Der Schlüssel zu meinen Herzen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 24: Beruflicher Druck – Privates Glück ---------------------------------------------- Ein blonder junger Mann joggte am frühen Morgen durch den Park von Odaiba. Wie immer wenn Takeru dies tat hörte er dabei Musik. Diese entspannte ihn und es fiel den Blonden leichter im gleichmäßigen Tempo zu laufen. Er merkte nicht, wie ein braunhaariger Mann nach im rief. Tai schüttelte seinen Kopf. Immerhin kannte er die Marotte des Basketballers zu gut. Der Braunhaarige beschleunigte sein Tempo, rannte an Takeru vorbei und blieb einige Schritte vor ihm stehen. Abrupt hielt der Jüngere an. Er nahm die Ohrstöpsel heraus und sah den Älteren in die Augen. „Guten Morgen, Tai. Wenn du damit nicht aufhörst renne ich dich irgendwann mal um“, grummelte der Blonde vor sich her. „Guten Morgen, TK. Ich glaube ja, das, dass ein Ritual zwischen uns geworden ist, wenn wir uns beim Joggen über den Weg laufen“, lachte Tai auf. „Wie wäre es, wenn du deine Musik einfach leiser machst? Ich rufe jedes Mal nach dir.“ „Man, Tai, meine gute Laune schläft noch. Wollen wir jetzt zusammen joggen, oder was?“, kam es genervt vom Anderen. „Ja, bis zum nächsten Laden in dem es Kaffee gibt. Vielleicht bist du dann erträglicher. Wie ist dein letztes Spiel verlaufen?“ Neugierig schaute der Braunhaarige den Blonden an. „Hör auf“, stöhnte Takeru auf. Beide liefen in einem gemächlichen Tempo weiter. „In den Nachrichten kam das ihr gewonnen habt. Du siehst wie sieben Tage Regenwetter aus.“ „Wir haben auch gewonnen. Leider mussten wir einen hohen Preis zahlen. Mein ‚Point Guard‘ hat sich am Ellenbogen verletzt und fällt aus“, murrte der Basketballtrainer. „Was für eine Position hat der Spieler?“ „Der ‚Point Guard‘ ist mit dem ‚Kapitän‘ beim Fußball zu vergleichen“, erklärte Takeru seinem Freund. „Autsch, das ist ganz böse. Wie viele Spiele sind noch?“ „Nur noch das Finale. Unser Gegner ist der Titelverteidiger.“ Tai blieb stehen. „TK?“ Der Angesprochene blieb auch stehen. „Was ist los, Tai?“ „So eine ähnliche Situation hatte wir vor meinem vorletzten Meisterschaftsspiel an der Mittelstufe auch.“ „Ich kann mich erinnern. Deine Laune war nicht gerade die Beste.“ „Stimmt. Wir hatten gewonnen, weil wir etwas gemacht hatten, womit der Gegner nicht gerechnet hatte. Kannst du dich noch erinnern?“ „Hatte Davis dich nicht als Kapitän ersetzt?“ „Ja, aber das meine ich nicht. Wir hatten damals unsere gesamte Spielstrategie geändert.“ „Daran habe ich auch schon gedacht. Das Problem ist, dass ich keinen gleichwertigen Spieler habe.“ Tai dachte einen Moment nach. „Du hast vielleicht den falschen Blickwinkel. Eine Mannschaft ist nur so stark, wie ihr schwächstes Mitglied.“ „Tai, du bist genial. Wieso bin ich nicht darauf gekommen? Der Kaffee geht auf mich“, rief Takeru erfreut, nachdem er die Bedeutung des letzten Satzes verstanden hatte. „Zu deiner Entschuldigung: Du schläfst noch“, kam es trocken von Tai. Nachdem die Beiden ihren Kaffee getrunken hatten verabschiedeten die Freunde voneinander. „Bis später, TK. Ich bin um zehn bei Karis Wohnung.“ Der Blonde nickte. „In Ordnung, Tai. Wir sehen uns dann.“ Takeru öffnete die Tür zu seinem Apartment und zog sich die Schuhe aus. Er schaute kurz in die Küche. Der Tisch war gedeckt. Kari und Kouki konnte er nicht sehen. Der Blonde musste schmunzeln, als er Karis Stimme hörte: „Kouki, ich sage es dir ein letztes Mal: Raus aus den Federn. Papa kommt gleich von seiner Joggingrunde zurück. Wir wollen zusammen frühstücken. Das können wir nicht, wenn du noch im Bett liegst.“ „Mama -“ „Guten Morgen ihr Zwei.“ Takeru hatte das Zimmer seines Sohnes betreten. Er ging auf das Bett seines Sohnes zu und gab ihn einem Kuss auf die Stirn. „Kouki, wenn du noch im Bett liegst, gehe ich zuerst duschen. Wenn du kein Wasser mehr laufen hörst, stehst du sofort auf und kommst ins Bad. Verstanden?“ „Grmpf … Na gut.“ Kari stöhnte kurz auf. „Keru, du bist keine Hilfe.“ „Wieso? Entweder hast du ein murrendes Kind am Frühstückstisch, oder einen nach Schweiß stinkenden Freund. Was ist dir lieber?“ „Verschwinde ins Bad. Du riechst nicht grade nach Rosen“, stellte Kari fest. Er gab ihr einen Kuss. „Sage ich doch“, lachte Koukis Vater auf und ging Duschen. Takeru stand nur mit dem Badetuch um seine Hüften gekleidet im Badezimmer, als die Tür aufging und Kouki eintrat. „Hallo Papa“, grummelte der Junge vor sich her. „Ich bin fertig. Du kannst duschen gehen, Kleiner.“ „Mh.“ Er drehte seinen Sohn den Rücken zu und wollte aus dem Bad ins Schlafzimmer gehen um sich anzuziehen. „Papa, dein Rücken ist angemalt“, erklang Koukis Stimme. Sein Vater drehte sich wieder um. „Wie meinst du das, Kouki?“ „Da sind so komische Flecken.“ Takeru lachte auf. „Diese komischen Flecke, wie du sie nennst, ist ein Tattoo. Die Schriftzeichen werden immer zwischen meinen Schulterblättern sein.“ „Was bedeuten sie?“, neugierig schaute der Junge seinen Vater an. „Die Zeichen bedeuten Licht und Hoffnung“, erklärte der Ältere. „So, jetzt beeile dich, sonst bekommen wir Ärger mit deiner Mutter. Sei dir gewiss, das wollen wir beide nicht.“ Gemeinsam saß die kleine Familie am Frühstückstisch. „Keru, alle Kisten, die im Flur stehen, müssen in die Wohnung. Die, in Koukis alten Zimmer stehen, können in den Keller. Die Küchenzeile muss in der Wohnung bleiben. Die Möbel aus der Wohnstube hat eine Freundin gestern abgeholt. Die restlichen Möbel können - bis auf meinen alten Schrank in der Schlafstube und der Sitzbank im Flur - auch in den Keller“, erklärte sie aufgeregt. „Hika, das hast du mir schon ein paarmal gesagt. Wir schaffen das schon“, beruhigt Takeru seine Freundin. „Mama, wusstest du, dass Papas Rücken angemalt ist?“, rief der Junge dazwischen. „Hä?“ Überrascht schaute sie Kouki in die Augen. „Ähm … Ja. Das habe ich schon einige Male gesehen“, kam es von seiner Mutter. Kari hatte einen leichten Rotschimmer um die Nase, als sie an den austrainierten Oberköper ihres Freundes dachte. „Wie schnell du die Kisten und Möbel vergessen hast“, lachte der ältere Blonde auf. Die Röte schoss noch weiter in ihr Gesicht. „Was meinst du?“ „Ach, Nichts, meine kleine Tomate.“ Takeru spürte einen Tritt gegen sein Schienbein. „Ist gut, Hika. Ich höre schon auf“, erwiderte er mit einem frechen Grinsen. „Das ist auch besser so.“ Karis Augen hatten einen verräterischen Ausdruck. Schnell blinzelte sie und sah ihren Sohn an. „Kouki hole bitte deine Sachen. Ich fahre dich zu Oma und Opa.“ An ihren Freund gerichtet sprach sie: „Das Schlüsselbund zur meiner Wohnung liegt in der Schale auf dem Schrank im Flur.“ „Das weiß ich. Meiner liegt dort auch immer.“ Die junge Frau wollte den Tisch abräumen, als sie spürte wie Takeru seine Arme von hinten um ihre Taille legte. Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Kari drehte sich zu ihm um und sah ihn verliebt in die blauen Augen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Lippen auf seine. Takeru nahm diese Einladung nur zu gerne an. Er zog sie weiter in seine Arme und seine Hände wanderten langsam Richtung Hintern. Kari löste den Kuss. „Das müssen wir auf heute Abend verschieben“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Mh, das glaube ich auch“, gab der Blonde enttäuscht von sich. „Du weißt, dass Kouki heute bei meinen Eltern schläft?“ „Ja, das ist mir bewusst. So ein Umzug hat schon Vorteile, man weiß nicht wann wir fertig ist.“ Er sah ihr eindringlich in die Augen. „Das heißt, dass wir uns heute Abend richtig fallen lassen können.“ „Du bist unmöglich. Weißt du das?“ „Warum ich? Du denkst doch das Gleiche“, raunte er ihr ins Ohr. „Blödmann“, lachte sie auf. Schnell drehte Kari sich von ihm weg und räumte die Lebensmittel weg. Takeru stellte das Geschirr in den Geschirrspüler. „Kouki, bist du fertig?“, rief Kari ihrem Sohn zu. Sie zog sich die Schuhe an, als der Junge ihr dies bejahte. „Ich bringe euch noch zum Auto. Danach fahre ich zu deiner Wohnung und hole die ersten Kartons. Wir treffen uns dann wieder hier. In Ordnung?“ „Hört sich gut an, Keru.“ Beide nahmen sich einen Schlüsselbund aus der Schale und machten sich auf den Weg zu ihren Autos. Takeru begutachtete die Schlüssel in seiner Hand. „Hika, hast du meinen Autoschlüssel?“ „Wieso sollte ich den haben?“ „Ich habe dein Schlüsselbund von deiner alten Wohnung. Das heißt, ich habe auch deinen Autoschlüssel.“ „Ich habe das Schlüsselbund genommen, das du mir für unsere Wohnung gegeben hast. Da ist kein Autoschlüssel dran.“ „Kannst du mit bitte deinen geben? Ich habe alle meine Schlüssel für unsere Wohnung vergessen.“ Er schaute auf den genannten Gegenstand, den Kari ihm entgegenstreckte und schmunzelte. „Wie kommt mein Schlüsselanhänger und mein Autoschlüssel an deinen Schlüsselbund?“ Takeru deutete auf den Metallanhänger der einen Basketball, der einen Feuerschweif mit sich zog, darstellte und auf den Autoschlüssel. „Du kannst ruhig sagen, wenn du mit meinem Auto fahren möchtest. Ich habe kein Problem damit“, amüsierte sich der junge Mann. Ihm war bewusst, dass sie nie mit seinem Auto freiwillig fahren würde. Kari war zu klein für das Auto. Entweder würden ihre Füße nicht an den Pedalen ankommen, oder eine gute Rundumsicht wäre nicht gegeben. „Mit dem Monster? Nein, danke. Ich bleibe bei meiner kleinen Knutschkugel.“ Kari reichte ihm seinen Autoschlüssel und steckte das restliche Schlüsselbund in ihre Tasche. „Ich fahre kein Monster, sondern ein SUV und dein Auto erinnert mich mehr an eine Fischdose. Ich komme mir wie eine eingeklemmte Ölsardine vor, wenn ich in deinem Auto sitze“, konterte der ältere Blonde. „Papa, du hast Glück, dass Mama dein Schlüsselbund genommen hat“, mischte sich Kouki in das Gespräch ein. „Du müsstest sonst zurück“, erklärte er weiter. „Was für einen schlauen Sohn wir doch haben“, meinte Kari. Sie streichelte sanft den Kopf des Jungen. „Das wusste ich auch schon vorher“, war die stolze Stimme von Takeru zu hören. „Hika, du musst vor den Jungs und mir wieder zu Hause sein. Sonst meckern alle rum, wenn sie warten müssen.“ „Sollte kein Problem sein. Ich bin abgemeldet, wenn meine Mutter Kouki sieht.“ Nachdenklich schaute Takeru seinen Sohn an. „Kouki, tust du mir bitte ein Gefallen?“ Fragend schaute der Junge seinen Vater in die Augen. „Halte dich von dem Essen deiner Oma fern.“ Kari lachte auf, als sie sah wie Kouki das Gesicht angewidert verzog. „Da müssen wir uns keine Sorgen machen. Natsuko wollte auch vorbei kommen. Sie lässt meine Mutter nicht kochen“, erklärte sie schnell. „Meine Mutter kocht?“, fragte Takeru nach. Kari nickte. „Eine Sorge weniger“, kam es erleichtert vom Älteren. --- „Hey Leute. Wartet ihr schon lange?“, fragte der jünger Blonde die drei Männer. „Hallo TK. Nein, wir sind auch gerade erst gekommen“, begrüßte Matt seinen Bruder mit einem Handschlag. „Ken wollte mit Izzy Davis abholen. Daher müssten die drei auch gleich ankommen“, informierte Tai den jüngeren Blonden. „Hey TK. Hast du den Schlüssel für Karis Wohnung? Mir wird langsam kalt“, mischte sich Joe in das Gespräch mit ein. Takeru kramte in seiner Jackentasche und fand nichts. Der nächste Versuch in der Hosentasche fand er ebenfalls keinen Schlüssel. Genervt stöhnte er auf. „Sag mir bitte nicht, dass du ihn vergessen hast“, knurrte Tai auf. „Nein, habe ich nicht. Ich habe Karis Autoschlüssel abgemacht und den Schlüssel eingesteckt. Das weiß ich ganz genau“, verteidigte sich Takeru. „Habt ihr die Schlüssel vertauscht?“, fragte Matt nach. Takeru überlegte: „Das glaube ich nicht. Kari hatte mein Schlüsselbund. Vorher hat sie meinen Autoschlüssel ...“. Er suchte seine Taschen wieder ab und fand nur den Schlüssel für sein Auto. „Ich bin gleich wieder da“, rief er seinen Freunden zu und lief Richtung Parkplatz. Kurze Zeit später kam er zurück. Grinsend hielt er den Wohnungsschlüssel in der Hand. „Ich hatte ihn in das Handschuhfach gelegt.“ „Takaishi, du wirst alt“, lachte Tai. „Sagt der Richtige. Wer wird von Mimi angerufen, wenn du dein Handy zum Joggen nicht mitgenommen hast? Genau: Ich“, konterte Takeru. Dabei schloss er die Wohnungstür auf. „Kari hat gute Vorarbeit geleistet“, staunte Matt, als sie die Wohnung betraten. Takeru fielen fast die Augen aus dem Kopf. Ihre Wohnung hatte keinen großen Flur, aber die lange Seite war voller Kartons, die in vierer Reihen nach oben gestapelt waren. Wie war das? Die Kartons im Flur sollten in die Wohnung? War das ihr Ernst? Er ging in Koukis Zimmer. Diese Kartons sollten in den Keller. Oder war es doch andersherum? Okay, er hatte es nicht falsch verstanden. Hier standen noch mehr Kartons mit der Aufschrift ‚Keller‘ rum. „Tai, kannst du mir bitte sagen, wie lange deine Schwester und Kouki hier gewohnt haben?“, rief er aus dem Kinderzimmer. Der Braunhaarige hatte ihn nicht verstanden, da er mit Matt den Rest der Wohnung begutachtete. „Kari und Kouki sind nach unser Trennung hier eingezogen“, informierte Joe seinen Freund. Dem jüngeren Blonden entglitten die Gesichtszüge. „Helfe mir bitte auf die Sprünge, Joe. Wann habt ihr euch getrennt?“ „Vor über einem Jahr. Wieso fragst du?“ „Das habe ich auch richtig verstanden.“ Unerwartet fing er auf Deutsch an zu fluchen: „Kari hat einen Sprung in der Schüssel. Wo sollen wir ihre ganzen Sachen unterbringen? Die Frau macht mich fertig!“ „Eh, kleiner Bruder. Rede gefälligst in der Sprache, die wir alle verstehen. Verstanden?“ „Entschuldigung“, fuhr er aufgebracht in seiner Muttersprache fort. „Hast du dich mal umgeschaut, Matt? Die Kartons im Flur sollen alle in die Wohnung. Sowie der Schrank aus der Schlafstube und die Sitzbank im Flur. Hätte ich das gewusst, dann hätten wir uns eine größere Wohnung gemietet“, verteidigte sich Takeru. „Kleiner, komm wieder runter. Kari hat die Kartons immer bis zur Hälfte gepackt, damit sie nicht zu schwer werden. Außer einem Karton. Den werde ich nicht anfassen“, klärte Matt seinen Bruder auf. „Ich auch nicht“, kam es gleichzeitig von Tai und Joe. „Woher willst du wissen, dass Kari die Kartons zur Hälfte gepackt hat, Matt?“, fragte sein Bruder immer noch aufgebracht. „Sie hat das bei jedem Umzug so gemacht. Außerdem habe ich in einige Kartons reingeschaut“, informierte der ältere Blonde. Erleichtert atmete der Basketballer auf. „Das hört sich besser an, als es aussieht.“ Nachdenklich schaute er zu seinen Freunden: „Was hat es mit diesem bestimmten Karton auf sich?“ „Dass du den schleppen wirst. Wir holen uns kein Gemecker von Kari ab“, kam es trocken von Tai. Matt und Joe nickten. „Dich wird sie wohl nicht um die Ecke bringen, wenn in der Kiste etwas kaputt geht“, kam es nachdenklich von Joe. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es Tai ergangen ist, als er in den Karton geschaut hat“, sprach er weiter. Verwundert schaute Takeru auf seine Freunde. „Hast du Kari nicht geholfen, als sie ihre Sachen gepackt hatte?“, fragte Tai nach. Der Hoffnungsträger schüttelte seinen Kopf. „Nein. Wir sind kurz vor dem Finale. Mein wichtigster Spieler ist ausgefallen. Ich kann meine Mannschaft nicht hängen lassen. Zumal mir mein Boss deutlich gemacht hat, dass er positive Ergebnisse sehen möchte. Ich habe keinen großen Spielraum. Nach Karis Unfall bin ich negativ aufgefallen. Erst habe ich Kita die Mannschaft trainieren lassen und dann habe ich Kouki mit zur Arbeit genommen. Hätten wir nicht die guten Ergebnisse erspielt, wäre ich schon längst geflogen“, erklärte Takeru seinen Freunden. „Das hätte ich nicht gedacht. Man merkt dir den Druck gar nicht an“, staunte Joe. „Ich habe gelernt mit Druck, der auf mich ausgeübt wird, umzugehen. Nicht nur beruflich, sondern auch privat“, kam es vom Jüngsten in der Runde. „Hast du Stress mit Kari?“, fragte sein Bruder besorgt nach. „Wie kommst du auf den Quatsch?“ „Du hast von beruflichen und privaten Druck gesprochen.“ „Matt, so war das nicht gemeint. Was meinst du, wie oft ich privaten Ärger hatte, weil irgendwelcher Mist von der Presse geschrieben wurde? Außerdem gehe ich davon aus, dass Kari mit dir gesprochen hätte, wenn es so wäre. Früher hatte sie jedenfalls über Alles mit ihrem besten Freund gesprochen. Der Abgabetermin für meine Bachelorarbeit rückt auch näher..“ Sie wurden durch die Türklingel aus dem Gespräch gerissen. Ken, Izzy und Davis standen vor der Tür. Nach der Begrüßung teilten sich die Männer in zwei Gruppen ein. Takeru, Tai, Matt und Joe wollten die Kartons und Möbel schleppen, die in die gemeinsame Wohnung sollten, während die Davis, Ken und Izzy den Rest in den Keller der neuen Wohnung, bringen sollten. Genervt stöhnte er auf. Diesen Weg fuhr er heute schon zum vierten Mal. Zum Glück war dies die letzte Fahrt. Takeru stellte den Motor ab und öffnete den Kofferraum. Erstaunt schüttelte er seinen Kopf. Vor Joe, Matt, Tai und ihm standen immer noch drei große Kartons und ein riesiger Flaschenbaum. Ein großer Schrank wartete darauf hochgetragen zu werden. Er fragte sich, zum gefühlten einhundertsten Mal an diesem Tag, wie Kari es geschafft hatte, in ihrer kleinen Wohnung so viel Krempel unterzubringen. Abgesehen von den Klamotten von ihr und Kouki, der DVD-Sammlung, ihre Fotoausrüstung, den Spielsachen, waren noch unzählige Bücher - von ihren ganzen Topfpflanzen, selbstgemachten Fotos, die Bastelutensilien für ihre Arbeit und dem Geschirr mal ganz zu schweigen – eingezogen. Matt und Joe schnappten sich schnell jeweils einen Karton und machten sich auf den Weg zum Fahrstuhl. „Wollen wir den letzten Karton auf die Sackkarre stellen?“ Fragend schaute Tai den Blonden an. „Tai, ich bin Sportler. Ich werde keinen Karton mit einer Sackkarre in die Wohnung fahren. Der geschätzte Politiker kann dies gerne tun.“ „Wie du willst. Ich nehme den Flaschenbaum.“ Der Ältere grinste fies. Takeru wollte es so, also würde er sich nicht einmischen. „Pass du lieber auf, dass dem Flaschenbaum nichts passiert. Kari könnte sonst schlecht auf dich zu sprechen sein“, gab der Blonde amüsiert von sich und hob den Karton hoch. Der Schweiß rann über seine Stirn, als er den letzten schweren Karton vom Auto zum Fahrstuhl schleppte. Tai folgte ihm mit dem Flaschenbaum, den er gemütlich auf der Sackkarre vor sich herschob. Im Fahrstuhl stellte der Jüngere die Kiste auf den Boden. „Was hat Kari da nur reingetan? Wackersteine?“ Der Basketballer schaute auf den Karton mit der Aufschrift: ‚Nur tragen, nicht öffnen. Wenn ihr euch nicht daran haltet, werdet ihr mich kennen lernen.‘ „Was meint Kari eigentlich damit?“ Mit dem Unterarm wischte Takeru sich die Schweißperlen von der Stirn. „Keine Ahnung. Ist vielleicht ihre Unterwäsche. Obwohl …. Du … kennst ... Ich höre auf, sonst verpasse ich dir eine.“ „Tai, du bist unmöglich. Keine Frau kann so viel Unterwäsche haben … so schwer wie das Ding ist. Es sei denn, sie wohnt in einem Dessous Geschäft.“ „Beschwere dich nicht. Du bist der Sportler, schon vergessen? Wir haben noch diesen verfluchten Schrank. Wie konnten wir so dämlich sein und den bis zum Schluss stehen lassen?“ Takeru seufzte. „Das war dein Vorschlag. Du wolltest dich drücken und hast gehofft, dass Matt und ich den Schrank tragen“, konterte der Jüngere. „Du hast mich durchschaut.“ Tai lachte auf. „Nein, im Ernst: Der Schrank ist das Heiligtum von Kari. Sie hatte sich diesen von ihrem ersten verdienten Geld gekauft.“ „Dort hatte sie immer ihre Tagebücher, ihre ganzen Fotoalben und Erinnerungsstücke aufbewahrt.“ Der Fahrstuhl hielt an. Der Blonde holte tief Luft und hob den Karton wieder hoch. „Tai, der Flaschenbaum kann in die Wohnstube, neben der Terrassentür“, gab Kari ihre Anweisungen. Matt und Joe standen in der Küche, jeder mit einem Glas Wasser in der Hand. „Wo soll das Zeug hin, Hika?“ Kari las sich die Aufschrift durch und blinzelte Takeru verwundert an. „Keru, hast den Karton alleine getragen?“ „Ähm … Ja -“ „Bist du wahnsinnig? Da sind deine ganzen Geschenke, meine Tagebücher und unsere Steinsammlung drin. Der ist viel zu schwer für einen allein.“ „Jetzt weiß ich endlich, warum Tai fast sein Leben gelassen hatte, als er in den Karton geschaut hat“, lachte Joe auf. „Kido, mache weiter so und du hast ein Problem“, meckerte Tai los. „Ich halte schon meine Mund“, kam es leise über Joes Lippen. „Alter, beruhige dich. Hast du zu wenig geschlafen?“, neckte Matt seinen besten Freund. „Ich bin Vater von zwei Monate alten Zwillingen. Was meinst du wie es mit Schlaf aussieht? Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen. Du wirst auch bald wenig Schlaf bekommen.“ Takeru hatte beschlossen, die Neckereien zwischen seinen Freunden zu übergehen und sich stattdessen seiner besseren Hälfte zuzuwenden. Entsetzt schaute er seine Freundin an. Geschenke? Steinsammlung? Die Beiden kannten sich fast zwanzig Jahre. Sie hatten aus jedem Urlaub, egal ob zusammen oder getrennt, einen Stein mitgebracht. Kari hatte die Geschenke und die Sammlung damals in dem besagten Schrank aufbewahrt. „Hika, sag mir nicht, dass du alle Geschenke und unsere gesamte Steinsammlung meinst.“ „Klar, was hast du gedacht?“ Erstaunt sah er sie an und polterte daraufhin los: „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Weißt du wie schwer das war? Wir kennen -“ „Was willst du von mir? In dem Karton ist unsere gemeinsame Vergangenheit. Hast du geglaubt, dass ich diese wegwerfe? Alles hatte mich an uns, an dich, erinnert. Das habe ich nicht über mein Herz gebracht.“ „Ich hätte nicht gedacht, dass du alles noch hast.“ Liebevoll schaute er sie an und kam einem Schritt auf sie zu. „Die Steinsammlung ist nicht vollständig.“ Kari schlang ihre Arme um seine Taille. „Ein Stein fehlt. Ich weiß nicht, wo der ist“, traurig sah sie in die blauen Augen. „Meinst du den Stein aus Avignon, von der Pont Saint-Bénezet?“ Schuldbewusst sah Takeru in die braunen Augen. Sie nickte. „Komm mit.“ Ihr Freund zog sie am Unterarm in die Wohnstube, blieb vor dem Sideboard stehen und grinste. „Schau mal genau hin.“ „Matt, lass uns den Schrank holen. Ich möchte die beiden Turteltauben nicht stören“, kam es schnell von Tai. „Bin dabei“, rief dieser seinem besten Freund zu. „Kann ich auch mithelfen?“, fragte Joe nach. „Dann komm mit“, kam es von Tai. Kari schaute sich das Sammelsurium von Erinnerungsstücken an: Der Meisterschaftsring, seine Medaille, Fotos, eine Schale mit Münzen. Steine, viele Steine. Ihr Blick blieb an einem grauen Stein hängen. Ohne zu zögern öffnete sie die Tür und griff gezielt nach dem ausgewählten Stein. Sie drehte ihn um: ‚Saint-Bénezet, 2010.‘ „Wie hast du ihn erkannt?“, fragte Takeru verwundert nach. „Er lag etwas abseits. Ich habe ihn an der Form erkannt.“ Sie drehte den Stein in ihrer Hand. „Ist dir nie aufgefallen, dass er die Form einer Lilie hat? Also mit viel Phantasie, meine ich.“ „Es ist dir auch aufgefallen“, stellte er fest. „Deswegen hatte ich ihn mitgenommen. Er hat mich an dich erinnert und die letzten wenigen glücklichen Tage die wir noch hatten. Als wir zu Hause waren, hatte ich das Stipendium angeboten bekommen.“ Kari nahm sein Gesicht in ihre Hände und zog in liebevoll zu sich runter und gab ihm eine sanften Kuss. „Trotzdem hättest du den Karton anders packen können.“ Vorwurfsvoll sah Takeru in ihr Gesicht. „Wieso? Tai wusste was in der Kiste drin ist. Er hatte nur mit Mühe den letzten Umzug überlebt, als er diese öffnete. Er sollte dich davon abhalten, die Kiste alleine zu tragen“, erklärte die Braunhaarige. „Das habe ich auch. Der Sportler wollte aber keine Kiste mit der Sackkarre in die Wohnung fahren“, kam es amüsiert von dem Brauhaarigen. Nachdem alle Kartons da waren wo sie hingehörten, verabschiedeten sich die Freunde von dem jungen Paar. Mit dem Rest mussten die Beiden alleine klar kommen. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass alles reibungslos verläuft. Keiner ist verletzt und es sind nur drei Teller kaputt gegangen. Was will man mehr?“, fasste Kari den Umzug kurz zusammen. --- Zufrieden zog Takeru Kari in seine Arme. Sie bettete ihren Kopf auf seinen nackten Oberköper, lauschte seinem aufgebrachten Herzschlag und schlang ihr Bein um seine Hüften. „Das war der Wahnsinn“, erklang die erschöpfte Stimme des Blonden. „Hika, du hast es geschafft. Ich bin völlig fertig.“ Kari sah in die blauen Augen ihres Freundes und schmunzelte. „Frag mich mal“, kam es müde über ihre Lippen. Er verzog sein Gesicht vor Schmerzen, als die Nachwehen ihres Liebespiels nachließen. „Was hast du?“, fragte sie besorgt nach. „Ich sollte mich in der nächsten Zeit nicht mit freiem Oberkörper blicken lassen. Mein Rücken brennt wie Feuer“, grinste er sie herausfordernd an. Das Gesicht seiner Freundin zierte einen Rotschimmer. „Es … tut mir leid“, kam es kleinlaut von ihr. „Was tut dir leid? Das wir miteinander geschlafen haben? Das wir so laut waren, dass die Nachbarn mitbe -“ „Danke, dass du mich an die Nachbarn erinnerst.“ Die Gesichtsfarbe wurde noch einmal eine Nuance dunkler. „Ich meine deinen Rücken.“ Der Blonde lachte auf. „Mache dir keinen Kopf. So weiß ich, dass es dir gefallen hat.“ Er griff zärtlich in den Nacken seiner Freundin und zog sie zärtlich zu seinem Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)