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Rise of the Dark

von

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Prolog

Schreie hallten durch die Nacht. Schweißgebadet wachte Hermine auf. Sie saß kerzengerade im Bett, atmete schwer und blickte wild im dunklen Zimmer umher. Mit zittriger Hand tastete sie nach ihrem Zauberstab unter dem Kissen, fand ihn aber nicht. Hektisch suchte ihre Hand weiter auf dem Nachttisch, unter der Decke, bis sie sich erinnerte, wo sie hier war. St. Mungo – Außenstelle in Tinworth. Eine Sekunde später ging die Tür auf und das Licht wurde eingeschaltet. „Miss Granger! Alles in Ordnung?“ Eine junge Heilerin trat ein, die offensichtlich die Nachtwache übernommen hatte. Ihr limonengrüner Umhang flatterte um ihre Beine. „Hatten Sie wieder diesen Alptraum?“, fragte sie in einem melodischen Singsang, als ob sie mit einem Kind reden würde. Hermine spürte, wie die Wut in ihr hochkroch.

„Hey! Reden Sie nicht so mit mir! Ich bin freiwillig hier! Ich brauche Hilfe!“, schrie sie die Heilerin an. „Aber natürlich!“ Die Heilerin schien sich von Hermines Wutausbruch nicht beirren zu lassen, kam auf sie zu und zückte den Zauberstab. „Gleich werden Sie wieder ruhig schlafen!“ „Nein! NEIN! Ich will nicht schlafen!“, stieß sie verzweifelt aus. „Wenn ich schlafe“, dachte sie, „muss ich wieder dorthin!“

Doch bevor sie diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, war sie in ihre Kissen zurückgesunken und schlief ein, diesmal fester. Diesmal würde sie nicht ihr eigener Schrei aus diesem Alptraum wecken…

Im Hogwarts-Express

Es war viel Betrieb auf dem Bahngleis. Aufgeregte Eltern von Erstsemestern liefen den Zug entlang, um ihren Kindern vergessene Bücher oder Haustiere nachzutragen. Harry stand mit Ron lässig auf dem Bahngleis und beobachtete die aufgescheuchten Kinder und ihre Eltern. Sie hatten sich schon ein Abteil gesichert und ihre Koffer verstaut. Sie winkten quer über den Bahnsteig Luna und Neville zu. Die meisten aus ihrem Jahrgang wiederholten das 7. Jahr, denn die UTZ Prüfungen waren im vergangenen Jahr ausgefallen, mal ganz abgesehen davon, dass die Ausbildung eine schiere Katastrophe war. Jetzt hatten sie wieder alle gut lachen. Mal sehen, ob das bis zu den UTZ Prüfungen anhalten würde. Harry hielt nach Ginny Ausschau. Auch wenn sie erst vor ein paar Minuten angekündigt hatte, eine Runde durch den Zug zu drehen (sie war Vertrauensschülerin geworden), war ihm trotzdem unwohl, wenn sie nicht in seiner Nähe war. Er hatte im vergangenen Jahr zu viel Zeit ohne sie verbringen müssen, ohne dass irgendjemand wusste wieviel sie ihm bedeute. Es schien nun so als ob er diese verlorene Zeit kompensieren müsste. Was niemand, nicht mal sein bester Freund wusste, war, dass er sie noch in diesem Jahr fragen würde, ob sie ihn heiratet. Nach all dem, was sie durchgestanden hatten, wollte er damit nicht länger warten. Genauso wie mit dem Drachen – Tattoo, was er sich kurz nach der Schlacht von Hogwarts machen ließ. Irgendwann mitten in den wilden Kämpfen war ihm dieser verrückte Gedanke gekommen. Auf dem Weg in die Katakomben zum Geist von Ravenclaw, waren ihm wie ein schlechter Scherz die Gedanke gekommen, dass, wenn er das überlebte, er sich den Hornschwanz stechen ließ, damit Ginny nicht mehr lügen musste. Nun prankte auf der rechten Seite seiner Brust ein Drache, der mit der linken Klaue einen Schnatz umklammerte.

Auch das hatte Ron noch nicht gesehen und auch nicht Hermine. Bei dem Gedanken an seine beste Freundin wandte er den Kopf. Wo blieb sie nur? „Hermine ist echt spät“, bemerkte er zu Ron, während sein suchender Blick an einem Blondschopf hängen blieb. Er stutzte. Das blonde Haar war kürzer, als er es in Erinnerung hatte und vor allem wilder. Er war nicht mehr in diesen perfekten Seitenscheitel gezwängt. Auf dem blassen Gesicht darunter war außerdem ein Bart zu sehen. Doch der Blick war genauso kühl, wie er ihn kannte. Er knuffte Ron in die Seite und nickte zu Draco Malfoy hin, der allein seinen Koffer in den Zug hob. Auch er schien das siebte zu wiederholen. Ron gab einen unwirschen Laut von sich, als er Malfoy erblickte. „Es wäre ja auch schon fast langweilig ohne ihn!“, maulte er. Plötzlich am Hektik am Bahnsteig auf. Eine Minute vor elf! Sie beeilten sich in den Zug zu kommen und hofften, dass Hermine ungesehen bereits eingestiegen war. Lachend und schwatzend drängten sie sich durch den engen Gang bis zu ihrem Abteil, indem bereits Neville mit Luna saß. „Hey Leute!“, begrüßte Harry sie fröhlich. Das Signalhorn des Hogwarts – Express ertönte und der Zug fuhr ruckelnd an, sodass Harry fast auf Luna gelandet wäre. Lachend ließ es sich neben Ron auf die Bank sinken. „Wie waren eure…Ferien?“, fragte Ron. Das Wort ‚Ferien‘ war nur ein Ersatz, traf dennoch am besten die schulfreie Zeit vom 2. Mai bis heute. Nach der Schlacht musste das Schloss erst wieder aufgebaut werden und auch wenn sie in einer Welt voll Zauberer lebten, dauerte das länger als erwartet. Außerdem mussten neue Lehrer gesucht werden, die zum einen die ermordete Muggelkunde Lehrerin oder den pensionierten Professor Slughorn ersetzten.

Darüber hinaus fehlte es an Lehrern in Verteidigung gegen die dunklen Künste und auch Professor Flitwick war in den Ruhestand gegangen. Ron berichtete ihnen, dass sein Vater ihm erzählt hatte, dass wohl Melinda Bobbins Mutter die Stelle von Slughorn übernommen hätte. Harry erinnerte sich in Gedanken an die Worte von Slughorn über Melindas Eltern, die wohl eine große Apothekenkette besaßen. Das passte ja dann ganz gut. Anschließend mutmaßten sie vor allem darüber, ob die Stelle des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste immer noch verflucht sei oder nicht.
 

Nach einer Weile glitt die Abteiltür auf und Ginny glitt herein und ließ sich auf Harrys Schoß fallen. Ron verdrehte genervt die Augen, als Ginny Harry auf die Wange küsste. „Bei Merlins Bart, die Erstklässler werden irgendwie immer schlimmer“, stöhnte sie genervt. „Habt ihr gesehen? Malfoy ist auch zurück“. Sie nickten zur Antwort. „Das Merkwürdige ist, er sitzt ganz allein in einem Abteil mitten der Ravenclaws.“ „Aber Crabbe und Goyle sind doch auch wieder hier oder nicht?“, fragte Ron. Ginny nickte: „Die hocken bei Blaise Zabini und der ollen Pansy.“ Ginny sah sich um und runzelte die Stirn: „Wo ist Hermine?“ „Hast du sie auch nicht gesehen?“, fragte Harry sie mit wachsender Sorge. Ginny schüttelte den Kopf. Niemand konnte sich vorstellen, dass Hermine den Zug verpasst haben sollte.

Wo war sie nur?
 

Am anderen Ende des Zuges saß Draco Malfoy allein in seinem Abteil und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Eigentlich war er all seine Sorgen los. Auch wenn er immer gegen Mädchen wie Hermine gestichelt hatte, hatte er den Krieg verabscheut und die Methoden des Dunklen Lords sowieso. Er war jetzt 18 und plapperte nicht mehr die Ideale seines Vaters nach. Nach allem was er in den letzten Jahren gesehen hatte, gab es für die Trennung nach Blutstatus keinen Grund. Und trotzdem war nun er es, der ausgestoßen wurde. Ausgestoßen, weil er den Tod eines der größten Zauberer aller Zeiten ermöglicht hatte. Er hatte zwar in der Schlacht um Hogwarts einige Todesser aus dem Weg geräumt, doch niemand hatte seine Taten gesehen. Nein! Alle hatten nur gesehen, wie er zu seinen Eltern gegangen war, als Voldemort ohne Strafe das Überlaufen ermöglicht hatte. Alle reduzierten ihn vor allem auf diese beiden Entscheidungen.

Doch was hätte er tun sollen? Potter konnte als Held in die Schlacht ziehen, er hatte nichts zu verlieren, keine Familie, die man bedrohen konnte. Er schon. Auch wenn sein Vater ein Idiot war, so war er sein Vater. Kopfschüttelnd sah er draußen den Himmel dunkler werden. Er stand auf und zerrte aus seinem Koffer seinen Umhang. Er strich über das Slytherin – Zeichen. Was würde ihn an der Schule erwarten? Wie früher würde es jetzt jedenfalls nicht mehr sein. Er zuckte mit den Achseln. Wie früher wollte er auch gar nicht. Er hatte sich ein paar Dinge vorgenommen. Als erstes wollte er sich entschuldigen. Er nickte entschlossen. Ja genau, er würde sich bei Hermine Granger entschuldigen!

Gefangen

Es war dunkel und kalt. Alles um sie herum in gänzliche Schwärze getaucht. Das Erwachen war erholsamer als der Schlaf, in dem sie keine Ruhe finden konnte. Auch wenn die Heilerin sie in Schlaf versetzt hatte, so ruhten ihre Gedanken und ihre Alpträume keineswegs. Sie hatte sich von dieser Einrichtung Hilfe versprochen. Seit Monaten hatte sie nicht mehr richtig geschlafen. Immer wieder waren diese Alpträume gekommen. Teile davon waren schreckliche Erinnerungen, wieder andere so real und anders als alles, was sie bisher geträumt hatte, dass sie langsam das Gefühl bekam, dass dies keine normalen Träume waren. Sie setzte sich auf. Es schien, als ob jeder Muskel in ihrem Körper schmerzen würde. Wie in Zeitlupe begab sie sich ins Bad, wusch sich und kämmte sich die Haare, die sie anschließend in einem Dutt bändigte. Nachdem sie sich angezogen hatte, verließ sie das kleine Zimmer und begab sich zu dem großen Aufenthaltsraum, in dem es auch die Mahlzeiten gab. Doch heute ging sie an dem kleinen Buffet vorbei, direkt zur Anmeldung im Foyer.
 

„Guten Morgen!“, sagte sie freundlich zu der Hexe am Empfang, „ich möchte meine Entlassung beantragen“, sagte Hermine mit fester Stimme. Die Hexe nickte und zog die Akte mit Hermines Namen heraus. Als sie diese aufschlug, schüttelte sie den Kopf. „Das tut mir Leid, aber das geht leider nicht!“, sagte sie langsam. Hermine runzelte die Stirn. Sie hatte sich selbst eingewiesen, um Hilfe zu bekommen, sie war keine verrückte Mörderin oder Suizid gefährdet. „Da muss ein Fehler vorliegen“, sagte sie deshalb mit aller Ruhe, die sie aufbringen konnte. Die Hexe am Empfang schüttele erneut den Kopf: „Sie wurden leider neu eingestuft.“ Mit einer Handbewegung winkte sie einem Pfleger. „Simon hier wird sie zum Frühstück geleiten.“ Hermine protestierte. „Wieso wurde ich neu eingestuft? Was hat das zu bedeuten!“ Lästig schüttelte sie die Hand des Pflegers weg, der sie geleiten wollte. „Miss Granger“, setzte die Empfangshexe eindringlich an, „sie haben jemanden angegriffen. Sie sind gefährlich und unberechenbar.“ Hermine war über diese Information so geschockt, dass sie die Hexe nur anstarrte und sich vom Pfleger zum Frühstück zerren ließ. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Sie ließ sich von Simon zum Tisch begleiten. Er stellte einen großen Becher Tee vor sie und setzte sich ihr gegenüber. „Soll ich ihnen noch etwas holen? Den Tagespropheten vielleicht?“, fragte er einfühlsam. „Nein…wobei doch! Stift und Papier. Ich möchte meinen Freunden schreiben!“ Der Pfleger lächelte mitleidig: „Das geht leider nicht. Bis wir ihren Status stabilisiert haben, hat die Leitung beschlossen, dass ein Kontakt von außen ihrem Zustand nicht fördern wird.“ Mit diesen Worten erhob er sich, legte ihr die Zeitung hin und verschwand.
 

Hermine ballte die Fäuste. Sowas Blödes, dass man bei der Einweisung seinen Zauberstab abgeben musste, sonst könnten die hier was erleben. Sie brauchte einen Plan. Sie war nicht verrückt und sie war sich sehr sicher, dass sie niemanden angegriffen hatte. Mit zittrigen Händen schlug sie den Tagespropheten auf. Wie konnte sie nur Kontakt mit ihren Freunden aufnehmen, wenn sie keine Eule schicken durfte? Ohne wirklich zu lesen, wanderte ihr Blick über die Seiten der Zeitung und blieb an einer scheinbar neuen Rubrik hängen. Neu war sie deshalb, weil die das Wort „neu“ ständig auf der Seite erschien und verschwand. Sie schaute genauer hin und las:
 

Sind Sie es auch leid, auf die große Liebe zu warten? Der Verführung von Liebestränken zu erliegen? Dann probieren Sie unsere neue Rubrik aus! Die Wizard Love Page! Schreiben Sie ihre gewünschte Anzeige einfach in das Feld am Ende der Seite und sie erscheint automatisch in der nächsten Ausgabe! Die Liebe ist nur ein Federkiel entfernt!
 

Gott, wie lächerlich, dachte Hermine, doch dann kam ihr eine Idee. Was wenn sie diese neue Rubrik für einen Hilferuf benutzte? Sie blickte auf und erwartete fast, dass jemand ihre Gedanken gelesen hatte und ihr nun die Zeitung wegnehmen würde. Doch sie sah nur weitere Zauberer und Hexen, die an den kleinen Bistrotischen saßen, ihr Frühstück verzehrten und wie sie in einer Zeitung oder einem Buch lasen. Manche von ihnen lösten das Kreuzworträtsel in der Hexenwoche. Sie nahm sich einen der Federkiele und überlegte, was sie schreiben könnte. Sie wollte ihren Text verschlüsseln, damit falls jemand vom Personal ihre Anzeige las, man ihr nicht dieses Medium rauben würde. Sie schrieb:
 

Hexe sucht Zauberer, der gerne Quidditch spielt, seinen Hund Schnuffel nennen möchte und einen Hang zur Gefahr hat. Gerne würde ich mit ihm erneut ein paar Regeln übertreten. MuggelMädchenMine
 

Sie hoffte inständig, dass er den Propheten so aufmerksam las und ihre Botschaft verstand.

Fragen

Draco saß alleine am Ende des Tisches der Slytherins. Lustlos stocherte er in seinem Essen herum. Er hatte die ganze Zeit nach Granger Ausschau gehalten, aber nun musste er begreifen, dass sie nicht nach Hogwarts zurückgekommen war. Seine grimmige Euphorie aus dem Zug war verflogen. Er konnte sich nicht bei ihr entschuldigen, weil sie nicht da war. Er rammte die Gabel in ein Stück Fleisch und schob es sich in den Mund. Er warf einen flüchtigen Blick zu Potter und dem Wiesel und schnaubte verächtlich. Da saßen sie in trauter Zweisamkeit (er ignorierte an dieser Stelle gern, dass Potter eine Freundin hatte) und schienen vergessen zu haben, dass ihre beste Freundin fehlte. Nachdem Draco sein Essen beendet hatte, knallte er das Besteck auf den Tisch und erhob sich. Mit zielsicheren Schritten steuerte er auf den Gryffindor – Tisch zu.

„Hallo, Potter!“, knurrte er. „Was willst du, Malfoy?“, bekam er als Antwort vom Jungen, der überlebte zurück. „Ich wundere mich nur, wo das Gehirn eures Trios ist und wie ihr ohne sie überhaupt geschafft habt zu essen“, entgegnete er giftig. Er wollte vor Potter nicht schwach wirken, er wollte nicht, dass irgendjemand wusste, dass er Granger tatsächlich vermisste. „Was geht dich das an, Malfoy. Damit du sie wieder mit entwürdigenden Begriffen beleidigen kannst?“ Das Wiesel war aufgesprungen und stand mit geballten Fäusten vor ihm. „Immerhin frage ich mich, wo sie ist, wohingegen ihr scheinbar ohne sie klar kommt.“ Mit diesen Worten kehrte er den beiden den Rücken und verließ die große Halle. Fanden sie es nicht seltsam, dass Granger nicht in Hogwarts war? Wussten sie, wo sie war? Aber wie konnte er sie fragen, ohne dass es verdächtig wirken würde? Grübelnd begab sich Draco in den Gemeinschaftsraum, ignorierte Zabini, der ihm zu winkte und ging direkt in die Schlafsäle.
 

Am anderen Morgen betrat Draco sehr früh die große Halle. Er hatte nicht gut geschlafen und von verrückten Dingen geträumt. Er schüttelte in Erinnerung daran seinen Kopf und versuchte so die Gedanken wie eine lästige Fliege zu verscheuchen. Während des Frühstücks kamen wie immer die Eulen und verteilten die Post. Er fing seine Ausgabe des Tagespropheten auf und bezahlte die Eule. Da sich ohnehin niemand neben ihn setzte, hatte er genug Platz, die Zeitung auf dem Tisch auszubreiten und gleichzeitig zu frühstücken.

Er gluckste belustigt, als er die Anzeige von "The Wizard Love Page“ las. Wie verzweifelt musste man sein, wenn man in einer Anzeige die große Liebe suchte. Doch scheinbar gab es mehr verzweifelte Hexen und Zauberer als er gedacht hatte. Bei einer Anzeige verschluckte er sich fast an seinem Speck, weil ein Zauberer nach einer Hexe suchte, die „gern etwas mehr Haare haben darf“. Er schüttelte den Kopf. Eklig. Dann fiel sein Blick auf eine Anzeige mit einer engen, sauberen Handschrift. Er las sie und stutze. Sein Blick suchte Potter und das Wiesel auf der anderen Seite der Halle. Aber die beiden hatten keinen Propheten aufgeschlagen, sondern schienen über einen Witz von Ginny zu lachen. Er senkte den Kopf und las erneut die Worte auf dem Zeitungspapier. „MuggelMädchenMine“? Das konnte kein Zufall sein. Aufgeregt suchte er in seiner Tasche nach einem Federkiel. Man musste einfach genau über der Anzeige schreiben, um auf sie zu antworten. Er schrieb:
 

Der Goldjunge und das Wiesel sind vielleicht nichts für dich. Wo bist du? Bin zum Regelbrechen bereit. Drachenjunge
 

Fast schon vergnügt faltete er die Zeitung und machte sich bereit, um in den Unterricht zu gehen. Er betrat das Klassenzimmer zu Verwandlungen als erster und sah Professor McGonagall ebenfalls schon am Pult einige Gegenstände arrangieren. „Guten Morgen, Professor!“, sagte er höflich. McGonagall schaute nicht auf, während sie antwortete: „Guten Morgen, Mister Malfoy.“ Draco ging zögerlich zum Pult nach vorn. „Ähm…Professor, ich habe da eine Frage.“ Er nestelte am Gurt seiner Tasche herum. „Wissen Sie wo Miss Granger ist? Mir ist aufgefallen…“ Doch weiter kam er nicht, denn die Professorin hob den Kopf und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

„Und warum, Mr. Malfoy, sollte ich Ihnen das mitteilen?“ Draco überlegte, kam aber zu dem Entschluss, dass wenn er eine Antwort haben wollte, er wohl die Wahrheit sagen musste. „Es ist so…ich…“, er atmete tief durch, „ich wollte mich bei ihr entschuldigen.“ Er brach ab und blickte auf den Boden. „Sehen Sie mich an, Mr. Malfoy“, hörte er die schneidende Stimme von McGonagall ihn auffordern. Langsam hob er den Kopf und sah in ihre durchdringenden Augen. Er schluckte, weil ihm dieser Blick schon ein wenig Angst bereitete. Plötzlich atmete McGonagall hörbar aus. „Sehen Sie Mr. Malfoy, auch wenn ihr Anliegen so ehrenhaft ist, ich weiß nicht, wo Miss Granger sich gegenwärtig aufhält. Ich weiß nur, dass sie mich ersucht hat, das Schuljahr etwas später beginnen zu dürfen", erklärte sie ihm. Draco war verwundert, dass sie ihm überhaupt eine Antwort gab, dass er zur Antwort nur nickte und sich auf seinen Platz setzte. „Aber, Mr. Malfoy!“ Draco zuckte zusammen. „Ja, Professor?“ „Ich begrüße ihren charakterlichen Wandel und hoffe, dass sie diesen Weg weiter verfolgen.“ Draco war so perplex, dass er ein „Danke“ murmelte und seine Bücher herausholte. Er überhörte sogar, dass das Wiesel in als Streber betitelte, als er mit Harry das Klassenzimmer betrat.
 

Den Rest des Tages hing der junge Malfoy seinen Gedanken nach. Wo konnte sie nur stecken, dass sie es sogar McGonagall nicht anvertraute. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass auch Potter und Co. nicht wussten, wo sich Hermine aufhielt. Er konnte es gar nicht erwarten zum nächsten Morgen. Er hoffte, dass sie auf das Inserat geantwortet hatte. Eine leise zweifelnde Stimme in ihm, wies ihn zynisch darauf hin, dass es vielleicht gar nicht Hermine war, die das Inserat geschrieben hatte. Doch er schubste diesen Einwand in die hinterste Ecke seiner Gedanken.

Als er beim Abendessen extra am Gryffindor – Tisch vorbei zu seinem Tisch ging, hoffte er neue Informationen aufzuschnappen und hörte auch sogleich Ron entsetzt ausrufen: „Wie McGonagall weiß auch nicht, wo sie ist?“ Scheinbar hatte Potter die gleiche Idee wie er gehabt. Malfoy hatte also Recht. Auch ihre besten Freunde wussten nicht, wo sie war. Die Frage war nur, wieso? Wo konnte sie sein, dass sie es niemandem anvertraute? Und was hatte dieses Inserat auf sich?

Always

Das Feuer knisterte im Gryffindor – Gemeinschaftsraum und erhellte die Gesichter der beiden Jungs, die in bequemen Sesseln davor saßen. Harry hatte sein Buch für Verwandlungen vor sich ausgebreitet und studierte das Kapitel über Animagi. Ron schnippte derweil Papierkügelchen ins Feuer und sah zu wie sie in den Flammen schnell verglühten. „Malfoy hat Recht“, sagte er unvermittelt. Harry sah von seinen Hausaufgaben hoch und blickte verwirrt in das Gesicht seines besten Freundes. „Hat dir jemand auf den Kopf geschlagen?“, fragte er verwirrt. Ron schüttelte den Kopf und sah ihn ernst an. „Statt hier so rumzusitzen, sollten wir versuchen Hermine zu finden. Ich meine…McGonagall hat zwar gesagt, dass sie wohl vor den Weihnachtsferien wieder hier sein sollte, aber ich fand sie nicht wirklich überzeugend.“

Harry blickte ins Feuer. Ron hatte Recht. Auch wenn McGonagall ihnen erzählt hatte, dass sie den Brief vorsichtshalber auf seine Echtheit überprüft hatte, lag das Wissen, dass Hermine ihnen nichts von ihrem Aufenthalt gesagt hatte, wie Blei in seiner Magengrube. Doch auf der anderen Seite konnte er verstehen, dass sie Abstand brauchte. Nur wie machte er das seinem besten Freund klar? Da kam ihm ein Einfall. „Was wenn sie ihre Eltern sucht, um den Obliviate Zauber zurückzunehmen? Ich könnte mir vorstellen, dass sie in ihrer … Situation gern ihre Eltern um sich hätte“, versuchte Harry das Gespräch vorsichtig in eine bestimmte Richtung zu lenken. Ron sah ihn stirnrunzelnd an. „Ich musste Schluß machen, okay?“ sagte er aufgebracht. „Du weißt, was sie getan hat.“

„Oder auch nicht getan hat. Ron sie hat geträumt!“

„Jaah, klasse. Offenbaren Träume nicht unsere tiefsten Wünsche?“ Ron schmiss erneut Papier in den Kamin.

„Außerdem", versuchte Harry erneut, "hat sie gesagt, dass es nicht so ist, wie du denkst!“

„Oh Malfoy, bitte, hilf mir“, zitierte Ron verächtlich aus Hermines Traum. Dagegen konnte selbst Harry nichts mehr sagen. „Sie hat mir nicht mal erzählt, worum es in dem Traum ging. Das sagt doch schon alles“, setzte er leise und traurig hinzu. Harry nickte betrübt. Doch irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass Hermine sicherlich keinen erotischen Traum von Malfoy hatte. Aber im Moment sprach alles gegen dieses Gefühl. Seufzend kehrte er zu seinen Hausaufgaben zurück. Vielleicht war es sogar ganz gut, dass Hermine noch nicht in der Schule war. So konnte etwas Gras über die Sache wachsen. Und immerhin hatte sie sich ja bei einem Lehrer gemeldet. Hermine wusste schon immer was sie tat. Warum sollte er jetzt an ihren Handlungen zweifeln. Sie war die begabteste Hexe, die er kannte. Vor den Ferien würde sie sicherlich hier hereinspazieren und alles wäre wie immer. Das hoffte er jedenfalls.

Er hörte, dass das Portrait sich öffnete und drehte sich in seinem Sessel um, um zu sehen, wer da herein kam. Sein Gesicht erhellte sich, als er Ginny erblickte, die auch sogleich mit ihrem wehenden roten Haar auf die beiden zu kam und sich auf Harrys Schoß setzte. Wozu gab es Stühle? Hier hatte er sie ohnehin am liebsten. Ron grummelte genervt und Harry fühlte sich schuldig, wo sie doch soeben über die gescheiterte Beziehung zwischen ihm und Hermine geredet hatten. Ginny sah zu Ron und sofort verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck. „Es ist nicht meine Schuld, okay? Also hör auf jedes Mal so verächtlich zu tun, wenn ich zu Harry komme!“, sagte sie genervt. Ron hob abwehrend die Hände: „Schon gut, ich geh einfach.“ Er packte seinen Kram und verließ den Gemeinschaftsraum in Richtung Schlafsäle.
 

Ginny und Harry sahen ihm nach. „Er ist verletzt. Sei nicht immer so grob zu ihm“, sagte er sanft zu seiner Freundin und streichelte ihr über den Rücken. „Er hätte ja nicht Schluss machen müssen“, grummelte Ginny und strich Harry durch seine ohnehin schon unordentlichen Haare. „Wie würdest du es denn finden, wenn ich ihm Schlaf nach Pansy rufe“, witzelte er. „Ich würde dich umbringen“, murrte sie. Harry lachte und zog Ginny näher an sich. Er sog ihren verführerischen Duft auf und vergrub sein Gesicht an ihrem Nacken. „Ich liebe dich“, murmelte er leise an ihrem Ohr. Seine Stimme war zittrig, weil ihn so viele Emotionen durchströmten. Er hatte in dem letzten Jahr auf so viel verzichtet und sich beinah selbst verloren. Sie war seine Erdung, sein Anker. Er spürte wie sich ihre Arme um ihn legten.

„Ich liebe dich auch!“, hörte sie ihre Stimme an seinem Nacken raunen. Er sah auf und nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Ich habe mich nie dafür entschuldigt, dass ich…“, sie unterbrach ihn, indem sie ihren Zeigefinger auf seine Lippen legte und schüttelte den Kopf. Dann beugte sie sich herüber und ihre Lippen trafen auf seine. Seine Hände wanderten von ihren Wangen in ihre Haare und wanderten ihren Rücken hinab.
 

Sie unterbrach den Kuss sanft und lehnte ihre Stirn gegen sein. „Geh nur nie wieder weg!“, hauchte sie. Er schüttelte den Kopf. „Das verspreche ich!“, sagte er ernst. Und irgendwie hatte er in diesem Moment das Gefühl, dass dies einem Heiratsversprechen ebenbürtig war. Er griff in seine Tasche und zog den Schnatz hervor, in dem einst der Stein der Auferstehung aufbewahrt war. Er legte seine Lippen auf den Schnatz und er öffnete sich. Er sah wie sich Ginnys Augen weiteten und mit Tränen füllten. Sie zog den schmalen Goldring heraus und las das darin eingravierte Wort: „Always“. Harry nahm ihr den Ring sanft aus ihren Händen und streifte ihn über ihren linken Ringfinger. Links und rechts des Wortes glitzerten zwei kleine Brillanten. Ginny schlang erneut ihre Arme um Harry und küsste ihn mit all der Leidenschaft, die auch Harry in diesem Moment verspürte.

Traum oder Wirklichkeit

Sie wollte nicht einschlafen. Mit aller Gewalt wehrte sie sich gegen das Zufallen ihrer Augen. Sie war erschöpft. Keine Nacht war es ihr vergönnt wirklich zu schlafen. Ihre Augen waren zwar geschlossen, doch jedes Mal driftete ihr Geist ins Land der Träume ab. Oder wohl eher in das der Alpträume. Auch diesmal konnte sie sich nicht dagegen wehren. Erneut sprach man über ihr den Schlaf – Zauber, ihre Lider schlossen sich und schon sank sie hinab.
 

Es war, als ob sie aufschlagen würde. Sie spürte den kalten harten Marmor unter ihrem Rücken, sie roch den kalten Geruch des alten Gemäuers und vor allem sah sie seine Augen. Jedes Mal, wenn sie einschlief, erwachte sie hier und blickte in seine sturmgrauen Augen. Das kalte höhnische Lachen durchdrang den Raum und sie spürte Bellatrix Lestrange, die den Cruciatus Fluch auf sie abfeuerte. Ihr Körper wand sich unter dem Folterfluch, sie schrie, doch sie wandte nicht die Augen von ihm ab. Sie sah seinen gequälten Blick, der gehetzt zwischen ihr und seiner Tante hin und her wechselte. Sie sah wie er zögernd seinen Zauberstabarm hob, nur wenige Zentimeter. „Hilf mir, Draco! Bitte!“, flehte sie wie in jeder Nacht. In jedem ihrer Träume flehte sie wie einst wirklich im Malfoy Manor. Dieses Flehen, das Harry und Ron nie gehört hatten, weil sie zu diesem Zeitpunkt in den Kerkern des Manors eingesperrt waren. Das schrille irre Lachen von Dracos Tante durchbrach ihr Flehen und sie spürte wie die Hexe ihren Arm zerbiss. Ihre Augen schwammen in Tränen, wie hypnotisiert sah sie Draco an, der sich nicht dazu durchrang ihr zu helfen. Sie sah sein Schlucken, seine Verzweiflung, doch seine Abscheu war nicht stark genug, ihn alles vergessen zu lassen, was seine Eltern und seine Verwandtschaft ihn gelehrt hatten. Draco Malfoy würde der letzte Mensch sein, der ihr helfen würde.

Wie in jedem Traum tat diese Erkenntnis weh. Immer wieder geisterten Harrys Worte durch ihr Bewusstsein: „Er hat den Zauberstab sinken lassen. Ich glaube nicht, dass er ihn töten wollte.“
 

Plötzlich veränderte sich die Atmosphäre im Traum. Das war neu, dachte Hermine, die diesen Traum so oft geträumt hatte, dass sie jede Änderung sofort bemerkte. Es war als ob alles stehen blieb. Die Angst vor diesem Traum steigerte sich nochmals. Hatte sie bis hier schon immer das Gefühl gehabt, dass dies nicht ein bloßer Alptraum war, so verdichtete sich dieser Verdacht nun zusehends. Dieser Traum fühlte sich mehr denn je real an. Sie konnte jeden ihrer Muskeln spüren, die Kälte des Bodens unter ihr, sogar den Schweiß von Bellatrix riechen. Dann ertönte ein neues Lachen, dunkler und tiefer als das von Malfoys Tante. Sie hörte nackte Füße auf den Marmor, sah schwarze Schemen, die sich wie Rauchschwaden am Umhangsaum der Person kringelten, die den Raum betreten hatte. „Jede Nacht kommst du hierher und begreifst immer noch nicht.“ Hermine jagte ein eisiger Schauer über den Rücken, der nicht von der Kälte des Bodens stammte, auf dem sie lag.

Voldemort. Voldemort war in ihrem Traum. Und ihr Verstand formulierte es extra so. Es war nicht so, dass sie von Voldemort träumte, nein! Er war in ihrem Traum! Das war ein gehöriger Unterschied.

„Dummes Mädchen, ich bin nicht in deinem Traum! Ich dachte, nach all deinen Besuchen hier, hättest du verstanden, was das hier ist!“, sagte er süffisant und ging in langsamen Schritten um sie herum. Sie mussten ein seltsames Bild abgeben. Sie, wie sie auf dem Boden lag und geringschätzig und ängstlich zu Voldemort empor starrte, über ihr die wie zu Eis erstarrte Todesserin. Sie runzelte die Stirn und versuchte seine Worte zu verarbeiten. Wenn das kein Traum war, was war es denn dann? Eine Art, andere Realität? Eine andere…Welt? Unsinn. Von so etwas hatte sie noch nie gelesen. Voldemort lachte erneut.

„Nicht alles muss in Büchern stehen, um zu existieren. Ich war zunächst auch überrascht, als ich hier … eintraf. Noch überraschter war ich, als du mir jede Nacht einen Besuch abstattetest. Oder sollte ich besser sagen, ihm hier?“ Während er das sagte, war er um Malfoy herum gegangen und strich ihm wie einer Schaufensterpuppe das Haar zurecht. „Eine gänzlich falsche Wahl für mein Unterfangen, das habe ich nun auch verstanden. Steh doch bitte endlich auf!“

Hermine spürte, wie das Gewicht von Bellatrix verschwand und sie auf die Füße gestellt wurde. Er hatte keinen Zauberstab, registrierte sie und doch war er zu Legilimentik fähig. „Wo bin ich hier?“, sprach sie ihre Frage laut aus. Voldemort sah sie an. „Schwer zu sagen“, er neigte den Kopf und sah sie an, „man könnte es fast als meine Welt bezeichnen.“ Er wanderte um sie herum. „Aber das möchte ich nicht, denn meine Welt, sollte nicht dieser grässliche Ort sein. Nein! Ich will zurück in deine Welt!“ Hermine bekam es mit der Angst zu tun. „Sie sind tot!“, sagte sie zittrig. Voldemort lachte nur. „Fühlt sich das für dich wie tot an?“, fragte er und packte ihren Arm. Es brannte wie Feuer auf ihrem Arm. Sie schrie. Ihr Schrei vermischte sich mit seinem hellen Lachen.
 

Dann endlich fuhr sie aus dem Schlaf und saß senkrecht im Bett. Sie atmete schwer. „Das war nur ein Traum“, keuchte sie zu sich selbst. „Nur ein Traum!“ Doch da spürte sie erneut das Brennen auf ihrem Arm. Sie blickte hinunter und stieß einen spitzen Schrei aus. Auf ihrem linken Arm war das Todesserzeichen eingebrannt. Entsetzt sprang sie aus dem Bett und rannte in das kleine Bad. Hektisch suchte sie den Schalter, fand ihn erst nicht und brach zunehmend in Panik aus. Licht durchflutete endlich den kleinen Raum, als sie den Schalter schließlich fand. Sie drehte den Wasserhahn auf, nahm beherzt die Seife in die Hand und schrubbte wie eine Irre. Doch das Zeichen verschwand nicht. Zittrig lehnte sie sich gegen die Badezimmerwand und glitt an ihr hinunter. Was hatte das zu bedeuten? Sie betrachtete ihren Arm. Das durfte niemand zu sehen bekommen. Niemals.

Eine Antwort

Hermine hatte die Nacht im Badezimmer verbracht und darauf gewartet, dass es hell wurde. Sie war einfach an den Fliesen sitzen geblieben. Die Kälte in ihrem Rücken hielt sie vom Schlafen ab. Müde rieb sie sich die Augen, stand schwankend auf und streifte langsam ihre Hotpants und das Shirt ab. Sie betrachtete sich nackt im Spiegel. Es kam kein Zweifeln, sie war dürr geworden. Der Schlafmangel und wahrscheinlich auch das bescheidene Essen hatten dazu beigetragen. Und immer noch hatte niemand auch nur versucht, ihr zu helfen. Und jetzt verunstaltete auch noch dieses Mal ihren Arm. Beim Anblick des Totenkopfes mit der Schlange stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie wandte den Blick ab und stieg unter die Dusche, hoffte, dass sie sich den seelischen Schmutz entfernen könnte. Heute verstand sie die Abscheu hinter dem Wort „Schlammblut“, denn heute fühlte sie sich wie eines. Beschmutzt von Voldemorts Hand und seinem Fluch. Langsam wusch sie sich ihre Haare und genoss den Strahl des Wassers auf ihrem Gesicht. Sie brauchte einen Plan. Ihr Körper würde eine längere Tortur von Schlafentzug nicht mehr lange mitmachen. Seufzend drehte sie das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Sie nahm sich ein Handtuch und spürte der Berührung des weichen Frottees nach, das ihre Haut abtrocknete. Bei einem erneuten Blick in den Spiegel beschloss sie, dass es sich nicht lohnte, ihre Haare zu föhnen und zu ordnen. Sie war in einer Irrenanstalt, niemand erwartete von ihr perfektes Aussehen. Im Gegenteil. Widerwillig kämmte sie ihre Haare schließlich wenigstens durch und Band sie im Nacken zu einem Knoten. Sie spürte vereinzelte Tropfen an ihrem Hals entlanglaufen, doch das störte sie nicht.
 

Nachdem sie sich fertig angezogen hatte, beschloss sie, in den Aufenthaltsraum zu gehen. Als sie durch die Gänge strich, verfolgte sie eine düstere Stille. Es war noch sehr früh und wahrscheinlich waren viele Patienten ohnehin sediert und würden noch nicht erwachen. Bei dem Gedanken an das Frühstück erhellte sich für einen Augenblick ihr Gesicht. Die Zeitung würde eintreffen! Hoffentlich hatten die Jungs ihre Nachricht gelesen. Beflügelt von dieser Hoffnung beschleunigte sie ihre Schritte, bog um die letzte Ecke und betrat den Frühstückssaal. Ein zwei Pfleger wuselten schon in dem großen hellen Raum herum, bereiteten das Frühstück und verteilten Tagespropheten auf den Tischen. „Guten Morgen, Miss Granger. Sie müssen sich noch ein wenig gedulden, aber im Propheten sind neue Rätsel!“, sagte Simon höflich. Hermine nickte zum Dank, suchte sich einen Tisch in einer Ecke am Fenster und schlug den Tagespropheten auf. Sie musste an sich halten, nicht sofort zur Wizard Love Page vor zu blättern, denn sie wollte keine Aufmerksamkeit erregen. Es dauerte eine viertel Stunde bis sie langsam und lustlos, die anderen Artikel überflogen hatte und endlich auf ihrer gewünschten Seite ankam. Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre matten Züge.

Es hatte tatsächlich einer geantwortet. Hoffentlich war es Harry, wünschte sie sich insgeheim. Ihre eben noch fröhlichen Züge erstarrten. Sie blinzelte heftig, schüttelte den Kopf und las die Zeilen erneut. Wut stieg in ihr auf. Was bildete sich dieses eingebildete Frettchen eigentlich ein? Sie setzte schon zu einer zornigen Erwiderung an, Satzfragmente wie „eher Frettchen statt Drache“ geisterten in ihr herum, bis sie die Feder plötzlich sinken ließ. Die Logik besiegte ihre Wut und sie resümierte ihre Lage: Sie war – ihr fiel kein besseres Wort ein – gefangen in dieser Anstalt, da sie, aus welchen Gründen auch immer als gemeingefährlich galt. Bei diesem Gedanken juckte der Arm mit dem Todessermal. Unwirsch strich sie den Ärmel darüber glatt. Sie musste hier raus, um wirkliche Hilfe zu finden. Und scheinbar war der einzige Mensch, den sie momentan kontaktieren konnte, Draco Malfoy. Seufzend setzte sie die Feder zu einer Antwort an. Sie betete, dass er sie nicht nur verarschte, sondern wirklich bereit war, mit ihr die Regeln zu brechen, wie sie es formuliert hatte. Sie musste irgendwie unauffällig seine Aufmerksamkeit auf die Dringlichkeit ihrer Lage lenken und ihm darüber hinaus auch noch ihren Standort mitteilen. Ihr kam eine Idee und sie hoffte inständig, dass Malfoy das Rätsel lösen konnte.
 

Ich hoffe, dass ich mit dir fliegen kann, Drachenjunge und, dass du was zu bieten hast. H ier I st L eider Fiel E rnüchterung. 50°11'37.4"N 4°58'05.8"W
 

Sie schrieb die Zahlen so klein wie möglich, damit sie besonders unauffällig waren. Jetzt hieß es erneut warten. Sie holte sich eine Kanne Tee und Armeritter. Während sie ihr Frühstück genoss, besah sie sich draußen das Meer, das unter einem trüben Himmel an die Küste schwabte.
 

Zur selben Zeit stieg Draco Malfoy gerade die Treppe zur großen Halle hinab. Er hatte sehr schlecht geschlafen und mal wieder diesen Traum gehabt. Mürrisch schüttelte er den Kopf. Er hasste es, diese Gefühle Nacht für Nacht zu durchleben. Lustlos betrat er die große Halle, bis er sich daran erinnerte, dass Frühstückszeit auch Eulenzeit war. Beschwingt ging er zu seinem Platz und wartete, bis endlich ein großer Uhu vor ihm landete und seinen Lohn forderte. Hastig steckte er die geforderten fünf Knuts in das Ledersäckchen am Fuß des Vogels, der auch sogleich geräuschvoll davon flog. In aller Eile blättere er die Seiten um und gelangte, seiner Meinung nach viel zu langsam, zur gewünschten Seite. Fast schon begierig las er ihre Zeilen. „Und ob ich was zu bieten habe, Granger“, dachte er. Doch nachdem er die Anzeige ein zweites Mal gelesen hatte, fielen ihm die Rechtschreibfehler auf, die sie gemacht hatte, absolut untypisch für Streberkind Hermine Granger. Er runzelte die Stirn, strich das Zeitungspapier noch mal glatt und las erneut ihre enge Handschrift. Seine Augen weiteten sich, als er begriff. HILFE. Sie brauchte Hilfe. Nur warum zum Teufel verbarg sie so eine Nachricht? War sie irgendwo gefangen, dass sie keine Eule schicken konnte? Er wollte schon ansetzten und „Wo bist du?“ in das Feld kritzeln, doch dann bemerkte er die kleinen Ziffern bei ihrer Nachricht. Beim ersten Lesen hatte er sie für Tintenklekse gehalten. Erst jetzt erkannte er die Zahlen und Buchstaben, die scheinbar wahllos aneinander gereiht waren. Hastig notierte er sich die Ziffern auf seinem Handrücken. Vielleicht war das ja ein Hinweis auf ihren Aufenthaltsort? Solch seltsame Kombinationen hatte er noch nie gesehen. Doch er wusste, dass Granger auf Rätsel und Verschlüsselungen stand, immerhin hatte sie Alte Runen belegt. Er nahm sich vor, Professor Babbling danach zu fragen. Er schlang den Rest seines Frühstücks herunter und wollte schon gehen, als ihm einfiel, dass er ihr nicht geantwortet hatte. Es gab einen kleinen Knall, als er den Propheten erneut auf den Tisch warf und seinen Federkiel zückte.
 

Mein rätselhaftes MuggelMädchen, du hast einen außergewöhnlichen Flug zu erwarten, der dich davon trägt, nachdem ich all deine Geheimnisse gelüftet habe.
 

Inständig hoffte er, dass das romantisch genug klang ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Dann verließ er die große Halle. Sein Vorhaben die Professorin für Alte Runen zu befragen, musste leider bis nach dem Unterricht warten.

Seltsame Zahlen

Obwohl Draco sich einen Plan überlegt hatte und er ohne Nachforschungen nicht weiter kam, lies er das Papier mit den Notizen zu Hermines Standort die gesamte Stunde in Geschichte der Zauberei durch die Finger gleiten. Er stützte seinen Kopf in die Hand und seufzte leise. Seine Augen folgten den Notizen wie beim Versuch einer Hypnose. Was hatten diese Ziffern zu bedeuten? Gedankenverloren legte er das Papier hin und kritzelte auf seinen Block das Alphabet und beschriftete jeden Buchstaben mit einer Zahl. Nun versuchte er die Botschaft mit diesem Schlüssel zu dekodieren.
 

50°11'37.4"N 4°58'05.8"W = E Wofür steht die O?? AA oder K? CG.D
 

Er strich alles wieder durch und schüttelte frustriert den Kopf. Das machte alles keinen Sinn. Über seine Grübeleien merkte er gar nicht, dass Blaise Zabini den Blick auf seine Notizen gerichtet hatte. „Alter, was machst du da?“, fragte er verwirrt. Draco packte das Stück Papier weg: „Das geht dich nichts an, Blaise!“ Sein Gegenüber hob abwehrend die Hände: „Schon gut! Es sah aus, als ob du ein Rätsel lösen willst. Ich dachte, wir sind Freunde“, setzte er flüsternd nach. Mit hochgezogener Augenbraue musterte Draco ihn aufmerksam. Eigentlich hatte Draco Malfoy keine echten Freunde. Er hatte Handlangerer gehabt, die für ihn Schmiere standen, anderen Angst einjagten oder sie zur Not verprügelten. Doch nach dem Krieg hatte er diesen beiden den Rücken gekehrt. Dann war da noch Pansy Parkinson, die ihn immer noch nicht wirklich in Ruhe ließ. Sie war hübsch, das musste man sich eingestehen, aber nervtötend. Aber Blaise Zabini? Er hatte ihn bisher nicht als seinen Freund betrachtet. Doch angesichts seiner bisher ziemlich einsamen Schulzeit könnte es ja nicht schaden, ihn näher kennenzulernen.
 

Draco zuckte mit den Achseln und zog das Papier erneut hervor. Er wollte Blaise nicht sagen, woher der Code kam, aber vielleicht wusste er ja sogar was das hier war. Neugierig beobachtete er, wie sein Slytherin – Kamerad das Papier betrachtete, es sogar auf den Kopf drehte. Als Zabini langsam den Kopf schüttelte, merkte Draco wie er frustriert ausatmete. Er nahm das Papier entgegen und steckte es zurück in seine Tasche. Den Rest der Stunde musste Draco sich beherrschen, nicht einzuschlafen. Professor Bins hatte ein neues Level der Langeweile erreicht so schien es und seine Stimme war eintöniger denn je. Als das Stundenende endlich da war, sprang Draco förmlich auf und wollte schnellstmöglich zur Tür hinaus. Von der anderen Seite des Klassenzimmers drängten ihm seine Mitschüler entgegen. Er hörte Potter mit dem Wiesel lachen und konnte nicht anders als reflexartig die Augenbrauen wütend zusammenzuziehen. Die Feindschaft zwischen ihnen beiden würde wohl auch nicht mit einem Krieg zu beenden sein.
 

„Nach dir, Potter!“, zischte Draco ihm zu, als sie beide gleichzeitig vor der schmalen Klassentür ankamen. „Vergiss es, Malfoy!“, hörte er die Antwort von Weasley. „Mit dir habe ich nicht geredet“, sagte er mit gleichgültiger Miene zu dem Rotschopf. Es machte ihm eigentlich einen Heidenspaß Ron Weasley zu provozieren, denn es klappte meistens hervorragend und das bedeutete fast immer, dass das Wiesel Nachsitzen musste oder zumindest ein paar Punkte verlor. „Halts Maul, Malfoy!“, erntete er als Antwort und sah gerade noch, wie Ron seinen Zauberstab zog, dabei aber an seiner Hose hängen blieb und rote Funken aufstoben. Malfoy spürte, dass der Gurt seiner Tasche durchtrennt wurde und diese von seiner Schulter fiel.

Mit einem dumpfen Schlag breiteten sich alle Bücher, Federkiele und Pergamentrollen auf dem Boden aus, das Tintenfass zerbrach und tauchte den Boden in dunkles Blau. „Ganz toll, Weasley!“, knurrte Draco und zog mit einem Schlenker seines Zauberstabs die Tinte auf. Blaise und Potter hatten sich gebückt, um doch tatsächlich seine Sachen zusammenzusuchen. Verwundert über dieses Bild blieb nicht nur Draco wie angewurzelt stehen, sondern auch Ron. „Was zur…Harry spinnst du?“ Genauso ungläubig wie Draco versuchte Ron, seinen Freund davon abzuhalten. „Mensch, Ron, kannst du es mal gut sein lassen?“ Immer noch verwundert betrachtete der Slytherin dieses Schauspiel, wie Harry Potter, der Auserwählte, der Junge, der überlebte, seine Sachen aufhob. Doch dann sah er wie er einen kleinen weißen Zettel aufhob und las.

„Gib das her, Potter!“ Endlich aus seiner Starre erwacht, bückte er sich und riss den Zettel und seine Tasche an sich. „Was hast du mit Koordinaten vor?“ Draco hörte die Frage kaum während er seinen Zauberstab auf den Gurt seiner Tasche richtete und „Reparo“ murmelte. „Das geht dich nichts, moment…was? Was sind das hast du gesagt?“ Hektisch wedelte er mit dem Zettel vor Potters Nase herum, der sich gerade vom Boden erhob und ihn ernst anblickte. „Koordinaten. Muggel schreiben sie so auf. Breitengrade und Längsgrade. Das N steht für Norden, das W für Westen und so weiter.“ Völlig verdutzt hörte er der Erklärung zu. Er blickte überrascht auf den Zettel und begann dann zu lachen. „Sie ist genial!“, hauchte er, drehte sich um und stürmte davon.
 

Harry, Ron und Blaise blieben allein im Klassenzimmer zurück und sahen ihm ein wenig verdattert nach. „Was ist denn in den gefahren?“, fragte Ron und steckte seinen Zauberstab zurück in den Umhang. Blaise und Harry zuckten nur mit den Schultern.
 

So schnell er konnte stürmte Draco die Treppen herauf, bog um Ecken, stürzte durch geheime Türen, bis er endlich an der Bibliothek angekommen war. Schwer atmend streifte er durch die Gänge und blieb zum ersten Mal am Gang für „Muggelkunde“ stehen. Mit den Finger glitt er über die Titel auf den Buchrücken und zog nach einer Weile einen schweren Atlas und ein Buch mit dem Titel Muggelorientierung hervor. Wie ein besessener arbeitete er sich durch die Seiten, blätterte hier hin und dorthin, fügte der kleinen Notiz weitere hinzu, bis er endlich verstanden hatte, wie diese Zahlen und Buchstaben funktionierten. Er zog den schweren Atlas zu sich heran und blätterte solange bis er am richtigen Längengrad angekommen war. Mit dem Finger tippte er auf die Zahlen am Rand und folgte dann der Linie des Breitengrads. Erleichtert stellte er fest, dass Hermines Standort in England war. Er suchte eine genauere Karte, um die Koordinaten zu präzisieren. „Aha!“, rief er triumphierend aus, was ihm sogleich ein zischendes „Pssssscht!“ von Madam Pince einbrachte. Er wartete, bis sie ihren Rundgang fortsetzte und riss dann ohne viel Federlesen die Seite aus dem Atlas heraus, faltete sie und steckte sie in seine Tasche. Er wusste nun, wo Hermine war. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, sie dort zu besuchen. War besuchen das richtige Wort? Er hatte eher das Gefühl, dass er sie befreien musste. Warum sonst hätte sie in ihrer Botschaft das Wort „Hilfe“ versteckt.

Veränderungen

Hermines Alltag wurde zu einer düsteren Routine. Das einzige, was sich täglich änderte, war der Grad ihrer Erschöpfung. Sie wusste, dass der menschliche Körper, auch wenn er der eines Zauberers war, Schlafmangel nur eine bedingte Zeit aushalten konnte. Doch ihre Bemühungen, dass sie einen Zaubertrank für traumloses Schlafen erhielt, wurden nur selten erfüllt. Sie müsse sich ihren Problemen stellen, hatte man gesagt. Sie schnaubte sarkastisch. Doch jede Therapiesitzung, in der sie sich einem Geistheiler öffnen sollte, über ihre Träume reden sollte, absolvierte sie mit stoischem Schweigen. Denn ihr war klar, was man tun würde, wenn sie davon erzählte. Auch wenn sie einen scheinbaren Beweis auf ihrem linken Arm trug. Ihre Gemütslage besserte sich auch nicht mehr, wenn sie den Tagespropheten aufschlug, denn sie hatte seit einigen Tagen nichts mehr von Malfoy gelesen. Lustlos erhob sie sich von ihrem Abendessen und suchte ihr Zimmer auf. Schon beim Anblick des kleinen, düsteren Raums, merkte sie wie sich ihr Pulsschlag beschleunigte und die Angst vor dem Schlafengehen sie übermannte. „Es ist nur ein Traum….“, murmelte sie vor sich hin, während sie ihre Sachen abstreifte und ihren Pyjama anzog. Mit zittrigen Händen zog sie die Bettdecke beiseite und kroch in die Laken. Sie war mittlerweile so erschöpft, dass sie sofort einschlief, als ihr Kopf das Kissen berührte. Und mit dem Schließen ihrer Lider war es als ob sie in die Dunkelheit hinabfallen würde und erneut auf dem dunklen Boden aufschlug. Das einzig Gute war, dass ER diesmal nicht anwesend war. So blieb ihr nur der tröstende Anblick von Dracos sturmgrauen Augen.
 

Müde ging Draco zu Bett. Er hatte die letzten Tage damit verbracht einen Geheimgang aus dem Schloss zu finden, der nicht zubetoniert war. Schließlich war er fündig geworden an einer Statue einer buckligen, alten Hexe. Nun konnte er seinen Plan, der zugebenermaßen nicht der beste war, in die Tat umsetzen. Doch nicht mehr in dieser Nacht. Es war bereits zu spät, um dort aufzutauchen.
 

Erschöpft von seinem nächtlichen Trip, immer die Angst im Nacken erwischt zu werden und womöglich am anderen Tag nachsitzen zu müssen, sank er ins Bett und schloss die Augen. Morgen würde er ihr helfen. Und mit diesem Gedanken glitt er in seine Träume hinab. Doch der letzte Gedanke an Granger vor dem Einschlafen, beschwor dunkle Bilder in ihm auf, an den Moment, wo er sein ganzes Handeln, seine ganze Überzeugung hinterfragt und aufgrund dessen er schlussendlich auf der Seite von Harry Potter gekämpft hatte.
 

Er sah sie vor sich, so klar, als ob es Wirklichkeit wäre, sah wie sie ihn ansah, stumm um Hilfe flehte. Ihre großen braunen Augen. Er spürte, wie sich seine Hand mit dem Zauberstab wie Blei anfühlte. Der Drang ihr zu helfen wurde mit jeder Sekunde, in der sie schrie stärker und damit aber auch die Angst. Ihr zu helfen bedeutete, seine Familie zu hintergehen. Und dennoch hob sich sein Zauberstabarm kaum merklich, doch er sah, wie ihr Blick diese Geste registrierte. Und dann sagte sie etwas, dass ihn mit voller Wucht daran erinnerte, dass er träumte: „Komm schon Malfoy, hilf mir nur dieses eine Mal!“ Beide sahen sich verdutzt an und wie in Zeitlupe hob er seinen Arm und fegte seine Tante mit einem Fluch von Granger herunter. Sie verpuffte in schwarze Rauchschwaden. Völlig verdattert richtete sich das Mädchen vom Boden auf, strich ihre Kleider glatt und er hörte sie vor sich hin murmeln. „Was hast du gesagt?“, fragte er. „Ich sagte“, sprach sie, während sie aufstand, „dass, wenn ich gewusst hätte, wie einfach die Kontrolle über meinen Traum sein könnte, ich das schon eher versucht hätte.“ „Dein Traum?“, fragte er nun völlig verwirrt. „Das ist mein Traum!“, rief er aus und schlug sich, um seine Worte zu verdeutlichen, auf die Brust.
 

Er sah, wie sie ihm eine Antwort entgegenschleudern wollte, als ein wohlbekanntes helles, irres Lachen den Raum durchdrang. Ohne lange zu überlegen, welche absurde Wendung sein Traum gerade nahm, packte er Hermine beim Handgelenk und zog sie fort aus dem Salon. Der Weg in sein Zimmer ging schneller, als er es gewohnt war, was ihn beruhigte, dass das hier immer noch ein Traum war. Oder nicht? Heftig knallte er die Tür hinter sich zu. „Genau, eine geschlossene Tür hält Voldemort bestimmt auf!“ Da hatte sie natürlich Recht. Die Angst und die Schuld, dass er ihr wieder nicht helfen konnte, drohten seine Sinne zu ersticken. „Das ist ein Traum!“, stieß er gehetzt aus. „Man kann einfach was anderes träumen, was …Schönes!“, presste er gestresst hervor. Er schaute sich in seinem Zimmer um, als erwartete er irgendeine Art Hilfe, Portal oder Schlüssel zu finden. Dann blickte er Granger ins Gesicht. Heftige Träume, erforderten heftige Maßnahmen.
 

Mit zwei Schritten war er bei ihr, stand nah vor ihr, so nah, dass ihr Haar ihn an seiner Nase kitzelte. Er schloss die Augen und sog ihren Duft ein. Krampfhaft versuchte er die Schritte vor seiner Tür zu ignorieren. Seine Hand suchte die ihre und glitt an ihr hinaus bis zu ihrer Schulter. Er folgte dieser Linie und seine Finger tänzelten über ihr Schlüsselbein, den Hals hinauf an ihr Kinn. Sanft hob er es hoch und sah ihr in die Augen.
 

So hatte er sie noch nie angesehen und er hoffte, dass er sich an diesen Blick erinnern würde, wenn er aufwachte. Das war ein aufrichtiger Blick, ein Blick, der es würdig war eine Entschuldigung auszusprechen. „Vertrau mir!“, hauchte er, bevor er seine Lippen auf die ihren senkte.
 

In dieser Sekunde durchströmte ihn ein fremdartiges Gefühl. Er versuchte sich mit aller Macht auf diese Lippen zu konzentrieren, dass er nicht merkte, wie ein markerschütternder Schrei vor der Tür anschwoll und mit jeder Sekunde abebbte. Das Zimmer löste sich auf in einen bunten Strudel aus Farben und als er sich endlich traute, die Augen wieder zu öffnen, standen sie beide am Fuße von Hogwarts, unweit des schwarzen Sees und er war so von Freude durchströmt, dass ihn das Gefühl der Ohrfeige völlig unvorbereitet traf.
 

Es dämmerte schon, als an zwei völlig verschiedenen Orten zwei Personen zeitgleich aus dem Schlaf gerissen wurden.
 

Hermine saß keuchend und schwer atmend im Bett. Sie warf einen Blick auf die Uhr und stellte erstaunt fest, dass es 5:30 am Morgen war. Fahrig glitten ihre Finger über ihre Lippen. Was war das denn?
 

Sie musste so versessen auf eine Antwort von ihm sein, dass sie sowas träumte? Hastig sprang sie aus dem Bett und suchte energisch ihre Klamotten zusammen. Mit festen Schritten stapfte sie ins Bad. Wutentbrannt pfefferte sie ihre Sachen auf den Waschbeckenrand und starrte grimmig in den Spiegel. Verdutzt stellte sie aber fest, dass sie besser aussah. Zumindest besser als gestern. Sie horchte in sich hinein und fühlte sich erholter. Die innere Unruhe schien zumindest für einen Moment verflogen. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Trotzdem. Sie konnte nicht ernsthaft geträumt haben, Malfoy zu küssen?!

Feuchte Träume

Schwer atmend saß Draco Malfoy im Bett. Seine bleiche Brust hob und senkte sich im fahlen Schein des Morgengrauens. Fahrig strich er mit seinen Fingern über die Lippen. Er war wach, dachte er angestrengt und doch verflog die Erinnerung an den Traum nicht. Normalerweise wurden die Erinnerungen blasser mit jedem Atemzug, den er mühsam in seine Lungen zog. Normalerweise schaffte er es seine Alpträume weg zu atmen. Doch die Wendung in seinem Traum war so schillernd, so farbenfroh und so voller seltsamer Empfindungen gewesen, dass er es nicht schaffte sie zu verdrängen, so sehr es auch wollte. Er spürte der Erinnerung nach. Er wollte sich nur retten aus diesem Traum, der plötzlich nicht mehr wie sonst war. Keine Endlosschleife der Folterung von Granger. Sein blondes Haar fiel ihm in die Stirn als er energisch den Kopf schüttelte. Wieso in Merlins Namen hatte er in seinem Traum so gehandelt? Wieso war sein erster Impuls gewesen dieses…Schlammblut zu küssen.
 

Er zwang sich dieses abscheuliche, überholte Wort zu denken, um seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Seine Gedanken schweiften zu dem Tag ab, als Granger ihm fast die Nase gebrochen hatte. Seufzend ließ er sich in die Kissen fallen. Er hatte über Granger nie als Mädchen nachgedacht. Ihre Herkunft hatte das nicht erlaubt. War sein Wunsch sich bei ihr zu entschuldigen so übermächtig geworden, dass er sowas Verrücktes träumte? Unwirsch strich er sich die Haare aus der Stirn. Er schloss die Augen und sofort erschien ihr Bild mit dem übermächtigen Gefühl, dass ihre Lippen in ihm geweckt hatten. Sofort riss er die Augen wieder auf. Er durfte jetzt nicht wieder einschlafen, wer weiß, was er sich dann noch zusammen träumen würde. Er riss die Vorhänge seines Bettes beiseite und stieg aus dem großen Himmelbett. Der Traum hatte jedoch einen anderen Gedanken geweckt. Selbst wenn er heute zu ihr reisen würde, wie würde er es schaffen, dass man ihn zu ihr ließ? Mit diesen trüben Gedanken an seine scheinbar erfolgslose Rettungsaktion betrat er das große Badezimmer. Sie waren nicht mal Freunde.
 

Dann kam ihm eine Idee, die ihm gleich darauf die Schamesröte ins Gesicht trieb. Ganz toll, dachte er bei sich. Aber es war die einzige Möglichkeit. Widerwillig duschte er und versuchte sich den Tag auszumalen. Immerhin musste er sich heute nicht aus der Schule schleichen. Es war Hogsmead Wochenende. Das vereinfachte seinen Plan deutlich. Deswegen musste er es heute machen oder vielleicht lieber morgen? Ein Tag Abstand von diesem…Traum, wäre vielleicht gut, bevor er unbesonnen Dinge tat, die sein vernebeltes Hirn ihm raten würde. Er nickte seinem Spiegelbild zu. Die Aufregung, die seine Idee mit sich brachte, ließen seine Hände zittern, als er sich anzog. Vielleicht würde ein Tag Abstand ihm noch eine bessere Idee einbringen. Er konnte vielleicht auch nachts einschleichen. Er überlegte, ob er bis morgen einen Desillusionierungszauber schaffen würde. Immerhin strebte er seinen UTZ an, da sollte er diesen Zauber endlich mal auf die Reihe bekommen. Grimmig zog er Jeans und ein schwarzes Tshirt an. Bisher war ihm der Zauber nicht gut gelungen. Wenn er sich bewegte, fiel er von ihm ab wie welke Blütenblätter. Mürrisch verließ er den Schlafsaal, durchquerte den Gemeinschaftraum und machte sich auf den Weg in die große Halle.
 

Nach dem Frühstück schien der Tag nur so dahinzuplätschern. Er war im Tross einer Slytherin Gruppe mit nach Hogsmead gegangen, hatte sich dort aber schnell von den anderen getrennt. Die Hände tief in den Taschen war er durch Hogsmead gelaufen und wusste nicht recht, was er mit sich anfangen sollte. Er hatte Potter und das Wiesel gesehen und einer alten Gewohnheit ein paar Beleidigungen mit ihnen ausgetauscht. Doch dann hatten ihn seine Schritte wieder zurück zum Schloss geführt. Es war ein warmer Herbsttag und so hatte er beschlossen, ein Nickerchen am See zu halten. Und nun lag er hier, die Arme hinterm Kopf verkreuzt und starte in die Blätter des Baumes über ihm. Das weiche Gras lud herrlich zum Verweilen ein und da sein Tag so früh begonnen hatte und die Sonne so warm durch die Blätter auf sein Gesicht schien, schloss er die Augen und nickte bald darauf ein.
 

Wie Einschlafen fühlte es sich gar nicht an. Eher wie ein anderes Erwachen. Doch diesmal war er nicht wie gewohnt im Salon seiner Eltern und musste die Szene von Hermines Folterung mit ansehen. Diesmal stand er genau dort, wo er gerade eingeschlafen war, am See zu Füßen von Hogwarts. Er zuckte die Schultern und trottete gemütlich um den See herum. Es erschien im Falsch im Traum sein eigentliches Nickerchen fortzusetzen. Seine Hand glitt durch die Binsen am Ufer des Sees und sein Blick schweifte über die Landschaft. Er lächelte in Erinnerung daran, wie er den Weg in diese Traumwelt gefunden hatte und wie auf ein Kommando von ihm entdeckte er Hermine, die sich verwirrt umblickte, ihn dann entdeckte und wütend auf ihn zu gestapft kam. Warum war seine Traum-Hermine eigentlich genauso wie die echte Hermine, dachte er und musste grinsen. „Du!“, fauchte sie ihn an. „Was für eine überaus freundliche Begrüßung“, erwiderte er lachend.
 

Er sah die Zornesröte in ihrem Gesicht, die zusammengeballten Fäuste und das Blitzen in ihren Augen. Resigniert warf sie plötzlich die Hände in die Luft. „Wieso träume ich von dir!“ Sie sah dabei in den Himmel, als ob dies alles ein göttlicher Scherz wäre. „Sei doch froh, dass du nun hier bist und nicht….dort“, sein Lächeln wich einer ernsten Miene in Erinnerung an die ewige Folter. Wenn es eine Hölle gab, dann war der Traum an dieses Ereignis nah dran. In einer einzigen schnellen Bewegung drehte sie sich zu ihm um. „Aber wieso?“, rief sie aus und kam näher. Wütend starrte sie ihm in die Augen. Sie war so nah, dass er ihren warmen Atem spüren konnte. „Wieso?“, rief sie aus. Und dann, bevor er ihre Nähe genießen konnte, oder sich darüber wundern konnte, dass er genau das wollte, wirbelte sie herum und zeterte los: „Monatelang ein und derselbe Traum, monatelang keinen echten Schlaf, nur mithilfe von Tränken. Und dann…diese…Kommunikation zwischen uns und du bist hier? Ernsthaft? Ausgerechnet du?“ Sie sprach nicht wirklich mit ihm, sie fluchte wieder gen Himmel, jemand höheren für die Träume verantwortlich machend. Erst dann sickerte das, was sie gesagt hatte zu ihm durch. Sie träumte auch immer wieder von dem Tag? Aber warum? „Wieso?“, fragte er jetzt sie. Die braunen Locken wogten in einer stürmischen Bewegung herum, bevor sie wie ein Sturm auf ihn zukam. „Das ist hier mein Traum! Meine Fragen! Ich will nicht noch mehr davon! Kusch! Verschwinde!“ Sie machte eine Handbewegung, als ob sie einen schlechten Geruch vertreiben wollte. „Wieso träumst du immer von dem Tag im Malfoy Manor?“, fragte er so ruhig wie möglich und versuchte ihr verrücktes Gebaren zu ignorieren. „Das muss ich nicht beantworten. Das ist mein Traum“, murmelte sie vor sich hin. Langsam verlor er die Geduld. „Das ist mein Traum. Ich hab dich hierher geträumt, ich hab geträumt, warum auch immer, dass ich dich küsse!“ rief er aufgebracht und schaffte es damit, dass sie stehen blieb. Mit geneigtem Kopf kam sie erneut auf ihn zu. Betrachtete ihn ruhig. „Ja….ich hab dich…du hast mich geküsst. Ich hab nicht geträumt, dass ich dich küsse!“ Sie lachte erleichtert auf und versetzte ihm damit einen Stich.
 

Knurrend packte er ihr Handgelenk. „Mein Traum, meine Regeln!“, wiederholte er den Grundgedanken seines letzten Traums. Mit großen Augen starrte sie ihn an. Und einem inneren Impuls folgend trat er wie im letzten Traum auf sie zu, sah ihr tief in die Augen und murmelte „ich möchte nur etwas testen“. Es überraschte ihn, wie heiser und rau seine Stimme klang. Er küsste sie nicht, sondern streifte nur mit seinen Lippen über ihre, atmete gegen sie und bewegte seinen Körper näher an sie heran. Was war das für ein Gefühl, das da in ihm aufloderte? Ihre Nasen berührten sich, streiften aneinander vorbei und er sah wie sie unter seinem intensiven Blick die Augen schloss. Seine andere Hand legte er sanft auf ihre Hüfte und glitt an ihrer Seite hinauf. Sie atmete hörbar aus. „Beweis mir, dass das ein Traum ist!“, hauchte er, „tu, was du nie tun würdest!“ Bei jedem Wort streiften seine Lippen erneut die ihren. Es kostete ihn einiges an Überwindung sie nicht zu küssen. Er wollte, dass es von ihr kam. Denn dann würde das Ganze hier an Realität verlieren und er konnte sie genießen, ohne schlechtes Gewissen.
 

Sie seufzte gegen seine Lippen und plötzlich, er hatte schon nicht mehr damit gerechnet, senkten sich ihre Lippen auf seine, stießen zaghaft gegen ihn, entfernten sich, nur um dann schnell die Lücke erneut zu überbrücken. Mit dieser kleinen Bewegung brach sie seine Zurückhaltung und er griff in ihr wirres Haar, zog sie so eng er konnte, an sich und presste seine kühlen Lippen auf ihren warmen und vollen Mund. Er entlockte ihr ein Keuchen und plötzlich war da mehr als nur das Verlangen nach einem weiteren Kuss. Seine Sinne trübten sich im Rausch einer nie dagewesenen Lust und er schob seine Hände unter ihr Shirt, während er mit seiner Zunge um Einlass in ihren Mund bat. Wundersamer Weise ließ sie ihn gewähren und sie fochten mit ihren Zungen einen Kampf der Lust aus. Er spürte ihren Körper überdeutlich an seinem, spürte wie sich seine Erregung ihr entgegenstreckte. Seine Hände brannten bei dem Gefühl von ihrer warmen weichen Haut und er wünschte sich, dass sie nicht hier stünden, bedeckt mit so vielen Schichten aus Kleidern.
 

Plötzlich unterbrach sie den Kuss und zog scharf die Luft ein. Verwirrt öffnete er die Augen und errötete, als er feststellte, dass sie beide innig umschlungen ohne Kleider hier standen. Das schien ihr zu viel zu sein und man sah das Bedürfnis in ihren Augen, sich von ihm zu lösen. Doch dann würde er sie in ihrer ganzen Pracht sehen und das schien sie für den Moment davon abzuhalten. Er küsste sie sanft auf die Wange, sich bewusst, dass jetzt jede Aktion darüber entscheiden würde, ob sie gehen oder bleiben würde. Er überlegte fieberhaft, wie er ihr die Situation angenehmer gestalten könnte. „Geh ins Wasser“, raunte er an ihr Ohr, „ich werde nicht hinsehen“.
 

Ihre beschleunigte Atmung trug nicht dazu bei, dass ihre Situation besser wurde. Er spürte wie sein Glied gegen ihre Hüfte zuckte. Aufgeschreckt nickte sie und löste sich, nachdem er die Augen geschlossen hatte. Er hörte wie das Wasser platschte, als sie in das kühle Nass eintauchte. Langsam ging auch er zum Teich und ließ sich hineingleiten. Sie sah ihn abwägend an. Doch es war sein Traum und so beschloss er, dass er mehr wollte. Er watete durch das Wasser zu ihr herüber. Nun standen sie beide bis zum Schlüsselbein im Wasser. Eine feine Gänsehaut überzog ihre Schultern und die Spitzen ihrer Haare hingen im Wasser. Seine Hand glitt unter Wasser wieder zu ihrer Hüfte und zog sie sanft zu sich hin. Er spürte, wie sie zunächst nicht bereit war auch nur einen Schritt näher zu kommen, doch dann hatte er sie erneut eng an sich gepresst. Er glitt ihre Arme hinauf und schloss seine nassen Hände um ihre Wangen.
 

Sanft zog er ihr Gesicht näher zu sich, um sie zu küssen. Unter seinem Kuss schien sie zu entspannen. Sich zu quälender Langsamkeit überwindend, glitt eine Hand hinab, durchstieß die Wasseroberfläche und glitt zu ihrem Busen, der aufmüpfig im Wasser stand. Es fühlte sich so wahnsinnig gut an, sie zu streicheln, dass er in den Kuss stöhnte. Er meinte, dass sich ihr Körper seinen Fingern entgegenbog. Das machte ihn mutiger und seine Hand setzte seine Erkundung fort, tiefer und tiefer. Über ihren Bauch hinweg zwischen ihre Beine. Sie versteifte unter seinen Bewegungen und so streichelte er zunächst ihre Schenkel, bevor er sich erneut in ihre Mitte wagte. Sie war dort noch weicher, als am Rest ihres Körpers und für eine kurze Zeit konnte er sein Verlangen nicht zügeln. Der küsste sie heftiger, glitt verlangender in ihren Mund und presste seine Lippen fest auf die ihren. Die Hand an ihrer Wange, wanderte in ihren Nacken.
 

Kein Ausweg, kein Entkommen. Er musste sie haben. Etwas stürmischer als geplant, fuhr er mit seine Fingern durch ihre Schamlippen. Die Kälte des Sees war vergessen und er tauchte in ihre Wärme ein. Überrascht wie feucht sie war, hielt er in der Bewegung in, löste den Kuss und starrte sie gierig an. Als sie ihre Augen ebenfalls öffnete, errötete sie und wandte den Blick ab. Er wollte sehen, was sie fühlte und so bewegte er zunächst langsam seine Finger in ihr. Sie keuchte auf, war selbst von ihrem Laut überrascht und presste hastig die Lippen aufeinander. Nun war sein Ehrgeiz völlig geweckt. Er wollte sie willig, stöhnend und schreiend unter sich. Seine Finger glitten aus ihr heraus, suchten ihren Kitzler, neckten ihn, strichen darüber und begannen ihn erbarmungslos zu reiben. Und er gewann. Sie legte seinen Kopf auf seine Schulter. Zuerst drang nur ein zaghaftes Stöhnen über ihre Lippen, dann wurde sie lauter. Kurz bevor sie völlig in Ekstase versank, stoppte er in seinen Bewegungen. Verwundert und beinahe vorwurfsvoll blickte sie ihn an. Er lächelte spitzbübisch, packte ihre Schenkel und teilte sie, zwang sie ihre Beine um ihn zu schlingen. Und dann drang er in sie ein. Was für ein unbeschreibliches Gefühl. Hatte zuvor sein Glied noch das kalte Wasser des Sees umgeben, tauchte er nun in ihre erbarmungslose Hitze ein. Ihr Körper umschloss seinen Penis so fest, dass er aufkeuchte und seinerseits stöhnen musste. Seine Bewegungen wurden schneller, seine Stöße tiefer und ihre Schreie lauter.
 

Als sie seinen Namen schrie, erwachte er Schweiß gebadet am Ufer des Sees. Hektisch sah er sich um, ob niemand Zeuge seines feuchten Traumes gewesen war. Peinlich berührt säuberte er mit einem Schlenker seines Zauberstabs seine Hose. Er durfte nie wieder draußen einschlafen!

Flucht

Mit einem überraschden Keuchen und klopfendem Herzen erwachte Hermine. Sie saß im warmen Sonnenlicht in einer Hollywoodschaukel im Garten der Anstalt. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie durch den Garten. Sie erblickte am Rande des Gartentors zwei weitere Patienten, die sich scheinbar angeregt unterhielten und nichts von Hermines peinlichem Traum mitbekommen hatten. Erst jetzt bemerkte sie neben ihrem beschleunigtem Puls die Wärme zwischen ihren Schenkeln. Errötend dachte sie an Einzelheiten ihres Traums. Sie schluckte schwer. Auch wenn es nur ein Traum war, so hatte es sich dennoch so...echt angefühlt. Genauso echt wie das Brandmal auf ihrem linken Unterarm. Hermine hatte mehr und mehr die Gewissheit, dass das keine normalen Träume waren. Sie vermisste Hogwarts. Dort würde sie nun die Bibliothek aufsuchen und darüber recherchieren. Seufzend erhob sie sich und beschloss heute früher zu Abend zu essen. Während sie durch den Garten zurück schlenderte, dachte sie über die letzten Träume nach. Sie erinnerte sich an eine Abhandlung über Träume von einem Muggel-Professor namens Krippner. Daraus ging sehr eindeutig hervor, dass Träume meist von Dingen und Ereignissen handeln, die theoretisch unmöglich oder in der Wachrealität unwahrscheinlich sind. Das beruhigte Hermine zumindest insoweit, dass ihre Trumerlebnisse mit Draco Malfoy in diese Kategorie fielen. Die Begegnung mit Voldemort und das daraus resuliterende Mal auf ihrem Arm wurde damit aber nicht erklärt. Astralreisen würden das schon eher erklären. Aber das war aus dem Bereich der Esoterik und irgendwie, trotz all der Magie um sie herum, konnte Hermine nicht so wirklich an Astralreisen glauben. Sie durchtrat die Tür zum großen Salon und roch flüchtig die Speisen des heutigen Abendessens. Kürbissuppe schien dabei zu sein. Sie bewegte sich zu einem Tisch und ließ sich mit Blick aus dem Fenster auf einem der Stühle nieder. Andererseits… und sie dachte wieder über Astralreisen nach, würde das sowohl den Traum mit Voldemort, als auch mit Malfoy erklären. Das beunruhigende daran war allerdings, dass dann sowohl Voldemort, als auch Malfoy einen ähnlichen Zugang zu dieser Bewusstseinsebene hatten wie sie. Während ein Pfleger ein Tablett vor ihr abstellte mit einer herrlich duftenden Kürbissuppe, einem kleinen Brötchen und einem Glas Wasser runzelte sie die Stirn. Voldemort war tot. Die Frage war, was kam danach? Sie rührte mit ihrem Löffel in der heißen, dampfenden Suppe und beobachtete die Dämpfe, die von ihr aufstiegen. Wenn der Tod die Lösung des Geistes vom Körper bedeutete und keine gemeinsame Vernichtung, dann wäre es nur logisch, dass der Geist einen Ort zum Verweilen braucht. Geister kehren zurück. Aber was bedeutete tatsächlich weitergehen? Oder war Voldemort nicht weitergegangen, sondern hing irgendwo dazwischen fest? Sie bezweifelte, dass er als Geist zurückkehren wollte, glaubte aber auch nicht, dass er dem Tod so einfach ins Auge blickte. Hungrig löffelte sie ihre Suppe. Und was war mit Malfoy? Der müsste momentan in Hogwarts sein, lebendig. Wie, wenn man wirklich mal eine Astralprojektion in Betracht zöge, kommt er in meine Träume? Sie schüttelte den Kopf. Angesichts der Lage waren ihre Träume keine Träume, das musste sie sich endlich eingestehen. Grimmig blickte sie in die orangene Flüssigkeit. Sie musste dringend zurück nach Hogwarts. Sie war davon ausgegangen, verrückt zu werden...besessen von ihren Träumen. Niemals hätte sie in Betracht gezogen, dass sie in...ja in was? In eine andere Welt? ...eine andere Bewusstseinsebene eindrang. Sie bschloss für die kommende Nacht erneut um einen Trank zu bitten. Der letzte war einige Tage her und sie wollte nicht unvorbereitet in diese Träume eintauchen. Inständig hoffte sie, dass Malfoy sich beeilte und ihr auch tatsächlich half.
 

Am anderen Morgen erwachte Hermine gut erholt. Sie hatte auf ihre Nachfrage hin tatsächlich einen Trank erhalten und die Nacht ohne nur einen einzigen Traum durchgeschlafen. Gut gelaunt machte sie sich nach dem Duschen auf zum Frühstück. Sie wählte den gleichen Platz von gestern, denn sie mochte den Blick aus dem Fenster in den Garten. Das Laub wurde langsam aber sicher herbstlich und schimmerte schon in verschiedenen Braun- und Rottönen. Sie hatte gerade ihr Frühstück beendet, als ein Pfelger auf sie zukam. „Miss Granger. Sie haben Besuch!“ Verwirrt blickte Hermine in das Gesicht des Pfelgers, das sie nett anlächelte, sie hörte kaum wie er weitersprach: „Eigentlich sollten sie ja noch eine Weile keinen Kontakt nach Außen pflegen, um ihre Psychose in den Griff zu bekommen, aber wir dachten, dass der Besuch ihres Verlobten sie vielleicht zur Mitarbeit motiviert. Hermines Kehle wurde mit einem Schlag Staub trocken. Ver- was??? „Er wartet im Garten auf sie!“ Damit wies er zum großen Fenster. Hermine wandte wie in Zeitlupe den Kopf und starrte auf den Mann, der dort zwischen den Beeten stand. Sein schwarzer Anzug hob sich deutlich von der bunten Farbenpracht des Gartens ab. Einzig das hellblonde Haar schien in der Sonne des beginnenden Tages zu leuchten. Sie versuchte ihre Verwunderung hinunterzuschlucken. Das war sein Plan?? Sein grandioser Plan? Sie erhob sich und spürte wie die Wut in ihr aufstieg. „Danke“, murmelte sie zwischen zusammengepressten Zähnen dem Pfleger zu. Sie konnte nicht fassen, dass er mit so einer beschränkten Nummer hier rein kam! Niemand, der ganz bei Sinnen ist, würde ihm diese Story abkaufen! Sie stapfte durch den Garten und mit jedem Schritt wurde ihre Wut größer. Als sie bei ihm ankam und er sie bemerkte, schloss er sie so schnell in eine Umarmung, dass Hermine erneut die Augen vor Verwunderung aufriss. „Spiel mit!Oder willst du, dass wir aufliegen! Wir werden beobachtet“, hörte er sie an seinem Ohr raunen. Vorsichtig legte sie die Arme um ihn. Ihr Blick wanderte zurück zum Fenster und tatsächlich! Er hatte Recht. Nicht nur der Pfleger stand immernoch an dem Tisch, an dem Hermine gesessen hatte, sondern auch die Empfangsdame und jemand von der Leitung betrachteten sie argwönisch durchs Fenster. „Verpass mir bitte nicht wieder eine Ohrfeige, ja?“, sagte er, bevor er die Umamrung lockerte und sie tatsächlich, hier in diesem Garten, in der Realität, auf dem Planeten Erde, küsste. Sie schloss widerwillig die Augen und hoffte inständig, dass das ihre Zuschauer zufrieden stellte. Sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken, ob ihr der Kuss gefiel, ob es genauso war, wie in ihren Träumen. Zu sehr belastete sie die Anspannung der Situation, die Angst vor dem Entdecktwerden. Sie wollte hier raus, sie MUSSTE hier raus. Als sie sich voneinander lösten, bemerkte sie aus dem Augenwinkel, dass sich die Zuschauer tatsächlich entfernten. Sie spürte, wie Malfoy nach ihrer Hand griff und sie zu der Hollywoodschaukel hinzog.
 

„Sie haben meinen Zauberstab!“, platzte Hermine heraus, als sie endlich saßen. „Haben sie nicht“, antwortete Draco ruhig. Konnte sie nicht erstmal für einen Moment still sein? Er musste erstmal verarbeiten, dass er das gerade tun musste. Er hatte Granger geküsst, in aller Öffentlichkeit...Naja zumindest in aller Öffentlichkeit dieser Anstalt. Außerdem war er noch ziemlich nervös von dieser ganzen Aktion. Er schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Um ihre Fragen abzuwürgen, öffnete er leicht sein Jacket. In seiner Innentasche steckte ihr Zauberstab. Die Leute hier waren echt sehr vertrauensseelig. Ein einfacher Accio hatte genügt. Er hatte gewusst, dass alle Blicke Grangers Reaktion verfolgen würden und hatte ihn auf dem Weg in den Garten einfach ausprobiert. Gewagt. Aber es hatte geklappt. Sie wollte danach greifen und er fing ihre Hand in der Bewegung ab. „Spinnst du?“ Er sah sich betont langsam um, um nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Könntest du vielleicht mal lächeln, du sitzt hier mit deinem Verlobten“, sagte er und konnte sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. Sie blies die Backen auf und verschränkte die Arme. „Wurde ja auch langsam Zeit, dass du mich besuchen kommt, Darling!“ Sie begann zu kichern. „Das ist echt bescheuert!“ Jetzt lachte sie und klopfte ihm auf den Arm. „Genauso wie deine Anzeige!“, entgegnete er grinsend und stimmte dann in ihr Lachen mit ein. Das Lachen tat gut, das Adrenalin der vergangenen fünf Minuten wich und von außen sahen sie einfach aus, wie ein lachendes Paar. Bis hierhin war einfach. „Ich nehme mal an, dass man hier nicht apparieren kann, oder?“ Granger bestätigte seine Vermutung mit einem Kopfschütteln. Logisch, im Grunde war das hier ein Krankenhaus. „Dann wird der nächste teil etwas komplizierter. Wie schnell kannst du laufen?“, fragte er. „Klar! Wir laufen einfach über die Grneze und..“ Sie verstummte, als sie in sein ernstes Gesicht blickte. „Das ist dein Plan?“ Er zuckte mit den Schultern. „Hast du ne andere Idee?“ Sicher nicht, denn sonst hätte sie keinen Hilferuf im Tagesproheten gestartet. „Wir schlendern verliebt durch den Garten, du zeigst mir das Gelände, ganz in Ruhe und dann am Tor, laufen wir. Lass auf keinen Fall meine Hand los!“, sagte er eindringlich. Er sah ihr bestimmt in die Augen. Die roten Flecken vom Lachen waren verschwunden. Tatsächlich wirkte sie nun etwas blass um deie Nase. Sie nickte aber schließlich. Gemeinsam erhoben sie sich von der Schaukel und Granger hakte sich beim ihm unter. Sie erzählte ihm, wie konnte es anders sein, über die Geschichte des Gebäudes und der Gründung der Anstalt. Sie wies auf einige Gebäudeteile, die wohl schon sehr alt waren und einige Neuere. Keiner beachtete sie, während Granger ihm was von der eigentlichen Faszination dieser Einrichtung, die Muggeltechniken und Zauberei einsetzte, um psychische Leiden zu lindern. Funktioniert ja super, dachte er sarkastisch, in Anbetracht dessen, dass er sie hier entführen musste. Noch zwei Meter war das Haupttor entfernt. Bisher hatte ihnen niemand mehr einen Blick gewürdigt. Seine Anspannung wuchs. Sie drehten sich zum Tor, ein großes, altes Eisentor, über das Hermine natürlich auch eine Geschichte wusste. Am Rand stand ein älterer Pfelger. „Vertrau mir!“, hörte er Granger flüstern und schon ließ sie seinen Arm los und ging auf den Pfelger zu, der sicherlich nicht aus Spaß hier stand, dachte sich Draco. Mürrisch ging er hinterher. „Ich würde ihm gern den alten Muggelbrauch am Zaun zeigen!“, hörte er Granger besonders freunldich sagen. Der alte Pfleger lachte. „Ja das ist wirklich ein seltsamer Brauch. Gehen Sie nur Miss Granger!“ Verdutzt ließ sich Draco nun von Hermine weiter ziehen, durch das Tor. Er spürte die Barriere schwinden und wäre am liebsten sofort verschwunden, sie zog ihn aber in Richtung Zaun. Das Tor war nun zwischen ihnen und dem Pfleger und versperrte die Sicht. Er sah ihr Nicken und apparierte mit ihr.
 

Hart kamen sie auf der staubigen Strasse zwischen Hogsmead und Hogwarts aus. Lächelnd blickte Granger zu ihm hoch: „Danke!“, sagte sie, doch er hörte es kaum. Sein Blick blieb an ihren Lippen hängen. Er nickte nur zur Antwort. „Ich geb dir ne halbe Stunde Vorsprung, damit du nicht mit mir gesehen wirst.“, sagte er und blickte dabei den Hügel hinauf. „So ein Quatsch!“ kam ihre promte Antwort und er spürte wie sie seinen Arm packte und den Hügel hinauf zog. Schulterzuckend gab er auf. Es war ihr Ruf. Seiner war sowieso dahin.

Zurück

Malfoys Sorge, dass sie zusammen gesehen werden, war völlig unbegründet und doch fand Hermine Granger es nett, dass er so besorgt um sie war. Auch dass er sie bis zum Büro ihrer Hauslehrerin gebracht hatte, war eine nette Abwechslung zum fiesen, ewig beleidigenden Draco Malfoy. Aber nicht nur sein Umgang mit ihr hatte sich verändert, sondern auch sein Äußeres. Er war nicht mehr so geleckt wie früher, trug sein Haar nicht mehr penibel nach hinten frisiert und sein Gesicht zierte ein Ansatz eines blonden Bartes. Abgesehen vom dunklen Schatten um seine Augen, sah er wirklich gut aus. Hermine schüttelte den Kopf, um die Gedanken an den Slytherin zu verdrängen. Sie atmete tief durch und klopfte an die Tür von Professor McGonagall. Sie hörte Stuhlbeine über den Boden scharren, bevor sich die Tür öffnete und die Professorin in der Tür stand. „Guten Morgen, Professor!“, begrüßte Hermine sie freundlich. „Miss Granger!“, rief diese erstaunt aus und öffnete die Tür gänzlich, „Kommen Sie doch herein!“ Sie deutete auf die Stühle vor ihrem Schreibtisch. Hermine begab sich zu einem der Stühle, während McGonagall die Tür schloss. „Es freut mich außerordentlich, sie endlich begrüßen zu dürfen! Ihre Sachen habe ich hier!“, und sie deutete auf Hermines Schrankkoffer in der Ecke. „Ihr Kater trollt derweil über das Gelände“, hörte sie die Professorin sagen. „Danke, Professor!“ Hermine war erleichtert wieder hier zu sein. „Nun, um ehrlich zu sein, habe ich mir ein wenig Sorgen gemacht, Miss Granger!“ Hermine blickte in das Gesicht der Hexe vor ihr und las darin Besorgnis, aber auch einen Anflug von Ärger. Mit hängenden Schultern blickte Hermine auf ihre Hände. „Es tut mir leid!“, sagte sie kleinlaut, bevor sie ihrer Hauslehrerin die ganze Geschichte erzählte. Einzig die Veränderung in ihren Träumen ließ sie aus. Sie besprach mit ihr ebenfalls, wie sie die Anstalt daran hinderten, nach Hermine eine Fahndung auszuschreiben. Professor McGonagall siegelte während Hermine ihr Büro verließ gerade einen Brief, in dem sie dem St. Mungo erklärte, dass von Hermine keine Gefahr ausging und sie, falls man nicht von einer Fahndung Abstand nehmen würde, man die Presse von den unzureichenden Maßnahmen der Anstalt informieren werde.
 

Mit etwas leichterem Herzen machte sich Hermine auf zum Gemeinschaftsraum. Sie dachte gerade darüber nach, was ihre Freunde zu Malfoys Befreiungsaktion sagen würden und was sie lieber weglassen würde bei ihren Erzählungen, als sie geradewegs in Draco hineinlief. Bevor sie sich entschuldigen konnte, zog er sie in einen leeren Klassenraum und schloss die Tür hinter ihnen. „Es wäre mir lieber“, begann er ohne Umschweife, „wenn du deinen Freunden nicht erzählst, wie du hierhergekommen bist“, sagte er und blickte dabei aus dem Fenster. Hermine zog fragend die Augen nach oben. „Keine Sorge, ich werde es ihnen nicht detailliert erzählen“, sagte sie lächelnd. Er drehte sich so schnell zu ihr um, dass sie erschrak. „Nein! Ich möchte, dass du es gar nicht erzählst!“, sagte er barsch, während er einen Schritt auf sie zumachte. Hermine neigte den Kopf zur Seite und sah ihn fragend an. „Da tust du einmal was Gutes und willst nicht, dass man es weiß?“ Kopfschüttelnd betrachtete sie ihn genauer. Er wirkte gehetzt und müde und trotzdem angsteinflößend. „Bitte!“, sagte er durch zusammengebissene Zähne. Vor Verwunderung zog Hermine die Augenbrauen nach oben. „Okay!“ Jetzt blickte Malfoy sie zum ersten Mal in diesem Gespräch wirklich an. Es schien als habe er nicht damit gerechnet, dass sie seiner Bitte nachkommen würde. „Tu nicht so verwundert! Du hast mich da raus geholt, da ist es ja wohl das Mindeste dir diesen Wunsch zu erfüllen, zumal du Bitte gesagt hast!“ Malfoy nickte und wollte an ihr vorbei den Raum verlassen. Aus einem inneren Impuls heraus griff sie nach seinem Arm. Er erstarrte bei ihrer Berührung. Wahrscheinlich war für ihn die ganze Sache unerträglich, er hatte einem Schlammblut geholfen, dachte Hermine bitter. Und nicht nur das, er hatte sie geküsst! „Ich danke dir wirklich!“, sagte sie leise und mied seinen Blick. „Mach kein großes Ding draus, Granger!“ Und damit zog er sich von ihr los und ging.
 

Den ganzen Weg zum Gemeinschaftsraum dachte sie an Draco Malfoy. Sie konnte sich einfach keinen Reim darauf machen, warum er ihr geholfen hatte. Bei der Fetten Dame angekommen, sagte sie nur „Venemosa Tentacula“ und trat ein. Wie erwartet, war der Raum nur von einigen Erst- und Zweitklässlern besucht, die anderen waren in Hogsmead, der Bibliothek oder irgendwo auf den Schlossgründen. Sie ging in den Mädchenschlafsaal und packte ihre Sachen aus. Der Schrankkoffer war dank der Hauselfen mittlerweile hier oben.
 

Am späten Nachmittag, als Hermine es sich mit einem Buch vor dem Kamin bequem gemacht hatte, kamen nach und nach Schüler von ihrem Ausflug nach Hogsmead zurück. Lachend und quatschend kamen sie durch das Portrait mit Tüten voller Zonkos Zauberscherze oder Süßigkeiten aus dem Honigtopf. Endlich erblickte sie auch den roten Schopf von Ginny dicht gefolgt von Harrys ewig verstrubbeltem Haar. Sie klappte ihr Buch zu und wartete, bis ihre Freunde sie entdeckten. Ein wenig war sie erleichtert, dass Ron nicht bei ihnen war. „Das Peinlichste, was ich je gesehen habe!“, hörte sie Ginny sagen und sah, wie Harry vor Lachen losprustete. Dann entdeckte er seine Freundin und rief freudig: „Hermine!“ Mit schnellen Schritten war er bei ihr und sie umarmten sich. Erleichtert wieder hier zu sein, drückte sie ihren besten Freund fest an sich. Er roch nach Sonne und Butterbier. „Ich hab dich vermisst!“ Harry nahm sie bei den Schultern und schob sie von sich, um sie genau zu mustern. „Geht es dir gut?“, fragte er und Besorgnis lag in seiner Stimme. „Ja!“, antwortete sie ehrlich. Dann umarmte Ginny sie stürmisch. „Ron ist ein Idiot!“, murmelte Ginny direkt an ihrem Ohr. „Ist schon okay!“ Die Erinnerung an sein Beenden der Beziehung versetzte ihr zwar einen Stich, aber sie hatte erkannt, dass es besser so war. Trotzdem war sie froh, dass Ginny auf ihrer Seite war.
 

„So! Und jetzt erzähl, was das Peinlichste war, was du gesehen hast!“ Ginny und Harry prusteten erneut los. Seamus hatte ein Date mit Romilda Vane und hat sich komplett mit Butterbier eingesaut! Es sah so unfassbar komisch aus. Das ganze Drei Besen hat gelacht.“ Und wieder lachten die beiden, als just in diesem Moment ein stark nach Butterbier riechender Seamus durch das Portrait kam. Finster blickte er die beiden an. „Jaja, sehr lustig!“, sagte er mürrisch und begab sich sofort zu den Schlafsälen. Danach setzten sich die drei am Kamin zusammen und Harry erzählte, was in den ersten Wochen alles geschehen war. Anders als in den letzten Jahren, gab es keine Todesdrohungen, entlaufene Mörder oder geheime Objekte, die Harry von seiner Schullaufbahn abhalten konnten. Einzig Malfoys Fragen nach Hermine schien ein größeres Thema gewesen zu sein.
 

Hermine fühlte sich gerade richtig wohl, alles war wie früher. Lächelnd betrachtete sie gerade ihre Freunde, als das Portrait wieder aufschwang und sie Ron eintreten sah. Er lachte scheinbar gerade über einen Witz von Dean, als sich ihre Blickte trafen und das Lachen verschwand. Sie bemerkte, wie er fiederhaft nach einem Ausweg suchte, diese unangenehme Begegnung zu vermeiden. Schließlich kapitulierte er vor sich selbst und kam lustlos zu ihnen getrottet. „Hey!“ sagte er rau. „Hey!“, antwortete Hermine betont freundlich. Sie lächelte zaghaft und schien damit bei Ron sämtliche Bedenken einer möglichen Szene zu vertreiben. „Auch den Weg gefunden?“, versuchte er die Stimmung mit einem Scherz zu lockern. „Jaah! Ich bin zu Fuß gekommen. Fliegende Autos waren leider aus!“ stichelte sie Ron in Erinnerung an ihr zweites Jahr. Und alle stimmten in ein fröhliches Lachen ein in Erinnerung an den Tag, an dem Harry und Ron mit dem verzauberten Ford Angila nach Hogwarts geflogen waren.
 

Sie verfielen in das Erzählen von alten Geschichten, wie der Schneeballschlacht, bei der die Weasley Zwillinge Quirrell beschmissen hatten oder an Hermines Katzengesicht, oder aber an Malfoys Verwandlung in ein Frettchen. Sie war zurück! Erst zu späterer Stunde machten sie sich auf in ihre Schlafsäle. Während Hermine in ihren Pyjama stieg, verflog die gute Laune des Abends. Was würde die Nacht bringen? Wie würden ihre Träume sein? Sie hoffte, dass sie es an den See schaffte und nicht wieder die Folter durchstehen musste. Seufzend zog sie die Vorhänge zu. Sie beschloss, dass niemand von ihren immer noch anhaltenden Alpträumen etwas wissen musste und sprach Schutzzauber auf ihre Vorhänge. Mit zittriger Hand legte sie den Zauberstab unter ihr Kopfkissen und legte sich hin. Alles war ihr lieber, selbst ein Sextraum mit Malfoy, als erneut in diesem Salon zu liegen…

Und sie schloss die Augen.

Panik

Draco Malfoy war müde, sehr müde. Und er hatte keine große Lust auf ein erneutes Wiedersehen mit dem Dunklen Lord oder Bellatrix. In Gedanken an die Nacht, konnte er sich gar nicht wirklich darüber freuen, dass seine Rettungsaktion funktioniert hatte. Seine Schritte führten ihn nicht in den Kerker zum Gemeinschaftsraum der Slytherins, sondern in den Krankenflügel.
 

Als er eintrat, sah er wie Mamdam Pomfrey gerade Töpfe und Tiegel mit allerlei Cremes und Salben sortierte, an einigen schnupperte, um fest zustellen, ob sie noch brauchbar waren und manche davon wegwarf. Zögerlich klopfte Draco an die offene Türe. Schnell drehte sich die kleine, drahtige, alte Frau herum, da sie wahrscheinlich einen Notfall erwartete. Irgendwelche abgetrennte Gliedmaßen oder Pusteln an unangenehmen Stellen. „Oh Mr. Malfoy. Was kann ich für sie tun?“, fragte sie freundlich. Draco überlegte kurz, ob es einen Weg gab, an den Trank zu kommen, ohne die Wahrheit zu sagen. Doch es war ihm auf dem Weg hierher schon keine Idee gekommen, sodass er die Schultern sinken ließ, die er vor Anspannung angezogen hatte. Er wollte nicht schwach wirken. Trotzdem erzählte er Madam Pomfrey von seinen anhaltenden Alpträumen und dass er mittlerweile so müde war, dass er sich nicht mehr konzentrieren konnte. Wissend nickte die alte Dame, führte ihn zu einem der Betten und zog die Vorhänge darum. „Ich gebe ihnen einen Trank. Machen sie es sich schon bequem. Heute Nacht werden sie nichts träumen.“ Dankbar nickte er der Schulheilerin zu und legte seinen Umhang ab und stieg in das weiche Bett. Wenige Augenblicke später kam sie zurück. „Trinken sie das aus!“ Sie wartete neben ihm, bis er das Glas mit dem dampfenden Gebräu geleert hatte. Langsam sank er in die Kissen zurück, schloss die Augen und glitt in einen traumlosen Schlaf.
 

Unruhig warf sich Hermine im Bett herum. Ihr Pyjama klebte an ihrem Körper, Schweiß lief ihre Stirn hinab und ihr Gesicht war im Schlaf Angst verzerrt. Unablässig warf sie den Kopf hin und her, während in ihrem Kopf ein ungeahnter Kampf stattfand.
 

„Er ist nicht hier, um dich zu retten!“ Das kalte Lachen jagte ihr ein Schauer nach der anderen über den Rücken. Sie lag diesmal nicht auf dem kalten Marmor Boden, sondern war an den Stuhl gefesselt. Bellatrix ging vor ihr auf und ab. „Du wirst dich dem Dunklen Lord beugen, oder er wird dich in deinen Träumen in den Wahnsinn treiben, bis du nicht mehr aufwachst! Dann bist du für immer hier bei uns und ich kann dich bis in alle Ewigkeit quälen!“ Wieder lachte die wahnsinnige Hexe. Ihr schwarzes gelocktes Haar warf sie dabei zurück. „Bella, Bella, Bella, du hast mit dem Spaß ja schon ohne mich angefangen!“ Gespielt tadelnd kam Lord Voldemort in Hermines Blickfeld. Er kam auf sie zu, bis er nur noch wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht war. Die kalten, roten Augen fixierten sie und ein hämisches Grinsen umspielte seinen lippenlosen Mund. Abrupt riss er den Ärmel ihres Pullovers hoch und besah das dunkle Mal. Dann berührte er es mit seinem Zeigefinger und ein neuer, ungeahnter Schmerz jagte Hermine durch Mark und Bein. Sie schrie. Es war wie Feuer, dass ausgehend von ihrem linken Arm ihr Innerstes verbrannte. Ich muss aufwachen, dachte sie verzweifelt. Sie behielt die Augen geschlossen und versuchte den Ort, an dem sie war zu ignorieren. Doch der Schmerz war so übermächtig, dass sie hier gefangen war. Gefangen an den Stuhl, dessen hölzerne Lehnen sie umklammert hielt. Sie spürte die Ketten über ihre Brust und ihre Arme überdeutlich. Das Atmen fiel ihr schwer. „Du wirst mir helfen, ob du es willst oder nicht“, hörte sie Voldemorts Stimme direkt an ihrem Ohr. Verzweifelt versuchte sie, ihn zu ignorieren. Sie stellte sich das Bett vor, in dem sie jetzt liegen müsste, die Vorhänge darum und den Geruch von altem Holz. Doch es half nicht. Tränen sammelten sich langsam in ihren Augen.
 

„Du kannst dich wehren wie du willst, ich werde dich brechen und dann in deine – nein in meine – Welt zurückkehren! Sie mich an! Ich will deine Ängste sehen!“ Und mit diesen Worten packte er sie grob an der Kehle, sodass Hermine erschrak und die Augen aufriss. Und dann drang er in ihre Gedanken ein, brutal und rücksichtslos. Er sah ihre Angst vor ihm, die Angst vor seiner Rückkehr, die Angst um ihre Eltern. Sie versuchte ihn auszusperren, doch es gelang ihr nicht. Zum ersten Mal verstand sie Harry, der an den Okklumentik Stunden so gescheitert war.
 

Doch dann erinnerte sie sich, wie Harry es geschafft hatte, ihn auszusperren. Liebe! Der Gedanke an Liebe war für Voldemort unerträglich. Sie versuchte sich mit aller Macht auf die Liebe zu ihren Freunden zu konzentrieren, doch Voldemort schlug immer neue Türen zu anderen Themen auf, sodass sie den Gedanken nicht richtig zu fassen bekam. Und dann jagte ein einzelnes Gefühl durch ihre Erinnerung. Weiche Lippen, sanft und fordernd zugleich. Das Kribbeln in ihren Adern, dieses neue unbekannte Gefühl. Und plötzlich war ihr gesamter Geist von Malfoy erfüllt, wie er sie fest im Arm hielt und küsste.

Sie spürte, wie Voldemort sich wie ein verletztes Tier zurück zog, sie spürte wie sie fortgerissen wurde.
 

Und dann öffnete sie die Augen und sah in das Dunkel des Mädchenschlafsaals. Keuchend und schwer atmend blickte sie zur Decke. Sie durfte auf keinen Fall wieder einschlafen, das wusste sie. Er wurde stärker.

Hektisch schlug sie die Decke zurück, verhedderte sich beinah darin und brach fast in Panik aus, als sie endlich aus den Vorhängen um ihr Bett stolperte. Sie warf sich den Umhang über und lief aus dem Schlafsaal, durchquerte schnellen Schrittes den Gemeinschaftsraum und verließ mitten in der Nacht den Gryffindor Turm. Mit leuchtender Zauberstabspitze rannte sie durch die Gänge und überhörte dabei die Beschimpfungen der Portraits, die gerne schlafen wollten.
 

Erschöpft kam sie am Krankenflügel an und klopfte an die große, geschlossene Tür. Wenig später öffnete in Schlafrock und leicht zerzaust Madam Pomfrey. „Grund Gütiger, Miss Granger!“, kommentierte Mamdam Pomfrey ihr nächtliches Auftauchen. Sie zog sie jedoch ohne weitere Kommentare herein und bugsierte sie zu einem freien Bett. „Sie sehen nicht gut aus, was ist passiert?“, fragte sie, während sie ihre Stirn befühlte und ihr Gesicht genau besah. „Ich habe furchtbare Alpträume! Ich möchte und darf so nicht wieder einschlafen. Bitte helfen sie mir!“ Hermines Stimme zitterte und Tränen der Angst und der Erschöpfung sammelten sich in ihren Augen. Madam Pomfrey zog eine Augenbraue hoch: „Sie auch? Was ist denn an dieser Schule nur wieder los?“ Kopfschüttelnd sah sie zum Bett, dessen Vorhänge geschlossen waren. „Nur muss ich ihnen sagen, dass meine Vorräte an dem Schlaftrunk für traumlosen Schlaf aufgebraucht sind.“ Panik breitete sich in Hermine bei dieser Antwort aus. Hektisch blickte sie umher, als ob plötzlich eine weitere Flasche davon erscheinen würde. „Aber, wie, ich…“, stammelte sie und nun fanden die Tränen ihren Weg über ihre Wangen.

Madam Pomfrey blickte sie besorgt an und schien innerlich mit sich zu kämpfen. Dann trat ein entschlossener Gesichtsausdruck auf ihre Züge. „Ich werde Minerva holen. Bleiben sie wach. Es gibt eine Möglichkeit. Gefährlich, mir ganz und gar nicht recht, aber in Anbetracht der Umstände…“ und mit diesen Worten verließ sie eilig den Krankensaal.
 

Hermine stand aus dem Bett auf. Sie durfte nicht liegen. Sonst würde sie einschlafen. Und wer weiß, was er dann sonst noch tun würde. Das Mal auf ihrem Arm brannte. Unruhig ging sie in dem Saal auf und ab. Aus purer Neugier zog sie irgendwann die Vorhänge des anderen Bettes ein kleines Stück beiseite und erstarrte.

Dort lag tatsächlich Malfoy! Was war nur mit ihm passiert? Sie näherte sich ihm und betrachtete aufmerksam seinen Körper. Unter der Bettdecke hob und senkte sich regelmäßig sein Brustkorb. Er atmete langsam und ruhig. Sein blondes Haar war in seine Stirn gefallen, seine Lippen waren nur einen Spalt breit geöffnet. Auf seiner Stirn waren zur Abwechslung mal keine Sorgenfalten zu sehen. Wie in Zeitlupe streckte sie ihre Hand aus und wollte die verirrte Strähne aus seinem Gesicht streichen.
 

Doch dann hörte sie Schritte draußen auf dem Flur. Hastig verließ sie Malfoys Bett, zog den Vorhang wieder zu und kehrte zu ihrem Bett zurück. Madam Pomfrey betrat mit Minerva McGonagall den Krankensaal. Ihre Hauslehrerin  trat mit jenem vertrauten Blick aus Strenge und Besorgnis an ihr Bett, den Hermine schon seit Jahren kannte. Sehr oft hatte die Hauslehrerin Harry, Ron oder sie selbst mit diesem Blick bedacht. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass sie mir die Wahrheit sagen!“ Hermine blickte auf ihre Hände. Wie hatte sie nur denken können, dass sie Professor McGonagall würde täuschen können. Mit einem kurzen Seitenblick auf Madam Pomfrey, entschied sich Hermine zumindest einen Teil ihrer Geheimnisse preis zu geben.
 

„Die Alpträume werden schlimmer. Aber in St. Mungo konnten sie mir nicht helfen!“, flehend blickte das Mädchen zu der weisen Frau hoch und hoffte, dass das für den Moment ausreichte. Sie sah jedoch, dass McGonagall ihr nicht restlos glaubte. „Ich erwarte sie morgen Nachmittag in meinem Büro mit einer besseren Erklärung. Aber zunächst müssen sie schlafen. Ich muss sie jedoch warnen. Mit diesem Zauber lässt sich nicht gut kontrollieren wie lange sie schlafen.“ Unwirsch nickte Hermine mit dem Kopf. Das war ihr egal. Wichtig war, dass sie endlich ohne Träume schlafen konnte. Doch so einfach war es nicht, wie Hermine es erwartet hatte. „Denken sie an etwas Schönes, von dem sie gerne träumen! Konzentrieren sie sich darauf“, wies McGonagall sie an. „Aber, ich dachte, ich träume gar nicht!“, protestierte Hermine. „Mit dem Trank wäre das auch so, aber mit dem Zauber kann ich sie nur in eine Traumwelt führen, nicht aber sie traumlos schlafen lassen. Also, konzentrieren sie sich!“ Hermine versuchte sich auf einen Urlaub mit ihren Eltern zu konzentrieren, als plötzlich wieder Malfoy in ihren Gedanken auftauchte.

Die Begegnung am See, der Sex im Wasser. Nur vage hörte sie, wie McGonagall einen Spruch murmelte. Dann war alles schwarz. Doch als sie die Augen öffnete, stand sie wieder vor dem Schloss am Ufer des schwarzen Sees. Sie lächelte, drehte sich langsam um und genoss die Stille dieses Ortes.
 

„Verdammt, Granger! Ich sollte eigentlich traumlos schlafen! Was hast du getan?“ Hermines Lächeln erstarb, als sie Dracos Stimme hörte, gleichzeitig errötete sie beim Gedanken daran, warum er hier war. „Ich kann nichts dafür, dass du hier bist. McGonagall hat mich in den Schlaf gezaubert!“, schwindelte sie. Die Zornesfurche auf seinem Gesicht verschwand und ein hämisches Lächeln umspielte seine Lippen. „Schlafzauber, Granger. So, so!“ Er kam auf sie zu. „Schlafzauber, bei dem man sich fest auf einen Wunschort oder eine Person oder ein Ereignis konzentriert, damit man davon träumt!“ Er stand jetzt dicht vor ihr und sah auf sie herab. Er war nur wenige Zentimeter größer als sie, doch das Gelände war hier abschüssig und verhalf ihm zu mehr Größe. „Du hast an mich gedacht.“
 

Hermine wollte wütend etwas erwidern, doch dann stellte sie fest, dass seine letzten Worte nicht hämisch oder belustigt klangen. Eher überrascht, sogar froh? Sie blinzelte und schluckte ihren Ärger hinunter und nickte kaum merklich. Er lächelte, diesmal anders. Es war kein typisches Malfoy Lächeln, bei dem er nur die Lippen kräuselt und seine Augen unbarmherzig auf sein Opfer richtete. Dieses Lächeln erreichte seine sturmgrauen Augen, in denen Hermine zu versinken drohte. Sie spürte, wie Malfoy sich zu ihr hinunterbeugte und seine Absicht sickerte nur träge durch ihren benebelten Verstand.

„Stop!“, keuchte sie und legte eine flache Hand auf seine Brust, um etwas Abstand zwischen sie beide zu bringen. „Ich möchte erst verstehen, wo wir hier sind. Was hier mit uns passiert!“ Sie blickte sich um und überlegte, wie sie ihre vorläufigen Theorien beweisen könnte. Dann kam ihr ein Einfall.
 

„Erzähl mir was, was ich nicht wissen kann!“

Ein Geheimnis

Draco stutze. Das war eine seltsame Bitte. Er neigte den Kopf, runzelte die Stirn und sah in ihre braunen Augen. „Warum?“, war schließlich alles, was er fragte. „Na ja, das ist doch ganz einfach!“, begann sie aufgebracht und fuchtelte dabei wild mit ihren Händen herum. „Wenn das hier kein Traum ist und du du bist und kein Hirngespinst, dann muss ich das überprüfen. Dazu muss ich aber etwas wissen, was ich nicht wissen kann, damit ich dich, wenn ich wach bin, damit konfrontieren kann.“ Draco war völig überfahren von ihrem Redeschwall und zog die Augenbrauen hoch. Sie war einfach erstaunlich. Wenn man mal überlegte, dass sie beide gerade schliefen und träumten, war ihr Verstand immer noch erstaunlich scharf. Langsam nickte er. Er wandte sich von ihr ab und ging ein paar Schritte im Kreis. Etwas, was niemand wusste, etwas, dass sie nicht schon rausgekriegt hatte.
 

„Mein Name kommt vom Sternbild des Drachen“, sagte er schließlich. Hermine stemmte die Hände in die Hüfte und warf ihm ihren Als-ob-ich-das-nicht-wüsste-Blick zu. „Was? In unserer Familie…“, setzte er an, doch er kam nicht dazu, denn sie plapperte schon energisch drauf los mit derselben Stimmlage, mit der sie aus Schulbüchern zitierte: „ist es Tradition die Kinder nach Sternbildern zu benennen. Die einzige Ausnahme bildet deine Mutter. Streng dich an! Was wirklich Geheimes. Nichts, was ich in einem Buch lesen kann!“ Draco wandte sich erneut ab, denn dieser fordernde Blick war nur schwer zu ertragen. Die Tatsache, dass er scheinbar in einem Buch stand, überhörte er dabei völlig.
 

Was wirklich Geheimes.
 

„Ich wollte immer mit euch befreundet sein“, platzte es aus ihm heraus. Als er Hermine wieder ansah, waren ihre Augen vor Erstaunen und auch Unglauben aufgerissen, doch bevor sie wieder in einen Monolog fallen konnte, versuchte er zu erklären: „Ich habe Potter damals bei Madam Malkin getroffen. Ich hatte Schiss vor Hogwarts und fand die Vorstellung toll mit einem echten Freund dorthin zu gehen. Crabbe und Goyle sind….“, er zuckte mit den Schultern, „Idioten. Keine wahren Freunde.“ Er senkte den Kopf und starrte auf das grüne Gras zu seinen Füßen. „Reicht das?“, presste er mühsam hervor. Während er so seine Füße betrachtete, rückten Hermines Schuhe in sein Blickfeld. Sie stand nun direkt vor ihm. „Ja, das reicht“, hörte er sie leise antworten.

„Du hattest immer die Wahl, das weißt du, oder?“ Er blickte auf und sah in ihre traurigen Augen. Sie dachte sicherlich an die unzähligen Male, als er sie beleidigt hatte oder schlimmer noch, an den Kampf, um Hogwarts, den er auf der falschen Seite gefochten hatte.

„Du weißt, dass ich sie nicht hatte“, hauchte er.

Er beobachtete Hermine, die den Wolken am Himmel zuschaute, wie sie langsam dahinzogen. Zu seiner Überraschung nickte sie schließlich. Plötzlich schlich sich ein Lächeln auf ihre Züge. „Ich bin gespannt, was du sagen wirst, wenn wir wach sind. Denn immerhin könnte das, was du gerade gesagt hast, auch schlicht und ergreifend mein Wunschdenken sein.“ Malfoy grinste schief. Doch vielleicht war sie auch nur ein Wunschdenken seinerseits. Eine Hermine Granger, die ihm verzieh. Jetzt blickte er in den blauen Himmel mit den Quellwolken, die aussahen, wie Zuckerwatte von einem Jahrmarktsstand. Bitte, lass es kein Traum sein. Doch wenn es ein Traum war, wollte er ihn auch auskosten.
 

„Granger?“ Er beobachtete wie die Angesprochene sich fragend zu ihm drehte und machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Fahrig leckte er sich über die Lippen. „Ich finde, wir sollten es noch genießen, nicht zu wissen, ob es ein Traum ist oder nicht!“ Seine Hand suchte die ihre und ergriff sie zärtlich. „Bevor du dir bewusst wirst, was wir getan haben…“ Er ließ seine Worte wirken und beobachtete, wie sich ihre Wangen rot färbten. Bevor sie jedoch etwas dazu äußern konnte, neigte er seinen Kopf und stieß mit seiner Nase gegen die ihre. Ihre Augen waren halb geschlossen. Sie war ihm völlig ausgeliefert. Doch anders als im letzten Traum – oder eben nicht Traum – in dem er einfach neugierig war und so musste er sich eingestehen, vielleicht auch einfach ein bisschen geil, so wollte er sie jetzt einfach nur genießen.
 

Er fürchtete, dass dies das letzte Mal sein würde. Wenn sie wirklich kein Traum war, dann würde sie ihn weder in Wirklichkeit, noch hier jemals wieder ran lassen. Sie würde sich dafür hassen, sie würde sich schämen, aber sie würde es sicher nicht wiederholen. Mit dieser Gewissheit schlang er wie ein Ertrinkender die Arme um sie und zog sie fest an sich. Er zitterte am ganzen Körper. Eine Welle an Gefühlen überströmte ihn, die er nicht einordnen konnte. Es war ihm unangenehm…
 

Es tat weh.
 

In einem verzweifelten Versuch die Schmerzen zu verjagen, presste er seine Lippen auf ihre, schmeckte sie, sog sie in sich auf und hielt sie so fest, als ob er sie nie wieder los lassen würde. Dann ließ er sich nach hinten ins Gras gleiten und zog sie mit sich. Sie saß nun über ihm, ihre Hüfte so gefährlich nah an seiner. Er vergrub seine Hände in ihren Haaren und atmete heftig gegen ihren Oberkörper. In seiner Brust wallte plötzlich ein anderes Gefühl auf: Wut. Er wollte sie nicht hier! Das wurde ihm so schlagartig bewusst, dass er mit ihr herum rollte, bis sie unter ihm im Gras lag. Er beendete den Kuss und blickte sie ernst an. Jede Einzelheit versuchte er sich einzuprägen, als ob er sie nie wiedersehen würde. Bedächtig strich er ihr wildes Haar hinters Ohr, streifte ihre Wange und glitt über ihre Lippen. Dann küsste er sie zärtlich auf die Stirn.
 

„ Es tut mir Leid“, hauchte er. Er hätte noch so viel mehr sagen sollen, so viel mehr sagen müssen, doch in jenem Moment im Traum am Ufer des Sees unter der Weide, verschlug ihm ihre Schönheit die Sprache. Traurig erhob er sich. Er spürte, dass er gleich aufwachen würde und kehrte ihr den Rücken. Der Schmerz war immer noch da, als das Grün des Grases langsam verschwamm, der Himmel sich auflöste und die Schwärze des Sees sich ausbreitete.
 

Stöhnend und mit schmerzender Schulter wachte Draco im Krankenflügel auf. Er hatte komisch gelegen, sein Nacken schmerzte ebenfalls und sein Mund war so trocken, dass er sich wie nach einer Flasche Feuerwiskey anfühlte. Er fuhr sich durch die Haare und blickte sich um, sah aber nur die zugezogenen Vorhänge seines Bettes. Auf seinem Nachttisch stand eine Karaffe mit Wasser und ein Glas. Madam Pomfrey wusste wahrscheinlich, dass man so durstig aufwachte. Er schenkte sich ein und trank in einem Zug das Glas leer. Auf dem Stuhl an seinem Bett lagen sein Umhang und seine Sachen sauber und ordentlich zusammengefaltet. Hungrig kletterte er aus dem Bett und zog seine Sachen an, doch bevor er die Vorhänge beiseiteschob, hörte er Madam Pomfrey und Professor McGonagall miteinander reden. „Sie müsste eigentlich bald aufwachen!“ Draco runzelte die Stirn. Die Herrin des Krankenflügels klang besorgt. „Ich habe ihr gesagt, dass dieses Verfahren riskant und unberechenbar ist. Seien sie so gut und berichten mir alle zwei Stunden über ihren Zustand, Poppy.“
 

Draco wartete, bis er die Tür des Krankensaals zufallen hörte und auch bis sich Madam Pomfreys Schritte entfernten. Erst dann wagte er es, den Vorhang beiseite zu ziehen. Leise schlich er sich zu dem anderen Bett, welches hinter Vorhängen versteckt war. Sie musste einfach dort liegen. Wer sonst sollte es sein. Er trat zögerlich hinter den Vorhang und sah sie. Seine Brust begann zu schmerzen, als er sie so daliegen sah. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen und ihre Hände hatten die Bettdecke umklammert. McGonagall hatte Recht, der Schlafzauber war ein schwieriges Unterfangen und unberechenbar. Langsam beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte in ihr Ohr: „Du musst aufwachen, Granger!“
 

Gerade als er ihre Hand greifen wollte, wurden die Vorhänge beiseite gezogen. „Mr. Malfoy! Ich denke, sie sollten nun zum Frühstück gehen!“ Draco trollte sich und flüchtete aus dem Krankenflügel.
 

Hoffentlich wachte Hermine bald auf. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Irgendwie freute er sich auf den entsetzten Ausdruck, wenn sie feststellte, dass es wirklich kein Traum war. Für ihn war die Sache klar. Ihr Anblick im Krankenflügel und die Bestätigung, dass sie sich hatte in Schlaf versetzten lassen, waren für ihn Beweis genug. Er schnaubte belustigt bei dem Gedanken, dass Granger es erst wirklich glauben würde, wenn es in irgendeinem Buch stand. Er nahm sich vor, in den Pausen nach Hinweisen zu suchen, die den Zustand erklärten, der sie beide heimsuchte.

So schön ihre nächtliche Erfahrungen auch waren, so war da auch Voldemort. Ein Voldemort, der mit allen Mitteln von den Toten zurückkehren wollte. Und wenn man mal bedachte, dass er beinahe die Unsterblichkeit erreicht hatte, würde er auch diesmal vor nichts zurückschrecken.

Die Konfrontation

Ihr Kopf pochte heftig, ihre Zunge klebte wie eine tote Masse an ihrem Gaumen und ihr Hals war trocken. Als Hermine die Augen aufschlug, wusste sie zunächst nicht, wo sie sich befand. Hektisch blinzelnd blickte sie sich um und erkannte erst nach und nach, dass sie sich im Krankenflügel befand. Achja…der Schlafzauber. Die Sonne stand tief vor den großen Fenstern der Station und tauchte den Raum in warmes Licht. Niemand schien hier zu sein. Hermine schlug die Decke zurück und zog sich ihre Sachen an. Sie hatte wohl doch länger geschlafen, als sie gedacht hatte. Nachdem sie das Laken ihres Bettes ordentlich zusammengelegt hatte, trat sie an das große Fenster heran und schaute über die angrenzenden Ländereien. Ernst beobachtete sie, wie die Thestrale in der Abenddämmerung auf der Jagd immer wieder aus dem verbotenen Wald auftauchten und wieder hinabsegelten. Es gab für Hermine keinen Grund weiter hier zu verweilen und doch zögerte sie. Sie biss sich auf die Lippe, als sich der Gedanke manifestierte, dass sie Angst hatte. Angst wie es weitergehen könnte, Angst, dass Voldemort tatsächlich einen Weg fand, auch ohne sie, aber vor allem hatte sie Angst Malfoy erneut gegenüberzutreten. Ihr Herz pochte energisch auf bei dem Gedanken an den blonden Slytherin mit seinen sturmgrauen Augen und dem ernsten Blick. Und plötzlich stieg ihr die Röte ins Gesicht. Sie hatten sich in dieser unbekannten Was-auch-immer-Welt nicht nur geküsst, sie hatten auch…

Ihr wurde plötzlich so heiß im Gesicht, dass sie die Hände an ihre Wangen schlug.
 

Seufzend ergab sie sich ihrem Schicksal und machte sich langsam auf den Weg vom Krankenflügel in die Große Halle. Die Portrait, an denen sie vorbei kam, schienen mit einem Male viel interessanter zu sein, als die unzähligen Male zuvor, die sie hier lang gegangen war. Da gab es zum Beispiel eine Teerunde mit fünf Herren, die weiße, gelockte Perücken trugen und Knöpfe tauschten. Nicht irgendwelche Knöpfe, sondern Knöpfe in allen Farben und Formen. „Ja sieh nur her, Kindchen“, sprach einer der Herren, dessen Perücke gefährlich auf seinem Kopf wackelte, „dieser Knopf war an Godric Gryffindors Umhang!“ Sie betrachtete den Knopf genauer. Er war messingfarben und angelaufen, doch zierte ihn ein kleiner Löwenkopf.

Sie lächelte und wollte gerade fragen, wo er den Knopf denn her hatte, als sie hinter sich Fußgetrappel hörte. Widerwillig wandte sie ihren Blick ab und sah in Rons Gesicht. Der warf einen gelangweilten Blick auf das Bild, was sie gerade betrachtete und schüttelte den Kopf. „Hast du dich von der Teerunde anquatschen lassen? Haben sie dir auch Gryffindors Knopf gezeigt? Ich meine…“, er warf die Hände in die Luft, „es ist doch nur ein Knopf!“ Mit dieser Aussage barch Tumult am kleinen Tisch der Teegemeinschaft aus. Sie drohten mit Fäusten, warfen ihm Verwünschungen entgegen und beschimpften ihn als Knopfhasser. Ron gluckste. „Kommst du mit zum Abendessen?“

Hermine nickte und folgte Ron die Stufen hinunter. Sie konnte es sich nicht erklären, doch sie fühlte sich in seiner Nähe irgendwie unwohl. Schweigend nahm sie Stufe für Stufe, übersprang die Trickstufe und folgte Ron durch die gr0ßen Schwingtüren in die Große Halle. Als sie ihren Blick über die Tische schweifen ließ, fühlte es sich fast an wie ein Magnet, der ein Stück Metall anzog, als sich ihre und Malfoys Blicke trafen. War das ein Lächeln in seinem Gesicht? Doch sie irrte sich sicher, denn gerade als Malfoy Ron sah, wurde seine Miene versteinert und abweisend wie immer. Sie sah, wie er fast übermotiviert sein Stück Fleisch zerschnitt und in den Mund stopfte. Hermine schüttelte ungläubig den Kopf. Es war vielleicht doch einfach nur ein komischer Traum. Tief in ihre Gedanken und vor allem in mögliche Lösungen versunken, setzte sie sich an den Gryffindor Tisch und aß mit den anderen gemeinsam Abendessen.
 

Sie lachte ausgelassen über Seamus, der mal wieder rußgeschwärzt einen Zauber verunglücken hatte lassen. Harry diskutierte mit Ron die nächste Quidditch Aufstellung und ein paar riskante Manöver, die sie gegen Hufflepuff ausprobieren wollten, als plötzlich jemand ihren Namen sagte. „Granger, ich denke wir waren verabredet.“ Schlagartig herrschte Stille an ihrem Teil des Gryffindor Tisches. Hermine drehte sich langsam um und blickte Malfoy direkt in die Augen. In seinem Blick lag ein Schmunzeln, das Hermine die Stirn runzeln ließ. Sie beobachtete, wie Malfoy die Hände tief in seine Hosentaschen steckte, mit den Schultern zuckte und schließlich beiläufig sagte: „Du wolltest doch die Richtigkeit meiner Aussage von….letztens…. überprüfen.“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. Ihr Unterkiefer klappte herunter und sie versuchte verzweifelt einen Satz zu formulieren. Heraus kamen nur Bruchstücke: „Du…ich… oh Gott…!“ Sie sprang auf und zur allgemeinen Verwunderung packte sie Malfoy am Arm, der sich ein Grinsen nun nicht mehr verkneifen konnte und zerrte ihn regelrecht aus der Großen Halle. Sie machte erst Halt, als sie einen leeren Klassenraum gefunden hatte.
 

„Bevor du wieder anfängst zu stammeln. Ich war wirklich auch da, ich weiß, was ich dir erzählt habe und ich weiß, was wir…“ „Sei ruhig!“, unterbrach sie ihn. Panisch blickte sie sich um. Wenn jemand hörte, was sie mit Malfoy getan hatte, egal ob Realität oder Wirklichkeit, wäre sie geliefert. Sie strich sich über die Stirn und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. „Wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren! Wir müssen Du-weißt-schon-wen aufhalten!“ Grimmig blickte sie in Malfoys Augen. „Du willst nicht über das, was gelaufen ist reden?“ Verwundert schüttelte Malfoy den Kopf. „Frauen wollen doch immer reden!“ Hermine spürte, wie die Röte ihren Hals hoch kroch, sie wandte ihren Blick ab: „Ich wüsste nicht, was es zu bereden gäbe.“
 

Sie dachte, dass es damit gut sei, allerhöchstens rechnete sie noch mit ein paar Sticheleien, doch womit sie nicht gerechnet hatte, war, dass Malfoy aus dem Klassenzimmer verschwand und die Tür energisch hinter sich zu knallte. Sie brauchte eine Sekunde, um sich zu fangen. Erst allmählich kehrte das Gefühl wieder in ihre Beine zurück und sie setzte sich in Bewegung.
 

„Malfoy, warte!“ rief sie ihm nach und ging den Flur entlang. Der blonde Slytherin jedoch blieb nicht stehen. Sie beschleunigte ihre Schritte, rannte fast, bis sie ihn erreichte und am Arm fasste. „Bitte! Ich brauche deine Hilfe! Ich kann das nicht allein!“ Zunächst sah er sie nicht an, sondern blickte stur geradeaus. Sie spürte durch seinen dünnen Pullover, wie seine Muskulatur spielte, während er seine Hand zur Faust ballte.

„Wieso hast du mit mir geschlafen?“, fragte er sie gepresst. „Das war nur ein Traum!“, versuchte sie sich zu verteidigen. Der Blick, der sie nun traf, ging ihr durch Mark und Bein. „Na und? Wieso hast DU mit MIR geschlafen!“, fragte er erneut und diesmal konnte er seine Wut kaum verstecken. Hermines Herz klopfte wie wild.

Ja, warum hatte sie das getan? Sie biss sich auf die Lippe. Da waren so viele Gründe, doch dieser Gefühlswirrwarr ließ sich in keine Antwort packen, die man auf einem Flur geben konnte.

Stattdessen antwortete sie: „Keine Ahnung.“

Malfoy riss sich los: „Falsche Antwort!“
 

Er stapfte weiter den Flur entlang. Panik stieg in Hermine auf. Es war Abend. Sie hatte nicht mehr viel Zeit herauszufinden, wie sie gegen Voldemort vorgehen konnte. Aber ihr war eins nun klar. Der Schlüssel zu ruhigem, alptraumfreien Schlaf, war Draco Malfoy. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Draco, bitte!“, schluchzte sie leise ohne Hoffnung, dass er zurückkommen würde. Sie wischte sich über die Augen und erschrak, als sie plötzlich seiner Hand an ihrem Arm spürte.
 

Wortlos zog er sie davon. „Wo gehen wir hin?“ „In die Bibliothek!“, raunte er. „Und dann versuchst du noch mal mir zu sagen, warum du….“ Er brach ab. Hermine betrachtete ihn von der Seite. Was war das in seinem Blick? Sein Profil war markant und männlich. Das blonde Haar fiel ihm in die Stirn. Seine Kiefer mahlten und er blickte stur geradeaus. Warum beschäftigte ihn das Thema so?
 

Erst als sie die Bibliothek betraten ließ er ihren Arm los. Seine linke Hand wanderte über die ersten Buchtitel in den Regalreihen. „Wenn wir so suchen, dauert es ewig!“, protestierte Hermine. Sie wollte sich gerade an Madam Pince wenden, als er ein Buch herauszog. „Du vergisst, dass ich in Hogwarts war, als du…Ferien gemacht hast!“, sagte er triumphierend. Gemeinsam setzen sie sich ans Fenster und Mafoy schlug das Buch an einer Stelle auf, die er wohl schon mal aufgeschlagen hatte. „Hier!“ Er reichte ihr das Buch und sie begann zu lesen. Es war nicht, wie sie erwartet hatte, eine wissenschaftliche Analyse über die Welten des Traumes, sondern ein Tagebuch, verfasst von Wilhelm Dreamer – wie passend. Schnaubend überflog sie die Zeilen, stellte jedoch fest, dass er etwas Ähnliches beschrieb, wie auch sie beide erlebt hatten. „Er hat mit verschiedenen Tränken und Rauschmitteln experimentiert, um die Welten bewusst zu wechseln. Dabei hat er irgendwann Mist gebaut und ist gestorben.“ Malfoy zuckte mit den Schultern. „Aber das Interessante in diesem Tagebuch ist die Begegnung mit seiner toten Frau. Er beschreibt, wie sie weitergeht. Sie wollte bei ihm bleiben, jede Nacht auf ihn warten, doch er hat sie überzeugt, zu gehen.“

Hermine sah auf: „Beeindruckend. Er muss sie wirklich geliebt haben.“

Malfoy runzelte die Stirn. „Wenn er sie so geliebt hat, hätte er sie angefleht zu bleiben!“, protestierte er.

Hermine lachte. Doch es war kein fröhliches Lachen, sondern ein trauriges. „Manchmal muss man die, die man liebt, gehen lassen, weil es das Beste für sie ist“, sagte sie leise. Sie dachte an ihre Eltern, die immer noch unter falschem Namen in Australien lebten.

Geräuschvoll klappte sie das Tagebuch zu, um die trüben Gedanken zu vertreiben.

„Aber wir werden Voldemort wohl kaum davon überzeugen können weiterzugehen.“

„Vielleicht doch. Wenn wir ihn irgendwie überlisten, ihm weiß machen, dass er gehen muss, um zurückzukehren.“

Hermine schüttelte den Kopf: „Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird. Ich denke, du musst mit dir selbst im Reinen sein, um weiterzugehen.“

Schweigend betrachteten sie den Mond, der die Schlossgründe in fahles Licht tauchte. Nach einer Weile erhoben sie sich schweigend, da die Bibliothek nun bald schließen würde. Hermine mochte den Winter nicht, da es so schnell dunkel wurde. Ein paar Treppen gingen sie gemeinsam, bis sie beide einen anderen Weg einschlagen mussten. Erneut spürte Hermine die Panik in sich aufkommen. Sie blieb stehen, starrte auf ihre Füße und musste sich darauf konzentrieren nicht hysterisch loszuheulen. Sie wollte nicht schlafen! Doch ihr fiel keine Lösung ein, wie sie die Nacht überstehen sollte.

„Also dann“, sagte sie mit zittriger Stimme. Doch bevor sie sich abwenden und den Weg in den Gryffindor Turm einschlagen konnte, spürte sie wieder seine Hand auf ihrem Arm. Diesmal zog er sie sanfter hinter sich her. Ihr Blick war von aufkommenden Tränen verschleiert. Sie wusste nicht, wohin er wollte, noch was er vorhatte. Doch alles, was sie vom Schlafen abhielt, war ihr nur Recht. Plötzlich machte er auf dem Absatz kehrt und ging erneut den Flur hinunter. Und wieder. Hermine wollte gerade fragen, was das sollte, als die Wand vor ihnen eine Tür frei gab. Sie waren am Raum der Wünsche. „Ich dachte, wir hätten ihn zerstört“, sagte sie leise. Ohne eine Antwort zu geben, griff Malfoy nach der Klinke und drückte sie hinunter. Plötzlich stoppte er in der Bewegung und sah sie an. Sein Blick war durchdringend, flehend und so intensiv, dass Hermine schluckte.

„Vertraust du mir?“, hörte sie ihn sagen.

In ihren Ohren begann es zu rauschen und in ihrem Gehirn arbeitete es auf Hochtouren. Doch bevor ihr Verstand darauf reagieren konnte, spürte sie, wie ihr Kopf wie selbstverständlich nickte. Und dann zog er sie in den Raum der Wünsche.

Vertrauen

Harry saß konzentriert über seinen Hausaufgaben für Verwandlungen. Es war schon spät und der Gemeinschaftsraum schon ziemlich leer. Außer ihm, Ron und Ginny waren noch ein paar vereinzelte Mitschüler aus ihrer Stufe hier und saßen wie er ebenfalls an den Hausaufgaben. Das letzte Jahr schien das Maß an Arbeit aller bisherigen Jahre zu überbieten. Seufzend strich Harry einen Absatz durch und lehnte sich in dem gemütlichen Ohrensessel zurück. Ein Lächeln zog sich über sein Gesicht beim Blick auf seine Verlobte. Ginny saß auf dem Boden und hatte sich gegen seine Beine gelehnt. Harry genoss diese Ruhe und vor allem den Frieden. Sanft strich er über das rote, glänzende Haar. Er spürte, wie sich Ginny in seine Hand schmiegte. In seiner Brust klopfte sein Herz vor Zuneigung wild auf. Erneut ließ er seinen Blick schweifen und er runzelte unwillkürlich die Stirn. Wo war eigentlich Hermine? In letzter Zeit war sie oft weg und dass sie mit Malfoy vom Abendessen verschwunden war, machte die Sache nicht besser. In Rons Anwesenheit wollte er diesen Umstand jedoch nicht diskutieren. Die Trennung der Beiden war wirklich hässlich gewesen. Die Erinnerung an knallende Türen, einen schreienden Ron und eine weinende Hermine, die mitten in der Nacht den Fuchsbau verlassen hatte, trübten seine Gedanken. Das Feuer im Kamin prasselte munter vor sich her und warf tanzende Schatten durch den Raum. Wenn er so darüber nachdachte, war es allerdings besser so.
 

Im anderen Teil des Gebäudes standen Hermine und Draco Malfoy in der offenen Tür zum Raum der Wünsche. Er war diesmal klein und gemütlich. Ein Feuer prasselte auf der gegenüberliegenden Seite und der gesamte Raum schien aus Kissen zu bestehen. Hermine war wie angewurzelt stehen geblieben und Draco sah besorgt in ihr Gesicht. Sanft erhöhte er den Zug an ihrem Arm und bugsierte die sich leicht sträubende Hermine in den Raum und schloss die Tür hinter ihnen. Er beobachte sie, wie sie aus ihren braunen Augen den Raum begutachtete, er sah, wie Panik sich in ihrem Blick spiegelte und die Röte, die ihren Hals hinauf kroch. Erst da begriff er, was sie denken musste. Gedanklich schlug er sich gegen die Stirn. Er wollte etwas sagen, doch er hatte keine Ahnung, wie er aus dieser unangenehm peinlichen Situation galant wieder raus kommen sollte. Seine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt, sein Mund wurde trocken und er wünschte, er könnte die peinliche Stille irgendwie überbrücken oder wenigstens etwas trinken. Zu seiner rechten erschien ein kleiner Tisch mit zwei Flaschen Butterbier. Er atmete hörbar aus, griff eine Flasche, öffnete sie und reichte sie Hermine, die sie mechanisch entgegennahm und öffnete schließlich seine eigene Flasche. Er nahm einen tiefen Schluck. Die Wärme, die sich in ihm ausbreitete, war angenehm und vertrieb das unangenehme Gefühl. Etwas mutiger wandte er sich Hermine zu. „Hör mal, ich weiß, dass das hier“, er stockte und strich sich durch seine blonden Haare, „das sollte nicht so romantisch aussehen.“ Hermines Kopf ruckte herum und betrachtete ihn. Langsam legte sie den Kopf schief und plötzlich lachte sie. Draco zog die Augenbrauen zusammen. Wurde er gerade tatsächlich ausgelacht? Beleidigt schaute er weg. „Witzig, Granger, wirklich witzig!“ Sein Hals war unangenehm warm und er begriff, wieso sie lachte. Er war tatsächlich rot geworden! Er, Draco Malfoy, stand hier wie ein Idiot, bekam kein Wort heraus und wurde zu allem Überfluss auch noch rot! Er wandte sich um, streifte seine Schuhe ab, stapfte zum Feuer und setzte sich in die weichen Kissen. Seine Kiefer mahlten, seine Hände waren zu Fäusten geballt. Plötzlich spürte er, wie sich Granger neben ihn setzte.

„Wenn das hier kein romantisch aussehendes Was-auch-immer sein soll, was ist es dann?“, hörte er sie sagen. Resignierend betrachtete er seine Hände.

„Ein Experiment.“ Draco seufzte. „Du weißt, was passiert, wenn wir einschlafen. Und du weißt auch, was passiert, wenn wir im Traum zusammenarbeiten. Ich dachte…wenn wir“, doch er musste nicht zu Ende sprechen, denn Hermine schien verstanden zu haben, denn in seinem Augenwinkel sah er, wie sie nickte.

„Könnte funktionieren.“ Sie lachte schon wieder auf. Draco sah sie verdutzt an.

„Was ist jetzt wieder so witzig?“, fragte er bissig. Es machte ihn nur noch wütender, als er sah, dass Granger in einen regelrechten Lachanfall ausbrach. Er verschränkte die Arme und sah sie abwartend an.

„Ich habe nur darüber nachgedacht“, begann sie prustend, „ob du lieber Händchenhaltend oder in Löffelchen schlafen möchtest!“, sie gluckste und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

Eigentlich hätte er noch wütender werden müssen, stattdessen dachte er tatsächlich darüber nach. Was war nur los mit ihm? Er beschloss sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

„Löffelchen, aber ich liege hinten!“, antwortete er keck. Das hatte den gewünschten Effekt, denn ihr Lachen erstarb und die Röte kroch erneut ihren Hals hinauf. Er lächelte. Das schien sie nur noch mehr aus dem Konzept zu bringen, denn sie senkte den Blick und knetete mit ihren Händen nervös ihren Cardigan.

„Wir müssen das nicht“, sagte er leise. „Ich dachte, es könnte eine Alternative sein zu Tränken und gefährlichen Zaubern.“ Er beobachtete die Flammen im Kamin. Als ihre sanften Hände plötzlich auf seinen lagen, erschrak er und blickte ihr direkt in die Augen. Sie war näher gekommen und er konnte das Kaminfeuer in ihren Augen spiegeln sehen.

„Danke!“, hauchte sie.

Er brachte nur ein Nicken zustande. Sie hier vor ihm in der Realität zu sehen, so nah, war so anders als im Traum, wo er aus einer Laune heraus getestet hatte, wie weit er gehen konnte. Die Erinnerung daran, wie sie sich ihm hingegeben hatte, ließ ihn Schlucken. Es war nur ein Traum. Doch je mehr er darüber nachdachte, je mehr wollte er dies in Wirklichkeit erleben.

„Warum hast du mit mir geschlafen?“ Die Frage war schneller heraus, als er darüber nachdenken konnte und er hasste sich dafür. Ihre Hände zogen sich abrupt zurück. Wieso wollte er das überhaupt wissen? Doch ein innerer Drang zwang ihn dazu. Er senkte ebenfalls den Blick. Wieso war er so ein Idiot? Und wieso war es so schwer, sich für diese Frage zu entschuldigen? Je mehr er darüber nachdachte, desto wütender wurde er. Aus einem Impuls heraus sprang er auf.

„Ich verstehe es nicht. Du hasst mich! Warum hast du das zugelassen!“ Unruhig ging er auf und ab. Was war nur los mit ihm? Es war doch egal, warum sie das zugelassen hatte! Es war doch nur Spaß gewesen. Doch eine innere Stimme lachte ihn aus. Er machte sich selbst etwas vor. Er verdrängte mit Bravour ihre letzte Traumweltbegegnung, verdrängte, was er gefühlt hatte. Er blieb stehen und stützte sich auf dem Kaminsims ab.
 

Hermine wusste nicht, was sie sagen sollte. Still beobachtete sie, wie Malfoy wie ein Tiger auf und ab ging. Er wirkte gefährlich, bedrohlich und – zu ihrem eigenen Entsetzen – unheimlich sexy. Was sollte sie ihm denn sagen? Und plötzlich hörte sie sich reden, mal wieder ohne, dass sie genau darüber nachdachte.

„Du warst unheimlich sexy!“

Die Stille, die eintrat, war erdrückend. Nur das Knistern des Feuers unterbrach sie. Malfoy drehte sich wie in Zeitlupe um und sah sie an. Das Licht des Feuers warf Schatten auf sein Gesicht und unterstrich den dunklen, bedrohlichen und heißen Ausdruck von ihm. Hermine schluckte, ihr Gesicht brannte. Malfoys Blick hatte die Eigenschaft, ihr gesamtes Denken auszulöschen. Sie leckte sich über die Lippen, ihr Atem ging schnell. Was machte er nur mit ihr?

„Ich bin beeindruckt, Granger! Aber du hast das falsche Tempus benutzt. Präsens wäre angebrachter!“

Hermines Unterkiefer klappte herunter. Reflexartig nahm sie ein Kissen und warf es nach ihm.

„Du arroganter, eingebildeter Schnösel!“

„Granger! Du lässt wirklich nach! Das sind Synonyme!“, antwortete er lachend und fing das Kissen mit Leichtigkeit auf. Sein Lachen endete und er drehte das Kissen in seinen Händen. Langsam kehrte er zurück und ließ sich neben sie fallen.

„Gib mir deine Hand, Granger!“, sagte er heiser und hielt ihr seine Handfläche entgegen.

Er beobachtete wie sie eine Augenbraue hob und dann zögerlich ihre schlanke Hand in seine legte.

„Willst du also doch lieber Händchen halten?“, neckte sie.

Statt einer Antwort zückte er seinen Zauberstab, tippte sich damit überlegend gegen die Lippe, bevor er ihn sanft auf ihrer Hand positionierte. Er zog eine liegende Acht und murmelte dabei:

„Somnium Nexum!“

Aus der Spitze seines Zauberstabs züngelten violette Strahlen hervor, die ihrer beider Hände umschlossen und ein verschnörkeltes Muster bildeten. Sie glühten auf und verschmolzen mit ihren Händen. Auf ihren beiden Händen blieb ein leichter Schatten des Musters zurück.

„Was war das für ein Zauber?“, fragte Hermine und ihre Stimme klang ehrfurchtsvoll, während sie ihre eigene Hand besah.

„Er verbindet uns im Traum. Ich hab ihn in den Tagebüchern gefunden. Keine Ahnung, ob er funktioniert.“ Draco war wirklich ein wenig nervös, immerhin hatte er keine Ahnung, was der Zauber tatsächlich bewirkte. Er hoffte inständig, dass er ihrer beider Vorhaben unterstütze und sie so leichter im Traum zueinander fanden und damit weg von Voldemort. Langsam erhob er sich.

„Also dann. Fertig machen zum Schalfengehen!“ Während er das sagte, hatte er auch schon den Saum seines Pullovers gepackt und ihn über den Kopf gezogen. Er stand mit dem Rücken zu ihr, sodass sie sein genüssliches Grinsen nicht sah, als er ihr zischendes Einatmen vernahm. Betont langsam ließ er die Arme sinken. Seine Haut war zwar blass, fast wie Alabaster, doch sein Rücken war durchtrainiert und muskulös. Er neigte seinen Kopf einmal nach rechts, einmal nach links und ein deutliches Knacken war zu hören. Dann schmiss er seinen Pulli auf eine Kommode. Als er geräuschvoll seinen Gürtel öffnete, japste Hermine hinter ihm auf.

„Was wird das denn?“, hörte er sie panisch fragen. Er drehte sich um und sah wie sie seinen Oberkörper musterte.

„Glaubst du ich schlafe in Jeans?“, fragte er und musste sich sehr beherrschen nicht laut loszulachen. Sie war so herrlich verklemmt und schüchtern, dass man gar nicht glauben konnte, was sie mit ihm schon in der Traumwelt getan hatte.

„Außerdem, Granger, kennst du mich doch schon so!“ Sie errötete sofort bis zu den Ohren. Draco konnte nicht anders und zog sich ihr zugewandt die Hose aus. Das Mädchen schlug sofort die Hände vor das Gesicht und stammelte: „Du bist unmöglich!“

Jetzt konnte er nicht mehr anders und lachte laut auf. Mit einem Wurf schmiss er die Hose in eine Ecke.

„Okay, dann wünsch ich mir für dich ein Tshirt. In einer Ecke des Raumes erschien eine Kommode. Er schlenderte dorthin, öffnete wahllos irgendwelche Schubladen und fand ein grünes Shirt mit dem Wappen der Slytherins drauf. „Hey, hier sind auch Sachen für dich, “ sagte er und schmiss Hermine mit einer roten Hotpants und einem passenden Gryffindor Top ab.

„Dreh dich um!“, zischte sie. Draco hob abwehrend die Hände.

„Da gibt’s zwar nichts, was ich nicht schon gesehen hätte, aber gut!“ Er drehte sich um und wartete, bis sie fertig war. Auf dem Weg zurück zum Feuer hob er eine große, flauschige Decke auf und breitete sie, während er sich neben ihr niederließ, aus. Er ließ sich in die Kissen sinken, streckte sich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Hermine lag neben ihm auf der Seite, ihm zugewandt.

„Glaubst du….“, setzte sie an und Draco wandte den Kopf um, um sie anzusehen. Das Feuer zeichnete ihre Züge weich und ließ ihre Augen flackern. Sie blickte ihn nicht an, sondern einen undefinierbaren Punkt auf ihrem Kissen. „Glaubst du, dass wir uns berühren müssen?“, fragte sie so leise, dass Draco begriff, dass es nun wirklich der falsche Zeitpunkt war, einen Witz zu machen. Er drehte sich auf die Seite und sah sie ernst an.

„Ich weiß es nicht. Was wäre dir denn lieber?“, entgegnete er ebenso leise.

Sie blickte zu ihm auf. Ihre langen Wimpern umrahmten ihre braunen Augen wie ein Kranz aus Strahlen. „Lach aber nicht!“, forderte sie ihn auf und noch bevor er etwas sagen konnte, rutschte sie näher zu ihm und ließ ihre Stirn gegen seine Brust sinken. Die Finger ihrer linken Hand suchten die seinen und verschränkten ineinander. Draco wusste nicht, wie ihm geschah. Er konnte es nicht glauben. Er schloss die Augen und vergrub seine Nase in ihrem wilden Haar. Für ihn war klar, dass er nichts Böses träumen würde.

Streit

Sie erwachten in völliger Dunkelheit. Doch die Schwärze war nicht unangehm. Sie fühlte sich an, wie warmes Wasser, das ihren nackten Körper umstreift. Moment! Hermine erschrak und sah an sich herunter, natürlich ohne etwas zu sehen. Die Dunkelheit war undurchdringlich. Trotzdem fühlte sie, dass sie keine Kleidung trug. Und Malfoy ebenfalls nicht. Ihre Stirn lag gegen seine nackte Brust, ihre Hände waren immer noch ineinander verschränkt. Sie räusperte sich und wollte ihre Hand von seiner lösen, doch es ging nicht. Er hielt sie nicht fest oder zwang sie dazu nicht loszulassen. Nein. Es ging einfach nicht.

„Was ist das hier?“, fragte sie leise und versuchte die aufkommende Panik zu unterdrücken. In letzter Zeit wurde sie schnell panisch. Daran musste sie dringend arbeiten. War der Zauber schief gegangen? Oder war er gelungen und sah nun mal so aus?

Malfoy bewegte sich leicht. Sie spürte sein Schulterzucken ehe seine Antwort folgte:

„Ich weiß es nicht.“ Nach einer Pause sprach er weiter: „Vielleicht können wir es beeinflussen? Wo würdest du gern sein?“

Hermine schnaubte: „Das Wo ist mir erst mal egal. Das WIE würde ich gern ändern. In…überlegen wir mal…angezogen??“

Sie spürte sein kehliges Lachen an seiner Stirn. Doch er verkniff sich scheinbar einen Spruch zu ihrer Situation und nickte schließlich.

„Konzentrier dich drauf!“

Sie schloss überflüssigerweise die Augen und dachte an Kleidung. Angenehm weicher, fließender Stoff umhüllte sie Augenblicke später. Malfoys Brust hingegen war immer noch nackt.

„Hey!“, protestierte sie und schlug ihn spielerisch gegen die Brust, „Streng dich gefälligst an!“

Sie hörte ein tiefes Brummen und einen Moment später hatte auch er endlich etwas an. Hermine seufzte beruhigt auf und strich sich gedankenverloren über ihren Arm. Über ihren nackten Arm.

„Okay, wo wollen wir sein?“, hörte sie Malfoys Stimme wie von weit her.

Er durfte es nicht sehen! Sie brauchte etwas über ihrem Arm! Hektisch schloss sie erneut die Augen und stellte sich eine Jacke vor. Gott sei Dank! Es funktionierte!

„Hogwarts!“, antwortete sie schließlich. Sie könnten hier weiter nach Lösungen suchen. Erneut konzentrierten sie sich auf ihren Wunschort und standen bald darauf gemeinsam vor den großen Toren des Schlosses. Der Slytherin öffnete ihr galant die Türe. Was für ein Bild mussten sie abgeben! Eine Gryffindor und ein Slytherin händchenhaltend durch Hogwarts.

„Wieso können wir uns nicht loslassen?“, stellte sie dir Frage laut, die sie sich seit Beginn dieses bizarren Traums stellte.

„Wegen des Zaubers!“, war seine knappe Antwort. Hermine nickte geistesabwesend. Natürlich. Damit sie sich nicht verlieren. Sie hatten den Weg in die Bibliothek eingeschlagen und hofften, dass auch hier alle Bücher verfügbar waren. So würden sie die Nacht nutzen können, um nach einer Lösung zu suchen. Doch als sie die Stufen hinaufstiegen, kam ihnen am Ende der Treppe plötzlich jemand entgegen. Als Malfoy der Bewegung gewahr wurde, schob er Hermine hinter sich, die verdutzt auf seinen Rücken starrte. Er war angespannt und blickte zu der Person hinauf. Plötzlich ließ er seine Schultern sinken.

„Sie?“, seine Stimme klang erschrocken und noch etwas anderes schwang darin mit. Hermine spähte über seine Schulter und erblickte niemand anderen als Albus Dumbledore. Sie war nun ebenso verwirrt wie Malfoy.

„Aber…wie ist das möglich?“, stotterte sie wenig geistreich. Albus Dumbledore kam in seinem dunkelblauen langen Umhang, der mit Sternen und Monden besetzt war, die Treppe herunter auf sie zu. Er lächelte und seine Augen blitzten wissend hinter den halbmondförmigen Brillengläsern hervor.

„Eine interessante Frage, Miss Granger. Und eine nicht minder interessante Antwort habe ich darauf. Wenn sie beide mir dann bitte in mein Büro folgen würden.“ Und so schritten sie beide völlig perplex hinter dem alten Mann her. Am Wasserspeier angekommen sagte Dumbledore „Schokofrosch“ und der Wasserspeier sprang beiseite. Sie stiegen die Wendetreppe hinauf, die sich auch sogleich in Bewegung setzte und sie in Dumbledores Büro brachte. Hier sah es genauso aus, wie zu Lebzeiten des Professors. Unzählige Geräte summten und sirrten und jede nur erdenkliche Ecke war voll gestellt mit allerlei Phiolen, Gläsern und Flaschen. Einzig die leeren Bilder und die leere Stange, auf der sonst der Phönix gesessen hatte, zeigten, dass sie sich in einer anderen Welt befanden.

„Bevor ich euch meine Geschichte erzähle, würde mich aber die eure interessieren“, sagte der Professor und setzte sich auf den großen, verzierten Stuhl hinter seinem Schreibtisch.

Hermine und Draco setzten sich auf die Stühle vor dem Schreibtisch. Sie wechselten einen Blick und nach einem leichten Kopfnicken von Draco begann Hermine zu erzählen. Dabei ließ sie einzig die Stelle mit dem Dunklen Mal aus. Dumbledore nickte nur hier und da, unterbrach Hermine aber kein einziges Mal. Als sie geendet hatte, stand er auf und ging hinter seinem Schreibtisch auf und ab.

„Sowas hatte ich befürchtet. Hat dir Harry jemals erzählt, was im Verbotenen Wald geschehen ist?“

Hermine schüttelte den Kopf. Dumbledore nickte erneut.

„Ja, das habe ich mir gedacht. Es ist auch nicht einfach von seinem eigenen Tod zu erzählen.“

„Aber Harry war doch nicht tot!“, protestierte Hermine.

„Oh, gewiss, das war er. Für eine kurze Zeit. Er hatte die Wahl. In dieser Übergangswelt traf er mich. Doch ich möchte hier nicht von meinem Gespräch mit Harry erzählen. Er wird es bewusst für sich behalten haben und diese Entscheidung respektiere ich. Interessanter ist, was passierte, als er zu euch zurückkehrte.“

Dumbledore machte eine Pause und setzte sich erneut auf seinen Stuhl.

„Ich war im Begriff weiterzugehen, doch ich beschloss zu warten, bis Harry gesiegt hatte oder schlimmstenfalls ebenfalls sterben würde. Mein Warten dauerte nicht lange, als einige Todesser, darunter auch Bellatrix Lestrange die Übergangswelt betraten. Viele von Ihnen spürten die Befreiung durch den Tod und gingen hinüber. Einige wenige nicht. Und dann kam er.“

Hermine drückte unbewusst Dracos Hand und lauschte gebannt den weiteren Worten.

„Er hatte sein ganzes Leben versucht, den Tod zu besiegen. Und hier war er nun. Tot. Von seiner größten Angst eingeholt. Ich sprach mit ihm, wollte mit ihm hinübergehen. Doch er wollte es nicht akzeptieren, doch als Geist konnte er ebenfalls nicht zurück. Das hätte nicht seinen gewünschten Effekt. Er wäre machtlos. Und dann entdeckten wir, dass in der Übergangswelt nicht nur der Weg weiter existierte, sondern in zahlreiche Welten. Ihr müsst wissen, dass jener Ort, als ich dort war, wie der Bahnhof Kings Cross aussah. Züge in viele Richtungen. Und er stieg mit seinen Gefolgsleuten in einen dunklen, verrotteten Zug ein, der klapprig den Bahnhof verließ. Zunächst wollte ich einfach weiter gehen, doch ich war mir der Gefahr bewusst, die er immer noch darstellte. Also stieg ich in den Hogwarts - Express.“ Er lachte bei dieser Tatsache, dass in dieser Welt ebenfalls der Zug fuhr.

„Aber Sir, wissen sie, wo wir hier genau sind?“, Malfoy schien ungeduldig und hatte sich in seinem Stuhl vorgelehnt. Hermine beobachtete, wie er angestrengt mit den Kiefern mahlte und den ehemaligen Schulleiter fixierte. Als Albus Dumbledore weitersprach, wandte auch sie wieder den Kopf zum Professor.

„Ich habe eine Vermutung. Magie durchströmt jeden, auch die Muggel. Manche haben genug davon, um sie einzusetzen, manche nur so wenig, dass sie diese nicht mal bemerken. Unsere Zauberstäbe sind nur dazu da, die Magie zu kanalisieren, wir könnten auch ohne Zauberstab zaubern. Das machen zum Beispiel kleine Kinder, die ihre Magie gerade entdecken. Ungehindert strömen kann diese Magie, wenn wir schlafen. Magie erschafft unsere Träume. Diese Welt hier – und unzählige andere – werden von dieser Magie erschaffen. Ich nehme an, dass täglich neue Welten entstehen und andere sterben“, schloss Dumbledore.

„Das heißt“, begann Draco, „dass man eine Welt auch zerstören könnte!“ Ruckartig blickte Hermine ihn an. Draco schien sie jedoch nicht zu beachten, denn er blickte weiter zu Dumbledore und hoffte darauf, dass er seine Aussage bestätigte.

„Ich nehme es an, Mr. Malfoy.“

Jetzt blickte er ihr endlich in die Augen. Grimmig und entschlossen.

„Die Welt, in der sich Voldemort befindet, ist eine von uns erschaffene Albtraum-Welt. Wir können sie zerstören!“

Hermine schüttelte langsam den Kopf.

„Wie stellst du dir das vor? Wir denken einfach nicht mehr dran? Vergessen, was geschehen ist?“ Wut und Angst stiegen in ihr auf. Sie war von ihrem Stuhl aufgesprungen und es störte sie massiv, dass sie immer noch seine Hand halten musste.

„Wir müssen uns unseren Ängsten stellen!“, brauste Draco auf.

„Das wäre eine Möglichkeit!“, hörte Hermine den Schulleiter sagen. Ungläubig starrte sie von einem zum anderen. Das war doch nicht deren Ernst?

„Als ob das so einfach wäre! Wir machen ein Picknick im Malfoy Manor und schwupp - kein Alptraum mehr! Das wird nicht funktionieren! Das hat er verhindert!“ Tränen stiegen in die Augen.

„Wir können es wenigstens versuchen!“, entgegnete der blonde Slytherin ihr. Er verstand es einfach nicht! Wie konnte er auch. Sie hatte ja auch nicht alles erzählt. Wütend und traurig zugleich riss sie den Ärmel ihrer Jacke hoch.

„Er hat diese Welt an mich gebunden.“

Die Stille, die eintrat, war unerträglich. In Hermines Ohren rauschte es. Immer noch waren ihre Hände gefasst, verschränkt ineinander. Hätte er jetzt losgelassen, wenn er es gekonnt hätte? Die Tränen liefen ihre Wangen hinab. Sie wagte es nicht, ihn anzusehen. Der Ekel, den sie vor sich selber empfand, breitete sich wie Gift in ihrem Körper aus. Ihr ganzer Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Plötzlich spürte sie, wie sie fort gezogen wurde, fort aus diesem Büro. Doch Dracos Hand war immer noch in ihrer. Sie spürte, wie er sie sanft drückte und hörte ihn neben sich sagen: „Wir wachen auf.“

Und tatsächlich Augenblicke später lag sie tränenüberströmt mit dem Kopf an Dracos Brust. Sie wollte aufstehen, fliehen aus diesem Raum, da spürte sie seine starken Arme, die sie festhielten. Sie kämpfte verzweifelt gegen seine Umarmung an.

„Bitte, lass mich gehen! Ich bin Abschaum!“, schluchzte sie. Die Umarmung erschlaffte und dann spürte sie seine Hände wie Schraubstöcke an ihren Oberarmen.

„Sieh mich an!“, forderte er sie barsch auf und Hermine war über seinen Ton so verwundert, dass sie aufblickte. Sein Gesicht war vor Zorn verzerrt, seine Augen blitzten gefährlich.

„Du bist kein Abschaum! Du hast dieses Mal sicherlich nicht freiwillig und voller Stolz erhalten!“, keifte er. „Du bist kein Abschaum!“, sagte er erneut, „wenn dann bin ich es!“

Und mit diesen Worten hielt er seinen linken Unterarm vor ihre Nase und erinnerte sie daran, wer er mal war. Für welche Ideale er gestanden hatte.
 

Er stand auf. Die Wut, die durch seine Adern schoss, hielt ihn vom klaren Denken ab. Nur eines wusste er. Wäre Voldemort noch am Leben, würde er ihn dafür umbringen, dass er ihr das angetan hatte. Er ging zum Kaminsims und stützte sich schwer atmend darauf. Warum konnten sie nicht einfach in Frieden leben? Und wieso musste seine hässliche Vergangenheit ihn immer wieder einholen? Die Wut schnürte ihm die Kehle zu. Er drohte zu explodieren. Mit einem Schrei schwang er seine Faust und hämmerte sie in die Steine des gemauerten Kamins. Warmes Blut floss seine Fingerknöchel hinab. Hermines spitzen Schrei ignorierte er. Das hatte gut getan! Langsam zog er die Faust aus den Steintrümmern. Sie schmerzte gewaltig, aber es lenkte ihn ab, von den unzähligen Gefühlen in seinem Innern.

„Du solltest jetzt besser gehen!“, knurrte er. Die Gefühle, die er empfand, drohten ihn zu überwältigen und er wusste nicht, was er noch alles zerstören würde. Er hörte hinter sich die Decken rascheln und die Tür zuschlagen. Und dann tat Draco Malfoy etwas, was er das letzte Mal vor zwei Jahren getan hatte.

Er weinte.

Aussprache

Er lag auf dem Bauch in seinem großen Himmelbett und studierte die Karte des Rumtreibers. Harry hasste zwar, dass er seiner besten Freundin so nachspionierte, aber nachdem sie an diesem Abend nicht in den Gemeinschaftraum zurückgekehrt war, machte er sich Sorgen. Er hatte gefühlte Stunden damit verbracht, Hermine auf der Karte zu finden und wollte gerade aufgeben, als er endlich den kleinen beschrifteten Punkt fand. Im siebten Stock. Ungefähr auf Höhe des Wandteppichs mit Barnabas dem Bekloppten. Sie war also im Raum der Wünsche gewesen. Harry hatte gedacht, dass dieser Raum völlig zerstört worden war und musste lächeln bei der Vorstellung, dass er wieder benutzbar war. Er klappte die Karte zusammen, murmelte „Missetat begangen“ und kletterte leise aus seinem Bett. Auf Zehenspitzen verließ er den Schlafsaal und machte sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Er musste unbedingt mit Hermine allein reden, deshalb wartete er, bis sie in den Turm zurückkehrte. Wenige Minuten später stand eine atemlose und zu seinem Entsetzen weinende Hermine im Gemeinschaftraum. Sobald das Portrait zu geschwungen war, glitt sie an dessen Rücken hinunter, kauerte auf dem Boden zusammen und schluchzte herzzerreißend.

Harry eilte sofort zu ihr und setzte sich behutsam neben sie.

„Hermine. Meine Güte, was ist denn passiert?“, fragte er und streichelte sanft über ihr überaus verstrubbeltes Haar. Sie schluchzte nur umso heftiger und schmiss sich in seine Arme.

„Oh Harry!“, schniefte sie geräuschvoll.

Harry sagte einfach gar nichts, hielt sie nur fest und streichelte ihren Rücken. Ihre Schluchzer wurden weniger und nach einigen Minuten saßen sie beide vollkommen still am Portrait und starrten in die Dunkelheit. Hermines Atem ging gleichmäßig, sie schien sich wieder beruhigt zu haben.

„Wie sehr muss ich Malfoy verprügeln?“, fragte Harry leise in die Stille. Hermines Kopf ruckte sofort nach oben. Ungläubig starrte sie ihn in der fahlen Dunkelheit an. Ihr Gesicht lag zwar im Schatten, aber er wusste genau, wie Hermines überraschtes Gesicht aussah.

Er lachte humorlos auf. „Ich bin nicht ganz blöd, Hermine!“, sagte er schärfer als beabsichtigt. Hermine setzte sich vor ihn hin. Er beobachtete wie sie ihre Beine unter sich zog, durch ihr Gesicht strich und die Arme sinken ließ. Sie seufzte und zuckte mit den Schultern.

„Er hat eigentlich gar nichts getan. Ich bin die, die sich entschuldigen müsste“, gab sie kleinlaut von sich. Harry schnaubte. Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.

„Wie lange seid ihr…“, er musste schlucken, bevor er es aussprach, „schon zusammen?“

„Was?“, kam es von seiner besten Freundin.

„Ach Hermine, jetzt spuck’s schon aus. Ihr scheint euch regelmäßig zu treffen, er holt dich von unserem Tisch ab, er hat nach dir gefragt, als du noch weg warst“, zählte er beinahe genervt alle Indizien auf.

„Wir sind NICHT zusammen!“, betonte Hermine.

„Wenn du das sagst.“

Und damit schwiegen sie erneut und hingen ihren Gedanken nach. Harry lehnte sich gegen das Portrait und kratzte sich am Kopf.

„Wärst du es gern?“, fragte er und wunderte sich im nächsten Moment selbst über diese Frage, denn er war ganz und gar nicht bereit für die Antwort. Er sah wie sie die Schultern zuckte und stöhnte auf.
 

Hermine wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Deshalb zuckte sie nur mit den Schultern. Das, was zwischen Malfoy und ihr lief, war komplizierter als eine Beziehung. Aber sie wollte Harry nicht in diese erneute bedrohliche Situation hineinziehen. Er hatte genug gelitten und genug gekämpft.

„Du würdest nicht weinen, wenn du es nicht wollen würdest“, hörte sie Harry resigniert sagen. Ihr blieb der Mund offen stehen. „Außerdem“, durchdrang seine Stimme erneut den Raum, „muss es ja einen Grund haben, dass du Nacht für Nacht seinen Namen rufst.“

Dagegen hatte sie nicht viel einzuwenden. Sie hatte dieses Missverständnis nie aufgeklärt. Warum eigentlich? Es hatte so wehgetan, sie hatte Ron geliebt und sie hatte ihn so verletzt. Auch wenn sie ihm immer versichert hatte, dass es ein Missverständnis ist, so hatte sie nie den Mut gehabt, die Wahrheit zu sagen. Und mittlerweile war sie so tief verstrickt in ein Geflecht aus Gefahr und Gefühlen, dass sie es vor allem Harry nicht zumuten konnte. Und nun hatte sie auch noch Malfoy vor den Kopf gestoßen. Der Einzige, der sie momentan wirklich verstand, der die gleichen Ängste durchstehen musste. Und was machte sie? Reduzierte ihre Eigenschaften auf dieses schreckliche schwarze Mal auf ihren Armen.

„Ich muss gehen!“, hörte sie sich selbst sagen. Harry und sie erhoben sich gleichzeitig. Während sie sich an ihm vorbei durch das Portraitloch schob, flüsterte er ihr ein „Viel Glück“ zu. Harry hatte diese wunderbare Eigenschaft in Gefühlsdingen immer genau das Richtige zu sagen. Wie damals, als sie vor Liebeskummer beide fast den Verstand verloren hätten.

Mit eiligen Schritten nahm sie den Weg zurück zum Raum der Wünsche. Beinahe hätte sie die Trickstufe übersehen oder wäre in einen Abgrund gestürzt, als sich eine der Treppen in Bewegung setzte. Doch wie durch ein Wunder lief sie weder Filch, noch seiner Katze über den Weg. Doch besonders durchdacht war ihr Plan dennoch nicht. Sie kam nicht in den Raum der Wünsche, wenn jemand drin war. Sie probierte es trotzdem. Doch trotz ihrer Versuche, sich den Raum bildlich vorzustellen, gelang es ihr nicht hineinzukommen. Die Wand blieb aus Stein und offenbarte keine Tür. Das Gute daran war, dass Malfoy immer noch hier war. Seufzend lehnte sie sich gegen die Wand und glitt daran hinunter.

„Wenn du mich nicht rein lassen willst, zeig ihm doch wenigstens, dass ich hier bin“, flüsterte sie in die Stille des Schlosses hinein. Der Boden und die Wand waren eiskalt. Es fröstelte sie und eine Gänsehaut überzog ihre Beine. Sie zog sie eng an den Körper, umschlang sie mit ihren Armen und legte den Kopf darauf. Ihre Haare fielen wie ein Schleier herunter. Warum war sie nur so dumm gewesen? Hatte sie sich nicht gerade mit ihm angefreundet? Vertrauen geschöpft? Und dann sagt sie sowas? Er war kein Abschaum. Sicher, er hatte sie beschimpft, aber sie waren Kinder gewesen. Und er hatte nun mal die Weisheiten seines Vaters nachgeplappert. Wieder traten Tränen in ihre Augen. Sie seufzte gerade auf, als sie bemerkte, wie die Wand sich doch veränderte. Als die Tür mit einem Klicken ins Schloss fiel, sah sie auf und erschrak. Draco sah furchtbar aus. Sein Gesicht war wutverzerrt. Schnell sprang sie auf und trat auf ihn zu.

„Draco, ich…“, setzte sie an und erwartete schon, dass er sie anschrie oder zumindest beleidigt an ihr vorbei stürmen würde. Stattdessen entspannte sich sein Gesicht sofort und er sah sie traurig an.

„Was willst du denn noch? Du hast deine Position sehr deutlich ausgedrückt“, sagte er leise.

„Es tut mir leid! Ich habe nicht nachgedacht. Ich war egoistisch!“

Draco lachte spöttisch auf. „Nein, du warst ehrlich!“ er schüttelte traurig den Kopf und drehte sich mit hängenden Schultern von ihr weg. Es war als würde in Hermine ein Schalter umgelegt. Ihr Verstand setzte aus und ich Herz übernahm die Führung. Sie fasste ihn an der Schulter, drehte ihn sanft um, glitt mit ihren Händen seine starken Arme hinab und verschränkte ihre Finger mit seinen. Ihr Blick folgte dabei ihren Händen, verweilte auf den verschränkten Fingern und erst dann sah sie in seine Augen. Sie sah die Trauer, die Qual hinter dem grauen Ozean. Er neigte den Kopf leicht schief und gerade als sie ihren Körper näher an seinen lehnen wollte, setzte ihr Verstand wieder ein. Sofort stieg die Röte ihren Hals hinauf, ihre wurde abwechselnd heiß und kalt und sie spürte wie sie ihren Mund öffnete und wieder schloss. Betreten blickte sie zu Boden. Sie traute sich nicht! Was für eine Gryffindor war sie eigentlich?! Sie hatte nicht mal den Mut das hier zu tun, obwohl sie es so sehr wollte. Ihre Lippen kribbelten in Erwartung, ihr Herz klopfte so laut, dass er es schon hören musste und ihr Atem ging flach und schnell. Ihre Augen brannten. Warum traute sie sich nicht? Es war doch ganz einfach. Sie hatten es in der anderen Welt doch schon getan, mehrfach…so intensiv. Sie schluckte.

„Ich würde es gern noch mal versuchen“, hörte sie sich schließlich flüstern. Sie kniff die Augen zusammen, schämte sich für ihr Verhalten. Er würde sie auslachen.
 

Draco wusste nicht, wie ihm geschah. Sie war plötzlich so nah und fasste seine Hände. Sein Denken setzte aus und er hoffte, dass er sie nun endlich in der Realität küssen durfte. Doch Fehlanzeige. Was war nur? Eigentlich hatte er immer gedacht, dass er Mädchen und ihr Verhalten ganz gut verstand, aber hier stand Hermine Granger und verhielt sich nicht wie jedes andere Mädchen. Das war die seltsamste Entschuldigung, die er je erhalten hatte. Und er hatte gedacht, sie würde ihn küssen. Er spürte, wie die Wut erneut in seinem Magen rumorte. Er schluckte jedoch einen bissigen Kommentar hinunter.

„Ich denke, jeder sollte allein schlafen. Der Zauber wirkt, wir werden also nicht in Voldemorts Welt landen“, sagte er trocken. Er konnte ihre Nähe heute nicht mehr ertragen, dazu war er nicht stark genug. Er würde sonst wie ein Tier über sie herfallen. Mit aller Willenskraft, die er aufbringen konnte, löste er seine Hände aus ihrer, klopfte ihr versöhnlich auf die Schulter und ging.

Gefahr

Die nächsten Tage ging Draco ihr aus dem Weg. Er war nie zur gleichen Zeit in der Großen Halle, verschwand zeitig aus dem Unterricht und auch in der Bibliothek traf sie ihn nicht an. Die einzige Zeit, in der sie ihn sah, waren ihre Träume, die sie schweigend in der wolltuenden Schwärze verbrachten. Hand in Hand. Es war frustrierend. Seufzend saß sie über dem Tagebuch, welches Draco ihr gezeigt hatte und blätterte beinah lustlos darin herum. Es wäre so viel einfacher gewesen, ihre Gefühle zu sortieren, wenn sie nicht Nacht für Nacht seinen Atem spüren oder seine Hand halten würde. In den ersten Nächten hatte sie versucht mit ihm zu reden, doch er hatte eisern geschwiegen. Sie traten auf der Stelle, das wusste sie. Aber die einzige Lösung, die bisher im Raum stand, ihre Ängste zu besiegen, schien für sie aussichtslos. Deswegen verbrachte sie jede freie Minute in der Bibliothek und suchte nach einem anderen Weg. Doch außer dem Tagebuch, stieß sie auf keine Quelle, die von Ähnlichem berichtete. Sie raufte sich die Haare. Dieses ganze Thema war genauso bekloppt wie Wahrsagen.

Ihr Kopf ruckte hoch. So abwegig dieser Gedanke war, einen Versuch war es allemal wert. Voller Elan knallte sie das Tagebuch zu, ließ es an seinen Platz schweben und rannte beinahe aus der Bibliothek, dass Miss Pince missbilligend hustete.

Am Fuße des Turm angekommen, stütze sie die Hände auf die Knie und schnaufte schwer. Die Treppen hochzuspurten war keine gute Idee gewesen. Sie rappelte sich auf, atmete noch mal tief durch und kletterte dann die silberne Leiter in das Wahrsagezimmer hinauf.

In der stickigen, Räucherstäbchen getränkten Luft konnte man wie immer kaum atmen.

„Professor Trelawney?“, fragte Hermine unsicher in den Raum und zwängte sich an den kleinen Bistrotischen vorbei. Die Wahrsagelehrerin kam aus dem Hinterzimmer und rückte sich ihre Brille zurecht, die ihre Augen so stark vergrößerten, dass sie an eine Fliege erinnerten.

„Miss Granger! Was führt sie in meinen Turm mit ihrer ausdruckslosen Aura?“, fragte sie, während sie ihre unzähligen Schals um ihren Hals drapierte.

Hermine überhörte die Beleidigung und kam gleich zur Sache.

„Ich wollte sie in einer Frage konsultieren. Wenn wir schlafen und träumen, betreten wir Welten“, begann sie und machte dann eine Pause. Sie wusste nicht genau, wie sie die Problematik erläutern sollte, ohne zu viel preiszugeben.

„Ah! Sagen Sie nicht, sie öffnen sich dem inneren Auge? Was sehen sie, wenn sie schlafen?“ Ihre Stimme hatte einen bedeutungsschwangeren Ton angenommen, ein unheimliches Flüstern.

Hermine schluckte.

„Das ist nicht so wichtig. Viel mehr interessiert mich die Frage, ob die Welt der Träume sich mit denen der Übergangswelt der Toten überschneidet?“

Trelawney nickte langsam: „Sie kommunizieren mit dem Jenseits. Das hätte ich ihrer kalten Seele gar nicht zugetraut. Sehen sie sie hinübergehen?“

Hermine musste ein Schnauben unterdrücken: „Das ist es ja! Der, den ich sehe, will nicht hinübergehen und belästigt mich im Traum!“

„Oh jaaah! Das kann zu schweren Depressionen führen. Das erklärt auch das Erkalten ihrer Aura. Ich kann ihnen helfen und sie in Trance anleiten. Solche Seelen können gebannt werden.“

Ohne eine Antwort abzuwarten stand sie auf und kramte in einem hohen Schrank nach einem Pendel. Mit eiligen Schritten kam sie zurück und ließ das Pendel vor Hermines Augen baumeln.

„Hypnose, wirklich?“, fragte Hermine und konnte nicht verhindern, dass ihre Frage vor Sarkasmus nur so triefte. Das Gesicht der Professorin versteinerte sich.

„Sie können auch wieder gehen und sich allein mit ihren Dämonen herumschlagen!“, sagte sie pikiert.

Hermine schüttelte heftig den Kopf, sodass ihre braunen Locken um sie herum flogen. Ein Versuch war es immerhin wert.

Langsam begann Professor Trelawney das Pendel zu schwingen und murmelte dabei fremdartige Laute.

Lächerlich, dachte Hermine und ärgerte sich über sich selbst, dass sie so verzweifelt war, den Rat der verwirrten Professorin einzuholen. Sie blinzelte.

Doch als sie die Augen wieder aufschlug war sie nicht mehr in dem stickigen Turmzimmer, sondern im Malfoy Manor. Der kalte Marmor in ihrem Rücken, die Dunkelheit und die nasse kalte Luft, alles war wieder da. Und bevor sie etwas dagegen tun konnte, sah sie ihn. Er stand am Kamin und drehte sich langsam zu ihr um.

„Miss Granger, wie lange habe ich auf eine erneute Begegnung gewartet. Ich bin kein geduldiger Mensch“, sagte er bedrohlich und kam langsam auf sie zu. „Aber die Zeit des Wartens hatte einen gewissen Vorteil. Ich konnte mich vorbereiten, ich konnte nachdenken, wie ich sie zu meinem Werkzeug mache. Und wissen sie was mir dabei einfiel?“

Hermine brachte keinen Ton heraus. Das gefährliche Lächeln, das seine Züge einnahm und die roten Augen, die sie fixierten, jagten ihr panische Angst ein. Voldemort wartete nicht auf eine Antwort, sondern fuhr fort: „Sie sind aus Fleisch und Blut, ihre Anwesenheit ist eine Projektion ihres Geistes. Ich muss lediglich diese Projektion unterwerfen und brechen, dann kann ich sie besitzen. Wenn sie erneut aufwachen, werden es nicht sie sein, sondern ich in ihrem Körper!“

Hermine konnte nicht mehr als stumm den Kopf schütteln. Dann packte er sie am Genick und zerrte sie würgend und röchelnd auf die Beine. Woher die Ketten kamen, die sie ihm an die Handgelenke anlegte, wusste sie nicht. Plötzlich fand sie sich an den Armen gefesselt in der Halle wieder. Voldemort hatte die Hände auf die Schellen gelegt und murmelte etwas, das wie ein Zauberspruch klang.

„Aber das hier ist ein Traum! Sie haben keinen Zauberstab, man kann hier nicht zaubern!“, stieß sie verzweifelt aus.

Voldemort lachte kalt. „Noch ein Vorteil des langen Wartens. Träume sind voll von Magie! Ich brauche keinen Zauberstab! Nun kannst du nicht entkommen. Du kannst nicht aufwachen.“

Er umrundete sie wie ein Tier auf der Schlachtbank.

„Ich hasse die Muggel, aber eines muss man ihnen lassen. Ihre Magielosigkeit lässt sie sehr kreativ werden in ihren Foltermethoden. Ich werde dich brechen, kleines Schlammblut.“

Hermine spürte seine kalte Hand in ihrem Nacken und erschauderte. Plötzlich griff er in den Stoff ihres Shirts und riss es entzwei. Und dann spürte sie, wie ihr Rücken aufriss und Schmerz ihren Körper durchzuckte. Er peitschte sie aus. Doch nicht mit einer Rute oder einem Seil, er peitschte mit Magie. Sie biss die Lippen fest zusammen, um nicht zu schreien. Sie wusste, dass das für ihn eine Genugtuung wäre. Und er schien zu wissen, dass sie nicht schreien wollte, denn seine Hiebe wurden fester und fester. Tränen des Zorns und des Schmerzes rollten ihre Wangen hinab. Sie keuchte bei jedem Hieb leise auf. Ihre Lippen wurden blutig. Niemand würde ihr helfen, niemand konnte ihr helfen. Selbst wenn Draco hier wäre, was könnte er schon tun?
 

Draco brachte gerade einen Erstklässler in den Krankenflügel. Slughorn hatte ihn dazu verdonnert, als er durch den Kerker spaziert war. Der kleine Slytherin hatte sich einen misslungenen Zaubertrank über die Hände gekippt und diese waren jetzt so groß wie Pizzateller. Mürrisch übergab er ihn gerade in seine Obhut, als eine völlig aufgelöste Professor Trelawney hereinstürmte, gefolgt von einem Ravenclawschüler, der scheinbar ebenso wie Draco als Krankentransport verdonnert worden war. In seinen Armen lag ein Mädchen mit…

Draco sackte das Herz in die Hose.

„Was ist mit ihr?“, bellte er Trelawney an und vergaß dabei alle Umgangsformen. Mit geballten Fäusten baute er sich vor ihr auf. Der Ravenclaw Schüler legte Hermine auf ein freies Bett und trollte sich hinaus. Draco sah ihm missbilligend hinterher.

„Sie bat mich um Rat. Sie wollte ihre Dämonen bezwingen, ich versetzte sie in Trance!“, die Professorin für Wahrsagen hantierte aufgelöst mit ihren Händen herum.

Draco sah auf seine Hand. Deswegen folgte er ihr nicht! Sie schlief nicht wirklich. Verärgert ballte er seine Hand erneut zur Faust. Entschlossen sah er die Professorin an.

„Machen sie das Gleiche mit mir!“ Sein Ton war befehlend, ein Malfoy eben, der bekommt, wonach er verlangt.

„Seien sie nicht albern, Mr. Malfoy!“, schaltete sich die Krankenschwester ein und hantierte mit ihrem Zauberstab: „Rennervate!“

Nichts geschah.

„Sie ist in großer Gefahr!“, polterte Draco los, doch Madam Pomfrey schüttelte nur den Kopf: „Sie gehen jetzt besser. Ich werde Professor McGonagall verständigen und…“, doch Draco fiel ihr ins Wort: „Sie wissen nicht, wo sie ist! Ich schon! Er hat sie in seiner Gewalt, sonst würde sie aufwachen!“, in seiner Sorge plapperte er zusammenhangslos und panisch. Er ging auf und ab, raufte sich die Haare und überlegte, wie er zu Hermine gelangen konnte. In seiner Panik bemerkte er nicht den Patronus, der McGonagall rief.

Wenige Augenblicke später stand die Professorin vor ihnen. Ihr Blick durchquerte einmal den Raum bis sie schließlich sagte: „Wieso immer sie beide, Mr. Malfoy?“ Doch ohne eine Antwort abzuwarten, schritt sie zu ihrer Schülerin und besah sich ihren Zustand.

„Sie ist in Gefahr!“, versuchte es Draco erneut, „wenn er sie gefangen hält, dann…“ Doch weiter kam er nicht, denn diesmal wurde ihm das Wort abgeschnitten.

„Wer sollte sie gefangen halten, Mr. Malfoy?“, fragte sie ruhig.

„Sie wissen schon wer.“

Die Stille, die auf seine Worte folgte, war unerträglich.

„Voldemort ist tot!“, sagte Professor McGonagall fest.

Draco ließ die Schultern hängen. Sie hatten versagt, sie hatten es nicht geschafft Voldemort allein zu besiegen und für immer zu verbannen. Er setzte gerade an und wollte der Lehrerin alles erzählen, als Hermine plötzlich die Augen aufschlug.

Draco atmete erleichtert aus und wollte zu ihr stürmen, als ein völlig dämonisches Lächeln auf ihre Züge trat und sein Blut in den Adern gefrieren ließ. Entsetzt blickte er sie an, brachte kein Wort heraus, als sie schließlich sagte:

„Das war einfacher, als ich dachte!“

Hilfe

Draco konnte es nicht glauben. Nachdem Hermine, oder besser gesagt Voldemort, erwacht war, hatte man ihn sang- und klanglos rausgeschmissen. Nun tigerte er aufgebracht durch den Slytherin-Gemeinschaftsraum und wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte Angst, das wurde ihm schlagartig bewusst. Ungeduldig raufte er sich die Haare. Dann verließ er mit großen Schritten den Raum, stürmte die Kellergänge entlang, durch die Eingangshalle und die Treppen hinauf. Die Trickstufe übersprang er in seiner Eile ohnehin, da er drei Stufen auf einmal nehmend die Treppen hochsprang. Schließlich stand er schwer atmend vor dem Portrait der Fetten Dame, stützte sich auf seine Knie auf und schnappte nach Luft.

„Lass mich rein, ich muss dringend mit Potter reden!“, sagte er immer noch atemlos.

„Passwort!“, sagte die Fette Dame in einem schneidenden Tonfall. Draco spürte wie er noch wütender wurde.

„Jetzt mach schon auf!“, keifte er ungeduldig. Doch die Fette Dame rührte sich nicht. In seiner Verzweiflung hämmerte er gegen das Portrait.

„Potter!!“, rief er in der Hoffnung, dass er ihn hörte. Und tatsächlich nach wenigen Sekunden schwang das Portrait auf und der schwarzhaarige Junge stand mit verdutztem Gesichtsausdruck vor ihm.

„Malfoy! Was tust du hier?“, sagte er verwundert und rückte sich die Brille zurecht.

Draco sah ihn aufgewühlt an und wusste plötzlich nicht mehr, wo er anfangen sollte. Es war so viel passiert. Und irgendwie überkamen ihn nun Zweifel, ob es überhaupt helfen würde, Potter einzuweihen. Kraftlos ließ er die Schultern hängen. Er war ihr bester Freund, er musste es ihm erzählen.

„Kann ich reinkommen? Ich muss dir einiges erzählen.“
 

Da stand Malfoy vor ihm und bat ihn ruhig und vernünftig um etwas. Wie hätte er das abschlagen können. Der Gemeinschaftsraum der Gryffindors war ohnehin schon leer. Harry war nur noch unten geblieben, da sein Aufsatz für Zaubertränke noch nicht fertig war. Ginny war schon vor zwei Stunden zu Bett gegangen, genauso wie Ron, der völlig müde vom Quidditch Training war. Nur Hermine hatte er noch nicht gesehen, aber das war in der letzten Zeit keine Besonderheit. Er nickte und hielt dem blonden Jungen das Portrait offen und überhörte das „eine Unverschämtheit“ von der Fetten Dame.

Gemeinsam ließen sich die beiden Jungs in den Ohrensesseln am Kamin nieder. Das Feuer war schon weit herunter gebrannt und das restliche Holz schimmerte rot mit der verbleibenden Glut. Und dann begann Draco Malfoy zu erzählen.

Nach kurzer Zeit klappte Harry der Mund auf. Oft wollte er etwas sagen, doch Draco gab ihm jedes Mal zu verstehen, dass er noch still sein musste. Malfoy schien das Ganze sehr zu belasten, denn er erzählte in einem nicht enden wollenden Rutsch. Harry verstand, warum er keine Fragen stellen, keine Einwände bringen durfte, denn dann würde der Slytherin nicht mehr weitererzählen können. Als er schließlich geendet hatte, berührte Harry unwillkürlich seine Narbe an der Stirn. Doch sie schwieg. Natürlich tat sie das. Die Verbindung zu Voldemort war vernichtet. Sein Radar, wie er es insgeheim genannt hatte, würde für immer schweigen, selbst wenn der gefürchtetste Zauberer der Welt erneut an die Macht käme.

So sehr er Malfoys Ehrlichkeit schätzte, so wusste er dennoch keine Lösung. Hermine war diejenige, die immer die richtigen Ideen hatte. Sie würde in einem Buch nachsehen, doch auch das schien aussichtslos. Als Harry in Dracos Augen blickte, war er überrascht, dass er darin echte Sorge las. Doch nun war nicht die Zeit den Gefühlen eines Draco Malfoys auf den Grund zu gehen. Sie mussten irgendwie Hermine helfen.

„Hast du seit dem geschlafen?“, fragte er unvermittelt.

Malfoy runzelte die Stirn: „Nein, wieso?“

Harry überlegte und antwortete dann: „Du hast doch diesen Verbindungszauber gesprochen. Meinst du, dass er noch aktiv ist?“

Er beobachtete, wie Malfoy ungeduldig den Kopf schüttelte: „Sie schläft nicht, sie ist in einer Art Trance. Ich habe Trelawney gebeten, mich ebenfalls in Trance zu versetzen, aber sie tat es nicht.“

„Na dann, müssen wir nur rausfinden, wie sie das gemacht hat und tun es selbst!“ Wie schwer konnte das schon sein? Trelawney war zwar eine echte Wahrsagerin, aber unter alltäglichen Bedingungen keine besonders gute. Die Technik musste also nachzuahmen sein. Und das konnte man in einem Buch nachlesen. Bei diesem Gedanken musste er lächeln. Er hatte wohl doch etwas von Hermine gelernt. Die Bibliothek war zwar schon geschlossen, aber das hatte Harry bisher noch nie abgehalten.

„Warte hier!“, wies er den Slytherin an und spurtete hoch in seinen Schlafsaal. Leise, um niemanden zu wecken, schlich er zu seinem Koffer und zog Tarnumhang und Karte heraus. Es missfiel ihm zwar, diese Schätze vor Malfoy zu offenbaren, doch die echte Sorge, die er gesehen hatte, zerstreuten seine letzten Zweifel. Wenig später war er wieder unten und nickte Malfoy aufmunternd zu.

„Komm! Wir gehen in die Bibliothek!“ Er sah, dass Malfoy protestieren wollte, ignorierte es aber und sprach „Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin!“

Malfoys Lachen durchbrach den Raum. „Echt mal, Potter! Du hast komische Rituale, bevor du Regeln brichst!“

Harry grinste zurück und zeigte ihm dann die Karte: „Kein Ritual, eine Sicherheitsvorkehrung.“ Harry genoss das Gefühl, den Slytherin sprachlos und staunend zu sehen.

„Ist das…?“

„Eine Karte von Hogwarts, mit jedem Bewohner, ja!“, sagte er triumphierend.

„Das erklärt einiges!“, gab Malfoy anerkennend zu. Harry grinste schelmisch und hielt dann seinen Tarnumhang hoch: „Das hier macht‘s noch besser!“

Draco konnte nicht fassen, was Potter für Schätze sein eigen nannte und schüttelte beinah ehrfürchtig den Kopf. Jetzt ergab alles Sinn. Darum hatte Potter nie Ärger bekommen, war nie erwischt worden, wenn er spät abends noch zur Hütte des Halbriesen hinunter gegangen war. Draco war es allerdings unangenehm gemeinsam mit dem Gryffindor so nah unter diesem Umhang durch das Schloss zu schleichen. Aber der Zweck heiligte die Mittel.

In der Bibliothek angekommen, streiften sie rasch den Umhang ab und suchten mit erhobenen Zauberstäben nach dem richtigen Buch. Etwa zehn Minuten später hatte Potter wohl etwas Vielversprechendes entdeckt, denn er rief in leise, aber eindringlich zu sich.

Gemeinsam beugten sie sich über den großen Folianten, dessen Einband Purpur war und mit goldenen Lettern der Titel darauf geprägt: „Hypnosetechniken“. Nach weiteren 15 Minuten hatten sie einen Zauber gefunden, der hilfreich sein könnte. Sie benötigten dazu nur ein Bernstein-Pendel. Die Bewegungsabläufe an sich waren einfach und auch die Beschwörungsformel einprägsam. Potter klappte das Buch zu und stellte es an seinen Platz zurück. Dann griff er den Umhang und schwang ihn erneut um sie beide. Wortlos gingen sie die langen, stillen Flure entlang. Draco stutze, als Harry nicht den Weg zum Gryffindorturm einschlug.

„Was hast du vor?“, wisperte er leise.

„Wir brauchen doch das Pendel“, sagte Harry nur.

„Wow, der Goldjunge plant einen Einbruch in den Turm der alten Schrulle… Wobei…planen ist nicht das richtige Wort….wie stellen wir das an?“, fragte er flüsternd und konnte einen sarkastischen Unterton nicht vermeiden, denn auch wenn sie beide unsichtbar waren, so mussten sie immerhin Türen öffnen.

Er spürte wie Potter neben ihm die Schultern zuckte. „Sie ist so abergläubisch und von ihrer Gabe überzeugt, da muss man sich nur als Stimmen aus dem Jenseits ausgeben, falls sie nicht ohnehin schon schläft.“

Da hatte er wohl Recht. Wieder schweigend setzten sie ihren Weg fort. Doch Dracos Befürchtungen waren völlig umsonst. Sie kamen ungehindert in das Wahrsagezimmer und Potter fand mit einem einfachen Accio ein Pendel. Außer einer umherstreunenden Mrs. Norris begegneten sie zum Glück niemanden. Doch die Katze hatte sie so durchdringend gemustert, dass Draco sich fragte, ob der Umhang auch bei Tieren half.

Wieder überraschte Potter ihn, indem er nicht zum Turm zurückkehrte, sondern in ein leeres Klassenzimmer schlich. Das Zimmer schien schon länger nicht mehr gebraucht zu werden. Die Stühle waren hochgestellt und Spinnweben spannten sich quer durch den Raum. Der Boden war mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Potter hatte den Umhang bereits über einen Stuhl gehangen und zwei Stühle mit einem Ratzeputz gereinigt und voreinander gestellt.

„Lass uns anfangen!“, sagte er und setzte sich auf einen der Stühle.

Draco nickte und ließ sich ihm gegenüber auf den Stuhl nieder. Potter gab ihm das Pendel, was Draco die Stirn runzeln ließ: „Ich dachte, ich werde gehen!“

Potter schüttelte beinahe ungeduldig den Kopf: „Nichts für ungut, aber ich denke, dass ich gehen sollte.“

Draco wollte schon wütend aufspringen, ihn anschreien, ihn fragen, was er sich eigentlich einbildete, da hob Potter die Hand.

„Hör mir zu! Du hast gesagt, dass Hermine in einer Art Gefängnis in ihren Träumen ist. Und, dass ihr viele Träume gemeinsam verbracht habt. Und ich weiß, was ich sehe. Was auch immer da zwischen euch abgeht…Falls das hier schief geht, ist es sinnvoller, dass du ihr immer noch helfen kannst!“

Draco riss überrascht die Augen auf. Das hatte er nicht erwartet. Er hatte in seinen Erzählungen die pikanten Stellen extra ausgelassen, doch dass Potter Bescheid wusste, dass irgendwas lief und ihn nicht längst verprügelt hatte, rechnete er ihm hoch an. Also nickte er und lies das Pendel zwischen seinen Fingern baumeln.

„Timoribus focus!“

Harrys Kopf sackte nach hinten. Jetzt hieß es warten…

In Gedanken

Es war dunkel. Aber nicht unangenehm wie in einer kalten Nacht, sondern angenehm wie in tiefem Schlaf. Es war wie ein Dahintreiben in einem schwarzen See. Harry hatte Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, da die warme, wohlige Schwärze ihn umschmeichelte, ihn einhüllte wie eine Decke. Eine sanfte Umarmung. Beinahe hatte er vergessen, warum er hier war. Wieso er war. Doch dann hallte ein Wort durch die träge Dunkelheit.

Hermine.

Seine beste Freundin. Harry schüttelte energisch den Kopf und versuchte die Schwärze aus seinem Kopf zu vertreiben wie Wasser aus den Ohren, wenn man aus einem Schwimmbad steigt. Und jetzt spürte er die lähmende Enge der Dunkelheit. Seine Zunge schien an seinem Gaumen zu kleben. Es gelang ihm nur schwer, den Mund zu öffnen.

„Her…mi..ne!“, ein Krächzen, zu leise. Er trieb dahin, versuchte seine Gedanken zu ihr zu bringen. Vor seinem inneren Auge sah er sie, Erinnerungen an ihrer beider Leben. Eine Hermine, die im zweiten Jahr aus dem Krankenflügel entlassen wurde und ihn stürmisch umarmte. Eine Hermine, die im dritten Jahr mit ihm durch den Verbotenen Wald lief, auf der Flucht vor einem Werwolf. Oder im sechsten Jahr als sie beide gemeinsam Liebeskummer hatten.

„Hermine!“, diesmal kräftiger, lauter, durchbrach seine Stimme die Dunkelheit.

Er spürte sie, bevor er sie sah. Er suchte nach ihrer Hand, nur geformt von ihrer beider Gedanken.

„Harry!“

Er lächelte erleichtert.

„Du hast mich gefunden! Aber wie?“

„Malfoy. Er hat dich gefunden, ich bin nur der erste Versuch, dich hier herauszuholen.“

„Das wird nicht funktionieren. Er hat mich hier eingesperrt. Ich weiß nicht mal, was das hier ist.“ Harry spürte ihre Verzweiflung und doch war da dieses Feuer, der Wille durchzuhalten. Er drückte ihre Hand.

„Wir werden es schaffen. Er wird es schaffen. Wir müssen hier nur durchhalten!“

Sie schüttelte den Kopf, das spürte er durch ihre gefassten Hände. „Du musst zurück. Das ist zu gefährlich! Wenn er weiß, dass du hier bist!“

Harry lachte rau in die tiefe Dunkelheit hinein. „Na umso besser, dann kommt er zurück und muss hier rein!“

„Leichtsinnig wie immer!“

„Besserwisserisch wie immer!“

Sie lachten beide. Und genau das war sein Plan. Er hoffte nur, dass Malfoy schnell verstand, dass er nie eine Chance hatte, sie hier gedanklich zu befreien. Harry wusste wie stark Voldemorts Fähigkeiten als Okklumentiker waren. Und er war sich sicher, dass dieser Ort so geschaffen worden war. Malfoy musste Voldemort von außen brechen. Er würde solange hier bei ihr bleiben und sicherstellen, dass sie nicht aufgab. Und falls doch…so war sie nicht allein.

Zurück

Wie ein Tiger ging Draco vor Harrys Stuhl auf und ab. Es mussten gut zwei Stunden rum sein, in denen nichts passiert war. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er hatte gehofft, dass Potter etwas bewirken konnte. In den vergangenen Stunden hatte er diesen Gedanken oft durchgekaut. Was hatte er gesagt? Wenn etwas schief geht, war er es, auf den es ankam. Falls etwas schief geht… Das war gar nicht Potters Art. In den letzten Jahren hatte er sich zuversichtlich, halsbrecherisch und vor allem Hals über Kopf in sämtlich Gefahren gestürzt, ungeachtet, ob etwas schief gehen konnte.

Plötzlich blieb Draco wie angewurzelt stehen und starrte Potters nach hinten gesackten Kopf an.

Er hatte nie erwartet, dass das hier klappte! „Verdammter Goldjunge!“, fluchte Draco, ging energisch zu dem Stuhl und bettete Potter auf den Boden. Wenn er noch länger so da hing, würde er sonst mit ziemlich steifen Nacken aufwachen. Er schüttelte über seine plötzliche Fürsorge den Kopf. Doch was genau sollte er nun tun? Was genau hatte Voldemort vor? Ganz klar, er würde wieder versuchen an die Macht zu kommen. Doch war es ihm nicht zuwider, in einem Muggelmädchen zu stecken? Er musste herausfinden, wo sie Hermines Körper hingebracht hatten. Dann fiel sein Blick auf das Stück Pergament, was Potter bei all seinen Regelverstößen geholfen hatte. Er nahm es zur Hand und tippte den Zauberstab darauf: „Ich schwöre feierlich, dass ich ein…Tunichtgut bin!“ Abwartend starte er das Blatt an und hoffte, dass er die Worte richtig gewählt hatte. Allmählich offenbarte sich die zauberhafte Karte von Hogwarts. Kleine Fußspuren stapften über das Pergament mit winzigen Namenszügen daran. Er sah sich selbst und Harry in dem alten Klassenzimmer, Peeves, der mal wieder das Pokalzimmer unsicher machte und eine scheinbar nervöse McGonagall, die in ihrem Büro auf und ab ging. Er brauchte einige Zeit, bis er sie gefunden hatte. Sie hatten sie im Westturm im 7. Stock eingesperrt. Hastig schnappte er sich Harrys Tarnumhang und verstaute die Karte des Rumtreibers in seiner Tasche, nachdem er „Missetat begangen“ gemurmelt hatte.

Das Schloss lag leer und verlassen da. Draco hastete durch die Flure, nahm Treppen und Geheimgänge hinauf zum Westturm. Als er um eine Ecke hastete, wäre er beinahe in Professor Slughorn und Professor Flitwick hereingerannt, die leise miteinander diskutieren.

„Sollten wir nicht das Ministerium informieren?“, hörte er Slughorn verängstigt murmeln. „Ich meine, es geht immerhin um Sie-wissen-schon-wen!“

Während Draco sich um die beiden langsam herumschlich, sah er wie Fitwick energisch den Kopf schüttelte. „Anweisung von Minerva!“ Slughorn warf die Hände in die Luft: „Sie glaubt tatsächlich, dass Miss Granger es alleine schafft, sich aus seinem Einfluss zu befreien! Das ist verrückt! Verrückt!“

Draco ließ die beiden hinter sich und hoffte nur inständig, dass Slughorn sich an die Anweisungen von McGonagall hielt! Wenn das Ministerium Wind hiervon bekäme, würden sie Hermine ohne viel Federlesen nach Askaban stecken. Selbst Kingsley würde daran nicht viel ändern können. Zu groß war die Angst noch in den Leuten verankert. Langsam stieg er die Treppen hinauf bis zu dem Verließ. Vorsichtig blickte er durch das kleine, vergitterte Fenster in der Tür. Hermine, oder besser gesagt ihr Körper, lag auf einer Pritsche, die an der kargen Mauerwand stand. Der Raum war ansonsten leer. Das Fenster an der gegenüberliegenden Seite ebenfalls vergittert. Bei näherem Hinsehen erkannte Draco ein Schimmern, sowohl über der Tür, als auch am Fenster. Schutzzauber.

Was jetzt? Draco war unüberlegt aufgebrochen und wollte sie einfach sehen. Doch sie war gerade nicht sie selbst und er glaubte kaum, dass er den Dunklen Lord überreden konnte, sie freizulassen. Plötzlich ertönte aus einer Ecke ein Mauzen und Draco schrecke ertappt herum und vergaß, dass er den Tarnumhang trug. Dieser rutschte bei der plötzlichen Bewegung herunter und glitt an seinen Füßen zu einem silbrigen Bündel zusammen. Wenn jetzt die Katze ihren Besitzer holen ging, war es aus. Doch die Katze war nicht Mrs. Norris. Sie war nicht so zerrupft und langhaarig. Erleichtert atmete Draco aus. Es war wahrscheinlich eine Katze eines Schülers, die hier herumstrich. Er beobachtete das getigerte Tier, das sich vor ihn hingesetzt hatte. Sie hatte durchdringende Augen und ein merkwürdiges Muster um die Augen.

„Shh!“ Er fuchtelte wild mit den Händen, um die Katze zu verscheuchen. Doch statt wegzulaufen, richtete die Katze sich auf, wurde größer und verwandelte sich völlig.

Vor ihm stand niemand geringeres als seine Schulleiterin Minerva McGonagall.

„Mist“, murmelte er.

„Nicht annähernd das Wort, das ich gewählt hätte, Mr. Malfoy“, sagte sie schneidend und betrachtete ihn hinter ihrer eckigen Brille. „Ich brauche Sie wohl nicht zu fragen, was sie zu dieser späten Stunde hier treiben.“

Draco ließ die Schultern hängen, hob den Umhang auf und machte sich bereit zurückzukehren. Diesen Kampf konnte er nicht gewinnen.

„Doch erspart mir ihre Anwesenheit, dass ich sie rufen muss!“

Verwundert starrte er die Professorin an. „Wie bitte?“

Die Professorin zog eine Augenbraue hoch und schritt auf ihn zu: „Sie haben deutlich gemacht, dass sie von Anfang an in diesen Vorfall verwickelt sind, also ist es doch nur eine logische Konsequenz, dass Sie auch bei der Lösung dieser Situation beteiligt sind.“

Immer noch starrte Draco die Lehrerin an.

„Wie gedenken Sie vorzugehen?“

Er konnte sich nicht rühren, diese Wendung, dass McGonagall ihn tatsächlich einbeziehen würde, ließ ihn erstarren und offenbarte ihm mit aller Gewalt, wie machtlos er war, wie ideenlos und wie aussichtslos ihre Lage war.

„Reißen Sie sich zusammen! Und erzählen mir endlich die ganze Geschichte!“

Draco zuckte zusammen und warf einen flüchtigen Blick auf die Zelle.

„Er kann sie nicht hören.“

Draco nickte flüchtig, das hatte er sich schon gedacht, als er das Flimmern gesehen hatte. Und dann erzählte er ihr alles. Anders als bei Potter ließ er die pikanten Stellen nicht aus, doch er umschrieb sie höflich, um der Lehrerin für Verwandlung nicht die Schamesröte ins Gesicht zu treiben. Die alte Lehrerin hörte aufmerksam zu, nickte gelegentlich, unterbrach ihn aber nie. Als er geendet hatte, warf sie einen Blick in die Zelle, nachdenklich, aber entschlossen.

„Wissen Sie wie es Mr. Potter gelungen ist einst Voldemort aus seinem Kopf zu verbannen?“, fragte sie, sah dabei aber weiterhin auf Hermines Körper in dem kargen Raum vor ihr.

„Nein, Professor. Ich wusste nicht mal, dass der Dunkle Lord in seinem Kopf war“, erwiderte er wahrheitsgemäß.

„Sie sollten ihn nicht mehr so nennen Mr. Malfoy. In Ihrem fünften Jahr sind Mr. Potter und einige andere Schüler in die Mysteriumsabteilung eingedrungen, in der Hoffnung einen Freund zu retten. Am Ende dieser misslungenen Rettungsaktion hat Voldemort sich endlich gezeigt und wollte Mr. Potter für sich gewinnen, indem er in seinen Geist eindrang. Sie wissen sicher um sein Talent in Okklumentik?“

Draco nickte. Er dachte mit gemischten Gefühlen an das Ende des fünften Schuljahres zurück. Immerhin hatte diese Aktion Potters seinen Vater nach Askaban gebracht. Unwillkürlich ballte er die Fäuste. Auch wenn er sich mittlerweile mehr und mehr von seinem Vater entfernte, so war er immer noch sein Vater und die Zeit in Askaban hatte aus ihm keinen besseren Menschen gemacht. Im Gegenteil. „Wie hat er ihn vertrieben?“, fragte er ehrlich interessiert. Er selbst wusste um die Kraft Lord Voldemorts in dieser Technik, er hatte sie schon selbst zu spüren bekommen. Bei seiner Einweihung als Todesser war er auf Mark und Bein geprüft worden. Dazu gehörte auch die vollständige Durchleuchtung seiner Gedanken. Erst danach hatte seine Tante Bellatrix ihm alles beigebracht, um sich zu verteidigen. Natürlich nur auf Wunsch ihrer Schwester, seiner Mutter. Sie hatte dafür gesorgt, dass Draco vor dem Lord seine Ängste verbergen konnte.

„Liebe.“

Dieses eine, simple Wort riss Draco aus seinen Gedanken und Erinnerungen. „Was?“, fragte er wenig geistreich.

„Sie haben richtig gehört, Mr. Malfoy. Als Voldemort in Potters Geist eindrang, hat Mr. Potter das gedacht, warum er diesen Kampf überhaupt durchstehen wollte. Nicht jeder in seinem Alter hätte ihm die Stirn geboten. Potter wollte kämpfen, für seine Freunde, für die, die er liebt.“

Draco lachte auf. Das ergab Sinn. Wenn Voldemort irgendetwas verabscheute, war es Liebe.

„Aber wie hilft uns das?“, hörte er sich fragen. Er wusste um diesen Umstand, doch er hatte keine Ahnung, wie er ihn benutzen sollte. Hermines Geist war eingesperrt. Er konnte die Erinnerungen nicht ohne sie wecken, um ihn zu vertreiben.

„Ich werde Sie in die Zelle lassen. Sie allein. Das ist immer noch Miss Grangers Gehirn ist das er eingedrungen ist. Er mag ihren Geist eingesperrt haben, aber er kann nicht all ihre Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis löschen. Sie müssen einen Weg finden, es für ihn unerträglich zu machen.“

Die Professorin zückte ihren Zauberstab und löste die Zauber. Ohne abzuwarten, ob er zustimmte, schob sie ihn hinein und verschloss die Tür hinter ihm.

„Ich hab mich schon gefragt, wann du hier auftauchst!“, hörte er ihn mit Hermines Stimme sagen. Draco atmete tief ein und drehte sich um.

„Ich hätte nie erwartet, dass Sie sich in einen Körper wie den ihren begeben würden. Er verkörpert alles, was Sie hassen“, sagte er bemüht ruhig. Obwohl er wusste, dass Voldemort keinen Zauberstab zur Verfügung hatte, zog er in seinem Kopf die Barrikaden hoch, um ihm ein Eindringen unmöglich zu machen.

„Da hast du absolut Recht. Ich fühle mich schmutzig. Eine Muggelgeborene, noch dazu eine Frau“, er machte ein Geräusch, in das er all seine Abscheu legte. Draco ballte eine Hand zur Faust. Er musste versuchen, ruhig zu bleiben.

„Wieso dann ausgerechnet sie?“, fragte er beinahe belustigt. Er lachte und versuchte so viel Verachtung wie möglich in seine nächsten Worte zu legen: „Der Dunkle Lord kehrt zurück, wertlos, als Schlammblut!“ Draco spuckte auf dem Boden aus. Er sah wie Wut über Hermines Gesicht zuckte, doch dann veränderte es sich in ein gehässiges Grinsen.

„Das sagt der Junge, der sich dazu herabgelassen hat, dieses Schlammblut zu küssen! Wolltest du wissen, ob sie nach Dreck schmeckt?“ Voldemort lachte. Es klang bizarr ihn mit ihrer Stimme so kalt und höhnisch lachen zu hören.

Draco versuchte die Wut, die sich in ihm aufstaute zu zügeln und schluckte seine ersten Worte hinunter. Stattdessen lächelte er seinerseits: „Ich hab sie nur geküsst. Wie ist das so in ihrem Kopf zu sein? In einem Schlammblutkörper gefangen, angefüllt mit Erinnerungen. Wie war das so mit Harry zur Schule zu gehen?“

Seine Worte erzielten scheinbar die richtige Wirkung, denn Voldemort begann zu würgen. Assoziatives Erinnern ließ sich also nicht so einfach kontrollieren.

„Oder wie hat der Kuss geschmeckt mit Ron Weasley?“ Bei diesen Worten merkte er selbst einen Würgreiz, doch er unterdrückte ihn. Plötzlich griff sich Voldemort an die Kehle und drückte zu.

„Nein!“ Es kam wie ein Schrei aus Dracos Kehle, er stürzte auf ihn zu, wollte ihn davon abhalten, dass er Hermines Körper etwas antat, doch er stoppte ihn mit einer Handbewegung.

„Wenn du nicht willst, dass ich deiner kleinen Freundin etwas tue, kehrst du zurück in die Alptraumwelt. Dann kannst du ihren Platz einnehmen. Du hast Zeit bis die Sonne wieder untergeht.“

Und damit legte er sich wieder auf die Pritsche, schloss die Augen und ignorierte Draco.

Er konnte sich vor Schreck kaum bewegen. Mechanisch zog er sich zurück, klopfte gegen die Tür bis McGonagall ihn heraus ließ und ging ohne ein Wort davon. Er hörte das aufgeregte und besorgte Reden der Schulleiterin nicht einmal. Er schüttelte nur irgendwann den Kopf und bedeutete ihr zu folgen. Sein Weg führte ihn in den Krankenflügel. Wortlos legte er seinen Umhang ab, streifte die Schuhe ab und stieg in eines der Betten.

Schließlich sah er die Professorin an: „Lassen Sie mich schlafen, damit ich Granger zurückholen kann.“

Tausch

„Wir haben keine Zeit!“, herrschte er die Lehrerin an, „je länger wir warten, desto gefährlicher wird es für sie! Und für Potter!“

McGonagall hob eine Augenbraue: „Ich verstehe ja ihre Sorge um Mrs. Granger, aber was hat das alles mit Mr. Potter zu tun?“, fragte sie bestimmt.

Dracos Kiefer mahlten. Doch er wusste, wenn er ihr jetzt die Wahrheit sagte, würde sie seinem Wunsch nachgehen und ihn in Schlaf versetzen. Seufzend und mit hängenden Schultern erklärte er der Professorin, ihren Plan und wo er Harry zurückgelassen hatte. Schockiert blickten ihre stechenden Augen ihn an. Doch statt ihn zu rügen, nickte sie nur knapp, zückte ihren Zauberstab und setzte ihn an seiner Schläfe an.

„Viel Glück!“, murmelte sie, bevor sie begann, die komplizierte Zauberformel zu sprechen. Draco schloss die Augen und spürte, wie seine Glieder immer schwerer wurden. Dann war er eingeschlafen.

Als er erneut die Augen öffnete, hörte er das kalte Lachen in dem einsamen Raum wiederhallen.

„Du gibst dich doch tatsächlich für dieses Schlammblut hin! Wenn das deine Tante hört, wird sie vor Wut kochen.“ Voldemort ging vor ihm auf und ab. Es war für Draco weitaus angenehmer und einfacher, ihn in dieser Gestalt zu sehen, als in Hermines zartem Körper. Das unangenehme Geräusch von nackten Füßen, die auf den kalten Stein schlugen, drang in Dracos Ohren wie Paukenschläge. „Lass sie gehen!“, knurrte er, ohne auf Voldemorts Sticheleien einzugehen. „Oder was?“, fragte der Dunkle Lord herausfordernd. Draco ballte die Fäuste. „Mach schon, wir haben einen Deal!“ Draco hoffte, dass Voldemorts Wunsch aus Hermine rauszukommen groß genug war, den Deal auch einzuhalten. „Ich denke, ich überlasse es dir, sie zu befreien – ihrem Prinz auf weißem Pferd!“ Voldemort lachte auf, doch bevor Draco etwas erwidern konnte, war er verschwunden. Sein Kopf schmerzte plötzlich wie bei einer starken Migräne. Er packte sich an die Schläfen, rieb sie, in der Hoffnung den Schmerz zu vertreiben. Dann war der Schmerz genauso plötzlich verschwunden wie er gekommen war. Doch stattdessen fühlte sich Draco, als ob er blind werden würde. Er wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb, sie zu finden. Panisch lief er los, rannte hier und da gegen Möbel, Wände und Türrahmen. Einer Eingebung folgend führten seine Schritte ihn zu seinem Zimmer. Und tatsächlich! Die Tür war verriegelt. Mit aller Kraft schmiss er sich dagegen. Doch die Tür gab keinen Millimeter nach. Mit roher Gewalt schien er hier nicht weiterzukommen. Dann musste er beinahe über sich selbst lachen. Das hier war ein Traum, eine eigene Welt zwar, aber mit anderen Gesetzten, die der Physik seiner Welt trotzten. Er schloss die Augen, berührte den Türknauf und ließ seine Gedanken einfach zu Hermine fließen. Plötzlich fühlte er sich wie eine Flüssigkeit, die eingesogen wurde. Er glitt zähflüssig durch das Schlüsselloch und an ihm vorbei spürte er eine andere Flüssigkeit fließen. Glück und pure Freude durchströmten ihn. Der Tausch war vollzogen. Er war nun eingesperrt und sie waren frei. Er hoffte inständig, dass Potter noch mal ein Wunder vollbrachte und Voldemort stürzte. Denn sonst…wäre er hier verloren.

In zwei verschiedenen Räumen des Schlosses erwachten schwer hustend und nach Atem ringend Harry und Hermine. Anders als Hermine konnte Harry aus seinem Raum raus. Taumelnd und stolpernd rappelte er sich hoch und stürmte zur Tür und schlug den Weg zum Krankenflügel ein. Auf dem Weg dahin durchströmte ihn eine Wut, Wut auf Draco Malfoy. Nicht die übliche Wut auf den aalglatten Schnösel, der stets mit Namen und Rang prahlte, Muggelstämmige verabscheute und Harry grundsätzlich beleidigte, sondern Wut auf den Jungen, der sich einfach so für sie beide geopfert hatte. Harry ballte die Fäuste während er um eine Ecke sprintete. Er hatte gehofft, dass er eine andere Lösung finden würde, statt sich selbst in diese Lage zu bringen. Hermine würde ihn umbringen. Falsch! Sie würde sie beide umbringen. Plötzlich musste er grinsen. „Oder schlimmer uns rausschmeißen!“, nuschelte er im Laufen vor sich hin. Schlitternd kam er vor dem Krankenflügel zum Stehen. Er presste seine Hand in die Seite, um das Seitenstechen zu lindern, öffnete die Tür und sah seine Schulleiterin unruhig auf und ab gehen. Bei dem Geräusch der sich öffnenden Tür drehte sie sich um und ihre Schultern entspannten sich, als sie Harry sah.

„Harry, beim Merlin sei Dank!“, schnellen Schrittes kam sie auf ihn zu, fasste ihn bei beiden Schultern und sah ihn eindringlich an, so als ob sie feststellen wollte, dass er auch gesund und munter sei. Dass sie seinen Vornamen benutze, war äußerst selten und zeigte Harry die wahre Sorge hinter der sonst so strengen Fassade seiner Lehrerin für Verwandlungen.

„Und Mrs. Granger?“

„Ebenfalls wohlauf, Professor!“, antwortete er. „Aber“, und er blickte auf Malfoys noch schlafenden Körper, „ihn sollten wir wohl einsperren.“

McGonagall nickte, schwenkte ihre Zauberstab, hob seinen Körper an und und apparierte mit ihm in die Zelle. Wenige Augenblicke später kehrte sie mit einer tränenüberströmten Hermine zurück, die sofort mit wutverzerrter Miene auf ihn stürzte.

„Du hättest ihn aufhalten müssen! Das ist deine Schuld!“, weinte sie und hämmerte mit ihren Fäusten gegen seine Brust, bevor sie sich von ihm in die Arme nehmen ließ und unerbittlich an seiner Brust schluchzte.

„Reißen Sie sich zusammen, Ms. Granger!“, herrschte McGonagall sie in der Situation völlig unerwartet an. Mit großen Augen blickte Harry sie an, nur um festzustellen, dass seine Lehrerin mit den Tränen kämpfte. „Lassen Sie uns lieber überlegen, wie wir Mr. Malfoy aus dieser Lage befreien!“

Die Worte der Schulleiterin ließen Harry neuen Mut schöpfen und er lächelte der sonst so strengen Frau zu und nickte. „Aber wie zerstört man eine Seele?“, fragte er. Erst im vergangenen Jahr hatten Hermine, Ron und er acht Bruchstücke Voldemorts´ Seele gefunden und zerstört. Eines davon war in ihm selbst verborgen gewesen. Er dachte, dass er bei der Schlacht von Hogwarts den letzten Teil zerstört hatte, doch scheinbar lag er falsch. Da drangen die wenig Mut-machenden Worte der Professorin an sein Ohr: „Man kann eine Seele zwar zerreißen, aber nicht völlig zerstören.“

„Aber wie bei Merlins Bart sollen wir Draco dann retten?“, zeterte Hermine immer noch in Harrys Umarmung verharrend. Da hatte sie Recht. Damit Draco seinen Körper wiederbekam, musste Lord Voldemorts Seele daraus verschwinden.

Das war´s! Sie musste verschwinden! Sie musste nicht zerstört werden. Wobei er sich wohler fühlen würde, dachte Harry grimmig, wenn es diese finstere Seele nicht mehr geben würde.

„Wir müssen nur schaffen, dass er aus Dracos Körper verschwindet!“, fasste er seinen Gedankengang zusammen. Professor McGonagall nickte, doch von Hermine kam ein spöttisches Lachen.

„Nur. NUR!“ Sie löste sich unwirsch von Harry. „Dieser Zauberer hat es geschafft, von den Toten aufzuerstehen! Zweimal! Dann mach du das doch! DU bist es ja auch, der ihn zweimal besiegt hat. Mach es doch einfach ein drittes Mal!“, keifte sie völlig Hermine-untypisch herum. Dabei warf sie ihre Hände theatralisch in die Luft, ging auf und ab und fixierte Harry mit einem Blick, der ihm ein wenig Angst bereitete.

„Ich dachte, ich überlasse es dieses Mal dir!“

Stille. Eine gefährliche Stille. Er wusste, dass es ein Wagnis war, Hermine mit ihren Waffen zu schlagen und ihr sarkastisch zu antworten, doch irgendwie musste er sie ja aus diesem Zustand herausholen.

Sie war an Ort und Stelle stehengeblieben und starrte Harry ungläubig an. Ihr Mund öffnete sich, doch klappte bald wieder zu, da sie scheinbar nicht wusste, was sie darauf erwidern sollte. Harry atmete wie in Zeitlupe aus, biss sich auf die Lippe und grinste leicht. Es hatte funktioniert. Hermine entspannte sich, ihre Schultern sackten nach unten und sie lächelte Harry verlegen an.

„Sorry, ich bin etwas…“, sie brach ab, nach dem richtigen Wort suchend.

„Hysterisch geworden?“, schlug Harry vor, wohl bewusst, dass er sich auf ganz dünnem Eis bewegte. Doch seine beste Freundin schien sich wirklich beruhigt zu haben, denn sie grinste Harry verschmitzt an und nickte.

„Okay! Wir brauchen einen Plan!“, sagte sie voller Tatendrang und schritt im Krankenflügel auf und ab. Das war die Hermine, die er kannte. Das Problem war nur, dass sie nicht nach einer Möglichkeit suchten Malfoy wie einst auszuspionieren und dafür „nur“ einen Vielsafttrank benötigten. Das Problem war ein echtes. Doch scheinbar war heute die Nacht guter Ideen, zumindest hoffte er, dass seine nächste sie alle einen Schritt in die richtige Richtung brachte.

„Hermine“, setzte er an, doch er schämte sich beinahe ihr diese Frage zu stellen, „hast du Malfoy eigentlich schon mal… geküsst?“

Der Kuss

Hermine sah ihn völlig verdutzt an, bevor ihr langsam die Röte ins Gesicht stieg. „Warum fragst du sowas?“, erwiderte sie aufgebracht und drehte sich von ihm weg. Die Erinnerungen an Dracos Küsse und das, was sie sonst so in ihren nächtlichen Zusammenkünften getrieben hatten, strömte über sie hinweg und ließ ihren Körper erschaudern.

„Hermine…“, zerriss Harry ihre Gedanken und sie spürte, wie er ihr eine Hand auf die Schulter legte. Unwillkürlich zuckte sie zusammen und sah zu ihm auf. Er lächelte sie an, doch es wirkte irgendwie gequält, was verständlich war, da sie hier immerhin von Harrys Erzfeind sprachen.

„Ich meine in der Realität“, sagte er sanft. Damit spielte er wohl auf Hermines Beinah-Übernachtung mit Draco im Raum der Wünsche an. An diesem Abend hätte sie ihn küssen sollen, doch sie hatte sich, feige wie sie war was zwischenmenschliche Interaktionen anging, nicht getraut.

Beklommen schüttelte sie den Kopf und wand den Blick von ihrem besten Freund ab.

„Ha!“, rief Harry aus und der fast schon triumphierende Klang seiner Stimme ließ Hermine stirnrunzelnd aufblicken.

„Hast du jetzt irgendeine geheime Wette gewonnen, oder was?“, fragte sie bissig, „Oder freust du dich nur, dass wir so weit doch nicht gegangen sind?“, setzte sie missbilligend hinzu.

Harry drehte sich frech grinsend zu ihr um und hob abwehrend die Hände: „Auch wenn ich die Vorstellung echt furchtbar finde, wie ihr beide“, und er unterbrach sich für ein wirklich kindisches Würggeräusch, „so könnte genau das unsere, oder eher Malfoys Rettung sein. Du musst ihn küssen!“

„Du hast zu viele Disney-Filme geguckt!“, sagte Hermine kopfschüttelnd, während McGonagall hinter ihr „Zu viele was?“ murmelte.

„Tagesphrophet titelt: Voldemort weggeküsst! Dass ich nicht lache!“

Doch Harrys ernster Blick ließ ihren Zynismus ersterben.

„Voldemort versteht keine Liebe! Und wenn du Dracos Körper aufrichtig küsst, könnte Voldemort das so ablenken, dass Draco die inneren Mauern zerbrechen kann!“

„Einen ähnlichen Versuch wollte ich mit Mr. Malfoy durchführen, der allerdings dazu führte, dass Voldemort ihnen ein Leid antun wollte, Mrs. Granger“, berichtete die Schulleiterin von ihrem ersten Versuch Hermine zu befreien.

„Ihr seid verrückt! Wo in eurem Plan habt ihr denn Voldemorts Reaktion einkalkuliert? Glaubt ihr, dass ich einfach ins eine Zelle marschiere und ihn küsse?“ Sie blickte von einem zum anderen und sah entsetzt wie Harry betreten zu Boden blickte und Minerva angestrengt an ihrem Ärmel zupfte.

„Ihr seid wahnsinnig!“, Wut schäumte in ihr hoch, sie ging verzweifelt auf und ab und schüttelte dabei ständig den Kopf. Doch allmählich begriff sie, dass ihre Wut einen anderen Ursprung hatte. Sie ärgerte sich über sich selbst. Sie war im richtigen Moment zu feige gewesen, Draco zu küssen. Und nun sollte sie ihn gezwungenermaßen küssen. Noch dazu, dass es zwar sein Körper war, aber nicht seine Seele, die sie da küssen sollte. Was für ein erster Kuss soll das bitte sein! Ihre Augen brannten. Energisch schüttelte sie den Kopf, um die Tränen wegzublinzeln. Sie wollte nicht weinen.

Irgendwann verharrte sie in ihrem stetigen auf und ab. Sie musste Draco retten, sonst würde es nicht mal einen ersten richtigen Kuss geben. Also musste sie es versuchen und ihren Stolz und ihre Angst beiseiteschieben.

Harry war neben sie getreten und griff nach ihrer Hand.

„Komm!“, flüsterte er leise und strich mit seinem Daumen über ihren Handrücken. Sie nickte stumm und ließ sich von Harry aus dem Krankenflügel ziehen. Die Tränen, die sie eben zurückgehalten hatte, bahnten sich nun einen weg und liefen leise ihre Wangen hinab. Bilder ihrer Begegnungen mit Draco zogen an ihr vorbei, rissen Erinnerungen an die Oberfläche, die ihr Herz schmerzhaft aufklopfen ließen. Der Kloß in ihrem Hals wurde größer und sie konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken. Doch Harry tat ihr den Gefallen, sie nun nicht anzusehen, sondern zog sie beständig weiter durch die dunklen Gänge des Schlosses. Während sie Treppe um Treppe und Gang um Gang entlang gingen, nahm sie ihre Umgebung nur durch einen Schleier war. Vor ihrem inneren Auge sah sie Draco, wie er inmitten der Gartenanlage der Klinik stand und sie von dort befreite, sie sah sich mit ihm kurz vor den Toren von Hogwarts und konnte nicht unterscheiden, ob es die Erinnerung an den Traum oder die Wirklichkeit war. Sie schluckte, als ihre Erinnerung zum See trieb und ihre Haut brannte, als sie an Dracos Berührungen dachten, die ihr Zentrum erschütterten. Und die Bitterkeit ließ sie aufkeuchen, dass sie all diese Gefühle, die sie gerade durchströmten, Draco nie gesagt hatte, geschweige denn gezeigt.

„Wir sind da!“, riss Harrys leise Stimme sie aus ihren Gedanken. Als sie ihn ansah, sah sie all das Mitleid und die Zuneigung ihres besten Freundes in seinen Augen. Sie versuchte unter den Tränen ein Lächeln zustande zu bringen, doch sie befürchtete, dass es mehr einer Fratze glich.

„Du bekommst ihn zurück!“, flüsterte Harry und zog sie in eine Umarmung. Sie atmete bebend aus und schlang die Arme um Harry. Jemand, der sie nicht kannte, hätte behauptet, dass diese Umarmung zu lange dauerte für beste Freunde. Doch das war Hermine egal. Sie tankte Kraft in Harrys Armen und fühlte sich geborgen. Sie hatten so viel zusammendurchgemacht. Er war für sie wie ein Bruder und sie hatte ihn nie mit romantischen Gefühlen betrachtet. Anders als Ron, der ihr in seiner Eifersucht eine Affäre mit Harry angedichtet hatte. Oder Rita Kimmkorn, die wohl überhaupt kein Verständnis von Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen hatte. Oder Dumbledore, der diesem Irrtum auch schon anheimgefallen war.

Zaghaft löste sich das Mädchen aus der Umarmung. Sie war sich nicht sicher, ob sie für das, was sie vorhatte, jemals genug Kraft haben würde. Sie konnte dieses Zusammentreffen nicht hinauszögern, doch sie hatte einfach keine Ahnung wie sie vorgehen sollte.

„Schau nicht zu!“, bat sie deswegen ihren besten Freund.

Harry nickte.

Und dann trat Hermine in das Verließ.

Dracos drahtiger Körper lag ausgestreckt auf der Pritsche, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er blickte nicht auf, als sie eintrat und bewegte sich auch sonst nicht. Seine Lippen waren leicht spöttisch gekräuselt, ganz Draco. Hermine setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen.

Falls er schlief, war es vielleicht ganz einfach. Sie konnte sich einfach vorstellen, dass es Draco war, der dort schlief. Ohne einen verirrten Geist Lord Voldemorts. Sie kniete sich zaghaft neben die Pritsche und beugte sich langsam über sein Gesicht. Ihre Haare fielen hinab und umgaben ihr Gesicht wie einen Vorhang. Sie sah nur noch Dracos Gesicht, seine geschlossenen Augen, die gerade Nase und seinen wunderschönen Mund. Sie konzentrierte sich auf seine Lippen, strich sich mit der Zunge nervös über ihre eigenen und beugte sich weiter hinunter. Ihr Herz pochte wieder schmerzhaft gegen ihre Rippen. Ihr Atem ging schneller, ob vor Aufregung, Angst oder Erregung wusste sie nicht einzuordnen. Ihre Nasen berührten sich für einen kurzen Augenblick und dann passierte es.

Plötzlich machte Draco die Augen auf, doch seine sonst so sturmgrauen Augen blitzten für einen kurzen Moment rot auf und die Kälte darin erschrak Hermine so sehr, dass sie zurückweichen wollte. Doch da spürte sie schon seine starke Hand an ihrem Oberarm, die sich brutal schloss und sie daran hinderte Abstand zu gewinnen.

„Was wird das, kleines Schlammblut?“, sagte Lord Voldemort und packte auch ihren anderen Arm.

Und schneller als sie blinzeln konnte, war sie es plötzlich, die auf der Pritsche lag, eingequetscht unter Dracos Körper. Mit einem Bein hatte er sich zwischen ihre Schenkel geschoben, sein Becken drückte hart auf ihres und sein irrer Blick fixierte Hermine und weidete sich an ihrer Panik.

„Kommst wohl mit dem gleichen Plan daher, wie dein Lover! Als ob das hier mein Schwachpunkt wäre!“

Brutal riss er ihren Pullover auseinander, gefolgt von ihrer Bluse. Die Knöpfe flogen quer in alle Richtungen. Hermine starrte entsetzt auf ihren Oberkörper. Seine Hand löste sich von ihrem Oberarm und griff nach ihrem BH. Hermine handelte instinktiv und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Doch statt von ihr abzulassen, lachte Voldemort auf und warf dabei den Kopf in den Nacken.

„ich mag es, wenn sie sich wehren! Glaubst du nicht, dass ich in all den Jahren nie körperlichen Gelüsten nachgegangen bin?“

Er verpasste seinerseits Hermine eine Ohrfeige, die ihren Kopf brutal zur Seite fliegen ließ und riss dann ihren BH einfach nach oben.

„Und dabei ist es mir auch völlig egal, ob ich eine Hexe oder ein Schlammblut vor mir habe. Du bist sowieso schmutzig, wie eine Hure, dann kann ich dich auch so gebrauchen!“

Hermine war wie in Trance, überwältigt von so viel Grausamkeit und dem Wirrwarr ihrer eigenen Gefühle. Immer wieder musste sie sich sagen, dass das nicht Draco vor ihr war. Und doch sah sie seinen Körper, sein Gesicht so dicht über ihr, verzerrt vor Irrsinn und Lust ihr wehzutun. Doch der seelische Schmerz, den er ihr zufügte, wurde plötzlich unterbrochen.

Es fühlte sich an, als ob sie innerlich verbrennen würde. Er drang tief in sie ein ohne Rücksicht auf sie oder ohne abzuwarten, ob sie dafür bereit war. Brutal schob er ihre Schenkel auseinander und stieß in sie ein. Hermine legte den Kopf zur Seite, weinte Tränen vor Wut und Schmerz und versuchte ihn nicht anzusehen. Doch plötzlich hielt er inne, verharrte, scheinbar abwartend. Sie blickte auf. Draco, nein Lord Voldemort, hatte sich an die Brust gegriffen und keuchte schwer und für den Bruchteil einer Sekunde, sah er sie an. Doch es waren nicht die rot glänzenden irren Augen, es waren sturmgraue, die voller Selbsthass und Mitleid auf sie herabblickten, als ob sie um Verzeihung flehen würden. Hermine schob ihren Oberkörper nach oben, fasste Dracos Gesicht mit beiden Händen und presste ihre Lippen auf seine. Anfangs spürte sie den Widerstand, das Unbehagen und den Kampf Lord Voldemorts, doch dann war da nur noch die Weichheit seiner Lippen.

Langsam löste sie sich, wagte nicht ihn anzusehen. Ein unkontrolliertes Zittern begann sich in ihrem Körper breitzumachen.

Plötzlich war er weg, hatte sich aus ihr zurückgezogen und lief fluchend im Ram umher. Hermine schlang die Arme um sich. Schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen.

Plötzlich spürte sie, wie eine Decke um sie geschlungen wurde und sah auf.

Was sie sah ängstige sie noch mehr als die roten Augen Lord Voldemorts. Draco war fuchsteufelswild. Seine Hände zitterten ebenso wie sie selbst.

„Das wird nie wieder passieren!“, sagte er, während er sie eindringlich ansah.

„Das verspreche ich!“ Er erhob sich und hämmerte gegen die Tür.

Und als die Tür polternd geöffnet wurde und fast aus den Angeln brach, zerbrach auch in Hermine etwas.

Nachdenken

Als Hermine wieder erwachte, wusste sie nicht mehr, wie sie aus der Zelle herausgekommen war oder wer sich um sich gekümmert hatte. Und auch jetzt noch fühlte sie sich seltsam leer und ausgelaugt. Langsam setzte sie sich in ihrem Bett auf und sah auf ihre Hände. Sie zitterten. Dieses leichte unmerkliche Zittern war es, das Hermine die Augenblicke in der Zelle erneut durchleben ließ. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ihr Hals wurde trocken. Sie wippte mit dem Oberkörper vor und zurück, um die Übelkeit zu verscheuchen, die sich allmählich in ihr ausbreitete.

Lord Voldemort hatte sie vergewaltigt.

Doch seltsamer Weise war nicht diese Erniedrigung Schuld an der bitteren Galle, die in ihr aufstieg. Und auch nicht der Umstand, dass sie sich immer wieder sagen musste, dass es Lord Voldemort und nicht Draco gewesen war, der sie geschändet hatte.

Sie war ein verstandesbasierter Mensch und konnte sehr wohl Dracos Körper und Lord Voldemorts Geist unterscheiden. Was ihr wirklich zu schaffen machte und ihr die Tränen in die Augen trieb, war Dracos Verhalten danach. Die Abscheu in seinem Blick… Das wird nie wieder passieren. Hermine schluchzte auf. Sie hatte gedacht, er hätte sich geändert. Sie schnaubte bei diesem Gedanken. Menschen ändern sich nicht einfach.

Und das Missachten dieser Regel war ihr nun zum Verhängnis geworden. Sie hatte sich – wenig verstandesbasiert – in Draco Malfoy verliebt.

Sie hatte sich nie erlaubt das zu denken, sich innerlich verboten, romantisch über MALFOY zu grübeln, doch alles Verleugnen nützte nichts. Sie war ein Scherbenhaufen und den konnte sie nur wieder zusammensammeln, wenn sie die Ausgangslage gründlich analysierte, dazu gehörte auch das Eingestehen ihrer bescheuerten Gefühle. Die Erkenntnis ließ sie zurück in die Kissen sinken und ihre Tränen liefen still ihre Schläfen hinab, nässten ihren Haaransatz und ihr Kissen.

Sie war in ihn verliebt.

Dieser Gedanke ließ sie nicht mehr los. Ihr Herz spielte ihr einen Streich und erinnerte sie an die schönen und intimen Momente im Traum, den Träumen, die keine waren, eher eine zweite Realität. Unwirsch warf sie sich auf die Seite und krallte ihre Hände in ihr Kissen. Warum? Wie konnte das passieren? Unwillkürlich dachte sie an den nackten Draco und die Röte schoss ihr in ihre tränennassen Wangen. Ja okay, er sah wirklich gut aus, aber so oberflächlich dachte Hermine ja eigentlich nicht. Er hat dich gerettet. In diesem Augenblick hasste Hermine ihre Stimme der Vernunft. Ihr Drang alles zu analysieren und nachzuvollziehen, half ihr gerade jetzt nicht weiter, wo sie dringend nach Gründen suchte, Draco Malfoy zu hassen. Oder wenigstens das Verliebtsein zu löschen. Immer noch in Gedanken versunken überhörte sie fast das zaghafte Klopfen an der Tür zum Schlafsaal der Mädchen. Ginny schob sich vorsichtig durch einen Spalt und warf einen besorgten Blick zu Hermine.

„Oh, du bist wach“, hauchte sie leise, „wie geht es dir?“ Die Rothaarige trat an Hermines Bett und setzte sich auf die Kante.

Hermine richtete ihren Oberkörper auf und zuckte mit den Schultern: „Ich versuche gerade meine Gefühle zu sortieren“, sie machte eine Pause und seufzte, „aber das will mir nicht so richtig gelingen.“

Vorsichtig griff Ginny nach Hermines Hand und drückte sie: „Ich bin für dich da. Oder soll ich Harry holen?“ Hermine hörte das Bemühen von Ginny, nicht beleidigt zu klingen. Sie wusste, dass Rons Schwester nicht eifersüchtig auf ihre innige Beziehung zu Harry war, sondern lieber selbst so eng mit Hermine befreundet wäre. Harry wäre ihr tatsächlich lieber gewesen. Er wusste einfach schon so viel und Hermine müsste nicht von vorn beginnen. Doch vielleicht wäre ein Erzählen von Anfang an gut, um ihre Gedanken neu zu sortieren und alles in einem anderen Licht zu sehen.

Also holte sie tief Luft und begann zu erzählen. Sie redete und redete und beobachtete dabei zeitweise, wie sich Ginnys Miene von besorgt, über erschrocken, zu entsetzt veränderte oder sie sogar die Hände vor den Mund schlug. Hermine ließ nichts aus und als sie beim Traum am See angekommen war, quietschte Ginny, riss die Augen auf und setzte, zu Hermines Verwunderung, ein freches Lächeln auf. Das war auch das erste Mal, dass sie Hermine unterbrach:

„Stopp! Nicht so schnell! Wie war er? Du hast bisher alles so detailliert erzählt, jetzt hier nicht aufhören!“

„Ginny!“, Hermine schlug ihr lachend auf die Schulter und erzählte einfach weiter ohne auf Ginnys Wunsch einzugehen. Ginny schnaubte zwar enttäuscht, aber unterbrach Hermine kein zweites Mal. Als Hermine irgendwann endlich geendet hatte, blickte sie Ginny erwartungsvoll an. Diese aber schmiss sich neben Hermine aufs Bett und starrte in den Baldachin.

„Das ist soooo romantisch“, sie verstummte kurz und sah Hermine ernst an; „Naja, bis auf die jüngsten Ereignisse.“ Mit offenem Mund starrte Hermine Rons Schwester an.

„Bist du übergeschnappt?“, fragte sie entrüstet, „Wo ist das denn romantisch?“

Ginny grinste über beide Ohren: „Naja, wenn man die Tatsachen miteinbezieht, die ich hier mitbekommen habe.“ Und Ginny erzählte von den scheinbar bedeutungslosen Ausrastern Malfoy am Tisch der Gryffindors.

„Ich glaube schon, dass er in dich verschossen ist, aber er darf es natürlich nicht zeigen, ganz der reinblütige Eisprinz. Ihr seid wie Romeo und Julia, eine verbotene Liebe.“

Hermine schnaubte erneut: „Ich wiederhole mich nur ungern. Aber in diesem Fall geht es wohl nicht anders. Du bist übergeschnappt!“

„Ach wirklich! Dann machen wir einen Test! Du stehst doch so auf Analysen, Expertisen und Experimente! Schließ die Augen!“

Hermine folgte Ginnys Anweisungen widerstrebend und nicht ohne vorher mit den Augen zu rollen. Die Rothaarige ließ sich nicht beirren und fuhr fort: „Woran denkst du als erstes, wenn du den Namen hörst?“ Und Ginny kam ganz nah an Hermines Ohr und flüsterte: „Draco Malfoy!“

Augenblicklich stellten sich Hermines Nackenhaare auf und ein wohliger Schauer lief ihren Rücken hinab. Sie bemerkte zunächst nicht, dass sich ihre Mundwinkel zu einem leichten Lächeln verzogen, aber Ginnys triumphierender Aufschrei machte sie darauf aufmerksam.

„Das hat rein gar nichts zu bedeuten!“, rief sie entrüstet, „Wunschtraum und Realität sind zwei völlig verschiedene Dinge!“

Ginny zog eine Augenbraue hoch und ihre Stimme triefte nur so vor Sarkasmus: „Ach wirklich!“

Hermines Mund wurde mit einem Mal staubtrocken. Das war mit das Unlogischste, was sie je von sich gegeben hatte, nach all dem, was sie erlebt hatte!

„Denk doch mal nach“, begann Ginny erneut eine Lanze für Draco zu brechen, „was hat er denn davon? Sein Ansehen bei den Slytherins ist ohnenhin am Tiefpunkt, eine Romanze mit dir, selbst wenn er dir bewusst weh tun wollen würde, würde seinen Ruf völlig ruinieren.“

„Und was, wenn er was auf seinen Ruf scheißt?“

Ungeduldig schüttelte Ginny den Kopf: „ Er ist ein Malfoy, das betont er doch immer wieder. In dem Punkt wird er sich sicherlich nicht ändern. Und selbst wenn, was hätte er dann davon?“

„Seine eigene diabolische Freude?“ schlug Hermine abwehrend vor. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Draco, nein, Malfoy, um ihretwillen mit ihr Zeit verbrachte.

„Hermine, er mag dich! Da bin ich sicher!“, setzte Ginny noch einmal nach, diesmal aber sanft und ruhig und strich Hermine dabei über die Schulter.

„Hast du denn auch eine Erklärung für sein Reaktion, als er mit mir…“, sie brach den Satz ab, weil sie nicht wusste wie sie es formulieren sollte. Dracos Geist hatte sie mitten in der Vergewaltigung befreit.

„Aber natürlich du Dummchen, er sorgt sich! Kapier das doch endlich! Er will dich nicht wieder in Gefahr bringen! Du glaubst doch nicht, dass er den…äh….“ Ginny machte eine Pause und suchte genau wie Hermine nach den richtigen Worten. Anders als Hermine fand sie welche: „Du glaubst doch nicht, dass er den körperlichen Kontakt gemeint hat!“ Hermine blickte betreten auf ihre Hände, was ihr von ihrer Freundin einen Knuff in die Seite einbrachte.

„Wer ist jetzt bescheuert?“, fragte Ginny herausfordernd.

„Du solltest jetzt schlafen und dich ausruhen. Professor McGonagall hat dir einen Traumlos-Trank hingestellt.“ Ginny wies auf den Nachttisch, erhob sich aus dem Bett und ging zur Tür.

„Denk nicht zu viel nach!“

Mit diesem Ratschlag ließ sie Hermine allein im Zimmer zurück. Doch so einfach dieser Ratschlag auch war, Hermines Gedanken rasten. Hatte Ginny wirklich Recht? Langsam griff sie nach der Flasche mit dem Zaubertrank und leerte ihn in einem Zug.

In ihre Gedanken schlich sich wieder Malfoys Gesichtsausdruck, so voller Abscheu und Ekel. Sie schluckte. Ginnys Worte waren zwar aufmunternd gemeint, doch dieser Blick war es, der Hermine so beschäftigte. Und über diesen Gedanken schlief sie traumlos ein.

Ein neuer Plan

Während Hermine traumlos schlafend im Mädchenschlafsaal lag, saß Harry im Gemeinschaftsraum der Gryffindors und starrte nachdenklich ins Feuer. Immer wieder fuhr er mit seiner Hand durch die Haare und merkte dabei nicht, dass er sie nur noch mehr zerwuschelte, als sie ohnehin schon aussahen. Hätte ihn einer der Rumtreiber jetzt sehen können, hätten sie gelacht, James in die Seite geknufft und „ganz dein Sohn“ gemurmelt.

Immer wieder seufzte Harry auf. Hermine hatte es zwar geschafft, Draco zurückzuholen, doch Voldemort hatten sie nicht besiegt. Und hier lag auch das eigentliche Problem. Sie konnten ihn nicht besiegen. Solange er nicht bereit war, hinüberzugehen, solange würde er an dieser Schwelle zum Leben stehen. Und wer wusste schon genau, wer noch alles versehentlich dort landete und zu seinem Opfer wurde. Unruhig wippe Harry mit dem Fuß, starrte in die warme Glut des Feuers und zermarterte sich das Hirn, wie sie Voldemort ein für alle Mal loswurden. Dabei brannte der Wunsch mit Dumbledore zu sprechen in seinem Herzen so stark, dass er daran verzweifelte. Er glaubte, dass sein ehemaliger Schulleiter sicher eine Idee gehabt hätte. Immerhin hatte er auch die Horkruxe entdeckt. Plötzlich setzte sich Harry kerzengerade in seinen Stuhl. Es war nur eine kleine Hoffnung und keine Garantie auf eine Lösung, aber einen Versuch war es wert! Er musste mit Dumbledores Portrait sprechen! Und zwar jetzt!

Von neuer Hoffnung durchflutet stapfte er durch das Portrait der Fetten Dame und machte sich auf den Weg zum Wasserspeier. Auch wenn eine der gefühlt längsten Nächte seines Lebens hinter ihm lag, verspürte er keine Müdigkeit. Als er die Treppen hinunter und wieder hinauf hastete, beobachtete er durch die Fenster, wie der Horizont sich langsam heller färbte. Der Morgengrauen. Ein neuer Tag.

„Felidae“, sagte er zu dem Wasserspeier, der zur Seite sprang und murrend sein frühes Auftauchen kommentierte: „Kennt die Jugend von heute keinen Schlaf?“

Harry ignorierte ihn und hastete die Treppe hinauf. An der Tür am Treppenende klopfte er zaghaft, ganz Unrecht hatte der Wasserspeier ja nicht. Auch Professor McGonagall musste müde sein. Doch zu seiner Erleichterung hörte er ihre vertraute Stimme, die ihn herein bat.

„Potter, müssten sie nicht endlich mal schlafen?“, fragte sie, selbst in ihren Morgenrock mit schottischem Muster gewandet. Harry winkte ab: „Ich habe mir überlegt, ob uns das Portrait von Professor Dumbledore nicht weiterhelfen könnte. Ich würde ihn gern etwas fragen.“ Minerva McGonagall blickte auf zu den zahlreichen Bildern der Schulleiter vor ihr. An eines von ihnen trat sie langsam heran, klopfte sachte an den Rahmen und raunte: „Albus!“

Albus Dumbledore streckte sich in seinem Bild, rückte die Halbmondbrille zurecht und schaute fragend in die Runde. Als er Harry erblickte, lächelte er.

„Ich habe mich schon gefragt, wann du mich besuchen kommst! Was kann ich für dich tun?“, fragte er, als ob es nichts Selbstverständlicheres geben würde, als früh morgens im Büro des Schulleiters aufzutauchen.

Harry trat näher an das Portrait heran, lächelte ebenfalls und suchte um die Worte, die seine Situation am besten beschrieben.

„Sie wissen es natürlich nicht Sir, aber sie sind mir, als ich gestorben bin, begegnet, in einer Art Zwischenwelt, zwischen dieser und, naja, dem Jenseits.“

„Gibt es sie also doch!“, gluckste das Bild des Professors auf. Er stand auf und lief Kreise um seinen großen Lehnstuhl herum. Harry wurde etwas leichter ums Herz und seine Hoffnung stieg, während er den alten Schulleiter beobachtete, wie er sich immer wieder durch den Bart strich.

„Du hast Voldemort getroffen“, stellte Dumbledore nüchtern fest. Harry schüttelte den Kopf: „Nicht ich, sondern Hermine und Draco Malfoy“, stellte er das Geschehen richtig. Wieder gluckste der Professor auf: „Eine äußerst seltsame Verbindung und doch so brillant!“

„Professor?“

Doch Albus Dumbledore winkte ab und sein zuvor belustigtes Gesicht wurde wieder ernst. „Er hängt in solch einem Maße am Leben, dass er nicht hinüber gehen kann. Du hast es in deinem fünften Jahr treffend formuliert: Er hat nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnt, Harry! Aber genau diese bedingungslose Liebe und ein Vertrauen, was tiefer geht, als die blinde Loyalität mancher seiner Anhänger, ist nötig, um weiter zu gehen. Sprich mit den Geistern! Er muss einen Anker haben, etwas, dass ihn hier hält. Er könnte sicherlich als Geist zurückkommen, aber das würde ihm nicht gefallen. Substanz- und machtlos. Wenn du diesen Anker findest und zerstörst, besteht die Hoffnung, dass er hinüber geht.“

„Kann man seine Seele nicht ein für alle Mal zerstören?“

Dumbledore schüttelte den Kopf: „Zerreißen ja, aber zerstören…ich glaube nicht, dass das möglich ist.“

Mit den Geistern reden, den Anker finden und ihn zerstören. Harry ließ sich die Anweisungen durch den Kopf gehen. Schließlich nickte er dem Portrait und seiner Schulleiterin zu und wünschte eine gute Rest-Nacht.

Während er sich auf den Weg zurück machte, fügte er seinem Plan aber noch Gespräche mit Hermine und Draco hinzu. Er musste mehr über diese Zwischenwelt erfahren. Doch während er darüber nachdachte und am Portal zur großen Halle vorbei kam, rannte er plötzlich gegen jemanden und landete unsanft auf dem Hintern.

„Was zum…!“, rief er erstaunt aus, rieb sich den Arm, auf den er unsanft gestürzt war und blickte hoch, um zu sehen, in wen er da reingerauscht war.

Draco Malfoy. Allerdings ein Draco Malfoy mit Koffer. Stirnrunzelnd stand Harry auf, rieb sich weiterhin den Arm und starrte vom Koffer zu Draco und wieder zurück.

„Was hast du vor?“

Draco wich seinem Blick aus. „Ich fahre nach Hause“, sagte er gepresst. Harry stutzte. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Wut kochte in ihm hoch und übernahm sein Denken und auch seine Zunge.

„Du lässt sie allein? Jetzt? Ernsthaft?“, polterte es aus ihm heraus, was wiederum Draco dazu brachte, verdutzt aufzusehen. Scheinbar hatte er nicht erwartet, dass seine Abreise nicht toleriert wurde. Vielleicht hatte er gehofft, dass er allen einen Gefallen tat.

„Mir passt es auch nicht, dass…was auch immer da zwischen euch läuft, aber sie braucht dich!“

„Sie braucht jemanden, der sie beschützt! Der für sie da ist! Und nicht ….“, Draco brach ab und sah erneut zu Boden. Harry wollte erneut aufbrausen, doch da sah er, dass Draco seine Hände zu Fäusten geballt hatte, er atmete heftig ein und aus und schien um Kontrolle zu ringen. Dann stürmte er mit einem Mal an Harry vorbei und schrie ihn beinah an: „Sie ist ohne mich besser dran!“ Dabei rempelte er Harry erneut an, der ihm überrascht hinterher sah. Draco Malfoy weinte. Das war für Harry kein neuer Anblick, aber der Anlass war unvorstellbar, er weinte, weil er Hermine Granger, eine Muggelgeborene nicht hatte beschützen können. Die große Tür fiel ins Schloss, noch bevor Harry ein weiteres Wort sagen konnte. Wie versteinert stand er da, starrte auf die geschlossene Tür und versuchte das gerade Geschehene zu verarbeiten. Erst viel zu spät begriff er, dass er war tun musste! Er stürmte zur Tür, riss sie auf, hastete auf den Vorplatz, die Treppen hinunter in Richtung Appariergrenze. „Malfoy!“, schrie er aus vollem Hals, „Malfoy warte!“ Doch Harry war zu langsam. Als er den staubigen Weg hinunter lief, sah er den blonden Jungen vor den Toren Hogwarts sich in Luft auflösen. Schwer atmend blieb er stehen, stemmte die Hände auf die Knie und verfluchte sich selbst. Wie sollte er das nur Hermine erklären? Mit hängenden Schultern kehrte er ins Schloss zurück. Auf dem Weg die vielen Stufen zum Gryffindorturm zurück, kam ihm Ginny entgegen.

„Was ist los?“, fragte sie besorgt, nachdem sie ihm einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte. Harry seufzte und nahm Ginny bei der Hand: „Wir haben ein Problem.“ Und dann erzählte er ihr das eben Geschehene. Ginny seufzte ebenfalls, als er geendet hatte.

„Oh man, so ein Idiot!“, schimpfte sie. Harry nickte nur. Jetzt merkte Harry, wie erschöpft er wirklich war. Sein eben noch so guter Plan, schien in sich zusammenzufallen. Wie würde Hermine reagieren? Er musste mit Draco reden. Ohne ihn hatten sie keine Chance.

Reinheit ist alles

Er war Hals über Kopf aufgebrochen, ohne einen Plan, ohne sein Handeln zu durchdenken. Dabei hatte nur eines gezählt, weg von ihr. Wütend pfefferte er seinen Koffer in den Staub und trat mit Schwung dagegen. Er ekelte sich so dermaßen, sein Magen krampfte sich zusammen, bittere Galle stieg in ihm hoch, er schmeckte den sauren, faden Geschmack, bevor er sich geräuschvoll in das nächstbeste Gebüsch übergab. Schwer atmend stützte er sich auf seine Knie, die Haare fielen ihm in die Stirn und er spürte den kalten Schweiß in seinem Nacken. Er war zur Gefahr geworden, schon wieder! Das durfte nicht mehr passieren. Und um sie zu schützen, war er geflohen. Und um ihr nicht wieder in die Augen sehen zu müssen. Er war so dumm, ja überheblich gewesen. Jetzt zahlte er den Preis dafür. Schnaubend richtete er sich auf und sah sich um. Das graue, kalte Anwesen lag da wie immer. Eigentlich wollte er nicht hierhin zurück, doch es gab keinen anderen Ort, an den er hätte gehen können. Seufzend packte er seinen Koffer und schritt die lange Einfahrt zum Malfoy Manor entlang. Hier musste sich dringend etwas ändern. Das ganze Anwesen und auch die Parks strahlte etwas Dunkles, Gefährliches aus. Dabei war das Gebäude alt und schön. Eine alte englische Residenz, erbaut von seinen Vorfahren, in dessen Schatten er nicht mehr stehen wollte. „Reinheit ist alles“ prangte in lateinischer Sprache auf dem Familienwappen. Verächtlich schnaubte er. Hermine Granger hatte gezeigt, dass es keine Rolle spielte, ob man ein Reinblut war. Sie war so begabt, so schön und ihre Seele so unschuldig und rein… Draco stoppte, ging langsam einige Schritte zurück und las das Wappen am schmiedeeisernen Tor noch mal: „Reinheit ist alles“. Sein Vater legte das Motto grundsätzlich in Richtung der Reinheit des Blutes aus, aber das musste es ja gar nicht zwanghaft bedeuten. Draco überlegte und tippte sich mit den Fingern gegen sein Bein. So weit er wusste war Armand Malfoy der Gründer seiner Familie, ein Franzose, der mit Wilhelm, dem Eroberer nach England gekommen war. Er hatte sich im Dienste des Königs als wertvoll erwiesen und dieses Lang hier erhalten. Mehr war über den Gründer allerdings nicht bekannt. Draco spürte ein plötzliches unstillbares Verlangen, das Geheimnis um sein Familienmotto zu lüften und es schien ihm fast so, als ob es ein Wink des Schicksals war. Mit neuem Mut schritt er die Einfahrt entlang und betrat das Anwesen.

Ein alter Hauself verbeugte sich prompt vor ihm und piepste: „ Guten Morgen junger Herr! Soll ich Sie bei Ihren Eltern anmelden? Diese befinden sich bereits im Salon.“ Draco winkte ab: „Danke, ich finde den Weg allein“, und rauschte bereits an dem kleinen Wicht vorbei. Als er den Salon betrat, bot sich ihm ein bekanntes Bild. Das Frühstück stand angerichtet auf einem Sideboard, sein Vater stand missmutig am Fenster und blickte hinaus, seine Mutter saß vor dem Kamin, bereits ein Glas Wein in den Händen. Obwohl sie begnadigt worden waren, haderten sie mit ihrem Schicksal. Seine Mutter war keine echte Anhängerin des Dunklen Lords gewesen, sie lebte nur für die Familie. Sein Vater hingegen…bei dem Gedanken kam ihm erneut bittere Galle hoch. Er räusperte sich, trat ganz in den Raum und begrüßte seine Eltern förmlich: „Guten Morgen Vater, Mutter!“ Er nickte ihnen abwechselnd zu. Seine Mutter fuhr aus dem Sessel hoch, stellte das Weinglas ab und rauschte beinahe auf ihn zu. Ihre bleichen, trotz des Kamins kalten Hände umschlangen seine Wangen und sie unterzog ihn einer eingehenden Betrachtung. „Draco! Geht es dir gut? Was ist passiert, dass du hier in aller Früh mitten im Schuljahr auftauchst?“ Besorgnis huschte über ihr Gesicht, dass zahlreiche Falten vom Krieg davongetragen hatte. Sein Vater hob nur eine Augenbraue und wartete auf die Antwort. Darüber hatte Draco gar nicht nachgedacht. Resigniert seufzte er und gestand: „Ich brauchte eine Pause, deshalb komme ich das Wochenende nach Hause.“ Auch wenn er nicht vor hatte, nach dem Wochenende nach Hogwarts oder besser gesagt zu ihr zurückzukehren, mussten das seine Eltern zunächst nicht erfahren. „Außerdem“, fuhr er fort, „wollte ich mehr über unsere Familiengeschichte herausfinden. Professor Bins hat einen kurzen Schlenker zu Wilhelm, dem Eroberer, gemacht und da musste ich einfach in unserer Bibliothek mehr drüber erfahren. Der erste unseres Stammbaums kam doch mit ihm nach hier?“ Er blickte seinen Vater an. Lucius Malfoy nickte und trat näher an seine Frau und seinen Sohn heran. „Warum dein plötzliches Interesse?“, fragte er und seine Stirn lag in zahlreichen skeptischen Falten. Draco ballte die Fäuste. „Unser Ruf ist dahin, wir sind neuerdings der Abschaum. Ich möchte mehr über meine Familie erfahren, um besser zu verstehen was „Reinheit ist alles“ bedeutet.“ Das Zitieren des Familienmottos ließ Lucius und seine Frau zusammenzucken. Draco meinte sogar Angst in ihren Blicken zu sehen. Doch warum sollten seine Eltern Angst haben? Sie waren doch immer der Meinung gewesen, dass Muggelstämmige Abschaum sind? Doch bevor Draco seine Überlegungen vertiefen konnte, forderte sein Vater ihn auf mitzukommen. Er führte ihn aus dem Salon, aber nicht wie Draco erwartet hatte in die Bibliothek, sondern in den Keller darunter. „Die Dokumente über Armand Malfoy lagern im unteren Teil der Bibliothek, da alles chronologisch sortiert ist“, erklärte sein Vater. Mit einem Schlenker seines Zauberstabs ließ er die Leuchten an der Wand aufleuchten und tauchte das alte Gewölbe in ein fahles Kerzenlicht. Draco war überrascht. Hier unten war er noch nie. Fast schon andächtig schritt er die Reihen mit alten Follianten, Briefen, Büchern, Karten und Kisten entlang. Das meiste hatte eine dicke Staubschicht. Scheinbar wischten die Hauselfen hier nicht Staub. Als ob sein Vater seine Gedanken lesen könnte, sagte er: „Ich weise die Elfen an, den Staub zu entfernen. Dann kannst du deine Recherchen ungestört fortsetzen.“ Und dann ging er hinauf.

Wenige Augenblicke später sausten bereits drei Hauselfen durch das Gewölbe und schnipsten hier und dort. Nach kurzer Zeit war alles vom Staub befreit.

Die Sortierung der Bibliothek war phantastisch. Er ging bis in den hintersten Winkel und zog die erste Kladde hervor, die im Regal stand, ging in die Mitte des Raumes an den alten Eichentisch und schlug sie auf. Heraus fielen einige Briefe, Zeichnungen und die Besitzurkunde des Grundstückes, ausgestellt von Wilhelm, dem Eroberer persönlich an den ersten Malfoy. Vorsichtig legte der jüngste Malfoy das Dokument zur Seite und sein Blick fiel auf einen Brief. Er war nicht mehr sehr gut erhalten und Draco hielt das dünne Pergament näher ans Licht, um die Buchstaben und Wörter zu entziffern. Als er den Inhalt endlich entziffert hatte, klappte ihm regelrecht der Mund auf. Das hier war ein Briefverkehr zwischen Salazar Slytherin und seinem Urahn! Doch der Inhalt war noch erstaunlicher als es die beiden Adressaten vermuten ließen. Der Brief war datiert auf das Jahr 1070, also vier Jahre nach dem Bau des Malfoy Manors. Draco überlegte. Hogwarts wurde erst kurz vorher gegründet und unterrichtete nun seit etwa 75 Jahren junge Hexen und Zauberer. Der Streit der Gründer war nur bruchstückhaft überliefert und es gab keine genauen Jahreszahlen. Dieser Brief hier grenzte es aber sehr ein! Armand schrieb:

 

„Ich teile deine Auffassung, dass nur reine Seelen die Zauberei studieren sollten. Doch lieber Salazar du unterliegst einem gewaltigen Irrtum. Stelle dir jene Frage erneut „Was ist Reinheit?“ Du magst soweit Recht haben, dass magisches Potential sehr viel eher in Familien erblüht, die nur aus Zauberern und Hexen bestehen. Aber soll das deine Grundlage sein, es jenen anderen zu verschmähen? Bedenke die Auswirkungen deiner Gesinnung! Was ist Reinheit? Was ist Magie? Die Muggel haben keine Magie. Entspricht das der Wahrheit? So schaffen sie Träume und Welten, wie auch wir Magier. Sie können die Kräfte nicht nutzen, doch manches mal eben doch. Und ist nicht ein Gefäß, dass nicht durch Vererbung mit Magie gefüllt wurde, noch viel reiner als jene, die es von Mutter und Vater bekamen? Hat sich die Magie nicht selbst ihr Gefäß gesucht? Reinheit ist alles, und das werde ich mir zum obersten Geleitspruch machen. Doch mein lieber Freund beschränke es nicht auf das Blut!“

 

Je öfter Draco den Inhalt las, desto erstaunlicher fand er ihn. Alles worauf seine Familienwerte aufgebaut waren, war falsch. Ein Nachfolge von Armand musste seine Idee völlig verdreht haben! Draco legte den Brief zurück in die Kladde und wollte sich auf die Suche machen, ab wann der Leitspruch eine veränderte Bedeutung bekommen hatte. Doch dann stockte er und ihm fiel noch etwas auf: „So schaffen sie Träume und Welten“. Ob Armand auch von den Welten wusste, in denen Hermine und er im Traum wandelten? Scheinbar hatte der Drang in seiner Familiengeschichte zu suchen doch tatsächlich zu einer Spur geführt.

Neu motiviert in zweifacher Hinsicht griff Draco erneut Kladde um Kladde heraus. Und im ersten fall wurde er auch sehr zügig fündig. Das hatte er auch erwartet, da die verkorksten Werte seiner Familie so festgefahren waren, dass sie lange zurück liegen mussten. Er fand eine Abschrift einer Strafandrohung der Internationalen Vereinigung für Zauberer. Darin wurde Nicholas Malfoy vorgeworfen unzählige Muggel unter dem Deckmantel der Pest getötet zu haben. Das passte dann doch schon eher zum Bild seiner Familie.

Draco suchte weiter, doch langsam überkam ich die Müdigkeit. Er hatte begriffen, dass hier unten nur die Familiengeschichte gelagert war, aber keine Romane oder Fachbücher aus den jeweiligen Jahrhunderten. Er beschloss sich zunächst auszuruhen und dann im oberen Bereich der Bibliothek weiter nach einer Lösung des Problems zu suchen. Beflügelt von seiner Arbeit machte er sich auf in sein Zimmer. Doch mit jedem Schritt wurde ihm bewusst, was „ausruhen“ bedeutete. Nachdenklich schaute er auf seine Hand. Der Zauber hielt an. Die Linien waren immer noch sichtbar. Da hatte sein Weglaufen ja viel gebracht, wenn er nun wieder auf sie treffen würde. Dazu hatte er aber nicht die Kraft. Er rief nach einem Hauselfen und fragte nach einem Traumlostrank. Der Hauself nickte eifrig. „Wir haben welche?“, fragte Draco verwundert. „Oh ja, Mister Malfoy! Ihre Eltern benötigen sie jeden Abend.“ Und damit verschwand er und kehrte kurz darauf mit dem gewünschten zurück. Noch mehr Rätsel, doch dazu hatte Draco jetzt keine Lust mehr. Zuerst musste er schlafen. Dann kümmerte er sich um seine Familiengeheimnisse.

Aussprache

Als Hermine die Augen aufschlug, musste sie sich zunächst orientieren. Verwirrt sah sie von links nach rechts, bis sie wusste, dass die roten Vorhänge zu ihrem Himmelbett gehörten. Sie hatte lange geschlafen, das spürte sie. Sie fühlte sich erholter, auch wenn ihr Körper noch schmerzte von der… hektisch schüttelte sie den Kopf. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Als sie die Zelle betrat, wusste sie um die Gefahr. Sie hatte das in Kauf genommen und nun war verdammt noch mal keine Zeit in Selbstmitleid zu suhlen! Eine kleine Stimme im Hinterkopf ermahnte sie, dass es sehr wohl wichtig war, das Ganze aufzuarbeiten, aber sie ignorierte es und sprang fast schon aus dem Bett. Eine ganz blöde Idee, wie sie am Brennen zwischen ihren Beinen merkte. Ihr entfleuchte ein kurzes Keuchen bevor sie sich ins Bad aufmachte. Vor dem großen Spiegel machte sie eine Bestandsaufnahme und besah sich jeden Zentimeter genau. Es könnte schlimmer sein. Draco hatte Gott sei Dank schnell die Kontrolle über seinen Körper wiedererlangt. Ein paar blaue Flecke am Oberarm, ihre Wange schimmerte in einem verdächtigen Blauton und das Brennen zwischen ihren Schenkeln. Sie war doch noch ganz gut davongekommen, oder? Wieder verbot sie der Stimme in ihrem Kopf sie darauf hinzuweisen, dass man bei einer Vergewaltigung nie gut wegkam und wusch sich gründlich. Sehr gründlich. Sie schrubbte, bis ihre Haut rosa glänzte und beinahe weh tat. Mit einem Seufzen legte sie den Schwamm weg, trocknete sich ab und zog sich an. Ihre Gedanken schwiegen dabei. Wie mechanisch spulte sie die einzelnen Schritte ab. Dann blickte sie noch mal in den Spiegel.

Ging es ihr gut? Wie sollte sie diese Frage nur beantworten? Körperlich würde sie das schon überstehen. Kaffee und Frühstück waren sicher auch keine schlechte Idee. Doch was sie wirklich brauchte, schnürte ihr die Kehle zu. Sie brauchte Draco. Sie wollte vergessen und diese Erinnerungen ersetzen. Doch Draco war so aus ihrer Zelle geflüchtet, dass sie nicht darauf hoffte, Trost in seinen Armen zu finden. Seufzend schritt sie die Treppe hinunter zum Gemeinschaftsraum.
 

Als sie Harry und Ginny dort sitzen mit besorgtem Blick sitzen sah, ahnte sie schon, dass die nächste Hiobsbotschaft ins Haus stand. Und sie konnte sich nur einen Umstand vorstellen, der die zwei sie hier abpassen ließ. „Er ist weg, hab‘ ich Recht?“, fragte sie mit heiserer Stimme. Beide senkten mechanisch den Blick, bevor Harry nickte. „Woher...?“, setze er an, doch Hermine schüttelte den Kopf. „So wie er gestern…gegangen ist, ist das die logische Konsequenz.“ Sie versteckte sich hinter der Logik, doch sie spürte das Schluchzen, das sich ihre Kehle hinauf kämpfte, zu spät. Auch wenn sie es geahnt hatte, dass er sie verlassen würde, so tat die Wahrheit doch weh. Tränen stürzten aus ihren Augen und sie begann unkontrolliert zu zittern. Anders als ihre verstandesbasierte Bestandsaufnahme nach Voldemorts Missbrauch, reagierte sie nun ganz und gar nicht verstandesbasiert. Während sie in die Knie sank, spürte sie schon Ginnys und Harrys warme Hände auf ihrem Rücken. Harry murmelte ein beruhigendes „Sschhh“ an ihrem Ohr und Ginny flüsterte unentwegt „Ach Hermine!“. Von außen betrachtet mussten sie ein jämmerliches Bild abgeben, wie sie mitten im Gemeinschaftsraum hockten und Hermine sich die Augen aus dem Kopf heulte. Doch eines musste sie sich eingestehen: Es tat gut. Sie weinte über ihre Zeit in der Anstalt, ihre Hilflosigkeit, ihre Angst in den Träumen, sie weinte über ihre Unsicherheit Draco gegenüber und ihre Angst ihn ganz zu verlieren. Und sie weinte über den Schmerz der Demütigung. Dafür schwieg die ermahnende Stimme in ihrem Kopf und schien gutmütig zu nicken und zu sagen „Lass es raus“. Und das tat sie.
 

Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie da auf dem Boden hockten, doch irgendwann versiegten ihre Tränen, sie schluchzte noch einige Male, bevor sie tief einatmete. Dann herrschte Stille im Raum.
 

Sie wollte gerade etwas sagen, als plötzlich Rons Stimme die Stille durchbrach: „Was ist denn hier los?“

Alle drei ruckten zu ihm herum. Und alle drei sahen Ron beinahe panisch an. In den ganzen Geschehnissen der letzten Tage und Stunden hatten sie Ron außen vorgelassen. Harry wollte sich nicht einmischen in die verkorkste Beziehungskiste, Ginny ignorierte ihren Bruder sowieso meist und Hermine hatte die Konfrontation gescheut. Was sollte sie ihm sagen? Er würde ausrasten, denn nun sah es doch so aus, als ob er immer Recht gehabt hatte. Es gab nur einen einzigen Ausweg. Sie musste Ron die ganze Wahrheit erzählen. Und damit auch Ginny und Harry. Und auch wenn sie gerade eigentlich nicht die Kraft für eine weitere Auseinandersetzung hatte, erhob sie sich mühsam und wies auf die Sessel am Kamin. „Ich denke, ich schulde dir seit langer Zeit eine angemessene Erklärung. Und euch auch.“

Und mit diesen einleitenden Worten setzten sie sich und lauschten Hermines Geschichte. Sie erzählte alles. Von den beginnenden Alpträumen, warum sie Dracos Namen rief, Nacht für Nacht. Ron wollte sie unterbrechen, doch bevor Hermine ihm Einhalt gebieten konnte, tat Harry das für sie. Dafür war sie sehr dankbar, denn sie las in Rons Blick Entschuldigungen wie „Hätte ich das gewusst, hätte ich dich nie verlassen“. Durch Harrys Hilfe erzählte sie einfach weiter und weiter. Und an Rons Ausdruck konnte man ablesen, dass er nun froh war, eben nichts gesagt zu haben. Sein Blick wurde düsterer. Harry und Ginny hielten den Blick gesenkt, da sie nun den Verlauf der Geschichte ja kannten. Das bekam auch Ron mit und ließ sich nicht mehr aufhalten: „Ihr habt das gewusst? Und mir nichts gesagt? Dass sie mit diesem…“, bevor er ein passendes Schimpfwort fand, unterbrach Ginny ihn: „Und was hätte das gebracht? Du hättest doch das Ziel aus den Augen verloren! Dir wäre es nie um Voldemort gegangen! Du hättest nur versucht zu verhindern, dass Draco und Hermine sich verlieben!“, polterte sie los und sprang dabei aus dem Sessel. Ron öffnete den Mund, um etwas zu sagen, dann schloss er ihn wieder und senkte betreten den Blick. „Ausgerechnet er?“, nuschelte er noch und sah Harry nach Unterstützung suchend an. Dieser zuckte nur mit den Schultern. Kapitulierend seufzte Ron auf und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
 

Hermine hatte dazu geschwiegen und einfach abgewartet. Nach dieser Unterbrechung erzählte sie den Rest. Ron wurde rot. Er mehrmals auf, rutschte in seinem Sessel hin und her und konnte sich scheinbar nicht entscheiden, ob er nun vor Wut explodieren sollte oder nicht. Hermine sah betreten ins Feuer. Für ihn war Draco der Schuldige. Ron konnte das nicht so einfach auseinanderhalten wie Hermine. „Ich bringe ihn um!“, hörte sie ihn schließlich gepresst keuchen. „Mach dir nicht die Mühe, er ist schon tot!“, warf Ginny ihm sarkastisch an den Kopf. Aus dem Augenwinkel sah Hermine, wie Ron die Lippen aufeinanderpresste und schwieg. Sie kannte ihn einfach zu gut. Wäre Draco noch ihm Schloss, wäre Ron sofort zu ihm gestürmt und hätte versucht ihn zu verprügeln oder zu verhexen. „Und was machen wir jetzt?“, setzte Ginny nach, um endlich ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Hermine holte tief Luft, doch bevor sie sagen konnte, was sie dringend tun musste, hörte sie Harry vom Gespräch mit Dumbledore erzählen.

„Ein Anker?“, überlegte Hermine. Mit diesem neuen Wissen müsste doch in der Bibliothek etwas zu finden sein. Sie teilte ihre Überlegungen und alle nickten. Harry warf noch eine zweite Idee ein: „Als Dumbledore mich auf die Suche nach den Horkruxen vorbereitete, zeigte er mir Erinnerungen von Tom Riddle. Ich werde McGonagall fragen, ob sie mir noch mal Zugriff auf diese Erinnerungen gewährt, oder besser uns“, er sah Hermine direkt an, „Vielleicht sehen wir etwas darin, was dieser Anker sein könnte“, erklärte er seine Idee. Hermine nickte. Das klang doch alles sehr gut, aber zuvor musste sie dringend noch etwas erledigen.
 

„Vorher“, sagte sie bestimmt, „muss ich mit Draco reden!“

Aufbruch

„Also gut, dann gehen wir jetzt zu McGonagall!“, sagte Harry und erhob sich. Hermine sah ihn verdutzt an. „Hast du mir zugehört?“, fragte sie und ihre Stimme klang dabei schon leicht gereizt. Zu viel hatte sie in der letzten Zeit erlebt, als dass sie nun noch Harrys Bestimmerei ertragen konnte. „Ja, habe ich“, antwortete dieser gelassen, „aber meinst du nicht, McGonagall sollte wissen, wo du hin bist und es absegnen? Bevor einer von uns heute noch getötet wird oder schlimmer, rausgeworfen?“ Er zwinkerte ihr zu. Hermines Wut verpuffte bei diesem Running Gag. Sie stand auf, knuffte ihn in die Seite und folgte ihm zum Portraitloch. „Du hast Recht.“

Auf dem Weg quer durchs Schloss schwiegen sie. Vereinzelt kamen ihnen andere Schülerinnen und Schüler entgegen auf dem Weg zum Frühstück. Hermines Magen brummelte laut. Sie musste dringend etwas essen. Aber zuerst die Pflicht und so stapften sie weiter die Treppen hinaus und Gänge entlang, bis sie vor dem Wasserspeier standen. Harry sprach das Passwort und sie gingen hinauf. Professor McGonagall war Gott sei dank noch nicht im Unterricht und konnte sie direkt empfangen. Harry und Hermine waren allein gegangen und Ron mit Ginny schon zum Frühstück aufgebrochen.

Die Professorin begrüßte sie stirnrunzelnd: „Guten Morgen, was führt Sie denn erneut zu mir?“ Eine neue Katastrophe ahnend lag ihre Stirn bereits in Sorgenfalten. Harry winkte lässig ab: „Eher die Idee zu einem Plan. Wir würden gern in den Erinnerungen von Voldemort nach dem Anker suchen. Und außerdem muss Hermine das Schloss verlassen und benötigt dazu ihre Erlaubnis.“ Das Gesicht der Professorin wandte sich überrascht Hermine zu: „Sie sind sich bewusst, dass ich die Vorwürfe des St. Mungos nur solange ignorieren und sie vor dessen Zugriff beschützen kann, solange sie in meiner Obhut sind?“ „Ja, Professor, das weiß ich.“ Hermine nahm sich innerlich vor, dass das das nächste sein musste, was geklärt wurde. Es war ihr immer noch ein Rätsel, warum sie als gemeingefährlich eingestuft worden war. Sie erklärte der Professorin kurz, warum sie das Schloss verlassen musste. „Grundgütiger! Einfach disapperiert!“ Unruhig ging die Schulleiterin auf und ab. Sie schien mit sich und ihrer Autorität zu hadern. Schließlich schüttelte sie den Kopf, wie um einen lästigen Gedanken zu vertreiben: „Gehen Sie nur, Miss Granger. Und Mr. Potter, natürlich erhalten Sie vollen Zugriff auf die Phiolen. Ich werde Sie ihnen bereitstellen und einen Raum herrichten lassen, damit sie ihre Nachforschungen anstellen können.“

„Danke, Professor!“

Nachdem sie das Büro der Schulleiterin verlassen hatten, machten sich Harry und Hermine auf den Weg zur Großen Halle, um endlich etwas zu essen. Als sie dort eintrafen, fanden sie Ginny heftig diskutierend mit Ron vor, vor ihnen zwei große Gläser Kürbissaft und ein halb gegessenes Frühstück.

„Du hast sie nicht mehr alle!“, hörten sie Ginny zetern, als sie näherkamen, „mit deiner Einstellung bist du keinen Deut besser als Malfoy früher!“ „Und wenn schon, sie hat doch was besseres verdient!“, kam seine lahme Antwort. „Dich etwa?“, setze Ginny sarkastisch nach. Bevor Ron noch etwas äußern konnte, ging Hermine dazwischen: „Aufhören!“, sagte sie ruhig, aber bestimmt. „Es ist schön, dass ihr euch so um mein Liebesleben bemüht, aber meine Entscheidungen gehen weder dich noch dich etwas an!“ Abwechselnd sah sie die beiden Weasleys an. Beide griffen verlegen nach ihrem Saft und tranken in großen Schlucken. Sie konnten doch nicht verleugnen, Geschwister zu sein.

Das Frühstück verlief ab da ohne weitere Zankerei. Anschließend gingen alle zurück in den Turm und Hermine machte sich zurecht für ihren Besuch bei den Malfoys. Das Frühstück, was sie so bitter nötig gehabt hatte, lag nun schwer in ihrer Magengrube. In ein paar Stunden würde sie erneut vor dem Manor stehen. Aber um mit Draco zu reden, musste sie nun auch diese Hürde in Kauf nehmen. Langsam strich sie mit der Bürste durch ihre Haare und versuchte mal wieder mehr schlecht als Recht ihre Locken zu bändigen. Schließlich gab sie schulterzuckend auf und schlüpfte in eine Jeans, ein schwarzes Top und in einen dunkelroten Cardigan. Sie überprüfte den Inhalt ihrer Perlenhandtasche mit dem unaufspührbaren Ausdehnungszauber, nickte zufrieden und hängte sich die Tasche um. Draußen hatte der Herbst mittlerweile kräftig die Oberhand über den ersterbenden Sommer gewonnen, sodass sie einen dicken Parker und warme Boots wählte, bevor sie aufbrach. Bei ihrem Weg durch den Gemeinschaftsraum nickte sie allen noch mal zu. Harry begleitete sie bis nach draußen vor das Schlosstor. Bei dem großen Tor sah Hermine nachdenklich zu den Ebern hinauf. Würde sie Erfolg haben? Oder würde sie nicht mal bis zu Draco kommen? Seine Eltern werden ihr wahrscheinlich nicht einfach so die Tür öffnen und sie zum Tee bitten. „Du schaffst das schon“, fand Harry die richtigen Worte zu ihren Gedanken. „Ich muss wohl“, murmelte sie zur Antwort. „Hey! Sieh mich an!“ Harry drehte sie liebevoll zu sich und zwang sie ihm in die Augen zu sehen, „Wer, wenn nicht du, sollte das schaffen? Malfoy ist nur etwas verwirrt, wenn er dich sieht, wird alles gut!“ Hermines Kehle war staubtrocken. Ob es so einfach werden würde? Schwach nickte sie. Harry zog sie in eine freundschaftliche Umarmung und raunte: „Wenn du bis morgen zum Frühstück nicht wieder da bist, kommt die Kavallerie!“ Sie nickte erneut, löste sich von ihm und ging durch das Tor. Sie spürte die Barriere, seufzte noch einmal tief und disapparierte zum Malfoy Manor.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben!
Nach etlichen Dramoine-FFs, die ich gelesen habe (und hier möchte ich die Autoren schlange7, Zobel und IvoryRadioStar dringend empfehlen bei fanfiction.de), versuche ich mich nun auch endlich an meinem LL-Pairing aus HP. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

natürlich musste nun mal geklärt werden, warum Ron und Harry nicht ebenso wie Draco daran interessiert sind, wo Hermine ist.
Eigentlich sollte der Antrag von Harry ganz anders verlaufen, aber irgendwie hat das Kapitel am Ende ein Eigenleben entwickelt und da die zwei ja nicht Protagonisten sind, fand ich es eigentlich ganz gut so :)
Ich hoffe , euch gefällt dieser stumme Antrag ebenso wie mir. Denn sind wir mal ehrlich, ist Harry doch nie Fan vieler Worte :-D

Lg
DarkAzura Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Spannend, spannend, spannend.
Wie hat Voldemort überlebt? Hat er das überhaupt? Oder was ist das für eine bizarre Welt, in die Hermine Nacht für Nacht stürzt?
Die Idee mit den mehreren Welten sit entlehtn aus einer Serie. The Magicians.
Ich weiß noch nicht, ob ich die Serie gut finde oder nicht, aber ich werde sie auf jedenfall zu Ende sehen. Kennt ihr die Serie? Wie findet ihr sie?
Und vor allem: Gefällt euch die bisherige Entwicklung?
Auf einen erneuten Auftritt von Draco müsst ihr euch noch gedulden.
Immerhin wollen wir doch wissen, wie Hermine auf seine Antwort reagiert.

Lg
DarkAzura Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Das Leben funkt manchmal echt dazwischen. Aber ich werde hier nicht abbrechen! Dazu bin ich schon zu weit :) Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  MissTurner
2021-01-12T17:40:10+00:00 12.01.2021 18:40
Tolle Story und sehr angenehmer schreibstill. Ich hoffe du schreibst weiter :)
Von: KatieBell
2020-08-18T20:15:10+00:00 18.08.2020 22:15
Hi =)
Ich hab deine Geschichte schon ein bisschen länger in der Favoritenliste und war erstaunt, dass ein neues Kapitel kam.
Da dachte ich mir, ich hinterlasse dir ein paar nette Worte :3

Du hast einen sehr angenehmen Schreibstil und verpackst die Gedanken der Charaktere sehr detailgetreu, so dass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Das gefällt mir denke ich, am meisten :D

Schön, dass du dich aufgerafft hast und nach zwei Jahren hier dran weiterschreibst.
Hoffe bis bald!

Lg Katie :3
Antwort von:  DarkAzura
19.08.2020 19:43
Danke für dein Kommi! Ja, in den letzten beiden Jahren war viel los. Ich war schwanger (der Weg dahin nicht besonders einfach) und dann war das Baby da. Und da meine Süße Maus seeehr viel in großer Lautstärke erzählt, war es nicht so einfach :-D
Doch nun wird langsam aber sicher alles besser und ich finde die Zeit weiter zu arbeiten. Es steckt so viel Herzblut in der Story, ich mag sie selber sehr und sie wird fertig. Wann? Keine Ahnung, aber ich schreibe weiter :)
Von:  Salada
2018-04-08T19:38:22+00:00 08.04.2018 21:38
Super interessant :)
Das Draco ne Träne verdrückt sieht ihm zum einen ähnlich, zum anderen wirkt er irgendwie wieder wie der kleine Schüler, der er mal war xD
Freue mich schon auf mehr :)
LG Salada
Von:  Salada
2018-03-18T19:05:26+00:00 18.03.2018 20:05
wow was für ein Kapitel

das ging alles irgendwie...so schnell da kam man schon fast nicht hinterher aber gleichzeitig zeigte das auch die Spannung dahinter...

Freue mich schon auf mehr :)
Antwort von:  DarkAzura
19.03.2018 19:25
Ich wollte nicht zu sehr ins Detail gehen. Es ist ja immer noch Draco Körper, den wollte ich nicht verhunzen. Aber gut, dass es dir gefallen hat. Ich mag ja eigentlich schon etwas schmutzigere Geschichten, aber ein bisschen Niveau darf noch drin sein.
Von:  Seoko
2018-03-17T01:44:30+00:00 17.03.2018 02:44
Hallo ☺ erstmal großes Kompliment an dich und deinen Schreibstil. Gefällt mir ausgesprochen gut! Ich bin eher durch Zufall auf die Ff gestoßen und fand die kurze Beschreibung interessant! Gut gemacht.

Ich find es wirklich toll wie du den Charakteren treu geblieben bist und dass Dumbledore so elegant und sehr nach zu vollziehen eingebaut wurde! Die Lösung mit dem Ausbau der ZwischenWelt ist genial! Auch dass du Harry und Ginny nicht außen vor lässt finde ich sehr gut. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Bin gespannt ob voldemort jetzt erfolgreich verdrängt ist oder zum nächsten Schlag ausholen wird 😊 freue mich auf jeden Fall sehr auf ein neues Kapitel und hoffe dass die beiden doch zueinander finden
Antwort von:  DarkAzura
19.03.2018 19:24
Danke danke danke, sowas ist sehr schön zu hören! Manchmal bin ich selber gespannt, wie es weitergeht. Das Ende war es jedenfalls noch nicht, so viel sei verraten!
Von:  Lipadeju
2018-03-12T10:33:40+00:00 12.03.2018 11:33
Schön das es wieder weiter geht 😊 ich bin gespannt auf das nächste Kapitel 😍
Antwort von:  DarkAzura
19.03.2018 19:23
Schön, dass du dabei bist! Ich versuche heute noch was zu Papier zu bringen. Diese Woche kommt auf jeden Fall ein neues Kapitel!
Von:  Roter_Panda
2017-09-04T11:38:11+00:00 04.09.2017 13:38
> „Verdammt, Granger! Ich sollte eigentlich traumlos schlafen! Was hast du getan?“
Ahahaha, ich musste so lachen. Armer Draco - kann er nicht EIN Mal in Ruhe und traumlos schlafen?! :D Genial!

Ich finde es cool, wie du hier eine Möglichkeit gefunden hast, Voldemort wieder stärker werden zu lassen. Bin gespannt, wie das so weiter geht!
Antwort von:  DarkAzura
08.03.2018 17:57
Ja manche Stellen sind mir erstaunlich witzig gelungen :-D Im neuen Kapitel sind auch ein paar Stellen drin, an denen ich selber lachen musst :-D Danke für deine Rückmeldung!!!
Von:  Roter_Panda
2017-09-04T11:19:24+00:00 04.09.2017 13:19
Huch... schlussendlich war das aber plötzlich ganz einfach... :D

Aber süß von Hermine mit dem "So ein Quatsch!" ^^ Aber welchen alten Muggelbrauch hatte sie gemeint? Vielleicht diese Vorhängeschlossgeschichte, die man mittlerweile überall sieht?
Antwort von:  DarkAzura
05.09.2017 15:34
Ja genau! Den Brauch hatte ich im Kopf. Danke fürs Kommi!
Von:  Roter_Panda
2017-09-04T10:52:40+00:00 04.09.2017 12:52
Aaaah, wie schön, wie schön, wie schön! So ganz und gar nicht kitschig oder ähnliches, sondern einfach nur schön *__*

Im ersten Moment hatte ich gelesen "Heftige Tränen erfordern heftige Maßnahmen" :D Ich fand das so spitze xD
Von:  Roter_Panda
2017-09-04T10:33:44+00:00 04.09.2017 12:33
So, jetzt muss ich endlich einen Kommentar da lassen - die vorherigen Kapitel hab ich regelrecht verschlungen und es war einfach keine Zeit, was zu schreiben, weil ich unbedingt wissen wollte wie es weitergeht.
Du hast einen sehr angenehmen Schreibstil und ich bin erfreut, eine Fanfiction lesen zu können, ohne ständig über Rechtschreib- und Grammatikfehler zu stolpern (Als Deutschlehrerin tut es mir auf Animexx leider viel zu häufig in der Seele weh - da können die inhaltlichen Ideen noch so gut sein...). Es macht wirklich Spaß, deine FF zu lesen, weil der Stil sehr ansprechend und der Inhalt wirklich packend ist!!

Genial, wie du diese verschlüsselten Nachrichten gestaltest - da muss man erstmal drauf kommen! Super auch, dass Draco mit Koordinaten nichts anfangen können. Woher auch?! ^^'
Schade, dass Hermines Jungs nicht auf das gleiche gestoßen sind wie Draco. Hermine würde zu ihnen jetzt sagen: "Jungs, Lesen täte euch ganz gut." :D

Ich bin gespannt, wie es weiter geht! Vielleicht blättere ich die Tage auch nochmal zurück und lass ein paar Gedanken zu den vorherigen Kapiteln da. Wie auch immer: ich bleib auf jeden Fall dran! Danke für diese wirklich gute FF!
Antwort von:  DarkAzura
05.09.2017 15:36
Wow! Danke für das ausführliche Kommi! Wie witzig! Ich bin auch Deutschlehrerin!


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