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Der Schlüssel zu meinen Herzen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

mit einem Tag Verspätung kommt das neue Kapitel.
Viel Spaß am Lesen und ein schönes Adventswochenende.

Liebe Grüße Komplett anzeigen

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Der Unfall

Der Unfall
 

Joe wurde zu einem Notfall gerufen. Das, wovor er sich am meisten fürchtete, trat ein, als sich die Krankenwagentür öffnete. Geschockt sah er auf seine Patientin und den kleinen Jungen vor sich. Nein, das konnte nicht wahr sein. Sein Herz zog sich schlagartig zusammen. Sie sah so blass aus. Eine Infusion war an ihrem Arm gelegt worden und sie stöhnte vor Schmerzen. Das Kind lief weinend auf Joe zu. Er ging in die Knie, nahm den Jungen in seine Arme, sprach einige tröstende Worte zu ihm und setzte ihn ab.
 

Bevor der Notarzt etwas sagen konnte, sprach Joe die Krankenschwester an: „Schwester Hirata, rufen Sie bitte Doktor Yamada. Er soll mich schnellstmöglich ablösen. Hikari ist eine sehr gute Freundin von mir und Kouki ist mein Ziehsohn“, erklärte der Arzt schnell. Die Schwester nickte und tippte etwas in ihren Pager ein.
 

„Doktor Yamada ist gleich hier“, informierte die Krankenschwester ihn.
 

„Doktor“, sprach Joe den Notarzt an. „War noch ein zweites Kind bei der Patientin? Ein fünf Jahre altes Mädchen? Sie hat schwarze Haare.“ Joe Stimme zitterte. Wo war seine Tochter Yuri?
 

„Nein, sie waren nur zu zweit. Der Junge steht unter Schock. Er konnte uns nicht einmal seinen Namen sagen. Die Patientin war kurzzeitig ohne Bewusstsein. Sie hat starke Schmerzmittel bekommen und schläft jetzt“, kam es erklärend vom Notarzt.
 

Das Gespräch wurde von Doktor Yamada unterbrochen: „Joe, was ist los?“
 

Joe erklärte seinem Kollegen in welchem Verhältnis er zu Kari und Kouki stand. Er erzählte, dass seine Tochter bei den Beiden sein sollte. Doktor Yamada schickte Joe in die Pause, damit er sich beruhigen konnte. Der Blauhaarige bat darum, über die Behandlungsverläufe von Kari und Kouki auf dem Laufenden gehalten zu werden und dass er die Angehörigen informieren durfte. Doktor Yamada nickte ihm zu.
 

Der Notarzt ging mit Doktor Yamada den Anamnesebogen durch.

„Patientin Yagami Hikari, 25 Jahre alt. Sie wurde von einem Auto angefahren. Die Patientin wollte, laut Zeugenaussagen, den Jungen daran hindern über die Straße zu laufen.“
 

---
 

Joe holte sein Handy aus dem Umkleidespind. Erstaunt blickte er auf das Display. Takeru hatte ihn innerhalb einer viertel Stunde zehnmal angerufen. Das musste warten. Zuerst wollte er in der Vorschule anrufen. Erleichtert beendete der Zuverlässigkeitsträger das Telefonat. Yuri war wohlbehalten in ihrer Klasse.
 

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Takeru beobachtete gerade das Wurftraining seiner Mannschaft. Er versuchte erfolglos die ganze Zeit sein mieses Gefühl in der Magengegend zu vertreiben. Der Blonde wollte seiner Mannschaft ein Lauftraining aufbrummen, als sein Assistent ihm sein Handy brachte.
 

„Das klingelt schon zum dritten Mal. Es ist immer die gleiche Nummer. Es scheint wichtig zu sein.“
 

„Danke, Kita.“ Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Jetzt musste er auch Joe erklären was heute Morgen passiert war.
 

„Ta -“
 

>Hey, TK. Ich muss dringend mit dir sprechen.<
 

„Joe! Na endlich. Ich wollte …“ Die Worte seines Freundes drangen in sein Bewusstsein. „Wieso musst du mit mir reden?“
 

>TK, ich rufe nicht als Freund an.< Das war der Satz, der Takeru langsam den Boden unter den Füßen weg zog.
 

„Was ist passiert?“, fragte er tonlos.
 

>Kouki war in einen Autounfall -<
 

Spätestens jetzt fühlte sich der Blonde wie im freien Fall.

„Was?“, fragte er entsetzt. „Wie geht es Kouki? Was ist mit Kari und Yuri?“, löcherte Takeru seinen Freund.
 

>Die Untersuchungen laufen noch. Yuri geht es gut. Sie war bereits in der Vorschule angekommen, bevor der Unfall geschehen ist.<
 

„Zum Glück, geht es deiner Tochter gut. Das bedeutet, du kannst noch keine Diagnose stellen, was Kouki angeht, richtig?“
 

>Richtig<, kam es von der anderen Leitung. Eine Pause entstand.
 

„Joe, was ist mit Kari?“ Die Angst war deutlich in der Stimme des Blonden zu hören.
 

>Ich darf dir nichts sagen.<
 

„Das sagt Alles. Joe tue mir ein Gefallen: Rufe bitte Ken an. Erzähle ihm was passiert ist. Ich hatte dich vorhin mehrfach versucht anzurufen, da Brenda in Tokio ist.“ Takeru erklärte seinem Freund was am Morgen vorgefallen war und beendeten das Gespräch im Anschluss. Das Joe nicht vor Freude im Dreieck sprang, war allzu verständlich. Immerhin wurde seine Tochter auch bedroht.
 

Takeru rief seine Mannschaft zusammen. Er legte das Training für den Rest des Tages in die Hände von Kita und fuhr in die Klinik. Er fragte sich, wie es so weit kommen konnte? Wahrscheinlich hatten die Medien in Miami berichtet, was der ehemalige NBA-Star in seiner Heimat beruflich machte. Wieder einmal ärgerte er sich über die Medien. ‚Was für eine Ironie, dass ich Journalismus studiere‘, ging dem Blonden durch den Kopf. Woher konnte Brenda wissen, dass Kouki sein Sohn war? Selbst die einheimische Presse hatte davon nicht berichtet. ‚Vielleicht haben da meine Eltern ihre Finger im Spiel‘, überlegte der Basketballer. Er kam zu keiner Antwort, als er sein Auto auf dem Parkplatz des Krankenhauses abstellte.
 

---
 

Tais Handy klingelte erbarmungslos. Als er die Nummer erkannte, stutze er ein wenig. Er entschuldigte sich bei seinen Kollegen und ging auf den Flur. Genervt nahm er das Gespräch entgegen:

„Yagami!“
 

>Kido! Tai, ich muss - <
 

„Joe! Was ist? Ich bin gerade in einem wichtigen -“
 

>Tai! Ich rufe nicht als Freund an. Kari hatte einen Unfall - <
 

„Was ist passiert? Wie geht es ihr? Was ist mit Kouki? Hat Takeru mit dir gesprochen?“
 

>Ja, hat er. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Komm in die Klinik. Ich werde dir alles erklären.<
 

„Okay, danke. Bis gleich.“
 

>Bis gleich, Tai.<
 

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Takeru hatte sich mit Tai vorne am Empfang verabredet. Suchend sah der Blonde sich nach einem brauen Wuschelkopf um. Bevor er ihn finden konnte, hörte er schon wie sein Name gerufen wurde und drehte sich um.
 

„Tai, was ist passiert?“, fragte der Hoffnungsträger. „Was hat Joe gesagt?“
 

„TK, ich weiß es nicht. Joe ist nicht zu erreichen. Ich habe bei der Schwester nachgefragt. Sie wollte ihn informieren. Ich kann dir nichts - “
 

„Tai, TK.“ Sie hörten Joes Stimme und drehten sich in diese Richtung. Die jungen Männer sahen ihren Freund, der von einem Arzt begleitet wurde, auf sie zukommen.
 

„Joe! Was ist passiert? Wie geht es Kari und Kouki?“ Skeptisch schaute Tai den Blauhaarigen an.
 

„Doktor Yamada, das sind Yagami Taichi, der Bruder von Yagami Hikari und Takaishi Takeru, der Vater von Yagami Kouki.“ Für die drei hörte sich die formelle Vorstellung mehr als grotesk an. Für Joe waren sie immer Tai und TK.
 

„Guten Tag. Ich bin der behandelnde Arzt von Frau Yagami und Yagami Kouki. Ich möchte zuerst sagen, dass es dem Kind gut geht. Er hat leichte Schürfwunden und einen leichten Schock erlitten. Er bleibt zur Sicherheit eine Nacht im Krankenhaus. Herr Takaishi, in welchen Verhältnis stehen sie zu Frau Yagami?“
 

„Ich bin ein - “
 

„Sie können ruhig offen über meine Schwester reden. Ich werde es Takeru sowieso erzählen“, platzte Tai ungeduldig heraus, als er merkte in welche Richtung die Frage ging.
 

„Gut. Frau Yagami hatte einen Autounfall. Sie hat ein Schädelhirntrauma ersten Grades und ein stumpfes Thorax Trauma. Des Weiteren hat die Patientin Schnitt- und Schürfwunden erlitten. Sie hat starke Schmerzmittel erhalten, ist stabil und schläft jetzt. Doktor Kido kann es Ihnen nochmal verständlich erklären. Ich verabschiede mich.“
 

„Sehr freundlicher Zeitgenosse. Ist er immer so?“, fragte Tai ironisch.
 

„Nein. Doktor Yamada dachte sich, dass ich euch alles erklären kann, da ich euch kenne“, erklärte Joe seinen Freunden das Verhalten seines Kollegen.
 

„Joe, der Zustand von Kari hört sich nicht gut an.“ Besorgt sah Takeru seinen Freund an. Er hatte in seinem Sportstudium auch Module zum Thema Anatomie und Physiologie besucht. In Vorbereitung auf seine Prüfung war er mit Jane mehr als einmal die gängigsten Sportverletzungen durchgegangen. Schädelhirntrauma und stumpfes Thorax Trauma kannte er vom Namen her nur zu gut.
 

„Hey ihr zwei! Redet so, dass es jeder verstehen kann. Sonst knalle ich euch ein paar Gesetzesauszüge der doppelten Staatsbürgerschaft an den Kopf und zwar in der Politikervariante“, fuhr Tai genervt dazwischen.
 

„Danke, ich kann darauf verzichten. Das habe ich bis heute nicht verstanden“, gab der Blonde beschwichtigten von sich.
 

„Ist ja schon gut, Tai“, beruhigte Joe den Braunhaarigen. „Wir gehen von einem Schädelhirntrauma ersten Grades aus“, versuchte Joe zu erklären.
 

„Joe!“, kam es genervt vom Träger des Mutes.
 

„Das heißt: Kari hat sich den Kopf angeschlagen. Sie war zirka fünf Minuten ohne Bewusstsein. Daher ist die Gefahr neurologischer Folgeerscheinungen sehr gering. Es kann zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Sehstörungen, Desorientiertheit und Erinnerungslücken zum Zeitpunkt des Unfalls kommen. Des Weiteren hat sie sich die Rippen geprellt“, erklärte Joe geduldig und führte seine Freunde zu Karis Krankenzimmer. „Bleibt nicht zulange. Kari ist noch sehr geschwächt.“
 

„Wieso bist du nicht der behandelnde Arzt, oder Jim?“, fragte Takeru nach. „Da wäre ich beruhigter“, setzte der Blonde nach.
 

„Jim hat Urlaub. Doktor Yamada ist ein sehr guter Arzt. Ich vertraue ihm vollkommen. Er war mein Mentor, als ich mit dem Studium fertig war. Kari ist bei ihm in sehr guten Händen. Ich musste ihn hinzuziehen - “ Unsicher sah der Träger der Zuverlässigkeit auf den Hoffnungsträger.
 

„Weil ihr ein Paar wart und euch zu nahe steht?“, fragte Takeru ruhig nach. Joe nickte als Antwort.
 

„Ich gehe zu Kari“, hörten beide Männer Tai sagen und die Tür zum Krankenzimmer wurde geschlossen.
 

„Kari hat mir gesagt, dass sie mit dir darüber gesprochen hat. Ich hätte nicht gedacht, dass du so ruhig darauf reagierst.“ Verunsichert schaute der Arzt seinen Freund an.
 

Der Basketballer grinste. „Warum? Sollte ich ausrasten oder einen Bogen um dich machen? Dazu habe ich keinen Grund. Du warst immer für die Beiden da.“ Takeru machte eine Pause und sprach weiter: „Ich kann dich verstehen, dass du dich in Kari verliebt hast, Joe. Sie ist eine bemerkenswerte Frau. Wie kam es zur Trennung?“
 

Erleichterung machte sich im Gesicht des Blauhaarigen breit. „Vielleicht war es der Altersunterschied. Vielleicht lag es auch an der Arbeit“, gab er traurig von sich.
 

„Liebst du Kari noch?“ Neugierig sah Takeru seinen Freund an.
 

„Ich habe sie vom Herzen geliebt und ich weiß, dass Kari genauso gedacht hat. Aber Gefühle können sich ändern. Ich mag sie sehr gerne. Kari ist immer noch ein wichtiger Mensch in meinem Leben. Nicht wie eine Partnerin, sondern wie eine gute, sehr gute Freundin. Außerdem habe ich gespürt, dass ihr Herz nicht richtig frei war.“ Der Arzt holte tief Luft. „Kari liebt dich, TK. Das hat sie schon immer getan.“ Joe sah seinen Freund an. In seinen Augen war kein Vorwurf oder Eifersucht zu sehen sondern eine Aufforderung. Takeru sah ihn mit fragenden Augen an.
 

„Woher willst du das wissen?“
 

„Ganz einfach: Man muss nur in ihre Augen sehen. Diese sind wie ein offenes Buch. Kari verstellt sich nicht. Das weißt du besser, als jeder andere von uns. Sie hat die hier nur zum Schlafen und Duschen abgenommen.“ Joe hielt die Silberkette in seinen Händen. „Wir mussten sie Kari für das Kopf-CT abnehmen. Ich wollte sie ihr nachher wiedergeben. Jetzt kannst du es machen.“ Traurig blickten die Augen von Joe in die von Takeru. Der Blonde merkte, dass auch der Zuverlässigkeitsträger noch ein wenig um die gescheiterte Beziehung trauerte. Dass gerade die Beiden mal eine so innige Freundschaft pflegen würden, hätte Takeru nie für möglich gehalten. Trotzdem freute er sich für Kari und Joe, dass sie ihre gemeinsame Vergangenheit in eine freundschaftliche Zukunft ummünzen konnten.
 

„Danke, ich werde sie Kari geben.“ Takeru nahm die Kette. Joes Blick fiel auf das Lederarmband von dem Jüngeren. Ein leichter Stich machte sich in seinem Herzen bemerkbar. Takeru ging es also wie ihr. „Joe, kann ich zu Kouki und heute Nacht bei ihm schlafen? Ich meine Tai ist gerade bei Kari und bei Kouki ist keiner. Ich möchte nur sehen, dass es dem Kleinen gut geht.“
 

„Kein Problem. Ich bringe dich zu ihm.“
 

„Danke, Joe.“ Takeru sah seinen Freund in die Augen und sprach: „Es tut mir Leid, dass du Angst um Yuri hast. Hätte ich -“
 

„Yuri ist nichts passiert. Kari hatte sie schon in ihre Klasse begleitet. Warum Kouki noch bei ihr war, weiß ich nicht“, sprach der Arzt erleichtert, aber traurig. „Es ist verständlich, dass ich sauer bin. Ich bin es aber nicht auf dich, sondern auf diese Person. Ich weiß, dass du es nie zulassen würdest, dass deiner Familie was zustößt.“
 

„Danke dir. Ich würde es bei deiner Familie auch nicht zulassen. Du warst immer für Kari und Kouki da. Das werde ich dir nie vergessen. Jetzt ist es an der Zeit, dass ich dir auch meine Hilfe anbiete. Du kannst dich jeder Zeit an mich wenden, wenn du Hilfe brauchst.“
 

„Dankeschön, aber ich warte bis diese Frau aus dem Land ist. Einverstanden?“
 

Takeru nickte.
 

„Hey, Joe. Hallo, TK.“ Eine bekannte Stimme riss die beiden Männer aus ihrem Gespräch.
 

„Ken! Was machst du hier?“ Geistesabwesend sah der Blonde den Polizisten an. Eigentlich konnte er sich die Frage selber beantworten. Ken trug seine Polizeiuniform und ein Kollege folgte ihm.
 

„Die Frage hast du mir nicht gestellt, oder, TK?“ Ken hatte seine Augenbrauen hochgezogen und musterte den Blonden.
 

„Du kannst dich noch an unser Telefonat von heute Morgen erinnern?“
 

„Ja, klar. So vergesslich bin ich nicht.“
 

„Hast du gemacht, was ich dir gesagt habe?“
 

„Ich habe mit Allen gesprochen.“ Takeru blickte ihm dabei in die Augen. Ken nickte.
 

„Ich wurde darum gebeten, Kouki nach dem Unfall zu fragen. Mein Chief weiß, dass ich Kouki kenne und der Kleine mich als Freund ansieht. Es ist für Kinder einfacher mit jemanden zu sprechen, den sie kennen und vertrauen. Nagato wird zu Kari gehen. Ist das in Ordnung?“ Sein Blick ging fragend zu Joe.
 

„Zurzeit ist das keine gute Idee. Kari hat starke Schmerzmittel bekommen. Sie muss sich schonen. Wir können die medizinischen Aspekte durchgehen. Ich bringe dich und TK noch zu Kouki. Danach kann ich, soweit mir möglich ist, mich mit deinem Kollegen unterhalten“, kam es bestimmend von dem Mediziner.
 

Takeru öffnete die Tür, zu der Joe sie begleitet hatte. „Papa! Wie geht es Mama? Es tut mir leid. Ich wollte das nicht. Mama hat gesagt, dass ich nicht laufen soll. Es war grün“, sprudelte es aus Kouki heraus. Es war das erste Mal, dass Kouki Takeru Papa nannte. Er rief den Blonden sonst immer nur ‚TK‘. Das Herz des Hoffnungsträgers machte einen Sprung der Freude, als er das Wort ‚Papa‘ hörte.
 

„Hey, Kleiner.“ Takeru schloss seinen Sohn in die Arme und drückte ihn fest an sich. Er war froh, dass dem Jungen nichts Schlimmeres passiert war. „Kouki, es geht dir gut.“ Sanft streichelte er über das Haar seines Sohnes. Der Blonde merkte, wie sich das Kind beruhigte. „Was ist denn passiert?“
 

„Papa, wir hatten wirklich grün, als das Auto kam. Mama hat mich weggezogen und lag auf der Straße.“
 

„Engelchen, beruhige dich. Du hast keine Schuld. Okay?“ Der Junge drehte seinen Kopf weg, so dass er nicht mehr in die Augen seines Vaters sah. Takeru drehte den Kopf leicht in seine Richtung, so musste sein Sohn ihn anschauen. „Du hast keine Schuld, Kouki. Hörst du! Rede dir das nicht ein. Ich hab‘ dich lieb, Engelchen.“ Beschützend legte Takeru seine Arme um seinen Sohn. Gemeinsam setzten sich Vater und Sohn auf den Boden. „Mama schläft jetzt. Ich gehe nachher zu ihr. Wir zwei schlafen heute hier. Morgen kommst du mit zu mir und bleibst bei mir, solange Mama hier ist, okay?“ Der Blonde merkte wie der Junge nickte. „Schau mal, wer noch hier ist.“
 

Kouki sah auf. „Hallo, Ken. Wo ist Yuzuka?“
 

Der Polizist lächelte den Jungen an. „Hallo, Kouki. Sie ist im Kindergarten. Dort spielt sie mit ihren Freunden. Ich wollte mit dir darüber sprechen, warum deine Mama und du jetzt im Krankenhaus seid.“ Ken setzte sich auf den Boden neben Kouki und Takeru. Er holte einen Stift und sein Notizbuch raus. „Damit ich nichts vergesse, schreibe ich mir alles auf, was du mir sagst. Einverstanden?“ Fragend sah er den Jungen und dessen Vater an. „TK, ich brauch deine Erlaubnis als Erziehungsberechtigter um mit Kouki reden zu können. Bitte unterschreibe diese Erklärung.“ Der Freundlichkeitsträger hielt dem Blonden einen Zettel hin. Dieser las ihn schnell durch und unterschrieb ihn.

„Kouki, ich werde dir jetzt ein paar Fragen stellen. Ich möchte dich bitten, sie so genau wie möglich zu beantworten. Dein Vater wird die ganze Zeit bei uns bleiben. Mache dir keine Sorgen. Du weißt, dass deine Mama, dein Papa und ich uns schon lange kennen. Wenn du möchtest kann ich auch Paps bitten herzukommen, okay?“ Ken sprach im gleichen Tonfall wie er es immer tat, wenn er sich mit den Kindern seiner Freunde, oder seiner Tochter unterhielt. Er spürte, wie dies Kouki die Sicherheit gab, die er brauchte.
 

„Brauchst du nicht, Ken.“ Tapfer sah der Junge den Schwarzhaarigen an. „Du musst mir nur versprechen, dass wir wieder eine Runde Basketball spielen. Basketball, kein Fußball, in Ordnung?“ Ein Lachen ging durch den Raum.

„Klar doch. Nachdem wir Basketball gespielt haben können wir noch Fußball mit Midori, Davis, Onkel Tai, Papa und vielleicht sogar Tante Sora spielen“, grinste er den Jungen an. Dieser nickte. Takeru sah seinen Freund empört an.
 

„Erzähle mir bitte, an was du dich erinnern kannst“, begann Ken das Gespräch.
 

„Mama und ich wollten über die Straße. Die Ampel war grün. Ich bin losgelaufen. Ich habe Mama schreien gehört und gemerkt, wie sie mich weggezogen hat. Ein Quietschen und Knall war zu hören.“ Traurig blickte er Ken an.
 

„Wie sah das Auto aus? Weißt du das noch?“
 

„So wie dein Auto, Ken.“
 

„Meinst du die Farbe?“
 

Der Junge nickte.
 

„Kannst du dich an die Bauart erinnern? War es klein, groß -“
 

„Dein Auto, Ken. Es sah aus, wie dein Auto.“
 

Leider half Ken das nicht weiter. Er fuhr das gängigste Auto in Tokio, auch die Farbe war weitverbreitet.
 

Ken wollte gerade seine nächste Frage stellen, als Kouki sprach:

„Mama hatte einen Anruf. Danach hat sie zu mir gesagt, dass ich heute nicht in die Vorschule muss. Sie wollte sich frei nehmen und nach Hause gehen.“
 

„Kannst du dich erinnern mit wem, oder worüber deine Mama gesprochen hat?“ Ken sah den Jungen nachdenklich an.
 

„Sie hatte gesagt: ‚Das ist jetzt nicht dein Ernst! Weißt du, wie gefährlich das ist?‘ Mama war so wütend, dass -“
 

„Sie hat aufgelegt“, sagte Takeru tonlos. Die Beiden sahen den Basketballer verständnislos an. „Kari hat mit mir gesprochen“, gab er erklärend von sich. Der Blonde stand auf und ging zum Fenster. Traurig blickte er in den Himmel. Wieso musste das Alles passieren?
 

„Kouki, war irgendetwas sonderbar? Ist dir etwas in Erinnerung geblieben, weil es komisch war, oder dir rätselhaft vorkam? Heute oder in den letzten Wochen?“
 

Der Junge dachte nach. „Ken, Mama und ich wurden von einer Frau angesprochen. Sie hat nicht unsere Sprache gesprochen, sondern in Englisch. Sie wollte wissen, wie man zu der Sporthalle kommt, in der Papa arbeitet.“ Erschrocken schauten Takeru und Ken auf den Jungen. Das Herz des Blonden setzte ein Schlag aus.
 

„Woher kannst du so gut Englisch, dass du die Frau verstanden hast?“ Erstaunt sah Ken das Kind an.
 

„Mama hat mir das Gespräch übersetzt“, erklärte Kouki.
 

„Noch mal zu der Frau. Weißt du, wie sie ausgesehen hat?“, fragte der Polizist nach.
 

„Die Haare waren wie bei Papa und Onkel Matt, aber Oma war es nicht.“
 

„Kouki, weißt du, ob sie ein Leberfleck am linken Auge hatte?“ Langsam drehte sich Takeru um und blickte in die blauen Augen seines Sohnes.
 

„Sie hatte einen braunen Fleck im Gesicht und stechende Augen.“ Kouki sah wie sich die Hände seines Vaters zu Fäusten ballten. Dies war auch Ken nicht entgangen.
 

„Takeru?“, fragte sein Freund nach: „Ist sie das?“
 

„Ich glaube schon. Wie viele Blonde Frauen die Englisch sprechen kennst du in Japan?“, gab der Blonde gereizt von sich.
 

„Eigentlich nur deine Mutter.“
 

„Eben, Ken. Kann ich kurz mit dir alleine sprechen?“
 

„Klar, lass uns einen Moment rausgehen.“
 

„Kouki, warte bitte hier auf uns. Wir sind gleich wieder da“, sprach Takeru zu seinem Sohn und verließ mit Ken das Zimmer.
 

Der Polizist hatte gerade die Tür geschlossen, als Takeru zu sprechen anfing: „Sie heißt Brenda Johansson und ist 25 Jahre. Wir waren kurzzeitig ein Paar. Sie hat mir in Washington und Miami mein Leben zur Hölle gemacht. Ich hatte damals eine Anzeige wegen Stalking aufgegeben. Diese ist im Sande verlaufen, weil es nicht genug Beweise gegen sie gab“, schnaubte der Blonde wütend auf. „Was machst du jetzt, Ken? So wie es aussieht, sind Kari und Kouki nicht in Sicherheit, solange sie hier umläuft. Ich muss nicht erwähnen, wo wir uns befinden, oder? Diese Frau hat mir nicht abgekauft, dass Kouki nicht mein Sohn ist. Ich meine: Sehe ihn dir an. Man sieht sofort, dass ich der Vater bin. Sie hat es auf mich abgesehen und möchte mir schaden. Wie geht dies am besten? Richtig: Über meine Familie.“
 

Der Polizist hatte Takeru reden lassen, obwohl er den Anfang der Geschichte kannte. Er wollte dem Blonden das Gefühl geben, dass er für ihn da war. Ken wusste, dass Stalking ein heikles Thema war und die Betroffen erst viel zu spät Hilfe zu gesagt bekamen.
 

„TK, jetzt beruhige dich.“ Ken hatte seine rechte Hand auf der Schulter des Blonden gelegt.
 

„Ich soll mich beruhigen? Du weißt schon, wo wir sind, oder?“, sprach der Basketballer aufgebracht.
 

„Hat sie Kontakt zu dir aufgenommen?“
 

„Per E-Mail. Ich habe diese nicht gelesen. Wie sie an meinen neue E-Mail-Adresse gekommen ist, ist mir ein Rätsel.“
 

„Hast du Mails gelöscht?“
 

„Nein, nur verschoben.“
 

„Leite mir die Mails als Freund weiter. Wir können noch nicht viel machen, leider. Du meldest dich, wenn dir was komisch vorkommt. Hast du noch ein Bild von Brenda?“
 

„Weiß ich nicht. Ich schaue nach.“
 

„Ich höre mich mal bei Nagato um, was Kari ihm erzählt hat. TK, jetzt mache keine Dummheiten. Es ist noch nichts bewiesen. Es könnte auch alles ein unglaublicher Zufall sein. Dokumentiere jede Kontaktaufnahme von ihrer Seite aus, aber provoziere sie nicht. Zeige ihr die Grenzen, aber bedrohe sie nicht.“
 

„Ken, du bist ein echter Scherzkeks. Kari liegt im Krankenhaus, Kouki ist verletzt und ich möchte nicht daran denken, was passiert wäre, wenn Yuri etwas zugestoßen wäre. Meine Familie wird bedroht und ich soll einen auf lieb machen? Was würdest du an meiner Stelle machen, Ken?“ Die Empörung war deutlich in seiner Stimme zu hören.

„Ich glaube, dass willst du nicht wissen. Das habe ich als Freund gesagt“, gab Ken tonlos von sich. „Jetzt spreche ich als Polizist: Ich verstehe dich. Die Fakten deuten in alle Richtungen. Brenda nimmt wieder Kontakt zu dir auf. Ihr werdet bedroht. Diese Fakten sprechen für deine Vermutung. Der Unfall jedoch nicht. Ich habe bis jetzt keine weiteren Zeugen gefunden, nur Kari und Kouki, die Opfer des Unfalls waren. Das Auto fährt jeder zweite in Tokio. Von der Farbe ganz zu schweigen. Nur mal so: Joe und ich fahren so ein Auto. Ich weiß, dass ich Kari nicht angefahren habe, von Joe müssen wir nicht reden. Der Fahrer konnte nicht erkannt werden. Wie konnte Brenda von deinem Wohnkomplex so schnell bei der Vorschule sein? Woher konnte sie wissen, wo diese ist? Sie ist ortsfremd und kann unsere Sprache nicht sprechen. Diese Fakten sprechen dagegen.“ Ken sah in die blauen Augen. „TK, ich werde dich nicht hängen lassen. Du bist ein Freund von mir. Ich verlange nur von dir, dass du keine Dummheiten machst, mir vertraust und Zeit gibst.“

„Es ist in meinem Hirn angekommen. Danke dir, Ken,“ grummelte Takeru vor sich hin.
 

„Vielen Dank, Ken, dass du TK den Kopf gewaschen hast.“
 

Die Angesprochenen drehten sich in die Richtung aus der die Stimme von Tai kam.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mein liebes Rehchen :*

Ich danke dir, dass du dir die Zeit zum Korrigieren genommen hast.

Einen wunderschönen und ruhigen zweiten Advent und ganz viel Glück.

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Mestchen
2017-12-14T14:36:50+00:00 14.12.2017 15:36
Hallo mein Diamant,

bei den ganzen Spitznamen für dich, kann ich mich einfach nicht entscheiden und wechsle einfach immer XD

Ich bin auch sehr gespannt, ob Brenda den Unfall verursacht hat, oder dieser Zufall war. Brenda ist ja eh doof und versucht, TKs Leben zur Hölle zu machen. Aber warum? Welche Hintergründe hat die Frau? Welches Schicksal liegt bei ihr verborgen, dass sie es einfach gar nicht anders kann?

Zumindest geht es Yuri gut. ^^
Und Takeru ist so fies. Er hat ein ungutes Gefühl und will seinen Ärger an seinen Sprösslingen auslassen. Vielleicht hätte er ein paar Extra-Runden drehen sollen? :D

Und dann treffen die Männer aufeinander. Kari geht es also nicht ganz so gut, während Kouki nur einen Schock hat. Aber Tai ist so gut: „Sonst knalle ich euch ein paar Gesetzesauszüge der doppelten Staatsbürgerschaft an den Kopf und zwar in der Politikervariante“ XD Ja, die Politkervariante. Ich denke da immer an die Architektstudenten, die glauben, etwas mega kompliziertes zu studieren (will ich nicht abstreiten!) und glauben, dass wir Informatiker sie überhaupt nicht verstehen. Sie haben verhältnismäßig wenig Fachbegriffe, mit denen sie umherwerfen können. XD Wobei wir Informatiker auch normales deutsch sprechen. Auch unsere Fachbegriffe sind relativ geläufig. Außer vielelicht die Datentypen, aber darüber wird kaum disuktuiert.

Jedenfalls denke ich, dass sich Takeru mit der doppelten Staatsbürgerschaft auskennen sollte und daher auch dieses zumindest teilweise verstehen würde. :)

Und dann das Gespräch von Takeru und Joe. Ob Takeru, Hikari und Kouki noch eine Familie werden? Oder ist es typisch Takari und es ist mit Missverständnissen geprägt?

Ken, Takeru und Kouki. „Papa!“ Endlich! Es wird doch noch etwas! Und dann soll er auch noch mit Fußball spielen. Hast du also doch reingebracht :D Und auch, dass Kouki kein Wunderkind ist, dass schon Englisch kann XD

Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht. Gut, dass Kapitel für morgen kenne ich ja bereits XD

Liebe Grüße :*

Antwort von: abgemeldet
15.12.2017 00:10
Hallo Rehchen:)

Brenda
Ähm, keine Ahnung wieso sie ist wie sie ist.
Das hat sie mir nicht gesagt ;)
Also kann ich nichts dazu schreiben.

Takeru
Seine Mannschaft muss darunter leiden, dass die morgendliche Joggintour ausfallen müsste. Hinzu kommt akuter Kaffeemangel. Böse Kombi XD

Ja, die lieben Fachbegriffe XD kennst du den Türkensattel beim Menschen?

Du hattest ja recht, ein bisschen leiden muss TK auch. War um sollen die anderen immer basketball spielen?

Du bis neugierig ;p
Sind nur noch ein paar Stunden

Liebe Grüße:*
Von:  Tasha88
2017-12-10T04:35:32+00:00 10.12.2017 05:35
Hallo Glitzersteinchen :3

So ein kapitel hätte ich nicht erwartet o.O
Aber es war gut.
Ob es brenda war, bin ich mir nicht sicher... Kennst hat ja recht...
Erst dachte ich, da wäre ein zeitsprung gewesen.. Keine Ahnung warum XD

Bin wirklich gespannt, wie es weiter geht ;)

Ganz liebe Grüße :*
Antwort von: abgemeldet
10.12.2017 22:47
Hallo kleiner Geist :)

Was soll ich schreiben? Das war eine Entwicklung mit der ich auch nicht gerechnet haben. *seufz*
Ich schreibe nur, die Charaktere haben ein Eigenleben.XD
Mal sehen ob du Recht hast:)

Ganz liebe Grüße und einen schönen zweiten Rest Advent:*
Von:  Hallostern2014
2017-12-09T20:23:36+00:00 09.12.2017 21:23
Nein😢 die blöde Kuh hat wirklich Kari abgefahren oder evtl Anfrahren lassen. Ken hat recht woher weiß sie wo sie lang geht.

Kouki der arme 😢 er musste es sich alles mit ansehen. Ich fand es aber sooo süß als er T.K Papa nannte. Und sich endschuldigt hatte. Wobei er wirklich nichts dafür konnte.

Und Tai selbst verständlich ist er sauer ich bin gespannt. Was die nun als nächstes Planen. Hoffentlich halten sie Mimi wirklich daraus. Und hoffentlich passiert da auch nichts weiter Kari, Kouki müssen aufjedenfall beschützt werden. Und da werden sich wohl 4 abweseln. Tai, T.K, Matt und Joe.

Bin sehr gespannt wie es weiter geht.

Wünsche dir ein schönes Wochenende und ganz liebe grüße 😘
Antwort von: abgemeldet
10.12.2017 22:48
Hey:)

Super, du hast das positive in diesem Kapitel gefunden :)

Einen schönen Wochenstart und liebe Grüße:)


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