Der Schlüssel zu meinen Herzen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 25: Ein Finale – Ein Foto – Ein Geheimnis ------------------------------------------------- Die Basketballmannschaft saß zusammen in ihrer Umkleide und lauschten den Worten ihres Trainers. Was dieser Mann in den letzten Tagen und Wochen von ihnen verlangt hatte, ging an die Grenzen eines jeden Spielers. Kurz vor dem Finale hatte der wichtigste Spieler ihres Teams sich eine Verletzung zugezogen. Allen war bewusst, dass Suzuki nicht ersetzt werden konnte. Daher ist ihr Trainer auf die geniale Idee gekommen ihre klassische ‚Starting five‘ komplett umzustellen. Das Team musste innerhalb von zwei Wochen eine komplett neue Spielweise erlernen. „So Leute, heute geht es um Alles oder Nichts. Ich habe in den letzten Wochen sehr viel von euch verlangt, dass ist mir klar. Ich weiß, was ihr drauf habt. Ihr wisst ganz genau, dass eine Mannschaft nur so stark ist, wie ihr schwächstes Mitglied. Die Schwäche von unseren Gegnern ist, dass sie zu klassisch spielen. Ihre Spielzüge sind vorhersehbar. Wir haben in den letzten Wochen ein neues Spielsystem erlernt. Das wird die gegnerische Mannschaft verwirren und genau in dem Moment schlagen wir zu. Wir müssen in den ersten beiden Vierteln so viele Punkte wie möglich erspielen. Wir werden kein ‚Point Guard‘ haben. Dafür wird die Position des ‚Centers‘ doppelt besetzt. Diese ‚Starting five‘ ist unüblich, das weiß ich. Wir haben aber schon in der Vergangenheit gezeigt, dass die ‚Tokyo Excellence‘ nichts von traditionellen Spielzügen halten. Sofern jeder einzelne von euch mit sich im Reinen ist, alles gibt und wir als Team zusammenhalten, können wir nur gewinnen. Ich weiß, dass jeder von euch das Zeug zum Gewinnen hat. Ich danke euch, dass ihr meine Ideen immer zum Besten umgesetzt habt und mir vertraut. Glaubt und vertraut euch, glaubt an unser Team und an die Menschen die euch lieben. Lasst uns auf das Spielfeld gehen ein geiles Spiel abliefern und den Titel nach Tokio holen. Ich vertraue euch vollkommen. Wir, als Team, werden es schaffen, davon bin ich überzeugt.“ Takeru sah mit Stolz auf seine Mannschaft. Zu Beginn der Saison hatte niemand damit gerechnet, dass dieses Team es bis ins Finale schaffen würde. Der Verein hatte viel von den Erfahrungen, die Takeru als Spieler der Miami Heat und in der amerikanischen Nationalmannschaft sammeln konnte, profitiert. Durch die undurchschaubare Spielweise waren die ‚Tokyo Excellence‘ unberechenbar geworden. Die Mannschaft stellte sich, wie vor jedem Spiel, in einem Kreis auf. Takeru hielt seine rechte Hand in die Mitte und einer nach dem Anderen legte die Hand auf seine. Sie sahen sich eindringlich in die Augen. Kita, der Assistenztrainer, fragte: „Wollen wir gewinnen?“ Ein lautes „Ja!“ war von der Mannschaft zu hören. Suzuki, der verletzte ‚Point Guard‘, fragte: „Können wir gewinnen?“ Die gleiche Reaktion wie zuvor. Takeru sah jeden seiner Spieler in die Augen, rief dann mit fester Stimme: „Dann werden wir auch gewinnen. Jetzt raus mit euch und liefert eine faires Spiel. Das sind wir unseren Fans und uns selbst schuldig.“ Ein lauter Aufschrei war von allen zu hören und die Hände wurden hoch gerissen. Von weitem hörten sie wie das Player Intro der ‚Tokyo Excellence‘ einsetzte. Die Mannschaft ging durch den langen Gang. Je näher sie dem Spielfeld kamen desto lauter wurde es. Als sie das Spielfeld betraten, welches der blonde Trainer immer als Letzter betrat, wurde die Mannschaft mit einem ohrenbetäubenden Lärm von ihren Fans begrüßt. Wie immer, wenn der Cheftrainer einen Blick auf die Zuschauertribüne werfen konnte, suchte er nach ihren braunen Augen und den blauen Augen seines Sohnes. Als er Kari und Kouki gefunden hatte, legte er seine Hand auf sein Herz und seine Augen blitzten kurz auf. Kari blickte in seine blauen Augen und legte ihre Hand an ihren Mund, küsste sie, legte diese auf ihre Brust und zog Kouki fest an sich. Der Blonde schmunzelte und nickte. Takeru sah jeden seiner Freunde und seinen Bruder kurz in die Augen. Sie waren alle gekommen um ihn zu unterstützen. Sie wussten alle, was von diesem Spiel für Takeru abhing. Die Mannschaft spielte nicht nur um den Titel, sondern auch um die berufliche Zukunft ihres Cheftrainers. Was hatte Takerus Vorgesetzter zu ihm gesagt? ‚Takaishi, wenn wir den Titel nicht holen sind Sie arbeitslos.‘ Es zählten nicht die Erfolge, die erspielt wurden. Wie Takeru seine Mannschaft praktisch aus dem Nichts ins Finale führte war uninteressant. Des Weiteren war es egal, dass die Sprösslinge des Blonden ihm vollkommen vertrauten, hinter ihrem Trainer standen und nichts auf ihn kommen ließen. Für die Vereinsleitung zählten nur Siege - und die konnten nur durch einen starken Trainer erzielt werden. Sicher, Takeru war eine starke Persönlichkeit. Er konnte eine Mannschaft zusammenhalten und führen. Er konnte auf den Tisch hauen, wenn es sein musste. Der Blonde liebte seinen Job und war mit Herzblut bei der Sache. Es gab nur zwei Menschen in seinem Leben, die er mehr liebte als seinen Beruf. Auf diese Menschen hatte er zuvor viele Jahre verzichtet. Takeru stellte sein Privatleben über seinen beruflichen Erfolg. Schließlich hatte er Kari schon einmal verloren und somit auch Kouki, als er sich für den Sport entschieden hatte. Diesen Fehler wollte der Hoffnungsträger nie mehr machen. Diese Einstellung konnte sein Arbeitgeber nicht verstehen. Deshalb hatten sie dem Cheftrainer praktisch die Pistole auf die Brust gesetzt: ‚Sieg – Sie bleiben. Niederlage – Sie gehen.' Takerus Mannschaft wusste, was von dem Ergebnis dieses Spiels für ihren Cheftrainer abhing, auch wenn dieser nie ein Wort darüber verloren hatte. Die Männer waren alle nicht auf den Kopf gefallen. Sie wussten, wie knallhart der Sport sein konnte. Alle waren stolz auf den Blonden. Dieser konnte sie immer motivieren und sorgte für eine positive Stimmung unter ihnen. Er gab ihnen die Hoffnung, alles zu schaffen, wenn das Team zusammenhielt. Er hatte immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme seiner Spieler und die des restlichen Teams. Das war keine Selbstverständlichkeit in ihrer Branche. Takeru rief noch einmal seine Männer zusammen. Bevor er nur ein Wort sagen konnte, hörte er seine Sprösslinge im Chor brüllen: „Dum spiro spero.“ Er musste schmunzeln. „Hey Leute, das ist mein Spruch. Auf ein gutes Spiel. Jetzt zeigt den anderen was ihr drauf habt. Dum spiro spero.“ „Mama, was hat Papas Mannschaft eben gerufen?“ Neugierig schauten die blauen Augen Kari an. „Ich weiß es nicht, Kouki. Wir kö -“ „‚So lange ich atme, habe ich Hoffnung‘“, übersetzte Joe. „Das ist ein Zitat von Cicero, er war Politiker, Schriftsteller und Philosoph. Ich finde dieser Spruch passt perfekt zu deinem Vater“, sprach Koukis Ziehvater weiter. Er zog den Jungen in eine Umarmung und drückte ihn fest an sich. „Papas Wappen ist ja auch die Hoffnung“, sprach Kouki voller Stolz. „Was für ein Wappen? Wovon redest du, Kouki?“, fragte Michiru. „Das ist eine lange Geschichte. Ich werde sie dir in Ruhe erklären, aber nicht hier. In Ordnung?“ Joe hatte seine Freundin in Arme genommen und ihr einen sanften Kuss auf die Wange gegeben. Er merkte wie sie nickte. Die ersten beiden Viertel waren schon gespielt. Takerus Spieler hatten im ersten Viertel Startschwierigkeiten mit der Teamzusammensetzung. Diese konnten sie schnell in den Griff bekommen. Der Gegner wiederum hatten die von Takeru vorhergesagten Probleme, da die ‚Tokyo Excellence‘ nicht das klassische Basketballsystem spielten. So konnte sich die Mannschaft des Hoffnungsträgers einen guten Punktevorsprung erspielen. Im letzten Viertel schien sich das Glück von dem Blonden und sein Team zu verabschieden. Unruhig tigerte der Cheftrainer an der Außenlinie entlang. Er beobachtete jeden Spieler. Dabei stellte er fest, dass sich der Gegner darauf eingestellt hatten, das seine Mannschaft ohne ‚Point Guard‘ spielte. Takeru drehte sich zu der Zuschauertribüne und sah Kari in die Augen. Diese lächelte ihn aufmunternd an. Dann streifte sein Blick die drei Fußballer. Diese sahen ihn eindringlich an. Ken stand auf und ging an Davis und Tai vorbei, zu der Treppe. Davis setzte sich auf den Platz von Ken, da Kens Platz weiter von der Treppe entfernt war. Durch diese Aktion seiner Freunde hatte der Hoffnungsträger eine Idee. Takeru drehte sich zu seinem Assistenten und sprach kurz mit ihm. Die Beiden nickten einvernehmlich. Der Blonde drehte sich zum Schiedsrichter. Schnell streckte er seine linke Hand waagerecht aus und die Rechte hielt er senkrecht darunter. So das ein ‚T‘ entstand. „Auszeit –‚Tokyo Excellence‘“, rief der Schiedsrichter. Die Spielzeit wurde gestoppt. „Leute, ihr spielt super. Die Gegner haben sich auf unser Spielsystem eingestellt. Daher werden wir alles auf eine Karte setzten. Kobayashi, du bist ab sofort der ‚Point Guard‘, das schaffst du. Ich weiß, dass du das kannst. Sonst würde ich es nicht von dir verlangen. Denke einfach an das Training. Da hast du diese Position schon oft gespielt. Hongo, du übernimmst die Position eines Allrounders. Für die anderen ändert sich nichts. Verstanden?“ Die Spieler nickten und rannten auf das Spielfeld. „Hoffentlich geht das gut, Takeru“, kam es von Kita. „Wir sind im letzten Viertel, Kita. Es sind noch acht Minuten, bis zum Schlusspfiff. Dadurch, dass ich die Mannschaft komplett umgestellt habe sind die Gegner verunsichert. Diese Unsicherheit können wir zu unserem Vorteil nutzen und punkten“, erklärte Takeru. „Das ist mir klar. Was ich meine ist die Spielposition. Kobayashi war noch nie der ‚Point Guard.‘“ „Dessen bin ich mir bewusst. Ich verlange nichts von den Männern, was sie nicht können. Er ist es nur nicht gewohnt auf der Position zu spielen. Irgendwann ist immer das erste Mal. Was soll schon passieren, Kita? Entweder wir holen den Titel, oder nicht. Mehr Möglichkeiten gibt es nicht.“ „Es geht um deinen Job. Wie kannst du da so ruhig bleiben?“ „Du sagst es: Es ist ein Job. Es gibt wichtigeres auf der Welt, Kita. Ich habe schon Kämpfe ausgetragen, da ging es um weit mehr als nur um einen Titel. Wenn du mein Leben gelebt hättest, dann könntest du meine Einstellung besser verstehen. Ich musste privat alles verlieren um beruflich erfolgreich zu sein. Es war ein langer und steiniger Weg mein privates Glück zu finden. Jetzt bin ich der glücklichste Mensch auf der Welt. Das werde ich nicht aufs Spiel setzten. Außerdem habe ich einen Plan B.“ Für Takeru war das Gespräch beendet. Seine Aufmerksamkeit galt wieder dem Spielgeschehen. Zufrieden stellte er fest, dass sie es geschafft hatten den Gegner erneut zu verunsichern und zu verwirren. Kobayashi hatte zwar Probleme sich durchzusetzen, doch Hongo glich dies mit seiner Wendigkeit und seinem Einfallsreichtum wieder aus. Entsetzt sah Takeru, wie Hongo einem unsportlichen Foul zum Opfer fiel. Der Gegenspieler war absichtlich von hinten in Hongo reingerannt. Dieser hatte sich bei dem Sturz seinen Fuß verdrehte. „Verdammte Scheiße! Das kann doch nicht wahr sein!“, fluchte der Blonde vor sich her und fuhr sich aufgebracht mit der Hand durch seine Haare. Er sah den Spieler an und gab ihm ein Zeichen. Hongo schüttelte den Kopf. Mit einem Kopfnicken gab der Blonde sein Einverständnis, das sein Spieler auf dem Spielfeld bleiben durfte. „Hoffentlich sind wir jetzt nicht am Arsch“, zischte der Cheftrainer. Es waren nur noch zwei Minuten zu spielen und seine Mannschaft lag drei Punkte zurück. Ein Treffer aus dem Drei-Punkte-Bereich und es wäre Gleichstand. Jeder in der Halle hielt den Atem an, als Hongo sich an der Freiwurflinie aufstellte. Er ließ den Ball dreimal von seiner Handfläche auf den Boden prallen. Er ging in die Hocke streckte sich in einer fließenden Bewegung und der Ball flog Richtung Korb. Schon die Fluglinie verriet, dass der Ball perfekt geworfen wurde. Ein Aufschrei ging durch die Halle. Die beiden anderen Freiwürfe waren auch ein Treffer. Die ‚Tokyo Excellence‘ hatten den Gleichstand erreicht und es gab noch eine Minute Spielzeit. Sechzig Sekunden, die über die berufliche Zukunft des Hoffnungsträgers entscheiden würden. In sechzig Sekunden hieß es Sieg oder Niederlage. In sechzig Sekunden würde sich hoffentlich der ganze Stress, der viele Schweiß, die ganzen Trainingseinheiten auszahlen. Eine Minute und dann würden die vielen harten Worte die zwischen den Spielern und ihrem Trainer gefallen waren und die privaten Entbehrungen vergessen sein. Es fehlte nur ein beschissener Punkt und der Traum der ‚Tokyo Excellence‘ würde wahr werden. Gebahnt schaute sich Takeru den letzten Spielzug an. Kobayashi nahm dem Gegenspieler geschickt den Ball ab. Er schaute sich nach seinen Teamkollegen um. Spielte den Ball geschickt durch seine Beine und startete den Angriff. Takeru schloss seine Augen. Drei – Zwei- Eins. Irgendwie war es auf einmal verdammt ruhig in der Halle. Alle schienen den Atem anzuhalten. Erst als ein Aufschrei von Kita an seine Ohren drang, öffnete er seine Augen. Der Blonde sah seinen Assistenten an, der über das ganze Gesicht grinste und auf ihn zulief. Es war den Cheftrainer anzumerken, dass er nicht realisieren konnte, was passiert war. Takeru holte tief Luft und schaute auf das Spielfeld. Seine Mannschaft bildete einen Kreis. Die Männer hüpften wie wild gewordene Flummis auf und ab. Immer noch nicht verstand der Blonde, was passiert war. Er blickte zur Anzeigentafel: >JBL Meister Tokyo Excellence - Herzlichen Glückwunsch.< Jetzt realisiert Takeru, dass sie gewonnen hatten. Seine Augen fingen an zu leuchten und der rechte Arm flog in die Luft. „Yeessss“, schrie er mehrfach so laut er konnte. Der Druck der letzten Wochen fiel mit diesem Schrei von seinen Schultern. Seine Mannschaft bildete einen Kreis um ihn. Der Cheftrainer klatsche jeden einzelnen von ihnen mit einem breiten Grinsen ab. „Wow. So aus dem Häuschen habe ich TK noch nie erlebt.“ Izzy staunte über die Reaktion seines Freundes. „Izzy, nach einem Spiel kommen die ganzen Emotionen, die man während des Spiels ausgeblendet hat, zum Vorschein. Diese Anspannung fällt mit dem Schlusspfiff ab. In TK´s Fall war es erst, als er realisiert hat, dass seine Mannschaft gewonnen hat“, erklärte Davis. „Wo sind Kari und Kouki?“, fragte Cody erstaunt nach. „Auf dem Spielfeld.“ Matt deutete auf eine junge Frau, die ein blondes Kind in den Armen hielt. „Kari ist hoffentlich klar, dass es für TK jetzt noch schwerer wird, die Beiden aus der Öffentlichkeit herauszuhalten“, zischte Tai. „Papa! Papa!“ Takeru hörte eine ihm sehr vertraute Stimme. Er drehte sich um und sah Kari und Kouki neben Kita stehen. Erstaunt blickte der Blonde seine bessere Hälfte und seinen Sohn an. Wie waren die Beiden so schnell hier her gekommen? Wer hatte sie auf das Spielfeld gelassen? Eigentlich wollten sie sich erst im hinteren Teambereich treffen. „Takaishi, Sie haben doch nichts dagegen, dass ich Ihre Freundin und Ihren Sohn auf das Spielfeld gelassen habe?“, erklang die Stimme von Takerus Vorgesetzen. Verwundert blickte der Blonde in das immer streng wirkende Gesicht des älteren Mannes. Sprachlos schüttelte der Blonde seinen Kopf. „Das erste Training für die neue Saison ist heute in acht Wochen. Die Trainingszeiten, der Kader und der Trainerstab haben sich nicht verändert. Takaishi, die Vertragsunterzeichnung ist morgen um zehn Uhr in meinem Büro. Tun Sie mir einen Gefallen und trinken Sie vorher einen Kaffee. Sonst kann man Sie nicht ertragen“, informierte der Vereinschef seinen Cheftrainer. Der ältere Mann grinste bei seiner letzten Aussage. Der Blonde bedankte sich höfflich. Er drehte sich wieder zu seiner Familie. Die blauen Augen des älteren Blonden strahlten wie Sterne, als er Kouki auf seinen Arm nahm. Er gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Na Kleiner. Hat dir das Spiel gefallen?“ Der Junge lachte auf als sein Vater seinen Bauch kitzelte. „Hallo Papa. Ja, hat es. Herzlichen Glückwunsch.“ Kouki legte seine Arme um den Hals seines Vaters und legte seinen Kopf an seine Halsbeuge. Sanft strich er über die Haare seines Sohnes. „Danke dir, Engelchen.“ Der Basketballer setzte seinen Sohn auf den Boden ab. Er sah Kari in ihre braunen Augen. Diese blickten ihn voller Liebe, Stolz und Glück an. Die Braunhaarige ging einen unsicheren Schritt auf ihren Freund zu. Takeru griff nach ihrem Handgelenk und zog sie in eine innige Umarmung. Seine Augen funkelten sie an. Er legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob es zärtlich an. Schließlich senkte er seinen Kopf und küsste sie vor den Augen seiner Mannschaft, den Zuschauern und der Presse. „Ist ihnen bewusst, dass sie sich gerade als Familie geoutet haben?“ Skeptisch schaute Yolei in die Runde. „Meinem Bruder schon. Er ist viel zu professionell im Umgang mit der Presse. So einen Schritt würde er nie unüberlegt machen. Bei Kari bin ich mir nicht so sicher“, erklang die nachdenkliche Stimme von Matt. „Sie hat TK. Er weiß, wie sensibel Kari ist. Ich bin mir sicher, dass er Kari und Kouki weiterhin aus der Öffentlichkeit raushalten wird“, warf Sora ein. Dabei streichelte sich sanft über ihren kleinen Babybauch. „Es sei denn, Kouki spielt weiter so begeistert Basketball. Er hat das Talent seines Vaters. Takeru spielt oft mit ihm. Man könnte auch sagen, dass er seinen Sohn spielerisch trainiert. Spätestens in der Oberstufe werden Talentsucher auf ihn aufmerksam.“ Ken, der diese Worte gesprochen hatte, sah seine Freunde an. „Macht euch keinen Kopf. Kari und TK sind erwachsen. Sie haben jede Hürde gemeistert. Das war so, das ist so und es wird vermutlich auch immer so bleiben.“ Er spürte wie sich die fragenden Blicke seiner Freunde und den seiner Frau auf ihn legten. „Was habt ihr?“, fragte der Braunhaarige nach. „Habe ich geträumt, oder habt ihr das auch gehört?“, fragte Matt seine Freunde. Diese nickten verdutz mit den Köpfen. Ungläubig fragte er seinen Gesprächspartner: „Hast du das gerade wirklich gesagt, Tai?“ Matt schaute seinen besten Freund weiterhin skeptisch in die Augen. „Was hast du, Matt? Soll ich zu deinem Bruder gehen und ihm eine verpassen, weil er Kari glücklich macht?“ „Natürlich nicht. Sonst müsste ich dir zweimal eine rein hauen. Einmal für meinen Bruder, das zweite Mal für Kari. Ich wusste gar nicht, dass du erwachsen geworden bist. Ist das Yuki und Makato zu verdanken?“ „Ich war vorher auch erwachsen, du Trottel.“ „Ja, in deinen Träumen.“ „Setzt es bei dir aus, Ishida?“ „Auszeit Jungs“, rief Mimi dazwischen. „Ihr seid zwei Sturköpfe und manchmal seid ihr beide noch Teenager“, stöhnte Tais Frau auf. „Prinzessin, Matt -“ „Halt die Klappe, Tai.“ Der Braunhaarige blickte in die Augen seiner Frau und schluckte den Rest, den er sagen wollte, runter. --- Die Braunhaarige betrat gerade den Gruppenraum ihrer Schützlinge, als Michiru ihr die Tageszeitung unter die Nase hielt. Karis Gesicht hatte die Farbe einer Tomate angenommen, nachdem sie ein Blick auf die Zeitung geworfen hatte. Auf der Titelseite wurde groß über den Titelgewinn von Takerus Mannschaft berichtet. Damit hatte die Braunhaarige gerechnet. Womit sie nicht gerechnet hatte, war das Titelbild. Es war kein Bild von Takeru und seiner Mannschaft, was völlig normal gewesen wäre. Nein - Auf dem Titelfoto küsste der Blonde seine Freundin liebevoll. Die eine Hand hatte er in ihren Nacken gelegt und die andere hatte er auf die Schultern seines Sohnes gelegt. „Ich finde das Foto sehr schön. Du bist nicht gleich eine Tomate spielen.“ „Stimmt, es ist ein schönes Foto, wenn es privat wäre. Was hat dieses Bild mit TK´s Beruf zu tun? Darauf ist seine Familie zu sehen und nicht seine Mannschaft. Er meinte zwar, dass die Presse jetzt sein Privatleben durchleuchten würde, aber muss es gleich ein so intimes Foto -“ „Was erwartest du? Ihr habt euch auf dem Spielfeld, vor allen Augen, sichtbar geküsst. Kari, sehe es so: Takeru steht zu dir und zu Kouki. Einen noch größeren Liebesbeweis kann es nicht geben“, kam es von Joe’s Freundin. --- Genervt vom Tag schloss Kari die Wohnungstür auf. Sie trat ein, zog sich die Schuhe aus und schmiss das Schlüsselbund in die Schale. Kouki, der die schlechte Laune seiner Mutter spürte, verzog sich freiwillig in sein Zimmer. Die Braunhaarige sah auf den Anrufbeantworter. Dieser zeigte sechs verpasste Anrufe. Dafür hatte sie keine Nerven. Die Braunhaarige würde Takeru darum bitten sich die Tonaufnahmen anzuhören. Noch nicht einmal in den eigenen vier Wänden hatte sie ihre Ruhe. Der Tag heute war die reinste Katastrophe gewesen. Erst das Titelfoto, dann stürzte ein Kind über ein Spielzeug und hatte sich eine Platzwunde nahe dem Auge zugezogen und zu guter Letzt hatte Kari ihr Handy geschrottet, indem es ihr aus der Hand und direkt auf das Kopfsteinpflaster gefallen war und in sehr viele Einzelteile zersprang. Die Krönung des heutigen Tages kündigte sich mit einem leichten Pochen in ihrem Kopf an. Laut seufzend setzte sie sich auf die Couch und versuchte die angehende Übelkeit zu verdrängen, in dem sie einen kleinen Schluck Wasser trank. Die Braunhaarige stand auf und stellte sich an das Terrassenfenster. Sie genoss den Ausblick, der sich ihr bot. Die Braunhaarige zuckte zusammen, als sie merkte wie sich zwei starke Arme um ihre Körpermitte schlossen. Gleich darauf entspannte sie sich, als sie seinen vertrauten Geruch wahrnahm. „Ich habe gar nicht mitbekommen, dass du nach Hause gekommen bist.“ Sie drehte sich und sah in die strahlenden blauen Augen von Takeru. „Das habe ich mitbekommen.“ Der Blonde beugte sich seiner Freundin entgegen. Sie kam ihm auf halben Weg entgegen und ihre Lippen trafen sich zu einem sanften Kuss. „Wie war das Gespräch mit deinem Boss?“ Neugierig sah sie ihren Freund an. „Alles in trockenen Tüchern. In acht Wochen beginnt die Vorbereitung für die neue Saison. Ich bin weiterhin der Cheftrainer“, informierte Takeru seine Freundin. Er beobachtete ihr makelloses, erschöpft wirkendes Gesicht. „Ist alles in Ordnung mit dir, Hika? Du siehst aus, als würdest du jeden Moment zusammen brechen.“ „Es ist alles in Ordnung, Keru“, erklang ihre erschöpfte Stimme. „Ich habe dich ein paarmal angerufen, aber es war immer nur die Mailbox dran. Ich habe mir Sorgen gemacht. Unsere Brüder habe ich wohl wahnsinnig gemacht, als ich dich nicht erreicht habe.“ „Der Tag war anstrengend.“ Schnell erzählte sie ihrem Freund, was sie erlebt hatte. „Deswegen habe ich dich nicht erreicht“, stellte der Blonde fest. Ihm war klar, dass die letzten Tage und Wochen auch an Kari nicht spurlos vorübergegangen waren. Wie sehr sie darunter litt, dass sie als seine Freundin in den Fokus der Öffentlichkeit geraten war. Daher machte er ihr einen Vorschlag. „Was hältst von Urlaub? Nur Kouki, du und ich.“ „Urlaub hört sich toll an, den könnten wir nach all dem Stress wirklich gebrauchen. Erst der Unfall, dann der Umzug und die Meisterschaft. Wo willst du Urlaub machen, Keru?“ Liebevoll sah die Braunhaarige den Blonden an. „Ich dachte an Miami. Ich habe dort ein Strandhaus. So kann ich euch einen kleinen Einblick in mein Leben dort geben. Kouki könnte das Meer, beziehungsweise den Ozean, sehen und wir lassen uns die Sonne auf den Pelz scheinen. Na, was meinst du dazu?“ Die blauen Augen strahlten sie an. Sein Grinsen verschwand, als er in das fassungslose Gesicht von Kari sah. „Du hast ein Strandhaus in Miami? Wieso hast du bis jetzt nichts davon erzählt? Willst du etwa wieder zurück?“, polterte Kari los und riss sich aus seiner Umarmung. Sie spürte, wie ihre Augen zu brennen anfingen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)