein. Ich habe aus der Vergangenheit gelernt. Mir ist bewusst, wenn ich es wieder vermassele, dass ich es dann mit drei Brüdern aufnehmen muss. Die Beiden sind mein Leben.“ Als Takeru seine leidenschaftliche Rede beendet hatte, sah Matt seinen kleinen Bruder mit großen Augen an und schmunzelte. „Wieso drei Brüder? Ich komme nur auf zwei -“ „Ach, komm schon. Du stehst doch sonst nicht auf dem Schlauch. Ich habe schon kurz nach meiner Rückkehr bemerkt, dass ihr eine sehr innige Beziehung habt. Du siehst sie nicht nur als eine Freundin, sondern als deine Schwester. Das hast du schon immer gemacht.“ Die Brüder sahen sich an und lachten. „Okay. Da hast du Recht. Kari ist wie eine Schwester für mich. Also pass gut auf die Beiden auf, sonst lernst du mich doppelt kennen. Viel Glück bei Tai“, grinste sein Bruder. Er deutete hinter Takeru und ging wieder zu den Anderen. Tai schloss die Terrassentür hinter sich. „Sag mal Takeru …“ - der Angesprochene zuckte zusammen - „… wann wolltest du mir das sagen?“ „Wir haben beschlossen …“, TK holte tief Luft und sprach weiter, „… wir wollten sicher …“, unsicher blickte der Hoffnungsträger den Träger des Mutes an, „… sein. Erst eine Basis .... Ach Bullshit. Ich liebe Kari“, platze es aus ihm heraus. „Na endlich. Ihr habt echt lange gebraucht, um das zu raffen. Du weißt, das Kari und Kouki, neben Mimi und den Babys, die wichtigsten Menschen in meinem Leben sind. Wehe du tust ihr noch einmal weh. Du liegst dann schneller unter der Erde, als dir lieb ist. Matt kann mich dann auch nicht aufhalten -“ „Ich glaube, dass er mit machen würde, wenn es um Kari geht -“ „Das stimmt. Kari bedeutet ihm sehr viel. Es ist ganz einfach: Du sorgst dafür, dass Kari glücklich ist und wirst sie beschützen. Dann ist alles in Ordnung. Für Kouki gilt das Gleiche. Missbrauche mein Vertrauen nicht.“ „Tai, sei dir gewiss, noch einmal werde ich Kari nicht gehen lassen. Sie hat mir so viel ermöglicht. Jetzt bin ich an der Reihe für sie und Kouki da zu sein. Nach meiner Rückkehr habe ich gehofft, dass wir wieder Freunde werden können. Dass, was wir jetzt haben, ist nicht zu übertreffen.“ „Dann ist ja alles klar.“ Tai und Takeru umarmten sich freundschaftlich und gingen gemeinsam zu den Anderen. Dem jüngeren Blonden stockte der Atem. Er sah Kari bei Joe stehen. Dieser hatte seinen rechten Arm um ihre Schulter gelegt und hatte sie an sich gezogen. Die Braunhaarige schien es zu genießen - schließlich wies sie den Älteren nicht ab. „Du bist uns eine Erklärung schuldig, TK.“ Der Hoffnungsträger wurde aus seinen Gedanken gerissen als er Mimis Stimme vernahm. Sie kam gemeinsam mit Sora auf ihn zu. „Ich … Was …?“ Verunsichert sah der Jüngere auf. „Ich freue mich für euch. Wie lange …?“, quietschte Mimi fröhlich. Sora folgte seinem Blick „Du musst dir keine Gedanken machen -“ „Das weiß ich Sora. Es ist nur, dass ich die Zwei mit anderen Augen sehe. Ich hätte nie gedacht, dass Joe sich in Kari verlieben könnte, oder umgekehrt. Ich habe sie nie als Paar erleben dürfen, aber ich glaube, dass sie gut -“ „Nicht so gut wie ihr es seid“, sagte Sora. „Ich freu mich für euch, Hira.“ Der Blauhaarige nahm sie in die Arme und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. „Ich habe dich schon lange nicht mehr so strahlen gesehen. Selbst, als wir noch zusammen waren, nicht. Ich wusste immer, wenn TK wieder nach Japan kommt, werdet ihr ein Paar. Ich bin froh, dass wir uns schon vorher getrennt hatten. Sonst würde ich immer denken, dass du mich wegen ihm verlassen hast.“ Traurig sah der junge Mann in ihr Gesicht. „Joey, du weißt, dass ich dich geliebt habe, oder? Du hast mir eine wunderschöne Zeit geschenkt, von der ich keine Sekunde missen möchte. Du und Yuri habt mich aus meinem Tief geholt, aus dem ich nicht alleine rausgekommen wäre. Kouki wäre nicht der Junge, der er heute ist, wenn ihr zwei nicht in meinem Leben gewesen wärt. Ich bin dir dankbar für Alles und dafür, dass wir immer noch sehr gut befreundet sind. Mein Leben wäre ein Stückchen ärmer ohne dich.“ Zärtlich strich die Braunhaarige über seine Wange. „Danke dir“, Joe zog sie weiter in seine Arme und drückte sie fest. Schließlich gab er ihr noch ein Küsschen und löste die Umarmung. Sie lächelte ihren ehemaligen Freund zu und sagte leicht schuldig: „Wir beide wissen, dass du mich verlassen hast und nicht andersrum.“ „Da hast du Recht. Hira, ich bereue nichts was zwischen uns war.“ Schmunzelnd strich der Zuverlässigkeitsträger über die Wange der Lichtträgerin. „Ich auch nicht. Schließlich hat sich durch unsere Beziehung eine wunderbare Freundschaft zwischen Yuri und Kouki entwickelt. Sie sind wie Bruder und Schwester.“ Kari und Joe mussten grinsen, als sie an die Beiden dachten. Kouki hat einen richtigen Beschützerinstinkt dem Mädchen gegenüber entwickelt. „Haben sich Yuri und Michiru schon aneinander gewöhnt?“, fragte die junge Frau nach. „Woher weißt du das? Wir sind noch nicht lange zusammen.“ „Joey, ich kenne dich. In deinem Gesicht kann ich lesen wie in einem offenen Buch. Michiru ist eine Freundin und Kollegin von mir. Den Lobgesang wegen eines gewissen Arztes, der unverschämt gut aussieht, habe ich noch in den Ohren. Sie hat mich gefragt, welche Knöpfe man bei Yuri drücken kann, um ihr Herz zu erobern. Denke daran, dass Yuri nicht nur mit Kouki redet. Im Übrigen siehst du sehr verliebt aus und du hast dich beim Essen verraten.“ „Pah, Frauen. Ihr halten auch immer zusammen. Du hast Recht“, grinste er nur vor sich hin. „Hey ihr Zwei. Störe ich euch?“ Lächelnd kam Takeru auf die die Beiden zu. „Quatsch, TK. Ich freue mich für euch. Ich kann dir nur einen Rat geben -“ Joe wandte sich seinem Freund zu. „Lass mich raten: Ich soll auf Kari und Kouki aufpassen und sie nicht wieder verlassen, oder?“ Ernst sah der Blonde zu dem Blauhaarigen. „Genau, sonst bekommst du riesigen Ärger. Kari ist eine wunderbare Frau.“ „Okay. Falls das jemals wieder vorkommen sollte, kannst du dich in die Reihe von Matt und Tai einreihen und mich umbringen. Sei dir gewiss, dass das nicht wieder vorkommen wird. Du hast Recht, Joey. Kari ist eine wunderbare Frau.“ Der Blauhaarige nickte zustimmend. „Dann ist ja alles klar.“ Der Blonde umarmte seine Freundin innig und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Schläfe. --- „Puh, dass hätten wir geschafft. Kouki schläft wieder.“ Erschöpft betrat Kari das Schlafzimmer. „Hatte er wieder einen Alptraum?“ „Ja, er hat noch mit den Folgen des Unfalls zu kämpfen.“ „Komm her, Hika.“ Takeru hatte die Bettdecke angehoben und Kari kuschelte sich in die Arme ihres Freundes. „Was hast du gemacht als ich im Krankenhaus war und Kouki schlecht geträumt hat?“ „Ich habe Kouki zu mir ins Bett geholt und ihm Geschichten erzählt.“ „Du bist ein guter Vater. Ich liebe dich.“ „Danke dir. Du bist die Beste. Ich liebe dich auch.“ Kapitel 22: Ein besonderer Abend -------------------------------- Es war ein besonderer Abend, den sie alle gemeinsam feierten wollten. Nicht nur die zwölf Freunde waren gemeinsam bei Tai und Mimi eingetroffen - einer von ihnen hatte seine Freundin mitgebracht. Schüchtern hatte er das Ehepaar gefragt, ob sie etwas dagegen hätten, wenn er nicht alleine kommen würde. Er wollte seine Freundin den Anderen vorstellen. Tai war überrascht von der Bitte seines Freundes. Nicht, dass er ihm sein Glück nicht gönnen würde – das Gegenteil war der Fall – es wunderte ihn nur, dass sein Freund eine Partnerin hatte. Ein Pärchen ging händchenhaltend auf das Haus der Yagamis zu. Vor dem Gartentor blieb die junge Frau kurz stehen und blickte ihren Freund unsicher an. „Ich bin so aufgeregt. Was ist wenn -“ „Meine Freunde sind in Ordnung. Keiner wird dich von oben herab behandeln. Du musst keine Angst haben“, beruhigte er sie. „Es ist gemein von dir. Du hast gesagt, dass du mich deinen Freunden vorstellen willst. Da wusste ich nicht, dass es sich um eine ganze Fußballmannschaft handelt.“ Vorwurfsvoll sah sie ihm in die Augen. Er lachte kurz auf. „Jetzt übertreibst du. Komm lass uns reingehen. Du fängst an zu zittern.“ „Vor Aufregung, nicht vor Kälte.“ Sie nestelte an der kleinen Geschenktüte herum. „Keine Angst. Ich bin bei dir.“ Er gab ihr einen sanften Kuss. Der junge Mann nahm ihre Hand, ging zur Haustür und klingelte. Ein blonder Mann öffnete die Tür und schaute die Besucher an. Seine Augen weiteten sich erstaunt. „Hallo ihr zwei. Kommt rein. Es sind fast alle da“, sagte er mit freundlicher Stimme. „Lass mich raten: Davis fehlt noch“, kam es trocken vom anderen Mann in der Runde. Der Blonde lachte auf und nickte. Neugierig schaute er auf die Begleitung seines Freundes. „Hallo. Ich bin Yamato. Du darfst mich auch gerne Matt nennen.“ Er reichte der jungen Frau seine Hand. „Matt, dies ist -“ „Ishida, die Tür zu öffnen kann doch nicht so schwer sein!“, rief ein braunhaariger Mann und erschien im Flur. „Oh … Hallo ihr beiden. Die anderen warten schon.“ Der Braunhaarige richtete sich an die junge Frau. „Ich heiße Taichi, oder auch einfach nur Tai. Das Beste ist, wenn wir die Vorstellungsrunde in der Wohnstube machen. Ich glaube, dass ist einfacher“, grinste er seinen Freund an. „Das kann lustig werden“, schmunzelte Matt. Sie hörten das Stimmenwirrwarr und die Musik. Als Tai die Wohnstubentür öffnete war nur noch die Musik zu hören. Verdutzte Augenpaare waren auf die junge Frau gerichtet. Sie hatte schwarze Haare, die sie als Bob trug, und große braune Augen. Das lilafarbene Kleid umspielte ihren makellosen Körper perfekt. Die junge Frau hielt die Hand ihres Partners fest umschlossen und es wirkte, als ob sie Schutz hinter ihm suchte. Kari hatte sich als erste gefangen. Sie ging auf das Pärchen zu. Sie nahm den jungen Mann in die Arme und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Hallo Joe.“ Kari flüsterte ihm ins Ohr: „Na endlich. Man sieht dir an wie glücklich du bist.“ „Hey Hira.“ Sanft schob er die Braunhaarige von sich um ihr in die Augen sehen zu können: „Danke dir.“ Kari wandte sich an die junge Frau. „Hallo Michiru. Schön, dass du hier bist.“ Sie nahm die junge Frau in die Arme. „Paps, wie schön.“ Kouki kam angerannt und riss seine Arme hoch. Joe verstand was er damit bezwecken wollte. Er nahm ihn in die Arme. „Hallo Kleiner. Wie geht es dir?“ „Gut“, quietschte er fröhlich, als dieser seinen Bauch kitzelte. Der Junge gab ihm einen Kuss auf die Wange. Joe setzte Kouki wieder ab. Neugierig schaute er auf die junge Frau. „Frau Shimizu, was machen Sie hier?“, fragte er neugierig nach. „Ich begleite deinen Paps heute“, erklang ihre freundliche Stimme. Yuzuka und Midori kamen in die Wohnstube gelaufen. Sie blieben vor Joe und seiner Begleitung stehen. Verwundert schauten sie auf die Frau. Die Kinder verbeugten sich leicht. „Guten Abend, Frau Shimizu“, kam es von den Mädchen im Chor. „Hallo ihr zwei“, sprach sie zu den Mädchen gewandt. „Hallo Joe“, begrüßten die Kinder ihn. „Hey Midori. Hallo Yuzuka.“ „Joe, da Kari und die Kinder deine Begleitung schon kennen, wärst du bitte so freundlich sie den Rest der Gruppe vorzustellen?“, erklang es auffordernd vom Hausherren. „Selbstverständlich.“ Joe schob Michiru vor sich und legte seine Hände auf ihre Taille. Er sah seine Freunde, über ihre Schulter hinweg, an. „Darf ich euch Michiru Shimizu vorstellen? Michiru und ich sind seit zwei Monaten ein Paar. Sie ist Erzieherin und eine Kollegin von Kari.“ „Herzlich Willkommen. Wir sind zwar eine große Runde, aber alle ganz lieb. Ich bin Mimi“, begrüßte Mimi Joes Freundin. „Danke schön“, kam es leise von Michiru. Nachdem die anderen sich kurz vorgestellt hatten, fingen sie an den Tisch zu decken. „Wo bleibt Davis eigentlich?“ Da hatte Izzy eine gute Frage stellt: Der Chaot war jetzt schon fast zwei Stunde zu spät. Das war sogar für seine Verhältnisse ein Rekord. „Vielleicht ist er bei seiner Freundin und kann sich nicht von ihr trennen?“, lachte Ken auf. „Seit wann hat er eine Freundin?“, kam es erstaunt von Yolei. „Wer möchte den denn als -“ „Yolei, es reicht. Davis ist immer noch mein bester Freund“, wies der Polizist seine Frau zurecht. In den Moment klingelte es und der verlorene Freund stand vor der Tür. „So eine Mist“, schimpfte Davis vor sich her, als die Tür geöffnet wurde. „Guten Abend. Schön, dass du uns mit deiner Anwesenheit beehrst. Was ist dir über die Leber gelaufen?“, fragte Tai ironisch nach. „Mein Auto. Kapitaler Motorschaden“, rief er aufgebracht. „Okay. Holst du jetzt deine gute Laune heraus? Wenn nicht, kannst du gleich wieder gehen.“ „Ich habe dich verstanden, Tai. Es ist trotzdem ärgerlich.“ „Davis, es gibt wichtigeres als ein Auto. Komm jetzt! Die anderen warten schon. Wir haben jemand Neues in unserer Runde.“ „Hä? Was meinst du?“ „Joe hat seine Freundin mitgebracht. Sie heißt Michiru. Nur, dass du Bescheid weißt“, informierte Tai seinen Freund. „Paps, wo ist eigentlich Yuri?“ „Sie ist bei ihrer Mutter. Tut mir Leid, dass du heute nicht mit ihr spielen kannst.“ Traurig schloss Joe seinen Ziehsohn in die Arme. „Ich soll dich ganz lieb von ihr grüßen.“ Der Blauhaarige gab Kouki einen Kuss auf die Wange. „Joe? Ist alles in Ordnung?“ Fragend sah Takeru ihn an. Er hatte das Gespräch der Beiden mitbekommen. „Ja. Die Kleine fehlt mir halt. Gerade heute. Ich habe kein Recht Yuri ihre Mutter vorzuenthalten, auch wenn sie nicht viel mit ihr zu tun haben will.“ Seine Augen blickten verletzt in die Augen seines Gesprächspartners. „Du bist ein guter Mensch und ein noch bessere Vater. Ich weiß nicht, was zwischen der Mutter von Yuri und dir vorgefallen ist. Du weißt hoffentlich, dass Kari und ich euch immer helfen werden.“ „Danke dir, TK. Lass uns kein Trübsal blasen. In einer Woche ist Yuri wieder bei Michiru und mir.“ Der Abend wurde immer ausgelassener und fröhlicher. „Habe ich das richtig verstanden? Du bist Mimi“, Michiru deutete auf einen braunhaarigen Mann, „und mit ihm verheiratet.“ Mimis Augen weiteten sich und sie fing an zu lachen. „Ja und nein. Ich bin Mimi, aber ganz sicher bin ich nicht mit Davis verheiratet. Mein Mann Tai steht neben Matt und Takeru.“ Michiru schaute von einem Blonden zum Anderen. „Wer ist Matt und wer Takeru? Die beiden neben einander kann man nicht auseinanderhalten“, runzelte Joes Freundin die Stirn. „Eigentlich ist es ganz einfach: Der mit dem austrainierten Körper ist TK, der unsportlich wirkende ist Matt. Außerdem ist Matt verschlossener als sein Bruder“, erklärte Yolei. „Oder du fragst Kari oder Sora. Die werden wohl ihre Partner erkennen“, kam es trocken von Mimi. „Danke euch. Wie sieht es bei Tai und Davis aus? Wurden die Beiden geklont?“ Unsicher blickte Michiru zwischen den Fußballern hin und her. „Das ist schwieriger. Beide spielen Fußball, sind Fresssäcke und vorlaut -“, setzte Sora an. „Davis ist kleiner als Tai. Außerdem würde Davis sich Ärger mit TK einfangen, wenn er Kari zu nahe kommt …“, meinte Mimi. „Wieso das denn?“ Verständnislos schaute Joes Freundin die Brünette an. „Er war in Kari verliebt. Einige von uns denken, dass er es immer noch ist“, warf Yolei ein. „Schau in das Gesicht, Michiru, wenn du Ähnlichkeiten zu mir findest ist es Tai“, kürzte Kari die Unterhaltung ab. „Wir sind Geschwister“, erklärte sie noch. „Das wäre zu einfach gewesen, Kari“, lachte Sora. Die anderen stimmten in das Lachen ein. „Michiru versteht sich gut mit den anderen Frauen“, stellte Izzy fest. Dabei versuchte er Yuzuka von seinem Rücken zu lösen. Ken nahm ihn seine Tochter ab. Sie kuschelte sich sofort in seine Arme. „So, wie die Frauen lachen, würde es mich nicht wundern, wenn sie über uns herziehen“, kommentierte Tai das Geschehen. Er sah wie Mimi ihn ansah, ihre Augen aufblitzen und anfing zu lachen. „Sag‘ ich doch. Sie lästern über uns.“ „Das ist nichts neues“, warf Cody ein. „Vielleicht sollten sich die Kinder einen Moment hinlegen, damit sie den Abend schaffen“, kam es vom Freundlichkeitsträger. „Wir haben im Gästezimmer alles für die Kinder fertig gemacht“, informierte Tai seine Freunde. „Hört sich gut an.“ Matt beobachtete seine Tochter, die sich die Augen rieb und herzhaft gähnte. „Achtung! Eine wichtige Durchsage: Alle Anwesenden unter sieben Jahre kommen zur Treppen und begeben sich im Gänsemarsch zum Gästezimmer, um sich ins Land der Träume zu verabschieden. Wir wecken euch rechtzeitig zum Feuerwerk“, rief Takeru unerwartet in den Raum. „Och man! Papa, muss das sein?“, grummelte Kouki vor sich her und unterdrückte ein Gähnen. „Ja. Deine Laune ist nicht zum Aushalten, wenn du müde bist und jetzt Abmarsch.“ Liebevoll drückte er seinen Sohn an sich. „Ich bin überhaupt nicht müde, Papa“, hörte Ken seine Tochter protestieren. „Deswegen schläfst du auch schon fast auf meinem Arm ein, Süße.“ Ken sah in die Augen seiner Tochter. „Ich bin zwar über sieben, trotzdem werde ich den Kindern Gesellschaft leisten. Seid mir nicht böse.“ Mimi sah Tai in die Augen. „Spar dir deine Frage. Uns geht es gut. Ich bin nur müde.“ Sie gab ihm ein Kuss und ging mit den Kindern nach oben. Die anderen Frauen folgten Mimi um ihre Kinder ins Bett zu bringen. „Ken, hast du neue Erkenntnisse, was Karis Unfall betrifft?“ Nachdenklich schaute Takeru den Polizisten an. „Wir konnten ermitteln, dass es ein Unfall mit Fahrerflucht war. Der Fahrer, der Kari voraussichtlich angefahren hat, konnten wir ausfindig machen. Er wird sich demnächst vor Gericht verantworten. Kari müsste bald eine Einladung zum Prozessbeginn bekommen.“ „Meinst du TK´s alte Flamme -“ „Davis … Du weißt -“ „TK, beruhige dich. Davis kann nichts dafür. Außerdem hat er Recht: Du warst mit Brenda zusammen“, sprach Matt mit ruhiger Stimme. „Ja, aber -“ „Um es kurz zu machen“, unterbrach Ken die Brüder, „Es gibt keine Hinweise, dass sie am Unfall beteiligt war.“ „Wenigstens eine gute Nachricht“, kam es leise, aber erleichtert von Takeru. „Wie meinst du das?“ Skeptisch schaute Tai den jüngeren Blonden an. „Kari wollte erst mit Joe sprechen.“ Nachdenklich schaute er den Blauhaarigen an. Sie hörten wie Sora, Yolei, Kari und Michiru die Treppe runterkamen. Die Lichtträgerin ging auf Takeru zu und kuschelte sich in seine Arme. „Kouki schläft. Wer weiß, wie lange“, seufzte sie auf. Sora und Kari hatten sich entschlossen, Tais Gemecker zu übergehen und waren dabei die Küche auf Vordermann zu bringen. Während sich Ken, Yolei, Michiru und Joe unterhielten, Izzy an seinem Laptop saß, Takeru, Cody und Davis im Garten waren, sowie Matt und Tai an der Spielekonsole zockten, ging plötzlich ein markerschütternder Schrei durch das Haus. „Kouki!“ Kari ließ vor Schreck den Teller fallen und lief die Treppe nach oben in das Gästezimmer. Takeru riss die Terrassentür auf und folgte ihr. Erstaunt blickten sich die anderen an. „Was war das denn?“ Nachdenklich schaute Tai Joe an. „Warum schaust du mich so an, Tai?“ Er fühlte sich unwohl in seiner Haut. „Joe, lass das. Worüber wollte Kari mit dir sprechen? So habe ich Kouki noch nie schreien gehört“, fuhr Tai ihn besorgt an. Der Arzt überlegte kurz. Kari und Takeru würden sicher nichts dagegen haben, wenn er mit ihren Freunden darüber sprach. „Nachdem, was Kari mir erzählt hat, vermute ich eine posttraumatische Belastungsstörung bei Kouki.“ „Joe, nicht schon wieder dein Fachchinesisch“, stöhnte der Braunhaarige genervt auf. „Kouki hat anscheint den Unfall noch nicht verarbeitet. Kari meinte, dass er regelmäßig Alpträume hat. Diese hatten begonnen, als sie im Krankenhaus war. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“ „Das ist ein Monat her“, rief Matt entsetzt. „Ihr dürft nicht vergessen, dass Kouki gesehen hat, wie seine Mutter angefahren wurde. Er ist ein sehr sensibler Junge. Ich vermute, dass er sich unbewusst die Schuld an den Unfall gibt.“ „Das ist Blödsinn“, warf Cody ein. „Das wissen wir, Cody. Kouki versteht das nicht. Er ist zu jung dazu“, erklärte Joe. „Okay. Was machen wir?“, fragte Tai nach. „Für die drei da sein. Zuhören und Geduld haben“, sprach Joe. Mimi hatte Kouki in die Arme geschlossen und versuchte ihn zu beruhigen. „Danke, Mimi.“ Kari nahm ihr das Kind ab. „Wir sind da, Engelchen.“ Sie hatte ihren Sohn in die Arme genommen und sprach leise auf ihn ein. Takeru strich ihm sanft über die Haare. „Was hast du?“, fragte Kari. „Ma … ma“, weinte der Junge. „Ich bin da. Papa ist auch da. Beruhige dich, Kouki. Du hast schlecht geschlafen.“ „Bö … ser Traum“, schniefte der Junge. „Weißt du, was du machst, wenn du einen bösen Traum hattest?“, sprach Takeru leise. Beschützend schloss er seine Arme um Kari und Kouki. Kouki schüttelte den Kopf. „Du nimmst dir eine große Kiste und stopfst den bösen Traum da rein. Du machst ganz schnell die Kiste zu und schließt sie ab. Schließlich nimmst du sie in deine Hände und wirfst diese mit dem Spruch ‚Tschüss du blöder Traum. Lass mich ja in Ruhe‘ ganz weit weg. Zum Schluss kuschelst du mit deinem Patamon und alles ist wieder gut“, flüsterte sein Vater ihm ins Ohr. „Was mache ich, wenn der böse Traum nicht in die Kiste will?“ „So lange schimpfen, bis der freiwillig in die Kiste geht. Du kannst auch Gatomon oder Patamon um Hilfe fragen. Sie helfen dir bestimmt“, grinste Takeru seinen Sohn an. „Hört sich gut an Papa.“ Kari sah Kouki an. „Engelchen, auch wenn du Mama, Papa und Paps nicht siehst. Wir sind immer bei dir. Weißt du wo?“ „Nein, Mama.“ „Wir sind alle hier …“, Kari legte ihre Hand auf die Brust ihres Sohnes, „… in deinem Herzen und lieben dich über alles. Du bist also niemals alleine. Jetzt versuche noch ein wenig zu schlafen, sonst verpasst du das Feuerwerk.“ Takeru kam die Treppe runter. Er schaute in die besorgten Gesichter seiner Freunde. „Kari ist noch bei den anderen. Sie kommt gleich.“ „TK, Kari hat mit mir über Kouki gesprochen. Passiert -“, setzte Joe an. „Zu Hause schläft Kouki seit ein paar Nächten durch. Dabei ist es egal, ob wir bei Kari oder mir sind“, erklärte der Hoffnungsträger schnell. Der Arzt nickte. „Der Kleine ist auf einem guten Weg. Falls noch etwas ist, meldet euch bei mir.“ Der jüngere Blonde sah ihn dankend an. „Das werden wir machen.“ Der Basketballer zog den Blauhaarigen in eine ruhige Ecke. „Joe, ich mache mir Sorgen um Kari. Sie hat immer noch Kopfschmerzen. Ihr ist oft übel, außerdem ist sie schnell müde und ständig gereizt.“ „Ich weiß“, seufzte der Arzt auf. Als er den fragenden Blick des Jüngeren sah erklärte der Blauhaarige: „Kari hat mit mir gesprochen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder leidet sie an dem Postkommotionellen Syndrom, oder Kari ist schwanger.“ Entgeistert schaute Takeru seinen Gesprächspartner an. „Das Zweite kann nicht sein“, kam es trocken vom Basketballer. Kari hatte die erste Zeit ihrer Beziehung im Krankenhaus verbracht. Auf Grund von Koukis Alpträumen hatten sie meistens zu dritt im Bett geschlafen. Ihr ‚erstes Mal‘ als Paar geschah in der vergangenen Nacht. „Soweit ich mich durch mein Studium erinnern kann, heißt ‚post‘ ‚nach‘. ‚Commotio‘ ist eine äußerliche Erschütterung eines Organs, meistens verursacht durch einen Unfall. Wie passt das zusammen, Joe?“ „Richtig. Einfach gesagt, können es die Folgeerscheinungen ihrer Gehirnerschütterung sein. Diese sollten sich in den nächsten Tagen legen“, erklärte Joe. „Doktor Yamada wertet die Untersuchungsergebnisse mit mir aus, sobald sie vorliegen“, erklang Karis Stimme hinter den beiden Männern. Diese drehten sich um. „Ich hatte heute einen Termin bei ihm. Er hat denselben Verdacht wie Joe.“ Nachdem die Kinder geweckt wurden, spielten diese fröhlich im Garten. Die Erwachsenen schauten in den Nachthimmel, als dieser hell in den verschiedensten Farben erleuchtet wurde und der Geräuschpegel enorm zunahm. Fasziniert schauten die Kinder sich das Schauspiel an. Sora stand nahe bei Matt. Dieser hatte seine Arme um ihre Taille gelegt. „Was meinst du wird auf uns zukommen?“, fragte sie. „Neue Aufgaben, Herausforderungen, Ziele und Wünsche“, kam es trocken von ihrem Ehemann und gab ihr einen Kuss. „Ich glaube, dass sich nicht viel ändern wird, Sora. Wir haben uns, Midori, unsere Familien und Freunde. Alle sind gesund. Was will man mehr?“ „Es wird sich eine ganze Menge ändern, Matt“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Der Blonde konnte seine Frau nicht verstehen, da in diesem Moment eine Rakete explodierte. „Tai, langsam wird es ernst für uns. In spätestens sieben Wochen sind unsere Kinder auf der Welt. Meinst du, dass wir gute Eltern werden?“ Mimi sah ihren Mann mit großen Augen an. Der Braunhaarige strahlte seine Frau an und streichelte ihr zärtlich über ihren Babybauch. „Ich freue mich auf die Beiden. Sie werden unser Leben bereichern. Langsam bin ich neugierig, wie sie aussehen werden.“ „Ich auch.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Um zu deiner Frage zu kommen: Wir werden sicherlich Fehler machen. Ich weiß, dass wir unsere Kinder vom Herzen lieben werden. Daher werden wir gute Eltern. Du wirst eine wundervolle Mutter sein. Davon bin ich überzeugt“, beruhigte Tai seine Frau. „Joe, ich bin froh, dass du mich heute deinen Freunden vorstellt hast. Sie sind wundervoll. Eigentlich fehlt nur noch Yuri und es wäre der perfekte Start ins neue Jahr. Ich liebe dich.“ Joe beugte sich seiner Freundin entgegen. „Was soll das werden?“, fragte sie unsicher. „Ich möchte dir einen Kuss geben.“ „Was ist mit Kari?“ „Was soll mit ihr sein? Sie ist mit TK zusammen, falls du es noch nicht mitbekommen hast. Ich liebe dich, Michiru.“ Joe schloss seine Augen und küsste sie sanft auf dem Mund. „Ken, hast du eine bestimmte Vorstellung, wie es mit uns weiter geht?“ Verliebt schaute Yolei in seine Augen. „Ich hätte schon eine Vorstellung. Die Entscheidung kann ich nicht alleine treffen.“ Beide schauten sich in die Augen und fingen gleichzeitig an zu sprechen: „Ich möchte, dass Yuzuka ein Geschwisterchen bekommt.“ Sie fingen an zu schmunzeln. „Also gehen wir es an, oder?“, fragte Ken nach. Seine Frau nickte und strahlte ihn an. Izzy, Davis und Cody sahen sich an. „Dieses Pärchenszenario geht mit auf den Kranz“, murrte Cody auf. „Ich bin mir sicher, das hängt damit zusammen, dass du grade Stress in deiner Beziehung hast“, warf Izzy ein. „Was für ein Beziehung?“, maulte der Angesprochene. „Ich bin seit Anfang Dezember Single.“ „Oh! Wieso hast du nichts gesagt?“, fragte Davis nach. „Wieso sagst du nicht, dass du eine Freundin hast, Davis?“ Als er den überraschenden Gesichtsausdruck sah, fügte Cody hinzu: „Genau deswegen.“ „Ach kommt, Jungs. Es kann nur besser werden“, munterte Izzy seine Freunde auf. „Irgendwann, werden wir unser Glück finden.“ „Ich habe mein Glück schon gefunden“, kam es stolz von Davis. Takeru zog Kari in seine Arme. Gemeinsam schauten sie den Kindern zu, wie sie aufgeregt durch den Garten liefen. Ab und zu zucken sie zusammen, als die Raketen knallten. „Joe meint, dass Kouki auf einen guten Weg ist, seine Ängste zu überwinden“, hörte sie die Stimme ihres Freundes ganz nah an ihrem Ohr. „Das hört sich doch gut an, Keru.“ Die Braunhaarige kuschelte sich weiter in seine Arme. „Bist du mir böse, weil ich mit Joe über deine Kopfschmerzen gesprochen habe?“ Takeru hatte ein schlechtes Gewissen seiner Freundin gegenüber, weil er ohne ihr Wissen mit Joe gesprochen hatte. „Nein. Ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Ich freue mich, dass ihr euch sehr gut versteht. Das macht alles einfacher. Wir sind eine gut funktioniere Patchwork-Familie“, lachte Kari auf. „Da hast du Recht. Hika, ich liebe dich. Ich weiß, dass wir noch nicht lange ein Paar sind. Mir ist ein Gedanke gekommen.“ Takeru drehte sie zu sich um. Er sah ihr in die überraschten braunen Augen. „Was meinst du, Keru?“ „Hika, wir wechseln von deiner Wohnung in meine und umgekehrt. Wäre es nicht einfacher, wenn wir nur ein Wohnung hätten?“ „Eine Wohnung? Du willst mit uns zusammen ziehen?“ „Was bist du so erstaunt? Wir haben die letzten Wochen immer zusammen verbracht. Wäre es nicht einfacher, nur eine Wohnung zu haben?“ „Du hast Recht. Lass uns das ganz in Ruhe angehen. Doktor Yamada meinte, ich sollte zusätzlichen Stress vermeiden.“ „In Ordnung. Wir ziehen zusammen, sobald es dir besser geht. Einverstanden?“ „Ja.“ Tai sah auf seine Uhr. „Alle mal hergehört. Wir sollten uns zusammenfinden. Es dauert nicht mehr lange. Ihr könnt euch jeder einen Sekt nehmen. Für Mimi und die Kinder gibt es Orangensaft.“ Die Freunde stellten sich in einen Kreis auf und hoben ihre Gläser an. „Drei … Zwei… Eins.“ Die Sektkelche klirrten aneinander und ein lautes: „Happy new Year“, hallte durch den Garten. Die Paare drehten sich zu einander und gaben sich den Neujahrskuss. „Das könnt ihr schnell vergessen“, knurrte Izzy auf. „Als wenn ich dir einen Kuss geben würde, Izumi.“ „Leute, wollt ihr das neue Jahr wirklich mit einem Streit anfangen?“, kam es genervt von Cody. Matt zog seine Frau zur Seite. „Du, sag mal, hat es einen bestimmten Grund, warum du mit Saft angestoßen hast?“ Nachdenklich schaute er in die Augen seiner Frau. Diese blitzend verräterisch auf. „Was denkst du?“ „Ich denke … Nein … Wirklich?“ Sora nickte. Verliebt schaute sie in die blauen Augen ihres Mannes. „Wahnsinn. Das ist ja wunderbar“, schrie Matt erfreut. Er schlang seine Arme um Soras Hüfte und drehte sich mit ihr im Kreis. Erstaunt schauten die Freunde das Ehepaar an. „Was ist denn bei den beiden kaputt?“, fragte Tai nach. „Ich glaube die Beiden freuen sich über das neue Jahr“, stellte Davis eine Theorie auf. „Quatsch. Matt würde deswegen nie so ausrasten“, warf Izzy ein. „Ich tippe darauf, dass mein Bruder erneut Vater wird“, spekulierte Takeru. „Wie kommst du darauf?“, kam es überrascht von Joe. „Ich habe etwas gehört, was ich nicht hören sollte. Außerdem schaut euch mal alle unsere Frauen an. Sie schauen alle verlegen auf den Boden, sogar Michiru.“ „Hey Leute, wir müssen euch etwas Wichtiges sagen.“ Matt und Sora kamen ahnungslos auf ihre Freunde zu. „Lass mich raten. Ihr …“ „Klappe Tai. Ich möchte meinen Kopf noch länger haben“, herrschte Takeru den Älteren an. Verwundert schaute das Ehepaar in die Runde. „Ähm … Ach egal, Sora und ich werden zum zweiten Mal Eltern.“ „Das ist ja wunderbar“, rief Yolei entzückt aus. „Herzlichen Glückwunsch“, kam es im Chor. „Apropos Herzlichen Glückwunsch“, setzte Kari an. „Alles Liebe zum Geburtstag, Joey“. Sie ging auf den Blauhaarigen zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Hier für dich.“ „Danke, Hira“, kam es schüchtern vom Geburtstagskind. Auch die Anderen beglückwünschten ihren Freund. „Tai …?“ Keine Reaktion. „Tai …?“ Wieder nichts. „Tai!“, schrie Mimi aufgebracht. „Was ist, Prinzessin?“ Verwundert drehte er sich zu seiner Frau. „Es ist so weit.“ „Mimi, rede Klartext. Was willst du von mir?“ „Sag mal, bist du besoffen oder was?“, kreischte sie los. „Ich stehe im Wasser.“ „Nee, du stehst auf dem Rasen.“ „Tai, du Idiot. Meine Fruchtblase ist geplatzt. Unsere Kinder kommen. Rufe jetzt verdammt nochmal den Rettungswagen!“ „Was hast du gesagt?“ „Idiot. Du wirst heute Vater. Hast du es jetzt verstanden? Nein? Für Vollpfosten: Meine Fruchtblase ist geplatzt. Hast du es immer noch nicht verstanden? Deine Kinder wollen auf die Welt. Jetzt rufe verflucht diesen scheiß Rettungswagen, oder ich werde die Kinder in unseren Garten bekommen. Hast du jetzt verstanden, was ich von dir will?“, schrie Mimi ihn an. „Mimi, beruhige dich. Der Rettungswagen ist auf den Weg. So lange werde ich mich um euch kümmern“, beruhigte Joe die werdende Mutter. Er hörte ein dumpfes Geräusch. Er schaute über seine Schulter. Trocken gab er von sich: „TK, kümmerst du dich bitte um Tai?“ Kapitel 23: Neues Leben - Neues Glück - Alte Gefühle ---------------------------------------------------- „Hallo Mama“, begrüßten Kari und Sora Mimi. „Hey ihr Zwei. Wo sind eure Männer?“, begrüßte Mimi ihre Freundinnen. „Sie sind bei Kouki und Tai. Sie wollten in die Spielecke. Wobei ich jetzt nicht weiß, ob es Koukis Wunsch war oder der von Tai“, lachte Sora auf. „Wie geht es euch drei?“ „Gut. Die Geburt ist ohne Komplikationen verlaufen. Yuki und Makato entwickeln sich prächtig. Makato ist immer hungrig, wenn er so weiter macht, macht er seinem Vater Konkurrenz. Er gibt den Ton an, aber Yuki lässt sich nicht unterkriegen. Sie ist die Ruhigere, kann aber auch bestimmend sein“, erklärte Mimi, während sie voller Stolz auf ihre Kinder sah. „Die Beiden sind eine Miniausgabe von dir und Tai“, schmunzelte Kari. Liebevoll sahen Sora und Kari in das kleine Bettchen vor ihnen. Sie mussten schmunzeln, als sie sahen, wie die Geschwister sich umarmten. Vorsichtig nahm erst Sora, dann Kari ein Kind aus dem Bettchen und hielten sie zärtlich in den Armen. Beide wurden mit großen blauen Babyaugen angesehen. Schnell vorzog sich das Gesicht eines Babys und verkündete lautstark seinen Unmut. Kaum hatte der erste angefangen zu weinen, setzte der andere mit ein. Es passte ihnen gar nicht getrennt zu werden. Immerhin waren sie es gewohnt, dass sie die Nähe des anderen spüren konnten. Kari drehte sich so, dass das Baby auf ihren Arm den Geruch des anderen wahrnehmen konnte und sprach ruhig auf das Kind ein. Schnell war wieder Ruhe eingekehrt. „Ich bin deine Tante Kari.“ Sie streichelte beruhigend die Wange des Kindes. „Mimi, wen habe ich auf den Arm?“ Fragend sah die Jüngere ihre Schwägerin an. „Das ist Yuki. Sie ist zarter als ihr Bruder.“ „Na, dann bist du wohl Makato“, stellte Sora fest. Sanft streichelte sie über das Köpfchen des Jungen. „Du hast genauso ein Wuschelkopf wie dein Vater“, stellte die Rothaarige fest. „Da Makato ‚Aufrichtig‘ bedeutet, gehe ich davon aus das ihr ‚Yuki‘ von Mut hergeleitet habt und nicht den Schnee meint, oder?“, fragte Sora neugierig. „Stimmt. Wir fanden es passend, als wir unsere Kinder zum ersten Mal gesehen haben“, erklärte Mimi. „Wie lange müssen die Beiden noch im Krankenhaus bleiben?“ „Yuki und Makato gelten zwar als Frühchen, aber das Gewicht der Beiden liegt im Normbereich. Sie haben keine Probleme mit der Atmung, daher kann es nicht mehr lange dauern, bis wir nach Hause können.“ „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Tai in Ohnmacht fällt, als seine Kinder auf die Welt wollten“, grinste Sora frech. „Ich schon“, kam es von Mimi. „Er ist damals auch umgekippt, als Kouki geboren wurde. Dabei war er gar nicht bei der Geburt dabei. Vielleicht hing es auch mit der Gesamtsituation zusammen“, sprach sie mit leiser Stimme. „Mimi …“ Sora legte Makato zurück in sein Bettchen und nahm ihre Freundin in die Arme. Diese legte ihren Kopf an die Schulter der Rothaarigen und fing an zu weinen. „Beruhige dich. Es ist schrecklich, was damals passiert ist. Du und Tai habt es geschafft. Ihr habt euch und eure Kinder …“ „Ja, wir haben unsere Kinder. Die Beiden sind unser größtes Glück. Trotzdem fehlt ein Kind“, schniefte die frischgebackene Mutter. Kari ging mit der schlafenden Yuki auf dem Arm aus dem Zimmer. Sie machte sich auf die Suche nach Matt, Takeru, Tai und Kouki. „Papa, schau mal: Da kommt Mama.“ Kouki zupfte am Hosenbein seines Vaters. Der Angesprochene drehte sich in die Richtung, in die sein Sohn zeigte. Takeru musste schlucken, als er Kari mit dem Baby auf dem Arm auf sie zukommen sah. Dieses Glück war ihm damals nicht vergönnt gewesen, Kari mit ihren gemeinsamen Sohn so zu sehen. Der Blonde fühlte einen leichten Stich im Herzen. Er sah den ernsten Gesichtsausdruck seiner Freundin. „Tai, ich glaube irgendetwas stimmt nicht“, sprach er den Braunhaarigen an. „Was meinst du, TK?“ Skeptisch blickte er in die Augen des Jüngeren. „Keine Ahnung. Schau dir mal Kari an.“ Mit dem Kinn deutete er in Richtung aus der seine Freundin kam. „Au Backe. Kari, was ist passiert?“, rief ihr Bruder ihr besorgt entgegen. „Mimi geht es gar nicht gut“, setzte sie zu einer Erklärung an. Tai schaute auf das Baby auf ihrem Arm und vergewisserte sich, dass es seiner Tochter gut ging. „Aber … Aber … Das kann … nicht sein“, stammelte ihr Bruder vor sich her. „Tai, Mimi ist dabei in ein seelisches Loch zu fallen.“ „Man, Kari. Spreche so, dass ich dich verstehen kann“, giftete der Braunhaarige sie an. „Sie vermisst euer Kind, Tai. Die Gefühle von damals kommen in ihr wieder hoch, wenn sie Yuki und Makato sieht. Sora tröstet sie gerade.“ Kari hatte gerade zu Ende gesprochen, als ihr Bruder schon über den Krankenhausflur lief. „Pass gut auf Yuki auf, Kari“, rief er schnell über seine Schulter. „Ja, klar. Pass auf, Tai! Du rempelst gleich eine Krankenschwester … Zu spät.“ „Junger Mann, das ist ein Krankenhaus und kein Sportplatz“, zischte die von Kari erwähnte Krankenschwester ihn an. Tai blieb kurz stehen verbeugte sich. Schnell murmelte er eine Entschuldigung. Der Braunhaarige drehte sich um und lief weiter in die Richtung, in der Mimi ihr Zimmer hatte. Tai riss die Tür zu dem Zimmer seiner Frau auf und musste schlucken. Mimi klammerte sich wie ein Häufchen Elend an Sora fest. Sie weinte bittere Tränen. Durch seine Aktion war Makato aufgewacht und weinte. Sora sah zu Tür. „Sie hört einfach nicht auf zu weinen, Tai. Kümmere du dich um deine Frau. Ich werde Makato beruhigen. Wo sind Kari, Yuki und die anderen?“ „Danke, Sora. Sie sind in der Spielecke“, gab ihr bester Freund tonlos von sich. Sie nickte und ließ Tai mit Mimi alleine. „Mimi …“ Tai ging auf das Bett zu und setzte sich zu seiner Frau. „Mimi …“, sprach er einfühlsam. „Soll ich dir etwas verraten?“ Er zog sie in seine Arme. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter. „Ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt. Du hast mir das größte Glück geschenkt, das es geben kann.“ Tai spürte wie ihr zierlicher Körper zitterte. „Trotzdem bin ich traurig. Ich vermisse unser Kind auch, Mimi. Zurzeit ist es echt schlimm. Immer wenn ich in die Augen von Yuki oder Makato sehe, frage ich mich: ‚Was wäre wenn?‘ Das bringt aber nichts. Wir können leider die Vergangenheit nicht ändern, auch wenn wir es uns noch so sehr wünschen. Ich liebe dich. Nehme dir die Zeit und Trauer. Du darfst nur nicht vergessen, dass wir dich brauchen. Verspreche mir, dass du unsere Kinder -“ „Das könnte ich nicht, Tai. Ich liebe die Beiden. Das Gefühlschaos musste einfach raus.“ Mimi blickte mit verweinten Augen in die Augen ihres Mannes. Zärtlich wischte er die Nässe aus ihrem Gesicht. „Ja, da hast du Recht. Geht es wieder?“ Sie nickte. Er zog das Gesicht der Brünetten nahe an seines und gab ihr einen Kuss. „Ich hätte es nicht ertragen können, wenn ich dich damals auch noch verloren hätte. Verspreche mir mit mir zu reden, wenn dich etwas bedrückt. Ich bin dein Mann und ich liebe dich“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Versprochen. Ich liebe dich auch.“ Mimi gab in einen Kuss auf die Wange. --- „Mama, wer ist das auf deinem Arm?“ Kouki musterte das kleine Bündel in Karis Armen aufmerksam. „Das ist deine Cousine. Sie heißt Yuki und ist die große Schwester von Makato, deinem Cousin“, erklärte Kari. Sie ging in die Hocke, damit ihr Sohn das Gesicht der Kleinen betrachten konnte. „Wer sind ihre Eltern?“ „Tante Mimi ist die Mutter der Beiden und Onkel Tai ist der Vater“, informierte Takeru seinen Sohn. „Wieso ist sie eine große Schwester? Sie ist doch gerade erst da. Ging das bei Yuri und mir auch so schnell?“ Kari sah ihren Sohn entgeistert an. Vorsichtig blickte sie Takeru in die Augen, sein Blick wirkte verletzt und unendlich traurig. Er bemerkte ihren Blick, blinzelte kurz und sah sie leicht lächelnd an. „Kouki, Yuri und du seid keine richtigen Geschwister. Ich bin nicht Yuris richtige Mutter, sowie Joe nicht dein richtiger Vater ist“, versuchte Kari eine Erklärung. Sie wusste, dass Kouki es nicht verstehen würde. Dazu war er zu jung. Der Junge sah seine Mutter und dann seinen Vater an. „Ist mir wurscht. Ich habe einen Papa und einen Paps. Ich habe beide ganz doll lieb.“ Kouki ging auf Takeru zu und kuschelte sich an ihn. Er nahm seinen Sohn auf den Arm und grinste ihn an. „Ich hab dich auch lieb, Kleiner.“ „Yuri ist meine Schwester. Piep egal, ob richtig oder nicht“, kam es trotzig von dem Jungen. „Wieso hat sie …“, Kouki deutete auf seine Cousine „… schon einen Bruder?“ Kouki gestikulierte so wild mit seinen Händen, dass Takeru in wieder auf den Boden absetzte. „Yuki hat in dem Bauch von Tante Mimi mit ihrem Bruder zusammen gewohnt. Die Beiden sind Zwillinge“, meinte Kari. „Hä? Wo sind dann die großen Geschwister von Yuri und mir? Wohnt man immer zu zweit da drin?“ „Nein, Kouki. Dass die Babys zu zweit im Bauch der Mama wohnen ist eine Ausnahme“, versuchte Matt eine Erklärung. „Na gut, aber wo sind unsere Geschwister jetzt hin?“ „Yuri, Yuzuka und du, ihr habt noch keine Geschwister. Midori wird bald eine große Schwester sein“, versuchte es Matt erneut. „Klasse! Wenn Midori große Schwester wird, möchte ich ein richtiger großer Bruder werden“, rief der Junge erfreut. Matt nahm Kari das Baby aus dem Arm, als er ihren verdutzten Gesichtsausdruck sah. Sicher war sicher. Schnell legte er Yuki auf den Wickeltisch in seiner Nähe und bekam einen Lachanfall. Die Gesichter seines Bruders und von Kari sprachen Bände. Takeru schaute seinen Sohn an, dann blickte er zu Kari. Sie hatte den Mund leicht geöffnet, schloss ihn, ohne ein Wort zu sagen. Unsicher blickte sie in das Gesicht ihres Freundes. „Kleiner, wie stellst du dir das vor?“, fragte Takeru seinen Sohn. „Keine Ahnung. Frag doch Onkel Tai oder Onkel Matt wie sie das gemacht haben.“ Kari stellte sich neben Matt an den Wickeltisch und passte auf ihre Nichte auf, da Matt sich nicht mehr vor Lachen halten konnte. Sie war immer noch sprachlos. Die Braunhaarige wusste nicht, ob sie lachen sollte oder nicht. „Kouki, ist dir aufgefallen, dass du der Älteste von euch Vieren bist? Dementsprechend hätten deine Onkel mich fragen müssen -“ „Keru, lass das“, zischte Kari ihn an. „Was denn? Ist doch wahr. Außerdem bin ich aus dem Alter raus meinen oder deinen Bruder wegen dieser Sache zu fragen“, verteidigte sich ihr Freund. „Hör jetzt auf. Ich könnte mich sonst vergessen, Keru“, rief sie aufgebracht. „Schon gut. Jetzt beruhige dich wieder“, kam es kleinlaut Takeru. „Onkel Matt. Wo bekomme ich jetzt ein richtiges Geschwisterchen her?“ „Da musst du dich an deine Eltern wenden. Was anderes wird dir nicht übrig bleiben“, kam es trocken von seinem Onkel, bevor er wieder lachen musste. „Matt, sag mal -“, fuhr Kari den älteren Blonden an. „Matt, man hört dich über den ganzen Flur lachen. Was hast du?“, fragte Sora nach. Sie kam mit Makato auf den Arm auf die anderen zu. Sein Blick blieb an dem noch flachen Bauch von Sora hängen. „Unser Neffe verhandelt mit seinen Eltern, dass er ein Geschwisterchen bekommt“, prustete der älteste der Blonden los. Sora musste lachen. „Tja, ihr beiden. Ihr wisst, was ihr zu tun habt, oder?“, kam es amüsiert über ihre Lippen. „Sora, du nicht auch noch“, stöhnten Koukis Eltern gleichzeitig auf. --- Den Abend verbrachten Kouki, Kari und Takeru in der Wohnung der Braunhaarigen. „Kouki schläft“, informierte Takeru seine Freundin. Kari war in der Küche und hatte das Geschirr in den Geschirrspüler gestellt. „Hört sich gut an“, grinste sie den Blonden an. „Kann ich dir noch helfen?“ „Nein, ich bin gerade fertig geworden. Der Abend gehört uns“, meinte sie und schaltete das Gerät ein. „Du kannst schon in die Wohnstube gehen und dir einen Film aussuchen. Ich muss noch auf die Toilette.“ Takeru betrat die Wohnstube und sein Blick blieb auf ein großes Foto, welches auf der Anrichte stand, hängen. Traurig lächelte er es an. Das gleiche Bild hatte Kari auch in seiner Fotocollage verwendet. Sie hielt Kouki liebevoll im Arm und gab ihm einen Kuss auf sein Köpfchen. Tai und Matt standen hinter den Beiden und hatten jeder einen Arm um Kari gelegt und schauten stolz auf Kouki. „Welchen Film wollen … Keru? Ist alles in Ordnung?“ Kari hatte ihre Arme von hinten um seine Hüften geschlungen. „Das Foto entstand, als Kouki und ich das Krankenhaus verlassen hatten. Deine Mutter hatte es gemacht. Wir hatten gar nicht mitbekommen, dass wir fotografiert wurden.“ „Es ist wunderschön. Das Bild zeigt auch, was ich verpasst habe“, erklang seine Stimme traurig. „Ich hatte nicht das Glück, meinen Sohn als Baby zu sehen. Wie er die wichtigsten Dinge in seinem Leben gelernt hatte.“ Takeru drehte sich zu ihr um. Der Blick ließ Kari zusammenzucken. Dieser Blick war voller Trauer, Verletzlichkeit und Selbstvorwürfen. „Keru … Es tut mir leid … Hätte ich auf -“ „Hika, wir wollten die Vergangenheit ruhen lassen. Es hat alles seinen Grund, warum etwas passiert.“ „Danke dir. Ich habe eine Idee. Setzt dich auf die Couch. Ich bin gleich wieder da.“ Kari verschwand in ihrem Schlafzimmer. Kurze Zeit später kam sie mit einem großen Karton in der Hand wieder. „Okay, erst die Fotos oder die Videos?“, fragte sie ihren blonden Freund. „Was hast du da?“, fragte er neugierig nach. „Meine Schatzkiste“, grinste sie ihn an. „Hier sind alle Videos und Fotoalben von Kouki drin. Ich möchte dir Koukis Leben nahe bringen. Also, womit möchtest du anfangen?“ Die blauen Augen von Takeru fingen an zu strahlen. „Gerne mit den Videos.“ Er schaute in die Kiste und machte große Augen. „Ich weiß das du gerne fotografierst, aber das ist ja … Das sprengt den Rahmen meiner Vorstellungskraft“, staunte der Hoffnungsträger. „Das sind nicht nur Fotos die ich gemacht habe. Die anderen haben mir Abzüge von ihren Bildern gegeben“, verteidigte sich die Braunhaarige. „Ich wollte dir die Möglichkeit geben, irgendwann dein Kind kennen zu lernen“, gab sie schuldbewusst von sich. „Los, lege endlich die DVD ein. Ich bin neugierig“, lenkte der Blonde ab. Kari legte die DVD ein und kuschelte sich in die Umarmung ihres Freundes ein. Beide schauten gespannt auf den Fernsehbildschirm. Takeru sah auf die Uhr, die über dem Fernseher hing. Er war erstaunt, dass die Zeit so schnell vergangen war. Sie hatten über zweieinhalb Stunden Videos über Koukis Leben geschaut. Das Herz des Blonden hatte sich mit Freude und Stolz gefüllt. „Hika? Hey Süße.“ Takeru gab ihr einen sanften Kuss auf den Kopf. Er hatte gemerkt, wie dieser immer schwerer in seinen Armen wurde, letztendlich lag dieser auf seinen Schoss. „Du musst wach werden. Lass uns ins Bett gehen. Sonst hast du morgen wieder Kopfschmerzen.“ „Mhh, gleich.“ „Hika, komm jetzt. Ich meine es nur gut.“ Takeru schaltete den Fernseher und den DVD-Player aus. Immer noch gab es keine Reaktion von seiner Freundin. Kurz hob er ihren Kopf an, stand auf, nahm sie in seine Arme und ging mit ihr in das Schlafzimmer. --- Überrascht ging Tai an seine Haustür, als es klingelte. Eigentlich wollten seine Helfer später kommen. „Wie siehst du aus?“, fragte sein Besucher nach. „So wie man aussieht, wenn man versucht, das Kinderzimmer fertig einzurichten. Mimi hat mir gestern gesagt, dass ihr die Farbe für das Zimmer nicht mehr gefällt. Also musste ich wieder von vorne anfangen“, stöhnte der Braunhaarige auf. „Du weißt, dass ich nur bis dreizehn Uhr Zeit habe? Ich muss dann in die Sporthalle, wegen dem heutigen Spiel.“, informierte Takeru seinen Freund. „Kann ich meine Sachen ins Badezimmer legen?“ „Kein Problem. Bis dreizehn Uhr reicht vollkommen. Matt und Cody wollten vorbeikommen. Komm, lass uns schon anfangen.“ „Was ist mit Davis und Ken?“ „Die müssen arbeiten. Dadurch, dass Yuki und Makato sieben Wochen zu früh geboren wurden, konnten die Beiden an ihren Schichten nichts mehr ändern.“ „Wie geht es Mimi und den Babys?“ „Mimi hat noch mit der Vergangenheit zu kämpfen, aber sie schlägt sich tapfer. Das wichtigste ist, dass sie darüber redet und das macht Mimi. Die Kinder haben sich so gut entwickelt, dass sie in zwei Tagen alle nach Hause kommen können“, strahlte Tai seinen Besucher an. Die Männer betraten das angehende Kinderzimmer. Vor ihnen lagen verschiedene Tapetenrollen, mehrere Rollen von einer Bordüre und die Tapezierutensilien. Des Weiteren lagen unterschiedliche Kartons auf den Boden verteilt, in dem das neue Mobiliar sich befand. „Wie hast du dir das Zimmer vorgestellt?“, fragte der Blonde und schaute auf die Tapetenrollen. „Die rechte Seite soll Yukis Reich sein und die Linke Makatos. Die Bordüre kommt oberhalb des Lichtschalters“, erklärte Tai seinem Freund. „Also rechts rosa, links hellblau.“ Tai nickte. „Wieso hat Yuki eigentlich dein Wappen im Namen und nicht Mimis?“ „Yuki ist die Ältere der Beiden. Sie hatte den Mut, zuerst auf die Welt zu kommen“, grinste Tai den Blonden an. „Das macht Sinn“, lachte Takeru auf. Takeru stand gerade auf der Leiter und brachte die Tapetenbahn an die Wand, die Tai ihm gereicht hatte als dieser fragte: „Wie geht es dir?“ Takeru fuhr mit der Bürste über die Tapete und zuckte unmerklich zusammen. „Danke der Nachfrage. Mir geht’s super. Tai, gibst du mir bitte die nächste Bahn? … Danke.“ „Bitte … Nein, so meine ich das nicht, TK. Wie fühlst du dich, jetzt wo die Babys da sind und Sora schwanger ist? Du konntest weder Karis Schwangerschaft, noch die Zeit in der Kouki ein Baby war, miterleben“, erklärte Tai unsicher. „Klar, schmerzt es, dass ich nicht für Kari da war, als sie schwanger war. Zumal sie die ganzen Probleme hatte. - Gebe mit bitte die nächste Bahn. - Ja, ich bin traurig, Kouki nicht von Geburt an begleitet zu haben. Trotzdem hat Kari mir sein Leben durch die Videos und die unzähligen Fotos gezeigt. Sicher, es ist nicht das gleiche, wie bei dir und Mimi. Kari und ich wollen die Vergangenheit ruhen lassen.“ „Du bist Kari nicht mehr böse deswegen?“ Takeru stieg die Leiter runter und blickte den Bruder seiner Freundin in die Augen. „Tai, du weißt, ich war wütend. Ich hätte am liebsten alles kurz und klein geschlagen“ Nachdenklich blickte er zu Seite. Der Blonde schaute wieder in das Gesicht des Älteren und lächelte. „Schau dir heute das Ergebnis an. Glaubst du, ich wäre mit Kari zusammen, wenn ich immer noch wütend auf sie wäre? Ich habe die Frau meines Lebens an meiner Seite und einen wundervollen Sohn. Wer weiß, vielleicht habe ich irgendwann das Glück, Kari schwanger zu erleben und mein Baby in den Armen zu halten?“ „TK, ihr plant doch nicht- “ „Hey, beruhige dich. Kari und ich sind seit knapp drei Monaten ein Paar. Meinst du nicht, dass das noch Zeit hat?“ „Ich will nicht fies sein, aber Kouki ist durch einen One-Night-Stand entstanden.“ „Jetzt will ich nicht fies sein, aber wenn du noch einmal diesen Zusammenhang herstellst, vergesse ich mich. Ihr alle habt uns zu der Zeit eine Beziehung nach gesagt. Demnach kann Kouki nicht durch einen One-Night-Stand entstanden sein. Lass den Quatsch bloß nicht Kari hören, sonst hast du Ärger am Hals. Wenn du Pech hast, redet sie dann nie wieder ein Wort mit dir“, konterte der Jüngere angesäuert. „Lass uns weiter machen. Wir werden sonst nie fertig.“ Wütend kletterte der Blonde wieder auf die Leiter. „Entschuldigung, TK“, kam es kleinlaut vom Älteren. „Was machen Koukis Alpträume eigentlich?“ „Alles klar, Tai. Er schläft seit zwei Wochen durch. Joe meint, dass Kouki es geschafft hat. Um deiner Frage zuvor zukommen: Doktor Yamada hat keine organischen Auffälligkeiten bei Kari feststellen können. Das heißt: Ihre Kopfschmerzen sind psychischer Natur“, erklärte er. „Wie meinst du das?“ „Kari hat episodischen Spannungskopfschmerz. Hervorgerufen durch Stress. Diese können noch chronisch werden. Sollte dies der Fall sein, muss Kari leider ihr Leben lang damit leben. Sie hat Glück im Unglück. „Hä? Das ist doch -“ „Klar ist das nicht angenehm. Kari kann den Kopfschmerzen entgegen wirken, wenn sie die Auslöser kennt, indem sie diese meidet. Dies wird aber nicht immer funktionieren. Eine Migräne wäre aber schlimmer. Also Glück im Unglück. Gibst du mir bitte die letzte Bahn?“ „Du bist nicht umsonst der Hoffnungsträger. Wo nimmst du deine Stärke und dein positives Denken her?“, staunte Tai, während er die Tapete weiterreichte. „Von meinem Licht“, grinste Takeru den Älteren an. Der Blonde wurde mit einem Mal unsicher. „Du Tai … Ich muss … Wir …“, stammelte der Basketballer, als er die Leiter hinabstieg. „TK, was möchtest du?“, fragend sah der Braunhaarige den Jüngeren an. „Kari, Kouki und ich … wir wollten …“, der Blonde holte tief Luft. „Tai, wir drei wollen zusammen ziehen“, schoss es aus Takeru raus. Tai sah seinen Freund mit weit geöffneten Augen an. „TK, das ist keine Frage, sondern eine Information, oder?“ Nachdenklich schaute er den Jüngeren an. Dieser nickte. „Du bist dir ganz sicher? Ich meine, dass ist ein bedeutender Schritt den ihr wagt. Ihr seid noch nicht so lange zusammen.“ Tai sah Takeru fragend an. Der Blonde nickte erneut. „Tai, ich war mir selten in meinem Leben so sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben, wie diese“, erklärte sich der Blonde. „Eigentlich sind Kari und Kouki schon vor Wochen bei mir eingezogen. Jetzt machen wir es halt offiziell. Wozu brauchen wir Karis Wohnung noch, wenn wir sowieso die meiste Zeit zusammen sind?“ „Fragst du mich gerade durch die Blume, ob ich bei dem Umzug helfe?“ Takeru schmunzelte: „Wenn du es so sieht: Ja, das mache ich. Matt hat schon zugesagt.“ Der Braunhaarige seufzte: „Na gut, ich helfe mit. TK, du solltest vor deinem Spiel noch duschen. Die Kleisterreste die von der Decke getropft sind hängen in deinen Haaren fest“, grinste Tai. Takeru lachte auf und verschwand im Bad. „Tai? Wo bist du?“, rief Takeru durch das Haus, als er fertig mit duschen war. „Mit Matt und Cody im Kinderzimmer.“ „Hey ihr zwei. Ich wollte -“ „Wow, ich denke, du hast ein Spiel. Wieso rennst du im Anzug und Krawatte rum?“, staunte Cody. „Das kenne ich von den Trainern aus der NBA so. Es ist eine Kleiderordnung dort und soll den Respekt der Mannschaft gegenüber zeigen. Wir sind zwar in Japan, aber es gibt Gepflogenheiten, die ich aus meinen Leben in Miami übernommen habe. So Leute, ich muss los. Man sieht sich. Bye.“ „In Japan sagt man ‚Sayōnara‘, TK. Hast du das vergessen?“, lachte Matt auf. „Ich habe doch gesagt, dass ich einige Sitten aus Amerika übernommen habe, Brüderchen“, rief der jüngere Blonde und machte sich auf den Weg zu seiner Mannschaft.   Kapitel 24: Beruflicher Druck – Privates Glück ---------------------------------------------- Ein blonder junger Mann joggte am frühen Morgen durch den Park von Odaiba. Wie immer wenn Takeru dies tat hörte er dabei Musik. Diese entspannte ihn und es fiel den Blonden leichter im gleichmäßigen Tempo zu laufen. Er merkte nicht, wie ein braunhaariger Mann nach im rief. Tai schüttelte seinen Kopf. Immerhin kannte er die Marotte des Basketballers zu gut. Der Braunhaarige beschleunigte sein Tempo, rannte an Takeru vorbei und blieb einige Schritte vor ihm stehen. Abrupt hielt der Jüngere an. Er nahm die Ohrstöpsel heraus und sah den Älteren in die Augen. „Guten Morgen, Tai. Wenn du damit nicht aufhörst renne ich dich irgendwann mal um“, grummelte der Blonde vor sich her. „Guten Morgen, TK. Ich glaube ja, das, dass ein Ritual zwischen uns geworden ist, wenn wir uns beim Joggen über den Weg laufen“, lachte Tai auf. „Wie wäre es, wenn du deine Musik einfach leiser machst? Ich rufe jedes Mal nach dir.“ „Man, Tai, meine gute Laune schläft noch. Wollen wir jetzt zusammen joggen, oder was?“, kam es genervt vom Anderen. „Ja, bis zum nächsten Laden in dem es Kaffee gibt. Vielleicht bist du dann erträglicher. Wie ist dein letztes Spiel verlaufen?“ Neugierig schaute der Braunhaarige den Blonden an. „Hör auf“, stöhnte Takeru auf. Beide liefen in einem gemächlichen Tempo weiter. „In den Nachrichten kam das ihr gewonnen habt. Du siehst wie sieben Tage Regenwetter aus.“ „Wir haben auch gewonnen. Leider mussten wir einen hohen Preis zahlen. Mein ‚Point Guard‘ hat sich am Ellenbogen verletzt und fällt aus“, murrte der Basketballtrainer. „Was für eine Position hat der Spieler?“ „Der ‚Point Guard‘ ist mit dem ‚Kapitän‘ beim Fußball zu vergleichen“, erklärte Takeru seinem Freund. „Autsch, das ist ganz böse. Wie viele Spiele sind noch?“ „Nur noch das Finale. Unser Gegner ist der Titelverteidiger.“ Tai blieb stehen. „TK?“ Der Angesprochene blieb auch stehen. „Was ist los, Tai?“ „So eine ähnliche Situation hatte wir vor meinem vorletzten Meisterschaftsspiel an der Mittelstufe auch.“ „Ich kann mich erinnern. Deine Laune war nicht gerade die Beste.“ „Stimmt. Wir hatten gewonnen, weil wir etwas gemacht hatten, womit der Gegner nicht gerechnet hatte. Kannst du dich noch erinnern?“ „Hatte Davis dich nicht als Kapitän ersetzt?“ „Ja, aber das meine ich nicht. Wir hatten damals unsere gesamte Spielstrategie geändert.“ „Daran habe ich auch schon gedacht. Das Problem ist, dass ich keinen gleichwertigen Spieler habe.“ Tai dachte einen Moment nach. „Du hast vielleicht den falschen Blickwinkel. Eine Mannschaft ist nur so stark, wie ihr schwächstes Mitglied.“ „Tai, du bist genial. Wieso bin ich nicht darauf gekommen? Der Kaffee geht auf mich“, rief Takeru erfreut, nachdem er die Bedeutung des letzten Satzes verstanden hatte. „Zu deiner Entschuldigung: Du schläfst noch“, kam es trocken von Tai. Nachdem die Beiden ihren Kaffee getrunken hatten verabschiedeten die Freunde voneinander. „Bis später, TK. Ich bin um zehn bei Karis Wohnung.“ Der Blonde nickte. „In Ordnung, Tai. Wir sehen uns dann.“ Takeru öffnete die Tür zu seinem Apartment und zog sich die Schuhe aus. Er schaute kurz in die Küche. Der Tisch war gedeckt. Kari und Kouki konnte er nicht sehen. Der Blonde musste schmunzeln, als er Karis Stimme hörte: „Kouki, ich sage es dir ein letztes Mal: Raus aus den Federn. Papa kommt gleich von seiner Joggingrunde zurück. Wir wollen zusammen frühstücken. Das können wir nicht, wenn du noch im Bett liegst.“ „Mama -“ „Guten Morgen ihr Zwei.“ Takeru hatte das Zimmer seines Sohnes betreten. Er ging auf das Bett seines Sohnes zu und gab ihn einem Kuss auf die Stirn. „Kouki, wenn du noch im Bett liegst, gehe ich zuerst duschen. Wenn du kein Wasser mehr laufen hörst, stehst du sofort auf und kommst ins Bad. Verstanden?“ „Grmpf … Na gut.“ Kari stöhnte kurz auf. „Keru, du bist keine Hilfe.“ „Wieso? Entweder hast du ein murrendes Kind am Frühstückstisch, oder einen nach Schweiß stinkenden Freund. Was ist dir lieber?“ „Verschwinde ins Bad. Du riechst nicht grade nach Rosen“, stellte Kari fest. Er gab ihr einen Kuss. „Sage ich doch“, lachte Koukis Vater auf und ging Duschen. Takeru stand nur mit dem Badetuch um seine Hüften gekleidet im Badezimmer, als die Tür aufging und Kouki eintrat. „Hallo Papa“, grummelte der Junge vor sich her. „Ich bin fertig. Du kannst duschen gehen, Kleiner.“ „Mh.“ Er drehte seinen Sohn den Rücken zu und wollte aus dem Bad ins Schlafzimmer gehen um sich anzuziehen. „Papa, dein Rücken ist angemalt“, erklang Koukis Stimme. Sein Vater drehte sich wieder um. „Wie meinst du das, Kouki?“ „Da sind so komische Flecken.“ Takeru lachte auf. „Diese komischen Flecke, wie du sie nennst, ist ein Tattoo. Die Schriftzeichen werden immer zwischen meinen Schulterblättern sein.“ „Was bedeuten sie?“, neugierig schaute der Junge seinen Vater an. „Die Zeichen bedeuten Licht und Hoffnung“, erklärte der Ältere. „So, jetzt beeile dich, sonst bekommen wir Ärger mit deiner Mutter. Sei dir gewiss, das wollen wir beide nicht.“ Gemeinsam saß die kleine Familie am Frühstückstisch. „Keru, alle Kisten, die im Flur stehen, müssen in die Wohnung. Die, in Koukis alten Zimmer stehen, können in den Keller. Die Küchenzeile muss in der Wohnung bleiben. Die Möbel aus der Wohnstube hat eine Freundin gestern abgeholt. Die restlichen Möbel können - bis auf meinen alten Schrank in der Schlafstube und der Sitzbank im Flur - auch in den Keller“, erklärte sie aufgeregt. „Hika, das hast du mir schon ein paarmal gesagt. Wir schaffen das schon“, beruhigt Takeru seine Freundin. „Mama, wusstest du, dass Papas Rücken angemalt ist?“, rief der Junge dazwischen. „Hä?“ Überrascht schaute sie Kouki in die Augen. „Ähm … Ja. Das habe ich schon einige Male gesehen“, kam es von seiner Mutter. Kari hatte einen leichten Rotschimmer um die Nase, als sie an den austrainierten Oberköper ihres Freundes dachte. „Wie schnell du die Kisten und Möbel vergessen hast“, lachte der ältere Blonde auf. Die Röte schoss noch weiter in ihr Gesicht. „Was meinst du?“ „Ach, Nichts, meine kleine Tomate.“ Takeru spürte einen Tritt gegen sein Schienbein. „Ist gut, Hika. Ich höre schon auf“, erwiderte er mit einem frechen Grinsen. „Das ist auch besser so.“ Karis Augen hatten einen verräterischen Ausdruck. Schnell blinzelte sie und sah ihren Sohn an. „Kouki hole bitte deine Sachen. Ich fahre dich zu Oma und Opa.“ An ihren Freund gerichtet sprach sie: „Das Schlüsselbund zur meiner Wohnung liegt in der Schale auf dem Schrank im Flur.“ „Das weiß ich. Meiner liegt dort auch immer.“ Die junge Frau wollte den Tisch abräumen, als sie spürte wie Takeru seine Arme von hinten um ihre Taille legte. Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Kari drehte sich zu ihm um und sah ihn verliebt in die blauen Augen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Lippen auf seine. Takeru nahm diese Einladung nur zu gerne an. Er zog sie weiter in seine Arme und seine Hände wanderten langsam Richtung Hintern. Kari löste den Kuss. „Das müssen wir auf heute Abend verschieben“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Mh, das glaube ich auch“, gab der Blonde enttäuscht von sich. „Du weißt, dass Kouki heute bei meinen Eltern schläft?“ „Ja, das ist mir bewusst. So ein Umzug hat schon Vorteile, man weiß nicht wann wir fertig ist.“ Er sah ihr eindringlich in die Augen. „Das heißt, dass wir uns heute Abend richtig fallen lassen können.“ „Du bist unmöglich. Weißt du das?“ „Warum ich? Du denkst doch das Gleiche“, raunte er ihr ins Ohr. „Blödmann“, lachte sie auf. Schnell drehte Kari sich von ihm weg und räumte die Lebensmittel weg. Takeru stellte das Geschirr in den Geschirrspüler. „Kouki, bist du fertig?“, rief Kari ihrem Sohn zu. Sie zog sich die Schuhe an, als der Junge ihr dies bejahte. „Ich bringe euch noch zum Auto. Danach fahre ich zu deiner Wohnung und hole die ersten Kartons. Wir treffen uns dann wieder hier. In Ordnung?“ „Hört sich gut an, Keru.“ Beide nahmen sich einen Schlüsselbund aus der Schale und machten sich auf den Weg zu ihren Autos. Takeru begutachtete die Schlüssel in seiner Hand. „Hika, hast du meinen Autoschlüssel?“ „Wieso sollte ich den haben?“ „Ich habe dein Schlüsselbund von deiner alten Wohnung. Das heißt, ich habe auch deinen Autoschlüssel.“ „Ich habe das Schlüsselbund genommen, das du mir für unsere Wohnung gegeben hast. Da ist kein Autoschlüssel dran.“ „Kannst du mit bitte deinen geben? Ich habe alle meine Schlüssel für unsere Wohnung vergessen.“ Er schaute auf den genannten Gegenstand, den Kari ihm entgegenstreckte und schmunzelte. „Wie kommt mein Schlüsselanhänger und mein Autoschlüssel an deinen Schlüsselbund?“ Takeru deutete auf den Metallanhänger der einen Basketball, der einen Feuerschweif mit sich zog, darstellte und auf den Autoschlüssel. „Du kannst ruhig sagen, wenn du mit meinem Auto fahren möchtest. Ich habe kein Problem damit“, amüsierte sich der junge Mann. Ihm war bewusst, dass sie nie mit seinem Auto freiwillig fahren würde. Kari war zu klein für das Auto. Entweder würden ihre Füße nicht an den Pedalen ankommen, oder eine gute Rundumsicht wäre nicht gegeben. „Mit dem Monster? Nein, danke. Ich bleibe bei meiner kleinen Knutschkugel.“ Kari reichte ihm seinen Autoschlüssel und steckte das restliche Schlüsselbund in ihre Tasche. „Ich fahre kein Monster, sondern ein SUV und dein Auto erinnert mich mehr an eine Fischdose. Ich komme mir wie eine eingeklemmte Ölsardine vor, wenn ich in deinem Auto sitze“, konterte der ältere Blonde. „Papa, du hast Glück, dass Mama dein Schlüsselbund genommen hat“, mischte sich Kouki in das Gespräch ein. „Du müsstest sonst zurück“, erklärte er weiter. „Was für einen schlauen Sohn wir doch haben“, meinte Kari. Sie streichelte sanft den Kopf des Jungen. „Das wusste ich auch schon vorher“, war die stolze Stimme von Takeru zu hören. „Hika, du musst vor den Jungs und mir wieder zu Hause sein. Sonst meckern alle rum, wenn sie warten müssen.“ „Sollte kein Problem sein. Ich bin abgemeldet, wenn meine Mutter Kouki sieht.“ Nachdenklich schaute Takeru seinen Sohn an. „Kouki, tust du mir bitte ein Gefallen?“ Fragend schaute der Junge seinen Vater in die Augen. „Halte dich von dem Essen deiner Oma fern.“ Kari lachte auf, als sie sah wie Kouki das Gesicht angewidert verzog. „Da müssen wir uns keine Sorgen machen. Natsuko wollte auch vorbei kommen. Sie lässt meine Mutter nicht kochen“, erklärte sie schnell. „Meine Mutter kocht?“, fragte Takeru nach. Kari nickte. „Eine Sorge weniger“, kam es erleichtert vom Älteren. --- „Hey Leute. Wartet ihr schon lange?“, fragte der jünger Blonde die drei Männer. „Hallo TK. Nein, wir sind auch gerade erst gekommen“, begrüßte Matt seinen Bruder mit einem Handschlag. „Ken wollte mit Izzy Davis abholen. Daher müssten die drei auch gleich ankommen“, informierte Tai den jüngeren Blonden. „Hey TK. Hast du den Schlüssel für Karis Wohnung? Mir wird langsam kalt“, mischte sich Joe in das Gespräch mit ein. Takeru kramte in seiner Jackentasche und fand nichts. Der nächste Versuch in der Hosentasche fand er ebenfalls keinen Schlüssel. Genervt stöhnte er auf. „Sag mir bitte nicht, dass du ihn vergessen hast“, knurrte Tai auf. „Nein, habe ich nicht. Ich habe Karis Autoschlüssel abgemacht und den Schlüssel eingesteckt. Das weiß ich ganz genau“, verteidigte sich Takeru. „Habt ihr die Schlüssel vertauscht?“, fragte Matt nach. Takeru überlegte: „Das glaube ich nicht. Kari hatte mein Schlüsselbund. Vorher hat sie meinen Autoschlüssel ...“. Er suchte seine Taschen wieder ab und fand nur den Schlüssel für sein Auto. „Ich bin gleich wieder da“, rief er seinen Freunden zu und lief Richtung Parkplatz. Kurze Zeit später kam er zurück. Grinsend hielt er den Wohnungsschlüssel in der Hand. „Ich hatte ihn in das Handschuhfach gelegt.“ „Takaishi, du wirst alt“, lachte Tai. „Sagt der Richtige. Wer wird von Mimi angerufen, wenn du dein Handy zum Joggen nicht mitgenommen hast? Genau: Ich“, konterte Takeru. Dabei schloss er die Wohnungstür auf. „Kari hat gute Vorarbeit geleistet“, staunte Matt, als sie die Wohnung betraten. Takeru fielen fast die Augen aus dem Kopf. Ihre Wohnung hatte keinen großen Flur, aber die lange Seite war voller Kartons, die in vierer Reihen nach oben gestapelt waren. Wie war das? Die Kartons im Flur sollten in die Wohnung? War das ihr Ernst? Er ging in Koukis Zimmer. Diese Kartons sollten in den Keller. Oder war es doch andersherum? Okay, er hatte es nicht falsch verstanden. Hier standen noch mehr Kartons mit der Aufschrift ‚Keller‘ rum. „Tai, kannst du mir bitte sagen, wie lange deine Schwester und Kouki hier gewohnt haben?“, rief er aus dem Kinderzimmer. Der Braunhaarige hatte ihn nicht verstanden, da er mit Matt den Rest der Wohnung begutachtete. „Kari und Kouki sind nach unser Trennung hier eingezogen“, informierte Joe seinen Freund. Dem jüngeren Blonden entglitten die Gesichtszüge. „Helfe mir bitte auf die Sprünge, Joe. Wann habt ihr euch getrennt?“ „Vor über einem Jahr. Wieso fragst du?“ „Das habe ich auch richtig verstanden.“ Unerwartet fing er auf Deutsch an zu fluchen: „Kari hat einen Sprung in der Schüssel. Wo sollen wir ihre ganzen Sachen unterbringen? Die Frau macht mich fertig!“ „Eh, kleiner Bruder. Rede gefälligst in der Sprache, die wir alle verstehen. Verstanden?“ „Entschuldigung“, fuhr er aufgebracht in seiner Muttersprache fort. „Hast du dich mal umgeschaut, Matt? Die Kartons im Flur sollen alle in die Wohnung. Sowie der Schrank aus der Schlafstube und die Sitzbank im Flur. Hätte ich das gewusst, dann hätten wir uns eine größere Wohnung gemietet“, verteidigte sich Takeru. „Kleiner, komm wieder runter. Kari hat die Kartons immer bis zur Hälfte gepackt, damit sie nicht zu schwer werden. Außer einem Karton. Den werde ich nicht anfassen“, klärte Matt seinen Bruder auf. „Ich auch nicht“, kam es gleichzeitig von Tai und Joe. „Woher willst du wissen, dass Kari die Kartons zur Hälfte gepackt hat, Matt?“, fragte sein Bruder immer noch aufgebracht. „Sie hat das bei jedem Umzug so gemacht. Außerdem habe ich in einige Kartons reingeschaut“, informierte der ältere Blonde. Erleichtert atmete der Basketballer auf. „Das hört sich besser an, als es aussieht.“ Nachdenklich schaute er zu seinen Freunden: „Was hat es mit diesem bestimmten Karton auf sich?“ „Dass du den schleppen wirst. Wir holen uns kein Gemecker von Kari ab“, kam es trocken von Tai. Matt und Joe nickten. „Dich wird sie wohl nicht um die Ecke bringen, wenn in der Kiste etwas kaputt geht“, kam es nachdenklich von Joe. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es Tai ergangen ist, als er in den Karton geschaut hat“, sprach er weiter. Verwundert schaute Takeru auf seine Freunde. „Hast du Kari nicht geholfen, als sie ihre Sachen gepackt hatte?“, fragte Tai nach. Der Hoffnungsträger schüttelte seinen Kopf. „Nein. Wir sind kurz vor dem Finale. Mein wichtigster Spieler ist ausgefallen. Ich kann meine Mannschaft nicht hängen lassen. Zumal mir mein Boss deutlich gemacht hat, dass er positive Ergebnisse sehen möchte. Ich habe keinen großen Spielraum. Nach Karis Unfall bin ich negativ aufgefallen. Erst habe ich Kita die Mannschaft trainieren lassen und dann habe ich Kouki mit zur Arbeit genommen. Hätten wir nicht die guten Ergebnisse erspielt, wäre ich schon längst geflogen“, erklärte Takeru seinen Freunden. „Das hätte ich nicht gedacht. Man merkt dir den Druck gar nicht an“, staunte Joe. „Ich habe gelernt mit Druck, der auf mich ausgeübt wird, umzugehen. Nicht nur beruflich, sondern auch privat“, kam es vom Jüngsten in der Runde. „Hast du Stress mit Kari?“, fragte sein Bruder besorgt nach. „Wie kommst du auf den Quatsch?“ „Du hast von beruflichen und privaten Druck gesprochen.“ „Matt, so war das nicht gemeint. Was meinst du, wie oft ich privaten Ärger hatte, weil irgendwelcher Mist von der Presse geschrieben wurde? Außerdem gehe ich davon aus, dass Kari mit dir gesprochen hätte, wenn es so wäre. Früher hatte sie jedenfalls über Alles mit ihrem besten Freund gesprochen. Der Abgabetermin für meine Bachelorarbeit rückt auch näher..“ Sie wurden durch die Türklingel aus dem Gespräch gerissen. Ken, Izzy und Davis standen vor der Tür. Nach der Begrüßung teilten sich die Männer in zwei Gruppen ein. Takeru, Tai, Matt und Joe wollten die Kartons und Möbel schleppen, die in die gemeinsame Wohnung sollten, während die Davis, Ken und Izzy den Rest in den Keller der neuen Wohnung, bringen sollten. Genervt stöhnte er auf. Diesen Weg fuhr er heute schon zum vierten Mal. Zum Glück war dies die letzte Fahrt. Takeru stellte den Motor ab und öffnete den Kofferraum. Erstaunt schüttelte er seinen Kopf. Vor Joe, Matt, Tai und ihm standen immer noch drei große Kartons und ein riesiger Flaschenbaum. Ein großer Schrank wartete darauf hochgetragen zu werden. Er fragte sich, zum gefühlten einhundertsten Mal an diesem Tag, wie Kari es geschafft hatte, in ihrer kleinen Wohnung so viel Krempel unterzubringen. Abgesehen von den Klamotten von ihr und Kouki, der DVD-Sammlung, ihre Fotoausrüstung, den Spielsachen, waren noch unzählige Bücher - von ihren ganzen Topfpflanzen, selbstgemachten Fotos, die Bastelutensilien für ihre Arbeit und dem Geschirr mal ganz zu schweigen – eingezogen. Matt und Joe schnappten sich schnell jeweils einen Karton und machten sich auf den Weg zum Fahrstuhl. „Wollen wir den letzten Karton auf die Sackkarre stellen?“ Fragend schaute Tai den Blonden an. „Tai, ich bin Sportler. Ich werde keinen Karton mit einer Sackkarre in die Wohnung fahren. Der geschätzte Politiker kann dies gerne tun.“ „Wie du willst. Ich nehme den Flaschenbaum.“ Der Ältere grinste fies. Takeru wollte es so, also würde er sich nicht einmischen. „Pass du lieber auf, dass dem Flaschenbaum nichts passiert. Kari könnte sonst schlecht auf dich zu sprechen sein“, gab der Blonde amüsiert von sich und hob den Karton hoch. Der Schweiß rann über seine Stirn, als er den letzten schweren Karton vom Auto zum Fahrstuhl schleppte. Tai folgte ihm mit dem Flaschenbaum, den er gemütlich auf der Sackkarre vor sich herschob. Im Fahrstuhl stellte der Jüngere die Kiste auf den Boden. „Was hat Kari da nur reingetan? Wackersteine?“ Der Basketballer schaute auf den Karton mit der Aufschrift: ‚Nur tragen, nicht öffnen. Wenn ihr euch nicht daran haltet, werdet ihr mich kennen lernen.‘ „Was meint Kari eigentlich damit?“ Mit dem Unterarm wischte Takeru sich die Schweißperlen von der Stirn. „Keine Ahnung. Ist vielleicht ihre Unterwäsche. Obwohl …. Du … kennst ... Ich höre auf, sonst verpasse ich dir eine.“ „Tai, du bist unmöglich. Keine Frau kann so viel Unterwäsche haben … so schwer wie das Ding ist. Es sei denn, sie wohnt in einem Dessous Geschäft.“ „Beschwere dich nicht. Du bist der Sportler, schon vergessen? Wir haben noch diesen verfluchten Schrank. Wie konnten wir so dämlich sein und den bis zum Schluss stehen lassen?“ Takeru seufzte. „Das war dein Vorschlag. Du wolltest dich drücken und hast gehofft, dass Matt und ich den Schrank tragen“, konterte der Jüngere. „Du hast mich durchschaut.“ Tai lachte auf. „Nein, im Ernst: Der Schrank ist das Heiligtum von Kari. Sie hatte sich diesen von ihrem ersten verdienten Geld gekauft.“ „Dort hatte sie immer ihre Tagebücher, ihre ganzen Fotoalben und Erinnerungsstücke aufbewahrt.“ Der Fahrstuhl hielt an. Der Blonde holte tief Luft und hob den Karton wieder hoch. „Tai, der Flaschenbaum kann in die Wohnstube, neben der Terrassentür“, gab Kari ihre Anweisungen. Matt und Joe standen in der Küche, jeder mit einem Glas Wasser in der Hand. „Wo soll das Zeug hin, Hika?“ Kari las sich die Aufschrift durch und blinzelte Takeru verwundert an. „Keru, hast den Karton alleine getragen?“ „Ähm … Ja -“ „Bist du wahnsinnig? Da sind deine ganzen Geschenke, meine Tagebücher und unsere Steinsammlung drin. Der ist viel zu schwer für einen allein.“ „Jetzt weiß ich endlich, warum Tai fast sein Leben gelassen hatte, als er in den Karton geschaut hat“, lachte Joe auf. „Kido, mache weiter so und du hast ein Problem“, meckerte Tai los. „Ich halte schon meine Mund“, kam es leise über Joes Lippen. „Alter, beruhige dich. Hast du zu wenig geschlafen?“, neckte Matt seinen besten Freund. „Ich bin Vater von zwei Monate alten Zwillingen. Was meinst du wie es mit Schlaf aussieht? Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen. Du wirst auch bald wenig Schlaf bekommen.“ Takeru hatte beschlossen, die Neckereien zwischen seinen Freunden zu übergehen und sich stattdessen seiner besseren Hälfte zuzuwenden. Entsetzt schaute er seine Freundin an. Geschenke? Steinsammlung? Die Beiden kannten sich fast zwanzig Jahre. Sie hatten aus jedem Urlaub, egal ob zusammen oder getrennt, einen Stein mitgebracht. Kari hatte die Geschenke und die Sammlung damals in dem besagten Schrank aufbewahrt. „Hika, sag mir nicht, dass du alle Geschenke und unsere gesamte Steinsammlung meinst.“ „Klar, was hast du gedacht?“ Erstaunt sah er sie an und polterte daraufhin los: „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Weißt du wie schwer das war? Wir kennen -“ „Was willst du von mir? In dem Karton ist unsere gemeinsame Vergangenheit. Hast du geglaubt, dass ich diese wegwerfe? Alles hatte mich an uns, an dich, erinnert. Das habe ich nicht über mein Herz gebracht.“ „Ich hätte nicht gedacht, dass du alles noch hast.“ Liebevoll schaute er sie an und kam einem Schritt auf sie zu. „Die Steinsammlung ist nicht vollständig.“ Kari schlang ihre Arme um seine Taille. „Ein Stein fehlt. Ich weiß nicht, wo der ist“, traurig sah sie in die blauen Augen. „Meinst du den Stein aus Avignon, von der Pont Saint-Bénezet?“ Schuldbewusst sah Takeru in die braunen Augen. Sie nickte. „Komm mit.“ Ihr Freund zog sie am Unterarm in die Wohnstube, blieb vor dem Sideboard stehen und grinste. „Schau mal genau hin.“ „Matt, lass uns den Schrank holen. Ich möchte die beiden Turteltauben nicht stören“, kam es schnell von Tai. „Bin dabei“, rief dieser seinem besten Freund zu. „Kann ich auch mithelfen?“, fragte Joe nach. „Dann komm mit“, kam es von Tai. Kari schaute sich das Sammelsurium von Erinnerungsstücken an: Der Meisterschaftsring, seine Medaille, Fotos, eine Schale mit Münzen. Steine, viele Steine. Ihr Blick blieb an einem grauen Stein hängen. Ohne zu zögern öffnete sie die Tür und griff gezielt nach dem ausgewählten Stein. Sie drehte ihn um: ‚Saint-Bénezet, 2010.‘ „Wie hast du ihn erkannt?“, fragte Takeru verwundert nach. „Er lag etwas abseits. Ich habe ihn an der Form erkannt.“ Sie drehte den Stein in ihrer Hand. „Ist dir nie aufgefallen, dass er die Form einer Lilie hat? Also mit viel Phantasie, meine ich.“ „Es ist dir auch aufgefallen“, stellte er fest. „Deswegen hatte ich ihn mitgenommen. Er hat mich an dich erinnert und die letzten wenigen glücklichen Tage die wir noch hatten. Als wir zu Hause waren, hatte ich das Stipendium angeboten bekommen.“ Kari nahm sein Gesicht in ihre Hände und zog in liebevoll zu sich runter und gab ihm eine sanften Kuss. „Trotzdem hättest du den Karton anders packen können.“ Vorwurfsvoll sah Takeru in ihr Gesicht. „Wieso? Tai wusste was in der Kiste drin ist. Er hatte nur mit Mühe den letzten Umzug überlebt, als er diese öffnete. Er sollte dich davon abhalten, die Kiste alleine zu tragen“, erklärte die Braunhaarige. „Das habe ich auch. Der Sportler wollte aber keine Kiste mit der Sackkarre in die Wohnung fahren“, kam es amüsiert von dem Brauhaarigen. Nachdem alle Kartons da waren wo sie hingehörten, verabschiedeten sich die Freunde von dem jungen Paar. Mit dem Rest mussten die Beiden alleine klar kommen. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass alles reibungslos verläuft. Keiner ist verletzt und es sind nur drei Teller kaputt gegangen. Was will man mehr?“, fasste Kari den Umzug kurz zusammen. --- Zufrieden zog Takeru Kari in seine Arme. Sie bettete ihren Kopf auf seinen nackten Oberköper, lauschte seinem aufgebrachten Herzschlag und schlang ihr Bein um seine Hüften. „Das war der Wahnsinn“, erklang die erschöpfte Stimme des Blonden. „Hika, du hast es geschafft. Ich bin völlig fertig.“ Kari sah in die blauen Augen ihres Freundes und schmunzelte. „Frag mich mal“, kam es müde über ihre Lippen. Er verzog sein Gesicht vor Schmerzen, als die Nachwehen ihres Liebespiels nachließen. „Was hast du?“, fragte sie besorgt nach. „Ich sollte mich in der nächsten Zeit nicht mit freiem Oberkörper blicken lassen. Mein Rücken brennt wie Feuer“, grinste er sie herausfordernd an. Das Gesicht seiner Freundin zierte einen Rotschimmer. „Es … tut mir leid“, kam es kleinlaut von ihr. „Was tut dir leid? Das wir miteinander geschlafen haben? Das wir so laut waren, dass die Nachbarn mitbe -“ „Danke, dass du mich an die Nachbarn erinnerst.“ Die Gesichtsfarbe wurde noch einmal eine Nuance dunkler. „Ich meine deinen Rücken.“ Der Blonde lachte auf. „Mache dir keinen Kopf. So weiß ich, dass es dir gefallen hat.“ Er griff zärtlich in den Nacken seiner Freundin und zog sie zärtlich zu seinem Gesicht. Kapitel 25: Ein Finale – Ein Foto – Ein Geheimnis ------------------------------------------------- Die Basketballmannschaft saß zusammen in ihrer Umkleide und lauschten den Worten ihres Trainers. Was dieser Mann in den letzten Tagen und Wochen von ihnen verlangt hatte, ging an die Grenzen eines jeden Spielers. Kurz vor dem Finale hatte der wichtigste Spieler ihres Teams sich eine Verletzung zugezogen. Allen war bewusst, dass Suzuki nicht ersetzt werden konnte. Daher ist ihr Trainer auf die geniale Idee gekommen ihre klassische ‚Starting five‘ komplett umzustellen. Das Team musste innerhalb von zwei Wochen eine komplett neue Spielweise erlernen. „So Leute, heute geht es um Alles oder Nichts. Ich habe in den letzten Wochen sehr viel von euch verlangt, dass ist mir klar. Ich weiß, was ihr drauf habt. Ihr wisst ganz genau, dass eine Mannschaft nur so stark ist, wie ihr schwächstes Mitglied. Die Schwäche von unseren Gegnern ist, dass sie zu klassisch spielen. Ihre Spielzüge sind vorhersehbar. Wir haben in den letzten Wochen ein neues Spielsystem erlernt. Das wird die gegnerische Mannschaft verwirren und genau in dem Moment schlagen wir zu. Wir müssen in den ersten beiden Vierteln so viele Punkte wie möglich erspielen. Wir werden kein ‚Point Guard‘ haben. Dafür wird die Position des ‚Centers‘ doppelt besetzt. Diese ‚Starting five‘ ist unüblich, das weiß ich. Wir haben aber schon in der Vergangenheit gezeigt, dass die ‚Tokyo Excellence‘ nichts von traditionellen Spielzügen halten. Sofern jeder einzelne von euch mit sich im Reinen ist, alles gibt und wir als Team zusammenhalten, können wir nur gewinnen. Ich weiß, dass jeder von euch das Zeug zum Gewinnen hat. Ich danke euch, dass ihr meine Ideen immer zum Besten umgesetzt habt und mir vertraut. Glaubt und vertraut euch, glaubt an unser Team und an die Menschen die euch lieben. Lasst uns auf das Spielfeld gehen ein geiles Spiel abliefern und den Titel nach Tokio holen. Ich vertraue euch vollkommen. Wir, als Team, werden es schaffen, davon bin ich überzeugt.“ Takeru sah mit Stolz auf seine Mannschaft. Zu Beginn der Saison hatte niemand damit gerechnet, dass dieses Team es bis ins Finale schaffen würde. Der Verein hatte viel von den Erfahrungen, die Takeru als Spieler der Miami Heat und in der amerikanischen Nationalmannschaft sammeln konnte, profitiert. Durch die undurchschaubare Spielweise waren die ‚Tokyo Excellence‘ unberechenbar geworden. Die Mannschaft stellte sich, wie vor jedem Spiel, in einem Kreis auf. Takeru hielt seine rechte Hand in die Mitte und einer nach dem Anderen legte die Hand auf seine. Sie sahen sich eindringlich in die Augen. Kita, der Assistenztrainer, fragte: „Wollen wir gewinnen?“ Ein lautes „Ja!“ war von der Mannschaft zu hören. Suzuki, der verletzte ‚Point Guard‘, fragte: „Können wir gewinnen?“ Die gleiche Reaktion wie zuvor. Takeru sah jeden seiner Spieler in die Augen, rief dann mit fester Stimme: „Dann werden wir auch gewinnen. Jetzt raus mit euch und liefert eine faires Spiel. Das sind wir unseren Fans und uns selbst schuldig.“ Ein lauter Aufschrei war von allen zu hören und die Hände wurden hoch gerissen. Von weitem hörten sie wie das Player Intro der ‚Tokyo Excellence‘ einsetzte. Die Mannschaft ging durch den langen Gang. Je näher sie dem Spielfeld kamen desto lauter wurde es. Als sie das Spielfeld betraten, welches der blonde Trainer immer als Letzter betrat, wurde die Mannschaft mit einem ohrenbetäubenden Lärm von ihren Fans begrüßt. Wie immer, wenn der Cheftrainer einen Blick auf die Zuschauertribüne werfen konnte, suchte er nach ihren braunen Augen und den blauen Augen seines Sohnes. Als er Kari und Kouki gefunden hatte, legte er seine Hand auf sein Herz und seine Augen blitzten kurz auf. Kari blickte in seine blauen Augen und legte ihre Hand an ihren Mund, küsste sie, legte diese auf ihre Brust und zog Kouki fest an sich. Der Blonde schmunzelte und nickte. Takeru sah jeden seiner Freunde und seinen Bruder kurz in die Augen. Sie waren alle gekommen um ihn zu unterstützen. Sie wussten alle, was von diesem Spiel für Takeru abhing. Die Mannschaft spielte nicht nur um den Titel, sondern auch um die berufliche Zukunft ihres Cheftrainers. Was hatte Takerus Vorgesetzter zu ihm gesagt? ‚Takaishi, wenn wir den Titel nicht holen sind Sie arbeitslos.‘ Es zählten nicht die Erfolge, die erspielt wurden. Wie Takeru seine Mannschaft praktisch aus dem Nichts ins Finale führte war uninteressant. Des Weiteren war es egal, dass die Sprösslinge des Blonden ihm vollkommen vertrauten, hinter ihrem Trainer standen und nichts auf ihn kommen ließen. Für die Vereinsleitung zählten nur Siege - und die konnten nur durch einen starken Trainer erzielt werden. Sicher, Takeru war eine starke Persönlichkeit. Er konnte eine Mannschaft zusammenhalten und führen. Er konnte auf den Tisch hauen, wenn es sein musste. Der Blonde liebte seinen Job und war mit Herzblut bei der Sache. Es gab nur zwei Menschen in seinem Leben, die er mehr liebte als seinen Beruf. Auf diese Menschen hatte er zuvor viele Jahre verzichtet. Takeru stellte sein Privatleben über seinen beruflichen Erfolg. Schließlich hatte er Kari schon einmal verloren und somit auch Kouki, als er sich für den Sport entschieden hatte. Diesen Fehler wollte der Hoffnungsträger nie mehr machen. Diese Einstellung konnte sein Arbeitgeber nicht verstehen. Deshalb hatten sie dem Cheftrainer praktisch die Pistole auf die Brust gesetzt: ‚Sieg – Sie bleiben. Niederlage – Sie gehen.' Takerus Mannschaft wusste, was von dem Ergebnis dieses Spiels für ihren Cheftrainer abhing, auch wenn dieser nie ein Wort darüber verloren hatte. Die Männer waren alle nicht auf den Kopf gefallen. Sie wussten, wie knallhart der Sport sein konnte. Alle waren stolz auf den Blonden. Dieser konnte sie immer motivieren und sorgte für eine positive Stimmung unter ihnen. Er gab ihnen die Hoffnung, alles zu schaffen, wenn das Team zusammenhielt. Er hatte immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme seiner Spieler und die des restlichen Teams. Das war keine Selbstverständlichkeit in ihrer Branche. Takeru rief noch einmal seine Männer zusammen. Bevor er nur ein Wort sagen konnte, hörte er seine Sprösslinge im Chor brüllen: „Dum spiro spero.“ Er musste schmunzeln. „Hey Leute, das ist mein Spruch. Auf ein gutes Spiel. Jetzt zeigt den anderen was ihr drauf habt. Dum spiro spero.“ „Mama, was hat Papas Mannschaft eben gerufen?“ Neugierig schauten die blauen Augen Kari an. „Ich weiß es nicht, Kouki. Wir kö -“ „‚So lange ich atme, habe ich Hoffnung‘“, übersetzte Joe. „Das ist ein Zitat von Cicero, er war Politiker, Schriftsteller und Philosoph. Ich finde dieser Spruch passt perfekt zu deinem Vater“, sprach Koukis Ziehvater weiter. Er zog den Jungen in eine Umarmung und drückte ihn fest an sich. „Papas Wappen ist ja auch die Hoffnung“, sprach Kouki voller Stolz. „Was für ein Wappen? Wovon redest du, Kouki?“, fragte Michiru. „Das ist eine lange Geschichte. Ich werde sie dir in Ruhe erklären, aber nicht hier. In Ordnung?“ Joe hatte seine Freundin in Arme genommen und ihr einen sanften Kuss auf die Wange gegeben. Er merkte wie sie nickte. Die ersten beiden Viertel waren schon gespielt. Takerus Spieler hatten im ersten Viertel Startschwierigkeiten mit der Teamzusammensetzung. Diese konnten sie schnell in den Griff bekommen. Der Gegner wiederum hatten die von Takeru vorhergesagten Probleme, da die ‚Tokyo Excellence‘ nicht das klassische Basketballsystem spielten. So konnte sich die Mannschaft des Hoffnungsträgers einen guten Punktevorsprung erspielen. Im letzten Viertel schien sich das Glück von dem Blonden und sein Team zu verabschieden. Unruhig tigerte der Cheftrainer an der Außenlinie entlang. Er beobachtete jeden Spieler. Dabei stellte er fest, dass sich der Gegner darauf eingestellt hatten, das seine Mannschaft ohne ‚Point Guard‘ spielte. Takeru drehte sich zu der Zuschauertribüne und sah Kari in die Augen. Diese lächelte ihn aufmunternd an. Dann streifte sein Blick die drei Fußballer. Diese sahen ihn eindringlich an. Ken stand auf und ging an Davis und Tai vorbei, zu der Treppe. Davis setzte sich auf den Platz von Ken, da Kens Platz weiter von der Treppe entfernt war. Durch diese Aktion seiner Freunde hatte der Hoffnungsträger eine Idee. Takeru drehte sich zu seinem Assistenten und sprach kurz mit ihm. Die Beiden nickten einvernehmlich. Der Blonde drehte sich zum Schiedsrichter. Schnell streckte er seine linke Hand waagerecht aus und die Rechte hielt er senkrecht darunter. So das ein ‚T‘ entstand. „Auszeit –‚Tokyo Excellence‘“, rief der Schiedsrichter. Die Spielzeit wurde gestoppt. „Leute, ihr spielt super. Die Gegner haben sich auf unser Spielsystem eingestellt. Daher werden wir alles auf eine Karte setzten. Kobayashi, du bist ab sofort der ‚Point Guard‘, das schaffst du. Ich weiß, dass du das kannst. Sonst würde ich es nicht von dir verlangen. Denke einfach an das Training. Da hast du diese Position schon oft gespielt. Hongo, du übernimmst die Position eines Allrounders. Für die anderen ändert sich nichts. Verstanden?“ Die Spieler nickten und rannten auf das Spielfeld. „Hoffentlich geht das gut, Takeru“, kam es von Kita. „Wir sind im letzten Viertel, Kita. Es sind noch acht Minuten, bis zum Schlusspfiff. Dadurch, dass ich die Mannschaft komplett umgestellt habe sind die Gegner verunsichert. Diese Unsicherheit können wir zu unserem Vorteil nutzen und punkten“, erklärte Takeru. „Das ist mir klar. Was ich meine ist die Spielposition. Kobayashi war noch nie der ‚Point Guard.‘“ „Dessen bin ich mir bewusst. Ich verlange nichts von den Männern, was sie nicht können. Er ist es nur nicht gewohnt auf der Position zu spielen. Irgendwann ist immer das erste Mal. Was soll schon passieren, Kita? Entweder wir holen den Titel, oder nicht. Mehr Möglichkeiten gibt es nicht.“ „Es geht um deinen Job. Wie kannst du da so ruhig bleiben?“ „Du sagst es: Es ist ein Job. Es gibt wichtigeres auf der Welt, Kita. Ich habe schon Kämpfe ausgetragen, da ging es um weit mehr als nur um einen Titel. Wenn du mein Leben gelebt hättest, dann könntest du meine Einstellung besser verstehen. Ich musste privat alles verlieren um beruflich erfolgreich zu sein. Es war ein langer und steiniger Weg mein privates Glück zu finden. Jetzt bin ich der glücklichste Mensch auf der Welt. Das werde ich nicht aufs Spiel setzten. Außerdem habe ich einen Plan B.“ Für Takeru war das Gespräch beendet. Seine Aufmerksamkeit galt wieder dem Spielgeschehen. Zufrieden stellte er fest, dass sie es geschafft hatten den Gegner erneut zu verunsichern und zu verwirren. Kobayashi hatte zwar Probleme sich durchzusetzen, doch Hongo glich dies mit seiner Wendigkeit und seinem Einfallsreichtum wieder aus. Entsetzt sah Takeru, wie Hongo einem unsportlichen Foul zum Opfer fiel. Der Gegenspieler war absichtlich von hinten in Hongo reingerannt. Dieser hatte sich bei dem Sturz seinen Fuß verdrehte. „Verdammte Scheiße! Das kann doch nicht wahr sein!“, fluchte der Blonde vor sich her und fuhr sich aufgebracht mit der Hand durch seine Haare. Er sah den Spieler an und gab ihm ein Zeichen. Hongo schüttelte den Kopf. Mit einem Kopfnicken gab der Blonde sein Einverständnis, das sein Spieler auf dem Spielfeld bleiben durfte. „Hoffentlich sind wir jetzt nicht am Arsch“, zischte der Cheftrainer. Es waren nur noch zwei Minuten zu spielen und seine Mannschaft lag drei Punkte zurück. Ein Treffer aus dem Drei-Punkte-Bereich und es wäre Gleichstand. Jeder in der Halle hielt den Atem an, als Hongo sich an der Freiwurflinie aufstellte. Er ließ den Ball dreimal von seiner Handfläche auf den Boden prallen. Er ging in die Hocke streckte sich in einer fließenden Bewegung und der Ball flog Richtung Korb. Schon die Fluglinie verriet, dass der Ball perfekt geworfen wurde. Ein Aufschrei ging durch die Halle. Die beiden anderen Freiwürfe waren auch ein Treffer. Die ‚Tokyo Excellence‘ hatten den Gleichstand erreicht und es gab noch eine Minute Spielzeit. Sechzig Sekunden, die über die berufliche Zukunft des Hoffnungsträgers entscheiden würden. In sechzig Sekunden hieß es Sieg oder Niederlage. In sechzig Sekunden würde sich hoffentlich der ganze Stress, der viele Schweiß, die ganzen Trainingseinheiten auszahlen. Eine Minute und dann würden die vielen harten Worte die zwischen den Spielern und ihrem Trainer gefallen waren und die privaten Entbehrungen vergessen sein. Es fehlte nur ein beschissener Punkt und der Traum der ‚Tokyo Excellence‘ würde wahr werden. Gebahnt schaute sich Takeru den letzten Spielzug an. Kobayashi nahm dem Gegenspieler geschickt den Ball ab. Er schaute sich nach seinen Teamkollegen um. Spielte den Ball geschickt durch seine Beine und startete den Angriff. Takeru schloss seine Augen. Drei – Zwei- Eins. Irgendwie war es auf einmal verdammt ruhig in der Halle. Alle schienen den Atem anzuhalten. Erst als ein Aufschrei von Kita an seine Ohren drang, öffnete er seine Augen. Der Blonde sah seinen Assistenten an, der über das ganze Gesicht grinste und auf ihn zulief. Es war den Cheftrainer anzumerken, dass er nicht realisieren konnte, was passiert war. Takeru holte tief Luft und schaute auf das Spielfeld. Seine Mannschaft bildete einen Kreis. Die Männer hüpften wie wild gewordene Flummis auf und ab. Immer noch nicht verstand der Blonde, was passiert war. Er blickte zur Anzeigentafel: >JBL Meister Tokyo Excellence - Herzlichen Glückwunsch.< Jetzt realisiert Takeru, dass sie gewonnen hatten. Seine Augen fingen an zu leuchten und der rechte Arm flog in die Luft. „Yeessss“, schrie er mehrfach so laut er konnte. Der Druck der letzten Wochen fiel mit diesem Schrei von seinen Schultern. Seine Mannschaft bildete einen Kreis um ihn. Der Cheftrainer klatsche jeden einzelnen von ihnen mit einem breiten Grinsen ab. „Wow. So aus dem Häuschen habe ich TK noch nie erlebt.“ Izzy staunte über die Reaktion seines Freundes. „Izzy, nach einem Spiel kommen die ganzen Emotionen, die man während des Spiels ausgeblendet hat, zum Vorschein. Diese Anspannung fällt mit dem Schlusspfiff ab. In TK´s Fall war es erst, als er realisiert hat, dass seine Mannschaft gewonnen hat“, erklärte Davis. „Wo sind Kari und Kouki?“, fragte Cody erstaunt nach. „Auf dem Spielfeld.“ Matt deutete auf eine junge Frau, die ein blondes Kind in den Armen hielt. „Kari ist hoffentlich klar, dass es für TK jetzt noch schwerer wird, die Beiden aus der Öffentlichkeit herauszuhalten“, zischte Tai. „Papa! Papa!“ Takeru hörte eine ihm sehr vertraute Stimme. Er drehte sich um und sah Kari und Kouki neben Kita stehen. Erstaunt blickte der Blonde seine bessere Hälfte und seinen Sohn an. Wie waren die Beiden so schnell hier her gekommen? Wer hatte sie auf das Spielfeld gelassen? Eigentlich wollten sie sich erst im hinteren Teambereich treffen. „Takaishi, Sie haben doch nichts dagegen, dass ich Ihre Freundin und Ihren Sohn auf das Spielfeld gelassen habe?“, erklang die Stimme von Takerus Vorgesetzen. Verwundert blickte der Blonde in das immer streng wirkende Gesicht des älteren Mannes. Sprachlos schüttelte der Blonde seinen Kopf. „Das erste Training für die neue Saison ist heute in acht Wochen. Die Trainingszeiten, der Kader und der Trainerstab haben sich nicht verändert. Takaishi, die Vertragsunterzeichnung ist morgen um zehn Uhr in meinem Büro. Tun Sie mir einen Gefallen und trinken Sie vorher einen Kaffee. Sonst kann man Sie nicht ertragen“, informierte der Vereinschef seinen Cheftrainer. Der ältere Mann grinste bei seiner letzten Aussage. Der Blonde bedankte sich höfflich. Er drehte sich wieder zu seiner Familie. Die blauen Augen des älteren Blonden strahlten wie Sterne, als er Kouki auf seinen Arm nahm. Er gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Na Kleiner. Hat dir das Spiel gefallen?“ Der Junge lachte auf als sein Vater seinen Bauch kitzelte. „Hallo Papa. Ja, hat es. Herzlichen Glückwunsch.“ Kouki legte seine Arme um den Hals seines Vaters und legte seinen Kopf an seine Halsbeuge. Sanft strich er über die Haare seines Sohnes. „Danke dir, Engelchen.“ Der Basketballer setzte seinen Sohn auf den Boden ab. Er sah Kari in ihre braunen Augen. Diese blickten ihn voller Liebe, Stolz und Glück an. Die Braunhaarige ging einen unsicheren Schritt auf ihren Freund zu. Takeru griff nach ihrem Handgelenk und zog sie in eine innige Umarmung. Seine Augen funkelten sie an. Er legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob es zärtlich an. Schließlich senkte er seinen Kopf und küsste sie vor den Augen seiner Mannschaft, den Zuschauern und der Presse. „Ist ihnen bewusst, dass sie sich gerade als Familie geoutet haben?“ Skeptisch schaute Yolei in die Runde. „Meinem Bruder schon. Er ist viel zu professionell im Umgang mit der Presse. So einen Schritt würde er nie unüberlegt machen. Bei Kari bin ich mir nicht so sicher“, erklang die nachdenkliche Stimme von Matt. „Sie hat TK. Er weiß, wie sensibel Kari ist. Ich bin mir sicher, dass er Kari und Kouki weiterhin aus der Öffentlichkeit raushalten wird“, warf Sora ein. Dabei streichelte sich sanft über ihren kleinen Babybauch. „Es sei denn, Kouki spielt weiter so begeistert Basketball. Er hat das Talent seines Vaters. Takeru spielt oft mit ihm. Man könnte auch sagen, dass er seinen Sohn spielerisch trainiert. Spätestens in der Oberstufe werden Talentsucher auf ihn aufmerksam.“ Ken, der diese Worte gesprochen hatte, sah seine Freunde an. „Macht euch keinen Kopf. Kari und TK sind erwachsen. Sie haben jede Hürde gemeistert. Das war so, das ist so und es wird vermutlich auch immer so bleiben.“ Er spürte wie sich die fragenden Blicke seiner Freunde und den seiner Frau auf ihn legten. „Was habt ihr?“, fragte der Braunhaarige nach. „Habe ich geträumt, oder habt ihr das auch gehört?“, fragte Matt seine Freunde. Diese nickten verdutz mit den Köpfen. Ungläubig fragte er seinen Gesprächspartner: „Hast du das gerade wirklich gesagt, Tai?“ Matt schaute seinen besten Freund weiterhin skeptisch in die Augen. „Was hast du, Matt? Soll ich zu deinem Bruder gehen und ihm eine verpassen, weil er Kari glücklich macht?“ „Natürlich nicht. Sonst müsste ich dir zweimal eine rein hauen. Einmal für meinen Bruder, das zweite Mal für Kari. Ich wusste gar nicht, dass du erwachsen geworden bist. Ist das Yuki und Makato zu verdanken?“ „Ich war vorher auch erwachsen, du Trottel.“ „Ja, in deinen Träumen.“ „Setzt es bei dir aus, Ishida?“ „Auszeit Jungs“, rief Mimi dazwischen. „Ihr seid zwei Sturköpfe und manchmal seid ihr beide noch Teenager“, stöhnte Tais Frau auf. „Prinzessin, Matt -“ „Halt die Klappe, Tai.“ Der Braunhaarige blickte in die Augen seiner Frau und schluckte den Rest, den er sagen wollte, runter. --- Die Braunhaarige betrat gerade den Gruppenraum ihrer Schützlinge, als Michiru ihr die Tageszeitung unter die Nase hielt. Karis Gesicht hatte die Farbe einer Tomate angenommen, nachdem sie ein Blick auf die Zeitung geworfen hatte. Auf der Titelseite wurde groß über den Titelgewinn von Takerus Mannschaft berichtet. Damit hatte die Braunhaarige gerechnet. Womit sie nicht gerechnet hatte, war das Titelbild. Es war kein Bild von Takeru und seiner Mannschaft, was völlig normal gewesen wäre. Nein - Auf dem Titelfoto küsste der Blonde seine Freundin liebevoll. Die eine Hand hatte er in ihren Nacken gelegt und die andere hatte er auf die Schultern seines Sohnes gelegt. „Ich finde das Foto sehr schön. Du bist nicht gleich eine Tomate spielen.“ „Stimmt, es ist ein schönes Foto, wenn es privat wäre. Was hat dieses Bild mit TK´s Beruf zu tun? Darauf ist seine Familie zu sehen und nicht seine Mannschaft. Er meinte zwar, dass die Presse jetzt sein Privatleben durchleuchten würde, aber muss es gleich ein so intimes Foto -“ „Was erwartest du? Ihr habt euch auf dem Spielfeld, vor allen Augen, sichtbar geküsst. Kari, sehe es so: Takeru steht zu dir und zu Kouki. Einen noch größeren Liebesbeweis kann es nicht geben“, kam es von Joe’s Freundin. --- Genervt vom Tag schloss Kari die Wohnungstür auf. Sie trat ein, zog sich die Schuhe aus und schmiss das Schlüsselbund in die Schale. Kouki, der die schlechte Laune seiner Mutter spürte, verzog sich freiwillig in sein Zimmer. Die Braunhaarige sah auf den Anrufbeantworter. Dieser zeigte sechs verpasste Anrufe. Dafür hatte sie keine Nerven. Die Braunhaarige würde Takeru darum bitten sich die Tonaufnahmen anzuhören. Noch nicht einmal in den eigenen vier Wänden hatte sie ihre Ruhe. Der Tag heute war die reinste Katastrophe gewesen. Erst das Titelfoto, dann stürzte ein Kind über ein Spielzeug und hatte sich eine Platzwunde nahe dem Auge zugezogen und zu guter Letzt hatte Kari ihr Handy geschrottet, indem es ihr aus der Hand und direkt auf das Kopfsteinpflaster gefallen war und in sehr viele Einzelteile zersprang. Die Krönung des heutigen Tages kündigte sich mit einem leichten Pochen in ihrem Kopf an. Laut seufzend setzte sie sich auf die Couch und versuchte die angehende Übelkeit zu verdrängen, in dem sie einen kleinen Schluck Wasser trank. Die Braunhaarige stand auf und stellte sich an das Terrassenfenster. Sie genoss den Ausblick, der sich ihr bot. Die Braunhaarige zuckte zusammen, als sie merkte wie sich zwei starke Arme um ihre Körpermitte schlossen. Gleich darauf entspannte sie sich, als sie seinen vertrauten Geruch wahrnahm. „Ich habe gar nicht mitbekommen, dass du nach Hause gekommen bist.“ Sie drehte sich und sah in die strahlenden blauen Augen von Takeru. „Das habe ich mitbekommen.“ Der Blonde beugte sich seiner Freundin entgegen. Sie kam ihm auf halben Weg entgegen und ihre Lippen trafen sich zu einem sanften Kuss. „Wie war das Gespräch mit deinem Boss?“ Neugierig sah sie ihren Freund an. „Alles in trockenen Tüchern. In acht Wochen beginnt die Vorbereitung für die neue Saison. Ich bin weiterhin der Cheftrainer“, informierte Takeru seine Freundin. Er beobachtete ihr makelloses, erschöpft wirkendes Gesicht. „Ist alles in Ordnung mit dir, Hika? Du siehst aus, als würdest du jeden Moment zusammen brechen.“ „Es ist alles in Ordnung, Keru“, erklang ihre erschöpfte Stimme. „Ich habe dich ein paarmal angerufen, aber es war immer nur die Mailbox dran. Ich habe mir Sorgen gemacht. Unsere Brüder habe ich wohl wahnsinnig gemacht, als ich dich nicht erreicht habe.“ „Der Tag war anstrengend.“ Schnell erzählte sie ihrem Freund, was sie erlebt hatte. „Deswegen habe ich dich nicht erreicht“, stellte der Blonde fest. Ihm war klar, dass die letzten Tage und Wochen auch an Kari nicht spurlos vorübergegangen waren. Wie sehr sie darunter litt, dass sie als seine Freundin in den Fokus der Öffentlichkeit geraten war. Daher machte er ihr einen Vorschlag. „Was hältst von Urlaub? Nur Kouki, du und ich.“ „Urlaub hört sich toll an, den könnten wir nach all dem Stress wirklich gebrauchen. Erst der Unfall, dann der Umzug und die Meisterschaft. Wo willst du Urlaub machen, Keru?“ Liebevoll sah die Braunhaarige den Blonden an. „Ich dachte an Miami. Ich habe dort ein Strandhaus. So kann ich euch einen kleinen Einblick in mein Leben dort geben. Kouki könnte das Meer, beziehungsweise den Ozean, sehen und wir lassen uns die Sonne auf den Pelz scheinen. Na, was meinst du dazu?“ Die blauen Augen strahlten sie an. Sein Grinsen verschwand, als er in das fassungslose Gesicht von Kari sah. „Du hast ein Strandhaus in Miami? Wieso hast du bis jetzt nichts davon erzählt? Willst du etwa wieder zurück?“, polterte Kari los und riss sich aus seiner Umarmung. Sie spürte, wie ihre Augen zu brennen anfingen. Kapitel 26: Das Haus in Amerika ------------------------------- „Wieso sollte ich wieder in Miami leben wollen? Ich habe heute meinen Arbeitsvertrag in Tokio unterschrieben. Findest du nicht, dass der Arbeitsweg ein wenig zu lang ist?“, kam es leicht amüsiert von dem Blonden. „Ich habe dich und Kouki -“ „Hör auf damit. Du hast ein Strandhaus da. Du hattest es nicht für nötig gehalten mir davon zu erzählen. Du bist seit über einem Jahr wieder in Japan. Wir sind seit über einem halben Jahr ein Paar. Was meinst du, wie ich das gerade verstehe?“ Kari schluckte hart und blinzelte ihre Tränen weg. „Das kann ich dir sagen: Du verstehst nur das was du möchtest, aber nicht das, was der Realität entspricht“, kam es angesäuert von ihrem Freund. „Das ist ja wohl die Höhe.“ Die Braunhaarige warf ihre Hände in die Luft. Sie holte Luft, bevor sie weitersprach: „Für mich fühlt es sich so an, als wenn du dir ein Hintertürchen offen halten möchtest“, sprach sie mit aufgebrachter Stimme. „Was für ein Hintertürchen?“ Takeru sah sie verständnislos an. „Denkst du, ich bin zurückgekommen um dein Leben auf den Kopf zu stellen und dann verschwinde ich wieder? Was denkst -“ „Nicht so, mein Lieber. Ich habe dir nichts verschwiegen“, zischte die Braunhaarige. So langsam wurde es dem Blonden zu bunt. Ohne darüber nachzudenken kamen folgende Worte über seine Lippen: „Oh doch, du hast mir auch etwas verschwiegen und das über Jahre. Also fange nicht so an.“ Kari zuckte zusammen, als wäre sie geschlagen worden. Er traf den wunden Punkt seiner Freundin. „Setzt es jetzt bei dir aus, TK? Seitdem du wieder in Tokio bist habe ich dir nichts verschwiegen. Ich habe kein Haus irgendwo in der Weltgeschichte stehen.“ „Nein, das nicht. Dafür hast du mir meinen Sohn … geschenkt“, beendete er den Satz. Sie wollten die Vergangenheit ruhen lassen. Der Blonde schämte sich heute noch über seinen Wutausbruch. Takeru sammelte sich und sah seiner Freundin in die Augen. „Kari, du verstehst -“ „Das war klar, dass du mir diese Sache wieder unter die Nase reiben musst. Du weißt ganz genau, dass ich diesen Fehler bis heute zu tiefst bereue“, schnaubte die Braunhaarige auf. „Kari, bitte -“ „Nichts, Kari. Du verstehst es nicht. Du kannst durch das Haus jederzeit zurück.“ „Lässt du mich mal bitte aussprechen? Du verstehst das falsch.“ Takeru war der Verzweiflung nahe. „Was ist daran falsch zu verstehen? Du hast fast sechs Jahre in Amerika gelebt. Du hast dir da ein Leben aufgebaut. Irgendwann kommst du zurück nach Tokio, aber das Haus behältst du.“ „Kari, höre doch mal zu. Ja: Ich habe mir zum Anfang die Option eingeräumt wieder nach Miami zu gehen, wenn hier alles nach meiner Rückkehr schiefgelaufen wäre. Deswegen hatte ich das Haus zum Anfang nicht verkauft. Der Grund warum ich -“ Wütend sah sie in seine blauen Augen. „Dann geh doch nach Miami. Du hast es schließlich schon einmal getan. Ach, ich vergaß, es war nicht Miami, sondern Washington. Hast du dort auch ein Haus?“ Sie drehte sich schnell von ihm weg, damit er ihre Tränen nicht sehen konnte. Was war das? Wie konnte es zu diesem Streit kommen? Der junge Mann sortierte seine Gedanken. Dem Hoffnungsträger wurde zum ersten Mal vor Augen gehalten, wie sehr Kari durch seinen Weggang gelitten hatte. Gemeinsame Entscheidung hin, gemeinsame Entscheidung her. Er hatte sie verletzt und alleine gelassen, als er nach Amerika ging. Dass sie tief in ihrem Inneren die Angst hatte, ihn wieder zu verlieren, wurde ihm mehr als deutlich gezeigt. Takeru wollte eigentlich etwas anderes mit diesem Urlaub bezwecken und Kari hatte es in den falschen Hals bekommen. Er hörte wie sie ihren Schlüsselbund aus der Schale nahm. Schnell kam Leben in den Blonden und er lief in den Flur. Das wollte er ihr erklären. Er griff nach ihrer Hand und zog sie in seine Arme. „Was ist los, Hika?“, fragte er einfühlsam nach. Nachdem Kari ihren Widerstand gegen seine Umarmung aufgegeben hatte, betete sie ihren Kopf an seiner Brust. Ihr Freund merkte wie ihr zierlicher Körper bebte und er hörte wie sie leise schluchzte. Beruhigend streichelte er über den Rücken der Brauhaarigen. „Glaubst du wirklich, dass ich lieber in Amerika wohne, als bei meiner Familie?“, kam es leise über seine Lippen. „Nein, das glaube ich nicht“, schniefte sie an seiner Brust. Der Blonde trat einen kleinen Schritt nach hinten. Sanft nahm er ihr Gesicht in seine Hände und hob ihren Kopf leicht an. So konnte Takeru in die braunen, wenn auch verweinten, Augen seiner Freundin schauen, dann sprach er mit fester, aber liebvolle Stimme: „Ich habe das Haus nicht verkauft, weil es praktisch ist. Wir müssen nicht in ein Hotel, wenn wir in Florida Urlaub machen. Ich wollte dir und Kouki mein Leben in Miami nahe bringen. Ich würde gerne regelmäßig Urlaub dort machen. Mir sind dieses Land und meine Freunde dort immer noch wichtig. Du weißt, dass ich immer noch E-Mailkontakt mit Emily, Lucy, Brandon und Jason habe.“ „Du hast Jane vergessen. Ich weiß, dass du ihr auch geschrieben hast“, kam es unüberlegt über ihre Lippen. Takeru musste sich zusammenreißen um nicht genervt aufzustöhnen. Ging das Spiel von vorne los? Nur, dass jetzt nicht Jane auf Kari, sondern Kari auf Jane eifersüchtig war? „Hika, sie hatte mir zum Geburtstag gratuliert, das ist alles. Das war der erste Kontakt, seit unserer Trennung. Mir war außerdem bewusst, dass du meinen E-Mailverlauf lesen konntest, da du neben mir auf der Couch gesessen hattest, als ich ihr geantwortet hatte.“ Ertappt wendete Kari ihren Blick ab. Der Blonde musste schmunzeln. „Nochmal zum Haus. Ich konnte nicht zwei Jahre meines Lebens verkaufen, so wie du es nicht geschafft hast, unsere gemeinsame Vergangenheit wegzuschmeißen“, erklärte Takeru und zog sie enger an sich. „Entschuldigung, Keru. Es war ein langer Tag. Ich habe das Gefühl von einem Zug überrollt zu werden.“ Haltlos liefen ihre Tränen über ihre Wangen. „Schon gut, Hika. Es ist meine eigene Schuld. Ich habe dich sehr verletzt, als ich gegangen bin. Du kannst dir sicher sein, dass ich weiß wo mein zu Hause ist. Es ist hier bei dir und Kouki.“ Er gab ihr einen sanften Kuss auf den Kopf. Mit dem nächsten Satz verstand der Hoffnungsträger, wo der Hase im Pfeffer begraben war. Wovor seine Freundin zurückschreckte. Kari musste es akzeptieren, wenn sie mit ihrer großen Liebe zusammen sein wollte. „Ich möchte nicht in der Öffentlichkeit stehen. Kouki erst recht nicht“, flüsterte sie. Takeru wischte die Tränen liebevoll aus ihrem Gesicht. „Ich werde nicht zulassen, dass Kouki und du ein Spielball der Presse werdet. Versprochen. Ich liebe dich und unseren Sohn.“ Er gab ihr einen liebevollen Kuss, den sie voller Hingabe erwiderte. „Du solltest eine Tablette gegen deine Kopfschmerzen nehmen.“ „Woher weißt du, dass ich welche habe?“ „Du bist dann genauso zickig, wie deine Schwägerin“, neckte er sie und knuffte ihr leicht in die Seite. „Das nimmst du sofort zurück. Ich bin nicht zickig“, bekam Takeru als empörte Antwort. „Gut, dann bist du nicht zickig, sondern emotional sehr angespannt“, konterte der Blonde. „Ich bin emotional sehr angespannt? Dann warst du in den letzten Wochen auch eine Zicke“, lachte die Braunhaarige auf. „Das glaube ich nicht.“ „Oh doch, das warst du.“ „Nein, das geht nicht“, bestand der Blonde weiter auf seine Meinung „Warum nicht?“ „Du hättest besser in Biologie aufpassen sollen.“ „Ich weiß nicht, was Biologie damit zu tun haben sollte.“ „Hika, echt jetzt?“ „Man, Keru -“ „Ich kann keine Zicke sein. Du schon, da es einen kleinen Unterschied zwischen uns gibt.“ Endlich ging Kari ein Licht auf. „Ah“, kam es über ihre Lippen. Sie schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. „Aua, das war keine gute Idee“, fluchte sie vor sich her und rieb sich ihre Stirn. Ihr Freund musste lachen. „Eine Tablette sollte besser helfen. Du bist deinem Bruder, bei solchen Aktionen, ähnlicher als dir lieb ist.“ „Das wusstest du auch schon vorher, du Ziegenbock.“ Kari zog einen Schmollmund. „Du bist ganz schön frech meine Liebe.“ „Das liebst du doch so an mir“, lachte Kari auf. „Hika, du hast mich durchschaut“, grinste der Blonde sie an. Takeru löste sich von ihr und ging in die Küche. Als er wieder kam, hielt er seiner Freundin ein Glas Wasser und eine Tablette entgegen. „Hier, das sollte helfen. So ein Pulverfass wie dich, wenn du Kopfschmerzen hast, ertrage ich nicht den ganzen Abend.“ „Bin ich so schlimm?“ Verlegen schaute sie in die Augen ihres Freundes. Dessen Augen blitzen kurz auf. „Oh nein, noch schlimmer“, schoss es schelmisch aus dem Blonden. Der Hoffnungsträger milderte seine harte Aussage, indem er Kari in seine Arme zog und ihr einen zärtlichen Kuss gab. „Ich gehe mich umziehen. Der Anzug nervt mich.“ Mit diesen Worten ging Takeru ins Schlafzimmer. Kurze Zeit später stand er in einer Jeans und einem T-Shirt bekleidet in der Küche und machte das Abendbrot. Er hörte wie Kouki seine Zimmertür öffnete und in die Wohnstube kam. Traurig blickte er sich in der Küche und in der Wohnstube um, dann sah er seinen Vater an. „Was hast du, Kouki?“, fragte dieser nach. Nachdenklich blickte Takeru seinen Sohn an. Dieses Verhalten erinnerte ihn stark an sich selbst, als er ein Kind war. „Wo ist Mama?“ Mit dieser Frage fühlte sich der ältere Blonde in seiner Annahme bestätigt. „Ich glaube, sie ist auf der Dachterrasse und genießt die Abendluft. Was bedrückt dich, Kleiner?“, bohrte er weiter nach. Kouki setzte sich auf einen Stuhl und sah seinen Vater in die Augen. „Hast du Mama und mich nicht mehr lieb?“ Erschrocken weiteten sich die Augen seines Vaters. Ihm wurde klar, dass Kouki mehr mitbekommen hatte, als ihm lieb war. Er wusste, was in seinen Sohn vor sich ging. Schließlich hatte der Hoffnungsträger seine Eltern oft genug streiten gehört. Diese Ereignisse und die Konsequenzen prägten ihn bis heute. Takeru ging auf seinen Sohn zu, zog sich einen Stuhl ran und setzte sich auf diesen. Er blickte seinen Sohn in die Augen. „Kouki, nur, weil sich Mama und Papa mal streiten heißt das nicht, das wir uns nicht mehr lieb haben. Im Gegenteil: deine Mutter, du und Yuri, ihr seid die wichtigsten Menschen in meinen Leben. Deine Mutter und ich haben aneinander vorbei geredet und das Missverständnis geklärt.“ „Du bleibst bei uns?“ „Kouki, ich werde weder deine Mutter noch dich oder Yuri alleine lassen. Was hast du gehört?“ „Dass du wieder nach Miami willst.“ „Ja, das möchte ich. Es ist nicht so wie du denkst. Ich kann dir das noch nicht erklären. Deine Mutter und ich haben uns noch nicht geeinigt. Du kannst dir aber sicher sein, dass es nicht so ist wie du denkst.“ „Woher willst du wissen, was ich denke?“ „Ganz einfach: Ich weiß, wie es ist, wenn die Eltern sich streiten und man es mitbekommt. Du musst keine Angst haben. Ich liebe deine Mutter, dich und Yuri.“ Takeru stand auf und umarmte seinen Sohn innig. „Hilfst du mir beim Abendbrot?“ „Gerne“, lachte der Junge auf. Es war deutlich zu sehen, wie erleichtert das Kind war. „Danke dir. Du kannst den Tisch decken. Ich stelle dir die Teller und Gläser hin. Du kannst diese auf den Tisch verteilen. Wenn du fertig bist, kannst du bitte deine Mutter holen. Wir können dann zusammen essen.“ „Mache ich, Papa.“ --- Kari genoss die Ruhe, die sich ihr auf der Dachterrasse bot. Sie hatte es mit der Hilfe von Mimi geschafft, eine kleine grüne Oase zu erschaffen. Der Liegestuhl und die Sitzecke luden zum Relaxen ein. Sie hatte es sich auf dem Liegestuhl bequem gemacht und die Augen geschlossen. Die Braunhaarige versuchte ihre Gedanken zu sortieren. Warum sie überreagiert hatte. Warum sie Angst hatte Takeru zu verlieren. Warum es ihr ein Dorn im Auge war, dass ihr Freund Urlaub in Miami machen wollte. Die Lichtträgerin wusste, dass der Blonde sie liebte, sonst hätte er sie nicht öffentlich geküsst. Ihr war klar, wenn sie in Miami Urlaub machen würden, dass sie auf das andere Leben von Takeru stoßen würde. Was ist, wenn ihr dieser Lebenswandel ihres Freundes ihr nicht gefiel? Was wäre, wenn sie auf Jane treffen würden? Wie würde Takeru reagieren? Würde er zu seiner Familie stehen? Die absolute Horrorvorstellung für Kari war: Was wäre, wenn sie auf Brenda treffen würden? Egal, wie wirr ihre Gedankengänge waren, Kari kam immer zu demselben Ergebnis: Takeru liebte sie und Kouki. Sie konnte ihm seinen Wunsch einfach nicht abschlagen. Außerdem war sie neugierig. Kari lauschte dem Vogelpärchen, welches sich sein Nest in der Nähe gebaut hatte. Es half ihr, sich zu entspannen. Sie spürte, wie die Kopfschmerzen nachließen und sich eine Trägheit in ihr ausbreitete, ihre Augenlider wurden immer schwerer. Erschrocken zuckte Kari zusammen, als sie merkte wie ihr jemand eine Haarsträhne aus dem Gesicht und hinter ihr Ohr schob. Gleich darauf entspannte sie sich. Leise hörte sie seine Stimme: „Hika, wach werden. Kouki und ich haben Abendbrot gemacht.“ Dann spürte sie seine weichen Lippen auf ihrem Mund. Als sie merkte, dass er den Kuss lösen wollte, hielt sie ihn bestimmt im Nacken fest und forderte zärtlich Einlass in seine Mundhöhle. Takeru war zuerst ein wenig überrascht, ließ Kari dann aber gewähren. Leise seufzten sie auf, als sich ihre Zungen zu einem sanften Spiel fanden. Kari löste den Kuss. Zärtlich schaute sie ihrer besseren Hälfte in die Augen. „Ich bin für einen Urlaub in Miami, wenn du es immer noch möchtest. Gerne würde ich dein Leben dort kennen lernen und ein kleiner Teil davon werden.“ Überglücklich schaute Takeru ihr in die Augen. Er wusste, was für eine Überwindung seiner Freundin diese Entscheidung gekostet haben musste. --- Die kleine Familie saß gemeinsam am Tisch und aß ihr Abendbrot. „Kouki, was hältst du von Urlaub in Miami?“, fragte seine Mutter. Kouki rutschte vor Freude auf den Stuhl hin und her. „Ich gehe meine Sachen packen, dann können wir los.“ „Halt Engelchen, so schnell geht das nicht. Wir müssen noch einiges vorbereiten, bevor es losgeht. Mama muss noch ein paar Tage arbeiten und dann fliegen wir, okay?“, versuchte Takeru seinen Sohn zu beruhigen. Enttäuschung machte sich auf dem Gesicht des Jungen breit. „Wie lange muss ich noch warten? Hoffentlich nicht so lange, wie auf den Weihnachtsmann.“ Seine Eltern lachten. „Kouki, wir haben Mai. Bis zum Weihnachtsmann sind es noch sieben Monate. Solange warten wir bestimmt nicht“, erklärte die Lichtträgerin ihrem Sohn. „Geduld ist nicht gerade deine Stärke. Da haben die Yagami- Gene durchgeschlagen“, erwiderte sein Vater mit einem Grinsen. „Bedanke dich bei Tai. Bei mir bis du da an der falschen Adresse“, lachte Kari Takeru an. --- Der Blonde konnte schnell die Einreisekontrolle hinter sich bringen. Schließlich hatte er lange hier gelebt und für ihren Aufenthalt in Miami war Takeru, dank seiner doppelten Staatsbürgerschaft, Amerikaner. Bei Kari und Kouki dauerte es länger, da sie noch nie in Amerika waren. Die Drei verließen genervt das Flughafengebäude. „Oh Mann! Das hat ja lange gedauert. Ich wusste, dass die Einreisekontrolle anspruchsvoll ist. So habe ich mir das nicht vorgestellt“, stöhnte die Braunhaarige auf. Der männliche Begleiter schmunzelte nur. „Es ist halt viel passiert. Ihr habt es ja jetzt geschafft.“ Kouki kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Was sind das für Bäume? Die Blätter sehen ja aus wie Staubwedel und der Stamm sieht auch komisch aus.“ Seine Eltern mussten lachen. „Das, mein Kleiner, sind Palmen. Wir haben sie dir doch schon auf Bildern gezeigt. Sehen sie in echt so anders aus?“, fragte Kari nach. „Klar, Papa steht nicht davor“, konterte der Junge. Seine Eltern lachten auf. Takeru hatte sich den Autoschlüssel von der Vermietung geholt. Gemeinsam mit seiner Familie gingen sie auf den Mietwagen zu. „Was? In das Auto soll ich einsteigen? Niemals Papa. Das Auto ist komisch.“ Empört schaute der Junge seine Eltern an. Fragend blickte Kari in die Augen ihres Sohnes. „Mama, schau dir das Auto genau an. Das ist kaputt.“ Nachdenklich ging Kari um das Auto rum. Takeru lachte herzhaft. „Kouki, ich weiß nicht, was du meinst“, kam es von seiner Mutter. „Mama, bist du blind? Das Auto hat kein Lenkrad.“ „Das ist doch -“ Der ältere Blonde konnte sich nicht mehr halten vor Lachen. Als er sich einigermaßen beruhigt hatte, erklärte er: „Kouki, in Amerika herrscht Rechtsverkehr, daher ist das Lenkrad auf der linken Seite. In Japan ist Linksverkehr, deswegen ist das Lenkrad auf der anderen Seite.“ „Dir ist klar, dass du die ganze Zeit fahren wirst? Ich werde mir das nicht antun“, kam es gleich nachdenklich von Kari. „Kein Problem. Ich bin es noch gewohnt. Können wir jetzt los? Sonst fahren wir in den direkten Feierabendverkehr. So kann aus einer halben Stunde Fahrt schnell mal eine Zweistündige werden“, drängte Takeru ein wenig. „Ich will mir noch einmal die Palmen anschauen.“ „Kouki, das kannst du auch im Auto machen. Hier stehen überall Palmen. Auf unserem Grundstück stehen auch welche. Ich will nicht nerven, aber rein ins Auto und zwar schnell.“ Der Blonde packt die Koffer in den Kofferraum, holte seine Sonnenbrille aus seiner Handgepäckstasche und setzte sie auf. Erleichtert nahm er wahr, das Kari und Kouki im Auto saßen. Er setzte sich hinter das Steuer und startete den Wagen. Sie fuhren die Küstenstraße entlang, über eine lange Brücke und ein paar kleinen Straßen, bis der Blonde vor einem Haus hielt. „Ihr könnt aussteigen. Wir sind da“, informierte Takeru seine Familie. „Wow! Das ist also dein kleines Strandhaus?“ Kari staunte nicht schlecht, als Takeru das Auto parkte. „Sonst würde ich nicht sagen, dass ihr aussteigen sollt“, gab der Hoffnungsträger amüsiert von sich. Kari blickte sich, nachdem sie ausgestiegen war, um. Der Weg war mit weißen Pflastersteinen versehen und links und rechts war ein gepflegter englischer Rasen. Das helle Haus war zweistöckig mit großen Fenstern und einem Balkon, von dem man auf das Meer schauen konnte. Hinter dem Haus befand sich ein großzügiger Pool und ein Sportplatz mit zwei Basketballkörben. Die Palmen spendeten diesen Ort ausreichend Schatten. „Wenn das klein ist, dann möchte ich nicht wissen, was du als groß definierst“, kam es nachdenklich von der Lichtträgerin. „Das Haus ist kleiner als das Haus von Matt und Sora. Nur das Grundstück ist größer“, erklärte der Hoffnungsträger. Die Braunhaarige musste lächeln, als sie einen kleinen japanischen Steingarten entdeckte. Dahinter war ein kleines Blumenbeet mit Lilien und orangefarbenen Rosen und Lotusblumen. „Du hast Japan ganz schön vermisst.“ Sie umarmte den Blonden von hinten und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ja, das habe ich.“ Er kuschelte sich enger in die Umarmung seiner Freundin. „Weißt du eigentlich, was die Blumen bedeuten oder ist das Zufall?“ „Lilien stehen für Licht und Liebe, orangefarbene Rosen Hoffnung und die Lotusblume steht für Liebe und Reinheit. Ich habe die Ecke mit den Hintergedanken an unsere Abenteuer als Digiritter anfertigen lassen. Schließlich habe ich dir diese Blumen immer zum Geburtstag geschenkt“, gab der Hoffnungsträger leise von sich. „Im Nachhinein stehen die Lilien für dich, die Rosen für mich und die Lotusblume für Kouki, auch wenn er da noch nicht in meinem Leben war.“ „Oh, Papa, wenn du schon zwei Körbe hast, dann sicher auch einen Ball, oder? Ich würde gerne mit dir spielen.“ Unterbrach der Junge die angenehme Stille und sprang fröhlich vor seinen Eltern auf und ab. „Ganz der Vater“, stöhnte Kari gespielt auf und quietschte kurz darauf auf, als Takeru sie in die Seite gepikst hatte. „Eh, was soll das?“, rief sie empört. „Ach nur so“, grinste der Blonde. „Ich zeige dir dein Zimmer, Kouki. Da kannst du dich umziehen. Dort müsste eigentlich auch ein Ball liegen.“ Im Eingangsbereich befanden sich mehrere kleine Schuhregale und Hauspantoffeln standen für den Besuch bereit. Der Boden war - wie auch der Rest des Erdgeschosses - mit Fliesen ausgestattet. Der Wohnbereich war in Schwarz-Weiß gehalten und wirkte sehr großzügig. Für farbliche Akzente sorgten bunte Blumen und gelbe Decken auf der riesigen Wohnlandschaft aus Leder. Gegenüber stand ein kleiner Kamin. Für genügend Licht sorgten große Fenster, die einen Ausblick auf den Ozean freigaben. Die Amerikanische Küche, sowie eine geschwungene Treppe fügten sich perfekt in das Gesamtbild ein. Takeru führte Hikari und Kouki in die erste Etage. Hier befanden sich das Schlaf-, Kinder-, ein Gästezimmer und das Bad. „Kouki, mache bitte die erste Tür auf der linken Seite auf“, forderte sein Vater ihn auf. „Das soll mein Zimmer sein? Das sieht aus wie die Digiwelt.“ Kouki stand der Mund offen und auch Kari klappte der Unterkiefer nach unten. Die große Wand war genauso bemalt, wie der Ort, in dem die Digiritter der ersten Generation ihre Reise gestartet hatte. Die Digimonpartner der ersten Generation saßen um den See, wobei ihnen Patamon und Gatomon mit großen strahlenden Augen ansahen. Die kleinere Wand war mit den Digimon von Ken, Yolei, Cody und Davis verziert. Die Decke war ein wunderschöner blauer Himmel und die Lampe stellte die Sonne dar. Auch hier wurden die Möbel in hellen Tönen gehalten und auf dem Boden lag ein kuscheliger Teppich auf dem ein Basketball lag. Der Junge nahm ein Shirt von seinem Bett. „Ist das Trikot für mich?“ „Klar, für wen sonst? Mir ist es zu klein und Mama trägt sowas nicht. Abgesehen davon ist es ihr auch zu klein. Du kannst dich umziehen, dann können wir spielen. Ich möchte nur noch eben mit deiner Mutter reden“, grinste Takeru seinen Sohn an. „Nochmal: Wow. Wann hast du das Zimmer für Kouki machen lassen? Es ist so, als wäre es schon immer sein Zimmer gewesen? Es ist wunderschön.“ Die Braunhaarige sah ihren Freund mit feuchten Augen an. „Kurz bevor ich dich gefragt habe ob wir hier Urlaub machen wollen. Ich habe Brandon alles per Mail geschickt und er hat sich darum gekümmert. Seine Freundin Emily ist Innenarchitektin. Um deiner Frage zuvor zukommen: Ich habe mit ihm gemeinsam studiert und bei den Heats gespielt. Wir schreiben uns regelmäßige Mails. Ich habe dir schon viel von den Beiden erzählt. Ihr werdet sie sicher noch kennenlernen. Du solltest nur wissen -“ Takeru holte tief Luft. „Was sollte ich wissen, Keru?“ Kari sah ihn fragend an, als sie sein Zögern merkte. „Die Beiden kennen Jane sehr gut. Es kann sein, dass ihr auch auf sie treffen werdet.“ „Denkst du, mir war nicht bewusst, dass ich hier auf deine Vergangenheit stoße? Ich habe damit gerechnet, dass wir sie auch treffen werden. Ich vertraue dir.“ „Das hat sich das letzte Mal anders angehört.“ „Da hast du mich auf dem falschen Fuß erwischt.“ Verlegen schaute Kari auf den Boden. Takeru grinste und kam einen Schritt auf seine Freundin zu. Ohne Vorwarnung griff er nach ihrem Handgelenk und zog sie an sich. Erschrocken quietschte Kari auf. Sein Gesicht nährte sich ihrem. „Ich bin fertig, Papa.“ Seine Eltern zuckten zusammen und lösten sich voneinander. Kouki spürte, dass er die Beiden gestört hatte. Verlegen tippelte er von einem Fuß auf den anderen. „Du kannst Mama ruhig einen Kuss geben, Papa.“ Sein Vater lachte kurz auf, wandte sich seiner besseren Hälfte zu und gab ihr einen Kuss auf dem Mund. „Was steht eigentlich auf dem Trikot, Papa?“ Kouki hatte die Schrift begutachtete als er sich umzogen hatte. „Dein Nachname und meine Rückennummer, die ich bei den Heats hatte. Na dann: ab nach draußen, Yagami“, schmunzelte TK. Kari machte es sich auf einen der Liegestühle bequem. Sie beobachtete mit Stolz ihre Männer beim Spielen. Es war erstaunlich, welche Fortschritte Kouki gemacht hatte, seitdem Takeru mit ihm spielte. Es war deutlich anzusehen, dass die Beiden dieses Spiel sehr liebten. Die Braunhaarige hörte die Hausklingel. Sie stand auf und ging los, um die Tür zu öffnen. Als sie dies tat, wünschte sie sich, es nicht gemacht zu haben. Sofort erkannte sie die Frau vor sich. „Guten Tag. Wer sind Sie?“, begrüßte sie den Gast und stellte sich unwissend. Die junge Frau blickte Kari irritiert an. Sie blickte kurz auf das Klingelschild, hatte sie ausversehen am falschen Haus geklingelt? Dies war nicht der Fall. Sie blickte Kari noch einmal in die Augen. Kurz blitzten ihre Augen auf, als sie die Hausherrin erkannt hatte. „Guten Tag, mein Name ist Jane Lindemann. Ich wollte Takeru besuchen.“ Kapitel 27: Takerus anderes Leben --------------------------------- Jane musterte ihren ehemaligen Lebensgefährten. Er sah immer noch gut aus. Wie immer, wenn er Basketball spielte, hatte er seine Trainingssachen an. Es waren zwar nicht die der Miami Heat, sondern einer Mannschaft die sie nicht kannte. Auch das grüne Trikot und die grüne Hose standen ihm. „Du musst weiter in die Knie gehen. So hast du einen besseren Schwung beim Werfen“, rief der Blonde seinem Sohn zu. „Ja, genauso. Jetzt ab in den Korb damit.“ „Das war Klasse, Kouki“, lobte er seinen Sohn, als der Ball durch den Korb flog. „Versuch jetzt einen Angriff zu starten.“ Takeru beobachtete seinen Sohn: „Stopp, Kouki.“ Der Junge unterbrach sein Spiel. „Was ist? Habe ich etwas falsch gemacht“, fragte der Junge nach. „Ja, das hast du. Das war eben ein Schrittfehler. Wenn du läufst musst du auch dribbeln. Machst du das nicht, bekommt der Gegner den Einwurf von der Seitenlinie.“ „Okay, Papa.“ „Versuche es noch einmal“, forderte er seinen Sohn auf. Kouki nickte und nahm den Ball an sich. Jane konnte nicht verstehen, was Takeru und der Junge sprachen, da sich die Beiden auf Japanisch unterhielten. Sie blickte von dem Kind zu ihrem ehemaligen Freund und zurück. Ihr Unterkiefer klappte nach unten. Der Junge sah genauso aus wie Takeru. „Du bist Vater?“, stellte sie fragend fest. Eine Takeru sehr bekannte Stimme drang in sein Bewusstsein. Der Blonde hatte sie lange nicht mehr gehört, doch erkannte er sie. Er hielt im Spiel inne und drehte sich zu ihr um. Kouki hatte den Ball gerade abgespielt, als sein Vater sich unverhofft umdrehte. Er wollte seinen Vater noch warnen, jedoch war dies zu spät. Der Ball traf Takeru volle Wucht in die rechte Niere. Ein leises Fluchen seitens des Älteren war zu hören, als dieser sich die schmerzende Stelle rieb. Kouki wollte sich entschuldigen, was Takeru nicht zuließ. Sein Vater blickte über seine Schulter. „Kouki, ich habe nicht aufgepasst. Dafür kannst du nichts.“ Schließlich wand Takeru sich der Besucherin zu. Da stand sie vor ihm. Sie hatte immer noch lange braune Haare, die sie offen trug. Jane trug eine rosafarbene Bluse, einen weißen langen Rock und weiße Flip Flops. Fragende braune Augen sahen ihn an. Der Blonde musste zugeben, dass sie immer noch sehr attraktiv war. „Hallo Jane. Lange nicht gesehen.“ Takeru ging auf seine ehemalige Freundin lächelnd zu und reichte ihr die Hand. Sie nahm sie an, funkelte ihn aber böse an. An seine Familie gerichtet sprach er in japanischer Sprache: „Hika, Kouki, das ist Jane.“ Karis Augen blitzten kurz auf und sein Sohn musterte Jane mit seinen blauen Augen. Takeru wurde ein wenig Bange ums Herz, als er weitersprach: „Jane, darf ich dir meine Familie vorstellen? Das sind Hikari, meine Freundin und Kouki, unser gemeinsamer Sohn.“ „Du hast eine Familie? Dir ist schon bewusst, dass wir uns getrennt hatten, weil du weder heiraten, noch Kinder haben wolltest, oder? Wieso hast du mir damals nicht gesagt, dass du bereits Vater bist? Dass du ein Kind mit Hikari hast?“, fauchte der Gast dem Hoffnungsträger entgegen. Takeru war sich bewusst, dass er diese Enttäuschung von Jane über sich ergehen lassen musste. Sie fühlte sich wahrscheinlich hintergangen. Kouki verstand nur ein Bruchteil. Was er verstand war, dass sein Vater angegriffen wurde. Der Junge dachte sich seinen Teil, als er sich einige Wörter im Geiste übersetzte und den Namen seiner Mutter hörte. Er überlegte nicht lange als die Worte seinen Mund verließen: „Papa wusste nicht, dass es mich gibt“, antwortete der Junge auf Englisch. Kari legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Engelchen, wir sollten deinen Vater und Jane alleine lassen, damit sie sich unterhalten können“, gab sie auf Japanisch von sich. Takeru nickte ihr zu und so gingen die Beiden in das Haus. „Du kannst echt nicht leugnen, dass der Kleine dein Sohn ist“, lächelte Jane ihn an. „Ich wollte nicht, dass du es so erfährst, Jane. Eigentlich wollte ich mich mit dir alleine treffen und in Ruhe mit dir über Alles reden. Dass du es so erfahren hast tut mir leid“, gab Takeru entschuldigend von sich. „Ach, schon gut. Es ist schließlich eine lange Zeit vergangen. Du wirkst glücklich. Ich sage mit Absicht glücklich, weil du zu unserer Zeit immer nur ‚Ich bin zufrieden‘ gesagt hast. Ich hatte es mir damals schon denken können, dass du mit Hikari zusammen kommen wirst, als ich gehört hatte, dass du wieder nach Japan gehst. Außerdem habe ich erkannt, dass unsere Beziehung früher oder später zerbrochen wäre - auch mit einer Hochzeit und gemeinsamen Kindern. Wir hatten damals richtig entschieden und sind heute Beide glücklich, oder?“ „Ja, ich schon. Wie ist es dir ergangen?“, fragte der Blonde wirklich interessiert nach. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. „Den Ausdruck kenne ich noch. Du bist verliebt. Wer ist denn der Glückliche? Kenne ich ihn?“ „Ich glaube schon. Es ist Mitch, dein ehemaliger Teamkollege. Wir sind seit fast drei Monaten ein Paar und wohnen in Orlando. Er spielt jetzt für die Magics. Was machst du so?“ „Für die Magics? Ich hätte nicht gedacht, dass er mal den Verein wechselt. Mitch kommt mit Veränderungen genauso gut klar wie ein Dinosaurier. Ich bin Trainer der Tokyo Exellence, parallel mache ich mein Bachelor in Journalistik.“ Takeru grinste sie schief an. „Du ziehst das Studium also immer noch durch?“ Der Blonde nickte. „Womit ich nicht gerechnet hätte ist, dass du die Seiten wechselst und jetzt neben dem Feld stehst. Ich dachte immer, dass Takeru Takaishi bis zu Rente aktiver Spieler bleibt. Schließlich hast du hier alles dem Basketball untergeordnet. Oder hat deine Schulterverletzung damit zu tun, dass du Trainer bist?“ Der Blonde sah sie an. „Nein, hat sie nicht. Meine Schulter ist vollkommen ausgeheilt. Was ich wohl auch deiner Pflege zu verdanken habe.“ Wissend lächelte er sie an. In ihrem Gesicht machte sich ein Lächeln breit, als sie daran dachte. Durch diese Verletzung kamen sich die Beiden seiner Zeit sehr nahe. Schließlich sprang der Blonde über seinen Schatten und sie wurden ein Paar. „Nach unserer Trennung stand für mich fest, dass ich wieder nach Japan gehe. Der Trainerjob war das schnellste was ich finden konnte, bei dem ich auch bei meinen Freunden und meiner Familie sein konnte. Mit Familie meine ich Yamato, Sora und ihre Tochter Midori. Kouki habe ich erst später kennengelernt. Zum Anfang wusste ich auch nicht, dass er mein Sohn ist. Hikari wollte, dass ich meinen Traum lebe und hat aus Liebe geschwiegen. Sie hat mir mein Leben hier - auch mit dir - ermöglicht. Sie wusste, wie ich reagiert hätte, wenn ich die Wahrheit damals schon gekannt hätte. Wir hatten doch drei wunderschöne Jahre, oder nicht?“ „Ja, die hatten wir und ich bereue sie nicht. Du wärst sofort zurückgegangen, oder?“ Mit entschlossen Augen schaute Jane ihm ins Gesicht. Takeru nickte. „Entschuldigung …“, unterbrach Kouki das Gespräch der Erwachsenen und verbeugte sich leicht. „Kleiner, du musst nicht so förmlich sein. In Amerika musst du dich nicht verbeugen.“ Takeru wuschelte durch die Haare seines Sohnes. „…, das Essen fertig ist.“ „Gut, dann ist es Zeit für mich zu gehen“, meldete Jane sich zu Wort. „Nein, Mama … würde … hat sie ...“, begann Kouki auf Englisch. An seinen Vater gerichtet fuhr er auf Japanisch weiter: „Ich weiß nicht wie ich das sagen soll. Mama hat sie auch zum Essen eingeladen. Mama wünscht es sich. Es gibt Ratatouille.“ Verlegen trat der Junge von einem Bein auf das andere. „Ich mache das schon. Danke, Engelchen. Geh schon mal ins Haus. Wir kommen gleich nach“, antwortete sein Vater. Er wendete sich wieder Jane zu. „Du bist zum Essen eingeladen. Kari würde sich sehr freuen. Wie du gehört hast gibt es Ratatouille. Kouki wusste nur nicht, wie er es sagen sollte. Er lernt erst seit knapp einem halben Jahr Englisch.“ „Danke, dann bleibe ich gerne. Das Essen hört sich sehr japanisch an“, grinste Jane. „Du weißt, ich habe auch französische Wurzeln“, erinnerte er seine ehemalige Freundin. „Das ist mir doch glatt entfallen. Ich dachte, Blond ist die typische Haarfarbe in Japan“, konterte Jane amüsiert. „Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich hätte dich vielleicht doch mal mit nach Japan nehmen sollen“, stieg Takeru in das Spiel mit ein. „Da du so oft in Japan warst“, kam es ironisch von Jane. „Stimmt auch wieder. Ich hätte dich aber mitgenommen.“ „Danke, ich hätte freiwillig verzichtet. Ich hasse das Fliegen immer noch.“ „Pech gehabt. Dir entgeht es, ein wunderschönes Land kennen zu lernen“, zog er sie auf. „Mag sein. Es ist aber schon ein Horror für mich zu meinen Eltern nach Deutschland zu fliegen.“ „Selber schuld. Wieso hast du deine Ausbildung in Washington gemacht?“ „Aus demselben Grund, warum du dein Studium dort gemacht hast“, konterte sie. „Wo bleibt ihr denn? Ich habe den Tisch schon gedeckt“, meldete sich Kari zu Wort. Sie beobachtete die Beiden ganz genau. Die Lichtträgerin hatte sie lachen gehört. Takeru stand lässig an den Terrassentisch gelehnt. Seine Hände hatte er in seine Hosentaschen gesteckt. Jane stand mit einigem Abstand vor ihm. Ihre Hände hingen locker an den Seiten runter. Beide machten einen entspannten Eindruck. Erleichtert atmete Kari aus. Sie blickte ihrem Freund in die Augen, der ihren Blick erwiderte. „Danke für die Einladung, Hikari. Ich freue mich sehr darüber.“ Mit diesen Worten wurde Kari aus der stummen Unterhaltung mit Takeru gerissen. Sie drehte sich zu Jane. „Gerne doch. Tue mir bitte einen Gefallen und nenne mich Kari. Bei Hikari denke ich immer, ich habe etwas angestellt.“ Jane nickte. Takeru nahm den lockeren Umgang von Kari und Jane erleichtert wahr. „Lasst uns jetzt essen. Sonst wird es noch kalt und die ganze Arbeit war umsonst“, hörte er die Stimme seiner besseren Hälfte sprechen. Das Essen verlief in entspannter und fröhlicher Atmosphäre. Die Frauen verstanden sich gut und sie mussten feststellen, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten. Dieses wurde Takeru jetzt erst richtig bewusst. ‚Ist Jane die amerikanische Kari? Nein, ist sie nicht. So viele Gemeinsamkeiten wie die beiden auch haben gibt es auch große Unterschiede. An das große Herz, die Ausstrahlung und an das Wesen von Kari kommt Jane nicht ran‘, ging es dem Blonden durch den Kopf. Als Jane sich verabschiedete bedankte sie sich bei Kari, für das leckere Essen und dass sie ihr die Zeit mit Takeru ermöglicht hatte. Als sie den fragenden Blick von ihr sah, meinte sie nur, dass es ihr Freund erklären würde. Kari hatte sich auf die Couch gelümmelt und ihren Kopf auf Takerus Schoß gelegt. Dabei sah sie ihm in die blauen Augen. Die sie immer noch faszinierten und verlor sich in diesen, als er den Blick erwiderte. „Jane ist eine wirklich bewundernswerte Frau. Kein Wunder, das du dich in sie verliebt hast“, gab sie bedrückt von sich. „Stimmt, das ist sie. Kari, ich liebe dich und nicht sie. Wir zwei kennen uns fast unser ganzes Leben. Wir verstehen uns blind. Also denke nicht weiter über Jane nach. Du hattest Joe, als ich hier war und ihr seht euch öfters als Jane und ich es tun. Ich lebe auch damit. Gemeinsam versuchen wir Michiru und Joe bei Yuri zu helfen. Ich kann ihn verstehen, dass er in dich verliebt war. Du bist wunderschön, clever, einfach ein Engel. Womit ich nicht hätte leben können, wärest du ein Paar mit Davis oder Matt gewesen.“ „Na hör mal! Ich möchte nicht mit meinem Bruder zusammen sein. Die Zwei sind wie Zwillinge - nicht nur optisch. Matt hat deine Rolle als mein bester Freund eingenommen. Ihr seid euch in vielen Dingen sehr ähnlich. Manchmal hatte ich das Gefühl mehr mit dir zu reden als mit ihm. Er hat mir in der ganzen Zeit sehr geholfen und mich unterstützt, wo er nur konnte. Außerdem hätten wir ziemlichen Ärger mit Tai und Sora bekommen, wenn da was gewesen wäre. Wobei ich mir nicht ausdenken möchte, was Tai mit Matt angestellt hätte.“ „Das hätte sicher wieder in eine Schlägerei zwischen den Beiden geendet. Ich habe immer noch Tais und Matts Worte im Kopf, als wir den Beiden gesagt haben, dass wir zusammen sind“, grinste Takeru. „Ich auch“, gab Kari von sich. „Mal etwas Anderes: Glaubst du, dass Kouki und Yuri irgendwann mal ein Paar werden könnten?“, fragte Takeru. Kari setzt sich auf und sah ihm in die blauen Augen. „Keru, die Beiden sind sechs Jahre. Er denkt, dass sie seine Schwester ist.“ „Sie sind aber keine Geschwister. Kouki und Yuri werden es irgendwann verstehen. So wie die Beiden miteinander umgehen würde es mich nicht wundern“, argumentierte der Blonde. Er überlegte kurz und sprach dann weiter. „Wir haben uns auch im Sandkasten kennengelernt. Da Kouki in vielerlei Hinsicht nach mir kommt, würde es mich nicht wundern, wenn er sich in Yuri verlieben würde. Du warst eine Freundin, wurdest meine beste Freundin und irgendwie habe ich dich, als meine kleine Schwester gesehen“, lächelte er sie an. „Deswegen war es für mich auch so schwer zu akzeptieren, dass ich dich liebe. Ein Bruder liebt seine Schwester nicht auf diese Weise.“ Takeru zog Kari an sich und gab ihr einen Kuss. Kari dachte einen Moment nach. „Mir ging es genauso. Falls es so kommen sollte, können wir uns keine bessere Schwiegertochter vorstellen. Außerdem würde sich nicht viel ändern. Wir sehen Yuri beide als unsere Tochter an.“ „Da hast du Recht. Wir sollten nur aufpassen, dass die Beiden nicht die gleichen Fehler wie wir begehen.“ „Wir haben als Kinder gesagt, dass wir nicht so werden wollen wie unsere Eltern. Dann besteht Hoffnung für die Beiden. Sie kennen unsere Geschichte.“ Kari setzte sich rittlings auf den Schoß ihres Freundes. Sie sah in tief in die blauen Augen. „Zeigst du mir, dass ich keine Schwester für dich bin?“ Verwundert schaute er in ihre braunen Augen. So fordernd kannte er sie gar nicht. Bevor er etwas erwidern konnte spürte er schon ihre Lippen auf seinen. Takeru schlang seien Arme um ihre Hüfte und vertiefte den Kuss. Der Blond es spürte ihre Hand an seinen austrainierten Bauchmuskeln und stöhnte leise auf. Er löste den Kuss. „Das sollten wir im Schlafzimmer fortsetzten.“ Schnell schob er seine Hände unter ihren Hintern und stand, mit Kari auf dem Arm, auf. --- Müde öffnete Kari ihre Augen. Sie blickte sich um. Wo war sie? Dieses Zimmer war ihr völlig fremd und doch vertraut. Irritiert setzte sie sich auf. Sie war alleine - ein weiterer Umstand der sie durcheinanderbrachte. Nachdenklich schwang sie die Beine aus dem Bett, griff nach einem Shirt und zog es sich über. Der Braunhaarigen huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, als sie seinen vertrauten Geruch wahrnahm. Automatisch kuschelte sie sich weiter in sein Shirt. Sie trat ans Fenster. Der Ausblick ließ sie ihren Atem anhalten. Kari blickte in den wunderschönen Garten. Zwei Orangenbäumchen, der Pool und Palmen waren zu sehen. Zwischen den Palmen erblickte sie das Meer am Horizont. Als ihr bewusst wurde, wo sie sich befand, schlich sich ein weiteres Lächeln in ihr Gesicht. Es war die richtige Entscheidung gewesen, hier Urlaub zu machen. Takeru hatte ohne zu zögern zu seiner Familie gestanden, als Jane sie besucht hatte. Ihr Lächeln wurde noch breiter, als sie daran dachte. Mit einen mal verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. Wo war Takeru? Sie war alleine nach einer wilden Nacht aufgewacht. Nachdenklich sah sie auf ihr neues Handy, welches ihr Takeru geschenkt hatte, nachdem sie ihre Altes zerdeppert hatte. Erschrocken blickte sie auf die Uhrzeit. Sie hatte fast den ganzen Vormittag verschlafen. Die Braunhaarige öffnete die Tür und musste sich erst einmal orientieren. Sie blickte in ein Zimmer, von dem sie annahm, dass dies das Zimmer von Kouki war, fand aber nur das kleine Gästezimmer vor. Hinter der nächsten Tür verbarg sich das Badezimmer. Koukis Zimmer war auch leer. Nachdenklich ging sie die Treppe runter. Auch im Wohnbereich fand sie weder Kouki noch Takeru. Der letzte Versuch im Garten und auf der Terrasse schlug auch fehl. Kari runzelte ihre Stirn. Wo waren die Beiden hin? Sie ging in die Küche und fand einen Zettel vor: ‚Wir sind zu einer Joggingrunde aufgebrochen. Wir wollten dich nicht beim Schlafen stören. Ich liebe dich. Keru‘ Erleichtert atmete Kari aus und machte sich auf den Weg unter die Dusche. Sie kam in einem fliederfarbenen ärmellosen Sommerkleid, welches ihr bis zu den Knien ging, aus dem Badezimmer. Ihre Haare hatte sie sich zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. Ein dezentes Makeup rundete ihr Gesamtbild perfekt ab. Die Braunhaarige hörte leise Musik aus dem Wohnbereich und lächelte. Sie ging die Treppe wieder runter und sah ihre Männer, wie sie eine Runde Karten spielten. „Hallo ihr Zwei. Wie lange wart ihr weg?“ Takeru blickte auf. Er konnte sich nicht helfen, aber irgendwie sah seine Freundin heute anders aus. Das lag vielleicht an dem Kleid, welches er noch nicht kannte. „Ich gehe duschen. Mama ist ja fertig.“ Kouki ging nach oben, nachdem er seine Mutter begrüßt hatte. „Hey Hika. Wir waren nicht lange weg. Vielleicht eine Stunde. Es tut mir leid, dass du alleine aufgewacht bist.“ „Den Morgen danach kann man sich romantischer vorstellen“, kam es gespielt verärgert über ihre Lippen. „Der Ausblick hat mich ein wenig entschädigt“, grinste sie ihn frech an. „Na toll. Was ist mit mir?“ Takeru schmollte vor sich hin. „Du bist lieber Joggen gegangen, als mich zu wecken und mit mir zu kuscheln. Selber schuld, Keru“, neckte sie ihn. „Da will man nett sein und dann ist es auch wieder falsch.“ Takeru ging auf Kari zu, nahm ihr Gesicht in seine Hände und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. „Ist das eine kleine Entschädigung, dafür, dass du alleine aufgewacht bist?“ „Ich nehme, was ich bekommen kann“, neckte Kari ihn. „Okay, das nächste Mal lasse ich Kouki in unser Be -“ „Das wirst du schön bleiben lassen. Wir waren nackt.“ „Eben. Deshalb bin ich mit ihm zusammen aufgestanden.“ „Du hast doch alles richtig gemacht“, lächelte sie ihren Freund an und gab ihm einen Kuss. „Wozu brauchtet ihr das Auto, wenn ihr Joggen wart?“ Ertappt blickte der Blonde zur Seite. Was sollte er jetzt sagen? Die Wahrheit? Nein, das ging nicht. „Ich habe Kouki meinen Lieblingsort gezeigt, wo ich immer laufen war. Zu der kleinen Bucht muss man fahren. Wenn man hin und zurück läuft ist das gut eine Stunde. Kouki hat noch nicht die Ausdauer für solch lange Joggingtouren.“ Kari schaute in seine Augen. Da Takeru kurz zur Seite blickte, als er sprach, wusste sie, dass das nicht die ganze Wahrheit war. „Na gut, ich werde dir mal glauben.“ Dass ihre Stimme beleidigt klang, entging ihrem Freund nicht. Somit konnte er sich denken, dass ihm nicht geglaubt wurde. „Hika, ich werde es dir erklären, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Wir waren wirklich bei der Bucht und sind gelaufen. Was wir davor gemacht haben werde ich dir noch nicht sagen. Vertraue mir einfach.“ „Das mache ich auch. Ich mag es nur nicht, wenn man mich anlügt.“ Der Blond ging auf seine Freundin zu und legte seine Hände auf ihre Hüften. Er schaute ihr in die Augen. „Ich habe nicht gelogen. Ich möchte dich überraschen und deswegen kann ich dir nicht alles sagen.“ Takeru zog sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss. „Ich liebe dich, Hika.“ Takerus Handy riss die Beiden aus ihrer trauten Zweisamkeit. Widerwillig löste sich der Blonde aus der Umarmung. Er sah auf das Display. „Das ist Brandon“, erklärte er seiner Freundin. Der Blonde drückte auf den grünen Hörer und ging auf die Terrasse. Kari sah ihm nachdenklich hinterher. So ein seltsames Verhalten kannte sie nicht von ihm. Schnell schüttelte sie ihren Kopf. Es wird sich alles klären, da war die Braunhaarige sich sicher. „Hika, können wir uns heute Abend mit Emily, Brandon, Lucy und Jason treffen?“ Takeru hatte seinen Kopf durch die Terrassentür gesteckt und sah sie fragend an. „Klar, warum nicht?“ --- „Hika, Kouki kommt ihr? Wir müssen los. Sonst kommen wir zu spät.“ „Keru, wo wollen wir hin?“ „In den Museum Park. Dort wollen wir uns mit den Vieren treffen. Wir brauchen eine knappe halbe Stunde mit dem Auto. Deshalb müssen wir uns beeilen, dass wir nicht in den Feierabendverkehr kommen. Es gibt nur eine Straße die von Miami Beach rein und raus führt.“ „Wo willst du das Auto parken?“, fragte Kari nach, als sie den Museum Park erreicht hatten. Die breiten Straßen machten ihr ein wenig Angst und es wirkte, als gäbe es keine Parkplätze. „Bei der Arena. Wir können mit einem Schiff auf die andere Seite fahren und sind gleich am ‚Spanish Navy Plaza‘. Du musst keine Angst haben. Bei der Arena sind genug Parkplätze“, erklärte der ältere Blonde und konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. Kari kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Eben waren nur die breiten Straßen und Betonklötze zu sehen. Als Takeru um die Kurve fuhr blickte sie mit einem Mal auf eine große grüne Landschaft und sehr viel Wasser wurde sichtbar. Ein großes Gebäude, das aus sah wie ein Ufo, kam in das Sichtfeld der kleinen Familie. Kouki fragte erfürchtig: „Papa, ist das die Arena der Heats?“ Unruhig rutschte Kouki in seinem Kindersitz hin und her. „Ja, Kleiner. Da kommen wir heute nicht mehr rein. Falls sich die Trainingszeiten nicht geändert haben, endete die letzte Trainingseinheit vor einer dreiviertel Stunde. Brandon wollte nach dem Training noch Duschen und danach rüber in den Park kommen. Vielleicht treffen wir ihn beim Schiff.“ Takeru parkte das Auto. Nachdem Kari und Kouki ausgestiegen waren, zeigte er auf ein großes Gebäude. „Das ist der Freedom Tower. Dieser ist den kubanischen Flüchtlingen gewidmet worden. Vorher hatten dort die Zeitungen Miami News und Metropolis ihren Hauptsitz. Heute wird es als Bürogebäude, Bücherei und Museum genutzt“, informierte Takeru die Beiden. Sie gingen auf die Arena zu, da von dort das Schiff fuhr. Der Hoffnungsträger hatte seinen Arm um Karis Hüfte gelegt und Kouki an der anderen Hand. Kari hatte ihren Arm auch um seine Hüfte gelegt. Auf einmal hörte Takeru wie seinen Name gerufen wurde. Er drehte sich in die Richtung. Sein Gesicht zierte ein dickes Grinsen, als er seinen schwarzhaarigen Freund erkannte. „Hey Brandon.“ Freundschaftlich umarmten sich die beiden Männer. „Man ist das lange her. Wie war das Training?“ „Hey Takeru. Ich würde sagen über ein Jahr. Hart und anstrengend. Du kennst den Trainer. Da hat sich nicht viel verändert.“ Takeru drehte sich und schob Kari und Kouki vor sich. „Brandon, das sind Hikari und Kouki, meine Familie.“ Kari sah dem Fremden schüchtern in die Augen. Sie reichte ihm ihre Hand. „Hallo, ich freue mich Sie kennen zu lernen.“ Erstaunt sah Takerus Freund sie an. „Ich heiße Brandon. Die ganzen Förmlichkeiten können wir uns sparen.“ „Wenn das so ist: Ich bin Kari, Brandon.“ „Das hört sich schon besser an, Kari“, antwortetet der Schwarzhaarige grinsend. Er wandte sich Kouki zu. „Hallo kleiner Mann.“ Der Junge schaute ihn mit seinen blauen Augen an, sagte aber kein Wort. Stattdessen verbeugte er sich leicht. Überrascht schaute Brandon das Kind an. Takeru sprach ein paar Worte zu seinem Sohn. Dieser nickte. „Hallo Brandon“, kam es dann über seine Lippen. „Brandon, Kouki spricht noch nicht lange Englisch. Die Verbeugung war die japanische Begrüßung Fremden gegenüber“, erklärte er seinem Freund das Verhalten seines Sohnes. „Das habe ich mir schon gedacht. Du warst zum Anfang genauso. Es hört sich komisch an, wenn du japanisch sprichst, ohne zu fluchen“, lachte Brandon auf. „Daran wirst du dich gewöhnen müssen“, konterte der Blonde. „Lasst uns zum Schiff gehen. Sonst fährt es ohne uns.“ „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du Vater bist.“ Der Schwarzhaarige blickte von Kouki zu Takeru. „Der Kleine ist eine Miniausgabe von dir.“ „Ja, das ist er, nicht nur optisch“, erwiderte stolz Takeru. „Wie meinst du das?“ „Wir könnten dich zu uns einladen. Dann wirst du es sehen“, bereitete Kari einen Vorschlag. Ihr Freund schaute sie erstaunt an. „Ist das dein Ernst, Hika?“ „Warum nicht? Du bist doch stolz auf das Können deines Sohnes.“ Kari zuckte mit ihren Schultern. „Papa, was ist das dort?“ Kouki deutete auf eine große Wasserrutsche. „Das ist Jungle Island. Du hast es auch kurz aus dem Auto gesehen, als wir hergefahren sind“, erklärtet er seinem Sohn. Nach einer kurzen Überfahrt gingen die Vier auf ein Denkmal zu. Dort warteten drei weitere Personen auf sie. Kapitel 28: Geheimnisse ----------------------- Die kleine Gruppe schaute interessiert in die Richtung, aus der Brandon mit Takeru und seiner Familie kam. Kouki ging zwischen seinen Eltern und drückte sich Schutz suchend an seinen Vater. Dieser hatte seine Hand beruhigend auf die Schulter des Jungen gelegt. Kari und Brandon liefen neben einander her, während sie sich angeregt unterhielten. „Brandon, wie hast du die Idee zu Koukis Zimmer so gut umsetzen können?“, fragte Kari nach. „Mit der Umsetzung hatte ich nicht viel zu tun. Dies hat alles meine Freundin Emily gemacht. Ich habe ihr die Bilder gezeigt und sie hat diese umgesetzt. Ich frage mich aber nicht wie sie es geschafft hat. Sie meinte nur, dass die Bilder so gut ausgearbeitet waren, dass man hätte denken können, dass die Tiere echte Wesen sind. Vor allem der Dinosaurier, der fliegende Hamster, die Katze und der Gestreifte mit dem Horn hatten es Emily angetan.“ Kari musste lachen. Fliegender Hamster? Der Gestreifte mit Horn? Das sollten Patamon und Gabumon lieber nicht zu hören bekommen. Beide würden sie ihnen beleidigt den Rücken zudrehen und kein Wort mehr mit ihnen reden. Palmon würde aufkreischen, wenn es mit einem Tier statt einer Pflanze verglichen würde. „Hey Brandon.“ Eine junge blonde Frau kam auf den Schwarzhaarigen zu. „Hey Emily.“ Er zog sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss. Schnell löste sie sich von ihrem Freund und blickte Takeru in die Augen. „Takeru, wie schön dich wieder zusehen.“ Sie fiel ihm vor Freude um den Hals. Der junge Mann erwiderte die Umarmung. „Hey Emily. Immer noch so stürmisch, wie ich dich in Erinnerung habe“, zog er die blonde Frau auf. „Werde nicht frech“, kam es amüsiert von Brandons Freundin. „Entschuldigt, ich bin so unfreundlich“, richtete sie an Kari und Kouki. „Ich bin Emily und die Freundin von Brandon.“ Überrumpelt sah Kari die junge Frau vor sich an. „Ähm, ich bin Kari und das ist Kouki. Wir gehören zu ihm.“ Kari deutete mit ihren Daumen hinter sich auf Takeru. Dieser musste lachen. „So kann man es auch sagen, Hika.“ „Sag mal, wollt ihr da Wurzeln schlagen, oder kommt ihr noch zu uns rüber?“ Fragend sah ein braunhaariger Mann zu der Gruppe. „Wir kommen schon, Jason. Dass du immer so ungeduldig sein musst“, rief Brandon ihm zu. Nach zwei weiteren herzlichen Begrüßungen und Vorstellungen machte sich die Gruppe auf, um ein gemütliches Plätzen zu finden. Diesen fanden sie in der Nähe. Lucy und Emily breiteten eine Decke aus. Die kleine Gruppe blickte auf den Nordatlantischen Ozean und die Bäume spendeten ihnen Schatten. Sie erzählten sich, was sich in den letzten Monaten ereignet hatte. „Brenda war wirklich in Tokio?“, fragte Jason entsetzt nach. „Ja, war sie. Der ganze Besuch war nicht angenehm“, kam es verärgert von Takeru. „Wie bist du sie so schnell losgeworden?“ Ein Grinsen machte sich auf Takerus Gesicht breit. „Durch einen Freund und Hilfe aus der Familie.“ „Das muss aber ein mächtiger Freund sein.“ Nachdenklich schaute Emily Takeru in die Augen. „Wohl eher ein mächtiger angehender Schwager“, konterte Takeru. Er schaute nachdenklich zur Seite, bevor er weiter sprach: „Ich weiß bis heute nicht, wie sie an meine E-Mail-Adresse gekommen ist.“ Unsicher sah Lucy Takeru an. „Ich glaube, das war meine Schuld.“ „Wie meinst du das?“, fragte Jason seine Frau. „Mein Account wurde gehackt.“ „Das erklärt einiges“, kam es trocken von Takeru. „Es tut mir leid.“ „Mach dir kein Kopf, Lucy. Seit der ‚netten‘ Aufforderung, Japan zu verlassen, hat sie sich nicht mehr gemeldet“, beruhigte sie der Hoffnungsträger. „Da bin ich erleichtert“, kam es leise von Jasons Frau. Takeru sah seinen Sohn an. „Was ist mit dir los?“, fragte er. „Das ist gemein, Papa. Jason hat einen Ball mitgebracht. Ich muss hier rum sitzen und euch zu hören. Das meiste verstehe ich nicht“, beschwerte sich der Junge. Der Blonde grinste seinen Sohn an. An seine Freunde gerichtet fragte er: „Hey Jungs, was haltet ihr von einem Spiel?“ „Wir sind zu dritt. Ist das nicht unfair? Oder spielt Kari Basketball?“ Takeru lachte auf. „Kari könnte, wenn sie wollte, auch spielen.“ „Erzähl nicht so einen Quatsch, Keru! Ich treffe den Korb nur, wenn du mich hochhebst.“ „Immerhin triffst du diesen dann“, erwiderte ihr Freund amüsiert. „Hey! Werde nicht gemein. Ich bin wesentlich kleiner als du“, konterte Kari. „Kouki ist noch kleiner als du und trifft den Korb ohne das ich ihn hochhebe.“ „Das ist etwas Anderes. Er ist dein Sohn.“ „Genauso, wie er dein Sohn ist“, kam es frech vom Hoffnungsträger. „Takaishi, mache weiter so und du musst einen Samba tanzen.“ Kari streckte ihm frech die Zunge raus. Takeru stutzte. Samba? Das war der einzige Tanz, den er überhaupt nicht konnte. Sogar den - in seinen Augen bescheuerten - Cha Cha Cha bekam er hin. „Das kannst du schön alleine tanzen, Hika“, lachte er auf. „Jason und Brandon, ihr spielt gegen Kouki und mich.“ „Takeru, nichts gegen dich, aber du bist Trainer und dein Sohn ist wie alt?“ „Ich bin Trainer. Kein Rentner. Habt ihr Angst, dass Kouki, ein sechsjähriger Junge, und ich euch im Regen stehen lassen? Wir spielen zum Spaß. Ihr würdet uns beiden eine riesen Freude machen. Also, kneifen oder spielen?“, stachelte Takeru seine Freunde an. Die beiden Männer schauten sich in die Augen und nickten. „Spielen“, kam es wie aus einen Mund. „Papa, das hast du gut gemacht“, grinste Kouki seinen Vater an. Die Beiden klatschen sich ab. Die Frauen sahen ihren Männern zu. „Takeru ist gar nicht aus der Form. Man merkt gar nicht, dass er kein aktiver Spieler mehr ist“, staunte Emily. „Er liebt dieses Spiel. War es unfair nicht zu sagen, dass seine Mannschaft der amtierende Meister in Japan ist? Er spielt regelmäßig mit seinen Jungs und Kouki“, grinste Kari. Verwundert blickten sie die beiden Frauen an. „Nein, auf keinen Fall. Da müssen Jason und Brandon jetzt durch. Euer Sohn spielt aber auch gut. Es sieht ganz so aus, als wenn er in die Fußstapfen seines Vaters tritt“, kommentierte Lucy das Gesehen. „Das wird Kouki wohl machen“, kam es stolz von Kari. „Emily, ich wollte mich für das wunderschöne Zimmer von Kouki bei dir bedanken.“ Kari sah der jungen Frau in die Augen. „Kouki hat sich sehr gefreut.“ „Das habe ich gerne gemacht. Wo hat Takeru die Phantasie her, solche Bilder zu machen?“ „Ähm ... Takeru kann besser mit Worten umgehen, als das er zeichnen oder fotografieren kann. Welche Bilder hat er dir geschickt?“ Emily zog eine kleine Tasche an sich und holte ein kleines Tablet raus. Kurz tippte sie darauf rum. „Diese hier.“ Kari schaute sich die Bilder an und ein Lächeln schlich sich in ihr Gesicht. Natürlich erkannte sie sofort wer diese Bilder gezeichnet hatte. „Die Katze, den Hamster, wie Brandon ihn genannt hat, und die Landschaft habe ich gezeichnet. Die anderen Wesen hat Takerus Schwägerin auf das Papier gezaubert.“ „Was sind das für Wesen? Die sehen echt putzig aus“, fragte Lucy nach. „Unsere Di… Ähm … Das sind die Plüschtiere von Kouki.“ „Ihr Zwei habt echt Talent. Seid ihr Künstlerinnen?“ Kari lachte auf. „Bei Sora trifft es zu. Sie ist Modedesignerin und hat ihre eigene Modelinie. Ich bin Erzieherin.“ „Mama, das hat Spaß gemacht“, mit diesem Worten riss Kouki die Frauen aus ihrem Gespräch. Er lief auf seine Mutter zu und warf sich in ihre Arme. Da Kari mit dieser Aktion ihres Sohns nicht gerechnete hatte, konnte der Junge sie überrumpeln. Sie lag lachend auf ihrem Rücken, während Kouki auf ihr saß. „Nicht so stürmisch, Engelchen“, gab sie von sich. Dabei kitzelte sie den Bauch ihres Sohnes. Dieser lachte überrascht auf. „Gehst du jetzt bitte wieder von mir runter?“ „Nein, ich bleibe sitzen“, antwortete er frech und kitzelte sie. „Kouki, bitte. Du bist wie dein Vater.“ „Das hast du davon“, mischte sich Takeru lachend ein. „Blödmann. Keru, kannst du mir bitte helfen?“ „Erst beleidigst du mich und dann soll ich dir helfen. Vergiss es, Hika.“ „Männer, einer ist schlimmer als der andere“, fluchte Kari spielerisch auf. Dabei schob sie Kouki zur Seite und setzte sich wieder auf. Takerus Freunde lachten, obwohl sie nicht verstehen konnten, was die Familie sagte. Die Bilder die sich ihnen boten waren lustig genug. „Da hast du uns ganz schön in die Pfanne gehauen, Takeru“, beschwerte sich Jason spielerisch. „Wieso? Wir haben zusammen in der Uni Mannschaft gespielt, wenn ich dich daran erinnern darf“, konterte der Blonde. „Das meine ich nicht. Du hast nicht gesagt, was für ein Talent dein Sohn hat.“ „Hey, beschwere dich nicht. Du wusstest, dass Kouki mein Sohn ist. Das musste reichen. Brandon und du seid aktive Spieler. Kouki ist ein Kind, ich bin Trainer. Ihr hattet einen riesen Vorteil.“ „Du bist ein Fuchs.“ Takeru musste lachen. „Tja, so kennst du mich, Jason.“ „Jetzt weiß ich was du vorhin meintest, dass Kouki dir nicht nur optisch gleicht“, grinste Brandon. „Die Einladung steht immer noch, Brandon. Wir könnten Grillen“, kam es von Kari. „Das hört sich gut an. Lucy und Jason, das Gleiche gilt für euch auch“, wandte sich Takeru an das andere Pärchen. Die Angesprochenen nickten. „Papa, ich bin müde“, mischte sich Kouki ein. „Leute, wir müssen nach Hause. Wir telefonieren und sprechen so alles ab“, informierte der Blonde seine Freunde. --- Takeru, Kari und Kouki verbrachten eine schöne Zeit in Miami. Sie trafen sich oft mit Emily, Lucy Brandon und Jason. Sie besuchten ‚Jungle Island‘, die Everglades, das Kennedy Space Center und die Arena der Heats durfte nicht fehlen. Von dem Freedom Tower aus bot sich ein gigantischer Blick über Miami. Langsam nährte sich ihr Urlaub dem Ende zu und das Verhalten von Takeru wurde immer seltsamer. Er traf sich oft mit den Jungs, lies Kari und Kouki alleine und kam spät nach Hause. Kari spürte das Takeru ihr etwas verheimlichte. Sie wusste, dass Jane immer noch in Miami war. Die Braunhaarige redete sich immer wieder ein, dass sie Gespenster sah. Irgendwann spürte Kari die Angst, dass er seine Meinung ändern würde. Dass Takeru doch lieber wieder in Miami leben wollte. Dies konnte sich die Braunhaarige überhaupt nicht vorstellen. Miami war ein schönes Fleckchen Erde, dass wollte sie gar nicht bestreiten. Sie fühlte sich hier nicht zu Hause. Ihr fehlten ihre Freunde und ihre Familie und sie waren erst zwei Wochen hier. Die Lichtträgerin saß auf der Terrasse und blickte nachdenklich auf den Ozean. Vor ihr lag ein kleines aufgeschlagenes Buch. In Gedanken versunken, merkte sie nicht, wie Takeru hinter sie trat. „Was ist mit dir los, Hika?“ Die Angesprochene zuckte zusammen. Schnell schloss sie das Buch. Verwundert über ihr Handeln runzelte er die Stirn, überging aber ihr Verhalten. „Seit Tagen wirkst du abwesend.“ Traurig blickte sie in die blauen Augen. „Das könnte ich dich auch fragen. Du bist ständig unterwegs und lässt Kouki und mich alleine.“ Takeru schluckte, als er ihr trauriges Gesicht sah. „Hika, bitte vertraue mir. Ich weiß, dass ich wenig Zeit für dich habe. Verzeih mir bitte. Das war nicht meine Absicht.“ „Warum machst du es dann?“ „Ich will dich überraschen. Leider habe ich nicht bedacht, dass du hier niemanden hast, der dich ablenken kann. Das wäre ein super Job für Mimi, Sora und Yolei gewesen. Es tut mir leid.“ „Weißt du eigentlich, dass ich mir die schlimmsten Situationen ausmale?“ Erschrocken blickte er ihr in die Augen. Der Blonde überlegte kurz. Wenn er jetzt etwas sagen würde, wäre alles umsonst gewesen. Er entschloss sich ein kleines Ablenkungsmanöver zu starten. „Ich wollte dir und Kouki heute Abend meinen Lieblingsort in Miami zeigen. Ich kann mir keinen schöneren Ort vorstellen, unseren Urlaub ausklingen zu lassen als dort.“ „Du willst nicht hier bleiben?“ Ängstlich schaute sie ihren Freund in die Augen. Takeru zog sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss. „Nein, warum sollte ich? Können wir in zwei Stunden los? Kouki weiß Bescheid.“ Erleichtert nickte Kari. --- Takeru parkte das Auto. Es war nichts in der Nähe außer Palmen und der Strand. Der Hoffnungsträger griff mit der einen Hand nach Kari und mit der anderen nach Kouki. Die Lichtträgerin merkte, dass diese zitterte. Verwundert schaute Kari ihn an. Warum war er so nervös? „Wenn alles geklappt hat müsste um-“ „Ein Picknick am Strand? Das ist deine Überraschung?“ Die erfreute Stimme von Kari riss den Älteren aus den Gedanken. „Ein Teil davon. Gefällt es dir?“, kam es fast schüchtern von Takeru. „Gefallen? Das ist traumhaft“, rief Kari begeistert aus. „Wer hat das vorbereitet?“ „Jason und Brandon haben alles hergefahren. Lucy, Emily und ich haben das Essen gemacht. Deswegen hatte ich so wenig Zeit für euch.“ Kari drehte sich zu ihrem Freund. Das schlechte Gewissen hatte die Oberhand gewonnen. Sie hatte sich in ihren Gedanken alles Mögliche ausgemalt, ist vom Schlimmsten ausgegangen. Dabei hatte er die ganze Zeit über an sie gedacht. Tränen traten in ihre Augen, als sie auf ihn zu ging und ihm einen Kuss gab. „Es tut mir leid, dass ich misstrauisch war.“ „Wäre ich an deiner Stelle gewesen, wäre es mir genauso gegangen.“ Die Stimme von ihm klang reumütig. „Was gibt es zu essen? Ich habe Hunger“, erklang die piepsige Stimme von Kouki. „Wir haben Sushi, Fisch- und Fleischspieße, Baguette, Obst, Salat und eine Quiche Lorraine. Es sollte etwas für jeden dabei sein.“ Die Drei setzten sich auf die Decke und packten das Essen und die Getränke aus. Nachdenklich schaute Kari auf das Meer. Takeru hatte sich so viel Mühe gegeben. „Hika, ist alles in Ordnung?“ „Ja, klar.“ Sie griff nach einem Fischspieß, der mit Zucchini und Aubergine bespickt war. Die französische Küche war eine leichte Küche. Gut verträglich bei dieser Hitze. „Papa, deine Quiche Lorraine ist wieder total lecker“, lobte der Junge das Essen. „Woher weißt du, dass ich die gemacht habe?“ „Das schmeckt man einfach“, schmatzte der Junge fröhlich vor sich hin. „Du kannst den französischen Teil in dir nicht leugnen, Keru. Ich hätte auch gesagt, dass sie von dir sind. Selbst die von Matt schmeckt anders“, kam es von Kari, die nach ihrem Fischspieß auch von der Quiche probiert hatte. „Das kommt daher, dass ich griechischen Joghurt nehme. Matt nimmt Naturjoghurt, da Sora den anderen nicht mag“, erklärte Takeru. „Was wollt ihr trinken? Wir haben Apfel- und Orangensaft und Mineralwasser.“ „Orangensaft“, kam es gleichzeitig von Mutter und Sohn. Nachdem die kleine Familie mit essen fertig war, überredetet Kouki seine Mutter mit ihm am Strand zu spielen. Takeru räumte in der Zwischenzeit das Geschirr wieder ein und verstaute die Reste in den Transportboxen. Verwundert blickte er auf das Sushi, das übrig geblieben war. Der Blonde zuckte mit den Schultern und stellte es in die Kühlbox. Er brachte die Sachen schnell zum Auto. Als er wiederkam hatte er einen Ball in den Händen. Kari, die es sich wieder auf der Decke gemütlich gemacht hatte, grinste ihn an. „Willst du mit Kouki spielen?“ Zu ihrer Verwunderung schüttelte Takeru seinen Kopf. Er gab Kouki den Ball. „Kouki, spiele so, dass wir dich noch sehen können. Ich nicke dir zu, wenn du wieder zu uns kommen kannst“, flüsterte Takeru seinen Sohn zu. „Ich habe dich verstanden, Papa“, sagte der Junge genauso leise und nahm den Ball an sich. „Was habt ihr zwei ausgeheckt?“, fragte Kari skeptisch nach. „Teil zwei der Überraschung“, kam es trocken von Takeru. Er nahm die Hand von ihr und zog sie hoch. „Kommt mit. Ich möchte dir etwas zeigen.“ Vor einer Palme blieb Takeru stehen. Kari schaute sich um und Tränen traten in ihre Augen. „Ist das dein Ernst“, fragte sie erstaunt nach. Takeru nickte. „Hika, ich hatte mir so viel überlegt, was ich dir sagen möchte. Das wir uns schon ewig kennen. Wir nicht ohne einander leben können. Was wir uns auch eindrucksvoll bewiesen haben. Das was du hier siehst, sagt hoffentlich alles.“ Kari sah von seinen blauen Augen auf den Boden. In den Sand war ein Herz mit ihren Initialen gezeichnet worden. Weiße Lilien und orangene Rosen waren um das Herz verteilt. Darunter stand: ‚Ich liebe dich‘. Sie spürte seine Lippen an ihrem Ohr. „Ich weiß, dass du Amerika als das Land ansiehst, dass mich dir weggenommen hat, Hika. Deswegen kann ich mir keinen besseren Platz vorstellen als diesen, um dir diese Frage zu stellen. Mein Leben hier hat mich mit zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Der Mensch, den du liebst.“ Er löste sich von ihr, griff in seine Hosentasche und zog ein kleines rotes Kästchen raus. Takeru schaute ihr tief in die Augen, als er fragte: „Hikari Yagami, möchtest du meine Frau werden?“ Kari sah ihren Freund sprachlos an. War das jetzt gerade wirklich passiert? Sie blickte auf das Herz, dann in die leuchtenden Augen von Takeru, schließlich auf das kleine rote Kästchen und den darin liegenden Ring. „Hika?“ Die sanfte Stimme von Takeru holte sie aus ihren Gedanken. „Was?“ „Ich habe dich gefragt, ob du mich heiraten möchtest“, erinnerte sie ihr Freund. „TK, ich … Ich muss dir etwas sagen.“ Verlegen blickte sie zur Seite. „Ich weiß nicht, ob du -“ „Kari, was ist hier los?“ Takeru trat einen Schritt nach hinten. Er sah sie mit hoch gezogen Augenbrauen an. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt, nachdem er das Kästchen wieder in seiner Hosentasche gesteckt hatte. „Was verschweigst du mir?“ „Ich wollte es dir erst sagen, wenn wir wieder zu Hause sind. Nach dieser Frage, muss ich es dir jetzt sagen. Ich weiß nicht, ob du deine Meinung noch änderst, wenn du alles weißt.“ Kari griff nach ihrer Handtasche und zog das kleine rote Buch hervor. „Du machst mir Angst. Weißt du das? Was soll so schlimm sein, das du denkst, ich ändere meine Meinung?“ „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht habe ich Mist gebaut. Schau selber.“ Kari reichte ihm das Buch. Zögerlich griff Takeru danach. Langsam öffnete er dieses. ‚Ich hoffe, ein Traum wird wahr‘, las er die Überschrift. Irritiert schaute der Blonde in die Augen seiner Freundin. „Was wird das, Kari?“ „Du musst umblättern.“ Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe rum. Takeru tat was Kari gesagt hatte. Seine Augen wurden groß. „Das nennst du Mist? Geht’s noch?“ Kari zuckte zusammen. Sie war unfähig etwas zu sagen. „Das ist alles andere, aber bestimmt kein Mist“, rief er erfreut aus. „Du bist nicht wütend?“ Er trat auf Kari zu, legte seine Hände auf ihre Hüften und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Als er sich von ihr löste fragte er: „Warum sollte ich wütend sein? Das ist die schönste Überraschung seit langem.“ „Du wolltest keine Kinder.“ Takeru fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Hika, diese Entscheidung hatte ich getroffen, als ich nach Washington gezogen bin. Ich hatte mich heimatlos gefühlt, meine Freunde und Familie waren ein Ozean von mir entfernt. Meine beste Freundin wohnte in einem anderen Land. Als du mich wieder in dein Leben gelassen hast, hatte ich gemerkt, wie falsch ich mit dieser Entscheidung gelegen hatte. Du bist die einzige Frau, mit der ich mir Kinder vorstellen kann. Kouki ist der beste Beweis, dass ich mich nicht geirrt habe. Er hat mir gezeigt, wie schön es ist ein Vater zu sein.“ Takeru blickte in die feuchten Augen seiner Freundin. „Seit wann weißt du es?“, fragte er liebevoll nach. „Ich habe es einen Tag vor unserer Abreise erfahren.“ „Wieso hast du nichts gesagt?“ „Du hättest den ganzen Urlaub abgesagt. Das wollte ich nicht.“ „Es ist erschreckend, wie gut du mich kennst.“ Takeru schaute von dem Buch auf Karis Bauch und dann in ihr Gesicht. „Wie weit bist du?“ „In der achten Woche. Sobald wir zu Hause sind, muss ich zur Kontrolluntersuchung.“ „Darf ich mitkommen?“ Kari strahlte ihn an. „Ich würde mich sehr freuen.“ „Das ist kein kleiner Blähbauch?“ Sanft streichelte er über die kleine Wölbung. Die unter Karis Empirekleid noch gar nicht sichtbar war. „Nein, ist es nicht.“ Verwundert schaute sie Takeru an. „Du hast gemerkt, dass ich ein Bäuchlein bekommen habe? Wieso hast du nichts gesagt?“ „Kari, dein Körper macht jeden Monat eine Veränderung durch. Denkst du, das bekomme ich nicht mit, wenn wir kuscheln? Außerdem werde ich mich nicht freiwillig in die Minenfelder begeben, die sich Gewicht und Periode nennen. Schließlich möchte ich noch länger leben.“ Die Braunhaarige musste lachen. „Weise Entscheidung.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. „Hika? Ich möchte nicht drängeln und ich weiß, dass ich deine Neuigkeit nicht toppen kann. Trotzdem möchte ich noch eine Antwort von dir?“ „Och doch, mit der Frage kannst du alles toppen. Wie war sie gleich noch einmal?“, fragte sich schelmisch nach. Der Blonde verdrehte spielerisch die Augen. „Also gut, alle guten Dinge sind drei. Nur damit es klar ist: Ich frage dich jetzt zum letzten Mal.“ Erneut holte Takeru die Schmuckschatulle aus der Hosentasche und öffnete diese. „Hika, würdest du mir die Ehre erweisen und meine Hemden bügeln?“ „Ähm .. Keru ist das jetzt die Retourkutsche? Hemden bügeln? Echt jetzt? Du sollest es nicht übertreiben“, empörte sich die Braunhaarige. Bevor sie einen Lachanfall bekam. Takeru schoss die Röte in sein Gesicht. Diese verdammten Versprecher. „Ich glaube, ich sollte es bleiben lassen. Irgendwie kommt alles falsch an“, grummelte der Blonde vor sich her. Dann holte er tief Luft: „Die Mutter meiner Kinder bist du schon …“ Er legte seine Hand auf Karis Bauch bevor er weitersprach: „… möchtest du auch meine Frau werden?“ „Ja, dass möchte ich.“ Überglücklich nahm Takeru den schmalen Weißgoldenen Ring, mit drei kleinen Steinchen, in seine Hände und steckte ihn Kari an. Dabei flüsterte er der Braunhaarigen ins Ohr: „Ein Stein fehlt. Zu Hause werde ich noch einen einsetzen lassen.“ Kari und Takeru sahen ihrem Sohn zu wie dieser am Strand mit seinem Ball spielte. „Wie willst du die Verlobung Tai beibringen?“ „Das muss ich nicht. Ich habe kurz vor unserer Abreise mit ihm darüber gesprochen. Er hat uns seinen Segen gegeben.“ „Echt jetzt?“ „Ja, er meinte, dass er dich noch nie so glücklich gesehen hat wie in den letzten Monaten. Ich bin eher darauf gespannt, wie er auf deine Schwangerschaft reagiert. Oder weiß er schon davon?“ „Nein, diesmal bist du der Erste der von unserem Baby erfahren hat. Ich glaube, Tai wird sich freuen.“ „Wir sollten langsam los, Hika. Kouki langweilt sich.“ „Wie kommst du darauf?“ Takeru lachte auf. „Er tritt den Basketball mit seinem Fuß.“ --- „Ich kann es gar nicht fassen, dass wir morgen wieder nach Hause fliegen. Die Zeit ist so schnell vergangen.“ Kari hatte sich in die Arme von Takeru gekuschelt. „Mir geht es auch so. Ich freue mich aber schon darauf alle wieder zu sehen und zu Hause zu sein.“ Er gab ihr einen sanften Kuss auf den Kopf. „Hika?“ „Was ist?“ „Kannst du dich bitte auf den Rücken drehen?“ Kari sah ihn fragend an, kam aber seiner Bitte nach. Sanft schob der Blonde Karis Schlafshirt ein Stück nach oben. Seine Augen funkelten wie Sterne, als er auf ihren Bauch sah. Sanft legte er seine Hand auf diesen. Takeru sah in die braune Augen Karis und fragte ungläubig nach: „Da ist wirklich unser Baby drin?“ Er sah, wie ihre Augen feucht wurden, bevor sie nickte. Ein Lächeln schlich sich in sein Gesicht. Takeru zog seine Hand von ihrem Bauch. Beugte seinen Kopf und platzierte einen kleinen sanften Kuss auf ihren Bauchnabel. „Ich liebe euch.“ „Wir dich auch.“ Kari machte eine kurze Pause, bevor sie weiter sprach, „Keru, das Buch musst du mir bitte wieder geben.“ „Warum?“ „Das ist mein Schwangerschaftstagebuch. Ich habe alles, was wir in unserem Urlaub erlebt haben, aufgeschrieben. Außerdem sollen dort die weiteren Ultraschallbilder rein.“ „Na gut. Bekomme ich es wieder?“ Kari nickte. „Sofern du dein Baby das erste Mal in deinen Armen hältst.“ Takeru bekam feuchte Augen. Er konnte die Schwangerschaft miterleben, mit allen Höhen und Tiefen. Bald würde er sein Baby in den Armen halten können. Er würde dabei sein, wenn sein zweites Kind die wichtigsten Dinge in seinem Leben lernt. „Hika, schreibst du den Titel ‚Ich hoffe, ein Traum wird wahr‘ bitte um?“ „Was soll ich dann schreiben?“ „Ein Traum wird wahr.“ Epilog: Das Beste kommt zum Schluss ----------------------------------- Endlich war es soweit: Der Tag der Tage war gekommen. Aus Hikari Yagami wurde Hikari Takaishi und auch ihr gemeinsamer Sohn hatte mit Stolz den Namen seines Vaters angenommen. Mit Stolz sah Takeru seine Braut an. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass dieses zarte Wesen ab dem heutigen Tage für immer zu ihm gehörte. Er hatte immer gedacht, dass sie nicht schöner werden könnte. Da hatte er sich gewaltig geirrt: Seit der Schwangerschaft strahlte sie von innen heraus und hatte etwas Geheimnisvolles an sich. Der heutige Tag setzte dem Ganzen die Krone auf. Das bodenlange, champagnerfarbene Chiffonkleid umspielte sanft ihren Körper und ließ ihren Babybauch genug Spielraum. Der ebenfalls bodenlange Schleier rahmte ihr zartes Gesicht ein und ließ sie wie ein Engel erscheinen. Sanft legte Takeru seine Hand auf den großen Schwangerschaftsbauch seiner Braut. „Ich freue mich sehr, dass wir bald unsere kleine Prinzessin in unseren Armen halten können. Ich bin neugierig, wie sie aussehen wird. Ich liebe dich, Hika.“ Sanft nahm er ihr Gesicht in seine Hände und senkte liebevoll seine Lippen auf ihre. Wie durch einen Schleier nahmen die Beiden die ersten Klänge des nächsten Liedes wahr. Beide mussten grinsen. Takeru ging einen Schritt nach hinten, verbeugte sich leicht vor ihr und reichte ihr seine Hand. „Darf ich bitten, Frau Takaishi?“ Kari machte einen kleinen Knicks und reichte ihm seine Hand. „Gerne doch, Herr Takaishi.“ Sanft zog er sie in seine Arme. Beide blendeten ihr Umfeld aus. Für sie gab es nur den jeweils anderen und ihr Lied. Es sah aus, als würden sie über die Tanzfläche schweben. Takeru führte seine Braut und diese folgte ihm ohne zu zögern. Kurz bevor das Lied endete hörten die Beiden die Stimme von Kouki: „Darf ich auch mittanzen?“ Seine Eltern lachten auf. „Natürlich, komm her“, kam es amüsiert von Kari. Takeru nahm ihren gemeinsamen Sohn auf den Arm und zusammen tanzen die Drei das Lied zu Ende. Die Freunde sahen auf die Tanzfläche und mussten allesamt schmunzeln. „Es hat zwar ewig gedauert, dass die Beiden verstanden haben, dass sie zusammen gehören, aber was lange dauert wird endlich gut“, kam es erleichtert Izzy. „Matt, weißt du noch, wie die Beiden sich angebrüllt hatten, als TK erfahren hatte, dass er Koukis Vater ist?“, fragte Sora nach. „Oh ja, ich dachte TK packt seine Sachen und verschwindet wieder nach Miami.“ „Wenn er das gemacht hätte, wäre er nicht bis zum Flughafen gekommen. Vorher hätte ich ihn zur Schnecke gemacht“, rief Tai aufgebracht in die Runde. „Tai, jetzt beruhige dich“, wies Mimi ihren Mann zurecht, bevor sie nachdenklich weitersprach: „Ich dachte, dass Brenda alles kaputt macht, bevor es überhaupt richtig angefangen hatte.“ „In der Hinsicht hatte ich nie Bedenken“, kam es vom Freundschaftsträger. „Was machte dich so sicher?“, fragte Davis nach. „Ganz einfach: Ihr hättet die Gesichter der Beiden sehen müssen, als ich sie in der Küche ertappt hatte, als TK Kari sein Tattoo gezeigt hat.“ Neugierig sah Davis seinem blonden Freund in die Augen. „Wie hatten sie sich den angeschaut?“ Matt deutete auf die Tanzfläche. „Genauso.“ Von Joe kam nachdenklich: „Mir läuft es heute noch eiskalt den Rücken herunter, wenn ich an Karis Unfall denke. Mir ist fast das Herz stehen geblieben, als ich erkannte, wer meine Patientin war.“ Der Blauhaarige schüttelte sich bei diesem Gedanken. „Das glaube ich dir sofort“, kam es von Cody. „Das Ereignis hatte den Beiden aber die Augen geöffnet. Sie hatten endlich mit dem ‚wir sind nur beste Freunde‘ Blödsinn aufgehört“, warf Mimi ein. „Da hast du recht, Prinzessin.“ Liebevoll sah Tai seiner Frau in die Augen. „Könnt ihr euch noch an TK`s Gesichtsausdruck erinnern, als er Tai von der zweiten Schwangerschaft erzählt hat? Jetzt wissen wir, das ein Basketballer schneller laufen kann als ein Fußballer“, lachte Izzy auf. „Hey, TK und ich hatten Spaß gemacht. Ich hätte gewonnen, wenn Kari mich nicht ausgetrickst hätte“, verteidigte sich Tai. „Sie hat doch nur deine Hand auf ihren Bauch gelegt“, lachte Mimi. „Ja und in dem Moment hatte Bambini getreten“, kam es verträumt vom Braunhaarigen. „Wie kommst du auf Bambini?“ Fragend sah Matt seinen Kumpel an. „Ist doch klar: Kari und TK bekommen ein Mädchen. Die Kleine wird bestimmt wie meine Schwester aussehen. Karis Blick erinnert mich immer an ein Reh – Ergo Bambini.“ „Ähm … Na wenn du meinst.“ Nachdenklich kratzte sich der Freundschafträger am Hinterkopf. „Wir haben auch noch eine kleine Anekdote“, kam es von Yolei und Ken nickte. „Ach und welche?“, fragte Sora nach. „Wir müssen heute noch darüber lachen, als Kari und TK uns erzählen wollten, dass sie ein Paar sind und Kouki ihnen den Wind aus den Segeln genommen hat“, lachte das Ichijouji Ehepaar. Bei der Erinnerung mussten alle lachen. „Kouki hat halt viel von Tai“, grinste Izzy. „Ob das so gut ist bezweifle ich“, kam es trocken von Matt. „Was soll das heißen? Ich dachte, du bist mein bester Freund“, kam es angesäuert von dem Braunhaarigen. „Bist du auch. Trotzdem bist und bleibst du ein Chaot. Noch so einer von deiner Sorte ist zu viel für diese Welt.“ „Danke auch.“ „Gern geschehen.“ „Lieber ein Chaot, als ein Gefühlsautist“, setzte Tai nach. „Sagt der Richtige“, warf Mimi trocken ein. „Danke Mimi, für deine Unterstützung“, rief Matt grinsend. „Du weißt schon, dass du von deinem Ehemann redest?“ Böse funkelte Tai Mimi an. „Klar weiß ich das. Deswegen habe ich es ja gesagt“, neckte die Brünette ihren Mann. Das Funkeln in ihren Augen verriet sie. „Komm du mir mal nach Hause, Prinzessin.“ Kari und Takeru gingen zu ihren Freunden. „Bevor ihr euch die Köpfe einschlagt …“ Sie zog ihren Bruder am Arm. „Was hast du vor, Kari?“, fragte er ängstlich. „Na was wohl: Tanzen. Und zwar mit meinem lieben Bruder. Oder schlägst du deiner Lieblingsschwester ihren Wunsch ab?“ Dabei schaute sie ihn so unschuldig in die Augen, dass er gar nicht anders konnte. Tai sah zu ihren Freunden: „Sag ich doch: Wie ein unschuldiges Reh.“ Als Antwort kam ein Lachen von Allen. An Kari gewandt meinte er: „Na gut, aber nur, weil du meine einzige Schwester bist.“ „Die heute geheiratet hat und nebenbei deine Nichte unter ihrem Herzen trägt.“ „Kari, ich habe dich verstanden.“ Liebevoll zog er sie in seine Arme und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. In der Zwischenzeit hatte Takeru seine Hand Mimi gereicht. „Was die Beiden können, das können wir doch schon längst, oder Mimi?“ Lächelnd nahm sie seine Hand an. Es wurde viel erzählt, gelacht und getanzt. Als es an der Zeit war den Brautstrauß zu werfen wurden Izzy, Cody, Davis und Joe unruhig. Takeru, Matt, Tai und Ken lehnten sich entspannt zurück. „Ich wette, es trifft Davis“, lachte Tai. „Ich hoffe doch nicht“, kam es erschrocken von diesen. „Ich kenne Kaori erst ein halbes Jahr.“ „Ich tippe auf Joe“, kam es trocken von Takeru. „Ähm …“ War das einzige was von dem Blauhaarigen kam. „Kurz gesagt: Izzy.“ Ken grinste seine Freunde an. „Nee, nee. Später, aber nicht jetzt“, schoss es aus Izzy heraus. „Na gut, damit es fair bleibt: Es trifft Cody “, kommentierte Matt das Geschehen. „Also ich …“ Lachend sahen sie die verheirateten Männer an. „Wir wissen genau, was in euch vorgeht“, lachte Matt. Die Vier sahen sich in die Augen hoben ihre Gläser und prosteten sich gelassen zu. Kari warf gerade den Brautstrauß über ihren Rücken. Takeru beobachtete die Fluglinie und sah Joe in die Augen. „Ich hatte Recht, Michiru wird den Strauß fangen.“ „Wie kommst du darauf?“ Fragend sah Matt seinen Bruder an. „Die Fluglinie -“ Weiter kam der jüngere Blonde nicht. Als ein erfreuter Aufschrei seitens Michirus zu hören war. „Wir wollen sowieso nächstes Jahr heiraten“, war die trockene Antwort von Joe. Liebevoll schloss Takeru seine Arme um Kari, als sie in den Himmel sahen. Langsam ebbte die Geräuschkulisse von ihrem Feuerwerk ab. Er drehte sie in seine Arme und nahm ihr vorsichtig ihren Schleier aus den Haaren. Leise flüsterte er ihr ins Ohr: „Ab heute bist du keine Braut mehr, sondern meine Ehefrau. Ich freue mich auf unser gemeinsames Leben. Ich liebe dich.“ „Wie gut, dass du mein Ehemann bist. Ich liebe dich auch.“ Kari sah ihn mit großen Augen an. „Verzeih mir bitte, was jetzt kommt?“ „Was meinst -“ „Joey, komm sofort her“, schrie die Braunhaarige durch den ganzen Saal, dabei klammerte sie sich an Takerus Schultern fest. „Verdammt noch mal, wo bleibst du, Kido?“, schrie Kari nochmal durch den Raum. Immer noch verdattert sah der Blonde seine Frau an. „Unsere Prinzessin, möchte auf die Welt“, erklärte sie. „Joe, wo steckst du?“ Diesmal war es Takeru der durch den Saal brüllte. „Hey, kann man noch nicht einmal in Ruhe aufs Örtchen gehen?“ Sichtlich genervt ging Joe auf die Beiden zu. „Das ist mir so was von egal, von wo du kommst, oder was du vorhast. Vergiss es einfach. Meine Fruchtblase ist geplatzt“, klärte Kari den Blauhaarigen auf. „Na wunderbar. Habt ihr den Krankenwagen gerufen?“ --- Lächelnd nahm Takeru das kleine Bündel in seine Arme und ging auf Karis Bett zu. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, seine Tochter in den Armen zu halten. Der Blonde hatte Tränen in den Augen, als ihn die blauen Babyaugen anblickten. Dieser Blick ging ihn durch Mark und Bein. Die Kleine war gerade einmal fünfzehn Minuten alt, hatte ihn aber mit ihrem ersten Schrei sein Herz gestohlen. Zärtlich legte er das kleine Wesen in die Arme von Kari und setzte sich zu ihr auf das Bett. Liebevoll blickte er auf seine zwei Herzendamen. „Was für ein schönes Hochzeitsgeschenk wir haben“, kam es verträumt von Kari. „Da hast du recht. Mitsuko ist das schönste Geschenk von allen - neben deinem Ja-Wort.“ Takeru flüsterte etwas in ihr Ohr. Als sie nickte, ging er zur Tür und ließ den kleinen Wirbelwind rein. Schnell setzte sich Kouki auf das Bett seiner Mutter und betrachtete seine kleine Schwester. „Hallo kleine Prinzessin, ich bin dein großer Bruder und werde immer auf dich aufpassen.“ Mit seiner Hand streichelte er seiner kleinen Schwester vorsichtig über die Wange. Takeru setzte sich wieder auf das Bett. Voller Stolz blickte er auf seine Familie. Es war ein langer Weg, bis er sein Glück gefunden hatte. Doch jetzt ließ er es nicht mehr los. Sein Leben war perfekt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)